Schleswig-Holstein im demographischen Wandel - Landesverband ...
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Altenpflege<br />
Angesichts des Wunsches vieler Seniorinnen<br />
und Senioren, <strong>im</strong> gewohnten Umfeld alt<br />
werden zu können, kommt der Entwicklung<br />
neuer Betreuungsmodelle und einer stärkeren<br />
Konzentration auf ambulante Betreuungsformen<br />
eine entscheidende Bedeutung zu.<br />
Daher müssen alternative Konzepte betreuten<br />
Wohnens, wie sie bereits von vielen Kommunen<br />
erfolgreich umgesetzt werden, gestärkt<br />
und weiter entwickelt werden.<br />
Außerdem muss beachtet werden, dass<br />
der Bedarf an altersgerechter sozialer Infrastruktur<br />
ab dem Jahr 2030 langsam wieder<br />
absinken, aber weiterhin über dem jetzigen<br />
Niveau liegen wird. Dementsprechend sollten<br />
die Pflegestrukturen insgesamt ausgebaut<br />
werden, insbesondere aber durch ambulante<br />
Betreuungsformen, um die Flexibilität der<br />
Angebote sicherzustellen.<br />
Eine Alternative zur stationären Pflege stellt<br />
betreutes Wohnen dar. Vom altersgerechten<br />
Umbau der eigenen Wohnung mit ambulanter<br />
Pflege bis hin zu teilstationärer Betreuung in<br />
gemieteten oder auch erworbenen speziellen<br />
Seniorenwohnungen gibt es viele verschiedene<br />
Ausprägungen. Allen gemein ist der<br />
Wunsch und die Möglichkeit der betreuungsbedürftigen<br />
Personen innerhalb eines individuellen<br />
Rahmens ein weitgehend selbständiges<br />
und selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben zu führen.<br />
Eine alternative Wohnform, die ebenso <strong>im</strong>mer<br />
größeren Anklang findet, sind die so<br />
genannten „Alten-WGs“. Bei diesem Konzept<br />
teilen sich mehrere ältere Menschen,<br />
häufig mit ähnlichem Pflegebedarf, eine<br />
Wohnung. Die Gemeinschaft kann zur Unterhaltung<br />
sowie zur gemeinsamen Bewältigung<br />
des Alltags genutzt werden. Gleichzeitig wird<br />
die Wohngemeinschaft von professionellen<br />
Pflegern „mitbewohnt“, die bei der Organisation<br />
des Alltags unterstützend wirken. Dieser<br />
Ansatz ist insbesondere bei Demenzkranken<br />
vielversprechend.<br />
Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
Aufgrund der <strong>demographischen</strong> Entwicklungen<br />
besteht hier erst mittelfristig konkreter<br />
Handlungsbedarf. Bei Neuplanungen sollte<br />
allerdings stets der langfristige Bedarf genau<br />
analysiert werden. Auf kostspielige (Ersatz-)<br />
Investitionen sollte möglichst verzichtet<br />
werden, wenn künftig weniger Menschen<br />
diese finanzieren müssen. Weiterhin ist es<br />
wichtig, den Schwerpunkt der Infrastrukturplanung<br />
auf die nachhaltige Bestandsentwicklung<br />
zu setzen, das heißt bestehende Infrastruktur<br />
so weit wie möglich multifunktional<br />
zu planen. Zusätzlich entsteht durch die Alterung<br />
der Nutzerinnen und Nutzer Umbaubedarf,<br />
um die Einrichtungen barrierefrei nutzen<br />
zu können.<br />
Bei der Planung und dem Betrieb von Kulturund<br />
Freizeiteinrichtungen sollte auch bürgerschaftliches<br />
Engagement unterstützt und<br />
genutzt werden. Da die Anzahl so genannter<br />
„junger Alter“, also Menschen zwischen<br />
60 und 80 Jahren, in den nächsten Jahren<br />
deutlich zunehmen wird und diese Personen,<br />
<strong>im</strong> Gegensatz zu Gleichaltrigen früherer Jahre,<br />
noch körperlich fit und daher besser in der<br />
Lage sind, ihren Wunsch nach gesellschaftlicher<br />
Teilhabe zu verwirklichen, liegt hier ein<br />
großes Potenzial. Bürgerschaftliches Engagement<br />
kann helfen, die bestehenden Angebote<br />
zu sichern und qualitativ aufzuwerten.<br />
Für den Erhalt von Einrichtungen wie Sporthallen,<br />
Büchereien, Theater oder Museen<br />
können darüber hinaus auch interkommunale<br />
Kooperationen oder Public Private Partnerships<br />
sinnvoll und hilfreich sein.<br />
Beispiele und Projekte<br />
Die „Schule für alle“ auf Fehmarn<br />
Aufgrund stetig sinkender Schülerzahlen ist<br />
die Möglichkeit des „Inselabiturs“ langfristig<br />
nur über die Zusammenlegung der drei<br />
Schulformen möglich. Nach finnischem Vorbild<br />
möchte die Kommune die Schülerinnen und<br />
Schüler mindestens bis zur sechsten Klasse<br />
gemeinsam unterrichten lassen und durch den<br />
integrativen Unterricht die Fähigkeiten des<br />
Einzelnen besser fördern und letztlich mehr<br />
Schülerinnen und Schüler zum Abitur führen.<br />
Auch <strong>im</strong> Grund- und Vorschulbereich ist<br />
die Verbindung der bisherigen Formen eine<br />
gangbare Alternative zu Standortschließungen.<br />
Die Grenzen zwischen Kindergarten<br />
und Grundschule sollen abgeschafft werden.<br />
Eltern, Pädagogikstudierende und auch<br />
Arbeitslose sollen als Schulassistenten<br />
die Lehrer be<strong>im</strong> Unterricht unterstützen.<br />
www.stadtfehmarn.de<br />
Hausgemeinschaft für Demenzkranke<br />
in Rendsburg<br />
In der Hausgemeinschaft für Demenzkranke<br />
leben die zwölf Bewohner in eigenen kleinen<br />
Wohnungen betreut von einem Team<br />
aus sieben Fachkräften und zwei bis drei<br />
Zivildienstleistenden. Dies ist ein gelungener<br />
Mittelweg zwischen der Betreuung durch<br />
Angehörige und der Versorgung in stationären<br />
Pflegehe<strong>im</strong>en. Durch die gleichzeitige<br />
Betreuung der Seniorinnen und Senioren<br />
mit gleichem Krankheitsbild lässt sich der<br />
Pflegeaufwand für Demenzkranke in dieser<br />
Wohnform auf ein vertretbares Maß reduzieren<br />
und gleichzeitig die Selbstbest<strong>im</strong>mtheit<br />
der Betroffenen weitgehend aufrechterhalten.<br />
www.pflegelebensnah.de/12/ev.html<br />
In aller Kürze<br />
• Kindergärten und Schulen können<br />
künftig nicht ausgelastet sein<br />
• Kinder- und Familienfreundlichkeit<br />
kann durch qualitative Weiterentwicklung<br />
von Kindergärten und Schulen, zum Beispiel<br />
Ganztagsbetreuung, verbessert werden<br />
• Neue Schulformen können<br />
Standortschließungen vermeiden<br />
• Altenbetreuung muss ausgebaut werden<br />
• Ambulante Betreuung<br />
<strong>im</strong> Wohnumfeld wird <strong>im</strong>mer wichtiger<br />
• Betreuung in der Familie<br />
verliert an Bedeutung<br />
• Potenziale bürgerschaftlichen<br />
Engagements müssen genutzt werden<br />
Generationenübergreifende Wohnprojekte<br />
sind ebenfalls ein Ansatz, älteren Menschen<br />
möglichst lange ein selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben<br />
zu ermöglichen. Dies zeigt auch, dass bürgerschaftliches<br />
Engagement dazu beitragen<br />
kann, Engpässe abzufedern, die insbesondere<br />
auch aus dem Rückgang der familiären<br />
Pflege entstehen.<br />
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