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Probieren geht<br />
über studieren<br />
Dass <strong><strong>HD</strong>TV</strong> dem betagten PAL den Rang als TV-Standard abläuft,<br />
ist vor allem dort eine Binsenweisheit, wo man der Zeit immer<br />
ein wenig voraus ist: an den Universitäten. In Baden-Württemberg<br />
haben sich nun neun Hochschulen zusammengeschlossen,<br />
um einen gemeinsamen <strong>HD</strong>-Sender zu betreiben – und können<br />
sich vor Interessenten kaum retten.<br />
VON THOMAS MEYER<br />
Es war schon ein ziemlich lauter Paukenschlag,<br />
als der große Pay-TV-Anbieter<br />
Premiere einem viel kleineren Sender<br />
den Vortritt lassen musste. Als erster hochauflösender<br />
Kanal wurde nämlich nicht Premiere<br />
<strong>HD</strong>, sondern <strong>HD</strong> Hit in ein deutsches Kabelnetz<br />
eingespeist. Der Hochschul-TV-Sender der<br />
FH Karlsruhe und der Musikhochschule wurde<br />
ausschließlich in <strong><strong>HD</strong>TV</strong> an der Hochschule<br />
Karlsruhe Technik und Wirtschaft produziert<br />
und beschäftigte sich mit den Themenschwerpunkten<br />
Forschung und Wissenschaft. Die<br />
Beiträge stammten von den beiden Karlsruher<br />
Hochschulen, sowie vom Medienpark Mannheim,<br />
dem Gründerzentrum der Pop-Akademie<br />
Mannheim. Betrieben wurde der Sender<br />
von der Maxx Media Projects und unterstützt<br />
von Kabel Baden-Württemberg, in dessen modernisiertem<br />
Kabelnetz er auch zu sehen war.<br />
Daneben wurde <strong>HD</strong> Hit im IP-Standard frei ins<br />
Internet gestreamt.<br />
Eine Stufe höher<br />
Insofern war einiges zu erwarten, als Baden-<br />
Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger<br />
(CDU) es sich nehmen lassen wollte, den<br />
legitimen Nachfolger von <strong>HD</strong> Hit zu präsentieren.<br />
Bei <strong>HD</strong> Campus TV machen nicht mehr<br />
nur zwei, sondern neun Hochschulen aus dem<br />
Südwesten mit. Mit von der Partie sind jetzt<br />
auch die Hochschule Offenburg, die Albert-<br />
Ludwigs-Universität Freiburg, die Hochschule<br />
für öffentliche Verwaltung Kehl, die Hochschule<br />
Furtwangen, die Eberhard-Karls-Universität<br />
Tübingen, die Hochschule der Medien<br />
Stuttgart und die Ruprecht-Karls-Universität<br />
Heidelberg. „Damit übernehmen die beteiligten<br />
Hochschulen eine bundesweit zentrale<br />
Vorreiterrolle im Medienbereich – nicht nur in<br />
technischer Hinsicht“, so Oettinger mit sichtlichem<br />
Stolz. „Das Projekt zeigt, dass Innovation<br />
bei uns nicht nur gelehrt, sondern auch<br />
genutzt wird.“ Das Projekt wird von der Landeanstalt<br />
für Kommunikation (LfK) und der Medien-<br />
und Filmgesellschaft Baden-Württemberg<br />
(Mit freundlichen Grüßen) mit rund 200 000<br />
Euro gefördert. Getragen wird es jedoch von<br />
den Studierenden, die durch ihre Mitarbeit einen<br />
Schein oder, falls es sich um ausländische<br />
Gaststudierende handelt, „European Credit<br />
Transfer Points“ erhalten. „An jeder Hochschule<br />
sind zirka 30 bis 40 Studierende bei dem<br />
Projekt mit dabei“, so Prof. Jürgen Walter von<br />
der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft<br />
gegenüber <strong>HD</strong>+TV. „Dabei produzieren<br />
sie nicht nur Beiträge für <strong>HD</strong> Campus TV, sondern<br />
arbeiten auch mit externen Partner wie<br />
z. B. TV Südbaden zusammen.“ Auch die große<br />
ARD kam schon auf die Karlsruher zu, um während<br />
der Olympischen Sommerspiele 2004 ihre<br />
Streaming-Kapazitäten zu nutzen.<br />
Rundum ausbaufähig<br />
Ein so gut anlaufendes Projekt zieht natürlich<br />
weitere Interessenten an – ein Interesse, das von<br />
der LfK gerne gesehen wird. „Es gibt konkrete<br />
Anfragen von der Universität Karlsruhe sowie<br />
aus Mannheim und Ludwigsburg“, bestätigt<br />
Albrecht Kutteroff, Leiter der Abteilung Kommunikationswissenschaft<br />
der LfK, auf Nachfrage<br />
von <strong>HD</strong>+TV. „Die drei Interessenten werden<br />
aber wohl erst ab dem Herbst aktiv bei <strong>HD</strong><br />
Campus TV mitmachen.“ Der Grund: Bis zum<br />
Sommer steht der Redaktionsplan, der mühsam<br />
zwischen den schon beteiligten Hochschulen<br />
koordiniert werden musste.<br />
In der Praxis will man also erst einmal das Zusammenspiel<br />
von so vielen Beteiligten ausprobieren,<br />
doch gedanklich ist man im „Ländle“<br />
schon einen Schritt weiter. Man arbeitet bereits<br />
eng mit den Universitäten Straßburg und<br />
Bordeaux zusammen. In einem zweiten Schritt<br />
könnte eine Kooperation mit der Universität<br />
Barcelona folgen. Spätestens dann wäre das<br />
Projekt <strong>HD</strong> Campus TV auch ein Kandidat für<br />
die Förderung durch die Europäische Union,<br />
doch in Baden-Württemberg zieht man die Kooperation<br />
mit Partner aus der Wirtschaft vor.<br />
„Von der Beantragung bis zur Bewilligung von<br />
EU-Geldern vergeht in der Regel mindestens<br />
ein Jahr“, so <strong>HD</strong>-Campus-TV-Koordinator Walter.<br />
„So lange können wir nicht warten, denn<br />
wir wollen die Ersten sein, wenn es darum<br />
geht, Weiterentwicklungen der Technik umzusetzen.“<br />
Und in der Tat lässt die Wirtschaft sich nicht<br />
lumpen. <strong>HD</strong> Campus TV arbeitet mit Lokalsendern<br />
und Stadtwerken, aber auch mit dem<br />
Südwestrundfunk und Kabel BW zusammen.<br />
Der Heidelberger Kabelnetzbetreiber stellt für<br />
den hochauflösenden Hochschulsender wie<br />
schon für seinen Vorgänger umsonst Sendekapazitäten<br />
zur Verfügung. „Unser Engagement<br />
ist natürlich auch für uns von Vorteil“, so ein<br />
Kabel-BW-Sprecher gegenüber <strong>HD</strong>+TV. „Wir<br />
können auf technischer Ebene zeigen, was im<br />
Kabel steckt und durch den weiteren <strong>HD</strong>-Sender<br />
wird unser Programmangebot attraktiver.“<br />
Zurzeit senden insgesamt acht <strong>HD</strong>-Kanäle über<br />
das digitale Netz der Heidelberger.<br />
Auf Halde<br />
Themenschwerpunkte von <strong>HD</strong> Campus TV<br />
sind wie schon beim ersten hochauflösenden<br />
TV-Sender aus dem „Ländle“ Berichte aus Forschung<br />
und Wissenschaft. Das mag für Außenstehende<br />
in der Regel wenig spannend sein, aber<br />
das Programm wird demnächst auch durch den<br />
Programmpunkt Kultur ergänzt. Bei <strong>HD</strong> Campus<br />
TV liegt eine Menge <strong>HD</strong>-Material „auf<br />
Halde“, so z. B. Konzerte der Karlsruher Musikhochschule<br />
und Berichte aus der Partnerregion<br />
Bordeaux.<br />
Bilder: Photocase.com/Luxuz<br />
020 www.hdplustv.de