02.02.2014 Aufrufe

BQN Arbeitspapier 12

BQN Arbeitspapier 12

BQN Arbeitspapier 12

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aspekte der ökonomischen und sozialen Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region<br />

Diese Ausrichtung der Konzerne auf die Konzentration auf die Kerngeschäftsfelder sowie die damit<br />

verbundene Konsequenz, zahlreiche Geschäftsfelder und Zweige zu verkaufen oder zu schließen,<br />

brachte und bringt die Standortkommunen und -regionen in immer größere wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten. Bei jeder Krise bzw. Umstrukturierung dieser Konzerne wird die Abhängigkeit der<br />

Städte von „ihren“ Großunternehmen immer wieder schlagartig deutlich. (ebd.)<br />

Dabei führt die Konzentration auf das Kerngeschäft bei den Konzernen teilweise schon zu oligopolistischen<br />

Preiskontrollen des Marktes. Hier lohnt sich sicherlich ein genauerer Blick auf die<br />

Geschäftsgebaren der Energie-/Strom- und Stahlkonzerne. Folgende Verhaltensweisen lassen bei<br />

einigen Konzernen zwecks Steigerung der Shareholder-Renditen beobachten:<br />

Im ersten Schritt bildet der Konzern eine Holding, um anschließend einzelne selbstständige<br />

Geschäftsbereiche zu errichten. Im zweiten Schritt erfolgt die Aufspaltung der Kernkompetenzen<br />

in einzelne Aktiengesellschaften, um einen Gründergewinn zu realisieren. Anschließend wird das<br />

„Fusionskarussel“ beschleunigt. Im dritten Schritt erfolgt dann die Aufspaltung bzw. Zerschlagung<br />

von (defizitären) Unternehmen, um „feindliche Übernahmen“ zu verhindern. Übrig bleibt ein<br />

schlanker Konzern, welcher trotz Umsatzsteigerung und überdurchschnittlicher Gewinne „mit<br />

großem Bedauern mitteilen muss, dass leider bundesweit noch einige tausend Arbeitsplätze sozialverträglich<br />

abgebaut werden müssen“! Die sklerotischen Milieus der Konzernfürsten als gut<br />

organisierte Verhinderungsallianzen praktizieren ungehindert durch die regionale Kommunalpolitik<br />

marktradikale Lösungen und verlagern ohne erkennbaren politischen Widerstand damit Ausgaben<br />

in Richtung Sozialversicherung und kommunale Sozialausgaben. (ebd.)<br />

Die politischen Parteien betreiben gleichzeitig eine Inzuchtdiskussion, wie auch die Wirtschaftswissenschaften<br />

und die Kirchen. Sie diskutieren alle Möglichkeiten innerhalb des derzeitigen ökonomischen<br />

Systems, das aber als solches falsch ist. Deswegen kommt man zu keinem positiven<br />

Ergebnis. In der Praxis sind Hiobsbotschaften vom Arbeitsmarkt Siegesmeldungen an der Börse:<br />

ein ziemlich perverses System, das von den Neoliberalen auch noch beklatscht wird. Die soziale<br />

Marktwirtschaft kannte aber den geordneten Wettbewerb. Wir haben in der Weltwirtschaft keine<br />

Ordnung mehr, sie ist vielmehr eine Welt der Anarchie. Es gibt keine Gesetze, keine Regeln, keine<br />

sozialen Übereinkünfte. (...)Man muss erkennen, dass der pure Kapitalismus genauso falsch ist wie<br />

der Kommunismus. (H. Geißler)<br />

Wo bleiben aber die Wettbewerbsregeln und sozialen und ökologischen Standards - zumindest in<br />

der EU? Lohndumping ist doch nicht die Lösung der Probleme. Große Konzerne wie E.on oder<br />

Telekom machen Milliarden Gewinne, treiben die Kapitalrendite nach oben. Und anstatt in<br />

Forschung, Innovation und neue Technologien zu investieren, werden Zehntausende Menschen entlassen<br />

und dem so verachteten Sozialstaat buchstäblich vor die Tür gekippt. Ist das in Ordnung?<br />

Genauso indiskutabel ist, dass Hedgefonds, wie etwa die Texas Pacific Company, eine kerngesunde<br />

Firma wie Grohe hoch spekulativ mit Krediten aufkaufen, mehr als tausend Mitarbeiter feuert<br />

und die Firma im Ganzen oder in Teilen mit Gewinn wiederverkaufen kann. Das ist nicht zu akzeptieren.<br />

(ebd.)<br />

Wirtschaft und Kapital sind ein Teil der Res publica und haben den Menschen zu dienen und nicht<br />

sie zu beherrschen. Warum sollen etwa Spekulanten, Fondsvertreter, die nur in Quartalsabschnitten<br />

denken und innerhalb von drei Monaten nur Rendite erzielen wollen und am<br />

Unternehmen selber überhaupt kein Interesse haben, auf der Aktionärsversammlung ein<br />

Stimmrecht haben? Es geht um das langfristige Interesse, dass der Betrieb auch in fünf Jahren<br />

noch etwas wert ist. Das hat der Spekulant nicht. Die politischen Parteien befinden sich im<br />

Schlepptau eines von den wirtschaftswissenschaftlichen Instituten angeführten Meinungskartells.<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!