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Weilberg, Stenzelberg und Petersberg - Kunstwanderungen

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So hatten wir am 4. September 1840 den <strong>Petersberg</strong>, eines der<br />

Häupter des Siebengebirges, bestiegen. Es begleitete uns nur<br />

Andreas Simons, jener in Johannas Hause aufgewachsene junge<br />

Mann, der zu ihr fast im Verhältnis eines jüngeren Bruders<br />

stand. Die Kunst liebende Besitzerin des Berges hat dessen<br />

einst rau umbüschten Scheitel durch ausgehauene Lichtungen<br />

w<strong>und</strong>erbar verschönert. Man schaut von dort jetzt im reizendsten<br />

Wechsel bald aufs lachende breite Rheintal, bald in die grünen<br />

Bachtäler des innersten Gebirges hinein. Auf einem dieser<br />

Plätzchen, wo man die prächtige Ruine der Abtei Heisterbach<br />

mit ihren spiegelnden Teichen in stillster Waldeinsamkeit erblickt,<br />

rasteten wir <strong>und</strong> verzehrten die mitgebrachten Vorräte<br />

<strong>und</strong> tranken Wein. Mir war ernst zu Sinne trotz dem schönen<br />

Tage; denn mitten in der Fülle des Schaffens sprach ich der<br />

Fre<strong>und</strong>in den Zweifel aus, der mich noch immer heimsuchte, ob<br />

ich Beruf zum Dichter habe <strong>und</strong> jemals die Herzen meines Volkes<br />

erobern werde. Die Sonne war gesunken, als wir den<br />

Rückweg antraten. Auf der halben Höhe des Berges sahen wir<br />

in weiter Ferne drunten einen Punkt aufglühen: Es war der Dom<br />

von Köln, der an diesem Tage prachtvoll erleuchtet wurde;<br />

denn der neue König mit seiner Gemahlin besuchte das Rheinland,<br />

das zu seinem Geist <strong>und</strong> Herzen so schwärmende Hoffnungen<br />

hegte, <strong>und</strong> Kölns Bürger gaben ihm jenes herrliche Fest,<br />

das den berühmten mittelaltrigen Festen der Reichsstadt nicht<br />

wich. Es war eine hoffnungsreiche <strong>und</strong> frohe St<strong>und</strong>e im Vaterlande,<br />

<strong>und</strong> wir feierten sie droben im einsamen nachtdunklen<br />

Wald herzlich mit. Am Rheine angelangt, bestiegen wir einen<br />

Kahn zur Überfahrt <strong>und</strong> trugen dem jungen Schiffer auf, uns<br />

etwas stromabwärts treiben zu lassen, um den Heimweg abzukürzen.<br />

Die Nacht war trüb <strong>und</strong> wolkig, der Strom leise bewegt;<br />

es ging auf 9 Uhr. Wir redeten fröhlich miteinander: Da erblickten<br />

wir, noch weit entfernt, über der dunklen Flut das<br />

Doppellicht eines uns entgegenkommenden Dampfers. Es war<br />

die Marianne, die von Köln die Nacht durch nach Koblenz<br />

ging. Ich befahl dem Schiffer, ans Land zu lenken, der aber,<br />

sorglos seiner Kenntnis des Kurses vertrauend, nur langsam gehorchte.<br />

Der Strom trieb uns rasch dem heranbrausenden<br />

Dampfer entgegen, dessen donnernder Radschlag in der stillen<br />

Nacht schon vernehmlich zu uns drang. Plötzlich wendete er,<br />

denn hier gehen die Boote, der benachbarten Kahnstation<br />

Plittersdorf sich zu nähern, regelmäßig mehr dem Ufer zu, <strong>und</strong><br />

so schoss er plötzlich mit furchtbarer Schnelligkeit haarscharf<br />

auf uns zu. Simons <strong>und</strong> ich sprangen von den Bänken auf; wir<br />

riefen laut: Ein Kahn, ein Kahn! - zu spät, die Spitze des Schiffes<br />

fasste mit furchtbarem Stoße unser Fahrzeug. Im selben Augenblick<br />

warf Johanna sich an meine Brust, der Stoß schleuderte<br />

uns zusammen in die Flut, ohne ein Wort, ohne einen Schrei<br />

sank sie mit mir in den kühlen Tod, glücklich, wenigsten im<br />

Sterben den Geliebten einmal umfasst zu haben.

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