STRASSENBAHN MAGAZIN Berlin nach dem Mauerfall (Vorschau)
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Österreich: € 9,50
1/2013 | Jan. € 8,50
Schweiz: sFr. 15,90
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Europas größte Straßenbahn-Zeitschrift
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Berlin nach dem Mauerfall • »Schüttelrutschen« und »Schaukelpferde« • Münchner Maximumtriebwagen • Tram und Obus Schaffhausen STRASSENBAHN MAGAZIN 1/2013
Die letzten »Schaukelpferde«
und »Schüttelrutschen«
Maximum-Triebwagen in
München: 550 Exemplare!
Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
Die Geschichte von Obus
und Tram in Schaffhausen
Die schönsten
Seiten der Bahn
Das
neue Heft
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Einsteigen, bitte …
»Fahrt frei« ins neue Tram-Jahr!
Stimmen Sie ab
Traditionell kommt die Januar-Ausgabe des
STRASSENBAHN-MAGAZIN bereits im
Dezember in den Handel. Durch die Weihnachtsfeiertage
wird gerade dieses Heft stets
sehr aufmerksam studiert. Gleichzeitig lassen
dann viele Leser die vergangenen zwölf Monate
noch einmal Revue passieren: Welche
Trambetriebe haben sie selbst besucht? Was
hat sich bei den heimischen Straßenbahnen im
Vergleich zum Vorjahr alles verändert?
Eine wertvolle Erinnerungshilfe ist dabei
ganz sicher das neue STRASSENBAHN-
JAHRBUCH 2013, was hiermit jedem Tramfreund
wärmstens empfohlen sei.
Im Dezember stellt sich aber ganz automatisch
auch die Frage: Was wird das neue
Jahr für die Trams bringen? Natürlich werden
zahlreiche Betriebe in Deutschland,
Österreich und der Schweiz neu gebaute Niederflurwagen
in Betrieb nehmen. Das Erscheinungsbild
der Trams ist dadurch weiter
im Wandel begriffen.
Wie umfangreich sollte die Berichterstattung über Tram-
Neueröffnungen in Frankreich 2013 sein?
• ich wünsche mir ausführliche, mehrseitige Berichte, illustriert mit
tollen Aufnahmen
• mir genügt eine kurze Berichterstattung im Journal-Teil
• zusätzlich zu den Kurzberichten im Journal würde ich mich über zwei,
drei Seiten mit Aufnahmen freuen
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de
Im Gegenzug wird in Deutschland die Anzahl
der regulär eingesetzten N-Wagen weiter
sinken, in den östlichen Bundesländern die der
dort noch vorhandenen Tatras.
Doch in den nächsten Monaten stehen in
den drei deutschsprachigen Ländern auch wieder
mehrere Streckenverlängerungen und
Netzerweiterungen an. Über diese zu berichten,
wird einer der Schwerpunkte im Jahrgang
2013 von STRASSENBAHN-MAGAZIN.
Bei aller Freude über den weiteren Ausbau
der Trams in Deutschland, Österreich und der
Schweiz – im Vergleich zu den Vorhaben in
Frankreich müssen sie jedoch als Marginalien
bezeichnet werden. Mehrere Autoren stehen
bereit, über die neuen Betriebe im westlichen
Nachbarland der Bundesrepublik auf das Ausführlichste
zu berichten. Doch interessiert die
deutsche Leserschaft die Entwicklung in
Frankreich wirklich bis ins kleinste Detail?
Durch die Abstimmung zu dieser Frage möchte
ich Sie am Umfang der Berichterstattung
2013 teilhaben lassen. Bitte machen Sie von
dieser Möglichkeit zur Mitbestimmung regen
Gebrauch! Immerhin sollen auch
die nächsten Ausgaben 2013 für
so viel wie mögliche Leser interessante
Lektüre bieten!
In diesem Sinne wünscht Ihnen
die Redaktion ein frohes
und gesegnetes Weihnachtsfest
sowie einen guten Start ins neue
Jahr! ANDRÉ MARKS
Jedes Jahr stellt sich
erneut die Frage:
Haben wir eine
„Weiße Weihnacht“?
2010 gab es diese –
bis in die obere Rheinebene
zog sich die
weiße Pracht, als der
AVG-Wagen 920 – ein
2005 von Siemens
gebauter GT8-100D-
M-2S – am 26. Dezember
den Bahnhof
Wörth am Rhein in
Richtung Germersheim
verließ
U. MÜLLER
André
Marks
Verantwortlicher
Redakteur
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
3
Inhalt
Inhalt
TITEL
Das Berliner Nahverkehrsnetz nach 1990 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Betriebe
Wenn die Blätter fallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Fotowetter im Herbst – In den Monaten September und Oktober
bäumt sich die Natur in Deutschland ein letztes Mal vor dem Winter
auf. Farben frohes Laub wertet dann viele Motive auf – so auch z.B. in
Essen und Mülheim an der Ruhr
Fluss-Perlen an der Warnow . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Rostocks Linie 1 im Porträt – Sie ist nicht die längste und auch
nicht die kürzeste Linie in der Hansestadt – aber links und rechts der
Strecke gibt es viele interessante Dinge zu entdecken: Stadttore,
Häfen, Kirchen und ein Depot mit Museumsfahrzeugen
Klein und sympathisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Die Tram der kroatischen Stadt Osijek – In den vergangenen
Jahren erfuhr das Streckennetz eine nennenswerte Erweiterung. Der
Wagenpark setzt sich heute aus modernisierten Tatras und gebraucht
übernommenen Düwags zusammen
Per Tram in die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Frankreich setzt auf Straßenbahnen – In unserem Nachbarland
erleben Trams derzeit eine Renaissance. Dabei entstehen sowohl
Verlängerungen als auch ganze Betriebe neu. Sie gelten als Zeichen
eines zukunftsfähigen Nahverkehrs
Besuch aus England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
60 Jahre O-Bus in
Solingen – Im Juni 2012
blickte Deutschland größter
Trolleybusbetrieb auf
sechs Einsatzjahrzehnte
zurück. Anlässlich des
Jubiläums waren zahlreiche
Gastfahrzeuge nach
Solingen gekommen –
darunter sogar ein Originalfahrzeug
von 1952!
RUBRIKEN
»Einsteigen, bitte …« . . . . 3
Bild des Monats. . . . . . . . . 6
Journal . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Nächster Halt. . . . . . . . . . . 25
Einst & Jetzt. . . . . . . . . . . . 52
Forum, Bücher,
Termine, Impressum. . . . . . 78
Vorschau . . . . . . . . . . . . . . 82
Das Allerletzte ... . . . . . . . . 82
Das besondere Bild . . . . . . 83
4 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
STRASSENBAHN MAGAZIN FOTOEDITION Nr. 1
Rostock: Die Linie 1 im Porträt 18
Tw 322 der Vestischen Straßenbahnen in den 1960er-Jahren auf
dem Weg von Recklinghausen nach Marl E. J. BOUWMAN, SLG. A. REUTHER
Im Jahr 2013 machen wir unseren Abonnenten ein ganz besonderes
Geschenk: Mit jeder STRASSENBAHN MAGAZIN-
Ausgabe des Jahrgangs liefern wir Ihnen ein faszinierendes,
historisches Foto der interessantesten Fahrzeugtypen. Die
Bilder sind auf hochwertigem Chromolux-Karton gedruckt
und können auch als Ansichtskarten verschickt werden.
Osijek/Kroatien: bunter Trambetrieb 28
Übrigens: Wer sich jetzt entschließt, das STRASSENBAHN
MAGAZIN künftig bequem nach Hause geschickt zu bekommen,
erhält die komplette zwölfteilige Foto-Edition und
spart gegenüber dem Heft-Einzelkauf im Handel bares Geld!
Fahrzeuge
Auf großem Rad durch Bayerns Herz . . . . . . 38
Münchens Maximum-Drehgestell-Triebwagen – Mit 550 Stück
gab es in der bayerischen Metro pole hinter Berlin die meisten Maximum-Triebwagen.
1898 gingen die ersten in Betrieb, die letztgebauten
1930. Teil 1 widmet sich der Zeit bis zum Kriegsende 1945
Von »Schüttelrutschen«
und »Schaukelpferden« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Tram-Raritäten der frühen 1980er-Jahren – In den 1950er- und
1960er- Jahren waren in vielen westdeutschen Betrieben zwei- und
vierachsige Fahrzeuge zu Gelenkwagen umgebaut worden. Andreas
Mausolf stellt die letzten Einsätze dieser Fahrzeuge in Bielefeld,
Mülheim, Duisburg, Wuppertal und Kassel vor
TITEL
TITEL
Geschichte
Anschluss unter neuer Nummer . . . . . . . . . . . . 54
Die Zusammenführung von Bus und Straßenbahn in Berlin
nach 1990 – Nach 1990 waren die Verkehrsnetze in der zuvor mehr
als 40 Jahre politisch geteilten Stadt zusammenzuführen. Dabei kam
es 1991 und 1993 zu zwei tiefgreifenden Liniennetzreformen, aber
auch Veränderungen im Wageneinsatz
Elektrisch zum Rheinfall. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Der Tram- und Trolleybusbetrieb in Schaffhausen – Ab 1901
verkehrten 65 Jahre lang Straßen bahnen in Schaffhausen. Seit 1966
sichern Trolleybusse den Personennahverkehr in der Region am Rheinfall
ab. Im Güterverkehr blieben die Tram-Gleise hingegen bis 1993 in
Nutzung
TITEL
TITEL
STRASSENBAHN im Modell
Mit der Tram durchs Klostertor . . . . . . 74
Schon lange bringt die Freiburger Straßenbahn Ausflügler in
den hübschen Ort Günterstal, dessen Mitte Jürgen Jaeschke
im Maßstab 1:87 und mit H0m-Gleisen nachempfunden hat.
Titelmotiv
Vor dem Friedrichstadt -
palast in Berlin begegneten
sich 1990 ein Tatra- und ein
Rekozug. Mehr zur Situation
damals ab Seite 54
B. KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
5
Bild des Monats
Bild des Monats
In der österreichischen Hauptstadt Wien sind auch in den Abend- und
Nachtstunden reizvolle Aufnahmen möglich. So fotografierte Christian Sacher
am 12. Oktober 2012 den Tw 4010 vom Typ E 2
auf der Fahrt von Gersthof
zum Schottentor unterhalb der Stadtbahn-Station Währinger Straße.
Die Wiener „Bim“ besitzt das fünftgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Einen
ausführlichen Bericht über die aktuelle Lage und die Zukunft der Straßenbahn
in der Hauptstadt Österreichs inklusive eines detailierten Streckenplans
finden Sie im neuen STRASSENBAHN JAHRBUCH 2013, das nun am Kiosk
erhältlich ist. Der Sonderband informiert natürlich auch topaktuell über
die Lage bei allen Deutschen Betrieben und den Straßenbahnen in ganz Europa!
6
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Bild des Monats
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
7
Meldungen aus Deutschland,
aus der Industrie und aus aller Welt
Hamburg: Der Probeeinsatz des DT5 führte den neuen Fahrzeugtyp durch das gesamte U-Bahn-Netz. Am 13. November
fährt der Zug über die eingleisige Betriebsstrecke von Schlump zur Christuskirche
L. BRÜGGEMANN
U-Bahn Hamburg: DT5 in Betrieb genommen und HafenCity-U-Bahn eingeweiht
Neue Fahrzeuge, neue Strecke
ONLINE-UMFRAGE
Klares »Ja« zu Holzsitzen
in modernen Bahnen
Im STRASSENBAHN MAGAZIN 12/
2012 haben wir in der Rubrik „Einsteigen,
bitte …“ die Problematik verunreinigter
Sitze in Trams thematisiert. Neben der
Frage der Hygiene stand dabei auch der
Reinigungsaufwand im Mittelpunkt.
Nachdem sich die Tram-Fahrgäste in Basel
mehrheitlich dafür ausgesprochen haben,
werden in der Metropole am Hochrhein
demnächst Flexity mit Holzsitzen in
Dienst gestellt. Dies nahm die Redaktion
zum Anlass, an die Leser die Frage zu stellen,
wie sie über eine Wiedereinführung
von Holzsitzen in Trams denken.
Das Ergebnis der Umfrage war überraschend
eindeutig: 96,8 Prozent aller Teilnehmer
sind Sitzen aus Holz gegenüber
aufgeschlossen. Sie haben scheinbar wie
die Basler bereits mehrfach schlechte Erfahrungen
mit der Sauberkeit von Stoffsitzen
gemacht.
Nur 1,1 Prozent der an der Umfrage
teilnehmenden Leser sprachen sich klar
und deutlich gegen Holzsitze aus. Für sie
wäre es eine Zumutung, darauf Platz nehmen
zu müssen.
Der Satz der unschlüssigen Leser war
mit 1,9 Prozent nur geringfügig höher. Sie
zweifeln die Notwendigkeit von Holzbänken
zwar nicht an, bezeichnen sie aber als
nicht mehr zeitgemäß.
AM
Zum Ende ihres Jubiläums-Jahres
konnte die Hamburger Hochbahn AG
noch einmal zwei besondere Ereignisse
feiern. Nach der Abnahme der neuen
DT5-Züge durch die Technische Aufsichtsbehörde
dürfen diese im Fahrgastverkehr
eingesetzt werden. Nach
einer Feierstunde am 7. November in
der Hauptwerkstatt Barmbek mit anschließender
Jungfernfahrt, kommen
Hamburg: Mit
geladenen
Gästen verlässt
der DT5 auf
seiner ersten
Fahrgastfahrt
die Hallen der
Hauptwerk -
statt in Barm -
bek J. PERBRANDT
drei der bisher vorhandenen Züge zum
Einsatz. Um die Zuverlässigkeit im rauen
Alltagsbetrieb zu erproben, werden
die Wagen zunächst im Verstärkungsverkehr
eingesetzt. Die Hochbahn beabsichtigt
insgesamt 67 Einheiten
dieser Fahrzeugreihe zu beschaffen.
Während die ersten Züge noch zur Verstärkung
des vorhandenen Fahrzeugparks
benötigt werden, sollen weitere
Fahrzeuge die alten, noch im Einsatz
befindlichen Triebwagen vom Typ DT3-
LZB und DT3E ersetzen. Aufgrund der
Fahrzeuglänge, die eine Bildung von
90-Meter-Zügen erlaubt, wird der Einsatz-Schwerpunkt
dieser Fahrzeuge
auf der alten Ringlinie, der heutigen
U3, liegen. Hier besitzen einige der
100 Jahre alten Bahnhöfe nicht die bei
der Hochbahn übliche Bahnsteignutzlänge
von 120 m. Der wagenbauliche
Teil der Züge wird bei Alstom in Salzgitter
hergestellt, die elektrische Ausrüstung
liefert Bombardier.
Retro-Design
Gemäß den Vorgaben der Hochbahn
ist der Wagenkasten komplett aus
Edelstahl gefertigt, dabei kommt ein
neuartiges Leichtbaukonzept zum Einsatz.
Dem Betrachter der neuesten
Hamburger Fahrzeuggeneration mag
8 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Deutschland
Hamburg: Die Station Überseequartier ist für Fahrgäste vorerst der Endpunkt der neuen U4 – eine Station weiter
zur HafenCity Universität fahren die Züge zum Wenden
J. PERBRANDT
zuerst die Ähnlichkeit mit den alten
Fahrzeugen der Baureihen DT2 und
DT3 auffallen. Die Hochbahn knüpft
damit an das Erscheinungsbild der für
Hamburg typischen U-Bahn-Züge an.
Jedoch verspricht dieses „Hamburger
Outfit“ nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert
sondern hat auch
praktische Gründe. So lassen sich die
in Edelstahl belassenen Flächen leichter
reinigen und machen den Verzicht
auf aufwendige Lackierungen möglich.
HafenCity-U-Bahn eröffnet
Als weiteres Highlight nahm die Hochbahn
am 28. November ihre neue U-
Bahn-Linie U4 in die HafenCity in Betrieb.
Nach fünf Jahren Bauzeit steht
damit die rund vier km lange Verbindung
der Hamburger Öffentlichkeit zur
Verfügung. Nach der Abnahme durch
die Technische Aufsichtsbehörde am
2. November fanden zunächst Probeund
Schulungsfahrten ohne Fahrgäste
statt. Ab dem 28. November konnten
Fahrgäste die Strecke bereits im Zehn-
Minuten-Takt bereisen und im Rahmen
von so genannten Schnupperfahrten
erkunden. Seit dem Fahrplanwechsel
am 9. Dezember verkehrt die
U-Bahn-Linie U4 fahrplanmäßig von
Billstedt zur neuen Endhaltestelle HafenCity
Universität. Dabei nutzt sie
zwischen Billstedt und dem Jungfernstieg
die Strecke der Linie U2, ab dort
führt sie in den neuen Hamburger
Stadtteil, der mit zwei Haltestellen erschlossen
wird.
Kompletteröffnung erst 2013
Der Großteil der neuen Tunnelstrecke,
immerhin fast 2,8 km, entstanden als
Doppelröhre im Schildvortriebsverfahren.
Der restliche Tunnelabschnitt wurde
in offener Bauweise errichtet. Rund
324 Mio. Euro kostete der aufwendige
Bau der Strecke, die sowohl die Innenstadt,
als auch einige Hafenbecken unterquert.
Da jedoch die Bebauung der
HafenCity noch nicht so weit fortgeschritten
ist, entschieden sich die Verantwortlichen
zunächst nur die Haltestelle
Überseequartier für die Fahr -
gäste zu eröffnen. Die Endhaltestelle
HafenCity Universität dient zunächst
nur dem Wenden der Züge. Am Wochenende
zwischen 10 und 18 Uhr
können Fahrgäste zwar an der Endstation
aussteigen – aber nur um die Station
zu besichtigen, denn der Übergang
zur Oberfläche bleibt zunächst
versperrt. Die Planungen für einen
Weiterbau der Strecke sind bereits in
vollem Gange: Zunächst ist eine Fortführung
der Strecke bis an die Elbe angedacht,
der langfristig auch eine Elbquerung
folgen könnte.
JEP
Düsseldorf
Umleitungen wegen
Hochstraßenabriss
Weil ab Februar 2013 der so genannte
Tausendfüßler, eine markante
Hochstraße über den Jan-Wellem-
Platz, abgerissen werden soll und
daher die darunter liegende Straßenbahntrasse
in der Relation Steinstraße/Königsallee
– Jan-Wellem-Platz –
Sternstraße nicht befahrbar sein wird,
müssen die dort verkehrenden Linien
701 (Rath – Benrath), 706 (Am Steinberg
– Jan-Wellem-Platz – Am Steinberg)
und 715 (Unterrath – Eller) von
Ende Februar bis voraussichtlich Mitte
Juni 2013 umgeleitet werden.
Die Linie 701 fährt ab der Halte -
stelle Dreieck über Schloss Jägerhof,
Jacobistraße, Jan-Wellem-Platz, Heinrich-Heine-Allee,
Graf-Adolf-Platz und
weiter über Berliner Allee nach Holthausen/Benrath.
Die Linien 706 und
715 fahren ab Dreieck bzw. Marienhospital
ebenfalls über die Haltestelle
Jacobistraße zum Jan-Wellem-Platz,
wo sie auf ihren angestammten Linienweg
treffen.
MKO
Leizpig
Tatra-Beiwagen vor
dem Aus
Auch in Leipzig geht die Ära der
Tatra-Hochflur-Beiwagen zu Ende. Im
Jahr 2012 sind bislang 16 der modernisierten
B4D-M ausgemustert worden,
zuletzt im Oktober die Wagen
737, 738, 741, 742 und 758. Letzter
einsatzbereiter Wagen der einst 45
Wagen umfassenden Reihe war im
November Bw 736, doch auch sein Ende
steht kurz bevor. Es verbleiben au-
Düsseldorf: Wieder einmal wird in der ersten Jahreshälfte 2013 die Linie
706 vom Jan-Wellem-Platz kommend über Schloss Jägerhof Richtung
Brehmplatz fahren
M. KOCHEMS
Cottbus
Ab 2013 sollen in den Cottbuser
Straßenbahnen die Ansagen
zehn ausgewählter Haltestellen
zweisprachig in Deutsch und
Sorbisch erfolgen. Bei den zehn
Ansagen handelt es sich um Haltestellen,
in deren Nähe sich sorbische
Einrichtungen befinden
z. B. Altmarkt. Etwa 60.000 Sorben
gibt es noch in der Lausitz.
Die Beschilderung der Straßen
und Orte ist im Gebiet der
Sorben, darunter auch in der
Stadt Cottbus, zweisprachig. Die
Ansagen wurden am 17. September
von sechs Schülerinnen
des Niedersorbischen Gymnasiums
Cottbus eingesprochen. SM
Kassel
Die Kasseler RegioTram wird
von Dezember 2013 bis Dezember
2023 von einem Konsortium
aus Hessischer Landesbahn
(HLB) und der Kasseler Verkehrsgesellschaft
(KVG), unter deren
Regie auch die Kasseler Straßenbahn
fährt, betrieben. An der
„RegioTram Betriebsgesellschaft“,
die aktuell den Betrieb
abwickelt, sind neben dem
Mehrheitseigner Deutsche Bahn
auch die HLB und KVG beteiligt.
Der Vertrag umfasst nur die Linien
RT3, RT4 und RT5 – die Linie
RT9 nach Treysa soll ab Dezember
2014 wieder als Regionalbahn
betrieben werden. PKR
Köln
Seit dem Fahrplanwechsel am
9. Dezember wird die Haltestelle
Rathaus als neue unterirdische
Haltestelle der Stadtbahnlinie 5
bedient. Aus Ossendorf kommend
fahren die Bahnen der Linie
5 neuerdings über Dom/Hbf
zum Rathaus als vorläufige Endhaltestelle.
Die Haltestellen Breslauer
Platz/Hbf, Ebertplatz und
die bisherige Endstelle Reichenspergerplatz
werden nicht mehr
von der Linie 5 angefahren. Mit
der Inbetriebnahme des Linienabschnittes
zwischen Dom/Hbf
und Rathaus wurde der erste Abschnitt
der Nord-Süd-Stadtbahn
eröffnet.
SM
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
9
Aktuell
Hagen: Tw 337 war am 3. November
anlässlich einer Buchvorstellung zu
Besuch vor dem alten Bahnhofsgebäude
in Breckerfeld R. HAFKE
Eine GT6N-Doppeltraktion zwängt sich am 20. November durch die Neue Schönhauser Straße
Berlin
Planverkehr auf Betriebsstrecken
ßerdem noch vier der in den Jahren
2002-2004 aus Hochflurwagen umgebauten
B4D-NF mit abgesenktem,
mittlerem Niederflureinstieg im Einsatz
(Nr. 792, 795, 797 und 798), die
anderen vier dieser Serie sind ebenfalls
bereits ausgemustert. Langfristig
werden in Leipzig als Beiwagen nur
Gleich drei Betriebsstrecken – zwei
kurze Gleisverbindungen im Bereich
des Alexanderplatzes und die Strecke
durch die Neue und Alte Schönhauser
Straße im Scheunenviertel – wurden
Ende November von planmäßigen
Straßenbahnzügen befahren.
Wegen Bauarbeiten im Bereich
Alexanderplatz wurde die Linie M6
am 19. und 20. November 2012 von
der Mollstraße her kommend über
die Torstraße und die Betriebsstrecke
durch die Alte und Neue Schönhauser
Straße, die in etwa zwischen den
Tramhaltestellen Rosa-Luxemburg-
Platz und Hackescher Markt verläuft,
umgeleitet. Die jahrzehntelang stark
frequentierte Straßenbahnstrecke
durch die Neue und die Alte Schönhauser
Straße im Scheunenviertel in
Berlin-Mitte hatte mit der Wiedereröffnung
der Straßenbahn über den Alexanderplatz
viel Verkehr verloren. Seit
auch die Linie M2 über die Neubaustrecke
„Alex II“ zum Alexanderplatz
fährt, wurde die Strecke am 30. Mai
2007 zur Betriebsstrecke herabgestuft.
Als Besonderheit müssen die Trams in
beiden Richtungen durch die als Einbahnstraße
ausgeschilderte Neue
Schönhauser Straße fahren.
Neue Wege am »Alex«
Ebenfalls am 19. und 20. November
wurden die Linien M4 und M5 vom
Hackeschen Markt bis zum Alexanderplatz
zurückgezogen und wendeten
dort unter Nutzung des Betriebsgleises
noch die 2001 beschafften, vollständig
niederflurigen Bw 901-938 eingesetzt.
Sie kommen bislang in der Regel hinter
hochflurigen Tatra T4D-M (Einzeloder
Doppeltraktions-)Triebwagen
zum Einsatz, deren vollständiger Ersatz
erst in mehreren Jahren vorgesehen
ist.
BUD
B. KUSSMAGK
von der Haltestelle U-Bahnhof Alexanderplatz
der Linien M4, M5 und
M6 zur 2007 eröffneten Haltestelle
Alexanderplatz der Linie M2.
Vom 21. November bis zum 30.
November wurden die Linien M4, M5
und M6 zwar wieder zum Hackeschen
Markt geführt, mussten aber anderweitig
umgeleitet werden. Hierbei
befuhren sie eine kurze Betriebsstrecke
entlang der Karl-Liebknecht-Straße
im Bereich der S-Bahn-Unterführung
am Alexanderplatz, mit der die
Strecke der Linie M2 aus Heinersdorf
und die Strecke der Linien M4, M5
und M6 zum Hackeschen Markt direkt
– also ohne Bedienung einer Haltestelle
am Alexanderplatz – verbunden
werden.
BEKUS
Leipzig: Die hochflurigen B4D-M Beiwagen – hier als letztes Glied in einem Tatra-Großzug – werden in Leipzig
bald der Vergangenheit angehören
K. BIESEL
Hagen
Straßenbahnwagen in
Breckerfeld
Bis zum 2. November 1963 verkehrte
zwischen Hagen und Breckerfeld die
Straßenbahnlinie 11. 49 Jahre später
kam am 3. November 2012 der heute
bei den Bergischen Museumsbahnen
im Einsatz stehende zweiachsige
Triebwagen 337 zu einem Besuch an
den Streckenendpunkt. Das Bahnhofsgebäude
der kleinen Hansestadt im
Märkischen Kreis zeigt sich noch heute
weitgehend im Originalzustand. Anlass
für den Besuch, bei dem der 1957
bei der Düsseldorfer Waggonfabrik gebaute
Zweiachser mit einem Straßentieflader
vom Museumsdepot in Kohlfurth
auf fast 400 m Höhe gebracht
wurde, war die Vorstellung eines Buches
über die Linie 11. Ein Schwerlastkran
hob das Fahrzeug samt eines kurzen
Gleisstücks auf den Bahnhofsplatz
und nach einigen Stunden wieder zurück
auf den Tieflader. Die modern ausgestatteten
Zweiachser der Hagener
Straßenbahn fuhren in den 1950er-
Jahren auch auf die Höhen des Mär -
kischen Kreises, ehe sie bis zur Ein -
stellung des Schienenverkehrs von
vierachsigen Großraum- und sechsachsigen
Gelenktriebwagen abgelöst
wurden. Zweiachsige Beiwagen kamen
zusammen mit diesen bis 1963
nach Breckerfeld.
AR
Stuttgart
Baurecht für U12
ins Neckartal
Seit dem 7. November liegt für die
1,1 km lange Stadtbahnstrecke vom
Hallschlag ins Neckartal zur Aubrücke
(zwischen den Haltestellen Elbestraße
und Wagrainäcker gelegen) der Planfeststellungsbeschluss
und damit Baurecht
vor – der Baubeginn soll Anfang
2013 stattfinden. Die Strecke schließt
am Hallschlag an die Strecke vom Löwentor
zum Hallschlag, die erst im
September 2013 eröffnet wird, an. Im
Neckartal wird die neue Schienenachse
auf die Gleise der U14 in Richtung
Remseck treffen. Eine neue Station
Bottroper Straße, die in Tieflage aber
nach oben offen entstehen soll, wird
als einzige Zwischenstation den Ost-
10 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Deutschland
teil der Siedlung Hallschlag erschließen.
Nach einem kurzen oberirdischen
Abschnitt wird die neue Strecke in einem
Tunnel, der aufgrund des zu starken
Gefälles des Oberflächenniveaus
notwendig ist, vom Hallschlag hinunter
zum Neckar führen.
Bedient werden soll die neue Strecke
ab 2016 von der U12, der bis dahin
auch im Süden (Wallgraben – Dürrlewang)
und nördlich des Stadtzentrums
(Hauptbahnhof – Budapester Platz –
Milchhof) Neubaustrecken zur Verfügung
stehen werden. Künftig wird die
U12 von Dürrlewang im Südwesten
nach Remseck im Nordosten fahren. PKR
Frankfurt am Main
Aus für U2-Tw auf
A-Strecke
Seit dem 5. November sind die
Planeinsätze der U2-Tw auf der A-Strecke,
der ersten U-Bahn-Stammstrecke
in Frankfurt, Geschichte. Die U-Bahn-
Wagen des Typ U2 gehörten zur Erstausstattung
der Frankfurter U-Bahn.
Zwischen 1968 und 1978 geliefert, trugen
sie lange die Hauptlast des Verkehrs
auf der A-Strecke von Ginnheim/Oberursel/Bad
Homburg und
Heddernheim zum Südbahnhof, den
heutigen Linien U1, U2 und U3. Neu
abgelieferte Wagen der U5-Typen nehmen
ihnen ihr Einsatzgebiet. Die 97
U2-Wagen wurden im Lauf der Jahre
zu zwei verschiedenen Untertypen
Esslingen: Bei einem Schrotthändler in Deckenpfronn endete im Oktober 2012 der Lebenslauf des Beiwagens 31
der einstigen Überlandstraßenbahn END
M. LUTZ
umgebaut: U2h für die 80 cm hohen
Bahnsteige der A-Strecken und U2e für
die 87 cm hohen der B- und C-Strecken.
Aus dem Liniennetz haben sich
aktuell aber nur die U2h-Wagen verabschiedet;
auf der C-Strecke werden
die U2e noch mindestens bis Ende
2013 im Einsatz bleiben. Die beiden
ersten Serienwagen, 303 und 304,
werden als historische Fahrzeuge in
Frankfurt erhalten bleiben. Im Gegensatz
zu den anderen Wagen, die in
Orange und Subaru-Vista-Blue unterwegs
sind, tragen diese beiden wieder
die rot-weiße Originallackierung. JÖS
Esslingen
Alte END-Fahrzeuge
verschrottet
Der Beiwagen 31 der einstigen
Straßenbahn Esslingen – Nellingen –
Denkendorf (END) wurde im Oktober
2012 verschrottet. Seit dem Ende des
Schienenverkehrs bei der END anno
1978 hatte der Veteran beim Dressurplatz
des Reit- und Fahrvereins Gärtringen
bei Böblingen als Aufenthaltsraum
gedient. Inzwischen war der
Wagen stark verrottet. In der Straßenbahnwelt
Stuttgart werden bereits
zwei gleichartige Wagen museal präsentiert.
Ebenso hat das Landesmuseum
für Technik und Arbeit in Mannheim
einen solchen Wagen im Fundus.
Auch die Stadt Esslingen winkte
ab. Deshalb nahm sich ein Schrotthändler
des Gefährtes an. Ein Radsatz
wird künftig auf der Schauanlage des
Heimatgeschichtsvereins Nagold zu
sehen sein, die dort an die Schmalspurbahn
nach Altensteig erinnert.
Ebenfalls 2012 wurde im Hannoverschen
Straßenbahnmuseum der Triebwagen
8 der END wegen des schlechten
Zustandes verschrottet, nachdem
er seit rund 30 Jahren dort gestanden
hatte. Schon vor etlichen Jahren traf
dies aus dem gleichen Grund den
Triebwagen 6, der an das Fahrzeugmuseum
Marxzell gelangt war. Als Bilanz
zeigt sich die nicht neue Erkenntnis,
dass Straßenbahn- oder Eisenbahnfahrzeuge
nicht erhalten werden
können, wenn sie auf Dauer im Freien
stehen.
HJK/RBÜ
Erfurt
Innenstadtstrecke vor
Vollsperrung
Rund acht Monate muss Erfurts bedeutendste
Innenstadtstrecke vom
Domplatz zum Anger im nächsten Jahr
für den Straßenbahnbetrieb komplett
gesperrt werden. Grund ist die zu sanierende
Schlösserbrücke über den
querenden Fluss Gera. Zeitgleich sollen
der Fischmarkt und die Straßenbahngleise
umfangreich saniert werden.
Gegenüber den ursprünglichen
Planungen, diesen Streckenabschnitt
unter Aufrechterhaltung eines eingleisigen
Straßenbahnbetriebes bereits
2012 zu sanieren, wird die Komplettsperrung
schwerwiegendere Auswirkungen
für das Erfurter Straßenbahnnetz
haben.
Stuttgart: Die vorläufige Planung der Haltestelle Bottroper Straße, die als
einzige auf dem jetzt planfestgestellten Abschnitt Hallschlag – Aubrücke
neu entstehen soll
SSB
Frankfurt am Main: Am 5. November wurden die U2-Triebwagen von der
A-Strecke zurückgezogen – das Bild von 1992 zeigt einen Drei-Wagen-Zug
auf der U2
J. SCHRAMM
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
11
Aktuell
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Erfurt: Der Combino 623 befährt die Erfurter Schlösserbrücke, die im Jahr 2013 für acht Monate nicht von
Straßenbahnen befahren werden kann
R. GLEMBOTZKY
In Vorbereitung der Verkehrsplanung
und eines angepassten Liniennetzes
führten die Erfurter Verkehrsbetriebe eine
Fahrgastbefragung durch, an der
sich 1.341 Bürger beteiligt haben. Dabei
standen ausgewählte Umleitungsrouten
und die Überbrückung des gesperrten
Abschnittes per Fußweg zur
Wahl. Die Gesamtreisezeit wird sich, je
nach gewählter Alternativroute, bei einer
momentanen Reisezeit von vier Minuten
auf zwischen zehn und ca. 22 Minuten
verlängern. Ein adäquater Schienenersatzverkehr
wird dagegen nicht
realisiert werden, lediglich in einer Art
Ringverkehr zwischen Anger und Domplatz
sollen Ersatzbusse in eine Richtung
angeboten werden. Für zahlreiche
Fahrgäste aus dem Bereich Nordhäuser
Straße und Universität mit dem Ziel
Hauptbahnhof und darüber hinaus wird
somit ein mehrfaches Umsteigen mit
erheblichen Umwegen über acht Monate
erforderlich.
ROG
Bielefeld
Neue Strecken kommen
voran
In Bielefeld wird derzeit konkret an
sechs Stadtbahnerweiterungen geplant.
Die größten Projekte dabei sind
die Verlängerung der Linie 1 von Senne
nach Sennestadt und der Neubau einer
in der Innenstadt oberirdisch fahrenden
Linie 5 nach Heepen. Nachdem das
Land Nordrhein-Westfalen im Herbst
für beide Projekte die Aufnahme in das
Zwickau
Konzept für künftiges Tramnetz vorgestellt
Am 6. November stellten Vertreter
von Stadt, Verkehrsverbund Mittelsachsen
und dem beauftragten
Ingenieurbüro Pläne für die künftige
Entwicklung des ÖPNV in Zwickau
vor. Im Mittelpunkt stand dabei
das Straßenbahnnetz, für das verschiedene
Varianten für eine künftige
Entwicklung untersucht wurden.
Sowohl hinsichtlich der erwarteten
Fahrgastzahlen als auch der Betriebskosten
schnitt eine Variante
am besten ab, in der das Straßenbahnnetz
auf ein klares Achsenkreuz
aus zwei Linien, die sich am
Neumarkt kreuzen, reduziert wird.
Dazu müssten die beiden Linienäste
zum Hauptbahnhof und zum Städtischen
Klinikum quasi zusammengelegt
werden, was durch eine etwa
500 m lange Neubaustrecke vom
Hauptbahnhof zur Haltestelle Kopernikusstraße
realisiert werden
soll. Die einen Kilometer lange Strecke
zwischen Georgenplatz und Kopernikusstraße
mit der Haltestelle
Als ein aus zwei Linien bestehendes Achsenkreuz könnte sich das Zwickauer Netz künftig darstellen STADT ZWICKAU
Brunnenstraße würde dann stillgelegt.
Der Vorteil dieser Variante wäre,
dass keine Parallelverkehre verschiedener
Straßenbahnlinien notwendig
wären und der Hauptbahnhof besser
ins Netz eingebunden wäre. Zudem
sollen die wichtigen Umsteigeknoten
auf die Stationen Hauptbahnhof und
Neumarkt konzentriert und die Haltestelle
Zentralhaltestelle weitestgehend
von dieser Funktion entlastet
werden. Die Stationen Neumarkt und
Hauptbahnhof sollen zudem umgestaltet
werden. Dem Hauptbahnhof
wird künftig auch deshalb eine wichtigere
Rolle zugesprochen, da er im
Dezember 2013 mit der Inbetriebnahme
des Leipziger City-S-Bahn-
Tunnels zur Station der Mitteldeutschen
S-Bahn wird, womit deutliche
Fahrgastzuwächse erwartet werden.
Am 13. Dezember stand das
Konzept auch auf der Agenda des
Stadtrates.
PKR
12 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Deutschland · Industrie
Ein Bielefelder E-Wagen passiert die Industriebrücke der ehemaligen Dürkopp-Werke.
Eine kurze Neubaustrecke soll auch das Entwicklungsgebiet
Dürkopp Tor 6 erschließen
P. KRAMMER
Bundesförderprogramm GVFG beantragt
hatte, wurden nun beide Projekte
im entsprechenden Bundesprogramm
aufgenommen. Bis Mitte 2013 muss die
Planung der beiden Linien – insbesondere
die Frage ob auf der Linie 5 Hochoder
Niederflurfahrzeuge eingesetzt
werden sollen – weiter konkretisiert
und eine standardisierte Bewertung
zum Nachweis der volkswirtschaftlichen
Sinnhaftigkeit erstellt werden.
Vor einer kurzfristigeren Realisierung
steht die Verlängerung der Stadtbahn
von Milse nach Milse Ost, bei der
der Planfeststellungsbeschluss für Anfang
2013 und der Baubeginn Mitte
2013 erwartet wird. Darüber hinaus
wird für die kurze, bei Anwohnern umstrittenen
Neubaustrecke von der Haltestelle
August-Schroeder-Straße nach
Dürrkopp Tor 6 2013 mit der Einleitung
des Planfeststellungsverfahrens gerechnet.
Für die anvisierte Verlängerung
von Stieghorst Zentrum nach Hillegossen
ist selbiges für ein Jahr später
geplant. Weiter ist man da bei der Verlängerung
der Linie 4 zum Campus
Lange Lage, wo schon 2014 gebaut
werden soll.
PKR
Der Bau der Tw 3000 für die Stadtbahn
Hannover steht unmittelbar bevor.
Erste Probeschweißarbeiten wurden
bereits durchgeführt. Die Unter -
lieferanten sind ausgewählt und
beauftragt. Das Gebäude der Fertigungshalle
in Leipzig ist errichtet und
wird momentan ausgestattet. Im ersten
Quartal 2013 beginnen dann die
Rohbauarbeiten am Wagenkasten. Ein
erstes Fahrzeug wird voraussichtlich
Ende 2013 geliefert. Der erste Fahrgasteinsatz
ist für Anfang 2014 geplant.
Seit der Präsentation des originalgroßen
Modells im Maßstab 1:1 im
Januar 2012 wurden einige Optimierungen
vorgenommen. So wurde zum
Beispiel ein „Auffindeton“ für Seheingeschränkte
eingebaut, der es blinden
Fahrgästen ermöglicht, die Tür und
den Türknopf einfacher zu finden. Wie
der neue Tw 3000 für die Stadtbahn
Hannover genau aussieht, veranschaulicht
erstmalig ein originalgetreues
Modell im Maßstab 1:20.
Vossloh
Kiepe/Alstom:
Das endgültige
Design des
Tw 3000 für
Hannover
wurde fest -
gelegt und in
einem 1:20-
Modell ver -
anschaulicht
ÜSTRA
Im April hatte das hannoversche
Verkehrsunternehmen üstra einen Vertrag
über die Lieferung von 50 25 m
langen und 2,65 m breiten Tw 3000
mit Alstom und Vossloh Kiepe geschlossen.
Der Vertrag sieht eine Option
auf 96 weitere Fahrzeuge des gleichen
Typs vor.
SM
Doppelmayr
Seilbahnprojekte für
Koblenz und Hamburg
Die zur Bundesgartenschau 2011
erbaute Koblenzer Seilbahn vom Deutschen
Eck zur Festung Ehrenbreitstein
soll nach dem Willen des Koblenzer
Oberbürgermeisters Joachim Hofmann-Göttig
bis mindestens bis 2015
fahren. Ursprünglich war ein Betrieb
nur für das Gartenschau-Jahr vorgesehen,
der bereits bis 2013 verlängert
worden ist. Da die Bahn aber auch
nach der Großveranstaltung von der
Firma Doppelmayr eigenwirtschaftlich
betrieben werden kann und nach wie
vor merklich zur Attraktivität der Stadt
beiträgt, soll sie weiter bestehen bleiben.
Die dafür notwendige Genehmigung
ist allerdings noch nicht eingeholt.
Auch nach 2015 scheint ein Weiterbetrieb
denkbar. Nach etwa 25
Jahren Betriebszeit müsste die Bahn
aber spätestens abgebaut werden, da
dann die technische Lebensdauer erreicht
ist.
Auch für Hamburg plant Doppelmayr
gemeinsam mit dem Musical-Betreiber
Stage Entertainment eine Seilbahn.
Sie soll vom U-Bahnhof St. Pauli
über die Elbe zur Station Elbufer führen.
Sie soll mindestens zehn Jahre betrieben
werden. Die „Seilbahn Hamburg“
würde einerseits eine Touristenattraktion,
andererseits aber auch eine
Ergänzung des ÖPNV-Netzes darstellen.
PKR
JushMash
Neuer Wagentyp K1M
in Betrieb
Seit 2001 baut die Maschinenfabrik
„JushMash“ in Dnipropetrowsk Standard-Vierachser
mit der Typenbezeichnung
K1 für den heimischen Markt.
Der Typ stellt eine Weiterentwicklung
des CKD-Typs T6B5 dar, den
„JushMash“ ab 1994 im Rahmen eines
Joint Ventures unter der Bezeichnung
„Tatra-Jug“ baute. Wegen der
schlechten wirtschaftlichen Lage bei
den ukrainischen Straßenbahnbetrieben
konnten bis 2011 nur 74 K1 gebaut
werden, die in Donezk (28), Kiew
(9), Krywyh Rih (7), Luhansk (5), Mariupol
(7), Mykolajiw (7), Odessa (10)
und Saporischja (1) zum Einsatz kommen.
Nunmehr gibt es diesen Typ unter
der Bezeichnung K1M auch mit einem
Niederfluranteil im Bereich des
mittleren Einstiegs. Kiew nahm im ver-
Industrie
Vossloh Kiepe/Alstom
Tw 3000 geht in Bau
Doppelmayr: Eigentlich als Verkehrsmittel für die Bundesgartenschau geplant, könnte die Koblenzer Seilbahn bis
etwa 2025 den ÖPNV in der Rheinstadt ergänzen
P. KRAMMER
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
13
Aktuell
JushMash: Als „K1M“ weist der vordere Wagen des Gespanns K1M 342 + K1 327, hier im Einsatz auf der Schnellstraßenbahnlinie
3 in Kiew, einen Niederfluranteil auf
W. KAISER
gangenen Sommer drei derartige
Exemplare (Nr. 341–343) in Betrieb,
die sich von der Standardversion äußerlich
nur durch die in Wagenmitte
weiter herabgezogenen Fenster unterscheiden.
Die K1M kommen – jeweils
in Doppeltraktion mit einem K1 – auf
den kürzlich sanierten Schnellstraßenbahnlinien
1 und 3 im Westen der
Stadt zum Einsatz.
WOK
Weltweit
Frankreich: Rouen
Austausch der
Niederflurflotte
Alstom liefert derzeit 27 neue Straßenbahnzüge
vom Typ Citadis 402
nach Rouen. Sie ersetzen seit Juli 2012
nach und nach die 28 TFS-Niederflur-
Züge, die seit 1994 in Betrieb sind. Die
neuen Citadis 402 für Rouen sind
leichter und haben einen geringeren
Energieverbrauch als die alten TFS. Mit
einer Kapazität von 300 Fahrgästen
pro 44-Meter-Zug wird auch die Kapazität
auf den zwei Straßenbahnlinien
um 60 Prozent vergrößert. An den Beschaffungskosten
von 80 Mio. Euro beteiligt
sich die Region Haute-Normandie
mit 14,4 Mio. Euro. Neben der
Fuhrparkerneuerung wurde auch in
die Erneuerung der Gleisanlagen und
die Modernisierung eines wichtigen
Umsteigeknotens, Saint-Sever, investiert.
Die 28 TFS-Züge sollen für 5,2 Mio.
Euro nach Gaziantep in der Türkei verkauft
werden. Ursprünglich war Grenoble,
wo schon viele TFS-Züge laufen,
für den Ankauf der Wagen ein ernsthafter
Interessent. Gaziantep hatte im
Jahr 2011 mit ex-Frankfurter Pt-Wagen
einen Straßenbahnbetrieb eröffnet,
der trotz des inzwischen erneut erfolgten
Ankaufs von Pt-Wagen überlastet
ist und künftig erweitert werden
soll.
VLC/BEKUS
Estland: Tallinn
Neufahrzeuge und
Nulltarif
Der spanische Hersteller CAF gewann
die Ausschreibung der Nahverkehrsgesellschaft
„Tallinna Linnatranspordi
AS“ (TL) über die Lieferung
von 15 Niederflur-Triebwagen inklusive
einer Option auf 15 weitere Exemplare.
Die klimatisierten, 2,3 m breiten
und rund 30 m langen Niederflurtrams
werden bis 2015 in die estnische
Hauptstadt Tallinn geliefert und
auf der Linie 4 (Tondi – Ülemiste) zum
Einsatz kommen. Gegenwärtig besteht
der Fuhrpark aus Tatra KT4SU,
gebraucht übernommenen KT4D und
12 mit einem Niederflur-Mittelteil
ausgestattete KT6T. Der Auftrag hat
einen Wert von 44,25 Mio. Euro. Ungewöhnlich
erscheint die Finanzierung,
die aus dem Verkauf von estnischen
CO 2 -Emissionszertifikaten im
Wert von 45 Mio. EUR an Spanien zustande
kommt. Zusätzlich wird mit
Mitteln aus dem EU-Kohäsionsfonds
die Infrastruktur der Linie 4 für die
neuen Fahrzeuge ertüchtigt.
Auch führt Tallinn als erste Großstadt
zum 1. Januar 2013 den Null -
tarif im städtischen ÖPNV ein. Vorausgegangen
war ein kommunales
Referendum, das mit einer Wahlbeteiligung
von 20 % und einer Zustimmung
für den Nulltarif von 76 % endete.
ROS/PKR
Schweiz: Bern
Tram erreicht den
Bahnhof Wankdorf
Am 9. Dezember wurde mit der Verlängerung
der Tramlinie 9 der fahrplanmäßige
Betrieb auf der Tramstrecke
von der bisherigen Endstelle Guisanplatz
zum Bahnhof Wankdorf
aufgenommen. An der Strecke liegen
die neuen Haltestellen Wankdorf Center
(Fussballstadion der Young Boys
Bern), Wankdorfplatz und Wankdorf
Bahnhof. An letzterem bestehen gute
Umsteigeverbindungen auf die S-
Bahnlinien S1, S2, S3/31 und S4/44 sowie
auf die Buslinien 20 in Richtung
Bern Hauptbahnhof sowie 28 zum Eigerplatz.
Die Strecke wird im Sechs-
Minutentakt befahren. Mit dem Umbau
der chronisch überlasteten Straßenkreuzung
am Wankdorfplatz durch
einen unterirdischen Straßenkreisel
wurde die Voraussetzung für den Tramausbau
geschafft.
AS
Tschechien: Olomouc
Neue Straßenbahn -
strecke geplant
Die Straßenbahn der tschechi -
schen Stadt Olomouc (Olmütz) mit ihren
fünf Linien 1, 2, 4, 6 und 7 erweitert
ihr Streckennetz. Derzeit existiert
eine große eiförmige Strecke, die die
Innenstadt und das östlich angrenzende
Stadtgebiet bis hin zum Hauptbahnhof
umschließt. Von dieser zweigen
drei Strecken ab. Eine vierte, die
südlich der Innenstadt nahe der Haltestelle
Trznice abgehen wird und mit
einem Gleisdreieck an die bestehende
Strecke an der Polská angeschlossen
werden kann, soll folgen. Bis 2014 ist
zunächst eine 1,4 km lange Neubaustrecke
mit drei Haltestellen bis Trnkova
vorgesehen. Ein zweiter Bauabschnitt
mit 1300 m Länge soll anschließend
bis Družební führen. Der
endgültige Ausbau sieht sogar noch
Rouen: Ein neuer Citadis 403 (rechts) neben zwei TFS-Zügen an der um ein
zusätzliches Gleis erweiterten Endstelle Technopôle
F. DROISY
Bern: Als erstes Tram erreicht Siemens Combino 662 am 23. Oktober im Rahmen
einer Probefahrt die neue Endstelle am Bahnhof Wankdorf A. SCHMUTZ
14 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Weltweit
Olomouc: Etwa 550 m östlich dieser Kreuzung (Haltestelle Okresní soud)
soll eine Neubaustrecke von der Bestandsstrecke abzweigen B. KUSSMAGK
La Coruña: Die seit 2011 eingestellte Touristenstraßenbahn soll saniert
werden und bereits im Sommer 2013 wieder fahren
D. BUDACH
eine dritte Verlängerung dieser Strecke
nach Jižní vor. Erschlossen werden
Gebiete mit vielen Neubauten. BEKUS
Schweden: Stockholm
Linie 7 wird verlängert
Stockholms neue Tramlinie 7, die
in ihrem ersten Betriebsjahr 2011 einen
Fahrgastzuwachs von über 20 %
gegenüber dem früheren Busverkehr
verzeichnete, soll wegen ihres großen
Erfolges verlängert werden.
Konkret ist vorgesehen, die aktuell
drei km lange Linie einerseits an den
Hauptbahnhof anzubinden und andererseits
von der Djurgarden-Brücke
durch das östliche Hafengebiet nach
Ropsten zu verlängern. Dort soll die
Linie mit der südlichen Lidingöbahn
verknüpft werden. Die Lidingöbahn
wird deshalb ab Sommer 2013 für anderthalb
Jahre eingestellt. Sie erhält
u.a. mehr Doppelgleis und ein neues
Depot.
Während des Sommers 2012 wurde
auf der Linie 7 der aus Norrköping ausgeliehene
Triebwagen 34 zusätzlich
eingesetzt, wodurch ein Sechs-Minutentakt
möglich war. Um das Fahrplanangebot
zu ergänzen, verkehrten von
Juni bis August täglich Museumswagen
als Linie 7N auf dem Streckenabschnitt
Normalmstorg – Skansen. Auch
darüber hinaus stehen Museumswagen
auf diesem Abschnitt im Einsatz –
von April bis Mai und von September
bis Dezember allerdings nur an Wochenenden.
D. E. GÖRANSSON
trieb gesetzt. Die Gleise, insbesondere
an der Strecke entlang der Uferpromenade
der Playa Orzán und der Playa
Riazor, sollten in der Folge erneuert
werden. Dieser zuletzt eröffnete Abschnitt
hatte von Anfang an unter der
schlecht ausgeführten Gleislage zu
kämpfen.
Österreich: Graz
Nahverkehrsdrehscheibe eröffnet
Am 22. November 2012 verkehrten
die Straßenbahnlinien 1, 3, 6 und
7 letztmalig durch die bisherige Unterführung
Eggenberger Straße unter
den Bahngleisen hindurch. Seit
Betriebsbeginn am 26. November
2012 steht stattdessen zwischen den
zwei neu errichteten Unterführungen
– unter den Eisenbahngleisen
sowie unter dem Bahnhofgürtel
durchführend – die in Tieflage gelegene,
aber nach oben hin offene Station
Hauptbahnhof zur Verfügung.
Rund 40.000 Fahrgäste sollen die
großzügig gestaltete Station Tag für
Tag nutzen. Die neue Haltestelle bietet
keinen direkten Zugang zum Bahnsteigtunnel
des Bahnhofs. Stiegen,
Rolltreppen und Aufzüge führen hinauf
zum Bahnhofsvorplatz. Die Investitionskosten
von 90 Mio. Euro wurden
von der Stadt Graz, dem Land Steiermark
und der ÖBB-Infrastruktur AG
getragen.
Zwischenzeitlich hatte die Stadtverwaltung
angesichts der angespannten
Haushaltslage verkündet, die Bahn
(vorerst) nicht wieder eröffnen zu wollen.
Angesichts der ebenfalls vertagten
Pläne zur Umwandlung und Einbeziehung
der Bahn in ein neues Niederflur-
Straßenbahnnetz sah man keine Notwendigkeit,
die Tram in ihrer bisherigen
Form weiter zu betreiben. Der
Druck der Bevölkerung bewirkte bei
den lokalen Entscheidungsträgern
aber ein Umdenken: Wenn alles gut
läuft, könnte die Bahn im nächsten
Sommer bereits wieder in Betrieb genommen
werden.
BUD
Ziel des Projektes war zum einen
die Entlastung der Straßenkreuzung
Bahnhofgürtel/Annenstraße, welche
die vier betroffenen Straßenbahnlinien
oberirdisch zu queren hatten, und
zum anderen die Heranführung aller
vier, statt zuvor zwei, Straßenbahn -
linien in diesem Bereich an den
Hauptbahnhof. Auch kann der Bahnhof
jetzt aus den westlichen Stadtteilen
direkt angefahren werden.
ROS
Graz: Zwei Tage vor Eröffnung fanden in der nach oben hin offenen Station Hauptbahnhof bereits Probefahrten
statt
R. SCHREMPF
Spanien: La Coruña
Comeback für
Touristentram
Überraschend wurden Ende November
die Bauarbeiten zur Wiederherstellung
der kleinen Touristenstraßenbahn
ausgeschrieben. Vor anderthalb
Jahren wurde die Bahn nach einer
Entgleisung am 2. Juli 2011 außer Be-
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
15
Betriebe
Goldener Oktober in Essen-
Margarethenhöhe: Vor der Kulisse der
markanten, mit wildem Wein bewachsenen
Wohnhäuser werden die Tw 5122 und
5125 der EVAG auf dem Weg zur Endstelle
in wenigen Sekunden in das letzte,
eingleisige Streckenstück einfahren.
M. KOCHEMS
16 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Essen/Mülheim a.d. Ruhr
Wenn die
Blätter fallen …
Fotowetter im Herbst
In den Monaten
September und Oktober
bäumt sich die Natur in
Deutschland ein letztes
Mal vor dem Winter auf.
Farben frohes Laub
wertet dann viele
Motive auf – so auch
z.B. in Essen und
Mülheim an der Ruhr
Für Christen übernimmt es
natürlich Gott persönlich,
für andere die personifizierte
Natur, was auch immer
sie damit meinen, das Ergebnis
ist identisch: zauberhafte
Farben an Bäumen und Sträuchern,
wohin das Auge im
Herbst auch blickt. Die Vielfalt
ist jedes Jahr erneut ein Schauspiel:
Innerhalb weniger Tage
wechselt Grün in mannigfaltige
Töne von Gelb, Braun oder gar
Rot.
Bei diesen das Herz erwärmenden
Anblicken ziehen wir Tramfreunde
besonders gern mit der
Kamera durch die Städte. Die
Redaktion wählte zwei Fotografien
von Christian Lücker und
Michael Kochems aus Nordrhein-Westfalen
aus, um zu zeigen,
wie schön sich im Oktober
Trams in Szene setzen lassen. AM
Im Herbst seines „Lebens“ angekommen
ist der Mülheimer M8S 270:
2004 wurde er aus Essen übernommen,
2008 nach einem Unfall aus
Teilen des M8S 1011 neu aufgebaut.
Heute ist er der letzte M8 in Mülheim
mit Schützensteuerung und
verrichtet mit seinen 36 Jahren noch
zuverlässig seine Dienste, wie hier
am 21. Oktober kurz vor der Haltestelle
Buchenberg
C. LÜCKER
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
17
Betriebe
Fluss-Perlen
an der Warnow
Noch sehr jung ist der 27. Juli 2012
als Tw 705 die Petribrücke überquert.
Im Hintergrund sind mit
St. Marien und St. Petri zwei der
großen Rostocker Stadtpfarrkirchen
zu sehen. Sonnen fotos sind an dieser
Stelle so nur von Mitte Mai bis
Ende Juli früh morgens möglich
FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: M. JUNGE
18 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Rostock
Am 8. Oktober 2012 ist T6A2M 801 auf dem einzigen Rasengleisabschnitt der Linie 1 unterwegs
und passiert die Haltestelle Fischerdorf, die nach einem Naherholungsgebiet benannt ist
Rostocks Linie 1 im Porträt Sie ist nicht die längste und auch
nicht die kürzeste Linie in der Hansestadt – aber links und rechts
der Strecke gibt es viele interessante Dinge zu entdecken: Stadttore,
Häfen, Kirchen und ein Depot mit Museumsfahrzeugen
Die Endhaltestelle Hafenallee in
Rostock: Ein bisschen abseits der
Bebauung, fast auf freiem Feld gelegen;
von der Ferne grüßen der
Kirchturm von St. Petri und die Häuser
Gehlsdorfs. Hier beginnt die Linie 1: Wir beginnen
unsere Fahrt in einem der 17 noch im
Einsatz befindlichen Tatrazüge aus T6A2M
und 4NBWE, die hier montags bis freitags
fast ausschließlich eingesetzt werden. Seit der
Streckeneröffnung zur Hafenallee am 1. Dezember
1990 hat die zu diesem Zeitpunkt
wieder eingerichtete Linie 1 hier ihren Ausgangspunkt.
Zum Dierkower Kreuz
Obwohl Toitenwinkel ein Stadtteil mit typischen
Plattenbauten ist, säumt die Strecke
bis zum Dierkower Kreuz links und
rechts viel Grün. Interessanterweise verläuft
das Trassee fernab von größeren Straßen, so
dass ein Schienenersatzverkehr mit Bussen
stets nur schwer einzurichten ist. Nach der
Haltestelle Friedensforum, an der sich auch
ein kleiner See befindet, wird ein scharfer
Rechtsbogen durchfahren, an dessen Ende
wir den Ortsteil Dierkow West mit kleinen
Einfamilienhäusern erreichen. Die Dierkower
Mühle, eine Holländerwindmühle aus
dem Jahre 1880, ist gleich danach auf der
rechten Seite zu sehen. Heute befindet sich
darin ein Restaurant.
Betrieblich interessant ist der nun folgende
Streckenabschnitt: Unser Wagen biegt nach
rechts in Richtung Dierkower Kreuz ab, während
geradeaus eine kurze Betriebsstrecke
zum Streckenast der Linie 4 führt und dabei
auch das Gleis der Linie 2 kreuzt. Nach einander
münden nun die Streckenäste vom Kurt-
Schumacher-Ring und vom Haltepunkt Dierkow
in unser Gleis ein. Links befindet sich die
im Linienverkehr nicht benutzte Wendeschleife
Dierkower Kreuz. Die gleichnamige
Haltestelle ist die bedeutendste Umsteigestelle
im Rostocker Nordosten. Stadt- und Regionalbusse
übernehmen von hier aus die Bedienung
der nicht von der Straßenbahn erreichten
Stadtviertel wie auch der in der Nähe
befindlichen Gewerbegebiete.
Ans Warnow-Ufer
Bis zum Dierkower Kreuz fährt die Straßenbahn
bereits seit dem 21. April 1987, als
die Linien 2 und 4 eröffnet wurden. Nun ändert
sich auch der Charakter der Strecke
schlagartig und nach der Überquerung des
Dierkower Damms wird das Gewerbegebiet
Osthafen erreicht, wo vorwiegend mittelständische
Betriebe ansässig sind. Einige Gebäude
stehen bereits länger leer und verfallen
langsam.
Aus dem Fenster ist jetzt wieder der Turm
der Petrikirche zu sehen, der mit 117 m Höhe
eine beeindruckende Landmarke darstellt
und als Orientierungspunkt auch in Seekarten
verzeichnet ist. 1994 hat die Kirche ihr
ursprüngliches Aussehen wiedererhalten: Bei
den Bombenangriffen auf Rostock wurde der
ursprüngliche Turm zerstört und erst nach
1990 begannen die Planungen zum Wieder-
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
19
Betriebe
LINKS Vor dem Trambetriebshof der RSAG ist ein
Tatrazug in schneller Fahrt unterwegs. Hinter
den Bäumen befindet sich das Naherholungsgebiet
„Schwanenteich“ mit der Kunsthalle
Daten & Fakten: Linie 1
Linienlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 km
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm
Anzahl Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
(abends und am Wochenende 38)
Fahrzeugeinsatz: . . . . . . . . T6A2M und 4NBWE
abends und am Wochenende nur 6NGTWDE
Fahrzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Minuten
Takt:. . . . 15 Minuten (nachmittags 12 Minuten)
Tarif: . Einzelfahrkarte 1,80 € · Tageskarte 4,60 €
aufbau. Heute hat man von einer Aussichtsplattform
bei schönem Wetter einen
weiten Blick über Rostock und Umgebung.
Zwischen Stadthafen
und Stadtmauer
Jetzt überqueren wir auf der Alten Petribrücke
die Warnow. Diese Brücke, ursprünglich
als Klappbrücke ausgeführt, nutzte auch
schon die erste Straßenbahn nach Dierkow
und Gehlsdorf – die 1948 eröffnete und bereits
1974 wieder eingestellte Linie 4. Danach
ist die Stelle erreicht, an der die Besiedlung
Rostocks mit einer slawischen Burg
ihren Anfang nahm.
Die Haltestelle Stadthafen ist erst 2006 fest
eingerichtet worden und war vorher nur zeitweilig
zur Hanse Sail in Betrieb. Hier hat sich
Rostock binnen weniger Jahre stark verändert,
es entstand eine neue Bebauung mit einem
Parkhaus, das in diesem städtebaulich
sensiblen Bereich keine Meisterleistung der
Architekten ist und demzufolge starke Proteste
hervorrief.
Die Trasse führt nun in sanften Bögen unterhalb
der Stadtmauer entlang und passiert
dabei das noch im Entstehen begriffene jüngste
Wohngebiet Rostocks am Gerberbruch.
Hier befand sich bis 2009 eine Wendeschleife,
die den ihr ursprünglich zugedachten Zweck
– eine Wendemöglichkeit vor dem Stadtzentrum
zu bieten, wenn am 1. Mai die Demonstrationen
durch die Lange Straße zogen – nur
wenige Male erfüllen konnte. Nachdem seit
2006 eine alternative Streckenführung zur Verfügung
steht, war die Wendeschleife obsolet
geworden und wich einer veränderten Straßenführung
und zukünftiger Wohnbebauung.
In Fahrtrichtung rechts können wir zunächst
einen kurzen Blick in die Straße „Am Bagehl“
schweifen lassen, die bis 1974 auch von der
Straßenbahn befahren wurde und zur zweiten
Altstadtkirche – St. Nikolai – führt. Außergewöhnlich
sind die im Dach des Kirchenschiffes
befindlichen Wohnungen und der Stra-
20 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Niederflurtriebwagen
kommen auf der
Linie 1 vor allem
abends und am Wochenende
zum Einsatz.
Am 3. März
2012 fotografierte
Mirco Czerwenka den
6NGTWDE 676 in der
Ernst-Barlach-Straße
kurz vor der Haltestelle
Steintor. Am
Gebäude im Hintergrund
gibt es noch
eine Wandrosette
der alten Linie 4
M. CZERWENKA
Rostock
Nach einem Wintereinbruch Ende Januar 2010 waren die Tatras auf allen Linien auch am Wochenende im Einsatz. Der 2009
wieder ins für Rostock typische Elfenbein umlackierte Tw 704 ist am 31. Januar 2010 in der Doberaner Straße unterwegs
Nur noch die sogenannte „Heinkelmauer“ zeugt von der früheren Bebauung
und Bedeutung der heute brachliegenden Fläche des Flugzeugbauers
und der späteren Schiffswerft. Seit 1982 fährt die Straßenbahn
unmittelbar am Denkmal entlang
RECHTS Die Straßenbahn
gehört zum
Stadtbild Rostocks
ganz selbstverständlich
dazu. Der
Neue Markt ist ein
gelungenes Beispiel
für die Verbindung
von Nahverkehr und
Stadtgestaltung
ßendurchbruch „Schwibbogen“ unter dem
Kirchenchor. Die Altstadtquartiere sind in den
vergangenen Jahren aufwändig restauriert und
umgestaltet worden. Ein Besuch in Rostocks
„guter Stube“ lohnt sich, denn an der Nikolaikirche
liegen immer noch Gleisreste der Linie
4, die ihren Weg durch die engen Altstadtstraßen
nahm. Kurz darauf ergibt sich die
Möglichkeit, aus dem Fenster auf die Grubenstraße
und das älteste Stadttor Rostocks,
das Kuhtor, zu schauen während auf der gegenüberliegenden
Straßenseite neuentstandene
Wohnhäuser zu erkennen sind. Dort befand
sich der erste Bahnhof Rostocks, der nach der
Schließung für den Personenverkehr 1905
noch bis in die 1990er-Jahre hinein als Güterbahnhof
genutzt wurde. Pläne, die S-Bahn aus
Warnemünde bis in die Innenstadt zu verlängern,
scheiterten. Das Empfangsgebäude dient
heute als Seniorenwohnheim. Nichts erinnert
mehr daran, dass noch bis 1993 eine Anschlussbahn
mitten durch die Grubenstraße
verlief, die den Hauptgüterbahnhof und den
Stadthafen miteinander verband.
Schönster Marktplatz Deutschlands?
Am Steintor befindet sich ein weiterer wichtiger
Umsteigepunkt, treffen sich hier doch
alle Straßenbahnlinien und zahlreiche Buslinien.
Seit 2009 bedienen die Stadtbusse die
Haltestellen der Straßenbahn mit und sorgen
so für einen bequemen Umstieg zwischen
den Verkehrsmitteln an dieser ansonsten
weitläufigen und durch Ampeln getrennten
Haltestellenanlage.
Nach dem Abbiegen in die Steinstraße sehen
wir ein weiteres der vier erhaltenen Rostocker
Stadttore und den Namensgeber der
Haltestelle Steintor. Die kurze Steinstraße
passierend erreicht unser T6A2M nun den
Neuen Markt, mithin einen der schönsten
Marktplätze in Norddeutschland. Ursprünglich
auf drei Seiten bebaut, ist die
Nordseite des Marktes 1942 zerstört und
später nicht wieder aufgebaut worden. Die
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
21
Betriebe
Lichtenhagen
Mecklenburger
Allee
Rügener Straße
Lütten Klein
Lütten Klein-Zentrum
Th.-Morus-Str.
Evershagen
Reutershagen
Schematisch
dargestellter
Verlauf der
Rostocker
Linie 1
M. JUNGE
Marienehe
Reutershagen
Kunsthalle
Holbeinplatz
Kröpeliner Tor -
Vorstadt
Giebelhäuser auf der Südseite des Marktes
entstanden erst in den 1950er-Jahren und beherbergen
heute die Hauptpost und das
Landgericht Rostock. Dominiert wird der
Platz aber durch das Rathaus mit seiner barocken
Laube, die das eigentliche, im Stile
der Backsteingotik schon seit dem 13. Jahrhundert
bestehende Gebäude verdeckt.
Die Haltestelle auf dem heute autofreien
Neuen Markt existiert seit 1999 an dieser Stelle.
Ursprünglich verlief die Straßenbahnstrecke
quer über den Neuen Markt und durch
den heutigen Boulevard, die Kröpeliner Straße.
Erst 1961 konnte dieses Nadelöhr beseitigt
werden, als Straßenbahn- und Autoverkehr
in die Lange Straße verlegt wurde.
Beim Abbiegen in die Lange Straße fällt
der Blick auf die größte Stadtkirche Rostocks,
die St.-Marien-Kirche. Ein unbedingtes
Muss für Besucher ist die astronomische
Toitenwinkel
Hafenallee
Innenstadt
Doberaner Platz
Steintor
M.-Niemöller-Str.
Dierkower Kreuz
Stadthafen
Dierkow
Uhr aus dem Jahre 1472 in der Kirche, bei
der täglich zur Mittagszeit ein Apostelumgang
stattfindet.
Die Lange Straße, die von der Straßenbahn
in voller Länge durchfahren wird, ist im Stile
einer repräsentativen Magistrale im Rahmen
des Nationalen Aufbauwerkes (NAW)
gebaut worden. Hier vermischt sich der Zuckerbäckerstil
mit Elementen der Backsteingotik.
Die Haltestelle Kröpeliner Tor ist
an dieser Stelle erst seit 2006 zu finden,
rechts bietet sich nun ein schöner Ausblick
auf die Warnow und das gegenüberliegende
Ufer mit dem Stadtteil Gehlsdorf. Am Doberaner
Platz trennen sich die Strecken der
Linien 3 und 6 zum Zoo sowie zum Neuen
Friedhof und die der Linien 1, 4 und 5 in den
Nordwesten Rostocks. Bis 2001 bog auch
die Linie 1 nach links zum Neuen Friedhof
ab, wendete dann aber in der Schleife am
Platz der Jugend. Oft haben die Linienwagen
am Doberaner Platz einen Moment Aufenthalt
für einen Fahrerwechsel.
An der Brauerei vorbei
Danach führen die Gleise in die für eine Stadt
an der Küste ungewöhnlich steile Doberaner
Straße zur Haltestelle Volkstheater. Auf der
linken Seite ist das Gelände der Rostocker
Brauerei zu sehen. Im Jahre 1982 sorgte ein
nächtlicher Straßenbahngüterverkehr dafür,
dass die Bierfässer von der Brauerei zu den
Gaststätten in der Stadt gelangten. Diese Episode
der Rostocker Straßenbahn, die ansonsten
nie dem Güterverkehr diente, ging
allerdings recht bald wieder zu Ende. Rechts
säumen Klinikgebäude die Straße, etwas zurückgesetzt
erblickt man das Volkstheater.
Bergab fährt der Tatrawagen jetzt auf einem
Geradezu ländliche Idylle in der Großstadt gibt
es an der Haltestelle Martin-Niemöller-Straße,
die der Triebwagen 706 gerade in Richtung Innenstadt
verlässt. In der Holländerwindmühle
befindet sich heute eine Gaststätte
22 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Rostock
Idyllisch zwischen Gärten und einzelnen Häusern verläuft die Straßenbahntrasse zwischen Reutershagen
und Marienehe. An der Haltestelle Rahnstädter Weg begegnen sich am frühen Nachmittag
des 27. Juli 2012 zwei Tatrazüge der Linie 1
Etwas farblos und kühl wirken die Innenräume
von Rostocks T6A2M nach der Modernisierung,
die Sitze sind dennoch bequem M. KORUP
der wenigen noch verbliebenen Abschnitten
in Straßenmittellage in Rostock.
Von der nächsten Haltestelle Kabutzenhof
aus ist in wenigen Minuten der Anleger der
Fähre nach Gehlsdorf zu erreichen. Der nun
folgende Streckenabschnitt wird erst seit
1936 befahren und führt zunächst zum sogenannten
Werftdreieck, einem Platz, an dem
sich bis zur Schließung des Betriebes der
Haupteingang zur Neptunwerft befand. Die
Straßenbahn ist seit 1982 auf eigenem Bahnkörper
neben der Lübecker Straße trassiert
und passiert die sogenannte „Heinkelmauer“.
Diese ist ein Rest der Fabrikfassade des
Unternehmers Ernst Heinkel, der hier eine
Fertigungsstätte für Flugzeuge betrieb. Die
Mauer steht heute unter Denkmalschutz und
soll in eine Neubebauung des Geländes integriert
werden.
Am Holbeinplatz bestehen gute Umsteigemöglichkeiten
zur S-Bahn, bevor sich unser
Tatrawagen in die Kurve legt und die
Hamburger Straße erreicht. Linkerhand lädt
der Botanische Garten zum Verweilen ein.
Nach wenigen Hundert Metern erreichen
wir die Einfahrt zum Straßenbahnbetriebshof
Hamburger Straße mit der markanten,
seit 1956 bestehenden Abstellhalle, die heute
jedoch als Werkstatt benutzt wird. Die
Straßenbahnwagen stehen stattdessen auf einer
Freiabstellfläche. Ein Tipp nicht nur für
Tramfreunde ist das Betriebsrestaurant der
RSAG, welches an Werktagen preiswertes
und schmackhaftes Mittagessen für jedermann
anbietet.
Auf nach Reutershagen!
Gegenüber dem Depotgelände liegt das Naherholungsgebiet
„Schwanenteich“ und die
Rostocker Kunsthalle, der einzige Museumsneubau
in der DDR. Kurz darauf sind
die ersten Häuser des Stadtteiles Reutershagen
und des Wiener Viertels zu erkennen.
Neben der Straßenbahntrasse rechts erstreckt
sich eine große Wiese und dahinter
zahlreiche Einfamilienhäuser. Die Haltestelle
Reutershagen verfügt über drei Gleise,
zwei an der Strecke und eines als Ankunftshaltestelle
für die seit 2000 nicht mehr im regulären
Linienbetrieb benutzten Wendeschleife.
Noch bis in die 1970er-Jahre hinein
war der Streckenabschnitt nach Marienehe
eingleisig.
Depot für Museumsfahrzeuge
Mit einem engen Rechtsbogen wendet sich
die Straßenbahnstrecke von der Hamburger
Straße ab und verläuft mitten zwischen Gärten
und Mehrfamilienhäusern auf besonderem
Bahnkörper.
Wer den Ort Rahnstädt sucht, nach dem
die nächste Haltestelle benannt ist, wird auf
Landkarten nicht fündig werden: Der Ort
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
23
Betriebe
Nur noch wenige
Meter hat der
T6A2M 812 mit dem
Beiwagen 862 am
15. August 2011 bis
zur Endhaltestelle
Hafenallee zurückzulegen
entstammt einer Erzählung des niederdeutschen
Schriftstellers Fritz Reuter.
Jetzt ist Marienehe erreicht. Die Gebäude
dieses heutigen Gewerbegebietes stammen
ganz überwiegend noch aus der Zeit des
Flugzeugbaus, auch die sich auf der anderen
Seite der S-Bahngleise befindliche Sporthalle.
Auf der linken Seite befindet sich die Abstellanlage
in Marienehe mit einer großen
Halle, in der unter anderem die verkehrsgeschichtliche
Ausstellung „depot12“ untergebracht
ist. Auch die Traditionsfahrzeuge
sowie Arbeitswagen finden hier ihr Domizil.
Die folgende, fast 1,5 km lange Strecke bis
zur nächsten Haltestelle wird mit großer
Geschwindigkeit befahren, der T6A2M vibriert
und mit viel Schwung unterqueren wir
den Schmarler Damm, um die Rampe hinauf
zur Brücke über die Stadtautobahn zu erklimmen.
Diese Brücke ist neben der schon
erwähnten Unterführung das aufwändigste
Kunstbauwerk der Straßenbahnnetz er wei -
terung in den Nordwesten Rostocks. In
Evers hagen Süd ermöglicht eine Kombihaltestelle
das bequeme Umsteigen zwischen
Straßenbahn und der Buslinie 38.
Ein Stück mit Rasengleis
In Mittellage der Bertolt-Brecht-Straße, die
mehrgeschossige, sanierte Plattenbauten säumen,
erreicht die Linie 1 die Haltestelle Thomas-Morus-Straße
und damit das Ende des
ersten, am 24. Juni 2000 eröffneten, Streckenabschnittes
in den Nordwesten. Kurz
zuvor fällt rechts der Blick auf das Stelzenhochhaus
„Rasmus“. Die Wendeschleife
Thomas-Morus-Straße dient heute nur noch
Betriebsfahrten. Nach dem Verlassen der
Haltestelle wechseln die Gleise in die Seitenlage
der Straße. Hier ist Rasengleis ver-
Neben der Haltestelle Marienehe befindet sich
das „depot12“ mit den Traditionswagen
baut worden, was gestalterisch sehr gut mit
der linkerhand gelegenen Grünanlage „Fischerdorf“
harmoniert.
Nach zwei weiteren Haltestellen und einem
scharfen Linksbogen in die Warnowallee
ist die Umsteigehaltestelle Lütten Klein-
Zentrum erreicht, die wie der gesamte
Streckenabschnitt am 7. Juli 2001 eröffnet
worden ist. In der Nähe befinden sich ein
Großkino und der Boulevard Lütten Kleins,
außerdem ein großes Einkaufszentrum.
Nach einem Rechtsbogen hält die Straßenbahn
vor dem markanten Hyparschalenbau
der Mehrzweckhalle, in der sich heute lediglich
noch ein Supermarkt und ein Café
befinden. In Seitenlage zur Turkuer Straße
und nach dem Passieren der Haltestelle gleichen
Namens überquert der Tatrawagen
nochmals eine Straße und hält kurz darauf
in der Haltestelle Rügener Straße. Hier endet
die Linie 1 von Montag bis Freitag im
Tagesverkehr, während die Linien 4 und 5
bis zur Mecklenburger Allee weiterfahren.
Lediglich am Wochenende sowie im Abendverkehr
und mit zwei Einzelfahrten im Frühverkehr
verkehrt auch Linie 1 bis nach Lichtenhagen.
MARTIN JUNGE
Weblinks
• Rostocker Straßenbahn AG:
www.rsag-online.de
• St.-Petri-Kirche Rostock:
www.petrikirche-rostock.de
• Astronomische Uhr in St. Marien:
www.astronomischeuhr.de
• Kunsthalle Rostock:
www.kunsthallerostock.de
24 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Nächster Halt: …
Die Mitarbeiter des Bereiches Stromversorgung der Jenaer Nahverkehr GmbH führen im September 2012 Instandhaltungsarbeiten durch.
Der Haltestelle „An der Eule“ nähert sich NGT6 MZR Nr. 614 (Adtranz 1997). Auf dem 11 km langen Weg von Zwätzen nach Lobeda West
durchquert er als Linie 4 die Stadt von Nord nach Süd
KONRAD SPATH
Nächster Halt:
An der Eule
Ende des 19. Jahrhundert erlebte Jena einen
rasanten wirtschaftlichen Aufschwung mit
schnell wachsenden Einwohnerzahlen. In Erwartung
einer weiteren Ausdehnung wurden
somit bei der Planung der Straßenbahn nicht
nur Strecken innerhalb der „Universitätsund
Residenzstadt Jena“ vorgesehen.
Einen reichlichen Monat nach Vollendung
der vier Linien im Stadtgebiet erfolgte am
25. Juni 1901 die Eröffnung der „Weißen
Linie“ zwischen der „Centrale“ (heute das
alte Depot in der Dornburger Straße) und
den erst in den 1920er-Jahren eingemeindeten,
damals aber noch selbständigen Dörfern
Löbstedt und Zwätzen. Die Strecke folgte
eingleisig in Seitenlage der Chaussee nach
Naumburg und führte am uralten Flurstück
„Eulengeschreyge“ entlang, einem Berghang,
an dem Wein angebaut wurde. Bereits
1382 wird in einer Kaufurkunde der Jenaer
Ratsherren dieser Weinberg, „... der da heysit
daz Ulengeschrey ...“ erwähnt. Der Name
geht mit Sicherheit auf die damals dort wohnenden
Eulen zurück. Der Weinbau in der
Umgebung von Jena war im Mittelalter so
verbreitet, dass die Weintraube sogar Eingang
ins Jenaer Stadtwappen gefunden hat.
1907 entsteht gegenüber der Straßenbahnhaltestelle
ein Lazarett für das in Jena stationierte
94. Preußische Infanteriebataillon.
Ab 1910 wird es kurze Zeit als kommunales
Versorgungshaus (Altersheim) genutzt, später
fast 100 Jahre lang als Städtisches Krankenhaus.
Heute befinden sich in dem mehrfach
umgebauten Gebäude verschiedene
Institute der Biologisch-pharmazeutischen
Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität
Jena.
In den 1930er-Jahren entsteht am Berghang
eine Reihenhaussiedlung und die bergan
führende Straße erhält den Namen „An
der Eule“. Heute um viele Neubauten ergänzt,
bildet das Eulenhof-Viertel ein freundliches
Wohnquartier. Weiter oben am Berg
befinden sich Kleingärten und dort hört man
in lauen Sommernächten noch immer das
Rufen junger Waldohreulen.
Die Haltestelle, die schon „Garnison-Lazarett“,
„Versorgungshaus“, „Städtisches
Krankenhaus“ und zuletzt „Krankenhaus“
hieß, trägt seit 1997 den Namen „An der
Eule“.
KONRAD SPATH
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
25
Betriebe
Anlässlich „60 Jahre O-Bus in Solingen“ kamen viele Gastfahrzeuge im Juni 2012 in die Klingenstadt. Aus dem ostenglischen Lowestoft in der
Nähe von Norwich reiste auch der einst in Baden-Baden eingesetzte O-Bus 231 an
M. FEY
Besuch aus England
60 Jahre O-Bus in Solingen Ende Juni 2012 blickte Deutschlands größter Trolleybusbetrieb auf
sechs Einsatzjahrzehnte zurück. Anlässlich des Jubiläums waren zahlreiche Gastfahrzeuge nach
Solingen gekommen – darunter sogar ein Originalfahrzeug von 1952
Der Fahrer nimmt es mit Galgenhumor:
„Da haben Sie das dann auch
mal erlebt!“ Laut waren kurz zuvor
die Stromabnehmerstangen des historischen
O-Busses Nr. 42 aus dem Fahrdraht
gesprungen und auf das Wagendach heruntergefallen.
Der MAN-Bus bleibt stehen. Waren
die Fahrgäste des Busses zunächst erschrocken,
so beobachten sie nun, wie Fahrer
und Begleiter mit Seilen die Stromabnehmer
wieder an den Fahrdraht anlegen.
Gerade solche Pannen sind die „Sahnehäubchen“
eines Sonderverkehrs, den das O-
Bus-Museum Solingen aus Anlass des 60.
Der ÜH IIIs Nr. 1 war für die Solinger der Stargast.
Er war 1952 als erster in Dienst gestellt
worden, befindet sich aber heute ebenfalls im
Eigentum von zwei Sammlern im ostenglischen
Lowestoft. In Solingen traf er nun den dortigen
Museums-O-Bus Nr. 59 wieder
M. FEY
26 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
O-Bus Solingen
Geburtstages des größten deutschen Trolleynetzes
am letzten Juniwochenende 2012
aufgezogen hatte. Neben den fünf Schätzchen
aus dem eigenen Museumsbestand waren
noch weitere O-Bus-Veteranen anderer
Betriebe und Sammler zum Jubiläum in die
Klingenstadt gekommen.
Dicht umlagert auf dem Freigelände des
Betriebshofes Weidenstraße stand der eigentliche
Methusalem des Solinger Betriebs,
der „ÜH IIIs“ Nr. 1, gebaut 1952 von Henschel
und der Waggonfabrik Uerdingen. Er
war der erste O-Bus, der beim Start des Solinger
Netzes 1952 auf die Strecke ging. Heute
gehört er zwei Sammlern im ostenglischen
Lowestoft in der Nähe von Norwich. Aus
Anlass des Jubiläums ließen sie das Fahrzeug
eigens über den Kanal nach Solingen transportieren.
Es pendelte auf beiden Sonderrouten
zwischen Betriebshof und Wuppertal-Vohwinkel
bzw. Schloss Burg.
Zusammen mit dem ÜH IIIs kam auch der
O-Bus 231 über den Kanal. Gebaut von
Henschel in den 1960er-Jahren tat er früher
in Baden-Baden auf der Trolleylinie vom
Bahnhof Oos in die Innenstadt von Baden-
Baden Dienst.
Weitere Gäste waren der belgische Gelenk-
O-Bus 11 (van Hool Typ 280 T) aus Gent
sowie Dieselbusse von Nachbarbetrieben,
die den kostenlosen Zubringerverkehr von
der City zum Betriebshof besorgten. Blickfänger
war dabei der Magirus-Reisebus 0
3500 aus Düsseldorf aus den 1950er-Jahren,
ein Ex-Trierer Henschel-Gelenkbus vom Typ
HS 160 OSL sowie ein bei den Essener Verkehrsbetrieben
gehegt und gepflegter Anderthalbdeck-Mercedes-Benz
O 315 der legendären
Bauart „Gebr. Ludewig“ aus den
1960er-Jahren.
Seit 2009 nicht mehr benötigt wird die einzige O-Bus-Drehscheibe der Welt an der Endstelle
„Schloss Burg“ in Solingen. Als technisches Denkmal bleibt sie jedoch erhalten L. SCHIEFFER
Rückkehr aus Argentinien
Neben dem eingangs beschriebenen dreiachsigen
Bus Nr. 42, hergestellt 1986 vom MAN-
Tochterunternehmen Gräf und Stift sowie
Kiepe Elektrik, besteht die Sammlung des Solinger
O-Bus-Museums aus einem Portfolio
aller Epochen des heimatlichen Betriebs: ein
MAN-Gelenkbus SG 200 aus dem Jahre
1984 und ein ÜH IIIs aus dem Jahre 1959 mit
Anhänger (Hersteller Orion). Der „Exot“ der
Sammlung ist ein Schweizer O-Bus vom Typ
FBW 91-GTL aus Bern (Baujahr 1974).
Ein Typ fehlte allerdings bisher: Die Baureihe
TS („Trolley-Bus Solingen“, Hersteller
Gebrüder Ludewig, Essen) aus den 1970er-
Jahren. Ende der 1980er-Jahre waren diese
ins argentinische Mendoza verkauft worden.
Bei einem Vororttermin bekam der „Obus-
Museum Solingen“-Verein im Mai 2012 den
Wagen 68 geschenkt. Aufgrund eines fehlenden
Zolldokumtes konnte dieser Bus jedoch
bisher nicht nach Deutschland zurückkehren.
Der Regelbetrieb in Solingen
Mittlerweile ist der Fahrzeugpark der Solinger
Netzes komplett auf moderne Gelenkfahrzeuge
der Hersteller Berkhof, Hess und
Van Hool umgestellt. 50 Fahrzeuge rollen
auf den sechs Linien bei einer Gesamtstreckenlänge
von fast 50 km.
Bei der Umstellung auf Gelenkbusse blieb
2009 ein Unikum buchstäblich auf der Strecke:
die einzige O-Bus-Drehscheibe der Welt
an der Endstelle „Schloss Burg“. Tief im engen
Tal der Wupper war sie 1959 am ehemaligen
Endpunkt der Straßenbahn angelegt
worden, da sich bei Aufnahme des O-Bus-
Betriebes kein Raum für eine weiträumige
Wendeschleife geboten hatte. Die Drehscheibe
war nur im Notfall mit Muskelkraft,
später mit Motorbetrieb zu betätigen.
Am 16. November 2009 eröffneten die Solinger
Verkehrsbetriebe auf der Linie 683
eine neue Wendeschleife. Seitdem verkehren
dort regulär Gelenkzüge, diese fahren zum
Wenden auf der Hauptstraße durch den
Ortskern von Schloss Burg hindurch und
drehen außerhalb. Dabei gibt es ein neues
Kuriosum: Die Bürger des Ortes hatten sich
bei Einführung des Gelenkwagenverkehrs
massiv gegen weitere Fahrdrähte auf ihrer
Hauptstraße ausgesprochen. So müssen die
O-Busse jetzt an der letzten Haltestelle vor
der Ortseinfahrt „abbügeln“ und einen
Hilfsdiesel anwerfen. Mit dem geht es dann
durch den Ortskern zur Wendeanlage …
Die O-Bus-Drehscheibe bleibt indes für
das Obus-Museum und eventuelle Einsatzfahrten
des ÖPNV erhalten.
LUDWIG SCHIEFFER/AM
Zu den Gästen der 60-Jahr-Feier zählte auch die neueste Trolleybus-Generation, wie hier der Salzburger Niederflur-Trollino vom Typ 18 „Metrostyle“
von Hersteller Solaris
L. SCHIEFFER
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
27
Betriebe
Klein und sympathisch
Die Tram der kroatischen Stadt Osijek In den vergangenen Jahren erfuhr das Streckennetz
eine nennenswerte Erweiterung. Der Wagenpark setzt sich heute aus modernisierten Tatras und
gebraucht übernommenen Düwags zusammen
Die 107.000 Einwohner zählende
Stadt Osijek (deutsch: Esseg; ungarisch:
Eszék) ist der wirtschaftliche
und kulturelle Mittelpunkt der Region
Slawonien und Verwaltungssitz der politischen
Provinz Osijek-Baranja. Die am rechten
Ufer der Drau (kroatisch: Drava) gelegene
Stadt besitzt zwei voneinander unabhängige
Stadtzentren. Zum einen handelt es sich dabei
um den barocken und auch heute noch
teilweise von einer Fortifikation umgebenen
Festungsbezirk (Tvrda) und zum anderen um
die Oberstadt (Gornji grad), die heute alle
Funktionen eines modernen Stadtzentrums
auf sich vereinigt. Dazwischen liegen ausgedehnte
Parkanlagen, die Universität und villenähnliche
anmutende Mietshäuser aus der
Zeit der Donaumonarchie.
In dem Anfang der 1990er-Jahre wütenden
„Kroatienkrieg“ verlief die Front teilweise
mitten durch Osijek und an zahlreiche
Häuserfassenden kann man die Spuren der
Kampfhandlungen auch heute noch deutlich
erkennen. Abgesehen davon hat sich Osijek
in den vergangenen 15 Jahren sehr gut entwickelt
und besitzt mit einer Fußgängerzone,
einer vielfältigen Lokalszene und gepflegten
Grünanlagen zahlreiche Attribute
einer modernen und lebenswerten Stadt.
1884–1926: 42 Jahre Pferdetram
Die damals zur ungarischen Reichshälfte der
Donaumonarchie gehörende Kleinstadt erhielt
am 10. September 1884 eine meterspurige
Pferdetramway, die in Ost-West-
Richtung verlief und die wachsenden
28 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Kroatien: Osijek
In der Regel sind alle 17 T3PV.O mit Werbefolien beklebt. Die Miete beträgt für 12 Monate nur
13.300 Euro und ist damit um ein Vielfaches günstiger als bei deutschen Verkehrsbetrieben. Der
T3PV.O 0603 befährt am 10. Mai 2012 die Schleife Zeleno Polje
Auch die Trams in Osijek
sind vor Graffiti nicht sicher.
So passiert der GT6 0933 am
9. Mai 2012 mit übermalter
zweiter Wagenhälfte auf der
Fahrt nach Visnjevac die renovierte
katholische Kirche
ALLE FOTOS: W. KAISER
Das aktuelle Straßenbahnnetz in Osijek
Stadtteile Oberstadt und Unterstadt (Donji
Grad) mit dem zentral gelegenen Festungsbezirk
verband. Damit verfügte Osijek bereits
sieben Jahre früher über ein schienengebundenes
Nahverkehrsmittel als die
heutige kroatische Hauptstadt Zagreb.
Das Netz wurde in den Folgejahren um
zwei Linien Richtung Süden erweitert, und
zwar vom Hauptplatz der Oberstadt zum
Bahnhof und vom Hauptplatz der Festung
in die Gartenstadt (Perivoja Grad). Entlang
dieser Route gab es auch einen schienengleichen
Übergang mit der Eisenbahnstrecke
nach Pécs bzw. Vukovar. Weiters gab es auch
ein Anschlussgleis zum Hafen, das für den
Güterverkehr der Relation Bahnhof – Hafen
benötigt wurde. Im Jahre 1895 standen für
den Betrieb des zwölf Kilometer langen Netzes
15 Personenwagen, acht Güterwagen
und zwei Postwagen zur Verfügung.
Bereits 1898 gab es Pläne zur Elektrifizierung
der Straßenbahn, diese scheiterten aber
zunächst an der fehlenden Infrastruktur für
die Stromerzeugung. Auch in den Jahren des
Ersten Weltkrieges und dem darauffolgenden
Zerfall der Donaumonarchie war nicht
an eine Erneuerung der Straßenbahn zu denken.
So wurde der Betrieb mit Pferden bis
weit in die 1920er-Jahre beibehalten.
Die Eröffnung der elektrischen Straßenbahn
erfolgte am 31. März 1926. Die Linie
in die Gartenstadt wurde aber nicht mehr
betrieben, die Hauptlinie im Bereich des Festungsbezirkes
außerhalb der Befestigungsmauern
neu trassiert und die Bahnhofslinie
zu einem Rundkurs ausgebaut. Man begann
W. KAISER
nun auch mit dem zweigleisigen Ausbau des
Streckennetzes, wobei man die Gleise fast
durchwegs an die beiden Bordsteinkanten
rückte. Dieses Konzept zur Vermeidung von
Behinderungen durch den Individualverkehr
ist in allen ehemals jugoslawischen Betrieben
bis heute weit verbreitet. Zur Grundausstattung
des elektrischen Betriebes gehörten
zwölf zweiachsige Triebwagen von
Skoda mit den Betriebsnummern 1 bis 12.
Ausbau und Rückbau
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg
wurden an den Endpunkten Zeleno Polje
und Retfala Gleisschleifen angelegt und die
Strecke ab Retfala in die westlichen Vororte
verlängert. Zunächst bestand allerdings
hier nur ein einziges Streckengleis und eine
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
29
Betriebe
Daten & Fakten: Osijek
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm
Eröffnung Pferdebahnbetrieb: . . . . . 10.09.1884
Eröffnung elektrischer Betrieb:. . . . . 31.03.1926
Aktueller Wagenbestand: . . . . . . . . . . 17 T3PV.O
9 GT6
2 T3YU
Anzahl Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Netzlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 km
Nur auf einem kurzen Streckenabschnitt zwischen Festung und der Oberstadt von Osijek passiert
die Linie 1 großstädtisch anmutende Bebauung aus der Zeit um 1900 (Foto: Mai 2012)
Im Juli 2012 war der T3PV.O 0713 ausnahmsweise ohne Werbung unterwegs. Am 4. Juli wartet
er in der Endstelle Visnjevac auf Fahrgäste
stumpfe Endstelle, weshalb dieser Abschnitt
nur von einem solo fahrenden Pendelwagen
bedient werden konnte. Mitte der 1960er-
Jahre erfolgten der zweigleisige Ausbau und
die Verlängerung bis zum heutigen Endpunkt
Visnjevac.
Um 1970 wurde schließlich die bisher
zweigleisige und in auch in beiden Richtungen
befahrene Bahnhofrundlinie rückgebaut
und seither besteht hier nur noch ein Streckengleis,
auf dem gegen den Uhrzeigersinn
gefahren wird.
Eine Erneuerung des Wagenparks fand zunächst
nicht statt, zusätzliche Kapazitäten
konnten aber durch die Anschaffung von gebrauchten
Fahrzeugen geschaffen werden.
So erhielt Osijek 1949 vier zweiachsige
Triebwagen aus Rijeka (Nr. 13 bis 16; gebaut
1922 in der Hauptwerkstätte der Zagreber
Straßenbahn) und 1958 weitere 14
Zweiachser, die durch die Stilllegung des Betriebes
in Ljubljana vakant wurden. Die
1931/32 von Duro Dakovic gebauten Fahrzeuge
erhielten die Betriebsnummern 17 bis
30. Im Jahre 1961 erhielt der Betrieb dann
erstmals seit der Elektrifizierung fabrikneue
Triebwagen. Es handelte sich um die Stahlkastenzweiachser
TMK 101 von Duro Dakovic,
die auch für Zagreb produziert wurden.
Der Verkehrsbetrieb Osijek erhielt acht
Exemplare (Nr. 31 bis 38), die solo oder auch
mit zu Beiwagen umfunktionierten Altbau-
Triebwagen zum Einsatz kamen.
Modernisierung mit Tatrawagen
Im Jahre 1968 konnte der mittlerweile recht
bunte Wagenpark mit zehn Tatrawagen vom
Typ T3YU erneuert werden. Die Wagen erhielten
zwar die logischen Betriebsnummern
39 bis 48, es wurden aber die letzten beiden
Ziffern des Anschaffungsjahres vorangesetzt
und die Nummern lauteten daher 6839 bis
6848. Ein zweite Lieferung von zwölf T3YU
folgte im Jahre 1972 und zwecks Vereinheitlichung
des Wagenparks gab der Verkehrsbetrieb
gleichzeitig die TMK 101 nach
Zagreb (dort Nr. 164 bis 171) ab.
Der T3PV.O 0609 wirbt am 3. Juli 2012 für einen
Besuch des Zoos. Er verlässt soeben im
Einsatz auf Linie 2 die Endstelle am trg Ante
Starcevica
30 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Kroatien: Osijek
Die Neubaustrecke der Linie 2 führt durch die ulica Martina Divalta und ist durchwegs eingleisig ausgeführt. Bei der Endstelle Bikara liegt das Streckengleis
in Mittellage und ist von den beiden Richtungsfahrbahnen nur durch Leitlinien abgegrenzt, hier am 10. Mai 2012 mit dem T3PV.O 0609
Die T3YU des Baujahres 1968 erhielten
nun die neuen Betriebsnummern 6801 bis
6810 und der „Jahrgang“ 1972 wurde mit
den Nummern 7211 bis 7222 in Betrieb genommen.
Der Verkehr konnte nun typenrein mit den
Tatrawagen abgewickelt werden und die
Fahrzeit auf der neun Kilometer langen
Durchmesserlinie wurde von 30 auf 22 Minuten
gekürzt. Linienbezeichnungen gab es
nach wie vor keine und in den Liniennummernkästen
der Tatrawagen wurden die für
betriebsinterne Zwecke wichtigen Kursnummern
angezeigt.
Neue Wagen ab 1982
Fahrgastzuwächse veranlassten den Verkehrsbetrieb
im Jahre 1981 zur Bestellung
von vier weiteren T3YU samt dazu passenden
Beiwagen B3YU, die schließlich 1982
eintrafen und die Betriebsnummern 8223 bis
8226 (T3YU; Fabr.-Nr. 170691 bis 170694/
1981) und 8201 bis 8204 (B3YU; Fabr.-Nr.
170687 bis 170690/1981) erhielten. Diese
Fahrzeuge entsprechen mit Ausnahme der
meterspurigen Drehgestelle exakt den für
Chemnitz und Schwerin gebauten T3D/B3D,
was vor allem an den großen Zielschildkästen
der Triebwagen zu erkennen ist. Nach
Aussagen des Fahrpersonals waren bei der
Seit Mai 2012 bereichern drei GT6 vom Typ
„Mannheim“ den Wagenpark. Sie sind ohne
Linien- und Zielangaben unterwegs. Der Wagen
1238 hält am 4. Juli 2012 an der Festung
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
31
Betriebe
Die GT6 1238 und 1239 sind als Bestandteil des Projektes „Osijek – Stadt der guten Nachrichten“ mit entsprechenden Slogans (hier „Osijek im
Herzen“) verziert. Der GT6 9530 passiert auf seinem Weg ins Stadtzentrum im Mai 2012 den historischen Festungsbezirk Trvda
LINKS Fallweise kommt 2012 im Schülerverkehr
einer der beiden nicht modernisierten T3YU
zum Einsatz, hier am 9. Mai auf der ul. Kapucinska.
Die Graffiti-Bemalung des Wagens
8225 soll auf das globale Umweltprojekt „Art
& Earth“ aufmerksam machen
Lieferung sogar die Anschriften am Bedienpult
des Fahrers deutschsprachig. Bei den
vier B3YU handelt es sich um die einzigen
je hergestellten B3 in Meterspurausführung.
Bis etwa 1986 wurden planmäßig alle vier
Beiwagenzüge eingesetzt, wegen der deutlich
schlechteren Beschleunigung mussten jedoch
die Fahrzeiten aller Kurse verlängert werden.
Bald entschied man sich daher, die Züge nur
noch in den Spitzenzeiten als Verstärker einzusetzen
und das Stadtbild wurde wieder von
solo fahrenden Tatrawagen geprägt.
Der Kroatienkrieg hinterlässt Spuren
Eine Zäsur in der Geschichte der Stadt und
des Straßenbahnbetriebes stellte der „Kroatienkrieg“
von 1991 bis 1995 dar, denn in
der ersten Phase des Krieges war die Stadt
unmittelbar von den Kampfhandlungen betroffen.
So fuhr die Straßenbahn von September
1991 bis November 1992 meist nur
im weniger umkämpften westlichen Teil der
Stadt und wegen Beschädigungen an der Infrastruktur
war zeitweise gar kein Betrieb
möglich. Auch Fahrzeuge und Personal fielen
den Kampfhandlungen zum Opfer, an
Fahrbetriebsmitteln wären die Wagen 6805,
7211 und 8224 sowie 8204 zu nennen.
Ab 1993 konnte der Betrieb wieder ohne
Behinderungen abgewickelt werden, Infrastruktur
und Wagenpark zeigten sich aber in
einem beklagenswerten Zustand. Dazu kam
ein eklatanter Wagenmangel, da einige Tatrawagen
bereits in den 1980er-Jahren nach
Unfällen und Bränden verschrottet werden
mussten (6801, 6803, 6807, 7218) und stets
einige Wagen wegen notorischem Ersatzteilmangel
nicht einsatzbereit waren.
In dieser prekären Lage konnte die Stadt
Mannheim aushelfen und gab im Jahre 1995
fünf sechsachsige Düwag-Gelenktriebwagen
der Baujahre 1960–62 kostenlos nach Osijek
ab. Die Wagen erhielten gemäß dem geltenden
Schema die Betriebsnummern 9527
bis 9531 und verstärkten an Werktagen den
32 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Kroatien: Osijek
Der T3YU 7216 (heute T3PV.O 0604) präsentiert sich im Mai 2005 noch im Neulack nach CKD-Norm und verlässt soeben die Endstelle Višnjevac.
Heute wird dieser Bereich von der Brücke einer Umfahrungsstraße überspannt
zehn Kurse umfassenden Auslauf der Hauptlinie.
Wiederum wurde der Liniennummernkasten
zur Anzeige der Kursnummer
verwendet. Die Fahrzeit in der Relation
Visnjevac – Zeleno Polje betrug wegen des
schlechten Oberbaues und des zunehmenden
Individualverkehrs nun wiederum 30
Minuten.
Sanierung von Netz und Wagenpark
Nach der Jahrtausendwende fiel die Entscheidung
zur Sanierung des Bestandnetzes,
zur Verlängerung der Linie 2 und zur Modernisierung
des Wagenparks. Unter Rücksichtnahme
auf die vorhandenen finanziellen
Mittel wurden 2006/07 siebzehn T3YU
bei Pragoimex in Ostrava modernisiert und
erhielten dabei einen neuen – durchgehend
hochflurigen – Wagenkasten und die Choppersteuerung
„TV Progress“ von Cegelec.
Die neue Typenbezeichnung lautet T3PV.O
(T3 mit Progress-Steuerung und Wagenkasten
VarCB3, Variante Osijek) und die Wagen
erhielten in der Reihenfolge der Rückkehr
nach Osijek die neuen Nummern 0601
bis 0611 und 0712 bis 0717. An nicht modernisierten
Tatras standen jetzt nur noch
die Wagen 8223, 8225 und 8226 zur Verfügung,
die bis 2009 noch sporadisch mit den
zugehörigen Beiwagen zum Einsatz kamen.
Im Frühjahr 2006 starteten die Bauarbeiten
zur Verlängerung der Bahnhofrundlinie
um zunächst einen Kilometer Richtung Süden
bis zur Endstelle „Mackamama“.
Osijek – Wagenpark Stand August 2012
Nummer Typ Hersteller Baujahr Herkunft
0601 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6809 (1972, ex 6847)
0602 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7212
0603 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7213
0604 T3PV.O CKD 1971 UB 2006, ex T3YU 7216
0605 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7220
0606 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7214
0607 T3PV.O CKD 1971 UB 2006, ex T3YU 7217
0608 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6806 (1972, ex 6844)
0609 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6810 (1972, ex 6848)
0610 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6804 (1972, ex 6842)
0611 T3PV.O CKD 1971 UB 2006, ex T3YU 7219
0712 T3PV.O CKD 1971 UB 2007, ex T3YU 7218
0713 T3PV.O CKD 1968 UB 2007, ex T3YU 6802 (1972, ex 6840)
0714 T3PV.O CKD 1968 UB 2007, ex T3YU 6808 (1972, ex 6846)
0715 T3PV.O CKD 1972 UB 2007, ex T3YU 7215
0716 T3PV.O CKD 1971 UB 2007, ex T3YU 7221
0717 T3PV.O CKD 1972 UB 2007, ex T3YU 7222
8223 T3YU CKD 1981
8225 T3YU CKD 1981
9527 GT6 Düwag 1960 1995, ex Mannheim 323
9528 GT6 Düwag 1960 1995, ex Mannheim 325
9530 GT6 Düwag 1962 1995, ex Mannheim 371
0933 GT6 Düwag 1960 2009, ex Zagreb 911; 1994, ex Mannheim 322
0934 GT6 Düwag 1960 2009, ex Zagreb 914; 1994, ex Mannheim 347
0936 GT6 Düwag 1960 2009, ex Zagreb 917; 1995, ex Mannheim 319
1237 GT6 „Mannheim“ Düwag 1971 2012, ex Zagreb 942; 1996, ex Mannheim 466
1238 GT6 „Mannheim“ Düwag 1971 2012, ex Zagreb 944; 1996, ex Mannheim 463
1239 GT6 „Mannheim“ Düwag 1971 2012, ex Zagreb 941; 1996, ex Mannheim 462
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
33
Betriebe
Der T3PV.O 0717 macht im Juli 2012 Werbung für die ortsansässige Brauerei und erreicht soeben
den zentralen trg Ante Starcevica
Bereits kurz nach der Inbetriebnahme musste der GT6 Typ „Mannheim“ 1237 schadhaft abgestellt
werden und ging erst wieder Mitte Juli 2012 in Betrieb. Nur er ist in Blau-Weiß lackiert
Die Eröffnung am 2. Dezember 2006
brachte auch die Einführung einer dritten
Linie und die erstmalige Verwendung von
Liniensignalen mit sich. Neben der unverändert
verkehrenden Hauptlinie (jetzt Linie
1) und der gegen den Uhrzeigersinn fahrenden
Bahnhofrundlinie (jetzt Linie 2) gab es
nun auch die in der Relation Zeleno Polje –
Mackamama verkehrende Linie 3. Diese
Maßnahmen brachten jedoch ein Überangebot
an Bahnen im Bereich des wenig
frequentierten Bahnhofes und bereits im Januar
2007 wurden die Linienführungen angepasst.
Bei gleichzeitigem Entfall der Bahnhofrundlinie
erhielt die bisherige Linie 3 das
Liniensignal 2. Seither kann der Bahnhof
vom Stadtzentrum aus nicht mehr direkt und
umsteigefrei erreicht werden. Beide Linien
verkehrten in 10-Minuten-Intervallen und
der Wagenbedarf umfasste acht Kurse für die
Linie 1 und sechs Kurse für die Linie 2.
Eingleisige Neubaustrecke
Das Ausbauprogramm war damit aber noch
nicht beendet, denn am 24. August 2009
wurde die Linie 2 um knapp vier Kilometer
bis in den Außenbezirk Bikara verlängert.
Aus Kosten- und teilweise auch aus Platzgründen
konnte die Strecke nur eingleisig
ausgeführt werden, sechs Ausweichen sorgen
aber für eine halbwegs flexible Betriebsabwicklung.
Da die Ausweichen mit
platzsparenden und fahrgastfreundlichen
Mittelbahnsteigen ausgestattet sind, werden
sie im Linksverkehr befahren. Die Linie 2
verkehrt nun in der Relation Stadtzentrum
(trg Ante Starcevica) – Bikara, wobei die
nach wie vor eingleisige Bestandstrecke der
ehemaligen Bahnhofrundlinie weiterhin nur
gegen den Uhrzeigersinn befahren wird. Der
Bahnhof sowie der neue und sehr groß bemessene
Busbahnhof werden daher nur auf
der Fahrt Richtung Stadtzentrum an das
Straßenbahnnetz angebunden. Die Linie 2
verkehrt alle elf Minuten und für den Betrieb
werden sechs T3PV.O benötigt. Die Tatsache,
dass hier eine – größtenteils eingleisige
– Neubaustrecke in ein Gebiet mit teilweise
fast ländlichen Strukturen und eher geringem
Fahrgastaufkommen (max. 4.000 Fahrgäste
pro Tag) verwirklicht wurde, ist durchaus
bemerkenswert und zukunftsweisend,
denkt doch so mancher deutsche Betrieb laut
über die Stilllegung derartiger Strecken nach!
Die Verlängerung der Linie 2 und steigende
Fahrgastzahlen auf der Linie 1 machten
eine Aufstockung des Wagenparks notwendig.
Da in Zagreb ex-Mannheimer GT6
wegen der Inbetriebnahme von Niederflurwagen
entbehrlich wurden, konnte der Verkehrsbetrieb
fünf Fahrzeuge kostengünstig
erwerben, von denen vier mit den Nummern
0932 bis 0934 und 0936 in Betrieb genommen
wurden. Der Wagen 0935 (ex Zagreb
916, ex Mannheim 357) diente von Anfang
an nur als Ersatzteilspender und steht heute
noch in teilweise ausgeschlachtetem Zustand
im Freigelände des Depots.
Wagen mit Klimaanlage
Der Wagen 0932 hatte bald nach der Indienststellung
einen Unfall mit einem Lkw
und wurde gemeinsam mit den schon längere
Zeit abgestellten GT6 9529 und 9531 verschrottet.
Der Verschrottungsaktion der Jahre
2009/10 fielen auch die B3YU 8202 bis
8204 sowie der T3YU 8226 zum Opfer. Im
Februar 2012 trafen dann nochmals drei GT6
aus Zagreb ein. Diesmal handelte es sich aber
um Wagen des Typs „Mannheim“, die auch
mit einer Klimaanlage ausgestattet sind. Die
34 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Kroatien: Osijek
Der trg Ante Starcevica – Hauptplatz der Oberstadt
von Osijek – wurde 2005 neu gestaltet und mit einem
unterirdischen Einkaufszentrum ausgestattet.
Zumindest der im Juli 2012 fotografierte T3PV.O
passt zu den neuen Beleuchtungskörpern und
dem Abgang zum Tiefgeschoss
Wagen 1237 bis 1239 wurden am 10. Mai
2012 am trg Ante Starcevica gemeinsam mit
der Aktion „Osijek – Stadt der guten Nachrichten“
der Öffentlichkeit präsentiert. Die
Wagen 1238 und 1239 waren bereits mit einigen
Slogans verziert, die zu mehr Miteinander
und positivem Denken anregen sollen.
Als „gute Nachricht“ wurde in der Presse
auch gewertet, dass nun erstmals Straßenbahnen
mit Klimaanlage durch Osijek rollen.
Der aktuelle Betrieb
Der aktuelle Wagenpark umfasst 17
T3PV.O, neun GT6 und zwei T3YU, die allerdings
nur noch sporadisch in den Spitzenzeiten
auf der Linie 1 zum Einsatz kommen.
Auf der Linie 1 verkehren ganztägig
zwölf Kurse in 6-Minuten-Intervallen und
im Schülerverkehr (7 bis 8 sowie 11 bis 15
Uhr) kommt ein 13. Kurs zum Einsatz. Prinzipiell
stehen also für die Deckung von insgesamt
19 Kursen (Linie 1 und 2) derzeit genügend
Fahrzeuge zur Verfügung. Da jedoch
die Stadt als Eigentümer des Verkehrsbetriebs
jährlich nur geringe Mittel für Ausbesserungen
und Ersatzteilhaltung zur Verfügung
stellt (für 2012 nur 1 Mio. Kuna statt
der beantragen 12 Mio. Kuna) kommt es
dennoch immer wieder zu Engpässen am
Fahrzeugsektor, da schadhafte oder verunfallte
Wagen oft monatelang auf ihre Ausbesserung
warten müssen. So beträgt beispielsweise
die Lieferzeit einer Front- oder
Heckscheibe eines T3PV.O bis zu acht Wochen
und aus Kostengründen können solche
Teile nicht auf Lager gelegt werden.
Weitgehend unkompliziert zu warten und
zu reparieren sind dagegen die GT6, die aber
wegen des höheren Stromverbrauchs (Stromrückspeisung
bei den T3PV.O!) nur in zweiter
Linie zum Einsatz kommen. Dennoch
kann man aber an Schultagen auf der Linie
1 mit bis zu fünf und während der Schulferien
mit bis zu drei GT6 rechnen. An Samstagen,
Sonn- und Feiertagen werden ausschließlich
T3PV.O verwendet.
Mit 1. September 2008 führte der Verkehrsbetrieb
GPP (Gradski prijevoz putnika)
das elektronische Fahrkartensystem „Butra“
mit Chipkarten und Lesegeräten ein. Lesegeräte
gibt es nur beim vorderen Einstieg der
Triebwagen und der Fahrer überwacht das
ordnungsgemäße Entwerten der Karten. Einzelfahrscheine
zum erhöhten Tarif von 10
Kuna (EUR 1,33) können auch beim Fahrer
erworben werden. Das Zusteigen ist daher
nur vorne gestattet, was bei stark frequentierten
Haltestellen oft zu minutenlangen
Aufenthalten und letztlich zu unregelmäßigen
Intervallen am gesamten Streckennetz
führt. Ein Einzelfahrschein ist 45 Minuten
lang gültig und berechtigt innerhalb dieser
Zeitspanne auch zum Umsteigen bzw. zur
Rückfahrt. Leider kennt das System keine Tages-
bzw. 24-Stunden-Karten.
Bei der Fahrgastinformation wird keine
klare Linie verfolgt: Während die meisten
Haltestellen frei von jeglicher Information
sind, gibt es auf der Homepage des Verkehrsbetriebs
eine interaktive Karte, die nicht
nur den genauen Standort jedes Kurses anzeigt,
sondern auch Auskunft über die aktuelle
Fahrgeschwindigkeit, die Entfernung
und die Fahrzeit bis zur nächsten Haltestelle
sowie über Wagentype und Betriebsnummer
gibt. Die Informationen sind unter
www.gpp-osijek.com/gppmap/ abrufbar,
wobei für die Linie 1 „T1“ bzw. „T2“ (getrennte
Karten für die beiden Fahrtrichtungen)
und für die Linie 2 „T513“ auszuwählen
ist.
WOLFGANG KAISER
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
35
Betriebe
Per Tram in die Zukunft
In Dijon ist es am
Morgen des 2. September
2012 an der
Haltestelle Univer -
sité noch ruhig.
Nach 51 Jahren
kehrte am Vortag
die Tram in die
Hauptstadt des
Burgunds zurück,
am 8. Dezember
2012 fand die Eröffnung
der zweiten
Linie statt
B. KUSSMAGK
36 STRASSENBAHN MAGAZIN
In Nizza an der Côte d’Azur gab es von 1879 bis 1953 schon Trams.
Seit November 2007 verkehren nun 33 Meter lange Citadis 302 von
Alstom. Aus ästhetischen Gründen fahren sie an der place Masséna
mit Batteriebetrieb
W. KAISER
Frankreich: Nizza & Dijon
Frankreich setzt auf Straßenbahnen
In unserem Nachbarland
erleben Trams derzeit
eine Renaissance. Dabei entstehen
sowohl Verlängerungen als
auch ganze Betriebe neu. Sie
gelten als Zeichen eines zukunftsfähigen
Nahverkehrs
In Frankreich stehen Trams derzeit so
hoch im Kurs wie seit 100 Jahren
nicht mehr. Allein 2012 haben drei
Städte einen neuen Straßenbahnbetrieb
eröffnet: Im Juni Brest in der Bretagne,
im September die Hauptstadt der
Region Burgund, Dijon, sowie jetzt im
Dezember Le Havre.
In der französischen Hauptstadt Paris
gehen hingegen von Ende November bis
Ende Dezember 2012 innerhalb von vier
Wochen etwa 24 Kilometer neue Straßenbahnstrecken
in Betrieb!
In fünf weiteren Städten ist die Eröffnung
neuer Tram-Betriebe in Vorbereitung:
2013 in Tours, 2014 in Aubagne,
2015 in Besancon, 2016 in Avignon sowie
voraussichtlich 2018 in Caen.
Die neuen Strecken in Frankreich sind
für Tram-Freunde aus dem deutschsprachigen
Raum ein beliebtes Reiseziel. In der
Redaktion gehen fast wöchentlich interessante
Aufnahmen ein – davon wollen wir
Ihnen auf dieser Doppelseite ein, zwei
Motive zeigen.
AM
Die östliche Endstelle
befindet sich derzeit
noch bei der
Pont Michel, wo die
Zweirichtungs -
wagen an zwei
Stumpfgleisen mit
Mittelbahnsteig
wenden. Das rechte
Gleis wird erst nach
der Verlängerung
für den Linienverkehr
benötigt und
steht für Probe- und
Fahrschulfahrten zur
Verfügung
W. KAISER
STRASSENBAHN MAGAZIN
37
Fahrzeuge
Auf großem Rad
durch Bayerns Herz
Münchens Maximum-Drehgestell-Triebwagen Mit 550 Stück gab es in der bayerischen Metro -
pole hinter Berlin die meisten Maximum-Triebwagen. 1898 gingen die ersten in München in Betrieb,
die letztgebauten 1930. Teil 1 widmet sich der Zeit bis zum Kriegsende 1945
Mit 550 Maximum-Vierachsern
lag München hinter Berlin auf
Platz 2, was die Stückzahl an
Fahrzeugen in Deutschland betrifft.
Zudem war die bayerische Metropole
im Jahre 1898 einer der ersten Besteller
von Wagen mit dieser amerikanischen Drehgestellbauart
überhaupt und auch derjenige,
der sie 1930 als letzter in Dienst stellte.
Eine Besonderheit war ab 1908 die Typenbezeichnung
der einzelnen Serien mit
Buchstaben und Ziffern, die eine eindeutige
Zuordnung der einzelnen Bauarten ermöglichte.
Den fortlaufenden Buchstaben (groß
für Triebwagen, klein für Beiwagen) folgte
eine durch Punkt getrennte Zifferngruppe.
Dabei gibt die erste Position die Lieferserie
bzw. die Ausführung des Wagenkastens an,
die Ziffern nach dem Punkt die Fahrgestellbauart.
Unterschiede in den Ausführungen
werden innerhalb dieser Nummernblöcke
fortlaufend gekennzeichnet. In dieses System
waren auch die Arbeitsfahrzeuge mit einbezogen.
Bei der Nummerierung ihrer Fahrzeuge
war die Münchner Straßenbahn immer
sehr geradlinig und Umzeichnungen
blieben die große Ausnahme. Sie wurden
nach Lieferungen fortlaufend aneinander gereiht.
Rathgeber übernimmt Planung
Mit Umstellung der Pferdebahn auf elektrischen
Betrieb ab 1895 erhielt auch München
zunächst eine recht geringe Zahl zweiachsige
Triebwagen. Mit Ausnahme einer kleinen
Serie von Neubauten 1897 wurden Beiwagen
dazu aus dem vorhandenen Bestand für
die Pferde- und Dampfbahn umgebaut. Es
zeigte sich schon bald, dass die kleinen und
38 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Maximumwagen München
OBEN Triebwagen
287 der Type A 4.2
zeigt sich bei dieser
Aufnahme der späten
1940er-Jahre im
Umbauzustand der
1920er-Jahre mit
drei großen Seitenfenstern
H. ENGEL, SLG. A. REUTHER
OBEN LINKS Als Friedrich Grünwald
den Triebwagen 331 im Jahre 1936
am Karlsplatz fotografierte, befand
sich der Wagen der Type A noch
weitgehend im Originalzustand.
Die Typenbezeichnung war deutlich
sichtbar bei allen Wagen auf einer
kleinen Blechtafel am Rahmen
mittig angebracht
F. GRÜNWALD, BILDARCHIV VDVA (2)
Als Typ D1.7. weist die kleine Tafel am Rahmen unter der Seitenwand den 1936 fotografierten
Tw 496 aus. Er entstand durch Umbau eines C-Wagen von 1913 von Laternen- auf Schleppdach
leistungsschwachen Zweiachser nur ungenügend
in der Lage waren, das mit der Umstellung
auf elektrischen Betrieb rasch steigende
Fahrgastaufkommen zu bewältigen.
Die in Fachzeitschriften beschriebenen großen
Vierachser, die sich in Nordamerika
rasch verbreiteten, fanden auch das Interesse
der Münchner. So erhielt der Hauslieferant,
die Waggonfabrik Josef Rathgeber in
Moosach, den Auftrag, einen für Münchner
Verhältnisse angepassten vierachsigen Triebwagen
zu entwerfen.
Der Blick der Konstrukteure richtete sich
dabei auch nach Berlin, wo bereits 1897 damit
begonnen worden war, derartige Fahrzeuge
zu beschaffen. Das Münchner Gleisnetz
mit seinen engen Radien schien für diese
Wagen eher ungeeignet, das in Amerika zur
Serienreife entwickelte Maximum-Traction-
Untergestell versprach Abhilfe, da es mit seinen
unterschiedlich großen Achsen eine bessere
Anlenkung in Bogenfahrten ermöglichte
und die Last des Aufbaus besser auf die
Antriebsachse steuerte.
Type A
Nachdem die Fabrikantenfamilie Böker in
Remscheid damit begonnen hatte, diese
Drehgestellbauart zu importieren und über
die Bergische Stahlindustrie-Gesellschaft
auch in Lizenz bauen zu lassen, fiel die Entscheidung
in München dafür sehr schnell.
Eine erste Serie umfasste sofort 100 Triebwagen
und wurde in den Jahren 1898/99 geliefert
(Nr. 51 bis 150).
Im Vergleich zu amerikanischen Wagen und
auch den in späteren Jahren für andere Betriebe
in Deutschland gebauten Maximum-Vierachser
waren die Münchner Fahrzeuge zunächst
recht kurz. Nur neun Meter maßen sie in den
ersten zehn Jahren ihrer Anschaffung. Die Breite
betrug 2,10 Meter. Als große Besonderheit
im deutschen Waggonbau hatten die Fahrzeuge
von Beginn an geschlossene Plattformen.
Der Fahrgastraum war mit sechs gleichgroßen
Bogenfenstern ausgestattet, in den Trennwänden
zur Plattform befand sich eine Schiebetüre,
die nicht mittig sondern asymetrisch zur
Seitenwand hin verschoben war. Im Bereich
dieser Türe ragten auch die Längsbänke nicht
bis an die Trennwand heran. Es fanden 22 Personen
Sitzgelegenheit, die Zahl der möglichen
Stehplätze war mit 18 festgelegt.
Die elektrische Ausrüstung lieferte die
Union Elektrizitäts-Gesellschaft (UEG). Die
zwei Motoren zu je 25 kW boten eine nur
mäßige Antriebsleistung. Für den Beiwa-
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
39
Fahrzeuge
Für München gebaute Maximum-Wagen
genbetrieb konnten nur die leichten aus Pferdebahnwagen
umgerüsteten Fahrzeuge verwendet
werden und dies auch nur auf Strecken
ohne Steigungen. Gebremst wurde mit
Druckluft, die Einrichtungen für den Kompressor
samt Luftbehälter befanden sich unter
dem Fahrzeugboden. Das Gewicht der ab
Seitenansicht der
Type A in der Originalausführung
mit sechs kleinen
Seitenfenstern
SLG. AXEL REUTHER (2)
Type A nach Umbau
eines Teiles
der Wagen auf
drei große Seitenfenster
(Type
A3.1/A4.1)
Stück Baujahr Hersteller E-Teil Wagennummern Bemerkungen
100 1898/99 Rg/BIG U/A/B 51–150 Type A 1.1, 51-100 1908
UN = 301-350
150 1899-02 Rg/BIG U/A/B 151–300 Type A 2.2
5 1908 Rg/BIG AEG 375–379 Type B 1.3, zunächst Lenk-2 x
45 1908 Rg/BIG AEG 380–424 Type B 2.3
10 1910 Rg/BIG SSW 425–434 Type C 1.4
10 1910 MAN/TB B 435–444 Type C 4.5
12 1911 Li/TB B 445–456 Type C 3.5
38 1911 Rg/MAN SSW 457–494 Type C 1.6
1 1912 Rg/MAN SSW 495 Type D 1.6, Ausst.-Tw
3 1913 Rg/MAN SSW 503–505 Type C 2.7
27 1913 Rg/BIG A/S/B 496–502, 506–525 Type C 2.4
60 1925/26 LHW SSW 526–585 Type E 2.8
20 1925 MAN SSW 586–605 Type E 1.8
20 1926 SD SSW 606–625 Type E 3.8
8 1926 MAN SSW 4–11 Type P 2.8 Posttriebwagen
1 1929 MAN S/A/B 626 Type F 1.9
40 1929/30 HAWA B 627–666 Type F 2.10
550 gesamt
Abkürzungen: Rg: Rathgeber, BIG: Bergische Industrie-Gesellschaft, TB: Trelenberg, Li: Lindner, SD: Schöndorff
U: UEG, A: AEG, B: Bergmann, S: Siemens
1908 als Type A1.1 bezeichneten Serie betrug
zwölf Tonnen.
In den Jahren 1899 bis 1902 folgten weitere
150 weitgehend gleichartige Fahrzeuge
(Nr. 151 bis 300). Sie wiesen im Zusammenbau
einige nach Außen nicht sichtbare
Verbesserungen auf, was sie um 100 Kilogramm
gegenüber der Erstlieferung schwerer
machte. Ab 1908 erhielten sie die Typenbezeichnung
A2.2.
Mit der beachtlichen Stückzahl von 250
vierachsigen Triebwagen standen bis in das
erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts für
die Bedienung des wachsenden Netzes ausreichend
Fahrzeuge zur Verfügung.
Type B
Die vollständige Übernahme der bisherigen
Aktiengesellschaft als stadteigenen Betrieb
machte Mitte 1907 den Weg frei für einen
großzügigen Ausbau des Streckennetzes. Dies
zog auch Bedarf an neuen Fahrzeugen nach
sich, so dass zur Lieferung 1908 bei Rathgeber
50 weitere Triebwagen bestellt wurden.
Die Firma Hermann-Heinrich Böker in
Remscheid bot neu zweiachsige Lenkuntergestelle
an, die es ermöglichen sollten, Wagenkästen
von gleicher Länge wie die Vierachser
darauf zu setzen, was eine erhebliche Ersparnis
an Kosten und Wartung versprach. Neben
einer Serie von 45 Maximumwagen (Nr. 380
bis 424) kamen zu Versuchszwecken auch fünf
Zweiachser (Nr. 375 bis 379) zur Ablieferung.
Die Unterbrechung der Nummernfolge erklärt
sich aus der Umnummerierung der Fahrzeuge
mit bisher zweistelligen Nummern in 301
bis 350 (ex 4x-Tw 51 bis 100) und 351 bis 374
(ältere Zweiachser). Die Lenkzweiachser, bezeichnet
als Type B 1, hatten eine Länge von
9,10 Metern. Ihr Platzangebot mit 22 Sitz- und
22 Stehplätzen war vergleichbar mit den Vierachsern.
Die elektrische Ausrüstung stammte
nun von AEG, welche die UEG im Jahre 1904
übernommen hatte. Zwei Motoren à 36 kW
boten eine erheblich größere Leistung und
machte den Einsatz mit Beiwagen leichter. Die
45 als Type B 2.3 bezeichneten Maximum-
Vierachser hatten zwar die gleichen Abmessungen
wie die Type A, wiesen aber einige Veränderungen
auf. Geändert waren die Form und
Einteilung der Fenster im Fahrgastraum mit
zwei kleinen zu den Enden hin und zwei großen
dazwischen und die nunmehr gerundeten
Plattformen. Lieferant der Fahrwerke war hier
ebenfalls Böker, der sie zumeist im Original
aus den Vereinigten Staaten importierte. Auch
hier war die Motorleistung auf 2 x 36 kW erhöht
worden. Mit 12,5 Tonnen wogen sie genauso
viel wie die Lenkzweiachser. Deren Erfolg
im täglichen Betrieb lässt sich am besten
daran ablesen, dass der erste bereits ein Jahr
später ebenfalls Maximum-Untergestelle bekam,
während die Restserie im Jahr darauf entsprechend
umgerüstet wurde. Die an die Lieferung
B 2.3 angepassten Wagen erhielten nun
die Bezeichnung B 1.3.
Type C
Das ständig steigende Fahrgastaufkommen
war mit einer zunehmenden Zahl eingesetzter
Triebwagen nicht sinnvoll zu bewältigen,
da die Hauptachsen eine Vermehrung der
40 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Maximumwagen München
Offensichtlich während
einer Ausstellung
ist dieses Bild
mit zwei Posttriebwagen
des Jahres
1926 entstanden,
da zusätzlich auch
noch Wagen anderer
Städte zu erkennen
sind. Das Arrangement
mit den
geöffneten Seitenrollos
gibt einen guten
Eindruck von
der Nutzung der
Postwagen
SLG. P. H. PRASUHN,
SLG. AXEL REUTHER
Zugzahlen kaum noch zuließen. Der Betrieb
beschloss daher ab 1910, verstärkt zur Zugbildung
mit Beiwagen überzugehen. Dazu
waren nicht nur neue, leichte zweiachsige
Beiwagen zu beschaffen, sondern auch die
Motorleistung der vorhandenen und zukünftig
zu beschaffenden Triebwagen so zu
erhöhen, dass sie in der Lage waren, bis zu
zwei Beiwagen zu ziehen. Dem Vorhaben der
Erhöhung der Motorleistung kam auch der
Umstand entgegen, dass es der technische
Fortschritt ermöglichte, nunmehr auch Motoren
höherer Leistung in einer Größe zu
bauen, welche in die vorhandenen Maximumgestelle
passte. In den Jahren 1910 bis
1913 wurden daher nicht nur über 200 zweiachsige
Beiwagen von verschiedenen Herstellern
beschafft, sondern auch die Vierachser
der Baureihe A mit neuen, nunmehr
45 kW leistenden Motoren ausgestattet.
1911 erstmals MAN-Fahrgestelle
Die Neulieferungen der Jahre 1910 bis 1913
fielen mit 101 Einheiten vergleichsweise bescheiden
aus, zumal sie sich auch noch auf
mehrere kleinere Lieferlose verteilten und
verschiedene Hersteller zum Zuge kamen.
Den Anfang machte 1910 Rathgeber mit einer
Lieferung von zehn Wagen (Nr. 425 bis
434). Sie waren erstmals zehn Meter lang
und hatten im Fahrgastraum Querbänke für
insgesamt 24 Personen, deren Sitzlehnen
nach Fahrtrichtung umklappbar waren. Die
als Type C1.4 bezeichneten Triebwagen besaßen
weiterhin die bekannten Böker-Fahr-
Type B mit abgerundeten
Plattformen
und vier
Seitenfenstern
Typ C mit achtfenstrigem Wagenkasten SLG. AXEL REUTHER (2)
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
41
Fahrzeuge
Im November 2008 leuchtet die tief stehende Herbstsonne das Fahrwerk des Tw 490 gut aus.
Die Menge der Mitfahrenden zeigt die hohe Attraktivität des Museumswagens P. SCHRICKER
Type C4.5 von MAN mit abweichender Fensteranordnung und Trelenberg-Untergestellen; die
C-Wagen besaßen Quersitze, z.T. mit nach Richtungen umklappbaren Rückenlehnen
Seitenansicht des Einzelstücks D1.6. Er diente später als Büchereiwagen SLG. AXEL REUTHER (2)
Erhaltene Fahrzeuge
Nummer Typ Bemerkung
Tw 256 Type A2.2 Zustand 1926, Rath -
geber 1901
Tw 490 Type D6.3 Zustand 1960er-Jahre,
Neuaufbau 1955,
Rathgeber 1911
Tw 539 Type E2.8 Zustand 1960er-Jahre,
LHW 1925/26
Tw 624 Type E3.8 Zustand 1960er-Jahre,
Schöndorff 1926
Tw 670 Type G1.8 Zustand 1960er-Jahre,
Neuaufbau 1944,
LHW 1925/26
Atw 2973 Type G1.8 Zustand 1970er-Jahre,
Neuaufbau 1944, LHW
1926
gestelle, der Fahrgastraum hatte aber nun
acht Fenster, wobei die beiden zu den Plattformen
hin gelegenen etwas größer waren
als die sechs dazwischen befindlichen. Mit
14,5 Tonnen waren sie zwei Tonnen schwerer
als ihre Vorgänger. Mit 2 x 45 kW waren
sie so gut motorisiert, dass das Mitführen
von zwei zweiachsigen Beiwagen kein
Problem darstellte. Der Lieferant der elektrischen
Ausrüstung hatte bei dieser Serie gewechselt
– sie stammte von den Siemens-
Schuckertwerken (SSW).
Für eine weitere Serie von zehn Triebwagen
(Nr. 435 bis 444) im gleichen Jahr wurde
die Münchner Straßenbahn ihrem Hauslieferanten
Rathgeber erstmals untreu, die
als Type C4.5 bezeichneten Wagen kamen
von MAN. Die von den Eisenwerken Trelenberg
in Breslau zugelieferten Maximumgestelle
waren von einer leicht abweichenden
Bauart. Im Innenraum gab es weiterhin
Quersitze für 24 Reisende, der Wagenkasten
war aber nur fünffenstrig, wobei die zu den
Plattformen hin liegenden Fenster dieses Mal
kleiner waren als die drei innen liegenden.
Die elektrische Ausstattung lieferte Bergmann
in Berlin, 2 x 45 kW waren auch hier
Standard. Die 50 Triebwagen des Baujahres
1911 entsprachen in Maßen und Fensteranordnung
wieder der Type C1.4 mit
achtfenstrigem Fahrgastraum. Die ersten
zwölf Wagen (Nr. 445 bis 456) lieferte Lindner
in Ammendorf, die Untergestelle kamen
von Trelenberg und die elektrische Ausrüstung
steuerte Bergmann bei. Die Typenbezeichnung
lautete hier C3.5.
Auch die 38 im gleichen Jahr mal wieder
bei Rathgeber gefertigten Einheiten (Nr. 457
bis 494) der Type C1.6 gehörten zur achtfenstrigen
Bauform. Die Fahrgestelle lieferte
bei dieser Serie erstmalig MAN zu, damit
kam die in Nürnberg entwickelte Bauart mit
Pressträgern und Blattfedern erstmals auch
in München zur Verwendung. Bei den ersten
zwölf Tw kam die Ausrüstung von SSW,
die übrigen bestückte die AEG.
Nachschub im Jahre 1930
Ehe die Modernisierung und Erweiterung
des Fahrparks der Münchner Straßenbahn
durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges
für zwölf Jahre stockte, konnte der Bestand
1913 noch einmal durch 30 Maximum-
Triebwagen (Nr. 496 bis 525) aufgestockt
werden. Von der Bauform des Wagenkastens
entsprachen sie dem Rathgeber-Achtfenstertyp
mit Quersitzen, bei den Drehgestell
und der elektrischen Ausrüstung gab es aber
Unterschiede. Drei Stück besaßen MAN-
42 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Maximumwagen München
Drehgestelle, Elektrik von SSW und liefen
als Type C2.7. Bei den übrigen 27 Wagen
war der Betrieb wieder zur Ausrüstung mit
den ursprünglichen Böker-Gestellen nach
Brill-Vorbild zurückgekehrt, weshalb sie als
C2.4 bezeichnet wurden. Die elektrische
Ausstattung verteilte sich auf die Lieferanten
AEG, Bergmann und Siemens, allen gemeinsam
war eine Motorleistung von 2 x 45
kW und ein Gewicht von 14,6 Tonnen. Bei
den drei Tw mit MAN-Gestellen (Nr. 503 bis
505) erfolgte 1924 ein Nummerntausch mit
den Wagen 496 bis 498.
Das Einzelstück D
Ab 1912 bereicherte ein Einzelstück den
Bestand an vierachsigen Maximumwagen
(Nr. 495) in Form eines ebenfalls zehn Meter
langen aber mit sechs gleichgroßen Seitenfenstern
ausgestatteten Wagens von Rathgeber
und Fahrgestellen der MAN. Er war
von den Herstellern als Referenzwagen für
eine Ausstellung gebaut und nach deren
Ende von der Stadt München gekauft worden.
Er verfügte im Innenraum wieder über
Längsbänke. Die Typenbezeichnung lautete
D1.6, zeitweise war er als Sonderfahrzeug
X1.6 bezeichnet. 1928 entstand aus diesem
Wagen eine „Wanderbücherei“ der Stadt
München. Neben München besaß nur noch
Budapest eine derartige Einrichtung. Er wurde
nach einem festen Plan im Netz stundenweise
aufgestellt. Die Typenbezeichnung lautete
nun WB 1.6, nach der Modernisierung
1959 geändert in WB 1.3. Im April 1970 löste
ein Gelenkbus diese Rarität ab, das Fahrzeug
kam später ins Straßenbahnmuseum
Hannover.
Aus der letzten Lieferung von Maximumwagen an München in den Jahren 1929/30 stammt der
Triebwagen der Type F mit fünf Seitenfenstern. Die Bogenfahrt lässt einen schönen Blick auf die
ausgestellten Maximum-Untergestelle zu
F. GRÜNWALD, SLG. P. BOEHM, ARCHIV A. REUTHER
Seitenansicht eines
zur Type D umgebauten
C-Wagens
mit Schleppdach
SLG. AXEL REUTHER (3)
Seitenansicht der
Type E mit sechs
gleichgroßen Fenstern.
Die Plattformen
waren erstmalig
mit Türen
vollständig verschließbar
Seitenansicht der
Type F der Jahre
1929 mit fünf Fenstern
in unterschiedlicher
Größe im Lieferzustand
Umbauten der Type A
und neue Type E
1920 begann in den Werkstätten der städtischen
Straßenbahn ein Umbau des Wagenkastens
der Erstlieferung, bei dem die sechs
kleinen Seitenfenster in drei große umgewandelt
wurden. Die Fahrzeuge gewannen
dadurch ein eleganteres Aussehen. Durch
den Umbau wechselte auch die Typenbezeichnung,
aus A1.1 wurde A3.1 und A2.2
zu A4.2.
Erst Mitte der 1920er-Jahre erlaubten es
die gefestigten wirtschaftlichen Verhältnisse
wieder, neue Fahrzeuge anzuschaffen. Der
Nachholbedarf war auf Grund der langen
Beschaffungspause hoch und es wurden mit
einem Schlag 100 vierachsige Trieb- und 200
dazu passende zweiachsige Beiwagen bestellt.
Sie sollten ebenfalls wieder als Dreiwagenzüge
auf stark belasteten Linien eingesetzt
werden.
Eigentlich war der Maximumwagen zum
Zeitpunkt der Bestellung technisch nicht
mehr auf der Höhe der Zeit, denn die Fortschritte
im Motorenbau erlaubte es mittlerweile,
gleichrädrige Fahrzeuge mit vier kleinen
Antrieben auszustatten und damit ein
besseres Fahrverhalten zu erreichen. Die
Münchner Straßenbahn war aber mit ihren
Maximumwagen zufrieden und sah bei
Fahrzeugen mit anderen Drehgestellen Probleme
beim Durchfahren von sehr engen
Gleisbögen, was entsprechende Einsatzbeschränkungen
zur Folge gehabt hätte. Daher
blieb es auch bei den 100 neuen Triebwagen
beim Maximumgestell. Drei verschiedene
Waggonfabriken beteiligten sich am Bau; 20
Triebwagen (Nr. 586 bis 605) der Type E1.8
lieferte 1925 die MAN, 60 Einheiten (Nr.
526 bis 585) 1925/26 Linke-Hofmann-
Lauchhammer in Breslau als Type E2.8 und
schließlich 20 Stück (Nr. 606 bis 625) im
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
43
Fahrzeuge
Triebwagen 564 gehört zur sechsfenstrigen Type E aus den Jahren 1925/26. Die aufgesteckte
kleine Ziffer über der Stirnlampe ist die Kursnummer. Der achte Zug der Linie 6 wurde 1936
von Friedrich Grünwald am Karlsplatz aufgenommen
FRIEDRICH GRÜNWALD, BILDARCHIV VDVA
Im November 2008 fanden anlässlich des
100. Jubiläums der Tram nach Pasing Sonderfahrten
mit dem Museumswagen 490
statt, der hier gerade die Haltestelle Westbad
in Richtung Willibaldplatz verlässt
P. SCHRICKER
Quellen
Um einen 1944 neuaufgebauten Wagen vom Typ G1.8 handelt es sich beim Münchner Museumswagen
Tw 670, hier 2009 im Trambahnmuseum in der Ständlerstraße. Auf den Nachkriegseinsatz
der Maxiumwagen geht der Teil 2 im nächsten Heft ein
A. REUTHER
div. Autoren: 100 Jahre Münchner Strassenbahn,
München 1972
Höltge, D. u. a.: Straßen- und Stadtbahnen in
Deutschland, Band 10, Freiburg 2006
Koffmann, J. L.: Das Maximum-Drehgestell, in:
Straßenbahn-Magazin 13, 08/1974
Koffmann, J. L.: John A. Brills Maximum Traction
Drehgestell, in: Der Stadtverkehr, Heft 10/1978
Sappel, A.: Städtische Straßenbahn München,
Villigen AG (CH) 1979
Jahre 1926 die Gebrüder Schöndorff in Düsseldorf
als Type E3.8.
Die Maße aller Wagen waren identisch:
Länge 10,84 Meter, Breite 2,05 Meter, Gewicht
16,5 Tonnen. Die elektrische Ausrüstung
kam für alle Wagen von Siemens-Schuckert
und mit 2 x 60 kW waren die neuen
Vierachser erheblich besser motorisiert. Der
Innenraum hatte einen Wagenkasten mit
sechs gleichgroßen Seitenfenstern und Längsbänke
für 28 Personen. Die Plattformen waren
hier erstmals mit Schiebetüren vollständig
zu verschließen.
Umbau der Type C in die Type D
In den Jahren 1926 bis 1931 durchliefen die
Wagen der Type C ein Modernisierungsprogramm,
was nicht nur zu einem Wechsel
der Ziffern bei der Typisierung, sondern
auch zu einem neuen Gattungsbuchstaben
führte. Dabei wurden die bisher auf den Innenraum
beschränkten Laternendächer zu
Schleppdächern bis zu den Fronten hin verlängert.
Auf der Front gab es ein neues Liniennummernschild
in einem Kasten, welches
von innen zu beleuchten war. Die
Fahrzeuge erhielten auch neue stärkere Motoren,
wobei auch der Hersteller wechselte:
C1.4 wurde zu D3.4 mit 55-kW-Motoren
von Bergmann, C1.6 zu D2.6 ebenfalls mit
Bergmann-55-kW-Motoren, C4.5 zu D5.5
mit AEG-Motoren von 71 kW, C3.5 zu D4.5
behielten Bergmann-Ausstattung bekamen
aber 55-kW-Antriebe. Aus C2.7 wurden
D1.7 mit 55-kW-Bergmann-Motoren und
C2.4 erhielten als D1.4 ebenfalls Bergmann-
55-kW-Antriebe. Aus dem ursprünglich den
Buchstaben D belegenden Probewagen von
1912 war bereits 1924 ein Arbeitswagen geworden.
Nach Abschluss der Umbauten war
1931 die Typengruppe C verschwunden.
Letzte Neubauten: Type F
Ende der 1920er-Jahre waren die ersten Vierachser
am Ende ihrer Lebensdauer angelangt
und die weitere Verkehrszunahme machte
Verstärkungen notwendig. Um geplante
Neuerungen, besonders im Innenraum, erproben
zu können, entstand 1929 zunächst
ein Probwagen (Nr. 626). Das Fahrgestell lieferte
MAN, eine Münchner Karosseriefirma
für Autobau fertigte den hölzernen Wagenkasten.
Die Wagenlänge betrug 10,60 Meter,
die Breite war auf 2,15 Meter vergrößert
worden. Der Innenraum hatte eine Einrichtung
aus Quer- und Längsbänken mit 26
Sitzgelegenheiten und fünf Seitenfenster in
44 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
zwei Größen. Zwei SSW-Motoren zu je 60
kW trieben ihn an. Mit dem als F1.9 bezeichneten
Wagen kehrte man zum traditionellen
blau-weißen Anstrich zurück, nachdem
die Lieferungen ab 1908 ganz in blau
mit weißen Fensterrahmen angestrichen hatte.
Den Auftrag für die Serienlieferung erhielt
die Hannoversche Waggonfabrik. Von
dort wurden bis 1930 40 Triebwagen (Nr.
627 bis 666) mit elektrischer Ausrüstung von
Bergmann geliefert, welche die Typenbezeichnung
F 2.10 erhielten. Damit war die
Lieferung von Maximum-Triebwagen in
München nach 31 Jahren abgeschlossen. Insgesamt
wurden 542 Einheiten gebaut.
Die Münchner Vierachser erfuhren im Laufe
ihres weiteren Lebens eine Vielzahl von
Umbauten, von denen hier aus Platzgründen
nur die wichtigsten genannt werden können.
Entsprechend den Vorgaben des Bezeichnungsschemas
war damit auch immer die Einordnung
in eine neue Baureihe verbunden.
Umbau von A-Wagen
zu Zwillingswagen
Eine besondere Bauform stellten die in den
Jahren 1936/37 aus vier Triebwagen der Type
A entstandenen zwei Zwillingstriebwagen der
Type Z4.2 dar (Nr. 351“ und 352“). Dabei
wurde bei den Vierachsern jeweils eine Plattform
abgetrennt und die Wagen Heck an Heck
gekuppelt. Für den Schaffner entstand ein
Übergang, der mit einem Faltenbalg verkleidet
wurde. Durch diesen Umbau sollte es möglich
werden, dass zwei Wagen durch einen
Schaffner bedient werden konnte. Die beiden
Pärchen waren, da beide Hälften angetrieben,
gut motorisiert. Der Stangenstromabnehmer
wurde je nach Richtung auf dem vorderen
oder hinteren Wagen angelegt. Da die Bedienung
von zwei Wagen durch nur einen Schaffner
in der Praxis nicht funktionierte, schloss
man später die Übergangstüren und entfernte
den Faltenbalg. Dieser hatte sich auch beim
Anlegen des Stangenstromabnehmers als äußerst
hinderlich erwiesen. Ein Zug erlitt
Kriegsschaden, der zweite wurde noch bis
1954 und in den letzten Jahren als Personalzug
der Hauptwerkstätte verwendet.
Wiederaufbauten der Type G
Bereits 1943 wurden zahlreiche Fahrzeuge bei
Bombenangriffen stark beschädigt. 19 Vierachser
der Type E erhielten darauf hin im
Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) Neuaubing
einen neuen Wagenkasten. Sie erhielten
die Typenbezeichnung G1.8 und eine an
die Reihe F anschließende eigene Nummerngruppe
(Nr. 667 bis 685). Besonders Merkmal
dieser Fahrzeuge war das bis an die Plattformenden
durchgezogene Laternendach mit der
das Ende des Daches integrierten Zielbeschilderung.
Im Inneren gab es keine Trennwände
zu den Plattformen und nur wenige Sitzgelegenheiten
auf Längsbänken an den Plattformseiten
des Fahrgastraumes. Damit sollte ein
hohes Stehplatzangebot erreicht werden.
wird fortgesetzt · AXEL REUTHER
»Erfahre München!«, so heißt das
neue Spiel der MVG, und so lautet
auch die Aufgabe für zwei bis fünf
Spieler ab 10 Jahren. Jeder Spieler
muss mit seiner Tram einen
geheimen Streckenauftrag verfolgen
und sich den Schienenweg
zum Ziel legen. Beim Bauen können
aber andere Weichensteller
in die Quere kommen ...
Das unterhaltsame Brettspiel von
Spieleautor Stefan Dorra wurde
speziell für München und die
Münchner Verkehrsgesellschaft
(MVG) weiterentwickelt und
be sticht durch eine detailreiche,
liebevolle Gestaltung sowie eine
hochwertige Verarbeitung.
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Fahrzeuge
Von hinten schauen wir uns den Kasseler Tw 260 mit seiner „Sänfte“ in der Mitte an der Endstelle Baunatal an
»Schüttelrutschen«
und »Schaukelpferde«
Tram-Raritäten der frühen 1980er-Jahre In den 1950er- und 1960er- Jahren
waren in vielen westdeutschen Betrieben zwei- und vierachsige Fahrzeuge
zu Gelenkwagen umgebaut worden. Andreas Mausolf stellt die letzten Einsätze
dieser Fahrzeuge in Bielefeld, Mülheim, Duisburg, Wuppertal und Kassel vor
Mit dem Blick auf einen wirtschaftlich
effektiveren Wageneinsatz
sowie einen „optimierten
Personalschlüssel“ gingen viele
Trambetriebe in den 1950er- und 1960er-
Jahren daran, zwei- und vierachsige Fahrzeuge
in Gelenkwagen umzubauen. Diese
verschnörkelten Formulierungen findet man
in nahezu sämtlichen Betriebschroniken.
Dahinter verbergen sich sowohl fortschreitende
„Personalfreisetzung“ als auch Fehleinschätzungen
davon, wie schnell und umfassend
der motorisierter Individualverkehr
(mIV) im wahrsten Sinne des Wortes „an Boden
gewinnen“ würde. Eigentlich hätte es
keine Zeit für Provisorien sein dürfen! Die
Trambetriebe hätten vielmehr verstärkte Anstrengungen
unternehmen müssen, um ihren
Fahrgästen die gesamte Bandbreite des
Dienstleistungspotentials vor Augen zu führen.
Doch stattdessen wollte man durch oft
recht einfache Umbauten in vielen Fällen
noch die Bestellung von Neuwagen hinauszögern.
Bei manchen Städten wurde dies
denn auch nicht mehr nötig: Sie stellen ihren
Trambetrieb ein! Aus heutiger Sicht ein großer
Fehler …
In dieser Zeit entstanden prägnante Einzelgänger
und Kleinserien, wobei es sich um
Um- und Neubauten handelte, die vor allem
aufgrund ihrer Durabilität – nicht unbedingt
gepaart mit Bequemlichkeit für den Fahrgast
– oftmals erstaunlich lange im Einsatz blieben.
Sie brachten in der ersten Hälfte der
1980er-Jahre noch so manche „Farbe“ in das
alltägliche Verkehrsgeschehen. Wir greifen
einige Verkehrsbetriebe heraus, die besonders
im Gedächtnis gebliebene Fahrzeuge
einsetzten und spannen den Bogen vom Umbau
zweiachsiger bis vierachsiger Fahrzeuge
zu Gelenkwagen unterschiedlicher Längen.
Doch wir beginnen mit einem Neubau,
der eigentlich gar nicht danach aussieht …
Kassel
Der Triebwagen mit der Nummer 260 war
in Kassel ein Einzelgänger und Vorbild für
eine abgewandelte Serienfertigung. Lediglich
die Bogestra in Bochum stelle im Eigenbau
eine ähnliche Serie von fünf Einheiten ab
1956 her. Die dem Kasseler Tw 260 nachfolgende
Serie erhielt bereits ein deutlich eleganteres
Äußeres. Ähnliche Wagen waren
später auch in Würzburg eingesetzt.
Am Kasseler Prototypen 260 – er dürfte
der erste Neubaugelenkwagen Nachkriegsdeutschlands
gewesen sein – wird noch die
Herkunft aus der „Verbandstyp“-Philosophie
deutlich. Der Wagen ging im Herbst
1955 zur Bundesgartenschau in Betrieb und
wurde schließlich 1983 an das DSM Hannover
abgegeben, wo er erhalten ist. Die Serienfahrzeuge
261 bis 288 (Bj. 1956 bis
1958) fuhren bis 1991 in ihrer Heimatstadt,
wobei noch zehn Einheiten nach Gorzów
(Landsberg, Polen) weitergereicht werden
konnten.
Mülheim an der Ruhr
An der Ruhr ließ man 1961 fünf Einrichtungs-Gelenkwagen
mit schwebendem Mittelteil
aus Fahrzeugen des Typs „KSW“ von
46 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Umbauten NRW & Kassel
OBEN Kassels Tw 260 im August 1981 ≠in Oberzwehren
auf dem Weg zur Ottostraße. Ein gutes
Jahr sollte er noch im Einsatz stehen, bevor er
dann 1983 an das damalige DSM abgegeben
wurde FOTOS, WENN NICHT ANDERS VERMERKT: A. MAUSOLF
1948 herstellen. Die zunächst als 260 bis 264
bezeichneten Einheiten erhielten später die
Nr. 240 bis 244 und gingen bereits zwischen
1976 und 1979 den Weg des alten Eisens.
Bis auf einen Vertreter: Wagen 240 – entstanden
aus den KSW-Wagen 93 und 99 –
stand bis 1984 im täglichen Einsatz! Die auffälligen
Fahrzeuge verkehrten zeitweise sogar
mit vierachsigen Beiwagen! Unser Bild
entstand im Frühjahr 1982 in Mülheim-
Auf interessanten Mehrspurgleisanlagen in
Mülheims Stadtmitte – auf der Normalspur
verkehrt die Linie 901 aus Duisburg, während
die Mülheimer Tram auf Meterspur fährt –
kommt uns im Frühjahr 1982 der letzte Vertreter
einer kleinen Umbauserie entgegen, die
aus Kriegstraßenbahnwagen entstand
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
47
Fahrzeuge
OBEN Auch dieses Mülheimer Fahrzeug hatte
nur noch eine kurze Zeit im aktiven Dienst vor
sich! Den zweiten Blick werfen wir auf den
Wagen am Kaiserplatz, wo er mitten im abendlichen
Hauptverkehrszeitentrubel steckt
Stadtmitte und zeigt den Wagen im Einsatz
auf Linie 114.
Bielefeld
Gleich zwei Stilepochen fanden sich im Bielefelder
Gelenk-Triebwagen 209, der 1962
bei Düwag entstand: Das Vorderteil war ein
Aufbau-Triebwagen (Tw 26), das Hinterteil
ein KSW-Beiwagen, der aus Solingen stammte.
Ab 1968 war der Sonderling unter der
Nummer 799 unterwegs. Seit 1978 stand er
als Partywagen im Einsatz, brannte 1986 aus
und sollte eigentlich renoviert werden. Daraus
wurde nichts – am Ende ging er 1998
auf den Schrott. Inzwischen verkehrt ein Düwag-Achtachser
als Partytram („Sparren-Express“).
Auf dem Gelände des Betriebshofes Bielefeld-Sieker steht der „Zwitter“, der sein Einsatz-
„Leben“ als Partywagen beschloss. Ein Aufbau- und ein KSW-Wagen waren der Ursprung, aus
dem dieses Unikum entstand
Wuppertal
Versuch und Irrtum: In zeitloser Design-Vollendung,
technisch jedoch nie wirklich
befriedigend präsentiert sich eine Düwag-Entwicklung,
für die ursprünglich zur Kostenminimierung
Altgestelle Verwendung finden
sollten. Gerne bezeichnet als „Schüttelrutsche“
oder „Sänfte“ – wobei die Bezeichnungen
gegenseitiger kaum sein können –
48 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Umbauten NRW & Kassel
W. R. REIMANN
Elegant, doch keineswegs der „große Wurf“: Die Wuppertaler „Schüttelrutschen“ überzeugten nicht, obwohl bei ihnen schon neue Fahrgestelle
verwendet wurden. Das Bild oben zeigt Tw 4001 am 1. Mai 1966 unter der Schwebebahn in Wuppertal-Elberfeld, unten links fährt Tw 3407 im
Jahr 1981 durch die Schwarzbach und auf dem rechten Bild hat der gleiche Tw die Haltestelle Alter Markt in Barmen soeben verlassen
wurden 1961 die Wagen 4001 bis 4008 (später
3401 bis 3408) als vierachsige Zweirichtungswagen
hergestellt. Im Gegensatz zu
1959 gefertigten, ähnlichen Fahrzeugen für
Essen, die tatsächlich auf Altgestellen aufgebaut
wurden und Anlass zu zahlreichen, unvermeidlichen
Nachbesserungen gaben, lieferte
Düwag die Wuppertaler Einheiten
bereits mit neuen Fahrgestellen. Trotzdem
blieben die Fahrzeuge hinter den in sie gesetzten
Erwartungen zurück.
Vier Einheiten gingen zusammen mit der
Achtachserflotte bei Einstellung der Wuppertaler
Straßenbahn im Mai 1987 nach
Graz, wo sie jedoch nie eingesetzt und bis
1990 verschrottet wurden.
Eigenwillige Gelenkwagen
Zurück zu den Umbauten: Nicht nur aus
Zweiachsern, sondern auch aus Großraumwagen
stellten Verkehrsbetriebe Gelenkwagen
her. So warteten u.a. Duisburg und
Wuppertal mit eigenwilligen Umbauten auf:
Hier waren in unterschiedlicher Bauformen
aus Vierachsern Achtachser geworden! Man
sah ihnen die Herkunft anhand der Fensteraufteilung
und anderer Kleinigkeiten an, was
ihnen eigenwilligen Charme verlieh. Während
in Wuppertal aus 16 Großraumwagen
des Baujahres 1953 und 1954 zwischen
1958 und 1963 von vornherein Achtachser
entstanden, war die Sache in Duisburg komplizierter:
Hier baute man Vierachser der
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
49
Fahrzeuge
Wuppertal-Barmen: Kurz vor Stilllegung der Linie 608 ist im Juli 1984 Tw 3816 in der Schönebecker Straße unterwegs. Auch bei diesem Fahrzeug
handelt es sich um einen ehemaligen Großraumwagen, der nach seinem Umbau nun noch mehr Fahrgäste aufnehmen kann
LINKS Längst schon ist die Kulturstraße in Duisburg
kein Linienweg mehr – im Juni 1983 war
sie es noch. Und auch die Linie 904 nach Hüttenheim
ist inzwischen Geschichte. Triebwagen
1231 ist eines von vier Unikaten, die ursprünglich
Großraumwagen waren
In Wuppertal dagegen sieht es seit 1987
recht düster aus. 2012 jährte sich das Ende
der Straßenbahn zum 25. Male; das SM berichtete
darüber. 1985 war das Ende des
Trambetriebs längst absehbar, als uns Triebwagen
3816 (ex Großraumwagen 1005) in
Barmen auf der Linie 608 nach Langerfeld
entgegenkommt.
Baujahre 1952 bis 1954 zunächst im Jahre
1962 in Sechsachser um, im Jahre 1974
reichte auch dies nicht mehr und die Wagen
wurden zu Achtachsern geadelt. Auf der
Linie 904 begegnet uns im April 1984 einer
von ihnen: Es ist Triebwagen 1231 – der ehemalige
Großraumwagen 231 – auf dem Weg
nach Hüttenheim. Er kommt uns in der Kulturstraße,
seinerzeit noch Linienweg der Linie
904, entgegen. Inzwischen gibt es die 904
nicht mehr und auch die Kulturstraße sieht
nur noch zu Aus- und Einrückfahrten des Betriebshofes
Grunewald Trambahnen. Aber
das ist alles halb so schlimm.
Sechs Jahrzehnte im Einsatz
Nach der Einstellung der Tram in Wuppertal
konnten auch die Umbauwagen dieser Serie
noch nach Graz veräußert werden, wo
der letzte von ihnen im Mai 1997 aus dem
Verkehr gezogen wurde, bevor er ins dortige
Trammuseum kam.
Wagen 566 – ex Wuppertal 3813 und damit
der ehemalige Großraumwagen 1007 –
bleibt damit als anschauliches Beispiel für
die Haltbarkeit von Provisorien bestehen: Er
stand immerhin fast 35 Jahre als Umbauwagen
im regulären Einsatz und kann – nun
als Museumswagen – im Jahr 2013 in Graz
seinen 60. „Geburtstag“ begehen.
ANDREAS MAUSOLF
50 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
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Geschichte
Einst
&Jetzt
52 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Einst & Jetzt
Prag 1969: Am Karfreitagmorgen verlässt der Tw 2151 mit einem Mitteleinstiegsbeiwagen die Haltestelle Praha hlavni
nadrazi (Prag Hbf). Der in der Zwischenkriegszeit gebaute Triebwagen zeigt sich mit Scherenstromabnehmern bereits
recht modern. Zu diesem Zeitpunkt lief gerade die Umrüstung von Stange auf Bügel, so dass baugleiche Fahrzeuge noch
mit ihrer ursprünglichen Technik unterwegs waren.
Der 1969 schaffnerlos („S“) eingesetzte Tw 2151 blieb nicht erhalten, die Linie 26 gibt es hingegen bis heute. Sie fährt
von Divoká Sárka zwar nicht mehr am Hauptbahnhof vorbei, bedient aber noch immer die alte Endstation am Bahnhof
im Ortsteil Strasnice. Die heutige Endstation ist nach insgesamt 20 km schließlich am Bahnhof von Hostivar erreicht.
Karfreitag 1969 war in der Tschechoslowakei ein normaler Arbeitstag. Am Hbf ging es dennoch recht ruhig zu. Heute
befindet sich an gleicher Stelle eine vierspurige Straße, die zu überqueren zu Fuß nicht mehr möglich ist. Wo einst die
Tram hielt, schwimmen heute Busse im Verkehr mit. Links des Bahnhofes befindet sich jedoch eine Grünanlage, an
deren Rand heute verschiedene Prager Straßenbahnlinien halten. Von dort aus führt ein Tunnel in den Bahnhof sowie
zur U-Bahn.
TEXT: WOLFGANG WALPER/AM · FOTO: WOLFGANG WALPER
53
Titel
Anschluss unter
neuer Nummer
54 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Berlin
Die Zusammenführung von Bus und Straßenbahn
in Berlin nach 1990 Nach 1990 waren die Verkehrsnetze
in der zuvor mehr als 40 Jahre politisch geteilten
Stadt zusammenzuführen. Dabei kam es 1991 und
1993 zu zwei tiefgreifenden Liniennetzreformen, aber
auch Veränderungen im Wageneinsatz
In Oberschöneweide
biegt 1991 eine 88
aus der Wilhelminenhofstraße
in die
Edisonstraße ein.
Kurz danach wurde
aus ihr die 81, im
Juni 1992 verschwand
sie ganz
B. KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
55
Titel
Einstellige Liniennummern kennzeichneten bei der BVG fast immer Ringlinien.
Prominenteste war der Stadtring 1, als dessen Rudiment im Fahrplan
1960 die 1 (Ost) verkehrte. Bis 1920 gab es in Berlin mehrere „Einsen“,
woran 1969 der HTw 10 der Cöpenicker Tram erinnerte L. HABRECHT (2)
Die Linie 4 der BVB, hier 1993 auf dem Rondell des Bersarinplatzes, befuhr den Ostteil der früher
Ost-West-Ring genannten alten 4. Ihr südlicher Endpunkt war nach der Netzteilung zunächst eine
Kuppelendstelle im Gefälle vor dem U-Bf. Warschauer Brücke, später die Häuserblockumfahrung
Revaler Straße. Beschildert wurde dieses Ziel allerdings mit „S-Bf. Warschauer Str.“ B. KUSSMAGK
Vor mehr als 20 Jahren geschah im
Großraum Berlin etwas in der deutschen
Tramgeschichte Einmaliges:
Die Zusammenführung der Verkehrsnetze
in der mehr als 40 Jahre politisch
geteilten Stadt. Das brachte in zwei Etappen
eine Liniennetzumgestaltung bei den Oberflächenverkehrsmitteln
Bus und Tram von bisher
unbekanntem Umfang mit sich. Im nachfolgenden
Beitrag soll auf die Einzelheiten der
Reform im Bereich Straßenbahn zu den beiden
maßgebenden Zeitpunkten, dem 1. Juni
1991 und dem 23. Mai 1993, eingegangen
werden, doch ist ein Exkurs zu den anderen
Verkehrsmitteln zum Verständnis des Gesamtzusammenhangs
geboten. Die Veränderungen
spielte sich auch für das Tramnetz
Berlins in einem Tempo ab, das der Umbruchsituation
entsprach, die dem Fall des Eisernen
Vorhangs und seiner wirtschaftlichen
Folgen geschuldet war. Während allerdings
für S-Bahn, U-Bahn und Bus sofort mit Grenzöffnung
der betriebliche Handlungsbedarf in
bisher nie gekannter Dimension von der
Macht des Faktischen diktiert wurde, war für
den Bereich Straßenbahn ein etwas planmäßigeres
Vorgehen möglich, wenngleich auch
die Reform schon das betriebsorganisatorisch
bemerkenswerteste Ereignis der Nachwendezeit
war. Eingebettet war sie in die Startphase
intensiver Infrastrukturverbesserungen
insbesondere an Gleis- und Fahrleitungsanlagen
und der beschleunigten Erneuerung des
Fahrzeugparks durch Außerdienststellung der
Reko- und Gotha-Fahrzeuge
Ausgangspunkt und Ziel der Reform
Der Ausgangszustand waren in Berlin die gewachsenen
Liniennummernsysteme der BVG
in Ost und West, bei denen noch bis Mitte
der 1960er-Jahre halbherzig darauf geachtet
wurde, dass eine Liniennummer möglichst
nicht gleichzeitig auf beiden Seiten der
politischen Grenze vorkam. Für die Tram
hatte sich dieses Problem mit der Einstellung
des Straßenbahnverkehrs in Westberlin 1967
erledigt.
Zur bis 1989 üblichen Praxis im Ostteil
der Stadt zählte, dass eine Liniennummer
nicht bei Bus und Tram zugleich vorkam.
Dafür war – anders als in West-Berlin – auf
den Gebrauch des Buchstabens A zur Kennung
von Buslinien im Laufe der Zeit nach
Abschaffung von Doppelungen (Bus und
Tram) verzichtet worden.
In den Randgebieten und im übrigen Brandenburg
bestand im Regionalbusverkehr zunächst
das bezirksweise strukturierte System
der Liniennummern mit vorangestelltem
Buchstaben des in der DDR üblich gewesenen
Kraftfahrzeug-Kennzeichens fort. In den
Städten mit Stadtverkehren gab es isolierte
56 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Berlin
Auf der Linie 22 waren Anfang der 1990er-Jahre Einrichtungs-Rekowagen unterwegs. Am U-Bahnhof Dimitroffstraße (heute Danziger Straße) befand
sich zeitweise der Endpunkt der Linie in einer Gleisschleife mit Unterfahrung der Hochbahntrasse der heutigen U2, damals Linie A
Schema mit Tücken: Die Linien 21 und 27 wurden nummernmäßig dem
Tangentialnetz zugeordnet, bedienen aber auch radiale Verkehre, wie
diese Darstellung von 1993 belegt
M. SPERL
Während einer Veranstaltung in der Wuhlheide warten am 16. April 1990
zwei Züge aus Einrichtungs-Rekowagen der Linie 25E und einige Gotha-Großraumzüge
auf ihren Einsatz nach Schöneweide B. KUSSMAGK (2)
Nummernsysteme, mit Ziffernkennzeichnung
für Tramlinien und – in der Regel –
Buchstabenkennzeichnung für Buslinien.
Das Erfordernis, nach Überwindung der
Teilung Berlins zu einem plausiblen, kundenverständlichen
und zugleich zukunftsorientierten,
d. h. mit dem Umland harmonierenden
System zu kommen, lag auf der
Hand. Zudem ist die Liniennummer nicht
nur „Sprache“ gegenüber dem Nutzer, sondern
sie wird auch in unzähligen unternehmensinternen
Prozessen als eindeutiges
Planungs-, Durchführungs- und Abrechnungsmerkmal
benötigt.
Das Reformereignis war keineswegs nur
eine Berliner und Randgebietsangelegenheit,
sondern es versuchte Weichen zu stellen, für
eine konsequente linienmäßige Systematisierung
des gesamten Verkehrsraums beider
Bundesländer. Hier vorbereitend tätig zu
werden, ergab sich auch aus dem Auftrag des
Einigungsvertrages, in Berlin und Brandenburg
– ohne explizit zu sagen, ob hier das
ganze Bundesland gemeint sein soll – einen
Verkehrsverbund zu schaffen. Getragen war
es – außer selbstverständlich von den Aufsichtsgremien
der Betriebe – deshalb auch
von Vereinbarungen zweier Unternehmensgemeinschaften,
der damaligen (engeren)
Verkehrsgemeinschaft in Berlin-Branden-
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
57
Titel
Der am 26. Mai 1901 von der GBSt eröffnete Betriebshof Niederschönhausen lag zwar peripher, war aber in der DDR-Zeit Heimat der Linien 1,
3, 11, 22, 46, 49 und 70 sowie der Nachtlinie 120. Ausgelegt war er für ca. 120 Fahrzeuge. Während die Rekowagen das Farbschema der 1980er-
Jahre tragen, pausiert 1990 rechts ein Schlepp-ATw der Güterlinie zum Hauptwerk des Transformatorenwerks Oberschöneweide B. KUSSMAGK
Die Linien 46 und 46E wurden 1993 mit der
Reform zur 52 und mit Einführung der Metrolinien
zum Niederschönhausener östlichen Ast
der M1. Bis zum Ersatz durch Reko-Züge bestand
die typische Zugbildung aus Mitteleinstiegs-Tw
und LOWA-Bw
L. HABRECHT
burg (ViBB) und den Omnibusbetrieben der
Berlin-Umland-Gemeinschaft (BUG). Damit
entstand der Anspruch, dass das was in Berlin
und seinem direkten Umland vorgenommen
wurde, dauerhaft kompatibel zu sein
hatte mit dem, was in den übrigen Landesteilen
Brandenburgs im Hinblick auf die
Kennzeichnung von Fahrten des öffentlichen
Verkehrs geschah und (aus damaliger Sicht)
künftig unter Obhut eines Verkehrsverbundes
zu organisieren sein würde. Die Straßenbahnen
im Verkehrsraum waren hierbei
selbstverständlich einzubeziehen.
Neuausrichtung in Diskussion
In Berlin ergab sich beschleunigte Handlungsnotwendigkeit
beim Bus schon daraus,
dass sich hier recht schnell ein stabiles Liniennetz
über die bisherige Ost-West-Grenze herausgebildet
hatte und 1991 eine Linienbeziehungsneuordnung
objektiv als 1. Etappe
anstand. Im Bereich der Tram fehlte dieser
Auslöser „Verkehr über die Grenze“. Hier war
vielmehr zu hinterfragen, ob das Verschwinden
alter Pendlerbeziehungen durch Wegfall
von Industriearbeitsplätzen Anlass sein kann,
das Tramliniennetz vom bisherigen Verästelungsnetz
mit möglichst viel Direkt bezie -
hungen in ein Netz mit konsequenter Ausrichtung
auf Radialen, Tangentialen und ggf.
Lokalnetze umzuwandeln. Überhastetes Vorgehen
war hier nicht vonnöten, so dass diese
fundamentale Liniennetzanpassung im vorgenannten
Sinn zusammen mit einer Neunummerierung
schließlich am 23. Mai 1993
als zweite Etappe geschah.
Welche Grundsätze sollten gelten?
Der Umfang des zu Systematisierenden verlangte
unter Beachtung des späteren Ge -
samtverkehrsraums prinzipiell ein drei stelliges
System (im Verständnis eines Maximums), in
dem aber auch ein- und zweistellige Linienbezeichnungen
benutzbar bleiben sollten.
58 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Berlin
Mit traditionell vier, zeitweise sogar fünf, jetzt nur noch zwei Linien (davon aber eine Metrolinie) ist der Abschnitt Oranienburger Tor – Kupfergraben
nachfragegerecht versorgt. Bis zur Reform 1993 verkehrten dort noch die Linien 22, 46, 70 und 71, bis Mai 1990 auch die 11. Einen Fahrgastgewinn
brachte die Streckenführung direkt unter der Bahnhofsbrücke Friedrichstraße sowie die Fahrzeitverkürzung durch Neubauwagen
B. KUSSMAGK
Eckpunkte der neuen Grundsystematik 1991
• Tramlinien in Berlin und seinem direkten Umland benutzen das Nummernbündel 1 bis 99
• Buslinien der konzessionierten Betreiber in Berlin erhalten das Nummernbündel 100 bis 399
• Buslinien der konzessionierten Betreiber in Brandenburg verwenden das Nummernbündel 400 bis 999
• andere Verkehrsmittel werden durch vorangestellte Buchstaben gekennzeichnet (R, S, U, F). Sie können
ihre Linien nach eigener, auch bisher gebrauchter Ordnung nummerieren. Buchstaben können
aber auch Linien besonderen Charakters der Oberflächenverkehrmittel Tram und Bus (z. B. X für
Expresslinien) markieren
• bisherige E-Linien, im Verständnis „Führung nicht über die gesamte Fahrstrecke der Stammlinie oder
von ihr abweichend“ werden nicht mehr gekennzeichnet
• markante Linien, sei es im Stadtverkehr Berlin oder sei es im Regionalbusverkehr der Fläche, können
vornehmlich leicht merkbare, volle Hunderternummern nutzen (z. B. in Berlin die beiden City-Ost-City-
West-Verbinder-Linien 100 und 200, in der Brandenburger Fläche die Altkreisstädteverbindung Beeskow
– Eisenhüttenstadt Linie 400)
• „kleine“ Stadtverkehre können ihrem eigenen System folgen, sind aber intern mit einem Dreisteller
zu hinterlegen
Auch zeichnete sich deutlich ab, dass Linienbezeichnungen
in einem Flächenzonentarifgebilde
kaum mehr tariflich relevant sein würden,
es sei denn, sie sollen eine besondere
Produktqualität markieren, die sich auch in
einem höheren Preis ausdrücken könnte oder
Betrieben wurden innerhalb der Verkehrsgemeinschaft
(später Verkehrsverbund) linienbezogene
Binnen-Tarifierungen zugestanden
wie z. B. bei den Berliner Randstraßenbahnen.
Die damaligen Entscheider beschlossen, einer
Grundsystematik zu folgen, die mehrere
Eckpunkte hatte (s. Kasten). In Brandenburg
werden die Hunderterstellen regionsweise – zumeist
an den Bediengebieten der Verkehrsunternehmen
der Altkreise orientiert – verwendet.
So trifft man die 900er-Nummern heute
zwischen Eberswalde, Strausberg, Seelow und
Frankfurt, hier einschließlich der Frankfurter
Stadtbuslinien. Die beiden Eberswalder O-Bus-
Linien allerdings wurden als Nr. 861 und 862
eingereiht, entstammen also einem Nummernkreis,
der aus den Altkreisen Bernau und
Oranienburg „hereingeschwappt“ ist.
In den Zehner-Stellen kann nach Maßgabe
der bisherigen Betriebesystematik vorgegangen
werden. Selbst das konnte über
ganz Brandenburg gesehen Doppelvergaben
nötig machen, die hingenommen werden,
wenn die Bediengebiete geografisch auseinander
liegen und Kundenirritation ausgeschlossen
ist.
Diese Grundsystematik ließ genügend
Spielräume für plausible Nummernvergaben
für alle Verkehrsmittel, eben auch für die
Straßenbahn und damit in Berlin auch für
das Schaffen bestimmter „Wiedererkennungshilfen“
für die Kunden. Darauf war
die Akzeptanz eines dreistelligen Systems im
Busbereich durchaus angewiesen.
Auswirkungen 1991 auf Tramlinien
Zunächst wurde in Vorbereitung der Aktion
1. Juni 1991 erst einmal in Berlin der Begriff
„Tram“ anstelle „Straßenbahn“ gesetzt.
Das war für die Entscheider keineswegs risikofrei,
gehörte doch für die „Alt“-Berliner
unverrückbar eine Tram nach Zürich, eine
Trambahn nach München oder eine Tramwaj
allenfalls nach Warschau oder Moskau
und war das Wort „Tram“ als alemannisch/süddeutsches
Wort an Spree und Havel
in hauptstädtischer Überheblichkeit unterschwellig
pejorativ belegt. In Berlin, zumal
als neue Hauptstadt Deutschlands eine
Tram statt einer Straßenbahn – das war damals
anfangs unvorstellbar!
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
59
Titel
Der Terminologiewechsel musste aber, um
in der Palette der ÖPNV-Produkte Berlins
eine den anderen Verkehrsmitteln ebenbürtige
griffige Wort- und Bildmarke kreieren
zu können, dringend versucht werden. Und
– er gelang, die Berliner zeigten sich genug
weltoffen und anpassungsbereit (natürlich
nicht ohne anfängliches „Gebrubbel“, was
das denn solle).
Insbesondere die Bildmarke im roten Quadrat
konnte fortan im Marketing und im gesamten
Wegeleitsystem in Berlin und Umland
erfolgreich eingesetzt werden und ist
fester Bestandteil des Corporate Design der
Unternehmen und inzwischen von den Kunden
voll akzeptiert.
Kein Sonderzug nach, sondern ein 50er-Linienzug in Pankow: Der bereits in Mittenwalde rekonstruierte
und in BVG-Gelb lackierte T6/B6-Zug auf Linie 50 (früher 49) biegt bei der Pankower
Kirche aus der Berliner Straße zur weiteren Fahrt nach Französisch-Buchholz ab B. KUSSMAGK
Tram-Linien-Nummern ab 23. Mai 1993
Neu bisher von Endpunkt nach Endpunkt
Linien 1 bis 8 bilden das Radial-Hauptnetz
1 71 Schwartzkopffstr. Heinersdorf
2 24 Hackescher Markt Weißensee, Pasedagplatz
3 28 Hackescher Markt Hohenschönhausen, Zingster Str.
4 58 Hackescher Markt Falkenberg (über Greifswalder Str.)
5 63 Hackescher Markt Hohenschönhausen, Zingster Str.
6 6 Schwartzkopffstr. Hellersdorf, Riesaer Str.
7 14 Petersburger/Landsberger A. Ahrensfelde
8 18 Schwartzkopffstr. Ahrensfelde
Linen 13 bis 18 bilden das Radial-Ergänzungsnetz
13 70 Schwartzkopffstr. Hohenschönhausen, Zingster Str.
15 15 Hackescher Markt Falkenberg (über Landsberger Allee)
17 12 Müggelstr. Ahrensfelde
18 10 Weißensee, Pasedagplatz Hellersdorf, Riesaer Str.
Linien 20 bis 27 bilden das Tangentialnetz
20 4 Eberswalder Str. Revaler Str.
21 21 Eberswalder Str. Bf. Schöneweide
22 20 Lichtenberg, Gudrunstr. Revaler Str.
23 3 Björnsonstr. Revaler Str.
26 16 Köpenick, Krankenhaus Hohenschönhausen, Zingster Str.
27 17 Petersburger/Landsberger Allee Bf. Schöneweide
Linien 50 bis 53 bilden das Regionalnetz Nord (»Pankower Netz«)
50 49 Schwartzkopffstr. Buchholz, Kirche
52 46 Hackescher Markt Niederschönhausen, Schillerstr.
53 22 Hackescher Markt Rosenthal
Linien 60 bis 68 bilden das Regionalnetz Südost (»Köpenicker Netz«)
60 84 S-Bf. Adlershof Friedrichshagen, Wasserwerk
61 25 Johannisthal, Haeckelstr. Rahnsdorf, Waldschänke
62 83 S-Bf. Mahlsdorf Wendenschloß
67 26 Johannisthal, Haeckelstr. S-Bf. Mahlsdorf
68 86 S-Bf. Köpenick Alt-Schmöckwitz
Anmerkung: Die vorübergehend vorhandene, auffällige Belegungsdichte der Endstellen Schwartzkopffstraße und Hackescher
Markt ist den seinerzeitigen Baumaßnahmen an der Weidendammer Brücke und der damit verbundenen Sperrung des Abschnitts
Oranienburger Tor – Mitte, Am Kupfergraben geschuldet
Erstmals Linien-Nr. am Stadtrand
Für die terminologisch gewandelte Straßenbahn
brachte der erste Reformschritt am
1. Juni 1991 außerdem die Einführung von
Liniennummern erstmals überhaupt bei den
Bahnen am östlichen Stadtrand:
Die Tram Wolterdorf erhielt die Nummer
87, die Schöneiche-Rüdersdorfer die Nummer
88 und die Strausberger Eisenbahn die
Nummer 89. Die Straßenbahnlinien des Verkehrsbetriebs
Potsdam erhielten Nummern
der 90er-Reihe in der Weise, dass sich die bisherigen
Potsdamer Nummern als Einerstelle
wiederfanden.
Bei der BVB blieben die Liniennummern
– bei Beibehalt der bisherigen Linienführungen
– zunächst bis auf zwei Ausnahmen
erhalten: Aus der 16E (Hohenschönhausen,
Zingster Str. – Bf. Schöneweide) wurde die
36 und die Berufsverkehrslinie 88 wurde zur
81 (wenig später eingestellt), weil die 88 fortan
nach Schöneiche gehörte.
Das Vorgehen ließ Raum dafür, in einem
zweiten Schritt der gewollten Systematik zu
folgen: Einstellige Nummern und die 1 bis 7
in der Zehnerstelle sind der BVG vorbehalten.
Sie verfährt innerhalb dieser Gruppen
nach ihrer Logik: Radiallinien-Hauptnetz
Einsteller, Radiallinien-Ergänzungsnetz Zehnerreihe,
Tangentiallinien Zwanzigerreihe,
Pankower Netz Fünfzigerreihe, Köpenicker
Netz Sechzigerreihe. Die 8 in der Zehnerstelle
ist Kennzeichen der Randstraßen bahnen.
Linien des Potsdamer Tramnetzes
werden mit der 9 in der Zehnerstelle gekennzeichnet.
Tramlinien der kreisfreien
Städte können in numerischer, in der Regel
einstelliger Bezeichnung fortbestehen.
»Übungsfall« Busliniennummern
Im Busnetz war der am 1. Juni 1991 erfolgte
Umbruch hingegen ein wirklich gewaltiger:
Die künftig vereinigte BVG hatte im Busbereich
die Nummernreihen 100 bis 300
zugewiesen bekommen. Sie ordnet im Einzelnen
in der Hunderterstelle und in der Zehnerstelle
nach plausiblen Grundsätzen, z. B.
60 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Berlin
zentrumsorientierte, nicht zentrumsorientierte
Linien, Radiallinien, Tangentiallinien.
Die Zehnerstelle bezeichnet die Stadtregion
(z. B. 5 – Nordost). Wo irgend möglich, wurde
ein Bezug zur bisherigen Liniennummer
hergestellt, sei es durch Voranstellen der Ziffer
1 oder 2, sei es durch Zahlendreher als
Merkhilfe, z. B. 54 wird 145, weil 154 systembedingt
in Nordost vergeben wurde.
Stadtteillinien (Kiezlinien) erhielten Nummern
im 300er-Bereich.
Eine in die Haushalte verteilte Pappdrehscheibe
sollte dem Fahrgast eine Umschlüsselungshilfe
bieten. Die Verkehrsbetriebe
BVG und BVB bemühten sich nach Kräften,
alle notwendigen Umstellungen, vor allem
an den Haltestellen, zeitgerecht zu erledigen.
Obwohl am Tag des „Neustarts“ sicher noch
manche Ungereimtheit zu beobachten war,
kann aber den Berlinern – bekannt als
„schwierige“ Dienstleistungskonsumenten
– bescheinigt werden, dass sie sich schnell
und mit erstaunlich wenig Kritik an das neue
Linienschema gewöhnten und ihren „Hundertfünfundvierziger“
anstelle der „Vierundfünfzigers“
bestiegen.
Was geschah im Tramnetz 1993?
Am Morgen des 23. Mai 1993 nahm die wiedervereinigte
BVG den Betrieb in einem
linienmäßig in Teilen neu organisierten Straßenbahnnetz
auf.
OBEN Hochbetrieb
1992 in der Schleife
Björnsonstraße: Die
3 – im einheitlichen
Straßenbahnbetrieb
Teil des so genannten
„Großen Rings“
mit 28 km Linienlänge,
mit der Reform
von 1993 zur Linie
23 mutiert – teilt
sich die Wendeanlage
noch mit der 22,
einer der Berliner
„Dorflinien“ mit
eingleisiger Strecke
in ländlichem Milieu
B. KUSSMAGK
Dem Pankower Netz
wurde 1993 die
fünfziger Reihe zugeteilt
und die Rosenthaler
mussten
sich (ohne Esels -
brücke) an die 53
gewöhnen
SLG. L. HABRECHT
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
61
Titel
Die Linie 25 (hier 1990 in der Seelenbinderstraße) entstand nach dem Tramende auf der Radiale Treptow – Schöneweide und ersetzte zwischen
Schöneweide und Rahnsdorf die traditionelle 87, die mit 21,5 km Länge lange Zeit die zweitlängste Linie im Ostberliner Netz war B. KUSSMAGK (2)
In der Schleife Eberswalder Straße wendete bis zu ihrer Verlängerung zum Nordbahnhof die aus
der 4 entstandene 20. Das GT6N-Zeitalter hatte 1994 bereits begonnen und die sonstige Trassierung
der 20 sollte die folgende Umstellung auf Stadtbahn-Level relativ einfach gestalten
Es erfolgten mit der Reform nachstehende
Neuzuweisungen von Tram-Liniennummern
(siehe Kasten Seite 54).
Im Nachtliniennetz blieben von den ehemals
elf Linien, die insgesamt mit 40 Zügen
(Umläufen) bedient werden mussten, nach
dem 23. Mai 1993 noch die vier Straßenbahn-Nachtlinien
mit 15 erforderlichen
Zügen übrig. Ihre Nummerierung passt einerseits
in die Regionenstruktur des Busliniennetzes
und wurde andererseits durch die
Nachtnetzstruktur bestimmt. Die alte Ostberliner
120er-Nummerreihe für Nacht-
Trams war folgerichtig bereits im vorhergehenden
Schritt aufgegeben worden (siehe
Kasten Seite 57).
Es bleibt hier anzumerken, dass es bei der
Nachtnetzneuordnung vor allem darum ging,
die Ost-/West-Teilnetze besser zu verzahnen,
wozu eine dominante Maßnahme auch die
Bildung eines Nachtknotens (Hauptanschlusspunkt)
am Hackeschen Markt war,
eben mit Übergangsmöglichkeit auf die
Nacht-Tram in die nordöstlichen Stadtteile.
Symptomatisch für Berlin ist auch, dass hier
längst „Nachsteuerungen“ erfolgen mussten,
weil die Nachfragebeziehungen sich nicht
mehr nach Wohnplatz-Arbeitsplatz-Relationen
richteten, sondern sich mit Wandel der
„Szene-Orte“ verändern. So ist heute wohl
die M10 – übrigens als ex 20, ex 4 Teil einer
„uralten“ Ringlinie – wohl die nachfragestärkste
Tram-Nachtlinie in Deutschland, u.a.
62 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Berlin
RECHTS Die Liniennummer 88 wurde gleich dreimal „recycelt“. In ihrer
dritten Vergabeperiode war sie eine Berufsverkehrslinie, die ab 1. Oktober
1984 Ober- mit Niederschöneweide verband und zu jener Zeit die
einzige Tageslinie, die mit Zweiachs-Solo-Tw bedient wurde L. HABRECHT
Neue Nachtnummern ab 1993
Linie wie Tageslinie von nach
N54 4 Hackescher Markt Falkenberg
N55 20/5 Eberswalder Str. Hohenschönhausen,
Zingster Straße
N92 8 Hackescher Markt Ahrensfelde
N93 6 Petersburger Str./ Hellersdorf, Riesaer Straße
Landsberger Allee
weil sie die Szene-Kieze Friedrichshain und
Prenzlauer Berg verbindet.
Für Berlin bedeutete die Neunummerierung
den endgültigen Abschied von der Liniensystematik
bei der Straßenbahn, wie sie
über die drei Epochen, nämlich GBSt, Einheitlicher
Straßenbahnbetrieb/BVG und Teilnetz
Ost/Teilnetz West gewachsen war. Natürlich
wurde manche Liniennummer dabei
auch zum dritten Mal recycelt, wie Liebhaber
von Linienchroniken feststellen konnten.
Die Illustration dieses Beitrages bietet hier
einige Erinnerungen und Kuriositäten.
Bewertung durch BVG
Interessant ist auch, wie die BVG in einem
internen Papier die Absicht der Reform und
das Umfeld, in dem sie geschah, selbst wertet,
zumal hier der (in die öffentliche Debatte
sinnvoller Weise nicht eingebrachte) Begriff
„Stadtbahn“ benutzt wird /2/: „Mit der
Neuordnung des Liniennetzes zum Fahrplanwechsel
1993/1994 wurde die Grundlage
für ein den veränderten Bedingungen
entsprechendes attraktives Verkehrsangebot
gelegt, das auch den geplanten Netzerweiterungen
gerecht wird. Damit verbunden ist
eine veränderte Angebotsphilosophie, die der
bedarfsweisen Stärkung einzelner Linienachsen
den Vorrang vor der Einführung neuer
Linienbeziehungen einräumt.
Zur Neuordnung zählen u. a. die stärkere
Orientierung auf ein Achsennetz, die Schaffung
eines besser gegliederten Verkehrsangebots
sowie eine übersichtliche Linienummernstruktur.
Insbesondere durch den
geplanten Einsatz moderner Niederflurstadtbahnfahrzeuge
und die sukzessive Umstellung
der Trassen auf Stadtbahnbetrieb ergibt
sich ein weiterer Attraktivitätszuwachs,
der von einer durchgehenden Beschleunigung
der Straßenbahn begleitet sein muß ...“
Auswirkungen auf Wagenpark
Die nächste Tabelle zeigt, wie der Zeitpunkt
der Linienneuordnung vor dem Hintergrund
des umfassenden Wandels im Wagenpark
eingeordnet werden muss, der natürlich auch
Vor der Reform 1993 stand die 6 in der Zehnerstelle für den (geografischen) Berliner Osten.
Die 62 war mit 36,6 km Länge die längste Linie der GBSt. Bei der größten Berliner Gesellschaft
wurden die Liniensignale als hinterleuchtete Kopfscheiben mit Steckzahlen geführt L. HABRECHT
auf Fahrzeitgewinne durch Wegfall von
Decklinienbetrieb mit alter und neuer Fahrzeuggeneration
aus war. Altbaufahrzeuge –
gemeint sind in diesem Fall Reko-Zweiachser
und Gotha-Vierachser – verkehrten nach
dem 23. Mai 1993 nur noch auf den Linien
52, 53, 60 und 68. Damit hatten sie nur noch
sehr beschränkt und im vor allem im Innerstadtbereich
Deck linienbetrieb mit Neubaufahrzeuglinien
und waren nicht Verhinderer
von möglichen Fahrzeitkürzungen.
Im Rückblick auf das vor fast 20 Jahren
Artikulierte und in der Zwischenzeit Realisierte
kann nur bestätigt werden, dass mit
der Netzneuformierung 1993 das Zweckmäßige
zum richtigen Zeitpunkt geschah.
Das gilt selbst dann, wenn bedacht wird,
dass die „Haltbarkeit“ in Teilen nur bis zur
Schaffung des Metroliniennetzes 2005 währte
und die „Westausdehnung“ der Tram weit
hinter dem damals formulierten Tempo und
erst recht schon hinter den Wünschen grüner
Kommunalpolitik zurück blieb. Die heute
zu besichtigenden Gleisbauvorleistungen
auf der Oberbaumbrücke und in der Leipziger
Straße und das juristische Hick-Hack
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
63
Titel
Optisch gut gelungen
– Metrolinien
werden
in den aktuellen
Netzplänen
Tram der BVG
hervorgehoben
kommuniziert
SLG. L. HABRECHT
Die Linie 22 passte in Rosenthal mehr ins dörflich geprägte Idyll der eingleisigen
Vorortstrecke als die heutige M1 mit Niederflurwagen neben
Katzenkopfpflaster. Die Gabelung der M1 am Nordende in zwei Äste ist
eine bis dato bei der Berliner Tram nicht praktizierte Lösung B. KUSSMAGK (2)
1993 geplante Entwicklung des Fahrzeugeinsatzes
Typ 1993 1994 1995 1996 1999
TE/TZ 25 9 – – –
BE/BZ 48 18 – – –
TDE 11 11 – – –
BDE 11 11 – – –
KT4D 359 372 358 296 222
T6 92 89 92 90 100
B6 45 45 47 43 52
GT6N – 12 50 74 146
GT8N – – – 24 100
Anm.: TE/TZ und BE/BZ bezeichnen in der Berliner Nomenklatur Ein- und Zweirichtungs-
Reko-Wagen, TDE bzw. BDE die Gotha-Vierachsfahrzeuge; der tatsächliche Einsatz wich in
den angegebenen Jahren davon leicht ab; Quelle Tabelle: 2
um die Hauptbahnhofsanbindung durch die
Invalidenstraße sprechen dazu eine eigene
Sprache.
Metrolinien der Tram
Die letzte größere Anpassung am Liniennummersystem
der Straßenbahn geschah mit
der Einführung der Metrolinien in Berlin in
Umsetzung des Unternehmenskonzepts
„BVG 2005 plus“. Aus solchen Rückgratlinien,
gebildet im Bus- und Trambereich, formiert
sich ein sogenanntes 24/20-Stunden-
Netz als gut vermarktbare, stabile Offerte
an die Kunden mit hoher Verlässlichkeit.
Eingebracht wurden von der Tram – vereinfacht
übertragen – die Radiallinien 52/53 (M
1), 1 (M2), 3/4 (M4), 5 (M5), 6 (M6), 8 (M8)
und die Tangentiallinien 20 (M10), 23
(M13) und 26 (M17).
Anlagenseitig sind die von diesen Linien befahrenen
Strecken zum großen Teil bereits in
„Stadtbahnmanier“ ausgeführt, wenn auch
zum Teil noch mit modernisierten Tatra-Fahrzeugen
bedient und also fernab von durchgängigem
Behindertengerechtsein. (Mit der
weiteren Anschaffung von Flexity-Fahrzeugen
dürfte dieser Mangel behoben werden.)
Kennzeichnung und Herausstellung der
Metrolinien erfolgte nach einem produktbezogenen
corporate identity-Konzept über
beide Verkehrsmittel, Tram und Bus, vom M
vor der Liniennummer über die entsprechende
Haltestellenkennzeichnung bis zu
64 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Berlin
Im Oktober 2012 ist die Tramverbindung Köpenick – Adlershof 100 Jahre alt geworden. Seit 1922 wird sie von der 84 Altglienicke – Friedrichshagen,
Wasserwerk befahren (zuvor 184). Damit ist sie die Berliner Linie mit der zeitlängsten unveränderten Linienführung. 1992 verließ ein Reko-
Zweierzug die Ausweiche Adlershof Benzolwerk. Wegen der Kuppelendstellen der 84 beschaffte die BVG 1969 übrigens Zweirichtungs-Rekos
Die 90er-Reihe war in Berlin bereits unbelegt,
als sie 1991 Potsdam zugeordnet wurde. In
(Ost-)Berlin war die 92 die Linie, mit der die
Tram aus den Ortsteilen Baumschulenweg und
Oberspree verschwand, hier ein Wagen im Betriebshof
Treptow
L. HABRECHT
den Netzplänen mit der Signalfarbe orange.
Dabei wurden zur guten Marktdurchdringung
konsequent auch die Verkehrsmittelkennungen
und Logos Tram rot und Bus
violett ersetzt.
Die für die sonstigen Fahrgastinformationsprodukte
gefundenen Lösungen sind sehr
gut einprägsam. Die Metrolinien verstehen
sich als eine Ergänzung des Schnellbahnnetzes
und bieten in einer langen Kernzeit (Mo.
bis Fr. von 6 bis 22 Uhr) mindestens einen
10-Minuten-Takt.
MetroTrams (somit durchaus Angebote
mit Stadtbahncharakter) stellten im Fahrplan
2010/11 z. B. 126 der insgesamt durchschnittlich
240 werktäglichen eingesetzten
Wagenumläufe der Berliner Straßenbahn.
Von ihrer verkehrlichen Funktionalität
dürfen MetroTram-Linien wie die M2, M4
und M5 heute als nahezu vollwertiger Ersatz
für die in ihren Relationen fehlende Schnellbahn
der zweiten Ebene angesehen werden
mit den angenehmen „Beigaben“ der ebenerdigen
Zugangspunkte und der gleichzeitigen
Übernahme der Feinverteilung im Bediengebiet.
Vor diesem Hintergrund muss
auch die in vielen Planungen mitgeschleppte
U-Bahn-Anbindung von Weißensee mittlerweile
als wirklichkeitsfremd bezeichnet
werden.
Liniennummernsystem im Rückblick
Das im heutigen VBB-Verkehrsraum gewählte
System ist durchaus zukunftsorientiert
und der Entscheid, bei maximal einer
Dreistelligkeit zu bleiben, war grundsätzlich
richtig, selbst wenn es damit nicht beliebig
erweiterungsfähig ist. So nahm, als die Linien
des früheren Zweckverbands öffentlicher
Verkehr Lausitz-Spreewald (ZÖLS) in
den VBB-Verkehrsraum zu integrieren waren,
die Doppelbelegung von Liniennummern
zu. Das erwies sich aber nicht als am
Fahrgastmarkt relevantes Thema und ge-
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
65
Titel
Zwei TDE der Nachtlinie 124 warten im Oberschöneweider Betriebshof Nalepastraße in der Gleisharfe vor der westlichen Halle auf ihren Einsatz.
Die Linie von Alt-Schmöckwitz nach Rahnsdorf war mit 23,2 km die längste der Berliner Tram-Nachtlinien
B. KUSSMAGK
schah weitestgehend konfliktfrei. Auch waren
hier die Beteiligten im Namen der reibungslosen
Einbindung Südbrandenburgs
zu bislang nicht gewollten Kompromissen
bereit und akzeptierten so z. B. zweistellige
Busliniennummer im Regionalverkehr der
Betriebe Cottbusverkehr und Neißeverkehr,
deren Ziffernfolgen auch als Tramliniennummern
in Berlin existieren.
Das Liniennummernsystem, in das die
Trambetriebe eingebunden sind, erfüllt auch
heute den ihm zugedachten Zweck indem es
die ÖPNV-Nutzung erleichtert, und zwar in
der komplizierten Liniengemengelage Ber-
lins ebenso gut wie in der Brandenburger Fläche,
beim Bürgerbus der Kleinstädte oder im
Bahn-Regionalverkehr.
Fazit
Das Berlin-Brandenburger Vorgehen darf –
über 20 Jahre zurückgeblickt – als durchaus
bewährt und flexibel genug für alle notwendigen
Anpassungen bewertet werden.
Bleibt festzustellen, dass Berlin und Brandenburg
nicht zuletzt durch Unterstützung
des beide Länder umfassenden Verkehrsverbunds
auch im bundesdeutschen Maßstab
liniennummersystematisch vorbildhaft
agiert hat und agiert, sind doch im Bus-Regionalverkehr
anderer Bundesländern z. T.
noch immer vierstellige „Uralt“-Nummernsysteme
der alten Zeit von Bahnbus- und gar
Postbus Normalität.
Wie gut, dass sich kein Berliner oder Brandenburger
die Linie „siebentausendvierhundertundfünfunddreißig“
merken muss!
LUTZ HABRECHT
Literatur
Der HTw 5256 vor der später abgebrannten Wagenhalle Schmöckwitz soll daran erinnern, dass es
nicht nur im Bus-Ausflugsverkehr der BVG das Dreieck als Liniensignal gab. Vielmehr waren auch
nach 1945 Tram-Ausflugslinien und teils Messelinien der BVG (West) so gekennzeichnet L. HABRECHT
1 BVGplus, diverse Ausgaben
2 Positionspapier BVG BAP 1, Teil Grundsätze
3 BVG-Fahrplanhefte, div. Ausgaben
4 Straßenbahn-Archiv, Band 5, Transpress,
Berlin 1987
66 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
I n Bratislava fährt die Tram mitten
durch das Stadtzentrum und passiert
dabei auch das Slowakische
Nationaltheater, aufgenommen im
März 2007. Auch heute noch fährt
hier kein einziger Wagen mit Niederfluranteil
I Wolfgang Kaiser
Außergewöhnliche Begegnung bei
der Hannoverschen üstra: Am 14. Mai
2011 brachte der Fotograf zwei
6000er-Triebwagen und das Binnenschiff
»Tom Burmeste«“ an der
Limmer Schleuse zeitgleich ins Bild
Erik Wendorff
Vorsicht, Seitenwind! Der Basler Tw 459 überquert auf der Linie 15 die Mittlere Brücke
über den Rhein bei stürmischem Wetter I Herbert Schaudt
27.10. Ende der Sommerzeit
1.4. Ostermontag
Wien ist immer noch eine Hochburg
der klassischen Düwags, die von
österreichischen Firmen in Lizenz
gebaut wurden. Hier ist der Wagen
4829 am 14. April 2008 in der
Währinger Straße stadteinwärts
unterwegs
Wolfgang Kaiser
Wegen Problemen mit den neuen Niederflurbahnen musste der Sechsachser-Einsatz in Graz im Jahr 2010 verlängert werden. Hier befährt
der Wagen 263 die Erzherzog-Johann-Brücke über die Mur, aufgenommen am 8. April 2010 I Wolfgang Kaiser
21.6. Sommeranfang
20.11. Buß- und Bettag | 24.11. Totensonntag
Seit mehr als 80 Jahren sind die
Vierachser des Typs »Ventotto« auf
dem Mailänder Straßenbahnnetz
unterwegs. Die orange Farbgebung
ist jedoch ein Auslaufmodell. Sie
weicht langsam einer gelb-beigen
Lackierung I Wolfgang Kaiser
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Straßenbahn 2013
Bitte einsteigen: Stimmungsvolle Motive
aus der ganzen Welt der Straßenbahnen
begleiten Sie durchs Tram-Jahr 2013. Von
altgedienten Klassikern wie dem Düwag-
Triebwagen bis hin zu den topmodernen
Trams bietet dieser Kalender spannende
Szenen aus dem Straßenbahn-Alltag.
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ISBN 978-3-86245-781-6
Januar
Mo 7
Di 8
Mi 9
Do 10
Fr 11
Sa 12
So 13
Mo 14
Di 15
Mi 16
Do 17
Fr 18
Sa 19
So 20
12013
April
Mo 1
Di 2
Mi 3
Do 4
Fr 5
Sa 6
So 7
Mo 8
Di 9
Mi 10
Do 11
Fr 12
Sa 13
So 14
42013
Juni
Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 62013
Juli /
August
Mo 22
Di 23
Mi 24
Do 25
Fr 26
Sa 27
So 28
Mo 29
Di 30
Mi 31
Do 1
Fr 2
Sa 3
So 4
82013
November
Mo 11
Di 12
Mi 13
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Fr 15
Sa 16
So 17
Mo 18
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Mi 20
Do 21
Fr 22
Sa 23 11
So 24 2013
Oktober
Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So
14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 10
2013
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Geschichte
Elektrisch zum Rheinfall
Der Tram- und Trolleybusbetrieb in Schaffhausen Ab 1901 verkehrten 65 Jahre lang Straßen
bahnen in Schaffhausen. Seit 1966 sichern Trolleybusse den Personennahverkehr in der Region
am Rheinfall ab. Im Güterverkehr blieben die Tram-Gleise hingegen bis 1993 in Nutzung
Der Tourismus, die Ansiedlung von
Industriebetrieben und die wachsende
Wohnbevölkerung ließen
Ende des 19. Jahrhunderts zwischen
Schaffhausen und Neuhausen am
Rheinfall ein erhöhtes lokales Verkehrsbedürfnis
entstehen. Verschiedene Initiativen
führten dann schlussendlich zum Bau einer
ursprünglich eingleisigen 2,670 km langen
elektrischen Straßenbahn mit 1.000 mm
Spurweite von Schaffhausen Bahnhof in das
oberhalb des Rheinfalls gelegene Dorfzentrum
von Neuhausen, die am 11. Mai 1901
offiziell eröffnet wurde. An den Endstationen
endete die Strecke jeweils in einem
Stumpfgleis ohne Umsetzgleis, was bei Beiwagenbetrieb
einen in Sichtweite nach -
folgenden Solowagen erforderte, der dann
auf der Rückfahrt die Beiwagen übernahm.
Der vorher führende Triebwagen fuhr nun
als Solowagen dem Wagenzug hinterher, um
am anderen Ende wiederum die Beiwagen
zu übernehmen. Das war so Praxis bis zur
Einstellung.
Die Erstausstattung bestand aus neun
zweiachsigen Motorwagen und 29 Festangestellten
mit denen ein 10-Minuten-Takt
durchgeführt wurde. Hersteller der Fahrzeuge
waren die Maschinenfabrik Oerlikon
(MFO) und die SIG Neuhausen.
Als zweiter elektrischer Straßenbahnbetrieb
kam 1905 die ebenfalls meterspurige
und vom Kanton Schaffhausen erbaute
68 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Schweiz: Schaffhausen
OBEN Endhaltestelle Neuhausen Rheinfall im Mai 1964: Tw 1 (Bj. 1901) war bis zur Einstellung 1966 ununterbrochen in
Betrieb. Dem Vater des Berichtsurhebers sei es verziehen, dass er für diese Aufnahme seines Sohnes die Wagenfront nicht
vollständig abgelichtet hat
H. MÜLLER, SLG. U. MÜLLER
LINKS Im August 1956 begegnen sich auf dem Bahnhofsvorplatz in Schaffhausen der 1901 gebaute Tw 8 der Städtischen
Straßenbahn als Linie 2 und der 1905 gebaute Tw 1 „Straßenbahn Schaffhausen – Schleitheim – Oberwiesen“ (StSS). Im
Hintergrund der badische Teil des Empfangsgebäudes
STADTPOLIZEI SCHAFFHAUSEN, SLG. STADTARCHIV SCHAFFHAUSEN
„Straßenbahn Schaffhausen – Schleitheim –
Oberwiesen“ (StSS) mit 19,6 km Länge hinzu.
Beide Bahnen benutzten ab Schaffhausen
Bahnhof bis zur Haltestelle „Scheidegg“
(bei Neuhausen) die Gleise gemeinsam. Außerorts
befanden sich die Gleise in Seitenrandlage,
innerorts mitten auf den Straßen.
Die Fahrleitung war an Holzmasten montiert.
Neben dem Berufsverkehr hatte die
Bahn ein hohes Aufkommen im Post- und
Stückgutverkehr. Auch nach Einstellung der
StSS zum 1. Oktober 1964 änderte sich das
nicht. Nur das jetzt die Autobusse („Gummitrams“)
einen Lkw-Kastenanhänger für
das Post- und Stückgut mit sich führten.
Straßenbahnbetrieb
und Güterverkehr
Im April 1911 erfolgte die Verlängerung der
Straßenbahn vom Depot – heute steht dort
das Feuerwehr-Zentrum – am SSB-Güterbahnhof
vorbei in zwei steilen S-Bögen in
das Industriegebiet auf dem Ebnat und zum
Abkürzungen
NAW
Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon &
Wetzikon bis 2008
Berna Nutzfahrzeugbau Olten bis 1978
SML Schweizerische Maschinen- und Lokomotivfabrik
Winterthur
VBSH Verkehrsbetriebe Schaffhausen
Fuße des Waldfriedhofes. Zur Bedienung der
rund zwölf Industrie- und Gewerbebetriebe
dienten 800 m Anschlussgleis. Die Zustellung
des Stückgutes übernahm ein vierachsiger
Gepäcktriebwagen, die Zustellung der
Normalspurwagen auf Rollschemeln („Rollwagen“)
erfolgte bis zum Bau eines normalspurigen
Anschlussgleises im März 1970
mit zwei vierachsigen Elektrolokomotiven.
Die guten Erfahrungen mit dem kombinierten
Straßenbahn- und Güterverkehr, der
in Meißen an der Elbe (SM 2/2008) bis Anfang
1968 in ähnlicher Weise durchgeführt
wurde, bewog die Georg Fischer AG (+GF+)
und den Stadtrat zum Bau einer weiteren
kombinierten Straßenbahnstrecke in das
Mühlental, die die Liniennummer 2 erhielt.
Ab Juni 1913 bediente die Straßenbahn diese
Strecke im Einmannbetrieb, während die
+GF+ mit zwei- und vierachsigen E-Loks
den Güterverkehr besorgte.1916 beförderten
beide Güterstraßenbahnbetriebe
11.065 t Stückgut und 17.454 t an Wagenladungen,
1926 waren es 15.400 t Stückgut
und 56.000t Wagenladungen.
Der Personenverkehr auf der Mühlentallinie
fand 1957 sein Ende. Die Verlagerung
der Produktion aus dem engen Mühlental
heraus verringerte das Güteraufkommen so
stark, dass ab 1980 der elektrische Betrieb
aufgegeben und eine zweiachsige Diesellok
die wenigen Waggontransporte übernahm.
Im Juli 1993 kam der Gütertransport infolge
Werksschließung ganz zum Erliegen. Bereits
1928 musste die Zweiglinie zur „Brei-
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
69
Geschichte
Ein Triebwagen aus der letzten Lieferung von 1921 im Juni 1965 auf dem Bahnhofsvorplatz von
Schaffhausen U. MÜLLER (2)
Die Güterelloks 75 und 76 der Georg Fischer AG (+GF+) rangieren im Februar 1973 im Mühlental.
Beide Lokomotiven hatte die SLM Winterthur 1913 geliefert
te“ zu Gunsten des Autobusses und der
wachsenden Motorisierung ihren Betrieb
aufgeben. Die als „echte“ Straßenbahn eben
mitten auf der Straße verkehrenden Tramzüge
bereiteten den Kraftfahrern zunehmend
Probleme, weil diese beim Fahrgastwechsel
zum Anhalten gezwungen wurden. An engen
Stellen war ein Überholen des langsamen
Trams nicht möglich.
Die Längssitzer-Tramwagen von 1901, die
letzte Lieferung stammte von 1921, entsprachen
schon in den 1930er-Jahren nicht
mehr den von den Fahrgästen geforderten
Komfort. Seit dem kursierte immer wieder
die Frage nach einer Umstellung auf Trolleyoder
Autobus. Für die Direktion der Straßenbahn
kam wegen der Gummireifen- und
Kraftstoffbeschaffungs-Unsicherheit damals
eine Umstellung auf Autobus absolut nicht
in Frage, auf Trolleybus aufgrund des damals
herrschenden Kupfermangels ebenfalls
nicht.
Modernisierung verhindert
1947 hatte die SIG Neuhausen einen von
drei neu entwickelten und für die Tramway
Neuchatel (TN) bestimmten kurzen, vierachsigen
Motorwagen Nr. 82 (siehe SM
2/2011) zu Vorführungszwecken auf dem fabriknahen
Netz der Schaffhauser Straßenbahn
eingesetzt. In der Folgezeit beschäftigten
sich die verantwortlichen Gremien
mehrfach mit der Erneuerung des Straßenbahnwagenparks,
der dann aber jedes Mal
von der Stimmbürgerschaft, zuletzt im März
1957, abgelehnt wurde. Dies war wohl auch
der Grund, den Personenverkehr auf der
Mühlentallinie im April 1957 auf Autobus
umzustellen um den überalterten Wagenpark
Die Bedeutung des Trolleybusses in der Schweiz
Seit Inbetriebnahme der ersten modernen Linie im
Jahre 1932 in Lausanne hat sich der Trolleybus
als umweltfreundliches Nahverkehrsmittel durchgesetzt.
Von den seit dieser Zeit als Straßenbahnersatz-
oder Ergänzung eröffneten 15 städtischen
Trolleybusbetrieben wurden nur zwei, in Lugano
2001 und 2008 in Basel, komplett stillgelegt. Für
deutsche Verhältnisse (noch?) unvorstellbar ist die
Tatsache, dass der Trolleybus in Kleinstädten unter
50.000 Einwohnern, wie in Freiburg oder Neuenburg,
wie auch in Schaffhausen, die Hauptlast
des öffentlichen Verkehrs trägt.
Die Betriebslänge der Straßenbahnen betrug
2010 rund 300 km, die der Trolleybusse rund 320
km, wobei trotz Betriebseinstellungen beim Trolleybus
die Streckenlänge seit 1995 relativ konstant
geblieben ist. Die Straßenbahnstrecken nahmen
von 1995 mit 185 km um 115 km auf 300 km in
2010 zu. Der enorme Zuwachs ist nicht nur durch
Neubauten begründet, sondern auch damit, dass
vorher als Eisenbahnen konzessionierte Unternehmungen
wie die Bern-Worb-Bahn (SM 9/2012)
nun als Straßenbahnen betrieben werden.
Ausblick
Sollen die Absichtserklärungen des Kyoto-Protokolls
nach Senkung der Treibhausgase und die Minderung
der Schadstoffe ernst genommen werden, dann wäre
es höchste Zeit, die in Deutschland propagierte
„Elektromobilität“ sich nicht auf den MIV beschränken
zu lassen, sondern auch endlich auf den
ÖV auszudehnen. Wie das Beispiel Schaffhausen
zeigt, macht es ökologisch wie wirtschaftlich Sinn
gerade in straßenbahnlosen Mittelstädten stark
belasteten Dieselbuslinien durch fahrleitungs -
gespeiste Elektrobusse zu ersetzen. Dazu darf der
Treibhausgas-Emissionshandel nicht nur u. a. die
Elektrokraftwerke als Versorger für elektrisch angetriebene
Verkehrsmittel betreffen, sondern muss
auch auf den Straßen-Transportsektor ausgeweitet
werden, der z. B. im Jahr 2007 immerhin 24 % der
Treibhausgasemissionen verursacht hat.
Die „Aufklärungsarbeit“ gewisser Verbände hat
den Eindruck erwecken lassen, dass es bei der Verwendung
der elektrischen Traktion besonders auf die
Art der Stromerzeugung ankomme. Das legt dann
den Schluss nahe, dass ein Straßenbahn- oder Obusbetrieb,
der „schmutzigen Strom“ aus einem ineffizienten
Braunkohlekraftwerk oder gar AKW bezieht
(beziehen muss) und obendrein den Emissionshandel
finanzieren muss, wesentlich umweltunfreundlicher
einzustufen sei als ein Diesel- oder Gasbus, die
vom Emissionshandel befreit sind. Dabei wird gerne
vergessen, dass bei Transport und Produktion von
Treibstoffen aus Erdöl Treibhausgase produziert werden.
Die Schadstoffausstoßzahlen der Bushersteller
wären gerechter Weise mit dem Faktor 1,4 zu beaufschlagen,
um echte Emissionswerte zu erhalten.
Selbst Saudi-Arabien als das Erdölförderland Nr. 1
hat es bis Ende 2011 fertig gebracht, mit klimatisierten
Trolleybussen auf einer 11 km langen Strecke
im 3-Minuten-Takt den Medizin-Campus der Universität
Riad zu befahren.
U. MÜLLER
70 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Schweiz: Schaffhausen
zu schonen. Der damals 1947 in Schaffhausen
vorgeführte Wagen befindet sich seit
2002 als Ausstellungsstück auf dem Gelände
der Modellbahnwelt in Wiehe (Sachsen-
Anhalt).
Auch die kantonale Straßenbahn nach
Schleitheim (StSS) wurde als unzeitgemäß
eingestuft. Die Eigentümerin selbst hatte
wenig in den Erhalt der Bahn investiert, über
eine Probefahrt mit dem vierachsigen Beiwagen
Nr.765 der Züricher Verkehrsbetriebe
im Oktober 1953 kamen die Moder nisierungsbestrebungen
nicht hinaus. Trotzdem
hatte die StSS auch ihre Befürworter, denn
in einem Volksentscheid 1961 über deren
Weiterbestand gab es 7.861 (57 %) Stimmen
für die Umstellung auf Autobusbetrieb bei
5.946 (43 %) Stimmen dagegen. Am 1. Oktober
1964 wurde dann die nördlichste Tram
der Schweiz durch einen Autobusbetrieb ersetzt.
Die Umstellung auf den Trolleybus
In Schaffhausen war die Stimmung gegen das
Tram wesentlich gereizter und die „Ersetzung
durch den Trolleybus raschest möglich“
gefordert. In einer Volksabstimmung im September
1964 entschieden sich die Stimmbürger
mit 5.454 Stimmen (89,5 %) zu einer
Gewährung eines Kredites in Höhe von
4,0 Mio. SF für die Einrichtung eines Ersatzbetriebes
mit Trolleybussen. Nur 460
Bürger stimmten dagegen, also für den Erhalt
der Straßenbahn. Eine etwas unver-
Tw 82, bestimmt für die Straßenbahn in Neuchatel, wird im März 1947 in Schaffhausen für Vorführungsfahrten genutzt. Der Wagen steht seit
2002 im Freigelände der „ModellbahnWelt“ in Wiehe (Sachsen-Anhalt) SIG NEUHAUSEN, SLG. STADTARCHIV SCHAFFHAUSEN
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
71
Geschichte
Gelenk-Trolleybus Nr. 106 im Mai 1993 auf dem Bahnhofsvorplatz von Schaffhausen. Er wurde 1975 für den Einsatz auf der Verstärkerlinie 9 angeschafft,
hier ist er aber als Linie 1 vor dem Bahnhof SBB/DB zu sehen. 1999 wechselte er nach Luzern
U. MÜLLER
ständliche Entscheidung, entsprach doch die
Linienführung des Trolleybusses genau die
der Straßenbahn. Spätere Erweiterungen hätten
auch auf Schienen erfolgen können. Aber
egal, ob in Frankreich, West-Deutschland
oder dem übrigen westeuropäischen Staaten,
die Straßenbahn wurde als veraltetes Verkehrshindernis
zum ungeliebten Kind. Wie
die Stimmung damals gegen die Tram eingestellt
war, geben am Besten die markigen
Worte des damaligen Stadtpräsidenten Bringolf
wieder: „Das Feld ist geräumt, der Platz
frei für das Neue, das Zeitgemässe“; der 24.
September 1966 sei ein Freudentag.
So oder so ähnlich dachte man auch in
Deutschland über den schienengebundenen
Nahverkehr, nicht bedenkend, dass veraltete
Straßenbahnwagen aus dem Jahr 1901
nicht mit Omnibussen neuester Bauart verglichen
werden können. Aber immerhin
blieb die Bevölkerung in Schaffhausen der
elektrischen Antriebsenergie treu, zu einem
Zeitpunkt, da in Deutschland begonnen
wurde, die nach Kriegszerstörungen der Straßenbahnen
eingerichteten O-Bus-Netze wieder
zu demontieren. Deren größte Ausdehnung
in den beiden Teilen Deutschlands
betrug einstmals knapp 1.000 km, von denen
heute nur noch rund 75 km übrig geblieben
sind.
Am 23. September 1966 ging dann der
Trambetrieb fast nahtlos in den Trolleybusbetrieb
über (siehe SM 5/2007). Monate vorher
wurde die neue Trolleybus-Fahrleitung
über der Straßenbahnfahrleitung montiert.
Nicht mehr benötigte Wagen wurden mit
Eintreffen der neuen Trolleys, die jetzt im
Tramdepot untergebracht wurden, auf einem
Abstellgleis auf dem Ebnat hinterstellt
und die letzten Tramkurse des Nachmittages
fuhren statt ins gewohnte Depot direkt
auf den Schrottplatz. Nachts wurde die
Tramfahrleitung demontiert und mit Betriebsbeginn
am folgenden Sonntag, dem 24.
September, gingen die ersten Trolleybusse,
ebenso wie tags zuvor noch die Straßenbahnen,
als Linie 1 auf Kurs. Außer dem Beiwagen
C 55 der im Trammuseum Zürich als
C 455 erhalten ist, erinnert nur noch die
massive Wartehalle auf dem Ebnat und einige
Gleisreste in den ehemaligen +GF+-
Werkhöfen an die Straßenbahn.
Trolleybus versus Diesel-,
Gas- oder Hybridbus?
Die strengeren Abgasnormen in Verbindung
mit entschwefeltem Dieselöl, CRT-Abgassysteme
(das dafür überproportional Stickstoffdioxyd
produziert), Gas-EEV-Diesel-
Hybrid- oder Brennstoffzellenbusse führten
zur Überlegung, zukünftig auf den Trolleybus
zu verzichten, wie eine von den VBSH
2007 in Auftrag gegebene Studie empfahl.
Das kam allerdings in Schaffhausen nicht
gut an, wohl aber in der Nachbargemeinde
Neuhausen. Hier musste nahe des Badischen
Bahnhofes wegen des Baues einer Eisenbahnüberführung
die Fahrleitung zu den
„Herbstäckern“ temporär demontiert werden.
Durch Verzicht einer Wiedermontage
der Fahrleitung sollte auf kaltem Wege der
Trolleybus abgeschafft werden, obwohl ein
Hauptargument für den Bau der Überführung
war, zukünftige Fahrplanstabilität zu
haben und den sich bei Elektrifizierung der
Badischen Bahn ergebenden Konflikt zwischen
Bahn- und Trolleybusfahrleitung so
umgehen zu können. Ganze 450.000 SFr
hätten bei dem 25 Mio. Projekt eingespart
werden können. Vergessen wurde dabei, dass
dieser „Einsparung“ Rückbaukosten der
vollkommen intakten Fahrleitungsanlage von
etwa 5 bis 6 Mio. SFr gegenüber gestanden
wären.
In der Öffentlichkeit löste die Stilllegungsdebatte
einen Sturm der Entrüstung
aus. Ein überparteiliches Komitee „Pro Trolleybus“
sammelte 3.000 Unterschriften und
bereitete somit den Weg für die Beschaffung
von sieben neuen Trolleybussen im Jahr
2011. Die Sanierung der Fahrleitungen und
elektrischen Anlagen im Bestandsnetz wurde
2012 umgesetzt. Ausschlaggebend für die
Genehmigung eines Investitionspaketes in
Höhe von 10,5 Mio. SFr waren für den
Stadtrat die ökologischen Vorteile des Elektroantriebes
gegenüber dem Verbrennungsmotor.
Allein durch den elektrischen Betrieb
auf der Linie 1 können jährlich rund 300.000
72 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Schweiz: Schaffhausen
Hinter der Etzwiler Unterführung biegt der Trolleybus 111 II im März
2011 in Schaffhausen in die Bahnhofstraße ein P. KRAMMER
Der Gelenktrolleybus 103 III am 25. September 2011 im Töbeliweg
(Herbstäcker). Mit Dieselbussen wäre dieser Abschnitt im 10-Minuten-Takt
unmöglich zu befahren U. MÜLLER (2)
Trolleybus 107 III in der Endstelle Herbstäcker. Die 18,61 m langen Wagen
sind auf der zweiten und dritten Achse angetrieben, fahrleitungslose
Abschnitte meistern sie mit einem 50-kw-Deutz-Diesel-Aggregat
Liter Dieselöl eingespart werden, was rund
2.000 t CO 2
entspricht. Obendrein wird der
Fahrstrom zu 97,5 % direkt aus einem an
der Strecke liegenden Wasserkraftwerk bezogen.
Den Rest liefern Solarstrom-Biomasse-
und Windkraftanlagen.
Bei etwa gleicher Beförderungsleistung
und trotz eines doppelt so hohen Wirkungsgrades
beim Elektromotor gegen über
beim Verbrennungsmotor liegen die Stromkosten
bezogen auf die Beförderungsleistung
der Linie 1 um rund 30.000 SFr pro Jahr höher
als der Diesel für die Linie 3. Es liegt auf
der Hand, dass willkürliche Energie-Preisund
Subventionspolitik die elektrische Traktion
auch in der Schweiz bewusst verteuern.
Auch bei den Betriebskosten schneidet der
Trolleybus gegenüber dem Dieselbus ebenfalls
nur marginal mit 1,8 Rappen pro Fahrgast
teurer ab, einschließlich Kosten für
Fahrleitung und Stromversorgung.
Sobald Ersatzbeschaffungen für Dieselbusse
erforderlich sind, soll eine Netzerweiterung
in Betracht gezogen werden. Wenn
diese Absichten in konkreter Umsetzung enden,
würden von dem 50,1 km langen Busnetz
15,6 km oder 31,2 % elektrisch betrieben
werden. Bei einem Aufkommen der
Linien 1 und 3 von 6,34 Mio. der jährlichen
13,5 Mio. Fahrgäste entspräche das einer Beförderungsleistung
von zukünftig 47 % mit
elektrischer Traktion. Tagtäglich benutzen
im Durchschnitt rund 8.800 Passagiere die
Linie 1, weitere 8.575 die Linie 3. Nach Ansicht
von Verkehrsexperten wäre eine mit
8.000 Fährgästen täglich belastete Buslinie
sogar straßenbahnwürdig.
Die neuen Trolleybusse
Die Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH)
haben bis Mitte September 2011 ihre Trolleybusflotte
in nun dritter Generation erneuert.
Nach 20 Betriebsjahren folgte die Ablösung
der NAW/Hess/ABB-Gelenktrolleybusse
durch sieben Hess/Kiepe-„SwissTrolleys 3“,
während die Berna/SWS-Trolleys der erste
Generation 25 Einsatzjahre schafften.
Neun weitere Schweizer Städte haben sich
2010/11 zur Beschaffung der „SwissTrolley
3“ mit insgesamt 160 Fahrzeugen entschieden,
auch in Solingen verkehren 15 Exemplare
dieses Typs. Die vollklimatisierte dritte
Trolleybus-Generation ist für eine
problemfreie Einsatzdauer von 25 Jahren
ausgelegt, die wirtschaftliche Einsatzdauer
der Dieselbusse liegt bei 15 Jahren. Niederflur-Portalachsen
erlauben zu 100 % Niederflurigkeit.
Zwei auf die zweite und dritte
Achse wirkenden Drehstrom-Asynchronmotoren
von je 160 kW Leistung erlauben
Steigungen bis15 % und in der Ebene eine
V/max von 65 km/h. Das Fassungsvermögen
liegt bei 132 Passagieren. Mit dem Kiepe-Stromabnehmer-System
ist ein seitliches
Ausweichen von bis zu vier Metern möglich.
Von der Erstlieferung ist in Schaffhausen
kein Trolleybus geblieben, auch kein Straßenbahnwagen.
Aktuell sollen mit über 45
Betriebsjahren die Wagen 102 und 203 noch
in Valparaiso (Chile) im täglichen Einsatz
stehen. Wagen 202 befindet sich im Besitz
des Trolleybus-Vereins Schweiz (TVS).
Quellen
ULLRICH MÜLLER
Stadtarchiv Schaffhausen, mit freundlicher
Genehmigung zur Bildveröffentlichung
Maschinenfabrik Oerlikon, Firmenreferenzen
‘ca. 1927
Zimmermann/Gerbig: „Die Schaffhauser
Straßenbahnen“, Schaffhausen 1976
Geschäftsberichte VBSH 2000 bis 2010
„Bus Zytig“, Ausgabe August 2011, Kunden -
zeitung VBSH
LITRA, Informationsdienst für den ÖV, 75 Jahre
Trolleybus in der Schweiz
Schweizerisches Bundesamt für Statistik
VST(tt)-Revue, Organ der Schweizerischen Transportunternehmungen,
Nr. 9/1991 + Nr.3/1987
„Pro Trolleybus“ – Komitee zur Erhaltung des
Trolleybus, div. Internet-Ausgaben Auskunft der
BVSH über die Energiekosten, Mail vom 22. September
2011
VISEON-Internetauftritt Trolleybusse für Riad,
2011
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
73
■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten
Das H0-Tor hat zwar nur wenig Ähnlichkeit mit dem
Günterstaler Tor des Vorbilds, Jürgen Jaeschke
ging es aber beim Bau dieses Straßenbahnmoduls
vorwiegend darum, die interessante Situation
im Freiburger Ortsteil als Modell festzuhalten
Mit der Bahn
durchs Klostertor
Wohlstand dank Tram ■ Jürgen Jaeschke hat die Mitte von Günterstal nachempfunden.
Schon lange bringt die Straßenbahn viele Ausflügler mit ihrem Geld in den hübschen Ort
Es gibt einige markante Straßenbahnmotive
im Original,
die mich schon immer beeindruckt
haben und meiner
Meinung nach zum Nachbau im Modell
einladen. Vor einiger Zeit habe
ich mich entschlossen, eines dieser
Motive in Angriff zu nehmen. Der
letzte Auslöser hierzu war die Vorstellung
des Luna-Straßenbahngleises
vor einigen Jahren. Ich wollte
dieses Gleissystem einfach mal ausprobieren.
So begann ich die Endstation
der Freiburger Straßenbahn
in Günterstal im Maßstab 1:87 als
Modell nachzubauen.
Zuerst ein paar Worte über Günterstal.
Dies ist der südlichste Freiburger
Stadtteil, er hat rund 1.600
Einwohner. Zwischen Günterstal
und Freiburg befindet sich ein etwa
zwei Kilometer breiter unbebauter
Grünstreifen. Der dörflich wirkende
Ortsteil liegt landschaftlich reizvoll
inmitten eines Schwarzwaldtales.
Dort ist auch der 1.284 Meter hohe
Berg Schauinsland, der mit einer
Kabinenseilbahn erschlossen wird.
Diese Bahn gehört mittlerweile zur
Freiburger Straßenbahn. Günterstal
entstand um ein Zisterzienserinnenkloster
herum, dessen Anlagen auch
74 strassenbahn magazin 1|2013
Anlagenba
Neben der Tordurchfahrt
soll das Arkadenhaus am anderen
Ende des Platzes den
Eindruck der Günterstaler
Ortsmitte wiedergeben. Das
prägende Vorbild hat allerdings
ein Stockwerk weniger
Jaeschke verwendete einen H0-Bausatz von Faller für sein Torhaus.
Beim Vorbild ist die Durchfahrt mittig und das Gebäude ohne Fachwerk
Beim Vorbild haben die Häuser Vorgärten und Parkplätze, Hobbyfreund
Jaeschke hat sich für eine Belebung mit einem Wochenmarkt entschieden
heute noch ortsprägend sind. Einige
Jahre nach der Auflösung des Klosters
erfolgte im Jahre 1890 die Eingemeindung
nach Freiburg.
Die Straßenbahn erreichte 1901 von
Freiburg her Günterstal. Mit dieser
Verbindung kam der Wohlstand auch
in dieses Tal. Die Freiburger entdeckten
den Schauinsland und Günterstal
als leicht erreichbares Ausflugsziel.
Die Strecke wurde ursprünglich eingleisig
im Straßenplanum der Schauinslandstraße
erbaut, später zweigleisig
erweitert und auf eigenem
Bahnkörper verlegt. Am Günterstaler
Ortsrand wird die Strecke eingleisig,
um sogleich das Torhaus des Klosters
zu durchfahren. Neben dem Martinstor
und dem Schwabentor ist dies
die dritte Tordurchfahrt im Netz der
Freiburger Straßenbahn. Zusätzlich
führt durch dieses enge Tor auch
die Schauinslandstraße hindurch. Es
passt jeweils nur eine Straßenbahn
oder ein Auto durchs Tor. Beim sonntäglichen
Ausflugsverkehr kommt es
regelmäßig zu entsprechenden Verkehrsproblemen.
Seit einigen Jahren
gibt es aber eine Ampelbevorrechtigung
für die Straßenbahn. Viele Jahre
befand sich direkt hinter dem Tor auf
dem Klosterplatz die Endstation. Es
gab dort ein Ausweichgleis zum Umsetzen
von Beiwagen. Im Jahre 1982
wurde die Strecke zur neuen Endhaltestelle
Dorfstraße um etwa 200 Meter
verlängert, das Ausweichgleis am
Klosterplatz ausgebaut. An der Dorfstraße
gibt es mehr Platz und daher
günstigere Umsteigmöglichkeiten für
den Anschlussbus zum Schauinsland
und zur Seilbahn. Nach der Einstellung
der Lörracher Straßenbahn und
vor der Eröffnung der neuen Straßenbahn
in Weil am Rhein war dies die
südlichste Stelle in Deutschland, wo
eine Straßenbahn fährt. Traditionell
verkehrt die Linie 2, die im Zehnminutentakt
unterwegs ist. Es können
nur Zweirichtungsfahrzeuge eingesetzt
werden. Im Laufe der Jahrzehnte
waren alle Freiburger Fahrzeugtypen
mit Ausnahme der Einrichtungsachtachser
und der Combini unterwegs.
Kein sklavischer Nachbau
Als Basis für meine Anlage dienten
Aluminiumprofile (30 x 30 mm), die in
der Industrie eingesetzt werden und
universell verwendbar sind. Darauf
ist eine zehn Millimeter starke Holzplatte
(160 x 45 cm) aufgeschraubt.
Ich wollte keinen sklavischen Nachbau
des Vorbildes realisieren, es war
mir nur wichtig, die Situation und die
Stimmung des Vorbildes am Klosterplatz
in Günterstal vor der Verlängerung
nachzubilden. Die markanten
strassenbahn magazin 1|2013 75
aßenbahn im Modell
Für den Transport hat Jürgen Jaeschke seine Anlage mit einer Haube
versehen. Sie ist mit vier Schrauben befestigt und schnell abnehmbar
So sieht es dann unter dem Transportdeckel aus. Auf einer 160 mal 45
Zentimeter großen Grundplatte erstand die Ortsmitte von Günterstal
Dinge des Vorbildes sind vorhanden.
An erster Stelle das Torhaus, das in
ähnlicher Ausführung als Bausatz von
Faller erhältlich ist. Die Toröffnung
ist für die Straßenbahn ausreichend
groß. Als zweites prägendes Gebäude
ist das bis an das Gleis reichende Arkadenhaus
vorhanden. Die Arkaden
dienen auch als Überdachung der
Haltestelle. Der Baustil der Häuser vor
Ort entspricht ziemlich genau dem der
Kleinstadthäuserserie von Faller.
Ich habe einige Häuser fast im Akkord
zusammengebaut. Zur Fixierung
wurde in deren Grundplatte ein zehn
Millimeter breites Holzstück eingepasst.
Es wurde dann auf der Grundplatte
festgeklebt. So können die
Häuser jederzeit abgenommen werden.
Natürlich wurden die Gebäude
gealtert. Allerdings gibt es abweichend
vom Vorbild drei Baulücken
in der Häuserreihe, da es von der
Faller-Serie keine Winkelhäuser gibt
und ich mir den Selbstumbau nicht
zumuten wollte. Auch war es mir ein
Anliegen, die passenden Endhäuser
zur Auflockerung mit zu verwenden.
Man könnte die Anlage fast für eine
Faller-Werbeanlage halten. Auf der
nicht dargestellten gegenüberliegenden
Straßenseite muss man sich das
Kloster-Hauptgebäude mit der Kirche
vorstellen.
Ich habe die H0m-Tramgleise von Luna
mit Kopfsteinmuster verwendet.
Die Schienen sind mit bastlerischem
Geschick sehr einfach zu verbauen,
allerdings muss man auch genau
arbeiten. Das Kopfsteinpflaster wäre
aus Kunststoff mit profilierten
Pflastersteinen sicher schöner als
die jetzige aufgedruckte Ausführung.
Hierfür wären aber Spritzgussformen
notwendig, die die Kosten nach oben
treiben würden. Über die langfristige
Betriebssicherheit des Gleissystems
kann ich keine Aussage treffen, da
ich noch nicht viel darauf fahren
konnte. Ich habe drei Weichen in die
Anlage eingebaut. Abweichend zum
Vorbild ist ein Abstellgleis zusätzlich
vorhanden. Dies entspricht dem
Gleisplan der früheren Endstationen
in Offenbach sowie in Reutlingen auf
dem Karlsplatz. Die gepflasterten
Platz- und Straßenbeläge stammen
überwiegend von Evergreen. Für die
asphaltierten Straßenteile habe ich
einen Millimeter dicke Kunststoffplatten
aus dem Flugzeugmodellbau
verwendet.
Ein Brunnen als Belebung
Während des fortgeschrittenen Anlagenbaus
musste ich feststellen, dass
die Häuser beim Vorbild näher an
den Gleisen stehen. Ich hätte die Abzweigung
des Ausweichgleises wohl
besser auf die andere Seite verlegen
sollen. Eine Alternative wäre auch
gewesen, die Häuser weiter vorzuziehen.
Ich beschloss aber, diese
kleine Abweichung zu belassen und
den breiten Platz zwischen Gleisen
und Häuserflucht zu beleben. So
Nach vorne hat Jaeschke seine Anlage mit einer Hecke von Heki abgeschlossen. Beim Günterstaler Vorbild gibt es die Bepflanzung nicht J. jaeschke (7)
76 strassenbahn magazin 1|2013
Anlagenba
Weil auf der H0-Anlage der Abstand zwischen Häusern und Straßenbahngleis breiter als in Wirklichkeit ausfiel, füllt jetzt ein Brunnen den Raum
wurde in der Mitte des Platzes ein
Brunnen gestellt, links und rechts
von einem Wochenmarkt und einem
Dorffest eingerahmt. Die Dekoration
des Platzes erfolgte hauptsächlich
mit Biergarten- und Marktteilen von
Busch. Allerdings musste ich beim
Zusammenbasteln und Dekorieren
der vielen kleinen Kohlköpfe sowie
Biertische mit Gläsern und Flaschen
häufige Erholungspausen einlegen.
Für die Beleuchtung des Platzes verwende
ich Brawa-Lampen. Dabei
habe ich nur welche mit Sockel eingebaut,
die bei einem Ausfall erneuert
werden können. Auch die Häuser
haben innen eine Beleuchtung, so
dass ich auf meiner Tramanlage
Günterstal Tag und Nacht Betrieb
machen kann. Nach kompletter Fertigstellung
konnte ich nun zufrieden
feststellen, dass die ganze Anlage
dank der Belebung um den Brunnen
auf dem Markt sehr gewonnen hat.
Bei vorbildentsprechend schmalem
Haus-Gleis-Abstand hätte das Motiv
sicherlich etwas verlassen gewirkt.
Eine weitere Abweichung vom Vorbild
ist die Hecke im Vordergrund. Sie
dient als Abgrenzung zur Straße. So
eine Bepflanzung war bei der früheren
Endstation in Hall bei Innsbruck
zu sehen. Die Gärten hinter den Häusern
sowie vor dem Tor wurden den
Vorbildern ähnlich gestaltet.
Holzkiste für den Transport
Die Einfachoberleitung habe ich aus
0,7-Millimeter-Draht gelötet. Dieser
dickere Draht ist zwar nicht maßstabsgerecht,
ich habe mich aber
wegen der Stabilität für ihn entschieden.
Nach der Lackierung wirkt er
nun zierlicher. Der Fahrdraht hängt
an modernen Sommerfeldt-Masten.
Ich steuere die Anlage konventionell
über ein separates Stellpult. Zum
sicheren Transport habe ich einen
stabilen Holzkasten um die Anlage
gebaut. Um sie auch verpackt von
oben einsehen zu können, ist der
Deckel des Kastens aus Plexiglas. Er
lässt sich einfach durch Lösen von
vier Schrauben abheben.
3-D von i-Phone ausgetrickst
■ Wirbelsturm Sandy war zwar
schuld am Ausfall des New Yorker
Internetservers vom 3-D-Drucker
Shapeways (SM 12/12), dass aber
die Website mit Modellen unseres
Autoren Guido Mandorf auch danach
nicht auffindbar war, lag an seinem
i-Phone. Mit dem »klugen Fernsprecher«
hatte er die Seitenadresse
an die Redaktion übermittelt. Dabei
schmuggelte seine Rechtschreibkontrolle
einige Großbuchstaben rein,
was das Internet nun gar nicht mag.
Richtig lautet die Zugangsadresse:
shapeways.com/shops/tramspotters
Übrigens stammen auch die von
Brandenburger und Essener Vereinen
angebotenen 3-D-Trammodelle
von Mandorf. Er selbst verdient am
Verkauf seiner Entwürfe nichts. Auch
von Shapeways bekommt er keinen
Anteil vom Verkaufserlös. JOG
An einem Anlagenende wurde das
Gleis bis unmittelbar an die Kante
geführt. Durch die Verwendung von
Luna können die Übergänge von einem
Modul zum anderen sehr sicher
gebaut werden. Durch das Hohlschienenprofil
mit den Verbindungszapfen
ist die elektrische und mechanische
aNZeIGeN
Verbindung sehr stabil und kann
einfach hergestellt werden. Es lassen
sich also noch weitere Anlagenmodule
anschließen. Meine Anlage »Klosterplatz
in Günterstal« wird nicht lange
alleine bleiben. Ein weiteres Modul
mit einer markanten Betriebssituation
ist zur Zeit im Bau. JÜRGEN JAESCHKE
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strassenbahn magazin 1|2013 77
Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung
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STRASSENBAHN MAGAZIN
Postfach 40 02 09 · 80702 München
Der Atw 4092 im Juli 2012 im Prager
Straßenbahnmuseum im Betriebshof
Stresovice
C. MUCH
Zu »60 Jahre Schörling-Schleifwagen«
(SM 11/2012)
Wagen jetzt im Museum
Zu diesem Beitrag von Winfried Wolff
kann ich folgende ergänzende Informationen
geben: Der Prager Atw 4092 befindet
sich inzwischen im Straßenbahnmuseum
im Betriebshof Stresovice und
ist dort für Besucher zugänglich. Im 2005
von den Prager Verkehrsbetrieben herausgegebenen
Buch »Kolejova vozidla
prazske mestske hromadne dopravy« ist
eine ganze Seite mit Daten, Zeichnungen
und weiteren Informationen zum Atw
4092 enthalten. Christian Much, Berlin
Zu »Das besondere Bild«
(SM 11/2012)
Fehler bei Fotostandort
Die Aufnahmen zeigt den OEG-Triebwagen
19 mit den vier Schotterwagen
nicht auf der (eingleisigen) »C«-Strecke
nach Heddesheim, sondern unweit des
Bahnhofes Käfertal auf der (zweigleisigen)
Strecke nach Weinheim der damaligen Linie
»A«.
Am Bahnhof Käfertal gehen, von
Mannheim kommend, zwei Strecken ab
– und zwar einerseits die eingleisige nach
Heddesheim und andererseits die zweigleisige
nach Weinheim. Der Fotostandpunkt
mit dem Tg 19 ist nur etwa 100
Meter nach Ausfahrt aus dem Bahnhof zu
finden, im Hintergrund sieht man den
Bahnübergang Ladenburger Straße. Die
Heddesheimer Strecke führt östlich davon
unter dieser und der B38 drunter durch.
Von dem im Text erwähnten »recht eigentümlichen
Zugverband« mit den Rastatter
Triebwagen hab ich eine Aufnahme,
entstanden im Bahnhof Edingen. Das
Arbeitsfahrzeug wird dabei von den Tw
71 (355) und 74 (356) flankiert.
Jürgen Niemeyer, Mannheim
Zu »Vorzeigebetrieb an der
Elster« (SM 10/2012)
Tw-Rest in Naumburg
In dem Artikel wird ausgeführt: »Aus
Jena holte man den Gotha-T57 Tw 106
(ex Gera Tw 150) zurück ...« Nach meinem
Kenntnisstand wurde der Jenenser
Tw 106 zwar nach Gera zurückgeholt, jedoch
nach einer Zustandsanalyse nicht
aufgearbeitet, so dass stattdessen der
LOWA-Tw 16 mit den Gotha-Bw 248 einen
Zugverband bildet.
Zum Tw 106 wird bei www.ringbahnnaumburg.de
ausgeführt:
1962 ex Gera 150; 1964 in 126 umgezeichnet;
1981 umgezeichnet in 7-6600/
061, 1993 umgezeichnet in 106II, am 13.
März 2003 nach Gera, 2004 verschrottet.
Siehe dazu auch www.gothawagen.de/
gothawagen/staedte/gera/tabelletwgera.html
Uwe Möckel, Zwickau
Ergänzend traf dazu der Hinweis ein:
»Im Herbst 2004 wurde in Gera der
Aufbau des Tw 106 verschrottet. Aus seinem
Fahrwerk sollte anschließend eine
Transportlore entstehen. Da es sich jedoch
für diesen Umbau nicht eignete, kam es
im März 2005 im Tausch gegen das Fahrwerk
des Beiwagens 007 nach Naumburg.
Dort wird es zur Ersatzteilgewinnung verwendet
bzw. soll in einen »Hunt« umgebaut
werden. R. Däubner, per E-Mail
Bevor der Hagener Tw 81 am 14. Mai
1963 in Dienst gestellt worden ist,
absolvierte er am 12. Mai eine letzte
Probe- und Abnahmefahrt. Die Aufnahme
von Dr. Rolf Löttgers entstand
zwischen dem Bahnhof und der Trennungsweiche
Voerde SLG. J. RUDAT
Zu »Letzte von einst Dreien«
(SM 10/2012)
Düwag klassischer
Bauart
Seite 24 oben zeigt den Wagen 159.
Es handelt sich aber nicht um einen »Typ
Mannheim«, sondern um einen Düwag-
Achtachser der »klassischen« Bauart. Wagen
vom »Typ Mannheim« (in Mannheim
und Ludwigshafen übrigens alles Sechsachser)
sind nie auf den Ludwigshafener
Binnenlinien eingesetzt worden.
Jürgen Niemeyer, Mannheim
Zu »Ebbelwei-Express«
(Journal SM 12/2012)
Keine Aufbauwagen
Auf Seite 13 ist im Bericht über die Sanierung
des Frankfurter Ebbelwei-Express
(kurz EEx) dem Autor ein Fehler unterlaufen.
Die Wagen des EEx sind keine Aufbauwagen,
sondern Verbandstyp-I-Wagen,
da sie auf neuen Fahrgestellen
aufgebaut wurden.
Es gab in Frankfurt zwei Serien der K-
Wagen: Die Wagen 101–125, aus denen
später viele Arbeitswagen und auch die
Fahrzeuge des EEx entstanden, wurden
von Credé als Verbandstyp-I-Wagen auf
Neubau-Fahrgestellen gebaut.
Die Wagen 461–500 wurden von
Düwag auf alten Fahrgestellen kriegszerstörter
CF-, CFv, F- und G-Triebwagen aufgebaut
und sind somit tatsächlich Aufbauwagen,
aber diese wurden nicht zum
EEx umgebaut.
Bertram Barten, Frankfurt
Zu »50. Geburtstag in der
Ferne« (SM 11/2012)
Hagener Tw mit
»Storchenschnabel«
Mit Freude habe ich den Artikel aus
der Feder von Andreas Mausolf bezüglich
des »Geburtstags in der Fremde« über die
Hagener Sechsachser gelesen. Eine wirklich
sehr nette Idee.
Da ich mit diesen Wagen quasi als
Fahrgast und Bewohner eines Straßenbahner-Hauses
groß geworden bin und
das Betriebsende sowie deren Abtransport
»hautnah« miterlebt habe, sind mir
ein paar winzige Recherchefehler aufgefallen,
die einer Berichtigung bedürfen:
1. Die HAGENER STRASSENBAHN AG beschaffte
die erwähnten 26 Gelenkwagen
nicht bis 1963, sondern bis 1968. Der
Tw 84 wurde am 20. März 1968, Tw 85
am 23. März 1968 in Dienst gestellt (siehe
auch SM 4/2008).
2. Die zwölf nach Würzburg verkauften
Wagen gingen nicht erst 1976 nach der
Gesamteinstellung, sondern bereits nach
Stilllegung der Linien 2 und 3 unmittelbar
vor Umbaubeginn des Betriebshofes
Oberhagen ab dem 8. Oktober 1975 per
Bahn in die Frankenmetropole.
3. Die 1963 gelieferte Serie der Tw 76 bis
81 verfügte bereits ab Werk über einen
Stemmann-Bügel vom Typ BS-70, der in
Hagen liebevoll »Storchenschnabel« genannt
wurde. Bis auf Tw 79, der unfallbedingt
seinen Bügel mit Tw 75 tauschen
musste, wurden alle Tw des 1963er Bauloses
mit diesem Bügel von der HST an
die WSB geliefert (s. Foto).
78 STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Termine
22. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten mit historischen
Straßenbahnen, jeweils 12 bis 18 Uhr, Informationen
über Hallesche Straßenbahnfreunde e.V., Seebener
Straße 191, 06114 Halle (Saale).
23. Dezember, Karlsruhe:Trams aus den 1920er- bis
1940er-Jahren verkehren von 13 bis ca. 19 Uhr auf der
vom TSNV in Zusammenarbeit mit den VBK betriebenen
historischen Adventsringlinie. Gefahren wird im Uhrzeigersinn
vom Hbf über Karlstraße, Europaplatz, Marktplatz,
Ettlinger Straße zurück zum Hbf. Die Fahrten sind kostenlos,
eine Spende zur Erhaltung der Museumsfahrzeuge
ist willkommen. Informationen unter www.tsnv.de.
23. Dezember, Stuttgart: Der Glühwein-Express (DoT4
917) auf Tour! Eine Platzreservierung ist erforderlich –
siehe http://express.shb-ev.info oder unter Telefon
0711/822 210 donnerstags von 17 bis 19 Uhr.
22. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten mit historischen
Straßenbahnen, jeweils 12 bis 18 Uhr, Informationen
über Hallesche Straßenbahnfreunde e.V., Seebener
Straße 191, 06114 Halle (Saale).
Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:
Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.
Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de
5. Januar 2013, Dresden: Das Straßenbahnmuseum
Dresden auf dem Gelände des Betriebshofes Dresden-
Trachenberge hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet; Besichtigung
der Museumshallen, des Werkstattbereiches und
der historischen Wagen; bis 15 Uhr stündlich Führungen,
Eintrittspreis: 3 EUR pro Person.
7. Januar 2013, Braunschweig: traditionelle Neujahrsrundfahrt
der Braunschweiger Interessengemeinschaft
Nahverkehr e.V. Etwa dreistündige Sonderfahrt
mit zwei Trams; Abfahrt 10.15 Uhr am Hauptbahnhof
(Bahnsteig A)/Nahverkehrsterminal; Erwachsene 4,50
EUR, Kinder 2,50 EUR; Karten sind ausschließlich im Vorverkauf
beim Touristbüro der Stadt am Burgplatz erhältlich;
Restkarten am Fahrtag – siehe www.bin-info.de.
2. Februar 2013, Dresden: Das Straßenbahnmuseum
Dresden auf dem Gelände des Betriebshofes Dresden-
Trachenberge hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet; Besichtigung
der Museumshallen, des Werkstattbereiches und
der historischen Wagen; bis 15 Uhr stündlich Führungen,
Eintrittspreis: 3 EUR pro Person.
Lesen
Sie noch oder
sammeln
Sie schon?
4. Nach den guten Erfahrungen hat die IVB nach Inbetriebnahme
des letzten »Hagener« Tw 69 (IVB 89) in
Belgrad versucht, von dort »Hagener« anzukaufen. Dies
ist aber – nach Aussage der IVB Geschäftsleitung von
2005 – vornehmlich aus politischen Gründen und durch
die Intervention der Tiroler Verwaltung zu Beginn der
1980er-Jahre nicht möglich gewesen. Der mittlerweile
ramponierte Zustand und der teilweise vorgenommene
radikale Umbau zu Einrichtungswagen mögen ein zusätzliches
Hindernis gewesen sein.
Da der Zukauf der »Hagener« durch die GSP in Belgrad
1977 quasi nur einen »Großversuch« darstellte,
mit welchem Fahrzeugtyp der Wagenpark zukünftig
modernisiert werden sollte, ist ein Ankauf von zusätzlichen
Wagen aus Innsbruck völlig abwegig (siehe SM
4/2008). Jörg Rudat, Hagen
Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hat der
Verein »Straßenbahnmuseum Dresden e.V.« im Sommer
2012 mit Unterstützung der Dresdner Verkehrsbetriebe
AG einen großformatigen Kalender herausgegeben.
Auf den 19 Seiten im Format 42 x 30 cm
befinden sich meist Collagen aus zwei bis sieben Aufnahmen,
die ganz unterschiedlichen Themen gewidmet
sind. Dabei werden, wie vermutlich von allen Käufern
erwartet, sowohl die großen Hechte als auch die
für Dresden typischen Tatra-Fahrzeuge in origineller
Weise vorgestellt. Doch auch Aufnahmen von großen
MAN-Wagen, der meterspurigen Fahrzeuge im Lockwitzgrund
sowie von der ebenfalls meterspurigen Industriebahn
Deuben füllen die jeweiligen
Kalenderblätter.
Ein »Hingucker« sind die Aufnahmen
des heutigen Museumswagens
309 – z.B. von 1967 als
»München 153« für einen DEFA-
Film.
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
Zu Fotografien im STRASSENBAHN
MAGAZIN
Verschlusszeiten beachten
Ein Kalender für eineinhalb Jahre!
Viele früher allgemein bekannte handwerkliche Fotografier-Techniken
sind mit den digitalen Kameras samt
deren Automatik-Funktionen oder durch Mobiltelefone
mit integrierten Kameras untergegangen. Das beobachte
ich mit Sorge, denn an meiner ersten Spiegelreflexkamera
der Marke »Edixa« musste ich 1966 noch
Belichtungszeit und Blende von Hand einstellen.
Beim Betrachten von aktuellen Aufnahmen im
STRASSENBAHN MAGAZIN fällt mir auf, dass die elektronischen
Zielanzeigen der Trams manchmal nicht lesbar
sind. Anstatt der Stationsnamen sieht man dunkle
Streifen oder Fehlstellen – so z.B. im SM 10/2012 auf
Mit den teils eher klein, dafür aber zahlreich abgedruckten
Aufnahmen bietet der Kalender eine
will kommene Abwechslung zu den Standard-Produkten,
auf denen sich jeweils ein Motiv in fester Größer
befindet. Auf den Kalenderseiten in gelben Info-Kästen
abgedruckte Erklärungen bieten viel Hintergrund -
wissen zur Dresdner Tramgeschichte, so dass dem
Betrachter ein lästiges Umblättern auf die Rückseiten
erspart bleibt.
Erhältlich ist der Kalender beim Straßenbahn -
museum Dresden e.V., Trachenberger Str. 38 in 01129
Dresden (zzgl. Porto auch per Post) oder an allen Servicepunkten
der DVB in Dresden.
AM
20 Jahre Straßenbahnmuseum
Dresden e.V., gegründet am 2.
Juni 1992; Kalender 2012/2013;
Format 42 x 30 cm; 20 Innenseiten,
meist mit farbigen Aufnahmen
illustriert; Preis: 9,90 EUR
Diese hochwertigen Acryl-Sammelkassetten
helfen Ihnen, Ihre STRASSENBAHN-
MAGAZIN-Ausgaben zu ordnen. In jede
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Leserbriefe · Impressum
Nummer 279 • 1/2013 • Januar • 44. Jahrgang
Der im SM 12/2012 auf dem
»Besonderen Bild« vorgestellte
Tw 143 existiert in Porto bis
heute, hier in seinem aktuellen
Zustand im Mai 2009 an der gleichen
Stelle wie das Bild von 1976!
Er erhielt in den 1940er-Jahren
einen modifizierten Wagenkasten
nach Brill-Vorbildern.
Postleitzahlgebiet 0
Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,
Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung
Hermann Sack, 04107 Leipzig, Harkortstr.
7
Postleitzahlgebiet 1
Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,
Französische Str. 13/14 · Struppe &
Winckler Berlin, 10117 Berlin,
Kronenstr. 42 · Loko Motive Fachbuchhandlung,
10777 Berlin, Regensburger
Str. 25 · Modellbahnen & Spielwaren
Michael Turberg, 10789 Berlin,
Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung
Flügelrad, 10963 Berlin, Stresemannstr.
107 · Modellbahn-Pietsch,
12105 Berlin, Prühßstr. 34
Postleitzahlgebiet 2
Boysen + Mauke, 22772 Hamburg,
Postfach 570333 · Buchhandlung
Bernd Kohrs, 22927 Großhansdorf,
Eilbergweg 5A · Roland Modellbahnstudio,
28217 Bremen, Wartburgstr.
59
Postleitzahlgebiet 3
Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,
Marktstr. 52 · Train & Play, 30159
Hannover, Breite Str. 7 · Buchhandlung
Graff, 38012 Braunschweig, Postfach
2243 · Pfankuch Buch, 38023 Braunschweig,
Postfach 3360
Postleitzahlgebiet 4
Buchhaus Antiquariat, 40217 Düsseldorf,
Friedrichstr. 24-26 · Menzels Lokschuppen,
40217 Düsseldorf, Friedrichstr.
6 · Goethe-Buchhandlung,
40549 Düsseldorf, Will stätterstr. 15 ·
Modellbahnladen Hilden, 40704 Hilden,
Postfach 408 · Buchhandlung
Irmgard Barnes, 42855 Remscheid,
80
D. BUDACH
den Seiten 16, 50 oben sowie 66. Dieses
Phänomen wird durch die Stromtaktung
verursacht, die nicht immer mit der Automatikfunktion
einer Digitalkamera kompatibel
ist. Um die Zielanzeigen fehlerfrei
zu fotografieren, wäre eine langsamere
Verschlusszeit (1/160 oder 1/125 Sekunde)
notwendig gewesen.
Derart entstellte Aufnahmen genügen
meinem fotografischen Qualitätsanspruch
an aktuelle, jederzeit wiederholbare Fotos
überhaupt nicht – auch wenn das Motiv
insgesamt schön ist! Bei historischen Fotos
sehe ich das natürlich anders, weil
nicht wiederholbar – doch da gab es noch
keine LED-Anzeigen.
Es würde mich freuen, wenn die Redaktion
des STRASSENBAHN MAGAZIN
zur Veröffentlichung bestimmte Aufnahmen
in Zukunft etwas sorgfältiger auswählt.
Die Zeitschrift sollte sich von manchen
Straßenbahnfan-Blogs und der
Qualität der dort gezeigten Fotos positiv
abheben.
Ernst-Otto Tetzner, Königswinter
Zu »Linie G über die Traun?«
(SM 12/2012)
Welche ist die Steilste?
Im Bericht über die Gmundener Straßenbahn
wird eine Steigung von 96 bzw.
100 ‰ genannt. Dabei taucht für mich
die Frage auf, welche Straßenbahnstrecke
in Deutschland aktuell die steilste, in
Betrieb befindliche ist: Mainz mit 96 ‰?
In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das STRASSENBAHN MAGAZIN
Hastener Str. 41 · Rolf Kerst Fachbuchhandlung,
47051 Duisburg, Ton -
hallenstr. 11a · Fach buchhandlung Jürgen
Donat, 47058 Duis burg,
Ottilienplatz 6 · WIE – MO, 48145
Münster, Warendorfer Str. 21
Postleitzahlgebiet 5
Technische Spielwaren Karin Lindenberg,
50676 Köln, Blaubach 6-8 · Modellbahn-Center
Hüner bein, 52062
Aachen, Markt 11-15 · Mayersche
Buchhandlung, 52064 Aachen, Matthiashofstr.
28-30 · Buchhand lung
Carl Machwirth, 55221 Alzey, Postfach
1380 · Buchhandlung Karl Kersting,
58095 Hagen, Bergstr. 78 · A. Stein -
sche Buchhand lung, 59457 Werl,
Postfach 6064
Postleitzahlgebiet 6
Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,
Solms str. 75 · Thalia Medienservice,
65205 Wies baden, Otto-von-Guericke-Ring
10 · Buch handlung Dr. Kohl,
67059 Ludwigs hafen, Ludwigstr. 44-
46 · Modelleisen bahnen Alexander
Schuhmann, 69214 Eppelheim, Schützenstr.
22
Postleitzahlgebiet 7
Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,
70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35
· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,
70193 Stuttgart, Schwabstr.
96 · W. Kohlhammer Verlag, 70565
Stuttgart, Heßbrühlstr. 69 · Buchhandlung
Albert Müller, 70597 Stutt gart,
Epplestr. 19C · Eisen bahn-Treffpunkt
Schweickhardt, 71334 Waiblingen,
Biegel wiesenstr. 31 · Osiandersche
Buch handlung, 72072 Tübingen, Unter
dem Holz 25 · Buch verkauf Alfred
Junginger, 73312 Geis lingen, Karlstr.
14 · Buchhandlung Robert Baier,
74564 Crailsheim, Karlstr. 27 · Service
rund ums Buch Uwe Mumm, 75180
Pforzheim, Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen
Mössner, 79261 Gutach,
Landstr. 16 A
Postleitzahlgebiet 8
Fachbuchhandlung Schweitzer Sortiment,
80295 München, Postfach ·
Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,
80634 München, Schulstr. 19 ·
Buchhandlung & Antiquariat Heinrich
Hugen dubel, 80636 München, Albrechtstr.
14 · Buch handlung Am Gasteig,
81669 München, Ro sen heimer
Str. 12 · Adler Präzisonsmodelle,
82054 Sauerlach, Hirschbergstr. 33 ·
Augsburger Lok schuppen, 86199
Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag
Benedikt Bickel, 86529 Schroben -
hausen, Ingolstädter Str. 54
Postleitzahlgebiet 9
Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,
Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb
Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,
Nördlinger Str. 13 · Modell spielwaren
Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,
Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung
Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum
Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,
94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·
Schöningh Buchhandlung & ., 97070
Würz burg, Franziskanerplatz 4
Österreich
Buchhandlung Herder, 1010 Wien,
Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,
1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische
Fachbuch handlung, 1040 Wien,
Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die
Sicher, wenn es um Steigung ohne All -
achsantrieb geht.
Inzwischen habe ich herausgefunden:
Der Abschnitt in der Bismarckstraße von
Remscheid war mit einer Steigung von
10,8 % der damals steilste Straßenbahnabschnitt
im Deutschen Reich. Prag hat
zahlreiche 85-‰-Steigungen mit engen
Bögen, Brest fährt auf 85,9 ‰, die meterspurige
MVG befährt in Mainz die Gaustraße
mit 96 ‰ ohne Allradantrieb; die
Rampe zum Heuchelhof in Würzburg weist
110 ‰ auf, ist aber nur im Allachsantrieb
zulässig, ebenso die Stadtbahn im englischen
Sheffield; die Pöstlingbergbahn in
Linz (Österreich) darf mit Allachsantrieb
sogar 116 ‰ hinausklettern.
Ernst-Otto Tetzner, Königswinter
Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.
17 · Buchhandlung Mora wa,
1127 Wien, Postfach 99 · Buchhandlung
Johannes Heyn, 9020 Klagenfurt,
Kramergasse 2-4
Belgien
Musée du Transport Urbain Bruxellois,
1090 Brüssel, Boulevard de Smet de
Naeyer 423/1 · Ferivan Modelbouw,
2170 Merksem (Antwer pen), Postbus
55
Schweiz
Zeitschriftenagentur Huber & Lang,
3000 Bern 9 Postfach
Tschechien
Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1
Klimentska 32
Dänemark
Peter Andersens Forlag, 2640 Hedehusene,
Brandvaenget 60
Spanien
Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad
de Elche 5
Großbritannien
A B O U T, GU46 6LJ, Yateley, 4 Borderside
Luxemburg
G.A.R. Dokumentation, 8398 Roodt,
Nouspelterstrooss 2
Niederlande
van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,
Den Haag, Westeinde 57 · Railpress
Papendrecht, 2951 GN, Alblasserdam,
Plantageweg 27-D · NVBS Winkel,
3800 BJ, Amersfoort, Postbus 1384 ·
Norsk Modelljernbane AS, 6815 ES,
Arnheim, Kluizeweg 474
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Redaktion Straßenbahn im Modell:
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Berthold Dietrich-Vandoninck, Michael Kochems,
Philipp Krammer, Bernhard Kuß magk,
Dr. Martin Pabst, Axel Reuther, Robert Schrempf,
Michael Sperl
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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013
Layout: Axel Ladleif
Litho: Cromika, Verona
Druck: Stürtz GmbH,
Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg
Verlag:
GeraMond Verlag GmbH,
Infanteriestraße 11a, 80797 München
Geschäftsführung:
Clemens Hahn, Carsten Leininger
Herstellungsleitung:
Sandra Kho
Vertrieb Zeitschriften:
Dr. Regine Hahn
Vertrieb/Auslieferung Handel:
MZV, Moderner Zeitschriftenvertrieb
GmbH & Co. KG, Unterschleißheim
Im selben Verlag erscheinen außerdem:
Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),
sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;
Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,
im Ausland zzgl. Versandkosten)
Erscheinen und Bezug: STRASSENBAHN MAGAZIN
erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -
land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -
handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel
sowie direkt beim Verlag.
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enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
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ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH.
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Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;
verantwortlich für Anzeigen: Helmut Kramer, beide Infanteriestr.
11a, 80797 München.
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Vorschau
Liebe Leser,
Sie haben
Freunde, die
sich ebenso
für die
Straßenbahn
mit all Ihren
Facetten begeistern
wie Sie? Dann empfehlen
Sie uns doch weiter! Ich freue mich
über jeden neuen Leser
C. GRONECK
TOPTHEMA Köln im Wandel:
Von der Tramstadt zur Stadtbahn-Metropole
Am 9. Dezember 2012 ging in Köln die Stadtbahnlinie 5 bis in die neue U-Bahnhaltestelle Rathaus in Betrieb, im
Bild die 2011 eröffnete Station Breslauer Platz/Hbf. In einem Jahr soll die Nord-Süd-Stadtbahn die nächste Station
Heumarkt erreichen. Christoph Groneck beleuchtet in diesem Beitrag sowohl den Ausbau des Stadtbahnnetzes als
auch die Geschichte Kölns als Tramstadt.
Im Klassiker auf der U75
von Neuss nach Eller
Die Düsseldorfer Linie U75 im Portrait; mit einer echten
U-Bahn hat sie nicht viel zu tun – auf vielen Abschnitten
verkehrte sie als klassische Straßenbahn. Dabei geht es
durch den Neusser Hafen, über den Rhein und durch enge
Häuserschluchten. Und das auch noch mit den letzten
Düsseldorfer Klassikern: den GT8SU!
Aus den neuen Ländern
in den tiefen Osten
Weitere Themen der kommenden Ausgabe
Nach 1990 gaben zahlreiche Betriebe aus den östlichen
Bundesländern nicht mehr benötigte Gotha- und Tatra-
Trams an Städte in Osteuropa ab. Andreas Mausolf stellt im
dritten Teil seiner „Exportwagen“-Geschichte diese Umsetzungen
vor. Berücksichtigung finden dabei natürlich auch
die ab 1997 von Dessau, Nordhausen und Halle (Saale)
weiterverkauften Düwag-Wagen.
A. MAUSOLF
Geschichte: Die drei Endstellen
»Kleinzschocher«
Peter Schäfer hat bereits mehrmals über die Leipziger Tram
in Kleinzschocher berichtet. In diesem Bericht stellt er nun
neue Forschungsergebnisse zu einem 1921 an der Ring -
straße in Betrieb genommenen Gleisdreieck vor. Mit seiner
eigenwilligen Gleisgeometrie ermöglichte es gleichzeitig
einen besseren Zugang zum Depot …
Brest (Bretagne): Tram mit Blick
auf die große Bucht
Seit Juni 2012 verkehrt in Brest wieder eine Straßenbahn.
Die neue Linie verändert das Stadtbild von Brest und die
Alstom-Citadis-Züge bringen Farbe in die Stadt – Victor
Lecaenais schildert die Rückkehr der Tram mit vielen Hintergründen
und stellt die darauf aufbauenden neuen Pläne für
den Nahverkehr der Region vor.
V. LECAENAIS
André Marks,
verantwortlicher Redakteur
Ende gut …
Schulmaterial zum
Fahren mit der Tram
In den vergangenen Jahren ist nun auch
den deutschen Schulministerien immer
deutlicher bewusst geworden ist, wie
selten viele Eltern schulpflichtiger Kinder
selbst öffentliche Nahverkehrsmittel
nutzen. Konnte man einst voraussetzen,
dass Mädchen und Jungen von
ihren Müttern und Vätern die Benutzung
von Bussen und (Straßen-)Bahnen
beigebracht bekommen, so ist dies in
der vom „Automobil geprägten“ heutigen
Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich
…
Seit September 2012 gibt es aus diesem
Grund im Bundesland Nordrhein-
Westfalen (NRW) für Dritt- und Viertklässler
ein Arbeitsbuch zum sicheren
Umgang auch mit der Tram. Der Titel
dieser brandneuen ÖPNV-Unterrichtsmaterialien
lautet „Bus- & Bahn-Detektive
– Wir erforschen Verkehrsmittel
und Verkehrswege!“
Das auf der Basis moderner Unterrichtsformen
erstellte Schülerbuch mit
begleitenden Arbeitsblättern erlaubt es
den Kindern, sich dem Thema Bus und
Bahn entdeckend und handlungsorientiert
zu nähern. Mit dem neuen Unterrichtsmaterial
können sie den Nahverkehr
im Umfeld ihrer Schule unter
die Lupe nehmen. Als Detektive mit
vielfältigen Forscheraufgaben gewinnen
sie spielerisch und fantasievoll Sicherheit
im Umgang mit Bus und Bahn.
Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg hatte
bereits vor zwei Jahren Unterrichtsmaterialien
für die Verkehrserziehung an
weiterführenden Schulen herausgegeben.
Aufgrund der hohen Nachfrage
wurde nun das Lehrbuch für Grundschulen
konzipiert. AM/PM
DAS STRASSENBAHN-MAGAZIN 2/2013 erscheint am 18. Januar 2013
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Ihrer Wahl:
z.B. DVD »Trams
im Wirtschafts -
wunderland«
Das besondere Bild
Das besondere Bild
Das Jahr 2012 neigt sich dem Ende zu. Vor 32 Jahren besuchte Bernhard Kußmagk in dieser Zeit wieder einmal die Innsbrucker Straßenbahn.
Dabei entstand an der Endstelle der Überlandlinie 6 in Igls am 29. Dezember 1980 diese Aufnahme, als der Schaffner gerade seine Jause auspackte.
Wie die Eisblumen an den Fenstern beweisen, herrschte klirrende Kälte, aber die Sonne beschien den alten, schweren Vierachser 3
(Grazer Waggonfabrik/AEG 1909) vor dem prächtigen Panorama der Nordkette im Hintergrund. Ein gutes Jahr später waren die alten Wagen
Geschichte, denn ab Februar 1981 kamen Düwag-Gelenkwagen auf der Linie 6 zum Einsatz. TEXT & FOTO: BERNHARD KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 1 | 2013
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Faszination Nahverkehr
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