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BQN Arbeitspapier 12

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Aspekte der ökonomischen und sozialen Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region<br />

Die nach- bzw. postindustrielle Gesellschaft wird geprägt sein von einer Dualisierung bzw.<br />

Polarisierung der Lebenslagen, die sich mit der Durchsetzung der Dienstleistungsökonomie ergibt.<br />

Offen ist bisher noch, welche Form diese Polarisierung annehmen wird. Dafür gibt es im Grundsatz<br />

zwei Alternativen: einerseits die Möglichkeit, dass sich die Tätigkeiten nach Qualifikation und<br />

Verdienst innerhalb der Beschäftigten polarisieren (Amerikanisches Modell). Andererseits die<br />

Möglichkeit, dass die Spaltung zwischen Arbeitsplatzbesitzern und Arbeitslosen zunimmt, sich also<br />

die Polarisierung zwischen dem Segmenten der Beschäftigten und dem Segment der dauerhaft<br />

Arbeitslosen herausbildet. Gegenwärtig dominiert in Deutschland die Tendenz zu einer Spaltung<br />

zwischen „drinnen“ und „draußen“. Der Sockel von Dauerarbeitslosigkeit wird mit jedem<br />

Konjunkturzyklus größer. Wirtschaftliches Wachstum zieht nicht mehr automatisch ein Wachstum<br />

von Arbeitsplätzen nach sich. Gering qualifizierte Arbeitskräfte und Ausländer verlieren ihre<br />

Beschäftigungsverhältnisse. Es wächst nicht nur die Arbeitslosigkeit, auch nehmen unsichere/temporäre/schlecht<br />

bezahlte/ungeschützte Anstellungen in der Dienstleistungökonomie zu. Jede neue<br />

Rezession schafft mehr Probleme, als der folgende Aufschwung lösen kann. (ebd.)<br />

Bei der Erwerbstätigkeit ist also entweder mit einer wachsenden Spaltung innerhalb des<br />

Arbeitsmarktes zu rechnen. Oder mit einer tiefen Spaltung zwischen denen, die einen Arbeitsplatz<br />

besitzen, und denen, die ganz ausgegrenzt sind oder nur ab und zu einen befristeten Job für<br />

Aushilfstätigkeiten finden. Kombiniert man diese Perspektiven mit der absehbaren demographischen<br />

Entwicklung, dann kann vorhergesagt werden, dass sich das Segment aus Un- und<br />

Unterbeschäftigten v.a. aus Migranten rekrutieren wird. Denn die meisten Zuwanderer, selbst wenn<br />

sie nach den Kriterien ihres Heimatlandes hoch qualifiziert sind, gelten auf dem Arbeitsmarkt in<br />

Deutschland im Regelfall als unqualifizierte Arbeitskräfte. Sie kommen also überwiegend für jenen<br />

Teil des Arbeitsmarktes in Betracht, der gegenwärtig schrumpft, wenn nicht durch eine straffe<br />

Deregulierung die Voraussetzungen für eine Expansion des „Dienstboten-Segments“ geschaffen<br />

werden. Analog dem „Beschäftigungswunder“ in den USA, wo ethnische Minderheiten überwiegend<br />

in dem am schlechtesten bezahlten persönlichen Dienstleistungen eine Erwerbsmöglichkeit finden.<br />

Mit dem demographischen und ökonomischen Wandel kommen zentrale soziale Parameter der bisherigen<br />

Stadtentwicklung ins Rutschen. (ebd.)<br />

Das ist eine Situation, in der sozialräumliche Stabilität wichtig wäre, um diesen Wandel irgendwie<br />

zu verarbeiten. Aber die Entwicklungen im Bereich der Wohnraumversorgung tragen zu einer weiteren<br />

„Verflüssigung“ der Stadtstruktur bei. (ebd.)<br />

Die sozialen Orte, die überwiegend von Migranten bewohnt werden, lassen sich prinzipiell nach drei<br />

Dimensionen benennen:<br />

• sozialräumlich: Ballungsräume mit hohem Migrantenanteil, genauer formuliert in spezifischen<br />

Wohnquartieren, die als weniger attraktiv gelten. Beispielsweise innenstadtnahe<br />

ehemalige Arbeiterquartiere, Schlichtwohnungen der fünfziger Jahre und Großsiedlungen der<br />

siebziger und achtziger Jahre;<br />

• soziostrukturell: untere soziale Schichten, beruflich dem gewerblich-produzierenden Sektor<br />

zugehörig, Un- und Angelernte, Arbeitslose;<br />

• generationsspezifisch: Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Konkurrenz auf dem<br />

engen Ausbildungs-, Arbeits- und Wohnungsmarkt (J.S. Dangschat)<br />

Exemplarisch passt dazu die veröffentlichte Pressemeldung (WAZ am 11.05.2004) der sieben großen<br />

Wohnungsunternehmen, die sich darauf verständigt haben, ihren Wohnungsbestand im<br />

Ruhrgebiet umfassend zu modernisieren. Ziel: die Wohnviertel sollen wieder aufgewertet werden.<br />

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