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Alchemie - WordPress.com

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Die Materia Prima<br />

Die transzendente <strong>Alchemie</strong> geht – wie die Hermetik generell – davon aus, dass es eine Urmaterie<br />

gibt beziehungsweise am „Anfang der Welt“ gab, materia prima genannt. Der lateinische<br />

Begriff materia prima bedeutet wörtlich übersetzt Erste Materie. Für diese materia prima<br />

gibt es viele Synonyme; u.a. Universalsubstanz, Samen, Chaos.<br />

Durch Veränderungen der Form der Urmaterie ist aus dieser alles Materielle hervorgegangen<br />

und besteht somit aus dieser. In veränderter, gebundener Form ist die materia prima in allen<br />

Substanzen enthalten. Sie ist allerdings nach Auffassung der Alchemisten nicht mehr in freier<br />

ungebundener, unveränderter Form vorhanden, sondern muss erst wieder hergestellt werden.<br />

Die <strong>Alchemie</strong> des späten Mittelalters hat damit ein sehr modernes Gedankengut antizipiert,<br />

nämlich die Suche der zeitgenössischen Physik nach den Grundbausteinen der Materie. Das<br />

sind allerkleinste Teilchen, aus denen alle Materie besteht. Sie sollen beim Urknall „entstanden“<br />

sein und durch Veränderung ihrer Schwingungsmodi sollen sie die Vielfalt materieller<br />

Formen erzeugt haben, die wir heute kennen beziehungsweise aus der unsere materielle Welt<br />

besteht; in veränderter, gebundener Form ist also diese Form der materia prima in allen Substanzen<br />

enthalten. Und auch diese Ur-Teilchen – und ich nenne sie jetzt bewusst Urmaterie,<br />

auch wenn dieser Begriff in der Physik nicht sehr gebräuchlich ist – existieren nicht mehr in<br />

freier ungebundener, unveränderter Form, auch wenn alle Materie aus ihnen besteht, sondern<br />

eben lediglich in der veränderten Form, in der sie aneinander gebunden sind. Daher müssen<br />

sie erst wieder hergestellt werden, um sie analysieren und ihr Verhalten studieren zu können.<br />

Genau das geschieht derzeit am Kernforschungszentrum CERN, wo man versucht, mittels eines<br />

riesigen Teilchenbeschleunigers die Bedingungen herzustellen, die unmittelbar nach dem<br />

Urknall herrschten. Die Physiker hoffen, dass dabei auch kleine Mengen dieser Urmaterie<br />

entstehen.<br />

Die Überlegung der Alchemisten bestand nun darin, dass es zwar nicht möglich sei, ein Metall<br />

direkt in ein anderes Metall umzuwandeln, also zum Beispiel Gold auf direktem Wege aus<br />

Blei zu erzeugen, dass es aber machbar sein müsse, das Ausgangsmetall – oder etwas allgemeiner<br />

den Ausgangsstoff – in die Urmaterie zurückzuführen (rückzuverwandeln) und dann<br />

durch erneute Formveränderung einen neuen Stoff, eine neue Substanz, ein neues Metall, zu<br />

erzeugen.<br />

Der zeitgenössische Alchemist Lapidus schreibt dazu:<br />

<strong>Alchemie</strong> ist nicht die Kunst, Gold und Silber herzustellen oder auch wertvolle Steine, die<br />

durch denselben Prozess möglich sind, denn der Mensch kann nichts machen oder erschaffen,<br />

das ist Teil der Natur. Was der Mensch kann, ist, falls er das erforderliche Wissen besitzt,<br />

die Form der Dinge in eine andere Form zu bringen, aber nicht außerhalb ihrer Art,<br />

das ist eine andere Sache. 36<br />

Auch hier hat die <strong>Alchemie</strong> eine Kernaussage der modernen Physik und Chemie vorweggenommen,<br />

nämlich den Erhaltungssatz von Materie und Energie. Die Rückverwandlung einer<br />

Substanz in den Urstoff und die anschließende Bildung eines neuen Stoffes bedeutet nämlich,<br />

dass keine Substanz und keine Energie verloren gehen. Alles ist zwar einem ständigen Wan-<br />

36 Zitiert z.B. hier: http://www.gallery.lv/podkalne/de/refleksijas.htm<br />

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