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Brüglinger Mosaik 2009

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen, Merian Park AG, Jahresbericht 2008

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen, Merian Park AG, Jahresbericht 2008

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gerne vergessenes: die trittfluren der wege und plÄtze<br />

und überdauern ungünstige Zeiten mit ihren zahlreich erzeugten<br />

Samen. An ihren sonstigen Standorten, zum Beispiel in Spül säumen<br />

von Flüssen und Seen, wachsen sie grösser und höher aus.<br />

Allgemein bekannt ist der Breit­Wegerich (Platago<br />

major), dessen klebrige Samen jeden geeigneten Ort von weitem<br />

in nert kurzem erreichen, denn sie haften ausgezeichnet an Schuhsohlen,<br />

Radreifen und ähnlichen erstaunlichen Oberflächen. Seine<br />

Gesellschaft findet fast immer der Vogel­Knöterich (Polygonum<br />

avivulare). Genau besehen ist der Vogel­Knöterich eine Sammelart<br />

sehr wohl unterscheidbarer Kleinsippen, von denen einige ganz<br />

andere Standorte bewohnen: Getreideäcker, Gemüsefelder. In den<br />

Trittfluren wächst aber im Sommer und im Herbst der Gleichblättrige<br />

Vogel­Knöterich (Polygonum aequale), an trockeneren<br />

Stellen vertritt ihn oft der in allen Teilen feiner gebaute Kleine<br />

Vogel­Knöterich (Polygonum calcatum). Klein genug, in den Ritzen<br />

und Fugen der Pflästerung ein ziemlich unbehelligtes Leben zu<br />

führen, sind einige Moose, allen voran das Birnmoos (Bryum<br />

capillare) und das Silbermoos (Bryum argenteum). Auf den ersten<br />

Blick einem Moos ähnlich sieht das äusserst feinblättrige Niederliegende<br />

Mastkraut (Sagina procumben). Seine Blüten sind winzig<br />

und entbehren meist der Blumenblätter. Es mag uns einigermassen<br />

erstaunen, dass es den Nelken nahe verwandt ist. Mit dem Birnmoos<br />

zusammen leiht es seinen Namen der Gesellschaft: Die Birnmoos­Mastkraut­Trittflur<br />

(Bryo­Saginetum) siedelt in den Fugen<br />

der Pflästerungen. Zu ihren konstanten Mitgliedern gehören auch<br />

das Einjährige Rispengras oder Spitzgras (Poa annua) und die<br />

Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea), die ursprünglich aus<br />

dem nordöstlichen Asien stammt und in Mitteleuropa erst seit der<br />

Mitte des letzten Jahrhunderts nachgewiesen wird. Das Kleine<br />

Liebes gras (Eragrostis minor) erblüht in der zweiten Sommer hälfte.<br />

Wie der Kleine Vogel­Knöterich hält es sich an warme Tieflagen.<br />

Auch das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra) ist eine<br />

Trittpflanze wärmerer Gegenden. Im Botanischen Garten in Brüglingen<br />

finden wir es auf den gepflästerten Wegen des Arzneipflanzengartens<br />

vor der Orangerie. Da es dort aber als alte Heilpflanze<br />

im Beet angepflanzt wurde, liegt die Vermutung nahe, es habe seinen<br />

Weg nicht aus der Ferne gefunden sondern sei aus nächster<br />

Nähe verwildert.<br />

aus<br />

«die vegetation im botanischen garten in brÜglingen» »<br />

(herausgeber botanischer garten brÜglingen)<br />

von<br />

dr. michael zemp, biologe<br />

Bilder: Dr.Michael Zemp<br />

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