BQN Arbeitspapier 12
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Aspekte der ökonomischen und sozialen Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region<br />
Daher wird von den Protagonisten dieses Gedankengutes immer häufiger empfohlen, sich politisch<br />
und wissenschaftlich arbeitsteilig so zu spezialisieren, dass man auf jedem Gebiet an der „Spitze<br />
der Bewegung“ mitdiskutieren und kreative bzw. innovative Beiträge einbringen kann. Es gibt allerdings<br />
auch intelligentere Meinungen in der Debatte, die sich ausdrücklich gegen eine radikale<br />
Zurückhaltung in wichtigen gesellschaftspolitischen Bereichen wenden. (ebd.)<br />
Die Probleme (der Emscher-Lippe-Region) ergaben sich somit durch eine komplexe Kombination<br />
von mehreren Auswirkungen: Die historisch bedingte Grundstoff- und Investitionsgüterindustrie<br />
führte zu einer allgemeinen Überproduktionskrise, die den sektoralen Strukturwandel beschleunigte.<br />
In den Verliererbranchen ergab sich damit ein schneller Arbeitsplatzabbau. (ebd.) Aufgrund der<br />
allgemeinen Wachstumsschwäche ergibt sich nur ein langfristig veränderbarer Branchenmix mit<br />
dem Trend, etwas despektierlich ausgedrückt, zur Discounter- und Dönerisierung der Region.<br />
In den so genannten Zukunftsbranchen werden insgesamt unzureichend neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen. Dies liegt zum Teil daran, dass große Teile der wissenschaftsbasierten Industriezweige<br />
und produktionsorientierten Dienstleistungen sich in anderen Teilen Deutschlands angesiedelt und<br />
entwickelt haben. Exemplarisch sind die Branchen wie z.B. Luft- und Raumfahrt, Rüstungsindustrie,<br />
Schlüsselbereiche des Fahrzeugbaus und der Elektrotechnik nebst Finanzdienstleistungen<br />
zu benennen. Das schlechte Image des Ruhrgebietes in der bundesdeutschen Wirtschaft<br />
resultiert aus der Tatsache, dass tendenziell überall gleiche Strukturen (ubiquitäre Infrastrukturen)<br />
wahrgenommen werden. (ebd.)<br />
Ökologische Altlasten und teils vom (sozialen) Zusammenbruch bedrohte Stadt(teil)zentren kommen<br />
erschwerend hinzu. Managementfehler und Innovationsschwäche in den Montankonzernen<br />
führten z.B. durch die „externen Wachstumsstrategien“ quasi automatisch dazu, dass durch den<br />
Zukauf von Unternehmen in fremden Regionen die eigene Region vernachlässigt wurde. Als Hauptgründe<br />
für diese Fehlentwicklungen in den Montankonzernen können folgende Faktoren identifiziert<br />
werden: Aufgrund fehlender Finanzkraft und unzureichender F&E-Potenziale ergab sich eine zu<br />
geringe Marktmacht in neuen Wachstumsfeldern, die einen Überlebenskampf auslösten. (ebd.)<br />
Ziel war letztlich die Verhinderung von Überkapazitäten, Überakkumulation und Überproduktion<br />
von (Fremd-)Kapitalanhäufung. Das Management-Dilemmata in den Konzernen bestand vornehmlich<br />
darin, Prozess- und Organisationsrationalisierung nebst Restrukturierungsgeschäft vor der<br />
notwendigen Marktbearbeitung, Markterschließung und Leistungsergänzung betreiben zu müssen.<br />
Hinzu kam die defizitäre gesellschaftliche Steuerung der Regionalentwicklung aufgrund politischer<br />
Durchdringung mit einhergehender kaum vorhandener Investitionslenkung über die Tochtergesellschaften<br />
der Montankonzerne. Auch die geringe Innovationsintensität der Unternehmen hat ihre<br />
Gründe: Die unterschiedlichen Forschungsintensitäten der Industriezweige waren mit ihren<br />
Höchstwerten nicht in dieser Region vertreten. (ebd.)<br />
Zu den offensiven Elementen der regionalen Strukturpolitik gehörte die Förderung leistungsfähiger<br />
Unternehmensstrukturen in der Montanindustrie mit der Billigung und Unterstützung von Fusionen,<br />
Firmenübernahmen und Standortrationalisierung nebst Belegschaftsabbau zwecks Produktivitätssteigerung.<br />
Dazu gehörte auch das Aufbrechen der monopolistischen Bodensperre, um Neuansiedlungen<br />
von Firmen zu ermöglichen. (ebd.)<br />
Ergänzt wurden diese Aktivitäten durch eine umfassende Bildungspolitik, die z.B. in der Gründung<br />
von 5 Universitäten/Gesamthochschulen mündete. Zusätzlich wurde der Ausbau der allgemein<br />
bildenden und beruflichen Schulen sowie Fachhochschulen plus der Erwachsenenbildung vorangetrieben.<br />
Dazu kam der umfassende Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur (Verkehrs-<br />
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