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BQN Arbeitspapier 12

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Aspekte der ökonomischen und sozialen Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region<br />

systeme, S- u. Stadtbahn). (ebd.)<br />

Um die Verbesserung der Umweltsituation herbeizuführen, wurde zunächst die „Politik der hohen<br />

Schornsteine“ (End-of-Pipe-Technologien wie Rauchgasentschwefelung und -entstickung) betrieben,<br />

um später doch auf Vermeidungs- und Einsparungskonzepte umzusteigen. Hier ist tatsächlich<br />

viel Geld durch den sprichwörtlichen Schornstein gegangen. (ebd.)<br />

Bezugnehmend auf die weiter oben genannten Diskussionsgegenstände für mögliche Lösungen für<br />

unsere Region stehen sich dabei zwei politisch-ökonisch Denkansätze (unversöhnlich) gegenüber,<br />

die hier stark vereinfacht als „Neoliberal“ und „Keynes-Massenkaufkraft-Ansatz“ dargestellt werden.<br />

Der Autor wird kurz beide Positionen gröblichst vereinfacht erläutern und aus seiner Sicht auf<br />

ihre jeweiligen theoretischen politisch-ökonomischen Denkfehler von Rechts und Links aufmerksam<br />

machen:<br />

Wenden wir uns zunächst dem etwas komplexeren neoklassisch bis neoliberalen Denkansatz à la<br />

Milton Friedman (Nobelpreis der Ökonomie 1976) zu. Von den Thesen von Friedman abgeleitet wird<br />

heute überwiegend von konservativ-liberaler Seite die Auffassung vertreten, dass der<br />

Staatsinterventionismus nebst der damit verbundenen Subventionsmentalität die Regionalkrise<br />

verursacht bzw. zumindest mit verursacht hat. Ohne Kohlesubventionen und gut ausgestatteter<br />

Sozialpläne wäre die Entwicklung in der Region günstiger verlaufen, da die Marktkräfte stärker ihre<br />

immanenten Ausgleichstendenzen hätten entfalten können. Des Weiteren wären die Löhne gesunken,<br />

daher wäre mehr Kapital von außen angelockt worden. Insgesamt hätte es so mehr<br />

Arbeitsplätze gegeben. Der theoretische Defekt dieser These besteht darin, dass ohne defensive<br />

Maßnahmen die Gefahr einer „kumulativen“ Krisenverschärfung bestanden hätte. (ebd.)<br />

Begründung: Wegen der noch stärkeren ökonomischen Schwächung der Region und der damit verbundenen<br />

höheren Arbeitslosigkeit wäre die Binnennachfrage noch geringer, als es heutzutage der<br />

Fall ist. Eine enorme zusätzliche Beeinträchtigung der Entwicklung eines starken Sektors haushaltsorientierter<br />

Dienstleistungen, des Handwerks und der Bauwirtschaft wäre die Folge gewesen.<br />

L'éclat, c'est moi: Regionalpolitiker und -ökonomen sind sich meist dieses kumulativen handlungsdefizitären<br />

Kriseneffekts nicht bewusst. Ergo: Eine Sanierung nur des metropolitanen Kerns unserer<br />

Innenstädte reicht nicht aus! (ebd.)<br />

Vielleicht sollten sie; wie es der Redakteur Wolfgang Uchatius in einem Artikel ausführt (DIE ZEIT<br />

vom 05.01.06), auf einen ihrer amerikanischen Kollegen hören: den Nobelpreisträger Robert<br />

Solow. Der forderte schon vor fünfzehn Jahren, die Wirtschaftswissenschaftler müssten endlich<br />

ihren Horizont erweitern. Er drückte es so aus: »Arbeiter sind keine Artischocken.« Also: Die deutschen<br />

Ökonomen haben sich verrannt. Der Lohn ist alles andere als ein normaler Preis.<br />

Weiter führt W. Uchatius etwas provokant aus: Arbeiter sind nicht anders als Artischocken. Oder<br />

Autos. Oder Brötchen. Sie sind eine Ware. Auch sie unterliegen den Marktkräften. Auch für sie gilt<br />

das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Jeder Politiker, jeder Gewerkschafter, der sich dieser unangenehmen<br />

Wahrheit verschließt, ist mit schuld am größten Problem der Bundesrepublik<br />

Deutschland: der Arbeitslosigkeit. So oder so ähnlich argumentiert die Mehrzahl der deutschen<br />

Wirtschaftswissenschaftler. Klingt ja auch logisch: Wenn es auf dem Gemüsemarkt zu viele<br />

Artischocken gibt, muss der Preis sinken, dann verschwindet das Überangebot. Wenn auf dem<br />

Arbeitsmarkt ein Überangebot besteht, muss der Lohn sinken. Dann verschwindet die<br />

Arbeitslosigkeit. (ebd.)<br />

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