02.02.2014 Aufrufe

BQN Arbeitspapier 12

BQN Arbeitspapier 12

BQN Arbeitspapier 12

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Aspekte der ökonomischen und sozialen Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region<br />

Wir brauchen eine neue Aufklärung. Es kann doch nicht richtig sein, dass Unternehmen aus<br />

Geldgier wie früher die Sklavenschiffe mit Mann, Frau und Kind verkauft werden. Gott sei Dank gibt<br />

es noch einen Bundesgerichtshof, der das erkennt. Es gibt keinen Fortschritt ohne den Wettbewerb<br />

der Ideen und Argumente. Wo alle dasselbe denken, wird nicht viel gedacht, und die Eskalation<br />

nach unten beginnt: konform, uniform, chloroform. (ebd.)<br />

Auf der Systemebene überfordert (damit die) ökonomische Globalisierung die auf den Nationalstaat<br />

zugeschnittenen Regulierungssysteme. Sozialstrukturell wirkt sich dieses Regulationsdefizit, die<br />

Konkurrenz der Standortstaaten, auf die Beschäftigten weltmarktorientierter Unternehmen und<br />

Branchen aus. In dem Maße, wie es transnationalen Unternehmen gelingt, sich von „nationalen“<br />

Volkswirtschaften abzukoppeln, droht eine Spaltung der Beschäftigten in eine Schicht von primär<br />

mit Problemlösungs-, -identifizierungs- und strategischen Vermittlungstätigkeiten befassten „Globalisierunggewinner“<br />

auf der einen und der Masse von im transnationalen Wettbewerb „abgehängten<br />

Routinearbeitern“ und „kundenbezogenen Dienstleistern“ auf der anderen Seite. (K. Dörre)<br />

Dass aus ökonomischer Modernisierung (zusätzlich) erwachsende Spannungen (vielleicht) in eine<br />

Ethnisierung des Sozialen umschlagen können, hat einen zusätzlichen Grund: Ebenfalls als Folge<br />

ökonomischer Globalisierung entstehen neue Wanderungsbewegungen, deren Spitze nun die industriellen<br />

Zentren erreicht. Bleibt die bewusste Transformation der betroffenen Staaten in<br />

Einwanderungsgesellschaften mit entsprechenden Regularien aus, wächst die Gefahr einer<br />

Ethnisierung sozialer Konflikte. Formell integrierte soziale Gruppen übersetzen eigenen<br />

Leidensdruck dann in Ab- und Ausgrenzung von Fremdem; kulturelle und ethnische Differenzen<br />

werden zu absoluten Unterschieden überhöht und für Ressourcenkämpfe instrumentalisiert. (ebd.)<br />

In Arbeitsplätze umgerechnet bedeutet das: Von heute 39.000 Bergleuten der Deutschen<br />

Steinkohle AG (DSK) müssen in diesem Jahr noch mehr als 2 000 das Unternehmen verlassen. Und<br />

20<strong>12</strong> wird die DSK nur noch 26.000 Bergleute beschäftigen können. Also ein Verlust von 13.000<br />

Arbeitsplätzen in 7 Jahren. Wer immer noch nicht den Ernst der Lage und die Fremdbestimmtheit<br />

des Ruhrgebiets verstanden hat, sollte sich folgenden Artikel von Wolfgang Reuter verinnerlichen,<br />

welcher sich am 07.03.2005 im Spiegel mit dem Thema „Industriepolitik“ beschäftigt hat. In<br />

Auszügen wiedergegeben wird berichtet:<br />

Das geplante Geschäft läuft auf eine komplette Neuordnung der deutschen Kohlepolitik hinaus,<br />

die in den Schlagzeilen bislang vor allem dann auftaucht, wenn es um leidige<br />

Subventionierungen und noch qualvolleren Arbeitsplatzabbau geht. Die Kernpunkte des kühnen<br />

Plans, an dem Müller seit einem Jahr tüftelt: Der RAG-Chef will die Aktienpakete seines<br />

Konzerns von den derzeitigen Anteilseignern für je einen symbolischen Euro zurückkaufen und<br />

das Unternehmen im Mai 2006 an die Börse bringen.<br />

Der Erlös - gerechnet wird mit fünf bis sechs Milliarden Euro - soll komplett dem Bund übertragen<br />

werden. Im Gegenzug aber müsste die öffentliche Hand die Pensionsansprüche und<br />

Haftungsverpflichtungen aus dem Steinkohlebergbau übernehmen. Es geht um insgesamt sieben<br />

Milliarden, die nach und nach über viele Jahrzehnte fällig werden und heute einem<br />

Barwert von vier Milliarden Euro entsprechen.<br />

Kohle zu Cash? Das Geheimprojekt unter dem Codenamen „Alpha“ scheint für eine Menge<br />

Gewinner zu sorgen: Eichel bekäme auf einen Schlag viel Geld in die Kasse – wenn auch<br />

schwer abwägbare künftige Risiken. Die Großaktionäre hätten das missliebige Kohlegeschäft<br />

endlich aus den eigenen Bilanzen gekehrt. Und die RAG wäre von der Last der Vergangenheit<br />

befreit. Der Deal würde der Börse in Frankfurt zudem einen neuen Koloss im Deutschen<br />

Aktienindex Dax bescheren.<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!