26.02.2014 Aufrufe

STRASSENBAHN MAGAZIN Von Krefeld bis Witten (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Österreich: € 9,50<br />

7/2013 | Juli € 8,50<br />

Schweiz: sFr. 15,90<br />

NL: LUX: € € 9,90<br />

Europas größte Straßenbahn-Zeitschrift<br />

9,90<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

Tramreise durchs Ruhrgebiet:<br />

<strong>Von</strong> <strong>Krefeld</strong> <strong>bis</strong> <strong>Witten</strong><br />

Bildraritäten aus<br />

drei Jahrzehnten!<br />

Neunkirchen: Erinnerungen<br />

an Deutschlands Steilste<br />

Wiener Klassiker: Wo sie<br />

heute noch im Einsatz sind<br />

»Leipziger Allerlei«: Mit der<br />

Linie 3 durch die ganze Stadt


Die schönsten<br />

Seiten der Bahn<br />

Das<br />

neue Heft<br />

ist da.<br />

Jetzt am<br />

Kiosk!<br />

Online blättern oder Testabo mit Prämie bestellen unter:<br />

www.bahn-extra.de/abo


Einsteigen, bitte …<br />

Stimmen Sie ab<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

mit dieser Ausgabe haben wir bereits die<br />

Mitte des Jahres 2013 erreicht. Jeder Abonnent<br />

verfügt damit schon über insgesamt<br />

sieben exklusive Ansichtskarten mit ganz<br />

besonderen Straßenbahnmotiven; weitere<br />

fünf folgen mit den nächsten Heften dieses<br />

Jahrgangs. Mit dieser Aktion wollen wir<br />

uns ganz besonders für Ihre Lesetreue bedanken.<br />

Übrigens: Wer sich jetzt noch entschließt,<br />

das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

zu abonnieren, erhält die komplette zwölfteilige<br />

Foto-Edition ebenfalls gratis! Zudem<br />

sparen Sie mit dem Abo gegenüber dem Einzelkauf<br />

im Handel bares Geld und haben es<br />

mindestens zwei Tage vor dem Verkaufsstart<br />

am Kiosk versandkostenfrei im Briefasten.<br />

Lassen Sie sich das nicht entgehen!<br />

Viele von Ihnen werden nun bald in den<br />

Sommerurlaub starten – womöglich besuchen<br />

Sie dabei auch Ihnen <strong>bis</strong>her unbekannte<br />

Stadt- und Straßenbahnbetriebe?<br />

Verschiedene Beiträge dieses Heftes sollen<br />

Entspricht die <strong>bis</strong>herige Schwerpunktsetzung<br />

im <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> Ihren Interessen?<br />

• Ja, es ist mir sehr wichtig, in jeder Ausgabe viele Berichte aus dem<br />

deutschsprachigen Raum und aus meinem Umfeld zu finden<br />

• Nein, die Berichterstattung mit dem Schwerpunkt auf Deutschland,<br />

Österreich und die Schweiz sollte zugunsten von mehr Berichten aus<br />

anderen Ländern gekürzt werden<br />

• Die Schwerpunktsetzung ist gut – aber die Beiträge sind mir oft zu<br />

kurz. Lieber weniger Themen imHeft, diese aber ausführlicher<br />

Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de<br />

Ihnen Lust auf genau solche Entdeckungstouren<br />

machen. Wir laden Sie herzlich ein,<br />

z. B. mit der Straßenbahn mehr als 100 Kilometer<br />

durch das Ruhrgebiet zurückzulegen.<br />

Oder lassen Sie sich von der „Goldenen<br />

Stadt“ am Moldauufer verzaubern.<br />

Auf den Seiten 42/43 erfahren Sie alle<br />

Neuigkeiten über den Betrieb in Prag.<br />

Die Stadt Kaschau in der benachbarten<br />

Slowakei trägt im Jahr 2013 den Titel<br />

„Kulturhauptstadt Europas“. Lernen Sie<br />

nach einem Bummel durch die Innenstadt<br />

doch einmal den dortigen Straßenbahnund<br />

Obus-Verkehr kennen!<br />

Doch auch in den östlichen Bundesländern<br />

einschließlich meiner sächsischen<br />

Heimat warten zahlreiche Städte auf Sie.<br />

Wir stellen Ihnen sieben Betriebe vor, in denen<br />

noch Tatrawagen zum Einsatz kommen.<br />

Wolfgang Kaiser berichtet über die<br />

von Wien ins Ausland gelangten Wagen.<br />

Und die Rubrik „Geschichte“ führt Sie<br />

dieses Mal ins Saarland sowie nach München<br />

und Basel.<br />

In Verbindung mit den Meldungen im<br />

Journal erhalten Sie damit einen breiten<br />

Themenmix aus allen Teilen Deutschlands,<br />

aber auch aus Österreich und der Schweiz.<br />

Doch wie wichtig ist es Ihnen,<br />

im <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> vorwiegend über<br />

Ihre Heimatregion zu lesen?<br />

Wie groß ist Ihr Interesse an<br />

Betrieben im nichtdeutschsprachigen<br />

Raum? Helfen Sie<br />

mir bitte mit Ihrer Meinung,<br />

unsere Zeitschrift für Sie noch<br />

attraktiver zu machen!<br />

Mit 12 attraktiven<br />

und exklusiven<br />

Straßenbahn-<br />

Ansichtskarten<br />

bedanken wir uns<br />

im Jahr 2013 für<br />

Ihre Lesetreue.<br />

Und wenn Sie jetzt<br />

Abonnent werden,<br />

erhalten Sie das<br />

komplette Set<br />

ebenfalls gratis!<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

3


Inhalt<br />

Inhalt<br />

TITEL<br />

»Tour de Ruhr« von <strong>Krefeld</strong> nach <strong>Witten</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Betriebe<br />

Kulturhauptstadt mit Tram und Trolley . . . . 16<br />

Reisetipp 2013: Kosice – Das slowakische Kaschau präsentiert sich<br />

neben Marseille als Kulturhauptstadt Europas 2013. Die im Schnittpunkt<br />

zwischen Polen, Ungarn und der Ukraine gelegene zweitgrößte Stadt der<br />

Slowakischen Republik lädt aus diesem Grund zu einem Besuch ein<br />

TITEL<br />

»Tour de Ruhr« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Per Stadt- und Straßenbahn durch das Ruhrgebiet – Auf der Fahrt<br />

von St. Tönis nach <strong>Witten</strong> erlebt man fünf Betriebe, zwei Spurweiten sowie<br />

eine große Fahrzeugtypenvielfalt, außerdem viel Revieratmosphäre – von<br />

Zechenanlagen und „Ruhrbarock“ <strong>bis</strong> hin zu hypermodernen Zweckbauten<br />

Vom Burgring ins Depot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Historisches Straßenbahndepot St. Peter in Nürnberg wieder<br />

geöffnet – In der Frankenmetropole können seit Anfang Mai 2013 wieder<br />

die musealen Straßenbahnwagen besichtigt werden. Außerdem nimmt die<br />

Burgringlinie 15 ihren Weg nun wieder über die Pirckheimerstraße<br />

TITEL<br />

Im Leoliner nach Knautkleeberg . . . . . . . . . . . 32<br />

Leipzigs Linie 3 im Porträt – Mit der Netzreform 2001 entstand in der<br />

Messestadt eine neue Linie 3. <strong>Von</strong> der nordöstlich Leipzigs gelegenen<br />

Kleinstadt Taucha führt sie zum Leipziger Hauptbahnhof und von dort weiter<br />

nach Südenwesten – westlich der neu entstandenen Seenlandschaft<br />

Per Bergbahn nach Taläcker . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Die Künzelsauer Bergbahn – Seit Oktober 1999 verbindet eine neu<br />

gebaute Bergbahn als innerstäd tisches Verkehrsmittel den Ortskern von<br />

Künzelsau mit dem Neubaugebiet Taläcker. Seit mehreren Jahren ist aber<br />

auch ein Anschluss an das Karlsruher Stadtbahnnetz geplant<br />

Neue Linien an der Moldau. . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Liniennetzoptimierung in Prag – Im Jahr 2008 begann in der „Goldenen<br />

Stadt“ die Neuausrichtung des Tramliniennetzes an die aktuellen<br />

Verkehrsbedürfnisse. Seit Herbst 2012 ist in einer weiteren Stufe der Linienreform<br />

ein Kernnetz aus fünf Basis- und 16 Ergänzungslinien in Betrieb<br />

RUBRIKEN<br />

»Einsteigen, bitte ...« . . . . . . 3<br />

Bild des Monats . . . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 29<br />

Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Fundstück des Monats . . . . . 73<br />

»Forum«, Impressum . . . . . . 78<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

»Ende gut ...« . . . . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild. . . . . . . . 83<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

Neues Tramliniennetz in Prag 42<br />

Erinnerungen an die Straßenbahn Neunkirchen 58<br />

Die letzten Tatra-Wagen in Deutschland 44<br />

Münchens Tram in den 1980er-Jahren 68<br />

Fahrzeuge<br />

Abschied auf Raten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Die letzten Tatras in Deutschland (Teil 2) – In Rostock und Strausberg<br />

neigen sich die Tatra-Einsätze dem Ende entgegen – Zwickau setzt<br />

hingegen langfristig auch auf seine modernisierten KT4D. Seit dem Jahr<br />

2000 unterlag der Bestand an Tatras in den östlichen Bundesländern ganz<br />

unterschiedlichen Entwicklungen – ein Überblick<br />

TITEL<br />

<strong>Von</strong> Wien in die Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Wiener Exportwagen, Teil 1 – Seit 1997 eroberten zahlreiche rotweiße<br />

Straßenbahnen aus der Donaumetropole mehr als ein halbes<br />

Dutzend Städte Europas. Bis Ende 2012 gelangten 365 Trieb- und Bei -<br />

wagen der Wiener Linien nach Bosnien, Ungarn, Polen, Rumänien und in<br />

die Niederlande<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />

Modellstadt Chemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Kleine Bahn ganz groß: Es ist die weltgrößte Ausstellung nur<br />

für Modellstraßenbahnen. Zum bereits zehnten Mal präsentierten<br />

sich Hobbyfreunde Ende Mai 2013 einem breiten Publikum<br />

Geschichte<br />

Deutschlands Steilste!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Die Neunkircher Straßenbahn – <strong>Von</strong> 1907 <strong>bis</strong> 1978 fuhr in Neunkirchen<br />

(Saar) eine regelspurige Straßenbahn. Ihr knapp 300 m langer Abschnitt<br />

mit 11,07 Prozent Steigung war nur eine von vielen Besonderheiten<br />

Den Rheinsprung neu entdeckt. . . . . . . . . . . . . 66<br />

Seitenblicke auf die Basler Tram im Jahr 1980 – Einen unvergleichbaren<br />

Blick aus dem Gestern auf die pulsie rende Gegenwart in Basel bietet<br />

die schmale Gasse Rheinsprung am Münsterberg seit mehr als 100 Jahren<br />

Als die Vernunft nicht zählte ... . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Hintergründe zur Einstellungswelle in München vor 30 Jahren –<br />

1983 wurde ein Teil des Anfang der 1980er-Jahre aufgestellten „ÖPNV-<br />

Konzepts 2000“ des Münchner Verkehrsverbundes MVV umgesetzt. Damit<br />

ignorierten die Verkehrsbetriebe die Stimmung der Bevölkerung!<br />

Titelmotiv<br />

TITEL<br />

Essens historischer Gelenkwagen 705<br />

an der Haltestelle Kapitelwiese. Diese<br />

Etappe auf der mehr als 100 km langen<br />

Straßenbahnfahrt durchs Ruhrgebiet<br />

kann man an einigen Samstagen planmäßig<br />

in Museumsfahrzeugen zurücklegen<br />

MICHAEL BEITELSMANN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

5


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

In der portugiesischen Stadt Porto überquert die Stadtbahnlinie D<br />

von Hospital Sao Joao nach Santo Ovidio die „Ponte Dom Luis I.“<br />

über den Fluss Douro. Die zwischen 1881 und 1886 nach Plänen<br />

des in Berlin geborenen Ingenieurs Théophile Seyrig gebaute Bogenbrücke<br />

hat eine Länge von 385,25 Metern und verbindet Porto mit<br />

der Nachbarstadt Vila Nova de Gaia. Christian Sacher hielt das imposante<br />

Bauwerk am 4. Mai dieses Jahres im Bild fest. Zum Gebiet<br />

der historischen Altstadt Portos gehörend, zählt es seit 1996 zum<br />

UNESCO-Weltkulturerbe.<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Bild des Monats<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 6 | 2013<br />

7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

Frankfurt am Main: Auf der Linie 18 zum Gravensteiner Platz fahren erstmals Pt-Wagen im Linienverkehr. Als diese<br />

Strecke Ende 2011 eröffnet wurde, hatte sich dieser Fahrzeugtyp längst aus dem Straßenbahnverkehr verabschiedet<br />

ONLINE-UMFRAGE<br />

100 Prozent Niederflur<br />

ohne Stufen kein Muss!<br />

Im letzen Heft fragten wir, auf welche<br />

Akzeptanz Straßenbahnwagen mit<br />

unterschiedlichen Fußbodenhöhen stoßen.<br />

Die absolute Mehrheit der an der<br />

Umfrage teilnehmenden Leser – 62 Prozent<br />

– gab zur Antwort, dass in Straßenbahnwagen<br />

vorhandene Stufen in<br />

ihrem Beisein <strong>bis</strong>her noch nie jemand<br />

zum Ärgernis geworden sind. Nur<br />

knapp zehn Prozent der Umfrageteilnehmer<br />

sind gegenteiliger Meinung.<br />

Sie haben schon mehrmals Fahrgäste<br />

schimpfen gehört bzw. deren Unmut<br />

wahrgenommen. Zu 100-prozentigen<br />

Niederflurwagen gebe es also keine Alternative.<br />

Für 28 Prozent der befragten<br />

Leser steht eine technisch einwandfreie<br />

Funktion der Straßenbahnwagen im<br />

Vordergrund. Für sie geht die Rücksichtnahme<br />

auf die Bedürfnisse einiger<br />

weniger Fahrgäste zu weit! SM<br />

Frankfurt am Main: Drei Ptb- zu Pt-Wagen rückgebaut, U5 steht vor Ausbau und Verlängerung<br />

Comeback für die P-Wagen, Durchbruch für die U5<br />

Auf dem kompletten oberirdischen Abschnitt der U5 (im Bild: Haltestelle<br />

Musterschule) fehlen noch Hochbahnsteige, weshalb hier die Ptb-Tw noch<br />

unverzichtbar sind<br />

P. KRAMMER, S. KYRIELEIS (BILD OBEN)<br />

Der Linienverkehr mit klassischen<br />

Düwag-Bahnen aus dem Museumsbestand<br />

hat seit Anfang Mai ein Ende.<br />

Seitdem übernehmen drei Pt-Wagen<br />

der Baujahre 1977-78 ihre Arbeit. Der<br />

Wechsel dient nicht nur der Schonung<br />

der Museumswagen, sondern erleichtert<br />

auch die Personalplanung. Im Gegensatz<br />

zu den Oldies mit mechanischem<br />

Schaltwerk können die Pt-Tw<br />

mit elektrischer Steuerung von allen<br />

Fahrern bedient werden. Nachdem im<br />

Juni 2012 die letzten 2,35 m breiten<br />

Pt-Wagen ins türkische Gaziantep verkauft<br />

wurden, entstanden die jetzt eingesetzten<br />

Pt-Wagen durch Rückbau<br />

von auf 2,65 m verbreiterten Ptb-Wagen.<br />

Neue Stadtbahnwagen des Typs<br />

U5 auf der Linie U6 hatten sie dort<br />

entbehrlich gemacht. In der Stadtbahnzentralwerkstatt<br />

demontierte<br />

man dazu im April bei den Wagen 728,<br />

738 und 748 die Vorbauten an den Türen<br />

und setzte die die Trittstufe zurück.<br />

Zudem erhielten die Wagen wieder ihre<br />

seitlich angebrachten Linientafeln.<br />

Einer der jetzt umgebauten Wagen soll<br />

später als Museumswagen in den Anlieferungszustand<br />

zurückversetzt werden,<br />

nachdem der ursprünglich dafür<br />

vorgesehene Wagen 190 (ex 690)<br />

ebenfalls nach Gaziantep ging. Die Pt-<br />

Wagen kommen auf den Linien 12 und<br />

18 zum Einsatz. Wegen ihres steileren<br />

Einstiegs wird das Comeback der mit<br />

Klapptrittstufen ausgestatteten Pt-Wagen<br />

nicht von allen Fahrgästen begrüßt.<br />

Kurse, auf denen ggf. Hochflurwagen<br />

verkehren, sind daher auf den<br />

Aushangfahrplänen gekennzeichnet.<br />

8 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Deutschland<br />

Ab 2019 soll die verlängerte U5 das neue Europaviertel der Bankenmetropole am Main erschließen, wobei die<br />

Strecke teils oberirdisch (rot) und teils unterirdisch (blau) verlaufen wird<br />

S. KYRIELEIS<br />

Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt<br />

(VGF) hofft auf eine Entspannung der<br />

Fahrzeugsituation, wenn in der zweiten<br />

Jahreshälfte zehn neue Straßenbahnen<br />

des Typs S ankommen. Aus<br />

wirtschaftlichen Gründen wird die<br />

Fahrzeugreserve aber auch künftig<br />

knapp bleiben. Der jetzige Engpass<br />

war wegen eines Auffahrunfalls im<br />

März aufgetreten (siehe SM 5/2013).<br />

Ausbau der U5 beginnt<br />

Während sich die Straßenbahnfahrgäste<br />

vorübergehend an den hohen<br />

Einstieg gewöhnen müssen, ist er bei<br />

der Stadtbahnlinie U5 (Hauptbahnhof<br />

– Preungesheim) immer noch Alltag.<br />

Dort wird zwischen den Stationen<br />

Musterschule und Preungesheim<br />

(zwölf Stationen) oberirdisch von<br />

niedrigen Bahnsteigen oder direkt von<br />

der Straße eingestiegen. Im Sommer<br />

beginnen die Bauarbeiten für die Ausrüstung<br />

der Strecke mit Hochbahnsteigen.<br />

Alle umzubauenden Stationen erhalten<br />

80 cm hohe Bahnsteige mit<br />

einer für Drei-Wagenzüge ausreichenden<br />

Länge, ampelgesicherte Überwege,<br />

Rampen und taktile Leitelemente<br />

für Sehbehinderte. Eine besondere Gestaltung<br />

bekommen die Stationen<br />

Musterschule und Glauburgstraße, deren<br />

Umbau erst 2014 beginnen soll.<br />

Um die Bahnsteige im Straßenraum<br />

nicht so wuchtig wirken zu lassen, ist<br />

nur das mittlere Drittel 80 cm hoch.<br />

Der restliche Bahnsteig ist 20 cm niedriger.<br />

Bodenmarkierungen und Hinweistafeln<br />

an allen Stationen der Linie<br />

U5 sollen mobilitätsbehinderten Fahrgästen<br />

den Weg in den richtigen Zugteil,<br />

der am erhöhten Abschnitt hält,<br />

weisen. Die Kosten für den Umbau der<br />

Woltersdorf: Der<br />

jüngst restaurierte<br />

Triebwagen<br />

218, hier in<br />

der Ausweiche<br />

am Thälmannplatz,<br />

wurde<br />

zum 100. Jubiläum<br />

der Woltersdorfer<br />

Straßenbahn<br />

präsentiert<br />

B. KUSSMAGK<br />

Stationen belaufen sich auf rund 24,6<br />

Mio. Euro. Unklar ist noch, ob die derzeitige<br />

Endstation Preungesheim nur<br />

provisorisch umgebaut wird. <strong>Von</strong> hier<br />

ist der Weiterbau der Strecke zum<br />

Frankfurter Berg geplant, der aber aus<br />

Gründen der Haushaltskonsolidierung<br />

abermals verschoben wurde. Erst<br />

wenn alle Stationen der U5 mit Hochbahnsteigen<br />

ausgestatten sind, können<br />

auf dieser Linie die Ptb-Wagen<br />

von neuen U5-Tw, die keine Klapptrittstufen<br />

haben, abgelöst werden.<br />

Weiterbau ins Europaviertel<br />

Am anderen Ende der U5 wird die Verlängerung<br />

der Linie vom Hauptbahnhof<br />

ins Europaviertel, einem Wohnund<br />

Gewerbegebiet auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Güterbahnhofs, vorangetrieben.<br />

Im Mai beschloss der<br />

Frankfurter Magistrat dazu eine Bauund<br />

Finanzierungsvorlage. Aus Kostengründen<br />

wird die 2,7 km langen Strecke,<br />

die <strong>bis</strong> 2019 realisiert werden soll,<br />

entgegen ursprünglicher Planungen<br />

zur Hälfte oberirdisch verlaufen. Die<br />

geplante Strecke zweigt in Höhe des<br />

Platzes der Republik von der bestehenden<br />

U-Bahnstrecke zur Messe ab<br />

und bleibt einschließlich der neuen<br />

Station Güterplatz im Tunnel. Östlich<br />

der Emser Brücke kommt sie dann<br />

über eine Rampe an die Oberfläche<br />

und verläuft im Zuge der Europa-Allee<br />

mit den Stationen Emser Brücke und<br />

Europagarten. Dann unterquert die<br />

Stadtbahn zusammen mit dem Autoverkehr<br />

den Europagarten, eine Parkanlage,<br />

und endet an der Haltestelle<br />

Wohnpark. Da das Europaviertel sich<br />

noch im Bau befindet, lassen sich die<br />

oberirdischen Abschnitte mit Rasengleis<br />

und flankiert von Bäumen gut in<br />

den breiten Boulevard der Europa-Allee<br />

integrieren. Für den Bau der Strecke<br />

wird mit Kosten von 217,3 Mio.<br />

Euro gerechnet, wobei die Stadt mit<br />

einer Finanzierung von 143,6 Mio.<br />

durch Fördermittel und die Stellplatzablöse<br />

rechnet.<br />

SKY<br />

Woltersdorf<br />

100 Jahre Straßenbahn<br />

Der kleine Straßenbahnbetrieb östlich<br />

von Berlin feierte sein Jubiläum<br />

vom 17. <strong>bis</strong> zum 19. Mai mit einem<br />

großen Fest. Einer der Höhepunkte war<br />

der Einsatz historischer Fahrzeuge im<br />

Zehn-Minutentakt am 18. und am 19.<br />

Mai. An diesen Tagen kamen neben<br />

zwei Gothawagen auch Tw 2 (Zweiachser<br />

mit geschlossenen Plattformen,<br />

Baujahr 1913), Tw 7 (KSW-Zweiachser<br />

mit geschlossenen Plattformen, Baujahr<br />

1943), Tw 218 (Maximum-Vierachser<br />

mit offenen Plattformen aus<br />

Berlin, Baujahr 1913) und Tw 2990<br />

(Maximum-Vierachser mit offenen<br />

Plattformen aus Berlin, Baujahr 1910)<br />

zum Einsatz. Den besonderen Blickfang<br />

bildete Tw 218, der nach viereinhalb<br />

Jahren Restaurierungszeit erstmalig<br />

im öffentlichen Einsatz war. BEKUS<br />

Dortmund<br />

Neuerungen im<br />

Hochflur-Wagenpark<br />

Die DSW21 will in den nächsten<br />

Jahren für insgesamt 270 Mio. Euro<br />

ihre Hochflur-Stadtbahnflotte erneuern.<br />

Dabei sollen die zehn 2003 <strong>bis</strong><br />

2004 aus Bonn übernommenen Wagen<br />

aus den 1970er-Jahren komplett durch<br />

Augsburg<br />

Die Stadtwerke Augsburg<br />

(SWA) haben die drei M8C-Wagen<br />

mit den Nummern 8003,<br />

8010 und 8012 nach Polen verkauft.<br />

Nach einer Aufarbeitung<br />

durch die Firma Modetrans aus<br />

Posen sollen sie bei der Straßenbahn<br />

im nordpolnischen Elblag<br />

eine neue Heimat finden. Die<br />

ersten beiden Wagen wurden in<br />

der Kalenderwoche 20, der dritte<br />

in der Kalenderwoche 21 per<br />

LKW abtransportiert. Damit verbleiben<br />

sieben M8C in Augsburg,<br />

die mit dem Ende des<br />

Umleitungsnetzes ab Dezember<br />

2013 auch wieder regulär eingesetzt<br />

werden sollen. PKR<br />

Braunschweig<br />

Am 21. Mai hat die Braunschweiger<br />

Verkehrs-AG beim<br />

polnischen Bus- und Straßenbahnhersteller<br />

Solaris die Option<br />

für die Bestellung von drei<br />

weiteren Straßenbahnen vom<br />

Typ Tramino eingelöst. Der ursprüngliche<br />

Auftrag vom Mai<br />

2012 beinhaltete 15 Straßenbahnen,<br />

sodass Braunschweig<br />

nun insgesamt 18 dieser vierteiligen<br />

und 36 m langen Straßenbahnen<br />

erwartet. Während die<br />

ursprünglich bestellten Traminos<br />

von Mai <strong>bis</strong> Dezember 2014 geliefert<br />

werden sollen, wird für<br />

die drei Nachzügler der Mai<br />

2015 als spätester Anliefertermin<br />

genannt.<br />

SM<br />

München<br />

Einen Tag bevor diese am<br />

31. Mai ausgelaufen wäre, hat<br />

die Technische Aufsichtsbehörde<br />

die vorläufige Einsatzzulassung<br />

für die Variobahnen noch einmal<br />

<strong>bis</strong> zum 30. September 2013 verlängert.<br />

Für eine endgültige Zulassung<br />

der in der Kritik stehenden<br />

Niederflurfahrzeuge muss<br />

erst noch der Abschlussbericht<br />

über neue Gummielemente der<br />

Radreifen ausgewertet werden,<br />

der seit Mitte Mai vorliegt. Nach<br />

wie vor dürfen die Variobahnen<br />

in München nur auf den Linien<br />

19 und 20/21/22 fahren, wobei<br />

der Einsatz derzeit ausschließlich<br />

auf der Linie 19 erfolgt. SM<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

9


Aktuell<br />

Herne: Die Haltestelle Am Buschmannshof erhielt im Rahmen des barrierefreien Ausbaus sowie der Umgestaltung<br />

des namensgebenden Platzes ein markantes Dach<br />

C. LÜCKER<br />

Herne<br />

Neues Dach in Wanne-Eickel<br />

20 Neubauten ersetzt werden. Die<br />

höhere Zahl ist wegen des höheren<br />

Bedarfs durch neue Angebote und höhere<br />

Fahrgastzahlen notwendig. Für<br />

die neuen Wagen wird ein Stückpreis<br />

zwischen 2,5 und 3,5 Mio. Euro kalkuliert.<br />

Geplant ist die Ausschreibung der<br />

neuen Wagen für 2014 mit einer Lieferung<br />

drei Jahre später. Anschließend<br />

sollen die jüngeren Wagen des Typs<br />

B80 kernsaniert und so für weitere 15<br />

Jahre Einsatz ertüchtigt werden. MKO<br />

Karlsruhe<br />

Streckensperrung für<br />

die „Kombilösung“<br />

Der Bau der unterirdischen Straßenbahnstrecke<br />

in der Kaiserstraße als Teil<br />

der Kombilösung hat abschnittsweise<br />

eine Verspätung von rund eineinhalb<br />

Jahren. Um die Bauarbeiten zu straffen,<br />

wurden auf der Westseite des Kronenplatzes<br />

zwei Baufelder vereinigt<br />

und gleichzeitig auf der Ostseite des<br />

Marktplatzes mit dem größten Teil des<br />

unterirdischen Gleisdreieckbauwerks<br />

begonnen, was zu einer siebenmonatigen<br />

Sperrung des Kaiserstraßenabschnitts<br />

Marktplatz – Kronenplatz<br />

führte. Ursprünglich sollte die Kaiserstraße,<br />

ausgenommen einzelner (verlängerter)<br />

Wochenenden, während des<br />

Tunnelbaus durchgängig befahrbar<br />

bleiben. Für den Zeitraum vom 29.<br />

April <strong>bis</strong> November müssen die Bahnen<br />

zwischen Marktplatz und Kronenplatz<br />

über die Baumeisterstraße fahren.<br />

Um die Knotenpunkte nicht zu<br />

überlasten, wurden die Linien 2, 5 und<br />

6 im Osten eingestellt. Nach Wolfartsweier<br />

(Linie 2) wurde als Ausgleich die<br />

Linie 8 als Zubringer zur Linie 1 verstärkt,<br />

nach Rintheim (Linie 5) fahren<br />

Ersatzbusse und die östliche Linie 6<br />

wird durch die Führung der Linien S2<br />

und S5 über die Südostbahn ersetzt.<br />

Karlsruhe: Wegen<br />

der Bauarbeiten<br />

für die<br />

Kombilösung<br />

müssen am<br />

Marktplatz alle<br />

von Westen<br />

kommenden<br />

Bahnen Richtung<br />

Ettlinger<br />

Tor abbiegen<br />

W. VÖGELE<br />

Die modernisierte Haltestelle Am Buschmannshof, direkt<br />

im Zentrum des Stadtteils Wanne bzw. der <strong>bis</strong> 1975<br />

eigenständigen Stadt Wanne-Eickel gelegen, ging Anfang<br />

April in Betrieb. Neben der Straßenbahnlinie 306 der<br />

Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra)<br />

halten hier 13 Buslinien. Besonders auffällig ist das rund<br />

80 m lange Glasdach, das die komplette Haltestellenanlage<br />

überspannt. Insgesamt hat der Umbau rund 2,5 Mio.<br />

Euro gekostet. Am Buschmannshof war die letzte Haltestelle<br />

entlang der Linie 306 (Bochum Hbf – Wanne-Eickel<br />

Hbf), die noch nicht niederflurgerecht ausgebaut war.<br />

Da auf der 306 nur noch im äußersten Notfall hochflurige<br />

M-Wagen verkehren, ist diese Linie damit in der Regel<br />

komplett barrierefrei.<br />

CLÜ<br />

Erstmals wurde auch eine Prognose für<br />

die Endabrechnung mit 789 Mio. Euro<br />

statt der derzeit gül tigen Veranschlagung<br />

von 648 Mio. Euro aus dem Jahre<br />

2012 vorgestellt. WV<br />

Berliner S-Bahn<br />

Betriebskonzept<br />

für die »S21«<br />

Für die „S21“ genannte Verbindung<br />

des Hauptbahnhofs mit den Nord-Südsowie<br />

den Ring-S-Bahn-Strecken zeichnet<br />

sich ein Linienkonzept ab. Wenn<br />

2017 der erste Teilabschnitt vom Nordring<br />

(mit Verbindungen von den Stationen<br />

Wedding und Westhafen) zum<br />

Hauptbahnhof eröffnet wird, soll die<br />

Strecke von drei Linien befahren werden:<br />

Die Anbindung des Hauptbahnhofs<br />

von Norden soll durch eine neue<br />

S-Bahn-Linie S15 (Waidmannslust-<br />

Hauptbahnhof) erfolgen, vom Ostring<br />

soll die S85 von Grünau kommend<br />

künftig ab Schönhauser Allee zum<br />

Hauptbahnhof statt nach Waidmannslust<br />

fahren und vom Westring soll die<br />

Anbindung durch eine Verlängerung<br />

der von Königs Wusterhausen kommenden<br />

Linie S46 über Westend hinaus<br />

zum Hauptbahnhof erfolgen. Für<br />

die unterirdische Fort führung der S21-<br />

Strecke vom Hauptbahnhof zum Potsdamer<br />

Platz, wo wiederum Anschluss<br />

an die Nord-Süd-S-Bahnen besteht,<br />

soll nun das Planfeststellungsverfahren<br />

eingeleitet werden. Ein Baubeginn<br />

wird für 2019 angepeilt. Nach der Inbetriebnahme<br />

des zweiten Teilabschnitts<br />

zum Potsdamer Platz soll die<br />

S1 (Oranienburg-Wannsee) zur Hauptlinie<br />

auf der neuen Strecke werden,<br />

wofür sie zwischen Gesundbrunnen<br />

und Potsdamer Platz vom Nord-Süd-<br />

Tunnel in den künftigen S21-Tunnel<br />

verlegt werden soll.<br />

PKR<br />

Düsseldorf<br />

Geänderte Umleitungen<br />

am Jan-Wellem-Platz<br />

Seit Juni ist ein Teil der Umleitungen,<br />

die aufgrund der städtebaulichen<br />

Umgestaltung am Jan-Wellem-Platz<br />

ab März wirksam wurden, wieder aufgehoben.<br />

Die Linien 701, 706 und 715<br />

können wieder von Norden (Venloer<br />

Straße) kommend den Jan-Wellem-<br />

Platz erreichen, müssen aber gen Süden<br />

weiterhin den Umweg über die<br />

10<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Deutschland<br />

Altstadt nehmen. In Fahrtrichtung<br />

Norden wird der Abschnitt Berliner Allee<br />

– Venloer Straße bzw. Marienhospital<br />

dagegen weiter <strong>bis</strong> zum Jahr<br />

2015 gesperrt bleiben, womit die Bahnen<br />

in dieser Relation weiterhin eine<br />

Umleitung über die Schadowstraße<br />

fahren müssen. Der Grund sind Bauarbeiten<br />

für neue Straßentunnel in Höhe<br />

des Hofgartens.<br />

MBE<br />

Hamburger U-Bahn<br />

Entwurf für künftige<br />

U4-Endstelle<br />

Nachdem der Weiterbau der Linie<br />

U4 an die Elbe beschlossen wurde,<br />

stellte die Hochbahn den Siegerentwurf<br />

der neuen Haltestelle Elbbrücken vor.<br />

Die in Hochlage geplante Haltestelle<br />

soll direkt am Ufer der Norderelbe entstehen<br />

und so den Sprung der Hochbahn<br />

über die Elbe vorbereiten. Der<br />

Entwurf des Architekturbüros gmp<br />

sieht den Bau einer tragenden Stahlkonstruktion<br />

mit innenliegender Glasfassade<br />

vor. Die transparente Hallenkonstruktion<br />

mit ihrem filigranen<br />

Trägerwerk schmiegt sich der Linienführung<br />

der alten Elbbrücke an und<br />

bildet zu dieser einen interessanten<br />

Kontrast. Neben der künftigen U-Bahn-<br />

Endstelle soll auch ein neuer S-Bahnhof<br />

entstehen. Auch die bereits im Dezember<br />

2012 fertiggestellte U-Bahnstation<br />

HafenCity Universität zeichnet sich<br />

durch eine gelungene Gestaltung aus,<br />

weshalb sie jetzt den „International<br />

Lighting Design Award“ gewann.<br />

Neben dem Neubau investiert die<br />

Hamburger Hochbahn aber auch in<br />

den Bestand: Dieses Jahr sollen vier<br />

Brücken, ein Durchgang, ein Durchlass<br />

und die Haltestellen Langenhorn Nord<br />

und Kiwittsmoor zeitgleich erneuert<br />

bzw. modernisiert werden. Die Arbeiten<br />

sind mit einer zwölfwöchigen<br />

Sperrung der U-Bahnlinie U1 zwischen<br />

den Haltestellen Ochsenzoll und Langenhorn<br />

Markt verbunden. Bis zum<br />

27. August müssen die werktäglich<br />

rund 21.000 Fahrgäste (pro Richtung)<br />

auf Ersatzbusse umsteigen. Ende Oktober<br />

sollen die Arbeiten dann komplett<br />

abgeschlossen sein.<br />

JEP<br />

Stuttgart<br />

Zwei Jahre<br />

»Oldtimer-SEV«<br />

Dresden: Im Rahmen der Sonderausstellung „Zugpferde – als Pferdestärken noch starke Pferde waren“ widmete<br />

sich das Verkehrsmuseum am 27. April mit mehreren Vorträgen dem Thema Pferdebahnen. Vor dem ehemaligen<br />

Marstall des sächsischen Residenzschlosses war als Werbung für die Veranstaltung der Pferdebahnwagen<br />

aus Döbeln ausgestellt. Die Sonderausstellung hat noch <strong>bis</strong> zum 1. September geöffnet – der Döbelner<br />

Wagen ist in seine Heimatstadt zurückgekehrt, vor dem Hochwasser wurde er sichergestellt<br />

A. MARKS<br />

<strong>Von</strong> Ende Juli an wird die Strecke<br />

der Oldtimerlinie 23 (Straßenbahnwelt<br />

– Ruhbank/Fernsehturm) für voraussichtlich<br />

zwei Jahre vom Meterspur-<br />

Restnetz abgehängt und interimsweise<br />

mit historischen Omnibussen bedient.<br />

Gründe sind zunächst die Sperrung<br />

der Nordbahnhofstraße zur Verlängerung<br />

der Hochbahnsteige für den<br />

Einsatz von 80-m-Zügen der U12 und<br />

anschließende Bauarbeiten für das<br />

Straßenbauprojekt Rosensteintunnel<br />

im Bereich der Wilhelma. Zuvor veranstalten<br />

Stuttgarter Straßenbahnen AG<br />

und Stuttgarter Historische Straßenbahnen<br />

e. V. am 21. Juli einen Aktionstag,<br />

an dem sowohl die Straßenbahnlinien<br />

21 und 23 als auch die neue<br />

Buslinie 23E von 10.30 <strong>bis</strong> 17 Uhr im<br />

Stundentakt verkehren.<br />

Derweil schreitet die Sanierung der<br />

oberen Wagenhalle des Depots Bad<br />

Cannstatt, in der 2015 die Straßenbahnwelt<br />

neue Räume erhält, weiter<br />

voran. Seit zwei Jahren schon laufen<br />

Arbeiten zur Erhöhung der Standfestigkeit<br />

des 75 Jahre alten Gebäudes,<br />

dazu gehören die Sanierung des hölzernen<br />

Dachtragwerks und zusätzliche<br />

Bewehrungsmaßnahmen für die Stütz -<br />

pfeiler. Zur Entlastung des Gebälks erfolgt<br />

die Abspannung der Fahrleitungsanlage<br />

neuerdings über eigens<br />

aufgestellte Stahlrohrmasten. Innerhalb<br />

der Halle und in der westlichen<br />

Hofzufahrt wurden außerdem sechs<br />

Weichen ersetzt. An der Ostseite der<br />

Depotanlagen entsteht zurzeit eine<br />

Hamburg: So soll die künftige Endstation<br />

der U4 aussehen. In direkter<br />

Nachbarschaft wird auch ein S-<br />

Bahnhof entlang der Linien S3/S31<br />

entstehen GMP, SLG. J. PERBANDT<br />

Düsseldorf: Durch das Bauprojekt Kö-Bogen und den Abriss einer Hochstraße<br />

hat sich der Jan-Wellem-Platz stark verändert M. BEITELSMANN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

11


Aktuell<br />

ANZEIGE<br />

Ihre Prämie<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

www.strassenbahnmagazin.de/abo<br />

Auf dem Kölner Abschnitt der Rheinuferbahn soll die Linie 16 ab 2017 durch eine neue Linie 17, die den Südabschnitt<br />

des Nord-Süd-Tunnels befährt, verstärkt werden<br />

P. KRAMMER<br />

Köln<br />

Linie 17 kommt nun doch<br />

Anders als es sich zuletzt abzeichnete,<br />

soll der südliche Teil der<br />

Nord-Süd-Stadtbahn nun doch vorgezogen<br />

in Betrieb genommen werden.<br />

Voraussichtlich ab Mitte 2016<br />

soll damit eine neue Linie 17 im<br />

Zehn-Minuten-Takt zwischen Severinstraße<br />

und Rodenkirchen fahren,<br />

in den Spitzenzeiten sogar weiter <strong>bis</strong><br />

Sürth. Diese benutzt zwischen Severinstraße<br />

und Schönhauser Straße<br />

den südlichen Teil des Nord-Süd-<br />

Tunnels und verdichtet anschließend<br />

die Linie 16. Die lange Vorlaufzeit ergibt<br />

sich daraus, dass noch ein Ausbau<br />

der Sicherungstechnik sowie ein<br />

neues Weichenkreuz in Höhe der<br />

Tunnelrampe erforderlich sind. Damit<br />

kann die Linie 17 dann die beiden<br />

eingleisigen Tunnelröhren immer<br />

abwechselnd bedienen, was nötig<br />

ist, da am provisorischen Endpunkt<br />

Severinstraße keine Gleisverbindung<br />

existiert. Ebenfalls muss noch eine<br />

neue Wendeanlage in Rodenkirchen<br />

gebaut werden.<br />

Stuttgart: Ab 28. Juli verkehren auf der Oldtimerlinie 23 anstelle von Straßenbahnen<br />

histo rische Omnibusse. Die Oldtimerlinie 21 wird dagegen<br />

planmäßig fahren<br />

J. DAUR<br />

Posse um Vorlaufbetrieb<br />

Dem Ratsbeschluss vom 30. April 2013<br />

ging eine politische Posse voraus. Als<br />

das Vorhaben im vergangenen Herbst<br />

auf der politischen Tagesordnung<br />

stand, positionierten sich SPD und CDU<br />

aufgrund der Kosten noch dagegen.<br />

Dafür stimmten seinerzeit Grüne und<br />

FDP, was insofern bemerkenswert ist,<br />

als dass im Kölner Stadtrat eigentlich<br />

eine rot-grüne Koalition existiert. Vor<br />

diesem Hintergrund versuchte man in<br />

der Folgezeit einen Kompromiss zu finden.<br />

Dem Vernehmen nach hätte im<br />

Gegenzug für die Ablehnung der vorgezogenen<br />

Inbetriebnahme ein Verkehrsinvestitionsprogramm,<br />

welches<br />

auch die Verlängerung der Linie 7 in<br />

Zündorf beinhaltete, beschlossen<br />

werden sollen. Soweit kam es aber<br />

nicht, denn die CDU änderte im letzten<br />

Moment ihre Meinung und<br />

stimmte zusammen mit den Grünen<br />

und der FDP für die Inbe trieb nahme.Im<br />

Zuge des nördlichen Tunnelabschnittes<br />

geht bereits im Dezember<br />

dieses Jahres der kurze Abschnitt<br />

vom Rathaus zum Heumarkt in Betrieb.<br />

Der Lückenschluss zwischen<br />

Heumarkt und Severinstraße und damit<br />

die Gesamtinbetriebnahme der<br />

Strecke wird jedoch frühestens 2019<br />

möglich sein.<br />

C. GRONECK<br />

neue Ausfahrrampe. Die alte Rampe<br />

und mehrere Erweiterungsbauten aus<br />

den 1960er Jahren waren 2010 zur<br />

Beseitigung einer Bodenaltlast abgebrochen<br />

worden.<br />

JDA<br />

Gera<br />

Streckensperrung und<br />

Finanzierungsprobleme<br />

Am 12. April begannen am künftigen<br />

Gleisdreieck Berufsakademie mit<br />

einem offiziellen Spatenstich die Bauarbeiten<br />

für den lang erwarteten weiteren<br />

Ausbau des Geraer Straßenbahnnetzes.<br />

Begonnen wurde dort mit<br />

dem Bau einer provisorischen Gleis-<br />

schleife, um das Wenden der Straßenbahnzüge<br />

während der Streckensperrung<br />

nach Bieblach Ost zu ermöglichen.<br />

Seit 29. April ist jene Strecke nun<br />

komplett gesperrt. Zuvor wurden dort<br />

bereits seit Ostern erste vorbereitende<br />

Baumaßnahmen durchgeführt wurden.<br />

Bis Ende September wird die<br />

Strecke in Stadtbahnqualität mit barrierefreien<br />

Haltestellen, modernen<br />

Fahrgastinformationssystemen und für<br />

eine Höchstgeschwindigkeit von 70<br />

km/h ausgebaut. Für das Geraer Stadtbahnprogramm,<br />

zu dem auch der Ausbau<br />

der Wiesestraße sowie eine Neubaustrecke<br />

von der Berufsakademie<br />

nach Langenberg gehören, werden<br />

von Bund und Freistaat Thüringen 29<br />

Mio. Euro Fördermittel bereitgestellt.<br />

Anfang Mai wurde allerdings auch bekannt,<br />

dass durch erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten<br />

des städtischen<br />

Eigenanteils die Bauarbeiten in der<br />

Wiesestraße Ende April nicht beginnen<br />

konnten und auch der Bau nach Gera-<br />

Langenberg noch einmal auf dem<br />

Prüfstand steht. Der weitere Ausbau<br />

des Geraer Straßenbahnnetzes scheint<br />

so noch einmal an einem unerwarteten<br />

und unsicheren Zeitpunkt angelangt<br />

zu sein.<br />

ROG<br />

Industrie<br />

Hilton Kommunal<br />

Neuer Oberleitungsmontagewagen<br />

für IVB<br />

Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe<br />

(IVB) beschafften von Hilton Kommunal<br />

ein neues Oberleitungsmontagefahrzeug<br />

als Ersatz für den Zweiwege-Unimog<br />

866, der fast drei Jahrzehnte in<br />

Innsbruck im Einsatz war. Das neue<br />

Fahrzeug mit der Betriebs-Nummer 749<br />

wurde aufgebaut auf einem MAN-<br />

Fahrgestell und verfügt über ein Schie-<br />

12 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Deutschland · Industrie · Weltweit<br />

Gera: Während der weitere Ausbau der Straßenbahn unsicher ist, wird die<br />

Strecke Berufsakademie – Bieblach Ost <strong>bis</strong> September 2013 auf Stadtbahnniveau<br />

gebracht<br />

R. GLEMBOTZKY<br />

Hilton Kommunal: Das neue Oberleitungsmontagefahrzeug, hier im Einsatz<br />

auf der Innsbrucker Mittelgebirgsbahn bei Tantegert, ersetzte den<br />

Zweiwege-Unimog 866<br />

H. SCHIESTL<br />

nenfahrsystem (hydrostatisch angetriebene<br />

Lore), eine Funkfernsteuerung, eine<br />

schwenkbare Teleskopbühne und<br />

beidseitige Gerätekästen. Das nach<br />

hinten offene Fahrerhaus ist mit einem<br />

Werkstattaufbau verbunden, auf dem<br />

ein Pantograph mit Messlineal montiert<br />

ist. Für das Fahrdrahtziehen ist an der<br />

Bühne ein hydraulisch verfahrbares<br />

Stativ vorhanden. Das Zweiwegefahrzeug<br />

des Typs Hilton OMF 3T-110 ist<br />

zusätzlich ausgerüstet mit Dreilicht-<br />

Spitzensignal für jede Fahrtrichtung,<br />

mit Blaulicht sowie mit gelben Warnblinkleuchten.<br />

Für den städtischen Einsatz<br />

auf Schienen steht eine Warnglocke<br />

und für die Überlandstrecken ein<br />

Signalhorn zur Verfügung. Für den Einsatz<br />

auf der Stubaitalbahn ist es zudem<br />

mit dem Zugleitsystem ausgerüstet. Ein<br />

ähnliches Fahrzeug konnte 2012 an<br />

Stern & Hafferl, unter deren Regie unter<br />

anderem die Gmundener Straßenbahn<br />

fährt, verkauft werden. ROS<br />

Stadler<br />

19 weitere Tangos<br />

für die BLT<br />

Am 27. Mai 2013 hat der Verwaltungsrat<br />

der Baselland Transport (BLT)<br />

das zweite Bestelllos von 19 Tango-<br />

Trams ausgelöst. Die Auslieferung der<br />

94 Mio. Franken teuren Fahrzeuge erfolgt<br />

2015 <strong>bis</strong> Mitte 2016. Ab dann<br />

werden die Tramlinien 10 und 11 nur<br />

noch mit Tango-Trams betrieben. Die<br />

Schindler-Sänftenfahrzeuge, welche in<br />

den letzten zehn Jahren einem umfangreichen<br />

Sanierungsprogramm unterzogen<br />

wurden, sollen ab dann nur<br />

noch auf den Einsatzlinien E11 und 17<br />

unterwegs sein. Bis 2012 erhielt die<br />

BLT bereits 19 Tango-Trams. Ursprünglich<br />

sollte dieser Fahrzeugtyp nicht nur<br />

für den kleineren Baseler Trambetrieb<br />

BLT, sondern auch für das größere Unternehmen<br />

Baseler Verkehrsbetriebe<br />

(BVB) beschafft werden. So kam es<br />

Stadler/Basel: Ab 2016 sollen die beiden BLT-Hauptlinien 10 und 11 ausschließlich mit Tangos betrieben werden,<br />

wofür Stadler 19 weitere Exemplare an die Stadt am Rhein liefert<br />

P. KRAMMER<br />

aber nicht, denn die BVB bestellten<br />

Ende 2011 insgesamt 60 Tw des Bombardier-Typs<br />

Flexity 2, von denen die<br />

ersten Vorserienfahrzeuge ab Ende<br />

2013 zur Verfügung stehen sollen. PKR<br />

Stadler/Alstom<br />

Neues auf dem<br />

UITP-Kongress<br />

Ende Mai 2013 trafen sich Fachleute<br />

aus aller Welt zum 60. Weltkongress<br />

des Internationalen Verbandes<br />

für öffentliches Verkehrswesen (UITP),<br />

zur Mobility und City Transport Ausstellung<br />

und zur Fachmesse suissetraffic<br />

in Genf. 300 Aussteller priesen<br />

ihre Produkte an. Unter den vielen<br />

Neuheiten zeigte Stadler neben dem<br />

Mock-up der U-Bahnwagen für das<br />

Berliner Kleinprofilnetz den ersten<br />

Obus, den Stadler Minsk gemeinsam<br />

mit einem lokalen Partner für den<br />

Markt in den GUS-Staaten herstellt.<br />

Somit erweitert Stadler sein Produktportfolio<br />

nach dem Geschäftsfeld U-<br />

Bahn abermals. Für großes Aufsehen<br />

sorgte auch die von Alstom ausgestellte<br />

Citadis-Tram für die Stadt Tours<br />

(Frankreich). Über die Neuheiten aus<br />

Genf berichten wir ausführlich in der<br />

nächsten Ausgabe.<br />

ROS<br />

Siemens<br />

Verspätete Zulassung<br />

für Münchener Bahnen?<br />

Um das Angebot im Tram- und U-<br />

Bahn-Bereich zu verbessern, benötigt<br />

die Münchener Verkehrsgesellschaft<br />

(MVG) bereits zum Fahrplanwechsel<br />

im Dezember die neuen U-Bahn-Züge<br />

vom Typ C2 sowie die neuen Trams<br />

vom Typ Avenio. Nach Aussage des<br />

Regierungspräsidiums Oberbayern<br />

droht aber bei den beiden Siemens-Typen<br />

eine verspätete Zulassung, da<br />

noch wichtige Dokumente fehlen. Sollte<br />

es so kommen, müsste die MVG<br />

von den im März angekündigten Angebotsverbesserungen<br />

Abstriche machen.<br />

Geplant ist u.a. ein Zwei-Minuten-Takt<br />

während des morgendlichen<br />

Berufsverkehrs auf dem U-Bahn-Abschnitt<br />

Hauptbahnhof – Kolumbusplatz,<br />

die Einführung des Samstagsbetriebs<br />

auf der neuen Tramlinie 28<br />

(Sendlinger Tor – Scheidplatz), die Verlängerung<br />

der Linie 18 vom Effnerplatz<br />

nach St. Emmeram nicht nur in<br />

der Morgenspitze sondern auch nachmittags<br />

sowie zahlreiche weitere<br />

punktuelle Fahrplanausweitungen. PKR<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

13


Aktuell<br />

Siemens: Ob die Münchener C2-Züge, von denen der erste im April die<br />

Wiener Werkshallen verließ, rechtzeitig zugelassen werden, ist laut dem<br />

Regierungspräsidium Oberbayern eher fraglich<br />

R. WYHNAL<br />

Bern: Das heute noch zweiteilige „Mandarinli“ 43, hier nahe der Station<br />

Felsenau, bleibt aufgrund seiner automatischen Fahrgastzählgeräte weiter<br />

im Einsatz bei der RBS<br />

J. SCHRAMM<br />

Ausland<br />

Rumänien: Galati<br />

Betrieb setzt auf<br />

ex-Rotterdamer GT6<br />

Der ostrumänische Straßenbahnbetrieb<br />

hat in den vergangenen Monaten<br />

die letzten aus Rotterdam gebraucht<br />

übernommen GT6 in Betrieb<br />

genommen. Seit 2007 hat Galati insgesamt<br />

27 dieser 1984 bei Düwag<br />

gebauten Fahrzeuge übernommen.<br />

Abzüglich zweier Ersatzteilspender<br />

können jetzt in der Regel alle Kurse<br />

mit den Rotterdamer Wagen bestückt<br />

werden. Der Einsatz von Gebrauchtwagen<br />

aus Deutschland steht damit<br />

laut Betrieb kurz vor dem Ende. <strong>Von</strong><br />

den fünf 1997 aus Frankfurt übernommenen<br />

L-Zügen waren im Mai nur<br />

noch vier Tw vorhanden, zwei standen<br />

vor der Verschrottung. Alle sieben T4<br />

ex Magdeburg waren bereits verschrottet.<br />

Die zwölf T4 aus Dresden<br />

warten, ebenso wie die meisten der<br />

31 Berliner KT4D, auf ihre Zukunft. Die<br />

letzten rund zehn einsatzfähigen ex-<br />

Berliner KT4D werden kaum noch benötigt<br />

und sollen bald abgestellt werden.<br />

CLÜ<br />

Schweiz: Bern RBS<br />

NExT ersetzen<br />

»Mandarinlis«<br />

Die Reihen der ursprünglich 21 Be<br />

4/8 (Bj. 1974 <strong>bis</strong> 1978) von der Regionalverkehr<br />

Bern-Solothurn (RBS) werden<br />

sich bald lichten. 16 der wegen<br />

ihrer orangefarbenen Lackierung<br />

„Man darinlis“ genannten Tw erhielten<br />

zwischen 1999 und 2002 einen niederflurigen<br />

Zwischenwagen. 2004<br />

wurden dann alle Züge grundlegend<br />

modernisiert. Dennoch wurde Ende<br />

2011 mit dem Wagen 44 der erste wegen<br />

Schäden an Rahmen und Fahrzeugkasten<br />

ausgemustert und verschrottet.<br />

Seit 2009 erhielt die RBS<br />

von Stadler sechs neue Triebwagen<br />

„NExT“, welche vorwiegend den RE-<br />

Verkehr zwischen Bern und Solothurn<br />

übernommen haben. 2013 werden<br />

acht weitere NExT folgen, sodass die<br />

Linie S8 weitgehend mit den neuen<br />

Fahrzeugen bedient werden kann.<br />

Dies bedeutet gleichzeitig das Aus für<br />

die letzten zweiteiligen „Mandarinli“,<br />

die heute in den Spitzenzeiten als Verstärkungsmodule<br />

auf der S8 eingesetzt<br />

werden. Betroffen sind die Wagen<br />

41, 42, 45, 46. 48 und 49, die <strong>bis</strong><br />

Ende 2013 ausscheiden werden. Hiervon<br />

sind die Wagen 41, 46 und 49<br />

dreiteilig, dagegen wird der heute<br />

zweiteilige Wagen 43 erhalten bleiben<br />

und mit einem der frei werdenden<br />

Mittelteile ergänzt werden; der Grund<br />

hierfür ist seine Ausstattung für die<br />

Fahrgastzählung. Die beiden anderen<br />

Mittelteile sollen verkauft werden. JÖS<br />

Algerien: Oran/Constantine<br />

Zwei neue<br />

Straßenbahnbetriebe<br />

Nachdem 2011 neben der ersten<br />

Metrolinie auch die erste Straßenbahn<br />

des Landes in der Hauptstadt Algier in<br />

Betrieb genommen worden war, folgte<br />

Galati: Ex-Rotterdamer GT6er<br />

aus den 1980er-Jahren haben<br />

deutsche Gebrauchtfahrzeuge<br />

aus Berlin, Magdeburg, Dresden<br />

und Frankfurt/Main verdrängt<br />

C. LÜCKER<br />

am 1. Mai 2013 die Eröffnung einer<br />

18,7 km langen Straßenbahnlinie in<br />

Algeriens zweitgrößter Stadt Oran (ca.<br />

1 Mio Einw.). Diese Linie führt von den<br />

östlichen Vororten (Bir El Djir) ins<br />

Stadtzentrum und schwenkt dann<br />

nach Süden, um im Bereich der Universität<br />

in Senia zu enden. An der Strecke<br />

liegen 32 Haltestellen.<br />

Im Juli 2013 startet auch der Fahrgastbetrieb<br />

bei der neuen Tramway<br />

von Constantine (ca. 500.000 Einw.)<br />

im Osten des Landes auf einer neun<br />

km langen Linie mit elf Haltestellen.<br />

Die Strecke beginnt am südlichen<br />

Rand der Innenstadt, die auf einem<br />

Plateau 650 m über dem Meeresspiegel<br />

liegt. Die Tramway überquert nach<br />

2,7 km Fahrt das tiefe Tal des Flusses<br />

Rhumel auf einem ca. 500 m langen<br />

Viadukt, um dann mehrere Vororte im<br />

Süden der Stadt zu erschließen. Am<br />

südlichen Endpunkt Zouaghi wird eine<br />

multimodale Umsteigeanlage eingerichtet.<br />

Wie bereits die Tramway in Algier<br />

werden die beiden neuen Netze von<br />

SETRAM (Société d’exploitation des<br />

tramways d’Algérie) betrieben, an der<br />

die Pariser RATP-Dev maßgeblich beteiligt<br />

ist. Der französische Einfluss ist<br />

nicht nur am Ausbaustandard der<br />

Strecken und Haltestellen zu erkennen,<br />

es werden bei allen drei Betrieben<br />

auch nur Citadis 302-Fahrzeuge<br />

von Alstom eingesetzt. Nach demselben<br />

Muster sollen in den nächsten<br />

Jahren weitere Betriebe in Sétif, Annaba,<br />

Mostaganem, Sidi-Bel-Abbès, Tiaret<br />

und Ouargla entstehen. RSC<br />

Frankreich: Nizza<br />

Straßenbahnnetz<br />

wird erweitert<br />

Im Juli 2013 soll die seit 2007 betriebene<br />

8,7 km lange Straßenbahn im<br />

südfranzösischen Nizza (Nice) um eine<br />

Haltestelle verlängert werden. Die<br />

14 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Weltweit<br />

Neubaustrecke beginnt an der nordöstlichen<br />

Endhaltestelle Pont Michel<br />

der <strong>bis</strong>lang einzigen Straßenbahnlinie<br />

1 und endet nach 450 m am Krankenhaus<br />

Hôpital Pasteur. Die Gleise 1 und<br />

2 der alten Endstelle Pont Michel werden<br />

nach Westen weitergeführt, während<br />

das südliche Bahnsteiggleis 3 als<br />

Kehrgleis verbleibt. Die Strecke verläuft<br />

auf besonderem Bahnkörper in<br />

südlicher Seitenlage und überquert<br />

dabei auf einem 93 m langen Brückenbauwerk<br />

neben der Straßenbrücke<br />

Pont René Coty den Fluss Paillon.<br />

Anstatt des sonst üblichen Oberbaus<br />

mit Zweiblockschwellen wurden dieses<br />

Mal Längsbetonbalken verwendet.<br />

Eingedeckt sind die Gleise mit Asphalt,<br />

Natursteinpflaster oder Rasen. Der<br />

neue Endpunkt erhält zwei 40 m lange<br />

Seitenbahnsteige, deren vorgeschaltete<br />

doppelte Gleisverbindung mit einer<br />

abhängig geschalteten Fahrsignalanlage<br />

gesichert ist. Eine spätere Verlängerung<br />

von hier aus nach La Trinité ist<br />

möglich.<br />

Für den Herbst 2013 plant die Stadt<br />

zudem den Baubeginn der zweiten<br />

Straßenbahnlinie, die von St-Augustin<br />

am Flughafen westlich der Stadt entlang<br />

der Küste <strong>bis</strong> zum Hafen von<br />

Nizza führen soll. Die Innenstadt wird<br />

in einem 3,6 km langen Tunnel unterfahren,<br />

der die Linie 1 an den Haltestellen<br />

Jean Médecin und Garibaldi<br />

kreuzt.<br />

MKE<br />

Schweiz: Basel BVB<br />

»Badwännli« stillgelegt<br />

Wie jetzt bekannt wurde, verfügten<br />

die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) bereits<br />

im Herbst 2012 die Außerbetriebsetzung<br />

des offenen Aussichtswagens<br />

B2 1045, was mit Bedenken<br />

bezüglich der Sicherheit begründet<br />

wurde. Schließlich sei während der<br />

Der neue Niederflurwagen 1002 (Piccola) fährt als Linie 9 in der Hakushima-dori-Straße. Bis 2027 sollen in Hiroshima<br />

42 dieser Tw in Dienst gestellt sein<br />

E. PLEFKA<br />

Japan: Hiroshima<br />

»Piccolo« und »Piccola« sind da!<br />

Nachdem in den letzten Jahren für die am stärksten<br />

frequentierten Linien 1 und 2 Niederflurgelenkwagen beschafft<br />

wurden, stehen nun die alten Vierachser zur Erneuerung<br />

an. Anfang 2013 wurden von Kinki Sharyo und<br />

Mitsu<strong>bis</strong>hi zwei 18,6 m lange vierachsige Niederflurwagen<br />

mit schwebendem Mittelteil geliefert. Sie sind weitgehend<br />

bauartgleich mit dem 2004 <strong>bis</strong> 2008 gelieferten<br />

fünfteiligen Sechsachsern 5101 <strong>bis</strong> 5110 „Greenmover-<br />

Max“. Eingesetzt werden die neuen Wagen 1001 („Piccolo“)<br />

und 1002 („Piccola“) seit Februar auf den Linien 7<br />

und 8 und auf den Einlagekursen der Linie 9 zwischen Eba<br />

und Hakushima. Bis 2027 sollen weitere 40 Wagen dieser<br />

Fahrt eine Beschädigung der Fahrleitung,<br />

bei welcher es zum Herabfallen<br />

von Teilen und so zu einer Gefährdung<br />

der Fahrgäste kommen könnte, nicht<br />

ausgeschlossen.<br />

Die beiden Sommerwagen C 260<br />

und C 262 wurden in den Jahren 1938<br />

bzw. 1939 in offene Aussichtswagen<br />

für Stadtrundfahrten verwandelt und<br />

entstammen den 1901 von SIG Neuhausen<br />

gebauten Wagen C 93 und C<br />

95. Beim Umbau wurden das Dach<br />

entfernt, niedrige Seitenwände angebracht<br />

und der Radsatzabstand vergrößert.<br />

Die offenen Wagen erhielten<br />

im Volksmund schnell den Namen<br />

Wagentype beschafft werden, um damit die derzeit mehr<br />

als 50 Jahre alten Vierachser zu ersetzen.<br />

Akuter Erneuerungsbedarf<br />

Der Erneuerungsbedarf bei der Straßenbahn von Hiroshima<br />

ist besonders akut, denn von den 125 für den Linienbetrieb<br />

zur Verfügung stehenden Wagen sind nur 36 (29 %) jünger<br />

als 20 Jahre. 46 Wagen (37 %) sind zwischen 20 und 31<br />

Jahre alt, die restlichen 43 Wagen (34 %) weisen mittlerweile<br />

ein Alter von 49 <strong>bis</strong> 73 Jahren auf, wobei die ältesten<br />

eingesetzten Fahrzeuge die 1940 von Kinami Sharyo für<br />

Osaka gebauten Vierachser 761 – 763 sind.<br />

EPL<br />

„Badwännli“. 1954 erhielten sie die<br />

neuen Nummern 1045 und 1046. Der<br />

Wagen 1046 verabschiedete sich bereits<br />

neun Jahre früher als sein<br />

Schwesterfahrzeug aus dem Fahrgastverkehr,<br />

da er seinerzeit dem Brand<br />

des Depots Wiesenplatz zum Opfer<br />

fiel.<br />

DOM<br />

Nizza: Citadis 018 kehrt in der heutigen Endhaltestelle Pont Michel – im<br />

Hintergrund ist die Gleisbaustelle für die Verlängerung zum Hôpital Pasteur<br />

zu erkennen<br />

M. KEUCHEL<br />

Basel: Der letzte große Auftritt des B2 1045, im Volksmund Badwännli genannt,<br />

war am 20. Januar 2012, als er das traditionelle Vogel-Gryff-Spiel<br />

zur Haltestelle Eglisee beförderte<br />

D. MADÖRIN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

15


Betriebe<br />

In die vom Elisabeth-Dom dominierte Innenstadt von Kosice kommt die Straßenbahn nicht mehr, sondern umfährt sie auf dem Altstadtring.<br />

Der VarioLFR.S 701 – das erste Neufahrzeug Kaschaus seit über 15 Jahren – passiert hier den Namestie Osloboditelov<br />

M. JUNGE<br />

Kulturhauptstadt<br />

mit Tram und Trolley<br />

Reisetipp 2013: Kosice Das slowakische Kaschau präsentiert sich neben Marseille als diesjäh rige<br />

Kulturhauptstadt Europas. Die im Schnittpunkt zwischen Polen, Ungarn und der Ukraine gelegene<br />

zweitgrößte Stadt der Slowakischen Republik lädt aber nicht nur deshalb zu einem Besuch ein<br />

16<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Slowakei: Kaschau<br />

Das Straßenbahnnetz<br />

in Kosice<br />

Altstadtring<br />

Die Stammstrecke beginnt am Hauptbahnhof<br />

Kosice, umschließt in einem Halbkreis die Altstadt<br />

und endet am nördlichen Innenstadtrand<br />

(Havlickova); am Rand der Altstadt befindet sich<br />

ein zweiter Linienendpunkt (Namestie Maratonu<br />

Mieru)<br />

Westliche Schleife<br />

Der Altstadtring wird um eine westliche Schleife<br />

erweitert, die in einem weiten Bogen die<br />

Westbezirke anschließt; von der westlichen<br />

Schleife zweigt eine Stichstrecke zur Technischen<br />

Universität ab und endet am nordwestlichen<br />

Innenstadtrand (Botanicka Zahrada)<br />

Die Straßenbahn von Kosice dient vor allem zur Erschließung der Neubausiedlungen und Industrieanlagen.<br />

Eine T3-Doppeltraktion nähert sich hier der Station VVS krizovatka<br />

Außenast 1<br />

Die Strecke zweigt vom Altstadtring (Osloboditelov-Platz)<br />

ab und verbindet das Zentrum mit<br />

der Trabantenstadt Vazecka im Osten Kaschaus;<br />

von diesem Außenast zweigt eine Stichstrecke<br />

ab und endet am östlichen Innenstadtrand<br />

(Socha Jana Pavla II.)<br />

Außenast 2<br />

Die Strecke zweigt von der westlichen Schleife<br />

ab und verbindet das Zentrum mit dem Stahlwerk<br />

(Vstupny Areal U.S.Steel) im Südosten der<br />

Stadt Kosice<br />

Tangente<br />

Die Strecke verknüpft beide Außenäste und die<br />

westliche Schleife und stellt die kürzeste Verbindung<br />

zwischen Vazecka und den Westbezirken<br />

sowie dem Stahlwerk her<br />

Das 240.000 Einwohner zählende<br />

Kosice – der deutsche Stadtname<br />

lautet Kaschau – ist zwar industriell<br />

von einem Stahlwerkskomplex<br />

geprägt, verfügt aber auch über ein<br />

sehr stilvolles und großflächiges Altstadtensemble<br />

mit dem gotischen Elisabeth-Dom<br />

als markantem Wahrzeichen. Um die Innenstadt<br />

<strong>bis</strong> hinauf auf die benachbarten<br />

Höhenrücken gruppieren sich eine Reihe<br />

von Trabantenstädten mit der typischen<br />

Plattenbauarchitektur, die im Zuge der forcierten<br />

Industrialisierung in den 1960er-Jahren<br />

zur Beschaffung von Wohnungen entstanden<br />

sind. Diese Standortfaktoren sind<br />

auch maßgebend für die Struktur des öffentlichen<br />

Nahverkehrs in Kosice.<br />

LINKS Neben herkömmlichen Bussen und der<br />

Straßenbahn werden in Kosice im Öffentlichen<br />

Personennahverkehr auch Obusse eingesetzt<br />

– hergestellt wurden sie in den tschechischen<br />

Skodawerken<br />

Der Triebwagen 376, ein Tatra-T3SUCS, wirbt derzeit für Kosice in dieser auffälligen Lackierung<br />

als europäische Kulturhauptstadt J. BOHNDORF (3)<br />

Kernstück sind ein Straßenbahnnetz und<br />

eine Obus-Strecke. 40 weitere Autobuslinien<br />

komplettieren das städtische Bedienungssystem.<br />

Die Straßenbahn erschließt mit 34 km<br />

Streckenlänge vornehmlich die Innenstadt<br />

sowie den Osten und Westen der Stadt. Die<br />

im Infokasten genannten Netzteile sind an<br />

allen Abzweigstellen über Gleisdreiecke miteinander<br />

verknüpft, so dass sich für die Linienführung<br />

keine Restriktionen ergeben.<br />

Auf dieser Infrastruktur verkehren sieben<br />

Regel-Verkehrslinien. Die Linienführung ist<br />

so gestaltet, dass von den maßgebenden<br />

Endpunkten Havlickova im Norden, Hauptbahnhof<br />

im Zentrum und Vazecka im Osten<br />

alle Ziele auf dem Altstadtring, der westlichen<br />

Schleife und dem Außenast 1 ohne<br />

Umsteigen erreicht werden. Die Stichstrecken<br />

werden jeweils mit einer Linie bedient,<br />

die beide über den Altstadtring führen.<br />

Auf den einzelnen Linien verkehren die<br />

aus Tatra-Fahrzeugen gebildeten Züge in<br />

der Regel in 20-Minuten-Intervallen, die in<br />

den Hauptverkehrszeiten zu 15-Minuten-<br />

Zugfolgen verdichtet werden.<br />

Ein Spezifikum des Kaschauer Straßenbahnsystems<br />

sind acht zusätzliche Berufsverkehrslinien,<br />

die alle Netzteile direkt mit<br />

dem Stahlwerk verbinden und nur bedarfsorientiert<br />

bedient werden.<br />

Zum elektrisch betriebenen Streckennetz<br />

zählt auch eine Obus-Strecke, die von der<br />

nordöstlich gelegenen Trabantenstadt Lingov<br />

durch das Zentrum <strong>bis</strong> zum westlichen<br />

Stadtrand (Sidlisko KVP/Klastor) führt, auf<br />

der zwei Obus-Linien verkehren.<br />

JOACHIM BOHNDORF<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

17


Betriebe<br />

Grüner als man denkt<br />

präsentiert sich das<br />

Ruhrgebiet an vielen<br />

Stellen auf der Reise<br />

quer durch das Ballungsgebiet<br />

– wie<br />

hier in <strong>Witten</strong> auf der<br />

Bogestra-Linie 310<br />

kurz hinter der Haltestelle<br />

Hardel<br />

MARCO CHRISTIAN<br />

»Tour de Ruhr«<br />

Die längste Straßenbahnfahrt auf einem zusammenhängenden Netz Auf der über<br />

100 Kilometer langen Fahrt von St. Tönis nach Heven Dorf erlebt der Fahrgast fünf Betriebe, zwei<br />

Spurweiten sowie eine große Fahrzeugtypenvielfalt. Außerdem sieht er viel Revieratmosphäre –<br />

von Zechenanlagen und „Ruhrbarock“ aus Kaisers Zeiten <strong>bis</strong> hin zu hypermodernen Zweckbauten<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Ruhrgebiet<br />

Kombi-Tickets für Schnäppchen-Jäger!<br />

Fahrkarten-Tipps für die Straßenbahnexkursion an Rhein und Ruhr<br />

Für die „Tour de Ruhr“ benötigt man ein Ticket<br />

der Preisstufe D im Verkehrsverbund Rhein/Ruhr<br />

(VRR). Die Einzelfahrt kostet damit 12,50 Euro –<br />

theoretisch, denn die Geltungsdauer eines solchen<br />

Einzeltickets ist auf vier Stunden beschränkt.<br />

Wer aber ausschließlich per Straßen- und Stadtbahn<br />

von Tönisvorst <strong>bis</strong> nach <strong>Witten</strong>-Heven fahren<br />

möchte, benötigt selbst bei optimalen Anschlüssen<br />

und ohne jede Pause mindestens fünf<br />

Stunden.<br />

Es bleibt also nur eine Tageskarte, die in dieser<br />

Preisstufe inzwischen mit stolzen 27,40 Euro zu<br />

Buche schlägt. Günstiger wird es in der Gruppe:<br />

Eine Tageskarte für <strong>bis</strong> zu fünf Personen kostet<br />

38, – Euro. Eventuell lohnt sich auch das „SchönerTagTicket“,<br />

das zwar erst ab 9 Uhr gilt, mit<br />

dem man aber dann den kompletten Nahverkehr<br />

in ganz Nordrhein-Westfalen nutzen kann. Es kostet<br />

28,50 Euro (Einzelperson) bzw. 39,50 Euro<br />

(Gruppenticket <strong>bis</strong> zu fünf Personen). Sonnabends<br />

und sonntags ist die bundesweite Nahverkehrs-<br />

Netzkarte „Schönes-Wochenende-Ticket“ eine Alternative<br />

Clevere Sparfüchse können ihre Straßenbahnerkundungsreise<br />

im Ruhrgebiet mit dem Besuch<br />

einer Veranstaltung verbinden, deren Eintrittskarte<br />

als Kombi-Ticket am jeweiligen Tag auch als<br />

Fahrkarte im gesamten VRR-Tarifgebiet gilt. Dies<br />

ist bei diversen Messen (Düsseldorf, Essen, Dortmund),<br />

bei zahlreichen kulturellen Events und vielen<br />

Sportveranstaltungen der Fall. So bekommt<br />

man z.B. die „Tour de Ruhr“ inklusive eines Fußballspiels<br />

des VfL Bochum in der 2. Bundesliga<br />

schon für 11,– Euro (Stehplatz Vollzahler)!<br />

Einige, zum Teil sogar recht preiswerte und sehr<br />

zentral gelegene Hotels an Rhein und Ruhr – vor<br />

allem in Düsseldorf, aber auch in Essen, Wuppertal<br />

und Gelsenkirchen –, stellen ihren Übernachtungsgästen<br />

eine kostenlose Fahrkarte für das gesamte<br />

VRR-Gebiet (Nahverkehr, 2. Klasse) aus! Sie<br />

gilt ab Ankunft im Hotel und auch noch den gesamten<br />

Abreisetag. Schnäppchenjäger können so<br />

bereits ab 35,– Euro (im Einzelzimmer) und ab<br />

45,– Euro (zu zweit im Doppelzimmer) übernachten<br />

und nach Belieben Straßenbahn fahren. Mehr<br />

Infos unter www.hotel-kombiticket.de. MIK<br />

Auch wenn das dichte Straßenbahnnetz<br />

im Großraum Rhein-Ruhr der<br />

Vergangenheit angehört, verbindet<br />

die Tram doch weiterhin die Städte<br />

im Revier. Fünf Betriebe, zwei Spurweiten,<br />

unterirdische, ebenerdige und aufgeständerte<br />

Strecken, „Oldies“ aus den 1970er-Jahren<br />

und brandneue Niederflurwagen sowie<br />

viel Revieratmosphäre – von Zechenanlagen<br />

und „Ruhrbarock“ aus Kaisers Zeiten<br />

<strong>bis</strong> hin zu hypermodernen Zweckbauten:<br />

Die „Tour de Ruhr“ mit der Straßenbahn ist<br />

ein Erlebnis!<br />

Unser Abenteuer beginnt in Tönisvorst,<br />

einer 30.000-Einwohner-Stadt im Kreis<br />

Viersen, und zwar am Wilhelmplatz in<br />

St. Tönis in typisch niederrheinischer Kleinstadt-Atmosphäre.<br />

Hier wartet die Linie<br />

041 der <strong>Krefeld</strong>er SWK Mobil GmbH. Die<br />

Abfahrtshaltestelle ist zweigleisig, doch<br />

wird das zweite Gleis nur selten genutzt. Befördern<br />

wird uns der noch recht neue „Flexity“<br />

612, ein eleganter Niederflurwagen<br />

der Firma Bombardier mit einer dynamischen<br />

rot/weißen Lackierung. Oder warten<br />

wir einen Kurs ab? Werktags ist die Chance<br />

gut, dass wir dann einen 1980/81 gebauten<br />

M8C erwischen. Aber Fahrzeuge dieser<br />

Bauart erwarten uns in Essen und Bochum<br />

auf alle Fälle noch – und Zeit wollen wir<br />

nicht verlieren. Denn bereits ohne Pause<br />

und mit optimalen Anschlüssen dauert unsere<br />

rund 106 km lange Tour etwa fünf<br />

Stunden!<br />

Da die komplette Reise im Verkehrsverbund<br />

Rhein-Ruhr verläuft, brauchen wir<br />

nur ein einziges Ticket (Infos siehe Kasten).<br />

Aber Achtung: Eine Einzelfahrt auf dieser<br />

langsamen Umwegroute erlaubt das Tarifsystem<br />

nicht!<br />

Seit drei Jahren ohne »Klassiker«<br />

Gleich nach der Endstelle erleben wir eine<br />

sehenswerte Gleisverschlingung, als der Wagen<br />

aus der Häuserblockschleife in die enge<br />

<strong>Krefeld</strong>er Straße einbiegt. Bald verlassen wir<br />

den Ort St. Tönis, und die <strong>Krefeld</strong>er Straße<br />

ist plötzlich eine breite Fahrbahn, in deren<br />

Mitte wir ungestört auf eigenem Bahnkörper<br />

vorwärtskommen. Die Linie 041 passiert<br />

einige Felder, doch inzwischen dominieren<br />

hier große Neubaugebiete. Die fröhliche<br />

Horde von Schulkindern ist wieder<br />

verschwunden, und im Wagen ist Ruhe eingekehrt.<br />

In <strong>Krefeld</strong> heißt es aufpassen: Auf der<br />

rechten Seite fahren wir am Depot- und<br />

Werkstattgelände der SWK am Weeserweg<br />

vorbei. Nur mit viel Glück steht manchmal<br />

der historische blaue Oldtimer mit seinen<br />

drei Bogenfenstern im Freien. Die klassischen<br />

achtachsigen Düwag-Gelenkwagen<br />

sind seit drei Jahren Geschichte. Ein Stück<br />

weiter steht die Verwaltung der Stadtwerke<br />

<strong>Krefeld</strong>. Auf der anderen Straßenseite finden<br />

sich noch Reste der früheren Wendeschleife<br />

Obergplatz.<br />

Erneut fahren wir ein Stück weiter Richtung<br />

Innenstadt, und die Bebauung wird zunehmend<br />

großstädtischer und enger, auch<br />

einige alte Industriebauten können wir bewundern.<br />

Die meterspurigen Straßenbahngleise<br />

kreuzen die regelspurigen Gleise der<br />

SWK-Eisenbahnstrecke, die zum <strong>Krefeld</strong>er<br />

Nordbahnhof und weiter nach Hüls führt.<br />

Über viele Kilometer sind wir mehr oder<br />

weniger geradeaus gefahren, doch am alten<br />

Horten-Gebäude biegt die 041 nach rechts<br />

in den Ostwall ein, eine der geschäftigsten<br />

<strong>Krefeld</strong>er Innenstadtstraßen. Hier erreichen<br />

wir die wichtigste <strong>Krefeld</strong>er Straßenbahnhaltestelle<br />

mit Namen „Rheinstraße“. Alle<br />

vier SWK-Linien verkehren hier, außerdem<br />

wendet die normalspurige Stadtbahnlinie<br />

U76 der Düsseldorfer Rheinbahn in einer<br />

mittigen Stumpfendstelle mit Umsetzgleis.<br />

Hinter dem modernen Kürzel „U76“ ver-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

19


Betriebe<br />

In St. Tönis bei <strong>Krefeld</strong> gibt es am Ende der Häuserblockschleife eine Gleisverschlingung.<br />

Für die Flexity der <strong>Krefeld</strong>er SWK Mobil kein Problem! M. PABST<br />

birgt sich die frühere Linie „K“, die seit<br />

1898 als elektrifizierte Kleinbahn Düsseldorf<br />

und <strong>Krefeld</strong> verbindet. Wir steigen das<br />

erste Mal um.<br />

U76: Stadtbahnwagen mit Bistro<br />

Die Rheinbahn setzt auf der U76 in der Regel<br />

Doppeltraktionen aus B80-Stadtbahnwagen<br />

ein. Wir haben Glück: Unser Zug<br />

Fototipps für eine »Tour de Ruhr«<br />

Wer nicht nur die Fahrt genießen, sondern auch<br />

einige Erinnerungsfotos entlang der Strecke schießen<br />

möchte, dem seien folgende Fotostellen empfohlen:<br />

Die Gleisverschlingung hinter der Starthaltestelle<br />

Wilhelmplatz in St. Tönis bietet sich<br />

schattenbedingt vor allem bei bewölktem Himmel<br />

als Motiv an.<br />

In <strong>Krefeld</strong> sollte die zentrale Haltestelle Rheinstraße<br />

festgehalten werden, sie wird ihr klassisches<br />

Flair im nächsten Jahr durch einen Komplettumbau<br />

verlieren. Entlang der U76 ist die<br />

Oberkasseler Brücke in Düsseldorf mit Blick auf<br />

den Rhein zu fast jeder Tageszeit ein guter Tipp –<br />

am besten an den Haltestellen Luegplatz oder<br />

Tonhalle aussteigen.<br />

Ähnlich wie die U76, bietet auch die U79 auf<br />

dem Weg nach Düsseldorf reizvolle Überlandabschnitte,<br />

wie etwa zwischen den Haltestellen Froschenteich<br />

und Kesselsberg. Neben der Ortsdurchfahrt<br />

in Mülheim-Speldorf ist entlang der 901 die<br />

schmale Brückendurchfahrt hinter der Haltestelle<br />

Speldorf Bahnhof zu empfehlen.<br />

Wer auf urbanes Flair steht, der fotografiert am<br />

besten die Linie U18 hinter der Haltestelle Savignystraße<br />

– hier verkehren die Bahnen inmitten<br />

der A40. Beim Umsteigen am Essener Hauptbahnhof<br />

unbedingt die blau beleuchtete Tunnelstation<br />

aufnehmen.<br />

Ein Motivklassiker findet sich an der Haltestelle<br />

Kapitelwiese in Essen. Im Sommer lassen sich die<br />

M8C der Linie 107 hier am besten am Nachmittag<br />

vor der Kulisse des Förderturms der Zeche Zollverein<br />

festhalten.<br />

In Bochum bietet die Tunnelhaltestelle Lohring<br />

an der 302/310 mit ihrer Beleuchtung ein spannendes<br />

Umfeld. <strong>Von</strong> hier aus verkehrt auch die<br />

310 nach <strong>Witten</strong>. Typischen Ruhrpott-Überlandcharakter<br />

hat die Strecke noch zwischen Am Honnengraben<br />

und Crengeldanz. Als Motiv eignet sich<br />

außerdem je nach Blickrichtung ganztägig der Bereich<br />

hinter der Bahnhofsstraße in <strong>Witten</strong>. Hier<br />

rollt die 310 eingleisig inmitten einer Kopfsteinpflasterstraße<br />

einen leichten Hügel hinauf.<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

führt einen der vier vorhandenen „Bistro“-<br />

Wagen mit sich. Während der Fahrt genießen<br />

wir einen Kaffee und kleine Happen.<br />

Leider ist es nur ein Rest früherer Speisewagenherrlichkeit.<br />

Doch ist die U76 damit immer<br />

noch etwas Besonderes.<br />

Unser massiver Normalspur-Stadtbahnzug<br />

fährt zusammen mit den zierlicheren<br />

SWK-Meterspurfahrzeugen auf einem Vierschienengleis<br />

den Ostwall hinunter. Vor<br />

dem wuchtigen Sandsteingebäude des <strong>Krefeld</strong>er<br />

Hauptbahnhofs biegt er nach links<br />

ab. Ab Dießem liegen die Gleise schnellbahnartig<br />

auf eigenem Bahnkörper.<br />

Noch einmal begegnet unsere in Spitzenzeiten<br />

durch die Linie U70 verstärkte U76<br />

der <strong>Krefeld</strong>er Straßenbahn: In der Umsteigehaltestelle<br />

Grundend am östlichen Ortsrand<br />

des Stadtteils Fischeln sehen wir wieder<br />

unsere Linie 041, die dort ihre andere<br />

Endstation hat. In der Regel gewinnt die<br />

U76 das Wettrennen.<br />

Wir fahren nun recht flott auf Meerbusch<br />

zu. Vor der Zwischenendstelle Görgesheide<br />

mit ihrem mittigen Wendegleis wird zunächst<br />

die Autobahn A44 unterfahren sowie<br />

nach der Haltestelle die Eisenbahnstrecke<br />

<strong>Krefeld</strong> – Neuss auf einer Brücke<br />

überquert. Eine weitere Zwischenendstelle<br />

ist die Station „Haus Meer“, wo <strong>bis</strong> Ende<br />

der 1950er-Jahre die Fernlinie „M“ der<br />

Rheinbahn in Richtung Moers abzweigte –<br />

die Stadt ist heute, wie manch andere im<br />

Rhein-Ruhr-Gebiet, völlig straßenbahnfrei.<br />

Das dichte Netzgeflecht im Revier der<br />

1950er-Jahre ist passé – doch freuen wir<br />

uns, dass wir immer noch eine vergleichsweise<br />

vielfältige und ausgedehnte Straßenbahnlandschaft<br />

genießen dürfen.<br />

Nachdem wir mit Büderich den nächsten<br />

Meerbuscher Stadtteil passiert haben, befinden<br />

wir uns auf Düsseldorfer Stadtgebiet.<br />

Vor der Endstelle Lörick der U74 geht die<br />

Fahrt vorbei an den früheren Stahlwerken.<br />

Danach fährt die Bahn in der Mitte der<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Ruhrgebiet<br />

Meterspur trifft Normalspur: <strong>Krefeld</strong>er Flexity neben normalspurigem B80 der Rheinbahn an der viergleisigen Haltestelle <strong>Krefeld</strong> Ostwall, die in<br />

Kürze umfangreich modernisiert werden wird. Hier geht es von der 041 in die U76<br />

M. PABST<br />

Ein B80-Doppel auf der U76 in <strong>Krefeld</strong>-Grundend – hier befindet sich<br />

auch die südliche Endschleife der Meterspurlinie 041 M. KOCHEMS<br />

Fast wie bei der „großen“ Eisenbahn: Auf der U76 ist der Reisende<br />

zwischen <strong>Krefeld</strong> und Düsseldorf im „Bistro-Wagen“ König RHEINBAHN<br />

Hansaallee auf eigenem Bahnkörper in<br />

Richtung Oberkassel. Links biegt an der<br />

Prinzenallee die vor einigen Jahren neugebaute<br />

Strecke zum Bürogebiet Am Seestern<br />

ab, einige hundert Meter weiter befindet<br />

sich rechts die Hauptverwaltung der Düsseldorfer<br />

Rheinbahn.<br />

Noch mit formschönen GT8SU<br />

In Düsseldorf-Oberkassel ist der Belsenplatz<br />

der zentrale Verknüpfungspunkt aller linksrheinischen<br />

Stadtbahnlinien sowie mehrerer<br />

Buslinien. Der Platz wird dominiert durch<br />

das alte Bahnhofsgebäude von 1900.<br />

Nun gilt es eine fahrzeugtechnische Attraktion<br />

zu würdigen: Aus Neuss kommend,<br />

biegen am Belsenplatz die ältesten im<br />

Planbetrieb eingesetzten Schienenfahrzeuge<br />

der Rheinbahn ein. Denn die U75 wird<br />

noch weitgehend mit den formschönen<br />

GT8SU aus den 1970er-Jahren betreiben.<br />

Nun werden sie noch einmal aufgearbeitet<br />

und verlieren dabei ihre rot/weiße Farbgebung<br />

mit dem charakteristischen roten<br />

„Schnauzbart“ an der Front.<br />

Bei der Fahrt entlang der Luegallee genießen<br />

wir die zahlreichen schönen Häuser aus<br />

der Gründerzeit. Auf der mächtigen Oberkasseler<br />

Brücke überqueren wir den Rhein<br />

und vergessen nicht, auf der rechten Seite<br />

einen Blick auf die markante Ansicht der<br />

Düsseldorfer Altstadt mit Schlossturm und<br />

St. Lambertus zu werfen. Auf der jenseitigen<br />

Brückenrampe halten wir am Inselbahnsteig<br />

der Station Tonhalle – ein eindrucksvolles<br />

Bauwerk im Hintergrund –, dann fahren<br />

wir über eine langgezogene Rampe in den<br />

Tunnel. Kurz darauf rollt der Stadtbahnzug<br />

in die viergleisige Anlage des Bahnhofs<br />

Heinrich-Heine-Allee ein, wo wir umsteigen<br />

werden.<br />

Mit der U79 nach Duisburg<br />

Hier hat die U76 Anschluss an die U79, die<br />

frühere Fernlinie „D“ nach Duisburg. Auch<br />

diese Verbindung wird mit Doppeltraktionen<br />

aus B-Wagen bedient, doch kommen<br />

hier sowohl Düsseldorfer Fahrzeuge der<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

21


Betriebe<br />

Dynamische Haltestellenanzeigen in Echtzeit<br />

sorgen für eine gute Information RHEINBAHN<br />

Nachschlag gefällig?<br />

Die „Tour de Ruhr” lässt sich durch diverse Umwege<br />

noch erweitern, ohne dass man von der<br />

eigentlichen Route abkommt. Wer mit der U79<br />

von Düsseldorf kommend <strong>bis</strong> zur Endstelle Meiderich<br />

Bahnhof statt nur <strong>bis</strong> zum Hauptbahnhof<br />

fährt, der rauscht auf einer fast fünfminütigen<br />

Fahrt ohne Halt durch den Ruhr-Tunnel unter<br />

dem Duisburger Hafen. <strong>Von</strong> Meiderich aus geht<br />

es weiter mit der 903 Richtung Dinslaken. An<br />

der Haltestelle Marxloh, Pollmann ist umsteigen<br />

in die 901 nach Mülheim angesagt. Auf der<br />

Fahrt dorthin streift die Linie u. a. die gigantischen<br />

Industrieanlagen von Duisburg-Bruckhausen<br />

und den Hafen in Höhe Ruhrort. Wer das<br />

Revier von seiner schmuddeligen Seite kennen<br />

lernen will, sollte sich diesen Umweg „gönnen“.<br />

Alternativ zur Fahrt mit der U18 geht es von<br />

der Mülheimer Stadtmitte aus mit der 104 in<br />

Richtung Essen und am Abzweig Aktienstraße<br />

mit der 105 weiter zum Essener Hauptbahnhof.<br />

Auch hier ist ein weiterer Schlenker möglich:<br />

Statt der 107 bringt uns die U11 nach Gelsenkirchen<br />

und zwar in den Stadtteil Horst. <strong>Von</strong> dort<br />

geht es weiter mit der Linie 301 nach Gelsenkirchen-Buer<br />

Rathaus und ab da mit der Linie 302<br />

an der Arena „auf Schalke” vorbei über Gelsenkirchen<br />

Hbf Richtung Bochum.<br />

CHLÜ<br />

Rheinbahn wie auch Fahrzeuge der dortigen<br />

Duisburger Verkehrsgesellschaft zum<br />

Einsatz. Man muss schon genau hinschauen:<br />

Ob Rheinbahn oder DVG – im rot/weißen<br />

Stadtbahn-Look sind sie alle gehalten.<br />

Der Bahnsteig ist gedrängelt voll. Viele Reisende<br />

verkürzen sich ihre Wartezeit mit einem<br />

Blick auf die großen Multimediatafeln<br />

an den Wänden, wo sich Werbungen und<br />

Cartoons abwechseln.<br />

Tunnel, Hochbahn, Geisterbahnhof<br />

Nach zwei U-Bahnhöfen kommt unser<br />

DVG-Wagen der U79 wieder ans Tageslicht<br />

und führt zunächst in Straßenmitte durch<br />

die Stadtteile Golzheim und Stockum. Am<br />

Reeser Platz lag früher nicht nur eine Wendeschleife,<br />

sondern hier begann seit 1937<br />

auch ein viergleisiger Abschnitt, in dem die<br />

Strecken nach Kaiserswerth und Duisburg<br />

bzw. zum Stadion und Messe jeweils zwei<br />

Gleise besaßen. Heute ist mit zwei Gleisen<br />

Bescheidenheit eingekehrt. Am Freiligrathplatz<br />

verzweigen sie sich in zwei Richtungen,<br />

nachdem vorher der Nordpark und der<br />

„Aquazoo“ passiert wurden. Links sind bereits<br />

die Hallen der Düsseldorfer Messe und<br />

der große Klotz der „Esprit-Arena“ zu erkennen,<br />

wo die Fortuna 2012/13 nach langer<br />

Zeit wieder eine Saison in der ersten<br />

Fußball-Bundesliga spielen durfte. Rechts<br />

liegt das große Areal des Düsseldorfer Flughafens,<br />

das <strong>bis</strong> zum Bau der B8N von der<br />

Bahn aus eingesehen werden konnte.<br />

Die U79 fährt nun schnellbahnmäßig auf<br />

eigenem Bahnkörper durch Kaiserswerth,<br />

Wittlaer und vorbei an einer Haltestelle mit<br />

dem schönen Namen Froschenteich.<br />

Nun haben wir Duisburger Gebiet erreicht.<br />

Die Linie wird zur gesichtlosen<br />

Hochbahn, wir durchfahren Stationen in<br />

dunklen Betonhallen mit vielen uneinsehbaren<br />

Ecken – und nahe der erst vor einigen<br />

Jahren neu gebauten Station St.-Anna-<br />

Krankenhaus in Duisburg-Huckingen sogar<br />

einen nie genutzten und halb verfallenenen<br />

Geisterbahnhof! Hier hat sich der Stadtbahnwahn<br />

der frühen 1970er-Jahre ausgetobt.<br />

Diese Bauweise hat die Unterhaltungskosten<br />

in die Höhe getrieben und führt<br />

inzwischen zu Diskussionen, ob mittelfristig<br />

verschiedene Stadtbahnlinien im Ruhrgebiet<br />

eingestellt werden müssen – darunter auch<br />

diese –, weil das Geld für bald unausweichliche<br />

Sanierungsmaßnahmen fehlt.<br />

Wenige Minuten später befinden wir uns<br />

wieder im Straßenplanum: Mittig fährt die<br />

Bahn auf eigenem Bahnkörper in der Düsseldorfer<br />

Straße. Mehrere Eisenbahnstrecken<br />

werden mit Unterführungen gekreuzt.<br />

Auf der rechten Seite sehen wir den Betriebshof<br />

Grunewald der DVG an der<br />

gleichnamigen Haltestelle. Viel Abwechslung<br />

gibt es hier nicht: für die Stadtbahn<br />

sechsachsige B80-Wagen, für die Straßenbahn<br />

zehnachsige GT10NC-DU.<br />

An der Haltestelle Platanenhof fahren wir<br />

in den Duisburger Stadtbahntunnel ein.<br />

Charakteristisch für die Duisburger Tunnelstationen<br />

ist die Unterteilung in einen hohen<br />

Bahnsteig für die U79 und einen niedrigen<br />

Bahnsteig für die Straßenbahnlinien 901<br />

und 903. Für die Fahrgäste bedeutet dies,<br />

fleißig Treppen zu steigen.<br />

B80 und »Baby-B80«<br />

Am Duisburger Hauptbahnhof verlassen<br />

wir die U79 und wechseln zur 901 in Richtung<br />

Mülheim an der Ruhr. Wir besteigen<br />

einen der vierteiligen, zehnachsigen<br />

GT10NC-DU der DVG, die in den 1990er-<br />

Jahren ein zusätzliches niederfluriges Wagenteil<br />

erhielten. Wegen ihrer schmäleren<br />

Bauweise und der durchaus vorhandenen<br />

22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Ruhrgebiet<br />

An der Haltestelle Düsseldorf Tonhalle<br />

begegnen wir noch einem nicht<br />

modernisierten GT8SU-Gespann in<br />

ursprünglicher Lackierung auf Linie<br />

U75 Richtung Neuss Hbf M. PABST<br />

Ähnlichkeit in der Formgebung tragen die<br />

Fahrzeuge den Spitznamen „Baby-B80“.<br />

Auch wenn sie kein Ausbund an Schönheit<br />

sind, so sind sie immerhin eine Rarität: Zehnachser<br />

gibt es bei Straßenbahnen selten.<br />

Nach dem Halt am Hauptbahnhof fahren<br />

wir wieder an die Oberfläche. An der Station<br />

Zoo/Uni sehen wir rechts das charakteristische<br />

Universitätsgebäude, links den Eingang<br />

zum bekannten Duisburger Zoo. Hier<br />

befindet sich auch noch eine Wendeanlage,<br />

da jede zweite Fahrt der 901 hier endet. Unser<br />

Kurs fährt glücklicherweise weiter. Auf<br />

der Fahrt im Zuge der Mülheimer Straße<br />

überqueren wir die Autobahn A3 und fahren<br />

durch viel Wald. Bald ist Mülheim erreicht<br />

und die Straßenbahn windet sich<br />

durch den Stadtteil Speldorf.<br />

Vierschienig unter der Ruhr<br />

Rechts steht vor dem alten Straßenbahndepot,<br />

in dem sich heute ein Einkaufszentrum<br />

befindet, der rot/weiße Mülheimer Zweiachser<br />

Nr. 811 als Denkmal. Eigentlich ist<br />

es ein Stuttgarter Wagen, der hier nur kurze<br />

Zeit aushalf. Ein Stück weiter sehen wir auf<br />

der anderen Seite das heutige Depot der<br />

Mülheimer Verkehrsgesellschaft MVG. Es<br />

befindet sich auf dem Gelände eines früheren<br />

Eisenbahn-Ausbesserungswerkes.<br />

Wir lassen die vom Depot kommende Betriebsstrecke<br />

einfädeln und fahren zur Abwechslung<br />

wieder in einen Tunnel, wo sich<br />

die 901 einen vierschienigen Abschnitt mit<br />

der meterspurigen MVG-Linie 102 teilt. <strong>Von</strong><br />

der Ruhr sehen wir ebenso wenig wie von der<br />

Mülheimer Innenstadt: Der Fluss und die Station<br />

Stadtmitte werden unterirdisch passiert.<br />

Am Mülheimer Hauptbahnhof steigen wir<br />

am unterirdischen Endpunkt der 901 in die<br />

Stadtbahnlinie U18 um. Hier weht europäisches<br />

Flair, denn die Essener Verkehrs AG<br />

Stadtbahn zwischen Wiesen und Feldern bei Düsseldorf-Wittlaer – diese B80-Doppeltraktion<br />

auf der U79 wird vom DVG-Triebwagen 4707 geführt M. KOCHEMS (2)<br />

Ein bulliger B-Wagen würde sich im eher beschaulichen Mülheim-Speldorf weniger gut machen.<br />

Dann lieber ein GT10NCDU, der wegen seiner Form auch „Baby-B“ genannt wird C. LÜCKER<br />

Briten im Ruhrpott: Ehemalige Docklands-Triebwagen 5239+5229 der EVAG in Essen, Wickenburgstraße<br />

entlang des Ruhrschnellwegs auf der U18 von Mülheim nach Essen. Diese Verbindung<br />

wurde einst als „Modellstrecke der Stadtbahn Rhein/Ruhr“ entworfen und gebaut<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

23


Betriebe<br />

Nur während der Sperrung der Autobahn A40 sind solche Aufnahmen der Linie U18 von der Fahrbahn aus erlaubt und möglich! Christian Lücker<br />

nutzte am 5. August 2012 so eine Gelegenheit im Bereich der Haltestelle Savignystraße<br />

An der U-Station Essen-Rathaus steigen wir in den meterspurigen<br />

Stadtbahnwagen 1162 Typ M8C der EVAG um M. KOCHEMS (2)<br />

Die Rampen an der Station Essen-Rathaus zeigen, dass die Bahnhöfe<br />

ursprünglich für Hochflurbetrieb konzipiert waren<br />

setzt nicht nur die allseits bekannten B-Wagen,<br />

sondern auch ehemalige Triebwagen der<br />

Londoner „Docklands Light Railway“ ein.<br />

Ihren Weg haben die kantigen Fahrzeuge der<br />

Typen P86/P89 freilich im niedersächsischen<br />

Salzgitter im Linke-Hofmann-Busch-Werk<br />

begonnen. Nun wird es auch bunt: Das<br />

Duisburger Einheits-Rot/Weiß wird in Essen<br />

und Mülheim von einem Sammelsurium verschiedener<br />

Farbschemata abgelöst. Beide Betriebe<br />

setzen Wagen im ursprünglichen<br />

Rot/Weiß und im „Stadtlinie“-Farbschema<br />

(Weiß/Lichtgrau mit orangen und roten Zierstreifen)<br />

ein. Die jüngsten Essener Wagen<br />

sind leuchtend gelb mit blauen Absetzungen,<br />

die Mülheimer ebenfalls gelb, aber mit<br />

schwarzen und weißen Zierstreifen lackiert.<br />

Die frischen Farbtupfer machen sich gut im<br />

Revier, insbesondere wenn die Häuser schon<br />

länger auf den Maler gewartet haben.<br />

Über die A40 in die »Blaue Grotte«<br />

Die U18 fährt im Tunnel Richtung Osten,<br />

<strong>bis</strong> es an der Station „Heißen, Kirche“ wieder<br />

an die Oberfläche geht. Über eine Rampe<br />

und einen Einschnitt wird die Trasse in<br />

die Mitte der Autobahn A40 eingefädelt.<br />

Links und rechts rauschen Autos und Lastwagen<br />

vorbei, so dass es auch innerhalb der<br />

Triebwagen unangenehm laut ist.<br />

Auf der rechten Seite sehen wir das Einkaufscenter<br />

„Rhein-Ruhr Zentrum“, direkt<br />

daneben die Hauptwerkstatt der EVAG an<br />

der Schweriner Straße. Die Stationen in der<br />

Mitte der Autobahn sind durchweg moderne,<br />

überdachte Stadtbahnhaltestellen mit<br />

Hochbahnsteigen. Teilweise stehen die<br />

Wohnhäuser rechts und links dicht entlang<br />

der Autobahn.<br />

Stadtbahn und Autos haben sich so gut<br />

aneinander gewöhnt, dass sie nach der Haltestelle<br />

„Savignystraße/ETEC“ gemeinsam<br />

in einen Tunnel eintauchen, der das Essener<br />

Stadtzentrum unterquert. Doch auch im<br />

Untergrund gibt es Sehenswürdigkeiten –<br />

24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Ruhrgebiet<br />

„UNESCO-Weltkulturerbe Zollverein“ und M8DNF-Niederflurwagen der EVAG 1532 in Essen, Kapitelwiese, auf der „Kulturlinie“ 107. Die Niederflurwagen<br />

verkehren nur als Verstärkerzüge zwischen Essen Hbf und Abzweig Katernberg<br />

M. KOCHEMS<br />

die berühmte „Blaue Grotte“, sprich der<br />

wegen seiner gewöhnungsbedürftigen bläulich<br />

Beleuchtung so genannte „Essen<br />

Hauptbahnhof“. Hier wechseln wir abermals<br />

die Spurweite: Mit einem meterspurigen<br />

EVAG-Triebwagen der Linie 107 geht<br />

es weiter nach Gelsenkirchen, und der Reviergeruch<br />

wird merklich stärker.<br />

»Kulturlinie« auf Meterspur<br />

Die Linie 107 firmiert als „Kulturlinie“, passiert<br />

sie doch auf ihrem langen Linienweg<br />

von Bredeney im Essener Süden <strong>bis</strong> Gelsenkirchen<br />

zahlreiche Denkmäler. Neben einer<br />

eigenen Homepage tragen auch diverse<br />

Triebwagen entsprechende Werbungen. Der<br />

M8C der EVAG hält zwar am niedrigen<br />

Bahnsteig, besitzt jedoch Klappstufen.<br />

Grund dafür sind die Tunnelstationen zwischen<br />

Hauptbahnhof und Florastraße, wo<br />

sich die Linien 101 und 107 nach Bredeney<br />

die Strecke und die Hochbahnsteige mit der<br />

U11 zur Gruga/Messe teilen müssen.<br />

Die folgende U-Bahn-Station „Rathaus<br />

Essen“ beeindruckt durch vier Bahnsteiggleise<br />

an niedrigen Bahnsteigen, so dass<br />

nicht nur in die M-Wagen, sondern auch in<br />

die jüngeren Niederflurwagen bequem eingestiegen<br />

werden kann. Offensichtlich war<br />

beim Bau eine spätere Umgestaltung auf<br />

Hochbahnsteige vorgesehen, denn die Treppen<br />

zur Oberfläche enden auf den Bahnsteigen<br />

auf etwa 50 Zentimeter hohen Podesten,<br />

zu denen dann wieder Rampen hinauf<br />

führen. Diese Station passieren alle Essener<br />

Straßenbahnlinien.<br />

Nach der nächsten Station kommt die Strecke<br />

wieder ans Tageslicht. „Am Freistein“<br />

trennt sich die 107 von der Linie 106 und<br />

führt in Straßenmitte Richtung Nordosten<br />

in Richtung Katernberg. Schnell wird die<br />

Bebauung lockerer, die Häuser kleiner. An<br />

Auf »Tour de Ruhr« im Klassiker?<br />

Wer einen Teil der „Tour de Ruhr“ authentisch in<br />

längst nicht mehr planmäßig eingesetzten „Klassikern“<br />

erfahren möchte, der hat regelmäßig auf<br />

dem Linienweg der 107 zwischen Essen Hauptbahnhof<br />

bzw. Klinikum und Gelsenkirchen Hauptbahnhof<br />

die Möglichkeit dazu.<br />

Die Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaften<br />

der EVAG und der BOGESTRA bieten von Mai <strong>bis</strong><br />

Oktober an jedem ersten Samstag im Monat Fahrten<br />

„auf Linie“ mit ihren Museumswagen auf dieser<br />

Strecke an.<br />

der Station Kapitelwiese erkennen wir das<br />

imposante „UNESCO Weltkulturerbe Zollverein“.<br />

Die alte Zechenanlage dominiert<br />

<strong>bis</strong> zur nächsten, gleichnamigen Haltestelle<br />

den Blick aus dem linken Fenster. Der Straßenbahnfan<br />

freut sich am Abzweig Katern-<br />

Im 30- bzw. 60-Minuten-Takt kommen die Wagen<br />

u. a. an der Zeche Zollverein vorbei. Zum Einsatz<br />

gelangen nach Verfügbarkeit zum Beispiel der<br />

Essener GT8-ZR 1753 oder der Essener Aufbau-<br />

Zweiachser 888 sowie teilweise auch Museumswagen<br />

der Nachbarbetriebe, wie der Mülheimer<br />

GT6 259 oder der Bochumer KSW 96. Die Mitfahrt<br />

ist mit allen im VRR gültigen Tickets ohne Aufpreis<br />

möglich.<br />

Alle Termine und Infos gibt es auf www.vhagevag.de<br />

bzw. www.vhag-bogestra.de. CHLÜ<br />

Der Düwag-Aufbauwagen<br />

Nr. 888, der<br />

zwischen 1949<br />

und 1974 regulär<br />

in Essen fuhr,<br />

im Rahmen der<br />

planmäßigen<br />

Museumsfahrten<br />

„Auf Linie” vor dem<br />

Förderturm der<br />

Zeche Zollverein<br />

M. BEITELSMANN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

25


Betriebe<br />

Die drei Bogestra-Triebwagen M6C 349, MGT6D 414 und M6S 310 in Bochum-Laer. Im Hintergrund sieht man bereits die nächste Haltestelle:<br />

Opel Werk 1. Deren Bezeichnung wird nach der Werksschließung im Jahr 2014 überdacht werden müssen M. KOCHEMS, F. FREDENBAUM (RECHTS UNTEN)<br />

berg über eine kleine Wendeschleife, in der<br />

die Verstärkerkurse der 107 enden.<br />

Nach der S-Bahn-Station „Zollverein<br />

Nord“ hält der Triebwagen am Katernberger<br />

Markt. Hier gilt die evangelische Kirche<br />

als Sehenswürdigkeit der „Kulturlinie“. Ein<br />

Stück danach entdecken wir an der Hanielstraße<br />

eine weitere Wendeschleife, in der<br />

jede zweite Bahn der Linie 107 im Normaltakt<br />

werktags endet. Die Häuserblockumfahrung<br />

lässt hier typisches Ruhrpott-Flair<br />

aus vergangenen Tagen aufkommen.<br />

Die 107 passiert in der Folge die Stadtgrenze<br />

von Essen nach Gelsenkirchen. Auf der linken<br />

Seite entdecken wir an der gleichnamigen<br />

Haltestelle die umfangreichen Anlagen der<br />

Gelsenkirchener Trabrennbahn. Nun wird<br />

die Bebauung langsam wieder dichter und<br />

wir nähern uns dem Stadtzentrum.<br />

Mit der 302 durch den Pott<br />

Kurz vor der gleichnamigen Haltestelle sehen<br />

wir links das wuchtige Musiktheater.<br />

Hier ist auch unsere Umsteigestelle zum<br />

nächsten Reiseabschnitt, den wir mit der Linie<br />

302 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen<br />

(Bogestra) zurücklegen werden.<br />

Wir steigen in einen Düwag-Niederflurwagen<br />

der ersten Generation aus den 1990er-<br />

Jahren ein. Der Wagen mit seiner blauen<br />

Vollwerbung für die „Knappen“ (für Nicht-<br />

Fußballfans: „FC Schalke 04“) ist bereits<br />

sehr voll.<br />

Die Gleise führen nun wieder abwärts,<br />

und die Gelsenkirchener Innenstadt wird<br />

inklusive der Station Hauptbahnhof im<br />

Tunnel unterquert. Nur kurze Zeit später<br />

kommt die Trasse an der Station<br />

Rhein elbestraße wieder an die Oberfläche<br />

und führt nun in Richtung des Stadtteils<br />

Wattenscheid.<br />

Fahrzeugvielfalt<br />

wie sonst nirgends!<br />

Während das Straßenbahnnetz an Rhein und<br />

Ruhr in den vergangenen Jahrzehnten deutlich<br />

geschrumpft ist, ist die Fahrzeugvielfalt groß geblieben.<br />

Vor 30 Jahren wären wir auf der Tour de<br />

Ruhr überwiegend mit klassischen Düwag-Wagen<br />

verschiedenster Ausführungen gefahren – etwa<br />

mit den GT6 in <strong>Krefeld</strong>, den GT8 in Düsseldorf<br />

oder den Zweirichtungs-GT6 in Bochum.<br />

Heute reicht die Spanne vom Flexity Outlook-<br />

Niederflurwagen in <strong>Krefeld</strong>, über die verschiedenen<br />

B-und M-Wagen-Versionen, <strong>bis</strong> hin zu den<br />

MGT6D und Variobahnen in Gelsenkirchen bzw.<br />

Bochum. Außerdem begegnen uns zwei in dieser<br />

Form einmalige Wagentypen: Die GT10NC-DU in<br />

Duisburg und die Dockland-Wagen in Essen.<br />

CHLÜ<br />

Über Wattenscheid nach Bochum<br />

Nun sind wir wieder mitten im „Pott“ –<br />

links und rechts der Strecke ist viel alter<br />

„Ruhrbarock“ zu bewundern. Auch finden<br />

sich bemerkenswerte Gegensätze zwischen<br />

Alt und Neu. So fährt die Bahn stadtbahnmäßig<br />

auf eigenem Bahnkörper inmitten einer<br />

modernen, vierspurigen Straße, doch an<br />

den Seiten stehen typische, alte Zechenhäuser<br />

und auf der linken Seite die noch erhaltenen<br />

Gebäude der früheren Zeche „Holland“.<br />

Dem noch recht modern wirkenden<br />

Niederflurwagen merkt man sein Alter von<br />

immerhin schon beinahe 20 Jahren auch an<br />

– und seine Konstruktion: Sobald die Gleislage<br />

etwas schlechter ist, rumpelt das Einzelrad-Einzelachsfahrwerk<br />

(EEF) unter uns<br />

sehr vernehmlich.<br />

Nachdem wir das enge Ortszentrum von<br />

Wattenscheid mit seinen vielen leerstehenden<br />

Läden passiert haben, ist die Umgebung<br />

der Strecke wieder deutlich grüner und lockerer<br />

bebaut. Es ist ein Irrglaube, dass das<br />

Ruhrgebiet eine einzige Stein- und Betonwüste<br />

mit endlosen Straßen und Gebäudekomplexen<br />

ist.<br />

Wenig später ist die Kreuzung mit der im<br />

Ausbau auf sechsspurigen Betrieb befindlichen<br />

Autobahn A40 erreicht, während unweit<br />

Getreidefelder zu sehen sind. Ein Stück<br />

weiter sehen wir links für einen kurzen Moment<br />

die Bochumer Jahrhunderthalle.<br />

Futuristische U-Bahnhöfe<br />

An der nächsten Ecke vereinigt sich die 302<br />

mit der aus Höntrop kommenden Linie<br />

310, der letzten Stammstrecke der M6-<br />

Triebwagen der Bogestra. Gemeinsam führen<br />

beide Linien nun schnell ins Bochumer<br />

Stadtzentrum. Wieder werden wir um einen<br />

Blick betrogen: Seit 2006 fährt die Bahn<br />

26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Ruhrgebiet<br />

Die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen-Ückendorf aus dem Jahr 1929 beeindruckt durch ihre Backstein-Architektur in „neuer Sachlichkeit“ und<br />

prägt hier das historische Stadtbild. Nur der moderne Niederflur-Tw 419 und die geparkten Pkw deuten auf das Jahr 2013 hin ... M. BEITELSMANN<br />

Der Tunnelbahnhof Bochum Rathaus (Süd) fasziniert mit farblich wechselnden Lichtelementen<br />

und einer verglasten unterirdischen Straßenbahnbrücke (rechts oben), auf der die Linie 306 kreuzt<br />

auch im Herz dieser Stadt unterirdisch –<br />

verkehrspolitisch umstritten. Die architektonisch<br />

Gestaltung der futuristisch anmutenden<br />

U-Bahnhöfe Rathaus (mit bunten<br />

Lichtspielen und unterirdischer Brücke der<br />

Linie 306) und Lohring (mit beleuchtetem<br />

Glasboden und Klangspielen) ist freilich herausragend.<br />

Südöstlich des Hauptbahnhofs kommt<br />

die Trasse in der <strong>Witten</strong>er Straße wieder ans<br />

Tageslicht und führt nun auf den Stadtteil<br />

Laer zu. Auf eigenem Bahnkörper inmitten<br />

einer vierspurigen Schnellstraße passieren<br />

wir den Komplex eines Möbelhauses, wäh-<br />

rend auf der rechten Seite bereits die ersten<br />

Anlagen des Bochumer Opel-Werkes sichtbar<br />

sind.<br />

Wir erreichen nun „Laer Mitte“, zugleich<br />

der Endpunkt der 302. Die Station ist nicht<br />

gerade romantisch: Der Wagen wendet in<br />

einem mittigen Stumpfgleis hinter dem Inselbahnsteig,<br />

der nur über eine Fußgängerbrücke<br />

über die Straße zugänglich ist.<br />

Da die 302 hier endet, steigen wir in die<br />

bereits erwähnte Linie 310 in Richtung <strong>Witten</strong><br />

um. Irgendwie wirken die recht kleinen<br />

M-Wagen auf der weit geschwungenen Strecke,<br />

vorbei am Ansatz zur Autobahn A44<br />

und unter der A43 hindurch, fast ein wenig<br />

fehl am Platz. Immerhin kann auf diesem<br />

Stück die konstruktive Höchstgeschwindigkeit<br />

von 70 km/h annähernd ausgefahren<br />

werden, was die Fahrzeuge jedoch meist mit<br />

einigen Wacklern und Hopsern quittieren.<br />

Die Bebauung wird nun immer spärlicher:<br />

Viele Bäume, Büsche und Wiesen beherrschen<br />

den Blick zu beiden Seiten.<br />

Eingleisige Überlandatmosphäre<br />

Nun nähern wir uns einem Höhepunkt unserer<br />

Reise: Auf dem Endstück der 310 nach<br />

<strong>Witten</strong> und Heven kann man noch klassische<br />

Überlandatmosphäre pur erleben – eingleisige<br />

Streckenstücke entlang von Straßen, Feldern<br />

und kleinen Ortschaften, mit Haken und Kurven.<br />

Was anderswo längst verschwunden ist,<br />

ist hier noch stellenweise erlebbar.<br />

An der Kreuzung <strong>Witten</strong>er Straße/Universitätsstraße<br />

wird die 310 künftig geradeaus<br />

auf einer Neubaustrecke via Langendreer<br />

<strong>Witten</strong> erreichen. Noch biegt die Strecke<br />

nach rechts in die Universitätsstraße ab.<br />

Hier beginnt ein größtenteils eingleisiges<br />

Teilstück, das beim Bau der Autobahn A44<br />

vor vielen Jahren als Provisorium entstanden<br />

war, jedoch <strong>bis</strong> heute erhalten geblieben<br />

ist. Die Zeit scheint tatsächlich stehen geblieben<br />

zu sein. Das Gleis liegt neben der<br />

Straße, die Masten sind schon recht alt und<br />

die Umgebung ist grün.<br />

Nachdem die Autobahn auf einer modernen<br />

Brücke überquert wurde, ist die in einem<br />

kurzen zweigleisigen Stück liegende Halte-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

27


Betriebe<br />

Halt mal!<br />

Neben kulturellen Lecker<strong>bis</strong>sen wie der Tonhalle in Düsseldorf,<br />

der Zeche Zollverein in Essen oder der Jahrhunderthalle<br />

in Bochum, gibt es entlang der Strecke auch einige kulinarische<br />

Lecker <strong>bis</strong>sen: Die Pizzeria San Michele, Rheinstraße<br />

88 in <strong>Krefeld</strong>, Haltestelle Rheinstraße.<br />

Oder: Essen in einem der ältesten Häuser Duisburgs bei<br />

„Duisburgs Lindenwirtin“, Mül heimer Straße 203 nahe der<br />

Haltestelle Zoo/Uni der Linie 901. Und Kult-Currywurst, angeblich<br />

die Beste im ganzen Revier, gibt es beim „Profi-Grill“<br />

in Bochum-Wattenscheid, Bochumer Straße 96, Haltestelle<br />

Centrumplatz der Linie 302. Guten Appetit!<br />

CLÜ<br />

In <strong>Witten</strong> wechselt sich städtisches Ruhrgebietsflair mit dörflichem Ambiente ab. Tw 312 hat soeben die Haltestelle Sprockhöveler Straße verlassen<br />

und steuert die nächste Ausweiche nahe der Haltestelle Hans-Böckler-Straße an, wo der Gegenzug schon wartet<br />

An der Stumpfendstelle <strong>Witten</strong>-Heven Dorf findet die Linie 310 ein abruptes Ende – und damit<br />

auch unsere „Tour de Ruhr“per Straßen- und Stadtbahn M. KOCHEMS (2)<br />

stelle „Am Honnengraben“ die planmäßige<br />

und auch einzig mögliche Kreuzungsstelle.<br />

Durch waldiges Umfeld fahren wir um einen<br />

Hügel herum und durch eine im Gefälle liegende<br />

S-Kurve zur ebenfalls häufig fotografierten<br />

Station Papenholz. Entlang von Feldern<br />

erreichen wir nun das Stadtgebiet von<br />

<strong>Witten</strong>.<br />

Das Straßenbahngleis führt nun in die Bochumer<br />

Straße und läuft weiter in Seitenlage<br />

<strong>bis</strong> nach Crengeldanz, wo es kurz vor der<br />

Unterführung unter der Eisenbahnstrecke<br />

wieder in die Straßenmitte wechselt und<br />

zweigleisig wird.<br />

Zum Endpunkt <strong>Witten</strong>-Heven<br />

Hatte das letzte Stück durch seine landschaftliche<br />

Umgebung beeindruckt, fährt<br />

die 310 nun eher nüchtern in die Stadt hinein.<br />

Etwas Abwechslung bietet der zweigleisige<br />

Abschnitt durch die Fußgängerzone<br />

<strong>bis</strong> zur Eisenbahnunterführung unweit des<br />

<strong>Witten</strong>er Bahnhofs. Danach wird die Strecke<br />

wieder eingleisig und führt über eine<br />

Kopfsteinpflasterstraße, vorbei an einem<br />

großen Stahlwerk und typischen Ruhrgebiets-Häusern,<br />

zur nächsten Ausweiche in<br />

der Hans-Böckler-Straße, wo der Gegenzug<br />

bereits wartet. Eingleisig geht es wieder weiter<br />

durch den Stadtteil Heven, bald seitlich<br />

neben der Straße und ansteigend. Eine weitere<br />

Ausweiche befindet sich an der Haltestelle<br />

Hellweg.<br />

Nun haben wir noch ein kurzes Stück <strong>bis</strong><br />

zur Endstation, das die Bahn abseits der<br />

Straßen auf einer Trasse quasi durch die<br />

Gärten zurücklegt. Die Strecke fällt wieder<br />

deutlich ab. Viele der Häuser zeigen das typisch<br />

niederbergische Aussehen mit Fachwerk<br />

oder Schieferverkleidungen.<br />

Unvermutet endet unsere Reise an der<br />

Stumpfendstelle „Heven Dorf“ – ohne Umsetzmöglichkeit<br />

an einem kurzen Bahnsteig.<br />

Unsere Vermutung bestätigt sich bei späterer<br />

Lektüre: Die Strecke wurde hier mutwillig<br />

gekappt. Die Nachbargemeinde Herbede<br />

wollte keine Straßenbahn mehr, daher endet<br />

die Bahn nun einfach an der Ortsgrenze.<br />

Leider können wir nicht mehr – wie früher<br />

– mit der Straßenbahn von Bochum<br />

nach Dortmund weiterfahren. Daher endet<br />

unsere Fahrt von West nach Ost nach einem<br />

halben Tag am grünen südlichen Rand des<br />

Ruhrgebietes. In acht Straßen- und Stadtbahnwagen<br />

von fünf Betrieben haben wir<br />

106 Kilometer zurückgelegt. Schöner kann<br />

Reisen kaum sein – zumindest für Tramfreunde.<br />

MICHAEL KOCHEMS<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Nächster Halt: …<br />

Am 5. Mai 2013 hat der Tw 654 die Haltestelle Wiesenhügel erreicht. Die Linie 6 ist derzeit jedoch nur baustellenbedingt auf den Wiesenhügel<br />

zurückgekehrt. Dessen Name leitet sich nicht vom Wort „Wiese“, sondern vom Nachnamen eines früheren Flurstückbesitzers ab R. GLEMBOTZKY<br />

Nächster Halt:<br />

Wiesenhügel<br />

Zwischen 1985 und 1988 entstand im Südosten<br />

von Erfurt das Wohngebiet Wiesen -<br />

hügel als typisches DDR-Plattenbaugebiet.<br />

Mit seiner Lage am östlichen Ende der Nordkante<br />

des Steigers – einer Hochfläche mit<br />

ausgedehntem Waldgebietes – bietet es dem<br />

Betrachter entlang seiner Nordkante einen<br />

grandiosen Blick über die Landeshauptstadt<br />

und bei klarer Sicht <strong>bis</strong> weit ins Thüringer<br />

Becken hinein.<br />

Seit dem 7. Juni 1985 wird der kleine<br />

Stadtteil von der Straßenbahn in Form eines<br />

Abzweigs von der erst wenige Jahre zuvor<br />

nach Melchendorf verlängerten Strecke<br />

(Linie 3) erschlossen. Neben der Endstelle<br />

Wiesenhügel (mit doppelgleisiger Wendeschleife)<br />

wird noch die im unteren Wohngebietsteil<br />

gelegene Haltestelle Färberwaidweg<br />

bedient (<strong>bis</strong> 1990 „Straße der Sportler“).<br />

Vor der Netzumstellung am 5. Oktober<br />

2007 verkehrte die Linie 6 zum Wiesenhügel,<br />

die erste Straßenbahnlinie, die in Erfurt von<br />

Anfang an ausschließlich mit KT4D betrieben<br />

wurde. Seit 2007 wird der Ast durch die<br />

Linie 4 bedient, womit an Schultagen wieder<br />

einzelne Kurse als Großzüge verkehren (inzwischen<br />

ausschließlich in Form von Niederflurwagen).<br />

Allerdings ist dieses Kapazitätsangebot<br />

eher der Nachfrage auf dem<br />

Nordwestabschnitt der Linie 4 mit seinen<br />

Bildungseinrichtungen geschuldet.<br />

Vorübergehend kehrte die Linie 6 Mitte<br />

März dieses Jahres in Folge der baustellenbedingten<br />

Netzumstellung für gut acht Monate<br />

auf ihren alten südlichen Linienweg<br />

zurück (siehe SM 6/13, Seite 16).<br />

Das Gebiet auf der Anhöhe über Melchendorf<br />

(1938 nach Erfurt eingemeindet) war<br />

früher eher unter der Bezeichnung „Melm“<br />

bekannt. Lediglich ein kleines Flurstück trug<br />

auf einer Karte von 1845 die Bezeichnung<br />

„Wiesers Hügel“; die Herkunft dieses Namens<br />

leitet sich von einem früheren Besitzer<br />

dieses Flurstücks ab.<br />

Der einst für 12.000 Bewohner geplante<br />

Stadtteil hatte 1990 noch knapp 10.000 Einwohner.<br />

Diese Zahl reduzierte sich jedoch<br />

<strong>bis</strong> 2012 nochmals um fast die Hälfte, was<br />

mit dem üblichen „Stadtumbau“ einherging.<br />

SEBASTIAN PASCHINSKY<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

29


Betriebe<br />

Triebwagen 867 (Bj. 1929, MAN/SSW, 1952 neu aufgebaut) und Beiwagen 1116 verlassen am 5. Mai 2013 auf der Burgringlinie 15 ihren Halteplatz<br />

am Plärrer. Dort befand sich einst der alte Ludwigsbahnhof<br />

U. ROCKELMANN<br />

Vom Burgring ins Depot<br />

Nürnberg: Historisches Straßenbahndepot St. Peterwieder geöffnet Seit Anfang Mai 2013<br />

können wieder museale Straßenbahnwagen besichtigt werden. Zudem nimmt die Burgringlinie 15<br />

ihren Weg nun wieder über die im Linienbetrieb nicht mehr befahrene Pirckheimerstraße<br />

Nach Abschluss von Sanierungsarbeiten<br />

hat das historische Straßenbahndepot<br />

St. Peter in Nürnberg<br />

seit dem ersten Maiwochenende<br />

wieder für Besucher geöffnet. Vor allem am<br />

Hallenboden waren umfangreiche Maßnahmen<br />

ausgeführt worden – so wurden die<br />

Gruben verfüllt und z.B. sämtliche Hallengleise<br />

erneuert. Das etwa einem Kilometer<br />

südöstlich vom Nürnberger Hauptbahnhof<br />

gelegene Werk wurde <strong>bis</strong> 1974 von der<br />

VAG betrieblich genutzt und beherbergt<br />

heute mit allein 23 historischen Straßenbahnwagen<br />

eine der größten Fahrzeug-<br />

Blick in das wiedereröffnete Depot St. Peter<br />

der Nürnberger VAG – in den Monaten zuvor<br />

waren u. a. die maroden Untersuchungsgruben<br />

verfüllt worden, anschließend entstand<br />

in der Halle ein neuer Fußboden A. NEUER<br />

30 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Nürnberg<br />

Vor dem Historischen Straßenbahndepot St. Peter in Nürnberg drängten sich am ersten Maiwochenende viele Besucher, um die historischen<br />

Wagen zu bestaunen. Seit dem 4. Mai können sie hier wieder regelmäßig jedes erste Wochenende im Monat besichtigt werden TH. NAUMANN<br />

Öffnungszeiten & Kontakt<br />

Das Historische Straßenbahndepot St. Peter<br />

öffnet jeweils am ersten Wochenende im<br />

Monat von 10 <strong>bis</strong> 17.30 Uhr (letzter Einlass<br />

17 Uhr) seine Pforten. Während der Öffnungszeiten<br />

fährt die historische Burgringlinie 15<br />

entlang der Nürnberger Altstadt.<br />

Infos im Internet:: www.vag.de/Museum oder<br />

www. strassenbahnfreunde-nuernberg.de.<br />

Erreichbar ist das Museum mit den Straßenbahnlinien<br />

6 sowie mit der Buslinie 36,<br />

Haltestelle Peterskirche.<br />

Historisches Straßenbahndepot St. Peter<br />

Schlossstraße 1<br />

90478 Nürnberg<br />

Telefon: (09 11) 2 83 46 54<br />

sammlungen in Deutschland. Die historischen<br />

Fahrzeuge der Nürnberger Straßenbahn<br />

sind nicht zuletzt deswegen so bekannt<br />

und beliebt, weil viele nicht nur als<br />

stumme Zeugen der Vergangenheit im Museum<br />

stehen, sondern regelmäßig im Stadtbild<br />

lebendig präsent sind.<br />

Die Burgringlinie 15 und<br />

die »Stadtführungs-Linie« 13<br />

Am jeweils ersten Wochenende im Monat<br />

werden sie auf der Linie 15, dem historischen<br />

„Burgring“, planmäßig eingesetzt.<br />

Aktuell werden an der Kreuzung Bucher-/<br />

Pirckheimerstraße zwei Weichen und eine<br />

Kreuzung erneuert, der „Burgring“ wird somit<br />

auch weiter auf seiner angestammten<br />

Route durch die Pirkheimerstraße verkehren<br />

können. Planmäßig fahren seit Einstellung<br />

der Linie 9 seit Ende 2011 hier keine<br />

Der 1935 von MAN/SSW gebaute Tw 876 fährt am 5. Mai auf der Burgring-Linie 15 die Haltestelle<br />

Aufseßplatz an. Das Fahrzeug präsentiert sich in seiner ursprünglichen Lackierung TH. NAUMANN<br />

Straßenbahnen mehr. Die erkennbar große<br />

Wertschätzung, die der Straßenbahn aber<br />

nun seitens des amtierenden VAG-Vorstandes<br />

entgegen gebracht wird, lässt keine<br />

Zweifel mehr an einer gedeihlichen Zukunft<br />

des „Burgrings“.<br />

<strong>Von</strong> Mai <strong>bis</strong> September wird jeden Montag<br />

unter dem Liniensignal 13 ab Hauptbahnhof<br />

eine Stadtführung auf Schienen<br />

angeboten, in deren Rahmen man auch<br />

über den einzigartigen Friedhof St. Johannis<br />

spazieren und eine Altstadtführung zu Fuß<br />

erleben kann. Für diese Touren kommt in<br />

der Regel der sechsachsige MAN-Gelenkzug<br />

305 zum Einsatz – manchmal verstärkt<br />

durch den vierachsigen Beiwagen 1556. Beide<br />

Fahrzeuge zählen zum Depotbestand in<br />

St. Peter. Wem das alles noch nicht genügt,<br />

der darf sich auch 2013 wieder auf die vorweihnachtlichen<br />

„Glühweinfahrten“ rund<br />

um die Altstadt freuen oder kann die betriebsfähigen<br />

Fahrzeuge auch nach Belieben<br />

für eigene Sonderfahrten mieten. Alle Fahrten<br />

mit historischen Wagen im Netz sind<br />

Angebote der VAG, werden aber vom Verein<br />

betreut.<br />

THOMAS NAUMANN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

31


Betriebe<br />

Im Leoliner nach<br />

Knautkleeberg<br />

32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Leipzig<br />

LINKS Über die Haltestelle<br />

Goerdelerring<br />

gab es einst eine<br />

Fußgängerbrücke.<br />

Als der von Tw 2109<br />

geführte Großzug<br />

am 15. Februar 2013<br />

in Richtung Knautkleeberg<br />

aufbrach,<br />

war diese längst<br />

Geschichte<br />

RECHTS Der Tw 1101<br />

wartete am 5. März<br />

2013 an der Endstelle<br />

in Taucha auf<br />

die Abfahrt in<br />

Richtung Leipzig.<br />

Er ist der einzige<br />

NGT8, der für den<br />

Beiwagenbetrieb<br />

hergerichtet wurde<br />

ALLE FOTOS: T. LAAKE<br />

Leipzigs Linie 3 im Porträt Mit der Netzreform 2001 entstand in der Messestadt eine neue<br />

Linie 3. <strong>Von</strong> der nordöstlich Leipzigs gelegenen Kleinstadt Taucha führt sie zum Leipziger Hauptbahnhof<br />

und von dort weiter nach Südenwesten – westlich der neu entstandenen Seenlandschaft<br />

Die etwas vom Ortskern entfernte<br />

Endstellenschleife in Taucha befindet<br />

sich „An der Bürgerruhe“, womit<br />

ein kleiner Park gemeint ist.<br />

An der Einstiegshaltestelle steht heute meist<br />

eines der zahlreich eingesetzten Leolinerpärchen<br />

bereit, Tatrawagen sind deutlich in<br />

der Unterzahl. Die heutige Linie 3 entstand<br />

mit der Liniennetzreform im Jahr 2001 und<br />

löste die hier verkehrende Linie 13 ab.<br />

Abfahrtszeit: Das Signal der eingleisigen<br />

Strecke springt auf frei. Neben der Leipziger<br />

Straße eilen wir auf eigenem Gleiskörper<br />

nun in Richtung Leipzig. Wir fahren vorbei<br />

an den Ausläufern der Kleinstadt und<br />

durchfahren die idyllische Ausweichstelle<br />

Freiligrathstraße. Nach der Haltestelle passieren<br />

wir eine Lagerhalle, vor der ein abgeklemmtes<br />

Anschlussgleis liegt; eines der<br />

letzten Zeugnisse des Straßenbahngüterverkehrs<br />

in Leipzig.<br />

Teils eingleisig <strong>bis</strong> zur A14<br />

Nun weicht die Wohnbebauung dem Gewerbe.<br />

An der Otto-Schmidt-Straße wartet<br />

bereits der Gegenzug, danach befahren wir<br />

den vorerst letzten eingleisigen Abschnitt.<br />

Das Ortsausgangsschild von Taucha liegt<br />

hinter uns, die Strecke wird zweigleisig.<br />

Jetzt unterqueren wir die A 14 und erreichen<br />

Leipziger Stadtgebiet. An der Portitzer<br />

Allee mündet die Strecke der Linie 3E aus<br />

Sommerfeld in die Tauchaer Strecke. Rings<br />

um die Torgauer Straße ist auf dem Gelände<br />

der ehemaligen Sowjetkasernen nunmehr<br />

An der Stadtgrenze von Leipzig an der Torgauer Straße grüßt ganz in der Nähe der Autobahnabfahrt<br />

Taucha die Besucher Leipzigs das Wappentier der Stadt: ein steinerner Löwe<br />

Kleingewerbe zu finden. Hinter der Bahnstrecke<br />

nach Eilenburg rechts liegt die<br />

Hauptwerkstatt Heiterblick der LVB. Die<br />

Einfahrt an der Teslastraße zeigt das rege<br />

Baugeschehen im Zusammenhang mit dem<br />

Neubau des Technischen Zentrums Heiterblick.<br />

Gegenüber hat ein großer Internetversandhändler<br />

seinen Sitz.<br />

Schnurgerade Strecke und freie Ampeln<br />

ermöglichen die Fahrt mit Höchstgeschwin -<br />

digkeit. Nach dem Arcus-Park erklimmt die<br />

Straßenbahn die Brücke über die Eisenbahn<br />

anlagen von Schönefeld, um auf der<br />

Rampe die Hohentichelnstraße zu kreuzen<br />

und die gleichnamige Haltestelle zu bedienen.<br />

Für ganz besonderen „Nahverkehr“<br />

sorgt hier das „Haus am Wasserturm“.<br />

Rasant geht es von der Brücke wieder<br />

hin ab, mit etwas Glück steht auf der rechten<br />

Seite vor einer der Hallen ein Münchner<br />

Niederflurwagen auf dem Tieflader. Hier<br />

hat die IFTEC eine Außenstelle zur Modernisierung<br />

der Münchner Fahrzeuge.<br />

Am Rande des Neubaugebiets Schönefeld<br />

Ost vorbei wird die Gegend wieder zunehmend<br />

städtischer; wir erreichen die Permoserstraße.<br />

Hinter der Kreuzung wechselt die<br />

Strecke wieder in Straßenmitte. Nun geht es<br />

am Volksgarten Leipzig vorbei und unter<br />

den seit Ende 2012 stillgelegten Eisenbahn-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

33


Betriebe<br />

Plan der Linie 3 Taucha – Knautkleeberg.<br />

An der Haltestelle Portitzer Allee zweigt der<br />

Streckenast nach Sommerfeldt ab, den<br />

die Kurse mit dem Liniensignal 3E nehmen<br />

GRAFIK: M. JUNGE<br />

Die Linie 3 wird von Leolinern geprägt, die<br />

von der HeiterBlick GmbH geliefert wurden<br />

Daten & Fakten: Linie 3<br />

In Leipzig-Neuschönefeld befindet sich die Haltestelle Einertstraße. Aus<br />

der Innenstadt kommend setzt Tw 1341 seine Fahrt nach Taucha fort<br />

Linienlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 km<br />

Spurweite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.458 mm<br />

Anzahl Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Fahrzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Minuten<br />

Takt: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Minuten<br />

zwischen Portitzer Allee und Knautkleeberg<br />

alle 10 Minuten<br />

Tarif:. . . . . . Einzelfahrkarte 2,80 € (zwei Zonen)<br />

Tageskarte: . . . . . . . . . . . . . 7,00 € (zwei Zonen)<br />

Fahrzeugeinsatz: . . . . . . . . . . . . . 2 x NGTW6-L,<br />

T4DM-Großzüge mit NB4,<br />

NGT8 mit NB4<br />

am Wochenende auch T4DM-NB4 und NGT8<br />

gleisen vom Hauptbahnhof nach Stötteritz<br />

hindurch.<br />

Wieder geht es bergan, damit auf einer<br />

Brücke die Eisenbahnstrecken nach Dresden<br />

und Chemnitz überquert werden können.<br />

Am Ende des Gefälles liegt der Straßenbahnknoten<br />

Torgauer Platz. Wir biegen nun<br />

nach rechts in die Eisenbahnstraße ein. Jetzt<br />

sind wir mitten in der Stadt – es dominieren<br />

hohe Häuser und eine enge Bebauung. An<br />

der Kreuzung mit der Hermann-Liebmann-<br />

Straße kommt von rechts das Straßenbahngleis<br />

aus Schönefeld hinzu, <strong>bis</strong> 2001 Bestandteil<br />

der letzten Tangentiallinie Leipzigs.<br />

Durch die Eisenbahnstraße<br />

zum Hauptbahnhof<br />

Die Gegend hier ist nicht gerade ein Aushängeschild<br />

der Stadt. Im Verlauf der Straße<br />

finden sich jede Menge leerstehende und<br />

verwahrloste Häuser. Doch Abseits der von<br />

internationalem Flair durchdrungenen Eisenbahnstraße<br />

sieht es besser aus. Links zeigt<br />

sich der Stadtteilpark Rabet. Wir erreichen<br />

den Friedrich-List-Platz. Vor uns erhebt sich<br />

schon das 107 Meter hohe Wintergartenhochhaus.<br />

Nach der Hofmeisterstraße<br />

kommt noch ein letzter Häuserblock und<br />

schon öffnet sich vor uns das Leipziger Zentrum:<br />

Links der Augustusplatz mit Gewandhaus,<br />

Uni-Riesen, Oper und Schwanenteich<br />

– vor uns der Hauptbahnhof, in dessen stets<br />

belebte, viergleisige Haltestellenanlage wir<br />

einfahren. Hier treffen fast alle Straßenbahnlinien<br />

aufeinander. Nach einem kurzen<br />

Aufenthalt geht es weiter zum Goerdelerring,<br />

Eine Doppeltraktion Tatra-T4DM am 2. Februar<br />

2013 in der Eisenbahnstraße<br />

Die Haltestellenanlage vor dem Leipziger Hauptbahnhof ist auch für die Linie 3 der wichtigste<br />

Zwischenstopp. Am 15. Februar 2013 verlässt sie ein Leoliner-Pärchen in Richtung Taucha<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Leipzig<br />

Kurz vor dem Einsatzende der Leipziger Tatra T6A2 entstand im Mai<br />

2007 diese Aufnahme in der Höhe des Leipziger Sportforums<br />

In Plagwitz erreicht ein von Tw 2187 geführter Großzug die Haltestelle<br />

Felsenkeller; seit Taucha liegen zwei Drittel der Strecke hinter ihm<br />

der Blick schweift rechts zum ehemaligen<br />

Hotel Astoria. Das Leipziger Zentrum, seit<br />

1965 straßenbahnfrei, streifen wir nur am<br />

Nordrand. Linkerhand erstreckt sich das<br />

neueste Einkaufszentrum der Stadt, gegen<br />

das die reformierte Kirche rechts mit ihrem<br />

73 Meter hohen Turm dagegen geradezu<br />

winzig wirkt. In das neue Center integriert<br />

wurden auch die Reste der „Blechbüchse“,<br />

dem 1968 größten Kaufhaus der DDR mit<br />

einer markanten Aluminiumfassade.<br />

Vom Innenstadtring<br />

zum Sportzentrum<br />

Mit der Querung der Kreuzung am Goerdelerring<br />

verlassen wir den Innenstadtring<br />

schon wieder in Richtung Westen. Die neu<br />

errichtete Angermühlbrücke überspannt den<br />

2006 wieder ans Tageslicht geholten Elstermühlgraben,<br />

der uns im Ranstädter Steinweg<br />

begleitet und an der Haltestelle Leibnizstraße<br />

wieder unter Tage verschwindet.<br />

Nun beginnt die enge Jahnallee, eines der<br />

Nadelöhre Leipzigs, die Tram muss wieder<br />

in Straßenmittellage fahren. Wir erreichen<br />

den Waldplatz, an dem nach rechts die Strecke<br />

in das Rosental abzweigt. Die Linie 3<br />

hält jedoch an der komplett neugestalteten<br />

Haltestelle Waldplatz/Arena, wo es insbesondere<br />

bei Veranstaltungen regelmäßig zu<br />

einem großen Fahrgastansturm kommt. Seit<br />

2006 geht es nach dem Verlassen der Haltestelle<br />

rasant bergab, ganz kurz wird es<br />

dunkel und schon geht es wieder bergauf<br />

und wir erreichen die Haltestelle am Sportforum<br />

– dem sportlichen Zentrum Leipzigs.<br />

<strong>Von</strong> Nahem grüßt das Hauptgebäude mit<br />

Glockenturm des alten Zentralstadions,<br />

welches bei Errichtung 1956 nahezu<br />

100.000 Besuchern Platz bot.<br />

Ab ins Grüne!<br />

Nun schweift der Blick beim Befahren der<br />

Zeppelinbrücke nach links und rechts über<br />

das Elsterbecken und zum Palmengarten,<br />

der zum „grünen Band“ der Stadt Leipzig<br />

Nicht nur am Wasserwerk Windorf<br />

führt die Linie 3 durch viel Natur.<br />

So ist am 7. Mai 2011 ein vom<br />

Tw 1349 geführtes Leoliner-Pärchen<br />

hier „im Grünen“ unterwegs<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

35


Betriebe<br />

Der Bahnhof Leipzig-Knauthain ist zum Knotenpunkt zwischen Straßenbahn, Eisenbahn und Bus<br />

geworden und bietet Pendlern mit dem P & R-Parkplatz eine Alternative zum Auto<br />

Reisetipp für Leipzig 2013<br />

Der Oktober 2013 steht in Leipzig und der Region<br />

ganz im Zeichen des Gedenkens, Feierns und<br />

Erlebens. Im Herbst 1813 markierte die Völkerschlacht<br />

vor den Toren der Stadt den entscheidenden<br />

Wendepunkt der Befreiungskriege gegen<br />

die napoleonischen Truppen. 100 Jahre später<br />

wurde das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht.<br />

Die nahe gelegene russisch-orthodoxe St.-Alexij-<br />

Gedächtniskirche (erbaut 1913) erinnert an die<br />

rund 22.000 russischen Gefallenen in dieser<br />

Schlacht. Anlässlich des Doppeljubiläums 2013<br />

kommen Bürger, Wissenschaftler, geistliche und<br />

politische Würdenträger aus ganz Europa in Leipzig<br />

zusammen, um gemeinsam zurück und nach<br />

gehört. In zügiger Fahrt wird nun der Straßenbahnhof<br />

Angerbrücke erreicht, der 1925<br />

eröffnet und von 2001 <strong>bis</strong> 2005 umfangreich<br />

modernisiert wurde. Auch einige Kurse<br />

der Linie 3 haben hier ihre Heimat.<br />

Unser Leoliner biegt nun nach links in die<br />

Zschochersche Straße ein und passiert an der<br />

Ecke zur Dreilindenstraße das Operettentheater<br />

„Drei Linden“. Auch durch die Dreilindenstraße<br />

fuhr dereinst die Straßenbahn.<br />

Nach wenigen Augenblicken erreichen<br />

wir den Stadtteil Plagwitz und an einer belebten<br />

Kreuzung die Haltestelle Felsenkeller,<br />

deren Name von einem Ballhaus stammt.<br />

Das markante Gebäude mit Kuppel dient<br />

heute nur noch Ausstellungszwecken. Nach<br />

der Abfahrt kreuzen wir die Strecke der Linie<br />

14 und fahren nun geradeaus, Industrieruinen<br />

und Neubauten wechseln sich mit<br />

Gründerzeithäusern ab. Auch ein Blick in<br />

die Seitenstraßen lohnt sich! Plagwitz ist auf<br />

dem besten Wege, ein Szenestadtteil zu werden,<br />

bietet es doch viele unterschiedliche Facetten<br />

auf kleinstem Raum.<br />

Unsere Bahn überquert derweil den Karl-<br />

Heine-Kanal, an dessen Ufer entlang es sich<br />

vortrefflich Rad fahren und spazieren lässt.<br />

Erwähnenswert ist auch das Stelzenhaus,<br />

ein architektonisches Denkmal, welches<br />

heute Ateliers und ein Restaurant beherbergt.<br />

Früher gab es unmittelbar nach der<br />

Brücke die Plagwitzer Anschlussbahn; heute<br />

künden Radwege vom einst umfangreichen<br />

Gleisnetz.<br />

Der Blick nach links fällt zwischen Baumkronen<br />

auf die typischen roten Backstein-<br />

Vor der Haltestelle<br />

Seumestraße passiert<br />

am 2. März 2013 ein<br />

T4DM mit einem NB4<br />

ein altes Gehöft, hinter<br />

dem eine ehemalige<br />

Sandgrube liegt<br />

36


Leipzig<br />

vorn zu blicken. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist<br />

eine Gedenkwoche im Oktober 2013, deren<br />

Strahlkraft im Geiste der Völkerverständigung<br />

weit über die Grenzen Leipzigs wirken soll, so die<br />

Veranstalter.<br />

Aber auch in den Monaten zuvor gibt es zahlreiche<br />

Ausstellungen, Vorlesungen und andere attraktive<br />

Termine – siehe www.voelkerschlacht-jubilaeum.de.<br />

Wie wäre es, den Besuch einer – oder mehrerer<br />

– solcher Veranstaltungen mit der ganzen<br />

Familie mit eine ausgiebigen Straßenbahnrundfahrt<br />

zu verknüpfen? Das Netz der LVB ist immer<br />

eine Reise wert! PM/AM Das alte Gleisdreieck in Knautkleeberg am 14. Juli 2009. Der Fahrer rüstet in der Gleitsmannstraße<br />

den Heckfahrstand des NB4 auf, um in die Haltestelle in der Dieskaustraße zu gelangen<br />

fassaden der ehemaligen Buntgarnwerke<br />

Leipzig, die heute Deutschlands größtes Industriedenkmal<br />

sind.<br />

Auf Großverbundplatten schaukelt unser<br />

Wagen jetzt weiter nach Süden, hin zur<br />

Kreuzung mit der Limburgerstraße. Hier<br />

ereignete sich am 24. Februar 1995 das<br />

größte „Schlammassel“ der Stadt: Bei der<br />

Sprengung eines Schornsteins an der Limburger<br />

straße kippte dieser nach vorn und<br />

fiel genau in die davor liegende Schlammgrube<br />

…<br />

Die Haltestelle Adler ist erreicht, wo die<br />

Linien 1 und 2 und die Buslinie 60 auf die<br />

Linie 3 treffen. Entsprechend groß ist auch<br />

der Fahrgastandrang an der Haltestelle. Bis<br />

1972 kreuzte hier auch noch der Obus die<br />

Straßenbahngleise.<br />

Durch Kleinzschocher<br />

Wir verlassen Plagwitz und fahren geradeaus<br />

in die Dieskaustraße. Auf einer Freifläche<br />

an der Straßenecke Windorfer Straße<br />

befand sich <strong>bis</strong> 1994 der Namensgeber der<br />

Haltestelle und der Kreuzung, der Gasthof<br />

„Zum goldenen Adler“. Weiter geht die<br />

Fahrt durch Kleinzschocher. Zwischen den<br />

hohen Gebäuden befinden sich etliche zweigeschossige<br />

kleine Wohnhäuser, die zum<br />

Teil noch aus dem 18. Jahrhundert stammen.<br />

Wir halten kurz an der Haltestelle<br />

Kötzschauer Straße, hinter der sich die<br />

Blockumfahrung der Wendeschleife Kleinzschocher<br />

anschließt. Auf der rechten Seite<br />

sehen wir die Hallen des <strong>bis</strong> 1959 in Betrieb<br />

befindlichen Straßenbahnhofs Kleinzscho-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

37


Betriebe<br />

LINKS Eine Störung<br />

am 8. Juni 2007<br />

machte die Kurzfahrt<br />

des Großzuges<br />

<strong>bis</strong> Kleinzschocher<br />

nötig. Die schon verriegelte<br />

Weiche<br />

muss der Fahrer unter<br />

großer Kraftanstrengung<br />

von Hand<br />

stellen<br />

UNTEN Am Endpunkt<br />

in Knautkleeberg<br />

haben die Fahrer<br />

Zeit, ggf. Streusand<br />

nachzufüllen. Dazu<br />

ist am Bahnsteig ein<br />

stets gut gefüllter<br />

Vorratsbehälter aufgestellt<br />

cher (siehe SM 7/12). Gegenüber befindet<br />

sich die Leipziger Radrennbahn, die im<br />

Volksmund oft einfach nur kurz als Alfred-<br />

Rosch-Kampfbahn bezeichnet wird und mit<br />

einer Länge von 400 Metern die längste ihrer<br />

Art in Deutschland ist.<br />

Nun unterqueren wir die Eisenbahngleise<br />

der so genannten „Waldbahn“ von Plagwitz<br />

nach Gaschwitz und biegen nach zwei weiteren<br />

Halten an der kleinen Apostelkirche<br />

langsam in die Huttenstraße ein, wo die<br />

gleichnamige Haltestelle bedient wird. Hier<br />

besteht Anschluss an die Linie 65 nach<br />

Markkleeberg und zum Cospudener See, einem<br />

beliebten Ausflugsziel im Süden der<br />

Stadt.<br />

Weblinks<br />

Leipziger Auenwald und Palmengarten:<br />

www.leipzig.de/stadtwald<br />

Leipziger Kleinmesse am Cottaweg:<br />

www.leipziger-kleinmesse.net<br />

Forsthaus Knautkleeberg und Restaurant<br />

Dimitris:<br />

www.forsthaus-knautkleeberg.de<br />

Vergnügungspark Belantis: www.belantis.de<br />

Dem Endpunkt entgegen<br />

Wir setzen die Fahrt fort und biegen am<br />

Ende der Straße nach einem kleinen Gegenbogen<br />

scharf nach links ab und erreichen<br />

die Haltestelle Gerhardt-Ellrodt-Straße, an<br />

der sich auch eine Zwischenwendeschleife<br />

befindet, die <strong>bis</strong> 2010 von der Linie 3E bedient<br />

wurde. Auf eigenem Trassee geht es<br />

nun durch viel Grün, die Strecke ist von<br />

Bäumen gesäumt. Am Wasserwerk Windorf<br />

ist eine kleine Pause notwendig, denn wir<br />

müssen an der Haltestelle erst den kreuzenden<br />

Gegenzug aus der eingleisigen Strecke<br />

abwarten. Unvermittelt empfängt uns schon<br />

dörflicher Charakter. Ein kurzer Gruß des<br />

Fahrers vom Gegenzug, und das Signal zeigt<br />

Fahrt.<br />

Auf der linken Seite taucht hinter einer<br />

Streuobstwiese die Dieskaustraße wieder<br />

auf, die uns <strong>bis</strong> zur Endstelle begleitet. Bis<br />

vor wenigen Jahren standen hier am Straßenrand<br />

noch viele alte Pappelbäume und<br />

auch wenn diese einem Radweg weichen<br />

mussten, spricht man hier von der Pappelallee.<br />

Ausgangspunkt für Entdeckungen<br />

Knautkleeberg und Knauthain – das kleine<br />

Ortseingangsschild zeigt es an – die „Dörfer<br />

hinter den Pappeln“ sind erreicht. Den<br />

Ortseingang markiert ein großes saniertes<br />

Eckhaus zur Seumestraße, in dessen Erdgeschoss<br />

ein Restaurant zum Essen und Verweilen<br />

einlädt – mit Freisitz und Blick zur<br />

Straßenbahn.<br />

Die Haltestelle Seumestraße ist als Ausweiche<br />

angelegt. Durch eine Ampelanlage<br />

gesichert fahren wir wieder auf die Dieskaustraße.<br />

Die Stadtrandlage ist deutlich erkennbar,<br />

vornehmlich Einfamilienhäuser<br />

stehen an der Hauptstraße. Unser Wagen<br />

legt die letzten Meter <strong>bis</strong> zur Endstelle<br />

durch den Ortskern des Stadtteils zurück,<br />

unterbrochen nur von zwei weiteren Halten.<br />

Kurz nachdem rechts das Empfangsgebäude<br />

des Bahnhofs Knauthain zu sehen ist,<br />

endet unsere Fahrt in der 2010 neu angelegten<br />

Schleifenanlage Knautkleeberg, die<br />

das letzte planmäßig genutzte Wendedreieck<br />

der Leipziger Straßenbahn ersetzte. Der<br />

Bahnhof liegt auf Knautkleeberger Flur, der<br />

Name Knauthain wurde einst von den Rittergutsbesitzern<br />

erkauft.<br />

Wer Lust hat, kann von hier aus den<br />

Süden Leipzigs weiter erkunden. Der Cospudener<br />

See ist fußläufig erreichbar, die<br />

Buslinie 118 stellt die Verbindung zum Vergnügungspark<br />

Belantis her. Auch Knauthain<br />

selbst bietet einige kleine Sehenswürdigkeiten,<br />

wie den Schlosspark und das Knauthainer<br />

Schloss.<br />

MARTIN JUNGE/TONY LAAKE<br />

38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Filme für Ihr Hobby.<br />

Riesenauswahl für echte Fans.<br />

NEU!<br />

www.geramond.de<br />

Historischer Nahverkehr in Berlin: Diese DVD zeigt klassische S-Bahnen und U-Bahn-<br />

Züge ebenso wie nostalgische Straßenbahnen und Omnibusse im Einsatz.<br />

2013 DVD: Best.-Nr. 45932<br />

ca. 55 Min. € 19,99<br />

Eine sehenswerte DVD von Ton<br />

Pruissen: Erleben Sie die Vielfalt des<br />

Tram-Betriebs in der DDR der 60erund<br />

70er- Jahre: Oldtimer zwischen<br />

Ostsee und Erzgebirge.<br />

1966 – 1978 · ca. 50 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 31544<br />

€ 9,99<br />

Einmal mitten durch die Hansestadt<br />

Hamburg: Eine Führerstandsmitfahrt<br />

von Wedel über Blankenese, den<br />

Hauptbahnhof und Ohlsdorf nach<br />

Poppenbüttel.<br />

2007 · ca. 75 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 31650<br />

€ 9,95<br />

Die ganze Vielfalt des Schienenverkehrs<br />

in Berlin: Straßen-, U- und S-Bahnen<br />

prägen das Bild der Großstadt ebenso<br />

wie der Regional- und Fernverkehr.<br />

2012 · ca. 50 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 45917<br />

€ 19,95<br />

Eine besondere Doppel-DVD: Zwei<br />

Mitfahrten von Potsdam nach Erkner,<br />

aufgenommen in den Jahren 1993<br />

und 2011, verdeutlichen alle Veränderungen.<br />

2011 · ca. 180 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 45928<br />

€ 24,95<br />

Diese DVD zeigt Gegenwart und Vergangenheit<br />

der Münchner Tram. Aktuelle<br />

Fahrzeugtypen sind ebenso zu sehen wie<br />

Veteranen aus der »guten, alten Zeit«.<br />

2010 · ca. 60 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 31670<br />

€ 19,95<br />

Das Beste von der Berliner S-Bahn:<br />

Auf dem Führerstand unterwegs<br />

zwischen Wartenberg und Berlin-<br />

Spandau – mit Fahrt über die<br />

berühmte Stadtbahn!<br />

2005 · ca. 70 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 31619<br />

€ 19,95<br />

DVD-Preise: € 9,95 = [A] 9,95 · sFr. 15,90; € 19,95 = [A] 19,95 · sFr. 29,90; € 19,99 = [A] 19,99 · sFr. 29,90;€ 24,95 = [A] 24,95 · sFr. 36,90<br />

** 14 Ct/Min. a.d. deutschen Festnetz * innerhalb Deutschlands versandkostenfrei ab Bestellwert von € 15,–<br />

✃<br />

✗<br />

JA, ich bestelle versandkostenfrei * folgende Filme:<br />

Vorname/Nachname<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ/Ort<br />

Anzahl Titel Best.-Nr. Preis<br />

Wa.-Nr: 6200080096<br />

Telefon / E-Mail (für Rückfragen und weitere Infos)<br />

✗<br />

Datum/Unterschrift<br />

Bitte informieren Sie mich künftig gern per E-Mail, Telefon<br />

❑ oder Post über Neuigkeiten und Angebote (bitte ankreuzen).<br />

www.geramond.de GeraMond Leserservice, Postfach 1280<br />

82197 Gilching<br />

Telefon 0180-532 16 17** Fax 0180-532 16 20**


Betriebe<br />

Kurz vor der Talstation<br />

kommt die Bergbahn<br />

aus dem dichten<br />

Wald heraus und<br />

durchquert auf einer<br />

aufgeständerten<br />

Trasse eine Wiese<br />

Per Bergbahn nach Taläcker<br />

Die Künzelsauer Bergbahn Seit Oktober 1999 verbindet eine neu gebaute Bergbahn als<br />

innerstäd tisches Verkehrsmittel den Ortskern von Künzelsau mit dem Neubaugebiet Taläcker. Seit<br />

mehreren Jahren ist aber auch ein Anschluss an das Karlsruher Stadtbahnnetz geplant<br />

Künzelsau – die idyllische Kreisstadt<br />

des Ho henlohekreises – zählt rund<br />

15.000 Einwohner und liegt im Tal<br />

des Kochers etwa 38 Kilometer<br />

nordwestlich von Heilbronn. Trotz der geringen<br />

Einwohnerzahl gibt es für Freunde<br />

innerstädtischer Schienenbahnen seit dem<br />

3. Oktober 1999 einen guten Grund, Künzelsau<br />

zu besuchen. An diesem Tag nahm<br />

nämlich die Bergbahn Künzelsau, eine moderne<br />

Standseilbahn, ihren Betrieb auf. Ungleich<br />

der meisten anderen Standseilbahnen<br />

hierzulande verbindet die Künzelsauer Bergbahn<br />

aber nicht die Stadt mit einem höher<br />

gelegenen Naherholungsgebiet, sondern<br />

dient in erster Linie dem städtischen Verkehr.<br />

Deshalb wurde die Bahn ihren Bewohnern<br />

beim Bau gar als Stadtbahn angekündigt.<br />

Schnell zum Neubaugebiet Taläcker<br />

Die Künzelsauer Bergbahn pendelt auf ihrer<br />

einen Kilometer langen Strecke zwischen der<br />

Kernstadt und dem Neubaugebiet Taläcker.<br />

Letzteres entstand in den 1990er-Jahren auf<br />

der Hohenlohe-Hochebene. Mit 404 Metern<br />

liegt das neue Siedlungsgebiet 175 Meter höher<br />

als die Künzelsauer Altstadt. Diesem<br />

starken Höhenunterschied ist es geschuldet,<br />

dass Taläcker und Altstadt zwar nur etwa<br />

1,4 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt<br />

sind, man mit dem Pkw aber über 5,2 Kilometer<br />

Straße nach oben kurven muss. Im<br />

Stadtteil Taläcker sind mittlerweile 3.000<br />

Menschen zu Hause, womit etwa jeder fünfte<br />

Künzelsauer dort wohnt. Und wenn es darum<br />

geht einen beachtlichen Höhenunterschied<br />

auf kurzer Strecke zu überwinden;<br />

welches Verkehrsmittel bietet sich da besser<br />

an als die gute alte Standseilbahn? Nichtsdestotrotz<br />

bedurfte es natürlich einer ge -<br />

hörigen Portion visionären Denkens und<br />

politischer Überzeugungsarbeit, um das<br />

neue Verkehrsmittel in der Hohenlohestadt<br />

durchzusetzen. Letzteres geschah übrigens<br />

nicht gegen den Willen der Bürger, denn die<br />

Bergbahn musste vor ihrer Realisierung den<br />

ersten und <strong>bis</strong>lang einzigen Bürgerentscheid<br />

Künzelsaus als Prüfstein nehmen, was mit<br />

einer Zustimmung von 51,2 Prozent geradeso<br />

gelang.<br />

Vollautomatisch im<br />

Viertelstunden-Takt<br />

Die Künzelsauer Bergbahn hält nur an zwei<br />

Stationen, der Bergstation Taläcker und der<br />

Talstation. Während die Bergstation optimal<br />

inmitten des Neubaugebiets liegt, wurde<br />

die Talstation etwa 300 Meter außerhalb<br />

der Altstadt, dafür aber in direkter Nachbarschaft<br />

zu einem Einkaufszentrum angelegt.<br />

Beide Stationen bestechen durch ihre<br />

gelungene Architektur, die mit gewölbten<br />

Metalldächern und blau gestrichenen Sichtbetonwänden<br />

Akzente setzt. Wie üblich für<br />

Standseilbahnen fährt auch die Künzelsauer<br />

Bergbahn mit zwei Wagen auf einer eingleisigen<br />

Strecke mit einer Ausweiche in<br />

Streckenmitte. Im Gegensatz zu vielen älteren<br />

Standseilbahnen ist die Künzelsauer<br />

Bergbahn aber vollautomatisch unterwegs.<br />

<strong>Von</strong> der Bergstation aus verläuft die Trasse<br />

zunächst im Einschnitt durchs Wohngebiet,<br />

wo auch zwei Straßen mit kurzen Tunneln<br />

unterquert werden. Die Trasse mündet<br />

am Rande des Wohngebiets in einen Wald,<br />

wo sich auch die Ausweiche befindet. Etwa<br />

200 Meter vor der Talstation weitet sich die<br />

Landschaft hin zum Kochertal auf und man<br />

kann den Blick über Künzelsau genießen.<br />

Auf diesem letzten Abschnitt fährt die Bergbahn<br />

auf einer aufgeständerten Trasse<br />

durch eine Streuobstwiese bevor, kurz vor<br />

der Talstation, die Bundesstraße 19 auf einer<br />

Stahlfachwerkbrücke gequert wird.<br />

Die Bahn ist unter der Woche zwischen<br />

6.15 und 22.30 Uhr im Viertelstundentakt<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Künzelsau<br />

Im Zentrum des<br />

Wohngebiets<br />

Taläcker wurde eine<br />

platzartige Situation<br />

geschaffen, die<br />

eindeutig von der<br />

modernen Berg -<br />

station dominiert<br />

wird<br />

Daten der Bergbahn Künzelsau<br />

Baukosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,1 Mio. Euro<br />

Höhe Talstation . . . . . . . . . . . . . . . 234 m ü.N.N.<br />

Höhe Bergstation . . . . . . . . . . . . . 404 m ü.N.N.<br />

Höhendifferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Meter<br />

Fahrstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.034 Meter<br />

mittlere Steigung . . . . . . . . . . . . . . 19,4 Prozent<br />

größte Steigung . . . . . . . . . . . . . . . 30,0 Prozent<br />

kleinste Steigung . . . . . . . . . . . . . . . 8,8 Prozent<br />

Maximale Geschwindigkeit . 8 m/s (ca. 29 km/h)<br />

Fahrzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Minuten<br />

Waggonneigung . . . . . . . . . . . . . . 18,5 Prozent<br />

Sitzplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

unterwegs, wobei an Schultagen in der<br />

Frühspitze, um die Mittagszeit sowie nachmittags<br />

ein 7,5-Minuten-Takt angeboten<br />

wird. Sams tags beginnt der Betrieb eine<br />

Viertelstunde später.<br />

An Sonn- und Feiertagen fährt die Bergbahn<br />

dagegen von 9 Uhr (sonntags) bzw.<br />

10.30 Uhr (feiertags) <strong>bis</strong> 20 Uhr. Wenn bei<br />

Großveranstaltungen viele Fahrgäste in kurzer<br />

Zeit befördert werden müssen, wird sogar<br />

im Fünfminutentakt gefahren. Bei dieser<br />

Taktfrequenz wird die Bahn aber nicht vollautomatisch<br />

betriebenen, sondern von einem<br />

Mitarbeiter im Kommandoraum der<br />

Bergstation gesteuert. Die Bahn ist übrigens<br />

voll in den Heilbronner Verkehrsverbund<br />

HNV integriert.<br />

Schlechte Karten für<br />

Stadtbahnanschluss<br />

Nach der Einweihung der Bergbahn gab<br />

und gibt es eine weitere ÖPNV-Vision, die<br />

die Kommunalpolitiker in Künzelsau umtreibt:<br />

Die Anbindung an das Karlsruher<br />

Stadtbahnnetz und damit die Reaktivierung<br />

der Kochertalbahn zwischen Waldenburg<br />

und Künzelsau. Bereits 2005 wurde die<br />

Stadtbahnlinie S4 entlang der Hohenlohebahn<br />

von Heilbronn nach Öhringen-Cappel<br />

verlängert, wofür dieser Streckenabschnitt<br />

elektrifiziert wurde. Seit langem gibt es<br />

Überlegungen, die Stadtbahnen über Öhringen<br />

hinaus zu verlängern. Dafür bestehen<br />

zwei Optionen, deren Realisierung sich gegenseitig<br />

nicht ausschließen würde. Zum einen<br />

könnten die Stadtbahnen weiter <strong>bis</strong><br />

Schwä<strong>bis</strong>ch Hall-Hessental fahren, wo die<br />

Verlauf der Bergbahn und der<br />

ehemaligen Kochertalbahn,<br />

auf der die Kommunalpolitik<br />

in Zukunft gerne die gelben<br />

AVG-Stadtbahnwagen fahren<br />

sehen würde<br />

P. KRAMMER<br />

In einem talwärts immer tiefer werdenden Einschnitt durchquert die meterspurige Bergbahn<br />

das Neubaugebiet Künzelsau-Taläcker<br />

ALLE AUFNAHMEN: P. KRAMMER<br />

Hohenlohebahn auf die bereits elektrifizierte<br />

Bahnstrecke Stuttgart – Crailsheim trifft.<br />

Auch denkbar wäre es, die Stadtbahnen von<br />

Öhringen weiter nach Künzelsau zu führen.<br />

Dafür müssten die gelben Wagen ab Öhringen-Cappel<br />

noch etwa 10 Kilometer der<br />

Hohenlohebahn <strong>bis</strong> zum Bahnhof Waldenburg<br />

folgen, ab wo dann die Kochertalbahn<br />

<strong>bis</strong> Künzelsau (weitere 12 Kilometer) reaktiviert<br />

werden müsste. Um dafür die Realisierungschancen<br />

zu prüfen, wurden in den<br />

Jahren 2002, 2008 und zuletzt 2012 Machbarkeitsstudien<br />

erstellt. Dabei wurden verschiedenste<br />

Varianten für eine Stadtbahnanbindung<br />

Künzelsaus durchgerechnet. In<br />

einem Fall wurde sogar untersucht, die<br />

Stadtbahn von Waldenburg kommend nicht<br />

hinunter ins Kochertal in die Künzelsauer<br />

Kernstadt zu führen, sondern auf der Hohenlohe-Hochebene<br />

an der Bergstation Taläcker<br />

enden zu lassen. Doch die Gutachter<br />

sind in allen Fällen zu dem Ergebnis gekommen,<br />

dass die Wiederbelebung des<br />

Bahnverkehrs nach Künzelsau volkswirtschaftlich<br />

nicht sinnvoll ist und damit auch<br />

keine Chance auf Fördermittel besteht.<br />

Trotz all dieser ernüchternden Ergebnisse<br />

will man in Künzelsau aber weiter für eine<br />

Reaktivierung der Bahnanbindung kämpfen.<br />

PHILIPP KRAMMER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

41


Betriebe<br />

Der Masaryk-Bahnhof ist ein bedeutender Umsteigepunkt zum Regionalverkehr in und um Prag. Seine Anbindung an<br />

das Straßenbahnnetz wurde mit der aktuellen Netzreform verbessert. Die Linie 24 wurde hingegen gekürzt und geht<br />

jetzt am Ortenovo námestí auf die Linie 14 über M. JUNGE (2)<br />

Neue Linien<br />

an der Moldau<br />

Prager Tramlinien aktuell<br />

1 Petriny – Spojovací<br />

2 Petriny – Podbaba<br />

3* Brezineveská – Levského<br />

4 Kotlárka – Kubánské námestí<br />

5 Divoká Sárka – Cernokostelecká<br />

6 Sporilov – Smichovské nádrazí<br />

(– Sidlisté Barrandov)<br />

7 Radlická – Ustredni dilny DP<br />

8 Podbaba – Stary Hloubetín<br />

9* Sidliste Repy – Spojovací<br />

10 Sidliste Repy – Sidliste Dáblice<br />

11* Sporilov – Olsanské hrbitovy<br />

12 Palmovka – Sidlisté Barrandov<br />

14 Sidlisté Barrandov – Ortenovo námesti<br />

16 Lehovec – Sídliste Repy<br />

17* Vozovna Kobylisy – Levského<br />

18 Petriny – Vozovna Pankrác<br />

20 Divoká Sárka – Sídlisté Barrandov<br />

22* Nádrazí Hostivar – Bilá Hora<br />

24 Ortenovo námesti – Kubánské námesti<br />

25 Vypich – Lehovec<br />

26 Nádrazi Hostivar – Divoká Sárka<br />

* Basislinien<br />

Liniennetzoptimierung in Prag Im Jahr 2008 begann in<br />

der Goldenen Stadt die Neuausrichtung des Tramliniennetzes an<br />

die aktuellen Verkehrsbedürfnisse, seit Herbst 2012 ist in einer<br />

weiteren Stufe der Linienreform ein Kernnetz aus fünf Basisund<br />

16 Ergänzungslinien in Betrieb<br />

Die Straßenbahn ist in der tschechischen<br />

Hauptstadt ein nicht<br />

wegzudenkendes Verkehrsmittel,<br />

das trotz umfangreichen Ausbaus<br />

der Metro und damit einhergehender Streckennetzreduzierungen<br />

in den 1970er- und<br />

1980er Jahren seinen Platz im Nahverkehr<br />

behaupten konnte: Jeder dritte Fahrgast in<br />

Prag benutzt heute für seine Wege die Straßenbahn.<br />

Für die zahlreichen Touristen wird die<br />

Straßenbahn immer interessanter: Neben<br />

Sonderfahrten und der Nostalgielinie 91<br />

findet mittlerweile auch die Linie 22 in fast<br />

jedem Reiseführer Erwähnung, da sie wichtige<br />

Sehenswürdigkeiten Prags auf interessanter<br />

Strecke miteinander verbindet.<br />

Trotzdem wurden Änderungen am Liniennetz<br />

unumgänglich, entsprach es doch in<br />

weiten Teilen nicht mehr den Verkehrsströmen.<br />

Vielfach gab es zudem Parallelverkehr<br />

mit Buslinien. Deshalb begannen der Prager<br />

Verkehrsbetrieb DPP und der regionale Verkehrsverbund<br />

ROPID eine grundlegende<br />

Umgestaltung der Liniennetze von Bussen<br />

und Straßenbahnen zu planen, an deren<br />

Ende ein übersichtliches, gut merkbares Liniennetz<br />

stehen sollte, das die heutigen<br />

Fahrgastströme besser abdeckt.<br />

Die neue Liniensystematik<br />

Rückgrat der Straßenbahn sind fünf Linien,<br />

die auf den Hauptachsen mit kurzen Intervallen<br />

verkehren. Bereits in den Jahren 2008<br />

und 2009 sind die ersten beiden dieser Basislinien<br />

eingeführt worden, so dass parallel<br />

führende Verstärkungslinien nicht mehr bedient<br />

werden mussten – was einerseits zu<br />

42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Tschechien: Prag<br />

Die Manesuv-Brücke vor dem Panorama des Prager Burgareals wird oftmals für Umleitungen genutzt. Im Regelverkehr befährt sie auch im<br />

neuen Netz nur die Linie 18 – meist mit Niederflurtriebwagen, hier jedoch mit einer Tatra-Doppeltraktion als Linie 12<br />

Einsparungen führte, andererseits das Angebot<br />

verlässlicher und attraktiver machte. Seit<br />

dem 17. September 2012 gibt es fünf Basislinien<br />

(3, 9, 11, 17 und 22). Darüber hinaus<br />

gibt es vier Bündel von jeweils zwei Linien,<br />

die in ihren Kernabschnitten so aufeinander<br />

abgestimmt sind, dass auch dort das Taktgefüge<br />

der Basislinien entsteht. Die verbleibenden<br />

acht Linien übernehmen überwiegend<br />

Ergänzungsfunktionen zu den Hauptlinien<br />

oder zur Metro und sind teilweise auch nur<br />

von Montag <strong>bis</strong> Freitag im Einsatz.<br />

Bewährtes bewahrt<br />

Vielfach blieben die Linienführungen im<br />

Grundsatz erhalten und änderten sich nur<br />

im Bereich des Stadtzentrums. Bestehende<br />

Linien wurden teilweise verlängert und ersetzen<br />

so andere Linien. Insgesamt entfielen<br />

durch die Reorganisation vier Straßenbahnlinien<br />

– die 15, 19, 21 und 36. Insbesondere<br />

im Nordosten der Stadt kam es zu<br />

Einschränkungen im Fahrtenangebot, was<br />

vor allem an der schnellen Metroverbindung<br />

zur Innenstadt liegt. Hingegen weist<br />

das Prager Zentrum nun auf vielen Linien<br />

einen verdichteten Fahrplan auf, auch die<br />

Linienäste nach Zizkov und Letná werden<br />

häufiger bedient.<br />

Auf neuen Linienführungen mit verdichteten<br />

Takten sollen die Straßenbahnen die<br />

teils an der Kapazitätsgrenze verkehrende<br />

Metro entlasten und für attraktive Verbindungen<br />

in die Innenstadt sorgen. Neu organisiert<br />

wurde auch der Fahrzeugeinsatz: Am<br />

Wochenende sind auf vielen Linien – teilweise<br />

auch auf den Basislinien – nur noch<br />

Abschied von den KT8D5<br />

Solowagen im Einsatz, während an Arbeitstagen<br />

auf einigen Linien als Doppeltraktionen<br />

fahren, die <strong>bis</strong>her nur mit Einzelwagen<br />

bedient wurden. Der nächtliche<br />

Straßenbahnverkehr mit den Linien 51 <strong>bis</strong><br />

59 blieb unverändert. MARTIN JUNGE<br />

Mit einer ausschließlich von den verbliebenen KT8D5 besetzten Sonderlinie 15 verabschiedeten sich am<br />

21. Mai 2013 der Prager Verkehrsbetrieb und Straßenbahnfreunde von diesem Fahrzeugtyp. Gegen 17<br />

Uhr rückte der Triebwagen 9048 in den Betriebshof Stresovice ein, wo er im Museum des öffentlichen<br />

Verkehrs erhalten bleiben wird. Die übrigen KT8D5 werden zu teilniederflurigen Fahrzeugen umgebaut<br />

und werden noch einige Zeit den Straßenbahnbetrieb in Prag mitprägen, sind sie doch bei Baustellen<br />

unverzichtbar für eine flexible Betriebsführung (Foto: Ondrej Matej Hrubes in der Invalidovna) YUG<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

43


Fahrzeuge<br />

Abschied<br />

auf Raten<br />

Potsdam: Der Triebwagen 155 vom<br />

Typ KT4DMC der ViP durchfährt am<br />

24. April 2012 auf Linie 96 nach<br />

Kirchsteigfeld das Nauener Tor.<br />

Nach einem Unfall wurde er in<br />

diesem Jahr zerlegt<br />

S. SCHRADER<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Die letzten Tatras in<br />

Deutschland (Teil 2)<br />

In Rostock und Strausberg<br />

neigen sich die Tatra-Einsätze<br />

dem Ende entgegen – Zwickau<br />

setzt hingegen langfristig auch<br />

auf seine modernisierten<br />

KT4D. Seit dem Jahr 2000 unterlag<br />

der Bestand an Tatras in<br />

den östlichen Bundesländern<br />

ganz unterschiedlichen Entwicklungen<br />

– ein Überblick<br />

Tatras<br />

Vor dem Mauerfall waren sie bei fast<br />

jedem Straßenbahnbetrieb in der<br />

DDR zu finden – Tatrawagen. Gab<br />

es damals lediglich die Großraumwagen<br />

der Typen T3D mit B3D, T4D mit<br />

B4D, KT4D und T6A2 mit B6A2, so hat sich<br />

diese Vielfalt durch Umbauten und nachträgliche<br />

Zugänge später sogar erhöht! Heute<br />

gibt es in den östlichen Bundesländern<br />

auch mit Niederflurmittelteilen versehene<br />

KTNF6 und KTNF8 sowie drei KT8.<br />

Doch der Bestand an Tatrawagen ist bei<br />

den 20 Betrieben rückläufig. Darüber kann<br />

auch nicht hinwegtäuschen, dass mit Jena<br />

seit Jahresanfang nun sogar ein 21. Unternehmen<br />

über ein solches Fahrzeuge verfügt.<br />

Trotzdem schreitet der Wechsel zu neuen<br />

Fahrzeugtypen bei den einzelnen Verkehrsbetrieben<br />

ganz unterschiedlich voran. Stellte<br />

Teil 1 dieses Überblicks im STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> 6/2013 bereits vor, wie<br />

sich der Bestand in den Städten Berlin, Brandenburg<br />

(Havel), Chemnitz, Cottbus, Dresden,<br />

Erfurt, Frankfurt (Oder), Gera, Görlitz,<br />

Gotha, Halle (Saale), Jena, Leipzig und<br />

Magdeburg seit dem Jahr 2000 verändert<br />

hat, so folgt nun die Entwicklung bei den<br />

übrigen sieben Betrieben von Plauen <strong>bis</strong><br />

Zwickau.<br />

Plauen<br />

Bei der Plauener Straßenbahn GmbH waren<br />

im Jahr 2000 noch 40 in den 1990er-Jahren<br />

modernisierte und mit Choppersteuerung<br />

ausgerüstete KT4DMC vorhanden. Dieser<br />

Bestand hat sich in den vergangenen 13 Jahren<br />

fast halbiert. Zunächst wurde der 2004<br />

noch vorhandene Tw 209 ohne Choppersteuerung<br />

im selben Jahr zerlegt, der Tw 215<br />

gelangte hingegen 2005 nach Zwickau.<br />

<strong>Von</strong> den Wagen mit Choppersteuerung<br />

schieden acht aus dem Bestand aus – siehe<br />

Tabelle. Aktuell befinden sich noch 24 zwischen<br />

1981 und 1988 gebaute KT4DMC im<br />

Bestand: Die Tw 203, 205, 207, 208, 214,<br />

216, 220, 224, 225, 227 <strong>bis</strong> 229, 231 <strong>bis</strong> 234<br />

sowie 236 <strong>bis</strong> 243.<br />

Im vogtländischen Plauen legt der Tw 232 am 10. April 2011 an der Haltestelle Capitol einen<br />

Halt ein. Den KT4D stellte CKD im Jahr 1988 her. Die Tatras sollen <strong>bis</strong> ins nächste Jahrzehnt in<br />

Plauen im Einsatz bleiben<br />

R. GLEMBOTZKY<br />

Als Arbeits-Tw auf Tatrabasis sind die Tw<br />

0202 und 0235 vorhanden. Ersterer wurde<br />

1995 aus dem 1976 gebauten Tw 202 vom<br />

Typ KT4D zum Schleif- und Schmierwagen<br />

umgebaut; letzterer wurde 2012 aus dem<br />

1988 gebauten Tw 235 vom Typ KT4DC<br />

zum Winterdienstwagen umgewidmet.<br />

Für die Bedienung der fünf Plauener Linien<br />

(Nr. 1 sowie 3 <strong>bis</strong> 6) werden aktuell werktags<br />

16 Tatrawagen eingesetzt, an Samstagen<br />

reduziert sich diese Zahl auf zwölf und an<br />

Sonn- sowie Feiertagen auf sieben.<br />

Nach dem Eintreffen der ersten Niederflurwagen<br />

sollen noch in diesem Jahr zunächst<br />

zwei Tatras abgestellt werden. Man<br />

geht in der Stadt an der Weißen Elster jedoch<br />

davon aus, dass der reguläre Tatraeinsatz<br />

nicht vor 2020 enden wird.<br />

Potsdam<br />

Durch die 16 zwischen 1998 und 2001 gelieferten<br />

Combino und die zehn 2011/12 eingetroffenen<br />

Variobahnen hat sich der Bestand<br />

an Tatras bei der Verkehrsbetrieb Potsdam<br />

GmbH (ViP) nach dem Jahr 2000 drastisch<br />

reduziert.<br />

KT4DMC-Abgänge aus dem<br />

Plauener Bestand nach 2000<br />

2004: Tw 219 und 221 – verschrottet<br />

2005: Tw 205, 210, 212 und 217 – verschrottet<br />

2005: Tw 215 verkauft nach Zwickau; Tw 223:<br />

Übungsobjekt an Landesschule für Brandu.<br />

Katastrophenschutz Eisenhüttenstadt<br />

2006: Tw 206 und 211 – verschrottet<br />

2006: Tw 230 nach Zwickau abgegeben<br />

2009: Tw 226 und 245 – verschrottet<br />

2010: Tw 218 und 244 – verschrottet<br />

2010: Tw 213 nach Flieden bei Fulda verkauft –<br />

Nutzung als Im<strong>bis</strong>s<br />

Waren Anfang des Jahrtausends noch<br />

etwa 85 Wagen vorhanden, so hat sich diese<br />

Zahl im April 2013 in Summe auf 32 verringert.<br />

Dieser Bestand setzt sich wie folgt<br />

zusammen:<br />

• aus acht als führende Tw („100er-Nummern“)<br />

nutzbaren KT4DM; von ihnen sind<br />

jedoch die Tw 123, 124, 142, 147, 162 abgestellt<br />

und sollen noch in diesem Jahr verkauft<br />

werden; genutzt werden lediglich die<br />

Tw 144 und 146; der Tw 141 wurde als Reservefahrzeug<br />

aufgearbeitet<br />

• nur als geführter Tw („200er-Nummern“)<br />

ohne Choppersteuerung einsetzbar wäre der<br />

KT4DM-Tw 246 – er ist jedoch abgestellt<br />

und steht ebenfalls zum Verkauf<br />

• mit Choppersteuerung als führende Tw<br />

nutzbar sind elf einst 1987 gebaute<br />

KT4DMC. Es handelt sich um die Tw 148<br />

<strong>bis</strong> 154, 156, 157, 159 und 161<br />

• als geführte Triebwagen mit Choppersteuerung<br />

sind zehn 1987 gebaute Tatras im<br />

Bestand – die Tw 248 <strong>bis</strong> 256 sowie der abgestellte<br />

259<br />

Für Sonderverkehre befindet sich mit dem Tw<br />

001 der 1972 gebaute Prototyp der KT4D im<br />

Unterhaltungsbestand.<br />

Als Fahrschul- bzw. Fahrleitungsbeobachtungswagen<br />

steht außerdem der Tw 301 vom<br />

Typ KT4DM zur Verfügung.<br />

Hat die ViP zwischen 2002 und 2009 ganze<br />

45 KT4DM und KT4DMC nach Temirtau,<br />

Cluj/Klausenburg, Szeged und Ploiesti<br />

verkauft, so gab es auch mehrere Verschrottungen<br />

solcher Wagen:<br />

2003: Tw 129 und 158, 229 und 258<br />

2011: Tw 143 und 160<br />

2012: Tw 130, 131 und 145<br />

2013: Tw 155 und 257<br />

<strong>Von</strong> den in Potsdam verbliebenen 32 Tatras<br />

stehen also in Summe sieben kurz vor ihrem<br />

Verkauf, für den Liniendienst befanden sich<br />

hingegen im April 23 Triebwagen im Unter-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

45


Fahrzeuge<br />

Dietmar Linser nahm in Rostock am<br />

24. Mai 2012 den Tw 812 samt<br />

Beiwagen 862 auf. Den T6A2 steht<br />

in der Hansestadt jedoch keine<br />

lange Einsatzdauer mehr bevor<br />

In Schwerin wurde <strong>bis</strong> Ende 2010 der Tw 211 mit dem Bw 311 noch als „Kinderfahrschule“ genutzt.<br />

Er durfte aber das Betriebshofgelände nicht verlassen. Jetzt dient dazu Tw 111 J. PERBANDT<br />

In Leipzig sind die Tatras langfristig nicht entbehrlich<br />

– hier der Fahrerplatz im T4DM T. LAAKE<br />

haltungsbestand. Davon werden werktags<br />

zehn Wagen benötigt (sowie 22 Niederflurfahrzeuge).<br />

An Sams- und Sonntagen sind<br />

maximal drei Tatrawagen sowie 18 Niederflurfahrzeuge<br />

unterwegs. Die Tatras kommen<br />

meist früh und nachmittags z. B. als Verstärker<br />

zum Einsatz, sie bedienen dabei in Doppeltraktion<br />

alle sieben Linien. Die Zahl der<br />

eingesetzten Wagen kann natürlich immer variieren<br />

und hängt von der Wartung, möglichen<br />

Unfällen und anderen Vorkommnissen<br />

ab, die die Verfügbarkeit eines Fahrzeugtyps<br />

einschränken können.<br />

Die ViP strebt mittelfristig an, 100 Prozent<br />

der Kurse niederflurig abzusichern. Nach<br />

dem Eintreffen von weiteren Variobahnen im<br />

nächsten Jahr werden deshalb voraussichtlich<br />

erneut mehrere Tatras aus dem Unterhaltungsbestand<br />

ausscheiden. In welchem Jahr<br />

ihr regulärer Einsatz in Potsdam enden wird,<br />

ist derzeit noch nicht absehbar.<br />

Rostock<br />

Anfang des neuen Jahrtausends standen der<br />

Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) noch<br />

alle 24 zwischen 1989 und 1990 für die Hansestadt<br />

gebauten Tatratriebwagen vom Typ<br />

T6A2M zur Verfügung.<br />

In den Jahren 2001/02 lieferte Bombardier<br />

insgesamt 22 niederflurige Beiwagen für die<br />

Tatras nach Rostock, woraufhin die sechs<br />

originalen Tatrabeiwagen vom Typ B6A2, die<br />

bereits 1996 abgestellt waren, 2005 ins ungarische<br />

Szeged abgegeben wurden. Jedem<br />

T6A2M ist seitdem ein ganz konkreter Niederflur-Beiwagen<br />

zugewiesen.<br />

Nachdem der Tw 811 im Jahr 2009 verschrottet<br />

wurde, ereilte die Tw 709, 712, 807<br />

und 809 das gleiche Schicksal, wodurch fünf<br />

Niederflurbeiwagen „frei“ geworden sind.<br />

Anfang 2013 kam der Bw 752 nach Leipzig,<br />

die übrigen vier – Bw 754, 855, 861 und 860<br />

– folgten von Ende April <strong>bis</strong> Mai.<br />

In diesem Jahr sind am Warnowufer aktuell<br />

noch 19 Tatrawagen im Unterhaltungsbestand.<br />

Wie die bereits zerlegten waren sie<br />

zwischen 1996 und 2001 von der RSAG modernisiert<br />

worden. Zwei der 19 Wagen werden<br />

seit 2010 bzw. 2012 als Arbeitswagen<br />

(Nr. 551, ex Tw 808, und 552, ex Tw 707)<br />

genutzt. Der Tw 704 wurde im Mai 2010 als<br />

historischer Wagen designiert, er kommt aber<br />

noch regulär als Linienwagen zum Einsatz.<br />

Damit stehen heute in Rostock insgesamt<br />

noch 17 Tatrawagen für den Liniendienst zur<br />

Verfügung. Sie kommen zusammen mit den<br />

40 in den 1990-Jahren gebauten NGT6WDE<br />

zum Einsatz. Die Tatrawagen befahren dabei<br />

planmäßig nur noch die Linie 1. Für den regulären<br />

Betrieb werden dort werktags zehn<br />

T6A2M benötigt, am Wochenende sind keine<br />

unterwegs.<br />

Wenn voraussichtlich Anfang 2014 die ersten<br />

neuen 6N2 vom Typ Tramlink in Rostock<br />

eintreffen, wird sich die RSAG schrittweise<br />

von den Tatras verabschieden. Sie befinden<br />

sich derzeit also womöglich bereits in ihrem<br />

letzten vollständigen Einsatzjahr an der Warnow<br />

...<br />

Schöneiche<br />

Der Bestand der Schöneicher-Rüdersdorfer<br />

Straßenbahn GmbH (SRS) umfasste im Jahr<br />

2000 u. a. acht in den Jahren 1992 <strong>bis</strong> 1994<br />

aus Cottbus übernommene KT4DM – die Tw<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Tatras<br />

Übersicht: Tatra-Tw in Deutschland<br />

Betrieb Typ Baujahre geliefert Einsatzende Ende 4/2013 im Wagen vsl. Bemerkungen zur<br />

Betriebsbestand im Einsatz <strong>bis</strong> Situation Ende April 2013<br />

Berlin KT4D 1976–1988 477 – 160 2017 10 weitere Wagen abgestellt<br />

KT4Dt 1983–1987 99 2013 0 – 35 Wagen abgestellt vorhanden<br />

T6A2 1988–1990 118 2007 0 –<br />

B6A2 1988–1990 69 2007 0 –<br />

Brandenburg (H.) KT4D 1979–1983 16 – 4 mind. 2020 im Einsatzbestand Tw 173, 174, 179, 180,<br />

als ATw Nr. 154<br />

KTNF6 [1997–1998] – – 10 mind. 2020 durch Umbau aus KT4D entstanden<br />

Chemnitz T3D 1968–1986 132 – 22 mind. 2016 im Betriebsbestand noch 505, 507, 509, 512–517,<br />

519, 521–532<br />

B3D 1973–1986 62 2008 0 – noch im Betriebshof vorhanden<br />

Cottbus KT4D 1978–1990 65 – 0 –<br />

KTNF6 [1996–1998] – – 21 mind. 2028 5 weitere KTNF6 wurden verkauft bzw. zerlegt<br />

Dresden T4D 1967–1984 574 – 18 mind. 2015 Wagen für Sonderdienste im Bestand<br />

B4D 1970–1984 250 2005 0 –<br />

T6A2 1985–1988 4 2000 0 –<br />

B6A2 1985–1988 2 2000 0 –<br />

Erfurt KT4D 1976–1990 156 – 6 2014 im Einsatzbestand noch Tw 405, 450, 495, 518, 519<br />

und 520<br />

Frankfurt (O.) KT4D 1987–1990 34 – 17 mind. 2015<br />

T6A2M [1988] – – 1 – in Berlin Tw 5118 bzw. 8118 bzw. 218 118<br />

Gera KT4D 1978–1990 61 – 22 mind. 2018 zusätzlich noch Tw 354 und 358 als Ersatzteilspender<br />

vorhanden<br />

KTNF8 [1998–2003] – – 6 mind. 2018 Tw 348 <strong>bis</strong> 253<br />

Görlitz KT4D 1983–1990 11 – 15 mind. 2020 5 Tw aus Erfurt, 3 aus Cottbus<br />

Gotha KT4D 1981–1982 6 – 18 mind. 2020 12 Tw gebraucht aus Erfurt<br />

Halle T4D 1968–1986 323 – 20 mind. 2013 Tw 1147, -53, 54, 56, 60, 61, 69, 76, 77, 83, 91, 94,<br />

97, 98, 1201, -08, 09, 11, 14 und 1221<br />

B4D 1969–1986 124 – 10 mind. 2013 Bw 180, -85, 95, 97, 204, -05, 06, 07, 12 und 222<br />

Jena KT4D [1979] – – 1 – 2013 aus Erfurt, Einsatz als ATw<br />

Leipzig T4D 1968–1986 597 – 131 mind. 2020<br />

B4D 1968–1986 273 – 4 mind. 2014<br />

KT4D [1976] 8 1984 0 –<br />

T6A2 1988–1990 28 2007 0 –<br />

B6A2 1988–1990 14 2007 0 –<br />

Magdeburg T4D 1968–1986 274 2013 0 –<br />

B4D 1969–1986 142 2013 0 –<br />

T6A2 1989–1990 12 2013 11 mind. 2016 Einsatzverlängerung als Reserve<br />

B6A2 1990 6 2013 2 mind. 2018 Einsatzverlängerung als Reserve<br />

Plauen KT4D 1976–1988 45 – 24 mind. 2020 Tw 203, 205, 207, 208, 214, 216, 220, 224, 225, 227<br />

<strong>bis</strong> 229, 231 <strong>bis</strong> 234 sowie 236 <strong>bis</strong> 243, zzgl. 2 Atw<br />

Potsdam KT4D 1974–1987 45 – 23 mind. 2016 80 Triebwagen aus Berlin übernommen, weitere Tw<br />

KT4D 80 abgestellt vorhanden<br />

Rostock T6A2 1989–1990 24 2014/15 17 mind. 2013 Tw 701 <strong>bis</strong> 706, 708, 710, 711, 801 <strong>bis</strong> 806, 810, 812,<br />

zzgl. 2 ATw (551, 552)<br />

B6A2 1989–1990 6 1997 0 –<br />

Schöneiche KT4D [1981] – – 1 mind. 2013 Tw 22, abgestellt noch Tw 18 und 21 vorhanden<br />

(alle drei ex Cottbus)<br />

KTNF6 [1996–1998] – – 3 mind. 2024 Tw 26, 27 und 28 (alle drei ex Cottbus)<br />

Schwerin T3D 1973–1988 115 2003 0 –<br />

B3D 1973–1988 56 2003 0 –<br />

Strausberg KT8 [1989–1990] – – 1 mind. 2013 Tw 22, abgestellt noch Tw 21 und 23 vorhanden<br />

(alle drei ex Kosice/Kaschau)<br />

T6C5 [1998] – – 1 mind. 2013 Tw 30, Prototyp von CKD<br />

Zwickau KT4D 1987–1988 21 – 22 mind. 2024 Tw 928 <strong>bis</strong> 949 – Tw 948 aus Plauen übernommen<br />

17 <strong>bis</strong> 22 sowie Tw 24 und 25. War davon<br />

der Tw 24 im Jahr 1979 gebaut worden, so<br />

stellte CKD die übrigen sieben 1981 fertig.<br />

<strong>Von</strong> den acht KT4DM sind derzeit noch die<br />

drei in den Jahren 1995/96 bei der Mittenwalder<br />

Gerätebau GmbH modernisierten<br />

Tw 18, 21 und 22 vorhanden. Davon sind<br />

allerdings die Tw 18 und 21 abgestellt. Der<br />

Triebwagen 22 dient zwar offiziell als Reserve,<br />

kommt aber so gut wie nie zum Einsatz,<br />

da er kurz vor seiner Laufkilometergrenze<br />

steht. Erreicht er diese, müsste er aufgearbeitet<br />

werden. Dies ist derzeit nicht vorgesehen<br />

– im Gegenteil: Alle drei KT4DM stehen aktuell<br />

zum Verkauf.<br />

Die fünf Anfang 2000 noch zusätzlich vorhandenen<br />

KT4D wurden zur Ersatzteilgewinnung<br />

allesamt verschrottet: Tw 19 noch<br />

im Jahr 2000, die Tw 17 und 20 im Jahr<br />

2001, Tw 25 im folgenden Jahr sowie Tw 24<br />

schließlich 2008.<br />

Die zweite Gruppe Tatrawagen der SRS<br />

bilden inzwischen drei 1996 bzw. 1998 für<br />

den Einsatz in Cottbus mit einem Niederflurmittelteil<br />

versehene KT4D – seit ihrem<br />

Umbau werden sie als KTNF6 geführt. Bei<br />

der SRS befinden sich:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

47


Fahrzeuge<br />

Der Zwickauer<br />

Tatra-Schleifwagen<br />

Um einen KT4DMC handelt es sich beim Zwickauer<br />

Triebwagen 200. Das 1988 gebaute Fahrzeug<br />

kam aus Plauen (dort Tw 230) nach Westsachsen.<br />

<strong>Von</strong> 2006 <strong>bis</strong> 2008 erfolgte sein<br />

Umbau zum Schleifwagen. Als solcher steht er<br />

auf dem Zwickauer Meterspurnetz zuverlässig<br />

im Dienst.<br />

Der im Dezember 2011 aus Leipzig in Zwickau<br />

eingetroffene Schneepflug entstand übrigens<br />

auf Basis eines KT4D-Drehgestells aus Zwickau.<br />

In Schöneiche kommen die in Cottbus mit einem Niederflurmittelteil versehenen KT4D als KTNF6<br />

auch in Zukunft zum Einsatz. Hier passiert Tw 26 am 7. März 2012 das Postamt in Rüdersdorf<br />

In Zwickau werden die modernisierten KT4D noch <strong>bis</strong> ins nächste Jahrzehnt benötigt. Im August<br />

2010 waren die Tw 949 und 932 auf der Werdauer Straße unterwegs M. KOCHEMS, J. BECKER (OBEN)<br />

• Tw 26 seit 2009, in Cottbus Tw 171 (<strong>bis</strong><br />

1991 Erfurt)<br />

• Tw 27 seit 2010, in Cottbus Tw 142<br />

• Tw 28 seit 2011, in Cottbus Tw 139<br />

Im regulären Verkehr befinden sich aktuell<br />

im Wechsel mit den 1966 und 1973 gebauten<br />

Düwag-GT6 aus Heidelberg täglich ein <strong>bis</strong><br />

zwei KTNF6, der dritte Tatrawagen mit Niederflurteil<br />

kommt bedarfsweise als Schülerbahn<br />

ebenfalls zum Einsatz. Es ist vorgesehen,<br />

die KTNF6 <strong>bis</strong> ca. 2024 zu unterhalten.<br />

Schwerin<br />

Die Nahverkehr Schwerin GmbH hat als erster<br />

deutscher Verkehrsbetrieb auf Tatrawagen<br />

im Liniendienst verzichtet. Bereits im August<br />

2003 verabschiedete die NVS ihre nach<br />

2000 noch vorhandenen modernisierten Tatra-Großraumtriebwagen<br />

vom Typ T3DC1<br />

(führende Triebwagen) sowie die nur geführt<br />

einsetzbaren T3DC2 aus dem regulären Planeinsatz.<br />

Insgesamt 30 seit dem Jahr 2001 eingetroffene<br />

achtachsige Niederflurwagen vom<br />

Typ SN2001 machten dies möglich.<br />

Daraufhin gab die NVS <strong>bis</strong> 2005 fast alle<br />

T3D nach Osteuropa ab – siehe Tabelle. In<br />

Schwerin wurden hingegen die beiden 1983<br />

gebauten T3DC2 Nr. 249 und 254 jeweils<br />

2003 und der von 2004 <strong>bis</strong> 2010 als Kinderstraßenbahn<br />

genutzte Tw 211 (T3DC2, Baujahr<br />

1977) schließlich 2010 verschrottet.<br />

Dadurch befinden sich heute lediglich noch<br />

Tatra-Arbeits- und Traditionsfahrzeuge in<br />

Schwerin:<br />

• Tw 111, ein T3DC1 als Kinderfahrschule<br />

(darf nur auf dem Betriebshof fahren)<br />

• Tw 417, ein originaler T3D als Traditionsfahrzeug<br />

• Tw 418, ein originaler T3D als Traditionsfahrzeug,<br />

seit 2005 abgestellt<br />

• Bw 359, ein originaler B3D als Traditionsfahrzeug,<br />

seit 2005 abgestellt<br />

• Tw 905, ex 146, ein T3DC1h als Arbeitswagen,<br />

seit 2010 abgestellt<br />

• Tw 907, ex 154, ein T3DC1h als Arbeitswagen,<br />

seit April 2013 abgestellt<br />

Doch der Einsatz der Tatras als Arbeitsfahrzeuge<br />

ist seit Mitte April nun ebenfalls Geschichte.<br />

Der Tw 907 absolvierte am 13.<br />

April beim alljährlichen „Schweriner Frühjahrsputz“<br />

seinen vermutlich letzten Einsatz.<br />

Zuvor war er <strong>bis</strong> Februar 2013 als Oberleitungs-Enteisungsfahrzeug<br />

genutzt worden.<br />

Nachdem die Nahverkehrsgesellschaft den<br />

Bombardier-Tw 817 mit speziellen Enteisungs-Stromabnehmern<br />

ausgerüstet hat, wurde<br />

der Tatrawagen nun überflüssig. Er bleibt<br />

jedoch (wie Tw 905) <strong>bis</strong> auf weiteres im Betriebshof<br />

Haselholz hinterstellt. Dort sind<br />

auch die Traditionswagen sowie der Tw 111<br />

stationiert. Dieser wird auf dem Betriebshof<br />

als Kinderfahrschule eingesetzt. Als derzeit<br />

letzter einsatzfähiger Tatra-Triebwagen für<br />

Sonderfahrten im Schweriner Straßenbahnnetz<br />

steht der Museums-Tw 417 zur Verfügung.<br />

Abgänge aus Schwerin <strong>bis</strong> 2005 nach Osteuropa:<br />

• die zwischen 1973 und 1979 gebauten<br />

T3DC1 Tw 101 <strong>bis</strong> 110 sowie 112 <strong>bis</strong> 127<br />

• die von 1981 und 1983 gebauten T3DC1<br />

Tw 142 <strong>bis</strong> 145, 147 <strong>bis</strong> 153 und 155<br />

• die zwischen 1973 und 1979 gebauten<br />

T3DC2 Tw 201 <strong>bis</strong> 210 und 212 <strong>bis</strong> 227<br />

• die zwischen 1981 und 1983 gebauten<br />

T3DC2 Tw 242 <strong>bis</strong> 245 und 247 <strong>bis</strong> 253<br />

sowie 255<br />

• die dazugehörigen Großraum-Beiwagen<br />

vom Typ B3DC wurden in Deutschland<br />

verschrottet<br />

Strausberg<br />

Bei der Strausberger Eisenbahn GmbH (STE)<br />

trafen 1995 die ersten drei Tatrawagen ein.<br />

Es handelt sich um die zwischen 1989 und<br />

1990 gebauten Tw 21, 22 sowie 23 vom Typ<br />

KT8D5. Die aus Kosice/Kaschau übernommenen<br />

Wagen sind gleichzeitig die ersten und<br />

<strong>bis</strong>her einzigen KT8 in Deutschland. Trugen<br />

sie im Jahr 2000 die Hauptlast auf der STE,<br />

so erhielten sie ab 2003 Unterstützung durch<br />

den 1998 gebauten Prototyp vom Typ T6C5.<br />

48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Schlachten,<br />

Technik,<br />

Feldherren<br />

In Strausberg wird neben den beiden Flexity noch mindestens ein Tatra für den Linienbetrieb<br />

benötigt. Am 29. Oktober 2010 war Tw 21 in Richtung Strausberg Bahnhof unterwegs S. SCHRADER<br />

Diese Aufnahme aus Berlin zeigt, warum viele Betriebe auf die hochflurigen Tatras verzichten: Sie<br />

sind gerade für Rentner oder Fahrgäste mit Kinderwagen beschwerlich zu erklimmen ... B. SCHULZ<br />

Nachdem im März bzw. Mai dieses Jahres auf<br />

der STE zwei Flexity Berlin in den Liniendienst<br />

gekommen sind, wird geprüft, die Tw<br />

21 und 23 nach Prag zu verkaufen. Tw 30<br />

bleibt ebenso wie der dritte KT8 als Reservewagen<br />

<strong>bis</strong> auf weiteres in Strausberg.<br />

Zwickau<br />

Der Wagenbestand der Städtischen Verkehrsbetriebe<br />

Zwickau GmbH weist im Berichtszeitraum<br />

eine für die östlichen Bundesländer<br />

ungewohnte Konstanz auf. <strong>Von</strong> den<br />

23 im Jahr 2000 im Unterhaltungsbestand<br />

befindlichen modernisierten KT4DC sind <strong>bis</strong><br />

heute noch alle Wagen vorhanden, lediglich<br />

der Tw 927 ist inzwischen abgestellt. Wie der<br />

noch eingesetzte Tw 948 ist er 1983 gebaut<br />

worden und stammt ebenfalls aus Plauen.<br />

Die übrigen 21 im Liniendienst genutzten<br />

Wagen waren zwischen 1987 <strong>bis</strong> 1990<br />

werks neu nach Zwickau gekommen. Im<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

Rahmen ihrer ersten Modernisierung erhielten<br />

sie Anfang der 1990er-Jahre in Mittenwalde<br />

anstelle der Falttüren neue Außenschwenktüren<br />

sowie eine neue Bestuhlung<br />

und Fahrtzielanzeigen.<br />

<strong>Von</strong> September 2000 <strong>bis</strong> Mai 2004 erhielten<br />

alle Fahrzeuge in Zusammenarbeit mit<br />

CKD Alstom in Zwickau eine zweite Modernisierung,<br />

in deren Rahmen die Wagen<br />

Choppersteuerungen bekamen. Nach Befragung<br />

des Fahrpersonals blieb die Pedalsteuerung<br />

jedoch erhalten. Die mit den Nummern<br />

928 <strong>bis</strong> 949 versehenen 22 Tatras teilen sich<br />

heute mit den zwölf 1993 von MAN gebauten<br />

GT6M den Liniendienst in Zwickau.<br />

Werktags werden regulär 17 Tatras benötigt,<br />

sie verkehren mit den GT6M im Wechsel. An<br />

Wochenenden sind weniger Kurse unterwegs.<br />

Nach jetzigem Planungsstand werden die<br />

KT4DC in Zwickau noch mindestens <strong>bis</strong><br />

2024 betrieben. ANDRÉ MARKS<br />

Das neue Heft ist da.<br />

Jetzt am Kiosk!<br />

Testabo mit Prämie bestellen unter:<br />

www.clausewitz-magazin.de/abo


Fahrzeuge<br />

<strong>Von</strong> Wien in die Welt<br />

Wiener Exportwagen, Teil 1<br />

Seit 1997 eroberten zahlreiche<br />

rot-weiße Straßenbahnen aus der<br />

Donaumetropole mehr als ein<br />

halbes Dutzend Städte Europas.<br />

Bis Ende 2012 gelangten 365<br />

Trieb- und Beiwagen der Wiener<br />

Linien nach Bosnien, Ungarn, Polen,<br />

Rumänien und in die Niederlande<br />

Die E 1 102–123 gingen in<br />

Krakau mit blau/beiger Farbgebung<br />

in Betrieb. In Anlehnung an die früher in<br />

Wien verwendeten Liniensignalscheiben am<br />

Dach wurde am Platz des Liniensignalwürfels<br />

ein digitaler Anzeiger montiert<br />

(E 1 108 + 568; 6. September 2005)<br />

50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Wiener Exportwagen<br />

Sarajevo: Die zuerst in Betrieb genommene C 1 /c 1 -Garnitur 400 + 4000 machte mit einer Aufschrift auf den Initiator der Aktion aufmerksam,<br />

hier am 24. September 1997 in der Endstelle am noch zerstörten Bahnhof<br />

ALLE AUFNAHMEN: W. KAISER<br />

Seit 2004 fahren in Miskolc ausschließlich Gebrauchtwagen: Die E 1 verkehren<br />

auf Linie 2 und die aus Kosice und Most übernommenen KT8D5<br />

sind auf Linie 1 unterwegs, hier am 22. April 2010<br />

Miskolc: Im Inneren des Wagens 196 ist am 30. April 2010 immer noch<br />

die ehemalige Wiener Nummer ersichtlich, es gibt aber auch Hinweise<br />

zum neuen Eigentümer. Die Typenbezeichnung lautet offiziell „SGP E1“<br />

Als Mitte der 1990er-Jahre die große<br />

„Gebrauchtwagen-Wanderung“ in<br />

die ehemaligen Ostblockländer einsetzte,<br />

konnte Wien vorerst keine geeigneten<br />

Fahrzeuge beisteuern. Erst 1990<br />

wurden die letzten Stahlkasten-Zweiachser<br />

der Baujahre 1960/61 durch fabrikneue Gelenktriebwagen<br />

des Typs E 2 ersetzt und die<br />

Prototypen der ULF-Niederflurwagen (Typen<br />

A und B) hatten noch nicht ihre Serienreife erlangt.<br />

Die zahlreich vorhandenen sechsachsigen<br />

Gelenktriebwagen mit „all-electric“-Ausrüstung<br />

und Nockenschaltwerk – wegen ihrer<br />

unkomplizierten Technik bei den potenziellen<br />

Empfängern gerne gesehen – wurden daher<br />

noch allesamt für den Linienbetrieb benötigt.<br />

Ausgangslage 1995<br />

Im Jahre 1995 gab es 547 derartige Triebwagen<br />

– davon 89 Typ E, 336 E 1 , 122 E 2 –<br />

und 429 dazu passende Beiwagen – 51 c 2 ,<br />

188 c 3 , 73 c 4 , 117 c 5 , allesamt von den ortsansässigen<br />

Unternehmen Lohner (ab 1970<br />

Bombardier-Rotax) und Simmering-Graz-<br />

Pauker (SGP) in Düwag-Lizenz gebaut.<br />

Dazu kamen noch einige vierachsige Gelenktriebwagen<br />

des Typs F (Baujahr 1963/<br />

64; Weiterbau von Zweiachsern mit Nachläufer-Drehgestell)<br />

sowie die 1955 <strong>bis</strong> 1959<br />

in Düwag-Lizenz gebauten Großraumzüge<br />

C 1 /c 1 . Diese Bauarten blieben im Einsatz,<br />

um den letzten hauptberuflichen Schaffnern<br />

weiterhin einen Arbeitsplatz bieten zu können.<br />

Denn die Triebwagen C 1 und F wurden<br />

nie auf schaffnerlosen Betrieb umgebaut<br />

und besaßen einen Schaffnerplatz nächst<br />

dem hinteren Einstieg. Der Schaffner war<br />

nicht nur für den Verkauf und die Entwertung<br />

der Fahrkarten zuständig, er bediente<br />

auch mittels Knopfdruck die Türen (ausgenommen<br />

Tür 1) und erteilte dem Fahrer die<br />

Abfahrtserlaubnis. Schließlich musste er<br />

mangels einer „Totmann-Ausrüstung“ am<br />

Fahrerplatz den Zug bei Bedarf mittels eines<br />

Notbremspedals zum Stehen bringen.<br />

Abschied von Typ F und C 1<br />

Mitte 1996 kam aber dann doch das Aus<br />

für den Typ F und die Abstellung der letzten<br />

C 1 /c 1 war ursprünglich für das Jahr 1997<br />

vorgesehen. Bereits Mitte 1996 initiierte die<br />

Firma Siemens aber eine Hilfsaktion für den<br />

im Bosnienkrieg schwer in Mitleidenschaft<br />

gezogenen Straßenbahnbetrieb in Sarajevo.<br />

Obwohl die Züge wegen ihres hohen Alters<br />

(<strong>bis</strong> zu 41 Jahre) und ihrer vergleichsweise<br />

komplizierten Technik – namentlich Druckluftausrüstung<br />

für Zusatz-, Festhalte- und<br />

Schleuderschutzbremse, Scheibenwischer,<br />

Sandstreueinrichtung – gar nicht für eine<br />

Weitergabe geeignet erschienen, kam es zur<br />

vorzeitigen Ausmusterung der letzten Garnituren<br />

<strong>bis</strong> Ende 1996.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

51


Fahrzeuge<br />

Der Abtransport von je 13 Trieb- und<br />

Beiwagen erfolgte im Zeitraum Dezember<br />

1996 <strong>bis</strong> April 1997, wobei jeweils mehrere<br />

Garnituren gleichzeitig auf die Reise geschickt<br />

wurden. Die Verladung auf spezi elle<br />

Tiefladewagen der Eisenbahn erfolgte in der<br />

Hauptwerkstätte der Wiener Linien mittels<br />

zweier Feuerwehrkräne. Die Wiener Berufsfeuerwehr<br />

führte diese Aktionen im<br />

Rahmen von ohnehin notwendigen Übungen<br />

durch. Eingereiht in planmäßige Güterzüge<br />

ging es zunächst nach Split, von wo die<br />

Fahrzeuge auf dem Straßenweg nach Sarajevo<br />

gelangten.<br />

Exportschlager E 1<br />

Für die ab 1999 sukzessive ausgemusterten<br />

Gelenkwagen Typ E fanden sich wegen des<br />

hohen Alters und der schwachen Motorisierung<br />

zunächst keine Abnehmer. In diesem<br />

Zusammenhang muss aber auch erwähnt<br />

werden, dass die Wiener Linien aus eigenem<br />

Antrieb nicht nach potenziellen Kunden<br />

Ausschau hielten und auch seitens der Stadt<br />

Rotterdam: Der E 1 660 fährt im Stadtteil<br />

Charlois durch ein ruhiges Wohnviertel und<br />

wird in Kürze die gleichnamige Endstelle erreichen.<br />

Nur die Wagennummer und der<br />

Schriftzug „RET“ weisen am 16. April 2003<br />

auf den neuen Eigentümer hin<br />

In Utrecht kommen die E 6 gemeinsam mit<br />

1983 gebauten Stadtbahnwagen zum Einsatz.<br />

Die sehr unterschiedlichen Bauarten begegnen<br />

einander hier am 7. April 2010<br />

Wien oder Österreichs keine Hilfsaktionen<br />

für bedürftige Betriebe (z.B. in Rumänien)<br />

initiiert wurden.<br />

2001 erreichte die Wiener Linien aber<br />

eine Anfrage aus Rotterdam. Man wollte<br />

kurzfristig zwölf E 1 erwerben, die zu diesem<br />

Zeitpunkt aber noch gar nicht auf der „Abschussliste“<br />

standen. Da der Beginn der<br />

planmäßigen Ausmusterungen aber für das<br />

Folgejahr anstand, zog man die ersten Ausmusterungen<br />

vor und konnte die Lieferung<br />

von zehn Triebwagen für Sommer 2001 zusagen.<br />

Es handelte sich dabei aber nicht um<br />

die ältesten Fahrzeuge, sondern um die letzten<br />

E 1 , deren „Geamatic“-Steuerungen noch<br />

nicht mit Bauteilen der Firma Intermas modernisiert<br />

worden waren. Rotterdam erhielt<br />

daher zehn E 1 des Baujahres 1971 und darüber<br />

hinaus die ohnehin auszumusternden<br />

E 4626 und 4629.<br />

Weitere Anfragen ließen nicht lange auf<br />

sich warten: Im Sommer 2002 meldete die<br />

ungarische Stadt Miskolc Bedarf an zunächst<br />

neun E 1 an, die in Wien im Novem-<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Wiener Exportwagen<br />

Braila: Der E 1 4689 wartet am 2. September<br />

2009 in der Endstelle Radu Negru auf seine<br />

Abfahrtszeit. Das passende Liniensignal „21“<br />

stammt aus Wien und wurde von Straßenbahnfreunden<br />

beigesteuert<br />

Craiova: Der E 1 659 (ex Rotterdam 659, ex<br />

Wien 4766) am 3. Juni 2008 im Einsatz auf Linie<br />

100. Die gelbe Tafel über dem Scheinwerfer<br />

nennt die amtliche Zulassungsnummer, die<br />

seit 2008 in Rumänien vorgeschrieben ist<br />

ber 2002 ausgemustert und umgehend auf<br />

dem Straßenweg umgesetzt wurden. 2003<br />

konnten die Wiener Linien erstmals acht<br />

Exemplare der bereits rund 40 Jahre alten<br />

Beiwagenserie c 3 verkaufen, und zwar<br />

ebenfalls nach Miskolc. Im Laufe des Jahres<br />

2003 unterzeichnete dann der Verkehrsbetrieb<br />

MPK der polnischen Stadt<br />

Krakau einen Vertrag zur Übernahme von<br />

je 30 E 1 und c 3 . Die vereinbarten Stückzahlen<br />

wurden in den Folgejahren mehrmals<br />

nach oben hin korrigiert. Mit Kattowitz erhielt<br />

ab 2010 ein weiterer polnischer Betrieb<br />

E 1 .<br />

Über einen Zwischenhändler gelangten<br />

ab 2005 auch insgesamt 16 E nach Sarajevo,<br />

2007 erhielt Graz drei E 1 und 2008/09<br />

organisierte das Unternehmen MT Eisenbahnbedarf<br />

(Betreiber der Museumstramway<br />

Mariazell) die Umsetzung von elf E 1 ins<br />

rumänische Braila.<br />

»Sorgenkinder« E 6 /c 6<br />

Anders gestaltete sich die Abgabe der Zweirichtungs-Sechsachser<br />

E 6 und c 6 , deren erste<br />

Exemplare 1979 für die damals noch bestehende<br />

Gürtellinie der Stadtbahn gebaut<br />

wurden und hier die bereits völlig veralteten<br />

Zweiachser N 1 /n 2 ablösten. Da man diese<br />

Stadtbahnlinie mittelfristig zur vollwertigen<br />

Erfolgstyp E/E 1<br />

<strong>Von</strong> 1959 <strong>bis</strong> 1976 beschafften die Wiener Linien<br />

(damals noch „Wiener Verkehrsbetriebe“) insgesamt<br />

427 sechsachsige Gelenktriebwagen der Ty -<br />

pen E und E 1 , mit denen die Wiener Straßenbahn<br />

grundlegend modernisiert werden konnte. Es handelt<br />

sich dabei um Düwag-Lizenzbauten, die sich<br />

aber in mehreren Punkten von ihren deutschen<br />

„Geschwistern“ unterscheiden. Die Produktion<br />

teilten sich die ortsansässigen Unternehmen Lohner<br />

und Simmering-Graz-Pauker (SGP) auf.<br />

Schwächere E, stärkere E 1<br />

Zunächst produzierten die beiden Firmen von<br />

1959 <strong>bis</strong> 1966 insgesamt 89 Wagen des Typs E,<br />

die sich jedoch wegen der schwachen Motorisierung<br />

(2 x 95 bzw. 110 kW) für einen Betrieb mit<br />

Beiwagen als wenig geeignet erwiesen. <strong>Von</strong> 1967<br />

<strong>bis</strong> 1976 wurde daher die deutlich stärkere, beiwagentaugliche<br />

Variante E 1 (2 x 150 kW) beschafft.<br />

Ab Mitte der 1990er-Jahre veränderte sich<br />

das Erscheinungsbild durch die Verstärkung des<br />

Prallschutzes an der Front und die Anbringung<br />

von Schallschutzverkleidungen an den Drehgestellen.<br />

Die 427 Triebwagen mit nahezu identischem<br />

Aussehen machten lange Zeit mehr als zwei Drittel<br />

des Fuhrparks aus, waren in allen Teilen des<br />

Netzes präsent und prägten das Bild der Wiener<br />

Straßenbahn nachhaltig. Die E kamen dabei in der<br />

Regel solo und die E 1 vorwiegend mit vierachsigen<br />

Beiwagen zum Einsatz. Bis Ende der 1990er-<br />

Jahre waren die Wagen fast vollzählig vorhanden,<br />

nur die E 1 4557 (Unfall) und 4860 (Brand) wurden<br />

1980 bzw. 1987 vorzeitig ausgemustert. Erst<br />

1998/99 kam es wieder zu Ausmusterungen, als E<br />

4403 (Unfall) und E 1 4498 (seit 1990 Drehstrom-<br />

Versuchswagen) außer Standes genommen wurden.<br />

Nach der Inbetriebnahme der ersten ULF-Serienwagen<br />

begannen 1999 die planmäßigen<br />

Ausmusterungen von E und seit 2001 werden<br />

auch die E 1 sukzessive abgestellt. Die letzten E<br />

verkehrten am 25. Oktober 2007 auf der Linie 62<br />

und mit Ende 2012 waren noch 150 E 1 der Baujahre<br />

1971 <strong>bis</strong> 1976 im Einsatzbestand. Per Januar<br />

2013 waren an Schultagen noch <strong>bis</strong> zu 85 E 1<br />

mit Beiwagen und 25 Solowagen im Einsatz. Mit<br />

der Abstellung der letzten E 1 ist nach heutigem<br />

Stand der Dinge um 2018 zu rechnen.<br />

U-Bahn-Linie U6 umbauen wollte, waren<br />

die Züge für einen späteren Einsatz im Straßenbahnnetz<br />

vorgesehen und auch entsprechend<br />

konzipiert. Aus kosten- und denkmalpflegerischen<br />

Gründen entschied sich<br />

die Stadt Wien aber schließlich, die U6 weiterhin<br />

als „Stadtbahn“ mit niedrigen Bahnsteigen<br />

und Oberleitung zu betreiben und<br />

zusätzlich zum vorhandenen Wagenpark bei<br />

Bombardier Wien Mittelflurwagen des Typs<br />

T anzuschaffen. Enorme Fahrgastzuwächse<br />

und technische Probleme mit dem Mischbetrieb<br />

veranlassten die Wiener Linien aber<br />

schließlich, auch die <strong>bis</strong> 1991 beschafften E 6<br />

(Nr. 4901–4948) und c 6 (Nr. 1901–1946)<br />

durch die breiteren und barrierefrei zugänglichen<br />

T zu ersetzen.<br />

Zweirichtungswagen für<br />

Utrecht und Krakau<br />

Da sie wegen ihres geringen Alters in den<br />

Büchern noch nicht abgeschrieben waren,<br />

musste man aktiv nach potenziellen Käufern<br />

suchen. Zunächst bekundete die phi-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

53


Fahrzeuge<br />

Krakau: Ab dem E 1 124 wurde bei der Standardlackierung das Beige durch Weiß ersetzt. Am 15. April 2009 begegnen sich die Züge 153 + 553<br />

und 123 + 583 sowie der Triebwagen 2033. Am Beiwagen sind die umgebauten Rückleuchten zu erkennen<br />

Krakau: Dem EU8N 3023 sieht man seine Herkunft nicht an. Er entstand 2011 aus je einem E 6<br />

und c 6 . Das eingefügte Niederflur-Mittelteil baute die Firma Autosan SA in Sanok (18. Mai 2012)<br />

Übersicht der E 1 -Umsetzungen<br />

Stadt 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 ges.<br />

Rotterdam*) 10 10<br />

Miskolc 9 3 13 1 26<br />

Krakau 2 11 10 13 10 14 14 8 1 83<br />

Graz 3 3<br />

Braila 6 5 11<br />

Kattowitz 1 18 11 30<br />

gesamt 10 9 5 24 10 13 14 20 19 9 18 12 163<br />

*) 9 Wagen 2005 nach Craiova weitergegeben<br />

lippinische Hauptstadt Manila Interesse, die<br />

eine Stadtbahnlinie mit entsprechend adaptierten<br />

CKD-Fahrzeugen des Typs KT8D5<br />

(Typ RT8M) betreibt. Als Vertreter des Verkehrsbetriebs<br />

in der Wiener Hauptwerkstätte<br />

die für einen Massenverkehr völlig<br />

ungeeigneten Fahrzeuge begutachteten, ließ<br />

das Interesse allerdings schlagartig nach,<br />

das Geschäft kam nicht zustande. Käufer<br />

fanden sich schließlich in den Niederlanden<br />

und Polen: Utrecht übernahm zwischen<br />

2008 und 2010 insgesamt 16 E 6 sowie elf c 6<br />

und der „Stammkunde“ Krakau kaufte im<br />

selben Zeitraum 27 E 6 und 26 c 6 , denen jedoch<br />

in der neuen Heimat ein großzügiger<br />

Umbau bevorstand.<br />

In drei Teilen werden in der Reihenfolge<br />

ihrer ersten Umsetzungen die Wiener Gebrauchtwagen<br />

in den Übernahmebetrieben<br />

näher vorgestellt.<br />

Sarajevo<br />

Die ersten C 1 /c 1 -Garnituren trafen am 7. Januar<br />

1997 gemeinsam mit einem Team der<br />

Firma Siemens und der Wiener Linien in<br />

der neuen Heimat ein, im Mai 1997 waren<br />

schließlich alle 13 Garnituren am Be -<br />

stimmungsort. Der Verkehrsbetrieb GRAS<br />

(Gradski Saobracaj Sarajevo – Städtischer<br />

Verkehr Sarajevo) führte vor der Inbetriebnahme<br />

einige Umbauten durch. So erhielten<br />

die Wagen – damals in Wien noch nicht übliche<br />

– Rückblickspiegel, die Türsteuerung<br />

wurde auf zentrales Schließen vom Fahrer-<br />

54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Wiener Exportwagen<br />

Sarajevo: Wegen Gleisarbeiten war das Netz im August 1998 vom Depot abgeschnitten und die Reservezüge wurden am nicht benutzten<br />

Streckenabschnitt abgestellt. Darunter befanden sich am 23. August 1998 auch drei C 1 /c 1 -Vollwerbezüge – vorn Zug 402 + 4002<br />

platz aus umgebaut und es kamen pro<br />

Fahrzeug mehrere Lochentwerter zum Einbau.<br />

Teilweise bereits in Wien wurden die<br />

Schaffnerplätze im Heck ausgebaut und die<br />

Sitzanordnung geändert, im Frontbereich<br />

fanden sich nunmehr Einzel- statt Doppelsitze.<br />

Außerdem erfolgte der Umbau der Innenbeleuchtung<br />

von Leuchtstoffröhren auf<br />

Glühlampen. Die GRAS nahm die Züge ab<br />

Februar 1997 mit den Nummern 400–412<br />

(Triebwagen) und 4000–4012 (Beiwagen)<br />

in Betrieb, wobei die Beiwagen stets mit<br />

dem nummernmäßig passenden Triebwagen<br />

gekuppelt wurden. Erstmals verfügte<br />

der normalspurige Straßenbahnbetrieb über<br />

Beiwagen, die von zahlreichen Fahrgästen<br />

als „Freibrief“ für eine Fahrt ohne gültigen<br />

Fahrausweis angesehen wurden.<br />

Problem Pneumatik<br />

Für das Fahr- und Werkstattpersonal, das<br />

„All-electric“-Fahrzeuge gewohnt war, stellte<br />

die Bedienung und Wartung der C 1 / c 1<br />

eine Herausforderung dar, gab es doch hier<br />

pneumatische Einrichtungen. Darunter befand<br />

sich auch eine mittels Pedal zu betätigende<br />

Druckluftbremse, die in Wien nur bei<br />

Notbremsungen, in Sarajevo allerdings<br />

auch bei normalen Betriebsbremsungen benutzt<br />

wurde. Zur Herstellung der erforderlichen<br />

Druckluft war der Kompressor daher<br />

fast ständig in Betrieb, und Störungen an<br />

diesem Verschleißteil führten öfters zum<br />

Sarajevo: Vor dem Holiday Inn fährt am 17. August 2009 der E 702 (ex 4433) Richtung Zentrum.<br />

An Schultagen fahren gewöhnlich vier Wagen, die auf den Linien 1 und 4 zum Einsatz kommen<br />

Ausfall von Garnituren. So kam es bereits<br />

im Jahr 2000 zur Abstellung der ersten C 1 /<br />

c 1 und <strong>bis</strong> Ende 2004 wurden alle Züge aus<br />

dem Linienbetrieb abgezogen.<br />

Die von den Initiatoren angestrebte Einsatzdauer<br />

von fünf Jahren konnte allerdings<br />

dennoch teilweise übertroffen werden.<br />

Die Garni turen erhielten nie Neulack<br />

im aktuellen, gelb/blauen Farbschema der<br />

GRAS, die Wiener Farben (rot/weiß) verschwanden<br />

aber durch das Aufbringen von<br />

Totalwerbungen dennoch bald aus dem<br />

Stadtbild von Sarajevo.<br />

<strong>Von</strong> 2007 <strong>bis</strong> 2009 verschrottete die<br />

GRAS in Eigenregie alle Fahrzeuge mit Ausnahme<br />

der Garnitur 407/4007, die zur betriebsfähigen<br />

Aufarbeitung und musealen<br />

Erhaltung vorgesehen ist. Sie ist allerdings<br />

seit der Ausmusterung im Freien abgestellt<br />

und die Witterungseinflüsse setzten ihr bereits<br />

stark zu.<br />

wird fortgesetzt · WOLFGANG KAISER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

55


Geschichte<br />

56 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Einst & Jetzt<br />

Einst&Jetzt<br />

Im Südostens Lettlands liegt<br />

Daugavpils (Dünaburg), die<br />

zweitgrößte Stadt des Landes.<br />

Erst zu sowjetischer Zeit bekam<br />

die Stadt eine Straßenbahn,<br />

sie wurde am 5. November<br />

1946 in russischer<br />

Breitspur (1.524 mm) eröffnet.<br />

Der Betrieb wurde langsam<br />

ausgebaut und umfasst<br />

heute drei Linien, die von<br />

mehreren Wagentypen befahren<br />

werden. Das Bild vom<br />

30. Mai 1999 zeigt eine vom<br />

Hauptbahnhof kommende<br />

RWS-6-Doppeltraktion an<br />

der Haltestelle Tirgus<br />

(Markt). Sie hat noch die alte<br />

Farbgebung aus sowjetischer<br />

Zeit.<br />

Ungewöhnlich waren die<br />

beiden, während der Fahrt<br />

stets an die Fahrleitung angelegten<br />

Stangenstromabnehmer;<br />

in der Hauptstadt Riga<br />

war dies ebenfalls so üblich.<br />

Die Zeiten ändern sich<br />

auch im Baltikum und so<br />

steht jetzt am Markt ein großes<br />

Einkaufszentrum, von<br />

dem auf dem Bild vom 2. Mai<br />

2012 ein kleines Stück zu<br />

sehen ist. Lediglich das Stationsschild<br />

der Straßenbahn<br />

scheint auf beiden Bildern<br />

gleichgeblieben zu sein. Noch<br />

immer sind einige der RWS-6-<br />

Wagen in Doppeltraktion<br />

unterwegs, ebenso wie die<br />

russischen KTM-5-Triebwagen,<br />

von denen das frisch gestrichene<br />

Exemplar Nr. 105<br />

gerade an der Haltestelle<br />

steht. T3DC-Tatrawagen, die<br />

aus Schwerin angekauft wurden,<br />

unterstützen die Fahrzeugflotte,<br />

auch sie erhielten<br />

Stangenstromabnehmer.<br />

TEXT UND FOTOS:<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

57


Geschichte<br />

Deutschlands Steilste!<br />

Die Neunkircher Straßenbahn <strong>Von</strong> 1907 <strong>bis</strong> 1978 verkehrte in Neunkirchen (Saar) eine regelspurige<br />

Straßenbahn. Ihr knapp 300 Meter langer Abschnitt mit 11,07 Prozent Steigung ist in<br />

Deutschland allgemein bekannt, aber dieser Betrieb bot noch andere Besonderheiten<br />

Nach Saarbrücken (1899) erhielt das<br />

Dorf (!) Neunkirchen (erst seit<br />

1922 Stadtrecht) als zweiter Ort<br />

auf dem Gebiet des heutigen Saarlandes<br />

eine elektrische Straßenbahn. Nachdem<br />

der Gemeinderat dazu im April 1906<br />

den Beschluss gefasst hatte, erfolgte im September<br />

des gleichen Jahres der erste Spatenstich.<br />

Knapp ein Jahr danach war es soweit:<br />

Am 10. September 1907 fand die<br />

feierliche Eröffnung der 5,3 Kilometer langen<br />

ersten Linie statt, der Regelbetrieb startete<br />

drei Tage später. Als Baukosten waren<br />

890.257 Reichsmark zu verbuchen.<br />

Auf ihrer Fahrt hatten die Straßenbahnwagen<br />

enorme Steigungen zu überwinden,<br />

denn sie starteten am höchsten Punkt Neunkirchens,<br />

„auf der Scheib“, und durchquerte<br />

dann Neunkirchen von Süd nach Nord<br />

<strong>bis</strong> ins benachbarte Wiebelskirchen. Endpunkt<br />

war dort zunächst am Hangarder<br />

Weg (heute Wibilostraße/Ostertalstraße).<br />

Zwischen der Zweibrücker Straße auf der<br />

Scheib und dem Stummplatz bewältigten<br />

die Wagen auf der Hüttenbergstraße auf einer<br />

Länge von knapp 300 Metern ein Gefälle<br />

von 11,07 Prozent, was der regelspurigen<br />

Straßenbahn eine lange Betriebszeit<br />

sichern sollte. Dieser Abschnitt war zugleich<br />

Deutschlands und sogar Europas steilster<br />

Schienenabschnitt, der ohne Zahnstange im<br />

reinen Adhäsionsbetrieb betrieben wurde.<br />

Da sich entlang der Linie kein für das<br />

Depot geeignetes Grundstück im Eigentum<br />

der Gemeinde befand, entstand der Betriebshof<br />

einschließlich Verwaltungsgebäude<br />

zwischen der Wellesweiler Straße und der<br />

Norduferstraße, zu dessen Anschluss von<br />

der Bahnhofstraße aus ein über einen Kilometer<br />

langes Betriebsgleis durch die Wellesweiler<br />

Straße verlegt worden war.<br />

Der Betrieb lief positiv an – im ersten Betriebsjahr<br />

zählte die Gemeinde 1,6 Millionen<br />

Fahrgäste, wodurch sie Einnahmen in<br />

Höhe von 152.382 Reichsmark aus dem<br />

Verkauf von Fahrkarten erzielte. In den folgenden<br />

Jahren stieg die Zahl der beförderten<br />

Personen stetig.<br />

Erweiterungen in den 1920er-Jahren<br />

Im Jahr 1908 begannen die Planungen für<br />

eine zweite Linie nach Spiesen, die aber erst<br />

nach dem Ersten Weltkrieg in Angriff genommen<br />

wurden. Der Südteil des Regierungsbezirks<br />

Trier der preußischen Rheinprovinz<br />

sowie der Westteil der bayerischen<br />

Pfalz waren ab 1920 als „Saargebiet“ für 15<br />

58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Neunkirchen<br />

Die legendäre Hüttenbergstraße mit 11,07 Prozent Steigung bzw. Gefälle, hier in den 1970er-Jahren. Damals war sie für<br />

den Straßenverkehr nur als Einbahnstraße zugelassen, links geht die Vogelstraße ab<br />

K. OEHLERT-SCHELLBERG<br />

LINKS Am 6. April<br />

1957 kam es vor<br />

dem Hüttenwerk zu<br />

dieser Begegnung<br />

des Tw 17<br />

(SGCM/Alstohm<br />

1927) samt des aus<br />

der Anfangszeit<br />

stammenden Bw 32<br />

mit einem Obus<br />

D. WALTKING,<br />

SLG. A. REUTHER (2)<br />

Daten & Fakten: Neunkirchen<br />

Eröffnungstag: . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.09.1907<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />

erste Betreibergesellschaft:<br />

Gemeindeverwaltung Neunkirchen (Saar)<br />

Betreibergesellschaft ab 1925:. . . . . . . . . . . . . .<br />

Straßen- und Kleinbahn AG Neunkirchen<br />

Betreibergesellschaft ab 1938:. . . . . . . . . . . . . .<br />

Neunkircher Straßenbahn AG<br />

maximale Anzahl Linien: . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

maximale Netzausdehnung in km: . . . . . . . 19,2<br />

größte Steigung:. . . . . . . . . . . . . . 11,07 Prozent<br />

Einstellungstag: . . . . . . . . . . . . . . . . 10.06.1978<br />

Der 1907 von van den Zypen und der AEG gebaute Tw 3 hat am 8. Mai 1953 auf Linie 1 den<br />

Stummplatz erreicht. Er zeigt sich mit der für Neunkirchen typischen nachträglichen Verglasung<br />

Jahre offiziell dem Völkerbund unterstellt.<br />

In dieser Zeit zählte die Region zum französischen<br />

Wirtschafts- und Währungsgebiet,<br />

was die Beschaffung von Ersatzteilen oder<br />

neuen Wagen aus Deutschland erschwerte.<br />

In diese Zeit fällt jedoch auch die längst<br />

überfällige Verleihung des Stadtrechtes an<br />

Neunkirchen 1922. Danach gründete die<br />

Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Kreis<br />

Ottweiler am 12. August 1925 die Straßenund<br />

Kleinbahn AG in Neunkirchen (Saar).<br />

Die vorhandene Straßenbahnlinie Scheib –<br />

Wiebelskirchen brachte die Stadtverwaltung<br />

in die neue Gesellschaft ein. <strong>Von</strong> dieser wurde<br />

zunächst die vom Stumm-Denkmal südwestlich<br />

über Dechen und Heinitz nach<br />

Spiesen führende 4,74 Kilometer lange Strecke<br />

gebaut und am 9. April 1927 in Betrieb<br />

genommen. Am 9. Dezember 1927 erweiterte<br />

die AG diese Linie vom Stumm-Denkmal<br />

in östliche Richtung. Dazu wurde die<br />

<strong>bis</strong>her lediglich als Betriebsgleis genutzte<br />

Zufahrt zum Depot in der Wellesweilerstraße<br />

um etwa 500 Meter <strong>bis</strong> zum Schlachthof<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

59


Geschichte<br />

In Spiesen endete zwar die normalspurige Neunkircher Straßenbahn, aber es bestand Anschluss zur meterspurigen Straßenbahn nach Saarbrücken<br />

(hinten rechts). Tw 14 steht am 23. November 1953 zur Rückfahrt nach Neunkirchen bereit<br />

P. BOEHM, SLG. A. REUTHER<br />

Schematische Darstellung des Neunkirchener<br />

Straßenbahnnetzes<br />

K. OEHLERT-SCHELLBERG/AL<br />

verlängert und anschließend für den öffentlichen<br />

Verkehr freigegeben.<br />

Zwei Tage vor Einweihung des Astes zum<br />

Schlachthof wurde am 7. Dezember 1927<br />

der 1.010 Meter lange Abschnitt von der<br />

Scheib in ebenfalls östlicher Richtung zur<br />

Roten-Kreuz-Siedlung am Steinwald eröffnet.<br />

Im Jahre 1928 stellte die AG hingegen<br />

eine neue, größere Wagenhalle fertig.<br />

Ergänzt wurde das Netz im Jahre 1931<br />

durch die Strecke zur Ortschaft Heiligenwald,<br />

die am 24. Oktober dem Verkehr<br />

übergeben wurde. Damit erreichte das Straßenbahnnetz<br />

eine Länge von 19 Kilometern;<br />

der Oberbau war <strong>bis</strong> auf einen 2,6 Kilometer<br />

langen Abschnitt eingleisig mit<br />

Ausweichen angelegt.<br />

Wichtigstes Verkehrsmittel<br />

Im Jahr 1934, als die Industrie- und Hüttenstadt<br />

Neunkirchen auf 60.000 Einwohner<br />

angewachsen war, leistete die Straßenbahn<br />

800.000 Wagenkilometer und beförderte in<br />

diesem Jahr drei Millionen Fahrgäste. Im folgenden<br />

Jahr stimmten 90,8 Prozent der<br />

Menschen im Saargebiet für die Angliederung<br />

ihrer Heimat an das Deutsche Reich.<br />

Bereits ab 1925 waren von der Straßenund<br />

Kleinbahn AG zusätzlich mehrere Buslinien<br />

eingerichtet worden, welche die Orte<br />

Elversberg, Limbach, Heiligenwald und<br />

Hangard-Fürth bedienten. Doch bereits im<br />

Jahre 1936 wurde dieser Betriebszweig auf-<br />

60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Neunkirchen<br />

Der zur Erstausstattung gehörende Triebwagen 10 (AEG, Baujahr 1907) ist im Jahr 1942 auf der Linie 1 ohne Beiwagen in Richtung Wiebels kirchen<br />

unterwegs – hier am Stummplatz im Stadt zentrum von Neunkirchen<br />

F. GRÜNWALD, SLG. VDVA<br />

grund mangelnder Rentabilität eingestellt<br />

und im Oktober an die Deutsche Reichspost<br />

verkauft.<br />

Im folgenden Jahr erreichte der Wagenpark<br />

der AG seinen höchsten Stand. Er umfasste<br />

22 Trieb- sowie fünf Beiwagen. Am<br />

16. August 1938 änderte die Aktiengesellschaft<br />

ihren Unternehmensnamen in Neunkircher<br />

Straßenbahn AG.<br />

Der 1927 gebaute Tw 16 und der Bw 31 von 1908 sind am 23. November 1952 auf der Linie 4<br />

unterwegs, hier auf der Saarbrücker Straße, Nähe Stummplatz<br />

P. BOEHM, SLG. A. REUTHER<br />

Die Straßenbahn im<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

Die nahe Grenze zu Frankreich hatte für die<br />

Menschen an der Saar bereits wenige Tage<br />

nach Kriegsbeginn im September 1939<br />

Konsequenzen: Saarbrücken wurde evakuiert<br />

und viele Einwohner mussten sich im<br />

Hinterland für mehrere Monate eine neue<br />

Bleibe suchen, wofür auch die Stadt Neunkirchen<br />

genutzt werden durfte. Das schlug<br />

sich auch in den Beförderungszahlen der<br />

Straßenbahn nieder.<br />

Der Krieg hatte aber auch auf die Spurweite<br />

der Neunkircher Linie 3 Auswirkungen!<br />

An ihrem Endpunkt in Spiesen bestand<br />

seit ihrer Eröffnung die Möglichkeit, in die<br />

Wagen der auf meterspurigen Gleisen verkehrenden<br />

Gesellschaft für Straßenbahnen<br />

im Saartal AG nach Saarbrücken umzusteigen.<br />

Im Februar 1940 wurde der Abschnitt<br />

von Dechen nach Spiesen der Neunkircher<br />

Straßenbahn AG an die Saarbrücker-Gesellschaft<br />

abgetreten. Diese ließ den Abschnitt<br />

von 1.435 auf 1.000 Millimeter umspuren<br />

und in Spiesen an die Linie 9 der<br />

Saarbrücker Straßenbahn anschließen. Auf<br />

diese Weise war auf den meterspurigen Gleisen<br />

ein durchgehender Güterverkehr von<br />

Saarbrücken ohne Umladen zur Zeche Heinitz<br />

möglich.<br />

Bereits zum 1. November 1941 wurde<br />

dieser Streckenabschnitt der Linie 3 jedoch<br />

wieder auf Normalspur zurückgebaut, damit<br />

die Neunkirchener Kumpel ihrerseits<br />

ohne Umsteigen in die Zeche kamen. Im<br />

weiteren Kriegsverlauf wurden Umformeranlagen<br />

für die 600-Volt-Oberleitung sowie<br />

Büroräume und Werkstattbereiche der Straßenbahn<br />

durch Luftangriffe schwer beschädigt.<br />

Insgesamt drei Triebwagen brannten<br />

aus und galten als Totalschaden. Der Stra-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

61


Geschichte<br />

Auf der Scheib treffen sich die Straßenbahnen auf der Zweibrücker Straße. Der Blick aus der Steinwaldstraße in die Hermannstraße zeigt eine<br />

Begegnung zweier Esslinger Gelenktriebwagen im letzten Betriebsjahr der Neunkircher Straßenbahn K. OEHLERT-SCHELLBERG (4)<br />

Der Blick aus einem Esslinger auf den Schwesterwagen Nr. 6, der 1978<br />

den Hüttenberg zum Oberen Markt hinauffährt<br />

Die Anfang der 1960er-Jahre von der Maschinenfabrik Esslingen (ME)<br />

gelieferten GT4-N waren mit geschwungenen Holzsitzen versehen<br />

ßenbahnbetrieb kam letztendlich vor der<br />

Besetzung bzw. dem Kriegsende Mitte März<br />

1945 völlig zum Erliegen.<br />

Die Entwicklung nach 1945<br />

Nach Eroberung des Saargebietes durch die<br />

Amerikaner wurden die Schäden an den<br />

Straßenbahnanlagen zwischen der Innenstadt<br />

und Spiesen rasch behoben. Am 19.<br />

April 1945 – wenige Wochen vor Kriegsende<br />

– ging dieser Abschnitt vom Stumm-<br />

Denkmal auf Anweisung der Amerikaner<br />

wieder in Betrieb. Im Juli 1945 übernahmen<br />

die Franzosen die Besetzung des Saargebietes.<br />

Am 8. November 1947 wurde dann der<br />

teilautonome Staat Saarland gegründet, der<br />

wirtschaftlich komplett an Frankreich angeschlossen<br />

war. Zuvor hatte die Straßenbahn<br />

AG im Jahr 1946 mit 13 Millionen Fahrgästen<br />

ihren Nachkriegsrekord erreicht. Bis<br />

1949 nahm sie auch die übrigen Linien nach<br />

deren Reparatur wieder in Nutzung.<br />

Im Jahre 1950 wurde durch die AG der<br />

Omnibusbetrieb wieder aufgenommen und<br />

<strong>bis</strong> zum Jahre 1955 auf vier Buslinien erweitert.<br />

Der Ausbau des Busbetriebes wurde<br />

von den Franzosen gefördert, da Frankreich<br />

damals gegen Straßenbahnen eingestellt war<br />

und die französische Waggonindustrie nach<br />

1942 keine Trams mehr baute – in Paris war<br />

die letzte Straßenbahnlinie bereits 1938 auf<br />

Busbetrieb umgestellt worden.<br />

Der Obus kommt!<br />

Als moderne Form der Busse kam nun in<br />

Neunkirchen der Obus ins Spiel, zumal auf<br />

Fahrleitung und Umformer der vorhandenen<br />

Straßenbahn zurückgegriffen werden<br />

konnte. Zum 1. August 1953 löste die neue<br />

62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Neunkirchen<br />

Erinnerungen ...<br />

Ein ehemaliger Neunkircher<br />

Straßenbahner berichtet<br />

Die Straßenbahnführer hatten für Tage mit heftigem<br />

Glatteis oder Schnee die Anweisung, bei der<br />

ersten Fahrt frühmorgens am Stummdenkmal mit<br />

der Bahn über eine Weiche die Straßenseite zu<br />

wechseln und den Hüttenberg auf dem in Fahrtrichtung<br />

linken Gleis hinaufzufahren. Dabei sollten<br />

sie ständig den Sandstreuer betätigen. Die Gefahr,<br />

dabei mit einer bergabfahrenden Bahn zusammenzustoßen,<br />

bestand ja nicht, weil es an diesem<br />

Tag die erste Bahn auf der Strecke war. Aber mit<br />

dem prophylaktisch ausgestreuten Sand sollte der<br />

Glätte auf den Schienen entgegengewirkt werden,<br />

damit der Wagen – wenn er später vom Steinwald<br />

zurückkam – den Hüttenberg sicher und ohne<br />

Bremsprobleme wieder hinunterfahren konnte. (notiert<br />

von Rainer Freyer)<br />

Kinderbelustigung<br />

Neunkircher Bürger erinnern sich: Manchmal hatten<br />

wir Kinder einen Heidenspaß, wenn wir ein 1-, 2- oder<br />

5-Franken-Stück – sie waren aus Aluminium – auf die<br />

Schienen legten, kurz bevor eine Straßenbahn die<br />

Stelle passierte. Und wie stolz waren wir dann auf unsere<br />

total platt gewalzte Münze, die nun eine ovale<br />

Form hatte, hauchdünn und fast doppelt so groß<br />

wie vorher! Allerdings haben wir das nur ganz selten<br />

getan, denn wir konnten es uns eigentlich nicht<br />

leisten, Geldstücke nur zum Spaß zu „entwerten“.<br />

Ein <strong>bis</strong> fünf Franken, das war damals viel Geld für<br />

uns. Ich erinnere mich daran, dass unsere ganze<br />

Familie einmal überglücklich war, als mein Bruder<br />

Klaus die unglaubliche Summe von 500 Franken auf<br />

der Straße gefunden und nach Hause gebracht hatte.<br />

Umgerechnet wären das heute nur etwas mehr<br />

als zwei Euro, aber man konnte damals viel mehr<br />

damit kaufen als heute ... RAINER FREYER<br />

Obuslinie 4 die parallel geführte Straßenbahnlinie<br />

auf dem 7,4 km langen Abschnitt<br />

vom Neunkircher Zentrum nach Heiligenwald<br />

ab. Außerdem errichtete die Straßenbahn-AG<br />

eine 2,1 Kilometer lange Obus-<br />

Betriebsstrecke zum Depot am Schlachthof.<br />

Bereits ein knappes Jahr später wurde<br />

auch der Streckenabschnitt vom Stumm-<br />

Denkmal über Hauptbahnhof <strong>bis</strong> nach Wiebelskirchen<br />

von der Obuslinie 4 übernommen.<br />

Grund waren Bergschäden und der<br />

bevorstehende Ausbau der Bundesstraße 41.<br />

Die Straßenbahn ist unverzichtbar<br />

Doch auf die Straßenbahnlinie 2 vom<br />

Schlachthof zum Steinwald sowie die Linie<br />

3 vom Schlachthof nach Spiesen konnte das<br />

Verkehrsunternehmen wegen der hohen<br />

Fahrgastzahlen sowie wegen der steilen<br />

Hüttenbergstraße nicht verzichten. Daher<br />

wurde am 9. August 1959 die Umstellung<br />

vom Stangenstromabnehmer mit Schleifschuh<br />

auf Scherenstromabnehmer vollzogen.<br />

Die Bewohner an den Strecken dankten<br />

es, war doch danach der Radioempfang<br />

ohne Störgeräusche möglich. Seit Januar<br />

1957 gehörte das Saarland übrigens politisch<br />

wieder zu Deutschland, seit dem 6. Juli<br />

1959 auch wirtschaftlich – ab diesem Tag<br />

galt auch im Saarland die Deutsche Mark<br />

als alleiniges Zahlungsmittel.<br />

Neue Wagen für Neunkirchen<br />

Ebenfalls zum Ende des Jahres 1959 bestellte<br />

der Verkehrsbetrieb bei der Maschinenfabrik<br />

Esslingen (ME) acht GT4 für den Zweirichtungsbetrieb,<br />

wie sie in ähnlicher Art<br />

auch Freiburg (1960) und Reutlingen (1963)<br />

erhielten. Die offizielle Bezeichnung lautete<br />

„GT 4N“ – das „N“ stand dabei für Normalspur,<br />

denn alle weiteren GT4-Wagen der<br />

ME wurden für Meterspurbetriebe gebaut.<br />

Im Januar 1961 wurde das erste Fahrzeug<br />

angeliefert. Fortan wurde die Linie 2 mit<br />

vier und die Linie 3 mit drei Fahrzeugen betrieben.<br />

Da Linie 3 nach Spiesen zwar eingleisig,<br />

aber meist auf eigenem Bahnkörper<br />

Ein „Nachschuss“ von der Marktstraße zum Oberen Markt auf den Tw 8. <strong>Von</strong> der Scheib kommend<br />

fährt er hinter der Station Oberer Markt dann später in das Gefälle der Hüttenbergstraße<br />

verlief, erreichte man mit den neuen Wagen<br />

eine erheblich höhere Reisegeschwindigkeit.<br />

Doch bereits im Jahre 1964 deutete sich<br />

die Schließung der Zechen im Raum Heinitz<br />

an. Nachdem sich diese Befürchtungen bewahrheitet<br />

hatten, rechtfertigten die Fahrgastzahlen<br />

auf der Linie 3 keinen Straßenbahnbetrieb<br />

mehr. Außerdem waren die<br />

Gleise und Bahnkörper reparaturbedürftig,<br />

so dass die Strecke am 29. November 1965<br />

auf Einmann-Omnibusbetrieb umgestellt<br />

wurde. Der Obusbetrieb war in Neunkirchen<br />

bereits am 31. März 1964 eingestellt worden.<br />

Letzter Betrieb auf Linie 2<br />

Fortan verkehrte nur noch die Straßenbahnlinie<br />

2 auf dem 5,4 km langen Streckenabschnitt<br />

zwischen Steinwald, Scheib<br />

und Stumm-Denkmal mit Abzweig zum<br />

Schlachthof und kurzem Streckenabschnitt<br />

zum Hauptbahnhof. Damit galt Neunkirchen<br />

damals als kleinster Straßenbahnbetrieb<br />

der Bundesrepublik Deutschland. Der<br />

Betrieb erfolgte überwiegend im 10-Minuten-Betrieb<br />

mit vier Triebwagen. Daher<br />

brauchte der durch einen Unfall auf der Linie<br />

3 schwer beschädigte Triebwagen 7<br />

nicht mehr in Stand gesetzt werden.<br />

An einen Ersatz der Straßenbahnlinie 2,<br />

die den etwa einen Kilometer langen Abschnitt<br />

der Linie 3 von der Wellesweiler<br />

Straße <strong>bis</strong> zum Schlachthof ebenfalls übernommen<br />

hatte, durch Busse war zu diesem<br />

Zeitpunkt nicht zu denken. Ein Omnibuseinsatz<br />

erschien auf der Hüttenbergstraße<br />

mit ihrer Steigung von 1:9,03 = 11,07 Prozent<br />

besonders im Winter nicht möglich, da<br />

das Kondenswasser der Kühltürme der benachbarten<br />

Eisenwerke die Straßenfahrbahn<br />

regelmäßig gefrieren ließ.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

63


Geschichte<br />

Seit 1965 war das<br />

nördliche Streckenende<br />

der Straßenbahn<br />

am Hauptbahnhof<br />

Neunkirchen. Die<br />

Endhaltestelle befand<br />

sich dabei unmittelbar<br />

auf der<br />

Bahnhofsbrücke, dahinter<br />

beginnt die<br />

Bahnhofstraße<br />

K. OEHLERT-SCHELLBERG (3)<br />

Mit einer tüchtig nach oben gerundeten Steigungsangabe<br />

warben die Fahrscheine für die<br />

letzte Fahrt<br />

Windstärke 8 seitlich schwankte. Technische<br />

Bedenken gegen das Befahren der 11,07-<br />

Prozent-Steigung mit Straßenfahrzeugen waren<br />

nicht mehr aufrecht zu halten, da die<br />

neueren Busse im Netz Steigungen <strong>bis</strong> 16<br />

Prozent problemlos bewältigten.<br />

Der nordöstliche Endpunkt der Neunkircher Straßenbahn befand sich seit 1927 in der Wellesweilerstraße.<br />

1978 hat ein GT4-N die Endhaltestelle Schlachthof erreicht<br />

Im Jahre 1973 wurden die sieben noch<br />

vorhandenen Triebwagen auf Einmann-Betrieb<br />

umgebaut, um einen effizienteren Betrieb<br />

zu ermöglichen. Zunächst bestand die<br />

Absicht, den Schienenbetrieb <strong>bis</strong> zur Abschreibung<br />

der GT 4N im Jahre 1981 aufrecht<br />

zu erhalten, doch wirtschaftliche und<br />

verkehrstechnische Gründe zwangen zu einer<br />

früheren Umstellung. Die Schienen waren<br />

weitgehend abgefahren, die eingleisige<br />

Seitenlage zwischen Scheib und Steinwald<br />

und zwischen Innenstadt und Betriebshof<br />

brachte besonders zu den Hauptverkehrszeiten<br />

bedenkliche Verkehrssituationen mit<br />

sich, wenn die Straßenbahn im Gegenverkehr<br />

dem Individualverkehr begegnete. Heimische<br />

Verkehrsteilnehmer konnten mit<br />

dieser Situation gut umgehen, auswärtige<br />

Fahrzeuge – besonders Lkw – waren davon<br />

zunehmend überfordert.<br />

Ausbau- und Regulierungsarbeiten seitens<br />

der Stadt Neunkirchen standen unmittelbar<br />

bevor, was den Betrieb der Straßenbahn<br />

weitgehend verteuerte, zumal die Straßenbahn<br />

zwischen Scheib und Steinwald bei höherer<br />

Geschwindigkeit wie ein Schiff bei<br />

Gründe für die Umstellung<br />

Ferner bedeutete es für den Betrieb, der täglich<br />

maximal nur noch vier Triebwagen für<br />

den 10-Minuten-Takt einzusetzen brauchte,<br />

eine erhebliche wirtschaftliche Erschwernis,<br />

hierfür Stromversorgung, Werkstattanlagen<br />

und Ersatzteillager vorzuhalten sowie Fahrer<br />

auszubilden, zumal die Straßenbahnen<br />

im Saartal, wie sich der Saarbrücker Schienenbetrieb<br />

nannte, den öffentlichen Nahverkehr<br />

ab dem 22. Mai 1965 ohne Straßenbahnen<br />

abwickelte.<br />

Gleichzeitig machte man der Bevölkerung<br />

die Umstellung auf Busse schmackhaft, da<br />

man eine durchgehende Buslinie 1 von Wiebelskirchen<br />

über den Hbf, Innenstadt und<br />

Scheib <strong>bis</strong> Steinwald und Storchenplatz einrichten<br />

wollte. Dies entsprach der ehemali-<br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Neunkirchen<br />

Begegnung zweier GT4-N am unteren Hüttenberg 1978. <strong>Von</strong> der Hüttenbergstraße biegt links die Königstraße ab, der hellblaue Pkw kommt<br />

hingegen aus der Stummstraße; im Hintergrund ist das Neunkircher Eisenwerk zu sehen<br />

Literatur-Hinweise<br />

Johannes Sebastian: Die Neunkircher Straßenbahn<br />

– einmalig in Europa. In: Neunkircher<br />

Stadtbuch, herausgegeben im Auftrag der<br />

Kreisstadt Neunkirchen von Rainer Knauf und<br />

Christof Trepesch, Neunkirchen 2005,<br />

S. 197–208, ISBN 3-00-015932-0<br />

Kochems, M., Höltge, D.: Straßen- und Stadtbahnen<br />

in Deutschland, Band 12, Rheinland-<br />

Pfalz/Saarland, Freiburg 2011, S. 284–309,<br />

ISBN 978-3-88255-393-2<br />

im Internet z.B. die Seiten von Rainer Freyer:<br />

www.saar-nostalgie.de/verkehr.htm<br />

Beim Verein „Hannoversches Straßenbahn-<br />

Museum e.V.“ in Sehnde-Wehmingen bei Hannover<br />

ist u. a. der Kurzgelenkwagen 2 aus<br />

Neunkirchen betriebsfähig erhalten. Unrestauriert<br />

ist der Tw 15, ein zweiachsiger Schleifwagen<br />

(CEF 1927), vorhanden B. OEHLERT<br />

gen Straßenbahnlinie 1, wie sie <strong>bis</strong> in die<br />

1950er-Jahre existiert hatte.<br />

Der Abschied von der Straßenbahn<br />

Da aufgrund eines Streiks neun MAN-Busse<br />

nicht rechtzeitig ausgeliefert werden<br />

konnten, fand der endgültige Abschied von<br />

der Straßenbahn in Neunkirchen letztendlich<br />

mit zweiwöchiger Verspätung am 10.<br />

Juni 1978 statt. Ein großes Volksfest an der<br />

zentralen Haltestelle Stumm-Denkmal bildete<br />

einen würdigen Rahmen, zumal die<br />

Straßenbahn an diesem Samstagmorgen mit<br />

einem 2-Groschen-Sonderfahrschein benutzt<br />

werden durfte.<br />

Kaum mehr ein Stehplatz stand bei dem<br />

fahrplanmäßigen 10-Minuten-Betrieb zur<br />

Verfügung. Die letzte Fahrt unternahm ab<br />

Betriebshof der Triebwagen 6. Geschmückt<br />

ging es um 15.45 Uhr noch einmal <strong>bis</strong> zur<br />

Steinwaldstraße. Um 16.17 Uhr übernahm<br />

vom Stumm-Denkmal aus erstmals ein Bus<br />

die Aufgaben der Straßenbahnlinie 2. Damit<br />

war die Zeit der Tram in Neunkirchen abgelaufen.<br />

71 Jahre hatte die Straßenbahn<br />

nahezu störungsfrei mehrere 100 Millionen<br />

Fahrgäste befördert und das Leben in dieser<br />

„buckeligen“ Industriestadt im Saarland<br />

wesentlich erleichtert.<br />

KLAUS OEHLERT-SCHELLBERG/AM<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

65


Geschichte<br />

Den Rheinsprung noch<br />

einmal ganz neu entdeckt<br />

Seitenblicke auf die Basler<br />

Tram im Jahr 1980 Einen<br />

unvergleichbaren Blick aus<br />

dem Gestern auf die pulsie -<br />

rende Gegenwart in Basel<br />

bietet die schmale Gasse<br />

Rheinsprung am Münsterberg.<br />

Diesen Bereich prägt seit<br />

mehr als 100 Jahren auch die<br />

Straßenbahn …<br />

Mit Basel verbindet der ÖPNV-Interessierte<br />

zuallererst einen vorbildlichen<br />

Nahverkehr in Stadt<br />

und Umland. Doch Basel ist natürlich<br />

sehr viel mehr: Die Stadt im Dreiländereck<br />

ist ein weithin beachteter Ort der<br />

Wissenschaft und der Kultur, der Messen<br />

und Kongresse und – last but not least – der<br />

Industrien. Es ist eine Stadt mit vielen Gesichtern<br />

aus vielen Zeitepochen. Kaum ein<br />

anderer Ort gestattet den Blick aus dem Gestern<br />

auf die pulsierende Gegenwart wie die<br />

schmale Gasse Rheinsprung im historischen<br />

Basel am Münsterberg.<br />

Schiefe Fachwerkhäuser säumen beide<br />

Gassenseiten, wobei die oberen Geschosse in<br />

den Weg hineinragen. Der Grund hierfür ist<br />

leicht nachvollziehbar. Auf diese Weise ließen<br />

sich seinerzeit Steuern sparen, da diese nur<br />

nach der bebauten Grundfläche erhoben<br />

wurden. Räumliche, aber keineswegs geistige<br />

Enge kennzeichnet das Quartier: Basels Universität<br />

entstand 1460 als erste der Schweiz<br />

hier am Rheinsprung, das alte Kolleggebäude<br />

erinnert daran. Vom Münsterberg herunterkommend<br />

öffnet sich der schmale Spalt,<br />

auf den man schaut, immer weiter. Noch<br />

schlendert der Passant langsam an den mittelalterlichen<br />

Mauern von Handwerker- und<br />

Kaufmannshäusern vorbei, doch er nähert<br />

Blick 1980 aus der Gasse „Rheinsprung“ hinunter<br />

in den engen Schlitz der Moderne mit<br />

Düwag-Gelenkwagen 656 auf der Linie 14 im<br />

wilden Verkehrsgetümmel: Welch ein Gegensatz!<br />

ALLE AUFNAHMEN A. MAUSOLF<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Schweiz: Basel<br />

Der Großraumzug<br />

416/1583 aus dem<br />

Rheinsprung gesehen.<br />

Der Trieb -<br />

wagen ging 1998<br />

auf den Schrott<br />

sich unaufhörlich der Moderne, die – wie<br />

sollte es in Basel anders sein – sich in Form einer<br />

Trambahn kurz in diesen Spalt drängt,<br />

um von hier aus nicht mehr sichtbar über die<br />

Rheinbrücke zu verschwinden. Hier unten ist<br />

die Illusion endgültig vorbei, man befände<br />

sich in einem idyllischen kleinen Rheinstädchen<br />

– die Großstadt ist zum Greifen nah geworden.<br />

Tramdominierte Straßen bringen<br />

den gerade noch entrückten Passanten ins<br />

Jetzt – ins Basel, das so gar nicht zu dieser<br />

Gasse zu passen scheint, die man gerade herabgestiegen<br />

ist und die doch so prägend war<br />

für diese im Jahre 374 erstmals urkundlich<br />

erwähnte Stadt.<br />

Eigentliches Ziel: ein »Krokodil«<br />

Doch warum der Name Rheinsprung? Sollte<br />

man hier ansetzen zum Sprung über den<br />

Fluss? Wohl besser nicht, die Treidelfähre gestattet<br />

eine angenehmere Passage. Oder<br />

sprangen hier die Gedanken zur Liebsten auf<br />

der anderen Seite? Eines ist sicher: Der Rhein<br />

entspringt hier nicht! Da muss man sich<br />

schon etwas weiter flussaufwärts in den<br />

Schweizer Kanton Graubünden bemühen.<br />

Am Ende steht ein Geständnis: Der Verfasser<br />

dieser Zeilen hat den Rheinsprung rein<br />

zufällig entdeckt. Organisiert oder gar vorgeplant<br />

war seinerzeit nichts. Es kommt<br />

noch „schlimmer“: Weder die herrliche Altstadt<br />

von Basel noch die Tram waren der<br />

Grund für die weite Reise im Jahre 1980.<br />

Zwar auch auf Schienen angewiesen, jedoch<br />

schon lange nicht mehr mit Reisezügen unterwegs,<br />

zog ihn seinerzeit ein zur Rangierlok<br />

degradiertes „Krokodil“ nach Basel, genauer<br />

gesagt nach Muttenz ganz in der<br />

Nähe. Aber das ist eine ganz andere Geschichte<br />

…<br />

ANDREAS MAUSOLF<br />

RECHTS Unterhalb der<br />

Rheinsprung-Gasse<br />

tobt Großstadtverkehr:<br />

Tw 615 mit Bw<br />

1328 aus der von<br />

1933 <strong>bis</strong> 1943 gebauten<br />

Serie 1303<br />

<strong>bis</strong> 1332 setzt zum<br />

Rheinsprung an! Der<br />

Beiwagen wechselte<br />

1985 zur Baselland<br />

Transport (BLT),<br />

1999 kam sein Ende<br />

UNTEN Auf Linie 15<br />

ist an diesem Sommertag<br />

1980 der<br />

1967 gebaute Tw<br />

460 auf dem Weg<br />

zur französischen<br />

Grenze nach St.<br />

Louis unterwegs<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

67


Geschichte<br />

<strong>Von</strong> 1979 <strong>bis</strong> 1983 wurden die Linien 4 und 21 wegen des U-Bahn-Baus durch die Landshuter Allee umgeleitet. Zwischen<br />

1858 und 1892 verlief hier die Trasse der Bayerischen Ostbahn nach Landshut P. SCHRICKER (3)<br />

Als die Vernunft<br />

nicht zählte ...<br />

Hintergründe zur Einstellungswelle in München vor 30 Jahren 1983 wurde ein Teil des Anfang<br />

der 1980er-Jahre aufgestellten „ÖPNV-Konzepts 2000“ des Münchner Verkehrsverbundes (MVV)<br />

umgesetzt. Damit ignorierten die Verkehrsbetriebe vor 30 Jahren die Stimmung der Bevölkerung!<br />

Das ganze Jahr 1982 hatte sich der<br />

Werkausschuss damit beschäftigt,<br />

welche Streichungen im Münchner<br />

Straßenbahnnetz umgesetzt werden<br />

sollten – siehe <strong>STRASSENBAHN</strong> MA-<br />

GAZIN 6/2013. Am Tag der Eröffnung der<br />

nur 3,3 Kilometer langen U1 zwischen<br />

Hauptbahnhof und Rotkreuzplatz war es<br />

am 28. Mai 1983 dann soweit: Die Verkehrsbetriebe<br />

stellten gleichzeitig drei Straßenbahnlinien<br />

mit rund zehn Kilometer<br />

Strecke ein – die Linien 4, 17 und 21.<br />

In engen Bögen durchs Westend: Am 10. März<br />

1984, dem letzten Betriebstag der Linie 14,<br />

begegnen sich zwei M4-Züge an der Kreuzung<br />

Gollier-/Astallerstraße. Seit 1993 fahren hier<br />

keine Straßenbahnen mehr<br />

68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


München<br />

OBEN Vor der Kulisse des Maximilianeums<br />

quert Anfang der 1980er-Jahre ein M3-Zug als<br />

Linie 14 auf seinem Weg von der St.-Veit-Straße<br />

zum Gondrellplatz die Isar C.-J. SCHULZE<br />

RECHTS Die Linie 27 verband die Schwanseestraße<br />

mit Harras. Ein von Tw 2428 geführter<br />

Zug legt 1984 oberhalb der Theresienwiese am<br />

alten Messeplatz einen Halt ein. Die Stationsgebäude<br />

entstanden in den 1950er-Jahren<br />

Diesem Kahlschlag waren viele verkehrspolitische<br />

Diskussionen vorangegangen,<br />

über die heute noch die Archive in München<br />

Auskunft geben. Demnach berief man<br />

sich damals vor allem auf das „ÖPNV-Konzept<br />

2000“ des Münchner Verkehrsverbundes<br />

MVV (siehe Kasten), das verschiedene<br />

Szenarien für den zukünftigen Oberflächenverkehr<br />

entwickelt hatte.<br />

Auf dieser Basis fasste der Werkausschuss<br />

des Stadtrats am 7. Dezember 1982 den<br />

formalen Beschluss, sich spätestens Mitte<br />

der 1990er-Jahre von der Trambahn ganz<br />

zu verabschieden. „Die Gesichtspunkte der<br />

erforderlichen Platzkapazität, der Attrak tivität<br />

für den Fahrgast, des Umweltschutzes<br />

und der Energiesicherheit wurden unter den<br />

im <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 6/2013<br />

genannten Prämissen (Präferenz für die<br />

Straßenbahn) eingehend untersucht; soweit<br />

erforderlich wurden von unabhängigen<br />

Instituten im Auftrage des Planungsreferats,<br />

des U-Bahn-Referats und des MVV entsprechende<br />

Mengenberechnungen durchgeführt.<br />

Trotz dieser Vorgaben ergab sich kein Planungsfall,<br />

der den Weiterbestand der Straßenbahn<br />

in München als dritten Verkehrsträger<br />

dann erforderlich macht, wenn der<br />

U-Bahn-Ausbau einen bestimmten Stand erreicht<br />

hat“, heißt es in der Beschlussvorlage.<br />

Damit setzten sich die Stadtväter nun auch<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

69


Geschichte<br />

An der Hanauer Straße befand sich eine großzügige Wendeanlage. Im Mai 1983 erreicht eine<br />

„15” gerade ihr Ziel, während die „4er” gleich ihre Fahrt beginnen wird P. SCHRICKER (3)<br />

»ÖPNV-Konzept 2000«<br />

von 1982<br />

Das ÖPNV-Konzept hatte der Stadtrat am 26.<br />

April 1978 in Auftrag gegeben. Die Experten<br />

sollten „ein Netz der öffentlichen Verkehrsmittel<br />

mit Alternativen [...] entwickeln, bei dem unter<br />

Beachtung der Ziele des Stadtentwicklungsplans<br />

ein möglichst günstiges Verhältnis von<br />

Kosten, Einnahmen und Bedienungsqualität erreicht<br />

wird.“ Dabei sollte mit einem „Straßenbahnbonus“<br />

gerechnet werden, das heißt mit<br />

einem „Attraktivitätszuschlag“ bei der Benutzung<br />

der Trambahn im Oberflächenverkehr. Das<br />

1982 veröffentlichte Konzept stellt zwei Systemtypen<br />

vor: Typ 1 besteht nur noch aus S- sowie<br />

U-Bahn und Busbetrieb. Typ 2 bezieht in<br />

mehreren Szenarien die Tram mit ein. Doch<br />

mehr als ein aus wenigen Linien bestehendes<br />

Straßenbahn-Restnetz, das der Tram keine wirkliche<br />

Existenzberechtigung eingeräumt hätte,<br />

konnten sich die Planer nicht vorstellen. Sie plädierten<br />

deshalb für die Einstellung der Weiß-<br />

Blauen und empfahlen den Stadträten: „Die<br />

Entscheidung muss jetzt fallen.“<br />

über den Willen der eigenen Bürgerinnen<br />

und Bürger hinweg, die seit 1980 auf vielen<br />

Bürgerversammlungen in ihren Stadtteilen<br />

und über die Bezirksausschüsse, wie die<br />

Stadtteilvertretungen in München heißen,<br />

sich vehement für den Fortbestand vor allem<br />

der Linien 16 und 17 eingesetzt hatten.<br />

Meist wurde die größere Umweltfreundlichkeit<br />

der Tram in Sachen Emissionen,<br />

Energieverbrauch und Lärmbelastung sowie<br />

deren größerer Komfort angeführt.<br />

Der U-Bahn-Bau erforderte zahlreiche Umleitungen. Am letzten Betriebstag biegt eine „4er“<br />

am Maßmannbergl in die Umleitungsstrecke durch die Joseph-Ruederer- und Sandstraße ein<br />

Seit Stilllegung der Linie 14 am 10. März 1984 fährt die „19“ nach Berg am Laim. Mitte der<br />

1980er-Jahre wenden die Tw 2033 und 2619 als Verstärkungslinie 29 an der Sankt-Veit-Straße<br />

Argumente gegen die Tram<br />

Die Stimme einer Münchner Bürgerin, wie<br />

sie in einem Antrag zu einer Bürgerversammlung<br />

im April 1982 zum Ausdruck<br />

kommt, mag die teilweise kämpferische<br />

trambahnfreundliche Stimmung illustrieren:<br />

„Man hat vielmehr den Eindruck, daß eine<br />

bestimmte, gewissenlose Bus-Lobby um jeden<br />

Preis – auch auf Kosten der Gesundheit<br />

der Bevölkerung – gute Geschäfte mit ihren<br />

umweltvergiftenden Bussen machen möchte.<br />

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß<br />

Trambahnen im Endeffekt doch billiger<br />

kommen und noch viele andere Vorteile haben.<br />

Da ich laufend Unterschriften für die<br />

Erhaltung der Tram sammle, kann ich mitteilen,<br />

daß die weitaus größere Zahl der<br />

Bürger der Straßenbahn den Vorzug gibt.<br />

Eine trotzdem durchgeführte Abschaffung<br />

der Trambahn würde eine brutale Unterdrückung<br />

des Wunsches der Bevölkerung<br />

darstellen und hätte mit Demokratie nichts<br />

mehr zu tun!“<br />

Weder Stadtwerke noch Mehrheit im<br />

Stadtrat ließen sich von solchen Schimpfka-<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


München<br />

Das ÖNVP-Konzept<br />

2000 gab der Trambahn<br />

keine Zukunft.<br />

Das als eine Variante<br />

vorgeschlagene<br />

Rumpfnetz aus drei<br />

Linien (blaue Farbe)<br />

wäre gänzlich unrentabel<br />

und unattraktiv<br />

gewesen. Es<br />

kam anders – nicht<br />

nur bei der Straßenbahn,<br />

sondern auch<br />

beim U-Bahn-Bau:<br />

das heutige Netz<br />

entspricht nicht<br />

gänzlich den Plänen<br />

von 1982<br />

STADTARCHIV MÜNCHEN<br />

RECHTS Die „Oanser“ gehörte <strong>bis</strong> zu ihrer Einstellung<br />

1980 zu den Traditionslinien Münchens.<br />

M4-Wagen 2453 legt auf seinem Weg<br />

von Moosach nach Steinhausen am Max-II.-<br />

Denkmal einen Halt ein<br />

C.-J. SCHULZE<br />

nonaden beeindrucken. Sie wiesen sie alle<br />

diese Anträge zurück, dabei bedienten sie<br />

sich schier gebetsmühlenhaft immer wieder<br />

folgender Argumente:<br />

• die Stadtwerke Verkehrsbetriebe seien zu<br />

größtmöglicher Wirtschaftlichkeit verpflichtet,<br />

ansonsten drohe eine Revision<br />

der MVV-Verträge durch die Deutsche<br />

Bundesbahn und eine Rückzahlung der<br />

Zuschüsse, die die Stadt München vom<br />

Freistaat Bayern zum U-Bahn-Bau gemäß<br />

Gemeindefinanzierungsgesetz erhalten<br />

habe. Die Gesellschafterversammlung des<br />

Münch ner Verkehrsverbundes hatte am<br />

2. Dezember 1981 klargestellt, dass „im<br />

unmittelbaren Einzugsbereich von<br />

Schnell bahnen aus verkehrlichen und<br />

ökonomischen Gründen keine Parallelführung<br />

von Oberflächenverkehrsmitteln<br />

möglich“ sei<br />

• der Neubau von Straßenbahnstrecken sei<br />

nicht finanzierbar und die Mittel fehlten<br />

für den U-Bahn-Bau<br />

• die Regierung von Oberbayern habe zum<br />

Ausdruck gebracht, dass die Tram bei<br />

zwölf Millionen Nutzungskilometer weitaus<br />

mehr an tödlichen Unfällen beteiligt<br />

gewesen sei, als der Bus bei 22 Millionen<br />

Nutzungskilometer<br />

• der Schadstoffausstoß der Busse liegt bei<br />

einem Prozent der vom Kfz-Verkehr erzeugten<br />

Schadstoffmenge<br />

• der Energieverbrauch der Tram (Primärenergie)<br />

liege im Durchschnitt wegen geringerer<br />

Platzausnutzung sogar höher als<br />

der des Busses. Bei einem Netz aus U-<br />

Bahn und Bus betrage der Anteil der angesichts<br />

der zweiten „Ölpreis-Krise“ von<br />

1979 bevorzugten elektrischen Energie<br />

bei 50 Prozent, bei einem Netz aus U-<br />

Bahn, Tram und Bus bei 55 Prozent. Allerdings<br />

ändere sich dies zugunsten der<br />

Tram, wenn die Rückspeisung der Bremsenergie<br />

in das Netz realisierbar sei<br />

• die Lärmemission des Busses ist in stark<br />

befahrenen Straßen nicht deutlicher<br />

wahrnehmbar als die der Tram. Die Tram<br />

schneide als Lärmquelle eher ungünstiger<br />

ab, da sie aufgrund ihres „andersartig zusammengesetzten<br />

Geräuschspektrums“<br />

eher deutlicher hörbar sei<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

71


Geschichte<br />

Die Linie 2 verband <strong>bis</strong> 1980 die Innenstadt via Schwanthalerhöhe mit dem einstigen Trambahnknoten Harras in Sendling; deshalb konnte man<br />

mit ihr auch zum Oktoberfest fahren – dann war nicht nur der hier aufgenommene Tw 2488 „gerammelt“ voll<br />

C.-J. SCHULZE<br />

• der Bus sei bei geringerem Bedarf besser<br />

an das Verkehrsangebot anzupassen, er<br />

biete sogar attraktivere Fahrplantakte<br />

• der Bus biete günstigere Haltestellenverhältnisse<br />

im Bereich der Bürgersteige<br />

Das Hauptargument freilich waren die höheren<br />

Kosten der Tram für Betrieb, Wartung<br />

und anstehende Investitionen in das<br />

Gleisnetz und den Wagenpark. In dem Gutachten,<br />

das zum Beschluss vom 7. Dezember<br />

1982 geführt hatte, setzten die Planer<br />

bei Fortführung des Trambetriebs Mehrkosten<br />

von 20,5 Millionen DM pro Jahr an,<br />

„ohne daß Fahrgäste gewonnen würden“.<br />

Teure Tram?<br />

Man errechnete dank der Einstellungen<br />

1983 eine Einsparung von 110 Fahrerinnen<br />

und Fahrern, von denen man nur 50 zur U-<br />

Bahn umsetzte und die restlichen 60 „abbaute“.<br />

Zu den Fahrzeugen heißt es: „Die<br />

zur Zeit im Einsatz befindlichen Straßenbahnwagen<br />

sind aufgrund ihres Alters in einem<br />

Zustand, der eine weitere Überholung<br />

aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr zulässt.“<br />

Der Betrieb eines Trambahnzugs kostete<br />

pro Jahr 679.045 DM, der eines Busses<br />

hingegen nur 244.094 DM. Für die Hauptuntersuchung<br />

fielen 280.000 DM pro Triebwagen<br />

und 200.000 DM pro Beiwagen an.<br />

Bei einem den Verkehrsbetrieben im Geschäftsjahr<br />

1982 drohenden Defizit von<br />

mehr als 150 Millionen DM mögen diese<br />

Argumente nachvollziehbar erscheinen, betrachtet<br />

man die Zahlen jedoch näher, so<br />

hielten sich die Einsparungen zumindest für<br />

den Betrieb in Grenzen. Für den Südast der<br />

Linie 17 betrugen sie ganze 872.000 DM<br />

pro Jahr gegenüber dem Busbetrieb.<br />

Investitionsstau<br />

Außerdem basierten die Kalkulationen auf<br />

dem Betriebszustand der Trambahn um<br />

1980, der bereits deutliche Züge eines Auslaufmodells<br />

trug, in dessen Infrastruktur<br />

und Wagenbestand nur noch das Nötigste<br />

investiert wurde. Der Wagenpark war technisch<br />

überholt, die Infrastruktur wurde auf<br />

niedrigem Niveau aufrecht erhalten. Ausdruck<br />

dafür ist die Bemerkung in dem besagten<br />

Gutachten: „Erneuerungsmaßnahmen<br />

sind nur zu rechtfertigen, wenn der<br />

Weiterbestand der entsprechenden Straßenbahnlinie<br />

über einen längeren Zeitraum gewährleistet<br />

ist. Andernfalls müsste der Unterhalt<br />

auf das aus Sicherheitsgründen<br />

Quellen<br />

Stadtarchiv München: Protokolle der Werkausschuss-Sitzungen<br />

des Stadtrats (1979 <strong>bis</strong> 1983)<br />

Statistisches Handbuch der Stadt München<br />

1985<br />

erforderliche Mindestmaß beschränkt oder,<br />

wo dies ohne größere Investitionen nicht<br />

mehr möglich ist, der Straßenbahnbetrieb<br />

auf Bus umgestellt werden.“ Damit standen<br />

selbstverständlich im Falle einer Beibehaltung<br />

der Tram deutlich höhere Investitionen<br />

an, als wenn es sich um einen gut gepflegten<br />

und zeitgemäßen Betrieb gehandelt hätte.<br />

Kehrtwende<br />

Die absolute CSU-Mehrheit im Stadtrat<br />

führte nach 1978 die verkehrspolitischen<br />

Ideen aus den späten 1960er-Jahren konsequent<br />

weiter – und das in einer Zeit, als sich<br />

andernorts die ersten Anzeichen einer verkehrspolitischen<br />

Neubewertung der Straßenbahn<br />

bereits andeutete. Im Kommunalwahlkampf<br />

1984 warb die SPD folgerichtig<br />

für den Fortbestand der traditionsreichen<br />

Tram – und gewann. Es sollte freilich noch<br />

zwölf Jahre dauern, <strong>bis</strong> man in München<br />

Strecken wiedererrichtete und 25 Jahre, <strong>bis</strong><br />

die heutige Münchner Verkehrsgesellschaft<br />

(MVG) die erste Neubaustrecke eröffnete.<br />

Nicht zu vergessen ist jedoch, München<br />

leistete beispielsweise mit der Einführung<br />

von Niederflurwagen wichtige Pionierarbeit<br />

für die weltweite Renaissance der Tram.<br />

1983 wagte niemand zu ahnen, dass sich<br />

Münchens Trambahn 30 Jahre später als<br />

moderner und lebendiger Betrieb präsentieren<br />

würde.<br />

PETER SCHRICKER<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


Fundstück des Monats<br />

FOLGE 4<br />

Weimar<br />

Innenstadt<br />

<strong>Von</strong> Weimars Straßenbahn gibt es im Stadtgebiet Relikte! So befindet sich z.B. am Gebäude der Bauhaus-Universität<br />

Weimar an der Geschwister-Scholl-Straße Ecke Marienstraße noch die Wandrosette<br />

K. SPATH<br />

Wandrosetten als Erinnerung<br />

Am 30. Juni 1937 fuhr die Straßenbahn das letzte Mal durch Weimar – doch wer heute aufmerksam<br />

durch die Stadt läuft, der entdeckt noch immer verschiedene Reste der Weimarer Straßenbahn …<br />

Wer erinnert sich noch an die „Elektrische“, welche in der Großherzoglichen<br />

Residenzstadt Weimar am 4. Juni 1899 ihre erste Fahrt<br />

unternahm? Vom Hauptbahnhof lagen die Gleise der Straßenbahn<br />

<strong>bis</strong> zum Karlsplatz (Goetheplatz). Hier bestand ein Abzweig durch<br />

den Graben, über Herderplatz, Markt und Frauenplan zum Wielandplatz.<br />

Dort trafen die Gleise wieder auf diejenigen vom Karlsplatz<br />

über Sophienstiftsplatz und durch die Steubenstraße. Vom<br />

Wielandplatz konnte man <strong>bis</strong> zur Gaststätte „Falkenburg“ fahren.<br />

Ab 1908 ging es auch vom Wielandplatz zur Erfurter Straße und<br />

zurück zum Sophienstiftsplatz.<br />

Acht Triebwagen genügten anfänglich für den Verkehr, später<br />

kamen noch fünf weitere hinzu. Beiwagen gab es in Weimar nie.<br />

Nach einer Betriebsunterbrechung 1923/24 wurden ab 1926 die<br />

Gleisanlagen überholt und neue Triebwagen beschafft. Nach 1933<br />

entstanden Pläne, welche die vollständige Umgestaltung des Gebietes<br />

zwischen dem Landesmuseum und der Kernstadt zum Inhalt<br />

hatten. Das führte zu einer Verkehrslösung, bei der für die Straßenbahn<br />

kein Platz mehr war – der Betrieb endete am 30. Juni 1937.<br />

Die Jenaer Elektrizitätswerke AG erwarb die relativ neuen Triebwagen,<br />

zwischen 1972 und 1975 gingen sie dort „den Weg des alten<br />

Eisens“.<br />

Was erinnert im Weimar heute noch an die Tram? Straßenbauarbeiten<br />

haben mit einer Ausnahme durchweg alle Gleisanlagen verschwinden<br />

lassen. Die Rekonstruktion vieler Gebäude führte dazu,<br />

dass nur noch wenige Wandhaken für die Befestigung der Ober -<br />

leitung an den Häusern erinnern. Allenthalben gibt es aber noch<br />

Reste der von 1948 <strong>bis</strong> 1993 verkehrenden Oberleitungsbusse.<br />

Es bedarf schon einiger Kenntnis, um fündig zu werden. Sophiengymnasium,<br />

Johannes-Falk Grundschule und das Haus Brennerstraße<br />

2 besitzen je einen Mehrfachhalter der Oberleitung. An<br />

den Häusern Markt 2, Steubenstraße 8, Trierer Straße 59 und dem<br />

Gebäude der Bauhaus-Universität Geschwister Scholl Ecke Marienstraße<br />

haben sich die Wandabspannungen ebenfalls erhalten. Das<br />

Haus Humboldtstraße 15 wurde vor einigen Jahren ebenfalls vorbildlich<br />

rekonstruiert einschließlich des Hakens an der westlichen<br />

Seite.<br />

KONRAD SPATH<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 6 | 2013<br />

73


■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

Modellstadt<br />

Chemnitz<br />

Kleine Bahn<br />

Ganz Groß<br />

10. Internationale Modell Straßenbahn Ausstellung<br />

Druck: cdt-werbedruck.de<br />

Kleine Bahn ganz groß ■ Es ist<br />

die weltgrößte Ausstellung nur<br />

für Modellstraßenbahnen. Ende<br />

Mai präsentierten sich Hobbyfreunde schon<br />

zum zehnten Mal einem breiten Publikum<br />

25. - 26.05.2013<br />

Samstag 13:00 - 01:00 Uhr<br />

ab 18:00 Uhr als besonderes Angebot zur 14. Chemnitzer Museumsnacht<br />

Sonntag 12:00 - 16:00 Uhr<br />

im CVAG Omnibusbetriebshof<br />

Chemnitz, Werner-Seelenbinder-Straße<br />

Bus-Shuttleverkehr im 30-min-Takt ab Hauptbahnhof über Zentralhalteste le<br />

Es hatte schon ein <strong>bis</strong>schen<br />

was von den früher bei Hausfrauen<br />

so beliebten Schlussverkäufen,<br />

bei denen bei<br />

Öffnung stets eine Menschenmenge<br />

ins Kaufhaus stürmte und über die<br />

Sonderangebote herfiel. Statt eines<br />

Kaufhauses öffnete am letzten Mai-<br />

Sonnabend um 13 Uhr aber eine Bushalle<br />

der Chemnitzer Verkehrs-AG<br />

die Tore und statt Billigware gab‘s<br />

Modellstraßenbahnen zu besichtigen<br />

– der Andrang vor der Bushalle war<br />

aber ähnlich. Schon zehn Minuten<br />

nach Öffnung waren der rund 2.400<br />

Quadratmeter große Flachbau gut<br />

gefüllt und alle Modelltramanlagen<br />

und Stände umringt. Da störte es<br />

dann auch nicht, dass einige Anlagenbetreiber<br />

den Aufbau noch gar<br />

Hobbyfreund Don Sibley aus Belgien zeigte wieder eine seiner kleinen<br />

Anlagen, die alle unterschiedliche Themen haben. Diesmal war es die<br />

Straßenbahn von Reichenberg (tschechisch Liberec), die auf der aus<br />

zwei Modulen bestehenden Anlage (komplett 23 x 180 cm) auf H0- und<br />

H0m-Gleisen fuhr. Fahrzeuge, Schienen und Gebäude sind durchweg Eigenbauten,<br />

z. T. auf Basis von Halling-Fahrwerken und Kibri-Bausätzen<br />

74 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7|2013


Anlagenbau<br />

Die Magdeburger Straßenbahnfreunde setzen auf ihrer H0-Anlage<br />

vorwiegend Straßenszenen ihrer Stadt ins Modell um. Auf dem Anlagenteil<br />

»Heumarkt« passiert gerade eine Autokolonne mit wichtigen<br />

DDR-Politgrößen einen T6A2/B6A2-Großzug. Diese und einige<br />

andere Aufnahmen dieses Berichtes wurden digital etwas nachbehandelt,<br />

um störende Hintergründe zu entfernen OLGA BANDELOWA (9)<br />

nicht abgeschlossen hatten und nur<br />

eingeschränkten Fahrbetrieb vorführen<br />

konnten. Schuld war eine etwas<br />

unglückliche Programmgestaltung<br />

am Vorabend, welche die Aussteller<br />

vom Aufbau abhielt und stattdessen<br />

auf Stadtrundfahrt schickte.<br />

Unter dem Motto „Kleine Bahn ganz<br />

groß“ informierten in Chemnitz Modellstraßenbahner<br />

und Hersteller<br />

zum zehnten Mal über unser Hobby,<br />

wobei das „Groß“ im Titel inzwischen<br />

auch für Qualität und Quantität<br />

der Veranstaltung steht. „Mit<br />

beeindruckenden 48 Ausstellern ist<br />

es jetzt die weltgrößte Modell tram-<br />

Veranstaltung“, stellte Rolf Hafke<br />

aus Köln erfreut fest, der so wie einige<br />

andere gewerbliche Anbieter mit<br />

seinen Hobbyprodukten nicht nur<br />

bei den eingefleischten Modelltrambahnern<br />

auf reges Interesse stieß.<br />

Die Hauptattraktionen waren für die<br />

Besucher aber zweifellos die Anlagen<br />

und Fahrvorführungen, wozu<br />

auch die mächtig Krach machenden<br />

Großmodelle von Straßen- und Militärfahrzeugen<br />

nach DDR-Vorbild ge-<br />

Beim Vorbild gibt es das Magdeburger Depot an der Lübecker Straße heute nicht mehr. Die Straßenbahnfreunde haben es in H0 erhalten<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7|2013 75


Straßenbahn im Modell<br />

Jan Rupperts Tatra in Prager Lackierung, die hier gerade einen großen Plattenbau passiert, ist ein Einzelstück mit besonderer Bedeutung für ihn<br />

hörten, die nicht so recht zum Thema<br />

der Ausstellung passend im hinteren<br />

Hallenbereich recht platzgreifend<br />

vorgeführt wurden. Modellstraßenbahner<br />

waren davon nicht immer<br />

wirklich begeistert. „Sowas gehört<br />

hier einfach nicht her“, äußerte<br />

Tram-Urgestein Alfred Spühr aus Osnabrück<br />

deutlich sein Unverständnis,<br />

während er aufpassen musste, dass<br />

er nicht von einem der fast meterlangen<br />

Panzer angefahren wird.<br />

Doppelter Fahrspaß<br />

Zweifelsfrei richtig im Thema war<br />

dagegen Jan Ruppert aus Berlin. Der<br />

modellbegeisterte Straßenbahnfahrer<br />

zeigte drei H0m-Module seiner<br />

Straßenbahnanlage. Für doppelte<br />

Streckenlänge mit mehr Abwechslung<br />

beim Betrieb sorgte ein Zwischenstück.<br />

„So konnte ich meine<br />

Module an die Anlage ,Bunzlau‘ von<br />

Christian Petzold aus Zwickau anschließen“,<br />

freute sich Ruppert über<br />

das Mehr an Fahrspaß. Auf seinen<br />

Anlagenteilen, die jeweils ein eigenes<br />

Thema haben, drehte auch ein ganz<br />

Jan Ruppert (Mitte) war mit drei H0m-Modulen nach Chemnitz gereist.<br />

Beim Aufbau und Fahrbetrieb unterstützte ihn Dario Deschan tatkräftig<br />

besonderes Modell seine Runden:<br />

Den Tatra-Gelenkwagen KT4D-ZR<br />

ohne echtes Vorbild in den Farben<br />

Rot, Schwarz und Grau hat ihm in den<br />

1980er-Jahren sein Vater Günter aus<br />

Messing gebaut. „Dabei wurde jedes<br />

Fenster noch einzeln ausgesägt und<br />

gefeilt“, erinnert sich Ruppert. „Das<br />

Modell entstand als Zweirichtungswagen,<br />

weil es auf meiner damaligen<br />

Eisenbahnanlage nur eine Stumpfendstelle<br />

gab.“ Mit neuem Antrieb<br />

und Lack versehen gehört es heute<br />

zu Jan Rupperts Lieblingsmodellen.<br />

Die markanten Wohnblocks, die das<br />

Modul „Plattenbaugebiet“ prägen,<br />

sind Eigenbauten aus Plexiglas und<br />

Karton. Ruppert fährt auf seiner Anlage<br />

digital im Oberleitungsbetrieb.<br />

Seine Module haben einheitliche<br />

ANZEIGEN<br />

www.bus-und-bahn-und-mehr.de<br />

DÜWAG GT6<br />

Bielefeld<br />

Bielefeld<br />

Jetzt schnell zugreifen!<br />

Nur noch wenige Exemplare!<br />

– <br />

✕<br />

Mehr Infos<br />

im Internet<br />

oder<br />

Infoblatt<br />

anfordern<br />

Demnächst auch Variante<br />

Rheinbahn Düsseldorf<br />

Sie finden uns im Internet oder fordern Sie einfach unsere kostenlose<br />

Versandliste an vom: Versandhandel BUS UND BAHN UND MEHR<br />

Geschwister-Scholl-Straße 20 · 33613 Bielefeld · Telefon 0521-8989250<br />

Fax 03221-1235464 · E-Mail: info@bus-und-bahn-und-mehr.de<br />

Straßenbahn-Bücher und Nahverkehrs-Literatur<br />

Im Versand, direkt nach Haus<br />

ganz NEU Hamburg im Minutentakt Jubiläums-Buch der HOCHBAHN 2012, 200 S., 24 x 23 cm, mit Straßenbahn 19,95 €<br />

NEU Die LOWA-Straßenbahnwagen ET 50/54 + EB 50/54 (Kalbe, Möller, <strong>Von</strong>dran), 256 S., 17 x 24 cm, ~220 Abb. 28,50 €<br />

NEU 130 Jahre Straßenbahn in Berlin-Köpenick (J. Kubig, Neddermeyer-V.), 96 Seiten, A4, 120 Aufn. 12,50 €<br />

ganz NEU Die Freiburger Straßenbahn heute (EK-Bildarchiv, Band 2), 96 S., 24 x 17, ~ 100 SW- + Farbf. 19,80 €<br />

Ende Mai Der Nahverkehr in Görlitz Straßenb. + Busverkehr ... Neißestadt (Endisch-V), ~ 190 S., 17 x 21 cm, ~ 200 SW- + C-Fo. 27,00 €<br />

ganz NEU Die Hallesche Straßenbahn zwischen 1960 und 1990, (Sutton-V., HSF), 96 S., 17 x 24 cm, 160 SW-Fotos 18,95 €<br />

NEU Die Straßenbahn in Kleve (Kenning-Verlag), 96 Seiten, A 4, 36 Farb- + 141 SW-Fotos, 14 Zeichnungen 24,95 €<br />

ganz NEU Die Kleinbahnen Rees–Empel + Wesel–Rees–Emmerich (Kenning-V.), 144 S., A4, 35 F- + 243 SW-F. 29,95 €<br />

MAI Die Woltersdorfer Straßenbahn (Ivo Köhler, VBN), ~112 S., 17 x 24 cm, ~150 Fotos, teils in Farbe 19,80 €<br />

ganz NEU Die Wormser Straßenbahn (Häussler, Sutton) 128 S., 17 x 24 cm, 200 SW-Abb. (Halle Frühj. 2013) 18,95 €<br />

Sommer Straßen- + Stadtbahn in D, Bd. 13, Berlin – Hoch-, U- + S-Bahn (EK), ~320 S., 17 x 24 cm, ~ 350 Abb. 45,00 €<br />

NEU Wiener Straßenbahnlinien 71 ~ 82 160 S., 15 x 22 cm, >100 SW- + ~50 Farbf. (noch lieferbar: ... 51 ~ 60 + 61 ~ 70) 24,90 €<br />

NEU Tussen stad en land (Moerland, Hoogerhuis), 208 S., A4, 300 Farbabb.+Karten, von Überlandbahnen <strong>bis</strong> Stadtbahn 35,00 €<br />

ganz NEU Charleroi's trams since 1940 Coal, steel and cornfield (LRTA), 112 S., A4, hist. Aufn., großer Plan 33,00 €<br />

ganz NEU Trolleybus miniatures, model and the real things (Trolleybooks, engl.), 416 S., A4, voll in Farbe, 1532 Abb. 49,50 €<br />

ANGEBOT Metropolitan Railways Rapid Transit in America, von 2003, 275 S., A4, Netzpläne, Fuhrpark, Technik 24,00 €<br />

Alle Straßenbahn-Neuheiten (auch von Betrieben)/zzgl. Porto/Verpackung (1,50 <strong>bis</strong> 4,00 €)<br />

TS: T t<br />

TramShop, Rolf Hafke, Sieben-Schwaben-Weg 22, 50997 Köln<br />

t 0 22 33-92 23 66 F 0 22 33-92 23 65 m Hafke.Koeln@t-online.de<br />

76 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7|2013


Anlagenbau<br />

An die erste Dresdner Tram von 1872, die eine Pferdebahn war, erinnert dieses kleine Detail der H0-Anlage des Clubs der Dresdner Verkehrsbetriebe<br />

Übergänge und können auch anders<br />

aneinandergereiht werden, so dass<br />

sich immer wieder neue Betriebssituationen<br />

ergeben.<br />

Einige Meter neben Ruppert und<br />

Petzold hatte Steffen Grünes seinen<br />

Stand aufgebaut. Grünes Chemnitzer<br />

Firma CDT ist seit Jahren für Trammodelle<br />

aus Karton bekannt. Auf einer<br />

kleinen H0-Anlage zeigte er, dass<br />

seine „Pappbahnen“ motorisiert<br />

durchaus eine Bereicherung für eine<br />

Tramanlage sein können. 20 Modelle<br />

aus verschiedenen Epochen waren<br />

betriebssicher im Dauereinsatz.<br />

Was den rund 4.000 zahlenden Besuchern<br />

der Chemnitzer Modell tram-<br />

Ausstellung sonst noch so alles geboten<br />

wurde, lesen und sehen Sie in<br />

Ihrer nächsten SM-Ausgabe. JOG<br />

Auch vor Kartonmodellen macht die moderne Technik nicht halt; die neueste CDT-Tram entstand in Lasertechnologie.<br />

Das Vorbild des Triebwagens 309 mit Beiwagen gehört heute zum Dresdner Straßenbahnmuseum<br />

ANZEIGE<br />

SPIEL + TECHNIK<br />

MODELLBAHNEN<br />

MODELLISMO FERROVIARIO<br />

• täglicher Versand • vendita per corrispondenza<br />

Museumstrasse 6 • 6020 Innsbruck • T: +43-512-585056<br />

info@heiss.co.at • www.heiss.co.at<br />

Unser neuestes Tram-<br />

Modell in H0 und H0m<br />

Gelenkwagen<br />

Düwag GT6<br />

Innsbruck<br />

Zwei Motoren<br />

LED-Beleuchtung<br />

8-Pin-Schnittstelle<br />

€ 209,95<br />

MODELLBAHNEN<br />

MODELLISMO FERROVIARIO<br />

• täglicher Versand • vendita per corrispondenza<br />

Museumstraße 6 • 6020 Innsbruck • T: +43-512-585056<br />

info@heiss.co.at • www.heiss.co.at<br />

Für Steffen und Ute Grünes von CDT war die Modelltram-Ausstellung<br />

ein Heimspiel. Die Chemnitzer präsentierten Straßenbahnen aus Karton<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7|2013 77


Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung<br />

0 89 – 13 06 99-720<br />

ö 0 89 – 13 06 99-700<br />

: redaktion@geramond.de<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · 80702 München<br />

Zu „Per Pferdebahn ins<br />

Sanatorium“ (SM 6/13)<br />

Fahrzeiten stehen fest<br />

Nach Druckbeginn vom Juni-Heft habe<br />

ich die aktuellen Fahrzeiten der Pferdebahn<br />

in Mrozy erhalten. Demnach verkehrt<br />

die Pferdebahn jeden Sonnabend von 15<br />

<strong>bis</strong> 19 Uhr und jeden Sonntag von 12 <strong>bis</strong><br />

19 Uhr (jeweils erste und letzte Abfahrt).<br />

Die Abfahrten erfolgen zu jeder vollen<br />

Stunde von der Haltestelle in der Nähe des<br />

Bahnhofs. Die Saison geht voraussichtlich<br />

<strong>bis</strong> Ende September.<br />

Norbert Kuschinski, Dresden<br />

Zu „Aachen – Bürger gegen<br />

Campusbahn“ (SM 5/13)<br />

Starker Gegenwind<br />

Die Tatsache, dass dieses Projekt im<br />

Bürgerentscheid abgelehnt wurde, nahm<br />

ich mit großer Enttäuschung zur Kenntnis.<br />

Gerade das Vorhaben, die Oberleitung der<br />

Aachener Stadtbahn ebenfalls mit zum<br />

Betrieb von Elektrobussen zu nutzen, wäre<br />

in meinen Augen vermutlich wegweisend<br />

gewesen. Ich kann allerdings nicht recht<br />

glauben, dass es von 66 Prozent der<br />

stimmberechtigten Aachener Bürger abgelehnt<br />

worden ist, das hätte eine hohe<br />

Wahlbeteiligung vorausgesetzt, die bei<br />

solchen Bürgerbefragungen höchst selten<br />

erreicht wird.<br />

Bedauerlich: Während in Frankreich<br />

und einigen anderen europäischen Nachbarländern<br />

neue Stadtbahnsysteme förmlich<br />

wie Pilze aus der Erde schießen, tritt<br />

Deutschland in dieser Hinsicht offenbar<br />

auf der Stelle.<br />

Erinnert sei daran, dass die Pläne für<br />

den Neubau eines Stadtbahnsystems in<br />

Hamburg wieder in den Schubladen verschwanden.<br />

Auch aus Bochum ist mir bekannt,<br />

dass der neuen Linie 310 harter Gegenwind<br />

ins Gesicht weht. In meiner<br />

Heimatstadt Frankfurt (Oder) gab es ein<br />

Straßenbahnprojekt in die polnische Nachbarstadt<br />

Slubice, welches zweimal scheiterte.<br />

Hier war es ebenfalls ein kleines Häuflein<br />

Straßenbahngegner, die recht schnell<br />

und lautstark die „Stammtischhoheit“ in<br />

der Stadt eroberten. Mit abenteuerlichsten<br />

Gegenargumenten gelang es diesen Menschen,<br />

einen Teil der Bürger auf ihre Seite<br />

zu ziehen. Befördert wurden diese Tendenzen<br />

noch von der örtlichen Lokalpresse, die<br />

zwar nicht offen gegen das Projekt auftrat,<br />

doch mit dem Ziel, eine bestimmte Leserklientel<br />

zu bedienen und evtl. neue Abonnenten<br />

zu gewinnen, wurden regelmäßig<br />

tramskeptische Artikel gedruckt und den<br />

Leserbriefen der Tramgegner sehr viel Platz<br />

eingeräumt. Eine in diesem Klima 2006<br />

durchgeführte Bürgerbefragung führte zu<br />

einem deutlichen Nein zu dem Projekt,<br />

wobei auch nur ca. ein Viertel der Stimmberechtigten<br />

sich daran beteiligten.<br />

Ulf Lieberwirth, Frankfurt (Oder)<br />

Zu „Windhoff-Schleifwagen“<br />

(SM 5/13)<br />

Anfangs große Probleme<br />

Der Berliner<br />

Tw 3337 ist<br />

derzeit nicht<br />

betriebsfähig,<br />

sondern in<br />

Aufarbeitung<br />

I. KÖHLER<br />

schen den Fahrzeugen, die bei der Windhoff<br />

AG, und denen, die bei der Windhoff<br />

GmbH gebaut wurden, unterschieden<br />

werden muss. Erstere sind die, die öfter in<br />

der Werkstatt als im Dienst stehen, letztere<br />

sind wohl zuverlässiger im Einsatz.<br />

Silvio Kopte, Dresden<br />

Zu „Berliner Mitteleinstiegs -<br />

wagen“ (SM 5 und 6/13)<br />

Chaos wie Combino-<br />

Krise<br />

Die Beiträge geben einen guten Überblick<br />

über die hochkomplexe und <strong>bis</strong>lang<br />

insbesondere für die Anfangsphase nur<br />

unvollständig erforschte Geschichte dieses<br />

Wagentyps. Es sei darauf hingewiesen,<br />

dass die schlagartige Außerdienststellung<br />

aller 300 Wagen nach nur kurzer Einsatzzeit<br />

seinerzeit ein Presseecho auslöste, das<br />

jenes zum Beispiel zur „Combino-Krise“<br />

noch in den Schatten stellen dürfte – einschließlich<br />

spürbarer Häme von Firmen,<br />

die bei diesem Auftrag nicht zum Zuge gekommen<br />

waren, sowie der Verbreitung offenkundiger<br />

Unwahrheiten zu technischen<br />

Details (Wirksamkeit elektrodynamische<br />

Bremse etc).<br />

Auf einige kleine Ungenauigkeiten im<br />

2. Teil (Heft 6) sei hingewiesen: S. 44: Die<br />

bei der BVG Ost verbliebenen Wagen wurden<br />

erst (zum Teil) in den 1960er-Jahren<br />

auf Fahrschalter des Typs StNFB 1 umgebaut.<br />

Bei den durch die Waggonbau-Industrie<br />

Anfang der 1950er-Jahre vorgenommenen<br />

Instandsetzungen verblieben<br />

Den Artikel habe ich mit Interesse gelesen.<br />

Ein wenig schmunzeln musste ich,<br />

als ich etwas von „einer erfolgreichen Serie<br />

von mittlerweile zwölf Fahrzeugen“ las.<br />

Der Autor mag natürlich Recht haben,<br />

wenn er schreibt, dass die Windhoff-Arbeitswagen,<br />

die heute gebaut werden, inzwischen<br />

technisch ausgereift wären. Jedoch<br />

die ganze Serie <strong>bis</strong>her gebauter<br />

Fahrzeuge als erfolgreich zu bezeichnen,<br />

dürfte ein wenig unglücklich formuliert<br />

sein, da es nahelegt, dass auch die ersten<br />

Wagen dieser Serie heute erfolgreich und<br />

zuverlässig im Einsatz stünden. Dem ist<br />

aber keineswegs so.<br />

Beispielsweise hat die ständige Reparaturbedürftigkeit<br />

des Dresdner Schleifwagens<br />

einen DVB-Vorstand im Jahr 2004<br />

zur öffentlichen Aussage verleitet, dass<br />

man bei diesem Fahrzeug „eben leicht daneben<br />

gegriffen“ habe, nachdem man<br />

neuerlich 250.000 Euro investiert hatte.<br />

Die oszillierende Technik sei zwar „ausgezeichnet,<br />

wenn sie denn funktionierte“,<br />

dass sie aber auch für den Hersteller neu<br />

war, wurde den DVB verschwiegen. Nach<br />

einem längeren Werkstattaufenthalt ist<br />

der Wagen aktuell seit Mitte Mai wieder<br />

im Einsatz.<br />

Auch in Basel und Berlin scheint man<br />

mit dem Wagen nicht so recht zufrieden zu<br />

sein. Allerdings scheint mir, als wenn zwizum<br />

einen die in den TM 34 verbauten<br />

Nockenfahrschalter im Fahrzeug, zum Teil<br />

wurde der „Standardfahrschalter“ FB 3<br />

eingebaut. Größtenteils wurden aber die<br />

Verbundfahrschalter aller nun überflüssigen<br />

Teile beraubt und weiterverwendet.<br />

Dies nahm die BVG Ost vor den Generalreparaturen<br />

bereits in Eigenregie vor.<br />

S. 46: 721 009 (ex Tw 3337) wurde 1981<br />

als historischer Wagen hinterstellt, war<br />

aber <strong>bis</strong>lang nicht im Einsatz. 1987 wurden<br />

Arbeiten am Wagenkasten begonnen,<br />

die 1993 soweit gediehen waren, dass er<br />

seitdem äußerlich im Zustand von 1934<br />

vorzeigbar ist (Lackierung gelb/weiß).<br />

721 008 (ex Tw 3802) wurde 1980 zunächst<br />

für Filmaufnahmen provisorisch im<br />

Zustand der 1950er-Jahre (mit Kompromissen)<br />

hergerichtet. 1982 <strong>bis</strong> 1990 wurde<br />

er im Zustand von 1934 restauriert,<br />

aber erst 1996 zugelassen und war somit<br />

ab diesem Zeitpunkt wieder einsatzfähig.<br />

Bildunterschrift S. 47 unten: Tw 3493 ist<br />

seit 1985 historischer Wagen (Zustand<br />

von 1952 mit einigen Kompromissen), die<br />

gezeigte Lackierung trägt er seit 1989. Die<br />

Restaurierung erfolgte durch die AG Berliner<br />

Nahverkehr (heute DVN). Eine „BVG<br />

Ost“ gab es in den 1970er Jahren nicht<br />

mehr, diese wurde bereits 1969 durch das<br />

Kombinat Berliner Verkehrsbetriebe (BVB)<br />

abgelöst.<br />

Zur Tabelle im Heft 6, Seite 47: Der Tw<br />

3337 ist Ausstellungsstück, <strong>bis</strong>her nicht<br />

einsatzfähig; Tw 3813 wurde 1996 und<br />

Tw 3824 im Jahr 2005 zerlegt.<br />

Ivo Köhler, Potsdam<br />

78 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013


LOWA-Wagen im Überblick<br />

Schiffe<br />

Jahrzehntelang prägten die sogenannten LOWA-Straßenbahnwagen<br />

das Erscheinungsbild zahlreicher Betriebe<br />

in der DDR. Im Buch „Die LOWA-Straßenbahnwagen<br />

der Typen ET 50/54 und EB 50/54“, das im Herbst 2012<br />

beim Verlag Dirk Endisch erschienen ist, wird nun erstmals<br />

die Fahrzeuggeschichte dieser Typen umfassend<br />

beschrieben. Das Autorentrio <strong>Von</strong>dran, Kalbe und Möller<br />

schließt damit eine Lücke in der Nahverkehrsliteratur<br />

und den Fahrzeugmonografien.<br />

Das Buch spannt den Bogen von der Vereinheitlichung<br />

von Straßenbahnwagen über die Entwicklungen<br />

nach 1945 und den Wegbereitern des LOWA-Wagens<br />

über eine kurze Abhandlung über die beiden Fertigungsstandorte<br />

<strong>bis</strong> hin zur technischen Beschreibung der beiden<br />

Fahrzeugtypen. Detailliert stellen die Autoren in verständlich<br />

formulierten und knappen Texten die<br />

Unterschiede zwischen den verschiedenen Untertypen<br />

heraus und ergänzen diese durch zumeist aussagekräftige,<br />

allerdings durchgängig schwarz-weiß gedruckte<br />

Bilder. Glanzstück des Buches sind die vielen verschiedenen<br />

Tabellen, die – konsequent und logisch aufgebaut<br />

– den Leser auf den ersten Blick den Lebenslauf eines<br />

jeden gebauten LOWA-Wagens nachvollziehen<br />

lassen. Weitere Tabellen geben Aufschluss über Umbauten<br />

und die Verwendung als Sonderfahrzeuge.<br />

Jedoch offenbart das Buch auch einige Schwächen:<br />

So gibt es keine Einsatzchronik für die einzelnen Betriebe<br />

in der DDR, auch der Einsatz in der Sowjetunion und<br />

in Polen wird nur am Rande betrachtet, die Beschreibungen<br />

bleiben oberflächlich. Viele Informationen – wie<br />

zum Beispiel den letzten Einsatz in den verschiedenen<br />

Betrieben – erhält der Leser<br />

nur durch das Studium der<br />

Tabellen.<br />

Anzuerkennen ist, dass<br />

die Autoren versuchten,<br />

möglichst viel von der Vielfalt<br />

der LOWA-Wagen einschließlich<br />

ihrer Umbauten<br />

in Bildern zu zeigen. Bildauswahl<br />

wie auch Bildqualität können in Teilen<br />

nicht überzeugen, hier wäre weniger mehr gewesen<br />

und vor allem interessanter! Es ist bedauerlich, dass<br />

scheinbar nur Bilder einiger weniger Fotografen verwendet<br />

werden sollten, obwohl Alternativen in besserer<br />

Qualität zur Verfügung gestanden hätten.<br />

Die Abschlussanmerkungen sollten wohl die Brücke<br />

zu den Nachfolgetypen schlagen, verlieren sich dann jedoch<br />

in einem Sammelsurium: Fabrikschilder – hier<br />

wäre eine Einordnung in den Hauptteil wünschenswert<br />

gewesen – und Modellstraßenbahnen.<br />

Das Buch kann trotz der genannten Schwächen Straßenbahnfreunden<br />

zum Kauf empfohlen werden, die sich<br />

für die Geschichte der LOWA-Wagen interessieren und<br />

ihre Freude an umfangreichen Wagenstatistiken finden.<br />

BERND KULBE<br />

Peter Kalbe, Frank Möller, Volker <strong>Von</strong>dran: Die<br />

LOWA-Straßenbahnwagen der Typen ET 50/54<br />

und EB 50/54. Verlag Dirk Endisch 2012, 176 Seiten,<br />

244 Abbildungen, 13 Zeichnungen, 23 Tabellen,<br />

Format 17 x 24 cm, gebunden. Preis 28,50 €<br />

und Meer ...<br />

Das neue Schifffahrt-Magazin<br />

ist da!<br />

Stadtbahn-Geschichte, die unter die Haut<br />

wie Erde geht<br />

Die Stuttgarter Straßenbahn AG fungierte im vorigen<br />

Jahr wieder einmal als Herausgeber einer Broschüre, die<br />

auch für uns Freunde des schienengebundenen Nahverkehrs<br />

interessant sein dürfte. Innerhalb der Folge „Themen<br />

der Zeit“ erschienen im Sommer 2012 die Erinnerungen<br />

des Tiefbauingenieurs Manfred Müller, der<br />

maßgeblich am Stadtbahnbau in Stuttgart beteiligt war.<br />

Der Beginn des Tunnelbaus für dieses System jährte sich<br />

im Juli des vorigen Jahres zum 50. Male.<br />

Manfred Müller war von 1964 <strong>bis</strong> 2003 beruflich an<br />

vorderster Stelle mit dem Bau der Stadtbahn Stuttgart<br />

und ihrer Tunnel betraut. Entsprechend kompetent schildert<br />

er Entstehung, Bau und Nutzung der „Röhren“, die<br />

heute die Landeshauptstadt Baden-Württembergs<br />

durchziehen. Themen wie der Geologie des Baugrundes<br />

oder die Finanzierung der Arbeiten sucht der interessierte<br />

Leser keinesfalls vergeblich.<br />

Als Ingenieur schreibt er sachlich korrekt, aber keinesfalls<br />

langweilig oder im „Fachchinesisch“ über sein<br />

ehemaliges Arbeitgebiet. Der Leser erfährt dabei auch<br />

zahlreiche Hintergründe, die sich z.B. später im Fahrzeugeinsatz<br />

widerspiegelten.<br />

Die inhaltsstarke Broschüre wird mit knapp 140<br />

prägnanten Illustrationen zusätzlich aufgewertet. Neben<br />

farbigen und schwarzweißen Fotografien sind dabei<br />

auch zahlreiche Grafiken und Zeichnungen mit hohem<br />

Aussagewert zum Abdruck gekommen. Der begeisterte<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013<br />

Leser wird in diesen womöglich das einzige Manko der<br />

Broschüre finden – viele der Aufnahmen hätten noch<br />

größer abgebildet werden müssen! Geschickte Einführungen<br />

und Streckenkarten machen die Veröffentlichung<br />

auch für Nicht-Stuttgarter lesbar und lesenswert. Wem<br />

die Thematik Stadtbahn und/oder Tunnel interessiert,<br />

sollte sich den Titel nicht entgehen lassen. Das Werbebudget<br />

der SSB macht es möglich, dass sich die<br />

Anschaffungskosten auf das Porto beschränken. Der<br />

schwä<strong>bis</strong>chen Bauernweisheit, was nichts kostet tauge<br />

nichts, kann in diesem Fall mit Vehemenz widersprochen<br />

werden!<br />

A. MARKS<br />

Manfred Müller: Zwischen Sankt Barbara und<br />

Barbar – 50 Jahre Stadtbahnbau in Stuttgart, 76<br />

Seiten, A 4 quer, broschiert, mehr als 130 Aufnahmen,<br />

erhältlich gegen 1,45 EUR in Briefmarken<br />

bei: SSB AG, Pressestelle, VPR, Postfach 80 10 06,<br />

70510 Stuttgart<br />

Jetzt am Kiosk!<br />

Online blättern oder Abo<br />

mit Prämie unter:<br />

www.schiff-classic.de/abo


Literatur · Händlerverzeichnis · Impressum<br />

Nummer 285 • 7/2013 • Juli • 44. Jahrgang<br />

80<br />

Termine<br />

23./30. Juni, Stuttgart: Jeden Sonntag verkehren die Straßenbahn-Oldtimerlinien<br />

21 und 23 zwischen Straßenbahnwelt Stuttgart<br />

und Hauptbahnhof bzw. Ruhbank (Fernsehturm). Info:<br />

www.strassenbahnwelt.com oder www.shb-ev.info. Infolge größerer<br />

Baumaßnahmen heißt es im Juli 2013 für voraussichtlich<br />

zwei Jahre Abschied nehmen von der Oldtimerlinie 23. Ein Ersatzkonzept<br />

mit historischen Omnibussen befindet sich in Arbeit, zur<br />

Umstellung ist eine größere Publikumsveranstaltung geplant<br />

23. Juni, Wuppertal: Fahrtag bei den BMB. Die Bergischen Museumsbahnen<br />

e.V. fahren auf ihrer Strecke zwischen der Kohlfurther<br />

Brücke und Greuel im Halbstundentakt. Das Museum selbst<br />

ist samstags und sonntags von 11 <strong>bis</strong> 17 Uhr geöffnet. Fahrplan<br />

und Infos unter www.tram-info.de/bmb<br />

23. Juni, München: MVG-Museum von 11 <strong>bis</strong> 17 Uhr geöffnet,<br />

Ständlerstraße 20, 81549 München<br />

30. Juni, Sehnde-Wehmingen: Straßenbahn selbst fahren im<br />

Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser Straße 16,<br />

31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit, unter Anleitung<br />

eines HSM-Fahrlehrers selbst eine Straßenbahn zu fahren,<br />

Kosten: 15 EUR, siehe www.tram-museum.de<br />

5./6. Juli: Liberec/Reichenberg: Sonderfahrten mit historischen<br />

Straßenbahnwagen, Veranstalter: Bovaraclub Liberec<br />

6. Juli, Essen/Gelsenkirchen: Die historischen Straßenbahnen<br />

der VhAG EVAG, BOGESTRA und MVG fahren im Stundentakt<br />

zwischen Essen-Holsterhausen und Gelsenkirchen Hbf, zwischen<br />

Essen Hbf und Zeche Zollverein sogar alle 30 Minuten. Zustieg<br />

mit einem gültigen VRR-Ticket. Infos: www.vhag-bogestra.de<br />

6. Juli, Berlin: Führungen durch das Baudenkmal Betriebshof<br />

Niederschönhausen und die Sammlung historischer Straßenbahnen<br />

und Busse, Dietzgenstraße 100 (Straßenbahnlinie M1 <strong>bis</strong> Haltestelle<br />

Nordend, Buslinien 107 und 124 <strong>bis</strong> Haltestelle Dietzgenstr./Mittelstr.),<br />

stündlich von 10 <strong>bis</strong> 15 Uhr; Eintritt: Erw. 2<br />

EUR, Kinder (6–14 Jahre) 1 EUR, siehe auch www.dvn-berlin.de<br />

6. Juli, Freiburg: Pendelfahrten der Oldtimerlinie 7 im 30-Minuten-Takt<br />

zwischen Musikhochschule und Paduaallee von 9.55 <strong>bis</strong><br />

ca. 17.30 Uhr; parallel verkehrt das Tramcafé von 12.25 <strong>bis</strong> ca.<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig,<br />

Harkortstr. 7<br />

Postleitzahlgebiet 1<br />

Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,<br />

Französische Str. 13/14 · Loko Motive<br />

Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,<br />

Regensburger Str. 25 · Modellbahnen<br />

& Spielwaren Michael Turberg, 10789<br />

Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 Berlin,<br />

Stresemannstr. 107 · Modellbahn-<br />

Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34<br />

Postleitzahlgebiet 2<br />

Roland Modellbahnstudio,<br />

28217 Bremen, Wartburgstr. 59<br />

Postleitzahlgebiet 3<br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Train & Play, 30159<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch<br />

Buch, 38023 Braunschweig, Postfach<br />

3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg<br />

10, 38100 Braunschweig<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,<br />

40549 Düsseldorf, Will -<br />

stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,<br />

Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -<br />

buchhandlung Jürgen Donat, 47058<br />

Duis burg, Ottilienplatz 6<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Karin Lindenberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 ·<br />

Modellbahn-Center Hünerbein, 52062<br />

Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen,<br />

Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung<br />

Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -<br />

str. 78<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />

Solmsstr. 75<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />

· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,<br />

70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />

96 · Buchhandlung Albert Müller,<br />

70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -<br />

bahn-Treffpunkt Schweickhardt,<br />

71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr.<br />

31 · Osiandersche Buch handlung,<br />

72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 ·<br />

Buch verkauf Alfred Junginger, 73312<br />

Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

17.45 Uhr zwischen Rieselfeld und Vauban; Mitfahrten sind kostenlos;<br />

Spenden an die Freunde der Freiburger Straßenbahn e.V.<br />

sind willkommen; Informationen siehe www.fdfs.de<br />

14. Juli, Bochum/Gelsenkirchen: „Glückauf-Tour“ der VhAG<br />

BOGESTRA e.V. – Ruhrgebietsgeschichte und -gegenwart: Besichtigung<br />

des Betriebshofs Engelsburg (ehemaliges Zechengelände),<br />

Mittagsim<strong>bis</strong>s, Sonderfahrt mit historischer Straßenbahn und Besichtigung<br />

des Zechengeländes „Consolidation“ in Gelsenkirchen.<br />

Start: 11 Uhr. Infos/Buchung: www.vhag-bogestra.de<br />

14. Juli, Berlin: Themenfahrten mit historischen Straßenbahnen,<br />

ab Alexanderplatz/Dircksenstraße um 11 und 14 Uhr: Rundfahrten<br />

durch die Stadtteile Lichtenberg, Marzahn und Hohenschönhausen;<br />

Dauer: ca. 2,5 Stunden; Fahrpreise: Erwachsene 6,– EUR,<br />

Kinder (6–14 Jahre) 3,– EUR; Fahrscheine in den Wagen erhältlich,<br />

keine Platzreservierung, siehe auch www.dvn-berlin.de<br />

21. Juli, Stuttgart: „Umsteigen bitte“ heißt es für die Fahrgäste<br />

der Oldtimerlinie 23. Aufgrund von Bauarbeiten verkehren zwischen<br />

Straßenbahnwelt und Ruhbank (Fernsehturm) für ca. zwei<br />

Jahren ersatzweise historische Omnibusse. Zur Umstellung veranstalten<br />

SSB und SHB einen Aktionstag mit jeder Menge Fahrbetrieb.<br />

Die Straßenbahnlinien 21 und 23 sowie die neue Buslinie<br />

23E verkehren zwischen 10.30 und 17 Uhr im Stundentakt. Die<br />

Straßenbahnwelt bietet ein buntes Rahmenprogramm. Info:<br />

www.strassenbahnwelt.com oder www.shb-ev.info<br />

14./28. Juli, München: MVG-Museum von 11 <strong>bis</strong> 17 Uhr geöffnet,<br />

Ständlerstraße 20, 81549 München<br />

14./28. Juli, Wuppertal: Fahrtag bei den BMB. Die Bergischen<br />

Museumsbahnen e.V. fahren auf ihrer Strecke zwischen der Kohlfurther<br />

Brücke und Greuel im Halbstundentakt. Das Museum<br />

selbst ist samstags und sonntags von 11 <strong>bis</strong> 17 Uhr geöffnet.<br />

Fahrplan und Infos unter www.tram-info.de/bmb<br />

28. Juli, Sehnde-Wehmingen: Straßenbahn selbst fahren im<br />

Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser Straße 16,<br />

31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit, unter Anleitung<br />

eines HSM-Fahrlehrers selbst eine Straßenbahn zu fahren,<br />

Kosten: 15 EUR, siehe www.tram-museum.de<br />

Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund<br />

ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,<br />

Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach, Landstr.<br />

16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb<br />

Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,<br />

Nördlinger Str. 13 · Modell spielwaren<br />

Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,<br />

Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />

Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />

94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·<br />

Schöningh Buchhandlung & ., 97070<br />

Würz burg, Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />

Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />

1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />

Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.<br />

17 · Buchhandlung Morawa,<br />

1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung<br />

J. Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

Musée du Transport Urbain Bruxellois,<br />

1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1<br />

Tschechien<br />

Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />

Klimentska 32<br />

Dänemark<br />

Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -<br />

husene, Brandvaenget 60<br />

Spanien<br />

Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />

de Elche 5<br />

Großbritannien<br />

ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,<br />

4 Borderside<br />

Niederlande<br />

van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />

Den Haag, Westeinde 57 · Norsk<br />

Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,<br />

Kluizeweg 474<br />

www.strassenbahn-magazin.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@strassenbahn-magazin.de<br />

Verantw. Redakteur:<br />

André Marks, andre.marks@geramond.de<br />

Redaktion:<br />

Michael Krische (Redaktionsleitung),<br />

Thomas Hanna-Daoud, Martin Weltner<br />

Redaktion Journal/aktuelle Meldungen:<br />

Philipp Krammer,<br />

philipp.krammer@geramond.de<br />

Redaktion Straßenbahn im Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

Redaktionsteam:<br />

Berthold Dietrich-Vandoninck, Wolfgang Kaiser,<br />

Michael Kochems, Bernhard Kuß magk,<br />

Ronald Glembotzky, Dr. Martin Pabst,<br />

Axel Reuther, Robert Schrempf, Michael Sperl<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

ABO –HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 ct/min.)<br />

leserservice@strassenbahn-magazin.de<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

Helmut Kramer<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.270<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anz.-leitung <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Helmut Gassner<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendispo <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.130<br />

anzeigen@verlagshaus.de<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013<br />

Layout: Axel Ladleif<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften:<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;<br />

Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -<br />

land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -<br />

handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

verantwortlich für Anzeigen: Helmut Kramer, beide Infanteriestr.<br />

11a, 80797 München.<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

SCHIFFClassic<br />

80


12x <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

+ Geschenk<br />

Tramino Jena<br />

GT8SU<br />

Grazer TW 206<br />

Ihr<br />

Willkommensgeschenk<br />

GRATIS!<br />

Buch »Straßenbahnen in der DDR«<br />

Voll waren die Züge, vielfältig der Fahrzeugpark und<br />

zahlreich die Neubaustrecken: Ein bild- und faktenreicher<br />

Überblick über das Straßenbahnland DDR.<br />

✁<br />

Mein Vorteilspaket<br />

✓ Ich spare 10%<br />

(bei Bankeinzug sogar 12%)!<br />

✓ Ich erhalte mein Heft 2 Tage vor<br />

dem Erstverkaufstag (nur im Inland)<br />

bequem nach Hause und verpasse<br />

keine Ausgabe mehr!<br />

✓ Ich kann nach dem ersten Jahr<br />

jederzeit abbestellen und erhalte<br />

zuviel bezahltes Geld zurück!<br />

✗<br />

Das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>- Vorteilspaket<br />

❑ JA, ich möchte mein <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>-Vorteilspaket<br />

Bitte schicken Sie mir das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> ab sofort druckfrisch und mit 10% Preisvorteil für<br />

nur €7,65* pro Heft (Jahrespreis: €91,80*) monatlich frei Haus. Ich erhalte als Will kommens geschenk<br />

das Buch »Straßenbahnen in der DDR«**. Versand erfolgt nach Bezahlung der ersten Rechnung. Ich<br />

kann das Abo nach dem ersten Bezugsjahr jederzeit kündigen.<br />

Bitte informieren Sie mich künftig gern per E-Mail, Telefon oder Post über interessante<br />

❑ Neuigkeiten und Angebote (bitte ankreuzen).<br />

Sie möchten noch mehr sparen?<br />

Dann zahlen Sie per Bankab bu chung (nur im Inland möglich)<br />

und Sie sparen zusätzlich 2 % des Abopreises!<br />

Ja, ich will sparen und zahle künftig per Bankabbuchung<br />

❑ pro Quartal nur €22,50 ❑ pro Jahr nur €89,90<br />

WA-Nr. 620SM60284 – 62145128<br />

Ihr Geschenk<br />

Vorname/Nachname<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail (für Rückfragen und weitere Infos)<br />

✗<br />

Datum/Unterschrift<br />

Kreditinstitut<br />

Kontonummer<br />

✗<br />

Datum/Unterschrift<br />

Bankleitzahl<br />

Bitte ausfüllen, ausschneiden oder kopieren und gleich senden an:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> Leserservice, Postfach 1280, 82197 Gilching<br />

oder per Fax an 0180-532 16 20 (14 ct/min.),<br />

per E-Mail: leserservice@strassenbahnmagazin.de<br />

www.strassenbahn-magazin.de/abo<br />

* Preise inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie


<strong>Vorschau</strong><br />

Liebe Leser,<br />

Sie haben<br />

Freunde, die<br />

sich ebenso<br />

für die<br />

Straßenbahn<br />

mit all Ihren<br />

Facetten begeistern<br />

wie Sie? Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich<br />

über jeden neuen Leser<br />

TOPTHEMA<br />

Versenkt 1985 –<br />

die Straßenbahn<br />

in Kiel<br />

Am 21. Juli 1977 fiel in der Kieler Ratsversammlung die Entscheidung, die Straßenbahn 1985 in Kiel durch Busse zu ersetzen.<br />

Die Fakten dazu schaffte man jedoch bereits ab Mitte der 1960er-Jahre. Der Beitrag zeigt die einzelnen Schritte auf,<br />

die zur Einstellung des Straßenbahnbetriebes in der Ostseestadt führten. Vom Autor wurden dazu viele <strong>bis</strong>her unberücksichtigte<br />

Quellen eingesehen und anschließend akri<strong>bis</strong>ch ausgewertet.<br />

100 Jahre Woltersdorfer<br />

Straßenbahn<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

Der kleine Straßenbahnbetrieb östlich von Berlin feierte im<br />

Mai sein 100. Jubiläum mit einem großen Fest. Einer der<br />

Höhepunkte war der Einsatz historischer Fahrzeuge im 10-<br />

Minuten-Takt. Der Beitrag wirft einen Blick in die Geschichte<br />

des Betriebes – vor allem aber auf das Jubiläumsfest am<br />

Pfingstwochenende dieses Jahres.<br />

TW3000 – neue Generation für<br />

Hannover nimmt Formen an<br />

Für die üstra entstehen derzeit in Leipzig bei der HeiterBlick<br />

GmbH im Auftag von Vossloh Kiepe/Alstom die Wagen des<br />

Typs TW3000. Die ersten dieser Hochflurwagen werden<br />

voraussichtlich Ende 2013 testweise durch Hannover rollen.<br />

Der Beitrag berichtet über den Stand der Dinge und zeigt<br />

die ersten Aufnahmen der im Bau befindlichen Wagen.<br />

J. KARKUSCHKE<br />

Frankfurts Stadtbahnwagen<br />

Typ U2 – ein Porträt<br />

Der 4. Oktober 1968 war für die Bevölkerung in Frankfurt<br />

(Main) ein besonderer Freitag: Die Stadtbahnstrecke A1<br />

ging in Betrieb. Damit begann aber auch die Ära der<br />

U2-Wagen. Ihr Erscheinungsbild prägt den Nahverkehr in<br />

der Mainmetropole seit über vier Jahrzehnten. Nun heißt<br />

es jedoch von den Wagen Abschied zu nehmen.<br />

Erinnerung: Die Straßenbahn<br />

im schweizerischen Fribourg<br />

Ab Ende Juli 1897 verkehrte im schweizerischen Fribourg<br />

eine Straßenbahn. Die komplexe Topografie der Stadt hatte<br />

zuvor für einiges Kopfzerbrechen gesorgt. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg sank der Stern des liebenswürdigen Betriebes<br />

mit seinen Steigungen und urigen Altbaufahrzeugen. Am<br />

31. März 1965 verkehrte auf der verbliebenen Strecke<br />

Charmettes – Gare – Tilleul – St. Leonard – Cimetière das<br />

Tram zum letzten Mal.<br />

A. HELLMUTH<br />

N. MÜLLER<br />

André Marks,<br />

verantwortlicher Redakteur<br />

Ende gut …?<br />

Putzen für Elisabeth<br />

In Halle (Saale) säuberten Schüler<br />

einer neunten Klasse des Elisabethgymnasiums<br />

im Rahmen eines sozialen<br />

Aktionstages vor einiger Zeit<br />

eine Straßenbahn und einen Bus der<br />

Halleschen Verkehrs-AG. Die Aktion<br />

fand zum Namenstag der Schulpatronin<br />

Heilige Elisabeth auf dem Betriebshof<br />

Freiimfelder Straße statt.<br />

Nach einer Führung durch die Werkstatt<br />

der HAVAG wurden die Gymnasiasten<br />

von Mitarbeitern der Servicegesellschaft<br />

Saale mbH (SGS) in<br />

das Säubern der Fahrzeuge eingewiesen.<br />

Ausgestattet mit Eimer,<br />

Lappen und Fensterputzutensilien<br />

durften sie – unter den fachkundigen<br />

Augen der SGS – Fenster und<br />

andere Oberflächen selbst reinigen.<br />

Die Schüler erhielten damit Einblick<br />

in die Werkstätten der HAVAG sowie<br />

in die umfangreichen Arbeiten,<br />

die zur Reinhaltung der Fahrzeuge<br />

notwendig sind.<br />

Hintergrund derartiger Aktionen, die<br />

es auch in anderen deutschen Städten<br />

gibt, ist nicht zuletzt die Absicht,<br />

Jugendliche mit dem Aufwand zu<br />

konfrontieren, der zur Reinigung<br />

von Nahverkehrsmitteln notwendig<br />

ist. Die Verkehrsbetriebe erhoffen<br />

sich dadurch bei den Jugendlichen<br />

die Einsicht, in Bussen und Bahnen<br />

weniger Verunreinigungen zu hinterlassen<br />

– deren Spektrum reicht<br />

bekanntlich von Kaugummis <strong>bis</strong> zu<br />

besprühten oder zerkratzten Fensterscheiben.<br />

Damit erfüllen derartige<br />

Aktionstage nicht nur rein soziale<br />

und pädagogische Zwecke,<br />

sondern dienen am Ende sogar der<br />

Vandalismus-Vorbeugung. AM<br />

DAS <strong>STRASSENBAHN</strong>-<strong>MAGAZIN</strong> 8/2013 erscheint am 19. Juli 2013<br />

82<br />

… oder schon 2 Tage früher mit <strong>bis</strong> zu 36 % Preisvorteil und Geschenk-Prämie! Jetzt sichern unter www.strassenbahn-magazin.de<br />

Plus Geschenk<br />

Ihrer Wahl:<br />

z.B. DVD »Trams<br />

im Wirtschafts -<br />

wunderland«


Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Mit der Wiederinbetriebnahme des Gotha-Großraumzuges HTw<br />

1734 + HBw 2015 im April dieses Jahres erinnerten sich viele<br />

Straßenbahnfreunde in Dresden an die Geschichte dieses Wagentyps<br />

in ihrer Heimatstadt.<br />

Am Straßenbahnhof Tolkewitz nahm Peter Miersch den<br />

Dresdner Wagen 1749 schon unter seiner neuen Berliner Bezeichnung<br />

8053 Ende des Jahres 1969 unmittelbar vor dem Abtransport<br />

an die Spree auf. Neben dem MAN-Beiwagen 1164 wirkte<br />

das Gothafahrzeug hochmodern.<br />

Den Zeitgeist der 1960er-Jahre spiegelt der Sowjetstern auf dem<br />

Depot wider. Weitere Aufnahmen von diesem Tag zeigen über den<br />

anderen Einfahrten Parolen wie „Freiheit für Vietnam“ oder<br />

Hetze gegen den Imperialismus.<br />

Die eleganten Vierachser aus Gotha kamen 1962–1964 an die<br />

Elbe. Nachdem hier die Zuführung der ersten Tatra-Großraumwagen<br />

erfolgte, gelangten die T4-62/B4-61 1968 <strong>bis</strong> 1970 in die<br />

„Hauptstadt der DDR“, wo sie als Tw 8035 <strong>bis</strong> 8053 und Bw<br />

3091 <strong>bis</strong> 3109 in den Bestand eingereiht wurden. Nach dem Einsatzende<br />

der Gotha-Großraumwagen in Berlin kehrte 1995/96 die<br />

Garnitur Tw 1734 II (Baujahr 1962) mit Bw 2015 (Baujahr 1963)<br />

zur musealen Erhaltung nach Dresden zurück.<br />

TEXT: M. SPERL/AM; FOTO: SLG. M. SPERL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2013 83


Exklusiv und gratis<br />

nur für Abonnenten –<br />

die Fotoedition »Die schönsten Straßenbahnen«<br />

2013 erhalten Sie als Abonnent von <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> mit jeder Ausgabe ein Exemplar der Fotoedition<br />

»Die schönsten Straßenbahnen«. Die Karten –<br />

zum Sammeln, zum Aufhängen oder Weiterverschicken<br />

– sind aus hochwertigem Chromokarton,<br />

12 x 17 cm groß und erscheinen in limitierter Auflage.<br />

In<br />

8/2013<br />

Sie sind noch nicht Abonnent?<br />

Dann bestellen Sie am besten heute noch Ihr Vorteilspaket unter:<br />

www.strassenbahn-magazin.de/abo Telefon 0180-532 16 17 *<br />

Fax 0180-532 16 20 *<br />

* (14 ct/min.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!