Industriearmaturen Prozess- und Anlagentechnik (Vorschau)
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Beispiel: Sicheres Öffnen eines Überdruckventils<br />
Bei einem überdruckgefährdeten Kessel ist als<br />
Sicherheitsfunktion das Öffnen eines Überdruckventils<br />
vorgesehen.<br />
Ein Sensor überprüft kontinuierlich den Druck im<br />
Kessel (Bild 2). Wenn der Druck im System unzulässig<br />
groß wird, meldet dies der Sensor der Sicherheits-SPS.<br />
Die Sicherheits-SPS geht von einem Fehler im System<br />
aus <strong>und</strong> gibt dem Antrieb das Signal zu öffnen, um<br />
den Kessel sicher zu entlasten.<br />
WAS IST EIN SICHERHEITSTECHNISCHES<br />
SYSTEM (SIS)?<br />
Eine Sicherheitsfunktion wird durch die Komponenten<br />
eines sogenannten sicherheitstechnischen Systems<br />
(englisch: Safety Instrumented System, SIS) realisiert.<br />
Ein solches System besteht ganz allgemein aus den<br />
Bestandteilen Sensor, übergeordnete Sicherheits-Steuerung<br />
<strong>und</strong> Aktor.<br />
Im Armaturenbereich besteht der Aktor aus den<br />
Komponenten Antrieb <strong>und</strong> Armatur.<br />
WIE KANN DAS RISIKO REDUZIERT<br />
WERDEN?<br />
Um das Risiko zu reduzieren, müssen zunächst einmal<br />
die Gefahren analysiert werden, die von einer Anlage<br />
oder einem <strong>Prozess</strong> ausgehen. Hier bietet die DIN<br />
EN 61508 eine anerkannte Methode zur Risikobeurteilung<br />
(zum Beispiel der Risikograph aus Bild 3).<br />
Durch eine differenzierte sicherheitstechnische Beurteilung<br />
werden diejenigen <strong>Prozess</strong>e identifiziert, von<br />
denen tatsächlich eine Gefahr ausgeht. So können<br />
Maßnahmen zur Risikoreduzierung gezielt dort eingesetzt<br />
werden, wo sie wirklich nötig sind.<br />
Die Risikoreduzierung kann dabei durch unterschiedlichste<br />
Methoden <strong>und</strong> Technologien erreicht<br />
werden (organisatorische Maßnahmen, elektrische<br />
<strong>und</strong> elektronische Sicherheitssysteme oder andere<br />
Technologien wie Mechanik). Hierbei ist zu beachten,<br />
dass die erreichte Risikoreduzierung einer Schutzeinrichtung<br />
mit ihrer Zuverlässigkeit steht <strong>und</strong> fällt.<br />
ERMITTLUNG DER SIL FÄHIGKEIT<br />
Ein Sicherheits-Integritätslevel wird immer für die gesamte<br />
Sicherheitsfunktion gefordert. Deshalb reicht es<br />
nicht aus, nur die PFD-Werte für die einzelnen Komponenten<br />
zu betrachten. Dabei gilt, dass das schwächste<br />
Glied in der Sicherheitskette <strong>und</strong> somit das Gerät<br />
mit den schlechtesten Sicherheitskennzahlen in einem<br />
sicherheitstechnischen System den SIL Wert des Gesamtsystems<br />
bestimmt.<br />
VERBESSERUNG DER SIL-FÄHIGKEIT<br />
Zeigen die Berechnungen, dass mit den ausgewählten<br />
Hardwarekomponenten der geforderte SIL nicht<br />
Bild 2: Sicheres Öffnen am Beispiel eines Überdruckventils<br />
erreicht wird, lässt sich die SIL-Fähigkeit durch Maßnahmen<br />
wie zum Beispiel zusätzliche Diagnose oder<br />
Red<strong>und</strong>anz verbessern.<br />
Diagnose mit Hilfe eines Partial Valve Stroke<br />
Tests (PVST) Mit Hilfe des Partial Valve Stroke Tests<br />
wird in regelmäßigen Abständen die Funktion des<br />
Geräts geprüft. Der Antrieb bzw. die Armatur fährt<br />
einen definierten Weg auf <strong>und</strong> anschließend wieder<br />
zu. Damit wird geprüft, ob sich der Antrieb <strong>und</strong> die<br />
Armatur tatsächlich bewegen.<br />
Der PVST ist eine anerkannte Methode, die Verfügbarkeit<br />
von Einzelkomponenten einer Sicherheitsfunktion<br />
zu erhöhen. Durch die vorbeugende Diagnose<br />
lassen sich einige sicherheitsrelevante Fehler<br />
ausschließen; die Ausfallwahrscheinlichkeit nimmt ab.<br />
Red<strong>und</strong>anz Auch mit einem red<strong>und</strong>anten Systemaufbau<br />
lässt sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass<br />
eine Sicherheitsfunktion im Notfall ausgeführt werden<br />
kann. Dabei werden zwei oder mehr Geräte eines<br />
sicherheitstechnischen Systems red<strong>und</strong>ant betrieben.<br />
Je nach Sicherheitsanforderung sind verschiedene<br />
MooN („M out of N“) Konfigurationen sinnvoll. Bei<br />
einer 1oo2 („one out of two“) Konfiguration genügt<br />
zum Beispiel eines von zwei Geräten, um die Sicherheitsfunktion<br />
auszuführen.<br />
Wie die konkrete Anordnung der Geräte aussieht,<br />
hängt auch von der geforderten Sicherheitsfunktion<br />
<strong>Industriearmaturen</strong><br />
Heft 3/ 2013<br />
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