Schleswig-Holstein im demographischen Wandel - Landesverband ...
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Wirtschaftsstruktur<br />
Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen<br />
wird sich verändern und die Wirtschaftsstruktur<br />
der Kommunen stark beeinflussen.<br />
Gerade in den Bereichen Gesundheit und<br />
Tourismus werden Güter und Dienstleistungen<br />
von der wachsenden Anzahl älterer Menschen<br />
verstärkt nachgefragt. Des Weiteren werden<br />
die Freizeitbranche und auch kulturelle Einrichtungen<br />
profitieren. Grundsätzlich bestehen<br />
hierfür in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bereits günstige<br />
Ausgangsbedingungen.<br />
Für die Ausrichtung der regionalen Wirtschaft<br />
auf das wachsende Nachfrage- bzw. Kundenpotenzial<br />
der Seniorinnen und Senioren<br />
ist die zukünftige Einkommensstruktur dieser<br />
Gruppe von großer Bedeutung. Während die<br />
über 60-Jährigen heute noch eine vergleichsweise<br />
wohlhabende Bevölkerungsschicht<br />
darstellen, werden diese langfristig unter<br />
anderem durch die Entwicklung der staatlichen<br />
Rentenzahlungen so wie der Arbeitsmarktreformen<br />
(Hartz IV) über weniger Einkommen<br />
verfügen. Dies dämpft die Nachfrageentwicklung.<br />
Davon sind insbesondere<br />
binnenmarktorientierte Branchen betroffen,<br />
weil die entsprechenden Unternehmen<br />
nur eingeschränkt auf internationale Märkte<br />
ausweichen können. Exportorientierte Unternehmen<br />
hingegen werden von demographisch<br />
bedingten Nachfrageänderungen<br />
wenig beeinflusst.<br />
Handlungsoptionen<br />
Es ist davon auszugehen, dass sich der interkommunale<br />
Standortwettbewerb verschärfen<br />
wird. Kommunen werden nicht nur verstärkt<br />
um die Ansiedlung von Unternehmen konkurrieren,<br />
sondern auch als Wohnstandort<br />
<strong>im</strong> Wettbewerb stehen. Es gilt, durch eine<br />
hohe Lebensqualität und gute Arbeitsmarktchancen<br />
die Abwanderung insbesondere<br />
von Fachkräften zu verhindern und Anreize<br />
für Zuwanderung von außen zu setzen.<br />
Außerdem kann eine verbesserte Kinderund<br />
Familienfreundlichkeit der Kommunen<br />
dazu beitragen, die Geburtenrate langfristig<br />
anzuheben. Folgende Bereiche sind bei<br />
der Steigerung der Standortattraktivität von<br />
besonderer Bedeutung:<br />
Familienförderung<br />
Zur verbesserten Ausschöpfung des vorhandenen<br />
Erwerbspersonenpotenzials in den<br />
Kommunen kommt der Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie eine zentrale Bedeutung<br />
zu. Dazu gehören insbesondere eine flexible,<br />
bedarfsgerechte Kinderbetreuung, Ganztagsunterricht<br />
und familienfreundliche Beschäftigungsverhältnisse<br />
(zum Beispiel Telearbeit<br />
und flexible Arbeitszeitmodelle).<br />
Bildung und lebenslanges Lernen<br />
Die berufsbegleitende Qualifizierung älterer<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird<br />
angesichts des Fachkräftemangels <strong>im</strong>mer<br />
wichtiger. Kommunen können hier über die<br />
Angebote der Volkshochschulen eine aktive<br />
Rolle übernehmen. Die Volkshochschulen in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> haben damit begonnen,<br />
ihre Arbeit in diesem Bereich auszubauen.<br />
Kommunen können außerdem Ansätze zur<br />
Förderung des lebenslangen Lernens durch<br />
die Unterstützung von Netzwerken mit Unternehmen<br />
und Bildungseinrichtungen fördern.<br />
Dabei kann eine regionale Spezialisierung<br />
des Bildungsangebots zu einer vorteilhaften<br />
Abgrenzung zu anderen Regionen führen.<br />
Bürgerschaftliches Engagement beispielsweise<br />
von Rentnerinnen und Rentnern kann<br />
be<strong>im</strong> Aufbau von Bildungs-Netzwerken verstärkt<br />
genutzt werden.<br />
Wirtschaftsstruktur<br />
Kommunen können Unternehmen <strong>im</strong> Strukturwandel<br />
unterstützen, der sich aus den<br />
Nachfrageänderungen in Folge der Verschiebung<br />
der Altersstruktur ergibt. Ein Ansatz ist<br />
die Positionierung als Standort für Branchen,<br />
die vom <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> besonders<br />
profitieren, beispielsweise Medizintechnik,<br />
Gesundheitstourismus, Pflege- sowie Dienstleistungsbereich.<br />
Allgemein kann die Entwicklung<br />
von (Branchen-) Clustern in enger Zusammenarbeit<br />
mit ansässigen Unternehmen<br />
angestrebt und gegebenenfalls durch Public-<br />
Private-Partnerships (PPP) finanziert werden.<br />
Die Landesregierung hat hier, beispielsweise<br />
<strong>im</strong> Bereich neue Medien/Informationstechnologie,<br />
Initiativen gestartet, an die angeknüpft<br />
werden kann. PPP ermöglichen neue Finanzierungsmodelle,<br />
bei denen bislang öffentliche<br />
Aufgaben in Zusammenarbeit von Kommunen<br />
mit Unternehmen finanziert werden. Auch<br />
hier können Ansätze interkommunaler Kooperationen<br />
die Wirkung kommunaler Aktivitäten<br />
entscheidend erhöhen.<br />
Zusätzlich kommt der Förderung des Tourismus<br />
eine entscheidende Rolle bei der<br />
Stärkung der lokalen Wirtschaftsstruktur zu.<br />
Reisen und die Nutzung von Wellness-Angeboten<br />
stößt gerade auch bei älteren Menschen<br />
auf ein wachsendes Interesse. Daher zählt<br />
der Tourismus insbesondere vor dem Hintergrund<br />
der <strong>demographischen</strong> Entwicklung<br />
zu den Wachstumsbranchen, für die <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
durch seine naturräumlichen<br />
Gegebenheiten über große Potenziale verfügt.<br />
Gleichzeitig erscheint für Gemeinden an der<br />
Nord- und Ostseeküste die Positionierung als<br />
Altersruhesitz sinnvoll.<br />
Integration<br />
Der Zuzug von Migrantinnen und Migranten<br />
ist künftig wichtig, um den Rückgang des<br />
Erwerbspersonenpotenzials zu verlangsamen.<br />
Dabei geht es darum, die Integration dieser<br />
Personengruppe zu verbessern, beispielsweise<br />
indem die Bildungsbeteiligung ausländischer<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />
erhöht und ihnen damit der Zugang zum<br />
Arbeitsmarkt erleichtert wird. Dies ist zugleich<br />
eine wichtige Voraussetzung für soziale<br />
Integration. Erfolgreiche Integration setzt<br />
nicht nur eine entsprechende Bereitschaft<br />
bei Migrantinnen und Migranten voraus,<br />
sondern auch die Aufnahmebereitschaft<br />
der Mitmenschen in den Kommunen vor Ort.<br />
Hier bietet sich viel Gestaltungsspielraum<br />
für Städte und Gemeinden <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
kommunalen Integrationspolitik. Zur Unterstützung<br />
dieser Ansätze hat das Innenministerium<br />
des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> die<br />
Migrationssozialberatung weiterentwickelt.<br />
Bei allen Maßnahmen zur Beeinflussung des<br />
<strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s ist zur Vermeidung<br />
einer ruinösen Konkurrenz zwischen den Städten<br />
und Gemeinden eine interkommunale Abst<strong>im</strong>mung<br />
dringend geboten. Dies gilt insbesondere<br />
für die Ausweisung besonders günstiger<br />
Baugebiete zur Beeinflussung von Wanderungsbewegungen.<br />
Angesichts stagnierender<br />
bzw. sinkender Bevölkerungszahlen kann dies<br />
zu erhöhten Kosten durch nicht ausgelastete<br />
Baugebiete führen. Interkommunale Kooperationen<br />
können hierbei zu einem kostengünstigeren<br />
Angebot führen, das besser auf den<br />
tatsächlichen Bedarf abgest<strong>im</strong>mt ist.<br />
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