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STRASSENBAHN MAGAZIN Juwelenjagd in Esslingen - Die unvergessene END (Vorschau)

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Seit 1978<br />

Geschichte:<br />

Essl<strong>in</strong>gen –<br />

Nell<strong>in</strong>gen –<br />

Denkendorf<br />

Bildraritäten und<br />

Zeitzeugen-<br />

Berichte<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

<strong>Juwelenjagd</strong><br />

<strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen<br />

<strong>Die</strong> <strong>unvergessene</strong> <strong>END</strong><br />

Samba im Revier: Mülheims<br />

Großraumwagen im Porträt<br />

Perle im Vogtland: 120 Jahre<br />

Straßenbahn <strong>in</strong> Plauen<br />

Totaler Tiefpunkt 1994: <strong>Die</strong><br />

Münchner Tram vor 20 Jahren


E<strong>in</strong>steigen, bitte …<br />

E<strong>in</strong>e Frage der Klasse<br />

Stimmen Sie ab<br />

Kurz nach Redaktionsschluss für<br />

den Journal-Teil dieses Heftes meldeten<br />

die Stadtwerke Gera am<br />

27. Juni Insolvenz an. <strong>Die</strong> genauen<br />

Folgen dieses Schrittes für den Geraer Verkehrsbetrieb<br />

GmbH als Tochter der Stadtwerke<br />

werden vermutlich erst nach Druckbeg<strong>in</strong>n<br />

unseres Magaz<strong>in</strong>s feststehen. Hier<br />

sollen jetzt ke<strong>in</strong>e Befürchtungen aufgezählt,<br />

sondern die Stärken des GVB betont werden:<br />

Der kle<strong>in</strong>e Straßenbahnbetrieb <strong>in</strong><br />

Ostthür<strong>in</strong>gen hat sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren zum Vorzeigeobjekt dafür entwickelt,<br />

wie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Städten e<strong>in</strong> effizienter<br />

und trotzdem moderner Trambetrieb<br />

laufen kann. Ob diese im städtischen Nahverkehr<br />

<strong>in</strong> Gera erreichte Klasse im vollen<br />

Umfang erhalten bleibt, wird die Zukunft<br />

zeigen – und im <strong>STRASSENBAHN</strong> MA-<br />

GAZIN nachzulesen se<strong>in</strong>.<br />

Stichwort „Klasse“ – dieses Wort br<strong>in</strong>gt<br />

ja nicht nur Qualität ganz allgeme<strong>in</strong> zum<br />

Ausdruck, sondern ist auch e<strong>in</strong>e Maße<strong>in</strong>-<br />

Was halten Sie von der Idee, <strong>in</strong> Straßen- oder Stadtbahnen<br />

1.-Klasse-Abteile e<strong>in</strong>zuführen?<br />

• Das wäre e<strong>in</strong>e gute Sache – damit gibt man der Straßenbahn noch<br />

zusätzliche Qualität als Verkehrsmittel.<br />

• Davon halte ich nichts; das schafft nur Probleme im Betrieb und verkompliziert<br />

den Fahrkartenverkauf.<br />

• Das geht am Bedarf völlig vorbei – das Interesse der Fahrgäste dürfte<br />

nur ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong> …<br />

Stimmen Sie onl<strong>in</strong>e ab: www.strassenbahn-magaz<strong>in</strong>.de<br />

heit für Reisekomfort. Bei e<strong>in</strong>em Treffen<br />

von Eisen- und Straßenbahnfreunden kam<br />

kürzlich zur Sprache, dass viele Eisenbahngesellschaften<br />

<strong>in</strong> Deutschland auch<br />

im S-Bahnverkehr Sitzplätze der 1. und<br />

2. Klasse anbieten. Im Bereich des um<br />

Dresden zuständigen Verkehrsverbundes<br />

Oberelbe nutzen etwa e<strong>in</strong> Zehntel aller<br />

S-Bahn-Fahrgäste den 1.-Klasse-Bereich.<br />

Im S-Bahn-Betrieb von Ballungsräumen<br />

wie Berl<strong>in</strong>, München und Hamburg gehören<br />

die Klassenunterschiede bewusst seit<br />

mehreren Jahren der Vergangenheit an.<br />

Vor allem <strong>in</strong> der Vorkriegszeit experimentierten<br />

aber auch verschiedene europäische<br />

Straßenbahnbetriebe mit Sitzbereichen<br />

1. Klasse – etwa Merseburg und<br />

Neuchâtel. Da stellt sich die Frage: Spricht<br />

eigentlich etwas gegen e<strong>in</strong>en qualitativ<br />

höherwertigen Bereich <strong>in</strong> heutigen Straßen-<br />

oder Stadtbahnwagen? Unter den erwähnten<br />

Freunden entspann sich e<strong>in</strong> munterer<br />

Gedankenaustausch – von der<br />

Überzeugung, auf diese Weise endlich<br />

mehr Autofahrer <strong>in</strong> die Tram zu bekommen,<br />

bis h<strong>in</strong> zu praktischen Überlegungen,<br />

wie die Sitzbereiche abgetrennt werden<br />

könnten. Andere w<strong>in</strong>kten ab:<br />

zu platzraubend, am Bedarf<br />

vorbeigehend, nicht umsetzbar<br />

etc. Ich persönlich me<strong>in</strong>e, es<br />

gäbe für e<strong>in</strong> solches Angebot<br />

ke<strong>in</strong>en Platz – die Wagen vieler<br />

Straßenbahnbetriebe s<strong>in</strong>d ja<br />

heute schon voll. Doch wie<br />

sehen Sie, liebe Leser, das?<br />

Mit Stoff überzogene<br />

Schaumstoffplatten<br />

als „Polsterung“<br />

und meist nur für<br />

normalgewichtige<br />

Menschen berechnete<br />

Sitzabstände –<br />

das prägt aktuelle<br />

Stadt- und Straßenbahnwagen.<br />

Welchen<br />

Zuspruch fänden<br />

1.-Klasse-Bereiche?<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

3


Inhalt<br />

TITEL<br />

<strong>Die</strong> <strong>unvergessene</strong> Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen – Nell<strong>in</strong>gen – Denkendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Betriebe<br />

TITEL<br />

Vogtlandperle auf Meterspur . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

120 Jahre Straßenbahn <strong>in</strong> Plauen – Sie gehört zu den liebevoll geführten<br />

Kle<strong>in</strong>betrieben <strong>in</strong> Deutschland – und die Plauener dürfen auf ihre im November<br />

1894 eröffnete Straßenbahn zu Recht stolz se<strong>in</strong>. Da stellt sich die<br />

Frage, wie würdigen sie deren 120. Jubiläum <strong>in</strong> diesem Jahr?<br />

Im Schatten des Herkules . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Kassels L<strong>in</strong>ie 1 im Porträt – Nur wenige Straßenbahnl<strong>in</strong>ien haben<br />

e<strong>in</strong>e längere Geschichte als sie. E<strong>in</strong>e ihrer Endstellen führt sogar zu<br />

e<strong>in</strong>em UNESCO-Weltkulturerbe. Doch Kassels 1 hat noch mehr zu<br />

bieten als e<strong>in</strong>e mittlerweile 137-jährige Tradition und e<strong>in</strong>e drei<br />

Kilometer lange Berg- und Talbahn<br />

Tram-Kultur mit Stange. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Aktuelles von der Straßenbahn<br />

<strong>in</strong> Riga – Sie ist Europas<br />

Kulturhauptstadt 2014 – und<br />

auch die Straßenbahnhauptstadt<br />

Lettlands – Riga! Noch immer<br />

fahren auf neun L<strong>in</strong>ien massenhaft<br />

Tatra- Wagen mit Trolleystange<br />

durch die Straßen. Doch<br />

die Ablösung der Fahrzeuge<br />

rückt näher<br />

Titelmotiv<br />

<strong>Die</strong> Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen –<br />

Nell<strong>in</strong>gen – Denkendorf<br />

kurz nach ihrem Ausgangspunkt<br />

auf der Neckarbrücke<br />

<strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen DIETER SCHLIPF<br />

RUBRIKEN<br />

„E<strong>in</strong>steigen, bitte ...“ . . . . . . 3<br />

Bild des Monats . . . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 33<br />

E<strong>in</strong>st & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Fundstück des Monats . . . . . 75<br />

Forum, Impressum . . . . . . . . 80<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

„Ende gut ...“ . . . . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild. . . . . . . . 83<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

Besondere B-Wagen <strong>in</strong> Bochum und Dortmund 44 137 Jahre alt und jüngst erweitert: Kassels L<strong>in</strong>ie 1 24<br />

In der Talsohle 1994: Münchens Tram vor 20 Jahren 66 Dresden: Als die L<strong>in</strong>ie 3 noch bis Freital fuhr ... 64<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

TITEL<br />

Samba <strong>in</strong> Mülheim. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

60 Jahre Großraumwagen l<strong>in</strong>ks und rechts der Ruhr – Am<br />

19. Februar 1954 g<strong>in</strong>g der erste vierachsige Großraumwagen mit ungewohnt<br />

großer Aufnahmefläche <strong>in</strong> Mülheim an der Ruhr <strong>in</strong> <strong>Die</strong>nst.<br />

Elf solche Trieb- und 13 Beiwagen prägten vier Jahrzehnte die dortigen<br />

Meterspurgleise<br />

TITEL<br />

<strong>Juwelenjagd</strong> <strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an die <strong>END</strong> – Auch mehr als 35 Jahre nach E<strong>in</strong>stel lung<br />

und Abriss der Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen–Nell<strong>in</strong>gen–Denkendorf besteht<br />

sie <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung vieler Menschen fort. Doch was macht den Nimbus<br />

dieser Überlandstrecken aus? <strong>Die</strong> Re daktion sprach darauf verschiedene<br />

Zeitzeugen an …<br />

<strong>Die</strong> Längsten und Jüngsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Stadtbahnwagen B <strong>in</strong> Dortmund und Bochum – Seit 1986 fahren <strong>in</strong><br />

Dortmund spezielle B-Wagen. Und nur hier ist – seit 1996 – dieser klassische<br />

Stadtbahnwagentyp auch als dreiteiliger Achtachser anzutreffen. Auch<br />

die Bogestra orderte für ihre e<strong>in</strong>zige Normalspurl<strong>in</strong>ie B-Wagen. 25 Exemplare<br />

s<strong>in</strong>d auf der U35 zwischen Bochum-Hustadt und Herne unterwegs<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />

Idyll mit Manta und Mülleimer. . . . . . . . . . . 76<br />

E<strong>in</strong> Stück Ruhrgebiet <strong>in</strong> H0: Guido Mandorf hat se<strong>in</strong>e Modelltram-<br />

Anlage aus dem Kohlenpott und dem Bergischen Land erweitert<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

Ablösung durch den Bus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Details zum Ende von L<strong>in</strong>ie 3 nach Freital – Am zeitigen Morgen<br />

des 26. Mai 1974 fuhr die letzte Straßenbahn von Freital-He<strong>in</strong>sberg nach-<br />

Dresden-Löbtau. Dann übernahmen Busse diese Leistung …<br />

TITEL<br />

Vor dem Neubeg<strong>in</strong>n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

<strong>Die</strong> Münchner Straßenbahn vor 20 Jahren – 1994 befand sich die<br />

Tram <strong>in</strong> der bayerischen Landeshauptstadt auf ihrem historischen Tiefpunkt:<br />

Noch wenige Monate zuvor hatte es Streckenstilllegungen gegeben – aber<br />

wie fand Stefan H<strong>in</strong>der aus Oldenburg den Betrieb vor?<br />

Ganze 28 Tage <strong>in</strong> <strong>Die</strong>nst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

<strong>Die</strong> Straßenbahn <strong>in</strong> Cuxhaven – 2014 ist das Jahr des Gedenkens<br />

an den Beg<strong>in</strong>n des Ersten Weltkriegs. Unmittelbar damit verknüpft ist<br />

aber auch die Er<strong>in</strong>nerung an die kurze Betriebszeit der Straßenbahn <strong>in</strong><br />

Cuxhaven – aber warum war sie nur wenige Tage <strong>in</strong> Betrieb?<br />

5


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

Sommerzeit – Urlaubszeit! Den <strong>in</strong> diesen Monaten s<strong>in</strong>nvollen Badespaß mit dem<br />

Hobby Straßenbahn zu verb<strong>in</strong>den, das ist zum Beispiel auf der spanischen Insel<br />

Mallorca möglich. Seit nunmehr 101 Jahren verb<strong>in</strong>det hier die Tranvia de Sóller<br />

den Bahnhof mit dem Hafen der Geme<strong>in</strong>de. <strong>Die</strong> knapp fünf Kilometer lange<br />

Strecke hat e<strong>in</strong>e Spurweite von drei englischen Fuß (914 Millimeter) und wird<br />

von der Bevölkerung liebevoll als „Orangen-Express“ bezeichnet. Bis heute<br />

kommen hier auch mehrere Fahrzeuge aus der Anfangszeit der Tram zum E<strong>in</strong>satz.<br />

So fotografierte Paul G. Liebhart an e<strong>in</strong>em heißen Julitag 2012 den 1913<br />

<strong>in</strong> Saragossa von der Firma Carde & Escoriaza gebauten Triebwagen 2 mit zwei<br />

offenen Beiwagen an der Uferpromenade im Alltagsdienst.<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Bild des Monats<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014 7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

<strong>Die</strong> Variobahn 607 passiert am 18. Juni 2014 nach dem Verlassen der Bahnhofshalle<br />

das Empfangsgebäude des Chemnitzer Hauptbahnhofs MARKUS BERGELT<br />

ONLINE-UMFRAGE<br />

Reservewagen für<br />

Notfälle erforderlich<br />

Im Heft 7/2014 fragten wir die Leser,<br />

ob Betriebe grundsätzlich e<strong>in</strong>e Reserve<br />

an Straßenbahnwagen für unvorhergesehene<br />

Fälle unterhalten sollten?<br />

Zu Redaktionsschluss erklärten 87,3<br />

Prozent der sich an der Umfrage beteiligenden<br />

Leser: Ja, die Betriebe<br />

sollten zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e gewisse Anzahl<br />

älterer Straßenbahnfahrzeuge als<br />

Reserve vorhalten.<br />

8,5 Prozent der Teilnehmer s<strong>in</strong>d der<br />

Me<strong>in</strong>ung, dass diese Reserve unbed<strong>in</strong>gt<br />

aus modernen und zeitgemäßen<br />

Fahrzeugen bestehen müsse. Immerh<strong>in</strong><br />

4,2 Prozent der Leser erklärten,<br />

dass e<strong>in</strong> Reservepark betriebswirtschaftlich<br />

nicht vertretbar sei. Bei<br />

Engpässen wäre e<strong>in</strong> Ersatzverkehr mit<br />

angemieteten Bussen s<strong>in</strong>nvoller. SM<br />

Chemnitz: Straßenbahnumbau am Hauptbahnhof vollendet<br />

Nächster Schritt für das „Chemnitzer Modell“<br />

Seit dem 16. Juni fahren die Wagen<br />

der Chemnitzer Straßenbahnl<strong>in</strong>ien 4<br />

und 6 sowie der City-Bahn-L<strong>in</strong>ie 522<br />

durch den Chemnitzer Hauptbahnhof.<br />

Damit ist e<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung<br />

zur Umsetzung des Chemnitzer Modells<br />

geschaffen. <strong>Die</strong> 2002 elektrisch <strong>in</strong><br />

Betrieb genommene City-Bahn-Verb<strong>in</strong>dung<br />

Chemnitz – Stollberg verkörpert<br />

als Pilotprojekt die „Stufe 0“ des<br />

Chemnitzer Modells: Erstmals realisierten<br />

die beteiligten Partner dabei e<strong>in</strong>e<br />

schnelle und bequeme Schienenanb<strong>in</strong>dung<br />

des Umlands – von Stollberg über<br />

Pfaffenha<strong>in</strong> und Neukirchen-Klaffenbach<br />

– an die Chemnitzer Innenstadt.<br />

Ziel ist seither, e<strong>in</strong> nachhaltiges Verkehrskonzept<br />

für den Großraum Chemnitz<br />

zu verwirklichen. Insgesamt sollten<br />

dafür nach ursprünglichen Planungen<br />

etwa 264 Millionen Euro Investitionen<br />

fließen. Das „Zielnetz 2020“ würde bei<br />

kompletter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller Teilabschnitte<br />

des Chemnitzer Modells bis zu<br />

226 Kilometer Eisenbahn- und Straßenbahngleise<br />

umfassen. Das Vorhaben ist<br />

dabei <strong>in</strong> fünf Stufen gegliedert – Stufe 1:<br />

E<strong>in</strong>fahrt <strong>in</strong> den Chemnitzer Hauptbahnhof;<br />

Stufe 2: Ausbau nach Thalheim;<br />

Stufe 3: Ausbau nach Niederwiesa; Stufe<br />

4: Ausbau nach Limbach-Oberfrohna<br />

sowie die Verlängerung Stollberg –<br />

Oelsnitz (Stufe 5).<br />

Infrastruktur für<br />

Stufe 1 vorbereitet<br />

<strong>Die</strong> am 16. Juni eröffneten Anlagen bilden<br />

die Voraussetzung für die „Stufe<br />

1“ des Chemnitzer Modells. Sie umfassen<br />

die Neugestaltung des Hauptbahnhofes<br />

mit Verknüpfung von Straßenbahn-<br />

und Eisenbahnnetz. Für diese<br />

erste Stufe veranschlagte der projektierende<br />

Verkehrsverbund Mittelsachsen<br />

(VMS) Planungs- und Baukosten<br />

von 32,5 Millionen Euro, die sich wesentlich<br />

aus Mitteln des Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />

speisen. Mit dem 2011 begonnenen<br />

Umbau und der Öffnung der Bahnsteighalle<br />

und des Querbahnsteiggebäudes<br />

s<strong>in</strong>d die wichtigsten Voraussetzungen<br />

geschaffen, um Züge aus<br />

Mittweida, Burgstädt oder Ha<strong>in</strong>ichen<br />

auf Straßenbahngleisen weiter zur<br />

Zentralhaltestelle und darüber h<strong>in</strong>aus<br />

zu führen. Von der Hallenwand entlang<br />

der Georgstraße blieb im Zuge der Arbeiten<br />

nur die tragende Konstruktion<br />

stehen, die zwischenzeitlich e<strong>in</strong>e neue<br />

Verkleidung erhielt. Im Laufe der Umgestaltung<br />

entfernten die Arbeiter die<br />

westlichen Hallenbahnsteige 1 bis 4<br />

komplett und verfüllten den Gepäckund<br />

Posttunnel. Das Terra<strong>in</strong> für die<br />

neuen „Straßenbahnsteige“ ist gegenüber<br />

den Bahnsteigen der Eisenbahn<br />

um etwa 2,5 Meter abgesenkt. Neu<br />

entstand e<strong>in</strong>e Stützmauer neben dem<br />

Gleis am Bahnsteig 5. <strong>Die</strong>se Stützmauer<br />

markiert <strong>in</strong>nerhalb der Bahnhofshalle<br />

zugleich die Grenze zwischen dem<br />

Gleisbereich der DB AG im östlichen<br />

Hallenteil und den auf westlicher Seite<br />

tiefer liegenden Bahnsteigen, die für<br />

das Chemnitzer Modell benötigt werden.<br />

Der Bahnsteig 5 blieb an se<strong>in</strong>er<br />

alten Stelle, von hier fahren die Züge <strong>in</strong><br />

Richtung Leipzig ab.<br />

Hybridfahrzeuge vor<br />

der Auslieferung<br />

<strong>Die</strong> für die betriebliche Umsetzung der<br />

„Stufe 1“ nötigen acht Zweisystem-<br />

8<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Deutschland<br />

<strong>Die</strong> Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetriebe (BVG)<br />

und der Hersteller Stadler Pankow<br />

GmbH präsentierten im Juni die Rohbauten<br />

der neuen Berl<strong>in</strong>er U-Bahn-<br />

Wagen des Typs IK. Stadler fertigt<br />

zunächst zwei neue U-Bahn-Prototypzüge<br />

für das Kle<strong>in</strong>profilnetz (L<strong>in</strong>ien U1<br />

bis U4) der BVG. Sie sollen 2015 <strong>in</strong><br />

den L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>satz gehen. Nach erfolgreichem<br />

Testbetrieb besteht e<strong>in</strong>e Option<br />

auf Serienherstellung für bis zu 34<br />

weitere Fahrzeuge. <strong>Die</strong> Unternehmen<br />

versprechen e<strong>in</strong> modernes Fahrgast<strong>in</strong>formationssystem<br />

und helles, freundlifahrzeuge<br />

– mit Option auf zwei weitere<br />

Wagen – des Typs „CityL<strong>in</strong>k“ von<br />

Vossloh werden nach e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

Ausschreibung vom Sommer<br />

2012 für Ende 2014 bis Anfang 2015<br />

erwartet. Bis zum ersten L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>satz,<br />

der momentan ab Fahrplanwechsel<br />

im Dezember 2015 zunächst<br />

auf den Strecken nach Mittweida,<br />

Burgstädt und Ha<strong>in</strong>ichen geplant ist,<br />

s<strong>in</strong>d noch umfangreiche Probe- und<br />

Zulassungsfahrten zu absolvieren. <strong>Die</strong><br />

dreiteiligen Fahrzeuge zum Stückpreis<br />

von über drei Millionen Euro werden<br />

etwa 37 Meter lang und 2,65 Meter<br />

breit se<strong>in</strong>. Sie sollen über 94 Sitzplätze<br />

und Luftfederung für hohen Fahrkomfort<br />

verfügen und m<strong>in</strong>destens<br />

100 Kilometer pro Stunde erreichen.<br />

<strong>Die</strong> Traktionsleistung auf den Eisenbahnabschnitten<br />

wird e<strong>in</strong> <strong>Die</strong>selaggregat<br />

übernehmen.<br />

L<strong>in</strong>ienänderung<br />

im CVAG-Netz<br />

<strong>Die</strong> seit 16. Juni mögliche Durchfahrt<br />

durch den Hauptbahnhof zog Veränderungen<br />

im L<strong>in</strong>iennetz der Stadt nach<br />

sich: <strong>Die</strong> L<strong>in</strong>ien 4 und 6 sowie die City-<br />

Bahn-L<strong>in</strong>ie 522 steuern den Bahnhof<br />

nun direkt an. Während die L<strong>in</strong>ie 4 die<br />

Wendefahrt über Straße der Nationen<br />

– Hauptbahnhof – Carolastraße im<br />

Uhrzeigers<strong>in</strong>n absolviert, befahren die<br />

sich im Takt ergänzenden L<strong>in</strong>ien 6 und<br />

522 die Hauptbahnhofschleife <strong>in</strong> entgegengesetzter<br />

Richtung. <strong>Die</strong> L<strong>in</strong>ien 1<br />

und 2 s<strong>in</strong>d seit 16. Juni wieder mit -<br />

e<strong>in</strong>ander verknüpft: Bahnen der L<strong>in</strong>ie 1,<br />

die aus Schönau kommen, fahren über<br />

Zentralhaltestelle zur Brückenstraße<br />

und weiter als L<strong>in</strong>ie 2 – erneut über<br />

Zentralhaltestelle – nach Bernsdorf,<br />

ebenso <strong>in</strong> der Gegenrichtung. Zuvor<br />

endeten ab 8. Mai die Straßenbahnl<strong>in</strong>ien<br />

2, 6 und die City-Bahn-L<strong>in</strong>ie 522<br />

übergangsweise am Bahnhofsvorplatz,<br />

nachdem bereits ab Februar 2013 von<br />

der Nordseite kommend Bahnen <strong>in</strong> die<br />

Bahnhofshalle rollten und dort stumpf<br />

wendeten.<br />

Zur feierlichen Freigabe der Bahnhofs-Durchfahrt<br />

am 16. Juni fuhren<br />

nach den obligatorischen Ansprachen<br />

je e<strong>in</strong>e Variobahn der CVAG und der<br />

City-Bahn parallel aus der Bahnhofshalle<br />

vorbei an Ehrengästen und<br />

Schaulustigen h<strong>in</strong>aus auf die Bahnhofstraße.<br />

Berl<strong>in</strong><br />

U-Bahn-Wagen IK<br />

<strong>in</strong> Endmontage<br />

MSP<br />

Im Chemnitzer Hauptbahnhof steht am 17. Juni Variobahn 411 der City-<br />

Bahn zur Abfahrt nach Stollberg bereit<br />

PETER KALBE<br />

Auch die historischen Straßenbahnfahrzeuge können jetzt den Hauptbahnhof<br />

von Chemnitz erobern, so im Rahmen des Kappler Straßenbahnfestes<br />

hier Triebwagen 801 bei e<strong>in</strong>er Rundfahrt am 21. Juni STEFFEN KUSS<br />

ches Design. <strong>Die</strong> Luftfederung wirkt<br />

sich positiv auf die Laufruhe der Fahrzeuge<br />

aus. Durch die sogenannte<br />

Bombierung verbreitert sich der Innenraum<br />

um etwa zehn Zentimeter. Das<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>e komfortablere Anordnung<br />

der Sitze und Mehrzweckabteile.<br />

Auch der Fahrerarbeitsplatz zeichnet<br />

sich durch besonderen Komfort aus: Er<br />

ist so gestaltet, dass der Fahrer sowohl<br />

im Sitzen als auch im Stehen arbeiten<br />

kann. <strong>Die</strong> Fahrerkab<strong>in</strong>e ist darüber<br />

h<strong>in</strong>aus dunkel gestaltet, um e<strong>in</strong><br />

mögliches Blenden der Fahrer entgegenkommender<br />

Züge zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

<strong>Die</strong> jeweils vierteiligen Züge s<strong>in</strong>d<br />

für bis zu 330 Fahrgäste dimensioniert,<br />

sie sollen über etwa 80 Sitzplätze<br />

<strong>in</strong> Längsbestuhlung sowie über 250<br />

Stehplätze verfügen. In den kommenden<br />

Wochen werden <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>ickendorf<br />

die Rohbauten für den zweiten Zug<br />

hergestellt. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Zugbestandteile<br />

kommen nach Fertigstellung zur<br />

Endmontage <strong>in</strong>s Stadler-Werk Hohenschönhausen.<br />

PM<br />

Hamburg<br />

S-Bahn zeigt<br />

neues Fahrzeug<br />

Am 16. Juni präsentierte die S-<br />

Bahn Hamburg GmbH geme<strong>in</strong>sam mit<br />

dem Hersteller Bombardier Transportation<br />

der Presse e<strong>in</strong> Modell der zukünftigen<br />

Elektrotriebwagen der Baureihe<br />

490 <strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>algröße. Es zeigt die<br />

Stirnfront, welche die neueste Sicherheitsnorm<br />

erfüllt, sowie die geplante<br />

Ausstattung des Innenraums. Im durchgehend<br />

begehbaren Zug s<strong>in</strong>d Klimatisierung<br />

und e<strong>in</strong> modernes Fahrgast<strong>in</strong>formationssystem<br />

vorgesehen. Ab 2016<br />

testet die S-Bahn zunächst acht Prototypen,<br />

von denen vier E<strong>in</strong>heiten als<br />

Bielefeld<br />

Der Nahverkehrsbetreiber mo-<br />

Biel bedauert die Entscheidung<br />

der Bürger gegen die Stadtbahnverlängerung<br />

nach Heepen. Mit<br />

53,4 Prozent Ne<strong>in</strong>-Stimmen<br />

zeigte der Bürgerentscheid am<br />

25. Mai e<strong>in</strong> knappes Votum gegen<br />

e<strong>in</strong>e Neubaustrecke Sennestadt<br />

– Heepen. Ungeachtet dessen<br />

plant moBiel drei andere<br />

Netzerweiterungen, konkret die<br />

der L<strong>in</strong>ie 4 vom Lohmannshof zur<br />

Schloßhofstraße und die der L<strong>in</strong>ie<br />

3 von Stieghorst nach Hillegossen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nen voraussichtlich<br />

im Herbst die Bauarbeiten<br />

zur Verlängerung der L<strong>in</strong>ie 2<br />

nach Altenhagen.<br />

MSP<br />

Heidelberg<br />

Am 23. Juni erteilte das<br />

Regierungspräsidium Karlsruhe<br />

den Planfeststellungsbeschluss<br />

für die 2,5 Kilometer lange Straßenbahn<br />

<strong>in</strong>s Neuenheimer Feld.<br />

Sie ist Herzstück des „Heidelberger<br />

Mobilitätsnetzes“, mit dem<br />

die Heidelberger Straßen- und<br />

Bergbahn AG (HSB) ihr Straßenbahnnetz<br />

umfassend ausbaut.<br />

<strong>Die</strong> HSB <strong>in</strong>vestiert mit Förderung<br />

durch Bund und Land etwa 37,5<br />

Millionen Euro <strong>in</strong> das Projekt<br />

Neuenheimer Feld. Voraussichtlich<br />

im Frühjahr 2015 kann der<br />

Bau beg<strong>in</strong>nen. Entlang der neuen<br />

Strecke s<strong>in</strong>d fünf Haltestellen<br />

geplant.<br />

MSP<br />

Bremen<br />

<strong>Die</strong> Bremer Straßenbahn Aktiengesellschaft<br />

(BSAG) hat ihre<br />

Strecke über die Stadtgrenze<br />

h<strong>in</strong>aus nach Lilienthal und Falkenberg<br />

fertiggestellt. <strong>Die</strong> Kosten<br />

des Projekts summieren sich<br />

auf voraussichtlich 64,1 Millionen<br />

Euro und s<strong>in</strong>d damit um<br />

7,75 Millionen Euro teuer als ursprünglich<br />

veranschlagt. Schleifwagen<br />

3985 befuhr am 24. Juni<br />

nach dreijähriger Bauzeit als<br />

erstes Schienenfahrzeug die<br />

neue Gleisanlage. Ab Anfang Juli<br />

f<strong>in</strong>den Personalschulungen mit<br />

Leerfahrten statt. Am 1. August<br />

wird die neue Strecke von Borgfeld<br />

nach Falkenberg offiziell eröffnet.<br />

MSP<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

9


Aktuell<br />

Berl<strong>in</strong>: Vom 12. Mai bis 14. Juni erneuerte die BVG die Gleise zwischen Pankow Kirche und Französisch Buchholz/<br />

Guyotstraße. <strong>Die</strong> L<strong>in</strong>ie 50 fuhr deshalb nur zwischen Virchow-Kl<strong>in</strong>ikum und Pankow Kirche, zwischen Pankow S/U und<br />

Guyotstraße verkehrte Schienenersatzverkehr. Kurz nach Pankow Kirche entstand mittels Kletterweiche e<strong>in</strong>e provisorische<br />

Endstelle, auf L<strong>in</strong>ie 50 setzte die BVG Zweirichtungswagen e<strong>in</strong>, hier F6Z 4034 am 13. Mai<br />

ERNST PLEFKA<br />

Zweisystemzüge für e<strong>in</strong>en Betrieb<br />

auch unter 15-Kilovolt-Vollbahn-Fahrleitung<br />

ausgeführt s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Zweisystemversion<br />

ist für e<strong>in</strong>e Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 140 Kilometer pro<br />

Stunde ausgelegt, die re<strong>in</strong>en Gleichstromzüge<br />

sollen h<strong>in</strong>gegen maximal<br />

100 Kilometer pro Stunde erreichen.<br />

Bis Ende 2018 verstärken zunächst 60<br />

Züge den vorhandenen Fahrzeugpark<br />

und lösen die Wagen der Baureihen<br />

472/473 ab. JEP<br />

Magdeburg<br />

Straßenbahn wieder<br />

bis Barleber See<br />

Am 8. Juni 2013 stellten die Magdeburger<br />

Verkehrsbetriebe (MVB)<br />

hochwasserbed<strong>in</strong>gt den Straßenbahnverkehr<br />

zum Barleber See e<strong>in</strong>. Seitdem<br />

fuhr die Straßenbahn nur bis zur Zwischenschleife<br />

Neue Neustadt. Ab<br />

28. Oktober 2013 durften Fahrgäste<br />

bei E<strong>in</strong>- und Ausrückfahrten zum und<br />

vom Betriebshof Nord bis und ab Haltestelle<br />

Schule Rothensee mitfahren.<br />

Am 23. Dezember 2013 nahmen die<br />

MVB e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geschränkten Betrieb<br />

bis zum Depot Nord auf, im 10-M<strong>in</strong>uten-Takt<br />

fuhr jede zweite Bahn weiterh<strong>in</strong><br />

nur bis Neue Neustadt. Am Betriebshof<br />

wendeten die Wagen über<br />

das Gleisdreieck, e<strong>in</strong>e Weiterfahrt zur<br />

etwa 200 Meter entfernten Zwischenschleife<br />

Rothen see war nicht möglich,<br />

da das Gleis dort auf mehreren Metern<br />

unterspült worden ist.<br />

In den zurückliegenden Wochen<br />

erledigten die MVB die nötigen Stopfund<br />

Richtarbeiten an den Gleisan lagen.<br />

Seit 2. Juni Betriebsbeg<strong>in</strong>n können die<br />

Wagen wieder auf der Gesamtstrecke<br />

fahren, allerd<strong>in</strong>gs wegen noch immer<br />

e<strong>in</strong>geschränkter Energieversorgung ab<br />

Neue Neustadt nur alle 20 M<strong>in</strong>uten.<br />

Für die 2015 angedachte Behebung<br />

dieser Schäden s<strong>in</strong>d schätzungsweise<br />

über fünf Millionen Euro sowie e<strong>in</strong>e<br />

europaweite Ausschreibung nötig.<br />

Positive Signale gibt es <strong>in</strong>des von<br />

e<strong>in</strong>er anderen Baustelle: Voraussichtlich<br />

im Oktober beg<strong>in</strong>nen die Arbeiten<br />

für die Neubaustrecke, die entlang der<br />

Wiener Straße e<strong>in</strong>e neue Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen den Bestandsstrecken entlang<br />

der Halberstädter und Leipziger<br />

Straße herstellt.<br />

DP<br />

Dresden<br />

Hauptuntersuchung<br />

für Tatra-Wagen<br />

<strong>Die</strong> Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB)<br />

feierten 2010 den Abschied von ihren<br />

Tatras, doch sieht e<strong>in</strong>e jüngst am 16. Juni<br />

veröffentlichte Ausschreibung die erneute<br />

Hauptuntersuchung (HU) für neun<br />

modernisierte Wagen vor. Insgesamt sollen<br />

vier T4D-MT und fünf TB4D (mit<br />

Hilfsführerstand) mangels eigener Kapazitäten<br />

bei e<strong>in</strong>em externen Anbieter e<strong>in</strong>e<br />

8-Jahres-Inspektion gemäß BOStrab erhalten.<br />

Bei diesen Fahrzeugen handelt<br />

es sich laut Ausschreibung um Wagen,<br />

deren letzte HU im Zeitraum 2001 bis<br />

2007 erfolgte. Infrage kommen dementsprechend<br />

die teils seit vielen Jahren abgestellten<br />

T4D-MT 224 201, 249, 263,<br />

267 und 277 sowie die teilweise aktuell<br />

noch im E<strong>in</strong>satz stehenden TB4D 244<br />

033, 034, 046-048. Neben der eigentlichen<br />

Inspektion gehören e<strong>in</strong>e Grund<strong>in</strong>standsetzung<br />

aller Bauteile, Fahrzeug<strong>in</strong>betriebnahme<br />

und Transport der Wagen<br />

zum Auftragsumfang. <strong>Die</strong> Ausschreibung<br />

erfolgte europaweit, im Juli erwartet<br />

die DVB Angebote <strong>in</strong>teressierter<br />

Unternehmen. Im Oktober ist die Zuschlagserteilung<br />

geplant. Bereits zwischen<br />

2010 und 2012 erhielten neun Tatras,<br />

allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> eigener Werkstatt,<br />

e<strong>in</strong>e Hauptuntersuchung.<br />

DTF<br />

Köln<br />

Serie K2400<br />

im L<strong>in</strong>iendienst<br />

<strong>Die</strong> Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB)<br />

haben die ersten beiden Fahrzeuge<br />

der neuen Stadtbahn-Serie K2400 am<br />

13. Juni <strong>in</strong> den L<strong>in</strong>iendienst gestellt.<br />

<strong>Die</strong> Wagen entstanden durch e<strong>in</strong>en<br />

umfassenden Umbau alter Fahrzeuge<br />

der Serie K2100 von 1984/85. <strong>Die</strong> KVB<br />

leistet die pro Doppelwagen etwa 1,7<br />

Millionen Euro teure Sanierung weitgehend<br />

<strong>in</strong> Eigenarbeit, was zugleich<br />

den Erhalt von Arbeitsplätzen und<br />

Know-how <strong>in</strong> der KVB-Hauptwerkstatt<br />

fördert. Vossloh Kiepe unterstützt als<br />

Partner die Revitalisierung der elektronischen<br />

Ausrüstung. <strong>Die</strong> Stadt fördert<br />

Hamburg: <strong>Die</strong> Kopfform der ab dem Jahr 2016 zu liefernden S-Bahn-Wagen<br />

verdeutlicht dieses Modell <strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>algröße<br />

JENS PERBANDT<br />

Magdeburg: Niederflurwagen 1355 konnte als e<strong>in</strong>er der ersten Züge am<br />

2. Juni wieder bis Barleber See durchfahren DITMAR PAUKE<br />

10<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Deutschland<br />

Dresden: Für neun Tatras, darunter 224 201, planen die Verkehrsbetriebe<br />

e<strong>in</strong>en weiteren Instandhaltungszyklus<br />

MICHAEL SPERL<br />

Stuttgart: ZTw 104 hat se<strong>in</strong>en Standplatz <strong>in</strong> der Straßenbahnwelt verlassen<br />

und wird auf den Tieflader gezogen<br />

JÜRGEN DAUR<br />

die Investition der KVB mit bis zu 1,3<br />

Millionen Euro je E<strong>in</strong>heit. Bis 2017 erhalten<br />

im Rahmen des Umbauprogramms<br />

alle 28 Fahrzeuge der Serie<br />

2100 e<strong>in</strong>e Verjüngungskur und s<strong>in</strong>d<br />

damit weitere 25 bis 30 Jahre fit für<br />

den L<strong>in</strong>iendienst.<br />

Verändert wird der Fahrgastraum<br />

mit mehr Platz für Rollstühle und K<strong>in</strong>derwagen,<br />

neuen barrierearmen<br />

Klapptrittstufen sowie Klimatisierung.<br />

Von den ursprünglich zwei Fahrerkab<strong>in</strong>en<br />

pro E<strong>in</strong>heit entfällt e<strong>in</strong>e, was dank<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Doppeltraktion betrieblich<br />

aber unproblematisch ist. Der Fahrerarbeitsplatz<br />

wird ergonomischer gestaltet<br />

und den anderen Stadtbahn-Serien<br />

angepasst. Nach umfangreichem Vergleich<br />

zwischen den Optionen Sanierung<br />

oder Neubeschaffung entschied<br />

sich die KVB 2008 für den Weg der Sanierung.<br />

Hierbei war von entscheidender<br />

Bedeutung, dass sich die Qualität<br />

der alten Fahrzeuge, vor allem des<br />

Stahls der Wagenkästen, als ausgesprochen<br />

gut erwiesen hatte. Auch die<br />

Drehgestelle erwiesen sich <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiven<br />

Tests als so stabil, dass sie nach<br />

Grundüberholung langfristig weiter<br />

verwendbar s<strong>in</strong>d.<br />

PM/MSP<br />

Stuttgart<br />

Kurze Reise –<br />

großer Aufwand<br />

Als e<strong>in</strong>e der vorerst letzten baulichen<br />

Maßnahmen erhält das historische<br />

SSB-Depot Bad Cannstatt seit Juni<br />

sukzessive neue Toranlagen. <strong>Die</strong>s gilt<br />

auch für die Ausstellungshalle der Straßenbahnwelt,<br />

bei der als Konzession an<br />

die Statik allerd<strong>in</strong>gs nur die mittig gelegenen<br />

Gleise Tore erhalten. Der bisher<br />

ganz am Rand platzierte Zahnradbahnzug<br />

aus Triebwagen 104 (Essl<strong>in</strong>gen,<br />

1950) und den Vorstellwagen 118 und<br />

120 (Essl<strong>in</strong>gen, 1898 bzw. 1900) lief somit<br />

Gefahr, „auf ewig“ e<strong>in</strong>gemauert zu<br />

werden. <strong>Die</strong>s gab den Anstoß, die ohneh<strong>in</strong><br />

nicht optimal dargebotenen Fahrzeuge<br />

aus der Schausammlung zu entfernen<br />

und bis auf weiteres <strong>in</strong> der<br />

benachbarten oberen Wagenhalle zu<br />

h<strong>in</strong>terstellen. Aufgrund der tief sitzenden<br />

Antriebs- bzw. Bremszahnräder sowie<br />

weiterer Besonderheiten konnte die<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

11


Aktuell<br />

Essen: Der nach Unwettern auf der L<strong>in</strong>ie 106 auf der Mart<strong>in</strong>-Luther-Straße<br />

<strong>in</strong> Essen West „gestrandete“ N8C Nr. 1108<br />

WERNER WÖLKE<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

„Ela“-Unwetterschäden<br />

Wegen Sturmschäden stellten mehrere Straßenbahn- und Stadtbahn-<br />

Betriebe am Pf<strong>in</strong>gstmontagabend (9. Juni) bzw. am Folgetag ihren Verkehr für<br />

teils mehrere Tage vorübergehend e<strong>in</strong>. Aufgrund umgestürzter Bäume auf den<br />

Straßen, Oberleitungsschäden und vere<strong>in</strong>zelten Stromausfällen konnten viele<br />

oberirdische L<strong>in</strong>ien nicht mehr fahren. Auch gab es zahlreiche Schäden an Haltestellen-<br />

und Signalanlagen. Alle<strong>in</strong> im Bereich der Stadt Essen richtete das<br />

Tiefdruckgebiet „Ela“ Schäden <strong>in</strong> Höhe von mehr als 63 Millionen Euro an.<br />

<strong>Die</strong> EVAG bot ab 15. Juni wieder den kompletten Verkehr auf Essener Stadtgebiet<br />

an. In Mülheim betrafen Oberleitungsschäden alle Straßenbahnl<strong>in</strong>ien sowie<br />

die Stadtbahnl<strong>in</strong>ie U18. Auf der Strecke bef<strong>in</strong>dliche Züge erlitten bei mehreren<br />

Betrieben Schäden durch herabstürzende Äste. In Duisburg betrafen die<br />

Unwetterfolgen die L<strong>in</strong>ie 901 sowie die U79, die nicht bis Düsseldorf fahren<br />

konnte. <strong>Die</strong> Rhe<strong>in</strong>bahn rechnet damit, dass die komplette Schadensbehebung<br />

noch länger andauern wird. Am 11. Juni fuhr zunächst e<strong>in</strong>e provisorische<br />

„R<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ie“ <strong>in</strong> der Düsseldorfer Innenstadt, ab 18. Juni lief der Verkehr bei der<br />

Rhe<strong>in</strong>bahn wieder planmäßig. <strong>Die</strong> EVAG und MVG starteten spontan e<strong>in</strong>e Aktion<br />

„Freie Fahrt für freiwillige Helfer“ am Wochenende 14./15. Juni. PM/MSP<br />

Vossloh: Am 12. Juni wurde der Cityl<strong>in</strong>k 327 der VBK im Klima-W<strong>in</strong>d- Kanal<br />

<strong>in</strong> Wien unter w<strong>in</strong>terlichen Bed<strong>in</strong>gungen gestestet ROBERT SCHREMPF<br />

„Zacke“ oder „Zacketse“ – wie die<br />

Stuttgarter ihre Zahnradbahn nennen –<br />

nicht auf eigener Achse, sondern nur<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>es Spezialtiefladers umziehen.<br />

In e<strong>in</strong>er ganztägigen Aktion am<br />

15. Mai rollten die Fahrzeuge Stück für<br />

Stück aus der Ausstellungshalle auf die<br />

Ladebrücke e<strong>in</strong>es Lkw, um dann nach<br />

750 Meter Fahrt <strong>in</strong> der oberen Halle<br />

wieder auf Schienen zu stehen. Weil<br />

dies kurzzeitige Straßensperren erforderte,<br />

musste neben e<strong>in</strong>em Sicherungsfahrzeug<br />

bei jeder Fahrt auch die Polizei<br />

h<strong>in</strong>zugezogen werden.<br />

JDA<br />

Darmstadt<br />

Hitzeprobleme<br />

bei der Tram<br />

Am 12. Juni stellte HEAG mobilo<br />

den Betrieb auf der L<strong>in</strong>ie 1 (Eberstadt<br />

– Hauptbahnhof) e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> extreme Hitze<br />

bee<strong>in</strong>trächtigte die Elektronik der<br />

Straßenbahnen und führt zu erhöhtem<br />

Wartungsaufwand <strong>in</strong> den Werkstätten.<br />

Parallel dazu traten an den älteren<br />

Hochflurfahrzeugen technische Probleme<br />

bei der Antriebssteuerung auf,<br />

die HEAG mobilo <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit dem Hersteller behebt, was voraussichtlich<br />

e<strong>in</strong>ige Wochen <strong>in</strong> Anspruch<br />

nimmt. Bis diese Arbeiten vollendet<br />

s<strong>in</strong>d, entfällt der Betrieb auf der L<strong>in</strong>ie<br />

1. Ausgenommen s<strong>in</strong>d davon nur wenige<br />

Frühfahrten ab der Haltestelle<br />

Frankenste<strong>in</strong> und vier E<strong>in</strong>rückfahrten<br />

am Abend retour. „Mit dieser Maßnahme<br />

können wir trotz der ger<strong>in</strong>geren<br />

Fahrzeugverfügbarkeit alle übrigen<br />

L<strong>in</strong>ien verlässlich bedienen“, erklärte<br />

die Pressesprecher<strong>in</strong> der HEAG mobilo.<br />

<strong>Die</strong> HEAG mobilo bittet die Fahrgäste<br />

für die damit verbundenen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

um Verständnis. PM<br />

Wuppertal<br />

Schwebebahnausbau<br />

mit Nacharbeiten<br />

Obwohl e<strong>in</strong> Festakt am 4. April<br />

2014 den vor 19 Jahren begonnenen<br />

Ausbau der Schwebebahn offiziell abgeschlossen<br />

hatte, ruhte der Betrieb<br />

am Wochenende 14./15. Juni erneut:<br />

In der Betriebspause während der<br />

nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Osterferien<br />

waren die Arbeiten <strong>in</strong> der Wagenhalle<br />

Oberbarmen nicht fertiggestellt worden.<br />

<strong>Die</strong> notwendigen Nacharbeiten<br />

waren ursprünglich während des regulären<br />

Schwebebahnbetriebs sowie<br />

vor allem nachts vorgesehen. Verursacht<br />

durch Stromausfälle im Bereich<br />

der neuen Kehre <strong>in</strong> Oberbarmen stand<br />

der Betrieb am 8. Mai für rund 20 und<br />

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am 9. Mai für 90 M<strong>in</strong>uten still. Um<br />

ähnliche Vorkommnisse auszuschließen,<br />

legte die Betriebsleitung fest, alle<br />

Restarbeiten gebündelt am genannten<br />

Wochenende auszuführen.<br />

Ab 1995 ließen die Stadtwerke Wuppertal<br />

GmbH (WSW) das Gerüst der<br />

Schwebebahn, beide Wagenhallen sowie<br />

die Haltestellen der Wuppertaler<br />

Schwebebahn (ausgenommen die drei<br />

Stationen Hauptbahnhof, Ohligsmühle<br />

und Alter Markt) erneuern. Dazu <strong>in</strong>vestierten<br />

sie 512 Millionen Euro. Als Letztes<br />

haben die WSW <strong>in</strong> Oberbarmen e<strong>in</strong>e<br />

neue Wagenhalle bauen lassen. Im kommenden<br />

Jahr soll der Fahrplan im Berufsverkehr<br />

auf e<strong>in</strong>en Zwei-M<strong>in</strong>uten-<br />

Takt verdichtet und der Wagenpark<br />

durch Neubaufahrzeuge ersetzt werden,<br />

womit die Runderneuerung der Schwebebahn<br />

abgeschlossen se<strong>in</strong> wird. PKR<br />

Industrie<br />

Vossloh<br />

Erster Cityl<strong>in</strong>k<br />

<strong>in</strong> Karlsruhe<br />

Der erste von <strong>in</strong>sgesamt 25 bestellten<br />

Niederflur-Stadtbahnen NET 2012<br />

aus der Cityl<strong>in</strong>k-Familie von Vossloh traf<br />

Ende Mai <strong>in</strong> zwei Teilen bei den Verkehrsbetrieben<br />

Karlsruhe (VBK) e<strong>in</strong>. Der<br />

NET 2012 ist 37,20 Meter lang und 2,65<br />

Meter breit, niederflurig, klimatisiert und<br />

erreicht e<strong>in</strong>e Fahrgastkapazität von 224<br />

Personen. Im September sollen die ersten<br />

sieben NET 2012 <strong>in</strong> den L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>satz<br />

kommen. Für Ende des Jahres ist<br />

auch e<strong>in</strong>e Eisenbahnzulassung für e<strong>in</strong>en<br />

möglichen E<strong>in</strong>satz auf den AVG-Strecken<br />

der S1 und S11 vorgesehen.<br />

Nach e<strong>in</strong>er europaweiten Ausschreibung<br />

haben die VBK zusammen mit der<br />

Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) im<br />

Oktober 2011 die Wagen für rund 75<br />

Millionen Euro bestellt. Vossloh baut die<br />

12<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Industrie · Weltweit<br />

Fahrzeuge im ostspanischen Valencia.<br />

Durch e<strong>in</strong>en Zwei-Schicht- Betrieb will<br />

Vossloh zusammen mit VBK/AVG bis August<br />

die Zulassung nach der Bau- und<br />

Betriebsordnung für Straßenbahnen<br />

(BOStrab) erreichen. Mitte Juni 2014<br />

weilte der zweite von Vossloh gefertigte<br />

Karlsruher Cityl<strong>in</strong>k im Klima-W<strong>in</strong>d-Kanal<br />

<strong>in</strong> Wien. In der Anlage simulierten die<br />

Techniker Wettere<strong>in</strong>flüsse am Triebwagen<br />

327, die Verfügbarkeit und Sicherheit<br />

von Komponenten unter realistischen<br />

Betriebsbed<strong>in</strong>gungen zwischen<br />

-20 und +40 Grad Celsius im Zusammenspiel<br />

mit Fahrtw<strong>in</strong>d- und Fahrzyklussimulationen.<br />

Mit der fortlaufenden<br />

Auslieferung stehen dann genügend<br />

Niederflurfahrzeuge zur Verfügung, um<br />

die modernisierte Strecke im Stadtteil<br />

R<strong>in</strong>theim bis zum Jahresende barrierefrei<br />

<strong>in</strong> Betrieb nehmen zu können. <strong>Die</strong><br />

dort <strong>in</strong> Form der hochflurigen GT8 noch<br />

teilweise e<strong>in</strong>gesetzte „Holzklasse“ schicken<br />

die VBK mit Wiedereröffnung des<br />

Streckenabschnitts voraussichtlich <strong>in</strong><br />

den Ruhestand/Reservedienst. MSP/ROS<br />

Bombardier/Vossloh<br />

Zweite Flexity-Serie<br />

für Krefeld<br />

Bombardier Transportation und Vossloh-Kiepe<br />

begannen mit der Auslieferung<br />

von zwölf weiteren niederflurigen<br />

Flexity Outlook (FOC) – Serie 660 bis<br />

671 – an die Stadtwerke Krefeld (SWK).<br />

Das erste Fahrzeug erreichte Krefeld am<br />

23. Mai. Im Gegensatz zur Erstserie erfolgt<br />

die Endmontage nicht mehr im<br />

Werk Aachen, sondern <strong>in</strong> Wien. <strong>Die</strong><br />

Überführung nach Krefeld geschieht auf<br />

dem Schienenweg mittels Spezialtrans-<br />

Wuppertal: Der Abschluss der vor 19 Jahren begonnenen Erneuerung<br />

der Schwebebahn (im Bild die Haltestelle Pestalozzistraße)<br />

verzögerte sich bis Mitte Juni<br />

PHILLIP KRAMMER<br />

portwagen. Ab Ende 2014 verfügen die<br />

SWK nach Abschluss der Lieferung über<br />

31 Flexity Outlook. Für Verstärkerfahrten<br />

zu Stoßzeiten beabsichtigen die SWK,<br />

fünf bis sechs hochflurige M8C-Triebwagen<br />

zu erhalten. <strong>Die</strong> übrigen M8C werden<br />

durch die aktuelle FOC-Auslieferung<br />

sukzessive abgelöst. In Umbau bef<strong>in</strong>den<br />

sich zurzeit die Flexity Outlook der Erstserie<br />

601 bis 619, <strong>in</strong> deren äußeren Wagenmodulen<br />

ersetzt SWK die sieben nebene<strong>in</strong>ander<br />

angeordneten Längssitze<br />

durch drei Quersitze. <strong>Die</strong> Sitzplatzanzahl<br />

s<strong>in</strong>kt damit von 52 auf 46, die Zahl der<br />

Stehplätze steigt von 106 auf 111. ROS<br />

Siemens/Astra<br />

Sechs Imperio-Trieb -<br />

wagen für Arad bestellt<br />

Ende August 2011 stellten der Verkehrsbetrieb<br />

und die Stadtverwaltung<br />

<strong>in</strong> Arad geme<strong>in</strong>sam den ersten niederflurigen<br />

Triebwagen vom Typ „Impe-<br />

Bombardier: <strong>Die</strong> Überführungsfahrt des ersten Krefelder Flexity Outlook der<br />

zweiten Lieferserie legte am 21. Mai <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>en Stopp e<strong>in</strong> ROBERT SCHREMPF<br />

rio“ vor. Nun hat die Stadt Arad beschlossen,<br />

Triebwagen dieses Typs zu<br />

beschaffen, die vom Konsortium aus<br />

„Astra Vagoane Calatori“ und Siemens<br />

<strong>in</strong> Arad gebaut werden. In Auftrag s<strong>in</strong>d<br />

sechs Fahrzeuge im Wert von 9,4 Millionen<br />

Euro angegeben – f<strong>in</strong>anziert<br />

durch e<strong>in</strong>en Kredit der Bank für Wiederaufbau<br />

und Entwicklung. Astra sei, so<br />

verlautete aus der Geschäftsleitung,<br />

derzeit <strong>in</strong> der Lage, jährlich bis zu 36<br />

solcher Triebwagen herzustellen. Auch<br />

Wien: Als Ersatzverkehr für die<br />

am 14./15. Juni baubed<strong>in</strong>gt unterbrochene<br />

U-Bahn-L<strong>in</strong>ie U6 fungierte<br />

die eigens e<strong>in</strong>gerichtete Straßenbahnl<strong>in</strong>ie<br />

„E6“, die zwischen<br />

der Jägerstraße und Floridsdorf<br />

pendelte und <strong>in</strong> den Betriebsbahnhöfen<br />

Brigittenau (Wexstraße) und<br />

Floridsdorf (Peitlgasse) wendete.<br />

Zum E<strong>in</strong>satz kamen fünf lange Niederflurwagen<br />

Typ B und als Besonderheit<br />

auch e<strong>in</strong>e der seit April <strong>in</strong><br />

Floridsdorf beheimateten E 2 + c 5 -<br />

Garnituren. Mit den sechs Zügen<br />

boten die Wiener L<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong> 7,5-M<strong>in</strong>uten-Intervall<br />

an, das die ebenfalls<br />

<strong>in</strong> dieser Relation verkehrende<br />

L<strong>in</strong>ie 31 (Schottenr<strong>in</strong>g – Stammersdorf)<br />

noch halbierte. Mit Straßenbahnen<br />

im 3- bis 4-M<strong>in</strong>uten-Takt<br />

war das Fahrgastaufkommen gut<br />

zu bewältigen. WOLFGANG KAISER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

13


Aktuell<br />

Ed<strong>in</strong>burgh: Triebwagen 273 der neu eröffneten Straßenbahn vor dem<br />

Ed<strong>in</strong>burgh Castle. Insgesamt 27 dieser vom Unternehmen CAF <strong>in</strong> Spanien<br />

gebauten Fahrzeuge stehen zur Verfügung<br />

ANDREW THOMPSON<br />

Prag: Am 3. Juni traf der 100. Wagen vom Skoda-Typ 15T e<strong>in</strong>. Am 8. Juni absolvierte<br />

er Probefahrten, hier an der Modranska skola. Nach e<strong>in</strong>em Sicherheitstest<br />

wechselte er am 12. Juni <strong>in</strong> den Betriebsbestand ONDREJ MATEJ HRUBES<br />

andere rumänische Betriebe wie Oradea<br />

und Cluj haben bereits Interesse an<br />

diesem Fahrzeugtyp bekundet. AMA<br />

Ausland<br />

Großbritannien: Ed<strong>in</strong>burgh<br />

Straßenbahn nimmt<br />

Fahrgastbetrieb auf<br />

Mit dreie<strong>in</strong>halb Jahren Verspätung<br />

und erheblichen Kostenüberschreitungen<br />

nahm die schlüsselfertig von e<strong>in</strong>em<br />

Konsortium unter der Führung des Baukonzerns<br />

Bilf<strong>in</strong>ger erstellte Straßenbahn<br />

<strong>in</strong> der schottischen Hauptstadt<br />

Ed<strong>in</strong>burgh am 31. Mai den Fahrgastbetrieb<br />

auf. <strong>Die</strong> Stadtverwaltung und der<br />

Betreiber Ed<strong>in</strong>burgh Trams Limited<br />

(ETL) verzichteten auf e<strong>in</strong> spektakuläres<br />

Eröffnungsfest. <strong>Die</strong> rund 13,5 Kilometer<br />

lange Strecke mit 15 Haltestellen<br />

führt vom Stadtzentrum zum westlich<br />

der Stadt gelegenen Flughafen. Speziell<br />

für ihre Funktion als Flughafenzubr<strong>in</strong>ger<br />

bieten die Wagen e<strong>in</strong>e hohe Anzahl<br />

an Gepäckfächern. <strong>Die</strong> erste Phase des<br />

Projekts schloss ursprünglich e<strong>in</strong>e Verlängerung<br />

vom Stadtzentrum Richtung<br />

Norden <strong>in</strong> den Stadtteil Leith am Hafen<br />

e<strong>in</strong>. Doch aufgrund der ständig steigenden<br />

Kosten, die für die schließlich verkürzte<br />

Strecke 1,2 Milliarden Euro erreichten,<br />

stellten die Planer diesen<br />

Abschnitt 2011 zurück. Da hatte die<br />

Auslieferung der 27 bei CAF bestellten,<br />

42,5 Meter langen Niederflurbahnen<br />

vom Typ Urbos 3 jedoch bereits begonnen.<br />

Für die nun eröffnete Strecke s<strong>in</strong>d<br />

nur 17 Fahrzeuge nötig, womit e<strong>in</strong> erheblicher<br />

Fahrzeugüberhang besteht.<br />

Infolge der Kostensteigerungen ist die<br />

schottische Regierung derzeit nicht gewillt,<br />

weiter <strong>in</strong> den Ausbau der Tram zu<br />

<strong>in</strong>vestieren. Während die Innenstadtstrecke<br />

zwischen York Place und dem<br />

Bahnhof Haymarket größtenteils straßenbündig<br />

verläuft, ist der Westabschnitt<br />

überwiegend stadtbahnmäßig<br />

mit nur wenigen Bahnübergängen ausgebaut.<br />

Auf e<strong>in</strong>zelnen Abschnitten ist<br />

e<strong>in</strong>e Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit von 70 Kilometer<br />

pro Stunde möglich. RSC<br />

Slowakei: Bratislava<br />

Neue Obusse <strong>in</strong> Betrieb<br />

Obusse vom Škoda/SOR-Typ 30Tr <strong>in</strong><br />

Betrieb. <strong>Die</strong> 12,1 Meter langen Normalbusse<br />

mit den Betriebsnummern<br />

6001 bis 6015 verfügen über vier E<strong>in</strong>stiege<br />

und bieten Platz für 28 sitzende<br />

und 67 stehende Fahrgäste. <strong>Die</strong><br />

Wagen kommen vorerst ausschließlich<br />

auf der L<strong>in</strong>ie 204 zwischen Rádiová<br />

und Valašská zum E<strong>in</strong>satz.<br />

In den kommenden Monaten geht<br />

die Modernisierung des Fuhrparks zügig<br />

weiter, denn der Verkehrsbetrieb<br />

bestellte 2013/14 <strong>in</strong>sgesamt 50 Normal<br />

obusse vom Typ 30Tr und 70 Gelenkobusse<br />

vom Typ 31Tr. <strong>Die</strong> neuen,<br />

zu 85 Prozent von der EU f<strong>in</strong>anzierten<br />

Fahrzeuge können die 68 Altwagen<br />

vom Typ 14Tr und die 40 Exemplare<br />

Bauart 15Tr vollständig ablösen, zudem<br />

erhöht der Verkehrsbetrieb den<br />

Anteil an Gelenkwagen deutlich.<br />

Auf dem rund 40 Kilometer langen<br />

Obus-Netz verkehren derzeit 14 L<strong>in</strong>ien<br />

(33, 64, 201 bis 212), die sich im<br />

Stadtzentrum oft mehrfach überlagern.<br />

Gelenkwagen vom Typ 15Tr<br />

s<strong>in</strong>d nur auf den L<strong>in</strong>ien 201, 202 und<br />

208 anzutreffen, die ausgedehnte<br />

Wohngebiete im Südosten der Stadt<br />

bedienen. Bisher besaß der Verkehrs-<br />

In der slowakischen Hauptstadt<br />

Bratislava (Preßburg) s<strong>in</strong>d seit 4. Juni<br />

<strong>in</strong>sgesamt 15 fabrikneue Niederflurbetrieb<br />

sieben Niederflur-Obusse: Auf<br />

der isolierten L<strong>in</strong>ie 33 im Westen der<br />

Stadt s<strong>in</strong>d seit 2006 sechs Gelenkwagen<br />

Škoda/Irisbus 25Tr im E<strong>in</strong>satz und<br />

im Stadtnetz ist seit 2003 e<strong>in</strong> Normalbus<br />

vom Škoda-Typ 21TrAC vorhanden.<br />

WK<br />

Schweiz: Genf<br />

Mehr Straßenbahnen<br />

nach Carouge<br />

Neun zusätzliche Haltestellen hat<br />

die Straßenbahnl<strong>in</strong>ie 18 seit Ende<br />

Juni. Mit der Verlängerung verstärken<br />

die Transports Publics Genevois<br />

(TPG) die Bedienung der südwestlich<br />

des Flusses Arve gelegenen Stadt<br />

Carouge mit ihren 21.000 E<strong>in</strong>wohnern.<br />

Weitere Verlängerungen s<strong>in</strong>d<br />

für die vier Straßenbahnl<strong>in</strong>ien 12,<br />

14, 15, 18 <strong>in</strong> Planung, um die Innenstadt<br />

und die Vorstädte besser zu<br />

bedienen. Besonderes Augenmerk<br />

richten die Verkehrsplaner <strong>in</strong> Genf<br />

auch auf die grenzüberschreitenden<br />

Nahverkehrsl<strong>in</strong>ien, denn täglich gibt<br />

es mehr als 80.000 E<strong>in</strong>pendler aus<br />

Frankreich und dem Kanton Vaud.<br />

Größtes Neubauvorhaben ist „Ceva“,<br />

L<strong>in</strong>z: 3,6 Millionen Personen nutzten 2013 die neue Tramverb<strong>in</strong>dung von<br />

Leond<strong>in</strong>g nach L<strong>in</strong>z, abgebildet am Harter Plateau. In zwei Etappen wird<br />

die L<strong>in</strong>ie 3 nun von Leond<strong>in</strong>g nach Traun verlängert ROBERT SCHREMPF<br />

Bratislava: 15 viertürige Obusse vom Škoda/SOR-Typ 30Tr verjüngen seit<br />

Juni 2014 den Fahrzeugpark <strong>in</strong> der slowakischen Landeshauptstadt, weitere<br />

85 Neue 30Tr/31Tr folgen <strong>in</strong> den nächsten Monaten WOLFGANG KAISER<br />

14<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Weltweit<br />

e<strong>in</strong> 16 Kilometer langes S-Bahn-ähnliches<br />

Projekt, das Genf-Cornav<strong>in</strong> mit<br />

Eaux-Vives und Annemasse verb<strong>in</strong>den<br />

soll und künftig 225.000 Grenzgebietsbewohnern<br />

den Weg nach<br />

Genf erleichtert. 1,25 Milliarden Euro<br />

stellen die Schweiz und der Kanton<br />

Genf dafür zur Verfügung. VLC<br />

Österreich: L<strong>in</strong>z<br />

StadtRegioTram<br />

nach Traun im Bau<br />

<strong>Die</strong> Straßenbahnl<strong>in</strong>ie 3 fährt seit<br />

August 2011 vom L<strong>in</strong>zer Hauptbahnhof<br />

weiter <strong>in</strong> das südwestlich gelegene<br />

Wohn- und Gewerbegebiet der<br />

Nachbarstadt Leond<strong>in</strong>g. Seit Anfang<br />

Mai 2014 ist e<strong>in</strong>e zweite Ausbaustufe,<br />

die 4,5 Kilometer lange Neubaustrecke<br />

über die Geme<strong>in</strong>de Pasch<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> das Stadtzentrum von Traun, im<br />

Bau. <strong>Die</strong> Inbetriebnahme erfolgt <strong>in</strong><br />

zwei Etappen: Ab November 2015<br />

soll die L<strong>in</strong>ie 3 zunächst von der bisherigen<br />

Endstation „Doblerholz“<br />

rund 2,7 Kilometer weiter zur „Traunerkreuzung“<br />

führen, wo e<strong>in</strong> neuer<br />

Nahverkehrsknoten entsteht. Mitte<br />

2016 folgt der zweite Bauabschnitt,<br />

die Weiterführung über den Hauptplatz<br />

der Stadt Traun bis zum vorläufigen<br />

Endpunkt „Schloss Traun“. Bauherr<br />

ist das vom Land Oberösterreich<br />

gegründete Eisenbahn<strong>in</strong>frastruktur-<br />

Unternehmen „Schiene OÖ GmbH“.<br />

Für den Betrieb besteht mit den L<strong>in</strong>z<br />

AG L<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong> bis 2033 laufender Verkehrsdienstevertrag.<br />

In Planung ist<br />

die abermalige Verlängerung der<br />

StadtRegioTram um rund 3,5 Kilometer<br />

nach Haid-Ansfelden und Kremsdorf.<br />

ROS<br />

Portugal: Lissabon<br />

Stadtrundfahrten<br />

unter neuem Label<br />

<strong>Die</strong> rot-weiß lackierten historischen<br />

Wagen der Stadtrundfahrt-L<strong>in</strong>ie<br />

Col<strong>in</strong>as de Lisboa – Circuito Turistico<br />

fahren seit Kurzem unter der Sightsee<strong>in</strong>g-Ägide<br />

„yellowbus“ mit dem<br />

Label „carristur“. Von Juni bis September<br />

geht es von 9.20 bis 19 Uhr<br />

im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt von der Praça de<br />

Comércio auf dem Rundkurs über<br />

den L<strong>in</strong>ienweg der 25E nach Estrella<br />

Basilica, weiter auf der 28E durch die<br />

engen und steilen Gassen des Altstadtviertels<br />

Alfama zum Endpunkt<br />

Martim Moniz und von hier aus zurück<br />

zum Ausgangspunkt auf e<strong>in</strong>er<br />

Teilstrecke der L<strong>in</strong>ie 12E. Bei hohem<br />

Andrang beispielsweise durch Kreuz-<br />

fahrtschiffe kommen weitere Wagen<br />

aus dem Depot h<strong>in</strong>zu und verdichten<br />

den Takt. <strong>Die</strong> Companhia Carris de<br />

Ferro de Lisboa reagiert damit auf die<br />

steigende Bekanntheit und Beliebtheit<br />

der Tram <strong>in</strong> Lissabon bei Touristen<br />

und die Überfüllung der Stamml<strong>in</strong>ie<br />

28E. <strong>Die</strong> Abschnitte Praça de<br />

Comércio – Estrella Basilica und Martim<br />

Moniz – Praça de Comércio werden<br />

hierbei mit dem E<strong>in</strong>holmstromabnehmer<br />

befahren, während auf<br />

dem Streckenabschnitt entlang der<br />

28E zwischen Estrella Basilica und<br />

Martim Moniz wegen <strong>in</strong>s Lichtraumprofil<br />

ragenden Hausecken stets der<br />

Stangenstromabnehmer mit Kontaktrolle<br />

Verwendung f<strong>in</strong>det.<br />

CT<br />

USA: M<strong>in</strong>neapolis/St. Paul<br />

Green L<strong>in</strong>e eröffnet<br />

Am 14. Juni g<strong>in</strong>g im Großraum<br />

M<strong>in</strong>neapolis/St. Paul im US-Bundesstaat<br />

M<strong>in</strong>nesota die 17,6 Kilometer<br />

lange Green L<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Betrieb. Hauptbestandteil<br />

ist e<strong>in</strong> 15 Kilometer langer<br />

Neubauabschnitt mit 18 Haltestellen;<br />

die L<strong>in</strong>ie verb<strong>in</strong>det die<br />

Zentren der Tw<strong>in</strong> Cities und ergänzt<br />

die bereits 2004 eröffnete Hiawatha<br />

L<strong>in</strong>e (Länge 19,7 Kilometer), die der<br />

Verkehrsbetrieb MetroTransit nun als<br />

Blue L<strong>in</strong>e bezeichnet. <strong>Die</strong> ersten 2,6<br />

Kilometer durch das Zentrum von<br />

M<strong>in</strong>neapolis legen die beiden Stadtbahnl<strong>in</strong>ien<br />

auf e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Trasse zurück.<br />

Während die Blue L<strong>in</strong>e danach <strong>in</strong><br />

Richtung Flughafen nach Süden weiterfährt,<br />

zweigt die Green L<strong>in</strong>e nach<br />

Osten ab und bedient die University<br />

of M<strong>in</strong>nesota mit mehreren Haltestellen.<br />

<strong>Die</strong> Strecke überquert dabei<br />

den Mississippi auf dem Unterdeck<br />

der Wash<strong>in</strong>gton Avenue Bridge, wo<br />

zwei der bisher vier Autofahrspuren<br />

der Stadtbahn gewichen s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong><br />

Fahrt endet am östlichen Rand der<br />

Innenstadt von St. Paul am kürzlich<br />

wiedereröffneten Fernbahnhof Union<br />

Depot. <strong>Die</strong> Stadtbahnen verkehren<br />

ganztags alle zehn M<strong>in</strong>uten und<br />

brauchen für die Gesamtstrecke 48<br />

M<strong>in</strong>uten. Für den Betrieb auf der<br />

Green L<strong>in</strong>e hatte MetroTransit bei<br />

Siemens <strong>in</strong> Sacramento (Kalifornien)<br />

47 Fahrzeuge des Typs S70, der bereits<br />

<strong>in</strong> zahlreichen nordamerikanischen<br />

Städten im E<strong>in</strong>satz ist, bestellt.<br />

Weitere zwölf Wagen lieferte Siemens<br />

als Ergänzung für die Blue L<strong>in</strong>e,<br />

die bisher ausschließlich mit 27 Flexity<br />

Swift-Stadtbahnwagen von Bombardier<br />

verkehrte.<br />

RSC<br />

Lissabon: Der Tw 9 ist am 30. Mai auf der Stadtrundfahrtl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Altstadt<br />

unterwegs. Hier bleiben Stangenstromabnehmer Pflicht CLAUDIA TUGEMANN<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

15


Betriebe<br />

Zu den Historischen Fahrzeugen<br />

der Plauener Straßenbahn<br />

gehört Triebwagen 51<br />

(MAN 1928), hier am 16. Juni<br />

2013 vor dem Oberen Bahnhof.<br />

Ihm folgt der <strong>in</strong>zwischen<br />

verkaufte Tw 234. Gegenwärtig<br />

unterhält die PSB noch<br />

21 modernisierte KT4D<br />

RONNY DAUER<br />

Vogtlandperle<br />

120 Jahre Straßenbahn <strong>in</strong> Plauen Sie gehört zu den liebevoll geführten Kle<strong>in</strong>betrieben <strong>in</strong><br />

Deutschland – und die Plauener dürfen auf ihre im November 1894 eröffnete Straßenbahn zu<br />

Recht stolz se<strong>in</strong>. Da stellt sich die Frage, wie würdigen sie deren 120. Jubiläum <strong>in</strong> diesem Jahr?<br />

Zu den Städten im Deutschen Kaiserreich,<br />

<strong>in</strong> denen vor 120 Jahren die<br />

erste elektrische Straßenbahn gefahren<br />

ist, zählt neben Bochum/Herne,<br />

Dortmund, Erfurt, Gotha, Hamburg, Lübeck,<br />

Mülhausen im Elsass, Straßburg,<br />

Wuppertal und Zwickau auch die im Südwesten<br />

von Sachsen gelegene Stadt Plauen<br />

im Vogtland.<br />

Ende des 19. Jahrhunderts setzte <strong>in</strong> dieser<br />

an traditionellen Handelsstraßen gelegenen<br />

Stadt e<strong>in</strong>en ungeahntes <strong>in</strong>dustrielles Wachstum<br />

e<strong>in</strong>. Doch sowohl der Bahnhof der 1851<br />

eröffneten Sächsisch-Bayerischen Staatseisenbahn<br />

von Leipzig nach Hof als auch der<br />

Bahnhof der 1875 eröffneten Elstertalbahn<br />

lagen <strong>in</strong> dieser Zeit noch außerhalb der Stadt.<br />

Um vom Stadtzentrum zur ab 1875 „Plauen<br />

oberer Bahnhof“ genannten Station der<br />

Eisenbahnstrecke nach Bayern bzw. Leipzig/Chemnitz<br />

zu kommen, war e<strong>in</strong> Anstieg zu<br />

16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Plauen<br />

An der Syrabrücke, später nur „Tunnel“ genannt, herrscht seit Inbetriebnahme der L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Richtung<br />

Neundorf (1899) immer Hochbetrieb, hier die zentralen Umsteigestelle vor dem Ersten Weltkrieg<br />

Der im Jahr 1928 von MAN gebaute werkneue Triebwagen 56: Er trägt den vom 23. April 1921<br />

bis Ende 1950 gültigen Eigentumsnamen „Sächsische Elektrizitäts-Straßenbahn-Aktiengesellschaft“<br />

(SESAG). <strong>Die</strong>ser Tw schied 1969 aus dem L<strong>in</strong>iendienst aus SLG. AXEL REUTHER (2)<br />

meistern – zum „Unteren Bahnhof“ an der<br />

Eisenbahnstrecke Gera – Weischlitz galt es<br />

h<strong>in</strong>gegen, <strong>in</strong>s Elstertal h<strong>in</strong>abzulaufen. Da sich<br />

sowohl <strong>in</strong> diesem Bereich als auch oberhalb<br />

des Stadtzentrums nach der Reichse<strong>in</strong>igung<br />

zahlreiche Unternehmen ansiedelten, erschien<br />

der Bau und Betrieb e<strong>in</strong>er Straßenbahn e<strong>in</strong>e<br />

gew<strong>in</strong>nversprechende Investition zu se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong><br />

Lohnkutscher und seit 1862 zu Fuß arbeitenden<br />

Packträger reichten für das Beförderungs-<br />

und Transportbedürfnis nicht aus. Daraufh<strong>in</strong><br />

vere<strong>in</strong>barte die Stadtverwaltung im<br />

Oktober 1885 mit e<strong>in</strong>em Leipziger Unternehmer<br />

den Bau e<strong>in</strong>er Straßenbahn zwischen<br />

dem Unteren und Oberen Bahnhof. Der Vertrag<br />

hätte anschließend e<strong>in</strong>en Betrieb mit<br />

Pferden, mit e<strong>in</strong>er „vollständig rauch- und<br />

rußfreien Locomotive bzw. Locomotivwagens“<br />

oder aber mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Röhre unterirdisch<br />

geführten Drahtseil erlaubt. Doch<br />

das Projekt verlief im Sande – womöglich<br />

überforderten alle drei Varianten die f<strong>in</strong>anziellen<br />

Möglichkeiten des Leipzigers?<br />

<strong>Die</strong> AEG hält Wort<br />

Da der Bedarf an e<strong>in</strong>er Straßenbahn <strong>in</strong> Plauen<br />

von Jahr zu Jahr wuchs, schloss die Stadtverwaltung<br />

am 29. Mai 1893 mit der Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG)<br />

e<strong>in</strong>en Vertrag zum Bau e<strong>in</strong>er elektrischen<br />

Straßenbahn. Vom Betrieb e<strong>in</strong>er Pferdebahn<br />

hatte man zu diesem Zeitpunkt vermutlich<br />

e<strong>in</strong>erseits aufgrund der beschriebenen Steigungen,<br />

andererseits aber wohl aufgrund der<br />

positiven Erfahrungen mit elektrischen Straßenbahnen<br />

im In- und Ausland längst Abstand<br />

genommen. Der Bau der gemäß Vertrag<br />

meterspurigen Gleisanlagen begann am<br />

27. März 1894, parallel entstanden e<strong>in</strong>e Wagenhalle<br />

an der Erholungsstraße (heute e<strong>in</strong><br />

Teil der Theaterstraße) sowie die „Kraftstation“.<br />

Im Juli 1894 trafen neun von der Firma<br />

P. Herbrand & Co. <strong>in</strong> Köln-Ehrenfeld<br />

gebaute zweiachsige Triebwagen auf dem<br />

Daten & Fakten:<br />

Straßenbahn Plauen<br />

Anschrift:<br />

Straßenbahn Plauen GmbH<br />

Wiesenstraße 24, 08527 Plauen<br />

www.strassenbahn-plauen.de<br />

Telefon: 03 74 1/29 94-0<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 Millimeter<br />

Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17.11.1894<br />

Aktuelle Streckenlänge: . . . . . . . 16,2 Kilometer<br />

Anzahl L<strong>in</strong>ien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Fahrzeuge: . . . . . . . . . . 21 KT4D (modernisiert),<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Flexity Classic Plauen<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

17


Betriebe<br />

Umsteigestelle Tunnel 1947: <strong>Die</strong> Folgen der nur wenige Jahre zurückliegenden Bombenangriffe s<strong>in</strong>d<br />

noch unübersehbar. Polygone Glasreste und Pappen bilden die Fenster der Triebwagen<br />

„Wir üben Solidarität ...“ prangt am Haltestellengebäude des Tunnels, der<br />

<strong>in</strong> der DDR-Zeit den Namen Otto-Grotewohl-Platz trägt. H<strong>in</strong>ter dem hier<br />

am 5. Mai 1973 fotografierten Tw 52 steht der Nonnenturm PETER DÖNGES<br />

Auf diesem um 1939 gedruckten Schülerfahrsche<strong>in</strong> der Straßenbahn ist<br />

auch e<strong>in</strong>e vom Tunnel nach Chrieschwitz geplante Busl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

Kriegsbed<strong>in</strong>gt nahm sie ihren Betrieb nicht auf SLG. SIGURD HILKENBACH<br />

Unteren Bahnhof e<strong>in</strong>. Mit Pferden <strong>in</strong>s Depot<br />

an der Erholungsstraße gezogen, begann der<br />

E<strong>in</strong>bau der AEG-Motoren.<br />

Mit der Betriebsführung beauftragte die<br />

AEG e<strong>in</strong>es ihrer Tochterunternehmen – die<br />

Allgeme<strong>in</strong>en Local- und Straßenbahngesellschaft<br />

mit Sitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Am 17. November<br />

1894 eröffnete diese die erste Teilstrecke<br />

der Plauener Straßenbahn – sie<br />

führte vom Oberen Bahnhof zum Neustadtplatz.<br />

Knapp drei Wochen danach<br />

g<strong>in</strong>g der e<strong>in</strong>gleisig ausgeführte Abschnitt<br />

zum Unteren Bahnhof <strong>in</strong> Betrieb.<br />

<strong>Die</strong> ersten Betriebsjahre<br />

Nach wenigen Betriebsmonaten verkaufte<br />

die Allgeme<strong>in</strong>en Local- und Straßenbahngesellschaft<br />

den 3,3 Kilometer langen<br />

Straßenbahnbetrieb<br />

zum 28. Mai<br />

1895 an die Sächsische<br />

Straßenbahn-Gesellschaft (SSG), auf<br />

deren Rechnung rückwirkend auch der Betrieb<br />

ab 1. Januar 1895 stattfand.<br />

Bis 1898 bee<strong>in</strong>trächtigen wiederholt Pflasterarbeiten<br />

die Straßenbahn, da die AEG deren<br />

Gleise <strong>in</strong> 1894 unbefestigte Straßen hatte<br />

legen lassen. Parallel ließ die SSG bis August<br />

1899 den Abschnitt vom Tunnel bis zum Neustadtplatz<br />

zweigleisig ausbauen. Zwischen den<br />

Jahren 1898 und 1903 stockte die SSG den<br />

Wagenpark erstmals auf. Entsprachen die<br />

1898 <strong>in</strong> Werdau gebauten Tw 10 und 11 noch<br />

weitestgehend den 1884 gelieferten Zweiachsern,<br />

so waren die 1899 von der Firma O. L.<br />

Kummer & Co. <strong>in</strong> Niedersedlitz gelieferten<br />

Tw 12 bis 15, die 1902 von der AG Elektrizitätswerke<br />

(vorm. O. L. Kummer & Co.) gelieferten<br />

Tw 16 bis 18 sowie die 1903 von der<br />

Waggon- und Masch<strong>in</strong>enfabrik AG vorm.<br />

Busch <strong>in</strong> Bautzen gelieferten Tw 19 und 20 auf<br />

andersartigen Untergestellen aufgebaut. Ab<br />

1905 stammten alle bis 1928 von der Plauener<br />

Straßenbahn beschafften Triebwagen von<br />

MAN aus Nürnberg. Beiwagen gab es die ersten<br />

sechse<strong>in</strong>halb Betriebsjahrzehnte <strong>in</strong> Plauen<br />

nicht. Um die Jahrhundertwende entstand<br />

e<strong>in</strong>e zweite Strecke, sie zweigte von der Syrabrücke<br />

(später <strong>in</strong> Tunnel umbenannt) <strong>in</strong><br />

Richtung Westen zur Gaststätte Grüner<br />

Kranz ab. <strong>Die</strong>sen am 21. Oktober 1899 eröffneten<br />

Abschnitt erweiterte die SSG am<br />

1. Januar 1905 bis zur Kaserne <strong>in</strong> Neundorf.<br />

<strong>Die</strong> 1894 e<strong>in</strong>geweihte Verb<strong>in</strong>dungsstrecke<br />

zwischen den beiden wichtigsten<br />

Bahnhöfen Plauens ließ das Unternehmen<br />

h<strong>in</strong>gegen im Mai 1902 nach Norden bis zur<br />

Parkstraße <strong>in</strong> Haselbrunn verlängern – sieben<br />

Jahre danach weitere 500 Meter bis<br />

Waldschlösschen.<br />

Anfang Januar 1902 nahm die Straßenbahngesellschaft<br />

an der Talbahnstraße e<strong>in</strong>e<br />

Wagenhalle <strong>in</strong> Betrieb, um den angewachsenen<br />

Fahrzeugpark warten und nachts<br />

geschützt abstellen zu können. Doch drei<br />

Jahre später löste diesen „Motorwagen-<br />

Schuppen“ e<strong>in</strong> am Unteren Bahnhof errichtetes<br />

Depot ab. Fasste dieses anfangs auf<br />

sechs überdachten Gleisen 24 Triebwagen,<br />

so ließ es die SSG 1911 und 1928 erweitern.<br />

Das Netz und der<br />

Fahrzeugpark wachsen<br />

Im Jahr 1904 überschritt die Stadt Plauen<br />

die 100.000-E<strong>in</strong>wohner-Marke, zum<br />

Jahresende stellte die SSG den Betrieb<br />

der eigenen Kraftstation<br />

e<strong>in</strong> und bezog ab 1. Januar<br />

1905 ihren Strom vom<br />

städtischen Elektrizitätswerk.<br />

Im August 1905 weihte<br />

die SSG e<strong>in</strong>e neue, zwei<br />

Kilometer lange, zweigleisige<br />

Strecke e<strong>in</strong>: Sie führte als<br />

„rote L<strong>in</strong>ie“ als Diagonale<br />

vom Dittrichplatz zum Friedhof<br />

an der Less<strong>in</strong>gstraße, ab dem 1. Juni<br />

1906 weitere 900 Meter nach Nordosten bis<br />

Preißelpöhl. <strong>Die</strong> beiden anderen L<strong>in</strong>ien erhielten<br />

1905 e<strong>in</strong>e gelbe und blaue Markierung.<br />

Während im September 1909 im Norden<br />

die bereits erwähnte Verlängerung <strong>in</strong> Haselbrunn<br />

fertiggestellt war, g<strong>in</strong>g Anfang Dezember<br />

1909 im Süden e<strong>in</strong>e vom Tivoli abzweigende<br />

Neubaustrecke (weiße L<strong>in</strong>ie) bis<br />

<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>en Kilometer entfernte Re<strong>in</strong>sdorf <strong>in</strong><br />

Betrieb (nach der E<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dung 1926 <strong>in</strong><br />

Südvorstadt umbenannt).<br />

Da die SSG gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend wirtschaftete,<br />

übernahm sie 1910 das gesamte Aktien-<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Plauen<br />

Nach dem Wiederaufbau war die Haltestelle<br />

Tunnel auch <strong>in</strong> der DDR-Zeit e<strong>in</strong> beliebtes<br />

Motiv für Ansichtskarten<br />

SLG. SIGURD HILKENBACH (2)<br />

kapital der Geraer Straßenbahn und<br />

1910/11 Anteile an zwei Elektrizitätsgesellschaften.<br />

Ebenso war e<strong>in</strong>e Beteiligung an<br />

den 1912 geplanten Überlandstraßenbahnen<br />

nach Rodewisch und Reichenbach vorgesehen,<br />

deren Bau aufgrund des Ersten<br />

Weltkrieges unterblieb.<br />

Waren bis 1905 <strong>in</strong>sgesamt 34 Triebwagen<br />

<strong>in</strong> <strong>Die</strong>nst gestellt worden, so beschaffte die<br />

SSG <strong>in</strong> den Jahren 1911/12 elf weitere zweiachsige<br />

Motorwagen. Zwei Jahre vor Ausbruch<br />

des Ersten Weltkrieges erreichte zugleich<br />

die Stadt Plauen mit über 128.000<br />

E<strong>in</strong>wohnern ihren Bevölkerungshöchststand.<br />

Während des Ersten Weltkrieges<br />

Anfang August 1914 waren auch nahezu 80<br />

Prozent des Fahrpersonals zum Frontdienst<br />

e<strong>in</strong>gezogen worden. Daraufh<strong>in</strong> stellte die<br />

SSG den Betrieb der weißen L<strong>in</strong>ie komplett<br />

und den der roten L<strong>in</strong>ie im Bereich der Innenstadt<br />

für zwei Wochen e<strong>in</strong>. Im Oktober<br />

1914 begann die Straßenbahngesellschaft<br />

mit dem verspätet e<strong>in</strong>getroffenen Material<br />

den Bau e<strong>in</strong>er neuen Straßenbahnstrecke<br />

vom Dittrichplatz auf kürzerem Wege zum<br />

Unteren Bahnhof. Nachdem <strong>in</strong> der Blücher-,<br />

Pestalozzi- und e<strong>in</strong>em Teil der Konradstraße<br />

bereits die Gleise lagen, stoppte das Unternehmen<br />

die Arbeiten am 5. November<br />

1914 kriegsbed<strong>in</strong>gt. Im weiteren Kriegsverlauf<br />

stellte die SSG mehrfach aufgrund Personalknappheit<br />

den Betrieb auf der weißen<br />

und roten L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> und legte 1917 mehrer<br />

L<strong>in</strong>ien zusammen. In den letzten Kriegsjahren<br />

arbeiteten deshalb auch<br />

Frauen als Schaffner<strong>in</strong>nen.<br />

Nach Ausrufung der Republik<br />

blieb die wirtschaftliche<br />

und politische Lage <strong>in</strong> Plauen<br />

angespannt: Im Jahr 1919 stellte<br />

die SSG den Gesamtverkehr<br />

aufgrund von Kohlenmangel im<br />

Elektrizitätswerk an 35 Tagen<br />

und im Jahr 1920 den Verkehr<br />

auf der roten L<strong>in</strong>ie zwischen Dittrichplatz<br />

und Albertplatz<br />

aufgrund<br />

ger<strong>in</strong>ger<br />

Nachfrage<br />

e<strong>in</strong>. Den<br />

übrigen<br />

Betrieb legten zwischen<br />

1920 und 1922 mehrfach<br />

Streiks lahm.<br />

Durch die 1920er- und 1930er-Jahre<br />

Da sich der unternehmerische Schwerpunkt<br />

der Gesellschaft seit 1912 mehr auf Elektrizitätswerke<br />

richtete, beschloss die Generalversammlung<br />

der SSG am 23. April 1921<br />

e<strong>in</strong>e Umbenennung <strong>in</strong> Sächsische Elektrizitäts-Straßenbahn-Aktiengesellschaft<br />

(SE-<br />

SAG).<br />

Bereits vom Dittrichplatz <strong>in</strong> Richtung Unterer<br />

Bahnhof verlegte Schienen ließ noch<br />

die SSG 1920 ausbauen und verwendete sie<br />

für den Bau der neuen Strecke zum Hauptfriedhof<br />

im Stadtteil Reusa. Von dieser<br />

nahm die SESAG zunächst am 11. Juni den<br />

L<strong>in</strong>iennetzplatz vom 4. April 1939. An diesem<br />

Tag erhielten die bisher lediglich mit Farben<br />

gekennzeichneten L<strong>in</strong>ien erstmals Nummern<br />

zugewiesen<br />

GRAFIK: JOACHIM MENSDORF<br />

Abschnitt von der Albertbrücke bis zum<br />

Schloss Reusa (Ortse<strong>in</strong>gang Reusa) <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Nach E<strong>in</strong>weihung e<strong>in</strong>er Zwischenetappe<br />

im November 1921 eröffnete die AG<br />

am 13. Juli 1922 die als grüne L<strong>in</strong>ie betrie-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

19


Betriebe<br />

Am nach 1945 neu errichteten Oberen Bahnhof enden heute die L<strong>in</strong>ien 1 und 6. In der Wendeschleife<br />

verbr<strong>in</strong>gen am 11. Juni 2006 die Wagen 230 und 236 ihre Wendezeit MICHAEL SPERL<br />

bene Gesamtstrecke bis zum E<strong>in</strong>gang des<br />

Hauptfriedhofes.<br />

Aufgrund hoher Betriebsverluste stellte<br />

die SESAG den Straßenbahnbetrieb <strong>in</strong> der<br />

Silvesternacht 1922 e<strong>in</strong> – nach über e<strong>in</strong>em<br />

Jahr Betriebsruhe nahm sie ihn am 16. April<br />

1924 auf den Hauptl<strong>in</strong>ien wieder auf. Zwischen<br />

1925 und 1931 änderte sich der L<strong>in</strong>ienverlauf<br />

der befahrenen Strecken mehrfach,<br />

an den Schnittstellen Tunnel und<br />

Albertbrücke ergänzte Weichen und Gleise<br />

vere<strong>in</strong>fachten den Betrieb.<br />

Im Jahr 1926 lieferte MAN vier und<br />

1928 sieben neue Triebwagen nach Plauen,<br />

so dass auf die noch vorhandenen, aber zwischenzeitlich<br />

modernisierten Wagen aus der<br />

Anfangszeit der Straßenbahn langsam ausschieden.<br />

Der als siebtes und zunächst letztes<br />

neues Fahrzeug im Juni 1928 gelieferte<br />

Triebwagen trug die Nr. 56.<br />

Anfang der 1930er-Jahre bee<strong>in</strong>trächtigte<br />

die Weltwirtschaftskrise den Betrieb – auf e<strong>in</strong>e<br />

Betriebse<strong>in</strong>stellung verzichtete die SESAG jedoch.<br />

Per 4. April 1939 lösten die L<strong>in</strong>iennummern<br />

1 bis 4 das bisherige Farbsystem ab<br />

(1944 um L<strong>in</strong>ie 5 im Verlauf der gleichzeitig<br />

verkürzten L<strong>in</strong>ie 2 ergänzt). Pläne von 1939,<br />

auch <strong>in</strong> Plauen e<strong>in</strong>en Obusbetrieb e<strong>in</strong>zurichten,<br />

legte man 1941 zu den Akten.<br />

<strong>Die</strong> 1940er-Jahre<br />

Beförderte die Plauener Straßenbahn 1939<br />

über 9,154 Millionen Fahrgäste, so stieg die<br />

Beförderungsleitung im Jahr 1943 auf 20,382<br />

Millionen. In jenem Kriegsjahr verfügte die<br />

SESAG über 41 Personentriebwagen, unter<br />

den 180 Betriebsangehörigen befanden sich<br />

55 Frauen. Aufgrund der Treibstoffknappzeit<br />

entstand im Herbst 1944 e<strong>in</strong> Anschlussgleis<br />

von der Pausaer Straße zum Güterbahnhof,<br />

dessen Nutzung im Krieg aber h<strong>in</strong>ter den Erwartungen<br />

zurückblieb.<br />

Nach dem siebten Bombenangriff auf<br />

Plauen stellte die Straßenbahn am 19. März<br />

1945 den Betrieb e<strong>in</strong>, nach dem 14. Angriff<br />

war die Stadt am 10. April zu 75 Prozent<br />

zerstört, was auf fast alle Gleisanlagen und<br />

Oberleitungen <strong>in</strong> der Innenstadt zutraf. <strong>Die</strong><br />

Wagenhalle am Unteren Bahnhof gab es<br />

nicht mehr, die Werkstatt an der Wiesen-<br />

Seit 1976 gibt es die Kurzgelenkwagen des Tatratyps KT4D <strong>in</strong> Plauen. Hier zwei Wagen mit der typischeren Farbgebung am 23. Mai 1990 an<br />

der Endstelle Waldfrieden. <strong>Die</strong>se Strecke g<strong>in</strong>g im Oktober 1983 <strong>in</strong> Betrieb<br />

PETER DÖNGES<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Plauen<br />

straße sowie die Wagenhalle an der Theaterstraße<br />

wiesen schwere Beschädigung auf.<br />

Von den 42 Triebwagen waren fünf irreparabel<br />

zerstört, acht schwer und 29 leicht beschädigt.<br />

Glasscheiben gab es <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

Wagen mehr, berichtete der im April 2014<br />

verstorbene Plauener Straßenbahnhistoriker<br />

Joachim Mensdorf.<br />

Während der amerikanischen Besatzungszeit<br />

zogen Pferde noch rollfähige Wagen<br />

vor die zerstörten Wagenhallen, ab<br />

Ende Mai 1945 pendelten ersatzweise von<br />

den US-Behörden dafür freigegebene Busse<br />

<strong>in</strong> der zerstörten Stadt, nach dem Besatzerwechsel<br />

im Sommer stellten die Russen den<br />

Busbetrieb Ende Oktober 1945 e<strong>in</strong>. Dank<br />

des Fleißes der Straßenbahner und Beschäftigten<br />

verschiedener Baubetriebe war e<strong>in</strong><br />

erster Gleisabschnitt ab 12. November<br />

1945 elektrisch befahrbar – die Wagen fuhren<br />

vom Tunnel nach Norden bis Haselbrunn.<br />

Bis Oktober 1948 erfolgte der Wiederaufbau<br />

fast aller Gleisanlagen – bis auf den<br />

Abschnitt vom Dittrichplatz (Len<strong>in</strong>platz)<br />

zur Bahnhofstraße <strong>in</strong> der Friedensstraße. Ab<br />

Mai 1946 standen 15 Triebwagen zur Verfügung,<br />

die nachts <strong>in</strong> der reparierten Fahrzeughalle<br />

an der Theaterstraße standen, diese<br />

Halle blieb bis 1962 <strong>in</strong> Nutzung.<br />

<strong>Die</strong> DDR-Zeit<br />

Der 1948 begonnene Wiederaufbau der<br />

Werkstatt an der Wiesenstraße war am<br />

22. Mai 1950 abgeschlossen. Nachdem der<br />

Rat der Stadt den Bau e<strong>in</strong>er neuen Wagenhalle<br />

an der Melanchthonstraße abgelehnt<br />

hatte, ließ die Straßenbahngesellschaft die<br />

Halle am Unteren Bahnhof ebenfalls wiederaufbauen.<br />

Ab Februar 1951 stand sie<br />

wieder zur Verfügung.<br />

Per 1. Januar 1951 führte der VEB (K)<br />

Verkehrsbetrieb der Stadt Plauen den Straßenbahnbetrieb,<br />

die SESAG wurde Ende<br />

Juni 1951 aus dem Handelsregister gelöscht.<br />

Seit 1951 verkehrt die Plauener Straßenbahn<br />

wieder täglich <strong>in</strong> vollem Umfang – und <strong>in</strong><br />

diesem Jahr trafen nach 23 Jahren die ersten<br />

Neubaufahrzeuge e<strong>in</strong>: drei LOWA-Wagen<br />

vom Typ ET51 (Tw 57 bis 59).<br />

Mitte der 1950er-Jahre begann der im<br />

August 1965 abgeschlossene zweigleisige<br />

Ausbau des Netzes sowie die Umgestaltung<br />

L<strong>in</strong>iennetz 1. Januar 1969<br />

L<strong>in</strong>ie 1<br />

L<strong>in</strong>ie 2<br />

L<strong>in</strong>ie 3<br />

L<strong>in</strong>ie 4<br />

L<strong>in</strong>ie 5<br />

L<strong>in</strong>ie 5<br />

Plamag – Neundorf<br />

Oberer Bahnhof – Unterer Bahnhof<br />

Oberer Bahnhof – Preißelpöhl<br />

Oberer Bahnhof – Reusa<br />

Oberer Bahnhof – Südvorstadt<br />

Plamag – Südvorstadt<br />

(nur <strong>in</strong> Hauptverkehrszeit)<br />

„Kle<strong>in</strong>e Bahn ganz groß“ – mit dieser Veranstaltung begannen im Mai 2014 die Festlichkeiten<br />

zum 120. Jubiläum. Dazu verkehrte am 17. Mai der historische Gotha-Wagen-Zug RONNY DAUER (2)<br />

Der als Partywagen genutzte Tw 78 gehört zu den Markenzeichen der PSB. Anlässlich „20 Jahre Bier-<br />

Elektrische“ fand am 10. September 2011 e<strong>in</strong>e Sonderfahrt statt, hier am Oberen Bahnhof<br />

der Endstellen – sofern der Verkehrsbetrieb<br />

die Strecken nicht verlängern ließ. Letzteres<br />

traf auf die L<strong>in</strong>ie 1 zu, deren neuer Endpunkt<br />

sich seit 30. Dezember 1957 an der<br />

Plamag bef<strong>in</strong>det.<br />

Traf Anfang 1957 e<strong>in</strong> Gotha-Triebwagen<br />

vom Typ ET54 e<strong>in</strong> (Tw 60), so folgten zwischen<br />

Ende 1957 und Juli 1960 sieben Gotha-T57<br />

und 1961/62 fünf erste T2. Sie<br />

ersetzten geme<strong>in</strong>sam mit den etwa zwei<br />

Dutzend bis 1968 vom Verkehrsbetrieb neu<br />

beschafften bzw. von der Reichsbahn aus<br />

Kl<strong>in</strong>genthal oder Halle gebraucht übernommen<br />

Wagen der Typen ET54, T57, T2<br />

und T2D die nach der Jahrhundertwende<br />

gebaute MAN-Fahrzeuge. Mit den parallel<br />

e<strong>in</strong>getroffenen Beiwagen der Gotha-Typen<br />

B57 und B2-61 begann im März 1961 der<br />

offizielle Beiwagenbetrieb auf L<strong>in</strong>ie 1.<br />

In punkto Gleisbau gab es <strong>in</strong> den 1960er-<br />

Jahren vor allem Änderungen an den Knotenpunkten<br />

sowie im Bereich des Abzweiges<br />

zum Unteren Bahnhof. Außerdem entstanden<br />

weitere Endschleifen, nach deren Fertigstellung<br />

sich der Beiwagenbetrieb auf<br />

weitere L<strong>in</strong>ien ausdehnte. Als zweite Neubaustrecke<br />

nach Kriegsende g<strong>in</strong>g im Dezember<br />

1966 die Verlängerung um 800<br />

Meter vom Hauptfriedhof bis zur neuen<br />

Endstelle Reusa <strong>in</strong> Betrieb.<br />

L<strong>in</strong>iennetz ab 5. Oktober 1983<br />

L<strong>in</strong>ie 1<br />

L<strong>in</strong>ie 2<br />

L<strong>in</strong>ie 3<br />

L<strong>in</strong>ie 4<br />

L<strong>in</strong>ie 5<br />

L<strong>in</strong>ie 6<br />

L<strong>in</strong>ie 7<br />

Plamag – Neundorf<br />

Oberer Bahnhof – Unterer Bahnhof<br />

Waldfrieden – Neundorf<br />

Plamag – Reusa<br />

Südvorstadt – Preißelpöhl<br />

Oberer Bahnhof – Waldfrieden<br />

Reusa – Unterer Bahnhof<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

21


Betriebe<br />

Jubiläumsfeierlichkeiten 2014<br />

Nach e<strong>in</strong>er Modellausstellung am 17./18. Mai bereitet<br />

sich die PSB derzeit auf dem September vor.<br />

Vom 4. bis zum 13. f<strong>in</strong>det dann <strong>in</strong> der Stadtgalerie<br />

e<strong>in</strong>e Ausstellung mit Exponaten, Dokumenten<br />

und Aufnahmen der Straßenbahn statt. Höhepunkt<br />

ist jedoch e<strong>in</strong> für den 13. September geplanter<br />

Fahrzeugkorso von der Bahnhofstraße<br />

über den Tunnel nach Neundorf. An diesem werden<br />

neben allen historischen Wagen auch je e<strong>in</strong><br />

KT4D und e<strong>in</strong> neuer Niederflurwagen teilnehmen.<br />

An der Zentralhaltestelle am Tunnel veranstaltet<br />

die PSB parallel e<strong>in</strong> Volksfest. Details werden ab<br />

August auf der Homepage der Straßenbahngesellschaft<br />

bekanntgegeben.<br />

Historischer Wagenpark<br />

Für den Sonderverkehr hält die PSB die historischen<br />

Tw 21 (MAN 1905) sowie Tw 51 (MAN 1928) betriebsfähig<br />

vor. Der 1966 gebaute Gotha-T2-64<br />

Nr. 78 verkehrt h<strong>in</strong>gegen seit 1991 als Partywagen<br />

„Bier-Elektrische“. Der baugleiche Tw 79 und der<br />

Bw 28 (B2-64) stehen im historischen Zustand<br />

der 1970er-Jahre für Sonderfahrten zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong>se vier Triebwagen können für 150 Euro<br />

pro Stunde gechartert werden.<br />

Als Hilfsgerätefahrzeug (Salzwagen) ist mit dem<br />

Tw 64 e<strong>in</strong> zweiachsiger Gothawagen vom Typ T57<br />

noch im Bestand. Der KT4D Nr. 0202 dient h<strong>in</strong>gegen<br />

als Schleif- und Schmierwagen sowie der<br />

Tw 0235 (KT4DMC) als W<strong>in</strong>terdienstwagen.<br />

Am 16. Juni 1976 kam der erste Kurzgelenkwagen<br />

<strong>in</strong> Plauen zum E<strong>in</strong>satz – der KT4D<br />

Nr. 202. Bis 1988 gelangten <strong>in</strong>sgesamt 45 solche<br />

Wagen <strong>in</strong> die Vogtlandmetropole. Ihren<br />

E<strong>in</strong>satz koord<strong>in</strong>ierte ab 1. Januar 1982 der <strong>in</strong><br />

das Volkseigene (VE) Verkehrskomb<strong>in</strong>at Karl-<br />

Marx-Stadt <strong>in</strong>tegrierte VEB Städtischer Nahverkehr<br />

der Stadt Plauen.<br />

Seit 5. Oktober 1983 erschließt die Straßenbahn<br />

auch das Neubaugebiet Chrieschwitzer<br />

Hang. <strong>Die</strong>se 2,11 Kilometer lange<br />

Neubaustrecke zweigt im Bereich der<br />

Haltestelle Vogtlandkl<strong>in</strong>ikum von der L<strong>in</strong>ie<br />

nach Reusa <strong>in</strong> Richtung Nordosten ab – die<br />

Endschleife trägt den Namen Waldfrieden.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung seit 1990<br />

Bereits vor der Vere<strong>in</strong>igung am 3. Oktober<br />

1990 erhielten viele Haltestellen ihre alten<br />

Namen zurück – so bezeichnete der Verkehrsbetrieb<br />

den Otto-Grotewohl-Platz<br />

nach dem Mauerfall rasch wieder als Tunnel.<br />

Per 1. Juli 1990 erfolgte die Umwandlung<br />

des Betriebes <strong>in</strong> die Plauener Straßenbahn<br />

GmbH (PSB). Mit den ab Oktober zur<br />

Verfügung stehenden Fördergeldern ließ der<br />

Betrieb mehrere Gleisbereiche, aber auch<br />

die Werkstatt an der Wiesenstraße erneuern<br />

bzw. modernisieren.<br />

Nachdem zwischen 1987 und 1989 <strong>in</strong>sgesamt<br />

24 weitere KDT4 e<strong>in</strong>getroffen waren,<br />

reduzierte sich der Zweiachserbestand<br />

ab 1989 <strong>in</strong> großen Schritten. Am 9. November<br />

1991 endete ihr regulärer L<strong>in</strong>iendienst,<br />

die danach auf L<strong>in</strong>ie 2 noch genutzten<br />

Zweirichtungswagen stellte der Betrieb<br />

am 14. August 1992 ab. An diesem Tag<br />

g<strong>in</strong>g am Unteren Bahnhof e<strong>in</strong>e Wendeschleife<br />

<strong>in</strong> Betrieb.<br />

Waren die Fahrpreise der Straßenbahn ab<br />

1944 mehr als vier Jahrzehnte gleich geblieben<br />

(e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfahrsche<strong>in</strong> kostete 20<br />

Pfennige), erhöhten sie sich ab 1991 <strong>in</strong> mehreren<br />

Schritten bis auf aktuell 1,30 Euro für<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfahrt und 3,40 Euro für e<strong>in</strong>e Tageskarte.<br />

Am 29. Mai 1994 trat e<strong>in</strong> neuer L<strong>in</strong>ienplan<br />

<strong>in</strong> Kraft. Danach gab es sieben Jahre<br />

lang ke<strong>in</strong>e direkte Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

Oberen und Unteren Bahnhof, wie es 100<br />

Jahre lang üblich gewesen war.<br />

Um bei angenehmem Wetter an die Eröffnung<br />

des Straßenbahnbetriebes zu gedenken,<br />

fand am 17./18. September 1994<br />

e<strong>in</strong>e große Jubiläumsfeier statt. Aus diesem<br />

Anlass verkehrten unter anderem e<strong>in</strong> großer<br />

Fahrzeugcorso sowie die Sonderl<strong>in</strong>ie 100<br />

zum Betriebshof. Am eigentlichen Jubiläumstag<br />

im November würdigten Stadtverwaltung<br />

und PSB das 100-jährige Verkehrsmittel<br />

nochmals.<br />

In den Sommerferien und Weihnachtsferien<br />

1996/97 fuhr die PSB erstmals nach e<strong>in</strong>em<br />

Ferienfahrplan. Da er sich bewährte,<br />

reduziert sich das Angebot während der<br />

schulfreien Wochen danach mehrere Jahre.<br />

E<strong>in</strong>er der gegenwärtig sechs vorhandenen Niederflurwagen<br />

von Bombardier ist am 7. Juni 2014 auf der<br />

Syrastraße unterwegs <strong>in</strong> die Südvorstadt (L<strong>in</strong>ie 5),<br />

im H<strong>in</strong>tergrund steht der e<strong>in</strong>st zur Stadtbefestigung<br />

dienende „Rote Turm“<br />

RONNY DAUER<br />

22<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Bahnhofstr.<br />

5<br />

Plamag<br />

Hof<br />

Am Vogtlandstadion<br />

Am Stadtwald<br />

Wartburgplatz<br />

Morgenbergstraße<br />

Zwickau<br />

Leipzig<br />

Seumestr.<br />

Chamissostraße<br />

PLAUEN Oberer Bf.<br />

Oberer Bf,<br />

Oberer Bahnhof, Stadtpark<br />

Pausaer Str. Mart<strong>in</strong>-Luther-Straße<br />

1 6<br />

Oberer Bahnhof<br />

Busbahnhof Am Albertplatz<br />

Capitol<br />

Neues Tunnel<br />

Westbahnhof<br />

Dittrichplatz Rathaus<br />

1 3<br />

Seehaus<br />

Hans-Löwel-Platz<br />

Neundorf<br />

Plauen-West<br />

Neue Elsterbrücke<br />

Westend<br />

Weischlitz<br />

Cheb<br />

Pausaer Str.<br />

Liebknechtstr.<br />

Plauen-Zellwolle<br />

Parkeisenbahn<br />

Festwiese<br />

Pausaer Str.<br />

Ha<strong>in</strong>str.<br />

Neundorfer Str.<br />

Preißelpöhl<br />

4<br />

Beethovenstraße<br />

Schlachthofstraße<br />

Plauen<br />

Unterer Bahnhof<br />

A.-Bebel-Str.<br />

Hofer Straße<br />

Bickelstraße<br />

Südvorstadt<br />

Weischlitz<br />

aus: Schwandl‘s Tram Atlas Deutschland<br />

Aktueller L<strong>in</strong>iennetzplan der Plauener Straßenbahn GmbH<br />

1·4·5·6<br />

3·4·5·6<br />

Böhlerstr.<br />

Syrastr.<br />

Breitscheidstr.<br />

Hofer Str.<br />

Oelsnitzer Str.<br />

5<br />

(Plauen Mitte)<br />

(proj.)<br />

Reichenbacher<br />

Str.<br />

Äußere<br />

Weiße Elster<br />

3 6<br />

Greiz<br />

Gera<br />

Waldfrieden<br />

Vogtlandkl<strong>in</strong>ikum<br />

Schloss Reusa Hauptfriedhof<br />

Knielohstr. Röntgenstraße<br />

Suttenwiese<br />

Anton-Kraus-<br />

Straße<br />

Dr.-Karl-Gelbke-Straße<br />

Carl-von-Ossietzky-Weg<br />

Reichenbacher Str.<br />

Dammstr.<br />

Röntgenstr.<br />

1<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Reusaer Str.<br />

Oberer Bahnhof – Neundorf<br />

Neundorf – Waldfrieden<br />

Preißelpöhl – Reusa<br />

Plamag – Südvorstadt<br />

Oberer Bahnhof – Waldfrieden<br />

Straßenbahn<br />

Eisenbahnstrecken<br />

1 km<br />

Dresdner Str.<br />

Plauen<br />

Kle<strong>in</strong>friesener Str.<br />

4<br />

Reusa<br />

GRAFIK: ROBERT SCHWANDL<br />

Lesen<br />

<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

Sie schon?<br />

Der Bau der Stadtgalerie <strong>in</strong> der Plauener<br />

Innenstadt führte auch bei der PSB von<br />

1999 bis 2001 zu Beh<strong>in</strong>derungen. Während<br />

der Sanierung der Elsterbrücke pendeln e<strong>in</strong>e<br />

Woche lang je zwei KT4D Heck an Heck<br />

zwischen der provisorischen Endhaltestelle<br />

vor der Brücke und der Baustelle am Tunnel.<br />

Dort gestaltete die PSB die Zentralhaltestelle<br />

bis zum Herbst 2001 völlig neu.<br />

Mangels Nachfrage der Fahrgäste bis zum<br />

Unteren Bahnhof stellte die PSB die am<br />

20. Juli 2001 wieder als Verb<strong>in</strong>dung zum<br />

Oberen Bahnhof e<strong>in</strong>gerichtete L<strong>in</strong>ie 2 am<br />

30. März 2007 e<strong>in</strong>. Als Ersatz fährt e<strong>in</strong>e neue<br />

Stadtbusl<strong>in</strong>ie den Unteren Bahnhof an. Seitdem<br />

betreibt das Unternehmen nur noch fünf<br />

L<strong>in</strong>ien. Deren Gleise hat die PSB <strong>in</strong> den vergangenen<br />

zwei Jahrzehnten teils grundlegend<br />

sanieren lassen. Während der Bauarbeiten<br />

übernahmen oft Busse den Verkehr, so auch<br />

während der Rekonstruktion der Neundorfer<br />

Straße als die L<strong>in</strong>ien 1 und 3 vom April<br />

2008 bis zum Oktober 2009 nicht vom Zentrum<br />

nach Neundorf fahren konnten.<br />

Der aktuelle Betrieb<br />

Für den Betrieb stehen der PSB aktuell noch<br />

21 zwischen 1992 und 1999 modernisierte<br />

KT4D sowie derzeit sechs Flexity Classic<br />

zur Verfügung. Der erste dieser Niederflurwagen<br />

traf am 20. August 2013 aus Bautzen<br />

<strong>in</strong> Plauen e<strong>in</strong>. Insgesamt sollen zehn<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

Wagen dieses Typs beschafft werden. Seit<br />

dem Ende des regulären Doppeltraktionsbetriebes<br />

im November 2007 verkehren die<br />

KT4D lediglich bei Fußballheimspielen des<br />

VFC Plauen sowie zu Silvester „im Zweierpack“.<br />

Zu den Besonderheiten Plauens gehört,<br />

dass die Tatrawagen im W<strong>in</strong>ter mit<br />

zwei angelegten Stromabnehmern fahrend,<br />

während im Sommer nur der vordere Triebwagen<br />

die Energie über den Stromabnehmer<br />

aus dem Netz bezieht.<br />

In der Hauptverkehrszeit bedient die PSB<br />

wochentags alle Straßenbahnl<strong>in</strong>ien im 12-<br />

M<strong>in</strong>uten-Takt, samstags alle 15 M<strong>in</strong>uten,<br />

sonntags gilt e<strong>in</strong> 30-M<strong>in</strong>uten-Takt. Nach<br />

20.30 Uhr wickelt die Gesellschaft den Betrieb<br />

seit 2007 mit Bussen und Kle<strong>in</strong>bussen<br />

(L<strong>in</strong>ientaxis) ab. <strong>Die</strong> Beschaffung der Niederflurwagen<br />

gilt als Beweis dafür, dass die<br />

Stadt Plauen auf die Straßenbahn auch weit<br />

über deren 120. Jubiläum h<strong>in</strong>aus nicht verzichten<br />

will.<br />

ANDRÉ MARKS<br />

Quellen<br />

Joachim Mensdorf, Klaus Reichenbach: 75<br />

Jahre Straßenbahn Plauen, hrsg. im Auftrag des<br />

Verkehrsmuseums Dresden 1969<br />

Joachim Mensdorf, Klaus Reichenbach: „110<br />

Jahre Straßenbahn Plauen 1894–2004“, hrsg.<br />

von der Plauener Straßenbahn GmbH 2004<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

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Betriebe<br />

Im Schatten des Herkules<br />

Kassels L<strong>in</strong>ie 1 im Porträt Nur wenige Straßenbahnl<strong>in</strong>ien<br />

haben e<strong>in</strong>e längere Geschichte als sie. E<strong>in</strong>e ihrer Endstellen<br />

führt sogar zu e<strong>in</strong>em UNESCO-Weltkulturerbe. Doch Kassels 1<br />

hat noch mehr zu bieten als e<strong>in</strong>e mittlerweile 137-jährige Tradition<br />

und e<strong>in</strong>e drei Kilometer lange Berg- und Talbahn<br />

Auf dem Kamm des Habichtswalds überragt der Herkules<br />

die Stadt Kassel, zu dessen Wahrzeichen er zählt.<br />

Aus Richtung der im Jahr 1717 fertiggestellten Statue führt<br />

die Wilhelmshöher Allee <strong>in</strong> die Innenstadt. Seit 9. Juli 1877 fährt<br />

hier auch die heutige Straßenbahnl<strong>in</strong>ie 1<br />

STEFAN VOCKRODT<br />

24<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Kassel<br />

Gibt es <strong>in</strong> Deutschland neben Kassels<br />

1 noch e<strong>in</strong>e weitere Traml<strong>in</strong>ie,<br />

die seit 137 Jahren durchgehend<br />

ihre Stammstrecke befährt? Gewiss<br />

– als am 9. Juli 1877 Kassels Straßenbahn<br />

auf dem Abschnitt Königsplatz – Wilhelmshöhe<br />

(der Stammstrecke der heutigen<br />

L<strong>in</strong>ie 1) den Betrieb aufnahm, hieß sie noch<br />

nicht „1“. Und sie fuhr auch nicht elektrisch.<br />

Zunächst zogen kle<strong>in</strong>e Trambahnlokomotiven<br />

dreiachsige Beiwagen auf der<br />

Wilhelmshöher Allee aus der Stadt h<strong>in</strong>aus<br />

und zur Endstation e<strong>in</strong>ige 100 Meter unterhalb<br />

des ehemals kurfürstlichen Schlosses<br />

Wilhelmshöhe h<strong>in</strong>auf. 1898 löste die „Elektrische“<br />

den Dampfbetrieb ab, während auf<br />

dem übrigen Netz noch Pferdebahnen verkehrten.<br />

Im Jahre 1928 verlängerte der Straßenbahnbetrieb<br />

die Traml<strong>in</strong>ie 1 vom Königsplatz<br />

aus nach Norden. Mehr als 80<br />

Jahre lag ihre dortige Endstelle an der Holländischen<br />

Straße zu Füßen des Werkes<br />

Mittelfeld von Henschel (heute Bombardier<br />

Kassel). Seit Oktober 2011 führt sie von<br />

dort parallel zur B7 <strong>in</strong> die kle<strong>in</strong>e, aber stark<br />

gewachsene Nachbarstadt Vellmar. Mit<br />

etwa 13 Kilometer Länge, handelt es sich<br />

zwar seitdem nicht um Kassels längste, aber<br />

nach wie vor um e<strong>in</strong>e der nachfragestärksten<br />

L<strong>in</strong>ien Kassels.<br />

Begeben wir uns auf e<strong>in</strong>e Fahrt mit Kassels<br />

L<strong>in</strong>ie 1. Man sollte etwas Zeit mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

denn es lohnt sich durchaus, unterwegs e<strong>in</strong>mal<br />

auszusteigen. Wer mit dem Fernzug nach<br />

Kassel kommt, steigt am 1991 neugestalteten<br />

Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe aus. Hier erwartet<br />

uns e<strong>in</strong> großzügig überdachter, mit vier<br />

Tramgleisen ausgerüsteter Tram- und Busbahnhof.<br />

Auf Gleis 5 erwartet uns die L<strong>in</strong>ie 1<br />

Richtung Wilhelmshöhe.<br />

Futuristisch wirkt die Bus- und Straßenbahnhaltestelle vor dem 1991 e<strong>in</strong>geweihten ICE-Bahnhof<br />

Kassel-Wilhelmshöhe. <strong>Die</strong> Wagen der L<strong>in</strong>ie 1 bedienten bis Ende 2013 die Station auf dem l<strong>in</strong>ken<br />

Gleis <strong>in</strong> Richtung Wilhelmshöhe und auf dem zweiten von rechts nach Vellmar LARS BRÜGGEMANN<br />

<strong>Die</strong> Schleife der L<strong>in</strong>ie 1 am Bergpark<br />

Wilhelmshöhe liegt völlig im<br />

Grünen. Der Tw 462 bef<strong>in</strong>det sich<br />

nach des Betriebshofs auf der<br />

Fahrt <strong>in</strong> die Stadt<br />

STEFAN VOCKRODT<br />

Besonderheit im Fahrzeugpark<br />

Es kommt Tw 475. Der Wagen ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Besonderheit, nicht nur weil er der letztgebaute<br />

der 25 NGT6C ist, mit denen <strong>in</strong><br />

Deutschland die moderne Niederflurära begann.<br />

Ihn beschaffte 1994 nicht die KVG,<br />

sondern die Kassel-Naumburger Eisenbahn<br />

(KNE), heute e<strong>in</strong>e Tochter der Hessischen<br />

Landesbahn (HLB). Warum? 1995 verlängerte<br />

man <strong>in</strong> Kassel die L<strong>in</strong>ie 5 auf den Gleisen<br />

der KNE <strong>in</strong> die südwestliche Nachbarstadt<br />

Baunatal. Seither wird die alte Schleife<br />

zu Füßen des VW-Werks Baunatal nur noch<br />

von Schichtwechslerzügen bedient. Und als<br />

Beitrag der KNE bzw. HLB für die Überlandtram<br />

tragen die Tw 474 und 475 zwar<br />

den KVG-Lack, aber das Eigentümersignet<br />

der Eisenbahn.<br />

Der Tw 475 präsentiert sich bereits im aktuellen,<br />

etwas dunkleren Blau der KVG mit<br />

weißer Schrift „<strong>Die</strong> Straßenbahn“, dunkelrotem<br />

Wappenlöwen an den Frontenseiten<br />

und breitem roten Streifen an der unteren<br />

Wagenkastenkante als Eigentumskennzeichen.<br />

Nimmt man ganz vorne rechts über<br />

dem Triebdrehgestell Platz, so kann man<br />

durch die Frontscheibe auf die Strecke<br />

schauen. Der Zug fährt los, biegt rechts ab<br />

auf die Wilhelmshöher Allee, passiert den<br />

Abzweig der L<strong>in</strong>ien 3 und 4 Richtung Druseltal<br />

und Helleböhn und die Schleife der L<strong>in</strong>ie<br />

7 durch die Rolandstraße und rollt nun<br />

geradeaus die sanft steigende Wilhelmshöher<br />

Alle h<strong>in</strong>auf. <strong>Die</strong> Tram fährt <strong>in</strong> Straßenmitte,<br />

der Gleiskörper liegt fahrbahnbündig,<br />

ist aber durch das Pflaster herausgehoben.<br />

L<strong>in</strong>ks und rechts gibt es e<strong>in</strong>e Pkw-Spur, daneben<br />

Parkstreifen und streckenweise angenehm<br />

breite Fußwege.<br />

Blick h<strong>in</strong>auf zum Herkules<br />

Vor uns ragt der Habichtswald auf, dessen<br />

Gipfel die 1701 bis 1717 auf e<strong>in</strong>em Oktogon<br />

Schloss mit Pyramide errichtete Herkules-Statue<br />

krönt, die e<strong>in</strong>en fantastischen<br />

Blick über Kassel und das Fuldatal bis h<strong>in</strong> -<br />

über zum Meißner und Hohen Hagen bietet.<br />

Unterhalb des Herkules liegen die Kaskaden<br />

– die berühmten Wasserspiele – und<br />

darunter liegt wie e<strong>in</strong> Riegel Schloss Wilhelmshöhe,<br />

e<strong>in</strong>st Sitz der hessischen Kurfürsten,<br />

später logierten hier Napoleons<br />

Bruder Jerome (Kassel war Hauptstadt des<br />

kurzlebigen „Königreichs Westfalen“) und<br />

Kaiser Wilhelm II. Heute dient das Schloss<br />

als Kunstmuseum – vor allem Gemälde alter<br />

niederländischer Meister, darunter zwölf<br />

von Rembrandt, gehören zur Sammlung.<br />

Wir passieren die vor e<strong>in</strong>igen Jahren zur<br />

Kaphaltestelle umgebaute Station Kunoldstraße<br />

und biegen, kurz bevor die Straße<br />

steiler zu steigen beg<strong>in</strong>nt, nach rechts ab <strong>in</strong><br />

die Haltestelle – ne<strong>in</strong>, nicht „Betriebshof<br />

Wilhelmshöhe“, sondern – „Hessischer<br />

Rundfunk“. Auch wenn direkt h<strong>in</strong>ter der<br />

Haltestelle die E<strong>in</strong>fahrt <strong>in</strong> den Betriebshof<br />

Wilhelmshöhe liegt, ältestes und größtes<br />

Depot sowie Hauptwerkstatt der Kasseler<br />

Straßenbahn, heißt die Haltestelle nach dem<br />

auf der anderen Seite der Straße gelegenen<br />

Funkhaus Kassel des HR. Während der<br />

Fahrerwechsel stattf<strong>in</strong>det, hat man e<strong>in</strong>en<br />

guten Blick auf die Hallen des Betriebshofs,<br />

<strong>in</strong> dem sich mit etwas Glück noch ältere<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

25


Betriebe<br />

Im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes e<strong>in</strong> Bahnhof: <strong>Die</strong> Endstelle Wilhelmshöhe von Kassels L<strong>in</strong>ie 1 mit<br />

dem 1877 errichteten Empfangs- und Verwaltungsgebäude. Als die Aufnahme vor 2011<br />

entstand, endete die L<strong>in</strong>ie 1 noch an der Holländischen Straße<br />

BRIAN TURNER<br />

N8C oder der als Gleispflegezug dienende<br />

frühere Tw 317 (GT6-ZR) erkennen lassen.<br />

<strong>Die</strong> große Wendeschleife<br />

Wilhelmshöhe<br />

Der folgende Abschnitt ist für Fotografen e<strong>in</strong><br />

„Muss“, wir fahren nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art „grünen<br />

Tunnel“ e<strong>in</strong>, die beiden Gleise säumen l<strong>in</strong>ks<br />

und rechts recht hohe Bäume, nach etwa 100<br />

Meter Weg trennen sich die Gleise und wir beg<strong>in</strong>nen<br />

die Fahrt durch die ausgedehnte Wendeschleife.<br />

Am E<strong>in</strong>gang liegt die Haltestelle<br />

„Kurhessentherme“, beide Bahnsteige s<strong>in</strong>d bereits<br />

räumlich weiter getrennt. Hier steigen<br />

Spaziergänger aus, die entweder <strong>in</strong> den Park<br />

h<strong>in</strong>auf oder auch durch den Wald h<strong>in</strong>über zur<br />

ebenfalls im Grünen gelegenen Endstelle Hessenschanze<br />

gehen wollen. Unsere Bahn rollt<br />

weiter und passiert die ehemalige Haltestelle<br />

Weißenste<strong>in</strong>straße, e<strong>in</strong>e der wohl am wenigstens<br />

genutzten Haltestellen Deutschlands.<br />

Danach biegt unser Zug <strong>in</strong> die Endstelle Wilhelmshöhe<br />

e<strong>in</strong>. Hier kann man staunen: H<strong>in</strong>ter<br />

den beiden 60 Meter langen Haltestellengleisen<br />

ragt e<strong>in</strong> pompöses Empfangsgebäude<br />

auf, das erkennbar älteren Baujahrs ist. Tatsächlich<br />

errichtete die „Cassels Tramway<br />

Company“ hier 1877 e<strong>in</strong>en „großen Bahnhof“.<br />

Das Gebäude ist denkmalgeschützt und<br />

beherbergt e<strong>in</strong> Besucherzentrum für den Bergpark.<br />

Zwischen Bahnsteigen und Bau bef<strong>in</strong>den<br />

sich großzügige Fahrradstellplätze, hier lassen<br />

sich auch Räder des Fahrradverleihs „Konrad“<br />

mieten, für ÖPNV-Nutzer zu sehr günstigen<br />

Konditionen.<br />

Wer <strong>in</strong> den Park und zum Herkules will,<br />

klettert nun die Stufen h<strong>in</strong>auf und geht<br />

durch den Park. Es lohnt sich, man sollte<br />

aber m<strong>in</strong>destens zwei Stunden dafür e<strong>in</strong>planen.<br />

Wir wollen aber weiterfahren, lassen<br />

den Fahrer se<strong>in</strong>e Pause machen und rollen<br />

nach sieben M<strong>in</strong>uten Wendezeit wieder h<strong>in</strong>unter.<br />

<strong>Die</strong> Bahn fährt die lange Schleife zu<br />

Ende, hält am stadte<strong>in</strong>wärtigen Bahnsteig<br />

der Kurhessentherme und erreicht h<strong>in</strong>ter<br />

dem Betriebshof wieder die Wilhelmshöher<br />

Allee. Es lohnt sich erneut, vorne zu sitzen,<br />

denn jetzt fällt der Blick h<strong>in</strong>ab auf Kassel.<br />

<strong>Die</strong> lange Gerade:<br />

Wilhelmshöher Allee<br />

Von nun rollt die „1“ rund 3 Kilometer geradeaus,<br />

zwischen dem Bahnhof Wilhelmshöhe<br />

und der City teilt sie sich den Weg mit<br />

der L<strong>in</strong>ie 3 (Druseltal – Ihr<strong>in</strong>gshäuser Straße).<br />

Der kreisrunde Königsplatz ist das Zentrum von Kassels City. <strong>Die</strong> Haltestelle liegt<br />

mitten im Platz, bis zu drei Wagen können hier h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander halten. Sechs<br />

der sieben Traml<strong>in</strong>ien fahren hier durch STEFAN VOCKRODT<br />

26<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Kassel<br />

Daten & Fakten: Kassels L<strong>in</strong>ie 1<br />

Führung: . . . . . . . . . . Wilhelmshöhe – Bahnhof<br />

Wilhelmshöhe – Kirchweg – Rathaus –<br />

Königsplatz – Stern – Holländische Straße –<br />

Vellmar Nord<br />

Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Länge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 km<br />

Fahrzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 M<strong>in</strong>uten<br />

Takt: . . . . . . . . . . . . . . . . 15 M<strong>in</strong>uten (tagsüber)<br />

Fahrzeuge:. . . . . . . . . . NGT6C, NGT8 (auch 2x),<br />

bald auch NGT8 + NB4<br />

Fahrpreis:<br />

• E<strong>in</strong>zelfahrsche<strong>in</strong> (Stadtgebiet): . . . . 2,70 Euro<br />

• Tageskarte: „KasselPlus“ . . . . . . . . . 6,20 Euro<br />

Gruppenkarte . . . . . . . . 12,– Euro<br />

(bis 5 Personen)<br />

Nachdem wir den Nahverkehrsterm<strong>in</strong>al am<br />

ICE-Bahnhof verlassen und die Gleise der DB<br />

überquert haben, fahren wir nun auf eigenem<br />

Gleiskörper (heute überwiegend Rasengleis)<br />

die breite Allee h<strong>in</strong>unter.<br />

H<strong>in</strong>ter der Haltestelle „Rotes Kreuz“<br />

zweigt nach l<strong>in</strong>ks die L<strong>in</strong>ie 4 ab, die den E<strong>in</strong>schnitt<br />

der verrohrten Drusel durchfährt, bevor<br />

sie dann auf der Friedrich-Ebert-Straße<br />

weitgehend parallel zur „1“ Richtung City<br />

läuft. Wir durchqueren jetzt den Stadtteil<br />

Wehlheiden und erreichen die Haltestelle<br />

„Kirchweg“. Hier biegt nach l<strong>in</strong>ks die L<strong>in</strong>ie<br />

7 <strong>in</strong> die Germania- und die Goethestraße ab,<br />

bis 1965 fuhren rechts von hier die Züge der<br />

meterspurigen Herkulesbahn los Richtung<br />

Brasselisberg und Herkules. Nun geht es wieder<br />

e<strong>in</strong> Stück bergan – die Wilhelmshöher Allee<br />

ist zwar schnurgerade, aber e<strong>in</strong> wenig<br />

„Berg- und Talbahn“ – bis wir die Haltestelle<br />

Murhardstraße erreichen, <strong>in</strong> deren Nähe<br />

sich e<strong>in</strong> Teil der stark gewachsenen Universität<br />

bef<strong>in</strong>det. <strong>Die</strong> Bahn ist bereits gut besetzt,<br />

jetzt wird sie voll. An der Haltestelle Weigelstraße<br />

vorbei erreichen wir das Wilhelmshöher<br />

Tor mit se<strong>in</strong>en recht klobigen Torbauten<br />

am Brüder-Grimm-Platz. In der Nähe liegt<br />

das Museum für Sepulkralkultur, das sich –<br />

wohl e<strong>in</strong>malig auf der Welt – den Totenriten<br />

der unterschiedlichen Kulturen widmet. Nun<br />

biegt die Bahn scharf nach l<strong>in</strong>ks und rollt h<strong>in</strong>ab<br />

<strong>in</strong> die Innenstadt. An der großen Kreuzung<br />

mit der Fünffensterstraße mündet unsere<br />

L<strong>in</strong>ie 1 <strong>in</strong> den Innenstadtr<strong>in</strong>g. Wir rollen<br />

weiter geradeaus <strong>in</strong> die Haltestelle Rathaus.<br />

Jetzt erreichen wir Kassels Innenstadt und<br />

fahren durch e<strong>in</strong>e der ältesten Fußgängerzonen<br />

Deutschlands: die Obere und Untere<br />

Königsstraße. Bis auf die L<strong>in</strong>ien RT5 und 7<br />

führen alle Kasseler Traml<strong>in</strong>ien hier durch.<br />

Neben unserer „1“ s<strong>in</strong>d das die L<strong>in</strong>ie 3, die<br />

L<strong>in</strong>ien 4 und 8 von der Friedrich-Ebert-Straße,<br />

die L<strong>in</strong>ien 5 und 6 aus der Frankfurter<br />

Straße sowie die Regiotraml<strong>in</strong>ien RT3 von<br />

Hofgeismar und RT4 von Wolfhagen. <strong>Die</strong><br />

Bahn rollt langsam an den zahlreichen Fußgängern<br />

vorbei zum Friedrichsplatz mit dem<br />

Museum Fridericianum, Kunstkennern wegen<br />

der alle fünf Jahre <strong>in</strong> Kassel stattf<strong>in</strong>denden<br />

Documenta bestens vertraut, und<br />

erreicht den zentralen, kreisrunden Königsplatz.<br />

Nun geht es auf der engeren Unteren<br />

Königsstraße h<strong>in</strong>ab zum Stern, e<strong>in</strong>er echten<br />

„Grand Union“. Hier können die Bahnen<br />

aus jeder <strong>in</strong> jede Richtung abbiegen. Doch<br />

unsere „1“ (und die sie auf diesem Abschnitt<br />

verstärkenden L<strong>in</strong>ien RT3, RT4 und 5) fahren<br />

geradeaus weiter nach Norden <strong>in</strong> die<br />

Holländische Straße.<br />

Am alten Henschelwerk<br />

<strong>Die</strong> Trasse ist nun optisch wenig ansprechend,<br />

durchfahren wir doch e<strong>in</strong>en ehemals<br />

stark <strong>in</strong>dustriell geprägten Stadtteil. Am<br />

Holländischen Platz passieren wir den Ort<br />

des Stammwerk von Henschel. Doch der<br />

Lokomotivbau gehört hier schon lange der<br />

Vergangenheit an, heute nutzt die Universität<br />

das Gelände, viele Studierende steigen<br />

hier aus und e<strong>in</strong>.<br />

Weiter geht es auf der Holländischen<br />

Straße nach Nord-Nord-West, l<strong>in</strong>kerhand<br />

liegt der große Hauptfriedhof, h<strong>in</strong>ter der<br />

RT3 Hofgeismar<br />

1<br />

Vellmar Nord<br />

RT4 Wolfhagen<br />

Ahnatal-<br />

Heckershausen<br />

Ahnatal-<br />

Casselbreite<br />

Vellmar-Obervellmar<br />

VELLMAR<br />

Musikerviertel<br />

Nordstraße<br />

a)<br />

Vellmar Stadtmitte<br />

Vellmar Festplatz<br />

1<br />

Wilhelmshöhe (Park) – Vellmar Nord<br />

a) Gleisverschl<strong>in</strong>gung<br />

b) L<strong>in</strong>ksverkehr<br />

1 km<br />

2014 © R. Schwandl<br />

8<br />

Hessenschanze<br />

1<br />

Wilhelmshöhe<br />

(Park)<br />

Bebelplatz<br />

Weißenste<strong>in</strong>str.<br />

Bf. Wilhelmshöhe<br />

Hessischer<br />

Rundfunk Kunoldstr.<br />

Kurhessen-<br />

Therme<br />

3 Druseltal<br />

Der L<strong>in</strong>ienverlauf von Kassels 1<br />

3<br />

7<br />

4·(7)<br />

a)<br />

Vellmar-<br />

Osterberg/EKZ<br />

KS-Jungfernkopf<br />

Rotes<br />

Kreuz<br />

KS-Harleshausen<br />

KS-Kirchditmold<br />

4<br />

8<br />

Kirchweg<br />

6<br />

Wolfsanger<br />

7<br />

Dörnbergstr.<br />

Holländische Straße<br />

Hegelsbergstraße<br />

KASSEL Hbf<br />

Annastr.<br />

Berlepschstr.<br />

Murhardstr./<br />

KS-Wilhelmshöhe<br />

Weigelstr.<br />

Universität<br />

5 Baunatal<br />

4 Mattenberg<br />

6 Brückenhof<br />

5<br />

Vellmar-Niedervellmar<br />

Vellmar, Triftstraße<br />

b) Stadtgrenze<br />

Kassel, Berl<strong>in</strong>er Straße<br />

Wilhelmshöher Allee<br />

Wiener Straße<br />

Hauptfriedhof<br />

Mombachstraße<br />

Holländischer Platz/<br />

Universität<br />

1·3<br />

(<br />

(<br />

Holländische Str.<br />

7<br />

5·6<br />

Am<br />

Stern<br />

Königspl.<br />

Friedrichsplatz<br />

Rathaus<br />

1·5<br />

Ihr<strong>in</strong>gshäuser<br />

Straße<br />

7<br />

3·6·7<br />

Altmarkt<br />

4·8<br />

Gött<strong>in</strong>gen<br />

3<br />

3 7<br />

Weserspitze<br />

4 Hessisch Lichtenau<br />

8 Kaufungen, Papierfab.<br />

GRAFIK ROBERT SCHWANDL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

27


Betriebe<br />

Am nördlichen Stadtrand Vellmars liegt die andere Endstelle der<br />

L<strong>in</strong>ie 1. Bei der Eröffnung am 22. Oktober 2011 entstand diese<br />

Aufnahme mit dem Triebwagen 618<br />

MICHAEL KOCHEMS<br />

Haltestelle Hegelsbergstraße befand sich<br />

früher der Betriebshof Holländische Straße,<br />

wieder e<strong>in</strong>e Spezialität: E<strong>in</strong>st barg die Wagenhalle<br />

die Wagen teilweise auf zwei Etagen<br />

– heute bef<strong>in</strong>det sich hier e<strong>in</strong>e Tankstelle.<br />

Zuletzt wendeten 2008/09 die Züge der<br />

L<strong>in</strong>ien 1, 2 und 5 <strong>in</strong> diesem Bereich während<br />

des Umbaus der Schleife Holländische<br />

Straße, unter anderem für den L<strong>in</strong>ksverkehr<br />

nach Vellmar.<br />

Auf dem l<strong>in</strong>ken Gleis nach Vellmar<br />

L<strong>in</strong>ksverkehr? Richtig gelesen. Kurz vor der<br />

Schleife Holländische Straße wechseln wir<br />

auf das l<strong>in</strong>ke Gleis. <strong>Die</strong> Wendeschleife wird<br />

deshalb auch im Uhrzeigers<strong>in</strong>n (normal ist<br />

gegen den Uhrzeigers<strong>in</strong>n) befahren. Wir laufen<br />

auf dem l<strong>in</strong>ken Gleis <strong>in</strong> den Durchgangsteil<br />

der Haltestelle e<strong>in</strong>. Gegenüber steht abfahrbereit<br />

e<strong>in</strong> Zug der L<strong>in</strong>ie 5 nach Baunatal.<br />

Nun beg<strong>in</strong>nt die Neubaustrecke nach Vellmar.<br />

Wir passieren – l<strong>in</strong>ksfahrend – e<strong>in</strong>ige<br />

Bau- und Heimwerker- sowie Autozubehörmärkte,<br />

rechts von uns liegt die stark befahrene,<br />

autobahnmäßig ausgebaute Holländische<br />

Straße (B7). Direkt vor der Haltestelle<br />

Berl<strong>in</strong>er Straße wechselt die „1“ <strong>in</strong> den Mittelstreifen<br />

der B7.<br />

Das ist auch der Grund für den L<strong>in</strong>ksverkehr:<br />

Damit die L<strong>in</strong>ie 1 mit E<strong>in</strong>richtungswagen<br />

bedient werden kann, der Mittelstreifen<br />

der B7 aber nur Mittelbahnsteighaltestellen<br />

zuließ, hat man halt ganz pragmatisch die<br />

Seiten gewechselt. So geht es an den Haltestellen<br />

Berl<strong>in</strong>er Straße (noch Kassel) und<br />

Triftstraße (bereits Vellmar) vorbei und unter<br />

der ICE-Strecke Kassel – Hannover sowie<br />

der alten Hannoverschen Südbahn h<strong>in</strong>durch.<br />

Kurz darauf wechselt unsere Bahn wieder<br />

auf die rechte Seite – der Gleiswechsel ist hier<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache, signalgesicherte Kreuzung. Der<br />

im L<strong>in</strong>ksverkehr befahrene Abschnitt ist<br />

etwa 1,5 Kilometer lang.<br />

Auf Straße und Rasengleis<br />

durch Vellmar<br />

Kurz danach biegen wir rechts ab <strong>in</strong> den Ort<br />

Vellmar h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zur Haltestelle Dörnbergstraße,<br />

der erste Verknüpfungspunkt mit den Vellmar<br />

erschließenden Busl<strong>in</strong>ien und mit P&R-<br />

Parkplätzen. Von dort geht es e<strong>in</strong> kurzes<br />

Stück abseits jeglicher Straße weiter, bevor die<br />

„1“ auf der Brüder-Grimm-Straße wieder zur<br />

echten Straßenbahn wird. So passieren wir die<br />

Haltestelle Vellmar Festplatz, dann geht es auf<br />

die eigene Trasse. Auf Rasengleis wird die<br />

Haltestelle Vellmar Stadtmitte erreicht. Mit ei-<br />

<strong>Die</strong> Kassler<br />

Verkehrsgesellschaft AG<br />

Anschrift:<br />

Kassler Verkehrsgesellschaft AG (KVG)<br />

Königstor 3–13, 34117 Kassel<br />

www.kvg.de<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />

Streckenlänge (Tram): . . . . . . . . . . . . . . 89,2 km<br />

(ohne Regiotram)<br />

L<strong>in</strong>ien: . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Tram, 4 Regiotram<br />

Fahrzeuge: . . . . . . . 85 Straßenbahntriebwagen,<br />

davon: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 N8C<br />

(Tw 417 bis 422, Hochflur, Reserve)<br />

. . . . . . . 25 6NGTW (Tw 451 bis 475)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 NGT8 ER<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 NGT8 ZR<br />

(alle Bombardier Classic, zwei Bauserien)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Regiotram<br />

Betriebshöfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

ner Fahrbahnbreite von 6 Meter und 82 Meter<br />

Bahnsteiglänge ist sie der zentrale Umsteigepunkt<br />

zwischen Tram und Bus <strong>in</strong> Vellmar.<br />

Und wieder folgt e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Besonderheit:<br />

Zwischen Vellmar Stadtmitte und der Nordstraße<br />

verläuft die Trasse der „1“ am l<strong>in</strong>ken<br />

Straßenrand und e<strong>in</strong> Stück <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gleisverschl<strong>in</strong>gung.<br />

Hier fahren wir durch e<strong>in</strong>e typische moderne<br />

Vorstadt mit E<strong>in</strong>- und Mehrfamilienhaussiedlungen,<br />

die h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Schallschutzwand<br />

liegen. Auf eigener, begrünter<br />

Trasse geht es an der Haltestelle Musikerviertel<br />

vorbei zur Endstelle Vellmar Nord an<br />

der Stadtgrenze. <strong>Die</strong> Schleife umrundet e<strong>in</strong>en<br />

gut gefüllten P&R-Platz, daneben s<strong>in</strong>d<br />

dutzende, teilweise gesicherte Abstellmöglichkeiten<br />

für Fahrräder vorhanden.<br />

<strong>Die</strong> Bahnsteige liegen am Beg<strong>in</strong>n der Wendeschleife,<br />

die auf dem üblichen, also gegen<br />

die Uhr zeigenden Weg durchfahren wird.<br />

Nach rund 42 M<strong>in</strong>uten (ab Endstelle Wilhelmshöhe<br />

gerechnet) s<strong>in</strong>d wir am Ziel. <strong>Die</strong><br />

„1“, <strong>in</strong>sbesondere die Verlängerung nach<br />

Vellmar, ist e<strong>in</strong>e stark ausgelastete L<strong>in</strong>ie. Doch<br />

wie alle Kasseler Stadtl<strong>in</strong>ien wird sie im 15-<br />

M<strong>in</strong>uten Takt befahren. Um die Fahrgastkapazität<br />

zu erhöhen, hat Kassel e<strong>in</strong>ige NB4-<br />

Beiwagen aus Rostock erworben, die h<strong>in</strong>ter<br />

den Classic NGT8 zum E<strong>in</strong>satz kommen sollen.<br />

Derzeit verkehren bis zu sechs Kurse als<br />

Doppeltraktionen aus NGT8 aller Serien.<br />

Kassels L<strong>in</strong>ie 1 bietet nicht nur viel Kultur,<br />

sondern dem Straßenbahnfreund auch<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante L<strong>in</strong>ienführung mit vielseitigem,<br />

abwechslungsreichem Betrieb. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sollten Fotografen etwas aufpassen:<br />

Es gibt <strong>in</strong> Kassel Straßenbahnfahrer, die sich<br />

und ihre Wagen nicht gerne fotografieren<br />

lassen ...<br />

STEFAN VOCKRODT<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Nächster Halt: …<br />

Der Wagen 22 der Wuppertaler Schwebebahn am 24. Juli 2009 an der zehn Jahre zuvor wieder e<strong>in</strong>gerichteten Haltestelle Kluse auf der Fahrt von<br />

Oberbarmen nach Vohw<strong>in</strong>kel. Oben ist die Glaskonstruktion der <strong>in</strong> Höhe Bembergstraße gelegenen Haltestelle zu erkennen<br />

LARS BRÜGGEMANN<br />

Nächster Halt:<br />

Kluse<br />

Bei Eröffnung der Wuppertaler Schwebebahn<br />

g<strong>in</strong>g am 1. März 1901 <strong>in</strong> Elberfeld auch die<br />

Haltestelle Kluse <strong>in</strong> Betrieb. Bis zum 23. Mai<br />

1901 war sie Endpunkt des Abschnittes vom<br />

Zoo. Am folgenden 24. Mai nahm die Cont<strong>in</strong>entale<br />

Gesellschaft für elektrische Unternehmungen<br />

(e<strong>in</strong>e Tochter der Elektrizitäts-AG vormals<br />

Schuckert & Co. mit Sitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>) den<br />

Abschnitt Zoo – Vohw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> <strong>Die</strong>nst. In den<br />

ersten drei Betriebsjahren gab es an der Kluse<br />

e<strong>in</strong>e Kehrschleife, die nach der Verlängerung<br />

bis Oberbarmen 1903 überflüssig wurde – die<br />

Haltestelle Kluse lag seitdem fast <strong>in</strong> der Mitte<br />

der Strecke. <strong>Die</strong> bis zur Gründung der Stadt<br />

Wuppertal (1929) als Schwebebahn Barmen–<br />

Elberfeld–Vohw<strong>in</strong>kel bezeichnete E<strong>in</strong>schienenhängebahn<br />

entwickelte sich rasch zu e<strong>in</strong>em<br />

Wahrzeichen der Region, für die Wuppertaler<br />

war und ist sie aber bis heute e<strong>in</strong> ganz normales<br />

<strong>in</strong>nerstädtisches Verkehrsmittel.<br />

Im Zweiten Weltkrieg führten die Bombardements<br />

auch zu Beschädigungen der Schwebebahn.<br />

<strong>Die</strong> bei e<strong>in</strong>em Angriff im Juni 1942 ausgebrannte<br />

Haltestelle Kluse bediente die<br />

Betreibergesellschaft nach dem Krieg nicht<br />

mehr und ließ die letzten Trümmer 1954 beseitigen.<br />

Nach E<strong>in</strong>stellung der Straßenbahn <strong>in</strong><br />

den 1980er-Jahren bestand zwischen den<br />

Schwebebahnhaltestellen Hauptbahnhof und<br />

Landgericht im Stadtteil Elberfeld jedoch e<strong>in</strong><br />

Defizit an öffentlichen Nahverkehrsangeboten<br />

– vor allem um Besucher <strong>in</strong>s Schauspielhaus<br />

und Großk<strong>in</strong>o sowie zur Kultur<strong>in</strong>sel zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Daraufh<strong>in</strong> begannen Planungen zum Neubau<br />

der Haltestelle Kluse. Am 26. März 1999<br />

war es soweit: Nach 54 Jahren hielt wieder die<br />

Schwebebahn zwischen den Pfeilern 266/267.<br />

<strong>Die</strong> neue Haltestelle mit dem Hauptnamen<br />

Kluse und dem Be<strong>in</strong>amen Schauspielhaus wirkt<br />

etwas futuristisch – selbst von unten ist die Hallenkonstruktion<br />

mit gläsernem Dach sichtbar.<br />

<strong>Die</strong> Haltestelle Kluse/Schauspielhaus liegt über<br />

der Wupper im Kluse-Bogen. Mit dem Begriff<br />

Klus – teils auch Klause genannt – wird meist<br />

e<strong>in</strong> enges, steiles Durchbruchstal bezeichnet,<br />

also e<strong>in</strong>e Art Schlucht mit felsigen Seitenwänden,<br />

aber mit verhältnismäßig ger<strong>in</strong>gem Gefälle<br />

des Talgrundes. <strong>Die</strong> Wupper fließt hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

engen Bogen. Wikipedia erklärt es aber etwas<br />

e<strong>in</strong>facher: Kluse stehe e<strong>in</strong>fach für e<strong>in</strong>e Haltestelle<br />

der Wuppertaler Schwebebahn im Stadtteil<br />

Elberfeld. LARS BRÜGGEMANN/AM<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

33


Betriebe<br />

Tram-Kultur mit Stange<br />

Aktuelles von der Straßenbahn <strong>in</strong> Riga Sie ist Europas Kulturhauptstadt 2014 – und auch<br />

die Straßenbahnhauptstadt Lettlands – Riga! Noch immer fahren auf neun L<strong>in</strong>ien massenhaft Tatra-<br />

Wagen mit Trolleystange durch die Straßen. Doch die Ablösung der Fahrzeuge rückt näher<br />

Irgendwie sehen sie e<strong>in</strong> bisschen unvollständig<br />

aus. Ja, sogar e<strong>in</strong> bisschen<br />

nackt: die über 200 Tatra-Wagen, die jeden<br />

Tag zehntausende Fahrgäste <strong>in</strong><br />

Lettlands Hauptstadt Riga befördern. Auf<br />

dem Dach der Wagen: Ke<strong>in</strong> für die meisten<br />

europäischen Länder so typischer E<strong>in</strong>holmoder<br />

Scherenstromabnehmer, sondern die<br />

klassische Trolleystange, die <strong>in</strong> den meisten<br />

europäischen Straßenbahnstädten schon<br />

seit gut 100 Jahren ausgedient hat!<br />

<strong>Die</strong> Letten schwören aber offenbar darauf.<br />

Außer <strong>in</strong> Riga sorgen nämlich auch <strong>in</strong> Daugavpils<br />

(Dünaburg) noch Trolleystangen für<br />

die Stromaufnahme, nur der Straßenbahnbetrieb<br />

<strong>in</strong> Liepaja (Libau) setzt <strong>in</strong> Lettland auf<br />

„Schere“. Was soll‘s? Es funktioniert ja!<br />

Auf gut 100 Kilometern Streckenlänge und<br />

neun L<strong>in</strong>ien „stängeln“ sich die Tatras jeden<br />

Tag durch die Kulturhauptstadt 2014. Dabei<br />

setzt der Betrieb als e<strong>in</strong>ziges der drei lettischen<br />

Straßenbahnunternehmen ke<strong>in</strong>e gebrauchten<br />

Bahnen aus dem Westen e<strong>in</strong>: Zum<br />

Fahrzeugbestand gehören über 200 modernisierte<br />

T3A und T3MR. Außerdem rücken<br />

nach und nach neue Škoda-Niederflurwagen<br />

an. Mittlerweile s<strong>in</strong>d davon schon 26 dreiund<br />

vierteilige Wagen <strong>in</strong> Riga im E<strong>in</strong>satz, so<br />

dass die stark frequentierten L<strong>in</strong>ien 6 und 11<br />

<strong>in</strong> der Regel komplett oder zum Großteil mit<br />

diesen Wagen bedient werden. Weitere Fahrzeuge<br />

werden die noch sehr gepflegten Tatras<br />

langsam ersetzen.<br />

So oder so: <strong>Die</strong> Reise nach Riga lohnt sich!<br />

Das Straßenbahnnetz erstreckt sich über weite<br />

Teile der Stadt und überrascht an vielen<br />

Stellen mit <strong>in</strong>teressanten Streckenführungen.<br />

Zentraler Knotenpunkt ist die Haltestelle<br />

Centraltirgus <strong>in</strong> der Nähe des Hauptbahnhofs.<br />

Hier herrscht großstädtisches Getümmel,<br />

hier überquert die Bahn im dichten Takt<br />

e<strong>in</strong>en Kanal, um vor den Markthallen des<br />

Hafens jeden Tag tausende Fahrgäste e<strong>in</strong>und<br />

auszuspucken. <strong>Die</strong> Fahrgäste kaufen frisches<br />

Obst, Blumen für den Wohnzimmertisch<br />

und lassen sich manchmal von den Möwen<br />

ihr halbes Fischbrötchen klauen: Riga ist<br />

eben e<strong>in</strong>e alte Hansestadt und damit richtig<br />

maritim! Das liegt wohl vor allem am Fluss<br />

Daugava (Düna), auf den die Straßenbahnwagen<br />

nach dem Verlassen der Haltestelle<br />

mit Blick auf die riesigen Eisenbahn- und Autobrücken<br />

zusteuern.<br />

Anstatt Fahrsche<strong>in</strong>e<br />

elektronische Tickets<br />

Für die Fahrer e<strong>in</strong> alltäglicher Anblick – sie<br />

verkaufen noch während der Fahrt Tickets<br />

für die, die sich vorher ke<strong>in</strong>es mehr beschaffen<br />

konnten. Das ist allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e gute<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Lettland: Riga<br />

RECHTS Willkommen<br />

<strong>in</strong> der Kulturhauptstadt<br />

2014! Von der<br />

Daugava-Brücke aus<br />

haben die Besucher<br />

e<strong>in</strong>en fantastischen<br />

Blick auf die<br />

Altstadt von Riga.<br />

E<strong>in</strong> T3A-Paar macht<br />

sich vor dieser<br />

Kulisse auf den Weg<br />

<strong>in</strong> Richtung<br />

Bišumuiža<br />

LINKS Vor den zen -<br />

tralen Markthallen<br />

<strong>in</strong> der Nähe des<br />

Hauptbahnhofs<br />

laden die Fahrgäste<br />

fast jeden Tag unzählige<br />

Tüten mit<br />

frischem Obst, Gemüse<br />

und Fisch <strong>in</strong><br />

die Straßenbahn e<strong>in</strong><br />

ALLE FOTOS:<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

RECHTS E<strong>in</strong> drei tei li ger<br />

Škoda-Niederflur -<br />

wagen flüchtet vor<br />

e<strong>in</strong>em Gewitter und<br />

streift dabei die<br />

Oper und die<br />

Altstadt von Riga<br />

Entscheidung. In den Bahnen s<strong>in</strong>d die Fahrkarten<br />

vergleichsweise teuer. Dafür gibt es sie<br />

an fast jedem Kiosk <strong>in</strong> der Stadt. Statt e<strong>in</strong>er<br />

Karte aus Pappe oder Papier kauft man <strong>in</strong><br />

Riga e<strong>in</strong> elektronisches Ticket, das nach Belieben<br />

mit Geld aufgeladen werden kann.<br />

Großer Vorteil für Touristen: In Lettland<br />

gibt es seit diesem Jahr den Euro. E<strong>in</strong> Tagesticket<br />

für alle Straßenbahnl<strong>in</strong>ien kostet rund<br />

drei Euro. Es gilt, sobald das Ticket mit dem<br />

Lesegerät <strong>in</strong> der Bahn <strong>in</strong> Berührung kommt.<br />

Also los! Besonders empfehlenswert ist e<strong>in</strong>e<br />

Fahrt mit der L<strong>in</strong>ie 10. Sie fährt von der Haltestelle<br />

Centraltirgus aus über die lange Dünabrücke<br />

und wird ziemlich schnell zur idyllischen<br />

Vorortl<strong>in</strong>ie. Direkt h<strong>in</strong>ter der City geht<br />

es auf zum Teil schmalen Straßen durch ausgedehnte<br />

Parkanlagen mit Hügeln und Seen.<br />

Später führt die 10 e<strong>in</strong>gleisig durch e<strong>in</strong>e mit<br />

Kopfste<strong>in</strong>en gepflasterte Straße, e<strong>in</strong>gerahmt<br />

von den typischen lettischen Wohnhäusern<br />

mit Holzvertäfelung. Das alles lässt sich bequem<br />

aus e<strong>in</strong>em Tatrawagen entdecken – diese<br />

Fahrt macht richtig Spaß!<br />

Riga zu Fuß erkunden, lohnt sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

ebenfalls: Von der Oper aus erreichen<br />

die Besucher direkt die gut erhaltene Altstadt,<br />

den Stadtkern mit se<strong>in</strong>en prächtigen Jugendstilhäusern<br />

und die vielen, wunderschön angelegten<br />

Parkanlagen. Ohneh<strong>in</strong> ist Riga e<strong>in</strong>e<br />

sehr grüne Stadt. Abgesehen von den Straßenbahnen<br />

– fast alle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Hausfarben<br />

Dunkelblau, Hellblau und Weiß lackiert. Das<br />

steht den Wagen zwar sehr gut. Was aber völlig<br />

fehlt: Ansprechende Werbungen, die darauf<br />

h<strong>in</strong>weisen, dass Riga Kulturhauptstadt<br />

ist. Als solche muss sich die Stadt mit ihrer<br />

Straßenbahn und ihrem kulturellen Angebot<br />

nämlich auf ke<strong>in</strong>en Fall verstecken.<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

Anreise und Tramreise<br />

Von Deutschland aus steuern verschiedene Flugl<strong>in</strong>ien<br />

Riga an, zum Beispiel das Unternehmen<br />

„Air Baltic“, das sich auf Flüge <strong>in</strong> den baltischen<br />

Raum spezialisiert hat. Riga ist auch e<strong>in</strong> guter<br />

Ausgangspunkt, um die anderen beiden lettischen<br />

Straßenbahnbetriebe zu besuchen.<br />

Daugavpils (Dünaburg) im Osten des Landes ist<br />

mit e<strong>in</strong>er täglichen Eisenbahnverb<strong>in</strong>dung zu erreichen.<br />

In der zweitgrößten Stadt Lettlands fahren<br />

überwiegend die sehr rustikalen lettischen<br />

RWS-6 sowie russische KTM-5, aber auch ehemalige<br />

Schwer<strong>in</strong>er T3D.<br />

Liepaja (Libau) an der Küste im Westen ist am<br />

besten mit dem Bus angebunden. Dort s<strong>in</strong>d ausschließlich<br />

KT4SU und KT4D im E<strong>in</strong>satz, letztere<br />

aus Erfurt, Cottbus und Gera.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

35


Fahrzeuge<br />

Samba <strong>in</strong> Mülheim<br />

60 Jahre Großraumwagen l<strong>in</strong>ks und rechts der Ruhr Am 19. Februar 1954 g<strong>in</strong>g der erste<br />

vierachsige Großraumwagen mit ungewohnt großer Aufnahmefläche <strong>in</strong> Mülheim an der Ruhr <strong>in</strong><br />

<strong>Die</strong>nst. Elf solche Trieb- und 13 Beiwagen prägten vier Jahrzehnte die dortigen Meterspurgleise<br />

Anfang der 1950er-Jahre war man<br />

auch <strong>in</strong> Mülheim an der Ruhr wieder<br />

wer: Das Wirtschaftswunder<br />

verlieh e<strong>in</strong> neues Selbstbewusstse<strong>in</strong>,<br />

der Sambatanz aus Brasilien erreichte<br />

große Popularität und die deutschen Fußballer<br />

errangen zum ersten Mal den Weltmeistertitel.<br />

In diese Zeit fiel die Aufstockung<br />

und Verjüngung des Wagenparks.<br />

<strong>Die</strong> Betriebe der Stadt Mülheim an der<br />

Ruhr beobachteten die Entwicklung neuer<br />

Straßenbahnwagen sehr genau. <strong>Die</strong> Landesausstellung<br />

„Schiene und Straße“ <strong>in</strong> der<br />

Nachbarstadt Essen vom 8. bis zum 23.<br />

September 1951 zeigte die neuesten Entwicklungen<br />

im Verkehrsbereich und aus der<br />

Industrie. Während die Deutsche Bundesbahn<br />

ihre größte Dampflok <strong>in</strong> Form der<br />

umgebauten 05 003 präsentierte, stellten<br />

die Hersteller von Straßenbahnfahrzeugen<br />

die ersten Großraumzüge für Hannover,<br />

Düsseldorf und Essen vor. Als E<strong>in</strong>richtungswagen<br />

waren die 17,1 Tonnen schweren,<br />

14,10 Meter langen und 2,20 Meter<br />

breiten Fahrzeuge (<strong>in</strong> Düsseldorf 2,35 Meter<br />

breit) mit den elektrisch angetriebenen<br />

neuen Düwag-Falttüren nur auf der rechten<br />

Seite ausgestattet. Mit „nur“ e<strong>in</strong>em Fahrerstand<br />

benötigten sie an den Endstationen<br />

zum Wenden entsprechend Gleisschleifen<br />

oder Umsetzdreiecke. Das Abfertigen der<br />

Fahrgäste erfolgte nach dem <strong>in</strong> den USA<br />

praktizierten Fahrgastfluss-System: Nach<br />

dem E<strong>in</strong>stieg an der großen Heckplattform<br />

verkaufte der Schaffner von se<strong>in</strong>em fest <strong>in</strong>stallierten<br />

Schaffnersitzplatz die Fahrschei-<br />

36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Mülheims Großraumwagen<br />

RECHTS E<strong>in</strong> vom<br />

Tw 229 geführter<br />

Mülheimer Großraumzug<br />

nimmt auf<br />

der Fahrt nach Mülheim<br />

am 26. März<br />

1973 an der Haltestelle<br />

Hamburger<br />

Straße <strong>in</strong> Essen mehrere<br />

Fahrgäste auf.<br />

Seit dem 28. Mai<br />

1977 verkehrt hier<br />

auf dem Mittelstreifen<br />

der A40 die L<strong>in</strong>ie<br />

U18 auf Normalspur<br />

LINKS Fabrikneue Großraumwagen<br />

warten im<br />

alten Mülheimer Betriebs<br />

hof an der Friedrich-Ebert-Straße<br />

auf<br />

ihren E<strong>in</strong>satz auf den<br />

mit der EVAG betriebenen<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsl<strong>in</strong>ien<br />

8 und 18<br />

SLG. AXEL REUTHER (2)<br />

FRITZ ORWAT,<br />

SLG. BERND OEHLERT<br />

UNTEN Der Fahrgastraum<br />

dieser Vierachser<br />

präsentiert sich<br />

mit der Bestuhlung<br />

für den Berufs -<br />

verkehr. <strong>Die</strong> Geräumigkeit<br />

lässt den<br />

Vergleich mit e<strong>in</strong>er<br />

Samba-Tanzfläche zu<br />

ne und fertigte den Wagen ab. Zum Aussteigen<br />

waren die doppelte Mitteltür sowie<br />

die E<strong>in</strong>zeltür beim Fahrer vorgesehen.<br />

<strong>Die</strong> Vorbilder der Mülheimer Wagen<br />

Der ausgestellte Essener Wagen 513 war mit<br />

der gleichen schräg gestellten Frontscheibe<br />

ausgerüstet wie das Fahrzeug 301 für den<br />

Straßenbahnbetrieb <strong>in</strong> Hannover. Bis 1953<br />

nahm die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft,<br />

Abteilung Essener Straßenbahn, sechs<br />

weitere Triebwagen dieser Bauform <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Dabei hatte sich die SEG schon maßgeblich<br />

an der Entwicklung der Großraumwagen<br />

<strong>in</strong> den frühen 1930er-Jahren beteiligt:<br />

Sie stellte <strong>in</strong> Essen 1933 zwei Prototypen<br />

vierachsiger Zweirichtungs-Triebwagen mit<br />

dem neuartigen Tandemantrieb der Waggonfabrik<br />

Uerd<strong>in</strong>gen als Tw 503 und 504 <strong>in</strong><br />

<strong>Die</strong>nst (siehe SM 4/2014, Seiten 48ff.) Hierbei<br />

trieb e<strong>in</strong> längsliegender Motor über Kardangelenke<br />

und spiralverzahnte Räder beide<br />

Achsen der Drehgestelle an. In den Jahren<br />

1939 und 1940 erhielt Mülheims Nachbarstadt<br />

20 ähnliche, aber nicht identische vier-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

37


Fahrzeuge<br />

Der erstgelieferte Mülheimer Großraumwagen – Tw 220 – hat im April 1957 mit e<strong>in</strong>em Beiwagen<br />

die Haltestelle Mülheim-Stadtmitte <strong>in</strong> Richtung Essen verlassen<br />

PETER BOEHM, SLG. AXEL REUTHER<br />

<strong>Die</strong> ersten Nachkriegsjahre <strong>in</strong> Mülheim<br />

Unmittelbar nach dem Ende der Kampfhandlungen<br />

im Ruhrgebiet begann <strong>in</strong> Mülheim der Wiederaufbau.<br />

<strong>Die</strong> Besatzungsmacht und Stadtverwaltung<br />

teilten die Bediensteten der Betriebe der Stadt Mülheim<br />

an der Ruhr am 14. April 1945 zu Reparaturarbeiten<br />

an den Gleisen und Fahrzeugen e<strong>in</strong>. Nur<br />

wenige Strecken waren befahrbar, von den 120<br />

Trieb- und Beiwagen waren 33 Fahrzeuge mehr<br />

oder weniger betriebsbereit. Zum Instandsetzen der<br />

Fahrzeuge mangelte es allerd<strong>in</strong>gs an Materialien.<br />

Hier war Improvisation gefragt. Mit Loren- und Güterwagen<br />

der Straßenbahn fuhren die Männer den<br />

Trümmerschutt ab. <strong>Die</strong> Mitarbeiter leisteten Unvorstellbares,<br />

da bis zum Ende des Jahres 1945 fast alle<br />

Straßenbahnstrecken wieder <strong>in</strong> Betrieb genommen<br />

werden konnten – bis auf e<strong>in</strong>ige Abschnitte im<br />

achsige Wagen. <strong>Die</strong> Entwicklung solcher<br />

Fahrzeuge setzte die ab 1935 zur Waggonfabrik<br />

Uerd<strong>in</strong>gen gehörende Düsseldorfer<br />

Waggonfabrik AG (Düwag) 1949 fort.<br />

Stadtteil Styrum, die nach Brückensprengungen<br />

nicht erreichbar waren. Im Jahr 1946 beförderte die<br />

Straßenbahn <strong>in</strong> Mülheim bereits wieder 27 Millionen<br />

Fahrgäste. Nach der Währungsreform am 20.<br />

Juni 1948 besserten sich die Verhältnisse. <strong>Die</strong> Wiederherstellung<br />

der Strecken gipfelten im Netzanschluss<br />

e<strong>in</strong>er neuen Siedlung <strong>in</strong> Oberdümpten im<br />

Jahre 1952, die heute noch von der L<strong>in</strong>ie 102 bedient<br />

wird. Der Kauf von zehn KSW-Trieb- und fünf<br />

passenden Beiwagen sowie fünf Aufbaumotorwagen<br />

l<strong>in</strong>derte bis 1949 die Kriegsverluste. Inzwischen<br />

zählte der Verkehrsbetrieb jährlich knapp 32 Millionen<br />

Fahrgäste pro Jahr, die er mit veralteten, oft<br />

notdürftig reparierten Zweiachserzügen beförderte.<br />

Ersatz sowie e<strong>in</strong> höheres Platzangebot durch Neubaufahrzeuge<br />

waren dr<strong>in</strong>gend notwendig.<br />

<strong>Die</strong> ersten Bestellungen aus Mülheim<br />

Nachdem der überarbeitete Tandemantrieb<br />

mit Achshohlwellen statt der zuvor verwendeten<br />

Pendelrollenlager die Serienreife erlangt<br />

hatte, bestellten die Betriebe der Stadt Mülheim<br />

an der Ruhr bei der Düwag zunächst<br />

sechs Großraumwagen für E<strong>in</strong>richtungsbetrieb<br />

zum Stückpreis von gut 160.000 DM,<br />

den elektrischen Teil fertigte Siemens. Zu dieser<br />

Zeit hielt man E<strong>in</strong>richtungswagen für<br />

komfortabler als Zweirichter, da sie durch die<br />

geschlossene Bauweise auf der l<strong>in</strong>ken Seite<br />

zugluftfrei waren und mehr Sitzplätze anboten.<br />

Ohne e<strong>in</strong>en zweiten Fahrerplatz samt<br />

Fahrschalter kamen sie auch etwas preiswerter<br />

daher. Der erste Wagen – <strong>in</strong> selbsttragender<br />

Stahlleichtbauweise hergestellt – nahm am<br />

19. Februar 1954 <strong>in</strong> Mülheim den <strong>Die</strong>nst auf.<br />

Zum E<strong>in</strong>satz kamen die neuen Fahrzeuge mit<br />

den Betriebsnummern 220 bis 225 auf den<br />

mit Essen betriebenen Geme<strong>in</strong>schaftsl<strong>in</strong>ien 8<br />

und 18 zunächst solo. An den Endstellen dieser<br />

L<strong>in</strong>ien – <strong>in</strong> Mülheim-Uhlenhorst und <strong>in</strong><br />

Essen-Steele bzw. bei der Verstärkerl<strong>in</strong>ie 8 <strong>in</strong><br />

Essen am Porscheplatz – gab es Gleisschleifen.<br />

Im Mülheimer Gebiet fuhren die neuen Wagen<br />

ab der zweiten Hälfte des Jahres 1954 auf<br />

der L<strong>in</strong>ie 13, nachdem an der Duisburger<br />

Straße/Akazienallee e<strong>in</strong> Gleisdreieck e<strong>in</strong>gerichtet<br />

war und die Endstelle Hauptfriedhof<br />

e<strong>in</strong>e Gleisschleife erhalten hatte. Zum Wenden<br />

<strong>in</strong> Dreiecken verfügten die Fahrzeuge<br />

über entsprechende Heckfahrschalter.<br />

Technische Details der Wagen<br />

Stolz erwähnten die Mülheimer die <strong>in</strong> ihrer<br />

Heimatstadt produzierten Bauteile der neuen<br />

Wagen: die von den Mülheimer Eisenwerken<br />

hergestellten Getriebe und die von der Firma<br />

Neumann gelieferten Lautsprecheranlagen.<br />

<strong>Die</strong> Großraumwagen boten 29 gepolsterte<br />

Sitz- und etwa 80 Stehplätze. Fahrer und<br />

Schaffner führten ihre Tätigkeiten jetzt im Sitzen<br />

aus, während sie zuvor ihre Arbeit täglich<br />

bis zu zehn Stunden stehend verrichtet hatten.<br />

Erstmals steuerten die Fahrer diese Fahrzeuge<br />

nicht mit e<strong>in</strong>er Fahrkurbel, sondern<br />

bedienten den Doppelnockenfahrschalter<br />

mit Schalthilfe über e<strong>in</strong>en Fahrknüppel, wobei<br />

die Bewegung nach vorne „Fahren“ und<br />

nach h<strong>in</strong>ten „Bremsen“ bedeutete (mit dem<br />

Nullkontakt <strong>in</strong> der Mitte der Knüppelführung).<br />

<strong>Die</strong>se Fahrschalter, ausgestattet mit<br />

20 Fahr- (davon elf <strong>in</strong> Serie, acht parallel<br />

und e<strong>in</strong>e mit 30 Prozent Feldschwächung)<br />

sowie 14 Bremsstufen, waren zu dieser Zeit<br />

die modernsten ihrer Art: Sie benötigten im<br />

Verhältnis zu ihrer Leistungsfähigkeit viel<br />

weniger Raum und Gewicht als die älteren<br />

Fahrschalter, weil durch die Doppelnockenschalterbauart<br />

auf die sogenannte Fahr-<br />

Brems-Walze verzichtet werden konnte, was<br />

wiederum Unterhaltskosten e<strong>in</strong>sparte.<br />

Als Antrieb kamen je zwei Motoren des<br />

Typs GB 191 der Siemens-Schuckert-Werke<br />

AG mit e<strong>in</strong>er Leistung von je 95 Kilowatt<br />

zum E<strong>in</strong>bau. <strong>Die</strong> Bremse<strong>in</strong>richtung bestand<br />

aus e<strong>in</strong>er elektrischen Kurzschlussbremse,<br />

elektromagnetischen Schienenbremsen und<br />

e<strong>in</strong>er Handhebelbremse, die durch hydraulische<br />

Druckübertragung auf die Bremstrom-<br />

Der Tw 224 kommt am 31. August 1974 von der<br />

unterirdischen Haltestelle Mülheim Hbf und erklimmt<br />

die provisorische Rampe zur Fahrt nach<br />

Mülheim-Heißen Kirche<br />

WOLFGANG MEIER<br />

38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Mülheims Großraumwagen<br />

meln wirkten. Zum Auslösen der Schienenbremse<br />

und des Sandstreuers stand dem<br />

Fahrer am Armaturenbrett e<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationshebel<br />

zur Verfügung, der mit der rechten<br />

Hand zu bedienen war. <strong>Die</strong> Fronten der neuen<br />

Fahrzeuge verfügten nach Düsseldorfer<br />

Vorbild über e<strong>in</strong>e geradestehende Panorama-W<strong>in</strong>dschutzscheibe.<br />

Ab Werk besaßen<br />

die Wagen von der Bergischen Stahl<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>in</strong> Remscheid ab den 1940er-Jahren hergestellte<br />

automatische Kompaktkupplungen.<br />

Mülheim-Rathausmarkt: Bw 300 – der 1958 erstgelieferte Bw <strong>in</strong> Zweirichtungsvariante – ver stärkt<br />

am 12. April 1962 auf L<strong>in</strong>ie 15 nach Oberhausen den GT6 Nr. 253 WILHELM ECKERT, SLG. WOLFGANG MEIER<br />

E<strong>in</strong>satz der Mülheimer Großraumwagen 1958<br />

L<strong>in</strong>ie 8: Mülheim-Uhlenhorst – Essen, Porscheplatz (bei zwei Mülheimer und zwei Essener Kursen)<br />

L<strong>in</strong>ie 11: Mülheim-Hauptfriedhof – Essen-Stadtwaldplatz (über Essen-Borbeck; bei dieser L<strong>in</strong>ie vermischte<br />

sich der Betrieb mit Zweiachserzügen)<br />

L<strong>in</strong>ie 13: Flughafen – Raffelberg, Duisburger Straße (mit zwei Solowagen bei drei Kursen)<br />

L<strong>in</strong>ie 18: Mülheim-Uhlenhorst – Essen-Steele (vier Mülheimer sowie zwei Essener Züge)<br />

<strong>Die</strong> Anschlusslieferungen<br />

Da sich die neuen Fahrzeuge gut bewährten,<br />

erteilten die Betriebe der Stadt e<strong>in</strong>en Anschlussauftrag<br />

von fünf weiteren Triebwagen<br />

und vier Großraumbeiwagen, die zwischen Januar<br />

und März 1955 als Tw 226 bis 230 und<br />

Bw 186 bis 189 e<strong>in</strong>trafen. <strong>Die</strong> zweite Großraumwagenserie<br />

war ebenfalls mit e<strong>in</strong>er vornehm<br />

wirkenden Innenraum-Holzverkleidung<br />

versehen, aber mit 33 Sitzplätzen ausgerüstet.<br />

Davon waren zehn Doppelsitze als Stapelsitze<br />

ausgeführt, die <strong>in</strong> der Hauptverkehrszeit<br />

auf die nebenstehenden Stühle gestülpt werden<br />

konnten. Durch den Entfall der zehn Sitzplätze<br />

gewann man 23 Stehplätze h<strong>in</strong>zu.<br />

<strong>Die</strong> gut 40.000 DM teuren Beiwagen mit<br />

e<strong>in</strong>em Gewicht von knapp zehn Tonnen<br />

verfügten über die gleiche Sitzplatzanordnung.<br />

Neu war jedoch, dass deren Innenraum<br />

nicht mit Holz, sondern ähnlich wie<br />

bei Omnibussen mit Kunststoff verkleidet<br />

war. Lackiert waren sowohl die Trieb- als<br />

auch Beiwagen <strong>in</strong> Hellelfenbe<strong>in</strong>, unterbrochen<br />

mit e<strong>in</strong>em breiten tannengrünen Farbband<br />

unterhalb der Fenster, das wiederum<br />

mit Chromleisten e<strong>in</strong>gefasst war.<br />

Im Jahre 1958 lieferte die Düwag vier weitere<br />

Großraum-E<strong>in</strong>richtungsbeiwagen, welche<br />

die Betriebe als Bw 190 bis 193 <strong>in</strong> <strong>Die</strong>nst<br />

stellten, so dass jetzt acht Mülheimer Großraumzüge<br />

vornehmlich auf den mit der Essener<br />

Verkehrs-AG (EVAG) betriebenen Geme<strong>in</strong>schaftsl<strong>in</strong>ien<br />

zum E<strong>in</strong>satz kamen – siehe<br />

Kasten. Auf drei Mülheimer Kursen der L<strong>in</strong>ie<br />

11 konnten demnach höchstens zwei Mülheimer<br />

Großraumzüge fahren, die Essener<br />

hatten hier fünf Kurse zu besetzten.<br />

Der Tw 228 biegt im Juni 1973 mit e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />

Bogestra-Beiwagen im Zuge der<br />

Oberen Saarland straße auf der L<strong>in</strong>ie 13 (seit<br />

1980 VRR-L<strong>in</strong>ie 110) <strong>in</strong> die Haltestelle Witthausstraße<br />

e<strong>in</strong> GÜNTER HAPPEL, SLG. BERND OEHLERT<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

39


Fahrzeuge<br />

Der Tw 227 bedient im Dezember 1985 <strong>in</strong> Richtung Mülheim die Haltestelle Siegfriedbrücke. Der<br />

Gelenkwagen vom Typ M8C fährt als Gegenzeug <strong>in</strong> Richtung Friesenstraße REINHARD SCHULZ<br />

Zu erwähnen ist, dass die Essener bis 1956<br />

<strong>in</strong>sgesamt 50 Triebwagen mit schwächerer<br />

Motorleistung erhielten, weil sie zunächst auf<br />

die Doppeltraktion setzten, aber auch entsprechende<br />

Leichtbaubeiwagen <strong>in</strong> Betrieb<br />

nahmen. Bis 1977 rüstete die EVAG dann 20<br />

Großraumwagen mit je zwei 100-Kilowatt-<br />

Motoren für den E<strong>in</strong>satz mit Großraumbeiwagen<br />

um. Ebenfalls im Jahre 1958 erhielt<br />

Mülheim die fünf Zweirichtungsanhänger 300<br />

bis 304 zur Verstärkung von gleichzeitig <strong>in</strong><br />

<strong>Die</strong>nst gestellten Gelenkwagen.<br />

Auch aus der westlichen Nachbarstadt<br />

kamen weitere Großraumwagen nach Mülheim:<br />

Auf der Normalspurl<strong>in</strong>ie 2 setzte die<br />

Duisburger Verkehrsgesellschaft von DU-<br />

Hochfeld Bahnhof-Süd bis zum Mülheimer<br />

Rathaus auf acht Kursen regelmäßig e<strong>in</strong>en<br />

ihrer aus Wagen der Baujahre 1952 und<br />

1954 gebildeten vier Großraumzüge e<strong>in</strong>.<br />

Das war aber nicht von langer Dauer, da<br />

sich die Duisburger auf die Anschaffung von<br />

Gelenkwagen konzentrierten und 1962 ihre<br />

Vierachser entsprechend erweitern ließen.<br />

Für die von den Essenern vom 18. Mai<br />

1952 bis zum 8. April 1958 werktäglich betriebene<br />

Schnellbahnl<strong>in</strong>ie D (Durchgangsl<strong>in</strong>ie<br />

von Essen Hbf bis Mülheim Stadtmitte<br />

und zurück) genügte e<strong>in</strong> Kurs, der im Stundentakt<br />

mit e<strong>in</strong>em Großraumwagen <strong>in</strong> 25<br />

M<strong>in</strong>uten beide Zentren mite<strong>in</strong>ander verband<br />

und an der Stadtgrenze Kurswagen der L<strong>in</strong>ien<br />

8 und 18 überholen konnte – bei e<strong>in</strong>em<br />

Zeitgew<strong>in</strong>n von zehn M<strong>in</strong>uten. Mit dem Beg<strong>in</strong>n<br />

der Ausbauarbeiten auf der Kruppstraße<br />

stellte die EVAG diese L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>. Ab 1963<br />

bewährten sich die Großraumzüge der L<strong>in</strong>ien<br />

8 und 18 auf dem eigenen Bahnkörper der<br />

nun autobahnähnlich ausgebauten Kruppstraße<br />

im Zuge der heutigen Autobahn A 40<br />

mit Geschw<strong>in</strong>digkeiten von bis zu 70 km/h.<br />

Nachbestellung 1956 abgelehnt<br />

und Modernisierungen<br />

Während der Internationale Rat für Gesellschaftstanz<br />

den Samba im Jahre 1959 <strong>in</strong> das<br />

Turnierprogramm der late<strong>in</strong>amerikanischen<br />

Tänze aufnahm, sank das Interesse der Straßenbahnbetriebe<br />

an Vierachsern, da zu dieser<br />

Zeit bereits fassungsstärkere und leistungsfähigere<br />

Gelenkwagen zur Verfügung standen.<br />

So lehnten die Betriebe der Stadt Mülheim an<br />

der Ruhr im Jahr 1956 e<strong>in</strong> Angebot der Düwag<br />

zur Lieferung von fünf weiteren Großraum-Triebwagen<br />

ab. <strong>Die</strong>se Fahrzeuge wären<br />

mit den moderneren, größeren Seitenscheiben<br />

ausgestattet gewesen und hätten die Betriebsnummern<br />

231 bis 235 getragen.<br />

<strong>Die</strong> elf vorhandenen Großraumtriebwagen<br />

waren <strong>in</strong> Mülheim jedoch unverzichtbar.<br />

Analog zur Modernisierung der ab 1958 angeschafften<br />

Mülheimer Gelenkwagen unterzog<br />

sie der Verkehrsbetrieb mehreren Umbauten.<br />

So erhielten alle Wagen ab 1968<br />

Der aus Tw 221 und Bw 183 (ex Bogestra) gebildete Großraumzug verkehrt am 19. Mai 1979 auf L<strong>in</strong>ie 8 als Verstärkerzug bis zum Betriebshof<br />

Mülheim-Broich, hier aufgenommen <strong>in</strong> der Le<strong>in</strong>weberstraße im Mülheimer Zentrum<br />

BERND OEHLERT<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Mülheims Großraumwagen<br />

elektromechanische Federspeicherbremsen<br />

der Bauart Raco. In den Werkstätten von<br />

Mülheim und der EVAG erfolgte bis 1969<br />

auch den Umbau aller Wagen auf schaffnerlosen<br />

Betrieb. Der heutige Museumstriebwagen<br />

227 diente im Jahre 1964 als Prototyp<br />

für den Umbau zum E<strong>in</strong>mannwagen. Dabei<br />

entfiel der Schaffnerplatz, stattdessen erhielt<br />

der Vierachser Fahrsche<strong>in</strong>entwerter und automatisierte<br />

Türschließvorrichtungen. <strong>Die</strong><br />

Befestigung der ab Werk am rechten Türholm<br />

angebrachten vorderen l<strong>in</strong>ken E<strong>in</strong>gangstür<br />

wechselte nach l<strong>in</strong>ks, um dem Fahrpersonal<br />

bei an Haltestellen geöffneter Tür<br />

mehr Bewegungsfreiheit für den Fahrsche<strong>in</strong>verkauf<br />

zu ermöglichen. <strong>Die</strong> Armaturenbretter<br />

erhielten Piktogrammtaster, den E<strong>in</strong>bau<br />

e<strong>in</strong>er Funkanlage kennzeichnete fortan<br />

e<strong>in</strong> schwarzes „F“ auf der Fahrzeugfront.<br />

Äußerlich waren die Wagen nach der Modernisierung<br />

an dreiteiligen Streifen unterhalb<br />

der Fenster zu erkennen, die pflege<strong>in</strong>tensiven<br />

Chromleisten entfielen. Außerdem rüstete das<br />

Werkstattpersonal alle Großraumwagen mit<br />

automatischen Kupplungen der Bauart Scharfenberg<br />

aus. <strong>Die</strong>se verbanden nicht nur die<br />

Wagen, sondern gleichzeitig auch die Lichtund<br />

Bremsleitungen mite<strong>in</strong>ander. Alle Großraumbeiwagen<br />

bekamen zudem Signalan -<br />

lagen, Notbremse<strong>in</strong>richtungen und e<strong>in</strong>e elektrische<br />

Abreißbremse; der Großteil der<br />

Triebwagen erhielt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>holmstromabnehmer<br />

der Bauart Stemmann BS 80.<br />

Am Tw 230 erprobten die Verkehrsbetriebe<br />

e<strong>in</strong>e von der Firma Hann<strong>in</strong>g & Kahl entwickelte<br />

hydraulische Federspeicherbremse;<br />

am Tw 229 testeten sie von Juli 1966 bis zum<br />

August 1972 die elektronische Fahrschaltersteuerung<br />

der Bauart Simatic. <strong>Die</strong> fünf Zweirichtungsbeiwagen<br />

bauten die Betriebe ab<br />

1963 ebenfalls auf schaffnerlosen Betrieb um.<br />

Nach E<strong>in</strong>stellung der L<strong>in</strong>ie 15 auf Oberhausener<br />

Gebiet im Jahr 1971 rüstete man sie zu<br />

E<strong>in</strong>richtungswagen um und teilte ihnen danach<br />

die Betriebsnummern 194 bis 198 zu.<br />

Weitere Beiwagen von der<br />

Bogestra und neuer Lack<br />

Wegen des Bedarfes an zusätzlichen Beiwagen<br />

kauften die Betriebe der Stadt Mülheim<br />

an der Ruhr von der Bochum-Gelsenkirchener<br />

Straßenbahn AG im Jahre 1971 fünf<br />

Großraumanhänger der Baujahre 1955/56<br />

an, die dort als Zweirichtungsfahrzeuge mit<br />

den Betriebsnummern 507 bis 509, 513 und<br />

514 e<strong>in</strong>gesetzt worden waren. Nach der Anpassung<br />

an die Mülheimer Betriebsverhältnisse<br />

und dem Umbau auf schaffnerlosen<br />

E<strong>in</strong>richtungsverkehr g<strong>in</strong>gen sie <strong>in</strong> Mülheim<br />

zwischen Juni 1972 und Januar 1973 als Wagen<br />

181 bis 185 <strong>in</strong> Betrieb. Sie unterschieden<br />

sich von den e<strong>in</strong>heimischen Wagen durch ihre<br />

Türanordnung 2-1-1 (von h<strong>in</strong>ten aus gezählt),<br />

boten 37 Sitzplätze aus Durofol-Werkstoff<br />

<strong>in</strong> Abteilform und 78 Stehplätze. An-<br />

Am 3. November 1979<br />

verlässt Tw 224 mit<br />

e<strong>in</strong>em ehema ligen<br />

Bogestra-Beiwagen<br />

die Stadtmitte am<br />

Berl<strong>in</strong>er Platz zum<br />

Uhlenhorst<br />

BERND OEHLERT<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip des<br />

Fahrgastflusses<br />

entnahmen die<br />

Fahrgäste ab 1955<br />

den Fahrplänen<br />

SLG. BERND OEHLERT<br />

fangs waren sie noch beige lackiert, ab 1976<br />

bekamen sie die neue gelbe Farbgebung und<br />

verstärkten auf allen Mülheimer L<strong>in</strong>ien das<br />

Angebot sowohl h<strong>in</strong>ter vierachsigen Großraumwagen<br />

als auch h<strong>in</strong>ter Sechsachsern.<br />

Nach erfolgter Hauptuntersuchung kam<br />

mit Tw 222 am 1. Mai 1975 der erste Großraumtriebwagen<br />

<strong>in</strong> gelber Farbgebung auf<br />

der L<strong>in</strong>ie 13 <strong>in</strong> Betrieb. Allerd<strong>in</strong>gs wies er<br />

im Gegensatz zum im Jahre 1974 umlackierten<br />

Gelenkwagen 254 und dem <strong>in</strong>zwischen<br />

gelb lackierten Bw 198 e<strong>in</strong> gelbes<br />

Dach auf, um auch diese Farbvariante zu<br />

testen. Nach e<strong>in</strong>er Woche ließ die Betriebsleitung<br />

das Dach des Tw 222 allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>s<br />

pflegeleichtere Grau ändern. Nach diesem<br />

Schema lackierten die Verkehrsbetriebe<br />

fortan alle Straßenbahnwagen im Rahmen<br />

von Hauptuntersuchungen entsprechend<br />

neu. Lediglich die Tw 223 und 225 sowie<br />

mehrere Großraumbeiwagen verkehrten bis<br />

zu ihrem Ausscheiden mit dem alten hellelfenbe<strong>in</strong>-farbenen<br />

Anstrich.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus erhielten alle Großraumwagen<br />

ab Ende der 1970er-Jahre neue Vordertüren<br />

mit fast bis <strong>in</strong> Fußbodenhöhe herunterreichender<br />

Verglasung.<br />

<strong>Die</strong> letzten E<strong>in</strong>satzjahre<br />

<strong>Die</strong> Tw 222 und 225 setzten die Betriebe der<br />

Stadt Mülheim bei Bedarf als Fahrschulwagen<br />

e<strong>in</strong>. Nach dem Beg<strong>in</strong>n des Umbaus der Kruppstraße<br />

auf Stadtbahnbetrieb beschränkte sich<br />

das E<strong>in</strong>satzgebiet der Vierachser ab dem<br />

7. April 1974 fast ausschließlich auf das<br />

Mülheimer Straßenbahnnetz. Nur auf der L<strong>in</strong>ie<br />

104 kamen die Wagen noch bis auf Essener<br />

Gebiet. Der Tw 225 und der Bw 187 fuhren<br />

allerd<strong>in</strong>gs im Rahmen e<strong>in</strong>er Sonderfahrt<br />

am 13. Juli 1987 durch das westliche Ruhrgebiet,<br />

hauptsächlich durch Mülheim und Essen.<br />

Im Frühjahr 1982 führte die Ruhrgebietstour<br />

sogar bis zum Hauptbahnhof von<br />

Reckl<strong>in</strong>ghausen. Der aus den frisch lackierten<br />

Tw 230 und Bw 189 gebildete Zug verkehrte<br />

an diesem Tag als e<strong>in</strong>e der vielen Abschiedsfahrten<br />

zur Vestischen Straßenbahn.<br />

Während die letzten Essener Vierachser<br />

im November 1982 den Weg des alten Eisens<br />

g<strong>in</strong>gen, schieden die Mülheimer Großraumbeiwagen<br />

ab 1981 und die Großraumtriebwagen<br />

ab 1984 aus. Nach e<strong>in</strong>em<br />

Unfall musterten die Betriebe im Mai 1984<br />

als erstes den Tw 223 aus. Im September<br />

1984 traf es dann die gelb lackierten Tw<br />

221 und 224. <strong>Die</strong> letzten beiden Großraumtriebwagen<br />

blieben bis zur Anlieferung<br />

der Niederflur-Wagenserie 201 bis 204 im<br />

Jahre 1995 <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Den Tw 230 und die Bw 185 sowie 186<br />

gaben die Betriebe 1995 an e<strong>in</strong> im Aufbau<br />

bef<strong>in</strong>dliches Museum nach Schwerte ab. Sie<br />

kehrten später auf unerwartete Weise <strong>in</strong><br />

den Regeldienst zurück: Nach der Schließung<br />

des Museums übernahm die drei<br />

Fahrzeuge im Dezember 1998 der Straßen-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

41


Fahrzeuge<br />

Am 31. August 1997<br />

f<strong>in</strong>den anlässlich<br />

des 100. Jubiläums<br />

der Mülheimer<br />

Straßenbahn auch<br />

Stadtrundfahrten<br />

mit dem Museums -<br />

triebwagen 227<br />

statt. Er startet am<br />

Betriebshof, der im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es Tages<br />

der offenen Tür für<br />

alle Interessierte<br />

geöffnet ist<br />

BERND OEHLERT (2)<br />

bahnbetrieb im rumänischen Arad, um damit<br />

se<strong>in</strong>en Wagenpark weiter zu modernisieren.<br />

Auch der zunächst <strong>in</strong> Mülheim als<br />

Museumsbeiwagen vorgesehene Bw 183<br />

kam im Jahr 2000 nach Rumänien. <strong>Die</strong>se<br />

vier Fahrzeuge standen dort bis zum Jahr<br />

2009 <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Das Museumsstück Tw 227<br />

Der Tw 227 wird <strong>in</strong> Mülheim als betriebsfähiges<br />

Museumsfahrzeug vorgehalten, seit<br />

1993 trägt er wieder das Farbschema von<br />

1964. E<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er ersten E<strong>in</strong>sätze als historischer<br />

Wagen absolvierte er – noch behängt<br />

mit dem ehemals Bochumer Bw 183 – anlässlich<br />

der 100-Jahr-Feier der Essener Straßenbahn<br />

am 22. August 1993 auf der Ausstellung<br />

<strong>in</strong> der Schwer<strong>in</strong>er Straße und beim<br />

anschließenden Wagenkorso. Weitere E<strong>in</strong>sätze<br />

fanden am 31. August 1997 zur 100-<br />

Jahr-Feier der Mülheimer Straßenbahn auf<br />

e<strong>in</strong>er Sonderl<strong>in</strong>ie zwischen Betriebshof und<br />

Am 17. Mai 1999 –<br />

dem „Vatertag“ –<br />

genießen die Fahrgäste<br />

im Tw 227 e<strong>in</strong>e Ruhr -<br />

gebietsrundfahrt<br />

Länge<br />

Breite<br />

Drehzapfenabstand<br />

Leistung<br />

Masse<br />

Daten & Fakten: Mülheims Großraumwagen<br />

Baujahr Betriebsnummern Stückzahl<br />

1954 Tw 220 bis 225 6<br />

1955 Tw 226 bis 230 5<br />

14,10 Meter<br />

2,20 Meter<br />

6,00 Meter<br />

2 x 95 Kilowatt<br />

17,1 Tonnen<br />

Baujahr Betriebsnummern Stückzahl<br />

1955 Bw 186 bis 189 4<br />

1958 Bw 190 bis 193 4<br />

1958 Bw 300 bis 304 5<br />

(ab 1965 > Bw 194 bis 198)<br />

von Bogestra 1955/56 ab 1972/73 <strong>in</strong> Mülheim 5<br />

übernommen als Bw 181 bis 185<br />

Hauptfriedhof sowie am 12. September<br />

1998 anlässlich des RÜ-Festes im Essener<br />

Stadtteil Rüttenscheid statt, als er zwischen<br />

Holsterhauser Platz und Essen-Borbeck<br />

pendelte.<br />

Inzwischen mit dem Mülheimer Stadtwappen<br />

„nachgerüstet“, kam der Museums -<br />

wagen zu Sonderfahrten im Ruhrgebiet sogar<br />

bis Wanne-Eickel. Zum 125. Jubiläum<br />

der Essener Straßenbahn verkehrte er am<br />

21. September 2013 mit Fahrpersonal der<br />

Verkehrshistorischen Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

(VHAG) der Mülheimer Verkehrsgesellschaft<br />

zwischen den Gleisschleifen Knappschaftskrankenhaus<br />

<strong>in</strong> Steele und Katernberg im<br />

Osten Essens, nachdem Technik-Spezialisten<br />

der VHAG-EVAG e.V. bei der Instandsetzung<br />

des zuvor aufgrund von Fahrschalterschäden<br />

abgestellten Wagens geholfen<br />

hatten.<br />

Aktuell steht der Mülheimer Großraumwagen<br />

ohne E<strong>in</strong>schränkung für Sonderfahrten<br />

zur Verfügung. Den Fahrdienst und<br />

die Vermietung übernehmen die Mitglieder<br />

der VHAG-MVG e.V. – dieser Vere<strong>in</strong> ist per<br />

Post auf der Duisburger Straße 78 <strong>in</strong> 45479<br />

Mülheim, im Netz unter www.mhvg.de/<br />

Service/Nostalgiefahrten.html oder unter<br />

der Telefonnummer (02 01) 82 61 455 erreichbar.<br />

Im nächsten Jahr blickt Tw 227<br />

dann auf e<strong>in</strong> „erlebnisreiches“ Sechzigjähriges<br />

zurück.<br />

BERND OEHLERT<br />

42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Fahrzeuge<br />

<strong>Die</strong> Dortmunder Stadtwerke (DSW) setzen als e<strong>in</strong>ziger Betrieb auch dreiteilige<br />

Stadtbahnwagen B e<strong>in</strong>. Der Tw 349, hier am 1. Februar 1997 bei Westerfilde,<br />

gehört zu den elf nachträglich mit e<strong>in</strong>em Mittelteil ausgerüsteten B-Wagen<br />

CHRISTIAN WENGER<br />

<strong>Die</strong> Längsten und Jüngsten<br />

Stadtbahnwagen B <strong>in</strong> Dortmund und Bochum Seit 1986 fahren <strong>in</strong> Dortmund spezielle<br />

B-Wagen, und nur hier trifft man – seit 1996 – diesen Fahrzeugtypen auch als dreiteiligen Achtachser<br />

an. Auch die BOGESTRA orderte für ihre e<strong>in</strong>zige Normalspurl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>sgesamt 25 B-Wagen<br />

<strong>Die</strong> ab 1986 an die Dortmunder Stadtwerke<br />

(DSW) gelieferten B-Wagen<br />

s<strong>in</strong>d der zweiten Generation zuzurechnen.<br />

Im Vergleich zu den Lieferungen<br />

an andere Betriebe gibt es aber e<strong>in</strong>ige<br />

betriebsspezifische Besonderheiten. Zwar<br />

stammt der wagenbauliche Teil ebenfalls von<br />

der Düsseldorfer Waggon fabrik AG (Düwag),<br />

die elektrische Ausrüstung jedoch von der<br />

AEG (Motoren) und BBC/Kiepe (übrige Elektrik).<br />

<strong>Die</strong> Sitz- und Raum aufteilung ist weitgehend<br />

identisch mit den fünf 1985 nach<br />

Essen gelieferten Wagen. Am Gelenkportal<br />

bef<strong>in</strong>det sich allerd<strong>in</strong>gs auf Anordnung der<br />

Landesregierung anstelle der <strong>in</strong> Köln üblichen<br />

Längssitzbank jeweils auf e<strong>in</strong>er Seite e<strong>in</strong> Beh<strong>in</strong>dertensitz<br />

mit Aufstützhandlauf – wie<br />

auch bei den Düsseldorfer Wagen. <strong>Die</strong> erste<br />

Liefererserie für Dortmund umfasste 1986 die<br />

zehn Wagen Nr. 301 bis 310.<br />

<strong>Die</strong> Wagenkästen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Stahlleichtbauweise<br />

erstellt und entsprechen den für die<br />

meisten Betriebe gelieferten Wagen. Auch<br />

die Drehgestellbauweise ist unverändert.<br />

Das Leergewicht sank gegenüber den mit<br />

38,4 Tonnen bereits gewichtsoptimierten<br />

Essener Wagen noch e<strong>in</strong>mal im 900 Kilogramm<br />

auf 37,5 Tonnen. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> herkömmlicher<br />

Stahlbauweise gefertigten Düsseldorfer<br />

B-Wagen der Serie 4000 wogen h<strong>in</strong>gegen<br />

43,4 Tonnen. Da die Dortmunder Fahrer<br />

ke<strong>in</strong>e Fahrausweise verkaufen, verzichteten<br />

die DSW auf die E<strong>in</strong>zeltüren an den Wagenenden.<br />

Pro Seite des Gelenkwagens stehen<br />

somit vier Doppeltüren zur Verfügung.<br />

E<strong>in</strong>e Neuheit für den B-Wagen waren die<br />

erstmals an Stelle von Schiebe- oder Falttüren<br />

verwendeten Außenschwenktüren. <strong>Die</strong>se<br />

gleichen denen der Stuttgarter Stadtbahnwagen,<br />

arbeiten sehr geräuscharm und<br />

reduzieren den Wartungsaufwand an der<br />

Mechanik erheblich. E<strong>in</strong>e Mittelstange im<br />

Bereich der Türöffnung gibt es nicht, weshalb<br />

auch für Rollstuhlfahrer und K<strong>in</strong>derwagen<br />

überall e<strong>in</strong> ungeh<strong>in</strong>derter Zugang<br />

möglich ist.<br />

Den E<strong>in</strong>stieg führte die Düwag nur zweistufig<br />

aus, da die Wagen ausschließlich an<br />

90 Zentimeter hohen Bahnsteigen verkehren<br />

sollten. E<strong>in</strong>e Klappstufe ermöglicht aber<br />

auch den Zustieg von 35 Zentimeter hohen<br />

Bahnsteigen. <strong>Die</strong> Schwenkstufen unterhalb<br />

der Schürze entfielen. An der vorderen rechten<br />

Doppeltür ist aber für den Fahrere<strong>in</strong>stieg<br />

vom Schienenniveau e<strong>in</strong> Steigbügel unterhalb<br />

der Schürze vorgesehen.<br />

Abweichende Lackierung<br />

bei erster Dortmunder Serie<br />

Bei den zehn 1986 nach Dortmund gelieferten<br />

B-Wagen g<strong>in</strong>gen die DSW erstmals vom<br />

zuvor üblichen braun/beigen Außenanstrich<br />

ab: <strong>Die</strong> Fahrzeuge trugen die Stadtfarben<br />

Rot/Weiß. <strong>Die</strong>se Lackierung wich jedoch <strong>in</strong><br />

der Ausführung vom „E<strong>in</strong>heitsanstrich“ der<br />

meisten B-Wagen ab, denn das Fensterband<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


B-Wagen<br />

und die Rammbohle an den Stirnseiten waren<br />

weiß und die Wandflächen unterhalb der<br />

Fenster mit Ausnahme e<strong>in</strong>es schmalen weißen<br />

Absetzstreifens rot gehalten. <strong>Die</strong> Türen<br />

mit den ovalen Fensteröffnungen hatten<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e weiße Lackierung erhalten.<br />

Als gelungen bezeichnen Stadtbahnkenner<br />

die Fahrgastraumausstattung. Cremefarbene<br />

Seitenwände kontrastieren gut mit der<br />

braunen Holzmaserung der Fahrerraumtrennwände<br />

und Sitzverkleidungen an den<br />

Auffangräumen. <strong>Die</strong> weiße Decke mit Resopal-Oberfläche<br />

weist zwei durchgehende<br />

Leuchtbänder mit Alu-Raster-Abdeckung<br />

auf. <strong>Die</strong> Polstersitze s<strong>in</strong>d mit rotem Wollplüsch<br />

bezogen, die Haltestangen mit rotem<br />

Kunststoff ummantelt und der Fußboden<br />

besteht aus hellgrauem, rauen Spoknolbelag.<br />

E<strong>in</strong>e Novität für B-Wagen ist das Fehlen<br />

von Entwerteranlagen im Fahrgastraum,<br />

was die Verkabelung erheblich vere<strong>in</strong>facht.<br />

Da die Abfertigung <strong>in</strong> Dortmund an den<br />

Stationen mit Automaten und Entwertern<br />

erfolgt, konnte hierauf verzichtet werden.<br />

Der Fahrerraum ist ausschließlich durch<br />

e<strong>in</strong>e Drehtür <strong>in</strong> der Trennwand vom Fahrgastraum<br />

her zugänglich. <strong>Die</strong> Trennwand<br />

erhielt zusätzlich auf der l<strong>in</strong>ken Seite Glasscheiben<br />

für den Sichtkontakt zwischen<br />

Fahrer und Fahrgästen. <strong>Die</strong> auch bei Doppelzugbetrieb<br />

mögliche Sicht durch den<br />

ganzen Zug dient auch der Vorbeugung von<br />

Vandalismusschäden.<br />

<strong>Die</strong> L<strong>in</strong>iennummern- und Ziel-Rollbandbeschilderung<br />

an den Stirnseiten und an den<br />

Wagenseiten ist mit dem IBIS-Steuergerät<br />

auf dem Armaturenbrett e<strong>in</strong>zustellen. Wie<br />

auch die Kölner Wagen der zweiten Generation<br />

verfügen die Dortmunder Wagen<br />

über e<strong>in</strong>e Haltestellen-Perlschnur auf der Innenseite<br />

der wagenseitigen Anzeige, auf der<br />

e<strong>in</strong> roter Lichtpunkt die nächstfolgende<br />

Haltestelle anzeigt. E<strong>in</strong> roter Pfeil verweist<br />

auf die Fahrtrichtung.<br />

Parallelen zu anderen<br />

Stadtbahnwagen<br />

Wie die meisten B-Wagen anderer Städte erhielten<br />

die Dortmunder Fahrzeuge e<strong>in</strong>e<br />

Choppersteuerung mit Netzrückspeisung.<br />

Dazu baute die Düwag flüssigkeitsgekühlte<br />

Chopper e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Antriebs- und Bremssteuerung<br />

ist <strong>in</strong> Mikroprozessortechnik erstellt.<br />

Für die Bordnetzversorgung wählte der Hersteller<br />

e<strong>in</strong>en statischen Umformer der Firma<br />

AEG. Der Antrieb ist für e<strong>in</strong>e Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 80 km/h ausgelegt.<br />

Der Stromabnahme dient der schon bei<br />

den Stadtbahnwagen N bewährte Scheren-<br />

Der noch fast werksneue Dortmunder Tw 302 kurz nach Aufnahme des Betriebes auf der L<strong>in</strong>ie<br />

U41 im Frühjahr 1987 am Hochbahnsteig der Haltestelle Immermannstraße AXEL REUTHER (2)<br />

<strong>Die</strong> Dortmunder L<strong>in</strong>ie U49 ist teils <strong>in</strong> Mittellage der B54 trassiert. Von e<strong>in</strong>er Brücke über diese<br />

Bundesstraße s<strong>in</strong>d Blicke auf das Dach der e<strong>in</strong>gesetzten B-Wagen möglich, hier der dreiteilige<br />

Tw 348 im April 2014 vor der Haltestelle Westfalenpark<br />

FELIX FÖRSTER<br />

E<strong>in</strong> von den DSW aus Bonn übernommener<br />

Stadtbahnzug erreicht im Oktober 2007 die<br />

Endstation Grevel der L<strong>in</strong>ie U42. <strong>Die</strong> ersten acht<br />

Bonner Wagen trugen zunächst alle Eigenwerbung<br />

der Stadtwerke <strong>in</strong> zwei Ausführungen<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

45


Fahrzeuge<br />

Ausschließlich <strong>in</strong> Dortmund fährt der<br />

B-Wagen auch <strong>in</strong> achtachsiger Version<br />

SLG. AXEL REUTHER (2)<br />

Seitenansicht und Grundriss<br />

der sechsachsigen<br />

Dortmunder B-Wagen<br />

Den seit mehr als zwei Jahrzehnten e<strong>in</strong>gesetzten B-Wagen der Bogestra sieht man ihr Alter nicht<br />

an, wie diese Aufnahme vom Juni 2014 im Untergrund von Herne zeigt<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

stromabnehmer mit Doppelwippe der Firma<br />

Stemmann. Um die Möglichkeit des gegenseitigen<br />

Abschleppens zu gewährleisten, erhielten<br />

die B-Wagen die mit den N-Wagen<br />

identischen BSI-Kupplungen. <strong>Die</strong> Kupplungsachse<br />

liegt daher mit 450 Millimeter<br />

über SOK für Stadtbahnwagen recht niedrig.<br />

B 80 C und N8C waren dann jedoch nur<br />

mechanisch kuppelbar, nicht elektrisch.<br />

Bei den ab Januar 1991 gelieferten Serien<br />

(das Baujahr der ersten Wagen war noch<br />

1990) kam es zu e<strong>in</strong>igen Änderungen gegenüber<br />

der ersten Serie von 1986. Während im<br />

technischen Bereich nur der E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>es<br />

Fehlerdiagnose-Gerätes im Fahrerstand zu<br />

erwähnen ist, betreffen die augenfälligen Veränderungen<br />

Lackierung, Fahrgastsitze (ab<br />

Tw 355) und Zielbeschilderung. <strong>Die</strong> Wagen<br />

s<strong>in</strong>d im neuen Farbschema der DSW mehrheitlich<br />

weiß lackiert. Lediglich die Rammbohle<br />

an der Stirnfront und das Wagendach<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Rot gehalten, ebenso e<strong>in</strong> umlaufendes<br />

Zierband im Bereich der Wagenschürze.<br />

Neue L<strong>in</strong>ienfilme zeigen anstatt e<strong>in</strong>er weißen<br />

Nummer auf blauem Grund e<strong>in</strong>e weiße<br />

Nummer auf der Untergrundfarbe der jeweiligen<br />

L<strong>in</strong>ie (die Wagen der ersten Serie<br />

rüsteten die DSW mit derartigen L<strong>in</strong>ienfilmen<br />

nach). Von 1990 bis 1994 lieferte die<br />

Düwag <strong>in</strong> dieser Form 44 Wagen (Tw 311 bis<br />

354) nach Dortmund. <strong>Die</strong> Wagen der Erstserie<br />

passten die DSW nach und nach dem neuen<br />

Farbschema an. <strong>Die</strong> Ziel- und Seitenbänder<br />

der Wagen s<strong>in</strong>d mittlerweile durch<br />

elektronische Anzeigen ersetzt worden.<br />

<strong>Die</strong> Idee zum Mittelteil<br />

Bereits Ende der 1970er-Jahre gab es Pläne,<br />

die Kapazität von B-Wagen durch E<strong>in</strong>fügen<br />

e<strong>in</strong>es zusätzlichen Mittelteiles zu erweitern.<br />

E<strong>in</strong> entsprechendes Vorhaben <strong>in</strong> Köln verfolgte<br />

der dortige Verkehrsbetrieb aber<br />

nicht weiter.<br />

Am Eröffnungstag der ersten Teilstrecke der Bogetra-L<strong>in</strong>ie<br />

U35 steht Tw 6001 am 2. September<br />

1989 im Betriebshof Riemke AXEL REUTHER<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


B-Wagen<br />

Verwendete Literatur<br />

Spathmann, M. und Brunnecker, U.: <strong>Die</strong> elektrische<br />

Ausrüstung für die neuen Stadtbahnwagen<br />

B 80 D der Bochum-Gelsenkirchener<br />

Straßenbahnen AG, <strong>in</strong>: Stadtverkehr, Heft 9/1988<br />

NN: Stadtbahnwagen B80D für Bochum, <strong>in</strong>:<br />

Stadtverkehr, Heft 3/1989<br />

NN: Neues von der Stadtbahn Dortmund –<br />

Stadtbahnwagen B80 C für die Dortmunder<br />

Stadtwerke (DSW) <strong>in</strong>: Stadtverkehr, Heft 7/1987<br />

Kapazitätsengpässe und die sich ergebende<br />

Notwendigkeit, teilweise <strong>in</strong> Dreifachtraktion<br />

zu fahren, bewogen die Dortmunder<br />

Stadtwerke Ende 1994, dieses Projekt<br />

wieder aufzugreifen. Zum e<strong>in</strong>en bot das die<br />

Möglichkeit, das Platzangebot ohne neue<br />

Fahrzeuge zu erweitern, und zum anderen<br />

genügt anstatt e<strong>in</strong>er Doppeltraktion oft e<strong>in</strong><br />

achtachsiger E<strong>in</strong>zelwagen, was Fahrzeuge<br />

für andere Verstärk ungen freisetzt.<br />

Im Herbst 1995 bestellten die DSW für<br />

die elf damals jüngsten Wagen der Baujahre<br />

1993/94 je e<strong>in</strong> Mittelteil. <strong>Die</strong> damit <strong>in</strong> der<br />

zweiten Jahreshälfte 1996 ergänzten Tw<br />

344 bis 354 fuhren danach auf den L<strong>in</strong>ien<br />

U41 und U42 im Zugverband mit Sechsachsern,<br />

nach Abschluss der Streckenanpassungen<br />

ab Herbst auch e<strong>in</strong>zeln auf der<br />

U47 nach Aplerbeck.<br />

Durch das Mittelteil erhöhte sich die Länge<br />

der Wagen um zehn auf 38 Meter, das<br />

Gewicht stieg von 37,5 auf 50 Tonnen und<br />

das Platzangebot vergrößerte sich um 80<br />

Plätze auf 260, davon 96 Sitze.<br />

Der Tw 343 erhielt im Mai 1998 ebenfalls<br />

e<strong>in</strong> Mittelteil, das <strong>in</strong> den Abmessungen<br />

zwar den Stahlbauten der Düwag entsprach,<br />

aber mehrheitlich aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK) gefertigt war<br />

und als Erprobungsträger diente. <strong>Die</strong>se Bauweise<br />

sollte e<strong>in</strong>e Gewichtsreduzierung von<br />

etwa 25 Prozent gegenüber der Stahlbauweise<br />

ermöglichen. In der Praxis bewährte<br />

sie sich jedoch nicht, so dass die DSW das<br />

Mittelteil 2001 entfernen ließen. Seitdem<br />

verkehrt Tw 343 wieder als Sechsachser.<br />

Parallel zum Versuch mit dem GFK-Mittel<br />

lieferte die Düwag <strong>in</strong> den Jahren<br />

1998/99 zehn ab Werk achtachsige B-Wagen<br />

– die Tw 355 bis 364 (jeweils mit Mittelteilen<br />

aus Stahl). Doch damit war der<br />

Fahrzeugbedarf <strong>in</strong> Dortmund noch immer<br />

nicht gedeckt. Daraufh<strong>in</strong> übernahmen die<br />

DSW im Jahr 2004 aus Bonn 13 gebrauchte<br />

B-Wagen der ersten Generation. Davon<br />

rüsteten die Stadtwerke letztendlich aber<br />

nur zehn als Tw 401 bis 410 für den L<strong>in</strong>iendienst<br />

<strong>in</strong> Dortmund um. Zwei dienten<br />

von Anfang an als Ersatzteilspender, beim<br />

13. Wagen hatten die Werkstattmitarbeiter<br />

mit dem Umbau für den L<strong>in</strong>iendienst bereits<br />

Der 1994 gebaute Dortmunder Tw 353 erhielt nachträglich e<strong>in</strong> Mittelteil. André Rogalla fotografierte<br />

ihn im warmen Abendlicht an der Stadtbahnhaltestelle Obernette<br />

Aktuelle Beiträge über B-Wagen im <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Heft Titel Untertitel<br />

9/13 Vom Kompromiss zum Erfolgsmodell 40 Jahre Stadtbahnwagen B<br />

10/13 Das Vorbild vieler Sechsachser 40 Jahre Stadtbahnwagen B – Teil 2<br />

11/13 Reif für Veränderungen 40 Jahre Stadtbahnwagen B – Teil 3<br />

12/13 <strong>Die</strong> Geschichte geht weiter Dritte Generation B-Wagen für Köln und Bonn<br />

1/14 Neuer Anblick – aber alte Wagen Veränderungen an B-Wagen für Bonn und Köln<br />

5/14 Vielfalt statt E<strong>in</strong>heitsbrei Stadtbahnwagen B <strong>in</strong> Düsseldorf und Duisburg<br />

7/14 Nicht nur anders lackiert Stadtbahnwagen B <strong>in</strong> Mülheim und Essen<br />

begonnen, brachen ihn aber ab. Er diente<br />

danach ebenfalls als Ersatzteilspender, ehe<br />

ihn die DSW 2013 gänzlich zerlegen ließen.<br />

<strong>Die</strong> Stadtbahnwagen der Bogestra<br />

Für die erste normalspurige Stadtbahnl<strong>in</strong>ie<br />

der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen<br />

(Bogestra) lieferte die Düwag <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1988/89 e<strong>in</strong>e Serie von 13 Wagen<br />

(Tw 6001 bis 6013) mit e<strong>in</strong>er elektrischen<br />

Ausrüstung von Siemens und Kiepe aus.<br />

<strong>Die</strong>se Fahrzeuge s<strong>in</strong>d der zweiten Generation<br />

zuzurechnen und entsprechen vom<br />

Grundpr<strong>in</strong>zip her den an andere Betriebe<br />

gelieferten Wagen. Wie schon die Dortmunder<br />

Wagen haben sie ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zeltüren<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

47


Fahrzeuge<br />

Seitenansicht und Grundriss der Bogestra-B-Wagen<br />

Stadtbahnwagen B für den Rhe<strong>in</strong>-Ruhr-Raum<br />

Nummern Stück Baujahr Type Bemerkung Türanordnung Art Stromabnehmer<br />

BOGESTRA<br />

6001–6013 13 1988/89 B 80 D 0-2-2/2-2-0 D V<br />

6014–6025 12 1992/93 B 80 D 0-2-2/2-2-0 D V<br />

Summe 25<br />

DORTMUND<br />

301–310 10 1986 B 80 C (B6) 2. Gen. 0-2-2/2-2-0 D V<br />

311–324 14 1990/91 B 80 C (B6) 2. Gen. 0-2-2/2-2-0 D V<br />

325–334 10 1992 B 80 C (B6) 2. Gen. 0-2-2/2-2-0 D V<br />

335–343*** 9 1993 B 80 C (B6) 2. Gen. 0-2-2/2-2-0 D V<br />

344 1 1993 B 80 C (B8*) 2. Gen. 0-2-2/2-2-0* D V<br />

345–354 10 1994 B 80 C (B8*) 2. Gen. 0-2-2/2-2-0* D V<br />

355–364 10 1998/99 B 80 C (B8) 2. Gen. 0-2-2/2/2-2-0 D V<br />

Summe 64<br />

DÜSSELDORF<br />

4001–4012 12 1981 B 80 D 2. Gen. 1-2-2/2-2-1 ** F E<br />

4101–4104 4 1988 B 80 D 2. Gen. **** 1-2-2/0-2-0 F V<br />

4201–4243 43 1985/86 B 80 D 2. Gen. Alu 1-2-2/2-2-0 F V<br />

4244–4255 12 1987 B 80 D 2. Gen. Alu 1-2-2/2-2-0 F V<br />

4256–4269 14 1988 B 80 D 2. Gen. Alu 1-2-2/2-2-0 F V<br />

4270–4288 19 1992/93 B 80 D 2. Gen. Alu 1-2-2/2-2-0 F V<br />

Summe 104<br />

DUISBURG<br />

4701–4714 14 1983/84 B 80 C 2. Gen. 1-2-2/2-2-0 F E<br />

4715–4718 4 1984/85 B 80 C 2. Gen. **** 1-2-2/0-2-0 F E<br />

Summe 18<br />

ESSEN<br />

5101–5111 11 1976 B 80 C ex B100S 1-2-2/2-2-1** S E<br />

5121–5128 8 1978 B 80 C ex B100S 1-2-2/2-2-1 F E<br />

5141–5145 5 1985 B 80 C 2. Gen. 0-2-2/2-2-0 F E<br />

Summe 24<br />

MÜLHEIM/RUHR<br />

5012–5016 5 1976 B 80 S 1-2-2/2-2-1** S E<br />

5031–5032 2 1985 B 80 C 2. Gen. 0-2-2/2-2-0 S E<br />

Summe 7<br />

SLG. AXEL REUTHER<br />

Türanordnung: 0 = ke<strong>in</strong>e Tür; 1 = e<strong>in</strong>fache Tür; 2 = Doppeltüren; ** = nachträglich E<strong>in</strong>zeltüren ausgebaut;<br />

D = Drehschwenktür; F = Falttür; S = Schwenkschiebetür<br />

Stromabnehmer: E = E<strong>in</strong>holm; V = Vollschere<br />

Umbauten:<br />

* = nachträglicher Umbau von Sechs- <strong>in</strong> Achtachser; *** = Tw 343 1998–2001 versuchsweise mit GFK-<br />

Mittelteil als B8; **** mit Speiseabteil (bei den Duisburger Tw 4715–4718 im Jahr 2000 ausgebaut)<br />

mehr an den Wagenenden und auch ke<strong>in</strong>e<br />

Entwerter im Wagen<strong>in</strong>neren, da Verkauf<br />

und Abfertigung an den Stationen stattf<strong>in</strong>den.<br />

Auch die Schwenktüren entsprechen<br />

der Dortmunder Ausführung. Im Gegensatz<br />

zu allen bisherigen B-Wagen gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>gangsstufen mehr, da der E<strong>in</strong>satz ausschließlich<br />

an 90 Zentimeter hohen Bahnsteigen<br />

stattf<strong>in</strong>det. Als erster erfüllt somit<br />

der Bogestra-Wagen vollständig die Kriterien<br />

e<strong>in</strong>es Schnellbahnfahrzeuges.<br />

Der Wagenkasten ist <strong>in</strong> selbsttragender<br />

Leichtstahlbauweise erstellt. Für den Untergestellrahmen<br />

verwendete die Waggonfabrik<br />

normalen Stahl, für den Wagenkastenaufbau<br />

nichtrostenden Stahl. Infolge der<br />

entfallenen Klappstufen führte die Düwag<br />

die Außenprofile durchgehend aus, wodurch<br />

sich das Wagengewicht reduzierte.<br />

Das Leergewicht e<strong>in</strong>es Bogestra-Wagens<br />

liegt dadurch bei 37,5 Tonnen. E<strong>in</strong>e weiterer<br />

Besonderheit stellt die Motorisierung<br />

der Bochumer B-Wagen dar: Jedes Fahrzeug<br />

wird anstelle der bisher üblichen Tandemantriebe<br />

von vier neuentwickelten kle<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>zelachsmotoren mit je 136 Kilowatt Leistung<br />

angetrieben.<br />

Der Wagenkasten hat gegenüber den B-<br />

Wagen anderer Betriebe e<strong>in</strong> kantigeres Aussehen,<br />

da Stirn- und Seitenwände nach oben<br />

h<strong>in</strong> leicht e<strong>in</strong>gezogen und Schürze und<br />

Dachkante etwas stärker abgew<strong>in</strong>kelt s<strong>in</strong>d.<br />

Das dadurch gefälligere Aussehen wird<br />

auch durch die Lackierung unterstrichen,<br />

die erstmals für Stadtbahnwagen den vom<br />

Verbund für Schnellverkehrsl<strong>in</strong>ien vorgegebenen<br />

Kriterien entspricht. Der Wagenkasten<br />

ist <strong>in</strong> weiß gehalten, die Fensterpartien<br />

s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong> hellgraues Band abgesetzt. Je<br />

e<strong>in</strong> roter Absetzstreifen verläuft unter der<br />

Dachkante und im Bereich der Wagenschürze<br />

und e<strong>in</strong> orangefarbener Absetzstreifen<br />

am Schürzenrand. Im Bereich der<br />

Schürze tragen die Fahrzeuge den Schriftzug<br />

und das Markenlogo des „City-Express“.<br />

Insgesamt 25 B-Wagen bei Bogestra<br />

Bei den Farben im Wagen<strong>in</strong>neren überwiegen<br />

helle Farbtöne. <strong>Die</strong> Schalensitze verfügen<br />

über e<strong>in</strong>e hellblaue Wollplüschauflage<br />

auf Sitzfläche und Rückenlehne. E<strong>in</strong> beh<strong>in</strong>dertengerechter<br />

Sitz ist auch <strong>in</strong> den Bochumer<br />

Wagen zu f<strong>in</strong>den. Der Führerraum ist<br />

vom übrigen Wagen<strong>in</strong>neren abgetrennt, der<br />

Zugang erfolgt aus dem Fahrgastraum<br />

durch e<strong>in</strong>e Tür mit großem Fenster. Anstelle<br />

e<strong>in</strong>es weiteren Fensters s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Führerstandsrückwand<br />

der Bochumer Wagen<br />

Steuer- und Überwachungsgeräte e<strong>in</strong>gebaut.<br />

Aus Sicherheitsgründen achtet die Bogestra<br />

auf e<strong>in</strong>e gute Überschaubarkeit des Innenraumes,<br />

gläserne Trennscheiben an den E<strong>in</strong>stiegräumen<br />

und die Ausführung der Gelenkverb<strong>in</strong>dung<br />

gestatten freie Durchsicht<br />

fast über die gesamte Wagenbreite.<br />

48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


B-Wagen<br />

Lieferung von Stadtbahn -<br />

wagen B – Gesamtzahlen<br />

Stadt Stück Bemerkungen<br />

Bochum 25<br />

Bonn 75 52 Stück SWB; 23 Stück SSB<br />

Dortmund 64 davon 21 B8 (elf umgebaut)<br />

Duisburg 18 davon vier mit Speiseabteil<br />

Düsseldorf 104 davon vier mit Bistro-Abteil<br />

Essen 24 davon elf durch SRR<br />

beschafft<br />

Köln 172 davon 13 Stück für KBE<br />

Mülheim 7 davon fünf durch SRR<br />

beschafft<br />

Summe 489<br />

Der Tw 6024, e<strong>in</strong> B-Wagen der zweiten Bogestra-Lieferung, verlässt 2011 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Doppelzug<br />

die Haltestelle Ruhr-Universität <strong>in</strong> Richtung Innenstadt AXEL REUTHER (2)<br />

Auch <strong>in</strong> den Bochumer Wagen s<strong>in</strong>d die<br />

Türen beh<strong>in</strong>dertengerecht ohne mittlere<br />

Haltestange ausgeführt. <strong>Die</strong> Türsicherung<br />

erfolgt über Druckschwellenkontakte im<br />

Gummiprofil sowie durch Lichtschranken<br />

und Motorstromüberwachung. Das Öffnen<br />

der Türen kann zentral vom Fahrerplatz aus<br />

oder <strong>in</strong>dividuell durch den Fahrgast erfolgen.<br />

Während dazu im Innenraum die entsprechenden<br />

Druckknöpfe vorhanden s<strong>in</strong>d,<br />

erfolgt das Öffnen von außen erstmalig mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es Bewegungsmelders. Über der<br />

Tür bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e entsprechende E<strong>in</strong>richtung,<br />

der die Tür bei Erfassen des Fahrgastes<br />

automatisch öffnet. Im Falle e<strong>in</strong>er<br />

Türsteuerung wird dies durch e<strong>in</strong>e Leuchtschrift<br />

<strong>in</strong>nen und außen an den jeweiligen<br />

Türen angezeigt. Das Fahrzeug verfügt über<br />

e<strong>in</strong>e IBIS-Ausrüstung zur Ansteuerung der<br />

Zuglenkung, Fahrziel- und Fahrwegmarkierung<br />

mit Haltestellenmarkierung und<br />

Lautsprecheransage.<br />

Mehrere kle<strong>in</strong>e Veränderungen<br />

E<strong>in</strong>e nach Nummer und Ziel getrennte Rollfilmanzeige<br />

an den Fronten und Fahrweganzeigen<br />

an den Wagenseiten gewähr leisteten<br />

e<strong>in</strong>e gute Fahrgast<strong>in</strong>formation.<br />

Mittlerweile haben elektronische Anzeigen<br />

die Rollbänder an den Fronten ersetzt, während<br />

die L<strong>in</strong>ienkästen an den Wagenseiten<br />

mit e<strong>in</strong>er Folie mit der aufgedruckten L<strong>in</strong>iennummer<br />

„U35“ verschlossen s<strong>in</strong>d. Im<br />

Wagen<strong>in</strong>neren wird die nächste Haltestelle<br />

durch e<strong>in</strong>e an den Gelenkbögen montierte<br />

Leuchtschrift angezeigt.<br />

In technischer H<strong>in</strong>sicht handelt es sich bei<br />

dem Wagen für Bochum um e<strong>in</strong>e Ausführung<br />

mit umrichtergespeisten Drehstromantrieben<br />

und Mikroprozessorsteuerung und e<strong>in</strong>er<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit von 80 km/h. <strong>Die</strong><br />

technische Ausstattung entspricht im Wesentlichen<br />

derjenigen anderer Betriebe. Neu ist der<br />

E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es zentralen Diagnose- und Steuergerätes,<br />

das bei der Fehlersuche und Wartung<br />

hilft sowie e<strong>in</strong>en sparsamen Energieverbrauch<br />

im Fahrbetrieb sicherstellt. Zur Verlängerung<br />

der normalspurigen Stadtbahnl<strong>in</strong>ie U35 kamen<br />

1992/93 zwölf gleichartige Wagen (die<br />

Tw 6014 bis 6025) h<strong>in</strong>zu. Sie s<strong>in</strong>d bis heute im<br />

täglichen Betrieb zu f<strong>in</strong>den. AXEL REUTHER<br />

<strong>Die</strong> B-Wagen bestritten lange Zeit den Gesamtverkehr auf der U35. <strong>Die</strong> 25 Exemplare reichten aber wegen des deutlich gestiegenen Fahrgastaufkommens<br />

irgendwann nicht mehr aus, so dass die Bogestra ihnen <strong>in</strong>zwischen sechs Stadtbahnwagen vom Typ Tango zur Seite stellen musste<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

49


Geschichte<br />

50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


E<strong>in</strong>st & Jetzt<br />

E<strong>in</strong>st<br />

&Jetzt<br />

Am 2. Mai 1990 erreichte e<strong>in</strong> Zweiachser-Zweiwagenzug des<br />

VEB Städtischer Nahverkehr Halberstadt die Endhaltestelle <strong>in</strong><br />

der Voigtei. Hier musste er über e<strong>in</strong> Gleisdreieck wenden. Den<br />

Tw 42 vom Gotha-Typ T2D hatte ČKD im Jahre 1968 gebaut<br />

und bis 1972 der Verkehrsbetrieb von Halle an der Saale genutzt.<br />

Den Bw 54 vom Typ B57 lieferte die Waggonfabrik Gotha 1961<br />

nach Magdeburg, er kam 1968 <strong>in</strong> die Stadt am Fuße des Harzes.<br />

Im Aufnahmejahr gab es <strong>in</strong> Halberstadt ausschließlich zweiachsige<br />

Fahrzeuge, mit denen 6,2 Millionen Fahrgäste unterwegs<br />

waren. In der im Zweiten Weltkrieg großteils zerstörten Altstadt<br />

bestanden viele Baulücken und zahlreiche Fachwerkhäuser waren<br />

dem Verfall preisgegeben. Um neuen Wohnraum zu schaffen,<br />

ersetzte die Stadtverwaltung <strong>in</strong> den letzten DDR-Jahren alte<br />

Bausubstanz systematisch durch Plattenbauten. E<strong>in</strong>e rühmliche<br />

Ausnahme bildete das Haus Voigtei Nr. 48, dessen Fassade sich<br />

<strong>in</strong> schön renoviertem Zustand zeigte.<br />

Knapp 24 Jahre später ist die Straßenbahn – trotz hartnäckiger<br />

Stilllegungsdiskussionen – immer noch <strong>in</strong> Betrieb, wenn auch<br />

die Fahrgastzahlen mittlerweile um fast zwei Drittel gesunken<br />

s<strong>in</strong>d. Bald nach der politischen Wende kam es zur Erneuerung<br />

der Infrastruktur und am 4. August 1993 g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gleisige<br />

Neubaustrecke zum Wohngebiet Nordr<strong>in</strong>g (Sargstedter Weg)<br />

<strong>in</strong> Betrieb. Von 1991 bis 2003 schaffte der Verkehrsbetrieb <strong>in</strong>sgesamt<br />

18 Gelenktriebwagen Typ GT4 aus Stuttgart, Freiburg<br />

und Nordhausen (ex Freiburg) an. Heute reichen gewöhnlich<br />

die fünf, 2006/07 beschafften „Leol<strong>in</strong>er“-Niederflurwagen<br />

für den Betrieb der L<strong>in</strong>ien 1 und 2 aus, als Reserve stehen aber<br />

noch die GT 4 Nr. 156, 167 und 168 zur Verfügung. <strong>Die</strong> Aufnahme<br />

mit Tw 156 entstand am 26. März 2014.<br />

TEXT & FOTOS: WOLFGANG KAISER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

51


Geschichte<br />

<strong>Juwelenjagd</strong><br />

<strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen<br />

Am 27. Februar 1978, dem<br />

vorletzten Betriebstag der <strong>END</strong>,<br />

fährt Tw 6 die 70-Promille-Steigung<br />

von Scharnhausen nach Neuhausen h<strong>in</strong>auf<br />

WOLFGANG MEIER<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>END</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerungen an die <strong>END</strong> Auch mehr<br />

als 35 Jahre nach ihrer E<strong>in</strong>stellung und dem<br />

Abriss besteht die Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen –<br />

Nell<strong>in</strong>gen – Denkendorf <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung<br />

vieler Menschen fort. Doch was macht<br />

den Nimbus dieser eheamligen Überlandstraßenbahn<br />

im Schwäbischenaus?<br />

Am letzten Betriebstag der <strong>END</strong> – am 28. Februar 1978 – s<strong>in</strong>d die Wagen bis abends gut gefüllt. Neben<br />

Straßenbahnfreunden nehmen auch viele E<strong>in</strong>heimische von der Straßenbahn Abschied DIETER SCHLIPF<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

53


Geschichte<br />

<strong>Die</strong> Wagen- und Werkstatthalle <strong>in</strong> Nell<strong>in</strong>gen nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1926; drei Jahre später<br />

ergänzte die <strong>END</strong> den Bau um e<strong>in</strong>e zweite Halle dieser Form SLG. GOTTFRIED BAUER (2)<br />

Spricht man ältere Straßenbahnfreunde<br />

auf die Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen–<br />

Nell<strong>in</strong>gen–Denkendorf (<strong>END</strong>) an,<br />

beg<strong>in</strong>nen die Augen aller zu leuchten,<br />

die diesen reizvollen Überlandbetrieb<br />

noch kennengelernt haben. Doch was<br />

machte die Attraktivität dieser Strecken<br />

aus? Spontan fallen Aussagen wie „die Steigung<br />

zum Zollberg“, „der Wagene<strong>in</strong>satz“,<br />

„die abwechslungsreiche Trassierung“ oder<br />

„der dichte Takt <strong>in</strong> der Hauptverkehrszeit“.<br />

<strong>Die</strong> Aktionen zur Dokumentation der letzten<br />

E<strong>in</strong>satzmonate glichen entsprechend oft<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Juwelenjagd</strong> – ke<strong>in</strong> Weg war zu weit,<br />

um den Straßenbahnbetrieb noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

Aktion zu erleben.<br />

Mit ihren Aufnahmen, Filmen und Erzählungen<br />

haben die Zeitzeugen von damals<br />

längst auch jüngere Straßenbahnfreunde<br />

für die <strong>END</strong> begeistert, obwohl<br />

deren Schienenverkehr seit 1978 Geschichte<br />

ist und Omnibusse die Aufgaben der<br />

Straßenbahnwagen übernommen haben.<br />

<strong>Die</strong> Ausgangssituation<br />

im 19. Jahrhundert<br />

<strong>Die</strong> Nachbargeme<strong>in</strong>den von Essl<strong>in</strong>gen (bis<br />

Oktober 1964 offiziell Eßl<strong>in</strong>gen geschrieben)<br />

im Neckartal s<strong>in</strong>d bereits seit 1845/46<br />

durch die württembergische Ostbahn erschlossen.<br />

Aufgrund der Tallage Essl<strong>in</strong>gens<br />

entstanden aber nach der Genehmigung<br />

zum Bau von Eisenbahnen untergeordneter<br />

Bedeutung ab 1878 ke<strong>in</strong>e Nebenstrecken <strong>in</strong><br />

die nördlich und südlich der Stadt gelegenen<br />

Orte und Geme<strong>in</strong>den. Auch die ab 1885<br />

verfolgten Pläne zum Bau e<strong>in</strong>er Eisenbahn<br />

von Eßl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Fildergeme<strong>in</strong>den südlich<br />

der Stadt ließen sich nicht umsetzen. So liefen<br />

aus diesen Geme<strong>in</strong>den täglich etwa<br />

2.000 Menschen die Zollbergsteige zu ihren<br />

Arbeitsstellen im Neckartal zu Fuß h<strong>in</strong>ab –<br />

und zum Feierabend wieder h<strong>in</strong>auf ...<br />

Mit fortschreitender Industrialisierung und<br />

parallel wachsender Bevölkerung wuchs das<br />

Bedürfnis nach e<strong>in</strong>em Nahverkehrsmittel ab<br />

1900 weiter an. Doch zunächst waren es wieder<br />

die Menschen im Neckartal, denen e<strong>in</strong><br />

weiteres öffentliches Verkehrsmittel zur Ver-<br />

54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>END</strong><br />

fügung stand: die Eßl<strong>in</strong>ger Städtische Straßen -<br />

bahn. Sie verband ab dem 24. Mai 1912<br />

Ober türkheim (1922 nach Stuttgart e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det)<br />

mit Mett<strong>in</strong>gen, dem Bahnhof Eßl<strong>in</strong>gen<br />

und Obereßl<strong>in</strong>gen (1913 <strong>in</strong> Eßl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det).<br />

<strong>Die</strong>ser 7,5 Kilometer langen<br />

Durchgangsl<strong>in</strong>ie folgte im Sommer 1912 e<strong>in</strong>e<br />

Stadtl<strong>in</strong>ie, sie schloss die Eßl<strong>in</strong>ger Altstadt an<br />

den Bahnhof an. Auf Grundlage e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen<br />

Gesellschaftervertrages führte die<br />

Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) den Betrieb<br />

der Eßl<strong>in</strong>ger Städtischen Straßenbahn.<br />

Kriegsbed<strong>in</strong>gt stellte die SSB den Verkehr auf<br />

der Stadtl<strong>in</strong>ie 1915 e<strong>in</strong> – und nahm ihn auch<br />

nach 1918 nicht mehr auf. (Der Betrieb auf<br />

der Durchgangsl<strong>in</strong>ie endete am 7. Juli 1944,<br />

Obusse übernahmen diese Leistungen.)<br />

E<strong>in</strong>e Straßenbahn soll es richten<br />

Nachdem weder vor noch im Ersten Weltkrieg<br />

der Bau e<strong>in</strong>er Eisenbahnstrecke von Eßl<strong>in</strong>gen<br />

auf die Filderebene zustande gekommen war,<br />

unternahmen nach der Wirtschaftskrise An-<br />

Sowohl den Verlauf<br />

der Städtischen Straßenbahn<br />

Eßl<strong>in</strong>gen<br />

als auch <strong>END</strong> sowie<br />

der später eröffneten<br />

Bus- und Stadtbahnl<strong>in</strong>ien<br />

verdeutlicht<br />

diese Übersicht<br />

GRAFIK: IVONNE WINKLHOFER<br />

Der Fotograf der<br />

Stuttgarter Straßenbahnen<br />

hielt im<br />

Dezember 1926 e<strong>in</strong>e<br />

Probefahrt <strong>in</strong> der<br />

zweiten Zollbergkehre<br />

auf e<strong>in</strong>er<br />

Glasplatte fest.<br />

<strong>Die</strong> Häuser im Neckartal<br />

gehören zur<br />

Pliens auvorstadt<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

55


Geschichte<br />

Auf dem Essl<strong>in</strong>ger Bahnhofsvorplatz<br />

warteten im Frühjahr 1973<br />

die Fahr gäste auf „ihre“ Straßenbahn<br />

oder den Obus. <strong>Die</strong>ser hatte<br />

1944 die Eßl<strong>in</strong>ger Städtische<br />

Straßenbahn von Ober türkheim<br />

nach Obereß l<strong>in</strong>gen abgelöst<br />

ULLRICH MÜLLER<br />

Vom Pliensauturm am Neckarufer war der Verlauf der <strong>END</strong> gut zu überschauen. So entstand am<br />

25. Februar 1978 sowohl diese Aufnahme des Tw 2 auf der Rampe zur Pliensaubrücke …<br />

… als auch von Tw 8, der gerade mit e<strong>in</strong>em Bw<br />

<strong>in</strong> der Gegenrichtung fahrend den Neckar zum<br />

Bahnhofsvorplatz überquert DIETER SCHLIPF (2)<br />

Daten & Fakten: <strong>END</strong><br />

Betreiber:<br />

Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen-Nell<strong>in</strong>gen-Denkendorf GmbH<br />

Betriebsführung:. Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB)<br />

Spurweite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 Millimeter<br />

Konzessionserteilung: . . . . . . . . . . . . . . 24.06.1926<br />

Eröffnungen:<br />

Essl<strong>in</strong>gen – Denkendorf: . . . . . . . . . 18.12.1926<br />

Nell<strong>in</strong>gen – Neuhausen: . . . . . . . 21.09.1929<br />

Streckenlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,6 Kilometer<br />

Zweigleisigkeit: . . . . . . Pliensauturm – Weilstraße und<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . Zollberg – Mutzenreisstraße<br />

Hersteller Fahrzeuge: . . . . . Masch<strong>in</strong>enfabrik Eßl<strong>in</strong>gen<br />

erhaltene Fahrzeuge:. . . . . . . sechs Tw und vier Bw<br />

E<strong>in</strong>stellung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28.02.1978<br />

fang der 1920er-Jahre die Schultheißen von<br />

Berkheim, Nell<strong>in</strong>gen auf den Fildern, Denkendorf<br />

sowie Neuhausen auf den Fildern e<strong>in</strong>en<br />

neuen Anlauf. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Oberbürgermeister<br />

von Essl<strong>in</strong>gen beschlossen sie<br />

am 19. August 1924 e<strong>in</strong>e Gesellschaft zum<br />

Bau e<strong>in</strong>er Überlandstraßenbahn zu gründen.<br />

Knapp e<strong>in</strong> halbes Jahr später setzten sie dieses<br />

Vorhaben <strong>in</strong> die Tat um. An der per 27. Januar<br />

1925 mit e<strong>in</strong>em Stammkapital von<br />

750.000 Reichsmark gegründeten Gesellschaft<br />

hielt die Stadt Eßl<strong>in</strong>gen mit 375.000<br />

Reichsmark die Hälfte der Anteile. E<strong>in</strong> Fünftel<br />

übernahm die Stuttgarter Straßenbahnen<br />

AG; die Geme<strong>in</strong>de Nell<strong>in</strong>gen auf den Fildern<br />

beteiligte sich mit 113.000 Reichsmark (etwa<br />

15,1 Prozent) und Denkendorf mit 112.000<br />

Reichsmark (etwa 14,9 Prozent).<br />

Am 24. Juni 1926 erhielt die Straßenbahn<br />

Eßl<strong>in</strong>gen–Nell<strong>in</strong>gen–Denkendorf GmbH die<br />

Konzession zum Bau und Betrieb e<strong>in</strong>er meterspurigen<br />

Überlandstraßenbahn von Eßl<strong>in</strong>gen<br />

über die Zollbergsteige h<strong>in</strong>auf nach Nell<strong>in</strong>gen<br />

und weiter nach Denkendorf. Sechs<br />

Monate später war es soweit: <strong>Die</strong> <strong>END</strong> eröffnete<br />

am 18. Dezember 1926 den Betrieb,<br />

drei Jahre später – am 21. September 1929 –<br />

nahm sie die Verlängerung von Nell<strong>in</strong>gen<br />

über Scharnhausen nach Neuhausen <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Im Vorfeld dieser Erweiterung hatten<br />

sich im Februar 1928 auch die Geme<strong>in</strong>den<br />

Scharnhausen und Neuhausen auf den Fildern<br />

der Gesellschaft angeschlossen und das<br />

Stammkapital erhöht, welches die Gesellschafter<br />

danach prozentual umverteilten. Für<br />

den von den SSB geführten Betrieb beschaffte<br />

die Gesellschaft bei der Masch<strong>in</strong>enfabrik<br />

Eßl<strong>in</strong>gen 1926 zunächst fünf vierachsige<br />

Trieb- und sieben zweiachsige Beiwagen. In<br />

den Jahren 1927, 1929 und 1942 folgten<br />

weitere fünf baugleiche Triebwagen sowie<br />

schließlich 1955 – da die Konstruktion für<br />

56 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>END</strong><br />

e<strong>in</strong> Ganzstahlfahrzeug noch nicht fertiggestellt<br />

war – der vermutlich letzte neue Holzkastenwagen<br />

Deutschlands, mit e<strong>in</strong>er Sondergenehmigung<br />

nach den Orig<strong>in</strong>alplänen<br />

aus dem Jahr 1926.<br />

In den Jahren 1927, 1929 und 1941 kamen<br />

aber auch acht gleichartige Beiwagen<br />

zur <strong>END</strong>. Sie alle waren <strong>in</strong> der viergleisigen<br />

Wagenhalle mit angeschlossener Werkstadt<br />

<strong>in</strong> Nell<strong>in</strong>gen stationiert, an welche die <strong>END</strong><br />

1929 e<strong>in</strong>e weitere viergleisige Halle anbauen<br />

ließ. Damit stellte Nell<strong>in</strong>gen zugleich den<br />

Betriebsmittelpunkt der Straßenbahngesellschaft<br />

dar.<br />

<strong>Die</strong> Trassierung der <strong>END</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>END</strong> begann anfangs <strong>in</strong> Eßl<strong>in</strong>gen auf<br />

der Eisenbahnstraße neben der Post (ab<br />

1953 auf dem Bahnhofsvorplatz) und überquerte<br />

von dort zunächst auf der Pliensaubrücke<br />

die Eisenbahngleise und anschließend<br />

den Neckar. Auf dessen südlicher Seite<br />

durchfuhr die Straßenbahn e<strong>in</strong>en Teil der<br />

Pliensauvorstadt und folgte den Serpent<strong>in</strong>en<br />

der Zollbergstraße h<strong>in</strong>auf nach Nell<strong>in</strong>gen<br />

auf den Fildern. Dabei erklomm sie knapp<br />

130 Höhenmeter. Von Nell<strong>in</strong>gen führte die<br />

Trasse auf der Hochebene weiter nach Denkendorf,<br />

welches sich bis <strong>in</strong>s Körschtal erstreckt.<br />

<strong>Die</strong> Endstation Denkendorf befand<br />

sich jedoch am oberen Ortsrand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Senke, dadurch lag das zum Umfahren<br />

genutzte Gleisende <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Steigung.<br />

Es ermöglichte das Umsetzen von gerade e<strong>in</strong>em<br />

Triebwagen und endete mitten auf der<br />

Schäfersteige.<br />

<strong>Die</strong> 1929 eröffnete Stichstrecke von Nell<strong>in</strong>gen<br />

nach Neuhausen war zunächst zweigleisig<br />

<strong>in</strong> der H<strong>in</strong>denburgstraße verlegt, dann<br />

führte sie e<strong>in</strong>gleisig auf eigener Bahntrasse<br />

h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong>s Körschtal zunächst zur Ausweichhaltestelle<br />

Krähenbach und danach<br />

weiter zur ebenfalls zweigleisigen Haltestelle<br />

Scharnhausen. <strong>Die</strong>se lag etwa 600 Meter<br />

vom Ort entfernt, der Bau e<strong>in</strong>er Stichstrecke<br />

<strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de blieb <strong>in</strong> der Planungsphase.<br />

Danach g<strong>in</strong>g es mit 70 Promille bergauf <strong>in</strong><br />

Richtung Neuhausen. <strong>Die</strong>se Geme<strong>in</strong>de erreichte<br />

die <strong>END</strong> am nördlichen Ortsrand.<br />

Nach e<strong>in</strong>er dort angelegten Haltestelle folgte<br />

etwa 500 Meter weiter die Endausweichstelle.<br />

Das von dort ungefähr 60 Meter weiterführende<br />

Stumpfgleis wurde nur selten<br />

von Solowagen befahren.<br />

Weitere betriebliche Besonderheiten<br />

Bis zum Wiederaufbau der 1945 gesprengten<br />

Pliensaubrücke im Oktober 1946 lag die Endstation<br />

Essl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> der Ausweiche Weilstraße.<br />

Während der Erweiterung der neuen Pliens aubrücke<br />

im Jahr 1964 über die vierspurig ausgebaute<br />

Bundesstraße 10 konnten die Wagen<br />

der <strong>END</strong> den Essl<strong>in</strong>ger Bahnhofsvorplatz<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

57


Geschichte<br />

58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>END</strong><br />

Am 27. Februar<br />

1978 nutzte e<strong>in</strong><br />

Großvater den<br />

letzten Betriebssonntag<br />

für e<strong>in</strong>e<br />

letzte Fahrt mit<br />

se<strong>in</strong>em Enkel mit<br />

der <strong>END</strong>, hier bei<br />

der E<strong>in</strong>fahrt des<br />

Tw 3 <strong>in</strong> die<br />

Ausweichstelle<br />

Scharnhausen<br />

WOLFGANG MEIER<br />

Nach dem Passieren<br />

des Durchlasses<br />

unter der Autobahn<br />

A8 – hier<br />

am 9. Februar<br />

1969 – s<strong>in</strong>d es nur<br />

noch wenige Hundert<br />

Meter bis<br />

Neuhausen<br />

DIETER SCHLIPF<br />

Mitten auf der Pliens aubrücke<br />

lichtete <strong>Die</strong>ter<br />

Schlipf am 22. Oktober<br />

1977 mit Tw 9 e<strong>in</strong>en der<br />

Altbauwagen der <strong>END</strong> ab<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

59


Geschichte<br />

Schichtwechsel am Nachmittag des 29. September<br />

1961: Alles was rollen kann, ist auf<br />

der <strong>END</strong> im E<strong>in</strong>satz – hier Tw 9 mit zwei Bw<br />

sowie Tw 3 mit Bw 22 und ganz h<strong>in</strong>ten Tw 2.<br />

Der Solowagen bediente die Haltestelle Zollberg,<br />

wo Züge aufgrund der Steigung bergwärts<br />

nicht hielten<br />

JÖRG ZIMMER (2)<br />

<strong>Die</strong> <strong>END</strong> <strong>in</strong> den 1950er- und 1960er-Jahren<br />

Sie war e<strong>in</strong>e der letzten neueröffneten Straßenbahnen<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Seit 1926 ersparte die <strong>END</strong> täglich<br />

mehreren Tausend Arbeitern e<strong>in</strong>en viele Kilometer<br />

langen beschwerlichen Anmarsch von den<br />

Filderorten über die Zollbergsteige <strong>in</strong> die Eßl<strong>in</strong>ger<br />

Fabriken und abends den ermüdenden Heimweg<br />

bergauf. <strong>Die</strong> Straßenbahn entwickelte sich zum Segen<br />

für Stadt und Land.<br />

<strong>Die</strong> Endstation <strong>in</strong> Eßl<strong>in</strong>gen lag zunächst <strong>in</strong> der Eisenbahnstraße<br />

neben der Post, die nach der großen<br />

Innenstadtschleife am Schelztor vorbei erreicht wurde.<br />

Dann aber kamen sich zunehmender Autoverkehr<br />

der Wirtschaftswunderzeit und die den Bahnhofsvorplatz<br />

kreuzende Straßenbahn immer mehr <strong>in</strong>s Gehege.<br />

<strong>Die</strong> <strong>END</strong> wich 1953 auf e<strong>in</strong>e neue und für sie günstigere<br />

Schleife direkt vor dem Bahnhofsgebäude aus.<br />

<strong>Die</strong> <strong>END</strong> bot <strong>in</strong> den 1950er- und 1960er-Jahren –<br />

je nach Tageszeit und Wochentag – e<strong>in</strong>en 12- bis 48-<br />

M<strong>in</strong>uten-Verkehr an. <strong>Die</strong> Kurse bestanden entweder<br />

aus Solo-Triebwagen oder aus e<strong>in</strong>em Triebwagen mit<br />

e<strong>in</strong>em bzw. zwei Beiwagen.<br />

Hoch her g<strong>in</strong>g es im Berufsverkehr: E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />

Triebwagen fuhr voraus h<strong>in</strong>auf auf den Zollberg, ihm<br />

folgten im Sichtabstand zwei Dreiwagenzüge über die<br />

ganze Strecke. Alles was rollen konnte, war unterwegs!<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an den Streckenverlauf<br />

Vom Bahnhof Eßl<strong>in</strong>gen verlief die Strecke über e<strong>in</strong>e<br />

Rampe auf die mittelalterliche Pliensaubrücke –<br />

hier war die Strecke zweigleisig. In der Pliensauvorstadt<br />

am l<strong>in</strong>ken Neckarufer begann der 72 Promille<br />

steile Anstieg mit drei Kehren h<strong>in</strong>auf auf den<br />

Zollberg. <strong>Die</strong> Trasse lag, nicht immer profilfrei, meist<br />

auf oder unmittelbar neben der Straße – mit allen<br />

Konsequenzen für den übrigen Verkehr. Dann folgte<br />

der ebenere Abschnitt nach Nell<strong>in</strong>gen (damals<br />

noch nicht Ostfildern). Hier befand sich der Betriebsmittelpunkt<br />

mit dem Depot an der Schillerstraße.<br />

In Nell<strong>in</strong>gen war die <strong>END</strong> die Beherrscher<strong>in</strong> der<br />

Durchgangsstraße mit zwei Ausweichen, geradeaus<br />

Richtung Denkendorf, nach rechts Richtung Neuhausen.<br />

E<strong>in</strong>- und ausgestiegen wurde über die Fahrbahn,<br />

dazu kamen mehrfach täglich Rangiermanöver<br />

mit an- und abzuhängenden Beiwagen. <strong>Die</strong> Folge<br />

war, dass der schon damals nicht unbedeutende<br />

Autoverkehr regelmäßig zum Stillstand kam. Das<br />

war für die Gegner des Straßenbahnverkehrs e<strong>in</strong><br />

„Beweis“ dafür, dass das Schienenverkehrsmittel<br />

nichts anderes als e<strong>in</strong> Störfaktor sei und verschw<strong>in</strong>den<br />

müsse …<br />

Geradeaus g<strong>in</strong>g es nach Denkendorf. Der Ort liegt<br />

am Hang über dem Körschtal, die Endstelle lag, für<br />

die Fahrgäste eher ungünstig, am oberen Rand, <strong>in</strong><br />

der steilen Dorfstraße <strong>in</strong>s Tal h<strong>in</strong>ab lagen ke<strong>in</strong>e Gleise<br />

– das war e<strong>in</strong> Schwachpunkt der <strong>END</strong>.<br />

Der Ast nach Neuhausen<br />

Seit 1929 führte die Straßenbahn von Nell<strong>in</strong>gen<br />

nach Neuhausen. Nach dem Abstieg <strong>in</strong>s Körschtal<br />

und der 70-Promille-Steigung wieder bergauf bedienten<br />

die Wagen die Haltestelle Scharnhausen.<br />

Dass diese über e<strong>in</strong>en halben Kilometer von der<br />

ebenfalls nicht erreichten. Sie wendeten <strong>in</strong> dieser<br />

Zeit mittels e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Wendeschleife<br />

westlich der Brückenrampe <strong>in</strong> der Pliensauvorstadt.<br />

<strong>Die</strong>se dazu neu errichtete Anlage<br />

diente während der Brückensperrung zugleich<br />

als provisorische Endhaltestelle. Damit sich<br />

ihre Schuhsohlen weniger abnutzten, fuhren<br />

von Juni 1945 bis Mitte 1947 besonders viele<br />

Menschen mit der Straßenbahn. Der Andrang<br />

<strong>in</strong> den Wagen war umso größer als dass<br />

die <strong>END</strong> <strong>in</strong> dieser Zeit zwei Trieb- und zwei<br />

Beiwagen an die Filderbahn ausleihen musste.<br />

Im Jahr 1958 beschaffte die <strong>END</strong> je zwei von<br />

der Masch<strong>in</strong>enfabrik Eßl<strong>in</strong>gen gebaute vierachsige<br />

Großraumtrieb- und beiwagen. Sie<br />

versahen fortan geme<strong>in</strong>sam mit den Altbauwagen<br />

den <strong>Die</strong>nst.<br />

<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>stellung<br />

Für die am 28. Februar 1978 erfolgte E<strong>in</strong>stellung<br />

des Straßenbahnbetriebes werden<br />

heute unterschiedliche Gründe angeführt.<br />

Am häufigsten – und sicherlich tatsächlich<br />

ausschlaggebend – nennt man wirtschaftliche<br />

Gründe. Spätestens <strong>in</strong> den 1980er-<br />

Jahren hätte die <strong>END</strong> sowohl <strong>in</strong> die Gleise<br />

als auch elektrischen Anlagen nicht<br />

unerheblich <strong>in</strong>vestieren müssen, um e<strong>in</strong>en<br />

sicheren Weiterbetrieb zu garantieren.<br />

Gleichzeitig war die Bevölkerung <strong>in</strong> den<br />

1970er-Jahren auf den Pkw- und Bus-Verkehr<br />

fixiert. Da die selbst motorisierten<br />

Menschen die Straßenbahn vor allem an<br />

60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>END</strong><br />

Nell<strong>in</strong>gen im August 1975: Tw 13 nach Denkendorf passiert den zweigleisigen Abzweig <strong>in</strong> die H<strong>in</strong>denburgstraße<br />

(nach Neuhausen). Der Tw fährt <strong>in</strong> die Ausweiche e<strong>in</strong>, an die das Depot anschließt<br />

Am letzten Betriebstag, am 28. Februar 1978,<br />

trugen mehrere Fahrzeuge der <strong>END</strong> Trauerkränze,<br />

so auch Triebwagen 11 DIETER SCHLIPF<br />

H<strong>in</strong>ter der Endstelle Denkendorf befand sich das letzte Gleisstück auf der Schäfersteige. Das<br />

Umsetzen erforderte Konzentration, wie hier Ende 1976 vom Fahrer des Tw 6 GOTTFRIED BAUER<br />

Ortsmitte entfernt lag, war e<strong>in</strong> weiterer Schwachpunkt<br />

der <strong>END</strong>.<br />

Während des Baus der Reichsautobahn entstand<br />

<strong>in</strong> den 1930er-Jahren e<strong>in</strong> enger Durchlass für die<br />

Straßenbahn – an dieser Stelle bef<strong>in</strong>det sich an der<br />

heutigen A 8 e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weisschild. Dann endete die<br />

<strong>END</strong> im nördlichen Teil von Neuhausen. Von der<br />

End-Ausweiche verlief e<strong>in</strong> Stumpfgleis bis zur Ortsmitte,<br />

das damals noch unregelmäßig von E<strong>in</strong>zeltriebwagen<br />

befahren wurde.<br />

der Zollbergsteige als Verkehrsh<strong>in</strong>dernis<br />

empfanden, baute sich e<strong>in</strong> lokalpolitischer<br />

Druck auf, den Störfaktor Schienenverkehr<br />

zu beseitigen. Unter diesen Umständen<br />

traf die Geschäfts führung der <strong>END</strong><br />

die Entscheidung, den Straßenbahnbetrieb<br />

zu beenden und den Weg für Busse frei zu<br />

machen.<br />

Dazu übergab sie Ende Februar 1978<br />

die Betriebsführung an den Städtischen<br />

Verkehrsbetrieb Essl<strong>in</strong>gen am Neckar<br />

<strong>Die</strong> <strong>END</strong> war <strong>in</strong> den 1950er- und 1960er-Jahren<br />

mit jährlich drei bis vier Millionen Fahrgästen<br />

unentbehrlich. Was die Zukunft br<strong>in</strong>gen würde,<br />

war unklar, aber als im Jahr 1958 zwei neue moderne<br />

Züge (Tw 12 + 13, Bw 36 + 37) <strong>in</strong> Betrieb<br />

g<strong>in</strong>gen, schien der Anfang für e<strong>in</strong>e neue <strong>END</strong> gemacht.<br />

Sogar Erweiterungspläne gab es, unter<br />

anderem von Neuhausen über Sielm<strong>in</strong>gen nach<br />

Bernhausen und nach Berkheim. Doch es blieb<br />

bei den Plänen …<br />

JÖRG ZIMMER<br />

(SVE), der als Ersatz für die beiden Straßenbahnl<strong>in</strong>ien<br />

zwei Busl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>richtete:<br />

• die ED (Essl<strong>in</strong>gen – Denkendorf),<br />

seit 1985 L<strong>in</strong>ie 119<br />

• EN (Essl<strong>in</strong>gen – Neuhausen),<br />

seit 1985 L<strong>in</strong>ie 120<br />

Für diese L<strong>in</strong>ien beschaffte der SVE erstmals<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geschichte Gelenkbusse des Daimler-Benz-Typs<br />

O305G. Für diese Bauart war<br />

das zugleich der erste kommerzielle E<strong>in</strong>satz.<br />

<strong>Die</strong> Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen–Nell<strong>in</strong>gen–Denkendorf<br />

GmbH existiert übrigens bis heute,<br />

sie firmiert allerd<strong>in</strong>gs seit März 1978 als<br />

<strong>END</strong> Verkehrsgesellschaft GmbH & Co.<br />

KG und erbr<strong>in</strong>gt vor allem im Landkreis<br />

Essl<strong>in</strong>gen lokale Verkehrsleistungen mit<br />

Bussen. <strong>Die</strong>sen Geschäftszweig hatte die<br />

<strong>END</strong> 1955 mit der Busl<strong>in</strong>ie Fi von Essl<strong>in</strong>gen<br />

nach Echterd<strong>in</strong>gen eröffnet und danach<br />

schrittweise ausgebaut.<br />

Museumspläne nach der E<strong>in</strong>stellung<br />

Da das Depot <strong>in</strong> Nell<strong>in</strong>gen und e<strong>in</strong> Großteil<br />

des Wagenparks nach der E<strong>in</strong>stellung 1978<br />

zunächst unverändert erhalten blieben, plante<br />

der damals bestehende Vere<strong>in</strong> „Straßenbahnmuseum<br />

Stuttgart e. V.“ (SMS), zwischen<br />

Nell<strong>in</strong>gen und Neuhausen e<strong>in</strong>en<br />

Museumsstraßenbahnbetrieb e<strong>in</strong>zurichten.<br />

Doch da der <strong>END</strong> <strong>in</strong> Nell<strong>in</strong>gen bereits Anfang<br />

März e<strong>in</strong>en längeren Abschnitt der<br />

Fahrleitung demontieren ließ, waren Fahrten<br />

bis Neuhausen nicht mehr möglich. Im Bereich<br />

des Depots und auf der Schillerstraße<br />

fanden nach der offiziellen E<strong>in</strong>stellung des<br />

Straßenbahnbetriebes dennoch mehrere Rangierfahrten<br />

statt. Möglich war das, weil sich<br />

e<strong>in</strong>es der Unterwerke direkt neben der Wagenhalle<br />

befand. Nach dem Ende der Strome<strong>in</strong>speisung<br />

<strong>in</strong> die Fahrleitung verschoben die<br />

Straßenbahnfreunde die verbliebenen Wagen<br />

per Muskelkraft oder mit Hilfe e<strong>in</strong>es Rüstwagens.<br />

Im April 1979 entschied der Geme<strong>in</strong>derat<br />

von Ostfildern, das Depotgelände<br />

<strong>in</strong> Nell<strong>in</strong>gen anderen Zwecken zuzuführen.<br />

Als Ausgleich bot er dem SMS e<strong>in</strong> Grundstück<br />

am Rand von Nell<strong>in</strong>gen zur Errichtung<br />

e<strong>in</strong>er Wagenhalle mit Museum an. <strong>Die</strong> paral-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

61


Geschichte<br />

Am Montag, dem 27. Februar 1978, waren die Tage der <strong>END</strong> längst gezählt. Ab Mittwoch dieser Woche fuhren die hier am Endpunkt <strong>in</strong> Denkendorf<br />

nicht weit vom Rathaus e<strong>in</strong>steigenden Schüler mittags mit dem Bus! Weitere <strong>END</strong>-Aufnahmen folgen im nächsten Heft<br />

WOLFGANG MEIER<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an die letzten Jahre der <strong>END</strong><br />

Seit frühester K<strong>in</strong>dheit habe ich mich für Straßenbahnen<br />

<strong>in</strong>teressiert, vor allem für Fahrzeuge aus der<br />

Vorkriegszeit. Geboren und aufgewachsen <strong>in</strong> Düsseldorf,<br />

musste ich mich leider im Herbst 1974 von<br />

den letzten Vorkriegswagen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Heimatstadt<br />

verabschieden. So blieb es nicht aus, me<strong>in</strong>en Bahnhorizont<br />

Richtung Süddeutschland zu erweitern,<br />

denn ich hatte gehört, dass es <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

noch e<strong>in</strong>e Überlandstraßenbahn mit Vorkriegsfahrzeugen<br />

und Pendelschaffnern gab.<br />

Erster Besuch 1975<br />

Im August 1975 hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit,<br />

die Straßenbahn Essl<strong>in</strong>gen – Nell<strong>in</strong>gen – Denkendorf<br />

mit ihrem Abzweig nach Neuhausen zu besuchen.<br />

Von ihrer Existenz wusste ich erst seit kurzer Zeit,<br />

aber als jemand, der grade se<strong>in</strong>e Ausbildung begann,<br />

waren me<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten, was die Reisekasse<br />

ang<strong>in</strong>g – und vor allem die F<strong>in</strong>anzierung von<br />

Diafilmen – sehr e<strong>in</strong>geschränkt. Was mich besonders<br />

an der <strong>END</strong> reizte, waren die großen und für Meterspur<br />

sehr breiten alten Wagen aus der Vorkriegszeit,<br />

teilweise mit zweiachsigen Beiwagen und Schaffnern.<br />

<strong>Die</strong> Fahrzeuge waren völlig anders, als die, die<br />

ich aus dem Großstadtverkehr kannte. Zu dieser Zeit<br />

gab es <strong>in</strong> der alten Bundesrepublik Deutschland<br />

kaum noch Vorkriegswagen.<br />

Von Essl<strong>in</strong>gen fuhren die Straßenbahnen abwechselnd<br />

nach Denkendorf bzw. Neuhausen. Interessant<br />

war für mich vor allem die Streckenführung.<br />

<strong>Die</strong> meisten Streckenabschnitte im Netz waren e<strong>in</strong>gleisig.<br />

Es g<strong>in</strong>g von der Endhaltestelle <strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen<br />

zweigleisig über die Pliensaubrücke, die den Neckar<br />

und die Eisenbahnstrecke Stuttgart – Essl<strong>in</strong>gen –<br />

Ploch<strong>in</strong>gen überquert. E<strong>in</strong> Stück h<strong>in</strong>ter der Brücke<br />

g<strong>in</strong>g es dann e<strong>in</strong>gleisig weiter. <strong>Die</strong> Strecke führte<br />

steil und serpent<strong>in</strong>enartig den Berg h<strong>in</strong>auf Richtung<br />

Zollberg. Bergwärts fuhren die Züge <strong>in</strong> Teilabschnitten<br />

gegen den talwärts fahrenden Autoverkehr.<br />

Mir war damals schon klar, dass dies e<strong>in</strong>e große<br />

Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer bedeutete.<br />

Der Betriebsmittelpunkt war Nell<strong>in</strong>gen mit dem<br />

dortigen Depot. Hier teilten sich auch die Strecken<br />

nach Neuhausen und Denkendorf.<br />

Besonders gut gefiel mir die Strecke nach Neuhausen.<br />

Es g<strong>in</strong>g über Wiesen und Felder mit Überwegen<br />

und Andreaskreuzen, teilweise sehr steil ansteigend<br />

Neuhausen entgegen. Zwischendr<strong>in</strong> gab<br />

es noch zwei romantische Ausweichen – Krähenbach<br />

und Scharnhausen Brücke. So bekam ich e<strong>in</strong>en<br />

ersten E<strong>in</strong>druck der Straßenbahn <strong>END</strong>. Es sollte<br />

nicht me<strong>in</strong> letzter Besuch se<strong>in</strong>.<br />

Letzter Besuch im Februar 1978<br />

1978 ergab sich e<strong>in</strong>e zweite und letzte Möglichkeit,<br />

kurz vor ihrer Still legung zur <strong>END</strong> zu fahren. Mit weiteren<br />

Straßenbahnfreunden besuchte ich am letzten<br />

Februarwochenende 1978 samstags die Stuttgarter<br />

Straßenbahn und sonntags die <strong>END</strong>. Das Wochenende<br />

war völlig verregnet, und wir konnten kaum<br />

Fotos machen. Eigentlich sollte die Rückfahrt am<br />

Sonntag se<strong>in</strong>. Wir fuhren die gesamte Strecke ab und<br />

entschlossen uns dann, e<strong>in</strong>e weitere Nacht zu bleiben.<br />

Wir hatten gehört, dass es am Morgen Schülerkurse<br />

mit zwei Beiwagen nach Neuhausen gab.<br />

Deshalb wollten wir die letzte Möglichkeit für Aufnahmen<br />

davon nutzen.<br />

Am nächsten Morgen überraschte uns die Sonne.<br />

Wir marschierten entlang der Strecke von Nell<strong>in</strong>gen<br />

nach Neuhausen und es entstanden schöne<br />

Bilder. Wir hatten noch leichten Bodennebel,<br />

der sich langsam mit der aufsteigenden Sonne<br />

verzog. <strong>Die</strong> Wege entlang der Strecke waren matschig,<br />

wodurch unsere Schuhe litten. Aber das war<br />

sehr schnell vergessen, denn wir bekamen landschaftlich<br />

schönste Motive geboten, auch erlebten<br />

wir die versprochenen Dreiwagenzüge.<br />

Gegenverkehr am Zollberg erlebt<br />

Dann fuhren wir auch noch den Abschnitt nach<br />

Denkendorf ab. Auf dieser Strecke verkehrten die<br />

zwei modernen Garnituren. So konnten wir –<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der HVZ – die Umfahrung des Beiwagens<br />

<strong>in</strong> der dortigen Kuppelendstelle fotografieren.<br />

Zu guter Letzt marschierten wir noch die Strecke<br />

vom Zollberg nach Essl<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>unter. Jetzt erlebte<br />

auch ich persönlich, dass die e<strong>in</strong>gleisige<br />

Streckenführung e<strong>in</strong> echtes H<strong>in</strong>dernis darstellte.<br />

Parallel fuhren probeweise schon Gelenkbusse die<br />

Strecke entlang. Zwei Tage später übernahmen sie<br />

den Verkehr und die <strong>END</strong> war Geschichte. Wir<br />

konnten so noch den vorletzten Tag der <strong>END</strong> im<br />

vollen Betrieb erleben und sie bleibt mir – vor allem<br />

beim Anblick der Bilder – immer <strong>in</strong> guter Er<strong>in</strong>nerung.<br />

WOLFGANG MEIER AUS NEUSS IM JUNI 2014<br />

62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>END</strong><br />

lel beg<strong>in</strong>nende Umgestaltung von Straßen <strong>in</strong><br />

Nell<strong>in</strong>gen und Neuhausen ließ für e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen<br />

Museumsstraßenbahnbetrieb ke<strong>in</strong>en<br />

Raum. Am 2. Dezember 1981 kam das endgültige<br />

Aus für das Museumsprojekt. Am Ersatzdomizil<br />

im badischen Schönau unterhielten<br />

die Mitglieder des SMS auch mehrere<br />

ehemalige <strong>END</strong>-Fahrzeuge, bis sich die Vere<strong>in</strong>igung<br />

1995 auflöste und fast alle Wagen<br />

den Weg alten Eisens g<strong>in</strong>gen.<br />

Spurensuche 2014<br />

Anstelle der 1926/29 gebauten Nell<strong>in</strong>ger<br />

Wagenhalle entstand an gleicher Stelle bis<br />

1989 nach deren Baupr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong> Kulturzentrum,<br />

das den Namen „Halle“ trägt.<br />

Im Bereich der ehemaligen Ausweichstellen<br />

Krähenbach und Scharnhausen haben<br />

vier Strommasten die Jahrzehnte seit der<br />

Stilllegung überdauert. <strong>Die</strong> Stadt Ostfildern<br />

sieht den Erhalt dieser Zeitzeugen vor, dazu<br />

wäre jedoch e<strong>in</strong>e Sicherung der Substanz<br />

dr<strong>in</strong>gend notwendig – die Korrosion ist an<br />

allen vier Masten nicht zu übersehen. <strong>Die</strong><br />

e<strong>in</strong>stige Strecke der <strong>END</strong> ist an vielen Stellen<br />

noch zu sehen, auch wenn sonst nur noch<br />

wenig an die Straßenbahn er<strong>in</strong>nert.<br />

Von den Fahrzeugen aus den 1920er-Jahren<br />

werden der Tw 2 im Zustand von 1978<br />

sowie der Tw 4 im Zustand von ca. 1930 <strong>in</strong><br />

der Straßenbahnwelt Stuttgart erhalten. Der<br />

nach E<strong>in</strong>stellung der <strong>END</strong> geme<strong>in</strong>sam mit<br />

dem Bw 22 am Zollberg als Denkmal aufgestellte<br />

Tw 3 (Baujahr 1926) bef<strong>in</strong>det sich<br />

seit 1981 (mit dem Beiwagen) für die Öffentlichkeit<br />

nicht zugänglich im Landesmuseum<br />

für Technik und Arbeit <strong>in</strong> Mannheim.<br />

Der bis vor kurzem im Hannoverschen Straßenbahn-Museum<br />

<strong>in</strong> Sehnde-Wehm<strong>in</strong>gen<br />

erhaltene Tw 8 wurde im Jahr 2012 aufgrund<br />

se<strong>in</strong>es schlechten Zustandes ver-<br />

Das Gestrüpp sowie der Baum wachsen auf der alten <strong>END</strong>-Trasse nach Neuhausen, während<br />

im H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong> Zug der U7 nach Ostfildern-Nell<strong>in</strong>gen fährt<br />

DIETER SCHLIPF<br />

Per Stadtbahn zum Zollberg?<br />

Seit dem Jahr 2000 ist das <strong>in</strong> Ostfildern aufgegangene<br />

Nell<strong>in</strong>gen mit den L<strong>in</strong>ien U7 und U8 an<br />

das Stuttgarter Stadtbahnnetz angeschlossen. E<strong>in</strong><br />

Wiederaufbau der Straßenbahn als Stadtbahn bis<br />

zum Bahnhof Essl<strong>in</strong>gen wird seit Jahren untersucht.<br />

Pläne für die Verlängerung der U7 bis nach<br />

Essl<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d vorhanden. Der Verlauf sieht nach<br />

der Ortsdurchfahrt von Nell<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en Tunnel<br />

schrottet. Von den beiden 1982 an die Rittnerbahn<br />

nach Südtirol verkauften Ganzstahlwagen<br />

aus dem Jahr 1958 ist Tw 12<br />

als Reservewagen<br />

noch <strong>in</strong> Oberbo-<br />

Freuen Sie sich auf viele weitere<br />

Bildraritäten aus dem Alltag der<br />

<strong>END</strong> <strong>in</strong> der kommenden Ausgabe!<br />

zen vorhanden,<br />

Tw 13 h<strong>in</strong>gegen<br />

bef<strong>in</strong>det sich seit<br />

Dezember 2012<br />

<strong>in</strong> der Stuttgarter Straßenbahnwelt, muss<br />

aber noch restauriert werden. Erhalten geblieben<br />

ist auch Tw 20 II (Essl<strong>in</strong>gen 1950, bis<br />

1965 SSB Nr. 297). Er bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Geilenkirchen-Gillrath<br />

<strong>in</strong> Privateigentum.<br />

Neben diesen sechs Triebwagen und dem<br />

Bw 22 gibt es noch drei ehemalige <strong>END</strong>-<br />

und e<strong>in</strong>e mit modernen Stadtbahnzügen heutzutage<br />

zu bewältigende Steigungsstrecke den Zollberg<br />

h<strong>in</strong>unter vor. Anschließend wäre e<strong>in</strong>e neue<br />

Brücke über den Neckar notwendig. Doch noch ist<br />

nichts entschieden, aber die Chancen stehen nicht<br />

schlecht, dass anstelle der früheren meterspurigen<br />

blau-grünen <strong>END</strong> <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e normalspurige<br />

gelbe Stadtbahn verkehren könnte. JÖRG ZIMMER<br />

Beiwagen: Der Bw 21 wird vom Vere<strong>in</strong><br />

„Stuttgarter Historische Straßenbahnen<br />

e.V.“ als nicht betriebsfähiges Exponat erhalten.<br />

Bw 23 wird als<br />

stationäres Café „Alte<br />

Achse“ genutzt. Der von<br />

1951 bis 1965 als Bw 41<br />

von der <strong>END</strong> geführte<br />

Bw 22 der Eßl<strong>in</strong>ger<br />

Städtischen Straßenbahn bef<strong>in</strong>det sich ebenfalls<br />

<strong>in</strong> der Stuttgarter Straßenbahnwelt.<br />

Aufgrund der Begeisterung auch jüngerer<br />

Straßenbahnfreunde für die <strong>END</strong> sehen die<br />

noch erhaltenen Fahrzeuge der e<strong>in</strong>stigen Überlandstrecke<br />

e<strong>in</strong>er gesicherten Zukunft entgegen.<br />

Der Nimbus <strong>END</strong> lebt! ANDRÉ MARKS<br />

In der Stuttgarter Straßenbahnwelt werden neben den Tw 2, 4 und 13 auch noch die Bw 21,<br />

23 und 41 (als ESS-Bw 22) sowie e<strong>in</strong> Schleifwagen und e<strong>in</strong>e Verschublore der Nachwelt<br />

erhalten. <strong>Die</strong> letzten Oberleitungsmasten der <strong>END</strong> stehen h<strong>in</strong>gegen im Körschtal bei Scharnhausen,<br />

hier Ende 2013 fotografiert<br />

HANS-JOACHIM KNUPFER (LINKS), JÜRGEN DAUR (RECHTS)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

63


Geschichte<br />

<strong>Die</strong> so genannte Begerburg <strong>in</strong> Dresden-Dölzschen<br />

war e<strong>in</strong> beliebtes Fotomotiv im Plauenschen<br />

Grund . Inzwischen ist sie von der hier<br />

das Tal über querenden Autobahn aus zu sehen.<br />

Daran war am 17. Mai 1974 noch nicht zu<br />

denken – als die L<strong>in</strong>ie 3 noch bis Freital fuhr<br />

FRANK EBERMANN<br />

Ablösung durch den Bus<br />

Details zum Ende von L<strong>in</strong>ie 3 nach Freital Am zeitigen Morgen des 26. Mai 1974 fuhr die<br />

letzte Straßenbahn von Freital-Ha<strong>in</strong>sberg nach Dresden-Löbtau. Dann übernahmen Busse diese<br />

Leistung. Doch es war nicht der erste E<strong>in</strong>satz dieses Verkehrsmittels auf L<strong>in</strong>ie 3 …<br />

Ab 7. Oktober 1902 verband die<br />

Staatsstraßenbahn Löbtau – Deuben<br />

den Anfang 1903 <strong>in</strong> Dresden<br />

e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>deten Stadtteil der sächsischen<br />

Residenzstadt mit Deuben im<br />

Döhlener Becken, wo 1921 durch den Zusammenschluss<br />

mehrerer bis dah<strong>in</strong> selbstständiger<br />

Geme<strong>in</strong>den die Stadt Freital entstand.<br />

<strong>Die</strong> Vorgeschichte dieser <strong>in</strong> 1.450-mm-<br />

Stadtspur errichteten Straßenbahn, ihren<br />

Bau, ihre Verlängerungen nach Ha<strong>in</strong>sberg<br />

und (Ha<strong>in</strong>sberg-)Coßmannsdorf sowie den<br />

Betrieb bis 1974 stellte bereits der Beitrag<br />

im <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7/2014<br />

vor. Nach dessen Ersche<strong>in</strong>en meldeten sich<br />

viele Straßenbahnfreunde und berichteten<br />

von den letzten Betriebsmonaten der L<strong>in</strong>ie 3<br />

<strong>in</strong> Freital. <strong>Die</strong>se Informationen folgen hier<br />

nun zusammengefasst.<br />

In den 1960er-Jahren hatte der schaffnerlose<br />

OS-Verkehr mit Zahlboxen den ZZ-<br />

Betrieb auch auf der L<strong>in</strong>ie 3 nach Freital abgelöst.<br />

Im Jahr 1973 löste wiederum das<br />

Fahrsche<strong>in</strong>-Entwerter-System diese Abfertigungsmethode<br />

ab. Dazu erhielten die auf<br />

dieser Strecke vom Wilden Mann bis nach<br />

Freital-Ha<strong>in</strong>sberg noch verwendeten Vorkriegswagen<br />

– allesamt städtische Normalwagen<br />

teils auf MAN-Untergestellen – entsprechende<br />

Entwerterboxen. In den letzten<br />

Betriebsjahren der L<strong>in</strong>ie 3 gab es dabei mehrere<br />

Freitaler „Stammwagen“. Zu ihnen<br />

zählten unter anderem die Tw 203 660, 203<br />

664, 203 666, 203 672, 203 677, 203 679,<br />

203 680, 203 683, 203 707, 203 712 und<br />

203 716. Sie waren im Normalfall mit jeweils<br />

zwei Beiwagen unterwegs.<br />

Anfang der 1970er-Jahre fiel die Entscheidung,<br />

die Straßenbahn von Dresden-<br />

Löbtau nach Freital e<strong>in</strong>zustellen und auf<br />

Busbetrieb umzustellen. <strong>Die</strong> Straßenbahn<br />

wurde zu dieser Zeit e<strong>in</strong>erseits als H<strong>in</strong>dernis<br />

für den Straßenverkehr angesehen, andererseits<br />

fehlte es an Kapazitäten, die Gleise<br />

im Plauenschen Grund zu erneuern, um<br />

auf der Strecke regulär vierachsige Tatrawagen<br />

e<strong>in</strong>setzen zu können.<br />

Der Bus-Test<br />

Ende 1973 trafen Verkehrsbetriebe und Rat<br />

der Stadt Freital die Entscheidung, die Straßenbahn<br />

nach Ha<strong>in</strong>sberg e<strong>in</strong>zustellen und<br />

auf Busbetrieb umzustellen. Um zu überprüfen,<br />

ob die Straßen die Voraussetzungen für<br />

den Betrieb mit Gelenkbussen erfüllten, fand<br />

am Sonntag, dem 10. Februar 1974 e<strong>in</strong> Probebetrieb<br />

statt. An diesem Tag blieben alle<br />

Straßenbahnwagen im Depot <strong>in</strong> Freital, was<br />

die im Heft 7/14 abgedruckte Aufnahme auf<br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Dresden/Freital<br />

Quelle<br />

Holger Michel, Ralph Gruner, Bodo Nienerza:<br />

<strong>Die</strong> ehemalige Straßenbahnstrecke Dresden –<br />

Freital, <strong>in</strong>: Verkehrsgeschichtliche Blätter 5/1984<br />

den Seiten 62/63 beweist. Denn dieses Dia<br />

entstand nicht im Mai 1974, sondern an<br />

eben jenem 10. Februar 1974, wie se<strong>in</strong> Urheber<br />

Hans-<strong>Die</strong>ter Rändler der Redaktion<br />

nachträglich mitteilte, nachdem er bei Redaktionsschluss<br />

von Heft 7 im Urlaub war.<br />

Der Dresdner Eisenbahn- und Straßenbahnfreund<br />

war an jenem Sonntag auf dem<br />

Weg zur Weißeritztalbahn. Anders als gewohnt<br />

hieß es jedoch am damaligen Willi-Ermer-Platz<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Ikarus 180 des VEB Kraftverkehr<br />

Freital Dresden umzusteigen. <strong>Die</strong>ser<br />

bediente an diesem Tag alle Haltestellen der<br />

L<strong>in</strong>ie 3. Bei der Vorbeifahrt am Straßenbahndepot<br />

<strong>in</strong> Freital sah Rändler die vollgestellte<br />

Halle. Er stieg daraufh<strong>in</strong> aus dem Bus aus und<br />

lichtete diese tagsüber an regulären Betriebstagen<br />

der L<strong>in</strong>ie 3 undenkbare Parade ab.<br />

Vor zwei Wochen wies der Dresdner aber<br />

auch auf e<strong>in</strong>e Besonderheit der Aufnahme<br />

auf Seite 60 im vorigen Heft h<strong>in</strong>: Unter dem<br />

Haltestellenschild der Straßenbahnl<strong>in</strong>ie 3<br />

war am 17. Mai bereits e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Schild<br />

mit der Nummer „3A“ angebracht – obwohl<br />

es die Busl<strong>in</strong>ie 3A noch gar nicht gab,<br />

sondern e<strong>in</strong>zig die Straßenbahnl<strong>in</strong>ie 3 die<br />

Haltestellen im Plauenschen Grund und<br />

Freital bediente. Demnach waren bereits<br />

vor E<strong>in</strong>stellung des Straßenbahnbetriebes<br />

die Busl<strong>in</strong>iennummernschilder an den Haltestellen<br />

befestigt worden.<br />

Der 25./26. Mai 1974<br />

Verkehrte die L<strong>in</strong>ie 3 am 25. Mai 1974 zwar<br />

noch im vollen Umfang bis Freital, so räumten<br />

die Verkehrsbetriebe dennoch bereits das<br />

dortige Depot. Am Abend waren alle Fahrzeuge<br />

von dort abgezogen, so dass sich nach<br />

der Rückfahrt des letzen Zuges am Morgen<br />

des 26. Mai 1974 nach Dresden ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger<br />

Straßenbahnwagen mehr <strong>in</strong> Freital befand.<br />

<strong>Die</strong> L<strong>in</strong>ie 3 verkehrte mit Betriebs -<br />

beg<strong>in</strong>n 4 Uhr vom Wilden Mann über<br />

Hauptbahnhof bis Plauen Nöthnitzer Straße<br />

– erstmals mit Tatrawagen. Dresden-Löbtau<br />

und Freital-Ha<strong>in</strong>sberg verband fortan der<br />

VEB Kraftverkehr mit der Busl<strong>in</strong>ie 3A.<br />

<strong>Die</strong> Wendeschleife Freial-Ha<strong>in</strong>sberg<br />

<strong>Die</strong> Bildunterschrift zur im Heft 7 auf Seite<br />

63 oben abgedruckten Aufnahme enthält ver -<br />

sehentlich e<strong>in</strong>en Fehler. So blickte Frank<br />

Ebermann für diese Fotografie nicht auf die<br />

E<strong>in</strong>fahrweiche zur Wendeschleife Freital-<br />

Ha<strong>in</strong>sberg, sondern auf die Ausfahrweiche.<br />

Was durch die heutige Bebauung des Areals<br />

mit e<strong>in</strong>em Neubaublock kaum noch vorstellbar<br />

ist – die Straßenbahn führte bis auf die<br />

Am 24. April 1974 fand e<strong>in</strong>e Sonderfahrt mit dem Fahrschulwagen 724 012 nach Freital statt. <strong>Die</strong><br />

Aufnahme zeigt ihn auf der E<strong>in</strong>fahrweiche zur Wendeschleife am Endpunkt Ha<strong>in</strong>sberg im 1933 e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>deten<br />

Coßmansdorf. Vor 1961 endete die Straßenbahn hier stumpf HANS-DIETER RÄNDLER (2)<br />

Nicht im Mai, sondern am Sonntag, dem 10. Februar 1974, entstand diese Aufnahme der an diesem<br />

Tag im Depot Freital-Deuben gebliebenen Wagen der L<strong>in</strong>ie 3. An jenem Tag verkehrten probeweise<br />

Gelenkbusse vom Typs Ikarus 180 des VEB Kraftverkehr Dresden auf dieser L<strong>in</strong>ie<br />

Höhe des Stationshäuschens der Schmalspurbahn<br />

parallel zu dieser 750-mm-Strecke<br />

und bog erst mehrere Meter weiter nach l<strong>in</strong>ks<br />

<strong>in</strong> den Schleifenbogen ab.<br />

In diesem befand sich der<br />

Abzweig zum Ausweichgleis<br />

– siehe Grafik.<br />

Auch wenn die heutige<br />

Bebauung der Wendeschleife<br />

das vor Ort<br />

nicht mehr nachvollziehen<br />

lässt, so ist doch das<br />

1961 e<strong>in</strong>geweihte Haltestellengebäude<br />

der Straßenbahn<br />

bis heute er halten.<br />

ANDRÉ MARKS<br />

<strong>Die</strong> Wendeschleife<br />

Ha<strong>in</strong>sberg <strong>in</strong><br />

Coßmannsdorf<br />

GRAFIK:<br />

MÜLLER/vb 5/84<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

65


Geschichte<br />

Vor dem Neubeg<strong>in</strong>n …<br />

<strong>Die</strong> Münchner Straßenbahn vor 20 Jahren 1994 befand sich die Tram <strong>in</strong> der bayerischen<br />

Landeshauptstadt auf ihrem historischen Tiefpunkt: Noch wenige Monate zuvor hatte es Streckenstilllegungen<br />

gegeben – aber wie fand Stefan H<strong>in</strong>der aus Oldenburg den Betrieb vor?<br />

Es dürfte selten vorkommen, dass Tagestouristen<br />

München besuchen und<br />

ihr Interesse nicht der Frauenkirche,<br />

dem Hofbräuhaus, dem Englischen<br />

Garten oder vielleicht dem Deutschen Museum<br />

gilt, sondern hauptsächlich der „Trambahn“,<br />

wie sie von den Münchnern umgangs -<br />

sprachlich genannt wird. Um mich nicht mit<br />

dem dichten Straßenverkehr von Münchens<br />

Umgebung herumquälen zu müssen, reiste<br />

ich im Rahmen me<strong>in</strong>es Privatprojektes „Bayerntram“<br />

(siehe SM 6/2014, Seite 64ff.) am<br />

24. März 1994 per Zug von Augsburg nach<br />

München und wieder zurück.<br />

Das Tauziehen um die Zukunft der Straßenbahn<br />

<strong>in</strong> München war damals schon<br />

Jahrzehnte im Gange und hatte allerhand<br />

jähe Wendungen, Lippenbekenntnisse und<br />

Querschüsse hervorgebracht. 1994 befand<br />

sich die Münchner Tram auf ihrem historischen<br />

Tiefpunkt: Noch wenige Monate zuvor<br />

hatte es Streckenstilllegungen gegeben<br />

(im Mai 1993 die SL 16 zum Lorettoplatz<br />

und im November 1993 die SL 12 und 13<br />

nach Harthof bzw. Hasenbergl). Laufend<br />

stellte der Verkehrsbetrieb weitere Wagen<br />

ab, der Fahrzeugpark hatte mittlerweile den<br />

– verglichen mit früheren Zeiten – für Münchener<br />

Verhältnisse bescheidenen Umfang<br />

von 118 Trieb- und 112 Beiwagen erreicht.<br />

Das Straßenbahnnetz umfasste noch acht<br />

L<strong>in</strong>ien, von denen aber die L<strong>in</strong>ien 15/25<br />

und 20/21 praktisch je e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie darstellten:<br />

<strong>Die</strong> L<strong>in</strong>ien 15 und 21 verdichteten nur<br />

den jeweils stärker belasteten Abschnitt der<br />

zugeordneten Stamml<strong>in</strong>ien.<br />

Niederflurwagen sehr schadanfällig<br />

– dreiachsige M/m-Züge dom<strong>in</strong>ieren!<br />

Zwar waren seit 1990/91 drei Niederflurwagen<br />

des MAN/AEG-Typs als Prototypen e<strong>in</strong>er<br />

geplanten neuen Fahrzeuggeneration vorhan-<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


München<br />

Am Hauptbahnhof zeigten sich<br />

die beiden 1994 <strong>in</strong> München<br />

im Wesentlichen e<strong>in</strong>ge setzten<br />

Typen von Straßenbahnwagen:<br />

L<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong> klassischer M-Dreiachserzug<br />

mit Tw 2519 und<br />

Bw 3531 auf L<strong>in</strong>ie 20.<br />

Auf dem Gegengleis steht e<strong>in</strong><br />

P-Zug der L<strong>in</strong>ie 21<br />

Auch <strong>in</strong> München gab es schon e<strong>in</strong> Stück Straßenbahn <strong>in</strong> der Fußgängerzone – und zwar<br />

<strong>in</strong> der Maffeistraße, die von e<strong>in</strong>em Gebäudeflügel der Bayerischen Vere<strong>in</strong>sbank überbaut ist.<br />

E<strong>in</strong> P-Zug mit Tw 2009 an der Spitze passiert gerade diese Stelle<br />

ALLE FOTOS: STEFAN HINDER<br />

L<strong>in</strong>iennetz der Münchner<br />

Straßenbahn 1994<br />

12 Scheidplatz – Amalienburgstraße<br />

15 St.-Mart<strong>in</strong>s-Platz – Großhesseloher Brücke<br />

(nur tagsüber)<br />

18 Effnerplatz – Gondrellplatz<br />

19 Pas<strong>in</strong>g, Marienplatz – St.-Veit-Straße<br />

20 Effnerplatz – Moosach<br />

21 Sendl<strong>in</strong>ger Tor – Hanauer Straße<br />

25 St.-Mart<strong>in</strong>s-Platz – Grünwald<br />

27 Petuelr<strong>in</strong>g – Schwanseestraße<br />

An der Strecke nach Grünwald gab es<br />

zahlreiche hübsche Wartehäuschen, so wie<br />

hier an der Haltestelle Menterschwaige.<br />

Der von Tw 2535 geführte Zug der L<strong>in</strong>ie 15<br />

wird <strong>in</strong> wenigen hundert Metern die Stadtgrenze<br />

und damit se<strong>in</strong> Fahrtziel erreichen<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

67


Geschichte<br />

Wagenpark der Münchner Straßenbahn im März 1994 (nur betriebsfähige Wagen des Personenverkehrs)<br />

Triebwagen<br />

Tw-Nr. Typ Bauart Hersteller Baujahr Anzahl<br />

2003 bis 2017, 2019 bis 2044 P3.16 4x ER-Gel-Tw Rathgeber 1966 bis 1968 41<br />

2701 bis 2703 R1.1 6x ER-Gel-Tw Nfl MAN 1990/91 3<br />

2403/-08/-10/-11/-14/-20/-24/-25/ M4.65 3x ER-Tw Rathgeber 1956 bis 1959 17<br />

-28/-31/-43/-51/-53/-58/-62/-64/-66<br />

2502, 2506 bis 2509, 2511 bis 2513/-16, M5.65 3x ER-Tw Rathgeber 1963 20<br />

2518 bis 2526, 2529, 2535<br />

2602 bis 2614, 2616 bis 2620, 2651, 2653 bis 2670 M5.65 3x ER-Tw Rathgeber 1964/65 37<br />

Gesamt 118<br />

Beiwagen<br />

Bw-Nr. Typ Bauart Hersteller Baujahr Anzahl<br />

3003 bis 3040 p3.17 4x ER-Gel-Bw Rathgeber 1966 bis 1968 38<br />

3402/-03/-08/-11/-12/-14/-16 bis -18, 3427/-30/-36/-39/ m4.65 3x ER-Bw Rathgeber 1956 bis 1959 29<br />

-41/-48/-49/-60, 3462 bis 3467/-69/-71/-75/-91/-97/-98<br />

3501 bis 3545 m5.65 3x ER-Bw Ratgeber 1963/64 45<br />

Gesamt 112<br />

Am Maxmonument<br />

kreuzt der Dreiachszug<br />

Tw 2609 + Bw 3417<br />

auf L<strong>in</strong>ie 20 die Strecke<br />

der L<strong>in</strong>ie 19. Der<br />

Beiwagen gehört noch<br />

zur älteren Spielart<br />

m4.65. Im H<strong>in</strong>tergrund<br />

das Maximilianeum<br />

(Sitz des bayerischen<br />

Landtages)<br />

68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


München<br />

den, und e<strong>in</strong>e erste Rate von 20 Serienfahrzeugen<br />

war fest bestellt – aber trotzdem: Ich<br />

traute dem Frieden nicht so ganz, denn immer<br />

wieder gab es widersprüchliche Signale. Beispielsweise<br />

hatten die Verkehrsbetriebe noch<br />

Anfang 1994 angekündigt, die Strecke zum<br />

Petuelr<strong>in</strong>g nur noch im Auslaufbetrieb zu befahren<br />

und mittelfristig stilllegen zu wollen.<br />

Glücklicherweise ist es dazu nicht gekommen.<br />

<strong>Die</strong> lange Zeit modernsten Münchner<br />

Straßenbahnwagen, die Gelenkzüge vom<br />

Typ P (Tw) bzw. p (Bw), waren noch fast alle<br />

da; ausgeschieden waren bis dah<strong>in</strong> lediglich<br />

die beiden Probezüge sowie der unfallbeschädigte<br />

Tw 2018. Ihr E<strong>in</strong>satzgebiet umfasste<br />

die L<strong>in</strong>ien 19 und 21, teilweise auch<br />

die 20. Auf der L<strong>in</strong>ie 19 waren auch die drei<br />

erwähnten Niederflur-Prototypen 2701 bis<br />

2703 zu f<strong>in</strong>den – wenn sie denn fuhren, sie<br />

galten als recht schadanfällig. Ich bekam nur<br />

e<strong>in</strong>en von ihnen zu Gesicht, den Tw 2701.<br />

<strong>Die</strong> drei Niederflur-Prototypen kamen 1994 – je nach Verfügbarkeit – auf der L<strong>in</strong>ie 19 zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Hier Triebwagen 2701 am 24. März am Max-Weber-Platz. <strong>Die</strong>ser Wagen läuft heute<br />

<strong>in</strong> Norrköp<strong>in</strong>g unter der Nummer 22 und dem Taufnamen „München“<br />

Alles andere war noch <strong>in</strong> der Hand der dreiachsigen<br />

M/m-Züge, und das war aus me<strong>in</strong>er<br />

Sicht auch gut so. Auf diese Weise konnte ich<br />

noch das typische Gesicht der Münchener<br />

Tram der 1950er- bis 1980er-Jahre erleben –<br />

spät, aber nicht zu spät. Trotz des geschrumpften<br />

Streckennetzes reichte e<strong>in</strong> Tag natürlich<br />

nicht, um es komplett kennen zu lernen. Ich<br />

steuerte zunächst e<strong>in</strong>ige markante <strong>in</strong>nenstadtnahe<br />

Knotenpunkte an, wie zum Beispiel den<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

69


Geschichte<br />

An der Zwischenwendeschleife der Strecke nach Grünwald an der Großhesseloher Brücke bot das „Weiß-Blaue Stand’l“ Brotzeiten und Erfrischungen.<br />

Der Fahrer des Tw 2661 hat es damit offenbar so eilig, dass er das Zielschild noch gar nicht für die Rückfahrt umgestellt hat ...<br />

Und 20 Jahre danach?<br />

München hat se<strong>in</strong>en Fahrzeugpark <strong>in</strong>zwischen<br />

fast komplett auf Niederflurwagen umgestellt,<br />

von denen es <strong>in</strong>zwischen sogar vier unterschiedliche<br />

Typen gibt. Trotzdem hält sich zäh e<strong>in</strong><br />

sehr kle<strong>in</strong>er Rest des Altbestandes – aktuell vier<br />

Trieb- und drei Beiwagen des Typs P/p.<br />

Das Straßenbahnnetz ist gewachsen und umfasst<br />

mittlerweile wieder 13 L<strong>in</strong>ien. Den 1996/97 wiederaufgebauten<br />

Abschnitten Hauptbahnhof –<br />

Romanplatz und Ostfriedhof – Wörthstraße folgten<br />

ab 2009 die neuen Strecken zur Münchner<br />

Freiheit, nach Schwab<strong>in</strong>g Nord und nach St. Emmeram.<br />

Weitere Neubaustrecken s<strong>in</strong>d geplant.<br />

„Stachus“ oder das Maxmonument, das die<br />

Straßenbahn an allen vier Seiten umfährt. <strong>Die</strong><br />

Überlandstrecke nach Grünwald befuhr ich<br />

aus Zeitgründen nur bis zur Großhesseloher<br />

Brücke, wo auch die Züge der Verstärkungsl<strong>in</strong>ie<br />

15 wendeten.<br />

Alte M4.65 waren schon selten<br />

E<strong>in</strong>e bedauerliche Panne passierte mir: Der<br />

Bestand an Dreiachsern umfasste im Wesentlichen<br />

nur noch deren neueste Spielart<br />

M5.65 (Tw) bzw. m5.65 (Bw), die sich von<br />

ihren Vorläufern durch Außenschwenktüren<br />

und e<strong>in</strong>e vor die Mittelachse verlegte<br />

Mitteltür unterschied. <strong>Die</strong> älteren Typen<br />

M4.65 bzw. m4.65 mit ihren charakteristi-<br />

schen Teleskop-Schiebtüren waren selten<br />

geworden, besonders die Triebwagen. <strong>Die</strong>se<br />

fuhren nur noch e<strong>in</strong>zelne Kurse auf der<br />

L<strong>in</strong>ie 12, was ich aber erst im Laufe des Tages<br />

herausbekam. Me<strong>in</strong>e wenigen Aufnahmen<br />

von diesen Fahrzeugen entstanden daher<br />

schon <strong>in</strong> der Dämmerung und gerieten<br />

nicht allzu gut.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs war dies nicht der wesentliche<br />

Grund, warum ich die abendliche Rückreise<br />

nach Stadtbergen <strong>in</strong> eher gedämpfter Stimmung<br />

antrat. Es lag mehr daran, dass der<br />

Münchner Straßenbahnbetrieb auf mich<br />

noch nicht so richtig zukunftsträchtig wirkte<br />

– vor allem nicht im Vergleich mit dem quirligen<br />

Augsburger Betrieb. STEFAN HINDER<br />

Am Karlsplatz, dem „Stachus“, gab es bei der E<strong>in</strong>fahrt <strong>in</strong> die Bahnsteige<br />

oft Parallelfahrten von Straßenbahnzügen, hier zwischen dem<br />

Tw 2043 auf L<strong>in</strong>ie 21 und Tw 2520 auf der 27<br />

Ihn traf Stefan H<strong>in</strong>der bei se<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>tägigen Münchenbesuch erst <strong>in</strong><br />

der Dämmerung: den M4.65 aus den 1950er-Jahren. Tw 2403 verlässt<br />

mit e<strong>in</strong>em Beiwagen die Endschleife Amalienburgstraße<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Geschichte<br />

Am Endpunkt Kugelbake steht 1914 der Triebwagen 3 mit Honoratioren. <strong>Die</strong> Fahrzeuge waren „gefällig rot und gelb gestrichen“, wie e<strong>in</strong> Chronist<br />

bemerkte. Lediglich die Motorhaube war nicht lackiert, um Abblätterungen beim Öffnen zu vermeiden FOTOS: STADTARCHIV CUXHAVEN (2)<br />

Ganze 28 Tage <strong>in</strong> <strong>Die</strong>nst<br />

<strong>Die</strong> Straßenbahn <strong>in</strong> Cuxhaven 2014 ist das Jahr des Gedenkens an den Beg<strong>in</strong>n des Ersten<br />

Weltkriegs. Unmittelbar damit verknüpft ist aber auch die Er<strong>in</strong>nerung an die kurze Betriebszeit<br />

der Straßenbahn <strong>in</strong> Cuxhaven: Nach nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>em Monat war das Kapitel zu Ende ...<br />

In Cuxhaven – ganz an der Spitze des<br />

„Nassen Dreiecks“ zwischen Weser und<br />

Elbe gelegen – begann der See-Tourismus<br />

vor über 100 Jahren sprunghaft zu<br />

wachsen. E<strong>in</strong> neues Verkehrsmittel sollte die<br />

Verkehrsströme lenken. Aber: Alles sollte<br />

günstig se<strong>in</strong>! <strong>Die</strong> Stadtverwaltung fand dazu<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>e Möglichkeit für e<strong>in</strong>en<br />

Trambetrieb ohne Oberleitung und ohne<br />

Neufahrzeuge. Sie erwarb 1914 von der<br />

Schmöckwitz-Grünauer Uferbahn bei Berl<strong>in</strong><br />

drei regelspurige Benzoltriebwagen, die<br />

sich dort nicht e<strong>in</strong>mal fünf Monate vom<br />

9. März bis zum 24. Juli 1912 im E<strong>in</strong>satz<br />

befunden hatten. Dass diese kurze E<strong>in</strong>satzzeit<br />

<strong>in</strong> Cuxhaven noch unterboten werden<br />

sollte, ahnte niemand …<br />

Betrieb nur unter Bed<strong>in</strong>gungen<br />

Als Anfang der 1910er-Jahre die Diskussion<br />

aufkam, auch <strong>in</strong> Cuxhaven zur Bewältigung<br />

zunehmender Verkehrsbedürfnisse von E<strong>in</strong>wohnern<br />

und Erholungssuchenden e<strong>in</strong>en<br />

Straßenbahnverkehr e<strong>in</strong>zuführen, lag der<br />

Gleiskörper, auf dem die Tram verkehren<br />

sollte, bereits seit längerem: Seit 1891 gewährleistete<br />

e<strong>in</strong>e von den Gleisgruppen des<br />

Hauptbahnhofs ausscherende Schienenverb<strong>in</strong>dung<br />

e<strong>in</strong>en Direktanschluss des etwa<br />

vier Kilometer (1) weiter nördlich gelegenen<br />

Forts Kugelbake, das vor allem der Verteidigung<br />

des Schifffahrtswegs Elbe diente.<br />

Dass die Wagen der Städtischen Bahn Cuxhaven<br />

aus zweiter Hand stammten, sah man ihnen,<br />

hier Tw 1, nicht an. An ihrem zweiten E<strong>in</strong>satzort<br />

zierte sie die Kugelbake – e<strong>in</strong> weith<strong>in</strong> sichtbares<br />

Seezeichen und zugleich das Stadtwappen<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Tram Cuxhaven<br />

<strong>Die</strong>se im Volksmund als „Kanonenbahn“<br />

bezeichnete Strecke unterstand der Kaiserlichen<br />

Mar<strong>in</strong>e und somit war klar, dass nur<br />

unter deren Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e Benutzung<br />

für Personenverkehr möglich se<strong>in</strong> würde.<br />

E<strong>in</strong>e eigene Strecke wollte die Stadt aus<br />

Kostengründen nicht errichten. <strong>Die</strong> Mehrheit<br />

der Stadtvertretung stellte vielmehr fest,<br />

„dass die Militärbahn nur <strong>in</strong> Frage kommen<br />

kann, da die Stadt sonst der hohen Kosten<br />

wegen <strong>in</strong> absehbarer Zeit ke<strong>in</strong>e Straßenbahn<br />

erhalten wird.“ Außerdem erschien<br />

der Streckenverlauf über die Poststraße,<br />

durch Grimmershörn und dann schnurstracks<br />

die Wasserkante entlang bis <strong>in</strong> die<br />

Nähe der Kugelbake auch für den Personenverkehr<br />

als durchaus geeignet. Doch es<br />

mussten weitgehende Vorgaben der Mar<strong>in</strong>e<br />

akzeptiert werden.<br />

<strong>Die</strong> Mar<strong>in</strong>e hat Vorrang<br />

In e<strong>in</strong>er „Zusammenstellung der Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

unter welchen die Kaiserliche Kommandantur<br />

den Antrag der Stadt betr. Betrieb<br />

e<strong>in</strong>er Strassenbahn auf dem Gleis der<br />

Militärverb<strong>in</strong>dungsbahn bei dem Reichsmar<strong>in</strong>eamt<br />

befürworten wird“, ist unter<br />

Punkt 2. das Folgende vermerkt:<br />

„Der Mar<strong>in</strong>efiskus behält sich das Recht<br />

vor, die Militärverb<strong>in</strong>dungsbahn jeder Zeit<br />

im mar<strong>in</strong>efiskalischen Interesse zu benutzen.<br />

In jedem solchen Falle ist das Gleis auf<br />

die erste Aufforderung der betreffenden Behörde<br />

sofort von der Stadt frei zu machen,<br />

und der Straßenbahnbetrieb solange e<strong>in</strong>zustellen,<br />

bis von der die Bahn benutzenden<br />

Behörde die Beendigung ihres Transportes<br />

der Stadt mitgeteilt und das Gleis wieder<br />

frei gegeben ist.“<br />

In diesen Fällen war man zu Entschädigungszahlungen<br />

bereit. Ausdrücklich ausgenommen<br />

war jedoch jeglicher Anspruch,<br />

„wenn im Falle e<strong>in</strong>es Krieges oder aus andern<br />

militärischen Gründen der Strassenbahnbetrieb<br />

ohne vorherige Kündigung auf<br />

längere Zeit oder dauernd e<strong>in</strong>gestellt werden<br />

muss.“<br />

Um bei kurzfristig erforderlich werdenden<br />

Fahrten der Mar<strong>in</strong>e die Straßenbahnwagen<br />

schnell vom Gleis zu bekommen,<br />

musste die Stadt auf eigene Rechnung am<br />

Anfangs- und Endpunkt der Strecke Abstellmöglichkeiten<br />

und bei Grimmershörn<br />

e<strong>in</strong>e Ausweichstelle errichten. <strong>Die</strong>se waren<br />

so auszulegen, „dass sie von allen Betriebsmitteln<br />

der Staatseisenbahn benutzt werden<br />

können.“ Ganz so günstig, wie sich die<br />

Stadt die Gleisnutzung vorgestellt hatte,<br />

g<strong>in</strong>g es also doch nicht vonstatten. (2)<br />

Zweifel an Effektivität<br />

von Oberleitung<br />

Über die Betriebsform der neuen Bahn gab<br />

es e<strong>in</strong>gehende Diskussionen. Kostengünstig<br />

sollte sie se<strong>in</strong> und somit ließen sich Zweifel<br />

an der Effektivität e<strong>in</strong>er normalen, also<br />

im Oberleitungsbetrieb verkehren Bahn<br />

nicht ausräumen. Generell wollte man zwar<br />

die Umstellung auf Oberleitungsbetrieb zu<br />

e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt nicht ausschließen.<br />

Gleich zu Beg<strong>in</strong>n erschien e<strong>in</strong>e solche<br />

Anlage vielen Verantwortlichen jedoch als<br />

unkalkulierbares Wagnis. Das schließlich<br />

mit der Betriebsführung beauftragte Ingenieur-Bureau<br />

Arnold Clamer & Comp. aus<br />

Hamburg (Cuxhaven gehörte bis 1937 zur<br />

Hansestadt) sollte sich auch um die Fahrzeugbeschaffung<br />

bemühen. E<strong>in</strong> Angebot<br />

der <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ansässigen Cont<strong>in</strong>entalen<br />

Eisenbahn Bau- und Betriebsgesellschaft<br />

schien genau der Cuxhavener<br />

Bedürfnislage zu entsprechen.<br />

E<strong>in</strong>e Delegation<br />

reiste nach Schmöckwitz<br />

und nahm die angebotenen<br />

Fahrzeuge anlässlich e<strong>in</strong>er<br />

Probefahrt genauestens <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong>.<br />

Alle Beteiligten waren schließlich<br />

überzeugt. Man erwarb drei gut erhaltene<br />

Triebwagen mit benzol-elektrischem Antrieb,<br />

die auf der Grünauer Uferbahn nur<br />

viere<strong>in</strong>halb Monate im E<strong>in</strong>satz gestanden<br />

Stadtverkehr Cuxhaven heute<br />

Bis 1974 lag der ÖPNV <strong>in</strong> Cuxhaven <strong>in</strong> den Händen<br />

der Cuxhavener Omnibus-Gesellschaft<br />

(COG), die vor 40 Jahren von der Kraftverkehr<br />

GmbH & Co. KG (KVG) Stade übernommen wurde.<br />

Deren „Betrieb Cuxhaven“ unterhält heute<br />

sieben vom ZOB direkt am Bahnhof startende<br />

Busl<strong>in</strong>ien, von denen e<strong>in</strong>e nur dann verkehrt,<br />

wenn e<strong>in</strong>e Helgoland-Fähre e<strong>in</strong>- oder ausläuft.<br />

<strong>Die</strong> L<strong>in</strong>ie 1006 verb<strong>in</strong>det die Aussichtsplattform<br />

„Alte Liebe“ direkt mit dem ZOB und br<strong>in</strong>gt den<br />

Fahrgast auch an die Anleger für Hafenrundfahrten<br />

und Seetörns zu den Seehundsbänken.<br />

Mit der L<strong>in</strong>ie 1007 kann man die Kugelbake erreichen<br />

und sich am Endpunkt der se<strong>in</strong>erzeitigen<br />

Städtischen Bahn umsehen.<br />

<strong>Die</strong> KVG Stade gehört seit 1996 zu 60 Prozent<br />

der Osthannoverschen Eisenbahn AG und zu 40<br />

Prozent der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe<br />

Elbe Weser GmbH. Weitere Omnibusl<strong>in</strong>ien vom<br />

ZOB Cuxhaven <strong>in</strong> die Region werden von dem<br />

Verkehrsunternehmen Maass erbracht.<br />

hatten, bis deren Umrüstung auf Oberleitungsbetrieb<br />

erfolgte.<br />

Personen statt Kanonen –<br />

aber nur für kurze Zeit<br />

<strong>Die</strong> drei Fahrzeuge erwarb die Stadt verhältnismäßig<br />

günstig für jeweils 14.000 Mark,<br />

Mitte Juni trafen sie <strong>in</strong> Cuxhaven e<strong>in</strong>. Probefahrten<br />

und Schulungen fanden noch im<br />

selben Monat statt. Nach Fertigstellung aller<br />

erforderlichen Anlagen wie der Wagenhalle<br />

<strong>in</strong> der Nähe des Hauptbahnhofes an<br />

der Kapitän-Alexander-Straße und der<br />

von der Mar<strong>in</strong>e geforderten Ausweichstelle<br />

<strong>in</strong> Grimmershörn<br />

eröffnete die Stadt am<br />

Verlauf der Städtischen<br />

Tram Cuxhaven<br />

ZEICHNUNG: DIETER HÖLTGE<br />

<strong>Die</strong> Fahrzeuge der Straßenbahn Cuxhaven<br />

Triebwagen 1 bis 3 Beiwagen 4 und 5<br />

Hersteller: Gasmotorenfabrik Deutz/ Falkenried, Hamburg<br />

Bergmanns Electricitätsunternehmungen<br />

van der Zypen & Charlier<br />

Baujahr: 1912 1914<br />

Empfänger: Schmöckwitz-Grünauer Uferbahn; Städtische Bahn Cuxhaven<br />

6/1914 an Städtische Bahn Cuxhaven<br />

Verbleib: 1921 an Moerser Kreisbahn 1921 an Moerser Kreisbahn<br />

nur Tw 3 bis 1952 noch im E<strong>in</strong>satz<br />

bis 1952 bzw. 1968 im E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

73


Geschichte<br />

E<strong>in</strong> Jahrzehnt nach ihrem E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Cuxhaven entstand 1924 diese Aufnahme auf der Strecke von<br />

Moers nach Sevelen am Bahnhof Schaephuysen. Nach langer Standzeit hatten die Fahrzeuge 1921<br />

bei der Moerser Kreisbahn e<strong>in</strong>en neuen E<strong>in</strong>satzort gefunden<br />

SLG. PETER BOEHM, SLG. AXEL REUTHER<br />

6. Juli den Betrieb. <strong>Die</strong> Fahrten der als „Städtische<br />

Bahn Cux haven“ firmierenden Tram<br />

auf der mit elf Unterwegshalten ausgestatteten<br />

Strecke gerieten zum großen Erfolg. Am<br />

ersten Betriebs-Sonntag fuhren 3.000 Personen<br />

mit ihr an die Kugelbake. Ab und an seien<br />

die Wagen kurzzeitig liegengeblieben, vermerken<br />

Zeitungsnotizen und auch von<br />

e<strong>in</strong>igen Unfällen – teils zwischen zwei Triebwagen,<br />

teils mit anderen Verkehrsteilnehmern<br />

– wird berichtet. So sehen eben Alltagssorgen<br />

e<strong>in</strong>es Verkehrsbetriebes aus!<br />

Doch e<strong>in</strong> solcher „Alltag“ sollte sich <strong>in</strong><br />

Cuxhaven nicht e<strong>in</strong>stellen. Am 3. August<br />

1914 erschien e<strong>in</strong>e lapidare Bekanntmachung<br />

<strong>in</strong> der Ortspresse: „Der Betrieb der<br />

Städtischen Bahn ist auf Anordnung der<br />

Kaiserlichen Kommandantur bis auf weiteres<br />

e<strong>in</strong>gestellt worden.“ – der Erste Weltkrieg<br />

hatte begonnen.<br />

Das Betriebsende<br />

<strong>Die</strong> Anordnung der Allgeme<strong>in</strong>en Mobilisierung<br />

von Heer und Flotte am 1. August<br />

1914 bedeutete gemäß der mit der Mar<strong>in</strong>e<br />

getroffenen Vere<strong>in</strong>barung das Ende des<br />

Tramverkehrs. Am 2. August allerd<strong>in</strong>gs verkehrte<br />

die Städtische Bahn noch – geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Kanonenzügen! Danach hieß es<br />

wieder „Kanonen statt Personen“. Zwischen<br />

Mar<strong>in</strong>e-Kommandantur und der<br />

Stadt gab es noch Differenzen über e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tliche<br />

Betriebsbereitschaft, welche<br />

während des gesamten Monats August<br />

1914 seitens der städtischen Bahn für das<br />

Militär bestanden hätte. <strong>Die</strong> Kommandantur<br />

behauptete jedoch, niemals solche<br />

<strong>Die</strong>nste beansprucht zu haben. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund dessen, was nun die Welt bewegte,<br />

verblassten solche Fragen schnell.<br />

Nach Kriegsende setzte die Stadt auf e<strong>in</strong><br />

anderes Verkehrsmittel: Ab Dezember 1919<br />

fuhren entlang der Kanonenbahn Busse. <strong>Die</strong><br />

kle<strong>in</strong>e Bahn, deren Ausweitung durchaus <strong>in</strong><br />

Betracht gezogen worden war, konnte ihre<br />

Leistungsfähigkeit nicht unter Beweis stellen.<br />

<strong>Die</strong> Fahrzeuge der<br />

Cuxhavener Straßenbahn<br />

<strong>Die</strong> von der Schmöckwitz-Grünauer Uferbahn<br />

erworbenen drei Triebwagen waren<br />

nach dem dortigen etwa viere<strong>in</strong>halbmonatigen<br />

E<strong>in</strong>satz nahezu neuwertig. Sie boten jeweils<br />

23 Sitzplätze auf Querbänken sowie<br />

zehn bequeme Stehplätze und galten als komfortabel<br />

und laufruhig. Der 30 PS leistende<br />

<strong>Die</strong> h<strong>in</strong>tere Bühne von Tw 2 nach Betriebsaufnahme 1912 <strong>in</strong> Grünau. Über dem Fahrwerk prangt<br />

der Schriftzug der Cont<strong>in</strong>entalen Eisenbahn-Bau und Betriebsgesellschaft SLG. SIGURD HILKENBACH<br />

Benzolmotor war direkt gekuppelt mit e<strong>in</strong>er<br />

20 Kilowatt leistenden Dynamomasch<strong>in</strong>e, die<br />

Strom von 500-Watt-Klemmspannung erzeugte.<br />

E<strong>in</strong>e Edison-Akkubatterie diente der<br />

Erregung des Dynamos und der Sicherstellung<br />

der Wagenbeleuchtung im Ruhestand. <strong>Die</strong><br />

beiden auf den Achsen angebrachten Elektromotoren<br />

lieferten jeweils 20 PS.<br />

Zwar konnten die Fahrzeuge e<strong>in</strong>e Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 30 km/h erzielen, doch legte<br />

die Stadt für Cuxhaven 25 km/h als zulässige<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit auf der freien<br />

Strecke fest. Ansonsten lag sie <strong>in</strong> unübersichtlichen<br />

Streckenabschnitten deutlich darunter.<br />

E<strong>in</strong> Umbau der Fahrzeuge auf Oberleitungsbetrieb<br />

war im Pr<strong>in</strong>zip nach Bewährung vorgesehen.<br />

Ergänzend erfolgte die Beschaffung<br />

von zwei Beiwagen bei Falkenried.<br />

Der Betrieb mit den für 30 Personen ausgelegten<br />

Beiwagen bereitete bei der Probefahrt<br />

e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten. Das Protokoll<br />

verzeichnet: „<strong>Die</strong> Steigung 1:70 zwischen<br />

der Deichstrasse und Neufelderstrasse wurde<br />

nur schwer erstiegen und es ist zu befürchten,<br />

dass der Zug bei voller Besetzung<br />

stecken bleibt.“(2) Doch e<strong>in</strong> herbeigerufener<br />

Fachmann wusste Rat: Man sollte statt<br />

des billigeren Cit<strong>in</strong> besser Benzol als Brennstoff<br />

verwenden, warf er e<strong>in</strong>. Dann ließe<br />

sich dieses Problem beheben. Im Jahr 1921<br />

verkaufte die Stadt Cuxhaven den gesamten,<br />

aus diesen fünf E<strong>in</strong>heiten bestehenden Wagenpark<br />

an die Moerser Kreisbahn. Während<br />

zwei Triebwagen um 1937 aus dem<br />

Verkehr schieden, lief e<strong>in</strong>er bis 1952. E<strong>in</strong> Unfall<br />

setzte se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz schließlich ebenfalls<br />

e<strong>in</strong> Ende, er wurde danach gleichfalls verschrottet.<br />

So er<strong>in</strong>nert heute an den vor 100<br />

Jahren eröffneten Cuxhavener Trambetrieb<br />

ke<strong>in</strong> Fahrzeug mehr. ANDREAS MAUSOLF<br />

Anmerkungen & Dank<br />

(1)<br />

Über die Länge gibt es unterschiedliche Angaben.<br />

In offiziellen Schriftstücken ist von 3,2 Kilometern<br />

Länge der Tramstrecke die Rede, viele andere<br />

Veröffentlichungen nennen jedoch fünf<br />

Kilometer Streckenlänge; wahrsche<strong>in</strong>lich ist<br />

damit jedoch die Gesamtstrecke der „Kanonenbahn“<br />

geme<strong>in</strong>t. <strong>Die</strong> Tram begann an der Kreuzung<br />

e<strong>in</strong>es Fußweges bei den Wasserturmanlagen<br />

am Bahnhof und endete vor dem Fort<br />

Kugelbake an der Abzweigung von der Deichtrift;<br />

(2)<br />

Zitate nach Protokollen und Schriftverkehr<br />

1913–1915, Stadtarchiv Cuxhaven; e<strong>in</strong> herzlicher<br />

Dank geht an das Stadtarchiv Cuxhaven,<br />

hier besonders an Frank Weyer;<br />

Ferner lagen weitere Unterlagen aus dem Stadtarchiv<br />

Cuxhaven, Aufzeichnungen des Autors sowie<br />

der Artikel „<strong>Die</strong> Cuxhavener Straßenbahn“<br />

von Michael Neubauer im <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> 10 vom November 1973 zugrunde.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Dank geht an Axel Reuther <strong>in</strong> Köln<br />

für se<strong>in</strong>e Unterstützung bei der Bildrecherche.<br />

74 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


Fundstück des Monats<br />

FOLGE 18<br />

Málaga<br />

Calle Marques<br />

de Larios<br />

E<strong>in</strong> roter Teppich für Tw 63? Der letzte erhaltene Straßenbahnwagen Málagas war es den Stadtvätern und den Mitgliedern<br />

des Vere<strong>in</strong>s „Tran-Bus“ ab Mai 2014 <strong>in</strong> der Fußgängerzone der südspanischen Stadt wert<br />

JENS PERBANDT<br />

Filmheld auf rotem Teppich<br />

Im Frühsommer 2014 präsentierte <strong>in</strong> der spanischen Stadt Málaga die örtliche Vere<strong>in</strong>igung zur<br />

Erhaltung von historischen Straßenbahnen und Bussen „Tran-Bus“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er belebten E<strong>in</strong>kaufspassage<br />

e<strong>in</strong>en restaurierten Triebwagen. Aber was hat es mit dem zweiachsigen Tw 63 genau auf sich?<br />

Wer Ende des vorigen Jahrzehntes <strong>in</strong> Málaga an der Küstenstraße<br />

nach dem viele Jahre dort aufgestellten Triebwagen Ausschau hielt,<br />

suchte ihn vergebens! Der e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> dieser südspanischen Stadt e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Zweiachser war vor mehreren Jahren von se<strong>in</strong>em langjährigen<br />

Denkmalsockel verschwunden …<br />

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um e<strong>in</strong>en 1922 vom belgischen<br />

Ateliers de Constructions Electriques de Charleroi (ACEC) gebauten<br />

Triebwagen. Das Fahrgestell vom Typ Brill 21-E hatte die USamerikanische<br />

J. G. Brill Company Philadelphia gebaut.<br />

In Málaga pendelte ab 1891 e<strong>in</strong>e Pferdebahn, 1906 begann der<br />

elektrische Betrieb. Im Jahr 1923 umfasste das Straßenbahnnetz <strong>in</strong><br />

der Stadt an der Costa del Sol sechs L<strong>in</strong>ien, auf denen 37 Triebwagen<br />

verkehrten. Während der Franco-Diktatur erfolgte ab 1949 die<br />

schrittweise E<strong>in</strong>stellung – am 31. Dezember 1961 fuhr die letzte Straßenbahn.<br />

Im Juli dieses Jahres soll e<strong>in</strong>e neu gebaute Metrol<strong>in</strong>ie den<br />

Betrieb aufnehmen. Der Triebwagen 63 diente e<strong>in</strong> Jahr nach se<strong>in</strong>er<br />

Außerdienststellung (1961) bei den Dreharbeiten für den englischen<br />

K<strong>in</strong>ofilm „Lawrence von Arabien“ als Requisite. Danach ungenutzt<br />

abgestellt, ließ die Stadtverwaltung den Triebwagen 20 Jahre später<br />

als Denkmal auf e<strong>in</strong>em Sockel an der Paseo Maritimo Pablo Ruiz<br />

Picasso aufstellen. <strong>Die</strong>ser unüberdachte Standplatz <strong>in</strong> Küstennähe<br />

war für das Fahrzeug allerd<strong>in</strong>gs nicht gut. <strong>Die</strong> hölzernen Aufbauten<br />

litten erheblich. Deshalb holte der Vere<strong>in</strong> Tran-Bus den Wagen<br />

am 20. November 2008 zur Restaurierung von se<strong>in</strong>em Sockel. In<br />

den folgenden knapp zwei Jahren erneuerten die Straßenbahnfreunde<br />

den kompletten Holzaufbau und arbeiteten das Fahrgestell äußerlich<br />

auf. <strong>Die</strong> Stirnfronten des Wagens fertigten sie aus Blech neu an.<br />

Am 18. September 2010 präsentierten sie das restaurierte Fahrzeug<br />

mit authentischer, neuer blauen Farbgebung, wie es bis 1961<br />

auf den Straßen von Málaga unterwegs gewesen war, erstmalig der<br />

Öffentlichkeit. Seitdem ist er regulär im Busdepot der städtischen<br />

Verkehrsgesellschaft EMT für die Öffentlichkeit unzugänglich h<strong>in</strong>terstellt.<br />

In diesem Sommer zeigte der Vere<strong>in</strong> ihn nun aber erstmals<br />

<strong>in</strong> der Fußgängerzone Málagas.<br />

JENS PERBANDT<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

75


n M<strong>in</strong>iatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

m sm-modell@geramond.de<br />

Aus der kle<strong>in</strong>en Tankstelle (unten) ist <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> Fast-Food-Restaurant<br />

geworden. Als Blickfang dient e<strong>in</strong> Straßenkreuzer auf dem Dach<br />

<strong>Die</strong> gleiche Stelle während der Bauphase. Der Bus hat schon se<strong>in</strong>en<br />

festen Platz gefunden, die Tankstelle und viele Gebäude fehlen noch<br />

76


Anlagenbau<br />

<strong>Die</strong>ser Wuppertaler Tw 115 ist e<strong>in</strong> schon älterer Eigenbau von Guido Mandorf.<br />

Das H0-Modell entstand noch aus Res<strong>in</strong>. Heute nutzt er den 3-D-Druck<br />

Idyll mit H<strong>in</strong>terhof,<br />

Manta und Mülleimer<br />

E<strong>in</strong> Stück Ruhrgebiet <strong>in</strong> H0 n SM-Autor Guido Mandorf hat se<strong>in</strong>e Straßenbahnanlage nach<br />

Motiven aus dem Kohlenpott und dem Bergischen Land um e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Ecke erweitert<br />

Me<strong>in</strong>e ja schon häufiger<br />

für Modellfotos im SM<br />

genutzte Tramanlage<br />

besteht <strong>in</strong> ihrer Form<br />

bereits e<strong>in</strong>ige Jahre. Von kle<strong>in</strong>eren<br />

Detailänderungen abgesehen, ist das<br />

Grundkonzept der Gleisführung und<br />

Bebauung stets gleich geblieben. <strong>Die</strong><br />

Anlage ist sehr betriebssicher, doch<br />

getreu Murphys Gesetz bereitete die<br />

am schlechtesten erreichbare Stelle,<br />

e<strong>in</strong>e Kurve der Meterspurstrecke,<br />

doch stets irgendwelche Probleme:<br />

Beim Bau hatte ich sie etwas zu eng<br />

In dieser Kurve wird es für die H0-Autofahrer immer recht eng, wenn e<strong>in</strong><br />

Gelenkwagen wie der Bochumer Tw 279 an der Haltestelle steht<br />

e<strong>in</strong>gerichtet, was später besonders<br />

bei Gelenkwagen immer wieder für<br />

Ärger der Anlass war.<br />

Kürzlich hatte ich nun die Möglichkeit,<br />

die Anlage etwas zu erweitern<br />

und damit auch diese Schwachstelle<br />

zu beheben. <strong>Die</strong> Anlage sollte <strong>in</strong> Zukunft<br />

über Eck gehen und über e<strong>in</strong>e<br />

Überlandstrecke mit e<strong>in</strong>er dörflichen<br />

Endstelle verbunden werden. <strong>Die</strong> Erweiterung<br />

betraf ausschließlich die<br />

Meterspurstrecken. <strong>Die</strong> Normalspurstrecke<br />

blieb unverändert, wenn man<br />

von e<strong>in</strong>em zusätzlichen Abstellgleis<br />

Zwei <strong>in</strong> den 1970er-Jahren moderne Fahrzeuge: Neben dem Mercedes /8<br />

wartet e<strong>in</strong> Düwag-M-Wagen der EVAG, den Mandorf <strong>in</strong> Mess<strong>in</strong>g fertigte<br />

strassenbahn magaz<strong>in</strong> 8|2014 77


Straßenbahn im Modell<br />

Der Wuppertaler Zug mit dem zweiachsigen Tw 115 und passendem Beiwagen verlässt die Ortschaft Mandorf auf dem Weg <strong>in</strong>s Umland g. mandorf (12)<br />

im Betriebshof absieht. Im Schattenbereich,<br />

der bei mir von e<strong>in</strong>er hochgelegten<br />

Eisenbahnstrecke getarnt<br />

wird, teilt sich nun die Meterspur<br />

auf, um entweder zur Überlandstrecke<br />

zu führen oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großzügig<br />

geschwungenen Gleisführung<br />

<strong>in</strong> Straßenlage <strong>in</strong> die mit Dreischienengleis<br />

ausgebaute Schleife um<br />

die Fabrikanlage zu münden. <strong>Die</strong><br />

Überlandstrecke liegt schon vor dem<br />

Ortsausgangsschild <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er langgezogenen<br />

Steigung, die sie dann bis<br />

zur Endstelle beibehält.<br />

Für mich ist wichtig, dass das „Drumherum“<br />

stimmt und die Atmosphäre<br />

e<strong>in</strong>er Ruhrgebietsstadt authentisch<br />

vermittelt wird. So mussten viele<br />

Gebäude modifiziert und gealtert<br />

werden. Hierbei ist zu beklagen, dass<br />

von den e<strong>in</strong>schlägigen Zubehörherstellern<br />

auch im Jahr 2014 überwiegend<br />

Gebäude nach süddeutschem<br />

Vorbild angeboten werden. Ergänzt<br />

wird die Szenerie durch charakteristische<br />

Straßenmöbel, wie z. B. den<br />

Pilzmülleimer, der früher an vielen<br />

Stellen <strong>in</strong> Essen zu f<strong>in</strong>den war. E<strong>in</strong><br />

passender fotorealistischer H<strong>in</strong>tergrund<br />

trägt dazu bei, die Stimmung<br />

Dank des fotorealistischen H<strong>in</strong>tergrunds ist die Illusion nahezu perfekt:<br />

Erst beim zweiten Blick erkennt man, dass es sich um Modelle handelt<br />

auch jenseits der Anlagenkante zu<br />

erhalten. Das Ersche<strong>in</strong>ungsbild me<strong>in</strong>er<br />

Anlage ist daher e<strong>in</strong> deutlicher<br />

<strong>Die</strong>ses „Luftbild“ des im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Anlagenteils zeigt die Gleislage,<br />

die später im fertigen Zustand h<strong>in</strong>ter den Gebäuden versteckt ist<br />

und gewollter Widerspruch zur kitschig<br />

bunten Darstellung von Modellbahnanlagen<br />

<strong>in</strong> Katalogen und<br />

Fachzeitschriften.<br />

Der digitale Fahrbetrieb erfolgt über<br />

Oberleitung, die ich auf diesem Anlagensegment<br />

aus 0,2 Millimeter<br />

starkem Silberdraht gebaut habe.<br />

Das Material ist erstaunlich stabil und<br />

zeigt bisher weniger Neigung zu Oxidation<br />

als der zuvor verwendete Mess<strong>in</strong>gdraht.<br />

E<strong>in</strong>e vorbildgerechte Abspannung<br />

ist zw<strong>in</strong>gend notwendig.<br />

<strong>Die</strong> oft unreflektierte Behauptung,<br />

dass Digital- und Oberleitungsbetrieb<br />

nicht funktionieren, widerlegt der jahrelang<br />

sichere Betrieb. Auch e<strong>in</strong>e öffentliche<br />

Präsentation <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

zeigte e<strong>in</strong>en höchst stabilen Betrieb.<br />

Etwa e<strong>in</strong> Drittel der Anlagenfläche<br />

ist gleisfrei. Hier f<strong>in</strong>det man beispielsweise<br />

den typischen H<strong>in</strong>terhof,<br />

<strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>der Fußball spielen, die<br />

Wäsche zum Trocknen hängt und der<br />

neue Bolide, hier natürlich e<strong>in</strong> Manta<br />

mit Fuchsschwanz, der Nachbarschaft<br />

vorgestellt wird.<br />

E<strong>in</strong>e fürs Ruhrgebiet typische H<strong>in</strong>terhofidylle mit Opel Manta. Auf dem<br />

Moped durften die Halbstarken damals noch ohne e<strong>in</strong>en Helm fahren<br />

78 strassenbahn magaz<strong>in</strong> 8|2014


B<br />

Anlagenbau<br />

Das Depot wurde auf fünf Gleise vergrößert. <strong>Die</strong> Niederflur-Tw der Rhe<strong>in</strong>bahn und der B-Wagen s<strong>in</strong>d Eigenbauten aus Mess<strong>in</strong>g oder als 3-D-Druck<br />

E<strong>in</strong> anderes Grundstück kann als<br />

Besonderheit mit unterschiedlichen<br />

Bebauungen versehen werden. Zum<br />

e<strong>in</strong>en kann es als unbebaute und<br />

vollständig begrünte Brachfläche<br />

dargestellt werden. Zum anderen<br />

bietet sie Platz für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Tankstelle,<br />

die noch ke<strong>in</strong> Supermarkt mit<br />

angeschlossener Zapfstelle war. Um<br />

die Szene <strong>in</strong> die Gegenwart zu holen,<br />

die für derart kle<strong>in</strong>e Tankstellen leider<br />

ke<strong>in</strong>en Platz mehr bietet, besteht<br />

die Möglichkeit, die Tankstelle durch<br />

e<strong>in</strong> amerikanisches Restaurant zu<br />

ersetzen, das das historische Tankstellengebäude<br />

heute nutzt. E<strong>in</strong> alter<br />

amerikanischer Straßenkreuzer soll<br />

dazu die Kundschaft anlocken.<br />

Nur wenig entfernt von der Stadtstraße,<br />

deren Häuser reichlich Pat<strong>in</strong>a<br />

angesetzt haben, liegt e<strong>in</strong> Wäldchen,<br />

an dessen Rand sich die Straßenbahn<br />

auf den Weg <strong>in</strong>s Umland macht. Der<br />

Insider wird hier erkennen, dass ich<br />

mich von der ehemaligen Bergischen<br />

Kle<strong>in</strong>bahn <strong>in</strong>spirieren ließ. E<strong>in</strong>st überzog<br />

sie die Gegend zwischen Essen<br />

und Wuppertal mit e<strong>in</strong>em verzweigten<br />

Überlandstraßenbahnnetz. E<strong>in</strong>gleisig<br />

und neben der Straße trassiert<br />

beg<strong>in</strong>nt hier e<strong>in</strong>e Überlandstrecke,<br />

deren unübersehbare Steigung für<br />

das Fahrpersonal e<strong>in</strong>e große Herausforderung<br />

darstellt.<br />

GM<br />

Mehr von Guido Mandorfs Tramanlage<br />

sehen Sie im nächsten SM.<br />

Der früher <strong>in</strong> Essen <strong>in</strong> vielen Straßen aufgestellte Pilzmülleimer entstand<br />

als 3-D-Druck bei Shapeways und ist dort jetzt für jedermann erhältlich<br />

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B<br />

strassenbahn magaz<strong>in</strong> 8|2014 79


Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung<br />

<br />

ö<br />

:<br />

*<br />

0 89 – 13 06 99-720<br />

0 89 – 13 06 99-700<br />

redaktion@geramond.de<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · 80702 München<br />

Zu „Kuriosa am Stadtrand“<br />

(SM 6/2014)<br />

Längste e<strong>in</strong>gleisige<br />

Strecke <strong>in</strong> Mahlsdorf<br />

<strong>Die</strong> mit gut 1,5 Kilometer längste e<strong>in</strong>gleisige<br />

Straßenbahnstrecke Berl<strong>in</strong>s bef<strong>in</strong>det<br />

sich nicht <strong>in</strong> He<strong>in</strong>ersdorf, sondern zwischen<br />

der Ausweiche an der Haltestelle<br />

„Rahnsdorfer Straße“ (im Zuge des Hultsch<strong>in</strong>er<br />

Damms) und der Treskowstraße<br />

Ecke Hönower Straße unmittelbar vor der<br />

Endhaltestelle „S Mahlsdorf“ auf der L<strong>in</strong>ie<br />

62. Zum Wagene<strong>in</strong>satz auf der L<strong>in</strong>ie 71<br />

sei noch erläutert, dass sowohl Mischgarnituren<br />

aus (Vorkriegs-)Maximum-Triebwagen<br />

und (Nachkriegs-)LOWA-Beiwagen<br />

als auch re<strong>in</strong>e Vorkriegsgarnituren<br />

zum E<strong>in</strong>satz kamen, letztere überwiegend,<br />

aber nicht nur als Verstärkungszüge<br />

(„E“). <strong>Die</strong>sen Wagene<strong>in</strong>satz habe ich<br />

aufsummiert und als „überwiegend mit<br />

Vorkriegsgarnituren“ so <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Beitrag<br />

„In 25 M<strong>in</strong>uten vom Alex aufs Dorf“<br />

im SM 1/2014 bezeichnet.<br />

Bernhard Kußmagk, Berl<strong>in</strong><br />

Zu „Augsburg vor 20 Jahren“<br />

(SM 7/2014)<br />

Beschleunigung der<br />

GT5 war e<strong>in</strong>e Wucht!<br />

Mit Interesse und Freude habe ich den<br />

Augsburg-Artikel von Stefan H<strong>in</strong>der gelesen.<br />

Er weckt unheimlich viele Er<strong>in</strong>nerun-<br />

gen! Hervorragend! Denn auch ich war<br />

1994 zum ersten Mal so richtig <strong>in</strong> Augsburg.<br />

E<strong>in</strong> Jahr zuvor b<strong>in</strong> ich lediglich e<strong>in</strong>mal<br />

durchgefahren und <strong>in</strong> den Folgejahren war<br />

ich ebenfalls noch e<strong>in</strong>ige Male dort, eben<br />

wegen der GT5. Das waren geniale<br />

Fahrzeuge. Es ist für mich bis heute unverständlich,<br />

wieso diese Fahrwerkskonstruktion<br />

(vorne Dreiachser, h<strong>in</strong>ten aufgesattelter<br />

Drehgestellwagen) e<strong>in</strong>e derart gute<br />

Kurvenlage hatte. <strong>Die</strong> im Artikel erwähnten<br />

Beschleunigungswerte kann ich voll und<br />

ganz bestätigen. <strong>Die</strong> Wagen vom Typ<br />

Mannheim hatten mich als gebürtigen<br />

Mannheimer dagegen auch enttäuscht ...<br />

Jürgen Niemeyer, Mannheim<br />

Zu „120 Jahre Dessauer<br />

Straßenbahn“ (SM 6/2014)<br />

<strong>Die</strong> KWU nahmen<br />

andere Entwicklung<br />

In diesem Beitrag werden auch die<br />

Kommunalwirtschaftsunternehmen (abgekürzt<br />

KWU) erwähnt. Dazu e<strong>in</strong>e Korrektur:<br />

<strong>Die</strong> Gründung der KWU erfolgte auf der<br />

Grundlage der von der Deutschen Wirtschaftskommission<br />

(zivile Zentralregierung<br />

der sowjetischen Besatzungszone) am<br />

21. November 1948 erlassenen „Kommunalwirtschaftsverordnung“.<br />

Aufgrund der<br />

damals langsamen Nachrichtenwege war<br />

die Gründung e<strong>in</strong>es KWU frühestens am<br />

1. Januar 1949 möglich. Deshalb gehe ich<br />

davon aus, dass der Dessauer Verkehrsbetrieb<br />

nicht 1948, sondern 1949 dem KWU<br />

angegliedert worden ist.<br />

Außerdem gliederte die Stadtverwaltung<br />

im Jahre 1951 nicht den Verkehrsbetrieb<br />

aus dem KWU aus. Vielmehr mussten alle<br />

KWU auf Grund der am 22. Januar 1951<br />

von der Regierung der DDR erlassenen<br />

„Verordnung über die Organisation der<br />

örtlichen Industrie und der kommunalen<br />

E<strong>in</strong>richtungen“ aufgelöst werden. <strong>Die</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Betriebsteile der KWU wurden<br />

danach als selbständige Volkseigene<br />

Betriebe (VEB) weitergeführt.<br />

Mario Schatz, Dresden<br />

Zu „Fahrzeuge der Bonner<br />

Straßenbahn“ (SM 6/2014)<br />

Richtige Firmierung<br />

der Hersteller beachten<br />

Der Autor des Beitrages schreibt, dass<br />

die elektrische Straßenbahn <strong>in</strong> Bonn am<br />

21. Mai 1902 ihren Betrieb aufnahm. Den<br />

elektrischen Teil der zu diesem Zeitpunkt<br />

vorhandenen Fahrzeuge hätten die Siemens-Schuckertwerke<br />

gebaut. Letzteres ist<br />

jedoch unmöglich, denn die Firma Siemens<br />

& Halske <strong>in</strong> Charlottenburg bei Berl<strong>in</strong> und<br />

die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals<br />

Schuckert & Co. <strong>in</strong> Nürnberg schlossen erst<br />

im März 1903 e<strong>in</strong>en Vertrag zur Zusammenlegung<br />

ihrer Starkstromproduktion <strong>in</strong><br />

der neuen Firma „Siemens-Schuckert-Werke<br />

G.m.b.H.“ (so die offizielle Schreibweise)<br />

mit Sitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Nürnberg.<br />

Korrektur zur Verwendung der neuen BVG-Busse<br />

Im „E<strong>in</strong>steigen, bitte …“ beschrieb ich<br />

im Heft 7 auf Seite 3 aktuelle Probleme<br />

der Bremer Straßenbahn AG mit den<br />

Niederflurwagen vom Typ GT8N. Ich kritisierte<br />

aus diesem Grund die zuvor erfolgte<br />

Abstellung und den Verkauf der<br />

letzten Wegmannwagen als voreilig.<br />

Kurz vor Redaktionsschluss aus Berl<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>gegangene Aufnahmen und Informationen<br />

<strong>in</strong>terpretierte ich falsch: So hat die<br />

BVG die erwähnten 15 Busse nicht zur<br />

Verstärkung von Straßenbahnkursen erworben,<br />

sondern um den Buspark für die<br />

mit dem Land vere<strong>in</strong>barten Mehrleistungen<br />

zu erweitern. Durch die Angebotserweiterung<br />

auf Straßen und Schienen benötigt<br />

die BVG zusätzliche Busse – nicht<br />

Straßenbahnwagen. Während die bisher<br />

für baustellenbed<strong>in</strong>gte Straßenbahn-Ersatzverkehre<br />

genutzten Busse seit April im<br />

regulären Busl<strong>in</strong>iendienst verwendet werden,<br />

dienen die aus Amsterdam und Stuttgart<br />

erworbenen Busse seitdem vor allem<br />

dem Ersatzverkehr von baustellenbed<strong>in</strong>gt<br />

verkürzt fahrenden oder unterbrochenen<br />

Straßen- oder U-Bahnl<strong>in</strong>ien. Ich bitte den<br />

Fehler zu entschuldigen. Durch die stetige<br />

Auslieferung weiterer Niederflurwagen<br />

werden modernisierte KT4D frei,<br />

welche die bestellten Mehrleistungen<br />

auf anderen L<strong>in</strong>ien übernehmen bzw. als<br />

Schüler- oder Verstärker züge zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen – beispielsweise auf den L<strong>in</strong>ien<br />

M4, M6 oder M8.<br />

Leser des <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

berichten, dass – nach bislang unbestätigten<br />

Meldungen – 20 modernisierte<br />

KT4D e<strong>in</strong>e erneute Hauptuntersuchung<br />

bekommen sollen. André Marks<br />

<strong>Die</strong> elektrische Ausrüstung der ersten<br />

Fahrzeuge <strong>in</strong> Bonn stammte von Siemens<br />

& Halske – so der Firmenkatalog dieses<br />

Unternehmens. Erkennbar ist es aber<br />

auch an der Bauart der Triebwagen mit<br />

ovalem Vorbaufahrschalter. Noch e<strong>in</strong><br />

Punkt: Im Jahr 1906 konnte die Firma Siemens<br />

& Halske die Straßenbahn nicht umspuren,<br />

da sie sich zu diesem Zeitpunkt nur<br />

noch mit Schwachstromtechnik befasste.<br />

Hier werden es wohl die Siemens-Schuckert-Werke<br />

gewesen se<strong>in</strong>, die den elektrischen<br />

Teil der Umspurung besorgten oder<br />

vielleicht auch als Generalauftragsnehmer<br />

aufgetreten s<strong>in</strong>d. M. Müller, Berl<strong>in</strong><br />

Zu „Wagen der DWM/Waggon<br />

Union“ (SM 6/2014)<br />

Oft wechselnde Firmen<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf<br />

Zum auf Seite 44 abgedruckten Kasten<br />

noch e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise, da sich die jüngere<br />

Geschichte des Standortes <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>ickendorf<br />

etwas vielschichtiger darstellt<br />

und der heutige Zustand eigentlich nicht<br />

beschrieben wurde:<br />

ADtranz als Nachfolger von ABB Henschel<br />

verlagerte die Re<strong>in</strong>ickendorfer Fertigung<br />

im Jahre 1997 zum neu gebauten Werk <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Wilhelmsruh auf dem Gelände der<br />

ehemaligen Bergmann-Werke (heute Gewerbegebiet<br />

„PankowPark“, Stammsitz<br />

der Stadler Pankow GmbH). Als Fertigungsstandort<br />

wurde Re<strong>in</strong>ickendorf seitens<br />

ADtranz aufgegeben und das verbliebene<br />

Gelände unter wechselnden<br />

Betreibern als Gewerbepark fortgeführt<br />

(aktuell „Holzhauser Markt“). Das Areal<br />

wird heute von Fach- und Supermärkten<br />

dom<strong>in</strong>iert. Allerd<strong>in</strong>gs verblieb die Lackiererei<br />

als aktive Produktionsstätte unter anderem<br />

für Schienenfahrzeuge und zugehörige<br />

Komponenten <strong>in</strong>habergeführt als<br />

„Dangelmayr Oberflächentechnik<br />

GmbH“. Somit blieb auch der Gleisanschluss<br />

zum Gelände erhalten. E<strong>in</strong>e gegenüber<br />

der Lackiererei bef<strong>in</strong>dliche und<br />

über e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Schiebebühne erreichbare<br />

Fertigungshalle nutzte ADtranz<br />

ab 1999 wieder als Standort für den Servicebereich<br />

(Modernisierungen, Reparaturen,<br />

auch Montage von Neufahrzeugen).<br />

80<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014<br />

81<br />

Nummer 298 • 8/2014 • Juli • 45. Jahrgang<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Term<strong>in</strong>e<br />

20. Juli, Bochum: „MuseumsExpress“<br />

Bochum Hbf – Bf Dahlhausen (S); fünf<br />

Abfahrten <strong>in</strong> Bochum zwischen 11.02<br />

und 17.02 Uhr sowie von Dahlhausen<br />

zwischen 11.51 und 17.51 Uhr<br />

20. Juli, Leipzig: Der „Historische Straßenbahnhof<br />

Leipzig-Möckern“ hat von<br />

10 bis 17 Uhr geöffnet. Stündlich pendelt<br />

im Zubr<strong>in</strong>gerverkehr die L<strong>in</strong>ie 29E<br />

mit historischen Wagen zwischen dem<br />

Museum und der Innenstand und es f<strong>in</strong>den<br />

Sonderfahrten mit historischen Wagen<br />

statt. Weitere Informationen unter:<br />

www.strassenbahnmuseum.de<br />

26./27. Juli, Bad Schandau: Sonderbetrieb<br />

anlässlich des Kirnitzschtalfestes<br />

mit historischen Wagen<br />

27. Juli, München: Öffnungstag des<br />

MVG-Museums <strong>in</strong> der Ständlerstraße 20<br />

von 11 bis 17 Uhr<br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig,<br />

Harkortstr. 7<br />

Postleitzahlgebiet 1<br />

Schweitzer Sortiment, 10117 Berl<strong>in</strong>,<br />

Französische Str. 13/14 · Loko Motive<br />

Fachbuchhandlung, 10777 Berl<strong>in</strong>,<br />

Regensburger Str. 25 · Modellbahnen<br />

& Spielwaren Michael Turberg, 10789<br />

Berl<strong>in</strong>, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 Berl<strong>in</strong>,<br />

Stresemannstr. 107 · Modellbahn-<br />

Pietsch, 12105 Berl<strong>in</strong>, Prühßstr. 34<br />

Postleitzahlgebiet 2<br />

Roland Modellbahnstudio,<br />

28217 Bremen, Wartburgstr. 59<br />

Postleitzahlgebiet 3<br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Tra<strong>in</strong> & Play, 30159<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch<br />

Buch, 38023 Braunschweig, Postfach<br />

3360 · Pfankuch Buch, Kle<strong>in</strong>e Burg<br />

10, 38100 Braunschweig<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,<br />

40549 Düsseldorf, Will -<br />

stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,<br />

Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -<br />

buchhandlung Jürgen Donat, 47058<br />

Duis burg, Ottilienplatz 6<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Kar<strong>in</strong> L<strong>in</strong>denberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 ·<br />

Modellbahn-Center Hünerbe<strong>in</strong>, 52062<br />

Aachen, August<strong>in</strong>ergasse 14 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen,<br />

Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung<br />

Karl Kerst<strong>in</strong>g, 58095 Hagen, Berg -<br />

str. 78<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />

Solmsstr. 75<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr.<br />

35 · Buch hand lung Wilhelm Messerschmidt,<br />

70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />

96 · Buchhandlung Albert Müller,<br />

70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -<br />

bahn-Treffpunkt Schweickhardt,<br />

71334 Waibl<strong>in</strong>gen, Biegelwiesenstr.<br />

31 · Osiandersche Buch handlung,<br />

72072 Tüb<strong>in</strong>gen, Unter dem Holz 25 ·<br />

Buch verkauf Alfred Jung<strong>in</strong>ger, 73312<br />

Geis l<strong>in</strong>gen, Karlstr. 14 · Service rund<br />

ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,<br />

Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach, Landstr.<br />

16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögg<strong>in</strong>ger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb<br />

Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,<br />

Nördl<strong>in</strong>ger Str. 13 · Modell spielwaren<br />

Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,<br />

Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />

Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />

94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·<br />

Schön<strong>in</strong>gh Buchhandlung & ., 97070<br />

Würz burg, Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />

Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />

1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />

Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtenste<strong>in</strong>str.<br />

17 · Buchhandlung Morawa,<br />

1140 Wien, Hack<strong>in</strong>ger Str. 52 · Buchhandlung<br />

J. Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

Musée du Transport Urba<strong>in</strong> Bruxellois,<br />

1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1<br />

Tschechien<br />

Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />

Klimentska 32<br />

Dänemark<br />

Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -<br />

husene, Brandvaenget 60<br />

Spanien<br />

Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />

de Elche 5<br />

Großbritannien<br />

ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,<br />

4 Borderside<br />

Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen Sie Ihren Term<strong>in</strong> hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

2. August, Bochum: Nostalgischer Straßenbahnverkehr<br />

Gelsenkirchen Hbf – Essen<br />

Hbf; sieben mal stündlich ab 11.17<br />

Uhr bzw. von Essen Hbf ab 11.04 Uhr bis<br />

nach 18 Uhr<br />

2. August, Döbeln: Öffentliche Fahrtage<br />

der Pferdestraßenbahn, jeweils 10 bis<br />

12.30 und 14 bis 17 Uhr. <strong>Die</strong> Fahrten beg<strong>in</strong>nen<br />

am Pferdebahnmuseum, Niederwerder<br />

6. Das Museum ist <strong>Die</strong>nstag bis<br />

Freitag 10 bis 17 Uhr und sonnabends<br />

9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet (an den o. g.<br />

Fahrtagen bis 17 Uhr)<br />

2. August, Freiburg: die Oldtimerl<strong>in</strong>ie 7<br />

verkehrt aufgrund von Bauarbeiten 2014<br />

auf der Route Haid/Munz<strong>in</strong>ger Straße –<br />

We<strong>in</strong>garten – Technisches Rathaus – Hauptfriedhof<br />

– Hornusstraße – Zähr<strong>in</strong>gen/Gundelf<strong>in</strong>ger<br />

Straße; die Mitfahrt ist kostenfrei,<br />

es werden aber limitierte Spenden-Sonderfahrsche<strong>in</strong>e<br />

zum Erhalt der Wagen angeboten,<br />

Betriebszeit 9.26 bis 17.19 Uhr<br />

Niederlande<br />

van Stockum Boekverkopers, 2512<br />

GV, Den Haag, Weste<strong>in</strong>de 57 · Norsk<br />

Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,<br />

Kluizeweg 474<br />

die historische Burgr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ie 15 entlang<br />

der Nürnberger Altstadt<br />

17. August, Bochum: „MuseumsExpress“<br />

Bochum Hbf – Bf Dahlhausen<br />

(S); fünf Abfahrten <strong>in</strong> Bochum zwischen<br />

11.02 und 17.02 Uhr sowie von Dahlhausen<br />

zwischen 11.51 und 17.51 Uhr<br />

17. August, Leipzig: Der „Historische<br />

Straßenbahnhof Leipzig-Möckern“ hat<br />

von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Stündlich<br />

pendelt im Zubr<strong>in</strong>gerverkehr die L<strong>in</strong>ie<br />

29E mit historischen Wagen zwischen<br />

dem Museum und der Innenstand und<br />

es f<strong>in</strong>den Sonderfahrten mit historischen<br />

Wagen statt. Weitere Informationen unter:<br />

www.strassenbahnmuseum.de<br />

6. September, Augsburg: Rundfahrten<br />

von avg und „Freunden der Augsburger<br />

Straßenbahn e.V.“ (F.d.A.S.) mit<br />

KSW Nr. 506, bei technischen Defekten<br />

GT 8; Abfahrt Königsplatz, B2: 14.05,<br />

15.05 und 16.05 Uhr, Fahrsche<strong>in</strong>e beim<br />

Schaffner im Wagen, Erwachsene 3<br />

Euro, K<strong>in</strong>der 1,50 Euro (Mitglieder von<br />

Straßenbahnvere<strong>in</strong>en frei)<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

www.strassenbahn-magaz<strong>in</strong>.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@strassenbahn-magaz<strong>in</strong>.de<br />

Verantw. Redakteur:<br />

André Marks, andre.marks@geramond.de<br />

Redaktion:<br />

Michael Krische (Chefredakteur),<br />

Thomas Hanna-Daoud, Mart<strong>in</strong> Weltner<br />

Redaktion Straßenbahn im Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

Redaktionsteam:<br />

Berthold <strong>Die</strong>trich-Vandon<strong>in</strong>ck, Wolfgang Kaiser,<br />

Michael Kochems, Bernhard Kuß magk,<br />

Ronald Glembotzky, Hans Immer,<br />

Dr. Mart<strong>in</strong> Pabst, Axel Reuther, Robert Schrempf,<br />

Michael Sperl, Guido Mandorf<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

ABO –HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/m<strong>in</strong>.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 ct/m<strong>in</strong>.)<br />

leserservice@strassenbahn-magaz<strong>in</strong>.de<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

Rudolf Gruber<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.527<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anz.-leitung <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Helmut Gassner<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendispo <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.130<br />

anzeigen@verlagshaus.de<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2014<br />

Layout: Kar<strong>in</strong> Vierheller<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Leitung Market<strong>in</strong>g und Sales Zeitschriften:<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung:<br />

Dr. Reg<strong>in</strong>e Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag ersche<strong>in</strong>en außerdem:<br />

AUTO CLASSIC TRAKTOR CLASSIC SCHIFF CLASSIC<br />

FLUGMODELL MODELLFAN MILITÄR & GESCHICHTE<br />

FLUGZEUG CLASSIC SCHIFFSMODELL CLAUSEWITZ<br />

2. August, Augsburg: Rundfahrten<br />

Preise: E<strong>in</strong>zelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

sFr. 15,90 (CH), bei E<strong>in</strong>zelversand zzgl. Porto;<br />

von avg und „Freunden der Augsburger<br />

2., 16. August, Halle (Saale): <strong>Die</strong> Halleschen<br />

Straßenbahnfreunde e.V. laden von<br />

Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (<strong>in</strong>cl. MwSt.,<br />

Straßenbahn e.V.“ (F.d.A.S.) mit KSW Nr.<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

506, bei technischen Defekten GT 8; Abfahrt<br />

Königsplatz, B2: 14.05, 15.05 und<br />

11 bis 17 Uhr <strong>in</strong>s Historische Straßenbahndepot<br />

auf die Seebener Straße 191 e<strong>in</strong> 6. September, Bochum: Nostalgischer<br />

<strong>Die</strong> Abogebühren werden unter der Gläubiger-Identifikationsnummer<br />

DE63ZZZ00000314764 des Gera -<br />

Nova Bruckmann Verlagshauses e<strong>in</strong>gezogen. Der<br />

16.05 Uhr, Fahrsche<strong>in</strong>e beim Schaffner 2./3. August, Nürnberg: Öffnungstag Straßenbahnverkehr Gelsenkirchen Hbf E<strong>in</strong>zug erfolgt jeweils zum Ersche<strong>in</strong>ungsterm<strong>in</strong> der<br />

im Wagen, Erwachsene 3 Euro, K<strong>in</strong>der im Historischen Straßenbahndepot St. Peter<br />

von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr letzter 11.17 Uhr bzw. von Essen Hbf ab 11.04 Impressum. <strong>Die</strong> Mandatsreferenznummer ist die auf<br />

– Essen Hbf; sieben mal stündlich ab Ausgabe, der mit der Vorausgabe ankündigt wird. Den<br />

aktuellen Abopreis f<strong>in</strong>det der Abonnent immer hier im<br />

1,50 Euro (Mitglieder von Straßenbahnvere<strong>in</strong>en<br />

frei)<br />

E<strong>in</strong>lass), während der Öffnungszeiten fährt Uhr bis nach 18 Uhr<br />

dem Adressetikett e<strong>in</strong>gedruckte Kundennummer.<br />

Ersche<strong>in</strong>en und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

ersche<strong>in</strong>t monatlich. Sie erhalten die Reihe <strong>in</strong> Deutsch -<br />

land, <strong>in</strong> Österreich und <strong>in</strong> der Schweiz im Bahnhofs buch -<br />

Selbige verlagerte aber ab 2008 wiederum Stadler Re<strong>in</strong>ickendorf GmbH gegründet. handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

ihre Aktivitäten nach Hennigsdorf. Letzteres übernahm 2011 die Lackiererei<br />

© 2013 by GeraMond Verlag. <strong>Die</strong> Zeitschrift und alle ihre<br />

<strong>Die</strong> erneut frei gewordene Halle dient von Dangelmayr und nutzt den Standort enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme e<strong>in</strong>es Manu skripts erwirbt<br />

nun seit 2010 der Firma Stadler als Fertigungsstätte<br />

für Alum<strong>in</strong>ium-Rohbauten; ren und weitere Servicetätigkeiten.<br />

Für unverlangt e<strong>in</strong> gesandte Fotos wird ke<strong>in</strong>e Haftung<br />

<strong>in</strong>zwischen außerdem für Unfallreparatu-<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

hierfür wurde das Tochterunternehmen<br />

Ivo Köhler, Potsdam Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

verantwortlich für Anzeigen: Rudolf Gruber, beide Infanteriestr.<br />

11a, 80797 München.<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014 81<br />

Der ADtranz-Nachfolger Bombardier verlegte<br />

den Service im Herbst 2002 nach<br />

Halle-Ammendorf (und 2005 nach Hennigsdorf).<br />

Nachmieter <strong>in</strong> der Re<strong>in</strong>ickendorfer<br />

Fabrikhalle war die neu gegründete<br />

Fahrzeugwerke Miraustraße GmbH (FWM).


<strong>Vorschau</strong><br />

SLG. THÜRINGERWALDBAHN UND <strong>STRASSENBAHN</strong> GOTHA GMBH<br />

Liebe Leser,<br />

Sie haben<br />

Freunde, die<br />

sich ebenso<br />

für die<br />

Straßenbahn<br />

mit all Ihren<br />

Facetten begeistern<br />

wie Sie? Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich<br />

über jeden neuen Leser<br />

André Marks,<br />

Verantwortlicher Redakteur<br />

Mit der Straßenbahn <strong>in</strong>s grüne Herzen Thür<strong>in</strong>gens<br />

Sie kennt jeder Straßenbahnfreund – die Thür<strong>in</strong>gerwaldbahn von Gotha nach Waltershausen bzw. Tabarz. Verkehrt dieses<br />

Kle<strong>in</strong>od <strong>in</strong>zwischen seit exakt 85 Jahren, so schaute die Straßenbahn Gotha im Mai 2014 auf e<strong>in</strong>e 120-jährige Betriebsgeschichte<br />

zurück. Am 20./21. September wird dieses Doppeljubiläum zünftig gefeiert. Im Vorfeld der Veranstaltungen ersche<strong>in</strong>t<br />

im <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 9 e<strong>in</strong> großes Porträt der beiden Meterspurbahnen bzw. des heutigen Betriebs TWSB.<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

Bremen: Auf <strong>in</strong>s dritte Jahrzehnt!<br />

<strong>Die</strong> erste Serie von Niederflurwagen der Hansestadt ist im<br />

dritten E<strong>in</strong>satzjahrzehnt angekommen. Ihre Unterhaltung wird<br />

zeitaufwendiger, es gibt Probleme – das nehmen wir zum Anlass<br />

für e<strong>in</strong>en Rückblick auf 20 Jahre GT8N <strong>in</strong> Bremen. Der<br />

von den Herstellerfirmen MAN/GHH und Kiepe geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der BSAG entwickelte Wagentyp setzte 1990 <strong>in</strong>ternational<br />

Maßstäbe: Es war der weltweit erste Straßenbahnwagen mit<br />

durchgehend niederflurigem Wagenboden.<br />

Durch Schwer<strong>in</strong> mit der L<strong>in</strong>ie 3<br />

Sie durchquert die alte Großherzogliche Residenzstadt von<br />

Nordwest nach Südost und verb<strong>in</strong>det dabei zwei große Plattenbaugebiete<br />

mite<strong>in</strong>ander – Schwer<strong>in</strong>s L<strong>in</strong>ie 3. Das Porträt<br />

stellt alles Sehenswerte um deren Streckenverlauf vor.<br />

ULF LIEBERWIRTH<br />

Goldene Zeit <strong>in</strong> Nürnberg?<br />

<strong>Die</strong> Straßenbahn war 1994 <strong>in</strong> Nürnberg längst nicht mehr<br />

Hauptträger des ÖPNV, diese Rolle hatte sie an die U- und<br />

S-Bahn abgetreten. Aber ihr Weiterbetrieb war vor 20 Jahren<br />

bereits gesichert gewesen. Davon zeugten unter anderem<br />

die neuen Niederflurwagen. Aber was gehörte <strong>in</strong> Nürnberg<br />

damals noch zum Betriebsalltag der Straßenbahn?<br />

STEFAN HINDER<br />

<strong>Die</strong> Beiwagen der<br />

Darmstädter Straßenbahn<br />

Bei westdeutschen Straßenbahnbetrieben ist der Beiwagenbetrieb<br />

e<strong>in</strong>e Besonderheit geworden. HEAG mobilo hält an<br />

dieser bewährten Lösung dennoch fest. Der Beitrag stellt sowohl<br />

die e<strong>in</strong>st als auch heute noch <strong>in</strong> Darmstadt e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Beiwagentypen vor, deren jüngste Generation 2014 bereits<br />

auf zwei E<strong>in</strong>satzjahrzehnte zurückblickt.<br />

Ende gut …?<br />

Bahn frei für<br />

neue Sounds<br />

Nächster Halt: Jazz Tube ´14. <strong>Die</strong> Stadtwerke<br />

Bonn sorgen auch <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

wieder für besonderen Sound im Untergrund.<br />

An den drei U-Bahn-Stationen<br />

Bonn Hbf/Thomas-Mann-Straße, Universität/Markt<br />

und Museumsmeile/Heussallee<br />

geben Musiker aus Bonn und Umgebung<br />

seit 23. Mai sowie an drei noch<br />

folgenden Tagen den Ton an. E<strong>in</strong>e Mischung<br />

aus Jazz, Blues, Lat<strong>in</strong>, Soul und<br />

Improvisation wartet dann auf die Besucher<br />

– live an der Haltestelle.<br />

Geboten wird das Spektakel jeweils freitags<br />

17 bis 20 Uhr noch am 25. Juli, 29.<br />

August sowie 26. September. Weitere Informationen<br />

gibt es unter www.jazztube-bonn.de.<br />

Das Abschlusskonzert am 24. Oktober<br />

f<strong>in</strong>det im LVR-LandesMuseum Bonn mit<br />

den Gew<strong>in</strong>nern des Vot<strong>in</strong>gs statt – dieser<br />

Veranstaltungsort ist dann natürlich<br />

ebenfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zu erreichen.<br />

Und was soll uns das am Ende sagen? Bei<br />

der Jazz Tube ´14 handelt es sich um e<strong>in</strong>e<br />

etwas andere Art und e<strong>in</strong>en etwas anderen<br />

Ort, um für den Verkehrsbetrieb zu<br />

werben – e<strong>in</strong>schließlich „nachhaltiger“<br />

An- und Abreise mit den Stadtbahnl<strong>in</strong>ien<br />

16, 63 und 66. Genau deshalb ist es am<br />

Ende e<strong>in</strong>e wirklich gute Sache! TE/AM<br />

DAS <strong>STRASSENBAHN</strong>-<strong>MAGAZIN</strong> 9/2014 ersche<strong>in</strong>t am 22. August 2014<br />

82<br />

… oder schon 2 Tage früher mit bis zu 36 % Preisvorteil und Geschenk-Prämie! Jetzt sichern unter www.strassenbahn-magaz<strong>in</strong>.de<br />

Plus Geschenk<br />

Ihrer Wahl:<br />

z.B. DVD »Trams<br />

im Wirtschafts -<br />

wunderland«


Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Am 5. August 1976 trafen sich <strong>in</strong> Neapel <strong>in</strong> der Via Vannella<br />

Gaetani an der Piazza Vittorio zwei Triebwagen der Serie<br />

951 bis 1054. <strong>Die</strong>se von der Waggonfabrik IMAM Volturnio<br />

gebauten Fahrzeuge stammten aus den 1930er-Jahren.<br />

Um 1960 wurden ca. 50 Wagen durch das ortsansässige Unternehmen<br />

AERFER modernisiert und erhielten leicht stroml<strong>in</strong>ienförmige Plattformen<br />

– so auch die fotografierten Tw 961 und 1031. Letzterer trug<br />

anstelle des „Mussol<strong>in</strong>igrüns“ bereits e<strong>in</strong>e orange -graue Lackierung.<br />

Ab den 1970er-Jahren erhielten viele der Fahrzeuge neue Wagenkästen.<br />

Zwischen Mai 2003 und Januar 2004 ruhte der Gesamtbetrieb<br />

der Straßenbahn. In dieser Zeit fanden umfangreiche Gleiserneuerungen<br />

sowie die Umstellung der gesamten Fahrleitungsanlage<br />

auf Betrieb mit Pantographen statt. <strong>Die</strong> auf diese Weise umgerüsteten<br />

Vierachser der hier vorgestellten Serie lösten zwischen 2004<br />

und 2007 letztendlich 22 Niederflurwagen vom Typ Sirio der Firma<br />

Ansaldo/Breda ab. Der Tw 1029 wird als Museumswagen genutzt,<br />

e<strong>in</strong>ige neukarrossierte Vierachser s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen als Reserve<br />

vorhanden.<br />

TEXT & FOTO: WOLFGANG MEIER

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