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Schleswig-Holstein im demographischen Wandel - Landesverband ...

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3.2<br />

Soziale Infrastruktur<br />

Unter sozialer Infrastruktur werden in diesem<br />

Abschnitt folgende Bereiche einer Kommune<br />

näher betrachtet: Schulen und Kinderbetreuung,<br />

Altenbetreuung, Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />

(wie zum Beispiel Bibliotheken,<br />

Theater oder Schw<strong>im</strong>mbäder). Für die Planung<br />

oder mögliche Anpassung dieser Infrastruktur<br />

ist die Veränderung der Altersstruktur die zentrale<br />

Herausforderung. Dies führt mittelfristig<br />

bei Schulen und Kindergärten zu Unterauslastungen,<br />

während bei der Altenpflege ein<br />

Ausbaubedarf, insbesondere <strong>im</strong> ambulanten<br />

Bereich, besteht.<br />

Ausgangssituation<br />

Schulen und Kinderbetreuung<br />

Aufgrund der geringen Geburtenrate in<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ging bei leicht wachsender<br />

Gesamtbevölkerung die Anzahl der Kinder<br />

schon in den letzten Jahren spürbar zurück.<br />

So sank zum Beispiel die Zahl der Grundschüler<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> von 124.000<br />

<strong>im</strong> Schuljahr 1999/2000 auf 119.000 <strong>im</strong><br />

Jahr 2002/2003 (ca.-5%). Für die Kinder<br />

zwischen 3 und 6 Jahren wird ein noch<br />

stärkerer Rückgang von 87.000 Kindern <strong>im</strong><br />

Jahr 2000 auf knapp 81.000 Ende 2005<br />

prognostiziert (ca.-7%). Zwar verzeichnet<br />

die Sekundarstufe I derzeit noch steigende<br />

Schülerzahlen mit einem Wachstum von<br />

ca. 8% in den letzten fünf Jahren. Bei konstant<br />

niedriger Geburtenrate wird sich die<br />

geringe Anzahl an Kindern in den nächsten<br />

Jahren <strong>im</strong> Bevölkerungsaufbau jedoch fortsetzen,<br />

so dass in Zukunft auch mit deutlich<br />

kleineren Jahrgängen in älteren Altersklassen<br />

gerechnet werden muss.<br />

Allerdings liefern diese Angaben nur einen<br />

groben Hinweis auf die konkrete Situation<br />

in den Kommunen <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s,<br />

denn die Bevölkerungsentwicklung variiert<br />

erheblich zwischen den Kreisen, kreisfreien<br />

Städten und dem Hamburger Umland. Für<br />

die derzeit am stärksten schrumpfende<br />

Gruppe der bis 5-jährigen Kinder wird in<br />

den Städten für dieses Jahr, ausgehend<br />

vom Jahr 2000, ein Rückgang von 7,1%<br />

bis 9,8% prognostiziert. In den ländlichen<br />

Regionen liegt die gleiche Rückgangsprognose<br />

stets darüber (10% bis zu 15,9%).<br />

Schon heute stellt die Einhaltung der Mindestnutzerzahlen<br />

in Kindergärten und Schulen in<br />

einigen Regionen ein Problem dar. Ländliche<br />

Räume sind von dieser Entwicklung stärker<br />

betroffen. Ohne Berücksichtigung der Inseln<br />

unterschritten <strong>im</strong> Jahr 2002/2003 einige<br />

Haupt- und Realschulen und vereinzelt Gymnasien<br />

die Mindestschülerzahlen. Bei dieser<br />

Entwicklung der Schülerzahlen wird es für<br />

Gymnasien zunehmend schwierig, das breit<br />

gefächerte Kursangebot aufrecht zu erhalten.<br />

Altenpflege<br />

2004 war gut jeder vierte Einwohner in<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 60 Jahre oder älter.<br />

Fünf Jahre zuvor betrug dieser Anteil noch<br />

ca. 21%. Dabei blieb der Anteil der über<br />

70-Jährigen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> nahezu<br />

konstant, während der Anteil der 65- bis<br />

70-Jährigen <strong>im</strong> selben Zeitraum von 4,6% auf<br />

5,8% und der Anteil der 60 bis 65-Jährigen<br />

von 5,1% auf 7,5% gestiegen ist.<br />

Im Jahr 2001 haben in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

laut Pflegestatistik 77.055 Personen Leistungen<br />

der Pflegeversicherung empfangen.<br />

Der überwiegende Teil der Pflegebedürftigen,<br />

47.913 Personen bzw. 62% der Pflegebedürftigen,<br />

wurde zu Hause versorgt. 29.142<br />

Personen bzw. 38% wurden in stationären<br />

Einrichtungen betreut. Von den zu Hause<br />

versorgten Menschen erhielten 32.674<br />

Personen (42%) ausschließlich Pflegegeld,<br />

15.239 Personen (20%) wurden durch ambulante<br />

Pflegedienste versorgt.<br />

In der allgemeinen stationären Versorgung<br />

n<strong>im</strong>mt <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> gemessen am<br />

Bundesdurchschnitt mit einer effizienten Auslastung<br />

und einer günstigen Kostenstruktur<br />

einen Spitzenplatz ein. Die Pflegestatistik<br />

des Landes listet für das Jahr 2001 für die<br />

29.142 stationär betreuten Pflegebedürftige<br />

33.097 stationäre Pflegeplätze auf. Damit ist<br />

eine vollständige Versorgung <strong>im</strong> stationären<br />

Bereich vorhanden. Es dürften keine Wartezeiten<br />

für die Aufnahme in stationäre Einrichtungen<br />

bestehen. Dies kann jedoch in regionaler<br />

und qualitativer Hinsicht variieren.<br />

Kultur- und Freizeiteinrichtungen gehören<br />

überwiegend zu den freiwilligen Leistungen<br />

einer Kommune und stehen daher unter<br />

besonderem Konsolidierungsdruck. In den<br />

letzten Jahren sind vielfach kommunale<br />

Kultur- und Freizeiteinrichtungen in die Trägerschaft<br />

von Vereinen und anderen privaten<br />

Institutionen übergegangen. Gleichzeitig<br />

n<strong>im</strong>mt die Bedeutung von Sponsoring und<br />

ähnlichen Finazierungsformen zu. Aufgrund<br />

des lokal sehr unterschiedlichen Angebots<br />

lassen sich hier allerdings keine allgemeinen<br />

Aussagen treffen.<br />

Trends und Perspektiven<br />

Schulen und Kinderbetreuung<br />

Der derzeitige Trend des Rückgangs der<br />

Kinderzahlen <strong>im</strong> Schul- und Vorschulalter<br />

wird sich in Zukunft weiter fortsetzen. Denn<br />

bei gleich bleibender Geburtenrate wird die<br />

künftig schrumpfende Elterngeneration zu<br />

weiter sinkenden Kinderzahlen führen (demographischer<br />

Echoeffekt). Auch eine verstärkte<br />

Zuwanderung wird diesen Trend nicht entscheidend<br />

ändern können.<br />

Dementsprechend gehen alle Prognosen von<br />

einem weiteren Rückgang der Kinderzahlen<br />

<strong>im</strong> Vorschulalter aus. In zwei Dritteln der Kommunen<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s ist, ausgehend<br />

vom Jahr 2000, bis 2020 von einem Rückgang<br />

in dieser Altersgruppe von bis zu 20%<br />

auszugehen. Diese Entwicklung wird regional<br />

unterschiedlich verlaufen, wobei die ländlichen<br />

Regionen, aber teilweise auch das Hamburger<br />

Umland, überdurchschnittliche Rückgänge zu<br />

verkraften haben. Lediglich die Städte Kiel und<br />

Flensburg können bei dieser Altersgruppe bis<br />

2020 noch Zuwächse verzeichnen. Dies führt<br />

zunächst zur Unterauslastung von Kindergärten<br />

und Grundschulen, die letztendlich die<br />

weitere Existenz einzelner Einrichtungen in<br />

Frage stellen kann.<br />

Diese Entwicklung setzt sich mit einer gewissen<br />

Zeitverzögerung in den älteren Altersklassen<br />

und damit auch in anderen Schulformen<br />

fort. Jedoch ist nicht unbedingt davon<br />

auszugehen, dass die rückläufigen Schülerzahlen<br />

alle Schulformen der Sekundarstufe I<br />

gleichermaßen betreffen werden, besonders<br />

wenn der Trend hin zu Realschule und Gymnasium<br />

weiter fortbesteht. Da dieser Trend<br />

für die beiden Schulformen in der Vergangenheit<br />

zu steigenden Schülerzahlen geführt hat,<br />

kann der demographische <strong>Wandel</strong> in regional<br />

unterschiedlichem Ausmaß zunächst für<br />

eine kurzfristige Entlastung sorgen. Mittelfristig<br />

jedoch werden <strong>im</strong>mer mehr Schulen<br />

die vorgegebenen Mindestschülerzahlen<br />

unterschreiten. Dies zeigt, dass auch der<br />

Bestand der weiterführenden Schulen vereinzelt<br />

gefährdet sein kann.<br />

Zudem wird der Integrationsbedarf gerade<br />

<strong>im</strong> Bereich der kinder- und jugendorientierten<br />

Infrastruktur in den nächsten Jahren deutlich<br />

zunehmen, wenn die Zuwanderung aus dem<br />

Ausland sich weiter fortsetzt. Verstärkte Integrationsbemühungen<br />

sind insbesondere vor<br />

dem Hintergrund der unterdurchschnittlichen<br />

Bildungsbeteiligung von Migrantinnen und<br />

Migranten notwendig. Eine erfolgreiche Integration<br />

und ein hohes Bildungsniveau ausländischer<br />

Mitbürgerinnen und Mitbürger können<br />

zum Beispiel auch helfen, den zu erwartenden<br />

Fachkräftemangel zu begrenzen.<br />

Altenpflege<br />

Die Zahl der Seniorinnen und Senioren<br />

(60 Jahre und älter) wird noch bis zum Jahr<br />

2030 stark ansteigen und dann wieder sinken.<br />

Diese Entwicklung spiegelt auch der Altenquotient<br />

wieder, der sich ab dem Jahr 2030<br />

bei 77 Einwohner über 60 Jahre gegenüber<br />

100 Menschen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter<br />

einpendelt.<br />

Regional verläuft dieser Alterungsprozess sehr<br />

unterschiedlich. Die Kreise Segeberg, Pinneberg<br />

und Stormarn <strong>im</strong> Umland von Hamburg<br />

weisen bis 2020 besonders starke Alterungstendenzen<br />

auf, gleiches gilt für Ostholstein.<br />

Im Gegensatz dazu verzeichnen die kreisfreien<br />

Städte einen relativ geringen Anstieg des<br />

Anteils älterer Menschen, so dass dort Anpassungen<br />

der Pflegeinfrastruktur in geringerem<br />

Maße notwendig sein werden.<br />

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