STRASSENBAHN MAGAZIN Von Krefeld bis Witten (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Österreich: € 9,50
7/2013 | Juli € 8,50
Schweiz: sFr. 15,90
NL: LUX: € € 9,90
Europas größte Straßenbahn-Zeitschrift
9,90
Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
Tramreise durchs Ruhrgebiet:
Von Krefeld bis Witten
Bildraritäten aus
drei Jahrzehnten!
Neunkirchen: Erinnerungen
an Deutschlands Steilste
Wiener Klassiker: Wo sie
heute noch im Einsatz sind
»Leipziger Allerlei«: Mit der
Linie 3 durch die ganze Stadt
Die schönsten
Seiten der Bahn
Das
neue Heft
ist da.
Jetzt am
Kiosk!
Online blättern oder Testabo mit Prämie bestellen unter:
www.bahn-extra.de/abo
Einsteigen, bitte …
Stimmen Sie ab
Liebe Leserinnen und Leser,
mit dieser Ausgabe haben wir bereits die
Mitte des Jahres 2013 erreicht. Jeder Abonnent
verfügt damit schon über insgesamt
sieben exklusive Ansichtskarten mit ganz
besonderen Straßenbahnmotiven; weitere
fünf folgen mit den nächsten Heften dieses
Jahrgangs. Mit dieser Aktion wollen wir
uns ganz besonders für Ihre Lesetreue bedanken.
Übrigens: Wer sich jetzt noch entschließt,
das STRASSENBAHN MAGAZIN
zu abonnieren, erhält die komplette zwölfteilige
Foto-Edition ebenfalls gratis! Zudem
sparen Sie mit dem Abo gegenüber dem Einzelkauf
im Handel bares Geld und haben es
mindestens zwei Tage vor dem Verkaufsstart
am Kiosk versandkostenfrei im Briefasten.
Lassen Sie sich das nicht entgehen!
Viele von Ihnen werden nun bald in den
Sommerurlaub starten – womöglich besuchen
Sie dabei auch Ihnen bisher unbekannte
Stadt- und Straßenbahnbetriebe?
Verschiedene Beiträge dieses Heftes sollen
Entspricht die bisherige Schwerpunktsetzung
im STRASSENBAHN MAGAZIN Ihren Interessen?
• Ja, es ist mir sehr wichtig, in jeder Ausgabe viele Berichte aus dem
deutschsprachigen Raum und aus meinem Umfeld zu finden
• Nein, die Berichterstattung mit dem Schwerpunkt auf Deutschland,
Österreich und die Schweiz sollte zugunsten von mehr Berichten aus
anderen Ländern gekürzt werden
• Die Schwerpunktsetzung ist gut – aber die Beiträge sind mir oft zu
kurz. Lieber weniger Themen imHeft, diese aber ausführlicher
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de
Ihnen Lust auf genau solche Entdeckungstouren
machen. Wir laden Sie herzlich ein,
z. B. mit der Straßenbahn mehr als 100 Kilometer
durch das Ruhrgebiet zurückzulegen.
Oder lassen Sie sich von der „Goldenen
Stadt“ am Moldauufer verzaubern.
Auf den Seiten 42/43 erfahren Sie alle
Neuigkeiten über den Betrieb in Prag.
Die Stadt Kaschau in der benachbarten
Slowakei trägt im Jahr 2013 den Titel
„Kulturhauptstadt Europas“. Lernen Sie
nach einem Bummel durch die Innenstadt
doch einmal den dortigen Straßenbahnund
Obus-Verkehr kennen!
Doch auch in den östlichen Bundesländern
einschließlich meiner sächsischen
Heimat warten zahlreiche Städte auf Sie.
Wir stellen Ihnen sieben Betriebe vor, in denen
noch Tatrawagen zum Einsatz kommen.
Wolfgang Kaiser berichtet über die
von Wien ins Ausland gelangten Wagen.
Und die Rubrik „Geschichte“ führt Sie
dieses Mal ins Saarland sowie nach München
und Basel.
In Verbindung mit den Meldungen im
Journal erhalten Sie damit einen breiten
Themenmix aus allen Teilen Deutschlands,
aber auch aus Österreich und der Schweiz.
Doch wie wichtig ist es Ihnen,
im STRASSENBAHN
MAGAZIN vorwiegend über
Ihre Heimatregion zu lesen?
Wie groß ist Ihr Interesse an
Betrieben im nichtdeutschsprachigen
Raum? Helfen Sie
mir bitte mit Ihrer Meinung,
unsere Zeitschrift für Sie noch
attraktiver zu machen!
Mit 12 attraktiven
und exklusiven
Straßenbahn-
Ansichtskarten
bedanken wir uns
im Jahr 2013 für
Ihre Lesetreue.
Und wenn Sie jetzt
Abonnent werden,
erhalten Sie das
komplette Set
ebenfalls gratis!
André
Marks
Verantwortlicher
Redakteur
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
3
Inhalt
Inhalt
TITEL
»Tour de Ruhr« von Krefeld nach Witten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Betriebe
Kulturhauptstadt mit Tram und Trolley . . . . 16
Reisetipp 2013: Kosice – Das slowakische Kaschau präsentiert sich
neben Marseille als Kulturhauptstadt Europas 2013. Die im Schnittpunkt
zwischen Polen, Ungarn und der Ukraine gelegene zweitgrößte Stadt der
Slowakischen Republik lädt aus diesem Grund zu einem Besuch ein
TITEL
»Tour de Ruhr« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Per Stadt- und Straßenbahn durch das Ruhrgebiet – Auf der Fahrt
von St. Tönis nach Witten erlebt man fünf Betriebe, zwei Spurweiten sowie
eine große Fahrzeugtypenvielfalt, außerdem viel Revieratmosphäre – von
Zechenanlagen und „Ruhrbarock“ bis hin zu hypermodernen Zweckbauten
Vom Burgring ins Depot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Historisches Straßenbahndepot St. Peter in Nürnberg wieder
geöffnet – In der Frankenmetropole können seit Anfang Mai 2013 wieder
die musealen Straßenbahnwagen besichtigt werden. Außerdem nimmt die
Burgringlinie 15 ihren Weg nun wieder über die Pirckheimerstraße
TITEL
Im Leoliner nach Knautkleeberg . . . . . . . . . . . 32
Leipzigs Linie 3 im Porträt – Mit der Netzreform 2001 entstand in der
Messestadt eine neue Linie 3. Von der nordöstlich Leipzigs gelegenen
Kleinstadt Taucha führt sie zum Leipziger Hauptbahnhof und von dort weiter
nach Südenwesten – westlich der neu entstandenen Seenlandschaft
Per Bergbahn nach Taläcker . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Die Künzelsauer Bergbahn – Seit Oktober 1999 verbindet eine neu
gebaute Bergbahn als innerstäd tisches Verkehrsmittel den Ortskern von
Künzelsau mit dem Neubaugebiet Taläcker. Seit mehreren Jahren ist aber
auch ein Anschluss an das Karlsruher Stadtbahnnetz geplant
Neue Linien an der Moldau. . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Liniennetzoptimierung in Prag – Im Jahr 2008 begann in der „Goldenen
Stadt“ die Neuausrichtung des Tramliniennetzes an die aktuellen
Verkehrsbedürfnisse. Seit Herbst 2012 ist in einer weiteren Stufe der Linienreform
ein Kernnetz aus fünf Basis- und 16 Ergänzungslinien in Betrieb
RUBRIKEN
»Einsteigen, bitte ...« . . . . . . 3
Bild des Monats . . . . . . . . . . 6
Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 29
Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 56
Fundstück des Monats . . . . . 73
»Forum«, Impressum . . . . . . 78
Vorschau . . . . . . . . . . . . . . . 82
»Ende gut ...« . . . . . . . . . . . 82
Das besondere Bild. . . . . . . . 83
4 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Neues Tramliniennetz in Prag 42
Erinnerungen an die Straßenbahn Neunkirchen 58
Die letzten Tatra-Wagen in Deutschland 44
Münchens Tram in den 1980er-Jahren 68
Fahrzeuge
Abschied auf Raten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Die letzten Tatras in Deutschland (Teil 2) – In Rostock und Strausberg
neigen sich die Tatra-Einsätze dem Ende entgegen – Zwickau setzt
hingegen langfristig auch auf seine modernisierten KT4D. Seit dem Jahr
2000 unterlag der Bestand an Tatras in den östlichen Bundesländern ganz
unterschiedlichen Entwicklungen – ein Überblick
TITEL
Von Wien in die Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Wiener Exportwagen, Teil 1 – Seit 1997 eroberten zahlreiche rotweiße
Straßenbahnen aus der Donaumetropole mehr als ein halbes
Dutzend Städte Europas. Bis Ende 2012 gelangten 365 Trieb- und Bei -
wagen der Wiener Linien nach Bosnien, Ungarn, Polen, Rumänien und in
die Niederlande
STRASSENBAHN im Modell
Modellstadt Chemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Kleine Bahn ganz groß: Es ist die weltgrößte Ausstellung nur
für Modellstraßenbahnen. Zum bereits zehnten Mal präsentierten
sich Hobbyfreunde Ende Mai 2013 einem breiten Publikum
Geschichte
Deutschlands Steilste!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Die Neunkircher Straßenbahn – Von 1907 bis 1978 fuhr in Neunkirchen
(Saar) eine regelspurige Straßenbahn. Ihr knapp 300 m langer Abschnitt
mit 11,07 Prozent Steigung war nur eine von vielen Besonderheiten
Den Rheinsprung neu entdeckt. . . . . . . . . . . . . 66
Seitenblicke auf die Basler Tram im Jahr 1980 – Einen unvergleichbaren
Blick aus dem Gestern auf die pulsie rende Gegenwart in Basel bietet
die schmale Gasse Rheinsprung am Münsterberg seit mehr als 100 Jahren
Als die Vernunft nicht zählte ... . . . . . . . . . . . . . 68
Hintergründe zur Einstellungswelle in München vor 30 Jahren –
1983 wurde ein Teil des Anfang der 1980er-Jahre aufgestellten „ÖPNV-
Konzepts 2000“ des Münchner Verkehrsverbundes MVV umgesetzt. Damit
ignorierten die Verkehrsbetriebe die Stimmung der Bevölkerung!
Titelmotiv
TITEL
Essens historischer Gelenkwagen 705
an der Haltestelle Kapitelwiese. Diese
Etappe auf der mehr als 100 km langen
Straßenbahnfahrt durchs Ruhrgebiet
kann man an einigen Samstagen planmäßig
in Museumsfahrzeugen zurücklegen
MICHAEL BEITELSMANN
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
5
Bild des Monats
Bild des Monats
In der portugiesischen Stadt Porto überquert die Stadtbahnlinie D
von Hospital Sao Joao nach Santo Ovidio die „Ponte Dom Luis I.“
über den Fluss Douro. Die zwischen 1881 und 1886 nach Plänen
des in Berlin geborenen Ingenieurs Théophile Seyrig gebaute Bogenbrücke
hat eine Länge von 385,25 Metern und verbindet Porto mit
der Nachbarstadt Vila Nova de Gaia. Christian Sacher hielt das imposante
Bauwerk am 4. Mai dieses Jahres im Bild fest. Zum Gebiet
der historischen Altstadt Portos gehörend, zählt es seit 1996 zum
UNESCO-Weltkulturerbe.
6
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Bild des Monats
STRASSENBAHN MAGAZIN 6 | 2013
7
Meldungen aus Deutschland,
aus der Industrie und aus aller Welt
Frankfurt am Main: Auf der Linie 18 zum Gravensteiner Platz fahren erstmals Pt-Wagen im Linienverkehr. Als diese
Strecke Ende 2011 eröffnet wurde, hatte sich dieser Fahrzeugtyp längst aus dem Straßenbahnverkehr verabschiedet
ONLINE-UMFRAGE
100 Prozent Niederflur
ohne Stufen kein Muss!
Im letzen Heft fragten wir, auf welche
Akzeptanz Straßenbahnwagen mit
unterschiedlichen Fußbodenhöhen stoßen.
Die absolute Mehrheit der an der
Umfrage teilnehmenden Leser – 62 Prozent
– gab zur Antwort, dass in Straßenbahnwagen
vorhandene Stufen in
ihrem Beisein bisher noch nie jemand
zum Ärgernis geworden sind. Nur
knapp zehn Prozent der Umfrageteilnehmer
sind gegenteiliger Meinung.
Sie haben schon mehrmals Fahrgäste
schimpfen gehört bzw. deren Unmut
wahrgenommen. Zu 100-prozentigen
Niederflurwagen gebe es also keine Alternative.
Für 28 Prozent der befragten
Leser steht eine technisch einwandfreie
Funktion der Straßenbahnwagen im
Vordergrund. Für sie geht die Rücksichtnahme
auf die Bedürfnisse einiger
weniger Fahrgäste zu weit! SM
Frankfurt am Main: Drei Ptb- zu Pt-Wagen rückgebaut, U5 steht vor Ausbau und Verlängerung
Comeback für die P-Wagen, Durchbruch für die U5
Auf dem kompletten oberirdischen Abschnitt der U5 (im Bild: Haltestelle
Musterschule) fehlen noch Hochbahnsteige, weshalb hier die Ptb-Tw noch
unverzichtbar sind
P. KRAMMER, S. KYRIELEIS (BILD OBEN)
Der Linienverkehr mit klassischen
Düwag-Bahnen aus dem Museumsbestand
hat seit Anfang Mai ein Ende.
Seitdem übernehmen drei Pt-Wagen
der Baujahre 1977-78 ihre Arbeit. Der
Wechsel dient nicht nur der Schonung
der Museumswagen, sondern erleichtert
auch die Personalplanung. Im Gegensatz
zu den Oldies mit mechanischem
Schaltwerk können die Pt-Tw
mit elektrischer Steuerung von allen
Fahrern bedient werden. Nachdem im
Juni 2012 die letzten 2,35 m breiten
Pt-Wagen ins türkische Gaziantep verkauft
wurden, entstanden die jetzt eingesetzten
Pt-Wagen durch Rückbau
von auf 2,65 m verbreiterten Ptb-Wagen.
Neue Stadtbahnwagen des Typs
U5 auf der Linie U6 hatten sie dort
entbehrlich gemacht. In der Stadtbahnzentralwerkstatt
demontierte
man dazu im April bei den Wagen 728,
738 und 748 die Vorbauten an den Türen
und setzte die die Trittstufe zurück.
Zudem erhielten die Wagen wieder ihre
seitlich angebrachten Linientafeln.
Einer der jetzt umgebauten Wagen soll
später als Museumswagen in den Anlieferungszustand
zurückversetzt werden,
nachdem der ursprünglich dafür
vorgesehene Wagen 190 (ex 690)
ebenfalls nach Gaziantep ging. Die Pt-
Wagen kommen auf den Linien 12 und
18 zum Einsatz. Wegen ihres steileren
Einstiegs wird das Comeback der mit
Klapptrittstufen ausgestatteten Pt-Wagen
nicht von allen Fahrgästen begrüßt.
Kurse, auf denen ggf. Hochflurwagen
verkehren, sind daher auf den
Aushangfahrplänen gekennzeichnet.
8 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Deutschland
Ab 2019 soll die verlängerte U5 das neue Europaviertel der Bankenmetropole am Main erschließen, wobei die
Strecke teils oberirdisch (rot) und teils unterirdisch (blau) verlaufen wird
S. KYRIELEIS
Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt
(VGF) hofft auf eine Entspannung der
Fahrzeugsituation, wenn in der zweiten
Jahreshälfte zehn neue Straßenbahnen
des Typs S ankommen. Aus
wirtschaftlichen Gründen wird die
Fahrzeugreserve aber auch künftig
knapp bleiben. Der jetzige Engpass
war wegen eines Auffahrunfalls im
März aufgetreten (siehe SM 5/2013).
Ausbau der U5 beginnt
Während sich die Straßenbahnfahrgäste
vorübergehend an den hohen
Einstieg gewöhnen müssen, ist er bei
der Stadtbahnlinie U5 (Hauptbahnhof
– Preungesheim) immer noch Alltag.
Dort wird zwischen den Stationen
Musterschule und Preungesheim
(zwölf Stationen) oberirdisch von
niedrigen Bahnsteigen oder direkt von
der Straße eingestiegen. Im Sommer
beginnen die Bauarbeiten für die Ausrüstung
der Strecke mit Hochbahnsteigen.
Alle umzubauenden Stationen erhalten
80 cm hohe Bahnsteige mit
einer für Drei-Wagenzüge ausreichenden
Länge, ampelgesicherte Überwege,
Rampen und taktile Leitelemente
für Sehbehinderte. Eine besondere Gestaltung
bekommen die Stationen
Musterschule und Glauburgstraße, deren
Umbau erst 2014 beginnen soll.
Um die Bahnsteige im Straßenraum
nicht so wuchtig wirken zu lassen, ist
nur das mittlere Drittel 80 cm hoch.
Der restliche Bahnsteig ist 20 cm niedriger.
Bodenmarkierungen und Hinweistafeln
an allen Stationen der Linie
U5 sollen mobilitätsbehinderten Fahrgästen
den Weg in den richtigen Zugteil,
der am erhöhten Abschnitt hält,
weisen. Die Kosten für den Umbau der
Woltersdorf: Der
jüngst restaurierte
Triebwagen
218, hier in
der Ausweiche
am Thälmannplatz,
wurde
zum 100. Jubiläum
der Woltersdorfer
Straßenbahn
präsentiert
B. KUSSMAGK
Stationen belaufen sich auf rund 24,6
Mio. Euro. Unklar ist noch, ob die derzeitige
Endstation Preungesheim nur
provisorisch umgebaut wird. Von hier
ist der Weiterbau der Strecke zum
Frankfurter Berg geplant, der aber aus
Gründen der Haushaltskonsolidierung
abermals verschoben wurde. Erst
wenn alle Stationen der U5 mit Hochbahnsteigen
ausgestatten sind, können
auf dieser Linie die Ptb-Wagen
von neuen U5-Tw, die keine Klapptrittstufen
haben, abgelöst werden.
Weiterbau ins Europaviertel
Am anderen Ende der U5 wird die Verlängerung
der Linie vom Hauptbahnhof
ins Europaviertel, einem Wohnund
Gewerbegebiet auf dem Gelände
des ehemaligen Güterbahnhofs, vorangetrieben.
Im Mai beschloss der
Frankfurter Magistrat dazu eine Bauund
Finanzierungsvorlage. Aus Kostengründen
wird die 2,7 km langen Strecke,
die bis 2019 realisiert werden soll,
entgegen ursprünglicher Planungen
zur Hälfte oberirdisch verlaufen. Die
geplante Strecke zweigt in Höhe des
Platzes der Republik von der bestehenden
U-Bahnstrecke zur Messe ab
und bleibt einschließlich der neuen
Station Güterplatz im Tunnel. Östlich
der Emser Brücke kommt sie dann
über eine Rampe an die Oberfläche
und verläuft im Zuge der Europa-Allee
mit den Stationen Emser Brücke und
Europagarten. Dann unterquert die
Stadtbahn zusammen mit dem Autoverkehr
den Europagarten, eine Parkanlage,
und endet an der Haltestelle
Wohnpark. Da das Europaviertel sich
noch im Bau befindet, lassen sich die
oberirdischen Abschnitte mit Rasengleis
und flankiert von Bäumen gut in
den breiten Boulevard der Europa-Allee
integrieren. Für den Bau der Strecke
wird mit Kosten von 217,3 Mio.
Euro gerechnet, wobei die Stadt mit
einer Finanzierung von 143,6 Mio.
durch Fördermittel und die Stellplatzablöse
rechnet.
SKY
Woltersdorf
100 Jahre Straßenbahn
Der kleine Straßenbahnbetrieb östlich
von Berlin feierte sein Jubiläum
vom 17. bis zum 19. Mai mit einem
großen Fest. Einer der Höhepunkte war
der Einsatz historischer Fahrzeuge im
Zehn-Minutentakt am 18. und am 19.
Mai. An diesen Tagen kamen neben
zwei Gothawagen auch Tw 2 (Zweiachser
mit geschlossenen Plattformen,
Baujahr 1913), Tw 7 (KSW-Zweiachser
mit geschlossenen Plattformen, Baujahr
1943), Tw 218 (Maximum-Vierachser
mit offenen Plattformen aus
Berlin, Baujahr 1913) und Tw 2990
(Maximum-Vierachser mit offenen
Plattformen aus Berlin, Baujahr 1910)
zum Einsatz. Den besonderen Blickfang
bildete Tw 218, der nach viereinhalb
Jahren Restaurierungszeit erstmalig
im öffentlichen Einsatz war. BEKUS
Dortmund
Neuerungen im
Hochflur-Wagenpark
Die DSW21 will in den nächsten
Jahren für insgesamt 270 Mio. Euro
ihre Hochflur-Stadtbahnflotte erneuern.
Dabei sollen die zehn 2003 bis
2004 aus Bonn übernommenen Wagen
aus den 1970er-Jahren komplett durch
Augsburg
Die Stadtwerke Augsburg
(SWA) haben die drei M8C-Wagen
mit den Nummern 8003,
8010 und 8012 nach Polen verkauft.
Nach einer Aufarbeitung
durch die Firma Modetrans aus
Posen sollen sie bei der Straßenbahn
im nordpolnischen Elblag
eine neue Heimat finden. Die
ersten beiden Wagen wurden in
der Kalenderwoche 20, der dritte
in der Kalenderwoche 21 per
LKW abtransportiert. Damit verbleiben
sieben M8C in Augsburg,
die mit dem Ende des
Umleitungsnetzes ab Dezember
2013 auch wieder regulär eingesetzt
werden sollen. PKR
Braunschweig
Am 21. Mai hat die Braunschweiger
Verkehrs-AG beim
polnischen Bus- und Straßenbahnhersteller
Solaris die Option
für die Bestellung von drei
weiteren Straßenbahnen vom
Typ Tramino eingelöst. Der ursprüngliche
Auftrag vom Mai
2012 beinhaltete 15 Straßenbahnen,
sodass Braunschweig
nun insgesamt 18 dieser vierteiligen
und 36 m langen Straßenbahnen
erwartet. Während die
ursprünglich bestellten Traminos
von Mai bis Dezember 2014 geliefert
werden sollen, wird für
die drei Nachzügler der Mai
2015 als spätester Anliefertermin
genannt.
SM
München
Einen Tag bevor diese am
31. Mai ausgelaufen wäre, hat
die Technische Aufsichtsbehörde
die vorläufige Einsatzzulassung
für die Variobahnen noch einmal
bis zum 30. September 2013 verlängert.
Für eine endgültige Zulassung
der in der Kritik stehenden
Niederflurfahrzeuge muss
erst noch der Abschlussbericht
über neue Gummielemente der
Radreifen ausgewertet werden,
der seit Mitte Mai vorliegt. Nach
wie vor dürfen die Variobahnen
in München nur auf den Linien
19 und 20/21/22 fahren, wobei
der Einsatz derzeit ausschließlich
auf der Linie 19 erfolgt. SM
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
9
Aktuell
Herne: Die Haltestelle Am Buschmannshof erhielt im Rahmen des barrierefreien Ausbaus sowie der Umgestaltung
des namensgebenden Platzes ein markantes Dach
C. LÜCKER
Herne
Neues Dach in Wanne-Eickel
20 Neubauten ersetzt werden. Die
höhere Zahl ist wegen des höheren
Bedarfs durch neue Angebote und höhere
Fahrgastzahlen notwendig. Für
die neuen Wagen wird ein Stückpreis
zwischen 2,5 und 3,5 Mio. Euro kalkuliert.
Geplant ist die Ausschreibung der
neuen Wagen für 2014 mit einer Lieferung
drei Jahre später. Anschließend
sollen die jüngeren Wagen des Typs
B80 kernsaniert und so für weitere 15
Jahre Einsatz ertüchtigt werden. MKO
Karlsruhe
Streckensperrung für
die „Kombilösung“
Der Bau der unterirdischen Straßenbahnstrecke
in der Kaiserstraße als Teil
der Kombilösung hat abschnittsweise
eine Verspätung von rund eineinhalb
Jahren. Um die Bauarbeiten zu straffen,
wurden auf der Westseite des Kronenplatzes
zwei Baufelder vereinigt
und gleichzeitig auf der Ostseite des
Marktplatzes mit dem größten Teil des
unterirdischen Gleisdreieckbauwerks
begonnen, was zu einer siebenmonatigen
Sperrung des Kaiserstraßenabschnitts
Marktplatz – Kronenplatz
führte. Ursprünglich sollte die Kaiserstraße,
ausgenommen einzelner (verlängerter)
Wochenenden, während des
Tunnelbaus durchgängig befahrbar
bleiben. Für den Zeitraum vom 29.
April bis November müssen die Bahnen
zwischen Marktplatz und Kronenplatz
über die Baumeisterstraße fahren.
Um die Knotenpunkte nicht zu
überlasten, wurden die Linien 2, 5 und
6 im Osten eingestellt. Nach Wolfartsweier
(Linie 2) wurde als Ausgleich die
Linie 8 als Zubringer zur Linie 1 verstärkt,
nach Rintheim (Linie 5) fahren
Ersatzbusse und die östliche Linie 6
wird durch die Führung der Linien S2
und S5 über die Südostbahn ersetzt.
Karlsruhe: Wegen
der Bauarbeiten
für die
Kombilösung
müssen am
Marktplatz alle
von Westen
kommenden
Bahnen Richtung
Ettlinger
Tor abbiegen
W. VÖGELE
Die modernisierte Haltestelle Am Buschmannshof, direkt
im Zentrum des Stadtteils Wanne bzw. der bis 1975
eigenständigen Stadt Wanne-Eickel gelegen, ging Anfang
April in Betrieb. Neben der Straßenbahnlinie 306 der
Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra)
halten hier 13 Buslinien. Besonders auffällig ist das rund
80 m lange Glasdach, das die komplette Haltestellenanlage
überspannt. Insgesamt hat der Umbau rund 2,5 Mio.
Euro gekostet. Am Buschmannshof war die letzte Haltestelle
entlang der Linie 306 (Bochum Hbf – Wanne-Eickel
Hbf), die noch nicht niederflurgerecht ausgebaut war.
Da auf der 306 nur noch im äußersten Notfall hochflurige
M-Wagen verkehren, ist diese Linie damit in der Regel
komplett barrierefrei.
CLÜ
Erstmals wurde auch eine Prognose für
die Endabrechnung mit 789 Mio. Euro
statt der derzeit gül tigen Veranschlagung
von 648 Mio. Euro aus dem Jahre
2012 vorgestellt. WV
Berliner S-Bahn
Betriebskonzept
für die »S21«
Für die „S21“ genannte Verbindung
des Hauptbahnhofs mit den Nord-Südsowie
den Ring-S-Bahn-Strecken zeichnet
sich ein Linienkonzept ab. Wenn
2017 der erste Teilabschnitt vom Nordring
(mit Verbindungen von den Stationen
Wedding und Westhafen) zum
Hauptbahnhof eröffnet wird, soll die
Strecke von drei Linien befahren werden:
Die Anbindung des Hauptbahnhofs
von Norden soll durch eine neue
S-Bahn-Linie S15 (Waidmannslust-
Hauptbahnhof) erfolgen, vom Ostring
soll die S85 von Grünau kommend
künftig ab Schönhauser Allee zum
Hauptbahnhof statt nach Waidmannslust
fahren und vom Westring soll die
Anbindung durch eine Verlängerung
der von Königs Wusterhausen kommenden
Linie S46 über Westend hinaus
zum Hauptbahnhof erfolgen. Für
die unterirdische Fort führung der S21-
Strecke vom Hauptbahnhof zum Potsdamer
Platz, wo wiederum Anschluss
an die Nord-Süd-S-Bahnen besteht,
soll nun das Planfeststellungsverfahren
eingeleitet werden. Ein Baubeginn
wird für 2019 angepeilt. Nach der Inbetriebnahme
des zweiten Teilabschnitts
zum Potsdamer Platz soll die
S1 (Oranienburg-Wannsee) zur Hauptlinie
auf der neuen Strecke werden,
wofür sie zwischen Gesundbrunnen
und Potsdamer Platz vom Nord-Süd-
Tunnel in den künftigen S21-Tunnel
verlegt werden soll.
PKR
Düsseldorf
Geänderte Umleitungen
am Jan-Wellem-Platz
Seit Juni ist ein Teil der Umleitungen,
die aufgrund der städtebaulichen
Umgestaltung am Jan-Wellem-Platz
ab März wirksam wurden, wieder aufgehoben.
Die Linien 701, 706 und 715
können wieder von Norden (Venloer
Straße) kommend den Jan-Wellem-
Platz erreichen, müssen aber gen Süden
weiterhin den Umweg über die
10
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Deutschland
Altstadt nehmen. In Fahrtrichtung
Norden wird der Abschnitt Berliner Allee
– Venloer Straße bzw. Marienhospital
dagegen weiter bis zum Jahr
2015 gesperrt bleiben, womit die Bahnen
in dieser Relation weiterhin eine
Umleitung über die Schadowstraße
fahren müssen. Der Grund sind Bauarbeiten
für neue Straßentunnel in Höhe
des Hofgartens.
MBE
Hamburger U-Bahn
Entwurf für künftige
U4-Endstelle
Nachdem der Weiterbau der Linie
U4 an die Elbe beschlossen wurde,
stellte die Hochbahn den Siegerentwurf
der neuen Haltestelle Elbbrücken vor.
Die in Hochlage geplante Haltestelle
soll direkt am Ufer der Norderelbe entstehen
und so den Sprung der Hochbahn
über die Elbe vorbereiten. Der
Entwurf des Architekturbüros gmp
sieht den Bau einer tragenden Stahlkonstruktion
mit innenliegender Glasfassade
vor. Die transparente Hallenkonstruktion
mit ihrem filigranen
Trägerwerk schmiegt sich der Linienführung
der alten Elbbrücke an und
bildet zu dieser einen interessanten
Kontrast. Neben der künftigen U-Bahn-
Endstelle soll auch ein neuer S-Bahnhof
entstehen. Auch die bereits im Dezember
2012 fertiggestellte U-Bahnstation
HafenCity Universität zeichnet sich
durch eine gelungene Gestaltung aus,
weshalb sie jetzt den „International
Lighting Design Award“ gewann.
Neben dem Neubau investiert die
Hamburger Hochbahn aber auch in
den Bestand: Dieses Jahr sollen vier
Brücken, ein Durchgang, ein Durchlass
und die Haltestellen Langenhorn Nord
und Kiwittsmoor zeitgleich erneuert
bzw. modernisiert werden. Die Arbeiten
sind mit einer zwölfwöchigen
Sperrung der U-Bahnlinie U1 zwischen
den Haltestellen Ochsenzoll und Langenhorn
Markt verbunden. Bis zum
27. August müssen die werktäglich
rund 21.000 Fahrgäste (pro Richtung)
auf Ersatzbusse umsteigen. Ende Oktober
sollen die Arbeiten dann komplett
abgeschlossen sein.
JEP
Stuttgart
Zwei Jahre
»Oldtimer-SEV«
Dresden: Im Rahmen der Sonderausstellung „Zugpferde – als Pferdestärken noch starke Pferde waren“ widmete
sich das Verkehrsmuseum am 27. April mit mehreren Vorträgen dem Thema Pferdebahnen. Vor dem ehemaligen
Marstall des sächsischen Residenzschlosses war als Werbung für die Veranstaltung der Pferdebahnwagen
aus Döbeln ausgestellt. Die Sonderausstellung hat noch bis zum 1. September geöffnet – der Döbelner
Wagen ist in seine Heimatstadt zurückgekehrt, vor dem Hochwasser wurde er sichergestellt
A. MARKS
Von Ende Juli an wird die Strecke
der Oldtimerlinie 23 (Straßenbahnwelt
– Ruhbank/Fernsehturm) für voraussichtlich
zwei Jahre vom Meterspur-
Restnetz abgehängt und interimsweise
mit historischen Omnibussen bedient.
Gründe sind zunächst die Sperrung
der Nordbahnhofstraße zur Verlängerung
der Hochbahnsteige für den
Einsatz von 80-m-Zügen der U12 und
anschließende Bauarbeiten für das
Straßenbauprojekt Rosensteintunnel
im Bereich der Wilhelma. Zuvor veranstalten
Stuttgarter Straßenbahnen AG
und Stuttgarter Historische Straßenbahnen
e. V. am 21. Juli einen Aktionstag,
an dem sowohl die Straßenbahnlinien
21 und 23 als auch die neue
Buslinie 23E von 10.30 bis 17 Uhr im
Stundentakt verkehren.
Derweil schreitet die Sanierung der
oberen Wagenhalle des Depots Bad
Cannstatt, in der 2015 die Straßenbahnwelt
neue Räume erhält, weiter
voran. Seit zwei Jahren schon laufen
Arbeiten zur Erhöhung der Standfestigkeit
des 75 Jahre alten Gebäudes,
dazu gehören die Sanierung des hölzernen
Dachtragwerks und zusätzliche
Bewehrungsmaßnahmen für die Stütz -
pfeiler. Zur Entlastung des Gebälks erfolgt
die Abspannung der Fahrleitungsanlage
neuerdings über eigens
aufgestellte Stahlrohrmasten. Innerhalb
der Halle und in der westlichen
Hofzufahrt wurden außerdem sechs
Weichen ersetzt. An der Ostseite der
Depotanlagen entsteht zurzeit eine
Hamburg: So soll die künftige Endstation
der U4 aussehen. In direkter
Nachbarschaft wird auch ein S-
Bahnhof entlang der Linien S3/S31
entstehen GMP, SLG. J. PERBANDT
Düsseldorf: Durch das Bauprojekt Kö-Bogen und den Abriss einer Hochstraße
hat sich der Jan-Wellem-Platz stark verändert M. BEITELSMANN
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
11
Aktuell
ANZEIGE
Ihre Prämie
Noch mehr Auswahl unter
www.strassenbahnmagazin.de/abo
Auf dem Kölner Abschnitt der Rheinuferbahn soll die Linie 16 ab 2017 durch eine neue Linie 17, die den Südabschnitt
des Nord-Süd-Tunnels befährt, verstärkt werden
P. KRAMMER
Köln
Linie 17 kommt nun doch
Anders als es sich zuletzt abzeichnete,
soll der südliche Teil der
Nord-Süd-Stadtbahn nun doch vorgezogen
in Betrieb genommen werden.
Voraussichtlich ab Mitte 2016
soll damit eine neue Linie 17 im
Zehn-Minuten-Takt zwischen Severinstraße
und Rodenkirchen fahren,
in den Spitzenzeiten sogar weiter bis
Sürth. Diese benutzt zwischen Severinstraße
und Schönhauser Straße
den südlichen Teil des Nord-Süd-
Tunnels und verdichtet anschließend
die Linie 16. Die lange Vorlaufzeit ergibt
sich daraus, dass noch ein Ausbau
der Sicherungstechnik sowie ein
neues Weichenkreuz in Höhe der
Tunnelrampe erforderlich sind. Damit
kann die Linie 17 dann die beiden
eingleisigen Tunnelröhren immer
abwechselnd bedienen, was nötig
ist, da am provisorischen Endpunkt
Severinstraße keine Gleisverbindung
existiert. Ebenfalls muss noch eine
neue Wendeanlage in Rodenkirchen
gebaut werden.
Stuttgart: Ab 28. Juli verkehren auf der Oldtimerlinie 23 anstelle von Straßenbahnen
histo rische Omnibusse. Die Oldtimerlinie 21 wird dagegen
planmäßig fahren
J. DAUR
Posse um Vorlaufbetrieb
Dem Ratsbeschluss vom 30. April 2013
ging eine politische Posse voraus. Als
das Vorhaben im vergangenen Herbst
auf der politischen Tagesordnung
stand, positionierten sich SPD und CDU
aufgrund der Kosten noch dagegen.
Dafür stimmten seinerzeit Grüne und
FDP, was insofern bemerkenswert ist,
als dass im Kölner Stadtrat eigentlich
eine rot-grüne Koalition existiert. Vor
diesem Hintergrund versuchte man in
der Folgezeit einen Kompromiss zu finden.
Dem Vernehmen nach hätte im
Gegenzug für die Ablehnung der vorgezogenen
Inbetriebnahme ein Verkehrsinvestitionsprogramm,
welches
auch die Verlängerung der Linie 7 in
Zündorf beinhaltete, beschlossen
werden sollen. Soweit kam es aber
nicht, denn die CDU änderte im letzten
Moment ihre Meinung und
stimmte zusammen mit den Grünen
und der FDP für die Inbe trieb nahme.Im
Zuge des nördlichen Tunnelabschnittes
geht bereits im Dezember
dieses Jahres der kurze Abschnitt
vom Rathaus zum Heumarkt in Betrieb.
Der Lückenschluss zwischen
Heumarkt und Severinstraße und damit
die Gesamtinbetriebnahme der
Strecke wird jedoch frühestens 2019
möglich sein.
C. GRONECK
neue Ausfahrrampe. Die alte Rampe
und mehrere Erweiterungsbauten aus
den 1960er Jahren waren 2010 zur
Beseitigung einer Bodenaltlast abgebrochen
worden.
JDA
Gera
Streckensperrung und
Finanzierungsprobleme
Am 12. April begannen am künftigen
Gleisdreieck Berufsakademie mit
einem offiziellen Spatenstich die Bauarbeiten
für den lang erwarteten weiteren
Ausbau des Geraer Straßenbahnnetzes.
Begonnen wurde dort mit
dem Bau einer provisorischen Gleis-
schleife, um das Wenden der Straßenbahnzüge
während der Streckensperrung
nach Bieblach Ost zu ermöglichen.
Seit 29. April ist jene Strecke nun
komplett gesperrt. Zuvor wurden dort
bereits seit Ostern erste vorbereitende
Baumaßnahmen durchgeführt wurden.
Bis Ende September wird die
Strecke in Stadtbahnqualität mit barrierefreien
Haltestellen, modernen
Fahrgastinformationssystemen und für
eine Höchstgeschwindigkeit von 70
km/h ausgebaut. Für das Geraer Stadtbahnprogramm,
zu dem auch der Ausbau
der Wiesestraße sowie eine Neubaustrecke
von der Berufsakademie
nach Langenberg gehören, werden
von Bund und Freistaat Thüringen 29
Mio. Euro Fördermittel bereitgestellt.
Anfang Mai wurde allerdings auch bekannt,
dass durch erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten
des städtischen
Eigenanteils die Bauarbeiten in der
Wiesestraße Ende April nicht beginnen
konnten und auch der Bau nach Gera-
Langenberg noch einmal auf dem
Prüfstand steht. Der weitere Ausbau
des Geraer Straßenbahnnetzes scheint
so noch einmal an einem unerwarteten
und unsicheren Zeitpunkt angelangt
zu sein.
ROG
Industrie
Hilton Kommunal
Neuer Oberleitungsmontagewagen
für IVB
Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe
(IVB) beschafften von Hilton Kommunal
ein neues Oberleitungsmontagefahrzeug
als Ersatz für den Zweiwege-Unimog
866, der fast drei Jahrzehnte in
Innsbruck im Einsatz war. Das neue
Fahrzeug mit der Betriebs-Nummer 749
wurde aufgebaut auf einem MAN-
Fahrgestell und verfügt über ein Schie-
12 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Deutschland · Industrie · Weltweit
Gera: Während der weitere Ausbau der Straßenbahn unsicher ist, wird die
Strecke Berufsakademie – Bieblach Ost bis September 2013 auf Stadtbahnniveau
gebracht
R. GLEMBOTZKY
Hilton Kommunal: Das neue Oberleitungsmontagefahrzeug, hier im Einsatz
auf der Innsbrucker Mittelgebirgsbahn bei Tantegert, ersetzte den
Zweiwege-Unimog 866
H. SCHIESTL
nenfahrsystem (hydrostatisch angetriebene
Lore), eine Funkfernsteuerung, eine
schwenkbare Teleskopbühne und
beidseitige Gerätekästen. Das nach
hinten offene Fahrerhaus ist mit einem
Werkstattaufbau verbunden, auf dem
ein Pantograph mit Messlineal montiert
ist. Für das Fahrdrahtziehen ist an der
Bühne ein hydraulisch verfahrbares
Stativ vorhanden. Das Zweiwegefahrzeug
des Typs Hilton OMF 3T-110 ist
zusätzlich ausgerüstet mit Dreilicht-
Spitzensignal für jede Fahrtrichtung,
mit Blaulicht sowie mit gelben Warnblinkleuchten.
Für den städtischen Einsatz
auf Schienen steht eine Warnglocke
und für die Überlandstrecken ein
Signalhorn zur Verfügung. Für den Einsatz
auf der Stubaitalbahn ist es zudem
mit dem Zugleitsystem ausgerüstet. Ein
ähnliches Fahrzeug konnte 2012 an
Stern & Hafferl, unter deren Regie unter
anderem die Gmundener Straßenbahn
fährt, verkauft werden. ROS
Stadler
19 weitere Tangos
für die BLT
Am 27. Mai 2013 hat der Verwaltungsrat
der Baselland Transport (BLT)
das zweite Bestelllos von 19 Tango-
Trams ausgelöst. Die Auslieferung der
94 Mio. Franken teuren Fahrzeuge erfolgt
2015 bis Mitte 2016. Ab dann
werden die Tramlinien 10 und 11 nur
noch mit Tango-Trams betrieben. Die
Schindler-Sänftenfahrzeuge, welche in
den letzten zehn Jahren einem umfangreichen
Sanierungsprogramm unterzogen
wurden, sollen ab dann nur
noch auf den Einsatzlinien E11 und 17
unterwegs sein. Bis 2012 erhielt die
BLT bereits 19 Tango-Trams. Ursprünglich
sollte dieser Fahrzeugtyp nicht nur
für den kleineren Baseler Trambetrieb
BLT, sondern auch für das größere Unternehmen
Baseler Verkehrsbetriebe
(BVB) beschafft werden. So kam es
Stadler/Basel: Ab 2016 sollen die beiden BLT-Hauptlinien 10 und 11 ausschließlich mit Tangos betrieben werden,
wofür Stadler 19 weitere Exemplare an die Stadt am Rhein liefert
P. KRAMMER
aber nicht, denn die BVB bestellten
Ende 2011 insgesamt 60 Tw des Bombardier-Typs
Flexity 2, von denen die
ersten Vorserienfahrzeuge ab Ende
2013 zur Verfügung stehen sollen. PKR
Stadler/Alstom
Neues auf dem
UITP-Kongress
Ende Mai 2013 trafen sich Fachleute
aus aller Welt zum 60. Weltkongress
des Internationalen Verbandes
für öffentliches Verkehrswesen (UITP),
zur Mobility und City Transport Ausstellung
und zur Fachmesse suissetraffic
in Genf. 300 Aussteller priesen
ihre Produkte an. Unter den vielen
Neuheiten zeigte Stadler neben dem
Mock-up der U-Bahnwagen für das
Berliner Kleinprofilnetz den ersten
Obus, den Stadler Minsk gemeinsam
mit einem lokalen Partner für den
Markt in den GUS-Staaten herstellt.
Somit erweitert Stadler sein Produktportfolio
nach dem Geschäftsfeld U-
Bahn abermals. Für großes Aufsehen
sorgte auch die von Alstom ausgestellte
Citadis-Tram für die Stadt Tours
(Frankreich). Über die Neuheiten aus
Genf berichten wir ausführlich in der
nächsten Ausgabe.
ROS
Siemens
Verspätete Zulassung
für Münchener Bahnen?
Um das Angebot im Tram- und U-
Bahn-Bereich zu verbessern, benötigt
die Münchener Verkehrsgesellschaft
(MVG) bereits zum Fahrplanwechsel
im Dezember die neuen U-Bahn-Züge
vom Typ C2 sowie die neuen Trams
vom Typ Avenio. Nach Aussage des
Regierungspräsidiums Oberbayern
droht aber bei den beiden Siemens-Typen
eine verspätete Zulassung, da
noch wichtige Dokumente fehlen. Sollte
es so kommen, müsste die MVG
von den im März angekündigten Angebotsverbesserungen
Abstriche machen.
Geplant ist u.a. ein Zwei-Minuten-Takt
während des morgendlichen
Berufsverkehrs auf dem U-Bahn-Abschnitt
Hauptbahnhof – Kolumbusplatz,
die Einführung des Samstagsbetriebs
auf der neuen Tramlinie 28
(Sendlinger Tor – Scheidplatz), die Verlängerung
der Linie 18 vom Effnerplatz
nach St. Emmeram nicht nur in
der Morgenspitze sondern auch nachmittags
sowie zahlreiche weitere
punktuelle Fahrplanausweitungen. PKR
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
13
Aktuell
Siemens: Ob die Münchener C2-Züge, von denen der erste im April die
Wiener Werkshallen verließ, rechtzeitig zugelassen werden, ist laut dem
Regierungspräsidium Oberbayern eher fraglich
R. WYHNAL
Bern: Das heute noch zweiteilige „Mandarinli“ 43, hier nahe der Station
Felsenau, bleibt aufgrund seiner automatischen Fahrgastzählgeräte weiter
im Einsatz bei der RBS
J. SCHRAMM
Ausland
Rumänien: Galati
Betrieb setzt auf
ex-Rotterdamer GT6
Der ostrumänische Straßenbahnbetrieb
hat in den vergangenen Monaten
die letzten aus Rotterdam gebraucht
übernommen GT6 in Betrieb
genommen. Seit 2007 hat Galati insgesamt
27 dieser 1984 bei Düwag
gebauten Fahrzeuge übernommen.
Abzüglich zweier Ersatzteilspender
können jetzt in der Regel alle Kurse
mit den Rotterdamer Wagen bestückt
werden. Der Einsatz von Gebrauchtwagen
aus Deutschland steht damit
laut Betrieb kurz vor dem Ende. Von
den fünf 1997 aus Frankfurt übernommenen
L-Zügen waren im Mai nur
noch vier Tw vorhanden, zwei standen
vor der Verschrottung. Alle sieben T4
ex Magdeburg waren bereits verschrottet.
Die zwölf T4 aus Dresden
warten, ebenso wie die meisten der
31 Berliner KT4D, auf ihre Zukunft. Die
letzten rund zehn einsatzfähigen ex-
Berliner KT4D werden kaum noch benötigt
und sollen bald abgestellt werden.
CLÜ
Schweiz: Bern RBS
NExT ersetzen
»Mandarinlis«
Die Reihen der ursprünglich 21 Be
4/8 (Bj. 1974 bis 1978) von der Regionalverkehr
Bern-Solothurn (RBS) werden
sich bald lichten. 16 der wegen
ihrer orangefarbenen Lackierung
„Man darinlis“ genannten Tw erhielten
zwischen 1999 und 2002 einen niederflurigen
Zwischenwagen. 2004
wurden dann alle Züge grundlegend
modernisiert. Dennoch wurde Ende
2011 mit dem Wagen 44 der erste wegen
Schäden an Rahmen und Fahrzeugkasten
ausgemustert und verschrottet.
Seit 2009 erhielt die RBS
von Stadler sechs neue Triebwagen
„NExT“, welche vorwiegend den RE-
Verkehr zwischen Bern und Solothurn
übernommen haben. 2013 werden
acht weitere NExT folgen, sodass die
Linie S8 weitgehend mit den neuen
Fahrzeugen bedient werden kann.
Dies bedeutet gleichzeitig das Aus für
die letzten zweiteiligen „Mandarinli“,
die heute in den Spitzenzeiten als Verstärkungsmodule
auf der S8 eingesetzt
werden. Betroffen sind die Wagen
41, 42, 45, 46. 48 und 49, die bis
Ende 2013 ausscheiden werden. Hiervon
sind die Wagen 41, 46 und 49
dreiteilig, dagegen wird der heute
zweiteilige Wagen 43 erhalten bleiben
und mit einem der frei werdenden
Mittelteile ergänzt werden; der Grund
hierfür ist seine Ausstattung für die
Fahrgastzählung. Die beiden anderen
Mittelteile sollen verkauft werden. JÖS
Algerien: Oran/Constantine
Zwei neue
Straßenbahnbetriebe
Nachdem 2011 neben der ersten
Metrolinie auch die erste Straßenbahn
des Landes in der Hauptstadt Algier in
Betrieb genommen worden war, folgte
Galati: Ex-Rotterdamer GT6er
aus den 1980er-Jahren haben
deutsche Gebrauchtfahrzeuge
aus Berlin, Magdeburg, Dresden
und Frankfurt/Main verdrängt
C. LÜCKER
am 1. Mai 2013 die Eröffnung einer
18,7 km langen Straßenbahnlinie in
Algeriens zweitgrößter Stadt Oran (ca.
1 Mio Einw.). Diese Linie führt von den
östlichen Vororten (Bir El Djir) ins
Stadtzentrum und schwenkt dann
nach Süden, um im Bereich der Universität
in Senia zu enden. An der Strecke
liegen 32 Haltestellen.
Im Juli 2013 startet auch der Fahrgastbetrieb
bei der neuen Tramway
von Constantine (ca. 500.000 Einw.)
im Osten des Landes auf einer neun
km langen Linie mit elf Haltestellen.
Die Strecke beginnt am südlichen
Rand der Innenstadt, die auf einem
Plateau 650 m über dem Meeresspiegel
liegt. Die Tramway überquert nach
2,7 km Fahrt das tiefe Tal des Flusses
Rhumel auf einem ca. 500 m langen
Viadukt, um dann mehrere Vororte im
Süden der Stadt zu erschließen. Am
südlichen Endpunkt Zouaghi wird eine
multimodale Umsteigeanlage eingerichtet.
Wie bereits die Tramway in Algier
werden die beiden neuen Netze von
SETRAM (Société d’exploitation des
tramways d’Algérie) betrieben, an der
die Pariser RATP-Dev maßgeblich beteiligt
ist. Der französische Einfluss ist
nicht nur am Ausbaustandard der
Strecken und Haltestellen zu erkennen,
es werden bei allen drei Betrieben
auch nur Citadis 302-Fahrzeuge
von Alstom eingesetzt. Nach demselben
Muster sollen in den nächsten
Jahren weitere Betriebe in Sétif, Annaba,
Mostaganem, Sidi-Bel-Abbès, Tiaret
und Ouargla entstehen. RSC
Frankreich: Nizza
Straßenbahnnetz
wird erweitert
Im Juli 2013 soll die seit 2007 betriebene
8,7 km lange Straßenbahn im
südfranzösischen Nizza (Nice) um eine
Haltestelle verlängert werden. Die
14 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Weltweit
Neubaustrecke beginnt an der nordöstlichen
Endhaltestelle Pont Michel
der bislang einzigen Straßenbahnlinie
1 und endet nach 450 m am Krankenhaus
Hôpital Pasteur. Die Gleise 1 und
2 der alten Endstelle Pont Michel werden
nach Westen weitergeführt, während
das südliche Bahnsteiggleis 3 als
Kehrgleis verbleibt. Die Strecke verläuft
auf besonderem Bahnkörper in
südlicher Seitenlage und überquert
dabei auf einem 93 m langen Brückenbauwerk
neben der Straßenbrücke
Pont René Coty den Fluss Paillon.
Anstatt des sonst üblichen Oberbaus
mit Zweiblockschwellen wurden dieses
Mal Längsbetonbalken verwendet.
Eingedeckt sind die Gleise mit Asphalt,
Natursteinpflaster oder Rasen. Der
neue Endpunkt erhält zwei 40 m lange
Seitenbahnsteige, deren vorgeschaltete
doppelte Gleisverbindung mit einer
abhängig geschalteten Fahrsignalanlage
gesichert ist. Eine spätere Verlängerung
von hier aus nach La Trinité ist
möglich.
Für den Herbst 2013 plant die Stadt
zudem den Baubeginn der zweiten
Straßenbahnlinie, die von St-Augustin
am Flughafen westlich der Stadt entlang
der Küste bis zum Hafen von
Nizza führen soll. Die Innenstadt wird
in einem 3,6 km langen Tunnel unterfahren,
der die Linie 1 an den Haltestellen
Jean Médecin und Garibaldi
kreuzt.
MKE
Schweiz: Basel BVB
»Badwännli« stillgelegt
Wie jetzt bekannt wurde, verfügten
die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) bereits
im Herbst 2012 die Außerbetriebsetzung
des offenen Aussichtswagens
B2 1045, was mit Bedenken
bezüglich der Sicherheit begründet
wurde. Schließlich sei während der
Der neue Niederflurwagen 1002 (Piccola) fährt als Linie 9 in der Hakushima-dori-Straße. Bis 2027 sollen in Hiroshima
42 dieser Tw in Dienst gestellt sein
E. PLEFKA
Japan: Hiroshima
»Piccolo« und »Piccola« sind da!
Nachdem in den letzten Jahren für die am stärksten
frequentierten Linien 1 und 2 Niederflurgelenkwagen beschafft
wurden, stehen nun die alten Vierachser zur Erneuerung
an. Anfang 2013 wurden von Kinki Sharyo und
Mitsubishi zwei 18,6 m lange vierachsige Niederflurwagen
mit schwebendem Mittelteil geliefert. Sie sind weitgehend
bauartgleich mit dem 2004 bis 2008 gelieferten
fünfteiligen Sechsachsern 5101 bis 5110 „Greenmover-
Max“. Eingesetzt werden die neuen Wagen 1001 („Piccolo“)
und 1002 („Piccola“) seit Februar auf den Linien 7
und 8 und auf den Einlagekursen der Linie 9 zwischen Eba
und Hakushima. Bis 2027 sollen weitere 40 Wagen dieser
Fahrt eine Beschädigung der Fahrleitung,
bei welcher es zum Herabfallen
von Teilen und so zu einer Gefährdung
der Fahrgäste kommen könnte, nicht
ausgeschlossen.
Die beiden Sommerwagen C 260
und C 262 wurden in den Jahren 1938
bzw. 1939 in offene Aussichtswagen
für Stadtrundfahrten verwandelt und
entstammen den 1901 von SIG Neuhausen
gebauten Wagen C 93 und C
95. Beim Umbau wurden das Dach
entfernt, niedrige Seitenwände angebracht
und der Radsatzabstand vergrößert.
Die offenen Wagen erhielten
im Volksmund schnell den Namen
Wagentype beschafft werden, um damit die derzeit mehr
als 50 Jahre alten Vierachser zu ersetzen.
Akuter Erneuerungsbedarf
Der Erneuerungsbedarf bei der Straßenbahn von Hiroshima
ist besonders akut, denn von den 125 für den Linienbetrieb
zur Verfügung stehenden Wagen sind nur 36 (29 %) jünger
als 20 Jahre. 46 Wagen (37 %) sind zwischen 20 und 31
Jahre alt, die restlichen 43 Wagen (34 %) weisen mittlerweile
ein Alter von 49 bis 73 Jahren auf, wobei die ältesten
eingesetzten Fahrzeuge die 1940 von Kinami Sharyo für
Osaka gebauten Vierachser 761 – 763 sind.
EPL
„Badwännli“. 1954 erhielten sie die
neuen Nummern 1045 und 1046. Der
Wagen 1046 verabschiedete sich bereits
neun Jahre früher als sein
Schwesterfahrzeug aus dem Fahrgastverkehr,
da er seinerzeit dem Brand
des Depots Wiesenplatz zum Opfer
fiel.
DOM
Nizza: Citadis 018 kehrt in der heutigen Endhaltestelle Pont Michel – im
Hintergrund ist die Gleisbaustelle für die Verlängerung zum Hôpital Pasteur
zu erkennen
M. KEUCHEL
Basel: Der letzte große Auftritt des B2 1045, im Volksmund Badwännli genannt,
war am 20. Januar 2012, als er das traditionelle Vogel-Gryff-Spiel
zur Haltestelle Eglisee beförderte
D. MADÖRIN
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
15
Betriebe
In die vom Elisabeth-Dom dominierte Innenstadt von Kosice kommt die Straßenbahn nicht mehr, sondern umfährt sie auf dem Altstadtring.
Der VarioLFR.S 701 – das erste Neufahrzeug Kaschaus seit über 15 Jahren – passiert hier den Namestie Osloboditelov
M. JUNGE
Kulturhauptstadt
mit Tram und Trolley
Reisetipp 2013: Kosice Das slowakische Kaschau präsentiert sich neben Marseille als diesjäh rige
Kulturhauptstadt Europas. Die im Schnittpunkt zwischen Polen, Ungarn und der Ukraine gelegene
zweitgrößte Stadt der Slowakischen Republik lädt aber nicht nur deshalb zu einem Besuch ein
16
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Slowakei: Kaschau
Das Straßenbahnnetz
in Kosice
Altstadtring
Die Stammstrecke beginnt am Hauptbahnhof
Kosice, umschließt in einem Halbkreis die Altstadt
und endet am nördlichen Innenstadtrand
(Havlickova); am Rand der Altstadt befindet sich
ein zweiter Linienendpunkt (Namestie Maratonu
Mieru)
Westliche Schleife
Der Altstadtring wird um eine westliche Schleife
erweitert, die in einem weiten Bogen die
Westbezirke anschließt; von der westlichen
Schleife zweigt eine Stichstrecke zur Technischen
Universität ab und endet am nordwestlichen
Innenstadtrand (Botanicka Zahrada)
Die Straßenbahn von Kosice dient vor allem zur Erschließung der Neubausiedlungen und Industrieanlagen.
Eine T3-Doppeltraktion nähert sich hier der Station VVS krizovatka
Außenast 1
Die Strecke zweigt vom Altstadtring (Osloboditelov-Platz)
ab und verbindet das Zentrum mit
der Trabantenstadt Vazecka im Osten Kaschaus;
von diesem Außenast zweigt eine Stichstrecke
ab und endet am östlichen Innenstadtrand
(Socha Jana Pavla II.)
Außenast 2
Die Strecke zweigt von der westlichen Schleife
ab und verbindet das Zentrum mit dem Stahlwerk
(Vstupny Areal U.S.Steel) im Südosten der
Stadt Kosice
Tangente
Die Strecke verknüpft beide Außenäste und die
westliche Schleife und stellt die kürzeste Verbindung
zwischen Vazecka und den Westbezirken
sowie dem Stahlwerk her
Das 240.000 Einwohner zählende
Kosice – der deutsche Stadtname
lautet Kaschau – ist zwar industriell
von einem Stahlwerkskomplex
geprägt, verfügt aber auch über ein
sehr stilvolles und großflächiges Altstadtensemble
mit dem gotischen Elisabeth-Dom
als markantem Wahrzeichen. Um die Innenstadt
bis hinauf auf die benachbarten
Höhenrücken gruppieren sich eine Reihe
von Trabantenstädten mit der typischen
Plattenbauarchitektur, die im Zuge der forcierten
Industrialisierung in den 1960er-Jahren
zur Beschaffung von Wohnungen entstanden
sind. Diese Standortfaktoren sind
auch maßgebend für die Struktur des öffentlichen
Nahverkehrs in Kosice.
LINKS Neben herkömmlichen Bussen und der
Straßenbahn werden in Kosice im Öffentlichen
Personennahverkehr auch Obusse eingesetzt
– hergestellt wurden sie in den tschechischen
Skodawerken
Der Triebwagen 376, ein Tatra-T3SUCS, wirbt derzeit für Kosice in dieser auffälligen Lackierung
als europäische Kulturhauptstadt J. BOHNDORF (3)
Kernstück sind ein Straßenbahnnetz und
eine Obus-Strecke. 40 weitere Autobuslinien
komplettieren das städtische Bedienungssystem.
Die Straßenbahn erschließt mit 34 km
Streckenlänge vornehmlich die Innenstadt
sowie den Osten und Westen der Stadt. Die
im Infokasten genannten Netzteile sind an
allen Abzweigstellen über Gleisdreiecke miteinander
verknüpft, so dass sich für die Linienführung
keine Restriktionen ergeben.
Auf dieser Infrastruktur verkehren sieben
Regel-Verkehrslinien. Die Linienführung ist
so gestaltet, dass von den maßgebenden
Endpunkten Havlickova im Norden, Hauptbahnhof
im Zentrum und Vazecka im Osten
alle Ziele auf dem Altstadtring, der westlichen
Schleife und dem Außenast 1 ohne
Umsteigen erreicht werden. Die Stichstrecken
werden jeweils mit einer Linie bedient,
die beide über den Altstadtring führen.
Auf den einzelnen Linien verkehren die
aus Tatra-Fahrzeugen gebildeten Züge in
der Regel in 20-Minuten-Intervallen, die in
den Hauptverkehrszeiten zu 15-Minuten-
Zugfolgen verdichtet werden.
Ein Spezifikum des Kaschauer Straßenbahnsystems
sind acht zusätzliche Berufsverkehrslinien,
die alle Netzteile direkt mit
dem Stahlwerk verbinden und nur bedarfsorientiert
bedient werden.
Zum elektrisch betriebenen Streckennetz
zählt auch eine Obus-Strecke, die von der
nordöstlich gelegenen Trabantenstadt Lingov
durch das Zentrum bis zum westlichen
Stadtrand (Sidlisko KVP/Klastor) führt, auf
der zwei Obus-Linien verkehren.
JOACHIM BOHNDORF
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
17
Betriebe
Grüner als man denkt
präsentiert sich das
Ruhrgebiet an vielen
Stellen auf der Reise
quer durch das Ballungsgebiet
– wie
hier in Witten auf der
Bogestra-Linie 310
kurz hinter der Haltestelle
Hardel
MARCO CHRISTIAN
»Tour de Ruhr«
Die längste Straßenbahnfahrt auf einem zusammenhängenden Netz Auf der über
100 Kilometer langen Fahrt von St. Tönis nach Heven Dorf erlebt der Fahrgast fünf Betriebe, zwei
Spurweiten sowie eine große Fahrzeugtypenvielfalt. Außerdem sieht er viel Revieratmosphäre –
von Zechenanlagen und „Ruhrbarock“ aus Kaisers Zeiten bis hin zu hypermodernen Zweckbauten
18 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Ruhrgebiet
Kombi-Tickets für Schnäppchen-Jäger!
Fahrkarten-Tipps für die Straßenbahnexkursion an Rhein und Ruhr
Für die „Tour de Ruhr“ benötigt man ein Ticket
der Preisstufe D im Verkehrsverbund Rhein/Ruhr
(VRR). Die Einzelfahrt kostet damit 12,50 Euro –
theoretisch, denn die Geltungsdauer eines solchen
Einzeltickets ist auf vier Stunden beschränkt.
Wer aber ausschließlich per Straßen- und Stadtbahn
von Tönisvorst bis nach Witten-Heven fahren
möchte, benötigt selbst bei optimalen Anschlüssen
und ohne jede Pause mindestens fünf
Stunden.
Es bleibt also nur eine Tageskarte, die in dieser
Preisstufe inzwischen mit stolzen 27,40 Euro zu
Buche schlägt. Günstiger wird es in der Gruppe:
Eine Tageskarte für bis zu fünf Personen kostet
38, – Euro. Eventuell lohnt sich auch das „SchönerTagTicket“,
das zwar erst ab 9 Uhr gilt, mit
dem man aber dann den kompletten Nahverkehr
in ganz Nordrhein-Westfalen nutzen kann. Es kostet
28,50 Euro (Einzelperson) bzw. 39,50 Euro
(Gruppenticket bis zu fünf Personen). Sonnabends
und sonntags ist die bundesweite Nahverkehrs-
Netzkarte „Schönes-Wochenende-Ticket“ eine Alternative
Clevere Sparfüchse können ihre Straßenbahnerkundungsreise
im Ruhrgebiet mit dem Besuch
einer Veranstaltung verbinden, deren Eintrittskarte
als Kombi-Ticket am jeweiligen Tag auch als
Fahrkarte im gesamten VRR-Tarifgebiet gilt. Dies
ist bei diversen Messen (Düsseldorf, Essen, Dortmund),
bei zahlreichen kulturellen Events und vielen
Sportveranstaltungen der Fall. So bekommt
man z.B. die „Tour de Ruhr“ inklusive eines Fußballspiels
des VfL Bochum in der 2. Bundesliga
schon für 11,– Euro (Stehplatz Vollzahler)!
Einige, zum Teil sogar recht preiswerte und sehr
zentral gelegene Hotels an Rhein und Ruhr – vor
allem in Düsseldorf, aber auch in Essen, Wuppertal
und Gelsenkirchen –, stellen ihren Übernachtungsgästen
eine kostenlose Fahrkarte für das gesamte
VRR-Gebiet (Nahverkehr, 2. Klasse) aus! Sie
gilt ab Ankunft im Hotel und auch noch den gesamten
Abreisetag. Schnäppchenjäger können so
bereits ab 35,– Euro (im Einzelzimmer) und ab
45,– Euro (zu zweit im Doppelzimmer) übernachten
und nach Belieben Straßenbahn fahren. Mehr
Infos unter www.hotel-kombiticket.de. MIK
Auch wenn das dichte Straßenbahnnetz
im Großraum Rhein-Ruhr der
Vergangenheit angehört, verbindet
die Tram doch weiterhin die Städte
im Revier. Fünf Betriebe, zwei Spurweiten,
unterirdische, ebenerdige und aufgeständerte
Strecken, „Oldies“ aus den 1970er-Jahren
und brandneue Niederflurwagen sowie
viel Revieratmosphäre – von Zechenanlagen
und „Ruhrbarock“ aus Kaisers Zeiten
bis hin zu hypermodernen Zweckbauten:
Die „Tour de Ruhr“ mit der Straßenbahn ist
ein Erlebnis!
Unser Abenteuer beginnt in Tönisvorst,
einer 30.000-Einwohner-Stadt im Kreis
Viersen, und zwar am Wilhelmplatz in
St. Tönis in typisch niederrheinischer Kleinstadt-Atmosphäre.
Hier wartet die Linie
041 der Krefelder SWK Mobil GmbH. Die
Abfahrtshaltestelle ist zweigleisig, doch
wird das zweite Gleis nur selten genutzt. Befördern
wird uns der noch recht neue „Flexity“
612, ein eleganter Niederflurwagen
der Firma Bombardier mit einer dynamischen
rot/weißen Lackierung. Oder warten
wir einen Kurs ab? Werktags ist die Chance
gut, dass wir dann einen 1980/81 gebauten
M8C erwischen. Aber Fahrzeuge dieser
Bauart erwarten uns in Essen und Bochum
auf alle Fälle noch – und Zeit wollen wir
nicht verlieren. Denn bereits ohne Pause
und mit optimalen Anschlüssen dauert unsere
rund 106 km lange Tour etwa fünf
Stunden!
Da die komplette Reise im Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr verläuft, brauchen wir
nur ein einziges Ticket (Infos siehe Kasten).
Aber Achtung: Eine Einzelfahrt auf dieser
langsamen Umwegroute erlaubt das Tarifsystem
nicht!
Seit drei Jahren ohne »Klassiker«
Gleich nach der Endstelle erleben wir eine
sehenswerte Gleisverschlingung, als der Wagen
aus der Häuserblockschleife in die enge
Krefelder Straße einbiegt. Bald verlassen wir
den Ort St. Tönis, und die Krefelder Straße
ist plötzlich eine breite Fahrbahn, in deren
Mitte wir ungestört auf eigenem Bahnkörper
vorwärtskommen. Die Linie 041 passiert
einige Felder, doch inzwischen dominieren
hier große Neubaugebiete. Die fröhliche
Horde von Schulkindern ist wieder
verschwunden, und im Wagen ist Ruhe eingekehrt.
In Krefeld heißt es aufpassen: Auf der
rechten Seite fahren wir am Depot- und
Werkstattgelände der SWK am Weeserweg
vorbei. Nur mit viel Glück steht manchmal
der historische blaue Oldtimer mit seinen
drei Bogenfenstern im Freien. Die klassischen
achtachsigen Düwag-Gelenkwagen
sind seit drei Jahren Geschichte. Ein Stück
weiter steht die Verwaltung der Stadtwerke
Krefeld. Auf der anderen Straßenseite finden
sich noch Reste der früheren Wendeschleife
Obergplatz.
Erneut fahren wir ein Stück weiter Richtung
Innenstadt, und die Bebauung wird zunehmend
großstädtischer und enger, auch
einige alte Industriebauten können wir bewundern.
Die meterspurigen Straßenbahngleise
kreuzen die regelspurigen Gleise der
SWK-Eisenbahnstrecke, die zum Krefelder
Nordbahnhof und weiter nach Hüls führt.
Über viele Kilometer sind wir mehr oder
weniger geradeaus gefahren, doch am alten
Horten-Gebäude biegt die 041 nach rechts
in den Ostwall ein, eine der geschäftigsten
Krefelder Innenstadtstraßen. Hier erreichen
wir die wichtigste Krefelder Straßenbahnhaltestelle
mit Namen „Rheinstraße“. Alle
vier SWK-Linien verkehren hier, außerdem
wendet die normalspurige Stadtbahnlinie
U76 der Düsseldorfer Rheinbahn in einer
mittigen Stumpfendstelle mit Umsetzgleis.
Hinter dem modernen Kürzel „U76“ ver-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
19
Betriebe
In St. Tönis bei Krefeld gibt es am Ende der Häuserblockschleife eine Gleisverschlingung.
Für die Flexity der Krefelder SWK Mobil kein Problem! M. PABST
birgt sich die frühere Linie „K“, die seit
1898 als elektrifizierte Kleinbahn Düsseldorf
und Krefeld verbindet. Wir steigen das
erste Mal um.
U76: Stadtbahnwagen mit Bistro
Die Rheinbahn setzt auf der U76 in der Regel
Doppeltraktionen aus B80-Stadtbahnwagen
ein. Wir haben Glück: Unser Zug
Fototipps für eine »Tour de Ruhr«
Wer nicht nur die Fahrt genießen, sondern auch
einige Erinnerungsfotos entlang der Strecke schießen
möchte, dem seien folgende Fotostellen empfohlen:
Die Gleisverschlingung hinter der Starthaltestelle
Wilhelmplatz in St. Tönis bietet sich
schattenbedingt vor allem bei bewölktem Himmel
als Motiv an.
In Krefeld sollte die zentrale Haltestelle Rheinstraße
festgehalten werden, sie wird ihr klassisches
Flair im nächsten Jahr durch einen Komplettumbau
verlieren. Entlang der U76 ist die
Oberkasseler Brücke in Düsseldorf mit Blick auf
den Rhein zu fast jeder Tageszeit ein guter Tipp –
am besten an den Haltestellen Luegplatz oder
Tonhalle aussteigen.
Ähnlich wie die U76, bietet auch die U79 auf
dem Weg nach Düsseldorf reizvolle Überlandabschnitte,
wie etwa zwischen den Haltestellen Froschenteich
und Kesselsberg. Neben der Ortsdurchfahrt
in Mülheim-Speldorf ist entlang der 901 die
schmale Brückendurchfahrt hinter der Haltestelle
Speldorf Bahnhof zu empfehlen.
Wer auf urbanes Flair steht, der fotografiert am
besten die Linie U18 hinter der Haltestelle Savignystraße
– hier verkehren die Bahnen inmitten
der A40. Beim Umsteigen am Essener Hauptbahnhof
unbedingt die blau beleuchtete Tunnelstation
aufnehmen.
Ein Motivklassiker findet sich an der Haltestelle
Kapitelwiese in Essen. Im Sommer lassen sich die
M8C der Linie 107 hier am besten am Nachmittag
vor der Kulisse des Förderturms der Zeche Zollverein
festhalten.
In Bochum bietet die Tunnelhaltestelle Lohring
an der 302/310 mit ihrer Beleuchtung ein spannendes
Umfeld. Von hier aus verkehrt auch die
310 nach Witten. Typischen Ruhrpott-Überlandcharakter
hat die Strecke noch zwischen Am Honnengraben
und Crengeldanz. Als Motiv eignet sich
außerdem je nach Blickrichtung ganztägig der Bereich
hinter der Bahnhofsstraße in Witten. Hier
rollt die 310 eingleisig inmitten einer Kopfsteinpflasterstraße
einen leichten Hügel hinauf.
CHRISTIAN LÜCKER
führt einen der vier vorhandenen „Bistro“-
Wagen mit sich. Während der Fahrt genießen
wir einen Kaffee und kleine Happen.
Leider ist es nur ein Rest früherer Speisewagenherrlichkeit.
Doch ist die U76 damit immer
noch etwas Besonderes.
Unser massiver Normalspur-Stadtbahnzug
fährt zusammen mit den zierlicheren
SWK-Meterspurfahrzeugen auf einem Vierschienengleis
den Ostwall hinunter. Vor
dem wuchtigen Sandsteingebäude des Krefelder
Hauptbahnhofs biegt er nach links
ab. Ab Dießem liegen die Gleise schnellbahnartig
auf eigenem Bahnkörper.
Noch einmal begegnet unsere in Spitzenzeiten
durch die Linie U70 verstärkte U76
der Krefelder Straßenbahn: In der Umsteigehaltestelle
Grundend am östlichen Ortsrand
des Stadtteils Fischeln sehen wir wieder
unsere Linie 041, die dort ihre andere
Endstation hat. In der Regel gewinnt die
U76 das Wettrennen.
Wir fahren nun recht flott auf Meerbusch
zu. Vor der Zwischenendstelle Görgesheide
mit ihrem mittigen Wendegleis wird zunächst
die Autobahn A44 unterfahren sowie
nach der Haltestelle die Eisenbahnstrecke
Krefeld – Neuss auf einer Brücke
überquert. Eine weitere Zwischenendstelle
ist die Station „Haus Meer“, wo bis Ende
der 1950er-Jahre die Fernlinie „M“ der
Rheinbahn in Richtung Moers abzweigte –
die Stadt ist heute, wie manch andere im
Rhein-Ruhr-Gebiet, völlig straßenbahnfrei.
Das dichte Netzgeflecht im Revier der
1950er-Jahre ist passé – doch freuen wir
uns, dass wir immer noch eine vergleichsweise
vielfältige und ausgedehnte Straßenbahnlandschaft
genießen dürfen.
Nachdem wir mit Büderich den nächsten
Meerbuscher Stadtteil passiert haben, befinden
wir uns auf Düsseldorfer Stadtgebiet.
Vor der Endstelle Lörick der U74 geht die
Fahrt vorbei an den früheren Stahlwerken.
Danach fährt die Bahn in der Mitte der
20 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Ruhrgebiet
Meterspur trifft Normalspur: Krefelder Flexity neben normalspurigem B80 der Rheinbahn an der viergleisigen Haltestelle Krefeld Ostwall, die in
Kürze umfangreich modernisiert werden wird. Hier geht es von der 041 in die U76
M. PABST
Ein B80-Doppel auf der U76 in Krefeld-Grundend – hier befindet sich
auch die südliche Endschleife der Meterspurlinie 041 M. KOCHEMS
Fast wie bei der „großen“ Eisenbahn: Auf der U76 ist der Reisende
zwischen Krefeld und Düsseldorf im „Bistro-Wagen“ König RHEINBAHN
Hansaallee auf eigenem Bahnkörper in
Richtung Oberkassel. Links biegt an der
Prinzenallee die vor einigen Jahren neugebaute
Strecke zum Bürogebiet Am Seestern
ab, einige hundert Meter weiter befindet
sich rechts die Hauptverwaltung der Düsseldorfer
Rheinbahn.
Noch mit formschönen GT8SU
In Düsseldorf-Oberkassel ist der Belsenplatz
der zentrale Verknüpfungspunkt aller linksrheinischen
Stadtbahnlinien sowie mehrerer
Buslinien. Der Platz wird dominiert durch
das alte Bahnhofsgebäude von 1900.
Nun gilt es eine fahrzeugtechnische Attraktion
zu würdigen: Aus Neuss kommend,
biegen am Belsenplatz die ältesten im
Planbetrieb eingesetzten Schienenfahrzeuge
der Rheinbahn ein. Denn die U75 wird
noch weitgehend mit den formschönen
GT8SU aus den 1970er-Jahren betreiben.
Nun werden sie noch einmal aufgearbeitet
und verlieren dabei ihre rot/weiße Farbgebung
mit dem charakteristischen roten
„Schnauzbart“ an der Front.
Bei der Fahrt entlang der Luegallee genießen
wir die zahlreichen schönen Häuser aus
der Gründerzeit. Auf der mächtigen Oberkasseler
Brücke überqueren wir den Rhein
und vergessen nicht, auf der rechten Seite
einen Blick auf die markante Ansicht der
Düsseldorfer Altstadt mit Schlossturm und
St. Lambertus zu werfen. Auf der jenseitigen
Brückenrampe halten wir am Inselbahnsteig
der Station Tonhalle – ein eindrucksvolles
Bauwerk im Hintergrund –, dann fahren
wir über eine langgezogene Rampe in den
Tunnel. Kurz darauf rollt der Stadtbahnzug
in die viergleisige Anlage des Bahnhofs
Heinrich-Heine-Allee ein, wo wir umsteigen
werden.
Mit der U79 nach Duisburg
Hier hat die U76 Anschluss an die U79, die
frühere Fernlinie „D“ nach Duisburg. Auch
diese Verbindung wird mit Doppeltraktionen
aus B-Wagen bedient, doch kommen
hier sowohl Düsseldorfer Fahrzeuge der
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
21
Betriebe
Dynamische Haltestellenanzeigen in Echtzeit
sorgen für eine gute Information RHEINBAHN
Nachschlag gefällig?
Die „Tour de Ruhr” lässt sich durch diverse Umwege
noch erweitern, ohne dass man von der
eigentlichen Route abkommt. Wer mit der U79
von Düsseldorf kommend bis zur Endstelle Meiderich
Bahnhof statt nur bis zum Hauptbahnhof
fährt, der rauscht auf einer fast fünfminütigen
Fahrt ohne Halt durch den Ruhr-Tunnel unter
dem Duisburger Hafen. Von Meiderich aus geht
es weiter mit der 903 Richtung Dinslaken. An
der Haltestelle Marxloh, Pollmann ist umsteigen
in die 901 nach Mülheim angesagt. Auf der
Fahrt dorthin streift die Linie u. a. die gigantischen
Industrieanlagen von Duisburg-Bruckhausen
und den Hafen in Höhe Ruhrort. Wer das
Revier von seiner schmuddeligen Seite kennen
lernen will, sollte sich diesen Umweg „gönnen“.
Alternativ zur Fahrt mit der U18 geht es von
der Mülheimer Stadtmitte aus mit der 104 in
Richtung Essen und am Abzweig Aktienstraße
mit der 105 weiter zum Essener Hauptbahnhof.
Auch hier ist ein weiterer Schlenker möglich:
Statt der 107 bringt uns die U11 nach Gelsenkirchen
und zwar in den Stadtteil Horst. Von dort
geht es weiter mit der Linie 301 nach Gelsenkirchen-Buer
Rathaus und ab da mit der Linie 302
an der Arena „auf Schalke” vorbei über Gelsenkirchen
Hbf Richtung Bochum.
CHLÜ
Rheinbahn wie auch Fahrzeuge der dortigen
Duisburger Verkehrsgesellschaft zum
Einsatz. Man muss schon genau hinschauen:
Ob Rheinbahn oder DVG – im rot/weißen
Stadtbahn-Look sind sie alle gehalten.
Der Bahnsteig ist gedrängelt voll. Viele Reisende
verkürzen sich ihre Wartezeit mit einem
Blick auf die großen Multimediatafeln
an den Wänden, wo sich Werbungen und
Cartoons abwechseln.
Tunnel, Hochbahn, Geisterbahnhof
Nach zwei U-Bahnhöfen kommt unser
DVG-Wagen der U79 wieder ans Tageslicht
und führt zunächst in Straßenmitte durch
die Stadtteile Golzheim und Stockum. Am
Reeser Platz lag früher nicht nur eine Wendeschleife,
sondern hier begann seit 1937
auch ein viergleisiger Abschnitt, in dem die
Strecken nach Kaiserswerth und Duisburg
bzw. zum Stadion und Messe jeweils zwei
Gleise besaßen. Heute ist mit zwei Gleisen
Bescheidenheit eingekehrt. Am Freiligrathplatz
verzweigen sie sich in zwei Richtungen,
nachdem vorher der Nordpark und der
„Aquazoo“ passiert wurden. Links sind bereits
die Hallen der Düsseldorfer Messe und
der große Klotz der „Esprit-Arena“ zu erkennen,
wo die Fortuna 2012/13 nach langer
Zeit wieder eine Saison in der ersten
Fußball-Bundesliga spielen durfte. Rechts
liegt das große Areal des Düsseldorfer Flughafens,
das bis zum Bau der B8N von der
Bahn aus eingesehen werden konnte.
Die U79 fährt nun schnellbahnmäßig auf
eigenem Bahnkörper durch Kaiserswerth,
Wittlaer und vorbei an einer Haltestelle mit
dem schönen Namen Froschenteich.
Nun haben wir Duisburger Gebiet erreicht.
Die Linie wird zur gesichtlosen
Hochbahn, wir durchfahren Stationen in
dunklen Betonhallen mit vielen uneinsehbaren
Ecken – und nahe der erst vor einigen
Jahren neu gebauten Station St.-Anna-
Krankenhaus in Duisburg-Huckingen sogar
einen nie genutzten und halb verfallenenen
Geisterbahnhof! Hier hat sich der Stadtbahnwahn
der frühen 1970er-Jahre ausgetobt.
Diese Bauweise hat die Unterhaltungskosten
in die Höhe getrieben und führt
inzwischen zu Diskussionen, ob mittelfristig
verschiedene Stadtbahnlinien im Ruhrgebiet
eingestellt werden müssen – darunter auch
diese –, weil das Geld für bald unausweichliche
Sanierungsmaßnahmen fehlt.
Wenige Minuten später befinden wir uns
wieder im Straßenplanum: Mittig fährt die
Bahn auf eigenem Bahnkörper in der Düsseldorfer
Straße. Mehrere Eisenbahnstrecken
werden mit Unterführungen gekreuzt.
Auf der rechten Seite sehen wir den Betriebshof
Grunewald der DVG an der
gleichnamigen Haltestelle. Viel Abwechslung
gibt es hier nicht: für die Stadtbahn
sechsachsige B80-Wagen, für die Straßenbahn
zehnachsige GT10NC-DU.
An der Haltestelle Platanenhof fahren wir
in den Duisburger Stadtbahntunnel ein.
Charakteristisch für die Duisburger Tunnelstationen
ist die Unterteilung in einen hohen
Bahnsteig für die U79 und einen niedrigen
Bahnsteig für die Straßenbahnlinien 901
und 903. Für die Fahrgäste bedeutet dies,
fleißig Treppen zu steigen.
B80 und »Baby-B80«
Am Duisburger Hauptbahnhof verlassen
wir die U79 und wechseln zur 901 in Richtung
Mülheim an der Ruhr. Wir besteigen
einen der vierteiligen, zehnachsigen
GT10NC-DU der DVG, die in den 1990er-
Jahren ein zusätzliches niederfluriges Wagenteil
erhielten. Wegen ihrer schmäleren
Bauweise und der durchaus vorhandenen
22 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Ruhrgebiet
An der Haltestelle Düsseldorf Tonhalle
begegnen wir noch einem nicht
modernisierten GT8SU-Gespann in
ursprünglicher Lackierung auf Linie
U75 Richtung Neuss Hbf M. PABST
Ähnlichkeit in der Formgebung tragen die
Fahrzeuge den Spitznamen „Baby-B80“.
Auch wenn sie kein Ausbund an Schönheit
sind, so sind sie immerhin eine Rarität: Zehnachser
gibt es bei Straßenbahnen selten.
Nach dem Halt am Hauptbahnhof fahren
wir wieder an die Oberfläche. An der Station
Zoo/Uni sehen wir rechts das charakteristische
Universitätsgebäude, links den Eingang
zum bekannten Duisburger Zoo. Hier
befindet sich auch noch eine Wendeanlage,
da jede zweite Fahrt der 901 hier endet. Unser
Kurs fährt glücklicherweise weiter. Auf
der Fahrt im Zuge der Mülheimer Straße
überqueren wir die Autobahn A3 und fahren
durch viel Wald. Bald ist Mülheim erreicht
und die Straßenbahn windet sich
durch den Stadtteil Speldorf.
Vierschienig unter der Ruhr
Rechts steht vor dem alten Straßenbahndepot,
in dem sich heute ein Einkaufszentrum
befindet, der rot/weiße Mülheimer Zweiachser
Nr. 811 als Denkmal. Eigentlich ist
es ein Stuttgarter Wagen, der hier nur kurze
Zeit aushalf. Ein Stück weiter sehen wir auf
der anderen Seite das heutige Depot der
Mülheimer Verkehrsgesellschaft MVG. Es
befindet sich auf dem Gelände eines früheren
Eisenbahn-Ausbesserungswerkes.
Wir lassen die vom Depot kommende Betriebsstrecke
einfädeln und fahren zur Abwechslung
wieder in einen Tunnel, wo sich
die 901 einen vierschienigen Abschnitt mit
der meterspurigen MVG-Linie 102 teilt. Von
der Ruhr sehen wir ebenso wenig wie von der
Mülheimer Innenstadt: Der Fluss und die Station
Stadtmitte werden unterirdisch passiert.
Am Mülheimer Hauptbahnhof steigen wir
am unterirdischen Endpunkt der 901 in die
Stadtbahnlinie U18 um. Hier weht europäisches
Flair, denn die Essener Verkehrs AG
Stadtbahn zwischen Wiesen und Feldern bei Düsseldorf-Wittlaer – diese B80-Doppeltraktion
auf der U79 wird vom DVG-Triebwagen 4707 geführt M. KOCHEMS (2)
Ein bulliger B-Wagen würde sich im eher beschaulichen Mülheim-Speldorf weniger gut machen.
Dann lieber ein GT10NCDU, der wegen seiner Form auch „Baby-B“ genannt wird C. LÜCKER
Briten im Ruhrpott: Ehemalige Docklands-Triebwagen 5239+5229 der EVAG in Essen, Wickenburgstraße
entlang des Ruhrschnellwegs auf der U18 von Mülheim nach Essen. Diese Verbindung
wurde einst als „Modellstrecke der Stadtbahn Rhein/Ruhr“ entworfen und gebaut
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
23
Betriebe
Nur während der Sperrung der Autobahn A40 sind solche Aufnahmen der Linie U18 von der Fahrbahn aus erlaubt und möglich! Christian Lücker
nutzte am 5. August 2012 so eine Gelegenheit im Bereich der Haltestelle Savignystraße
An der U-Station Essen-Rathaus steigen wir in den meterspurigen
Stadtbahnwagen 1162 Typ M8C der EVAG um M. KOCHEMS (2)
Die Rampen an der Station Essen-Rathaus zeigen, dass die Bahnhöfe
ursprünglich für Hochflurbetrieb konzipiert waren
setzt nicht nur die allseits bekannten B-Wagen,
sondern auch ehemalige Triebwagen der
Londoner „Docklands Light Railway“ ein.
Ihren Weg haben die kantigen Fahrzeuge der
Typen P86/P89 freilich im niedersächsischen
Salzgitter im Linke-Hofmann-Busch-Werk
begonnen. Nun wird es auch bunt: Das
Duisburger Einheits-Rot/Weiß wird in Essen
und Mülheim von einem Sammelsurium verschiedener
Farbschemata abgelöst. Beide Betriebe
setzen Wagen im ursprünglichen
Rot/Weiß und im „Stadtlinie“-Farbschema
(Weiß/Lichtgrau mit orangen und roten Zierstreifen)
ein. Die jüngsten Essener Wagen
sind leuchtend gelb mit blauen Absetzungen,
die Mülheimer ebenfalls gelb, aber mit
schwarzen und weißen Zierstreifen lackiert.
Die frischen Farbtupfer machen sich gut im
Revier, insbesondere wenn die Häuser schon
länger auf den Maler gewartet haben.
Über die A40 in die »Blaue Grotte«
Die U18 fährt im Tunnel Richtung Osten,
bis es an der Station „Heißen, Kirche“ wieder
an die Oberfläche geht. Über eine Rampe
und einen Einschnitt wird die Trasse in
die Mitte der Autobahn A40 eingefädelt.
Links und rechts rauschen Autos und Lastwagen
vorbei, so dass es auch innerhalb der
Triebwagen unangenehm laut ist.
Auf der rechten Seite sehen wir das Einkaufscenter
„Rhein-Ruhr Zentrum“, direkt
daneben die Hauptwerkstatt der EVAG an
der Schweriner Straße. Die Stationen in der
Mitte der Autobahn sind durchweg moderne,
überdachte Stadtbahnhaltestellen mit
Hochbahnsteigen. Teilweise stehen die
Wohnhäuser rechts und links dicht entlang
der Autobahn.
Stadtbahn und Autos haben sich so gut
aneinander gewöhnt, dass sie nach der Haltestelle
„Savignystraße/ETEC“ gemeinsam
in einen Tunnel eintauchen, der das Essener
Stadtzentrum unterquert. Doch auch im
Untergrund gibt es Sehenswürdigkeiten –
24 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Ruhrgebiet
„UNESCO-Weltkulturerbe Zollverein“ und M8DNF-Niederflurwagen der EVAG 1532 in Essen, Kapitelwiese, auf der „Kulturlinie“ 107. Die Niederflurwagen
verkehren nur als Verstärkerzüge zwischen Essen Hbf und Abzweig Katernberg
M. KOCHEMS
die berühmte „Blaue Grotte“, sprich der
wegen seiner gewöhnungsbedürftigen bläulich
Beleuchtung so genannte „Essen
Hauptbahnhof“. Hier wechseln wir abermals
die Spurweite: Mit einem meterspurigen
EVAG-Triebwagen der Linie 107 geht
es weiter nach Gelsenkirchen, und der Reviergeruch
wird merklich stärker.
»Kulturlinie« auf Meterspur
Die Linie 107 firmiert als „Kulturlinie“, passiert
sie doch auf ihrem langen Linienweg
von Bredeney im Essener Süden bis Gelsenkirchen
zahlreiche Denkmäler. Neben einer
eigenen Homepage tragen auch diverse
Triebwagen entsprechende Werbungen. Der
M8C der EVAG hält zwar am niedrigen
Bahnsteig, besitzt jedoch Klappstufen.
Grund dafür sind die Tunnelstationen zwischen
Hauptbahnhof und Florastraße, wo
sich die Linien 101 und 107 nach Bredeney
die Strecke und die Hochbahnsteige mit der
U11 zur Gruga/Messe teilen müssen.
Die folgende U-Bahn-Station „Rathaus
Essen“ beeindruckt durch vier Bahnsteiggleise
an niedrigen Bahnsteigen, so dass
nicht nur in die M-Wagen, sondern auch in
die jüngeren Niederflurwagen bequem eingestiegen
werden kann. Offensichtlich war
beim Bau eine spätere Umgestaltung auf
Hochbahnsteige vorgesehen, denn die Treppen
zur Oberfläche enden auf den Bahnsteigen
auf etwa 50 Zentimeter hohen Podesten,
zu denen dann wieder Rampen hinauf
führen. Diese Station passieren alle Essener
Straßenbahnlinien.
Nach der nächsten Station kommt die Strecke
wieder ans Tageslicht. „Am Freistein“
trennt sich die 107 von der Linie 106 und
führt in Straßenmitte Richtung Nordosten
in Richtung Katernberg. Schnell wird die
Bebauung lockerer, die Häuser kleiner. An
Auf »Tour de Ruhr« im Klassiker?
Wer einen Teil der „Tour de Ruhr“ authentisch in
längst nicht mehr planmäßig eingesetzten „Klassikern“
erfahren möchte, der hat regelmäßig auf
dem Linienweg der 107 zwischen Essen Hauptbahnhof
bzw. Klinikum und Gelsenkirchen Hauptbahnhof
die Möglichkeit dazu.
Die Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaften
der EVAG und der BOGESTRA bieten von Mai bis
Oktober an jedem ersten Samstag im Monat Fahrten
„auf Linie“ mit ihren Museumswagen auf dieser
Strecke an.
der Station Kapitelwiese erkennen wir das
imposante „UNESCO Weltkulturerbe Zollverein“.
Die alte Zechenanlage dominiert
bis zur nächsten, gleichnamigen Haltestelle
den Blick aus dem linken Fenster. Der Straßenbahnfan
freut sich am Abzweig Katern-
Im 30- bzw. 60-Minuten-Takt kommen die Wagen
u. a. an der Zeche Zollverein vorbei. Zum Einsatz
gelangen nach Verfügbarkeit zum Beispiel der
Essener GT8-ZR 1753 oder der Essener Aufbau-
Zweiachser 888 sowie teilweise auch Museumswagen
der Nachbarbetriebe, wie der Mülheimer
GT6 259 oder der Bochumer KSW 96. Die Mitfahrt
ist mit allen im VRR gültigen Tickets ohne Aufpreis
möglich.
Alle Termine und Infos gibt es auf www.vhagevag.de
bzw. www.vhag-bogestra.de. CHLÜ
Der Düwag-Aufbauwagen
Nr. 888, der
zwischen 1949
und 1974 regulär
in Essen fuhr,
im Rahmen der
planmäßigen
Museumsfahrten
„Auf Linie” vor dem
Förderturm der
Zeche Zollverein
M. BEITELSMANN
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
25
Betriebe
Die drei Bogestra-Triebwagen M6C 349, MGT6D 414 und M6S 310 in Bochum-Laer. Im Hintergrund sieht man bereits die nächste Haltestelle:
Opel Werk 1. Deren Bezeichnung wird nach der Werksschließung im Jahr 2014 überdacht werden müssen M. KOCHEMS, F. FREDENBAUM (RECHTS UNTEN)
berg über eine kleine Wendeschleife, in der
die Verstärkerkurse der 107 enden.
Nach der S-Bahn-Station „Zollverein
Nord“ hält der Triebwagen am Katernberger
Markt. Hier gilt die evangelische Kirche
als Sehenswürdigkeit der „Kulturlinie“. Ein
Stück danach entdecken wir an der Hanielstraße
eine weitere Wendeschleife, in der
jede zweite Bahn der Linie 107 im Normaltakt
werktags endet. Die Häuserblockumfahrung
lässt hier typisches Ruhrpott-Flair
aus vergangenen Tagen aufkommen.
Die 107 passiert in der Folge die Stadtgrenze
von Essen nach Gelsenkirchen. Auf der linken
Seite entdecken wir an der gleichnamigen
Haltestelle die umfangreichen Anlagen der
Gelsenkirchener Trabrennbahn. Nun wird
die Bebauung langsam wieder dichter und
wir nähern uns dem Stadtzentrum.
Mit der 302 durch den Pott
Kurz vor der gleichnamigen Haltestelle sehen
wir links das wuchtige Musiktheater.
Hier ist auch unsere Umsteigestelle zum
nächsten Reiseabschnitt, den wir mit der Linie
302 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen
(Bogestra) zurücklegen werden.
Wir steigen in einen Düwag-Niederflurwagen
der ersten Generation aus den 1990er-
Jahren ein. Der Wagen mit seiner blauen
Vollwerbung für die „Knappen“ (für Nicht-
Fußballfans: „FC Schalke 04“) ist bereits
sehr voll.
Die Gleise führen nun wieder abwärts,
und die Gelsenkirchener Innenstadt wird
inklusive der Station Hauptbahnhof im
Tunnel unterquert. Nur kurze Zeit später
kommt die Trasse an der Station
Rhein elbestraße wieder an die Oberfläche
und führt nun in Richtung des Stadtteils
Wattenscheid.
Fahrzeugvielfalt
wie sonst nirgends!
Während das Straßenbahnnetz an Rhein und
Ruhr in den vergangenen Jahrzehnten deutlich
geschrumpft ist, ist die Fahrzeugvielfalt groß geblieben.
Vor 30 Jahren wären wir auf der Tour de
Ruhr überwiegend mit klassischen Düwag-Wagen
verschiedenster Ausführungen gefahren – etwa
mit den GT6 in Krefeld, den GT8 in Düsseldorf
oder den Zweirichtungs-GT6 in Bochum.
Heute reicht die Spanne vom Flexity Outlook-
Niederflurwagen in Krefeld, über die verschiedenen
B-und M-Wagen-Versionen, bis hin zu den
MGT6D und Variobahnen in Gelsenkirchen bzw.
Bochum. Außerdem begegnen uns zwei in dieser
Form einmalige Wagentypen: Die GT10NC-DU in
Duisburg und die Dockland-Wagen in Essen.
CHLÜ
Über Wattenscheid nach Bochum
Nun sind wir wieder mitten im „Pott“ –
links und rechts der Strecke ist viel alter
„Ruhrbarock“ zu bewundern. Auch finden
sich bemerkenswerte Gegensätze zwischen
Alt und Neu. So fährt die Bahn stadtbahnmäßig
auf eigenem Bahnkörper inmitten einer
modernen, vierspurigen Straße, doch an
den Seiten stehen typische, alte Zechenhäuser
und auf der linken Seite die noch erhaltenen
Gebäude der früheren Zeche „Holland“.
Dem noch recht modern wirkenden
Niederflurwagen merkt man sein Alter von
immerhin schon beinahe 20 Jahren auch an
– und seine Konstruktion: Sobald die Gleislage
etwas schlechter ist, rumpelt das Einzelrad-Einzelachsfahrwerk
(EEF) unter uns
sehr vernehmlich.
Nachdem wir das enge Ortszentrum von
Wattenscheid mit seinen vielen leerstehenden
Läden passiert haben, ist die Umgebung
der Strecke wieder deutlich grüner und lockerer
bebaut. Es ist ein Irrglaube, dass das
Ruhrgebiet eine einzige Stein- und Betonwüste
mit endlosen Straßen und Gebäudekomplexen
ist.
Wenig später ist die Kreuzung mit der im
Ausbau auf sechsspurigen Betrieb befindlichen
Autobahn A40 erreicht, während unweit
Getreidefelder zu sehen sind. Ein Stück
weiter sehen wir links für einen kurzen Moment
die Bochumer Jahrhunderthalle.
Futuristische U-Bahnhöfe
An der nächsten Ecke vereinigt sich die 302
mit der aus Höntrop kommenden Linie
310, der letzten Stammstrecke der M6-
Triebwagen der Bogestra. Gemeinsam führen
beide Linien nun schnell ins Bochumer
Stadtzentrum. Wieder werden wir um einen
Blick betrogen: Seit 2006 fährt die Bahn
26 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Ruhrgebiet
Die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen-Ückendorf aus dem Jahr 1929 beeindruckt durch ihre Backstein-Architektur in „neuer Sachlichkeit“ und
prägt hier das historische Stadtbild. Nur der moderne Niederflur-Tw 419 und die geparkten Pkw deuten auf das Jahr 2013 hin ... M. BEITELSMANN
Der Tunnelbahnhof Bochum Rathaus (Süd) fasziniert mit farblich wechselnden Lichtelementen
und einer verglasten unterirdischen Straßenbahnbrücke (rechts oben), auf der die Linie 306 kreuzt
auch im Herz dieser Stadt unterirdisch –
verkehrspolitisch umstritten. Die architektonisch
Gestaltung der futuristisch anmutenden
U-Bahnhöfe Rathaus (mit bunten
Lichtspielen und unterirdischer Brücke der
Linie 306) und Lohring (mit beleuchtetem
Glasboden und Klangspielen) ist freilich herausragend.
Südöstlich des Hauptbahnhofs kommt
die Trasse in der Wittener Straße wieder ans
Tageslicht und führt nun auf den Stadtteil
Laer zu. Auf eigenem Bahnkörper inmitten
einer vierspurigen Schnellstraße passieren
wir den Komplex eines Möbelhauses, wäh-
rend auf der rechten Seite bereits die ersten
Anlagen des Bochumer Opel-Werkes sichtbar
sind.
Wir erreichen nun „Laer Mitte“, zugleich
der Endpunkt der 302. Die Station ist nicht
gerade romantisch: Der Wagen wendet in
einem mittigen Stumpfgleis hinter dem Inselbahnsteig,
der nur über eine Fußgängerbrücke
über die Straße zugänglich ist.
Da die 302 hier endet, steigen wir in die
bereits erwähnte Linie 310 in Richtung Witten
um. Irgendwie wirken die recht kleinen
M-Wagen auf der weit geschwungenen Strecke,
vorbei am Ansatz zur Autobahn A44
und unter der A43 hindurch, fast ein wenig
fehl am Platz. Immerhin kann auf diesem
Stück die konstruktive Höchstgeschwindigkeit
von 70 km/h annähernd ausgefahren
werden, was die Fahrzeuge jedoch meist mit
einigen Wacklern und Hopsern quittieren.
Die Bebauung wird nun immer spärlicher:
Viele Bäume, Büsche und Wiesen beherrschen
den Blick zu beiden Seiten.
Eingleisige Überlandatmosphäre
Nun nähern wir uns einem Höhepunkt unserer
Reise: Auf dem Endstück der 310 nach
Witten und Heven kann man noch klassische
Überlandatmosphäre pur erleben – eingleisige
Streckenstücke entlang von Straßen, Feldern
und kleinen Ortschaften, mit Haken und Kurven.
Was anderswo längst verschwunden ist,
ist hier noch stellenweise erlebbar.
An der Kreuzung Wittener Straße/Universitätsstraße
wird die 310 künftig geradeaus
auf einer Neubaustrecke via Langendreer
Witten erreichen. Noch biegt die Strecke
nach rechts in die Universitätsstraße ab.
Hier beginnt ein größtenteils eingleisiges
Teilstück, das beim Bau der Autobahn A44
vor vielen Jahren als Provisorium entstanden
war, jedoch bis heute erhalten geblieben
ist. Die Zeit scheint tatsächlich stehen geblieben
zu sein. Das Gleis liegt neben der
Straße, die Masten sind schon recht alt und
die Umgebung ist grün.
Nachdem die Autobahn auf einer modernen
Brücke überquert wurde, ist die in einem
kurzen zweigleisigen Stück liegende Halte-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
27
Betriebe
Halt mal!
Neben kulturellen Leckerbissen wie der Tonhalle in Düsseldorf,
der Zeche Zollverein in Essen oder der Jahrhunderthalle
in Bochum, gibt es entlang der Strecke auch einige kulinarische
Lecker bissen: Die Pizzeria San Michele, Rheinstraße
88 in Krefeld, Haltestelle Rheinstraße.
Oder: Essen in einem der ältesten Häuser Duisburgs bei
„Duisburgs Lindenwirtin“, Mül heimer Straße 203 nahe der
Haltestelle Zoo/Uni der Linie 901. Und Kult-Currywurst, angeblich
die Beste im ganzen Revier, gibt es beim „Profi-Grill“
in Bochum-Wattenscheid, Bochumer Straße 96, Haltestelle
Centrumplatz der Linie 302. Guten Appetit!
CLÜ
In Witten wechselt sich städtisches Ruhrgebietsflair mit dörflichem Ambiente ab. Tw 312 hat soeben die Haltestelle Sprockhöveler Straße verlassen
und steuert die nächste Ausweiche nahe der Haltestelle Hans-Böckler-Straße an, wo der Gegenzug schon wartet
An der Stumpfendstelle Witten-Heven Dorf findet die Linie 310 ein abruptes Ende – und damit
auch unsere „Tour de Ruhr“per Straßen- und Stadtbahn M. KOCHEMS (2)
stelle „Am Honnengraben“ die planmäßige
und auch einzig mögliche Kreuzungsstelle.
Durch waldiges Umfeld fahren wir um einen
Hügel herum und durch eine im Gefälle liegende
S-Kurve zur ebenfalls häufig fotografierten
Station Papenholz. Entlang von Feldern
erreichen wir nun das Stadtgebiet von
Witten.
Das Straßenbahngleis führt nun in die Bochumer
Straße und läuft weiter in Seitenlage
bis nach Crengeldanz, wo es kurz vor der
Unterführung unter der Eisenbahnstrecke
wieder in die Straßenmitte wechselt und
zweigleisig wird.
Zum Endpunkt Witten-Heven
Hatte das letzte Stück durch seine landschaftliche
Umgebung beeindruckt, fährt
die 310 nun eher nüchtern in die Stadt hinein.
Etwas Abwechslung bietet der zweigleisige
Abschnitt durch die Fußgängerzone
bis zur Eisenbahnunterführung unweit des
Wittener Bahnhofs. Danach wird die Strecke
wieder eingleisig und führt über eine
Kopfsteinpflasterstraße, vorbei an einem
großen Stahlwerk und typischen Ruhrgebiets-Häusern,
zur nächsten Ausweiche in
der Hans-Böckler-Straße, wo der Gegenzug
bereits wartet. Eingleisig geht es wieder weiter
durch den Stadtteil Heven, bald seitlich
neben der Straße und ansteigend. Eine weitere
Ausweiche befindet sich an der Haltestelle
Hellweg.
Nun haben wir noch ein kurzes Stück bis
zur Endstation, das die Bahn abseits der
Straßen auf einer Trasse quasi durch die
Gärten zurücklegt. Die Strecke fällt wieder
deutlich ab. Viele der Häuser zeigen das typisch
niederbergische Aussehen mit Fachwerk
oder Schieferverkleidungen.
Unvermutet endet unsere Reise an der
Stumpfendstelle „Heven Dorf“ – ohne Umsetzmöglichkeit
an einem kurzen Bahnsteig.
Unsere Vermutung bestätigt sich bei späterer
Lektüre: Die Strecke wurde hier mutwillig
gekappt. Die Nachbargemeinde Herbede
wollte keine Straßenbahn mehr, daher endet
die Bahn nun einfach an der Ortsgrenze.
Leider können wir nicht mehr – wie früher
– mit der Straßenbahn von Bochum
nach Dortmund weiterfahren. Daher endet
unsere Fahrt von West nach Ost nach einem
halben Tag am grünen südlichen Rand des
Ruhrgebietes. In acht Straßen- und Stadtbahnwagen
von fünf Betrieben haben wir
106 Kilometer zurückgelegt. Schöner kann
Reisen kaum sein – zumindest für Tramfreunde.
MICHAEL KOCHEMS
28 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Nächster Halt: …
Am 5. Mai 2013 hat der Tw 654 die Haltestelle Wiesenhügel erreicht. Die Linie 6 ist derzeit jedoch nur baustellenbedingt auf den Wiesenhügel
zurückgekehrt. Dessen Name leitet sich nicht vom Wort „Wiese“, sondern vom Nachnamen eines früheren Flurstückbesitzers ab R. GLEMBOTZKY
Nächster Halt:
Wiesenhügel
Zwischen 1985 und 1988 entstand im Südosten
von Erfurt das Wohngebiet Wiesen -
hügel als typisches DDR-Plattenbaugebiet.
Mit seiner Lage am östlichen Ende der Nordkante
des Steigers – einer Hochfläche mit
ausgedehntem Waldgebietes – bietet es dem
Betrachter entlang seiner Nordkante einen
grandiosen Blick über die Landeshauptstadt
und bei klarer Sicht bis weit ins Thüringer
Becken hinein.
Seit dem 7. Juni 1985 wird der kleine
Stadtteil von der Straßenbahn in Form eines
Abzweigs von der erst wenige Jahre zuvor
nach Melchendorf verlängerten Strecke
(Linie 3) erschlossen. Neben der Endstelle
Wiesenhügel (mit doppelgleisiger Wendeschleife)
wird noch die im unteren Wohngebietsteil
gelegene Haltestelle Färberwaidweg
bedient (bis 1990 „Straße der Sportler“).
Vor der Netzumstellung am 5. Oktober
2007 verkehrte die Linie 6 zum Wiesenhügel,
die erste Straßenbahnlinie, die in Erfurt von
Anfang an ausschließlich mit KT4D betrieben
wurde. Seit 2007 wird der Ast durch die
Linie 4 bedient, womit an Schultagen wieder
einzelne Kurse als Großzüge verkehren (inzwischen
ausschließlich in Form von Niederflurwagen).
Allerdings ist dieses Kapazitätsangebot
eher der Nachfrage auf dem
Nordwestabschnitt der Linie 4 mit seinen
Bildungseinrichtungen geschuldet.
Vorübergehend kehrte die Linie 6 Mitte
März dieses Jahres in Folge der baustellenbedingten
Netzumstellung für gut acht Monate
auf ihren alten südlichen Linienweg
zurück (siehe SM 6/13, Seite 16).
Das Gebiet auf der Anhöhe über Melchendorf
(1938 nach Erfurt eingemeindet) war
früher eher unter der Bezeichnung „Melm“
bekannt. Lediglich ein kleines Flurstück trug
auf einer Karte von 1845 die Bezeichnung
„Wiesers Hügel“; die Herkunft dieses Namens
leitet sich von einem früheren Besitzer
dieses Flurstücks ab.
Der einst für 12.000 Bewohner geplante
Stadtteil hatte 1990 noch knapp 10.000 Einwohner.
Diese Zahl reduzierte sich jedoch
bis 2012 nochmals um fast die Hälfte, was
mit dem üblichen „Stadtumbau“ einherging.
SEBASTIAN PASCHINSKY
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
29
Betriebe
Triebwagen 867 (Bj. 1929, MAN/SSW, 1952 neu aufgebaut) und Beiwagen 1116 verlassen am 5. Mai 2013 auf der Burgringlinie 15 ihren Halteplatz
am Plärrer. Dort befand sich einst der alte Ludwigsbahnhof
U. ROCKELMANN
Vom Burgring ins Depot
Nürnberg: Historisches Straßenbahndepot St. Peterwieder geöffnet Seit Anfang Mai 2013
können wieder museale Straßenbahnwagen besichtigt werden. Zudem nimmt die Burgringlinie 15
ihren Weg nun wieder über die im Linienbetrieb nicht mehr befahrene Pirckheimerstraße
Nach Abschluss von Sanierungsarbeiten
hat das historische Straßenbahndepot
St. Peter in Nürnberg
seit dem ersten Maiwochenende
wieder für Besucher geöffnet. Vor allem am
Hallenboden waren umfangreiche Maßnahmen
ausgeführt worden – so wurden die
Gruben verfüllt und z.B. sämtliche Hallengleise
erneuert. Das etwa einem Kilometer
südöstlich vom Nürnberger Hauptbahnhof
gelegene Werk wurde bis 1974 von der
VAG betrieblich genutzt und beherbergt
heute mit allein 23 historischen Straßenbahnwagen
eine der größten Fahrzeug-
Blick in das wiedereröffnete Depot St. Peter
der Nürnberger VAG – in den Monaten zuvor
waren u. a. die maroden Untersuchungsgruben
verfüllt worden, anschließend entstand
in der Halle ein neuer Fußboden A. NEUER
30 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Nürnberg
Vor dem Historischen Straßenbahndepot St. Peter in Nürnberg drängten sich am ersten Maiwochenende viele Besucher, um die historischen
Wagen zu bestaunen. Seit dem 4. Mai können sie hier wieder regelmäßig jedes erste Wochenende im Monat besichtigt werden TH. NAUMANN
Öffnungszeiten & Kontakt
Das Historische Straßenbahndepot St. Peter
öffnet jeweils am ersten Wochenende im
Monat von 10 bis 17.30 Uhr (letzter Einlass
17 Uhr) seine Pforten. Während der Öffnungszeiten
fährt die historische Burgringlinie 15
entlang der Nürnberger Altstadt.
Infos im Internet:: www.vag.de/Museum oder
www. strassenbahnfreunde-nuernberg.de.
Erreichbar ist das Museum mit den Straßenbahnlinien
6 sowie mit der Buslinie 36,
Haltestelle Peterskirche.
Historisches Straßenbahndepot St. Peter
Schlossstraße 1
90478 Nürnberg
Telefon: (09 11) 2 83 46 54
sammlungen in Deutschland. Die historischen
Fahrzeuge der Nürnberger Straßenbahn
sind nicht zuletzt deswegen so bekannt
und beliebt, weil viele nicht nur als
stumme Zeugen der Vergangenheit im Museum
stehen, sondern regelmäßig im Stadtbild
lebendig präsent sind.
Die Burgringlinie 15 und
die »Stadtführungs-Linie« 13
Am jeweils ersten Wochenende im Monat
werden sie auf der Linie 15, dem historischen
„Burgring“, planmäßig eingesetzt.
Aktuell werden an der Kreuzung Bucher-/
Pirckheimerstraße zwei Weichen und eine
Kreuzung erneuert, der „Burgring“ wird somit
auch weiter auf seiner angestammten
Route durch die Pirkheimerstraße verkehren
können. Planmäßig fahren seit Einstellung
der Linie 9 seit Ende 2011 hier keine
Der 1935 von MAN/SSW gebaute Tw 876 fährt am 5. Mai auf der Burgring-Linie 15 die Haltestelle
Aufseßplatz an. Das Fahrzeug präsentiert sich in seiner ursprünglichen Lackierung TH. NAUMANN
Straßenbahnen mehr. Die erkennbar große
Wertschätzung, die der Straßenbahn aber
nun seitens des amtierenden VAG-Vorstandes
entgegen gebracht wird, lässt keine
Zweifel mehr an einer gedeihlichen Zukunft
des „Burgrings“.
Von Mai bis September wird jeden Montag
unter dem Liniensignal 13 ab Hauptbahnhof
eine Stadtführung auf Schienen
angeboten, in deren Rahmen man auch
über den einzigartigen Friedhof St. Johannis
spazieren und eine Altstadtführung zu Fuß
erleben kann. Für diese Touren kommt in
der Regel der sechsachsige MAN-Gelenkzug
305 zum Einsatz – manchmal verstärkt
durch den vierachsigen Beiwagen 1556. Beide
Fahrzeuge zählen zum Depotbestand in
St. Peter. Wem das alles noch nicht genügt,
der darf sich auch 2013 wieder auf die vorweihnachtlichen
„Glühweinfahrten“ rund
um die Altstadt freuen oder kann die betriebsfähigen
Fahrzeuge auch nach Belieben
für eigene Sonderfahrten mieten. Alle Fahrten
mit historischen Wagen im Netz sind
Angebote der VAG, werden aber vom Verein
betreut.
THOMAS NAUMANN
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
31
Betriebe
Im Leoliner nach
Knautkleeberg
32 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Leipzig
LINKS Über die Haltestelle
Goerdelerring
gab es einst eine
Fußgängerbrücke.
Als der von Tw 2109
geführte Großzug
am 15. Februar 2013
in Richtung Knautkleeberg
aufbrach,
war diese längst
Geschichte
RECHTS Der Tw 1101
wartete am 5. März
2013 an der Endstelle
in Taucha auf
die Abfahrt in
Richtung Leipzig.
Er ist der einzige
NGT8, der für den
Beiwagenbetrieb
hergerichtet wurde
ALLE FOTOS: T. LAAKE
Leipzigs Linie 3 im Porträt Mit der Netzreform 2001 entstand in der Messestadt eine neue
Linie 3. Von der nordöstlich Leipzigs gelegenen Kleinstadt Taucha führt sie zum Leipziger Hauptbahnhof
und von dort weiter nach Südenwesten – westlich der neu entstandenen Seenlandschaft
Die etwas vom Ortskern entfernte
Endstellenschleife in Taucha befindet
sich „An der Bürgerruhe“, womit
ein kleiner Park gemeint ist.
An der Einstiegshaltestelle steht heute meist
eines der zahlreich eingesetzten Leolinerpärchen
bereit, Tatrawagen sind deutlich in
der Unterzahl. Die heutige Linie 3 entstand
mit der Liniennetzreform im Jahr 2001 und
löste die hier verkehrende Linie 13 ab.
Abfahrtszeit: Das Signal der eingleisigen
Strecke springt auf frei. Neben der Leipziger
Straße eilen wir auf eigenem Gleiskörper
nun in Richtung Leipzig. Wir fahren vorbei
an den Ausläufern der Kleinstadt und
durchfahren die idyllische Ausweichstelle
Freiligrathstraße. Nach der Haltestelle passieren
wir eine Lagerhalle, vor der ein abgeklemmtes
Anschlussgleis liegt; eines der
letzten Zeugnisse des Straßenbahngüterverkehrs
in Leipzig.
Teils eingleisig bis zur A14
Nun weicht die Wohnbebauung dem Gewerbe.
An der Otto-Schmidt-Straße wartet
bereits der Gegenzug, danach befahren wir
den vorerst letzten eingleisigen Abschnitt.
Das Ortsausgangsschild von Taucha liegt
hinter uns, die Strecke wird zweigleisig.
Jetzt unterqueren wir die A 14 und erreichen
Leipziger Stadtgebiet. An der Portitzer
Allee mündet die Strecke der Linie 3E aus
Sommerfeld in die Tauchaer Strecke. Rings
um die Torgauer Straße ist auf dem Gelände
der ehemaligen Sowjetkasernen nunmehr
An der Stadtgrenze von Leipzig an der Torgauer Straße grüßt ganz in der Nähe der Autobahnabfahrt
Taucha die Besucher Leipzigs das Wappentier der Stadt: ein steinerner Löwe
Kleingewerbe zu finden. Hinter der Bahnstrecke
nach Eilenburg rechts liegt die
Hauptwerkstatt Heiterblick der LVB. Die
Einfahrt an der Teslastraße zeigt das rege
Baugeschehen im Zusammenhang mit dem
Neubau des Technischen Zentrums Heiterblick.
Gegenüber hat ein großer Internetversandhändler
seinen Sitz.
Schnurgerade Strecke und freie Ampeln
ermöglichen die Fahrt mit Höchstgeschwin -
digkeit. Nach dem Arcus-Park erklimmt die
Straßenbahn die Brücke über die Eisenbahn
anlagen von Schönefeld, um auf der
Rampe die Hohentichelnstraße zu kreuzen
und die gleichnamige Haltestelle zu bedienen.
Für ganz besonderen „Nahverkehr“
sorgt hier das „Haus am Wasserturm“.
Rasant geht es von der Brücke wieder
hin ab, mit etwas Glück steht auf der rechten
Seite vor einer der Hallen ein Münchner
Niederflurwagen auf dem Tieflader. Hier
hat die IFTEC eine Außenstelle zur Modernisierung
der Münchner Fahrzeuge.
Am Rande des Neubaugebiets Schönefeld
Ost vorbei wird die Gegend wieder zunehmend
städtischer; wir erreichen die Permoserstraße.
Hinter der Kreuzung wechselt die
Strecke wieder in Straßenmitte. Nun geht es
am Volksgarten Leipzig vorbei und unter
den seit Ende 2012 stillgelegten Eisenbahn-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
33
Betriebe
Plan der Linie 3 Taucha – Knautkleeberg.
An der Haltestelle Portitzer Allee zweigt der
Streckenast nach Sommerfeldt ab, den
die Kurse mit dem Liniensignal 3E nehmen
GRAFIK: M. JUNGE
Die Linie 3 wird von Leolinern geprägt, die
von der HeiterBlick GmbH geliefert wurden
Daten & Fakten: Linie 3
In Leipzig-Neuschönefeld befindet sich die Haltestelle Einertstraße. Aus
der Innenstadt kommend setzt Tw 1341 seine Fahrt nach Taucha fort
Linienlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 km
Spurweite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.458 mm
Anzahl Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Fahrzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Minuten
Takt: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Minuten
zwischen Portitzer Allee und Knautkleeberg
alle 10 Minuten
Tarif:. . . . . . Einzelfahrkarte 2,80 € (zwei Zonen)
Tageskarte: . . . . . . . . . . . . . 7,00 € (zwei Zonen)
Fahrzeugeinsatz: . . . . . . . . . . . . . 2 x NGTW6-L,
T4DM-Großzüge mit NB4,
NGT8 mit NB4
am Wochenende auch T4DM-NB4 und NGT8
gleisen vom Hauptbahnhof nach Stötteritz
hindurch.
Wieder geht es bergan, damit auf einer
Brücke die Eisenbahnstrecken nach Dresden
und Chemnitz überquert werden können.
Am Ende des Gefälles liegt der Straßenbahnknoten
Torgauer Platz. Wir biegen nun
nach rechts in die Eisenbahnstraße ein. Jetzt
sind wir mitten in der Stadt – es dominieren
hohe Häuser und eine enge Bebauung. An
der Kreuzung mit der Hermann-Liebmann-
Straße kommt von rechts das Straßenbahngleis
aus Schönefeld hinzu, bis 2001 Bestandteil
der letzten Tangentiallinie Leipzigs.
Durch die Eisenbahnstraße
zum Hauptbahnhof
Die Gegend hier ist nicht gerade ein Aushängeschild
der Stadt. Im Verlauf der Straße
finden sich jede Menge leerstehende und
verwahrloste Häuser. Doch Abseits der von
internationalem Flair durchdrungenen Eisenbahnstraße
sieht es besser aus. Links zeigt
sich der Stadtteilpark Rabet. Wir erreichen
den Friedrich-List-Platz. Vor uns erhebt sich
schon das 107 Meter hohe Wintergartenhochhaus.
Nach der Hofmeisterstraße
kommt noch ein letzter Häuserblock und
schon öffnet sich vor uns das Leipziger Zentrum:
Links der Augustusplatz mit Gewandhaus,
Uni-Riesen, Oper und Schwanenteich
– vor uns der Hauptbahnhof, in dessen stets
belebte, viergleisige Haltestellenanlage wir
einfahren. Hier treffen fast alle Straßenbahnlinien
aufeinander. Nach einem kurzen
Aufenthalt geht es weiter zum Goerdelerring,
Eine Doppeltraktion Tatra-T4DM am 2. Februar
2013 in der Eisenbahnstraße
Die Haltestellenanlage vor dem Leipziger Hauptbahnhof ist auch für die Linie 3 der wichtigste
Zwischenstopp. Am 15. Februar 2013 verlässt sie ein Leoliner-Pärchen in Richtung Taucha
34 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Leipzig
Kurz vor dem Einsatzende der Leipziger Tatra T6A2 entstand im Mai
2007 diese Aufnahme in der Höhe des Leipziger Sportforums
In Plagwitz erreicht ein von Tw 2187 geführter Großzug die Haltestelle
Felsenkeller; seit Taucha liegen zwei Drittel der Strecke hinter ihm
der Blick schweift rechts zum ehemaligen
Hotel Astoria. Das Leipziger Zentrum, seit
1965 straßenbahnfrei, streifen wir nur am
Nordrand. Linkerhand erstreckt sich das
neueste Einkaufszentrum der Stadt, gegen
das die reformierte Kirche rechts mit ihrem
73 Meter hohen Turm dagegen geradezu
winzig wirkt. In das neue Center integriert
wurden auch die Reste der „Blechbüchse“,
dem 1968 größten Kaufhaus der DDR mit
einer markanten Aluminiumfassade.
Vom Innenstadtring
zum Sportzentrum
Mit der Querung der Kreuzung am Goerdelerring
verlassen wir den Innenstadtring
schon wieder in Richtung Westen. Die neu
errichtete Angermühlbrücke überspannt den
2006 wieder ans Tageslicht geholten Elstermühlgraben,
der uns im Ranstädter Steinweg
begleitet und an der Haltestelle Leibnizstraße
wieder unter Tage verschwindet.
Nun beginnt die enge Jahnallee, eines der
Nadelöhre Leipzigs, die Tram muss wieder
in Straßenmittellage fahren. Wir erreichen
den Waldplatz, an dem nach rechts die Strecke
in das Rosental abzweigt. Die Linie 3
hält jedoch an der komplett neugestalteten
Haltestelle Waldplatz/Arena, wo es insbesondere
bei Veranstaltungen regelmäßig zu
einem großen Fahrgastansturm kommt. Seit
2006 geht es nach dem Verlassen der Haltestelle
rasant bergab, ganz kurz wird es
dunkel und schon geht es wieder bergauf
und wir erreichen die Haltestelle am Sportforum
– dem sportlichen Zentrum Leipzigs.
Von Nahem grüßt das Hauptgebäude mit
Glockenturm des alten Zentralstadions,
welches bei Errichtung 1956 nahezu
100.000 Besuchern Platz bot.
Ab ins Grüne!
Nun schweift der Blick beim Befahren der
Zeppelinbrücke nach links und rechts über
das Elsterbecken und zum Palmengarten,
der zum „grünen Band“ der Stadt Leipzig
Nicht nur am Wasserwerk Windorf
führt die Linie 3 durch viel Natur.
So ist am 7. Mai 2011 ein vom
Tw 1349 geführtes Leoliner-Pärchen
hier „im Grünen“ unterwegs
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
35
Betriebe
Der Bahnhof Leipzig-Knauthain ist zum Knotenpunkt zwischen Straßenbahn, Eisenbahn und Bus
geworden und bietet Pendlern mit dem P & R-Parkplatz eine Alternative zum Auto
Reisetipp für Leipzig 2013
Der Oktober 2013 steht in Leipzig und der Region
ganz im Zeichen des Gedenkens, Feierns und
Erlebens. Im Herbst 1813 markierte die Völkerschlacht
vor den Toren der Stadt den entscheidenden
Wendepunkt der Befreiungskriege gegen
die napoleonischen Truppen. 100 Jahre später
wurde das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht.
Die nahe gelegene russisch-orthodoxe St.-Alexij-
Gedächtniskirche (erbaut 1913) erinnert an die
rund 22.000 russischen Gefallenen in dieser
Schlacht. Anlässlich des Doppeljubiläums 2013
kommen Bürger, Wissenschaftler, geistliche und
politische Würdenträger aus ganz Europa in Leipzig
zusammen, um gemeinsam zurück und nach
gehört. In zügiger Fahrt wird nun der Straßenbahnhof
Angerbrücke erreicht, der 1925
eröffnet und von 2001 bis 2005 umfangreich
modernisiert wurde. Auch einige Kurse
der Linie 3 haben hier ihre Heimat.
Unser Leoliner biegt nun nach links in die
Zschochersche Straße ein und passiert an der
Ecke zur Dreilindenstraße das Operettentheater
„Drei Linden“. Auch durch die Dreilindenstraße
fuhr dereinst die Straßenbahn.
Nach wenigen Augenblicken erreichen
wir den Stadtteil Plagwitz und an einer belebten
Kreuzung die Haltestelle Felsenkeller,
deren Name von einem Ballhaus stammt.
Das markante Gebäude mit Kuppel dient
heute nur noch Ausstellungszwecken. Nach
der Abfahrt kreuzen wir die Strecke der Linie
14 und fahren nun geradeaus, Industrieruinen
und Neubauten wechseln sich mit
Gründerzeithäusern ab. Auch ein Blick in
die Seitenstraßen lohnt sich! Plagwitz ist auf
dem besten Wege, ein Szenestadtteil zu werden,
bietet es doch viele unterschiedliche Facetten
auf kleinstem Raum.
Unsere Bahn überquert derweil den Karl-
Heine-Kanal, an dessen Ufer entlang es sich
vortrefflich Rad fahren und spazieren lässt.
Erwähnenswert ist auch das Stelzenhaus,
ein architektonisches Denkmal, welches
heute Ateliers und ein Restaurant beherbergt.
Früher gab es unmittelbar nach der
Brücke die Plagwitzer Anschlussbahn; heute
künden Radwege vom einst umfangreichen
Gleisnetz.
Der Blick nach links fällt zwischen Baumkronen
auf die typischen roten Backstein-
Vor der Haltestelle
Seumestraße passiert
am 2. März 2013 ein
T4DM mit einem NB4
ein altes Gehöft, hinter
dem eine ehemalige
Sandgrube liegt
36
Leipzig
vorn zu blicken. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist
eine Gedenkwoche im Oktober 2013, deren
Strahlkraft im Geiste der Völkerverständigung
weit über die Grenzen Leipzigs wirken soll, so die
Veranstalter.
Aber auch in den Monaten zuvor gibt es zahlreiche
Ausstellungen, Vorlesungen und andere attraktive
Termine – siehe www.voelkerschlacht-jubilaeum.de.
Wie wäre es, den Besuch einer – oder mehrerer
– solcher Veranstaltungen mit der ganzen
Familie mit eine ausgiebigen Straßenbahnrundfahrt
zu verknüpfen? Das Netz der LVB ist immer
eine Reise wert! PM/AM Das alte Gleisdreieck in Knautkleeberg am 14. Juli 2009. Der Fahrer rüstet in der Gleitsmannstraße
den Heckfahrstand des NB4 auf, um in die Haltestelle in der Dieskaustraße zu gelangen
fassaden der ehemaligen Buntgarnwerke
Leipzig, die heute Deutschlands größtes Industriedenkmal
sind.
Auf Großverbundplatten schaukelt unser
Wagen jetzt weiter nach Süden, hin zur
Kreuzung mit der Limburgerstraße. Hier
ereignete sich am 24. Februar 1995 das
größte „Schlammassel“ der Stadt: Bei der
Sprengung eines Schornsteins an der Limburger
straße kippte dieser nach vorn und
fiel genau in die davor liegende Schlammgrube
…
Die Haltestelle Adler ist erreicht, wo die
Linien 1 und 2 und die Buslinie 60 auf die
Linie 3 treffen. Entsprechend groß ist auch
der Fahrgastandrang an der Haltestelle. Bis
1972 kreuzte hier auch noch der Obus die
Straßenbahngleise.
Durch Kleinzschocher
Wir verlassen Plagwitz und fahren geradeaus
in die Dieskaustraße. Auf einer Freifläche
an der Straßenecke Windorfer Straße
befand sich bis 1994 der Namensgeber der
Haltestelle und der Kreuzung, der Gasthof
„Zum goldenen Adler“. Weiter geht die
Fahrt durch Kleinzschocher. Zwischen den
hohen Gebäuden befinden sich etliche zweigeschossige
kleine Wohnhäuser, die zum
Teil noch aus dem 18. Jahrhundert stammen.
Wir halten kurz an der Haltestelle
Kötzschauer Straße, hinter der sich die
Blockumfahrung der Wendeschleife Kleinzschocher
anschließt. Auf der rechten Seite
sehen wir die Hallen des bis 1959 in Betrieb
befindlichen Straßenbahnhofs Kleinzscho-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
37
Betriebe
LINKS Eine Störung
am 8. Juni 2007
machte die Kurzfahrt
des Großzuges
bis Kleinzschocher
nötig. Die schon verriegelte
Weiche
muss der Fahrer unter
großer Kraftanstrengung
von Hand
stellen
UNTEN Am Endpunkt
in Knautkleeberg
haben die Fahrer
Zeit, ggf. Streusand
nachzufüllen. Dazu
ist am Bahnsteig ein
stets gut gefüllter
Vorratsbehälter aufgestellt
cher (siehe SM 7/12). Gegenüber befindet
sich die Leipziger Radrennbahn, die im
Volksmund oft einfach nur kurz als Alfred-
Rosch-Kampfbahn bezeichnet wird und mit
einer Länge von 400 Metern die längste ihrer
Art in Deutschland ist.
Nun unterqueren wir die Eisenbahngleise
der so genannten „Waldbahn“ von Plagwitz
nach Gaschwitz und biegen nach zwei weiteren
Halten an der kleinen Apostelkirche
langsam in die Huttenstraße ein, wo die
gleichnamige Haltestelle bedient wird. Hier
besteht Anschluss an die Linie 65 nach
Markkleeberg und zum Cospudener See, einem
beliebten Ausflugsziel im Süden der
Stadt.
Weblinks
Leipziger Auenwald und Palmengarten:
www.leipzig.de/stadtwald
Leipziger Kleinmesse am Cottaweg:
www.leipziger-kleinmesse.net
Forsthaus Knautkleeberg und Restaurant
Dimitris:
www.forsthaus-knautkleeberg.de
Vergnügungspark Belantis: www.belantis.de
Dem Endpunkt entgegen
Wir setzen die Fahrt fort und biegen am
Ende der Straße nach einem kleinen Gegenbogen
scharf nach links ab und erreichen
die Haltestelle Gerhardt-Ellrodt-Straße, an
der sich auch eine Zwischenwendeschleife
befindet, die bis 2010 von der Linie 3E bedient
wurde. Auf eigenem Trassee geht es
nun durch viel Grün, die Strecke ist von
Bäumen gesäumt. Am Wasserwerk Windorf
ist eine kleine Pause notwendig, denn wir
müssen an der Haltestelle erst den kreuzenden
Gegenzug aus der eingleisigen Strecke
abwarten. Unvermittelt empfängt uns schon
dörflicher Charakter. Ein kurzer Gruß des
Fahrers vom Gegenzug, und das Signal zeigt
Fahrt.
Auf der linken Seite taucht hinter einer
Streuobstwiese die Dieskaustraße wieder
auf, die uns bis zur Endstelle begleitet. Bis
vor wenigen Jahren standen hier am Straßenrand
noch viele alte Pappelbäume und
auch wenn diese einem Radweg weichen
mussten, spricht man hier von der Pappelallee.
Ausgangspunkt für Entdeckungen
Knautkleeberg und Knauthain – das kleine
Ortseingangsschild zeigt es an – die „Dörfer
hinter den Pappeln“ sind erreicht. Den
Ortseingang markiert ein großes saniertes
Eckhaus zur Seumestraße, in dessen Erdgeschoss
ein Restaurant zum Essen und Verweilen
einlädt – mit Freisitz und Blick zur
Straßenbahn.
Die Haltestelle Seumestraße ist als Ausweiche
angelegt. Durch eine Ampelanlage
gesichert fahren wir wieder auf die Dieskaustraße.
Die Stadtrandlage ist deutlich erkennbar,
vornehmlich Einfamilienhäuser
stehen an der Hauptstraße. Unser Wagen
legt die letzten Meter bis zur Endstelle
durch den Ortskern des Stadtteils zurück,
unterbrochen nur von zwei weiteren Halten.
Kurz nachdem rechts das Empfangsgebäude
des Bahnhofs Knauthain zu sehen ist,
endet unsere Fahrt in der 2010 neu angelegten
Schleifenanlage Knautkleeberg, die
das letzte planmäßig genutzte Wendedreieck
der Leipziger Straßenbahn ersetzte. Der
Bahnhof liegt auf Knautkleeberger Flur, der
Name Knauthain wurde einst von den Rittergutsbesitzern
erkauft.
Wer Lust hat, kann von hier aus den
Süden Leipzigs weiter erkunden. Der Cospudener
See ist fußläufig erreichbar, die
Buslinie 118 stellt die Verbindung zum Vergnügungspark
Belantis her. Auch Knauthain
selbst bietet einige kleine Sehenswürdigkeiten,
wie den Schlosspark und das Knauthainer
Schloss.
MARTIN JUNGE/TONY LAAKE
38 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Filme für Ihr Hobby.
Riesenauswahl für echte Fans.
NEU!
www.geramond.de
Historischer Nahverkehr in Berlin: Diese DVD zeigt klassische S-Bahnen und U-Bahn-
Züge ebenso wie nostalgische Straßenbahnen und Omnibusse im Einsatz.
2013 DVD: Best.-Nr. 45932
ca. 55 Min. € 19,99
Eine sehenswerte DVD von Ton
Pruissen: Erleben Sie die Vielfalt des
Tram-Betriebs in der DDR der 60erund
70er- Jahre: Oldtimer zwischen
Ostsee und Erzgebirge.
1966 – 1978 · ca. 50 Min.
DVD: Best.-Nr. 31544
€ 9,99
Einmal mitten durch die Hansestadt
Hamburg: Eine Führerstandsmitfahrt
von Wedel über Blankenese, den
Hauptbahnhof und Ohlsdorf nach
Poppenbüttel.
2007 · ca. 75 Min.
DVD: Best.-Nr. 31650
€ 9,95
Die ganze Vielfalt des Schienenverkehrs
in Berlin: Straßen-, U- und S-Bahnen
prägen das Bild der Großstadt ebenso
wie der Regional- und Fernverkehr.
2012 · ca. 50 Min.
DVD: Best.-Nr. 45917
€ 19,95
Eine besondere Doppel-DVD: Zwei
Mitfahrten von Potsdam nach Erkner,
aufgenommen in den Jahren 1993
und 2011, verdeutlichen alle Veränderungen.
2011 · ca. 180 Min.
DVD: Best.-Nr. 45928
€ 24,95
Diese DVD zeigt Gegenwart und Vergangenheit
der Münchner Tram. Aktuelle
Fahrzeugtypen sind ebenso zu sehen wie
Veteranen aus der »guten, alten Zeit«.
2010 · ca. 60 Min.
DVD: Best.-Nr. 31670
€ 19,95
Das Beste von der Berliner S-Bahn:
Auf dem Führerstand unterwegs
zwischen Wartenberg und Berlin-
Spandau – mit Fahrt über die
berühmte Stadtbahn!
2005 · ca. 70 Min.
DVD: Best.-Nr. 31619
€ 19,95
DVD-Preise: € 9,95 = [A] 9,95 · sFr. 15,90; € 19,95 = [A] 19,95 · sFr. 29,90; € 19,99 = [A] 19,99 · sFr. 29,90;€ 24,95 = [A] 24,95 · sFr. 36,90
** 14 Ct/Min. a.d. deutschen Festnetz * innerhalb Deutschlands versandkostenfrei ab Bestellwert von € 15,–
✃
✗
JA, ich bestelle versandkostenfrei * folgende Filme:
Vorname/Nachname
Straße/Hausnummer
PLZ/Ort
Anzahl Titel Best.-Nr. Preis
Wa.-Nr: 6200080096
Telefon / E-Mail (für Rückfragen und weitere Infos)
✗
Datum/Unterschrift
Bitte informieren Sie mich künftig gern per E-Mail, Telefon
❑ oder Post über Neuigkeiten und Angebote (bitte ankreuzen).
www.geramond.de GeraMond Leserservice, Postfach 1280
82197 Gilching
Telefon 0180-532 16 17** Fax 0180-532 16 20**
Betriebe
Kurz vor der Talstation
kommt die Bergbahn
aus dem dichten
Wald heraus und
durchquert auf einer
aufgeständerten
Trasse eine Wiese
Per Bergbahn nach Taläcker
Die Künzelsauer Bergbahn Seit Oktober 1999 verbindet eine neu gebaute Bergbahn als
innerstäd tisches Verkehrsmittel den Ortskern von Künzelsau mit dem Neubaugebiet Taläcker. Seit
mehreren Jahren ist aber auch ein Anschluss an das Karlsruher Stadtbahnnetz geplant
Künzelsau – die idyllische Kreisstadt
des Ho henlohekreises – zählt rund
15.000 Einwohner und liegt im Tal
des Kochers etwa 38 Kilometer
nordwestlich von Heilbronn. Trotz der geringen
Einwohnerzahl gibt es für Freunde
innerstädtischer Schienenbahnen seit dem
3. Oktober 1999 einen guten Grund, Künzelsau
zu besuchen. An diesem Tag nahm
nämlich die Bergbahn Künzelsau, eine moderne
Standseilbahn, ihren Betrieb auf. Ungleich
der meisten anderen Standseilbahnen
hierzulande verbindet die Künzelsauer Bergbahn
aber nicht die Stadt mit einem höher
gelegenen Naherholungsgebiet, sondern
dient in erster Linie dem städtischen Verkehr.
Deshalb wurde die Bahn ihren Bewohnern
beim Bau gar als Stadtbahn angekündigt.
Schnell zum Neubaugebiet Taläcker
Die Künzelsauer Bergbahn pendelt auf ihrer
einen Kilometer langen Strecke zwischen der
Kernstadt und dem Neubaugebiet Taläcker.
Letzteres entstand in den 1990er-Jahren auf
der Hohenlohe-Hochebene. Mit 404 Metern
liegt das neue Siedlungsgebiet 175 Meter höher
als die Künzelsauer Altstadt. Diesem
starken Höhenunterschied ist es geschuldet,
dass Taläcker und Altstadt zwar nur etwa
1,4 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt
sind, man mit dem Pkw aber über 5,2 Kilometer
Straße nach oben kurven muss. Im
Stadtteil Taläcker sind mittlerweile 3.000
Menschen zu Hause, womit etwa jeder fünfte
Künzelsauer dort wohnt. Und wenn es darum
geht einen beachtlichen Höhenunterschied
auf kurzer Strecke zu überwinden;
welches Verkehrsmittel bietet sich da besser
an als die gute alte Standseilbahn? Nichtsdestotrotz
bedurfte es natürlich einer ge -
hörigen Portion visionären Denkens und
politischer Überzeugungsarbeit, um das
neue Verkehrsmittel in der Hohenlohestadt
durchzusetzen. Letzteres geschah übrigens
nicht gegen den Willen der Bürger, denn die
Bergbahn musste vor ihrer Realisierung den
ersten und bislang einzigen Bürgerentscheid
Künzelsaus als Prüfstein nehmen, was mit
einer Zustimmung von 51,2 Prozent geradeso
gelang.
Vollautomatisch im
Viertelstunden-Takt
Die Künzelsauer Bergbahn hält nur an zwei
Stationen, der Bergstation Taläcker und der
Talstation. Während die Bergstation optimal
inmitten des Neubaugebiets liegt, wurde
die Talstation etwa 300 Meter außerhalb
der Altstadt, dafür aber in direkter Nachbarschaft
zu einem Einkaufszentrum angelegt.
Beide Stationen bestechen durch ihre
gelungene Architektur, die mit gewölbten
Metalldächern und blau gestrichenen Sichtbetonwänden
Akzente setzt. Wie üblich für
Standseilbahnen fährt auch die Künzelsauer
Bergbahn mit zwei Wagen auf einer eingleisigen
Strecke mit einer Ausweiche in
Streckenmitte. Im Gegensatz zu vielen älteren
Standseilbahnen ist die Künzelsauer
Bergbahn aber vollautomatisch unterwegs.
Von der Bergstation aus verläuft die Trasse
zunächst im Einschnitt durchs Wohngebiet,
wo auch zwei Straßen mit kurzen Tunneln
unterquert werden. Die Trasse mündet
am Rande des Wohngebiets in einen Wald,
wo sich auch die Ausweiche befindet. Etwa
200 Meter vor der Talstation weitet sich die
Landschaft hin zum Kochertal auf und man
kann den Blick über Künzelsau genießen.
Auf diesem letzten Abschnitt fährt die Bergbahn
auf einer aufgeständerten Trasse
durch eine Streuobstwiese bevor, kurz vor
der Talstation, die Bundesstraße 19 auf einer
Stahlfachwerkbrücke gequert wird.
Die Bahn ist unter der Woche zwischen
6.15 und 22.30 Uhr im Viertelstundentakt
40 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Künzelsau
Im Zentrum des
Wohngebiets
Taläcker wurde eine
platzartige Situation
geschaffen, die
eindeutig von der
modernen Berg -
station dominiert
wird
Daten der Bergbahn Künzelsau
Baukosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,1 Mio. Euro
Höhe Talstation . . . . . . . . . . . . . . . 234 m ü.N.N.
Höhe Bergstation . . . . . . . . . . . . . 404 m ü.N.N.
Höhendifferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Meter
Fahrstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.034 Meter
mittlere Steigung . . . . . . . . . . . . . . 19,4 Prozent
größte Steigung . . . . . . . . . . . . . . . 30,0 Prozent
kleinste Steigung . . . . . . . . . . . . . . . 8,8 Prozent
Maximale Geschwindigkeit . 8 m/s (ca. 29 km/h)
Fahrzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Minuten
Waggonneigung . . . . . . . . . . . . . . 18,5 Prozent
Sitzplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
unterwegs, wobei an Schultagen in der
Frühspitze, um die Mittagszeit sowie nachmittags
ein 7,5-Minuten-Takt angeboten
wird. Sams tags beginnt der Betrieb eine
Viertelstunde später.
An Sonn- und Feiertagen fährt die Bergbahn
dagegen von 9 Uhr (sonntags) bzw.
10.30 Uhr (feiertags) bis 20 Uhr. Wenn bei
Großveranstaltungen viele Fahrgäste in kurzer
Zeit befördert werden müssen, wird sogar
im Fünfminutentakt gefahren. Bei dieser
Taktfrequenz wird die Bahn aber nicht vollautomatisch
betriebenen, sondern von einem
Mitarbeiter im Kommandoraum der
Bergstation gesteuert. Die Bahn ist übrigens
voll in den Heilbronner Verkehrsverbund
HNV integriert.
Schlechte Karten für
Stadtbahnanschluss
Nach der Einweihung der Bergbahn gab
und gibt es eine weitere ÖPNV-Vision, die
die Kommunalpolitiker in Künzelsau umtreibt:
Die Anbindung an das Karlsruher
Stadtbahnnetz und damit die Reaktivierung
der Kochertalbahn zwischen Waldenburg
und Künzelsau. Bereits 2005 wurde die
Stadtbahnlinie S4 entlang der Hohenlohebahn
von Heilbronn nach Öhringen-Cappel
verlängert, wofür dieser Streckenabschnitt
elektrifiziert wurde. Seit langem gibt es
Überlegungen, die Stadtbahnen über Öhringen
hinaus zu verlängern. Dafür bestehen
zwei Optionen, deren Realisierung sich gegenseitig
nicht ausschließen würde. Zum einen
könnten die Stadtbahnen weiter bis
Schwäbisch Hall-Hessental fahren, wo die
Verlauf der Bergbahn und der
ehemaligen Kochertalbahn,
auf der die Kommunalpolitik
in Zukunft gerne die gelben
AVG-Stadtbahnwagen fahren
sehen würde
P. KRAMMER
In einem talwärts immer tiefer werdenden Einschnitt durchquert die meterspurige Bergbahn
das Neubaugebiet Künzelsau-Taläcker
ALLE AUFNAHMEN: P. KRAMMER
Hohenlohebahn auf die bereits elektrifizierte
Bahnstrecke Stuttgart – Crailsheim trifft.
Auch denkbar wäre es, die Stadtbahnen von
Öhringen weiter nach Künzelsau zu führen.
Dafür müssten die gelben Wagen ab Öhringen-Cappel
noch etwa 10 Kilometer der
Hohenlohebahn bis zum Bahnhof Waldenburg
folgen, ab wo dann die Kochertalbahn
bis Künzelsau (weitere 12 Kilometer) reaktiviert
werden müsste. Um dafür die Realisierungschancen
zu prüfen, wurden in den
Jahren 2002, 2008 und zuletzt 2012 Machbarkeitsstudien
erstellt. Dabei wurden verschiedenste
Varianten für eine Stadtbahnanbindung
Künzelsaus durchgerechnet. In
einem Fall wurde sogar untersucht, die
Stadtbahn von Waldenburg kommend nicht
hinunter ins Kochertal in die Künzelsauer
Kernstadt zu führen, sondern auf der Hohenlohe-Hochebene
an der Bergstation Taläcker
enden zu lassen. Doch die Gutachter
sind in allen Fällen zu dem Ergebnis gekommen,
dass die Wiederbelebung des
Bahnverkehrs nach Künzelsau volkswirtschaftlich
nicht sinnvoll ist und damit auch
keine Chance auf Fördermittel besteht.
Trotz all dieser ernüchternden Ergebnisse
will man in Künzelsau aber weiter für eine
Reaktivierung der Bahnanbindung kämpfen.
PHILIPP KRAMMER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
41
Betriebe
Der Masaryk-Bahnhof ist ein bedeutender Umsteigepunkt zum Regionalverkehr in und um Prag. Seine Anbindung an
das Straßenbahnnetz wurde mit der aktuellen Netzreform verbessert. Die Linie 24 wurde hingegen gekürzt und geht
jetzt am Ortenovo námestí auf die Linie 14 über M. JUNGE (2)
Neue Linien
an der Moldau
Prager Tramlinien aktuell
1 Petriny – Spojovací
2 Petriny – Podbaba
3* Brezineveská – Levského
4 Kotlárka – Kubánské námestí
5 Divoká Sárka – Cernokostelecká
6 Sporilov – Smichovské nádrazí
(– Sidlisté Barrandov)
7 Radlická – Ustredni dilny DP
8 Podbaba – Stary Hloubetín
9* Sidliste Repy – Spojovací
10 Sidliste Repy – Sidliste Dáblice
11* Sporilov – Olsanské hrbitovy
12 Palmovka – Sidlisté Barrandov
14 Sidlisté Barrandov – Ortenovo námesti
16 Lehovec – Sídliste Repy
17* Vozovna Kobylisy – Levského
18 Petriny – Vozovna Pankrác
20 Divoká Sárka – Sídlisté Barrandov
22* Nádrazí Hostivar – Bilá Hora
24 Ortenovo námesti – Kubánské námesti
25 Vypich – Lehovec
26 Nádrazi Hostivar – Divoká Sárka
* Basislinien
Liniennetzoptimierung in Prag Im Jahr 2008 begann in
der Goldenen Stadt die Neuausrichtung des Tramliniennetzes an
die aktuellen Verkehrsbedürfnisse, seit Herbst 2012 ist in einer
weiteren Stufe der Linienreform ein Kernnetz aus fünf Basisund
16 Ergänzungslinien in Betrieb
Die Straßenbahn ist in der tschechischen
Hauptstadt ein nicht
wegzudenkendes Verkehrsmittel,
das trotz umfangreichen Ausbaus
der Metro und damit einhergehender Streckennetzreduzierungen
in den 1970er- und
1980er Jahren seinen Platz im Nahverkehr
behaupten konnte: Jeder dritte Fahrgast in
Prag benutzt heute für seine Wege die Straßenbahn.
Für die zahlreichen Touristen wird die
Straßenbahn immer interessanter: Neben
Sonderfahrten und der Nostalgielinie 91
findet mittlerweile auch die Linie 22 in fast
jedem Reiseführer Erwähnung, da sie wichtige
Sehenswürdigkeiten Prags auf interessanter
Strecke miteinander verbindet.
Trotzdem wurden Änderungen am Liniennetz
unumgänglich, entsprach es doch in
weiten Teilen nicht mehr den Verkehrsströmen.
Vielfach gab es zudem Parallelverkehr
mit Buslinien. Deshalb begannen der Prager
Verkehrsbetrieb DPP und der regionale Verkehrsverbund
ROPID eine grundlegende
Umgestaltung der Liniennetze von Bussen
und Straßenbahnen zu planen, an deren
Ende ein übersichtliches, gut merkbares Liniennetz
stehen sollte, das die heutigen
Fahrgastströme besser abdeckt.
Die neue Liniensystematik
Rückgrat der Straßenbahn sind fünf Linien,
die auf den Hauptachsen mit kurzen Intervallen
verkehren. Bereits in den Jahren 2008
und 2009 sind die ersten beiden dieser Basislinien
eingeführt worden, so dass parallel
führende Verstärkungslinien nicht mehr bedient
werden mussten – was einerseits zu
42 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Tschechien: Prag
Die Manesuv-Brücke vor dem Panorama des Prager Burgareals wird oftmals für Umleitungen genutzt. Im Regelverkehr befährt sie auch im
neuen Netz nur die Linie 18 – meist mit Niederflurtriebwagen, hier jedoch mit einer Tatra-Doppeltraktion als Linie 12
Einsparungen führte, andererseits das Angebot
verlässlicher und attraktiver machte. Seit
dem 17. September 2012 gibt es fünf Basislinien
(3, 9, 11, 17 und 22). Darüber hinaus
gibt es vier Bündel von jeweils zwei Linien,
die in ihren Kernabschnitten so aufeinander
abgestimmt sind, dass auch dort das Taktgefüge
der Basislinien entsteht. Die verbleibenden
acht Linien übernehmen überwiegend
Ergänzungsfunktionen zu den Hauptlinien
oder zur Metro und sind teilweise auch nur
von Montag bis Freitag im Einsatz.
Bewährtes bewahrt
Vielfach blieben die Linienführungen im
Grundsatz erhalten und änderten sich nur
im Bereich des Stadtzentrums. Bestehende
Linien wurden teilweise verlängert und ersetzen
so andere Linien. Insgesamt entfielen
durch die Reorganisation vier Straßenbahnlinien
– die 15, 19, 21 und 36. Insbesondere
im Nordosten der Stadt kam es zu
Einschränkungen im Fahrtenangebot, was
vor allem an der schnellen Metroverbindung
zur Innenstadt liegt. Hingegen weist
das Prager Zentrum nun auf vielen Linien
einen verdichteten Fahrplan auf, auch die
Linienäste nach Zizkov und Letná werden
häufiger bedient.
Auf neuen Linienführungen mit verdichteten
Takten sollen die Straßenbahnen die
teils an der Kapazitätsgrenze verkehrende
Metro entlasten und für attraktive Verbindungen
in die Innenstadt sorgen. Neu organisiert
wurde auch der Fahrzeugeinsatz: Am
Wochenende sind auf vielen Linien – teilweise
auch auf den Basislinien – nur noch
Abschied von den KT8D5
Solowagen im Einsatz, während an Arbeitstagen
auf einigen Linien als Doppeltraktionen
fahren, die bisher nur mit Einzelwagen
bedient wurden. Der nächtliche
Straßenbahnverkehr mit den Linien 51 bis
59 blieb unverändert. MARTIN JUNGE
Mit einer ausschließlich von den verbliebenen KT8D5 besetzten Sonderlinie 15 verabschiedeten sich am
21. Mai 2013 der Prager Verkehrsbetrieb und Straßenbahnfreunde von diesem Fahrzeugtyp. Gegen 17
Uhr rückte der Triebwagen 9048 in den Betriebshof Stresovice ein, wo er im Museum des öffentlichen
Verkehrs erhalten bleiben wird. Die übrigen KT8D5 werden zu teilniederflurigen Fahrzeugen umgebaut
und werden noch einige Zeit den Straßenbahnbetrieb in Prag mitprägen, sind sie doch bei Baustellen
unverzichtbar für eine flexible Betriebsführung (Foto: Ondrej Matej Hrubes in der Invalidovna) YUG
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
43
Fahrzeuge
Abschied
auf Raten
Potsdam: Der Triebwagen 155 vom
Typ KT4DMC der ViP durchfährt am
24. April 2012 auf Linie 96 nach
Kirchsteigfeld das Nauener Tor.
Nach einem Unfall wurde er in
diesem Jahr zerlegt
S. SCHRADER
44 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Die letzten Tatras in
Deutschland (Teil 2)
In Rostock und Strausberg
neigen sich die Tatra-Einsätze
dem Ende entgegen – Zwickau
setzt hingegen langfristig auch
auf seine modernisierten
KT4D. Seit dem Jahr 2000 unterlag
der Bestand an Tatras in
den östlichen Bundesländern
ganz unterschiedlichen Entwicklungen
– ein Überblick
Tatras
Vor dem Mauerfall waren sie bei fast
jedem Straßenbahnbetrieb in der
DDR zu finden – Tatrawagen. Gab
es damals lediglich die Großraumwagen
der Typen T3D mit B3D, T4D mit
B4D, KT4D und T6A2 mit B6A2, so hat sich
diese Vielfalt durch Umbauten und nachträgliche
Zugänge später sogar erhöht! Heute
gibt es in den östlichen Bundesländern
auch mit Niederflurmittelteilen versehene
KTNF6 und KTNF8 sowie drei KT8.
Doch der Bestand an Tatrawagen ist bei
den 20 Betrieben rückläufig. Darüber kann
auch nicht hinwegtäuschen, dass mit Jena
seit Jahresanfang nun sogar ein 21. Unternehmen
über ein solches Fahrzeuge verfügt.
Trotzdem schreitet der Wechsel zu neuen
Fahrzeugtypen bei den einzelnen Verkehrsbetrieben
ganz unterschiedlich voran. Stellte
Teil 1 dieses Überblicks im STRASSEN-
BAHN MAGAZIN 6/2013 bereits vor, wie
sich der Bestand in den Städten Berlin, Brandenburg
(Havel), Chemnitz, Cottbus, Dresden,
Erfurt, Frankfurt (Oder), Gera, Görlitz,
Gotha, Halle (Saale), Jena, Leipzig und
Magdeburg seit dem Jahr 2000 verändert
hat, so folgt nun die Entwicklung bei den
übrigen sieben Betrieben von Plauen bis
Zwickau.
Plauen
Bei der Plauener Straßenbahn GmbH waren
im Jahr 2000 noch 40 in den 1990er-Jahren
modernisierte und mit Choppersteuerung
ausgerüstete KT4DMC vorhanden. Dieser
Bestand hat sich in den vergangenen 13 Jahren
fast halbiert. Zunächst wurde der 2004
noch vorhandene Tw 209 ohne Choppersteuerung
im selben Jahr zerlegt, der Tw 215
gelangte hingegen 2005 nach Zwickau.
Von den Wagen mit Choppersteuerung
schieden acht aus dem Bestand aus – siehe
Tabelle. Aktuell befinden sich noch 24 zwischen
1981 und 1988 gebaute KT4DMC im
Bestand: Die Tw 203, 205, 207, 208, 214,
216, 220, 224, 225, 227 bis 229, 231 bis 234
sowie 236 bis 243.
Im vogtländischen Plauen legt der Tw 232 am 10. April 2011 an der Haltestelle Capitol einen
Halt ein. Den KT4D stellte CKD im Jahr 1988 her. Die Tatras sollen bis ins nächste Jahrzehnt in
Plauen im Einsatz bleiben
R. GLEMBOTZKY
Als Arbeits-Tw auf Tatrabasis sind die Tw
0202 und 0235 vorhanden. Ersterer wurde
1995 aus dem 1976 gebauten Tw 202 vom
Typ KT4D zum Schleif- und Schmierwagen
umgebaut; letzterer wurde 2012 aus dem
1988 gebauten Tw 235 vom Typ KT4DC
zum Winterdienstwagen umgewidmet.
Für die Bedienung der fünf Plauener Linien
(Nr. 1 sowie 3 bis 6) werden aktuell werktags
16 Tatrawagen eingesetzt, an Samstagen
reduziert sich diese Zahl auf zwölf und an
Sonn- sowie Feiertagen auf sieben.
Nach dem Eintreffen der ersten Niederflurwagen
sollen noch in diesem Jahr zunächst
zwei Tatras abgestellt werden. Man
geht in der Stadt an der Weißen Elster jedoch
davon aus, dass der reguläre Tatraeinsatz
nicht vor 2020 enden wird.
Potsdam
Durch die 16 zwischen 1998 und 2001 gelieferten
Combino und die zehn 2011/12 eingetroffenen
Variobahnen hat sich der Bestand
an Tatras bei der Verkehrsbetrieb Potsdam
GmbH (ViP) nach dem Jahr 2000 drastisch
reduziert.
KT4DMC-Abgänge aus dem
Plauener Bestand nach 2000
2004: Tw 219 und 221 – verschrottet
2005: Tw 205, 210, 212 und 217 – verschrottet
2005: Tw 215 verkauft nach Zwickau; Tw 223:
Übungsobjekt an Landesschule für Brandu.
Katastrophenschutz Eisenhüttenstadt
2006: Tw 206 und 211 – verschrottet
2006: Tw 230 nach Zwickau abgegeben
2009: Tw 226 und 245 – verschrottet
2010: Tw 218 und 244 – verschrottet
2010: Tw 213 nach Flieden bei Fulda verkauft –
Nutzung als Imbiss
Waren Anfang des Jahrtausends noch
etwa 85 Wagen vorhanden, so hat sich diese
Zahl im April 2013 in Summe auf 32 verringert.
Dieser Bestand setzt sich wie folgt
zusammen:
• aus acht als führende Tw („100er-Nummern“)
nutzbaren KT4DM; von ihnen sind
jedoch die Tw 123, 124, 142, 147, 162 abgestellt
und sollen noch in diesem Jahr verkauft
werden; genutzt werden lediglich die
Tw 144 und 146; der Tw 141 wurde als Reservefahrzeug
aufgearbeitet
• nur als geführter Tw („200er-Nummern“)
ohne Choppersteuerung einsetzbar wäre der
KT4DM-Tw 246 – er ist jedoch abgestellt
und steht ebenfalls zum Verkauf
• mit Choppersteuerung als führende Tw
nutzbar sind elf einst 1987 gebaute
KT4DMC. Es handelt sich um die Tw 148
bis 154, 156, 157, 159 und 161
• als geführte Triebwagen mit Choppersteuerung
sind zehn 1987 gebaute Tatras im
Bestand – die Tw 248 bis 256 sowie der abgestellte
259
Für Sonderverkehre befindet sich mit dem Tw
001 der 1972 gebaute Prototyp der KT4D im
Unterhaltungsbestand.
Als Fahrschul- bzw. Fahrleitungsbeobachtungswagen
steht außerdem der Tw 301 vom
Typ KT4DM zur Verfügung.
Hat die ViP zwischen 2002 und 2009 ganze
45 KT4DM und KT4DMC nach Temirtau,
Cluj/Klausenburg, Szeged und Ploiesti
verkauft, so gab es auch mehrere Verschrottungen
solcher Wagen:
2003: Tw 129 und 158, 229 und 258
2011: Tw 143 und 160
2012: Tw 130, 131 und 145
2013: Tw 155 und 257
Von den in Potsdam verbliebenen 32 Tatras
stehen also in Summe sieben kurz vor ihrem
Verkauf, für den Liniendienst befanden sich
hingegen im April 23 Triebwagen im Unter-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
45
Fahrzeuge
Dietmar Linser nahm in Rostock am
24. Mai 2012 den Tw 812 samt
Beiwagen 862 auf. Den T6A2 steht
in der Hansestadt jedoch keine
lange Einsatzdauer mehr bevor
In Schwerin wurde bis Ende 2010 der Tw 211 mit dem Bw 311 noch als „Kinderfahrschule“ genutzt.
Er durfte aber das Betriebshofgelände nicht verlassen. Jetzt dient dazu Tw 111 J. PERBANDT
In Leipzig sind die Tatras langfristig nicht entbehrlich
– hier der Fahrerplatz im T4DM T. LAAKE
haltungsbestand. Davon werden werktags
zehn Wagen benötigt (sowie 22 Niederflurfahrzeuge).
An Sams- und Sonntagen sind
maximal drei Tatrawagen sowie 18 Niederflurfahrzeuge
unterwegs. Die Tatras kommen
meist früh und nachmittags z. B. als Verstärker
zum Einsatz, sie bedienen dabei in Doppeltraktion
alle sieben Linien. Die Zahl der
eingesetzten Wagen kann natürlich immer variieren
und hängt von der Wartung, möglichen
Unfällen und anderen Vorkommnissen
ab, die die Verfügbarkeit eines Fahrzeugtyps
einschränken können.
Die ViP strebt mittelfristig an, 100 Prozent
der Kurse niederflurig abzusichern. Nach
dem Eintreffen von weiteren Variobahnen im
nächsten Jahr werden deshalb voraussichtlich
erneut mehrere Tatras aus dem Unterhaltungsbestand
ausscheiden. In welchem Jahr
ihr regulärer Einsatz in Potsdam enden wird,
ist derzeit noch nicht absehbar.
Rostock
Anfang des neuen Jahrtausends standen der
Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) noch
alle 24 zwischen 1989 und 1990 für die Hansestadt
gebauten Tatratriebwagen vom Typ
T6A2M zur Verfügung.
In den Jahren 2001/02 lieferte Bombardier
insgesamt 22 niederflurige Beiwagen für die
Tatras nach Rostock, woraufhin die sechs
originalen Tatrabeiwagen vom Typ B6A2, die
bereits 1996 abgestellt waren, 2005 ins ungarische
Szeged abgegeben wurden. Jedem
T6A2M ist seitdem ein ganz konkreter Niederflur-Beiwagen
zugewiesen.
Nachdem der Tw 811 im Jahr 2009 verschrottet
wurde, ereilte die Tw 709, 712, 807
und 809 das gleiche Schicksal, wodurch fünf
Niederflurbeiwagen „frei“ geworden sind.
Anfang 2013 kam der Bw 752 nach Leipzig,
die übrigen vier – Bw 754, 855, 861 und 860
– folgten von Ende April bis Mai.
In diesem Jahr sind am Warnowufer aktuell
noch 19 Tatrawagen im Unterhaltungsbestand.
Wie die bereits zerlegten waren sie
zwischen 1996 und 2001 von der RSAG modernisiert
worden. Zwei der 19 Wagen werden
seit 2010 bzw. 2012 als Arbeitswagen
(Nr. 551, ex Tw 808, und 552, ex Tw 707)
genutzt. Der Tw 704 wurde im Mai 2010 als
historischer Wagen designiert, er kommt aber
noch regulär als Linienwagen zum Einsatz.
Damit stehen heute in Rostock insgesamt
noch 17 Tatrawagen für den Liniendienst zur
Verfügung. Sie kommen zusammen mit den
40 in den 1990-Jahren gebauten NGT6WDE
zum Einsatz. Die Tatrawagen befahren dabei
planmäßig nur noch die Linie 1. Für den regulären
Betrieb werden dort werktags zehn
T6A2M benötigt, am Wochenende sind keine
unterwegs.
Wenn voraussichtlich Anfang 2014 die ersten
neuen 6N2 vom Typ Tramlink in Rostock
eintreffen, wird sich die RSAG schrittweise
von den Tatras verabschieden. Sie befinden
sich derzeit also womöglich bereits in ihrem
letzten vollständigen Einsatzjahr an der Warnow
...
Schöneiche
Der Bestand der Schöneicher-Rüdersdorfer
Straßenbahn GmbH (SRS) umfasste im Jahr
2000 u. a. acht in den Jahren 1992 bis 1994
aus Cottbus übernommene KT4DM – die Tw
46 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Tatras
Übersicht: Tatra-Tw in Deutschland
Betrieb Typ Baujahre geliefert Einsatzende Ende 4/2013 im Wagen vsl. Bemerkungen zur
Betriebsbestand im Einsatz bis Situation Ende April 2013
Berlin KT4D 1976–1988 477 – 160 2017 10 weitere Wagen abgestellt
KT4Dt 1983–1987 99 2013 0 – 35 Wagen abgestellt vorhanden
T6A2 1988–1990 118 2007 0 –
B6A2 1988–1990 69 2007 0 –
Brandenburg (H.) KT4D 1979–1983 16 – 4 mind. 2020 im Einsatzbestand Tw 173, 174, 179, 180,
als ATw Nr. 154
KTNF6 [1997–1998] – – 10 mind. 2020 durch Umbau aus KT4D entstanden
Chemnitz T3D 1968–1986 132 – 22 mind. 2016 im Betriebsbestand noch 505, 507, 509, 512–517,
519, 521–532
B3D 1973–1986 62 2008 0 – noch im Betriebshof vorhanden
Cottbus KT4D 1978–1990 65 – 0 –
KTNF6 [1996–1998] – – 21 mind. 2028 5 weitere KTNF6 wurden verkauft bzw. zerlegt
Dresden T4D 1967–1984 574 – 18 mind. 2015 Wagen für Sonderdienste im Bestand
B4D 1970–1984 250 2005 0 –
T6A2 1985–1988 4 2000 0 –
B6A2 1985–1988 2 2000 0 –
Erfurt KT4D 1976–1990 156 – 6 2014 im Einsatzbestand noch Tw 405, 450, 495, 518, 519
und 520
Frankfurt (O.) KT4D 1987–1990 34 – 17 mind. 2015
T6A2M [1988] – – 1 – in Berlin Tw 5118 bzw. 8118 bzw. 218 118
Gera KT4D 1978–1990 61 – 22 mind. 2018 zusätzlich noch Tw 354 und 358 als Ersatzteilspender
vorhanden
KTNF8 [1998–2003] – – 6 mind. 2018 Tw 348 bis 253
Görlitz KT4D 1983–1990 11 – 15 mind. 2020 5 Tw aus Erfurt, 3 aus Cottbus
Gotha KT4D 1981–1982 6 – 18 mind. 2020 12 Tw gebraucht aus Erfurt
Halle T4D 1968–1986 323 – 20 mind. 2013 Tw 1147, -53, 54, 56, 60, 61, 69, 76, 77, 83, 91, 94,
97, 98, 1201, -08, 09, 11, 14 und 1221
B4D 1969–1986 124 – 10 mind. 2013 Bw 180, -85, 95, 97, 204, -05, 06, 07, 12 und 222
Jena KT4D [1979] – – 1 – 2013 aus Erfurt, Einsatz als ATw
Leipzig T4D 1968–1986 597 – 131 mind. 2020
B4D 1968–1986 273 – 4 mind. 2014
KT4D [1976] 8 1984 0 –
T6A2 1988–1990 28 2007 0 –
B6A2 1988–1990 14 2007 0 –
Magdeburg T4D 1968–1986 274 2013 0 –
B4D 1969–1986 142 2013 0 –
T6A2 1989–1990 12 2013 11 mind. 2016 Einsatzverlängerung als Reserve
B6A2 1990 6 2013 2 mind. 2018 Einsatzverlängerung als Reserve
Plauen KT4D 1976–1988 45 – 24 mind. 2020 Tw 203, 205, 207, 208, 214, 216, 220, 224, 225, 227
bis 229, 231 bis 234 sowie 236 bis 243, zzgl. 2 Atw
Potsdam KT4D 1974–1987 45 – 23 mind. 2016 80 Triebwagen aus Berlin übernommen, weitere Tw
KT4D 80 abgestellt vorhanden
Rostock T6A2 1989–1990 24 2014/15 17 mind. 2013 Tw 701 bis 706, 708, 710, 711, 801 bis 806, 810, 812,
zzgl. 2 ATw (551, 552)
B6A2 1989–1990 6 1997 0 –
Schöneiche KT4D [1981] – – 1 mind. 2013 Tw 22, abgestellt noch Tw 18 und 21 vorhanden
(alle drei ex Cottbus)
KTNF6 [1996–1998] – – 3 mind. 2024 Tw 26, 27 und 28 (alle drei ex Cottbus)
Schwerin T3D 1973–1988 115 2003 0 –
B3D 1973–1988 56 2003 0 –
Strausberg KT8 [1989–1990] – – 1 mind. 2013 Tw 22, abgestellt noch Tw 21 und 23 vorhanden
(alle drei ex Kosice/Kaschau)
T6C5 [1998] – – 1 mind. 2013 Tw 30, Prototyp von CKD
Zwickau KT4D 1987–1988 21 – 22 mind. 2024 Tw 928 bis 949 – Tw 948 aus Plauen übernommen
17 bis 22 sowie Tw 24 und 25. War davon
der Tw 24 im Jahr 1979 gebaut worden, so
stellte CKD die übrigen sieben 1981 fertig.
Von den acht KT4DM sind derzeit noch die
drei in den Jahren 1995/96 bei der Mittenwalder
Gerätebau GmbH modernisierten
Tw 18, 21 und 22 vorhanden. Davon sind
allerdings die Tw 18 und 21 abgestellt. Der
Triebwagen 22 dient zwar offiziell als Reserve,
kommt aber so gut wie nie zum Einsatz,
da er kurz vor seiner Laufkilometergrenze
steht. Erreicht er diese, müsste er aufgearbeitet
werden. Dies ist derzeit nicht vorgesehen
– im Gegenteil: Alle drei KT4DM stehen aktuell
zum Verkauf.
Die fünf Anfang 2000 noch zusätzlich vorhandenen
KT4D wurden zur Ersatzteilgewinnung
allesamt verschrottet: Tw 19 noch
im Jahr 2000, die Tw 17 und 20 im Jahr
2001, Tw 25 im folgenden Jahr sowie Tw 24
schließlich 2008.
Die zweite Gruppe Tatrawagen der SRS
bilden inzwischen drei 1996 bzw. 1998 für
den Einsatz in Cottbus mit einem Niederflurmittelteil
versehene KT4D – seit ihrem
Umbau werden sie als KTNF6 geführt. Bei
der SRS befinden sich:
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
47
Fahrzeuge
Der Zwickauer
Tatra-Schleifwagen
Um einen KT4DMC handelt es sich beim Zwickauer
Triebwagen 200. Das 1988 gebaute Fahrzeug
kam aus Plauen (dort Tw 230) nach Westsachsen.
Von 2006 bis 2008 erfolgte sein
Umbau zum Schleifwagen. Als solcher steht er
auf dem Zwickauer Meterspurnetz zuverlässig
im Dienst.
Der im Dezember 2011 aus Leipzig in Zwickau
eingetroffene Schneepflug entstand übrigens
auf Basis eines KT4D-Drehgestells aus Zwickau.
In Schöneiche kommen die in Cottbus mit einem Niederflurmittelteil versehenen KT4D als KTNF6
auch in Zukunft zum Einsatz. Hier passiert Tw 26 am 7. März 2012 das Postamt in Rüdersdorf
In Zwickau werden die modernisierten KT4D noch bis ins nächste Jahrzehnt benötigt. Im August
2010 waren die Tw 949 und 932 auf der Werdauer Straße unterwegs M. KOCHEMS, J. BECKER (OBEN)
• Tw 26 seit 2009, in Cottbus Tw 171 (bis
1991 Erfurt)
• Tw 27 seit 2010, in Cottbus Tw 142
• Tw 28 seit 2011, in Cottbus Tw 139
Im regulären Verkehr befinden sich aktuell
im Wechsel mit den 1966 und 1973 gebauten
Düwag-GT6 aus Heidelberg täglich ein bis
zwei KTNF6, der dritte Tatrawagen mit Niederflurteil
kommt bedarfsweise als Schülerbahn
ebenfalls zum Einsatz. Es ist vorgesehen,
die KTNF6 bis ca. 2024 zu unterhalten.
Schwerin
Die Nahverkehr Schwerin GmbH hat als erster
deutscher Verkehrsbetrieb auf Tatrawagen
im Liniendienst verzichtet. Bereits im August
2003 verabschiedete die NVS ihre nach
2000 noch vorhandenen modernisierten Tatra-Großraumtriebwagen
vom Typ T3DC1
(führende Triebwagen) sowie die nur geführt
einsetzbaren T3DC2 aus dem regulären Planeinsatz.
Insgesamt 30 seit dem Jahr 2001 eingetroffene
achtachsige Niederflurwagen vom
Typ SN2001 machten dies möglich.
Daraufhin gab die NVS bis 2005 fast alle
T3D nach Osteuropa ab – siehe Tabelle. In
Schwerin wurden hingegen die beiden 1983
gebauten T3DC2 Nr. 249 und 254 jeweils
2003 und der von 2004 bis 2010 als Kinderstraßenbahn
genutzte Tw 211 (T3DC2, Baujahr
1977) schließlich 2010 verschrottet.
Dadurch befinden sich heute lediglich noch
Tatra-Arbeits- und Traditionsfahrzeuge in
Schwerin:
• Tw 111, ein T3DC1 als Kinderfahrschule
(darf nur auf dem Betriebshof fahren)
• Tw 417, ein originaler T3D als Traditionsfahrzeug
• Tw 418, ein originaler T3D als Traditionsfahrzeug,
seit 2005 abgestellt
• Bw 359, ein originaler B3D als Traditionsfahrzeug,
seit 2005 abgestellt
• Tw 905, ex 146, ein T3DC1h als Arbeitswagen,
seit 2010 abgestellt
• Tw 907, ex 154, ein T3DC1h als Arbeitswagen,
seit April 2013 abgestellt
Doch der Einsatz der Tatras als Arbeitsfahrzeuge
ist seit Mitte April nun ebenfalls Geschichte.
Der Tw 907 absolvierte am 13.
April beim alljährlichen „Schweriner Frühjahrsputz“
seinen vermutlich letzten Einsatz.
Zuvor war er bis Februar 2013 als Oberleitungs-Enteisungsfahrzeug
genutzt worden.
Nachdem die Nahverkehrsgesellschaft den
Bombardier-Tw 817 mit speziellen Enteisungs-Stromabnehmern
ausgerüstet hat, wurde
der Tatrawagen nun überflüssig. Er bleibt
jedoch (wie Tw 905) bis auf weiteres im Betriebshof
Haselholz hinterstellt. Dort sind
auch die Traditionswagen sowie der Tw 111
stationiert. Dieser wird auf dem Betriebshof
als Kinderfahrschule eingesetzt. Als derzeit
letzter einsatzfähiger Tatra-Triebwagen für
Sonderfahrten im Schweriner Straßenbahnnetz
steht der Museums-Tw 417 zur Verfügung.
Abgänge aus Schwerin bis 2005 nach Osteuropa:
• die zwischen 1973 und 1979 gebauten
T3DC1 Tw 101 bis 110 sowie 112 bis 127
• die von 1981 und 1983 gebauten T3DC1
Tw 142 bis 145, 147 bis 153 und 155
• die zwischen 1973 und 1979 gebauten
T3DC2 Tw 201 bis 210 und 212 bis 227
• die zwischen 1981 und 1983 gebauten
T3DC2 Tw 242 bis 245 und 247 bis 253
sowie 255
• die dazugehörigen Großraum-Beiwagen
vom Typ B3DC wurden in Deutschland
verschrottet
Strausberg
Bei der Strausberger Eisenbahn GmbH (STE)
trafen 1995 die ersten drei Tatrawagen ein.
Es handelt sich um die zwischen 1989 und
1990 gebauten Tw 21, 22 sowie 23 vom Typ
KT8D5. Die aus Kosice/Kaschau übernommenen
Wagen sind gleichzeitig die ersten und
bisher einzigen KT8 in Deutschland. Trugen
sie im Jahr 2000 die Hauptlast auf der STE,
so erhielten sie ab 2003 Unterstützung durch
den 1998 gebauten Prototyp vom Typ T6C5.
48 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Schlachten,
Technik,
Feldherren
In Strausberg wird neben den beiden Flexity noch mindestens ein Tatra für den Linienbetrieb
benötigt. Am 29. Oktober 2010 war Tw 21 in Richtung Strausberg Bahnhof unterwegs S. SCHRADER
Diese Aufnahme aus Berlin zeigt, warum viele Betriebe auf die hochflurigen Tatras verzichten: Sie
sind gerade für Rentner oder Fahrgäste mit Kinderwagen beschwerlich zu erklimmen ... B. SCHULZ
Nachdem im März bzw. Mai dieses Jahres auf
der STE zwei Flexity Berlin in den Liniendienst
gekommen sind, wird geprüft, die Tw
21 und 23 nach Prag zu verkaufen. Tw 30
bleibt ebenso wie der dritte KT8 als Reservewagen
bis auf weiteres in Strausberg.
Zwickau
Der Wagenbestand der Städtischen Verkehrsbetriebe
Zwickau GmbH weist im Berichtszeitraum
eine für die östlichen Bundesländer
ungewohnte Konstanz auf. Von den
23 im Jahr 2000 im Unterhaltungsbestand
befindlichen modernisierten KT4DC sind bis
heute noch alle Wagen vorhanden, lediglich
der Tw 927 ist inzwischen abgestellt. Wie der
noch eingesetzte Tw 948 ist er 1983 gebaut
worden und stammt ebenfalls aus Plauen.
Die übrigen 21 im Liniendienst genutzten
Wagen waren zwischen 1987 bis 1990
werks neu nach Zwickau gekommen. Im
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Rahmen ihrer ersten Modernisierung erhielten
sie Anfang der 1990er-Jahre in Mittenwalde
anstelle der Falttüren neue Außenschwenktüren
sowie eine neue Bestuhlung
und Fahrtzielanzeigen.
Von September 2000 bis Mai 2004 erhielten
alle Fahrzeuge in Zusammenarbeit mit
CKD Alstom in Zwickau eine zweite Modernisierung,
in deren Rahmen die Wagen
Choppersteuerungen bekamen. Nach Befragung
des Fahrpersonals blieb die Pedalsteuerung
jedoch erhalten. Die mit den Nummern
928 bis 949 versehenen 22 Tatras teilen sich
heute mit den zwölf 1993 von MAN gebauten
GT6M den Liniendienst in Zwickau.
Werktags werden regulär 17 Tatras benötigt,
sie verkehren mit den GT6M im Wechsel. An
Wochenenden sind weniger Kurse unterwegs.
Nach jetzigem Planungsstand werden die
KT4DC in Zwickau noch mindestens bis
2024 betrieben. ANDRÉ MARKS
Das neue Heft ist da.
Jetzt am Kiosk!
Testabo mit Prämie bestellen unter:
www.clausewitz-magazin.de/abo
Fahrzeuge
Von Wien in die Welt
Wiener Exportwagen, Teil 1
Seit 1997 eroberten zahlreiche
rot-weiße Straßenbahnen aus der
Donaumetropole mehr als ein
halbes Dutzend Städte Europas.
Bis Ende 2012 gelangten 365
Trieb- und Beiwagen der Wiener
Linien nach Bosnien, Ungarn, Polen,
Rumänien und in die Niederlande
Die E 1 102–123 gingen in
Krakau mit blau/beiger Farbgebung
in Betrieb. In Anlehnung an die früher in
Wien verwendeten Liniensignalscheiben am
Dach wurde am Platz des Liniensignalwürfels
ein digitaler Anzeiger montiert
(E 1 108 + 568; 6. September 2005)
50 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Wiener Exportwagen
Sarajevo: Die zuerst in Betrieb genommene C 1 /c 1 -Garnitur 400 + 4000 machte mit einer Aufschrift auf den Initiator der Aktion aufmerksam,
hier am 24. September 1997 in der Endstelle am noch zerstörten Bahnhof
ALLE AUFNAHMEN: W. KAISER
Seit 2004 fahren in Miskolc ausschließlich Gebrauchtwagen: Die E 1 verkehren
auf Linie 2 und die aus Kosice und Most übernommenen KT8D5
sind auf Linie 1 unterwegs, hier am 22. April 2010
Miskolc: Im Inneren des Wagens 196 ist am 30. April 2010 immer noch
die ehemalige Wiener Nummer ersichtlich, es gibt aber auch Hinweise
zum neuen Eigentümer. Die Typenbezeichnung lautet offiziell „SGP E1“
Als Mitte der 1990er-Jahre die große
„Gebrauchtwagen-Wanderung“ in
die ehemaligen Ostblockländer einsetzte,
konnte Wien vorerst keine geeigneten
Fahrzeuge beisteuern. Erst 1990
wurden die letzten Stahlkasten-Zweiachser
der Baujahre 1960/61 durch fabrikneue Gelenktriebwagen
des Typs E 2 ersetzt und die
Prototypen der ULF-Niederflurwagen (Typen
A und B) hatten noch nicht ihre Serienreife erlangt.
Die zahlreich vorhandenen sechsachsigen
Gelenktriebwagen mit „all-electric“-Ausrüstung
und Nockenschaltwerk – wegen ihrer
unkomplizierten Technik bei den potenziellen
Empfängern gerne gesehen – wurden daher
noch allesamt für den Linienbetrieb benötigt.
Ausgangslage 1995
Im Jahre 1995 gab es 547 derartige Triebwagen
– davon 89 Typ E, 336 E 1 , 122 E 2 –
und 429 dazu passende Beiwagen – 51 c 2 ,
188 c 3 , 73 c 4 , 117 c 5 , allesamt von den ortsansässigen
Unternehmen Lohner (ab 1970
Bombardier-Rotax) und Simmering-Graz-
Pauker (SGP) in Düwag-Lizenz gebaut.
Dazu kamen noch einige vierachsige Gelenktriebwagen
des Typs F (Baujahr 1963/
64; Weiterbau von Zweiachsern mit Nachläufer-Drehgestell)
sowie die 1955 bis 1959
in Düwag-Lizenz gebauten Großraumzüge
C 1 /c 1 . Diese Bauarten blieben im Einsatz,
um den letzten hauptberuflichen Schaffnern
weiterhin einen Arbeitsplatz bieten zu können.
Denn die Triebwagen C 1 und F wurden
nie auf schaffnerlosen Betrieb umgebaut
und besaßen einen Schaffnerplatz nächst
dem hinteren Einstieg. Der Schaffner war
nicht nur für den Verkauf und die Entwertung
der Fahrkarten zuständig, er bediente
auch mittels Knopfdruck die Türen (ausgenommen
Tür 1) und erteilte dem Fahrer die
Abfahrtserlaubnis. Schließlich musste er
mangels einer „Totmann-Ausrüstung“ am
Fahrerplatz den Zug bei Bedarf mittels eines
Notbremspedals zum Stehen bringen.
Abschied von Typ F und C 1
Mitte 1996 kam aber dann doch das Aus
für den Typ F und die Abstellung der letzten
C 1 /c 1 war ursprünglich für das Jahr 1997
vorgesehen. Bereits Mitte 1996 initiierte die
Firma Siemens aber eine Hilfsaktion für den
im Bosnienkrieg schwer in Mitleidenschaft
gezogenen Straßenbahnbetrieb in Sarajevo.
Obwohl die Züge wegen ihres hohen Alters
(bis zu 41 Jahre) und ihrer vergleichsweise
komplizierten Technik – namentlich Druckluftausrüstung
für Zusatz-, Festhalte- und
Schleuderschutzbremse, Scheibenwischer,
Sandstreueinrichtung – gar nicht für eine
Weitergabe geeignet erschienen, kam es zur
vorzeitigen Ausmusterung der letzten Garnituren
bis Ende 1996.
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
51
Fahrzeuge
Der Abtransport von je 13 Trieb- und
Beiwagen erfolgte im Zeitraum Dezember
1996 bis April 1997, wobei jeweils mehrere
Garnituren gleichzeitig auf die Reise geschickt
wurden. Die Verladung auf spezi elle
Tiefladewagen der Eisenbahn erfolgte in der
Hauptwerkstätte der Wiener Linien mittels
zweier Feuerwehrkräne. Die Wiener Berufsfeuerwehr
führte diese Aktionen im
Rahmen von ohnehin notwendigen Übungen
durch. Eingereiht in planmäßige Güterzüge
ging es zunächst nach Split, von wo die
Fahrzeuge auf dem Straßenweg nach Sarajevo
gelangten.
Exportschlager E 1
Für die ab 1999 sukzessive ausgemusterten
Gelenkwagen Typ E fanden sich wegen des
hohen Alters und der schwachen Motorisierung
zunächst keine Abnehmer. In diesem
Zusammenhang muss aber auch erwähnt
werden, dass die Wiener Linien aus eigenem
Antrieb nicht nach potenziellen Kunden
Ausschau hielten und auch seitens der Stadt
Rotterdam: Der E 1 660 fährt im Stadtteil
Charlois durch ein ruhiges Wohnviertel und
wird in Kürze die gleichnamige Endstelle erreichen.
Nur die Wagennummer und der
Schriftzug „RET“ weisen am 16. April 2003
auf den neuen Eigentümer hin
In Utrecht kommen die E 6 gemeinsam mit
1983 gebauten Stadtbahnwagen zum Einsatz.
Die sehr unterschiedlichen Bauarten begegnen
einander hier am 7. April 2010
Wien oder Österreichs keine Hilfsaktionen
für bedürftige Betriebe (z.B. in Rumänien)
initiiert wurden.
2001 erreichte die Wiener Linien aber
eine Anfrage aus Rotterdam. Man wollte
kurzfristig zwölf E 1 erwerben, die zu diesem
Zeitpunkt aber noch gar nicht auf der „Abschussliste“
standen. Da der Beginn der
planmäßigen Ausmusterungen aber für das
Folgejahr anstand, zog man die ersten Ausmusterungen
vor und konnte die Lieferung
von zehn Triebwagen für Sommer 2001 zusagen.
Es handelte sich dabei aber nicht um
die ältesten Fahrzeuge, sondern um die letzten
E 1 , deren „Geamatic“-Steuerungen noch
nicht mit Bauteilen der Firma Intermas modernisiert
worden waren. Rotterdam erhielt
daher zehn E 1 des Baujahres 1971 und darüber
hinaus die ohnehin auszumusternden
E 4626 und 4629.
Weitere Anfragen ließen nicht lange auf
sich warten: Im Sommer 2002 meldete die
ungarische Stadt Miskolc Bedarf an zunächst
neun E 1 an, die in Wien im Novem-
52 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Wiener Exportwagen
Braila: Der E 1 4689 wartet am 2. September
2009 in der Endstelle Radu Negru auf seine
Abfahrtszeit. Das passende Liniensignal „21“
stammt aus Wien und wurde von Straßenbahnfreunden
beigesteuert
Craiova: Der E 1 659 (ex Rotterdam 659, ex
Wien 4766) am 3. Juni 2008 im Einsatz auf Linie
100. Die gelbe Tafel über dem Scheinwerfer
nennt die amtliche Zulassungsnummer, die
seit 2008 in Rumänien vorgeschrieben ist
ber 2002 ausgemustert und umgehend auf
dem Straßenweg umgesetzt wurden. 2003
konnten die Wiener Linien erstmals acht
Exemplare der bereits rund 40 Jahre alten
Beiwagenserie c 3 verkaufen, und zwar
ebenfalls nach Miskolc. Im Laufe des Jahres
2003 unterzeichnete dann der Verkehrsbetrieb
MPK der polnischen Stadt
Krakau einen Vertrag zur Übernahme von
je 30 E 1 und c 3 . Die vereinbarten Stückzahlen
wurden in den Folgejahren mehrmals
nach oben hin korrigiert. Mit Kattowitz erhielt
ab 2010 ein weiterer polnischer Betrieb
E 1 .
Über einen Zwischenhändler gelangten
ab 2005 auch insgesamt 16 E nach Sarajevo,
2007 erhielt Graz drei E 1 und 2008/09
organisierte das Unternehmen MT Eisenbahnbedarf
(Betreiber der Museumstramway
Mariazell) die Umsetzung von elf E 1 ins
rumänische Braila.
»Sorgenkinder« E 6 /c 6
Anders gestaltete sich die Abgabe der Zweirichtungs-Sechsachser
E 6 und c 6 , deren erste
Exemplare 1979 für die damals noch bestehende
Gürtellinie der Stadtbahn gebaut
wurden und hier die bereits völlig veralteten
Zweiachser N 1 /n 2 ablösten. Da man diese
Stadtbahnlinie mittelfristig zur vollwertigen
Erfolgstyp E/E 1
Von 1959 bis 1976 beschafften die Wiener Linien
(damals noch „Wiener Verkehrsbetriebe“) insgesamt
427 sechsachsige Gelenktriebwagen der Ty -
pen E und E 1 , mit denen die Wiener Straßenbahn
grundlegend modernisiert werden konnte. Es handelt
sich dabei um Düwag-Lizenzbauten, die sich
aber in mehreren Punkten von ihren deutschen
„Geschwistern“ unterscheiden. Die Produktion
teilten sich die ortsansässigen Unternehmen Lohner
und Simmering-Graz-Pauker (SGP) auf.
Schwächere E, stärkere E 1
Zunächst produzierten die beiden Firmen von
1959 bis 1966 insgesamt 89 Wagen des Typs E,
die sich jedoch wegen der schwachen Motorisierung
(2 x 95 bzw. 110 kW) für einen Betrieb mit
Beiwagen als wenig geeignet erwiesen. Von 1967
bis 1976 wurde daher die deutlich stärkere, beiwagentaugliche
Variante E 1 (2 x 150 kW) beschafft.
Ab Mitte der 1990er-Jahre veränderte sich
das Erscheinungsbild durch die Verstärkung des
Prallschutzes an der Front und die Anbringung
von Schallschutzverkleidungen an den Drehgestellen.
Die 427 Triebwagen mit nahezu identischem
Aussehen machten lange Zeit mehr als zwei Drittel
des Fuhrparks aus, waren in allen Teilen des
Netzes präsent und prägten das Bild der Wiener
Straßenbahn nachhaltig. Die E kamen dabei in der
Regel solo und die E 1 vorwiegend mit vierachsigen
Beiwagen zum Einsatz. Bis Ende der 1990er-
Jahre waren die Wagen fast vollzählig vorhanden,
nur die E 1 4557 (Unfall) und 4860 (Brand) wurden
1980 bzw. 1987 vorzeitig ausgemustert. Erst
1998/99 kam es wieder zu Ausmusterungen, als E
4403 (Unfall) und E 1 4498 (seit 1990 Drehstrom-
Versuchswagen) außer Standes genommen wurden.
Nach der Inbetriebnahme der ersten ULF-Serienwagen
begannen 1999 die planmäßigen
Ausmusterungen von E und seit 2001 werden
auch die E 1 sukzessive abgestellt. Die letzten E
verkehrten am 25. Oktober 2007 auf der Linie 62
und mit Ende 2012 waren noch 150 E 1 der Baujahre
1971 bis 1976 im Einsatzbestand. Per Januar
2013 waren an Schultagen noch bis zu 85 E 1
mit Beiwagen und 25 Solowagen im Einsatz. Mit
der Abstellung der letzten E 1 ist nach heutigem
Stand der Dinge um 2018 zu rechnen.
U-Bahn-Linie U6 umbauen wollte, waren
die Züge für einen späteren Einsatz im Straßenbahnnetz
vorgesehen und auch entsprechend
konzipiert. Aus kosten- und denkmalpflegerischen
Gründen entschied sich
die Stadt Wien aber schließlich, die U6 weiterhin
als „Stadtbahn“ mit niedrigen Bahnsteigen
und Oberleitung zu betreiben und
zusätzlich zum vorhandenen Wagenpark bei
Bombardier Wien Mittelflurwagen des Typs
T anzuschaffen. Enorme Fahrgastzuwächse
und technische Probleme mit dem Mischbetrieb
veranlassten die Wiener Linien aber
schließlich, auch die bis 1991 beschafften E 6
(Nr. 4901–4948) und c 6 (Nr. 1901–1946)
durch die breiteren und barrierefrei zugänglichen
T zu ersetzen.
Zweirichtungswagen für
Utrecht und Krakau
Da sie wegen ihres geringen Alters in den
Büchern noch nicht abgeschrieben waren,
musste man aktiv nach potenziellen Käufern
suchen. Zunächst bekundete die phi-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
53
Fahrzeuge
Krakau: Ab dem E 1 124 wurde bei der Standardlackierung das Beige durch Weiß ersetzt. Am 15. April 2009 begegnen sich die Züge 153 + 553
und 123 + 583 sowie der Triebwagen 2033. Am Beiwagen sind die umgebauten Rückleuchten zu erkennen
Krakau: Dem EU8N 3023 sieht man seine Herkunft nicht an. Er entstand 2011 aus je einem E 6
und c 6 . Das eingefügte Niederflur-Mittelteil baute die Firma Autosan SA in Sanok (18. Mai 2012)
Übersicht der E 1 -Umsetzungen
Stadt 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 ges.
Rotterdam*) 10 10
Miskolc 9 3 13 1 26
Krakau 2 11 10 13 10 14 14 8 1 83
Graz 3 3
Braila 6 5 11
Kattowitz 1 18 11 30
gesamt 10 9 5 24 10 13 14 20 19 9 18 12 163
*) 9 Wagen 2005 nach Craiova weitergegeben
lippinische Hauptstadt Manila Interesse, die
eine Stadtbahnlinie mit entsprechend adaptierten
CKD-Fahrzeugen des Typs KT8D5
(Typ RT8M) betreibt. Als Vertreter des Verkehrsbetriebs
in der Wiener Hauptwerkstätte
die für einen Massenverkehr völlig
ungeeigneten Fahrzeuge begutachteten, ließ
das Interesse allerdings schlagartig nach,
das Geschäft kam nicht zustande. Käufer
fanden sich schließlich in den Niederlanden
und Polen: Utrecht übernahm zwischen
2008 und 2010 insgesamt 16 E 6 sowie elf c 6
und der „Stammkunde“ Krakau kaufte im
selben Zeitraum 27 E 6 und 26 c 6 , denen jedoch
in der neuen Heimat ein großzügiger
Umbau bevorstand.
In drei Teilen werden in der Reihenfolge
ihrer ersten Umsetzungen die Wiener Gebrauchtwagen
in den Übernahmebetrieben
näher vorgestellt.
Sarajevo
Die ersten C 1 /c 1 -Garnituren trafen am 7. Januar
1997 gemeinsam mit einem Team der
Firma Siemens und der Wiener Linien in
der neuen Heimat ein, im Mai 1997 waren
schließlich alle 13 Garnituren am Be -
stimmungsort. Der Verkehrsbetrieb GRAS
(Gradski Saobracaj Sarajevo – Städtischer
Verkehr Sarajevo) führte vor der Inbetriebnahme
einige Umbauten durch. So erhielten
die Wagen – damals in Wien noch nicht übliche
– Rückblickspiegel, die Türsteuerung
wurde auf zentrales Schließen vom Fahrer-
54 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Wiener Exportwagen
Sarajevo: Wegen Gleisarbeiten war das Netz im August 1998 vom Depot abgeschnitten und die Reservezüge wurden am nicht benutzten
Streckenabschnitt abgestellt. Darunter befanden sich am 23. August 1998 auch drei C 1 /c 1 -Vollwerbezüge – vorn Zug 402 + 4002
platz aus umgebaut und es kamen pro
Fahrzeug mehrere Lochentwerter zum Einbau.
Teilweise bereits in Wien wurden die
Schaffnerplätze im Heck ausgebaut und die
Sitzanordnung geändert, im Frontbereich
fanden sich nunmehr Einzel- statt Doppelsitze.
Außerdem erfolgte der Umbau der Innenbeleuchtung
von Leuchtstoffröhren auf
Glühlampen. Die GRAS nahm die Züge ab
Februar 1997 mit den Nummern 400–412
(Triebwagen) und 4000–4012 (Beiwagen)
in Betrieb, wobei die Beiwagen stets mit
dem nummernmäßig passenden Triebwagen
gekuppelt wurden. Erstmals verfügte
der normalspurige Straßenbahnbetrieb über
Beiwagen, die von zahlreichen Fahrgästen
als „Freibrief“ für eine Fahrt ohne gültigen
Fahrausweis angesehen wurden.
Problem Pneumatik
Für das Fahr- und Werkstattpersonal, das
„All-electric“-Fahrzeuge gewohnt war, stellte
die Bedienung und Wartung der C 1 / c 1
eine Herausforderung dar, gab es doch hier
pneumatische Einrichtungen. Darunter befand
sich auch eine mittels Pedal zu betätigende
Druckluftbremse, die in Wien nur bei
Notbremsungen, in Sarajevo allerdings
auch bei normalen Betriebsbremsungen benutzt
wurde. Zur Herstellung der erforderlichen
Druckluft war der Kompressor daher
fast ständig in Betrieb, und Störungen an
diesem Verschleißteil führten öfters zum
Sarajevo: Vor dem Holiday Inn fährt am 17. August 2009 der E 702 (ex 4433) Richtung Zentrum.
An Schultagen fahren gewöhnlich vier Wagen, die auf den Linien 1 und 4 zum Einsatz kommen
Ausfall von Garnituren. So kam es bereits
im Jahr 2000 zur Abstellung der ersten C 1 /
c 1 und bis Ende 2004 wurden alle Züge aus
dem Linienbetrieb abgezogen.
Die von den Initiatoren angestrebte Einsatzdauer
von fünf Jahren konnte allerdings
dennoch teilweise übertroffen werden.
Die Garni turen erhielten nie Neulack
im aktuellen, gelb/blauen Farbschema der
GRAS, die Wiener Farben (rot/weiß) verschwanden
aber durch das Aufbringen von
Totalwerbungen dennoch bald aus dem
Stadtbild von Sarajevo.
Von 2007 bis 2009 verschrottete die
GRAS in Eigenregie alle Fahrzeuge mit Ausnahme
der Garnitur 407/4007, die zur betriebsfähigen
Aufarbeitung und musealen
Erhaltung vorgesehen ist. Sie ist allerdings
seit der Ausmusterung im Freien abgestellt
und die Witterungseinflüsse setzten ihr bereits
stark zu.
wird fortgesetzt · WOLFGANG KAISER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
55
Geschichte
56 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Einst & Jetzt
Einst&Jetzt
Im Südostens Lettlands liegt
Daugavpils (Dünaburg), die
zweitgrößte Stadt des Landes.
Erst zu sowjetischer Zeit bekam
die Stadt eine Straßenbahn,
sie wurde am 5. November
1946 in russischer
Breitspur (1.524 mm) eröffnet.
Der Betrieb wurde langsam
ausgebaut und umfasst
heute drei Linien, die von
mehreren Wagentypen befahren
werden. Das Bild vom
30. Mai 1999 zeigt eine vom
Hauptbahnhof kommende
RWS-6-Doppeltraktion an
der Haltestelle Tirgus
(Markt). Sie hat noch die alte
Farbgebung aus sowjetischer
Zeit.
Ungewöhnlich waren die
beiden, während der Fahrt
stets an die Fahrleitung angelegten
Stangenstromabnehmer;
in der Hauptstadt Riga
war dies ebenfalls so üblich.
Die Zeiten ändern sich
auch im Baltikum und so
steht jetzt am Markt ein großes
Einkaufszentrum, von
dem auf dem Bild vom 2. Mai
2012 ein kleines Stück zu
sehen ist. Lediglich das Stationsschild
der Straßenbahn
scheint auf beiden Bildern
gleichgeblieben zu sein. Noch
immer sind einige der RWS-6-
Wagen in Doppeltraktion
unterwegs, ebenso wie die
russischen KTM-5-Triebwagen,
von denen das frisch gestrichene
Exemplar Nr. 105
gerade an der Haltestelle
steht. T3DC-Tatrawagen, die
aus Schwerin angekauft wurden,
unterstützen die Fahrzeugflotte,
auch sie erhielten
Stangenstromabnehmer.
TEXT UND FOTOS:
BERNHARD KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
57
Geschichte
Deutschlands Steilste!
Die Neunkircher Straßenbahn Von 1907 bis 1978 verkehrte in Neunkirchen (Saar) eine regelspurige
Straßenbahn. Ihr knapp 300 Meter langer Abschnitt mit 11,07 Prozent Steigung ist in
Deutschland allgemein bekannt, aber dieser Betrieb bot noch andere Besonderheiten
Nach Saarbrücken (1899) erhielt das
Dorf (!) Neunkirchen (erst seit
1922 Stadtrecht) als zweiter Ort
auf dem Gebiet des heutigen Saarlandes
eine elektrische Straßenbahn. Nachdem
der Gemeinderat dazu im April 1906
den Beschluss gefasst hatte, erfolgte im September
des gleichen Jahres der erste Spatenstich.
Knapp ein Jahr danach war es soweit:
Am 10. September 1907 fand die
feierliche Eröffnung der 5,3 Kilometer langen
ersten Linie statt, der Regelbetrieb startete
drei Tage später. Als Baukosten waren
890.257 Reichsmark zu verbuchen.
Auf ihrer Fahrt hatten die Straßenbahnwagen
enorme Steigungen zu überwinden,
denn sie starteten am höchsten Punkt Neunkirchens,
„auf der Scheib“, und durchquerte
dann Neunkirchen von Süd nach Nord
bis ins benachbarte Wiebelskirchen. Endpunkt
war dort zunächst am Hangarder
Weg (heute Wibilostraße/Ostertalstraße).
Zwischen der Zweibrücker Straße auf der
Scheib und dem Stummplatz bewältigten
die Wagen auf der Hüttenbergstraße auf einer
Länge von knapp 300 Metern ein Gefälle
von 11,07 Prozent, was der regelspurigen
Straßenbahn eine lange Betriebszeit
sichern sollte. Dieser Abschnitt war zugleich
Deutschlands und sogar Europas steilster
Schienenabschnitt, der ohne Zahnstange im
reinen Adhäsionsbetrieb betrieben wurde.
Da sich entlang der Linie kein für das
Depot geeignetes Grundstück im Eigentum
der Gemeinde befand, entstand der Betriebshof
einschließlich Verwaltungsgebäude
zwischen der Wellesweiler Straße und der
Norduferstraße, zu dessen Anschluss von
der Bahnhofstraße aus ein über einen Kilometer
langes Betriebsgleis durch die Wellesweiler
Straße verlegt worden war.
Der Betrieb lief positiv an – im ersten Betriebsjahr
zählte die Gemeinde 1,6 Millionen
Fahrgäste, wodurch sie Einnahmen in
Höhe von 152.382 Reichsmark aus dem
Verkauf von Fahrkarten erzielte. In den folgenden
Jahren stieg die Zahl der beförderten
Personen stetig.
Erweiterungen in den 1920er-Jahren
Im Jahr 1908 begannen die Planungen für
eine zweite Linie nach Spiesen, die aber erst
nach dem Ersten Weltkrieg in Angriff genommen
wurden. Der Südteil des Regierungsbezirks
Trier der preußischen Rheinprovinz
sowie der Westteil der bayerischen
Pfalz waren ab 1920 als „Saargebiet“ für 15
58 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Neunkirchen
Die legendäre Hüttenbergstraße mit 11,07 Prozent Steigung bzw. Gefälle, hier in den 1970er-Jahren. Damals war sie für
den Straßenverkehr nur als Einbahnstraße zugelassen, links geht die Vogelstraße ab
K. OEHLERT-SCHELLBERG
LINKS Am 6. April
1957 kam es vor
dem Hüttenwerk zu
dieser Begegnung
des Tw 17
(SGCM/Alstohm
1927) samt des aus
der Anfangszeit
stammenden Bw 32
mit einem Obus
D. WALTKING,
SLG. A. REUTHER (2)
Daten & Fakten: Neunkirchen
Eröffnungstag: . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.09.1907
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm
erste Betreibergesellschaft:
Gemeindeverwaltung Neunkirchen (Saar)
Betreibergesellschaft ab 1925:. . . . . . . . . . . . . .
Straßen- und Kleinbahn AG Neunkirchen
Betreibergesellschaft ab 1938:. . . . . . . . . . . . . .
Neunkircher Straßenbahn AG
maximale Anzahl Linien: . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
maximale Netzausdehnung in km: . . . . . . . 19,2
größte Steigung:. . . . . . . . . . . . . . 11,07 Prozent
Einstellungstag: . . . . . . . . . . . . . . . . 10.06.1978
Der 1907 von van den Zypen und der AEG gebaute Tw 3 hat am 8. Mai 1953 auf Linie 1 den
Stummplatz erreicht. Er zeigt sich mit der für Neunkirchen typischen nachträglichen Verglasung
Jahre offiziell dem Völkerbund unterstellt.
In dieser Zeit zählte die Region zum französischen
Wirtschafts- und Währungsgebiet,
was die Beschaffung von Ersatzteilen oder
neuen Wagen aus Deutschland erschwerte.
In diese Zeit fällt jedoch auch die längst
überfällige Verleihung des Stadtrechtes an
Neunkirchen 1922. Danach gründete die
Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Kreis
Ottweiler am 12. August 1925 die Straßenund
Kleinbahn AG in Neunkirchen (Saar).
Die vorhandene Straßenbahnlinie Scheib –
Wiebelskirchen brachte die Stadtverwaltung
in die neue Gesellschaft ein. Von dieser wurde
zunächst die vom Stumm-Denkmal südwestlich
über Dechen und Heinitz nach
Spiesen führende 4,74 Kilometer lange Strecke
gebaut und am 9. April 1927 in Betrieb
genommen. Am 9. Dezember 1927 erweiterte
die AG diese Linie vom Stumm-Denkmal
in östliche Richtung. Dazu wurde die
bisher lediglich als Betriebsgleis genutzte
Zufahrt zum Depot in der Wellesweilerstraße
um etwa 500 Meter bis zum Schlachthof
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
59
Geschichte
In Spiesen endete zwar die normalspurige Neunkircher Straßenbahn, aber es bestand Anschluss zur meterspurigen Straßenbahn nach Saarbrücken
(hinten rechts). Tw 14 steht am 23. November 1953 zur Rückfahrt nach Neunkirchen bereit
P. BOEHM, SLG. A. REUTHER
Schematische Darstellung des Neunkirchener
Straßenbahnnetzes
K. OEHLERT-SCHELLBERG/AL
verlängert und anschließend für den öffentlichen
Verkehr freigegeben.
Zwei Tage vor Einweihung des Astes zum
Schlachthof wurde am 7. Dezember 1927
der 1.010 Meter lange Abschnitt von der
Scheib in ebenfalls östlicher Richtung zur
Roten-Kreuz-Siedlung am Steinwald eröffnet.
Im Jahre 1928 stellte die AG hingegen
eine neue, größere Wagenhalle fertig.
Ergänzt wurde das Netz im Jahre 1931
durch die Strecke zur Ortschaft Heiligenwald,
die am 24. Oktober dem Verkehr
übergeben wurde. Damit erreichte das Straßenbahnnetz
eine Länge von 19 Kilometern;
der Oberbau war bis auf einen 2,6 Kilometer
langen Abschnitt eingleisig mit
Ausweichen angelegt.
Wichtigstes Verkehrsmittel
Im Jahr 1934, als die Industrie- und Hüttenstadt
Neunkirchen auf 60.000 Einwohner
angewachsen war, leistete die Straßenbahn
800.000 Wagenkilometer und beförderte in
diesem Jahr drei Millionen Fahrgäste. Im folgenden
Jahr stimmten 90,8 Prozent der
Menschen im Saargebiet für die Angliederung
ihrer Heimat an das Deutsche Reich.
Bereits ab 1925 waren von der Straßenund
Kleinbahn AG zusätzlich mehrere Buslinien
eingerichtet worden, welche die Orte
Elversberg, Limbach, Heiligenwald und
Hangard-Fürth bedienten. Doch bereits im
Jahre 1936 wurde dieser Betriebszweig auf-
60 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Neunkirchen
Der zur Erstausstattung gehörende Triebwagen 10 (AEG, Baujahr 1907) ist im Jahr 1942 auf der Linie 1 ohne Beiwagen in Richtung Wiebels kirchen
unterwegs – hier am Stummplatz im Stadt zentrum von Neunkirchen
F. GRÜNWALD, SLG. VDVA
grund mangelnder Rentabilität eingestellt
und im Oktober an die Deutsche Reichspost
verkauft.
Im folgenden Jahr erreichte der Wagenpark
der AG seinen höchsten Stand. Er umfasste
22 Trieb- sowie fünf Beiwagen. Am
16. August 1938 änderte die Aktiengesellschaft
ihren Unternehmensnamen in Neunkircher
Straßenbahn AG.
Der 1927 gebaute Tw 16 und der Bw 31 von 1908 sind am 23. November 1952 auf der Linie 4
unterwegs, hier auf der Saarbrücker Straße, Nähe Stummplatz
P. BOEHM, SLG. A. REUTHER
Die Straßenbahn im
Zweiten Weltkrieg
Die nahe Grenze zu Frankreich hatte für die
Menschen an der Saar bereits wenige Tage
nach Kriegsbeginn im September 1939
Konsequenzen: Saarbrücken wurde evakuiert
und viele Einwohner mussten sich im
Hinterland für mehrere Monate eine neue
Bleibe suchen, wofür auch die Stadt Neunkirchen
genutzt werden durfte. Das schlug
sich auch in den Beförderungszahlen der
Straßenbahn nieder.
Der Krieg hatte aber auch auf die Spurweite
der Neunkircher Linie 3 Auswirkungen!
An ihrem Endpunkt in Spiesen bestand
seit ihrer Eröffnung die Möglichkeit, in die
Wagen der auf meterspurigen Gleisen verkehrenden
Gesellschaft für Straßenbahnen
im Saartal AG nach Saarbrücken umzusteigen.
Im Februar 1940 wurde der Abschnitt
von Dechen nach Spiesen der Neunkircher
Straßenbahn AG an die Saarbrücker-Gesellschaft
abgetreten. Diese ließ den Abschnitt
von 1.435 auf 1.000 Millimeter umspuren
und in Spiesen an die Linie 9 der
Saarbrücker Straßenbahn anschließen. Auf
diese Weise war auf den meterspurigen Gleisen
ein durchgehender Güterverkehr von
Saarbrücken ohne Umladen zur Zeche Heinitz
möglich.
Bereits zum 1. November 1941 wurde
dieser Streckenabschnitt der Linie 3 jedoch
wieder auf Normalspur zurückgebaut, damit
die Neunkirchener Kumpel ihrerseits
ohne Umsteigen in die Zeche kamen. Im
weiteren Kriegsverlauf wurden Umformeranlagen
für die 600-Volt-Oberleitung sowie
Büroräume und Werkstattbereiche der Straßenbahn
durch Luftangriffe schwer beschädigt.
Insgesamt drei Triebwagen brannten
aus und galten als Totalschaden. Der Stra-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
61
Geschichte
Auf der Scheib treffen sich die Straßenbahnen auf der Zweibrücker Straße. Der Blick aus der Steinwaldstraße in die Hermannstraße zeigt eine
Begegnung zweier Esslinger Gelenktriebwagen im letzten Betriebsjahr der Neunkircher Straßenbahn K. OEHLERT-SCHELLBERG (4)
Der Blick aus einem Esslinger auf den Schwesterwagen Nr. 6, der 1978
den Hüttenberg zum Oberen Markt hinauffährt
Die Anfang der 1960er-Jahre von der Maschinenfabrik Esslingen (ME)
gelieferten GT4-N waren mit geschwungenen Holzsitzen versehen
ßenbahnbetrieb kam letztendlich vor der
Besetzung bzw. dem Kriegsende Mitte März
1945 völlig zum Erliegen.
Die Entwicklung nach 1945
Nach Eroberung des Saargebietes durch die
Amerikaner wurden die Schäden an den
Straßenbahnanlagen zwischen der Innenstadt
und Spiesen rasch behoben. Am 19.
April 1945 – wenige Wochen vor Kriegsende
– ging dieser Abschnitt vom Stumm-
Denkmal auf Anweisung der Amerikaner
wieder in Betrieb. Im Juli 1945 übernahmen
die Franzosen die Besetzung des Saargebietes.
Am 8. November 1947 wurde dann der
teilautonome Staat Saarland gegründet, der
wirtschaftlich komplett an Frankreich angeschlossen
war. Zuvor hatte die Straßenbahn
AG im Jahr 1946 mit 13 Millionen Fahrgästen
ihren Nachkriegsrekord erreicht. Bis
1949 nahm sie auch die übrigen Linien nach
deren Reparatur wieder in Nutzung.
Im Jahre 1950 wurde durch die AG der
Omnibusbetrieb wieder aufgenommen und
bis zum Jahre 1955 auf vier Buslinien erweitert.
Der Ausbau des Busbetriebes wurde
von den Franzosen gefördert, da Frankreich
damals gegen Straßenbahnen eingestellt war
und die französische Waggonindustrie nach
1942 keine Trams mehr baute – in Paris war
die letzte Straßenbahnlinie bereits 1938 auf
Busbetrieb umgestellt worden.
Der Obus kommt!
Als moderne Form der Busse kam nun in
Neunkirchen der Obus ins Spiel, zumal auf
Fahrleitung und Umformer der vorhandenen
Straßenbahn zurückgegriffen werden
konnte. Zum 1. August 1953 löste die neue
62 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Neunkirchen
Erinnerungen ...
Ein ehemaliger Neunkircher
Straßenbahner berichtet
Die Straßenbahnführer hatten für Tage mit heftigem
Glatteis oder Schnee die Anweisung, bei der
ersten Fahrt frühmorgens am Stummdenkmal mit
der Bahn über eine Weiche die Straßenseite zu
wechseln und den Hüttenberg auf dem in Fahrtrichtung
linken Gleis hinaufzufahren. Dabei sollten
sie ständig den Sandstreuer betätigen. Die Gefahr,
dabei mit einer bergabfahrenden Bahn zusammenzustoßen,
bestand ja nicht, weil es an diesem
Tag die erste Bahn auf der Strecke war. Aber mit
dem prophylaktisch ausgestreuten Sand sollte der
Glätte auf den Schienen entgegengewirkt werden,
damit der Wagen – wenn er später vom Steinwald
zurückkam – den Hüttenberg sicher und ohne
Bremsprobleme wieder hinunterfahren konnte. (notiert
von Rainer Freyer)
Kinderbelustigung
Neunkircher Bürger erinnern sich: Manchmal hatten
wir Kinder einen Heidenspaß, wenn wir ein 1-, 2- oder
5-Franken-Stück – sie waren aus Aluminium – auf die
Schienen legten, kurz bevor eine Straßenbahn die
Stelle passierte. Und wie stolz waren wir dann auf unsere
total platt gewalzte Münze, die nun eine ovale
Form hatte, hauchdünn und fast doppelt so groß
wie vorher! Allerdings haben wir das nur ganz selten
getan, denn wir konnten es uns eigentlich nicht
leisten, Geldstücke nur zum Spaß zu „entwerten“.
Ein bis fünf Franken, das war damals viel Geld für
uns. Ich erinnere mich daran, dass unsere ganze
Familie einmal überglücklich war, als mein Bruder
Klaus die unglaubliche Summe von 500 Franken auf
der Straße gefunden und nach Hause gebracht hatte.
Umgerechnet wären das heute nur etwas mehr
als zwei Euro, aber man konnte damals viel mehr
damit kaufen als heute ... RAINER FREYER
Obuslinie 4 die parallel geführte Straßenbahnlinie
auf dem 7,4 km langen Abschnitt
vom Neunkircher Zentrum nach Heiligenwald
ab. Außerdem errichtete die Straßenbahn-AG
eine 2,1 Kilometer lange Obus-
Betriebsstrecke zum Depot am Schlachthof.
Bereits ein knappes Jahr später wurde
auch der Streckenabschnitt vom Stumm-
Denkmal über Hauptbahnhof bis nach Wiebelskirchen
von der Obuslinie 4 übernommen.
Grund waren Bergschäden und der
bevorstehende Ausbau der Bundesstraße 41.
Die Straßenbahn ist unverzichtbar
Doch auf die Straßenbahnlinie 2 vom
Schlachthof zum Steinwald sowie die Linie
3 vom Schlachthof nach Spiesen konnte das
Verkehrsunternehmen wegen der hohen
Fahrgastzahlen sowie wegen der steilen
Hüttenbergstraße nicht verzichten. Daher
wurde am 9. August 1959 die Umstellung
vom Stangenstromabnehmer mit Schleifschuh
auf Scherenstromabnehmer vollzogen.
Die Bewohner an den Strecken dankten
es, war doch danach der Radioempfang
ohne Störgeräusche möglich. Seit Januar
1957 gehörte das Saarland übrigens politisch
wieder zu Deutschland, seit dem 6. Juli
1959 auch wirtschaftlich – ab diesem Tag
galt auch im Saarland die Deutsche Mark
als alleiniges Zahlungsmittel.
Neue Wagen für Neunkirchen
Ebenfalls zum Ende des Jahres 1959 bestellte
der Verkehrsbetrieb bei der Maschinenfabrik
Esslingen (ME) acht GT4 für den Zweirichtungsbetrieb,
wie sie in ähnlicher Art
auch Freiburg (1960) und Reutlingen (1963)
erhielten. Die offizielle Bezeichnung lautete
„GT 4N“ – das „N“ stand dabei für Normalspur,
denn alle weiteren GT4-Wagen der
ME wurden für Meterspurbetriebe gebaut.
Im Januar 1961 wurde das erste Fahrzeug
angeliefert. Fortan wurde die Linie 2 mit
vier und die Linie 3 mit drei Fahrzeugen betrieben.
Da Linie 3 nach Spiesen zwar eingleisig,
aber meist auf eigenem Bahnkörper
Ein „Nachschuss“ von der Marktstraße zum Oberen Markt auf den Tw 8. Von der Scheib kommend
fährt er hinter der Station Oberer Markt dann später in das Gefälle der Hüttenbergstraße
verlief, erreichte man mit den neuen Wagen
eine erheblich höhere Reisegeschwindigkeit.
Doch bereits im Jahre 1964 deutete sich
die Schließung der Zechen im Raum Heinitz
an. Nachdem sich diese Befürchtungen bewahrheitet
hatten, rechtfertigten die Fahrgastzahlen
auf der Linie 3 keinen Straßenbahnbetrieb
mehr. Außerdem waren die
Gleise und Bahnkörper reparaturbedürftig,
so dass die Strecke am 29. November 1965
auf Einmann-Omnibusbetrieb umgestellt
wurde. Der Obusbetrieb war in Neunkirchen
bereits am 31. März 1964 eingestellt worden.
Letzter Betrieb auf Linie 2
Fortan verkehrte nur noch die Straßenbahnlinie
2 auf dem 5,4 km langen Streckenabschnitt
zwischen Steinwald, Scheib
und Stumm-Denkmal mit Abzweig zum
Schlachthof und kurzem Streckenabschnitt
zum Hauptbahnhof. Damit galt Neunkirchen
damals als kleinster Straßenbahnbetrieb
der Bundesrepublik Deutschland. Der
Betrieb erfolgte überwiegend im 10-Minuten-Betrieb
mit vier Triebwagen. Daher
brauchte der durch einen Unfall auf der Linie
3 schwer beschädigte Triebwagen 7
nicht mehr in Stand gesetzt werden.
An einen Ersatz der Straßenbahnlinie 2,
die den etwa einen Kilometer langen Abschnitt
der Linie 3 von der Wellesweiler
Straße bis zum Schlachthof ebenfalls übernommen
hatte, durch Busse war zu diesem
Zeitpunkt nicht zu denken. Ein Omnibuseinsatz
erschien auf der Hüttenbergstraße
mit ihrer Steigung von 1:9,03 = 11,07 Prozent
besonders im Winter nicht möglich, da
das Kondenswasser der Kühltürme der benachbarten
Eisenwerke die Straßenfahrbahn
regelmäßig gefrieren ließ.
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
63
Geschichte
Seit 1965 war das
nördliche Streckenende
der Straßenbahn
am Hauptbahnhof
Neunkirchen. Die
Endhaltestelle befand
sich dabei unmittelbar
auf der
Bahnhofsbrücke, dahinter
beginnt die
Bahnhofstraße
K. OEHLERT-SCHELLBERG (3)
Mit einer tüchtig nach oben gerundeten Steigungsangabe
warben die Fahrscheine für die
letzte Fahrt
Windstärke 8 seitlich schwankte. Technische
Bedenken gegen das Befahren der 11,07-
Prozent-Steigung mit Straßenfahrzeugen waren
nicht mehr aufrecht zu halten, da die
neueren Busse im Netz Steigungen bis 16
Prozent problemlos bewältigten.
Der nordöstliche Endpunkt der Neunkircher Straßenbahn befand sich seit 1927 in der Wellesweilerstraße.
1978 hat ein GT4-N die Endhaltestelle Schlachthof erreicht
Im Jahre 1973 wurden die sieben noch
vorhandenen Triebwagen auf Einmann-Betrieb
umgebaut, um einen effizienteren Betrieb
zu ermöglichen. Zunächst bestand die
Absicht, den Schienenbetrieb bis zur Abschreibung
der GT 4N im Jahre 1981 aufrecht
zu erhalten, doch wirtschaftliche und
verkehrstechnische Gründe zwangen zu einer
früheren Umstellung. Die Schienen waren
weitgehend abgefahren, die eingleisige
Seitenlage zwischen Scheib und Steinwald
und zwischen Innenstadt und Betriebshof
brachte besonders zu den Hauptverkehrszeiten
bedenkliche Verkehrssituationen mit
sich, wenn die Straßenbahn im Gegenverkehr
dem Individualverkehr begegnete. Heimische
Verkehrsteilnehmer konnten mit
dieser Situation gut umgehen, auswärtige
Fahrzeuge – besonders Lkw – waren davon
zunehmend überfordert.
Ausbau- und Regulierungsarbeiten seitens
der Stadt Neunkirchen standen unmittelbar
bevor, was den Betrieb der Straßenbahn
weitgehend verteuerte, zumal die Straßenbahn
zwischen Scheib und Steinwald bei höherer
Geschwindigkeit wie ein Schiff bei
Gründe für die Umstellung
Ferner bedeutete es für den Betrieb, der täglich
maximal nur noch vier Triebwagen für
den 10-Minuten-Takt einzusetzen brauchte,
eine erhebliche wirtschaftliche Erschwernis,
hierfür Stromversorgung, Werkstattanlagen
und Ersatzteillager vorzuhalten sowie Fahrer
auszubilden, zumal die Straßenbahnen
im Saartal, wie sich der Saarbrücker Schienenbetrieb
nannte, den öffentlichen Nahverkehr
ab dem 22. Mai 1965 ohne Straßenbahnen
abwickelte.
Gleichzeitig machte man der Bevölkerung
die Umstellung auf Busse schmackhaft, da
man eine durchgehende Buslinie 1 von Wiebelskirchen
über den Hbf, Innenstadt und
Scheib bis Steinwald und Storchenplatz einrichten
wollte. Dies entsprach der ehemali-
64 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Neunkirchen
Begegnung zweier GT4-N am unteren Hüttenberg 1978. Von der Hüttenbergstraße biegt links die Königstraße ab, der hellblaue Pkw kommt
hingegen aus der Stummstraße; im Hintergrund ist das Neunkircher Eisenwerk zu sehen
Literatur-Hinweise
Johannes Sebastian: Die Neunkircher Straßenbahn
– einmalig in Europa. In: Neunkircher
Stadtbuch, herausgegeben im Auftrag der
Kreisstadt Neunkirchen von Rainer Knauf und
Christof Trepesch, Neunkirchen 2005,
S. 197–208, ISBN 3-00-015932-0
Kochems, M., Höltge, D.: Straßen- und Stadtbahnen
in Deutschland, Band 12, Rheinland-
Pfalz/Saarland, Freiburg 2011, S. 284–309,
ISBN 978-3-88255-393-2
im Internet z.B. die Seiten von Rainer Freyer:
www.saar-nostalgie.de/verkehr.htm
Beim Verein „Hannoversches Straßenbahn-
Museum e.V.“ in Sehnde-Wehmingen bei Hannover
ist u. a. der Kurzgelenkwagen 2 aus
Neunkirchen betriebsfähig erhalten. Unrestauriert
ist der Tw 15, ein zweiachsiger Schleifwagen
(CEF 1927), vorhanden B. OEHLERT
gen Straßenbahnlinie 1, wie sie bis in die
1950er-Jahre existiert hatte.
Der Abschied von der Straßenbahn
Da aufgrund eines Streiks neun MAN-Busse
nicht rechtzeitig ausgeliefert werden
konnten, fand der endgültige Abschied von
der Straßenbahn in Neunkirchen letztendlich
mit zweiwöchiger Verspätung am 10.
Juni 1978 statt. Ein großes Volksfest an der
zentralen Haltestelle Stumm-Denkmal bildete
einen würdigen Rahmen, zumal die
Straßenbahn an diesem Samstagmorgen mit
einem 2-Groschen-Sonderfahrschein benutzt
werden durfte.
Kaum mehr ein Stehplatz stand bei dem
fahrplanmäßigen 10-Minuten-Betrieb zur
Verfügung. Die letzte Fahrt unternahm ab
Betriebshof der Triebwagen 6. Geschmückt
ging es um 15.45 Uhr noch einmal bis zur
Steinwaldstraße. Um 16.17 Uhr übernahm
vom Stumm-Denkmal aus erstmals ein Bus
die Aufgaben der Straßenbahnlinie 2. Damit
war die Zeit der Tram in Neunkirchen abgelaufen.
71 Jahre hatte die Straßenbahn
nahezu störungsfrei mehrere 100 Millionen
Fahrgäste befördert und das Leben in dieser
„buckeligen“ Industriestadt im Saarland
wesentlich erleichtert.
KLAUS OEHLERT-SCHELLBERG/AM
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
65
Geschichte
Den Rheinsprung noch
einmal ganz neu entdeckt
Seitenblicke auf die Basler
Tram im Jahr 1980 Einen
unvergleichbaren Blick aus
dem Gestern auf die pulsie -
rende Gegenwart in Basel
bietet die schmale Gasse
Rheinsprung am Münsterberg.
Diesen Bereich prägt seit
mehr als 100 Jahren auch die
Straßenbahn …
Mit Basel verbindet der ÖPNV-Interessierte
zuallererst einen vorbildlichen
Nahverkehr in Stadt
und Umland. Doch Basel ist natürlich
sehr viel mehr: Die Stadt im Dreiländereck
ist ein weithin beachteter Ort der
Wissenschaft und der Kultur, der Messen
und Kongresse und – last but not least – der
Industrien. Es ist eine Stadt mit vielen Gesichtern
aus vielen Zeitepochen. Kaum ein
anderer Ort gestattet den Blick aus dem Gestern
auf die pulsierende Gegenwart wie die
schmale Gasse Rheinsprung im historischen
Basel am Münsterberg.
Schiefe Fachwerkhäuser säumen beide
Gassenseiten, wobei die oberen Geschosse in
den Weg hineinragen. Der Grund hierfür ist
leicht nachvollziehbar. Auf diese Weise ließen
sich seinerzeit Steuern sparen, da diese nur
nach der bebauten Grundfläche erhoben
wurden. Räumliche, aber keineswegs geistige
Enge kennzeichnet das Quartier: Basels Universität
entstand 1460 als erste der Schweiz
hier am Rheinsprung, das alte Kolleggebäude
erinnert daran. Vom Münsterberg herunterkommend
öffnet sich der schmale Spalt,
auf den man schaut, immer weiter. Noch
schlendert der Passant langsam an den mittelalterlichen
Mauern von Handwerker- und
Kaufmannshäusern vorbei, doch er nähert
Blick 1980 aus der Gasse „Rheinsprung“ hinunter
in den engen Schlitz der Moderne mit
Düwag-Gelenkwagen 656 auf der Linie 14 im
wilden Verkehrsgetümmel: Welch ein Gegensatz!
ALLE AUFNAHMEN A. MAUSOLF
66 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Schweiz: Basel
Der Großraumzug
416/1583 aus dem
Rheinsprung gesehen.
Der Trieb -
wagen ging 1998
auf den Schrott
sich unaufhörlich der Moderne, die – wie
sollte es in Basel anders sein – sich in Form einer
Trambahn kurz in diesen Spalt drängt,
um von hier aus nicht mehr sichtbar über die
Rheinbrücke zu verschwinden. Hier unten ist
die Illusion endgültig vorbei, man befände
sich in einem idyllischen kleinen Rheinstädchen
– die Großstadt ist zum Greifen nah geworden.
Tramdominierte Straßen bringen
den gerade noch entrückten Passanten ins
Jetzt – ins Basel, das so gar nicht zu dieser
Gasse zu passen scheint, die man gerade herabgestiegen
ist und die doch so prägend war
für diese im Jahre 374 erstmals urkundlich
erwähnte Stadt.
Eigentliches Ziel: ein »Krokodil«
Doch warum der Name Rheinsprung? Sollte
man hier ansetzen zum Sprung über den
Fluss? Wohl besser nicht, die Treidelfähre gestattet
eine angenehmere Passage. Oder
sprangen hier die Gedanken zur Liebsten auf
der anderen Seite? Eines ist sicher: Der Rhein
entspringt hier nicht! Da muss man sich
schon etwas weiter flussaufwärts in den
Schweizer Kanton Graubünden bemühen.
Am Ende steht ein Geständnis: Der Verfasser
dieser Zeilen hat den Rheinsprung rein
zufällig entdeckt. Organisiert oder gar vorgeplant
war seinerzeit nichts. Es kommt
noch „schlimmer“: Weder die herrliche Altstadt
von Basel noch die Tram waren der
Grund für die weite Reise im Jahre 1980.
Zwar auch auf Schienen angewiesen, jedoch
schon lange nicht mehr mit Reisezügen unterwegs,
zog ihn seinerzeit ein zur Rangierlok
degradiertes „Krokodil“ nach Basel, genauer
gesagt nach Muttenz ganz in der
Nähe. Aber das ist eine ganz andere Geschichte
…
ANDREAS MAUSOLF
RECHTS Unterhalb der
Rheinsprung-Gasse
tobt Großstadtverkehr:
Tw 615 mit Bw
1328 aus der von
1933 bis 1943 gebauten
Serie 1303
bis 1332 setzt zum
Rheinsprung an! Der
Beiwagen wechselte
1985 zur Baselland
Transport (BLT),
1999 kam sein Ende
UNTEN Auf Linie 15
ist an diesem Sommertag
1980 der
1967 gebaute Tw
460 auf dem Weg
zur französischen
Grenze nach St.
Louis unterwegs
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
67
Geschichte
Von 1979 bis 1983 wurden die Linien 4 und 21 wegen des U-Bahn-Baus durch die Landshuter Allee umgeleitet. Zwischen
1858 und 1892 verlief hier die Trasse der Bayerischen Ostbahn nach Landshut P. SCHRICKER (3)
Als die Vernunft
nicht zählte ...
Hintergründe zur Einstellungswelle in München vor 30 Jahren 1983 wurde ein Teil des Anfang
der 1980er-Jahre aufgestellten „ÖPNV-Konzepts 2000“ des Münchner Verkehrsverbundes (MVV)
umgesetzt. Damit ignorierten die Verkehrsbetriebe vor 30 Jahren die Stimmung der Bevölkerung!
Das ganze Jahr 1982 hatte sich der
Werkausschuss damit beschäftigt,
welche Streichungen im Münchner
Straßenbahnnetz umgesetzt werden
sollten – siehe STRASSENBAHN MA-
GAZIN 6/2013. Am Tag der Eröffnung der
nur 3,3 Kilometer langen U1 zwischen
Hauptbahnhof und Rotkreuzplatz war es
am 28. Mai 1983 dann soweit: Die Verkehrsbetriebe
stellten gleichzeitig drei Straßenbahnlinien
mit rund zehn Kilometer
Strecke ein – die Linien 4, 17 und 21.
In engen Bögen durchs Westend: Am 10. März
1984, dem letzten Betriebstag der Linie 14,
begegnen sich zwei M4-Züge an der Kreuzung
Gollier-/Astallerstraße. Seit 1993 fahren hier
keine Straßenbahnen mehr
68 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
München
OBEN Vor der Kulisse des Maximilianeums
quert Anfang der 1980er-Jahre ein M3-Zug als
Linie 14 auf seinem Weg von der St.-Veit-Straße
zum Gondrellplatz die Isar C.-J. SCHULZE
RECHTS Die Linie 27 verband die Schwanseestraße
mit Harras. Ein von Tw 2428 geführter
Zug legt 1984 oberhalb der Theresienwiese am
alten Messeplatz einen Halt ein. Die Stationsgebäude
entstanden in den 1950er-Jahren
Diesem Kahlschlag waren viele verkehrspolitische
Diskussionen vorangegangen,
über die heute noch die Archive in München
Auskunft geben. Demnach berief man
sich damals vor allem auf das „ÖPNV-Konzept
2000“ des Münchner Verkehrsverbundes
MVV (siehe Kasten), das verschiedene
Szenarien für den zukünftigen Oberflächenverkehr
entwickelt hatte.
Auf dieser Basis fasste der Werkausschuss
des Stadtrats am 7. Dezember 1982 den
formalen Beschluss, sich spätestens Mitte
der 1990er-Jahre von der Trambahn ganz
zu verabschieden. „Die Gesichtspunkte der
erforderlichen Platzkapazität, der Attrak tivität
für den Fahrgast, des Umweltschutzes
und der Energiesicherheit wurden unter den
im STRASSENBAHN MAGAZIN 6/2013
genannten Prämissen (Präferenz für die
Straßenbahn) eingehend untersucht; soweit
erforderlich wurden von unabhängigen
Instituten im Auftrage des Planungsreferats,
des U-Bahn-Referats und des MVV entsprechende
Mengenberechnungen durchgeführt.
Trotz dieser Vorgaben ergab sich kein Planungsfall,
der den Weiterbestand der Straßenbahn
in München als dritten Verkehrsträger
dann erforderlich macht, wenn der
U-Bahn-Ausbau einen bestimmten Stand erreicht
hat“, heißt es in der Beschlussvorlage.
Damit setzten sich die Stadtväter nun auch
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
69
Geschichte
An der Hanauer Straße befand sich eine großzügige Wendeanlage. Im Mai 1983 erreicht eine
„15” gerade ihr Ziel, während die „4er” gleich ihre Fahrt beginnen wird P. SCHRICKER (3)
»ÖPNV-Konzept 2000«
von 1982
Das ÖPNV-Konzept hatte der Stadtrat am 26.
April 1978 in Auftrag gegeben. Die Experten
sollten „ein Netz der öffentlichen Verkehrsmittel
mit Alternativen [...] entwickeln, bei dem unter
Beachtung der Ziele des Stadtentwicklungsplans
ein möglichst günstiges Verhältnis von
Kosten, Einnahmen und Bedienungsqualität erreicht
wird.“ Dabei sollte mit einem „Straßenbahnbonus“
gerechnet werden, das heißt mit
einem „Attraktivitätszuschlag“ bei der Benutzung
der Trambahn im Oberflächenverkehr. Das
1982 veröffentlichte Konzept stellt zwei Systemtypen
vor: Typ 1 besteht nur noch aus S- sowie
U-Bahn und Busbetrieb. Typ 2 bezieht in
mehreren Szenarien die Tram mit ein. Doch
mehr als ein aus wenigen Linien bestehendes
Straßenbahn-Restnetz, das der Tram keine wirkliche
Existenzberechtigung eingeräumt hätte,
konnten sich die Planer nicht vorstellen. Sie plädierten
deshalb für die Einstellung der Weiß-
Blauen und empfahlen den Stadträten: „Die
Entscheidung muss jetzt fallen.“
über den Willen der eigenen Bürgerinnen
und Bürger hinweg, die seit 1980 auf vielen
Bürgerversammlungen in ihren Stadtteilen
und über die Bezirksausschüsse, wie die
Stadtteilvertretungen in München heißen,
sich vehement für den Fortbestand vor allem
der Linien 16 und 17 eingesetzt hatten.
Meist wurde die größere Umweltfreundlichkeit
der Tram in Sachen Emissionen,
Energieverbrauch und Lärmbelastung sowie
deren größerer Komfort angeführt.
Der U-Bahn-Bau erforderte zahlreiche Umleitungen. Am letzten Betriebstag biegt eine „4er“
am Maßmannbergl in die Umleitungsstrecke durch die Joseph-Ruederer- und Sandstraße ein
Seit Stilllegung der Linie 14 am 10. März 1984 fährt die „19“ nach Berg am Laim. Mitte der
1980er-Jahre wenden die Tw 2033 und 2619 als Verstärkungslinie 29 an der Sankt-Veit-Straße
Argumente gegen die Tram
Die Stimme einer Münchner Bürgerin, wie
sie in einem Antrag zu einer Bürgerversammlung
im April 1982 zum Ausdruck
kommt, mag die teilweise kämpferische
trambahnfreundliche Stimmung illustrieren:
„Man hat vielmehr den Eindruck, daß eine
bestimmte, gewissenlose Bus-Lobby um jeden
Preis – auch auf Kosten der Gesundheit
der Bevölkerung – gute Geschäfte mit ihren
umweltvergiftenden Bussen machen möchte.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß
Trambahnen im Endeffekt doch billiger
kommen und noch viele andere Vorteile haben.
Da ich laufend Unterschriften für die
Erhaltung der Tram sammle, kann ich mitteilen,
daß die weitaus größere Zahl der
Bürger der Straßenbahn den Vorzug gibt.
Eine trotzdem durchgeführte Abschaffung
der Trambahn würde eine brutale Unterdrückung
des Wunsches der Bevölkerung
darstellen und hätte mit Demokratie nichts
mehr zu tun!“
Weder Stadtwerke noch Mehrheit im
Stadtrat ließen sich von solchen Schimpfka-
70 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
München
Das ÖNVP-Konzept
2000 gab der Trambahn
keine Zukunft.
Das als eine Variante
vorgeschlagene
Rumpfnetz aus drei
Linien (blaue Farbe)
wäre gänzlich unrentabel
und unattraktiv
gewesen. Es
kam anders – nicht
nur bei der Straßenbahn,
sondern auch
beim U-Bahn-Bau:
das heutige Netz
entspricht nicht
gänzlich den Plänen
von 1982
STADTARCHIV MÜNCHEN
RECHTS Die „Oanser“ gehörte bis zu ihrer Einstellung
1980 zu den Traditionslinien Münchens.
M4-Wagen 2453 legt auf seinem Weg
von Moosach nach Steinhausen am Max-II.-
Denkmal einen Halt ein
C.-J. SCHULZE
nonaden beeindrucken. Sie wiesen sie alle
diese Anträge zurück, dabei bedienten sie
sich schier gebetsmühlenhaft immer wieder
folgender Argumente:
• die Stadtwerke Verkehrsbetriebe seien zu
größtmöglicher Wirtschaftlichkeit verpflichtet,
ansonsten drohe eine Revision
der MVV-Verträge durch die Deutsche
Bundesbahn und eine Rückzahlung der
Zuschüsse, die die Stadt München vom
Freistaat Bayern zum U-Bahn-Bau gemäß
Gemeindefinanzierungsgesetz erhalten
habe. Die Gesellschafterversammlung des
Münch ner Verkehrsverbundes hatte am
2. Dezember 1981 klargestellt, dass „im
unmittelbaren Einzugsbereich von
Schnell bahnen aus verkehrlichen und
ökonomischen Gründen keine Parallelführung
von Oberflächenverkehrsmitteln
möglich“ sei
• der Neubau von Straßenbahnstrecken sei
nicht finanzierbar und die Mittel fehlten
für den U-Bahn-Bau
• die Regierung von Oberbayern habe zum
Ausdruck gebracht, dass die Tram bei
zwölf Millionen Nutzungskilometer weitaus
mehr an tödlichen Unfällen beteiligt
gewesen sei, als der Bus bei 22 Millionen
Nutzungskilometer
• der Schadstoffausstoß der Busse liegt bei
einem Prozent der vom Kfz-Verkehr erzeugten
Schadstoffmenge
• der Energieverbrauch der Tram (Primärenergie)
liege im Durchschnitt wegen geringerer
Platzausnutzung sogar höher als
der des Busses. Bei einem Netz aus U-
Bahn und Bus betrage der Anteil der angesichts
der zweiten „Ölpreis-Krise“ von
1979 bevorzugten elektrischen Energie
bei 50 Prozent, bei einem Netz aus U-
Bahn, Tram und Bus bei 55 Prozent. Allerdings
ändere sich dies zugunsten der
Tram, wenn die Rückspeisung der Bremsenergie
in das Netz realisierbar sei
• die Lärmemission des Busses ist in stark
befahrenen Straßen nicht deutlicher
wahrnehmbar als die der Tram. Die Tram
schneide als Lärmquelle eher ungünstiger
ab, da sie aufgrund ihres „andersartig zusammengesetzten
Geräuschspektrums“
eher deutlicher hörbar sei
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
71
Geschichte
Die Linie 2 verband bis 1980 die Innenstadt via Schwanthalerhöhe mit dem einstigen Trambahnknoten Harras in Sendling; deshalb konnte man
mit ihr auch zum Oktoberfest fahren – dann war nicht nur der hier aufgenommene Tw 2488 „gerammelt“ voll
C.-J. SCHULZE
• der Bus sei bei geringerem Bedarf besser
an das Verkehrsangebot anzupassen, er
biete sogar attraktivere Fahrplantakte
• der Bus biete günstigere Haltestellenverhältnisse
im Bereich der Bürgersteige
Das Hauptargument freilich waren die höheren
Kosten der Tram für Betrieb, Wartung
und anstehende Investitionen in das
Gleisnetz und den Wagenpark. In dem Gutachten,
das zum Beschluss vom 7. Dezember
1982 geführt hatte, setzten die Planer
bei Fortführung des Trambetriebs Mehrkosten
von 20,5 Millionen DM pro Jahr an,
„ohne daß Fahrgäste gewonnen würden“.
Teure Tram?
Man errechnete dank der Einstellungen
1983 eine Einsparung von 110 Fahrerinnen
und Fahrern, von denen man nur 50 zur U-
Bahn umsetzte und die restlichen 60 „abbaute“.
Zu den Fahrzeugen heißt es: „Die
zur Zeit im Einsatz befindlichen Straßenbahnwagen
sind aufgrund ihres Alters in einem
Zustand, der eine weitere Überholung
aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr zulässt.“
Der Betrieb eines Trambahnzugs kostete
pro Jahr 679.045 DM, der eines Busses
hingegen nur 244.094 DM. Für die Hauptuntersuchung
fielen 280.000 DM pro Triebwagen
und 200.000 DM pro Beiwagen an.
Bei einem den Verkehrsbetrieben im Geschäftsjahr
1982 drohenden Defizit von
mehr als 150 Millionen DM mögen diese
Argumente nachvollziehbar erscheinen, betrachtet
man die Zahlen jedoch näher, so
hielten sich die Einsparungen zumindest für
den Betrieb in Grenzen. Für den Südast der
Linie 17 betrugen sie ganze 872.000 DM
pro Jahr gegenüber dem Busbetrieb.
Investitionsstau
Außerdem basierten die Kalkulationen auf
dem Betriebszustand der Trambahn um
1980, der bereits deutliche Züge eines Auslaufmodells
trug, in dessen Infrastruktur
und Wagenbestand nur noch das Nötigste
investiert wurde. Der Wagenpark war technisch
überholt, die Infrastruktur wurde auf
niedrigem Niveau aufrecht erhalten. Ausdruck
dafür ist die Bemerkung in dem besagten
Gutachten: „Erneuerungsmaßnahmen
sind nur zu rechtfertigen, wenn der
Weiterbestand der entsprechenden Straßenbahnlinie
über einen längeren Zeitraum gewährleistet
ist. Andernfalls müsste der Unterhalt
auf das aus Sicherheitsgründen
Quellen
Stadtarchiv München: Protokolle der Werkausschuss-Sitzungen
des Stadtrats (1979 bis 1983)
Statistisches Handbuch der Stadt München
1985
erforderliche Mindestmaß beschränkt oder,
wo dies ohne größere Investitionen nicht
mehr möglich ist, der Straßenbahnbetrieb
auf Bus umgestellt werden.“ Damit standen
selbstverständlich im Falle einer Beibehaltung
der Tram deutlich höhere Investitionen
an, als wenn es sich um einen gut gepflegten
und zeitgemäßen Betrieb gehandelt hätte.
Kehrtwende
Die absolute CSU-Mehrheit im Stadtrat
führte nach 1978 die verkehrspolitischen
Ideen aus den späten 1960er-Jahren konsequent
weiter – und das in einer Zeit, als sich
andernorts die ersten Anzeichen einer verkehrspolitischen
Neubewertung der Straßenbahn
bereits andeutete. Im Kommunalwahlkampf
1984 warb die SPD folgerichtig
für den Fortbestand der traditionsreichen
Tram – und gewann. Es sollte freilich noch
zwölf Jahre dauern, bis man in München
Strecken wiedererrichtete und 25 Jahre, bis
die heutige Münchner Verkehrsgesellschaft
(MVG) die erste Neubaustrecke eröffnete.
Nicht zu vergessen ist jedoch, München
leistete beispielsweise mit der Einführung
von Niederflurwagen wichtige Pionierarbeit
für die weltweite Renaissance der Tram.
1983 wagte niemand zu ahnen, dass sich
Münchens Trambahn 30 Jahre später als
moderner und lebendiger Betrieb präsentieren
würde.
PETER SCHRICKER
72 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Fundstück des Monats
FOLGE 4
Weimar
Innenstadt
Von Weimars Straßenbahn gibt es im Stadtgebiet Relikte! So befindet sich z.B. am Gebäude der Bauhaus-Universität
Weimar an der Geschwister-Scholl-Straße Ecke Marienstraße noch die Wandrosette
K. SPATH
Wandrosetten als Erinnerung
Am 30. Juni 1937 fuhr die Straßenbahn das letzte Mal durch Weimar – doch wer heute aufmerksam
durch die Stadt läuft, der entdeckt noch immer verschiedene Reste der Weimarer Straßenbahn …
Wer erinnert sich noch an die „Elektrische“, welche in der Großherzoglichen
Residenzstadt Weimar am 4. Juni 1899 ihre erste Fahrt
unternahm? Vom Hauptbahnhof lagen die Gleise der Straßenbahn
bis zum Karlsplatz (Goetheplatz). Hier bestand ein Abzweig durch
den Graben, über Herderplatz, Markt und Frauenplan zum Wielandplatz.
Dort trafen die Gleise wieder auf diejenigen vom Karlsplatz
über Sophienstiftsplatz und durch die Steubenstraße. Vom
Wielandplatz konnte man bis zur Gaststätte „Falkenburg“ fahren.
Ab 1908 ging es auch vom Wielandplatz zur Erfurter Straße und
zurück zum Sophienstiftsplatz.
Acht Triebwagen genügten anfänglich für den Verkehr, später
kamen noch fünf weitere hinzu. Beiwagen gab es in Weimar nie.
Nach einer Betriebsunterbrechung 1923/24 wurden ab 1926 die
Gleisanlagen überholt und neue Triebwagen beschafft. Nach 1933
entstanden Pläne, welche die vollständige Umgestaltung des Gebietes
zwischen dem Landesmuseum und der Kernstadt zum Inhalt
hatten. Das führte zu einer Verkehrslösung, bei der für die Straßenbahn
kein Platz mehr war – der Betrieb endete am 30. Juni 1937.
Die Jenaer Elektrizitätswerke AG erwarb die relativ neuen Triebwagen,
zwischen 1972 und 1975 gingen sie dort „den Weg des alten
Eisens“.
Was erinnert im Weimar heute noch an die Tram? Straßenbauarbeiten
haben mit einer Ausnahme durchweg alle Gleisanlagen verschwinden
lassen. Die Rekonstruktion vieler Gebäude führte dazu,
dass nur noch wenige Wandhaken für die Befestigung der Ober -
leitung an den Häusern erinnern. Allenthalben gibt es aber noch
Reste der von 1948 bis 1993 verkehrenden Oberleitungsbusse.
Es bedarf schon einiger Kenntnis, um fündig zu werden. Sophiengymnasium,
Johannes-Falk Grundschule und das Haus Brennerstraße
2 besitzen je einen Mehrfachhalter der Oberleitung. An
den Häusern Markt 2, Steubenstraße 8, Trierer Straße 59 und dem
Gebäude der Bauhaus-Universität Geschwister Scholl Ecke Marienstraße
haben sich die Wandabspannungen ebenfalls erhalten. Das
Haus Humboldtstraße 15 wurde vor einigen Jahren ebenfalls vorbildlich
rekonstruiert einschließlich des Hakens an der westlichen
Seite.
KONRAD SPATH
STRASSENBAHN MAGAZIN 6 | 2013
73
■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten
Modellstadt
Chemnitz
Kleine Bahn
Ganz Groß
10. Internationale Modell Straßenbahn Ausstellung
Druck: cdt-werbedruck.de
Kleine Bahn ganz groß ■ Es ist
die weltgrößte Ausstellung nur
für Modellstraßenbahnen. Ende
Mai präsentierten sich Hobbyfreunde schon
zum zehnten Mal einem breiten Publikum
25. - 26.05.2013
Samstag 13:00 - 01:00 Uhr
ab 18:00 Uhr als besonderes Angebot zur 14. Chemnitzer Museumsnacht
Sonntag 12:00 - 16:00 Uhr
im CVAG Omnibusbetriebshof
Chemnitz, Werner-Seelenbinder-Straße
Bus-Shuttleverkehr im 30-min-Takt ab Hauptbahnhof über Zentralhalteste le
Es hatte schon ein bisschen
was von den früher bei Hausfrauen
so beliebten Schlussverkäufen,
bei denen bei
Öffnung stets eine Menschenmenge
ins Kaufhaus stürmte und über die
Sonderangebote herfiel. Statt eines
Kaufhauses öffnete am letzten Mai-
Sonnabend um 13 Uhr aber eine Bushalle
der Chemnitzer Verkehrs-AG
die Tore und statt Billigware gab‘s
Modellstraßenbahnen zu besichtigen
– der Andrang vor der Bushalle war
aber ähnlich. Schon zehn Minuten
nach Öffnung waren der rund 2.400
Quadratmeter große Flachbau gut
gefüllt und alle Modelltramanlagen
und Stände umringt. Da störte es
dann auch nicht, dass einige Anlagenbetreiber
den Aufbau noch gar
Hobbyfreund Don Sibley aus Belgien zeigte wieder eine seiner kleinen
Anlagen, die alle unterschiedliche Themen haben. Diesmal war es die
Straßenbahn von Reichenberg (tschechisch Liberec), die auf der aus
zwei Modulen bestehenden Anlage (komplett 23 x 180 cm) auf H0- und
H0m-Gleisen fuhr. Fahrzeuge, Schienen und Gebäude sind durchweg Eigenbauten,
z. T. auf Basis von Halling-Fahrwerken und Kibri-Bausätzen
74 STRASSENBAHN MAGAZIN 7|2013
Anlagenbau
Die Magdeburger Straßenbahnfreunde setzen auf ihrer H0-Anlage
vorwiegend Straßenszenen ihrer Stadt ins Modell um. Auf dem Anlagenteil
»Heumarkt« passiert gerade eine Autokolonne mit wichtigen
DDR-Politgrößen einen T6A2/B6A2-Großzug. Diese und einige
andere Aufnahmen dieses Berichtes wurden digital etwas nachbehandelt,
um störende Hintergründe zu entfernen OLGA BANDELOWA (9)
nicht abgeschlossen hatten und nur
eingeschränkten Fahrbetrieb vorführen
konnten. Schuld war eine etwas
unglückliche Programmgestaltung
am Vorabend, welche die Aussteller
vom Aufbau abhielt und stattdessen
auf Stadtrundfahrt schickte.
Unter dem Motto „Kleine Bahn ganz
groß“ informierten in Chemnitz Modellstraßenbahner
und Hersteller
zum zehnten Mal über unser Hobby,
wobei das „Groß“ im Titel inzwischen
auch für Qualität und Quantität
der Veranstaltung steht. „Mit
beeindruckenden 48 Ausstellern ist
es jetzt die weltgrößte Modell tram-
Veranstaltung“, stellte Rolf Hafke
aus Köln erfreut fest, der so wie einige
andere gewerbliche Anbieter mit
seinen Hobbyprodukten nicht nur
bei den eingefleischten Modelltrambahnern
auf reges Interesse stieß.
Die Hauptattraktionen waren für die
Besucher aber zweifellos die Anlagen
und Fahrvorführungen, wozu
auch die mächtig Krach machenden
Großmodelle von Straßen- und Militärfahrzeugen
nach DDR-Vorbild ge-
Beim Vorbild gibt es das Magdeburger Depot an der Lübecker Straße heute nicht mehr. Die Straßenbahnfreunde haben es in H0 erhalten
STRASSENBAHN MAGAZIN 7|2013 75
Straßenbahn im Modell
Jan Rupperts Tatra in Prager Lackierung, die hier gerade einen großen Plattenbau passiert, ist ein Einzelstück mit besonderer Bedeutung für ihn
hörten, die nicht so recht zum Thema
der Ausstellung passend im hinteren
Hallenbereich recht platzgreifend
vorgeführt wurden. Modellstraßenbahner
waren davon nicht immer
wirklich begeistert. „Sowas gehört
hier einfach nicht her“, äußerte
Tram-Urgestein Alfred Spühr aus Osnabrück
deutlich sein Unverständnis,
während er aufpassen musste, dass
er nicht von einem der fast meterlangen
Panzer angefahren wird.
Doppelter Fahrspaß
Zweifelsfrei richtig im Thema war
dagegen Jan Ruppert aus Berlin. Der
modellbegeisterte Straßenbahnfahrer
zeigte drei H0m-Module seiner
Straßenbahnanlage. Für doppelte
Streckenlänge mit mehr Abwechslung
beim Betrieb sorgte ein Zwischenstück.
„So konnte ich meine
Module an die Anlage ,Bunzlau‘ von
Christian Petzold aus Zwickau anschließen“,
freute sich Ruppert über
das Mehr an Fahrspaß. Auf seinen
Anlagenteilen, die jeweils ein eigenes
Thema haben, drehte auch ein ganz
Jan Ruppert (Mitte) war mit drei H0m-Modulen nach Chemnitz gereist.
Beim Aufbau und Fahrbetrieb unterstützte ihn Dario Deschan tatkräftig
besonderes Modell seine Runden:
Den Tatra-Gelenkwagen KT4D-ZR
ohne echtes Vorbild in den Farben
Rot, Schwarz und Grau hat ihm in den
1980er-Jahren sein Vater Günter aus
Messing gebaut. „Dabei wurde jedes
Fenster noch einzeln ausgesägt und
gefeilt“, erinnert sich Ruppert. „Das
Modell entstand als Zweirichtungswagen,
weil es auf meiner damaligen
Eisenbahnanlage nur eine Stumpfendstelle
gab.“ Mit neuem Antrieb
und Lack versehen gehört es heute
zu Jan Rupperts Lieblingsmodellen.
Die markanten Wohnblocks, die das
Modul „Plattenbaugebiet“ prägen,
sind Eigenbauten aus Plexiglas und
Karton. Ruppert fährt auf seiner Anlage
digital im Oberleitungsbetrieb.
Seine Module haben einheitliche
ANZEIGEN
www.bus-und-bahn-und-mehr.de
DÜWAG GT6
Bielefeld
Bielefeld
Jetzt schnell zugreifen!
Nur noch wenige Exemplare!
–
✕
Mehr Infos
im Internet
oder
Infoblatt
anfordern
Demnächst auch Variante
Rheinbahn Düsseldorf
Sie finden uns im Internet oder fordern Sie einfach unsere kostenlose
Versandliste an vom: Versandhandel BUS UND BAHN UND MEHR
Geschwister-Scholl-Straße 20 · 33613 Bielefeld · Telefon 0521-8989250
Fax 03221-1235464 · E-Mail: info@bus-und-bahn-und-mehr.de
Straßenbahn-Bücher und Nahverkehrs-Literatur
Im Versand, direkt nach Haus
ganz NEU Hamburg im Minutentakt Jubiläums-Buch der HOCHBAHN 2012, 200 S., 24 x 23 cm, mit Straßenbahn 19,95 €
NEU Die LOWA-Straßenbahnwagen ET 50/54 + EB 50/54 (Kalbe, Möller, Vondran), 256 S., 17 x 24 cm, ~220 Abb. 28,50 €
NEU 130 Jahre Straßenbahn in Berlin-Köpenick (J. Kubig, Neddermeyer-V.), 96 Seiten, A4, 120 Aufn. 12,50 €
ganz NEU Die Freiburger Straßenbahn heute (EK-Bildarchiv, Band 2), 96 S., 24 x 17, ~ 100 SW- + Farbf. 19,80 €
Ende Mai Der Nahverkehr in Görlitz Straßenb. + Busverkehr ... Neißestadt (Endisch-V), ~ 190 S., 17 x 21 cm, ~ 200 SW- + C-Fo. 27,00 €
ganz NEU Die Hallesche Straßenbahn zwischen 1960 und 1990, (Sutton-V., HSF), 96 S., 17 x 24 cm, 160 SW-Fotos 18,95 €
NEU Die Straßenbahn in Kleve (Kenning-Verlag), 96 Seiten, A 4, 36 Farb- + 141 SW-Fotos, 14 Zeichnungen 24,95 €
ganz NEU Die Kleinbahnen Rees–Empel + Wesel–Rees–Emmerich (Kenning-V.), 144 S., A4, 35 F- + 243 SW-F. 29,95 €
MAI Die Woltersdorfer Straßenbahn (Ivo Köhler, VBN), ~112 S., 17 x 24 cm, ~150 Fotos, teils in Farbe 19,80 €
ganz NEU Die Wormser Straßenbahn (Häussler, Sutton) 128 S., 17 x 24 cm, 200 SW-Abb. (Halle Frühj. 2013) 18,95 €
Sommer Straßen- + Stadtbahn in D, Bd. 13, Berlin – Hoch-, U- + S-Bahn (EK), ~320 S., 17 x 24 cm, ~ 350 Abb. 45,00 €
NEU Wiener Straßenbahnlinien 71 ~ 82 160 S., 15 x 22 cm, >100 SW- + ~50 Farbf. (noch lieferbar: ... 51 ~ 60 + 61 ~ 70) 24,90 €
NEU Tussen stad en land (Moerland, Hoogerhuis), 208 S., A4, 300 Farbabb.+Karten, von Überlandbahnen bis Stadtbahn 35,00 €
ganz NEU Charleroi's trams since 1940 Coal, steel and cornfield (LRTA), 112 S., A4, hist. Aufn., großer Plan 33,00 €
ganz NEU Trolleybus miniatures, model and the real things (Trolleybooks, engl.), 416 S., A4, voll in Farbe, 1532 Abb. 49,50 €
ANGEBOT Metropolitan Railways Rapid Transit in America, von 2003, 275 S., A4, Netzpläne, Fuhrpark, Technik 24,00 €
Alle Straßenbahn-Neuheiten (auch von Betrieben)/zzgl. Porto/Verpackung (1,50 bis 4,00 €)
TS: T t
TramShop, Rolf Hafke, Sieben-Schwaben-Weg 22, 50997 Köln
t 0 22 33-92 23 66 F 0 22 33-92 23 65 m Hafke.Koeln@t-online.de
76 STRASSENBAHN MAGAZIN 7|2013
Anlagenbau
An die erste Dresdner Tram von 1872, die eine Pferdebahn war, erinnert dieses kleine Detail der H0-Anlage des Clubs der Dresdner Verkehrsbetriebe
Übergänge und können auch anders
aneinandergereiht werden, so dass
sich immer wieder neue Betriebssituationen
ergeben.
Einige Meter neben Ruppert und
Petzold hatte Steffen Grünes seinen
Stand aufgebaut. Grünes Chemnitzer
Firma CDT ist seit Jahren für Trammodelle
aus Karton bekannt. Auf einer
kleinen H0-Anlage zeigte er, dass
seine „Pappbahnen“ motorisiert
durchaus eine Bereicherung für eine
Tramanlage sein können. 20 Modelle
aus verschiedenen Epochen waren
betriebssicher im Dauereinsatz.
Was den rund 4.000 zahlenden Besuchern
der Chemnitzer Modell tram-
Ausstellung sonst noch so alles geboten
wurde, lesen und sehen Sie in
Ihrer nächsten SM-Ausgabe. JOG
Auch vor Kartonmodellen macht die moderne Technik nicht halt; die neueste CDT-Tram entstand in Lasertechnologie.
Das Vorbild des Triebwagens 309 mit Beiwagen gehört heute zum Dresdner Straßenbahnmuseum
ANZEIGE
SPIEL + TECHNIK
MODELLBAHNEN
MODELLISMO FERROVIARIO
• täglicher Versand • vendita per corrispondenza
Museumstrasse 6 • 6020 Innsbruck • T: +43-512-585056
info@heiss.co.at • www.heiss.co.at
Unser neuestes Tram-
Modell in H0 und H0m
Gelenkwagen
Düwag GT6
Innsbruck
Zwei Motoren
LED-Beleuchtung
8-Pin-Schnittstelle
€ 209,95
MODELLBAHNEN
MODELLISMO FERROVIARIO
• täglicher Versand • vendita per corrispondenza
Museumstraße 6 • 6020 Innsbruck • T: +43-512-585056
info@heiss.co.at • www.heiss.co.at
Für Steffen und Ute Grünes von CDT war die Modelltram-Ausstellung
ein Heimspiel. Die Chemnitzer präsentierten Straßenbahnen aus Karton
STRASSENBAHN MAGAZIN 7|2013 77
Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung
0 89 – 13 06 99-720
ö 0 89 – 13 06 99-700
: redaktion@geramond.de
STRASSENBAHN MAGAZIN
Postfach 40 02 09 · 80702 München
Zu „Per Pferdebahn ins
Sanatorium“ (SM 6/13)
Fahrzeiten stehen fest
Nach Druckbeginn vom Juni-Heft habe
ich die aktuellen Fahrzeiten der Pferdebahn
in Mrozy erhalten. Demnach verkehrt
die Pferdebahn jeden Sonnabend von 15
bis 19 Uhr und jeden Sonntag von 12 bis
19 Uhr (jeweils erste und letzte Abfahrt).
Die Abfahrten erfolgen zu jeder vollen
Stunde von der Haltestelle in der Nähe des
Bahnhofs. Die Saison geht voraussichtlich
bis Ende September.
Norbert Kuschinski, Dresden
Zu „Aachen – Bürger gegen
Campusbahn“ (SM 5/13)
Starker Gegenwind
Die Tatsache, dass dieses Projekt im
Bürgerentscheid abgelehnt wurde, nahm
ich mit großer Enttäuschung zur Kenntnis.
Gerade das Vorhaben, die Oberleitung der
Aachener Stadtbahn ebenfalls mit zum
Betrieb von Elektrobussen zu nutzen, wäre
in meinen Augen vermutlich wegweisend
gewesen. Ich kann allerdings nicht recht
glauben, dass es von 66 Prozent der
stimmberechtigten Aachener Bürger abgelehnt
worden ist, das hätte eine hohe
Wahlbeteiligung vorausgesetzt, die bei
solchen Bürgerbefragungen höchst selten
erreicht wird.
Bedauerlich: Während in Frankreich
und einigen anderen europäischen Nachbarländern
neue Stadtbahnsysteme förmlich
wie Pilze aus der Erde schießen, tritt
Deutschland in dieser Hinsicht offenbar
auf der Stelle.
Erinnert sei daran, dass die Pläne für
den Neubau eines Stadtbahnsystems in
Hamburg wieder in den Schubladen verschwanden.
Auch aus Bochum ist mir bekannt,
dass der neuen Linie 310 harter Gegenwind
ins Gesicht weht. In meiner
Heimatstadt Frankfurt (Oder) gab es ein
Straßenbahnprojekt in die polnische Nachbarstadt
Slubice, welches zweimal scheiterte.
Hier war es ebenfalls ein kleines Häuflein
Straßenbahngegner, die recht schnell
und lautstark die „Stammtischhoheit“ in
der Stadt eroberten. Mit abenteuerlichsten
Gegenargumenten gelang es diesen Menschen,
einen Teil der Bürger auf ihre Seite
zu ziehen. Befördert wurden diese Tendenzen
noch von der örtlichen Lokalpresse, die
zwar nicht offen gegen das Projekt auftrat,
doch mit dem Ziel, eine bestimmte Leserklientel
zu bedienen und evtl. neue Abonnenten
zu gewinnen, wurden regelmäßig
tramskeptische Artikel gedruckt und den
Leserbriefen der Tramgegner sehr viel Platz
eingeräumt. Eine in diesem Klima 2006
durchgeführte Bürgerbefragung führte zu
einem deutlichen Nein zu dem Projekt,
wobei auch nur ca. ein Viertel der Stimmberechtigten
sich daran beteiligten.
Ulf Lieberwirth, Frankfurt (Oder)
Zu „Windhoff-Schleifwagen“
(SM 5/13)
Anfangs große Probleme
Der Berliner
Tw 3337 ist
derzeit nicht
betriebsfähig,
sondern in
Aufarbeitung
I. KÖHLER
schen den Fahrzeugen, die bei der Windhoff
AG, und denen, die bei der Windhoff
GmbH gebaut wurden, unterschieden
werden muss. Erstere sind die, die öfter in
der Werkstatt als im Dienst stehen, letztere
sind wohl zuverlässiger im Einsatz.
Silvio Kopte, Dresden
Zu „Berliner Mitteleinstiegs -
wagen“ (SM 5 und 6/13)
Chaos wie Combino-
Krise
Die Beiträge geben einen guten Überblick
über die hochkomplexe und bislang
insbesondere für die Anfangsphase nur
unvollständig erforschte Geschichte dieses
Wagentyps. Es sei darauf hingewiesen,
dass die schlagartige Außerdienststellung
aller 300 Wagen nach nur kurzer Einsatzzeit
seinerzeit ein Presseecho auslöste, das
jenes zum Beispiel zur „Combino-Krise“
noch in den Schatten stellen dürfte – einschließlich
spürbarer Häme von Firmen,
die bei diesem Auftrag nicht zum Zuge gekommen
waren, sowie der Verbreitung offenkundiger
Unwahrheiten zu technischen
Details (Wirksamkeit elektrodynamische
Bremse etc).
Auf einige kleine Ungenauigkeiten im
2. Teil (Heft 6) sei hingewiesen: S. 44: Die
bei der BVG Ost verbliebenen Wagen wurden
erst (zum Teil) in den 1960er-Jahren
auf Fahrschalter des Typs StNFB 1 umgebaut.
Bei den durch die Waggonbau-Industrie
Anfang der 1950er-Jahre vorgenommenen
Instandsetzungen verblieben
Den Artikel habe ich mit Interesse gelesen.
Ein wenig schmunzeln musste ich,
als ich etwas von „einer erfolgreichen Serie
von mittlerweile zwölf Fahrzeugen“ las.
Der Autor mag natürlich Recht haben,
wenn er schreibt, dass die Windhoff-Arbeitswagen,
die heute gebaut werden, inzwischen
technisch ausgereift wären. Jedoch
die ganze Serie bisher gebauter
Fahrzeuge als erfolgreich zu bezeichnen,
dürfte ein wenig unglücklich formuliert
sein, da es nahelegt, dass auch die ersten
Wagen dieser Serie heute erfolgreich und
zuverlässig im Einsatz stünden. Dem ist
aber keineswegs so.
Beispielsweise hat die ständige Reparaturbedürftigkeit
des Dresdner Schleifwagens
einen DVB-Vorstand im Jahr 2004
zur öffentlichen Aussage verleitet, dass
man bei diesem Fahrzeug „eben leicht daneben
gegriffen“ habe, nachdem man
neuerlich 250.000 Euro investiert hatte.
Die oszillierende Technik sei zwar „ausgezeichnet,
wenn sie denn funktionierte“,
dass sie aber auch für den Hersteller neu
war, wurde den DVB verschwiegen. Nach
einem längeren Werkstattaufenthalt ist
der Wagen aktuell seit Mitte Mai wieder
im Einsatz.
Auch in Basel und Berlin scheint man
mit dem Wagen nicht so recht zufrieden zu
sein. Allerdings scheint mir, als wenn zwizum
einen die in den TM 34 verbauten
Nockenfahrschalter im Fahrzeug, zum Teil
wurde der „Standardfahrschalter“ FB 3
eingebaut. Größtenteils wurden aber die
Verbundfahrschalter aller nun überflüssigen
Teile beraubt und weiterverwendet.
Dies nahm die BVG Ost vor den Generalreparaturen
bereits in Eigenregie vor.
S. 46: 721 009 (ex Tw 3337) wurde 1981
als historischer Wagen hinterstellt, war
aber bislang nicht im Einsatz. 1987 wurden
Arbeiten am Wagenkasten begonnen,
die 1993 soweit gediehen waren, dass er
seitdem äußerlich im Zustand von 1934
vorzeigbar ist (Lackierung gelb/weiß).
721 008 (ex Tw 3802) wurde 1980 zunächst
für Filmaufnahmen provisorisch im
Zustand der 1950er-Jahre (mit Kompromissen)
hergerichtet. 1982 bis 1990 wurde
er im Zustand von 1934 restauriert,
aber erst 1996 zugelassen und war somit
ab diesem Zeitpunkt wieder einsatzfähig.
Bildunterschrift S. 47 unten: Tw 3493 ist
seit 1985 historischer Wagen (Zustand
von 1952 mit einigen Kompromissen), die
gezeigte Lackierung trägt er seit 1989. Die
Restaurierung erfolgte durch die AG Berliner
Nahverkehr (heute DVN). Eine „BVG
Ost“ gab es in den 1970er Jahren nicht
mehr, diese wurde bereits 1969 durch das
Kombinat Berliner Verkehrsbetriebe (BVB)
abgelöst.
Zur Tabelle im Heft 6, Seite 47: Der Tw
3337 ist Ausstellungsstück, bisher nicht
einsatzfähig; Tw 3813 wurde 1996 und
Tw 3824 im Jahr 2005 zerlegt.
Ivo Köhler, Potsdam
78 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
LOWA-Wagen im Überblick
Schiffe
Jahrzehntelang prägten die sogenannten LOWA-Straßenbahnwagen
das Erscheinungsbild zahlreicher Betriebe
in der DDR. Im Buch „Die LOWA-Straßenbahnwagen
der Typen ET 50/54 und EB 50/54“, das im Herbst 2012
beim Verlag Dirk Endisch erschienen ist, wird nun erstmals
die Fahrzeuggeschichte dieser Typen umfassend
beschrieben. Das Autorentrio Vondran, Kalbe und Möller
schließt damit eine Lücke in der Nahverkehrsliteratur
und den Fahrzeugmonografien.
Das Buch spannt den Bogen von der Vereinheitlichung
von Straßenbahnwagen über die Entwicklungen
nach 1945 und den Wegbereitern des LOWA-Wagens
über eine kurze Abhandlung über die beiden Fertigungsstandorte
bis hin zur technischen Beschreibung der beiden
Fahrzeugtypen. Detailliert stellen die Autoren in verständlich
formulierten und knappen Texten die
Unterschiede zwischen den verschiedenen Untertypen
heraus und ergänzen diese durch zumeist aussagekräftige,
allerdings durchgängig schwarz-weiß gedruckte
Bilder. Glanzstück des Buches sind die vielen verschiedenen
Tabellen, die – konsequent und logisch aufgebaut
– den Leser auf den ersten Blick den Lebenslauf eines
jeden gebauten LOWA-Wagens nachvollziehen
lassen. Weitere Tabellen geben Aufschluss über Umbauten
und die Verwendung als Sonderfahrzeuge.
Jedoch offenbart das Buch auch einige Schwächen:
So gibt es keine Einsatzchronik für die einzelnen Betriebe
in der DDR, auch der Einsatz in der Sowjetunion und
in Polen wird nur am Rande betrachtet, die Beschreibungen
bleiben oberflächlich. Viele Informationen – wie
zum Beispiel den letzten Einsatz in den verschiedenen
Betrieben – erhält der Leser
nur durch das Studium der
Tabellen.
Anzuerkennen ist, dass
die Autoren versuchten,
möglichst viel von der Vielfalt
der LOWA-Wagen einschließlich
ihrer Umbauten
in Bildern zu zeigen. Bildauswahl
wie auch Bildqualität können in Teilen
nicht überzeugen, hier wäre weniger mehr gewesen
und vor allem interessanter! Es ist bedauerlich, dass
scheinbar nur Bilder einiger weniger Fotografen verwendet
werden sollten, obwohl Alternativen in besserer
Qualität zur Verfügung gestanden hätten.
Die Abschlussanmerkungen sollten wohl die Brücke
zu den Nachfolgetypen schlagen, verlieren sich dann jedoch
in einem Sammelsurium: Fabrikschilder – hier
wäre eine Einordnung in den Hauptteil wünschenswert
gewesen – und Modellstraßenbahnen.
Das Buch kann trotz der genannten Schwächen Straßenbahnfreunden
zum Kauf empfohlen werden, die sich
für die Geschichte der LOWA-Wagen interessieren und
ihre Freude an umfangreichen Wagenstatistiken finden.
BERND KULBE
Peter Kalbe, Frank Möller, Volker Vondran: Die
LOWA-Straßenbahnwagen der Typen ET 50/54
und EB 50/54. Verlag Dirk Endisch 2012, 176 Seiten,
244 Abbildungen, 13 Zeichnungen, 23 Tabellen,
Format 17 x 24 cm, gebunden. Preis 28,50 €
und Meer ...
Das neue Schifffahrt-Magazin
ist da!
Stadtbahn-Geschichte, die unter die Haut
wie Erde geht
Die Stuttgarter Straßenbahn AG fungierte im vorigen
Jahr wieder einmal als Herausgeber einer Broschüre, die
auch für uns Freunde des schienengebundenen Nahverkehrs
interessant sein dürfte. Innerhalb der Folge „Themen
der Zeit“ erschienen im Sommer 2012 die Erinnerungen
des Tiefbauingenieurs Manfred Müller, der
maßgeblich am Stadtbahnbau in Stuttgart beteiligt war.
Der Beginn des Tunnelbaus für dieses System jährte sich
im Juli des vorigen Jahres zum 50. Male.
Manfred Müller war von 1964 bis 2003 beruflich an
vorderster Stelle mit dem Bau der Stadtbahn Stuttgart
und ihrer Tunnel betraut. Entsprechend kompetent schildert
er Entstehung, Bau und Nutzung der „Röhren“, die
heute die Landeshauptstadt Baden-Württembergs
durchziehen. Themen wie der Geologie des Baugrundes
oder die Finanzierung der Arbeiten sucht der interessierte
Leser keinesfalls vergeblich.
Als Ingenieur schreibt er sachlich korrekt, aber keinesfalls
langweilig oder im „Fachchinesisch“ über sein
ehemaliges Arbeitgebiet. Der Leser erfährt dabei auch
zahlreiche Hintergründe, die sich z.B. später im Fahrzeugeinsatz
widerspiegelten.
Die inhaltsstarke Broschüre wird mit knapp 140
prägnanten Illustrationen zusätzlich aufgewertet. Neben
farbigen und schwarzweißen Fotografien sind dabei
auch zahlreiche Grafiken und Zeichnungen mit hohem
Aussagewert zum Abdruck gekommen. Der begeisterte
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013
Leser wird in diesen womöglich das einzige Manko der
Broschüre finden – viele der Aufnahmen hätten noch
größer abgebildet werden müssen! Geschickte Einführungen
und Streckenkarten machen die Veröffentlichung
auch für Nicht-Stuttgarter lesbar und lesenswert. Wem
die Thematik Stadtbahn und/oder Tunnel interessiert,
sollte sich den Titel nicht entgehen lassen. Das Werbebudget
der SSB macht es möglich, dass sich die
Anschaffungskosten auf das Porto beschränken. Der
schwäbischen Bauernweisheit, was nichts kostet tauge
nichts, kann in diesem Fall mit Vehemenz widersprochen
werden!
A. MARKS
Manfred Müller: Zwischen Sankt Barbara und
Barbar – 50 Jahre Stadtbahnbau in Stuttgart, 76
Seiten, A 4 quer, broschiert, mehr als 130 Aufnahmen,
erhältlich gegen 1,45 EUR in Briefmarken
bei: SSB AG, Pressestelle, VPR, Postfach 80 10 06,
70510 Stuttgart
Jetzt am Kiosk!
Online blättern oder Abo
mit Prämie unter:
www.schiff-classic.de/abo
Literatur · Händlerverzeichnis · Impressum
Nummer 285 • 7/2013 • Juli • 44. Jahrgang
80
Termine
23./30. Juni, Stuttgart: Jeden Sonntag verkehren die Straßenbahn-Oldtimerlinien
21 und 23 zwischen Straßenbahnwelt Stuttgart
und Hauptbahnhof bzw. Ruhbank (Fernsehturm). Info:
www.strassenbahnwelt.com oder www.shb-ev.info. Infolge größerer
Baumaßnahmen heißt es im Juli 2013 für voraussichtlich
zwei Jahre Abschied nehmen von der Oldtimerlinie 23. Ein Ersatzkonzept
mit historischen Omnibussen befindet sich in Arbeit, zur
Umstellung ist eine größere Publikumsveranstaltung geplant
23. Juni, Wuppertal: Fahrtag bei den BMB. Die Bergischen Museumsbahnen
e.V. fahren auf ihrer Strecke zwischen der Kohlfurther
Brücke und Greuel im Halbstundentakt. Das Museum selbst
ist samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Fahrplan
und Infos unter www.tram-info.de/bmb
23. Juni, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,
Ständlerstraße 20, 81549 München
30. Juni, Sehnde-Wehmingen: Straßenbahn selbst fahren im
Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser Straße 16,
31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit, unter Anleitung
eines HSM-Fahrlehrers selbst eine Straßenbahn zu fahren,
Kosten: 15 EUR, siehe www.tram-museum.de
5./6. Juli: Liberec/Reichenberg: Sonderfahrten mit historischen
Straßenbahnwagen, Veranstalter: Bovaraclub Liberec
6. Juli, Essen/Gelsenkirchen: Die historischen Straßenbahnen
der VhAG EVAG, BOGESTRA und MVG fahren im Stundentakt
zwischen Essen-Holsterhausen und Gelsenkirchen Hbf, zwischen
Essen Hbf und Zeche Zollverein sogar alle 30 Minuten. Zustieg
mit einem gültigen VRR-Ticket. Infos: www.vhag-bogestra.de
6. Juli, Berlin: Führungen durch das Baudenkmal Betriebshof
Niederschönhausen und die Sammlung historischer Straßenbahnen
und Busse, Dietzgenstraße 100 (Straßenbahnlinie M1 bis Haltestelle
Nordend, Buslinien 107 und 124 bis Haltestelle Dietzgenstr./Mittelstr.),
stündlich von 10 bis 15 Uhr; Eintritt: Erw. 2
EUR, Kinder (6–14 Jahre) 1 EUR, siehe auch www.dvn-berlin.de
6. Juli, Freiburg: Pendelfahrten der Oldtimerlinie 7 im 30-Minuten-Takt
zwischen Musikhochschule und Paduaallee von 9.55 bis
ca. 17.30 Uhr; parallel verkehrt das Tramcafé von 12.25 bis ca.
In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das STRASSENBAHN MAGAZIN
Postleitzahlgebiet 0
Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,
Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung
Hermann Sack, 04107 Leipzig,
Harkortstr. 7
Postleitzahlgebiet 1
Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,
Französische Str. 13/14 · Loko Motive
Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,
Regensburger Str. 25 · Modellbahnen
& Spielwaren Michael Turberg, 10789
Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung
Flügelrad, 10963 Berlin,
Stresemannstr. 107 · Modellbahn-
Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34
Postleitzahlgebiet 2
Roland Modellbahnstudio,
28217 Bremen, Wartburgstr. 59
Postleitzahlgebiet 3
Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,
Marktstr. 52 · Train & Play, 30159
Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch
Buch, 38023 Braunschweig, Postfach
3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg
10, 38100 Braunschweig
Postleitzahlgebiet 4
Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,
Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,
40549 Düsseldorf, Will -
stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,
Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -
buchhandlung Jürgen Donat, 47058
Duis burg, Ottilienplatz 6
Postleitzahlgebiet 5
Technische Spielwaren Karin Lindenberg,
50676 Köln, Blaubach 6-8 ·
Modellbahn-Center Hünerbein, 52062
Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche
Buchhandlung, 52064 Aachen,
Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung
Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -
str. 78
Postleitzahlgebiet 6
Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,
Solmsstr. 75
Postleitzahlgebiet 7
Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,
70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35
· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,
70193 Stuttgart, Schwabstr.
96 · Buchhandlung Albert Müller,
70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -
bahn-Treffpunkt Schweickhardt,
71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr.
31 · Osiandersche Buch handlung,
72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 ·
Buch verkauf Alfred Junginger, 73312
Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:
Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.
Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de
17.45 Uhr zwischen Rieselfeld und Vauban; Mitfahrten sind kostenlos;
Spenden an die Freunde der Freiburger Straßenbahn e.V.
sind willkommen; Informationen siehe www.fdfs.de
14. Juli, Bochum/Gelsenkirchen: „Glückauf-Tour“ der VhAG
BOGESTRA e.V. – Ruhrgebietsgeschichte und -gegenwart: Besichtigung
des Betriebshofs Engelsburg (ehemaliges Zechengelände),
Mittagsimbiss, Sonderfahrt mit historischer Straßenbahn und Besichtigung
des Zechengeländes „Consolidation“ in Gelsenkirchen.
Start: 11 Uhr. Infos/Buchung: www.vhag-bogestra.de
14. Juli, Berlin: Themenfahrten mit historischen Straßenbahnen,
ab Alexanderplatz/Dircksenstraße um 11 und 14 Uhr: Rundfahrten
durch die Stadtteile Lichtenberg, Marzahn und Hohenschönhausen;
Dauer: ca. 2,5 Stunden; Fahrpreise: Erwachsene 6,– EUR,
Kinder (6–14 Jahre) 3,– EUR; Fahrscheine in den Wagen erhältlich,
keine Platzreservierung, siehe auch www.dvn-berlin.de
21. Juli, Stuttgart: „Umsteigen bitte“ heißt es für die Fahrgäste
der Oldtimerlinie 23. Aufgrund von Bauarbeiten verkehren zwischen
Straßenbahnwelt und Ruhbank (Fernsehturm) für ca. zwei
Jahren ersatzweise historische Omnibusse. Zur Umstellung veranstalten
SSB und SHB einen Aktionstag mit jeder Menge Fahrbetrieb.
Die Straßenbahnlinien 21 und 23 sowie die neue Buslinie
23E verkehren zwischen 10.30 und 17 Uhr im Stundentakt. Die
Straßenbahnwelt bietet ein buntes Rahmenprogramm. Info:
www.strassenbahnwelt.com oder www.shb-ev.info
14./28. Juli, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,
Ständlerstraße 20, 81549 München
14./28. Juli, Wuppertal: Fahrtag bei den BMB. Die Bergischen
Museumsbahnen e.V. fahren auf ihrer Strecke zwischen der Kohlfurther
Brücke und Greuel im Halbstundentakt. Das Museum
selbst ist samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Fahrplan und Infos unter www.tram-info.de/bmb
28. Juli, Sehnde-Wehmingen: Straßenbahn selbst fahren im
Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser Straße 16,
31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit, unter Anleitung
eines HSM-Fahrlehrers selbst eine Straßenbahn zu fahren,
Kosten: 15 EUR, siehe www.tram-museum.de
Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund
ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,
Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen
Mössner, 79261 Gutach, Landstr.
16 A
Postleitzahlgebiet 8
Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,
80634 München, Schulstr. 19 ·
Augsburger Lok schuppen, 86199
Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag
Benedikt Bickel, 86529 Schroben -
hausen, Ingolstädter Str. 54
Postleitzahlgebiet 9
Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,
Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb
Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,
Nördlinger Str. 13 · Modell spielwaren
Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,
Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung
Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum
Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,
94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·
Schöningh Buchhandlung & ., 97070
Würz burg, Franziskanerplatz 4
Österreich
Buchhandlung Herder, 1010 Wien,
Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,
1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische
Fachbuch handlung, 1040 Wien,
Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die
Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.
17 · Buchhandlung Morawa,
1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung
J. Heyn, 9020 Klagenfurt,
Kramergasse 2-4
Belgien
Musée du Transport Urbain Bruxellois,
1090 Brüssel, Boulevard de Smet de
Naeyer 423/1
Tschechien
Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1
Klimentska 32
Dänemark
Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -
husene, Brandvaenget 60
Spanien
Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad
de Elche 5
Großbritannien
ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,
4 Borderside
Niederlande
van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,
Den Haag, Westeinde 57 · Norsk
Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,
Kluizeweg 474
www.strassenbahn-magazin.de
Redaktionsanschrift:
STRASSENBAHN MAGAZIN
Postfach 40 02 09 · D-80702 München
Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720
Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700
redaktion@strassenbahn-magazin.de
Verantw. Redakteur:
André Marks, andre.marks@geramond.de
Redaktion:
Michael Krische (Redaktionsleitung),
Thomas Hanna-Daoud, Martin Weltner
Redaktion Journal/aktuelle Meldungen:
Philipp Krammer,
philipp.krammer@geramond.de
Redaktion Straßenbahn im Modell:
Jens-Olaf Griese-Bande low,
jobandelow@geramond.de
Redaktionsteam:
Berthold Dietrich-Vandoninck, Wolfgang Kaiser,
Michael Kochems, Bernhard Kuß magk,
Ronald Glembotzky, Dr. Martin Pabst,
Axel Reuther, Robert Schrempf, Michael Sperl
Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber
ABO –HOTLINE
Leserservice, GeraMond-Programm
Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/min.)
Fax 0180 – 532 16 20 (14 ct/min.)
leserservice@strassenbahn-magazin.de
Gesamtanzeigenleitung:
Helmut Kramer
Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.270
helmut.kramer@verlagshaus.de
Anz.-leitung STRASSENBAHN MAGAZIN:
Helmut Gassner
Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.520
helmut.gassner@verlagshaus.de
Anzeigendispo STRASSENBAHN MAGAZIN:
Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.130
anzeigen@verlagshaus.de
www.verlagshaus-media.de
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013
Layout: Axel Ladleif
Litho: Cromika, Verona
Druck: Stürtz GmbH, Würzburg
Verlag:
GeraMond Verlag GmbH,
Infanteriestraße 11a, 80797 München
Geschäftsführung:
Clemens Hahn, Carsten Leininger
Herstellungsleitung:
Sandra Kho
Vertrieb Zeitschriften:
Dr. Regine Hahn
Vertrieb/Auslieferung Handel:
MZV, Unterschleißheim
Im selben Verlag erscheinen außerdem:
Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),
sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;
Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,
im Ausland zzgl. Versandkosten)
Erscheinen und Bezug: STRASSENBAHN MAGAZIN
erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -
land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -
handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel
sowie direkt beim Verlag.
© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt
der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.
Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung
übernommen. Gerichtsstand ist München.
Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;
verantwortlich für Anzeigen: Helmut Kramer, beide Infanteriestr.
11a, 80797 München.
ISSN 0340-7071 • 10815
Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
SCHIFFClassic
80
12x STRASSENBAHN MAGAZIN
+ Geschenk
Tramino Jena
GT8SU
Grazer TW 206
Ihr
Willkommensgeschenk
GRATIS!
Buch »Straßenbahnen in der DDR«
Voll waren die Züge, vielfältig der Fahrzeugpark und
zahlreich die Neubaustrecken: Ein bild- und faktenreicher
Überblick über das Straßenbahnland DDR.
✁
Mein Vorteilspaket
✓ Ich spare 10%
(bei Bankeinzug sogar 12%)!
✓ Ich erhalte mein Heft 2 Tage vor
dem Erstverkaufstag (nur im Inland)
bequem nach Hause und verpasse
keine Ausgabe mehr!
✓ Ich kann nach dem ersten Jahr
jederzeit abbestellen und erhalte
zuviel bezahltes Geld zurück!
✗
Das STRASSENBAHN MAGAZIN- Vorteilspaket
❑ JA, ich möchte mein STRASSENBAHN MAGAZIN-Vorteilspaket
Bitte schicken Sie mir das STRASSENBAHN MAGAZIN ab sofort druckfrisch und mit 10% Preisvorteil für
nur €7,65* pro Heft (Jahrespreis: €91,80*) monatlich frei Haus. Ich erhalte als Will kommens geschenk
das Buch »Straßenbahnen in der DDR«**. Versand erfolgt nach Bezahlung der ersten Rechnung. Ich
kann das Abo nach dem ersten Bezugsjahr jederzeit kündigen.
Bitte informieren Sie mich künftig gern per E-Mail, Telefon oder Post über interessante
❑ Neuigkeiten und Angebote (bitte ankreuzen).
Sie möchten noch mehr sparen?
Dann zahlen Sie per Bankab bu chung (nur im Inland möglich)
und Sie sparen zusätzlich 2 % des Abopreises!
Ja, ich will sparen und zahle künftig per Bankabbuchung
❑ pro Quartal nur €22,50 ❑ pro Jahr nur €89,90
WA-Nr. 620SM60284 – 62145128
Ihr Geschenk
Vorname/Nachname
Straße/Hausnummer
PLZ/Ort
Telefon
E-Mail (für Rückfragen und weitere Infos)
✗
Datum/Unterschrift
Kreditinstitut
Kontonummer
✗
Datum/Unterschrift
Bankleitzahl
Bitte ausfüllen, ausschneiden oder kopieren und gleich senden an:
STRASSENBAHN MAGAZIN Leserservice, Postfach 1280, 82197 Gilching
oder per Fax an 0180-532 16 20 (14 ct/min.),
per E-Mail: leserservice@strassenbahnmagazin.de
www.strassenbahn-magazin.de/abo
* Preise inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten
** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie
Vorschau
Liebe Leser,
Sie haben
Freunde, die
sich ebenso
für die
Straßenbahn
mit all Ihren
Facetten begeistern
wie Sie? Dann empfehlen
Sie uns doch weiter! Ich freue mich
über jeden neuen Leser
TOPTHEMA
Versenkt 1985 –
die Straßenbahn
in Kiel
Am 21. Juli 1977 fiel in der Kieler Ratsversammlung die Entscheidung, die Straßenbahn 1985 in Kiel durch Busse zu ersetzen.
Die Fakten dazu schaffte man jedoch bereits ab Mitte der 1960er-Jahre. Der Beitrag zeigt die einzelnen Schritte auf,
die zur Einstellung des Straßenbahnbetriebes in der Ostseestadt führten. Vom Autor wurden dazu viele bisher unberücksichtigte
Quellen eingesehen und anschließend akribisch ausgewertet.
100 Jahre Woltersdorfer
Straßenbahn
Weitere Themen der kommenden Ausgabe
Der kleine Straßenbahnbetrieb östlich von Berlin feierte im
Mai sein 100. Jubiläum mit einem großen Fest. Einer der
Höhepunkte war der Einsatz historischer Fahrzeuge im 10-
Minuten-Takt. Der Beitrag wirft einen Blick in die Geschichte
des Betriebes – vor allem aber auf das Jubiläumsfest am
Pfingstwochenende dieses Jahres.
TW3000 – neue Generation für
Hannover nimmt Formen an
Für die üstra entstehen derzeit in Leipzig bei der HeiterBlick
GmbH im Auftag von Vossloh Kiepe/Alstom die Wagen des
Typs TW3000. Die ersten dieser Hochflurwagen werden
voraussichtlich Ende 2013 testweise durch Hannover rollen.
Der Beitrag berichtet über den Stand der Dinge und zeigt
die ersten Aufnahmen der im Bau befindlichen Wagen.
J. KARKUSCHKE
Frankfurts Stadtbahnwagen
Typ U2 – ein Porträt
Der 4. Oktober 1968 war für die Bevölkerung in Frankfurt
(Main) ein besonderer Freitag: Die Stadtbahnstrecke A1
ging in Betrieb. Damit begann aber auch die Ära der
U2-Wagen. Ihr Erscheinungsbild prägt den Nahverkehr in
der Mainmetropole seit über vier Jahrzehnten. Nun heißt
es jedoch von den Wagen Abschied zu nehmen.
Erinnerung: Die Straßenbahn
im schweizerischen Fribourg
Ab Ende Juli 1897 verkehrte im schweizerischen Fribourg
eine Straßenbahn. Die komplexe Topografie der Stadt hatte
zuvor für einiges Kopfzerbrechen gesorgt. Nach dem Zweiten
Weltkrieg sank der Stern des liebenswürdigen Betriebes
mit seinen Steigungen und urigen Altbaufahrzeugen. Am
31. März 1965 verkehrte auf der verbliebenen Strecke
Charmettes – Gare – Tilleul – St. Leonard – Cimetière das
Tram zum letzten Mal.
A. HELLMUTH
N. MÜLLER
André Marks,
verantwortlicher Redakteur
Ende gut …?
Putzen für Elisabeth
In Halle (Saale) säuberten Schüler
einer neunten Klasse des Elisabethgymnasiums
im Rahmen eines sozialen
Aktionstages vor einiger Zeit
eine Straßenbahn und einen Bus der
Halleschen Verkehrs-AG. Die Aktion
fand zum Namenstag der Schulpatronin
Heilige Elisabeth auf dem Betriebshof
Freiimfelder Straße statt.
Nach einer Führung durch die Werkstatt
der HAVAG wurden die Gymnasiasten
von Mitarbeitern der Servicegesellschaft
Saale mbH (SGS) in
das Säubern der Fahrzeuge eingewiesen.
Ausgestattet mit Eimer,
Lappen und Fensterputzutensilien
durften sie – unter den fachkundigen
Augen der SGS – Fenster und
andere Oberflächen selbst reinigen.
Die Schüler erhielten damit Einblick
in die Werkstätten der HAVAG sowie
in die umfangreichen Arbeiten,
die zur Reinhaltung der Fahrzeuge
notwendig sind.
Hintergrund derartiger Aktionen, die
es auch in anderen deutschen Städten
gibt, ist nicht zuletzt die Absicht,
Jugendliche mit dem Aufwand zu
konfrontieren, der zur Reinigung
von Nahverkehrsmitteln notwendig
ist. Die Verkehrsbetriebe erhoffen
sich dadurch bei den Jugendlichen
die Einsicht, in Bussen und Bahnen
weniger Verunreinigungen zu hinterlassen
– deren Spektrum reicht
bekanntlich von Kaugummis bis zu
besprühten oder zerkratzten Fensterscheiben.
Damit erfüllen derartige
Aktionstage nicht nur rein soziale
und pädagogische Zwecke,
sondern dienen am Ende sogar der
Vandalismus-Vorbeugung. AM
DAS STRASSENBAHN-MAGAZIN 8/2013 erscheint am 19. Juli 2013
82
… oder schon 2 Tage früher mit bis zu 36 % Preisvorteil und Geschenk-Prämie! Jetzt sichern unter www.strassenbahn-magazin.de
Plus Geschenk
Ihrer Wahl:
z.B. DVD »Trams
im Wirtschafts -
wunderland«
Das besondere Bild
Das besondere Bild
Das besondere Bild
Mit der Wiederinbetriebnahme des Gotha-Großraumzuges HTw
1734 + HBw 2015 im April dieses Jahres erinnerten sich viele
Straßenbahnfreunde in Dresden an die Geschichte dieses Wagentyps
in ihrer Heimatstadt.
Am Straßenbahnhof Tolkewitz nahm Peter Miersch den
Dresdner Wagen 1749 schon unter seiner neuen Berliner Bezeichnung
8053 Ende des Jahres 1969 unmittelbar vor dem Abtransport
an die Spree auf. Neben dem MAN-Beiwagen 1164 wirkte
das Gothafahrzeug hochmodern.
Den Zeitgeist der 1960er-Jahre spiegelt der Sowjetstern auf dem
Depot wider. Weitere Aufnahmen von diesem Tag zeigen über den
anderen Einfahrten Parolen wie „Freiheit für Vietnam“ oder
Hetze gegen den Imperialismus.
Die eleganten Vierachser aus Gotha kamen 1962–1964 an die
Elbe. Nachdem hier die Zuführung der ersten Tatra-Großraumwagen
erfolgte, gelangten die T4-62/B4-61 1968 bis 1970 in die
„Hauptstadt der DDR“, wo sie als Tw 8035 bis 8053 und Bw
3091 bis 3109 in den Bestand eingereiht wurden. Nach dem Einsatzende
der Gotha-Großraumwagen in Berlin kehrte 1995/96 die
Garnitur Tw 1734 II (Baujahr 1962) mit Bw 2015 (Baujahr 1963)
zur musealen Erhaltung nach Dresden zurück.
TEXT: M. SPERL/AM; FOTO: SLG. M. SPERL
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2013 83
Exklusiv und gratis
nur für Abonnenten –
die Fotoedition »Die schönsten Straßenbahnen«
2013 erhalten Sie als Abonnent von STRASSENBAHN
MAGAZIN mit jeder Ausgabe ein Exemplar der Fotoedition
»Die schönsten Straßenbahnen«. Die Karten –
zum Sammeln, zum Aufhängen oder Weiterverschicken
– sind aus hochwertigem Chromokarton,
12 x 17 cm groß und erscheinen in limitierter Auflage.
In
8/2013
Sie sind noch nicht Abonnent?
Dann bestellen Sie am besten heute noch Ihr Vorteilspaket unter:
www.strassenbahn-magazin.de/abo Telefon 0180-532 16 17 *
Fax 0180-532 16 20 *
* (14 ct/min.)