Barrierefrei Konzipieren und Gestalten: Leitfaden für Ausstellungen ...
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Vermittlung<br />
Betastbare Objekte, Modelle, Flachware<br />
Empfehlung:<br />
Multisensorische Zugänge anbieten heißt Objekte zum Anfassen anbieten.<br />
Deshalb sollen mindestens die zentralen Ausstellungsinhalte durch Objekte<br />
oder Modelle zum Anfassen vermittelt werden. Eine deutliche Kennzeichnung<br />
weist darauf hin, dass ein Objekt oder Modell zum Anfassen einlädt.<br />
Zu diesen Modellen <strong>und</strong> Objekten gibt es eine taktile Legende <strong>und</strong>/oder<br />
akustische Beschreibung durch einen Audioguide oder an einer Hörstation.<br />
Betastbare Flachware<br />
Es gibt verschiedene Verfahren, Bilder tastbar abzubilden (z. B. als Schwellkopie)<br />
oder taktile Bilder (z. B. als Flachrelief im Tiefziehverfahren) zu erstellen.<br />
Auch hier gilt es, die »Sehgewohnheiten« von blinden Menschen zu berücksichtigen.<br />
Eine perspektivische Darstellung erschließt sich <strong>für</strong> Blinde nicht, sehr<br />
körperhafte Darstellungen werden auf ihre Kontur reduziert <strong>und</strong> dadurch bis zur<br />
Unkenntlichkeit verfremdet. Hier wird besser mit Modellen, Zwischenschritten<br />
oder Schnitten gearbeitet.<br />
Betastbare Objekte<br />
• robuste Objekte als zum Anfassen geeignet kennzeichnen<br />
• empfindlichere Objekte zumindest <strong>für</strong> blinde Gäste zugänglich machen, z. B.<br />
mit Handschuhen, durch Vitrinen, die Blinde selbständig mit einem Schlüssel<br />
öffnen können (siehe Kapitel Raumplanung <strong>und</strong> Gestaltung), durch Unterstützung<br />
durch Besucherbetreuerinnen <strong>und</strong> Besucherbetreuer oder durch spezielle<br />
Führungen, so genannte Touch-tours oder Tastführungen<br />
Betastbare Modelle<br />
Allgemeine Fragen nach Herstellungstechnik, Material, Maßstab, Darstellungsart<br />
(Voll- oder Teilmodell, Relief, Funktionsmodell) etc. gelten auch <strong>für</strong> Tastmodelle.<br />
Da jedoch alle Elemente, die anhand eines solchen Modells vermittelt werden<br />
sollen, auch durch Tasten erfahrbar sein müssen, sind weitere Fragen relevant:<br />
• Ist eine detailgetreue Nachbildung robust genug, um betastet zu werden?<br />
• Können die Details <strong>und</strong> Spezifika im ausgewählten Maßstab überhaupt<br />
getastet werden?<br />
• Können die Details in der Verkleinerung verstanden werden oder sind sie<br />
verwirrend?<br />
• Kann das Material bzw. die Haptik des Originals durch Tasten erkannt werden?<br />
Tastbild »Riechschleimhaut«, Foto: blista<br />
Hinweis:<br />
Blinde erfassen Gegenstände nicht auf den ersten Blick. Sie setzen sie Stück<br />
<strong>für</strong> Stück zu einem Bild zusammen. Sehr große Objekte sind oft ungeeignet,<br />
weil das Charakteristische nicht erkannt werden kann (zum Beispiel die<br />
Wölbung einer Tragfläche). Als Alternative können verkleinerte Modelle<br />
angeboten werden. Umgekehrt gilt natürlich, dass Objekte auch zu klein<br />
sein können, um getastet zu werden (z. B. Relief einer Münze) <strong>und</strong> dann ein<br />
vergrößertes Modell angebracht ist. Speziell blindengerechte Modelle sind<br />
deshalb im Vergleich zum Original oft verändert, weil sie im Ganzen oder in<br />
Teilen vereinfacht oder verzerrt sind. Die Werkstatt Taktile Medien der Deutschen<br />
Blindenstudienanstalt (blista) stellt blindengerechte Modelle, Reliefs<br />
<strong>und</strong> Matrizen her <strong>und</strong> kann bei didaktischen Überlegungen beraten.<br />
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