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STRASSENBAHN MAGAZIN Berlin nach dem Mauerfall (Vorschau)

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1/2013 | Jan. € 8,50<br />

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<strong>Berlin</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mauerfall</strong> • »Schüttelrutschen« und »Schaukelpferde« • Münchner Maximumtriebwagen • Tram und Obus Schaffhausen <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1/2013<br />

Die letzten »Schaukelpferde«<br />

und »Schüttelrutschen«<br />

Maximum-Triebwagen in<br />

München: 550 Exemplare!<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

Die Geschichte von Obus<br />

und Tram in Schaffhausen


Die schönsten<br />

Seiten der Bahn<br />

Das<br />

neue Heft<br />

mit DVD –<br />

jetzt am<br />

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Einsteigen, bitte …<br />

»Fahrt frei« ins neue Tram-Jahr!<br />

Stimmen Sie ab<br />

Traditionell kommt die Januar-Ausgabe des<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong>-<strong>MAGAZIN</strong> bereits im<br />

Dezember in den Handel. Durch die Weih<strong>nach</strong>tsfeiertage<br />

wird gerade dieses Heft stets<br />

sehr aufmerksam studiert. Gleichzeitig lassen<br />

dann viele Leser die vergangenen zwölf Monate<br />

noch einmal Revue passieren: Welche<br />

Trambetriebe haben sie selbst besucht? Was<br />

hat sich bei den heimischen Straßenbahnen im<br />

Vergleich zum Vorjahr alles verändert?<br />

Eine wertvolle Erinnerungshilfe ist dabei<br />

ganz sicher das neue <strong>STRASSENBAHN</strong>-<br />

JAHRBUCH 2013, was hiermit je<strong>dem</strong> Tramfreund<br />

wärmstens empfohlen sei.<br />

Im Dezember stellt sich aber ganz automatisch<br />

auch die Frage: Was wird das neue<br />

Jahr für die Trams bringen? Natürlich werden<br />

zahlreiche Betriebe in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz neu gebaute Niederflurwagen<br />

in Betrieb nehmen. Das Erscheinungsbild<br />

der Trams ist dadurch weiter<br />

im Wandel begriffen.<br />

Wie umfangreich sollte die Berichterstattung über Tram-<br />

Neueröffnungen in Frankreich 2013 sein?<br />

• ich wünsche mir ausführliche, mehrseitige Berichte, illustriert mit<br />

tollen Aufnahmen<br />

• mir genügt eine kurze Berichterstattung im Journal-Teil<br />

• zusätzlich zu den Kurzberichten im Journal würde ich mich über zwei,<br />

drei Seiten mit Aufnahmen freuen<br />

Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de<br />

Im Gegenzug wird in Deutschland die Anzahl<br />

der regulär eingesetzten N-Wagen weiter<br />

sinken, in den östlichen Bundesländern die der<br />

dort noch vorhandenen Tatras.<br />

Doch in den nächsten Monaten stehen in<br />

den drei deutschsprachigen Ländern auch wieder<br />

mehrere Streckenverlängerungen und<br />

Netzerweiterungen an. Über diese zu berichten,<br />

wird einer der Schwerpunkte im Jahrgang<br />

2013 von <strong>STRASSENBAHN</strong>-<strong>MAGAZIN</strong>.<br />

Bei aller Freude über den weiteren Ausbau<br />

der Trams in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz – im Vergleich zu den Vorhaben in<br />

Frankreich müssen sie jedoch als Marginalien<br />

bezeichnet werden. Mehrere Autoren stehen<br />

bereit, über die neuen Betriebe im westlichen<br />

Nachbarland der Bundesrepublik auf das Ausführlichste<br />

zu berichten. Doch interessiert die<br />

deutsche Leserschaft die Entwicklung in<br />

Frankreich wirklich bis ins kleinste Detail?<br />

Durch die Abstimmung zu dieser Frage möchte<br />

ich Sie am Umfang der Berichterstattung<br />

2013 teilhaben lassen. Bitte machen Sie von<br />

dieser Möglichkeit zur Mitbestimmung regen<br />

Gebrauch! Immerhin sollen auch<br />

die nächsten Ausgaben 2013 für<br />

so viel wie mögliche Leser interessante<br />

Lektüre bieten!<br />

In diesem Sinne wünscht Ihnen<br />

die Redaktion ein frohes<br />

und gesegnetes Weih<strong>nach</strong>tsfest<br />

sowie einen guten Start ins neue<br />

Jahr! ANDRÉ MARKS<br />

Jedes Jahr stellt sich<br />

erneut die Frage:<br />

Haben wir eine<br />

„Weiße Weih<strong>nach</strong>t“?<br />

2010 gab es diese –<br />

bis in die obere Rheinebene<br />

zog sich die<br />

weiße Pracht, als der<br />

AVG-Wagen 920 – ein<br />

2005 von Siemens<br />

gebauter GT8-100D-<br />

M-2S – am 26. Dezember<br />

den Bahnhof<br />

Wörth am Rhein in<br />

Richtung Germersheim<br />

verließ<br />

U. MÜLLER<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

3


Inhalt<br />

Inhalt<br />

TITEL<br />

Das <strong>Berlin</strong>er Nahverkehrsnetz <strong>nach</strong> 1990 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Betriebe<br />

Wenn die Blätter fallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Fotowetter im Herbst – In den Monaten September und Oktober<br />

bäumt sich die Natur in Deutschland ein letztes Mal vor <strong>dem</strong> Winter<br />

auf. Farben frohes Laub wertet dann viele Motive auf – so auch z.B. in<br />

Essen und Mülheim an der Ruhr<br />

Fluss-Perlen an der Warnow . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Rostocks Linie 1 im Porträt – Sie ist nicht die längste und auch<br />

nicht die kürzeste Linie in der Hansestadt – aber links und rechts der<br />

Strecke gibt es viele interessante Dinge zu entdecken: Stadttore,<br />

Häfen, Kirchen und ein Depot mit Museumsfahrzeugen<br />

Klein und sympathisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Die Tram der kroatischen Stadt Osijek – In den vergangenen<br />

Jahren erfuhr das Streckennetz eine nennenswerte Erweiterung. Der<br />

Wagenpark setzt sich heute aus modernisierten Tatras und gebraucht<br />

übernommenen Düwags zusammen<br />

Per Tram in die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Frankreich setzt auf Straßenbahnen – In unserem Nachbarland<br />

erleben Trams derzeit eine Renaissance. Dabei entstehen sowohl<br />

Verlängerungen als auch ganze Betriebe neu. Sie gelten als Zeichen<br />

eines zukunftsfähigen Nahverkehrs<br />

Besuch aus England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

60 Jahre O-Bus in<br />

Solingen – Im Juni 2012<br />

blickte Deutschland größter<br />

Trolleybusbetrieb auf<br />

sechs Einsatzjahrzehnte<br />

zurück. Anlässlich des<br />

Jubiläums waren zahlreiche<br />

Gastfahrzeuge <strong>nach</strong><br />

Solingen gekommen –<br />

darunter sogar ein Originalfahrzeug<br />

von 1952!<br />

RUBRIKEN<br />

»Einsteigen, bitte …« . . . . 3<br />

Bild des Monats. . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt. . . . . . . . . . . 25<br />

Einst & Jetzt. . . . . . . . . . . . 52<br />

Forum, Bücher,<br />

Termine, Impressum. . . . . . 78<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Das Allerletzte ... . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild . . . . . . 83<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> FOTOEDITION Nr. 1<br />

Rostock: Die Linie 1 im Porträt 18<br />

Tw 322 der Vestischen Straßenbahnen in den 1960er-Jahren auf<br />

<strong>dem</strong> Weg von Recklinghausen <strong>nach</strong> Marl E. J. BOUWMAN, SLG. A. REUTHER<br />

Im Jahr 2013 machen wir unseren Abonnenten ein ganz besonderes<br />

Geschenk: Mit jeder <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>-<br />

Ausgabe des Jahrgangs liefern wir Ihnen ein faszinierendes,<br />

historisches Foto der interessantesten Fahrzeugtypen. Die<br />

Bilder sind auf hochwertigem Chromolux-Karton gedruckt<br />

und können auch als Ansichtskarten verschickt werden.<br />

Osijek/Kroatien: bunter Trambetrieb 28<br />

Übrigens: Wer sich jetzt entschließt, das <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> künftig bequem <strong>nach</strong> Hause geschickt zu bekommen,<br />

erhält die komplette zwölfteilige Foto-Edition und<br />

spart gegenüber <strong>dem</strong> Heft-Einzelkauf im Handel bares Geld!<br />

Fahrzeuge<br />

Auf großem Rad durch Bayerns Herz . . . . . . 38<br />

Münchens Maximum-Drehgestell-Triebwagen – Mit 550 Stück<br />

gab es in der bayerischen Metro pole hinter <strong>Berlin</strong> die meisten Maximum-Triebwagen.<br />

1898 gingen die ersten in Betrieb, die letztgebauten<br />

1930. Teil 1 widmet sich der Zeit bis zum Kriegsende 1945<br />

Von »Schüttelrutschen«<br />

und »Schaukelpferden« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Tram-Raritäten der frühen 1980er-Jahren – In den 1950er- und<br />

1960er- Jahren waren in vielen westdeutschen Betrieben zwei- und<br />

vierachsige Fahrzeuge zu Gelenkwagen umgebaut worden. Andreas<br />

Mausolf stellt die letzten Einsätze dieser Fahrzeuge in Bielefeld,<br />

Mülheim, Duisburg, Wuppertal und Kassel vor<br />

TITEL<br />

TITEL<br />

Geschichte<br />

Anschluss unter neuer Nummer . . . . . . . . . . . . 54<br />

Die Zusammenführung von Bus und Straßenbahn in <strong>Berlin</strong><br />

<strong>nach</strong> 1990 – Nach 1990 waren die Verkehrsnetze in der zuvor mehr<br />

als 40 Jahre politisch geteilten Stadt zusammenzuführen. Dabei kam<br />

es 1991 und 1993 zu zwei tiefgreifenden Liniennetzreformen, aber<br />

auch Veränderungen im Wageneinsatz<br />

Elektrisch zum Rheinfall. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Der Tram- und Trolleybusbetrieb in Schaffhausen – Ab 1901<br />

verkehrten 65 Jahre lang Straßen bahnen in Schaffhausen. Seit 1966<br />

sichern Trolleybusse den Personennahverkehr in der Region am Rheinfall<br />

ab. Im Güterverkehr blieben die Tram-Gleise hingegen bis 1993 in<br />

Nutzung<br />

TITEL<br />

TITEL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />

Mit der Tram durchs Klostertor . . . . . . 74<br />

Schon lange bringt die Freiburger Straßenbahn Ausflügler in<br />

den hübschen Ort Günterstal, dessen Mitte Jürgen Jaeschke<br />

im Maßstab 1:87 und mit H0m-Gleisen <strong>nach</strong>empfunden hat.<br />

Titelmotiv<br />

Vor <strong>dem</strong> Friedrichstadt -<br />

palast in <strong>Berlin</strong> begegneten<br />

sich 1990 ein Tatra- und ein<br />

Rekozug. Mehr zur Situation<br />

damals ab Seite 54<br />

B. KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

5


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

In der österreichischen Hauptstadt Wien sind auch in den Abend- und<br />

Nachtstunden reizvolle Aufnahmen möglich. So fotografierte Christian Sacher<br />

am 12. Oktober 2012 den Tw 4010 vom Typ E 2<br />

auf der Fahrt von Gersthof<br />

zum Schottentor unterhalb der Stadtbahn-Station Währinger Straße.<br />

Die Wiener „Bim“ besitzt das fünftgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Einen<br />

ausführlichen Bericht über die aktuelle Lage und die Zukunft der Straßenbahn<br />

in der Hauptstadt Österreichs inklusive eines detailierten Streckenplans<br />

finden Sie im neuen <strong>STRASSENBAHN</strong> JAHRBUCH 2013, das nun am Kiosk<br />

erhältlich ist. Der Sonderband informiert natürlich auch topaktuell über<br />

die Lage bei allen Deutschen Betrieben und den Straßenbahnen in ganz Europa!<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Bild des Monats<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

Hamburg: Der Probeeinsatz des DT5 führte den neuen Fahrzeugtyp durch das gesamte U-Bahn-Netz. Am 13. November<br />

fährt der Zug über die eingleisige Betriebsstrecke von Schlump zur Christuskirche<br />

L. BRÜGGEMANN<br />

U-Bahn Hamburg: DT5 in Betrieb genommen und HafenCity-U-Bahn eingeweiht<br />

Neue Fahrzeuge, neue Strecke<br />

ONLINE-UMFRAGE<br />

Klares »Ja« zu Holzsitzen<br />

in modernen Bahnen<br />

Im <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12/<br />

2012 haben wir in der Rubrik „Einsteigen,<br />

bitte …“ die Problematik verunreinigter<br />

Sitze in Trams thematisiert. Neben der<br />

Frage der Hygiene stand dabei auch der<br />

Reinigungsaufwand im Mittelpunkt.<br />

Nach<strong>dem</strong> sich die Tram-Fahrgäste in Basel<br />

mehrheitlich dafür ausgesprochen haben,<br />

werden in der Metropole am Hochrhein<br />

<strong>dem</strong>nächst Flexity mit Holzsitzen in<br />

Dienst gestellt. Dies nahm die Redaktion<br />

zum Anlass, an die Leser die Frage zu stellen,<br />

wie sie über eine Wiedereinführung<br />

von Holzsitzen in Trams denken.<br />

Das Ergebnis der Umfrage war überraschend<br />

eindeutig: 96,8 Prozent aller Teilnehmer<br />

sind Sitzen aus Holz gegenüber<br />

aufgeschlossen. Sie haben scheinbar wie<br />

die Basler bereits mehrfach schlechte Erfahrungen<br />

mit der Sauberkeit von Stoffsitzen<br />

gemacht.<br />

Nur 1,1 Prozent der an der Umfrage<br />

teilnehmenden Leser sprachen sich klar<br />

und deutlich gegen Holzsitze aus. Für sie<br />

wäre es eine Zumutung, darauf Platz nehmen<br />

zu müssen.<br />

Der Satz der unschlüssigen Leser war<br />

mit 1,9 Prozent nur geringfügig höher. Sie<br />

zweifeln die Notwendigkeit von Holzbänken<br />

zwar nicht an, bezeichnen sie aber als<br />

nicht mehr zeitgemäß.<br />

AM<br />

Zum Ende ihres Jubiläums-Jahres<br />

konnte die Hamburger Hochbahn AG<br />

noch einmal zwei besondere Ereignisse<br />

feiern. Nach der Abnahme der neuen<br />

DT5-Züge durch die Technische Aufsichtsbehörde<br />

dürfen diese im Fahrgastverkehr<br />

eingesetzt werden. Nach<br />

einer Feierstunde am 7. November in<br />

der Hauptwerkstatt Barmbek mit anschließender<br />

Jungfernfahrt, kommen<br />

Hamburg: Mit<br />

geladenen<br />

Gästen verlässt<br />

der DT5 auf<br />

seiner ersten<br />

Fahrgastfahrt<br />

die Hallen der<br />

Hauptwerk -<br />

statt in Barm -<br />

bek J. PERBRANDT<br />

drei der bisher vorhandenen Züge zum<br />

Einsatz. Um die Zuverlässigkeit im rauen<br />

Alltagsbetrieb zu erproben, werden<br />

die Wagen zunächst im Verstärkungsverkehr<br />

eingesetzt. Die Hochbahn beabsichtigt<br />

insgesamt 67 Einheiten<br />

dieser Fahrzeugreihe zu beschaffen.<br />

Während die ersten Züge noch zur Verstärkung<br />

des vorhandenen Fahrzeugparks<br />

benötigt werden, sollen weitere<br />

Fahrzeuge die alten, noch im Einsatz<br />

befindlichen Triebwagen vom Typ DT3-<br />

LZB und DT3E ersetzen. Aufgrund der<br />

Fahrzeuglänge, die eine Bildung von<br />

90-Meter-Zügen erlaubt, wird der Einsatz-Schwerpunkt<br />

dieser Fahrzeuge<br />

auf der alten Ringlinie, der heutigen<br />

U3, liegen. Hier besitzen einige der<br />

100 Jahre alten Bahnhöfe nicht die bei<br />

der Hochbahn übliche Bahnsteignutzlänge<br />

von 120 m. Der wagenbauliche<br />

Teil der Züge wird bei Alstom in Salzgitter<br />

hergestellt, die elektrische Ausrüstung<br />

liefert Bombardier.<br />

Retro-Design<br />

Gemäß den Vorgaben der Hochbahn<br />

ist der Wagenkasten komplett aus<br />

Edelstahl gefertigt, dabei kommt ein<br />

neuartiges Leichtbaukonzept zum Einsatz.<br />

Dem Betrachter der neuesten<br />

Hamburger Fahrzeuggeneration mag<br />

8 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Deutschland<br />

Hamburg: Die Station Überseequartier ist für Fahrgäste vorerst der Endpunkt der neuen U4 – eine Station weiter<br />

zur HafenCity Universität fahren die Züge zum Wenden<br />

J. PERBRANDT<br />

zuerst die Ähnlichkeit mit den alten<br />

Fahrzeugen der Baureihen DT2 und<br />

DT3 auffallen. Die Hochbahn knüpft<br />

damit an das Erscheinungsbild der für<br />

Hamburg typischen U-Bahn-Züge an.<br />

Jedoch verspricht dieses „Hamburger<br />

Outfit“ nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert<br />

sondern hat auch<br />

praktische Gründe. So lassen sich die<br />

in Edelstahl belassenen Flächen leichter<br />

reinigen und machen den Verzicht<br />

auf aufwendige Lackierungen möglich.<br />

HafenCity-U-Bahn eröffnet<br />

Als weiteres Highlight nahm die Hochbahn<br />

am 28. November ihre neue U-<br />

Bahn-Linie U4 in die HafenCity in Betrieb.<br />

Nach fünf Jahren Bauzeit steht<br />

damit die rund vier km lange Verbindung<br />

der Hamburger Öffentlichkeit zur<br />

Verfügung. Nach der Abnahme durch<br />

die Technische Aufsichtsbehörde am<br />

2. November fanden zunächst Probeund<br />

Schulungsfahrten ohne Fahrgäste<br />

statt. Ab <strong>dem</strong> 28. November konnten<br />

Fahrgäste die Strecke bereits im Zehn-<br />

Minuten-Takt bereisen und im Rahmen<br />

von so genannten Schnupperfahrten<br />

erkunden. Seit <strong>dem</strong> Fahrplanwechsel<br />

am 9. Dezember verkehrt die<br />

U-Bahn-Linie U4 fahrplanmäßig von<br />

Billstedt zur neuen Endhaltestelle HafenCity<br />

Universität. Dabei nutzt sie<br />

zwischen Billstedt und <strong>dem</strong> Jungfernstieg<br />

die Strecke der Linie U2, ab dort<br />

führt sie in den neuen Hamburger<br />

Stadtteil, der mit zwei Haltestellen erschlossen<br />

wird.<br />

Kompletteröffnung erst 2013<br />

Der Großteil der neuen Tunnelstrecke,<br />

immerhin fast 2,8 km, entstanden als<br />

Doppelröhre im Schildvortriebsverfahren.<br />

Der restliche Tunnelabschnitt wurde<br />

in offener Bauweise errichtet. Rund<br />

324 Mio. Euro kostete der aufwendige<br />

Bau der Strecke, die sowohl die Innenstadt,<br />

als auch einige Hafenbecken unterquert.<br />

Da jedoch die Bebauung der<br />

HafenCity noch nicht so weit fortgeschritten<br />

ist, entschieden sich die Verantwortlichen<br />

zunächst nur die Haltestelle<br />

Überseequartier für die Fahr -<br />

gäste zu eröffnen. Die Endhaltestelle<br />

HafenCity Universität dient zunächst<br />

nur <strong>dem</strong> Wenden der Züge. Am Wochenende<br />

zwischen 10 und 18 Uhr<br />

können Fahrgäste zwar an der Endstation<br />

aussteigen – aber nur um die Station<br />

zu besichtigen, denn der Übergang<br />

zur Oberfläche bleibt zunächst<br />

versperrt. Die Planungen für einen<br />

Weiterbau der Strecke sind bereits in<br />

vollem Gange: Zunächst ist eine Fortführung<br />

der Strecke bis an die Elbe angedacht,<br />

der langfristig auch eine Elbquerung<br />

folgen könnte.<br />

JEP<br />

Düsseldorf<br />

Umleitungen wegen<br />

Hochstraßenabriss<br />

Weil ab Februar 2013 der so genannte<br />

Tausendfüßler, eine markante<br />

Hochstraße über den Jan-Wellem-<br />

Platz, abgerissen werden soll und<br />

daher die darunter liegende Straßenbahntrasse<br />

in der Relation Steinstraße/Königsallee<br />

– Jan-Wellem-Platz –<br />

Sternstraße nicht befahrbar sein wird,<br />

müssen die dort verkehrenden Linien<br />

701 (Rath – Benrath), 706 (Am Steinberg<br />

– Jan-Wellem-Platz – Am Steinberg)<br />

und 715 (Unterrath – Eller) von<br />

Ende Februar bis voraussichtlich Mitte<br />

Juni 2013 umgeleitet werden.<br />

Die Linie 701 fährt ab der Halte -<br />

stelle Dreieck über Schloss Jägerhof,<br />

Jacobistraße, Jan-Wellem-Platz, Heinrich-Heine-Allee,<br />

Graf-Adolf-Platz und<br />

weiter über <strong>Berlin</strong>er Allee <strong>nach</strong> Holthausen/Benrath.<br />

Die Linien 706 und<br />

715 fahren ab Dreieck bzw. Marienhospital<br />

ebenfalls über die Haltestelle<br />

Jacobistraße zum Jan-Wellem-Platz,<br />

wo sie auf ihren angestammten Linienweg<br />

treffen.<br />

MKO<br />

Leizpig<br />

Tatra-Beiwagen vor<br />

<strong>dem</strong> Aus<br />

Auch in Leipzig geht die Ära der<br />

Tatra-Hochflur-Beiwagen zu Ende. Im<br />

Jahr 2012 sind bislang 16 der modernisierten<br />

B4D-M ausgemustert worden,<br />

zuletzt im Oktober die Wagen<br />

737, 738, 741, 742 und 758. Letzter<br />

einsatzbereiter Wagen der einst 45<br />

Wagen umfassenden Reihe war im<br />

November Bw 736, doch auch sein Ende<br />

steht kurz bevor. Es verbleiben au-<br />

Düsseldorf: Wieder einmal wird in der ersten Jahreshälfte 2013 die Linie<br />

706 vom Jan-Wellem-Platz kommend über Schloss Jägerhof Richtung<br />

Brehmplatz fahren<br />

M. KOCHEMS<br />

Cottbus<br />

Ab 2013 sollen in den Cottbuser<br />

Straßenbahnen die Ansagen<br />

zehn ausgewählter Haltestellen<br />

zweisprachig in Deutsch und<br />

Sorbisch erfolgen. Bei den zehn<br />

Ansagen handelt es sich um Haltestellen,<br />

in deren Nähe sich sorbische<br />

Einrichtungen befinden<br />

z. B. Altmarkt. Etwa 60.000 Sorben<br />

gibt es noch in der Lausitz.<br />

Die Beschilderung der Straßen<br />

und Orte ist im Gebiet der<br />

Sorben, darunter auch in der<br />

Stadt Cottbus, zweisprachig. Die<br />

Ansagen wurden am 17. September<br />

von sechs Schülerinnen<br />

des Niedersorbischen Gymnasiums<br />

Cottbus eingesprochen. SM<br />

Kassel<br />

Die Kasseler RegioTram wird<br />

von Dezember 2013 bis Dezember<br />

2023 von einem Konsortium<br />

aus Hessischer Landesbahn<br />

(HLB) und der Kasseler Verkehrsgesellschaft<br />

(KVG), unter deren<br />

Regie auch die Kasseler Straßenbahn<br />

fährt, betrieben. An der<br />

„RegioTram Betriebsgesellschaft“,<br />

die aktuell den Betrieb<br />

abwickelt, sind neben <strong>dem</strong><br />

Mehrheitseigner Deutsche Bahn<br />

auch die HLB und KVG beteiligt.<br />

Der Vertrag umfasst nur die Linien<br />

RT3, RT4 und RT5 – die Linie<br />

RT9 <strong>nach</strong> Treysa soll ab Dezember<br />

2014 wieder als Regionalbahn<br />

betrieben werden. PKR<br />

Köln<br />

Seit <strong>dem</strong> Fahrplanwechsel am<br />

9. Dezember wird die Haltestelle<br />

Rathaus als neue unterirdische<br />

Haltestelle der Stadtbahnlinie 5<br />

bedient. Aus Ossendorf kommend<br />

fahren die Bahnen der Linie<br />

5 neuerdings über Dom/Hbf<br />

zum Rathaus als vorläufige Endhaltestelle.<br />

Die Haltestellen Breslauer<br />

Platz/Hbf, Ebertplatz und<br />

die bisherige Endstelle Reichenspergerplatz<br />

werden nicht mehr<br />

von der Linie 5 angefahren. Mit<br />

der Inbetriebnahme des Linienabschnittes<br />

zwischen Dom/Hbf<br />

und Rathaus wurde der erste Abschnitt<br />

der Nord-Süd-Stadtbahn<br />

eröffnet.<br />

SM<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

9


Aktuell<br />

Hagen: Tw 337 war am 3. November<br />

anlässlich einer Buchvorstellung zu<br />

Besuch vor <strong>dem</strong> alten Bahnhofsgebäude<br />

in Breckerfeld R. HAFKE<br />

Eine GT6N-Doppeltraktion zwängt sich am 20. November durch die Neue Schönhauser Straße<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Planverkehr auf Betriebsstrecken<br />

ßer<strong>dem</strong> noch vier der in den Jahren<br />

2002-2004 aus Hochflurwagen umgebauten<br />

B4D-NF mit abgesenktem,<br />

mittlerem Niederflureinstieg im Einsatz<br />

(Nr. 792, 795, 797 und 798), die<br />

anderen vier dieser Serie sind ebenfalls<br />

bereits ausgemustert. Langfristig<br />

werden in Leipzig als Beiwagen nur<br />

Gleich drei Betriebsstrecken – zwei<br />

kurze Gleisverbindungen im Bereich<br />

des Alexanderplatzes und die Strecke<br />

durch die Neue und Alte Schönhauser<br />

Straße im Scheunenviertel – wurden<br />

Ende November von planmäßigen<br />

Straßenbahnzügen befahren.<br />

Wegen Bauarbeiten im Bereich<br />

Alexanderplatz wurde die Linie M6<br />

am 19. und 20. November 2012 von<br />

der Mollstraße her kommend über<br />

die Torstraße und die Betriebsstrecke<br />

durch die Alte und Neue Schönhauser<br />

Straße, die in etwa zwischen den<br />

Tramhaltestellen Rosa-Luxemburg-<br />

Platz und Hackescher Markt verläuft,<br />

umgeleitet. Die jahrzehntelang stark<br />

frequentierte Straßenbahnstrecke<br />

durch die Neue und die Alte Schönhauser<br />

Straße im Scheunenviertel in<br />

<strong>Berlin</strong>-Mitte hatte mit der Wiedereröffnung<br />

der Straßenbahn über den Alexanderplatz<br />

viel Verkehr verloren. Seit<br />

auch die Linie M2 über die Neubaustrecke<br />

„Alex II“ zum Alexanderplatz<br />

fährt, wurde die Strecke am 30. Mai<br />

2007 zur Betriebsstrecke herabgestuft.<br />

Als Besonderheit müssen die Trams in<br />

beiden Richtungen durch die als Einbahnstraße<br />

ausgeschilderte Neue<br />

Schönhauser Straße fahren.<br />

Neue Wege am »Alex«<br />

Ebenfalls am 19. und 20. November<br />

wurden die Linien M4 und M5 vom<br />

Hackeschen Markt bis zum Alexanderplatz<br />

zurückgezogen und wendeten<br />

dort unter Nutzung des Betriebsgleises<br />

noch die 2001 beschafften, vollständig<br />

niederflurigen Bw 901-938 eingesetzt.<br />

Sie kommen bislang in der Regel hinter<br />

hochflurigen Tatra T4D-M (Einzeloder<br />

Doppeltraktions-)Triebwagen<br />

zum Einsatz, deren vollständiger Ersatz<br />

erst in mehreren Jahren vorgesehen<br />

ist.<br />

BUD<br />

B. KUSSMAGK<br />

von der Haltestelle U-Bahnhof Alexanderplatz<br />

der Linien M4, M5 und<br />

M6 zur 2007 eröffneten Haltestelle<br />

Alexanderplatz der Linie M2.<br />

Vom 21. November bis zum 30.<br />

November wurden die Linien M4, M5<br />

und M6 zwar wieder zum Hackeschen<br />

Markt geführt, mussten aber anderweitig<br />

umgeleitet werden. Hierbei<br />

befuhren sie eine kurze Betriebsstrecke<br />

entlang der Karl-Liebknecht-Straße<br />

im Bereich der S-Bahn-Unterführung<br />

am Alexanderplatz, mit der die<br />

Strecke der Linie M2 aus Heinersdorf<br />

und die Strecke der Linien M4, M5<br />

und M6 zum Hackeschen Markt direkt<br />

– also ohne Bedienung einer Haltestelle<br />

am Alexanderplatz – verbunden<br />

werden.<br />

BEKUS<br />

Leipzig: Die hochflurigen B4D-M Beiwagen – hier als letztes Glied in einem Tatra-Großzug – werden in Leipzig<br />

bald der Vergangenheit angehören<br />

K. BIESEL<br />

Hagen<br />

Straßenbahnwagen in<br />

Breckerfeld<br />

Bis zum 2. November 1963 verkehrte<br />

zwischen Hagen und Breckerfeld die<br />

Straßenbahnlinie 11. 49 Jahre später<br />

kam am 3. November 2012 der heute<br />

bei den Bergischen Museumsbahnen<br />

im Einsatz stehende zweiachsige<br />

Triebwagen 337 zu einem Besuch an<br />

den Streckenendpunkt. Das Bahnhofsgebäude<br />

der kleinen Hansestadt im<br />

Märkischen Kreis zeigt sich noch heute<br />

weitgehend im Originalzustand. Anlass<br />

für den Besuch, bei <strong>dem</strong> der 1957<br />

bei der Düsseldorfer Waggonfabrik gebaute<br />

Zweiachser mit einem Straßentieflader<br />

vom Museumsdepot in Kohlfurth<br />

auf fast 400 m Höhe gebracht<br />

wurde, war die Vorstellung eines Buches<br />

über die Linie 11. Ein Schwerlastkran<br />

hob das Fahrzeug samt eines kurzen<br />

Gleisstücks auf den Bahnhofsplatz<br />

und <strong>nach</strong> einigen Stunden wieder zurück<br />

auf den Tieflader. Die modern ausgestatteten<br />

Zweiachser der Hagener<br />

Straßenbahn fuhren in den 1950er-<br />

Jahren auch auf die Höhen des Mär -<br />

kischen Kreises, ehe sie bis zur Ein -<br />

stellung des Schienenverkehrs von<br />

vierachsigen Großraum- und sechsachsigen<br />

Gelenktriebwagen abgelöst<br />

wurden. Zweiachsige Beiwagen kamen<br />

zusammen mit diesen bis 1963<br />

<strong>nach</strong> Breckerfeld.<br />

AR<br />

Stuttgart<br />

Baurecht für U12<br />

ins Neckartal<br />

Seit <strong>dem</strong> 7. November liegt für die<br />

1,1 km lange Stadtbahnstrecke vom<br />

Hallschlag ins Neckartal zur Aubrücke<br />

(zwischen den Haltestellen Elbestraße<br />

und Wagrainäcker gelegen) der Planfeststellungsbeschluss<br />

und damit Baurecht<br />

vor – der Baubeginn soll Anfang<br />

2013 stattfinden. Die Strecke schließt<br />

am Hallschlag an die Strecke vom Löwentor<br />

zum Hallschlag, die erst im<br />

September 2013 eröffnet wird, an. Im<br />

Neckartal wird die neue Schiene<strong>nach</strong>se<br />

auf die Gleise der U14 in Richtung<br />

Remseck treffen. Eine neue Station<br />

Bottroper Straße, die in Tieflage aber<br />

<strong>nach</strong> oben offen entstehen soll, wird<br />

als einzige Zwischenstation den Ost-<br />

10 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Deutschland<br />

teil der Siedlung Hallschlag erschließen.<br />

Nach einem kurzen oberirdischen<br />

Abschnitt wird die neue Strecke in einem<br />

Tunnel, der aufgrund des zu starken<br />

Gefälles des Oberflächenniveaus<br />

notwendig ist, vom Hallschlag hinunter<br />

zum Neckar führen.<br />

Bedient werden soll die neue Strecke<br />

ab 2016 von der U12, der bis dahin<br />

auch im Süden (Wallgraben – Dürrlewang)<br />

und nördlich des Stadtzentrums<br />

(Hauptbahnhof – Budapester Platz –<br />

Milchhof) Neubaustrecken zur Verfügung<br />

stehen werden. Künftig wird die<br />

U12 von Dürrlewang im Südwesten<br />

<strong>nach</strong> Remseck im Nordosten fahren. PKR<br />

Frankfurt am Main<br />

Aus für U2-Tw auf<br />

A-Strecke<br />

Seit <strong>dem</strong> 5. November sind die<br />

Planeinsätze der U2-Tw auf der A-Strecke,<br />

der ersten U-Bahn-Stammstrecke<br />

in Frankfurt, Geschichte. Die U-Bahn-<br />

Wagen des Typ U2 gehörten zur Erstausstattung<br />

der Frankfurter U-Bahn.<br />

Zwischen 1968 und 1978 geliefert, trugen<br />

sie lange die Hauptlast des Verkehrs<br />

auf der A-Strecke von Ginnheim/Oberursel/Bad<br />

Homburg und<br />

Heddernheim zum Südbahnhof, den<br />

heutigen Linien U1, U2 und U3. Neu<br />

abgelieferte Wagen der U5-Typen nehmen<br />

ihnen ihr Einsatzgebiet. Die 97<br />

U2-Wagen wurden im Lauf der Jahre<br />

zu zwei verschiedenen Untertypen<br />

Esslingen: Bei einem Schrotthändler in Deckenpfronn endete im Oktober 2012 der Lebenslauf des Beiwagens 31<br />

der einstigen Überlandstraßenbahn END<br />

M. LUTZ<br />

umgebaut: U2h für die 80 cm hohen<br />

Bahnsteige der A-Strecken und U2e für<br />

die 87 cm hohen der B- und C-Strecken.<br />

Aus <strong>dem</strong> Liniennetz haben sich<br />

aktuell aber nur die U2h-Wagen verabschiedet;<br />

auf der C-Strecke werden<br />

die U2e noch mindestens bis Ende<br />

2013 im Einsatz bleiben. Die beiden<br />

ersten Serienwagen, 303 und 304,<br />

werden als historische Fahrzeuge in<br />

Frankfurt erhalten bleiben. Im Gegensatz<br />

zu den anderen Wagen, die in<br />

Orange und Subaru-Vista-Blue unterwegs<br />

sind, tragen diese beiden wieder<br />

die rot-weiße Originallackierung. JÖS<br />

Esslingen<br />

Alte END-Fahrzeuge<br />

verschrottet<br />

Der Beiwagen 31 der einstigen<br />

Straßenbahn Esslingen – Nellingen –<br />

Denkendorf (END) wurde im Oktober<br />

2012 verschrottet. Seit <strong>dem</strong> Ende des<br />

Schienenverkehrs bei der END anno<br />

1978 hatte der Veteran beim Dressurplatz<br />

des Reit- und Fahrvereins Gärtringen<br />

bei Böblingen als Aufenthaltsraum<br />

gedient. Inzwischen war der<br />

Wagen stark verrottet. In der Straßenbahnwelt<br />

Stuttgart werden bereits<br />

zwei gleichartige Wagen museal präsentiert.<br />

Ebenso hat das Landesmuseum<br />

für Technik und Arbeit in Mannheim<br />

einen solchen Wagen im Fundus.<br />

Auch die Stadt Esslingen winkte<br />

ab. Deshalb nahm sich ein Schrotthändler<br />

des Gefährtes an. Ein Radsatz<br />

wird künftig auf der Schauanlage des<br />

Heimatgeschichtsvereins Nagold zu<br />

sehen sein, die dort an die Schmalspurbahn<br />

<strong>nach</strong> Altensteig erinnert.<br />

Ebenfalls 2012 wurde im Hannoverschen<br />

Straßenbahnmuseum der Triebwagen<br />

8 der END wegen des schlechten<br />

Zustandes verschrottet, <strong>nach</strong><strong>dem</strong><br />

er seit rund 30 Jahren dort gestanden<br />

hatte. Schon vor etlichen Jahren traf<br />

dies aus <strong>dem</strong> gleichen Grund den<br />

Triebwagen 6, der an das Fahrzeugmuseum<br />

Marxzell gelangt war. Als Bilanz<br />

zeigt sich die nicht neue Erkenntnis,<br />

dass Straßenbahn- oder Eisenbahnfahrzeuge<br />

nicht erhalten werden<br />

können, wenn sie auf Dauer im Freien<br />

stehen.<br />

HJK/RBÜ<br />

Erfurt<br />

Innenstadtstrecke vor<br />

Vollsperrung<br />

Rund acht Monate muss Erfurts bedeutendste<br />

Innenstadtstrecke vom<br />

Domplatz zum Anger im nächsten Jahr<br />

für den Straßenbahnbetrieb komplett<br />

gesperrt werden. Grund ist die zu sanierende<br />

Schlösserbrücke über den<br />

querenden Fluss Gera. Zeitgleich sollen<br />

der Fischmarkt und die Straßenbahngleise<br />

umfangreich saniert werden.<br />

Gegenüber den ursprünglichen<br />

Planungen, diesen Streckenabschnitt<br />

unter Aufrechterhaltung eines eingleisigen<br />

Straßenbahnbetriebes bereits<br />

2012 zu sanieren, wird die Komplettsperrung<br />

schwerwiegendere Auswirkungen<br />

für das Erfurter Straßenbahnnetz<br />

haben.<br />

Stuttgart: Die vorläufige Planung der Haltestelle Bottroper Straße, die als<br />

einzige auf <strong>dem</strong> jetzt planfestgestellten Abschnitt Hallschlag – Aubrücke<br />

neu entstehen soll<br />

SSB<br />

Frankfurt am Main: Am 5. November wurden die U2-Triebwagen von der<br />

A-Strecke zurückgezogen – das Bild von 1992 zeigt einen Drei-Wagen-Zug<br />

auf der U2<br />

J. SCHRAMM<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

11


Aktuell<br />

ANZEIGE<br />

Erfurt: Der Combino 623 befährt die Erfurter Schlösserbrücke, die im Jahr 2013 für acht Monate nicht von<br />

Straßenbahnen befahren werden kann<br />

R. GLEMBOTZKY<br />

In Vorbereitung der Verkehrsplanung<br />

und eines angepassten Liniennetzes<br />

führten die Erfurter Verkehrsbetriebe eine<br />

Fahrgastbefragung durch, an der<br />

sich 1.341 Bürger beteiligt haben. Dabei<br />

standen ausgewählte Umleitungsrouten<br />

und die Überbrückung des gesperrten<br />

Abschnittes per Fußweg zur<br />

Wahl. Die Gesamtreisezeit wird sich, je<br />

<strong>nach</strong> gewählter Alternativroute, bei einer<br />

momentanen Reisezeit von vier Minuten<br />

auf zwischen zehn und ca. 22 Minuten<br />

verlängern. Ein adäquater Schienenersatzverkehr<br />

wird dagegen nicht<br />

realisiert werden, lediglich in einer Art<br />

Ringverkehr zwischen Anger und Domplatz<br />

sollen Ersatzbusse in eine Richtung<br />

angeboten werden. Für zahlreiche<br />

Fahrgäste aus <strong>dem</strong> Bereich Nordhäuser<br />

Straße und Universität mit <strong>dem</strong> Ziel<br />

Hauptbahnhof und darüber hinaus wird<br />

somit ein mehrfaches Umsteigen mit<br />

erheblichen Umwegen über acht Monate<br />

erforderlich.<br />

ROG<br />

Bielefeld<br />

Neue Strecken kommen<br />

voran<br />

In Bielefeld wird derzeit konkret an<br />

sechs Stadtbahnerweiterungen geplant.<br />

Die größten Projekte dabei sind<br />

die Verlängerung der Linie 1 von Senne<br />

<strong>nach</strong> Sennestadt und der Neubau einer<br />

in der Innenstadt oberirdisch fahrenden<br />

Linie 5 <strong>nach</strong> Heepen. Nach<strong>dem</strong> das<br />

Land Nordrhein-Westfalen im Herbst<br />

für beide Projekte die Aufnahme in das<br />

Zwickau<br />

Konzept für künftiges Tramnetz vorgestellt<br />

Am 6. November stellten Vertreter<br />

von Stadt, Verkehrsverbund Mittelsachsen<br />

und <strong>dem</strong> beauftragten<br />

Ingenieurbüro Pläne für die künftige<br />

Entwicklung des ÖPNV in Zwickau<br />

vor. Im Mittelpunkt stand dabei<br />

das Straßenbahnnetz, für das verschiedene<br />

Varianten für eine künftige<br />

Entwicklung untersucht wurden.<br />

Sowohl hinsichtlich der erwarteten<br />

Fahrgastzahlen als auch der Betriebskosten<br />

schnitt eine Variante<br />

am besten ab, in der das Straßenbahnnetz<br />

auf ein klares Achsenkreuz<br />

aus zwei Linien, die sich am<br />

Neumarkt kreuzen, reduziert wird.<br />

Dazu müssten die beiden Linienäste<br />

zum Hauptbahnhof und zum Städtischen<br />

Klinikum quasi zusammengelegt<br />

werden, was durch eine etwa<br />

500 m lange Neubaustrecke vom<br />

Hauptbahnhof zur Haltestelle Kopernikusstraße<br />

realisiert werden<br />

soll. Die einen Kilometer lange Strecke<br />

zwischen Georgenplatz und Kopernikusstraße<br />

mit der Haltestelle<br />

Als ein aus zwei Linien bestehendes Achsenkreuz könnte sich das Zwickauer Netz künftig darstellen STADT ZWICKAU<br />

Brunnenstraße würde dann stillgelegt.<br />

Der Vorteil dieser Variante wäre,<br />

dass keine Parallelverkehre verschiedener<br />

Straßenbahnlinien notwendig<br />

wären und der Hauptbahnhof besser<br />

ins Netz eingebunden wäre. Zu<strong>dem</strong><br />

sollen die wichtigen Umsteigeknoten<br />

auf die Stationen Hauptbahnhof und<br />

Neumarkt konzentriert und die Haltestelle<br />

Zentralhaltestelle weitestgehend<br />

von dieser Funktion entlastet<br />

werden. Die Stationen Neumarkt und<br />

Hauptbahnhof sollen zu<strong>dem</strong> umgestaltet<br />

werden. Dem Hauptbahnhof<br />

wird künftig auch deshalb eine wichtigere<br />

Rolle zugesprochen, da er im<br />

Dezember 2013 mit der Inbetriebnahme<br />

des Leipziger City-S-Bahn-<br />

Tunnels zur Station der Mitteldeutschen<br />

S-Bahn wird, womit deutliche<br />

Fahrgastzuwächse erwartet werden.<br />

Am 13. Dezember stand das<br />

Konzept auch auf der Agenda des<br />

Stadtrates.<br />

PKR<br />

12 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Deutschland · Industrie<br />

Ein Bielefelder E-Wagen passiert die Industriebrücke der ehemaligen Dürkopp-Werke.<br />

Eine kurze Neubaustrecke soll auch das Entwicklungsgebiet<br />

Dürkopp Tor 6 erschließen<br />

P. KRAMMER<br />

Bundesförderprogramm GVFG beantragt<br />

hatte, wurden nun beide Projekte<br />

im entsprechenden Bundesprogramm<br />

aufgenommen. Bis Mitte 2013 muss die<br />

Planung der beiden Linien – insbesondere<br />

die Frage ob auf der Linie 5 Hochoder<br />

Niederflurfahrzeuge eingesetzt<br />

werden sollen – weiter konkretisiert<br />

und eine standardisierte Bewertung<br />

zum Nachweis der volkswirtschaftlichen<br />

Sinnhaftigkeit erstellt werden.<br />

Vor einer kurzfristigeren Realisierung<br />

steht die Verlängerung der Stadtbahn<br />

von Milse <strong>nach</strong> Milse Ost, bei der<br />

der Planfeststellungsbeschluss für Anfang<br />

2013 und der Baubeginn Mitte<br />

2013 erwartet wird. Darüber hinaus<br />

wird für die kurze, bei Anwohnern umstrittenen<br />

Neubaustrecke von der Haltestelle<br />

August-Schroeder-Straße <strong>nach</strong><br />

Dürrkopp Tor 6 2013 mit der Einleitung<br />

des Planfeststellungsverfahrens gerechnet.<br />

Für die anvisierte Verlängerung<br />

von Stieghorst Zentrum <strong>nach</strong> Hillegossen<br />

ist selbiges für ein Jahr später<br />

geplant. Weiter ist man da bei der Verlängerung<br />

der Linie 4 zum Campus<br />

Lange Lage, wo schon 2014 gebaut<br />

werden soll.<br />

PKR<br />

Der Bau der Tw 3000 für die Stadtbahn<br />

Hannover steht unmittelbar bevor.<br />

Erste Probeschweißarbeiten wurden<br />

bereits durchgeführt. Die Unter -<br />

lieferanten sind ausgewählt und<br />

beauftragt. Das Gebäude der Fertigungshalle<br />

in Leipzig ist errichtet und<br />

wird momentan ausgestattet. Im ersten<br />

Quartal 2013 beginnen dann die<br />

Rohbauarbeiten am Wagenkasten. Ein<br />

erstes Fahrzeug wird voraussichtlich<br />

Ende 2013 geliefert. Der erste Fahrgasteinsatz<br />

ist für Anfang 2014 geplant.<br />

Seit der Präsentation des originalgroßen<br />

Modells im Maßstab 1:1 im<br />

Januar 2012 wurden einige Optimierungen<br />

vorgenommen. So wurde zum<br />

Beispiel ein „Auffindeton“ für Seheingeschränkte<br />

eingebaut, der es blinden<br />

Fahrgästen ermöglicht, die Tür und<br />

den Türknopf einfacher zu finden. Wie<br />

der neue Tw 3000 für die Stadtbahn<br />

Hannover genau aussieht, veranschaulicht<br />

erstmalig ein originalgetreues<br />

Modell im Maßstab 1:20.<br />

Vossloh<br />

Kiepe/Alstom:<br />

Das endgültige<br />

Design des<br />

Tw 3000 für<br />

Hannover<br />

wurde fest -<br />

gelegt und in<br />

einem 1:20-<br />

Modell ver -<br />

anschaulicht<br />

ÜSTRA<br />

Im April hatte das hannoversche<br />

Verkehrsunternehmen üstra einen Vertrag<br />

über die Lieferung von 50 25 m<br />

langen und 2,65 m breiten Tw 3000<br />

mit Alstom und Vossloh Kiepe geschlossen.<br />

Der Vertrag sieht eine Option<br />

auf 96 weitere Fahrzeuge des gleichen<br />

Typs vor.<br />

SM<br />

Doppelmayr<br />

Seilbahnprojekte für<br />

Koblenz und Hamburg<br />

Die zur Bundesgartenschau 2011<br />

erbaute Koblenzer Seilbahn vom Deutschen<br />

Eck zur Festung Ehrenbreitstein<br />

soll <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Willen des Koblenzer<br />

Oberbürgermeisters Joachim Hofmann-Göttig<br />

bis mindestens bis 2015<br />

fahren. Ursprünglich war ein Betrieb<br />

nur für das Gartenschau-Jahr vorgesehen,<br />

der bereits bis 2013 verlängert<br />

worden ist. Da die Bahn aber auch<br />

<strong>nach</strong> der Großveranstaltung von der<br />

Firma Doppelmayr eigenwirtschaftlich<br />

betrieben werden kann und <strong>nach</strong> wie<br />

vor merklich zur Attraktivität der Stadt<br />

beiträgt, soll sie weiter bestehen bleiben.<br />

Die dafür notwendige Genehmigung<br />

ist allerdings noch nicht eingeholt.<br />

Auch <strong>nach</strong> 2015 scheint ein Weiterbetrieb<br />

denkbar. Nach etwa 25<br />

Jahren Betriebszeit müsste die Bahn<br />

aber spätestens abgebaut werden, da<br />

dann die technische Lebensdauer erreicht<br />

ist.<br />

Auch für Hamburg plant Doppelmayr<br />

gemeinsam mit <strong>dem</strong> Musical-Betreiber<br />

Stage Entertainment eine Seilbahn.<br />

Sie soll vom U-Bahnhof St. Pauli<br />

über die Elbe zur Station Elbufer führen.<br />

Sie soll mindestens zehn Jahre betrieben<br />

werden. Die „Seilbahn Hamburg“<br />

würde einerseits eine Touristenattraktion,<br />

andererseits aber auch eine<br />

Ergänzung des ÖPNV-Netzes darstellen.<br />

PKR<br />

JushMash<br />

Neuer Wagentyp K1M<br />

in Betrieb<br />

Seit 2001 baut die Maschinenfabrik<br />

„JushMash“ in Dnipropetrowsk Standard-Vierachser<br />

mit der Typenbezeichnung<br />

K1 für den heimischen Markt.<br />

Der Typ stellt eine Weiterentwicklung<br />

des CKD-Typs T6B5 dar, den<br />

„JushMash“ ab 1994 im Rahmen eines<br />

Joint Ventures unter der Bezeichnung<br />

„Tatra-Jug“ baute. Wegen der<br />

schlechten wirtschaftlichen Lage bei<br />

den ukrainischen Straßenbahnbetrieben<br />

konnten bis 2011 nur 74 K1 gebaut<br />

werden, die in Donezk (28), Kiew<br />

(9), Krywyh Rih (7), Luhansk (5), Mariupol<br />

(7), Mykolajiw (7), Odessa (10)<br />

und Saporischja (1) zum Einsatz kommen.<br />

Nunmehr gibt es diesen Typ unter<br />

der Bezeichnung K1M auch mit einem<br />

Niederfluranteil im Bereich des<br />

mittleren Einstiegs. Kiew nahm im ver-<br />

Industrie<br />

Vossloh Kiepe/Alstom<br />

Tw 3000 geht in Bau<br />

Doppelmayr: Eigentlich als Verkehrsmittel für die Bundesgartenschau geplant, könnte die Koblenzer Seilbahn bis<br />

etwa 2025 den ÖPNV in der Rheinstadt ergänzen<br />

P. KRAMMER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

13


Aktuell<br />

JushMash: Als „K1M“ weist der vordere Wagen des Gespanns K1M 342 + K1 327, hier im Einsatz auf der Schnellstraßenbahnlinie<br />

3 in Kiew, einen Niederfluranteil auf<br />

W. KAISER<br />

gangenen Sommer drei derartige<br />

Exemplare (Nr. 341–343) in Betrieb,<br />

die sich von der Standardversion äußerlich<br />

nur durch die in Wagenmitte<br />

weiter herabgezogenen Fenster unterscheiden.<br />

Die K1M kommen – jeweils<br />

in Doppeltraktion mit einem K1 – auf<br />

den kürzlich sanierten Schnellstraßenbahnlinien<br />

1 und 3 im Westen der<br />

Stadt zum Einsatz.<br />

WOK<br />

Weltweit<br />

Frankreich: Rouen<br />

Austausch der<br />

Niederflurflotte<br />

Alstom liefert derzeit 27 neue Straßenbahnzüge<br />

vom Typ Citadis 402<br />

<strong>nach</strong> Rouen. Sie ersetzen seit Juli 2012<br />

<strong>nach</strong> und <strong>nach</strong> die 28 TFS-Niederflur-<br />

Züge, die seit 1994 in Betrieb sind. Die<br />

neuen Citadis 402 für Rouen sind<br />

leichter und haben einen geringeren<br />

Energieverbrauch als die alten TFS. Mit<br />

einer Kapazität von 300 Fahrgästen<br />

pro 44-Meter-Zug wird auch die Kapazität<br />

auf den zwei Straßenbahnlinien<br />

um 60 Prozent vergrößert. An den Beschaffungskosten<br />

von 80 Mio. Euro beteiligt<br />

sich die Region Haute-Normandie<br />

mit 14,4 Mio. Euro. Neben der<br />

Fuhrparkerneuerung wurde auch in<br />

die Erneuerung der Gleisanlagen und<br />

die Modernisierung eines wichtigen<br />

Umsteigeknotens, Saint-Sever, investiert.<br />

Die 28 TFS-Züge sollen für 5,2 Mio.<br />

Euro <strong>nach</strong> Gaziantep in der Türkei verkauft<br />

werden. Ursprünglich war Grenoble,<br />

wo schon viele TFS-Züge laufen,<br />

für den Ankauf der Wagen ein ernsthafter<br />

Interessent. Gaziantep hatte im<br />

Jahr 2011 mit ex-Frankfurter Pt-Wagen<br />

einen Straßenbahnbetrieb eröffnet,<br />

der trotz des inzwischen erneut erfolgten<br />

Ankaufs von Pt-Wagen überlastet<br />

ist und künftig erweitert werden<br />

soll.<br />

VLC/BEKUS<br />

Estland: Tallinn<br />

Neufahrzeuge und<br />

Nulltarif<br />

Der spanische Hersteller CAF gewann<br />

die Ausschreibung der Nahverkehrsgesellschaft<br />

„Tallinna Linnatranspordi<br />

AS“ (TL) über die Lieferung<br />

von 15 Niederflur-Triebwagen inklusive<br />

einer Option auf 15 weitere Exemplare.<br />

Die klimatisierten, 2,3 m breiten<br />

und rund 30 m langen Niederflurtrams<br />

werden bis 2015 in die estnische<br />

Hauptstadt Tallinn geliefert und<br />

auf der Linie 4 (Tondi – Ülemiste) zum<br />

Einsatz kommen. Gegenwärtig besteht<br />

der Fuhrpark aus Tatra KT4SU,<br />

gebraucht übernommenen KT4D und<br />

12 mit einem Niederflur-Mittelteil<br />

ausgestattete KT6T. Der Auftrag hat<br />

einen Wert von 44,25 Mio. Euro. Ungewöhnlich<br />

erscheint die Finanzierung,<br />

die aus <strong>dem</strong> Verkauf von estnischen<br />

CO 2 -Emissionszertifikaten im<br />

Wert von 45 Mio. EUR an Spanien zustande<br />

kommt. Zusätzlich wird mit<br />

Mitteln aus <strong>dem</strong> EU-Kohäsionsfonds<br />

die Infrastruktur der Linie 4 für die<br />

neuen Fahrzeuge ertüchtigt.<br />

Auch führt Tallinn als erste Großstadt<br />

zum 1. Januar 2013 den Null -<br />

tarif im städtischen ÖPNV ein. Vorausgegangen<br />

war ein kommunales<br />

Referendum, das mit einer Wahlbeteiligung<br />

von 20 % und einer Zustimmung<br />

für den Nulltarif von 76 % endete.<br />

ROS/PKR<br />

Schweiz: Bern<br />

Tram erreicht den<br />

Bahnhof Wankdorf<br />

Am 9. Dezember wurde mit der Verlängerung<br />

der Tramlinie 9 der fahrplanmäßige<br />

Betrieb auf der Tramstrecke<br />

von der bisherigen Endstelle Guisanplatz<br />

zum Bahnhof Wankdorf<br />

aufgenommen. An der Strecke liegen<br />

die neuen Haltestellen Wankdorf Center<br />

(Fussballstadion der Young Boys<br />

Bern), Wankdorfplatz und Wankdorf<br />

Bahnhof. An letzterem bestehen gute<br />

Umsteigeverbindungen auf die S-<br />

Bahnlinien S1, S2, S3/31 und S4/44 sowie<br />

auf die Buslinien 20 in Richtung<br />

Bern Hauptbahnhof sowie 28 zum Eigerplatz.<br />

Die Strecke wird im Sechs-<br />

Minutentakt befahren. Mit <strong>dem</strong> Umbau<br />

der chronisch überlasteten Straßenkreuzung<br />

am Wankdorfplatz durch<br />

einen unterirdischen Straßenkreisel<br />

wurde die Voraussetzung für den Tramausbau<br />

geschafft.<br />

AS<br />

Tschechien: Olomouc<br />

Neue Straßenbahn -<br />

strecke geplant<br />

Die Straßenbahn der tschechi -<br />

schen Stadt Olomouc (Olmütz) mit ihren<br />

fünf Linien 1, 2, 4, 6 und 7 erweitert<br />

ihr Streckennetz. Derzeit existiert<br />

eine große eiförmige Strecke, die die<br />

Innenstadt und das östlich angrenzende<br />

Stadtgebiet bis hin zum Hauptbahnhof<br />

umschließt. Von dieser zweigen<br />

drei Strecken ab. Eine vierte, die<br />

südlich der Innenstadt nahe der Haltestelle<br />

Trznice abgehen wird und mit<br />

einem Gleisdreieck an die bestehende<br />

Strecke an der Polská angeschlossen<br />

werden kann, soll folgen. Bis 2014 ist<br />

zunächst eine 1,4 km lange Neubaustrecke<br />

mit drei Haltestellen bis Trnkova<br />

vorgesehen. Ein zweiter Bauabschnitt<br />

mit 1300 m Länge soll anschließend<br />

bis Družební führen. Der<br />

endgültige Ausbau sieht sogar noch<br />

Rouen: Ein neuer Citadis 403 (rechts) neben zwei TFS-Zügen an der um ein<br />

zusätzliches Gleis erweiterten Endstelle Technopôle<br />

F. DROISY<br />

Bern: Als erstes Tram erreicht Siemens Combino 662 am 23. Oktober im Rahmen<br />

einer Probefahrt die neue Endstelle am Bahnhof Wankdorf A. SCHMUTZ<br />

14 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Weltweit<br />

Olomouc: Etwa 550 m östlich dieser Kreuzung (Haltestelle Okresní soud)<br />

soll eine Neubaustrecke von der Bestandsstrecke abzweigen B. KUSSMAGK<br />

La Coruña: Die seit 2011 eingestellte Touristenstraßenbahn soll saniert<br />

werden und bereits im Sommer 2013 wieder fahren<br />

D. BUDACH<br />

eine dritte Verlängerung dieser Strecke<br />

<strong>nach</strong> Jižní vor. Erschlossen werden<br />

Gebiete mit vielen Neubauten. BEKUS<br />

Schweden: Stockholm<br />

Linie 7 wird verlängert<br />

Stockholms neue Tramlinie 7, die<br />

in ihrem ersten Betriebsjahr 2011 einen<br />

Fahrgastzuwachs von über 20 %<br />

gegenüber <strong>dem</strong> früheren Busverkehr<br />

verzeichnete, soll wegen ihres großen<br />

Erfolges verlängert werden.<br />

Konkret ist vorgesehen, die aktuell<br />

drei km lange Linie einerseits an den<br />

Hauptbahnhof anzubinden und andererseits<br />

von der Djurgarden-Brücke<br />

durch das östliche Hafengebiet <strong>nach</strong><br />

Ropsten zu verlängern. Dort soll die<br />

Linie mit der südlichen Lidingöbahn<br />

verknüpft werden. Die Lidingöbahn<br />

wird deshalb ab Sommer 2013 für anderthalb<br />

Jahre eingestellt. Sie erhält<br />

u.a. mehr Doppelgleis und ein neues<br />

Depot.<br />

Während des Sommers 2012 wurde<br />

auf der Linie 7 der aus Norrköping ausgeliehene<br />

Triebwagen 34 zusätzlich<br />

eingesetzt, wodurch ein Sechs-Minutentakt<br />

möglich war. Um das Fahrplanangebot<br />

zu ergänzen, verkehrten von<br />

Juni bis August täglich Museumswagen<br />

als Linie 7N auf <strong>dem</strong> Streckenabschnitt<br />

Normalmstorg – Skansen. Auch<br />

darüber hinaus stehen Museumswagen<br />

auf diesem Abschnitt im Einsatz –<br />

von April bis Mai und von September<br />

bis Dezember allerdings nur an Wochenenden.<br />

D. E. GÖRANSSON<br />

trieb gesetzt. Die Gleise, insbesondere<br />

an der Strecke entlang der Uferpromenade<br />

der Playa Orzán und der Playa<br />

Riazor, sollten in der Folge erneuert<br />

werden. Dieser zuletzt eröffnete Abschnitt<br />

hatte von Anfang an unter der<br />

schlecht ausgeführten Gleislage zu<br />

kämpfen.<br />

Österreich: Graz<br />

Nahverkehrsdrehscheibe eröffnet<br />

Am 22. November 2012 verkehrten<br />

die Straßenbahnlinien 1, 3, 6 und<br />

7 letztmalig durch die bisherige Unterführung<br />

Eggenberger Straße unter<br />

den Bahngleisen hindurch. Seit<br />

Betriebsbeginn am 26. November<br />

2012 steht stattdessen zwischen den<br />

zwei neu errichteten Unterführungen<br />

– unter den Eisenbahngleisen<br />

sowie unter <strong>dem</strong> Bahnhofgürtel<br />

durchführend – die in Tieflage gelegene,<br />

aber <strong>nach</strong> oben hin offene Station<br />

Hauptbahnhof zur Verfügung.<br />

Rund 40.000 Fahrgäste sollen die<br />

großzügig gestaltete Station Tag für<br />

Tag nutzen. Die neue Haltestelle bietet<br />

keinen direkten Zugang zum Bahnsteigtunnel<br />

des Bahnhofs. Stiegen,<br />

Rolltreppen und Aufzüge führen hinauf<br />

zum Bahnhofsvorplatz. Die Investitionskosten<br />

von 90 Mio. Euro wurden<br />

von der Stadt Graz, <strong>dem</strong> Land Steiermark<br />

und der ÖBB-Infrastruktur AG<br />

getragen.<br />

Zwischenzeitlich hatte die Stadtverwaltung<br />

angesichts der angespannten<br />

Haushaltslage verkündet, die Bahn<br />

(vorerst) nicht wieder eröffnen zu wollen.<br />

Angesichts der ebenfalls vertagten<br />

Pläne zur Umwandlung und Einbeziehung<br />

der Bahn in ein neues Niederflur-<br />

Straßenbahnnetz sah man keine Notwendigkeit,<br />

die Tram in ihrer bisherigen<br />

Form weiter zu betreiben. Der<br />

Druck der Bevölkerung bewirkte bei<br />

den lokalen Entscheidungsträgern<br />

aber ein Umdenken: Wenn alles gut<br />

läuft, könnte die Bahn im nächsten<br />

Sommer bereits wieder in Betrieb genommen<br />

werden.<br />

BUD<br />

Ziel des Projektes war zum einen<br />

die Entlastung der Straßenkreuzung<br />

Bahnhofgürtel/Annenstraße, welche<br />

die vier betroffenen Straßenbahnlinien<br />

oberirdisch zu queren hatten, und<br />

zum anderen die Heranführung aller<br />

vier, statt zuvor zwei, Straßenbahn -<br />

linien in diesem Bereich an den<br />

Hauptbahnhof. Auch kann der Bahnhof<br />

jetzt aus den westlichen Stadtteilen<br />

direkt angefahren werden.<br />

ROS<br />

Graz: Zwei Tage vor Eröffnung fanden in der <strong>nach</strong> oben hin offenen Station Hauptbahnhof bereits Probefahrten<br />

statt<br />

R. SCHREMPF<br />

Spanien: La Coruña<br />

Comeback für<br />

Touristentram<br />

Überraschend wurden Ende November<br />

die Bauarbeiten zur Wiederherstellung<br />

der kleinen Touristenstraßenbahn<br />

ausgeschrieben. Vor anderthalb<br />

Jahren wurde die Bahn <strong>nach</strong> einer<br />

Entgleisung am 2. Juli 2011 außer Be-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

15


Betriebe<br />

Goldener Oktober in Essen-<br />

Margarethenhöhe: Vor der Kulisse der<br />

markanten, mit wil<strong>dem</strong> Wein bewachsenen<br />

Wohnhäuser werden die Tw 5122 und<br />

5125 der EVAG auf <strong>dem</strong> Weg zur Endstelle<br />

in wenigen Sekunden in das letzte,<br />

eingleisige Streckenstück einfahren.<br />

M. KOCHEMS<br />

16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Essen/Mülheim a.d. Ruhr<br />

Wenn die<br />

Blätter fallen …<br />

Fotowetter im Herbst<br />

In den Monaten<br />

September und Oktober<br />

bäumt sich die Natur in<br />

Deutschland ein letztes<br />

Mal vor <strong>dem</strong> Winter auf.<br />

Farben frohes Laub<br />

wertet dann viele<br />

Motive auf – so auch<br />

z.B. in Essen und<br />

Mülheim an der Ruhr<br />

Für Christen übernimmt es<br />

natürlich Gott persönlich,<br />

für andere die personifizierte<br />

Natur, was auch immer<br />

sie damit meinen, das Ergebnis<br />

ist identisch: zauberhafte<br />

Farben an Bäumen und Sträuchern,<br />

wohin das Auge im<br />

Herbst auch blickt. Die Vielfalt<br />

ist jedes Jahr erneut ein Schauspiel:<br />

Innerhalb weniger Tage<br />

wechselt Grün in mannigfaltige<br />

Töne von Gelb, Braun oder gar<br />

Rot.<br />

Bei diesen das Herz erwärmenden<br />

Anblicken ziehen wir Tramfreunde<br />

besonders gern mit der<br />

Kamera durch die Städte. Die<br />

Redaktion wählte zwei Fotografien<br />

von Christian Lücker und<br />

Michael Kochems aus Nordrhein-Westfalen<br />

aus, um zu zeigen,<br />

wie schön sich im Oktober<br />

Trams in Szene setzen lassen. AM<br />

Im Herbst seines „Lebens“ angekommen<br />

ist der Mülheimer M8S 270:<br />

2004 wurde er aus Essen übernommen,<br />

2008 <strong>nach</strong> einem Unfall aus<br />

Teilen des M8S 1011 neu aufgebaut.<br />

Heute ist er der letzte M8 in Mülheim<br />

mit Schützensteuerung und<br />

verrichtet mit seinen 36 Jahren noch<br />

zuverlässig seine Dienste, wie hier<br />

am 21. Oktober kurz vor der Haltestelle<br />

Buchenberg<br />

C. LÜCKER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

17


Betriebe<br />

Fluss-Perlen<br />

an der Warnow<br />

Noch sehr jung ist der 27. Juli 2012<br />

als Tw 705 die Petribrücke überquert.<br />

Im Hintergrund sind mit<br />

St. Marien und St. Petri zwei der<br />

großen Rostocker Stadtpfarrkirchen<br />

zu sehen. Sonnen fotos sind an dieser<br />

Stelle so nur von Mitte Mai bis<br />

Ende Juli früh morgens möglich<br />

FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: M. JUNGE<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Rostock<br />

Am 8. Oktober 2012 ist T6A2M 801 auf <strong>dem</strong> einzigen Rasengleisabschnitt der Linie 1 unterwegs<br />

und passiert die Haltestelle Fischerdorf, die <strong>nach</strong> einem Naherholungsgebiet benannt ist<br />

Rostocks Linie 1 im Porträt Sie ist nicht die längste und auch<br />

nicht die kürzeste Linie in der Hansestadt – aber links und rechts<br />

der Strecke gibt es viele interessante Dinge zu entdecken: Stadttore,<br />

Häfen, Kirchen und ein Depot mit Museumsfahrzeugen<br />

Die Endhaltestelle Hafenallee in<br />

Rostock: Ein bisschen abseits der<br />

Bebauung, fast auf freiem Feld gelegen;<br />

von der Ferne grüßen der<br />

Kirchturm von St. Petri und die Häuser<br />

Gehlsdorfs. Hier beginnt die Linie 1: Wir beginnen<br />

unsere Fahrt in einem der 17 noch im<br />

Einsatz befindlichen Tatrazüge aus T6A2M<br />

und 4NBWE, die hier montags bis freitags<br />

fast ausschließlich eingesetzt werden. Seit der<br />

Streckeneröffnung zur Hafenallee am 1. Dezember<br />

1990 hat die zu diesem Zeitpunkt<br />

wieder eingerichtete Linie 1 hier ihren Ausgangspunkt.<br />

Zum Dierkower Kreuz<br />

Obwohl Toitenwinkel ein Stadtteil mit typischen<br />

Plattenbauten ist, säumt die Strecke<br />

bis zum Dierkower Kreuz links und<br />

rechts viel Grün. Interessanterweise verläuft<br />

das Trassee fernab von größeren Straßen, so<br />

dass ein Schienenersatzverkehr mit Bussen<br />

stets nur schwer einzurichten ist. Nach der<br />

Haltestelle Friedensforum, an der sich auch<br />

ein kleiner See befindet, wird ein scharfer<br />

Rechtsbogen durchfahren, an dessen Ende<br />

wir den Ortsteil Dierkow West mit kleinen<br />

Einfamilienhäusern erreichen. Die Dierkower<br />

Mühle, eine Holländerwindmühle aus<br />

<strong>dem</strong> Jahre 1880, ist gleich da<strong>nach</strong> auf der<br />

rechten Seite zu sehen. Heute befindet sich<br />

darin ein Restaurant.<br />

Betrieblich interessant ist der nun folgende<br />

Streckenabschnitt: Unser Wagen biegt <strong>nach</strong><br />

rechts in Richtung Dierkower Kreuz ab, während<br />

geradeaus eine kurze Betriebsstrecke<br />

zum Streckenast der Linie 4 führt und dabei<br />

auch das Gleis der Linie 2 kreuzt. Nach einander<br />

münden nun die Streckenäste vom Kurt-<br />

Schumacher-Ring und vom Haltepunkt Dierkow<br />

in unser Gleis ein. Links befindet sich die<br />

im Linienverkehr nicht benutzte Wendeschleife<br />

Dierkower Kreuz. Die gleichnamige<br />

Haltestelle ist die bedeutendste Umsteigestelle<br />

im Rostocker Nordosten. Stadt- und Regionalbusse<br />

übernehmen von hier aus die Bedienung<br />

der nicht von der Straßenbahn erreichten<br />

Stadtviertel wie auch der in der Nähe<br />

befindlichen Gewerbegebiete.<br />

Ans Warnow-Ufer<br />

Bis zum Dierkower Kreuz fährt die Straßenbahn<br />

bereits seit <strong>dem</strong> 21. April 1987, als<br />

die Linien 2 und 4 eröffnet wurden. Nun ändert<br />

sich auch der Charakter der Strecke<br />

schlagartig und <strong>nach</strong> der Überquerung des<br />

Dierkower Damms wird das Gewerbegebiet<br />

Osthafen erreicht, wo vorwiegend mittelständische<br />

Betriebe ansässig sind. Einige Gebäude<br />

stehen bereits länger leer und verfallen<br />

langsam.<br />

Aus <strong>dem</strong> Fenster ist jetzt wieder der Turm<br />

der Petrikirche zu sehen, der mit 117 m Höhe<br />

eine beeindruckende Landmarke darstellt<br />

und als Orientierungspunkt auch in Seekarten<br />

verzeichnet ist. 1994 hat die Kirche ihr<br />

ursprüngliches Aussehen wiedererhalten: Bei<br />

den Bombenangriffen auf Rostock wurde der<br />

ursprüngliche Turm zerstört und erst <strong>nach</strong><br />

1990 begannen die Planungen zum Wieder-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

19


Betriebe<br />

LINKS Vor <strong>dem</strong> Trambetriebshof der RSAG ist ein<br />

Tatrazug in schneller Fahrt unterwegs. Hinter<br />

den Bäumen befindet sich das Naherholungsgebiet<br />

„Schwanenteich“ mit der Kunsthalle<br />

Daten & Fakten: Linie 1<br />

Linienlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 km<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />

Anzahl Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

(abends und am Wochenende 38)<br />

Fahrzeugeinsatz: . . . . . . . . T6A2M und 4NBWE<br />

abends und am Wochenende nur 6NGTWDE<br />

Fahrzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Minuten<br />

Takt:. . . . 15 Minuten (<strong>nach</strong>mittags 12 Minuten)<br />

Tarif: . Einzelfahrkarte 1,80 € · Tageskarte 4,60 €<br />

aufbau. Heute hat man von einer Aussichtsplattform<br />

bei schönem Wetter einen<br />

weiten Blick über Rostock und Umgebung.<br />

Zwischen Stadthafen<br />

und Stadtmauer<br />

Jetzt überqueren wir auf der Alten Petribrücke<br />

die Warnow. Diese Brücke, ursprünglich<br />

als Klappbrücke ausgeführt, nutzte auch<br />

schon die erste Straßenbahn <strong>nach</strong> Dierkow<br />

und Gehlsdorf – die 1948 eröffnete und bereits<br />

1974 wieder eingestellte Linie 4. Da<strong>nach</strong><br />

ist die Stelle erreicht, an der die Besiedlung<br />

Rostocks mit einer slawischen Burg<br />

ihren Anfang nahm.<br />

Die Haltestelle Stadthafen ist erst 2006 fest<br />

eingerichtet worden und war vorher nur zeitweilig<br />

zur Hanse Sail in Betrieb. Hier hat sich<br />

Rostock binnen weniger Jahre stark verändert,<br />

es entstand eine neue Bebauung mit einem<br />

Parkhaus, das in diesem städtebaulich<br />

sensiblen Bereich keine Meisterleistung der<br />

Architekten ist und <strong>dem</strong>zufolge starke Proteste<br />

hervorrief.<br />

Die Trasse führt nun in sanften Bögen unterhalb<br />

der Stadtmauer entlang und passiert<br />

dabei das noch im Entstehen begriffene jüngste<br />

Wohngebiet Rostocks am Gerberbruch.<br />

Hier befand sich bis 2009 eine Wendeschleife,<br />

die den ihr ursprünglich zugedachten Zweck<br />

– eine Wen<strong>dem</strong>öglichkeit vor <strong>dem</strong> Stadtzentrum<br />

zu bieten, wenn am 1. Mai die Demonstrationen<br />

durch die Lange Straße zogen – nur<br />

wenige Male erfüllen konnte. Nach<strong>dem</strong> seit<br />

2006 eine alternative Streckenführung zur Verfügung<br />

steht, war die Wendeschleife obsolet<br />

geworden und wich einer veränderten Straßenführung<br />

und zukünftiger Wohnbebauung.<br />

In Fahrtrichtung rechts können wir zunächst<br />

einen kurzen Blick in die Straße „Am Bagehl“<br />

schweifen lassen, die bis 1974 auch von der<br />

Straßenbahn befahren wurde und zur zweiten<br />

Altstadtkirche – St. Nikolai – führt. Außergewöhnlich<br />

sind die im Dach des Kirchenschiffes<br />

befindlichen Wohnungen und der Stra-<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Niederflurtriebwagen<br />

kommen auf der<br />

Linie 1 vor allem<br />

abends und am Wochenende<br />

zum Einsatz.<br />

Am 3. März<br />

2012 fotografierte<br />

Mirco Czerwenka den<br />

6NGTWDE 676 in der<br />

Ernst-Barlach-Straße<br />

kurz vor der Haltestelle<br />

Steintor. Am<br />

Gebäude im Hintergrund<br />

gibt es noch<br />

eine Wandrosette<br />

der alten Linie 4<br />

M. CZERWENKA<br />

Rostock<br />

Nach einem Wintereinbruch Ende Januar 2010 waren die Tatras auf allen Linien auch am Wochenende im Einsatz. Der 2009<br />

wieder ins für Rostock typische Elfenbein umlackierte Tw 704 ist am 31. Januar 2010 in der Doberaner Straße unterwegs<br />

Nur noch die sogenannte „Heinkelmauer“ zeugt von der früheren Bebauung<br />

und Bedeutung der heute brachliegenden Fläche des Flugzeugbauers<br />

und der späteren Schiffswerft. Seit 1982 fährt die Straßenbahn<br />

unmittelbar am Denkmal entlang<br />

RECHTS Die Straßenbahn<br />

gehört zum<br />

Stadtbild Rostocks<br />

ganz selbstverständlich<br />

dazu. Der<br />

Neue Markt ist ein<br />

gelungenes Beispiel<br />

für die Verbindung<br />

von Nahverkehr und<br />

Stadtgestaltung<br />

ßendurchbruch „Schwibbogen“ unter <strong>dem</strong><br />

Kirchenchor. Die Altstadtquartiere sind in den<br />

vergangenen Jahren aufwändig restauriert und<br />

umgestaltet worden. Ein Besuch in Rostocks<br />

„guter Stube“ lohnt sich, denn an der Nikolaikirche<br />

liegen immer noch Gleisreste der Linie<br />

4, die ihren Weg durch die engen Altstadtstraßen<br />

nahm. Kurz darauf ergibt sich die<br />

Möglichkeit, aus <strong>dem</strong> Fenster auf die Grubenstraße<br />

und das älteste Stadttor Rostocks,<br />

das Kuhtor, zu schauen während auf der gegenüberliegenden<br />

Straßenseite neuentstandene<br />

Wohnhäuser zu erkennen sind. Dort befand<br />

sich der erste Bahnhof Rostocks, der <strong>nach</strong> der<br />

Schließung für den Personenverkehr 1905<br />

noch bis in die 1990er-Jahre hinein als Güterbahnhof<br />

genutzt wurde. Pläne, die S-Bahn aus<br />

Warnemünde bis in die Innenstadt zu verlängern,<br />

scheiterten. Das Empfangsgebäude dient<br />

heute als Seniorenwohnheim. Nichts erinnert<br />

mehr daran, dass noch bis 1993 eine Anschlussbahn<br />

mitten durch die Grubenstraße<br />

verlief, die den Hauptgüterbahnhof und den<br />

Stadthafen miteinander verband.<br />

Schönster Marktplatz Deutschlands?<br />

Am Steintor befindet sich ein weiterer wichtiger<br />

Umsteigepunkt, treffen sich hier doch<br />

alle Straßenbahnlinien und zahlreiche Buslinien.<br />

Seit 2009 bedienen die Stadtbusse die<br />

Haltestellen der Straßenbahn mit und sorgen<br />

so für einen bequemen Umstieg zwischen<br />

den Verkehrsmitteln an dieser ansonsten<br />

weitläufigen und durch Ampeln getrennten<br />

Haltestellenanlage.<br />

Nach <strong>dem</strong> Abbiegen in die Steinstraße sehen<br />

wir ein weiteres der vier erhaltenen Rostocker<br />

Stadttore und den Namensgeber der<br />

Haltestelle Steintor. Die kurze Steinstraße<br />

passierend erreicht unser T6A2M nun den<br />

Neuen Markt, mithin einen der schönsten<br />

Marktplätze in Norddeutschland. Ursprünglich<br />

auf drei Seiten bebaut, ist die<br />

Nordseite des Marktes 1942 zerstört und<br />

später nicht wieder aufgebaut worden. Die<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

21


Betriebe<br />

Lichtenhagen<br />

Mecklenburger<br />

Allee<br />

Rügener Straße<br />

Lütten Klein<br />

Lütten Klein-Zentrum<br />

Th.-Morus-Str.<br />

Evershagen<br />

Reutershagen<br />

Schematisch<br />

dargestellter<br />

Verlauf der<br />

Rostocker<br />

Linie 1<br />

M. JUNGE<br />

Marienehe<br />

Reutershagen<br />

Kunsthalle<br />

Holbeinplatz<br />

Kröpeliner Tor -<br />

Vorstadt<br />

Giebelhäuser auf der Südseite des Marktes<br />

entstanden erst in den 1950er-Jahren und beherbergen<br />

heute die Hauptpost und das<br />

Landgericht Rostock. Dominiert wird der<br />

Platz aber durch das Rathaus mit seiner barocken<br />

Laube, die das eigentliche, im Stile<br />

der Backsteingotik schon seit <strong>dem</strong> 13. Jahrhundert<br />

bestehende Gebäude verdeckt.<br />

Die Haltestelle auf <strong>dem</strong> heute autofreien<br />

Neuen Markt existiert seit 1999 an dieser Stelle.<br />

Ursprünglich verlief die Straßenbahnstrecke<br />

quer über den Neuen Markt und durch<br />

den heutigen Boulevard, die Kröpeliner Straße.<br />

Erst 1961 konnte dieses Nadelöhr beseitigt<br />

werden, als Straßenbahn- und Autoverkehr<br />

in die Lange Straße verlegt wurde.<br />

Beim Abbiegen in die Lange Straße fällt<br />

der Blick auf die größte Stadtkirche Rostocks,<br />

die St.-Marien-Kirche. Ein unbedingtes<br />

Muss für Besucher ist die astronomische<br />

Toitenwinkel<br />

Hafenallee<br />

Innenstadt<br />

Doberaner Platz<br />

Steintor<br />

M.-Niemöller-Str.<br />

Dierkower Kreuz<br />

Stadthafen<br />

Dierkow<br />

Uhr aus <strong>dem</strong> Jahre 1472 in der Kirche, bei<br />

der täglich zur Mittagszeit ein Apostelumgang<br />

stattfindet.<br />

Die Lange Straße, die von der Straßenbahn<br />

in voller Länge durchfahren wird, ist im Stile<br />

einer repräsentativen Magistrale im Rahmen<br />

des Nationalen Aufbauwerkes (NAW)<br />

gebaut worden. Hier vermischt sich der Zuckerbäckerstil<br />

mit Elementen der Backsteingotik.<br />

Die Haltestelle Kröpeliner Tor ist<br />

an dieser Stelle erst seit 2006 zu finden,<br />

rechts bietet sich nun ein schöner Ausblick<br />

auf die Warnow und das gegenüberliegende<br />

Ufer mit <strong>dem</strong> Stadtteil Gehlsdorf. Am Doberaner<br />

Platz trennen sich die Strecken der<br />

Linien 3 und 6 zum Zoo sowie zum Neuen<br />

Friedhof und die der Linien 1, 4 und 5 in den<br />

Nordwesten Rostocks. Bis 2001 bog auch<br />

die Linie 1 <strong>nach</strong> links zum Neuen Friedhof<br />

ab, wendete dann aber in der Schleife am<br />

Platz der Jugend. Oft haben die Linienwagen<br />

am Doberaner Platz einen Moment Aufenthalt<br />

für einen Fahrerwechsel.<br />

An der Brauerei vorbei<br />

Da<strong>nach</strong> führen die Gleise in die für eine Stadt<br />

an der Küste ungewöhnlich steile Doberaner<br />

Straße zur Haltestelle Volkstheater. Auf der<br />

linken Seite ist das Gelände der Rostocker<br />

Brauerei zu sehen. Im Jahre 1982 sorgte ein<br />

nächtlicher Straßenbahngüterverkehr dafür,<br />

dass die Bierfässer von der Brauerei zu den<br />

Gaststätten in der Stadt gelangten. Diese Episode<br />

der Rostocker Straßenbahn, die ansonsten<br />

nie <strong>dem</strong> Güterverkehr diente, ging<br />

allerdings recht bald wieder zu Ende. Rechts<br />

säumen Klinikgebäude die Straße, etwas zurückgesetzt<br />

erblickt man das Volkstheater.<br />

Bergab fährt der Tatrawagen jetzt auf einem<br />

Geradezu ländliche Idylle in der Großstadt gibt<br />

es an der Haltestelle Martin-Niemöller-Straße,<br />

die der Triebwagen 706 gerade in Richtung Innenstadt<br />

verlässt. In der Holländerwindmühle<br />

befindet sich heute eine Gaststätte<br />

22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Rostock<br />

Idyllisch zwischen Gärten und einzelnen Häusern verläuft die Straßenbahntrasse zwischen Reutershagen<br />

und Marienehe. An der Haltestelle Rahnstädter Weg begegnen sich am frühen Nachmittag<br />

des 27. Juli 2012 zwei Tatrazüge der Linie 1<br />

Etwas farblos und kühl wirken die Innenräume<br />

von Rostocks T6A2M <strong>nach</strong> der Modernisierung,<br />

die Sitze sind dennoch bequem M. KORUP<br />

der wenigen noch verbliebenen Abschnitten<br />

in Straßenmittellage in Rostock.<br />

Von der nächsten Haltestelle Kabutzenhof<br />

aus ist in wenigen Minuten der Anleger der<br />

Fähre <strong>nach</strong> Gehlsdorf zu erreichen. Der nun<br />

folgende Streckenabschnitt wird erst seit<br />

1936 befahren und führt zunächst zum sogenannten<br />

Werftdreieck, einem Platz, an <strong>dem</strong><br />

sich bis zur Schließung des Betriebes der<br />

Haupteingang zur Neptunwerft befand. Die<br />

Straßenbahn ist seit 1982 auf eigenem Bahnkörper<br />

neben der Lübecker Straße trassiert<br />

und passiert die sogenannte „Heinkelmauer“.<br />

Diese ist ein Rest der Fabrikfassade des<br />

Unternehmers Ernst Heinkel, der hier eine<br />

Fertigungsstätte für Flugzeuge betrieb. Die<br />

Mauer steht heute unter Denkmalschutz und<br />

soll in eine Neubebauung des Geländes integriert<br />

werden.<br />

Am Holbeinplatz bestehen gute Umsteigemöglichkeiten<br />

zur S-Bahn, bevor sich unser<br />

Tatrawagen in die Kurve legt und die<br />

Hamburger Straße erreicht. Linkerhand lädt<br />

der Botanische Garten zum Verweilen ein.<br />

Nach wenigen Hundert Metern erreichen<br />

wir die Einfahrt zum Straßenbahnbetriebshof<br />

Hamburger Straße mit der markanten,<br />

seit 1956 bestehenden Abstellhalle, die heute<br />

jedoch als Werkstatt benutzt wird. Die<br />

Straßenbahnwagen stehen stattdessen auf einer<br />

Freiabstellfläche. Ein Tipp nicht nur für<br />

Tramfreunde ist das Betriebsrestaurant der<br />

RSAG, welches an Werktagen preiswertes<br />

und schmackhaftes Mittagessen für jedermann<br />

anbietet.<br />

Auf <strong>nach</strong> Reutershagen!<br />

Gegenüber <strong>dem</strong> Depotgelände liegt das Naherholungsgebiet<br />

„Schwanenteich“ und die<br />

Rostocker Kunsthalle, der einzige Museumsneubau<br />

in der DDR. Kurz darauf sind<br />

die ersten Häuser des Stadtteiles Reutershagen<br />

und des Wiener Viertels zu erkennen.<br />

Neben der Straßenbahntrasse rechts erstreckt<br />

sich eine große Wiese und dahinter<br />

zahlreiche Einfamilienhäuser. Die Haltestelle<br />

Reutershagen verfügt über drei Gleise,<br />

zwei an der Strecke und eines als Ankunftshaltestelle<br />

für die seit 2000 nicht mehr im regulären<br />

Linienbetrieb benutzten Wendeschleife.<br />

Noch bis in die 1970er-Jahre hinein<br />

war der Streckenabschnitt <strong>nach</strong> Marienehe<br />

eingleisig.<br />

Depot für Museumsfahrzeuge<br />

Mit einem engen Rechtsbogen wendet sich<br />

die Straßenbahnstrecke von der Hamburger<br />

Straße ab und verläuft mitten zwischen Gärten<br />

und Mehrfamilienhäusern auf besonderem<br />

Bahnkörper.<br />

Wer den Ort Rahnstädt sucht, <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />

die nächste Haltestelle benannt ist, wird auf<br />

Landkarten nicht fündig werden: Der Ort<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

23


Betriebe<br />

Nur noch wenige<br />

Meter hat der<br />

T6A2M 812 mit <strong>dem</strong><br />

Beiwagen 862 am<br />

15. August 2011 bis<br />

zur Endhaltestelle<br />

Hafenallee zurückzulegen<br />

entstammt einer Erzählung des niederdeutschen<br />

Schriftstellers Fritz Reuter.<br />

Jetzt ist Marienehe erreicht. Die Gebäude<br />

dieses heutigen Gewerbegebietes stammen<br />

ganz überwiegend noch aus der Zeit des<br />

Flugzeugbaus, auch die sich auf der anderen<br />

Seite der S-Bahngleise befindliche Sporthalle.<br />

Auf der linken Seite befindet sich die Abstellanlage<br />

in Marienehe mit einer großen<br />

Halle, in der unter anderem die verkehrsgeschichtliche<br />

Ausstellung „depot12“ untergebracht<br />

ist. Auch die Traditionsfahrzeuge<br />

sowie Arbeitswagen finden hier ihr Domizil.<br />

Die folgende, fast 1,5 km lange Strecke bis<br />

zur nächsten Haltestelle wird mit großer<br />

Geschwindigkeit befahren, der T6A2M vibriert<br />

und mit viel Schwung unterqueren wir<br />

den Schmarler Damm, um die Rampe hinauf<br />

zur Brücke über die Stadtautobahn zu erklimmen.<br />

Diese Brücke ist neben der schon<br />

erwähnten Unterführung das aufwändigste<br />

Kunstbauwerk der Straßenbahnnetz er wei -<br />

terung in den Nordwesten Rostocks. In<br />

Evers hagen Süd ermöglicht eine Kombihaltestelle<br />

das bequeme Umsteigen zwischen<br />

Straßenbahn und der Buslinie 38.<br />

Ein Stück mit Rasengleis<br />

In Mittellage der Bertolt-Brecht-Straße, die<br />

mehrgeschossige, sanierte Plattenbauten säumen,<br />

erreicht die Linie 1 die Haltestelle Thomas-Morus-Straße<br />

und damit das Ende des<br />

ersten, am 24. Juni 2000 eröffneten, Streckenabschnittes<br />

in den Nordwesten. Kurz<br />

zuvor fällt rechts der Blick auf das Stelzenhochhaus<br />

„Rasmus“. Die Wendeschleife<br />

Thomas-Morus-Straße dient heute nur noch<br />

Betriebsfahrten. Nach <strong>dem</strong> Verlassen der<br />

Haltestelle wechseln die Gleise in die Seitenlage<br />

der Straße. Hier ist Rasengleis ver-<br />

Neben der Haltestelle Marienehe befindet sich<br />

das „depot12“ mit den Traditionswagen<br />

baut worden, was gestalterisch sehr gut mit<br />

der linkerhand gelegenen Grünanlage „Fischerdorf“<br />

harmoniert.<br />

Nach zwei weiteren Haltestellen und einem<br />

scharfen Linksbogen in die Warnowallee<br />

ist die Umsteigehaltestelle Lütten Klein-<br />

Zentrum erreicht, die wie der gesamte<br />

Streckenabschnitt am 7. Juli 2001 eröffnet<br />

worden ist. In der Nähe befinden sich ein<br />

Großkino und der Boulevard Lütten Kleins,<br />

außer<strong>dem</strong> ein großes Einkaufszentrum.<br />

Nach einem Rechtsbogen hält die Straßenbahn<br />

vor <strong>dem</strong> markanten Hyparschalenbau<br />

der Mehrzweckhalle, in der sich heute lediglich<br />

noch ein Supermarkt und ein Café<br />

befinden. In Seitenlage zur Turkuer Straße<br />

und <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Passieren der Haltestelle gleichen<br />

Namens überquert der Tatrawagen<br />

nochmals eine Straße und hält kurz darauf<br />

in der Haltestelle Rügener Straße. Hier endet<br />

die Linie 1 von Montag bis Freitag im<br />

Tagesverkehr, während die Linien 4 und 5<br />

bis zur Mecklenburger Allee weiterfahren.<br />

Lediglich am Wochenende sowie im Abendverkehr<br />

und mit zwei Einzelfahrten im Frühverkehr<br />

verkehrt auch Linie 1 bis <strong>nach</strong> Lichtenhagen.<br />

MARTIN JUNGE<br />

Weblinks<br />

• Rostocker Straßenbahn AG:<br />

www.rsag-online.de<br />

• St.-Petri-Kirche Rostock:<br />

www.petrikirche-rostock.de<br />

• Astronomische Uhr in St. Marien:<br />

www.astronomischeuhr.de<br />

• Kunsthalle Rostock:<br />

www.kunsthallerostock.de<br />

24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Nächster Halt: …<br />

Die Mitarbeiter des Bereiches Stromversorgung der Jenaer Nahverkehr GmbH führen im September 2012 Instandhaltungsarbeiten durch.<br />

Der Haltestelle „An der Eule“ nähert sich NGT6 MZR Nr. 614 (Adtranz 1997). Auf <strong>dem</strong> 11 km langen Weg von Zwätzen <strong>nach</strong> Lobeda West<br />

durchquert er als Linie 4 die Stadt von Nord <strong>nach</strong> Süd<br />

KONRAD SPATH<br />

Nächster Halt:<br />

An der Eule<br />

Ende des 19. Jahrhundert erlebte Jena einen<br />

rasanten wirtschaftlichen Aufschwung mit<br />

schnell wachsenden Einwohnerzahlen. In Erwartung<br />

einer weiteren Ausdehnung wurden<br />

somit bei der Planung der Straßenbahn nicht<br />

nur Strecken innerhalb der „Universitätsund<br />

Residenzstadt Jena“ vorgesehen.<br />

Einen reichlichen Monat <strong>nach</strong> Vollendung<br />

der vier Linien im Stadtgebiet erfolgte am<br />

25. Juni 1901 die Eröffnung der „Weißen<br />

Linie“ zwischen der „Centrale“ (heute das<br />

alte Depot in der Dornburger Straße) und<br />

den erst in den 1920er-Jahren eingemeindeten,<br />

damals aber noch selbständigen Dörfern<br />

Löbstedt und Zwätzen. Die Strecke folgte<br />

eingleisig in Seitenlage der Chaussee <strong>nach</strong><br />

Naumburg und führte am uralten Flurstück<br />

„Eulengeschreyge“ entlang, einem Berghang,<br />

an <strong>dem</strong> Wein angebaut wurde. Bereits<br />

1382 wird in einer Kaufurkunde der Jenaer<br />

Ratsherren dieser Weinberg, „... der da heysit<br />

daz Ulengeschrey ...“ erwähnt. Der Name<br />

geht mit Sicherheit auf die damals dort wohnenden<br />

Eulen zurück. Der Weinbau in der<br />

Umgebung von Jena war im Mittelalter so<br />

verbreitet, dass die Weintraube sogar Eingang<br />

ins Jenaer Stadtwappen gefunden hat.<br />

1907 entsteht gegenüber der Straßenbahnhaltestelle<br />

ein Lazarett für das in Jena stationierte<br />

94. Preußische Infanteriebataillon.<br />

Ab 1910 wird es kurze Zeit als kommunales<br />

Versorgungshaus (Altersheim) genutzt, später<br />

fast 100 Jahre lang als Städtisches Krankenhaus.<br />

Heute befinden sich in <strong>dem</strong> mehrfach<br />

umgebauten Gebäude verschiedene<br />

Institute der Biologisch-pharmazeutischen<br />

Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena.<br />

In den 1930er-Jahren entsteht am Berghang<br />

eine Reihenhaussiedlung und die bergan<br />

führende Straße erhält den Namen „An<br />

der Eule“. Heute um viele Neubauten ergänzt,<br />

bildet das Eulenhof-Viertel ein freundliches<br />

Wohnquartier. Weiter oben am Berg<br />

befinden sich Kleingärten und dort hört man<br />

in lauen Sommernächten noch immer das<br />

Rufen junger Waldohreulen.<br />

Die Haltestelle, die schon „Garnison-Lazarett“,<br />

„Versorgungshaus“, „Städtisches<br />

Krankenhaus“ und zuletzt „Krankenhaus“<br />

hieß, trägt seit 1997 den Namen „An der<br />

Eule“.<br />

KONRAD SPATH<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

25


Betriebe<br />

Anlässlich „60 Jahre O-Bus in Solingen“ kamen viele Gastfahrzeuge im Juni 2012 in die Klingenstadt. Aus <strong>dem</strong> ostenglischen Lowestoft in der<br />

Nähe von Norwich reiste auch der einst in Baden-Baden eingesetzte O-Bus 231 an<br />

M. FEY<br />

Besuch aus England<br />

60 Jahre O-Bus in Solingen Ende Juni 2012 blickte Deutschlands größter Trolleybusbetrieb auf<br />

sechs Einsatzjahrzehnte zurück. Anlässlich des Jubiläums waren zahlreiche Gastfahrzeuge <strong>nach</strong><br />

Solingen gekommen – darunter sogar ein Originalfahrzeug von 1952<br />

Der Fahrer nimmt es mit Galgenhumor:<br />

„Da haben Sie das dann auch<br />

mal erlebt!“ Laut waren kurz zuvor<br />

die Stromabnehmerstangen des historischen<br />

O-Busses Nr. 42 aus <strong>dem</strong> Fahrdraht<br />

gesprungen und auf das Wagendach heruntergefallen.<br />

Der MAN-Bus bleibt stehen. Waren<br />

die Fahrgäste des Busses zunächst erschrocken,<br />

so beobachten sie nun, wie Fahrer<br />

und Begleiter mit Seilen die Stromabnehmer<br />

wieder an den Fahrdraht anlegen.<br />

Gerade solche Pannen sind die „Sahnehäubchen“<br />

eines Sonderverkehrs, den das O-<br />

Bus-Museum Solingen aus Anlass des 60.<br />

Der ÜH IIIs Nr. 1 war für die Solinger der Stargast.<br />

Er war 1952 als erster in Dienst gestellt<br />

worden, befindet sich aber heute ebenfalls im<br />

Eigentum von zwei Sammlern im ostenglischen<br />

Lowestoft. In Solingen traf er nun den dortigen<br />

Museums-O-Bus Nr. 59 wieder<br />

M. FEY<br />

26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


O-Bus Solingen<br />

Geburtstages des größten deutschen Trolleynetzes<br />

am letzten Juniwochenende 2012<br />

aufgezogen hatte. Neben den fünf Schätzchen<br />

aus <strong>dem</strong> eigenen Museumsbestand waren<br />

noch weitere O-Bus-Veteranen anderer<br />

Betriebe und Sammler zum Jubiläum in die<br />

Klingenstadt gekommen.<br />

Dicht umlagert auf <strong>dem</strong> Freigelände des<br />

Betriebshofes Weidenstraße stand der eigentliche<br />

Methusalem des Solinger Betriebs,<br />

der „ÜH IIIs“ Nr. 1, gebaut 1952 von Henschel<br />

und der Waggonfabrik Uerdingen. Er<br />

war der erste O-Bus, der beim Start des Solinger<br />

Netzes 1952 auf die Strecke ging. Heute<br />

gehört er zwei Sammlern im ostenglischen<br />

Lowestoft in der Nähe von Norwich. Aus<br />

Anlass des Jubiläums ließen sie das Fahrzeug<br />

eigens über den Kanal <strong>nach</strong> Solingen transportieren.<br />

Es pendelte auf beiden Sonderrouten<br />

zwischen Betriebshof und Wuppertal-Vohwinkel<br />

bzw. Schloss Burg.<br />

Zusammen mit <strong>dem</strong> ÜH IIIs kam auch der<br />

O-Bus 231 über den Kanal. Gebaut von<br />

Henschel in den 1960er-Jahren tat er früher<br />

in Baden-Baden auf der Trolleylinie vom<br />

Bahnhof Oos in die Innenstadt von Baden-<br />

Baden Dienst.<br />

Weitere Gäste waren der belgische Gelenk-<br />

O-Bus 11 (van Hool Typ 280 T) aus Gent<br />

sowie Dieselbusse von Nachbarbetrieben,<br />

die den kostenlosen Zubringerverkehr von<br />

der City zum Betriebshof besorgten. Blickfänger<br />

war dabei der Magirus-Reisebus 0<br />

3500 aus Düsseldorf aus den 1950er-Jahren,<br />

ein Ex-Trierer Henschel-Gelenkbus vom Typ<br />

HS 160 OSL sowie ein bei den Essener Verkehrsbetrieben<br />

gehegt und gepflegter Anderthalbdeck-Mercedes-Benz<br />

O 315 der legendären<br />

Bauart „Gebr. Ludewig“ aus den<br />

1960er-Jahren.<br />

Seit 2009 nicht mehr benötigt wird die einzige O-Bus-Drehscheibe der Welt an der Endstelle<br />

„Schloss Burg“ in Solingen. Als technisches Denkmal bleibt sie jedoch erhalten L. SCHIEFFER<br />

Rückkehr aus Argentinien<br />

Neben <strong>dem</strong> eingangs beschriebenen dreiachsigen<br />

Bus Nr. 42, hergestellt 1986 vom MAN-<br />

Tochterunternehmen Gräf und Stift sowie<br />

Kiepe Elektrik, besteht die Sammlung des Solinger<br />

O-Bus-Museums aus einem Portfolio<br />

aller Epochen des heimatlichen Betriebs: ein<br />

MAN-Gelenkbus SG 200 aus <strong>dem</strong> Jahre<br />

1984 und ein ÜH IIIs aus <strong>dem</strong> Jahre 1959 mit<br />

Anhänger (Hersteller Orion). Der „Exot“ der<br />

Sammlung ist ein Schweizer O-Bus vom Typ<br />

FBW 91-GTL aus Bern (Baujahr 1974).<br />

Ein Typ fehlte allerdings bisher: Die Baureihe<br />

TS („Trolley-Bus Solingen“, Hersteller<br />

Gebrüder Ludewig, Essen) aus den 1970er-<br />

Jahren. Ende der 1980er-Jahre waren diese<br />

ins argentinische Mendoza verkauft worden.<br />

Bei einem Vororttermin bekam der „Obus-<br />

Museum Solingen“-Verein im Mai 2012 den<br />

Wagen 68 geschenkt. Aufgrund eines fehlenden<br />

Zolldokumtes konnte dieser Bus jedoch<br />

bisher nicht <strong>nach</strong> Deutschland zurückkehren.<br />

Der Regelbetrieb in Solingen<br />

Mittlerweile ist der Fahrzeugpark der Solinger<br />

Netzes komplett auf moderne Gelenkfahrzeuge<br />

der Hersteller Berkhof, Hess und<br />

Van Hool umgestellt. 50 Fahrzeuge rollen<br />

auf den sechs Linien bei einer Gesamtstreckenlänge<br />

von fast 50 km.<br />

Bei der Umstellung auf Gelenkbusse blieb<br />

2009 ein Unikum buchstäblich auf der Strecke:<br />

die einzige O-Bus-Drehscheibe der Welt<br />

an der Endstelle „Schloss Burg“. Tief im engen<br />

Tal der Wupper war sie 1959 am ehemaligen<br />

Endpunkt der Straßenbahn angelegt<br />

worden, da sich bei Aufnahme des O-Bus-<br />

Betriebes kein Raum für eine weiträumige<br />

Wendeschleife geboten hatte. Die Drehscheibe<br />

war nur im Notfall mit Muskelkraft,<br />

später mit Motorbetrieb zu betätigen.<br />

Am 16. November 2009 eröffneten die Solinger<br />

Verkehrsbetriebe auf der Linie 683<br />

eine neue Wendeschleife. Seit<strong>dem</strong> verkehren<br />

dort regulär Gelenkzüge, diese fahren zum<br />

Wenden auf der Hauptstraße durch den<br />

Ortskern von Schloss Burg hindurch und<br />

drehen außerhalb. Dabei gibt es ein neues<br />

Kuriosum: Die Bürger des Ortes hatten sich<br />

bei Einführung des Gelenkwagenverkehrs<br />

massiv gegen weitere Fahrdrähte auf ihrer<br />

Hauptstraße ausgesprochen. So müssen die<br />

O-Busse jetzt an der letzten Haltestelle vor<br />

der Ortseinfahrt „abbügeln“ und einen<br />

Hilfsdiesel anwerfen. Mit <strong>dem</strong> geht es dann<br />

durch den Ortskern zur Wendeanlage …<br />

Die O-Bus-Drehscheibe bleibt indes für<br />

das Obus-Museum und eventuelle Einsatzfahrten<br />

des ÖPNV erhalten.<br />

LUDWIG SCHIEFFER/AM<br />

Zu den Gästen der 60-Jahr-Feier zählte auch die neueste Trolleybus-Generation, wie hier der Salzburger Niederflur-Trollino vom Typ 18 „Metrostyle“<br />

von Hersteller Solaris<br />

L. SCHIEFFER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

27


Betriebe<br />

Klein und sympathisch<br />

Die Tram der kroatischen Stadt Osijek In den vergangenen Jahren erfuhr das Streckennetz<br />

eine nennenswerte Erweiterung. Der Wagenpark setzt sich heute aus modernisierten Tatras und<br />

gebraucht übernommenen Düwags zusammen<br />

Die 107.000 Einwohner zählende<br />

Stadt Osijek (deutsch: Esseg; ungarisch:<br />

Eszék) ist der wirtschaftliche<br />

und kulturelle Mittelpunkt der Region<br />

Slawonien und Verwaltungssitz der politischen<br />

Provinz Osijek-Baranja. Die am rechten<br />

Ufer der Drau (kroatisch: Drava) gelegene<br />

Stadt besitzt zwei voneinander unabhängige<br />

Stadtzentren. Zum einen handelt es sich dabei<br />

um den barocken und auch heute noch<br />

teilweise von einer Fortifikation umgebenen<br />

Festungsbezirk (Tvrda) und zum anderen um<br />

die Oberstadt (Gornji grad), die heute alle<br />

Funktionen eines modernen Stadtzentrums<br />

auf sich vereinigt. Dazwischen liegen ausgedehnte<br />

Parkanlagen, die Universität und villenähnliche<br />

anmutende Mietshäuser aus der<br />

Zeit der Donaumonarchie.<br />

In <strong>dem</strong> Anfang der 1990er-Jahre wütenden<br />

„Kroatienkrieg“ verlief die Front teilweise<br />

mitten durch Osijek und an zahlreiche<br />

Häuserfassenden kann man die Spuren der<br />

Kampfhandlungen auch heute noch deutlich<br />

erkennen. Abgesehen davon hat sich Osijek<br />

in den vergangenen 15 Jahren sehr gut entwickelt<br />

und besitzt mit einer Fußgängerzone,<br />

einer vielfältigen Lokalszene und gepflegten<br />

Grünanlagen zahlreiche Attribute<br />

einer modernen und lebenswerten Stadt.<br />

1884–1926: 42 Jahre Pferdetram<br />

Die damals zur ungarischen Reichshälfte der<br />

Donaumonarchie gehörende Kleinstadt erhielt<br />

am 10. September 1884 eine meterspurige<br />

Pferdetramway, die in Ost-West-<br />

Richtung verlief und die wachsenden<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Kroatien: Osijek<br />

In der Regel sind alle 17 T3PV.O mit Werbefolien beklebt. Die Miete beträgt für 12 Monate nur<br />

13.300 Euro und ist damit um ein Vielfaches günstiger als bei deutschen Verkehrsbetrieben. Der<br />

T3PV.O 0603 befährt am 10. Mai 2012 die Schleife Zeleno Polje<br />

Auch die Trams in Osijek<br />

sind vor Graffiti nicht sicher.<br />

So passiert der GT6 0933 am<br />

9. Mai 2012 mit übermalter<br />

zweiter Wagenhälfte auf der<br />

Fahrt <strong>nach</strong> Visnjevac die renovierte<br />

katholische Kirche<br />

ALLE FOTOS: W. KAISER<br />

Das aktuelle Straßenbahnnetz in Osijek<br />

Stadtteile Oberstadt und Unterstadt (Donji<br />

Grad) mit <strong>dem</strong> zentral gelegenen Festungsbezirk<br />

verband. Damit verfügte Osijek bereits<br />

sieben Jahre früher über ein schienengebundenes<br />

Nahverkehrsmittel als die<br />

heutige kroatische Hauptstadt Zagreb.<br />

Das Netz wurde in den Folgejahren um<br />

zwei Linien Richtung Süden erweitert, und<br />

zwar vom Hauptplatz der Oberstadt zum<br />

Bahnhof und vom Hauptplatz der Festung<br />

in die Gartenstadt (Perivoja Grad). Entlang<br />

dieser Route gab es auch einen schienengleichen<br />

Übergang mit der Eisenbahnstrecke<br />

<strong>nach</strong> Pécs bzw. Vukovar. Weiters gab es auch<br />

ein Anschlussgleis zum Hafen, das für den<br />

Güterverkehr der Relation Bahnhof – Hafen<br />

benötigt wurde. Im Jahre 1895 standen für<br />

den Betrieb des zwölf Kilometer langen Netzes<br />

15 Personenwagen, acht Güterwagen<br />

und zwei Postwagen zur Verfügung.<br />

Bereits 1898 gab es Pläne zur Elektrifizierung<br />

der Straßenbahn, diese scheiterten aber<br />

zunächst an der fehlenden Infrastruktur für<br />

die Stromerzeugung. Auch in den Jahren des<br />

Ersten Weltkrieges und <strong>dem</strong> darauffolgenden<br />

Zerfall der Donaumonarchie war nicht<br />

an eine Erneuerung der Straßenbahn zu denken.<br />

So wurde der Betrieb mit Pferden bis<br />

weit in die 1920er-Jahre beibehalten.<br />

Die Eröffnung der elektrischen Straßenbahn<br />

erfolgte am 31. März 1926. Die Linie<br />

in die Gartenstadt wurde aber nicht mehr<br />

betrieben, die Hauptlinie im Bereich des Festungsbezirkes<br />

außerhalb der Befestigungsmauern<br />

neu trassiert und die Bahnhofslinie<br />

zu einem Rundkurs ausgebaut. Man begann<br />

W. KAISER<br />

nun auch mit <strong>dem</strong> zweigleisigen Ausbau des<br />

Streckennetzes, wobei man die Gleise fast<br />

durchwegs an die beiden Bordsteinkanten<br />

rückte. Dieses Konzept zur Vermeidung von<br />

Behinderungen durch den Individualverkehr<br />

ist in allen ehemals jugoslawischen Betrieben<br />

bis heute weit verbreitet. Zur Grundausstattung<br />

des elektrischen Betriebes gehörten<br />

zwölf zweiachsige Triebwagen von<br />

Skoda mit den Betriebsnummern 1 bis 12.<br />

Ausbau und Rückbau<br />

In den Jahren <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Zweiten Weltkrieg<br />

wurden an den Endpunkten Zeleno Polje<br />

und Retfala Gleisschleifen angelegt und die<br />

Strecke ab Retfala in die westlichen Vororte<br />

verlängert. Zunächst bestand allerdings<br />

hier nur ein einziges Streckengleis und eine<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

29


Betriebe<br />

Daten & Fakten: Osijek<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />

Eröffnung Pferdebahnbetrieb: . . . . . 10.09.1884<br />

Eröffnung elektrischer Betrieb:. . . . . 31.03.1926<br />

Aktueller Wagenbestand: . . . . . . . . . . 17 T3PV.O<br />

9 GT6<br />

2 T3YU<br />

Anzahl Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Netzlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 km<br />

Nur auf einem kurzen Streckenabschnitt zwischen Festung und der Oberstadt von Osijek passiert<br />

die Linie 1 großstädtisch anmutende Bebauung aus der Zeit um 1900 (Foto: Mai 2012)<br />

Im Juli 2012 war der T3PV.O 0713 ausnahmsweise ohne Werbung unterwegs. Am 4. Juli wartet<br />

er in der Endstelle Visnjevac auf Fahrgäste<br />

stumpfe Endstelle, weshalb dieser Abschnitt<br />

nur von einem solo fahrenden Pendelwagen<br />

bedient werden konnte. Mitte der 1960er-<br />

Jahre erfolgten der zweigleisige Ausbau und<br />

die Verlängerung bis zum heutigen Endpunkt<br />

Visnjevac.<br />

Um 1970 wurde schließlich die bisher<br />

zweigleisige und in auch in beiden Richtungen<br />

befahrene Bahnhofrundlinie rückgebaut<br />

und seither besteht hier nur noch ein Streckengleis,<br />

auf <strong>dem</strong> gegen den Uhrzeigersinn<br />

gefahren wird.<br />

Eine Erneuerung des Wagenparks fand zunächst<br />

nicht statt, zusätzliche Kapazitäten<br />

konnten aber durch die Anschaffung von gebrauchten<br />

Fahrzeugen geschaffen werden.<br />

So erhielt Osijek 1949 vier zweiachsige<br />

Triebwagen aus Rijeka (Nr. 13 bis 16; gebaut<br />

1922 in der Hauptwerkstätte der Zagreber<br />

Straßenbahn) und 1958 weitere 14<br />

Zweiachser, die durch die Stilllegung des Betriebes<br />

in Ljubljana vakant wurden. Die<br />

1931/32 von Duro Dakovic gebauten Fahrzeuge<br />

erhielten die Betriebsnummern 17 bis<br />

30. Im Jahre 1961 erhielt der Betrieb dann<br />

erstmals seit der Elektrifizierung fabrikneue<br />

Triebwagen. Es handelte sich um die Stahlkastenzweiachser<br />

TMK 101 von Duro Dakovic,<br />

die auch für Zagreb produziert wurden.<br />

Der Verkehrsbetrieb Osijek erhielt acht<br />

Exemplare (Nr. 31 bis 38), die solo oder auch<br />

mit zu Beiwagen umfunktionierten Altbau-<br />

Triebwagen zum Einsatz kamen.<br />

Modernisierung mit Tatrawagen<br />

Im Jahre 1968 konnte der mittlerweile recht<br />

bunte Wagenpark mit zehn Tatrawagen vom<br />

Typ T3YU erneuert werden. Die Wagen erhielten<br />

zwar die logischen Betriebsnummern<br />

39 bis 48, es wurden aber die letzten beiden<br />

Ziffern des Anschaffungsjahres vorangesetzt<br />

und die Nummern lauteten daher 6839 bis<br />

6848. Ein zweite Lieferung von zwölf T3YU<br />

folgte im Jahre 1972 und zwecks Vereinheitlichung<br />

des Wagenparks gab der Verkehrsbetrieb<br />

gleichzeitig die TMK 101 <strong>nach</strong><br />

Zagreb (dort Nr. 164 bis 171) ab.<br />

Der T3PV.O 0609 wirbt am 3. Juli 2012 für einen<br />

Besuch des Zoos. Er verlässt soeben im<br />

Einsatz auf Linie 2 die Endstelle am trg Ante<br />

Starcevica<br />

30 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Kroatien: Osijek<br />

Die Neubaustrecke der Linie 2 führt durch die ulica Martina Divalta und ist durchwegs eingleisig ausgeführt. Bei der Endstelle Bikara liegt das Streckengleis<br />

in Mittellage und ist von den beiden Richtungsfahrbahnen nur durch Leitlinien abgegrenzt, hier am 10. Mai 2012 mit <strong>dem</strong> T3PV.O 0609<br />

Die T3YU des Baujahres 1968 erhielten<br />

nun die neuen Betriebsnummern 6801 bis<br />

6810 und der „Jahrgang“ 1972 wurde mit<br />

den Nummern 7211 bis 7222 in Betrieb genommen.<br />

Der Verkehr konnte nun typenrein mit den<br />

Tatrawagen abgewickelt werden und die<br />

Fahrzeit auf der neun Kilometer langen<br />

Durchmesserlinie wurde von 30 auf 22 Minuten<br />

gekürzt. Linienbezeichnungen gab es<br />

<strong>nach</strong> wie vor keine und in den Liniennummernkästen<br />

der Tatrawagen wurden die für<br />

betriebsinterne Zwecke wichtigen Kursnummern<br />

angezeigt.<br />

Neue Wagen ab 1982<br />

Fahrgastzuwächse veranlassten den Verkehrsbetrieb<br />

im Jahre 1981 zur Bestellung<br />

von vier weiteren T3YU samt dazu passenden<br />

Beiwagen B3YU, die schließlich 1982<br />

eintrafen und die Betriebsnummern 8223 bis<br />

8226 (T3YU; Fabr.-Nr. 170691 bis 170694/<br />

1981) und 8201 bis 8204 (B3YU; Fabr.-Nr.<br />

170687 bis 170690/1981) erhielten. Diese<br />

Fahrzeuge entsprechen mit Ausnahme der<br />

meterspurigen Drehgestelle exakt den für<br />

Chemnitz und Schwerin gebauten T3D/B3D,<br />

was vor allem an den großen Zielschildkästen<br />

der Triebwagen zu erkennen ist. Nach<br />

Aussagen des Fahrpersonals waren bei der<br />

Seit Mai 2012 bereichern drei GT6 vom Typ<br />

„Mannheim“ den Wagenpark. Sie sind ohne<br />

Linien- und Zielangaben unterwegs. Der Wagen<br />

1238 hält am 4. Juli 2012 an der Festung<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

31


Betriebe<br />

Die GT6 1238 und 1239 sind als Bestandteil des Projektes „Osijek – Stadt der guten Nachrichten“ mit entsprechenden Slogans (hier „Osijek im<br />

Herzen“) verziert. Der GT6 9530 passiert auf seinem Weg ins Stadtzentrum im Mai 2012 den historischen Festungsbezirk Trvda<br />

LINKS Fallweise kommt 2012 im Schülerverkehr<br />

einer der beiden nicht modernisierten T3YU<br />

zum Einsatz, hier am 9. Mai auf der ul. Kapucinska.<br />

Die Graffiti-Bemalung des Wagens<br />

8225 soll auf das globale Umweltprojekt „Art<br />

& Earth“ aufmerksam machen<br />

Lieferung sogar die Anschriften am Bedienpult<br />

des Fahrers deutschsprachig. Bei den<br />

vier B3YU handelt es sich um die einzigen<br />

je hergestellten B3 in Meterspurausführung.<br />

Bis etwa 1986 wurden planmäßig alle vier<br />

Beiwagenzüge eingesetzt, wegen der deutlich<br />

schlechteren Beschleunigung mussten jedoch<br />

die Fahrzeiten aller Kurse verlängert werden.<br />

Bald entschied man sich daher, die Züge nur<br />

noch in den Spitzenzeiten als Verstärker einzusetzen<br />

und das Stadtbild wurde wieder von<br />

solo fahrenden Tatrawagen geprägt.<br />

Der Kroatienkrieg hinterlässt Spuren<br />

Eine Zäsur in der Geschichte der Stadt und<br />

des Straßenbahnbetriebes stellte der „Kroatienkrieg“<br />

von 1991 bis 1995 dar, denn in<br />

der ersten Phase des Krieges war die Stadt<br />

unmittelbar von den Kampfhandlungen betroffen.<br />

So fuhr die Straßenbahn von September<br />

1991 bis November 1992 meist nur<br />

im weniger umkämpften westlichen Teil der<br />

Stadt und wegen Beschädigungen an der Infrastruktur<br />

war zeitweise gar kein Betrieb<br />

möglich. Auch Fahrzeuge und Personal fielen<br />

den Kampfhandlungen zum Opfer, an<br />

Fahrbetriebsmitteln wären die Wagen 6805,<br />

7211 und 8224 sowie 8204 zu nennen.<br />

Ab 1993 konnte der Betrieb wieder ohne<br />

Behinderungen abgewickelt werden, Infrastruktur<br />

und Wagenpark zeigten sich aber in<br />

einem beklagenswerten Zustand. Dazu kam<br />

ein eklatanter Wagenmangel, da einige Tatrawagen<br />

bereits in den 1980er-Jahren <strong>nach</strong><br />

Unfällen und Bränden verschrottet werden<br />

mussten (6801, 6803, 6807, 7218) und stets<br />

einige Wagen wegen notorischem Ersatzteilmangel<br />

nicht einsatzbereit waren.<br />

In dieser prekären Lage konnte die Stadt<br />

Mannheim aushelfen und gab im Jahre 1995<br />

fünf sechsachsige Düwag-Gelenktriebwagen<br />

der Baujahre 1960–62 kostenlos <strong>nach</strong> Osijek<br />

ab. Die Wagen erhielten gemäß <strong>dem</strong> geltenden<br />

Schema die Betriebsnummern 9527<br />

bis 9531 und verstärkten an Werktagen den<br />

32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Kroatien: Osijek<br />

Der T3YU 7216 (heute T3PV.O 0604) präsentiert sich im Mai 2005 noch im Neulack <strong>nach</strong> CKD-Norm und verlässt soeben die Endstelle Višnjevac.<br />

Heute wird dieser Bereich von der Brücke einer Umfahrungsstraße überspannt<br />

zehn Kurse umfassenden Auslauf der Hauptlinie.<br />

Wiederum wurde der Liniennummernkasten<br />

zur Anzeige der Kursnummer<br />

verwendet. Die Fahrzeit in der Relation<br />

Visnjevac – Zeleno Polje betrug wegen des<br />

schlechten Oberbaues und des zunehmenden<br />

Individualverkehrs nun wiederum 30<br />

Minuten.<br />

Sanierung von Netz und Wagenpark<br />

Nach der Jahrtausendwende fiel die Entscheidung<br />

zur Sanierung des Bestandnetzes,<br />

zur Verlängerung der Linie 2 und zur Modernisierung<br />

des Wagenparks. Unter Rücksichtnahme<br />

auf die vorhandenen finanziellen<br />

Mittel wurden 2006/07 siebzehn T3YU<br />

bei Pragoimex in Ostrava modernisiert und<br />

erhielten dabei einen neuen – durchgehend<br />

hochflurigen – Wagenkasten und die Choppersteuerung<br />

„TV Progress“ von Cegelec.<br />

Die neue Typenbezeichnung lautet T3PV.O<br />

(T3 mit Progress-Steuerung und Wagenkasten<br />

VarCB3, Variante Osijek) und die Wagen<br />

erhielten in der Reihenfolge der Rückkehr<br />

<strong>nach</strong> Osijek die neuen Nummern 0601<br />

bis 0611 und 0712 bis 0717. An nicht modernisierten<br />

Tatras standen jetzt nur noch<br />

die Wagen 8223, 8225 und 8226 zur Verfügung,<br />

die bis 2009 noch sporadisch mit den<br />

zugehörigen Beiwagen zum Einsatz kamen.<br />

Im Frühjahr 2006 starteten die Bauarbeiten<br />

zur Verlängerung der Bahnhofrundlinie<br />

um zunächst einen Kilometer Richtung Süden<br />

bis zur Endstelle „Mackamama“.<br />

Osijek – Wagenpark Stand August 2012<br />

Nummer Typ Hersteller Baujahr Herkunft<br />

0601 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6809 (1972, ex 6847)<br />

0602 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7212<br />

0603 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7213<br />

0604 T3PV.O CKD 1971 UB 2006, ex T3YU 7216<br />

0605 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7220<br />

0606 T3PV.O CKD 1972 UB 2006, ex T3YU 7214<br />

0607 T3PV.O CKD 1971 UB 2006, ex T3YU 7217<br />

0608 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6806 (1972, ex 6844)<br />

0609 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6810 (1972, ex 6848)<br />

0610 T3PV.O CKD 1968 UB 2006, ex T3YU 6804 (1972, ex 6842)<br />

0611 T3PV.O CKD 1971 UB 2006, ex T3YU 7219<br />

0712 T3PV.O CKD 1971 UB 2007, ex T3YU 7218<br />

0713 T3PV.O CKD 1968 UB 2007, ex T3YU 6802 (1972, ex 6840)<br />

0714 T3PV.O CKD 1968 UB 2007, ex T3YU 6808 (1972, ex 6846)<br />

0715 T3PV.O CKD 1972 UB 2007, ex T3YU 7215<br />

0716 T3PV.O CKD 1971 UB 2007, ex T3YU 7221<br />

0717 T3PV.O CKD 1972 UB 2007, ex T3YU 7222<br />

8223 T3YU CKD 1981<br />

8225 T3YU CKD 1981<br />

9527 GT6 Düwag 1960 1995, ex Mannheim 323<br />

9528 GT6 Düwag 1960 1995, ex Mannheim 325<br />

9530 GT6 Düwag 1962 1995, ex Mannheim 371<br />

0933 GT6 Düwag 1960 2009, ex Zagreb 911; 1994, ex Mannheim 322<br />

0934 GT6 Düwag 1960 2009, ex Zagreb 914; 1994, ex Mannheim 347<br />

0936 GT6 Düwag 1960 2009, ex Zagreb 917; 1995, ex Mannheim 319<br />

1237 GT6 „Mannheim“ Düwag 1971 2012, ex Zagreb 942; 1996, ex Mannheim 466<br />

1238 GT6 „Mannheim“ Düwag 1971 2012, ex Zagreb 944; 1996, ex Mannheim 463<br />

1239 GT6 „Mannheim“ Düwag 1971 2012, ex Zagreb 941; 1996, ex Mannheim 462<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

33


Betriebe<br />

Der T3PV.O 0717 macht im Juli 2012 Werbung für die ortsansässige Brauerei und erreicht soeben<br />

den zentralen trg Ante Starcevica<br />

Bereits kurz <strong>nach</strong> der Inbetriebnahme musste der GT6 Typ „Mannheim“ 1237 schadhaft abgestellt<br />

werden und ging erst wieder Mitte Juli 2012 in Betrieb. Nur er ist in Blau-Weiß lackiert<br />

Die Eröffnung am 2. Dezember 2006<br />

brachte auch die Einführung einer dritten<br />

Linie und die erstmalige Verwendung von<br />

Liniensignalen mit sich. Neben der unverändert<br />

verkehrenden Hauptlinie (jetzt Linie<br />

1) und der gegen den Uhrzeigersinn fahrenden<br />

Bahnhofrundlinie (jetzt Linie 2) gab es<br />

nun auch die in der Relation Zeleno Polje –<br />

Mackamama verkehrende Linie 3. Diese<br />

Maßnahmen brachten jedoch ein Überangebot<br />

an Bahnen im Bereich des wenig<br />

frequentierten Bahnhofes und bereits im Januar<br />

2007 wurden die Linienführungen angepasst.<br />

Bei gleichzeitigem Entfall der Bahnhofrundlinie<br />

erhielt die bisherige Linie 3 das<br />

Liniensignal 2. Seither kann der Bahnhof<br />

vom Stadtzentrum aus nicht mehr direkt und<br />

umsteigefrei erreicht werden. Beide Linien<br />

verkehrten in 10-Minuten-Intervallen und<br />

der Wagenbedarf umfasste acht Kurse für die<br />

Linie 1 und sechs Kurse für die Linie 2.<br />

Eingleisige Neubaustrecke<br />

Das Ausbauprogramm war damit aber noch<br />

nicht beendet, denn am 24. August 2009<br />

wurde die Linie 2 um knapp vier Kilometer<br />

bis in den Außenbezirk Bikara verlängert.<br />

Aus Kosten- und teilweise auch aus Platzgründen<br />

konnte die Strecke nur eingleisig<br />

ausgeführt werden, sechs Ausweichen sorgen<br />

aber für eine halbwegs flexible Betriebsabwicklung.<br />

Da die Ausweichen mit<br />

platzsparenden und fahrgastfreundlichen<br />

Mittelbahnsteigen ausgestattet sind, werden<br />

sie im Linksverkehr befahren. Die Linie 2<br />

verkehrt nun in der Relation Stadtzentrum<br />

(trg Ante Starcevica) – Bikara, wobei die<br />

<strong>nach</strong> wie vor eingleisige Bestandstrecke der<br />

ehemaligen Bahnhofrundlinie weiterhin nur<br />

gegen den Uhrzeigersinn befahren wird. Der<br />

Bahnhof sowie der neue und sehr groß bemessene<br />

Busbahnhof werden daher nur auf<br />

der Fahrt Richtung Stadtzentrum an das<br />

Straßenbahnnetz angebunden. Die Linie 2<br />

verkehrt alle elf Minuten und für den Betrieb<br />

werden sechs T3PV.O benötigt. Die Tatsache,<br />

dass hier eine – größtenteils eingleisige<br />

– Neubaustrecke in ein Gebiet mit teilweise<br />

fast ländlichen Strukturen und eher geringem<br />

Fahrgastaufkommen (max. 4.000 Fahrgäste<br />

pro Tag) verwirklicht wurde, ist durchaus<br />

bemerkenswert und zukunftsweisend,<br />

denkt doch so mancher deutsche Betrieb laut<br />

über die Stilllegung derartiger Strecken <strong>nach</strong>!<br />

Die Verlängerung der Linie 2 und steigende<br />

Fahrgastzahlen auf der Linie 1 machten<br />

eine Aufstockung des Wagenparks notwendig.<br />

Da in Zagreb ex-Mannheimer GT6<br />

wegen der Inbetriebnahme von Niederflurwagen<br />

entbehrlich wurden, konnte der Verkehrsbetrieb<br />

fünf Fahrzeuge kostengünstig<br />

erwerben, von denen vier mit den Nummern<br />

0932 bis 0934 und 0936 in Betrieb genommen<br />

wurden. Der Wagen 0935 (ex Zagreb<br />

916, ex Mannheim 357) diente von Anfang<br />

an nur als Ersatzteilspender und steht heute<br />

noch in teilweise ausgeschlachtetem Zustand<br />

im Freigelände des Depots.<br />

Wagen mit Klimaanlage<br />

Der Wagen 0932 hatte bald <strong>nach</strong> der Indienststellung<br />

einen Unfall mit einem Lkw<br />

und wurde gemeinsam mit den schon längere<br />

Zeit abgestellten GT6 9529 und 9531 verschrottet.<br />

Der Verschrottungsaktion der Jahre<br />

2009/10 fielen auch die B3YU 8202 bis<br />

8204 sowie der T3YU 8226 zum Opfer. Im<br />

Februar 2012 trafen dann nochmals drei GT6<br />

aus Zagreb ein. Diesmal handelte es sich aber<br />

um Wagen des Typs „Mannheim“, die auch<br />

mit einer Klimaanlage ausgestattet sind. Die<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Kroatien: Osijek<br />

Der trg Ante Starcevica – Hauptplatz der Oberstadt<br />

von Osijek – wurde 2005 neu gestaltet und mit einem<br />

unterirdischen Einkaufszentrum ausgestattet.<br />

Zumindest der im Juli 2012 fotografierte T3PV.O<br />

passt zu den neuen Beleuchtungskörpern und<br />

<strong>dem</strong> Abgang zum Tiefgeschoss<br />

Wagen 1237 bis 1239 wurden am 10. Mai<br />

2012 am trg Ante Starcevica gemeinsam mit<br />

der Aktion „Osijek – Stadt der guten Nachrichten“<br />

der Öffentlichkeit präsentiert. Die<br />

Wagen 1238 und 1239 waren bereits mit einigen<br />

Slogans verziert, die zu mehr Miteinander<br />

und positivem Denken anregen sollen.<br />

Als „gute Nachricht“ wurde in der Presse<br />

auch gewertet, dass nun erstmals Straßenbahnen<br />

mit Klimaanlage durch Osijek rollen.<br />

Der aktuelle Betrieb<br />

Der aktuelle Wagenpark umfasst 17<br />

T3PV.O, neun GT6 und zwei T3YU, die allerdings<br />

nur noch sporadisch in den Spitzenzeiten<br />

auf der Linie 1 zum Einsatz kommen.<br />

Auf der Linie 1 verkehren ganztägig<br />

zwölf Kurse in 6-Minuten-Intervallen und<br />

im Schülerverkehr (7 bis 8 sowie 11 bis 15<br />

Uhr) kommt ein 13. Kurs zum Einsatz. Prinzipiell<br />

stehen also für die Deckung von insgesamt<br />

19 Kursen (Linie 1 und 2) derzeit genügend<br />

Fahrzeuge zur Verfügung. Da jedoch<br />

die Stadt als Eigentümer des Verkehrsbetriebs<br />

jährlich nur geringe Mittel für Ausbesserungen<br />

und Ersatzteilhaltung zur Verfügung<br />

stellt (für 2012 nur 1 Mio. Kuna statt<br />

der beantragen 12 Mio. Kuna) kommt es<br />

dennoch immer wieder zu Engpässen am<br />

Fahrzeugsektor, da schadhafte oder verunfallte<br />

Wagen oft monatelang auf ihre Ausbesserung<br />

warten müssen. So beträgt beispielsweise<br />

die Lieferzeit einer Front- oder<br />

Heckscheibe eines T3PV.O bis zu acht Wochen<br />

und aus Kostengründen können solche<br />

Teile nicht auf Lager gelegt werden.<br />

Weitgehend unkompliziert zu warten und<br />

zu reparieren sind dagegen die GT6, die aber<br />

wegen des höheren Stromverbrauchs (Stromrückspeisung<br />

bei den T3PV.O!) nur in zweiter<br />

Linie zum Einsatz kommen. Dennoch<br />

kann man aber an Schultagen auf der Linie<br />

1 mit bis zu fünf und während der Schulferien<br />

mit bis zu drei GT6 rechnen. An Samstagen,<br />

Sonn- und Feiertagen werden ausschließlich<br />

T3PV.O verwendet.<br />

Mit 1. September 2008 führte der Verkehrsbetrieb<br />

GPP (Gradski prijevoz putnika)<br />

das elektronische Fahrkartensystem „Butra“<br />

mit Chipkarten und Lesegeräten ein. Lesegeräte<br />

gibt es nur beim vorderen Einstieg der<br />

Triebwagen und der Fahrer überwacht das<br />

ordnungsgemäße Entwerten der Karten. Einzelfahrscheine<br />

zum erhöhten Tarif von 10<br />

Kuna (EUR 1,33) können auch beim Fahrer<br />

erworben werden. Das Zusteigen ist daher<br />

nur vorne gestattet, was bei stark frequentierten<br />

Haltestellen oft zu minutenlangen<br />

Aufenthalten und letztlich zu unregelmäßigen<br />

Intervallen am gesamten Streckennetz<br />

führt. Ein Einzelfahrschein ist 45 Minuten<br />

lang gültig und berechtigt innerhalb dieser<br />

Zeitspanne auch zum Umsteigen bzw. zur<br />

Rückfahrt. Leider kennt das System keine Tages-<br />

bzw. 24-Stunden-Karten.<br />

Bei der Fahrgastinformation wird keine<br />

klare Linie verfolgt: Während die meisten<br />

Haltestellen frei von jeglicher Information<br />

sind, gibt es auf der Homepage des Verkehrsbetriebs<br />

eine interaktive Karte, die nicht<br />

nur den genauen Standort jedes Kurses anzeigt,<br />

sondern auch Auskunft über die aktuelle<br />

Fahrgeschwindigkeit, die Entfernung<br />

und die Fahrzeit bis zur nächsten Haltestelle<br />

sowie über Wagentype und Betriebsnummer<br />

gibt. Die Informationen sind unter<br />

www.gpp-osijek.com/gppmap/ abrufbar,<br />

wobei für die Linie 1 „T1“ bzw. „T2“ (getrennte<br />

Karten für die beiden Fahrtrichtungen)<br />

und für die Linie 2 „T513“ auszuwählen<br />

ist.<br />

WOLFGANG KAISER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

35


Betriebe<br />

Per Tram in die Zukunft<br />

In Dijon ist es am<br />

Morgen des 2. September<br />

2012 an der<br />

Haltestelle Univer -<br />

sité noch ruhig.<br />

Nach 51 Jahren<br />

kehrte am Vortag<br />

die Tram in die<br />

Hauptstadt des<br />

Burgunds zurück,<br />

am 8. Dezember<br />

2012 fand die Eröffnung<br />

der zweiten<br />

Linie statt<br />

B. KUSSMAGK<br />

36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>


In Nizza an der Côte d’Azur gab es von 1879 bis 1953 schon Trams.<br />

Seit November 2007 verkehren nun 33 Meter lange Citadis 302 von<br />

Alstom. Aus ästhetischen Gründen fahren sie an der place Masséna<br />

mit Batteriebetrieb<br />

W. KAISER<br />

Frankreich: Nizza & Dijon<br />

Frankreich setzt auf Straßenbahnen<br />

In unserem Nachbarland<br />

erleben Trams derzeit<br />

eine Renaissance. Dabei entstehen<br />

sowohl Verlängerungen als<br />

auch ganze Betriebe neu. Sie<br />

gelten als Zeichen eines zukunftsfähigen<br />

Nahverkehrs<br />

In Frankreich stehen Trams derzeit so<br />

hoch im Kurs wie seit 100 Jahren<br />

nicht mehr. Allein 2012 haben drei<br />

Städte einen neuen Straßenbahnbetrieb<br />

eröffnet: Im Juni Brest in der Bretagne,<br />

im September die Hauptstadt der<br />

Region Burgund, Dijon, sowie jetzt im<br />

Dezember Le Havre.<br />

In der französischen Hauptstadt Paris<br />

gehen hingegen von Ende November bis<br />

Ende Dezember 2012 innerhalb von vier<br />

Wochen etwa 24 Kilometer neue Straßenbahnstrecken<br />

in Betrieb!<br />

In fünf weiteren Städten ist die Eröffnung<br />

neuer Tram-Betriebe in Vorbereitung:<br />

2013 in Tours, 2014 in Aubagne,<br />

2015 in Besancon, 2016 in Avignon sowie<br />

voraussichtlich 2018 in Caen.<br />

Die neuen Strecken in Frankreich sind<br />

für Tram-Freunde aus <strong>dem</strong> deutschsprachigen<br />

Raum ein beliebtes Reiseziel. In der<br />

Redaktion gehen fast wöchentlich interessante<br />

Aufnahmen ein – davon wollen wir<br />

Ihnen auf dieser Doppelseite ein, zwei<br />

Motive zeigen.<br />

AM<br />

Die östliche Endstelle<br />

befindet sich derzeit<br />

noch bei der<br />

Pont Michel, wo die<br />

Zweirichtungs -<br />

wagen an zwei<br />

Stumpfgleisen mit<br />

Mittelbahnsteig<br />

wenden. Das rechte<br />

Gleis wird erst <strong>nach</strong><br />

der Verlängerung<br />

für den Linienverkehr<br />

benötigt und<br />

steht für Probe- und<br />

Fahrschulfahrten zur<br />

Verfügung<br />

W. KAISER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

37


Fahrzeuge<br />

Auf großem Rad<br />

durch Bayerns Herz<br />

Münchens Maximum-Drehgestell-Triebwagen Mit 550 Stück gab es in der bayerischen Metro -<br />

pole hinter <strong>Berlin</strong> die meisten Maximum-Triebwagen. 1898 gingen die ersten in München in Betrieb,<br />

die letztgebauten 1930. Teil 1 widmet sich der Zeit bis zum Kriegsende 1945<br />

Mit 550 Maximum-Vierachsern<br />

lag München hinter <strong>Berlin</strong> auf<br />

Platz 2, was die Stückzahl an<br />

Fahrzeugen in Deutschland betrifft.<br />

Zu<strong>dem</strong> war die bayerische Metropole<br />

im Jahre 1898 einer der ersten Besteller<br />

von Wagen mit dieser amerikanischen Drehgestellbauart<br />

überhaupt und auch derjenige,<br />

der sie 1930 als letzter in Dienst stellte.<br />

Eine Besonderheit war ab 1908 die Typenbezeichnung<br />

der einzelnen Serien mit<br />

Buchstaben und Ziffern, die eine eindeutige<br />

Zuordnung der einzelnen Bauarten ermöglichte.<br />

Den fortlaufenden Buchstaben (groß<br />

für Triebwagen, klein für Beiwagen) folgte<br />

eine durch Punkt getrennte Zifferngruppe.<br />

Dabei gibt die erste Position die Lieferserie<br />

bzw. die Ausführung des Wagenkastens an,<br />

die Ziffern <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Punkt die Fahrgestellbauart.<br />

Unterschiede in den Ausführungen<br />

werden innerhalb dieser Nummernblöcke<br />

fortlaufend gekennzeichnet. In dieses System<br />

waren auch die Arbeitsfahrzeuge mit einbezogen.<br />

Bei der Nummerierung ihrer Fahrzeuge<br />

war die Münchner Straßenbahn immer<br />

sehr geradlinig und Umzeichnungen<br />

blieben die große Ausnahme. Sie wurden<br />

<strong>nach</strong> Lieferungen fortlaufend aneinander gereiht.<br />

Rathgeber übernimmt Planung<br />

Mit Umstellung der Pferdebahn auf elektrischen<br />

Betrieb ab 1895 erhielt auch München<br />

zunächst eine recht geringe Zahl zweiachsige<br />

Triebwagen. Mit Ausnahme einer kleinen<br />

Serie von Neubauten 1897 wurden Beiwagen<br />

dazu aus <strong>dem</strong> vorhandenen Bestand für<br />

die Pferde- und Dampfbahn umgebaut. Es<br />

zeigte sich schon bald, dass die kleinen und<br />

38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Maximumwagen München<br />

OBEN Triebwagen<br />

287 der Type A 4.2<br />

zeigt sich bei dieser<br />

Aufnahme der späten<br />

1940er-Jahre im<br />

Umbauzustand der<br />

1920er-Jahre mit<br />

drei großen Seitenfenstern<br />

H. ENGEL, SLG. A. REUTHER<br />

OBEN LINKS Als Friedrich Grünwald<br />

den Triebwagen 331 im Jahre 1936<br />

am Karlsplatz fotografierte, befand<br />

sich der Wagen der Type A noch<br />

weitgehend im Originalzustand.<br />

Die Typenbezeichnung war deutlich<br />

sichtbar bei allen Wagen auf einer<br />

kleinen Blechtafel am Rahmen<br />

mittig angebracht<br />

F. GRÜNWALD, BILDARCHIV VDVA (2)<br />

Als Typ D1.7. weist die kleine Tafel am Rahmen unter der Seitenwand den 1936 fotografierten<br />

Tw 496 aus. Er entstand durch Umbau eines C-Wagen von 1913 von Laternen- auf Schleppdach<br />

leistungsschwachen Zweiachser nur ungenügend<br />

in der Lage waren, das mit der Umstellung<br />

auf elektrischen Betrieb rasch steigende<br />

Fahrgastaufkommen zu bewältigen.<br />

Die in Fachzeitschriften beschriebenen großen<br />

Vierachser, die sich in Nordamerika<br />

rasch verbreiteten, fanden auch das Interesse<br />

der Münchner. So erhielt der Hauslieferant,<br />

die Waggonfabrik Josef Rathgeber in<br />

Moosach, den Auftrag, einen für Münchner<br />

Verhältnisse angepassten vierachsigen Triebwagen<br />

zu entwerfen.<br />

Der Blick der Konstrukteure richtete sich<br />

dabei auch <strong>nach</strong> <strong>Berlin</strong>, wo bereits 1897 damit<br />

begonnen worden war, derartige Fahrzeuge<br />

zu beschaffen. Das Münchner Gleisnetz<br />

mit seinen engen Radien schien für diese<br />

Wagen eher ungeeignet, das in Amerika zur<br />

Serienreife entwickelte Maximum-Traction-<br />

Untergestell versprach Abhilfe, da es mit seinen<br />

unterschiedlich großen Achsen eine bessere<br />

Anlenkung in Bogenfahrten ermöglichte<br />

und die Last des Aufbaus besser auf die<br />

Antriebsachse steuerte.<br />

Type A<br />

Nach<strong>dem</strong> die Fabrikantenfamilie Böker in<br />

Remscheid damit begonnen hatte, diese<br />

Drehgestellbauart zu importieren und über<br />

die Bergische Stahlindustrie-Gesellschaft<br />

auch in Lizenz bauen zu lassen, fiel die Entscheidung<br />

in München dafür sehr schnell.<br />

Eine erste Serie umfasste sofort 100 Triebwagen<br />

und wurde in den Jahren 1898/99 geliefert<br />

(Nr. 51 bis 150).<br />

Im Vergleich zu amerikanischen Wagen und<br />

auch den in späteren Jahren für andere Betriebe<br />

in Deutschland gebauten Maximum-Vierachser<br />

waren die Münchner Fahrzeuge zunächst<br />

recht kurz. Nur neun Meter maßen sie in den<br />

ersten zehn Jahren ihrer Anschaffung. Die Breite<br />

betrug 2,10 Meter. Als große Besonderheit<br />

im deutschen Waggonbau hatten die Fahrzeuge<br />

von Beginn an geschlossene Plattformen.<br />

Der Fahrgastraum war mit sechs gleichgroßen<br />

Bogenfenstern ausgestattet, in den Trennwänden<br />

zur Plattform befand sich eine Schiebetüre,<br />

die nicht mittig sondern asymetrisch zur<br />

Seitenwand hin verschoben war. Im Bereich<br />

dieser Türe ragten auch die Längsbänke nicht<br />

bis an die Trennwand heran. Es fanden 22 Personen<br />

Sitzgelegenheit, die Zahl der möglichen<br />

Stehplätze war mit 18 festgelegt.<br />

Die elektrische Ausrüstung lieferte die<br />

Union Elektrizitäts-Gesellschaft (UEG). Die<br />

zwei Motoren zu je 25 kW boten eine nur<br />

mäßige Antriebsleistung. Für den Beiwa-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

39


Fahrzeuge<br />

Für München gebaute Maximum-Wagen<br />

genbetrieb konnten nur die leichten aus Pferdebahnwagen<br />

umgerüsteten Fahrzeuge verwendet<br />

werden und dies auch nur auf Strecken<br />

ohne Steigungen. Gebremst wurde mit<br />

Druckluft, die Einrichtungen für den Kompressor<br />

samt Luftbehälter befanden sich unter<br />

<strong>dem</strong> Fahrzeugboden. Das Gewicht der ab<br />

Seitenansicht der<br />

Type A in der Originalausführung<br />

mit sechs kleinen<br />

Seitenfenstern<br />

SLG. AXEL REUTHER (2)<br />

Type A <strong>nach</strong> Umbau<br />

eines Teiles<br />

der Wagen auf<br />

drei große Seitenfenster<br />

(Type<br />

A3.1/A4.1)<br />

Stück Baujahr Hersteller E-Teil Wagennummern Bemerkungen<br />

100 1898/99 Rg/BIG U/A/B 51–150 Type A 1.1, 51-100 1908<br />

UN = 301-350<br />

150 1899-02 Rg/BIG U/A/B 151–300 Type A 2.2<br />

5 1908 Rg/BIG AEG 375–379 Type B 1.3, zunächst Lenk-2 x<br />

45 1908 Rg/BIG AEG 380–424 Type B 2.3<br />

10 1910 Rg/BIG SSW 425–434 Type C 1.4<br />

10 1910 MAN/TB B 435–444 Type C 4.5<br />

12 1911 Li/TB B 445–456 Type C 3.5<br />

38 1911 Rg/MAN SSW 457–494 Type C 1.6<br />

1 1912 Rg/MAN SSW 495 Type D 1.6, Ausst.-Tw<br />

3 1913 Rg/MAN SSW 503–505 Type C 2.7<br />

27 1913 Rg/BIG A/S/B 496–502, 506–525 Type C 2.4<br />

60 1925/26 LHW SSW 526–585 Type E 2.8<br />

20 1925 MAN SSW 586–605 Type E 1.8<br />

20 1926 SD SSW 606–625 Type E 3.8<br />

8 1926 MAN SSW 4–11 Type P 2.8 Posttriebwagen<br />

1 1929 MAN S/A/B 626 Type F 1.9<br />

40 1929/30 HAWA B 627–666 Type F 2.10<br />

550 gesamt<br />

Abkürzungen: Rg: Rathgeber, BIG: Bergische Industrie-Gesellschaft, TB: Trelenberg, Li: Lindner, SD: Schöndorff<br />

U: UEG, A: AEG, B: Bergmann, S: Siemens<br />

1908 als Type A1.1 bezeichneten Serie betrug<br />

zwölf Tonnen.<br />

In den Jahren 1899 bis 1902 folgten weitere<br />

150 weitgehend gleichartige Fahrzeuge<br />

(Nr. 151 bis 300). Sie wiesen im Zusammenbau<br />

einige <strong>nach</strong> Außen nicht sichtbare<br />

Verbesserungen auf, was sie um 100 Kilogramm<br />

gegenüber der Erstlieferung schwerer<br />

machte. Ab 1908 erhielten sie die Typenbezeichnung<br />

A2.2.<br />

Mit der beachtlichen Stückzahl von 250<br />

vierachsigen Triebwagen standen bis in das<br />

erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts für<br />

die Bedienung des wachsenden Netzes ausreichend<br />

Fahrzeuge zur Verfügung.<br />

Type B<br />

Die vollständige Übernahme der bisherigen<br />

Aktiengesellschaft als stadteigenen Betrieb<br />

machte Mitte 1907 den Weg frei für einen<br />

großzügigen Ausbau des Streckennetzes. Dies<br />

zog auch Bedarf an neuen Fahrzeugen <strong>nach</strong><br />

sich, so dass zur Lieferung 1908 bei Rathgeber<br />

50 weitere Triebwagen bestellt wurden.<br />

Die Firma Hermann-Heinrich Böker in<br />

Remscheid bot neu zweiachsige Lenkuntergestelle<br />

an, die es ermöglichen sollten, Wagenkästen<br />

von gleicher Länge wie die Vierachser<br />

darauf zu setzen, was eine erhebliche Ersparnis<br />

an Kosten und Wartung versprach. Neben<br />

einer Serie von 45 Maximumwagen (Nr. 380<br />

bis 424) kamen zu Versuchszwecken auch fünf<br />

Zweiachser (Nr. 375 bis 379) zur Ablieferung.<br />

Die Unterbrechung der Nummernfolge erklärt<br />

sich aus der Umnummerierung der Fahrzeuge<br />

mit bisher zweistelligen Nummern in 301<br />

bis 350 (ex 4x-Tw 51 bis 100) und 351 bis 374<br />

(ältere Zweiachser). Die Lenkzweiachser, bezeichnet<br />

als Type B 1, hatten eine Länge von<br />

9,10 Metern. Ihr Platzangebot mit 22 Sitz- und<br />

22 Stehplätzen war vergleichbar mit den Vierachsern.<br />

Die elektrische Ausrüstung stammte<br />

nun von AEG, welche die UEG im Jahre 1904<br />

übernommen hatte. Zwei Motoren à 36 kW<br />

boten eine erheblich größere Leistung und<br />

machte den Einsatz mit Beiwagen leichter. Die<br />

45 als Type B 2.3 bezeichneten Maximum-<br />

Vierachser hatten zwar die gleichen Abmessungen<br />

wie die Type A, wiesen aber einige Veränderungen<br />

auf. Geändert waren die Form und<br />

Einteilung der Fenster im Fahrgastraum mit<br />

zwei kleinen zu den Enden hin und zwei großen<br />

dazwischen und die nunmehr gerundeten<br />

Plattformen. Lieferant der Fahrwerke war hier<br />

ebenfalls Böker, der sie zumeist im Original<br />

aus den Vereinigten Staaten importierte. Auch<br />

hier war die Motorleistung auf 2 x 36 kW erhöht<br />

worden. Mit 12,5 Tonnen wogen sie genauso<br />

viel wie die Lenkzweiachser. Deren Erfolg<br />

im täglichen Betrieb lässt sich am besten<br />

daran ablesen, dass der erste bereits ein Jahr<br />

später ebenfalls Maximum-Untergestelle bekam,<br />

während die Restserie im Jahr darauf entsprechend<br />

umgerüstet wurde. Die an die Lieferung<br />

B 2.3 angepassten Wagen erhielten nun<br />

die Bezeichnung B 1.3.<br />

Type C<br />

Das ständig steigende Fahrgastaufkommen<br />

war mit einer zunehmenden Zahl eingesetzter<br />

Triebwagen nicht sinnvoll zu bewältigen,<br />

da die Hauptachsen eine Vermehrung der<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Maximumwagen München<br />

Offensichtlich während<br />

einer Ausstellung<br />

ist dieses Bild<br />

mit zwei Posttriebwagen<br />

des Jahres<br />

1926 entstanden,<br />

da zusätzlich auch<br />

noch Wagen anderer<br />

Städte zu erkennen<br />

sind. Das Arrangement<br />

mit den<br />

geöffneten Seitenrollos<br />

gibt einen guten<br />

Eindruck von<br />

der Nutzung der<br />

Postwagen<br />

SLG. P. H. PRASUHN,<br />

SLG. AXEL REUTHER<br />

Zugzahlen kaum noch zuließen. Der Betrieb<br />

beschloss daher ab 1910, verstärkt zur Zugbildung<br />

mit Beiwagen überzugehen. Dazu<br />

waren nicht nur neue, leichte zweiachsige<br />

Beiwagen zu beschaffen, sondern auch die<br />

Motorleistung der vorhandenen und zukünftig<br />

zu beschaffenden Triebwagen so zu<br />

erhöhen, dass sie in der Lage waren, bis zu<br />

zwei Beiwagen zu ziehen. Dem Vorhaben der<br />

Erhöhung der Motorleistung kam auch der<br />

Umstand entgegen, dass es der technische<br />

Fortschritt ermöglichte, nunmehr auch Motoren<br />

höherer Leistung in einer Größe zu<br />

bauen, welche in die vorhandenen Maximumgestelle<br />

passte. In den Jahren 1910 bis<br />

1913 wurden daher nicht nur über 200 zweiachsige<br />

Beiwagen von verschiedenen Herstellern<br />

beschafft, sondern auch die Vierachser<br />

der Baureihe A mit neuen, nunmehr<br />

45 kW leistenden Motoren ausgestattet.<br />

1911 erstmals MAN-Fahrgestelle<br />

Die Neulieferungen der Jahre 1910 bis 1913<br />

fielen mit 101 Einheiten vergleichsweise bescheiden<br />

aus, zumal sie sich auch noch auf<br />

mehrere kleinere Lieferlose verteilten und<br />

verschiedene Hersteller zum Zuge kamen.<br />

Den Anfang machte 1910 Rathgeber mit einer<br />

Lieferung von zehn Wagen (Nr. 425 bis<br />

434). Sie waren erstmals zehn Meter lang<br />

und hatten im Fahrgastraum Querbänke für<br />

insgesamt 24 Personen, deren Sitzlehnen<br />

<strong>nach</strong> Fahrtrichtung umklappbar waren. Die<br />

als Type C1.4 bezeichneten Triebwagen besaßen<br />

weiterhin die bekannten Böker-Fahr-<br />

Type B mit abgerundeten<br />

Plattformen<br />

und vier<br />

Seitenfenstern<br />

Typ C mit achtfenstrigem Wagenkasten SLG. AXEL REUTHER (2)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

41


Fahrzeuge<br />

Im November 2008 leuchtet die tief stehende Herbstsonne das Fahrwerk des Tw 490 gut aus.<br />

Die Menge der Mitfahrenden zeigt die hohe Attraktivität des Museumswagens P. SCHRICKER<br />

Type C4.5 von MAN mit abweichender Fensteranordnung und Trelenberg-Untergestellen; die<br />

C-Wagen besaßen Quersitze, z.T. mit <strong>nach</strong> Richtungen umklappbaren Rückenlehnen<br />

Seitenansicht des Einzelstücks D1.6. Er diente später als Büchereiwagen SLG. AXEL REUTHER (2)<br />

Erhaltene Fahrzeuge<br />

Nummer Typ Bemerkung<br />

Tw 256 Type A2.2 Zustand 1926, Rath -<br />

geber 1901<br />

Tw 490 Type D6.3 Zustand 1960er-Jahre,<br />

Neuaufbau 1955,<br />

Rathgeber 1911<br />

Tw 539 Type E2.8 Zustand 1960er-Jahre,<br />

LHW 1925/26<br />

Tw 624 Type E3.8 Zustand 1960er-Jahre,<br />

Schöndorff 1926<br />

Tw 670 Type G1.8 Zustand 1960er-Jahre,<br />

Neuaufbau 1944,<br />

LHW 1925/26<br />

Atw 2973 Type G1.8 Zustand 1970er-Jahre,<br />

Neuaufbau 1944, LHW<br />

1926<br />

gestelle, der Fahrgastraum hatte aber nun<br />

acht Fenster, wobei die beiden zu den Plattformen<br />

hin gelegenen etwas größer waren<br />

als die sechs dazwischen befindlichen. Mit<br />

14,5 Tonnen waren sie zwei Tonnen schwerer<br />

als ihre Vorgänger. Mit 2 x 45 kW waren<br />

sie so gut motorisiert, dass das Mitführen<br />

von zwei zweiachsigen Beiwagen kein<br />

Problem darstellte. Der Lieferant der elektrischen<br />

Ausrüstung hatte bei dieser Serie gewechselt<br />

– sie stammte von den Siemens-<br />

Schuckertwerken (SSW).<br />

Für eine weitere Serie von zehn Triebwagen<br />

(Nr. 435 bis 444) im gleichen Jahr wurde<br />

die Münchner Straßenbahn ihrem Hauslieferanten<br />

Rathgeber erstmals untreu, die<br />

als Type C4.5 bezeichneten Wagen kamen<br />

von MAN. Die von den Eisenwerken Trelenberg<br />

in Breslau zugelieferten Maximumgestelle<br />

waren von einer leicht abweichenden<br />

Bauart. Im Innenraum gab es weiterhin<br />

Quersitze für 24 Reisende, der Wagenkasten<br />

war aber nur fünffenstrig, wobei die zu den<br />

Plattformen hin liegenden Fenster dieses Mal<br />

kleiner waren als die drei innen liegenden.<br />

Die elektrische Ausstattung lieferte Bergmann<br />

in <strong>Berlin</strong>, 2 x 45 kW waren auch hier<br />

Standard. Die 50 Triebwagen des Baujahres<br />

1911 entsprachen in Maßen und Fensteranordnung<br />

wieder der Type C1.4 mit<br />

achtfenstrigem Fahrgastraum. Die ersten<br />

zwölf Wagen (Nr. 445 bis 456) lieferte Lindner<br />

in Ammendorf, die Untergestelle kamen<br />

von Trelenberg und die elektrische Ausrüstung<br />

steuerte Bergmann bei. Die Typenbezeichnung<br />

lautete hier C3.5.<br />

Auch die 38 im gleichen Jahr mal wieder<br />

bei Rathgeber gefertigten Einheiten (Nr. 457<br />

bis 494) der Type C1.6 gehörten zur achtfenstrigen<br />

Bauform. Die Fahrgestelle lieferte<br />

bei dieser Serie erstmalig MAN zu, damit<br />

kam die in Nürnberg entwickelte Bauart mit<br />

Pressträgern und Blattfedern erstmals auch<br />

in München zur Verwendung. Bei den ersten<br />

zwölf Tw kam die Ausrüstung von SSW,<br />

die übrigen bestückte die AEG.<br />

Nachschub im Jahre 1930<br />

Ehe die Modernisierung und Erweiterung<br />

des Fahrparks der Münchner Straßenbahn<br />

durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

für zwölf Jahre stockte, konnte der Bestand<br />

1913 noch einmal durch 30 Maximum-<br />

Triebwagen (Nr. 496 bis 525) aufgestockt<br />

werden. Von der Bauform des Wagenkastens<br />

entsprachen sie <strong>dem</strong> Rathgeber-Achtfenstertyp<br />

mit Quersitzen, bei den Drehgestell<br />

und der elektrischen Ausrüstung gab es aber<br />

Unterschiede. Drei Stück besaßen MAN-<br />

42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Maximumwagen München<br />

Drehgestelle, Elektrik von SSW und liefen<br />

als Type C2.7. Bei den übrigen 27 Wagen<br />

war der Betrieb wieder zur Ausrüstung mit<br />

den ursprünglichen Böker-Gestellen <strong>nach</strong><br />

Brill-Vorbild zurückgekehrt, weshalb sie als<br />

C2.4 bezeichnet wurden. Die elektrische<br />

Ausstattung verteilte sich auf die Lieferanten<br />

AEG, Bergmann und Siemens, allen gemeinsam<br />

war eine Motorleistung von 2 x 45<br />

kW und ein Gewicht von 14,6 Tonnen. Bei<br />

den drei Tw mit MAN-Gestellen (Nr. 503 bis<br />

505) erfolgte 1924 ein Nummerntausch mit<br />

den Wagen 496 bis 498.<br />

Das Einzelstück D<br />

Ab 1912 bereicherte ein Einzelstück den<br />

Bestand an vierachsigen Maximumwagen<br />

(Nr. 495) in Form eines ebenfalls zehn Meter<br />

langen aber mit sechs gleichgroßen Seitenfenstern<br />

ausgestatteten Wagens von Rathgeber<br />

und Fahrgestellen der MAN. Er war<br />

von den Herstellern als Referenzwagen für<br />

eine Ausstellung gebaut und <strong>nach</strong> deren<br />

Ende von der Stadt München gekauft worden.<br />

Er verfügte im Innenraum wieder über<br />

Längsbänke. Die Typenbezeichnung lautete<br />

D1.6, zeitweise war er als Sonderfahrzeug<br />

X1.6 bezeichnet. 1928 entstand aus diesem<br />

Wagen eine „Wanderbücherei“ der Stadt<br />

München. Neben München besaß nur noch<br />

Budapest eine derartige Einrichtung. Er wurde<br />

<strong>nach</strong> einem festen Plan im Netz stundenweise<br />

aufgestellt. Die Typenbezeichnung lautete<br />

nun WB 1.6, <strong>nach</strong> der Modernisierung<br />

1959 geändert in WB 1.3. Im April 1970 löste<br />

ein Gelenkbus diese Rarität ab, das Fahrzeug<br />

kam später ins Straßenbahnmuseum<br />

Hannover.<br />

Aus der letzten Lieferung von Maximumwagen an München in den Jahren 1929/30 stammt der<br />

Triebwagen der Type F mit fünf Seitenfenstern. Die Bogenfahrt lässt einen schönen Blick auf die<br />

ausgestellten Maximum-Untergestelle zu<br />

F. GRÜNWALD, SLG. P. BOEHM, ARCHIV A. REUTHER<br />

Seitenansicht eines<br />

zur Type D umgebauten<br />

C-Wagens<br />

mit Schleppdach<br />

SLG. AXEL REUTHER (3)<br />

Seitenansicht der<br />

Type E mit sechs<br />

gleichgroßen Fenstern.<br />

Die Plattformen<br />

waren erstmalig<br />

mit Türen<br />

vollständig verschließbar<br />

Seitenansicht der<br />

Type F der Jahre<br />

1929 mit fünf Fenstern<br />

in unterschiedlicher<br />

Größe im Lieferzustand<br />

Umbauten der Type A<br />

und neue Type E<br />

1920 begann in den Werkstätten der städtischen<br />

Straßenbahn ein Umbau des Wagenkastens<br />

der Erstlieferung, bei <strong>dem</strong> die sechs<br />

kleinen Seitenfenster in drei große umgewandelt<br />

wurden. Die Fahrzeuge gewannen<br />

dadurch ein eleganteres Aussehen. Durch<br />

den Umbau wechselte auch die Typenbezeichnung,<br />

aus A1.1 wurde A3.1 und A2.2<br />

zu A4.2.<br />

Erst Mitte der 1920er-Jahre erlaubten es<br />

die gefestigten wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

wieder, neue Fahrzeuge anzuschaffen. Der<br />

Nachholbedarf war auf Grund der langen<br />

Beschaffungspause hoch und es wurden mit<br />

einem Schlag 100 vierachsige Trieb- und 200<br />

dazu passende zweiachsige Beiwagen bestellt.<br />

Sie sollten ebenfalls wieder als Dreiwagenzüge<br />

auf stark belasteten Linien eingesetzt<br />

werden.<br />

Eigentlich war der Maximumwagen zum<br />

Zeitpunkt der Bestellung technisch nicht<br />

mehr auf der Höhe der Zeit, denn die Fortschritte<br />

im Motorenbau erlaubte es mittlerweile,<br />

gleichrädrige Fahrzeuge mit vier kleinen<br />

Antrieben auszustatten und damit ein<br />

besseres Fahrverhalten zu erreichen. Die<br />

Münchner Straßenbahn war aber mit ihren<br />

Maximumwagen zufrieden und sah bei<br />

Fahrzeugen mit anderen Drehgestellen Probleme<br />

beim Durchfahren von sehr engen<br />

Gleisbögen, was entsprechende Einsatzbeschränkungen<br />

zur Folge gehabt hätte. Daher<br />

blieb es auch bei den 100 neuen Triebwagen<br />

beim Maximumgestell. Drei verschiedene<br />

Waggonfabriken beteiligten sich am Bau; 20<br />

Triebwagen (Nr. 586 bis 605) der Type E1.8<br />

lieferte 1925 die MAN, 60 Einheiten (Nr.<br />

526 bis 585) 1925/26 Linke-Hofmann-<br />

Lauchhammer in Breslau als Type E2.8 und<br />

schließlich 20 Stück (Nr. 606 bis 625) im<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

43


Fahrzeuge<br />

Triebwagen 564 gehört zur sechsfenstrigen Type E aus den Jahren 1925/26. Die aufgesteckte<br />

kleine Ziffer über der Stirnlampe ist die Kursnummer. Der achte Zug der Linie 6 wurde 1936<br />

von Friedrich Grünwald am Karlsplatz aufgenommen<br />

FRIEDRICH GRÜNWALD, BILDARCHIV VDVA<br />

Im November 2008 fanden anlässlich des<br />

100. Jubiläums der Tram <strong>nach</strong> Pasing Sonderfahrten<br />

mit <strong>dem</strong> Museumswagen 490<br />

statt, der hier gerade die Haltestelle Westbad<br />

in Richtung Willibaldplatz verlässt<br />

P. SCHRICKER<br />

Quellen<br />

Um einen 1944 neuaufgebauten Wagen vom Typ G1.8 handelt es sich beim Münchner Museumswagen<br />

Tw 670, hier 2009 im Trambahnmuseum in der Ständlerstraße. Auf den Nachkriegseinsatz<br />

der Maxiumwagen geht der Teil 2 im nächsten Heft ein<br />

A. REUTHER<br />

div. Autoren: 100 Jahre Münchner Strassenbahn,<br />

München 1972<br />

Höltge, D. u. a.: Straßen- und Stadtbahnen in<br />

Deutschland, Band 10, Freiburg 2006<br />

Koffmann, J. L.: Das Maximum-Drehgestell, in:<br />

Straßenbahn-Magazin 13, 08/1974<br />

Koffmann, J. L.: John A. Brills Maximum Traction<br />

Drehgestell, in: Der Stadtverkehr, Heft 10/1978<br />

Sappel, A.: Städtische Straßenbahn München,<br />

Villigen AG (CH) 1979<br />

Jahre 1926 die Gebrüder Schöndorff in Düsseldorf<br />

als Type E3.8.<br />

Die Maße aller Wagen waren identisch:<br />

Länge 10,84 Meter, Breite 2,05 Meter, Gewicht<br />

16,5 Tonnen. Die elektrische Ausrüstung<br />

kam für alle Wagen von Siemens-Schuckert<br />

und mit 2 x 60 kW waren die neuen<br />

Vierachser erheblich besser motorisiert. Der<br />

Innenraum hatte einen Wagenkasten mit<br />

sechs gleichgroßen Seitenfenstern und Längsbänke<br />

für 28 Personen. Die Plattformen waren<br />

hier erstmals mit Schiebetüren vollständig<br />

zu verschließen.<br />

Umbau der Type C in die Type D<br />

In den Jahren 1926 bis 1931 durchliefen die<br />

Wagen der Type C ein Modernisierungsprogramm,<br />

was nicht nur zu einem Wechsel<br />

der Ziffern bei der Typisierung, sondern<br />

auch zu einem neuen Gattungsbuchstaben<br />

führte. Dabei wurden die bisher auf den Innenraum<br />

beschränkten Laternendächer zu<br />

Schleppdächern bis zu den Fronten hin verlängert.<br />

Auf der Front gab es ein neues Liniennummernschild<br />

in einem Kasten, welches<br />

von innen zu beleuchten war. Die<br />

Fahrzeuge erhielten auch neue stärkere Motoren,<br />

wobei auch der Hersteller wechselte:<br />

C1.4 wurde zu D3.4 mit 55-kW-Motoren<br />

von Bergmann, C1.6 zu D2.6 ebenfalls mit<br />

Bergmann-55-kW-Motoren, C4.5 zu D5.5<br />

mit AEG-Motoren von 71 kW, C3.5 zu D4.5<br />

behielten Bergmann-Ausstattung bekamen<br />

aber 55-kW-Antriebe. Aus C2.7 wurden<br />

D1.7 mit 55-kW-Bergmann-Motoren und<br />

C2.4 erhielten als D1.4 ebenfalls Bergmann-<br />

55-kW-Antriebe. Aus <strong>dem</strong> ursprünglich den<br />

Buchstaben D belegenden Probewagen von<br />

1912 war bereits 1924 ein Arbeitswagen geworden.<br />

Nach Abschluss der Umbauten war<br />

1931 die Typengruppe C verschwunden.<br />

Letzte Neubauten: Type F<br />

Ende der 1920er-Jahre waren die ersten Vierachser<br />

am Ende ihrer Lebensdauer angelangt<br />

und die weitere Verkehrszunahme machte<br />

Verstärkungen notwendig. Um geplante<br />

Neuerungen, besonders im Innenraum, erproben<br />

zu können, entstand 1929 zunächst<br />

ein Probwagen (Nr. 626). Das Fahrgestell lieferte<br />

MAN, eine Münchner Karosseriefirma<br />

für Autobau fertigte den hölzernen Wagenkasten.<br />

Die Wagenlänge betrug 10,60 Meter,<br />

die Breite war auf 2,15 Meter vergrößert<br />

worden. Der Innenraum hatte eine Einrichtung<br />

aus Quer- und Längsbänken mit 26<br />

Sitzgelegenheiten und fünf Seitenfenster in<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


zwei Größen. Zwei SSW-Motoren zu je 60<br />

kW trieben ihn an. Mit <strong>dem</strong> als F1.9 bezeichneten<br />

Wagen kehrte man zum traditionellen<br />

blau-weißen Anstrich zurück, <strong>nach</strong><strong>dem</strong><br />

die Lieferungen ab 1908 ganz in blau<br />

mit weißen Fensterrahmen angestrichen hatte.<br />

Den Auftrag für die Serienlieferung erhielt<br />

die Hannoversche Waggonfabrik. Von<br />

dort wurden bis 1930 40 Triebwagen (Nr.<br />

627 bis 666) mit elektrischer Ausrüstung von<br />

Bergmann geliefert, welche die Typenbezeichnung<br />

F 2.10 erhielten. Damit war die<br />

Lieferung von Maximum-Triebwagen in<br />

München <strong>nach</strong> 31 Jahren abgeschlossen. Insgesamt<br />

wurden 542 Einheiten gebaut.<br />

Die Münchner Vierachser erfuhren im Laufe<br />

ihres weiteren Lebens eine Vielzahl von<br />

Umbauten, von denen hier aus Platzgründen<br />

nur die wichtigsten genannt werden können.<br />

Entsprechend den Vorgaben des Bezeichnungsschemas<br />

war damit auch immer die Einordnung<br />

in eine neue Baureihe verbunden.<br />

Umbau von A-Wagen<br />

zu Zwillingswagen<br />

Eine besondere Bauform stellten die in den<br />

Jahren 1936/37 aus vier Triebwagen der Type<br />

A entstandenen zwei Zwillingstriebwagen der<br />

Type Z4.2 dar (Nr. 351“ und 352“). Dabei<br />

wurde bei den Vierachsern jeweils eine Plattform<br />

abgetrennt und die Wagen Heck an Heck<br />

gekuppelt. Für den Schaffner entstand ein<br />

Übergang, der mit einem Faltenbalg verkleidet<br />

wurde. Durch diesen Umbau sollte es möglich<br />

werden, dass zwei Wagen durch einen<br />

Schaffner bedient werden konnte. Die beiden<br />

Pärchen waren, da beide Hälften angetrieben,<br />

gut motorisiert. Der Stangenstromabnehmer<br />

wurde je <strong>nach</strong> Richtung auf <strong>dem</strong> vorderen<br />

oder hinteren Wagen angelegt. Da die Bedienung<br />

von zwei Wagen durch nur einen Schaffner<br />

in der Praxis nicht funktionierte, schloss<br />

man später die Übergangstüren und entfernte<br />

den Faltenbalg. Dieser hatte sich auch beim<br />

Anlegen des Stangenstromabnehmers als äußerst<br />

hinderlich erwiesen. Ein Zug erlitt<br />

Kriegsschaden, der zweite wurde noch bis<br />

1954 und in den letzten Jahren als Personalzug<br />

der Hauptwerkstätte verwendet.<br />

Wiederaufbauten der Type G<br />

Bereits 1943 wurden zahlreiche Fahrzeuge bei<br />

Bombenangriffen stark beschädigt. 19 Vierachser<br />

der Type E erhielten darauf hin im<br />

Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) Neuaubing<br />

einen neuen Wagenkasten. Sie erhielten<br />

die Typenbezeichnung G1.8 und eine an<br />

die Reihe F anschließende eigene Nummerngruppe<br />

(Nr. 667 bis 685). Besonders Merkmal<br />

dieser Fahrzeuge war das bis an die Plattformenden<br />

durchgezogene Laternendach mit der<br />

das Ende des Daches integrierten Zielbeschilderung.<br />

Im Inneren gab es keine Trennwände<br />

zu den Plattformen und nur wenige Sitzgelegenheiten<br />

auf Längsbänken an den Plattformseiten<br />

des Fahrgastraumes. Damit sollte ein<br />

hohes Stehplatzangebot erreicht werden.<br />

wird fortgesetzt · AXEL REUTHER<br />

»Erfahre München!«, so heißt das<br />

neue Spiel der MVG, und so lautet<br />

auch die Aufgabe für zwei bis fünf<br />

Spieler ab 10 Jahren. Jeder Spieler<br />

muss mit seiner Tram einen<br />

geheimen Streckenauftrag verfolgen<br />

und sich den Schienenweg<br />

zum Ziel legen. Beim Bauen können<br />

aber andere Weichensteller<br />

in die Quere kommen ...<br />

Das unterhaltsame Brettspiel von<br />

Spieleautor Stefan Dorra wurde<br />

speziell für München und die<br />

Münchner Verkehrsgesellschaft<br />

(MVG) weiterentwickelt und<br />

be sticht durch eine detailreiche,<br />

liebevolle Gestaltung sowie eine<br />

hochwertige Verarbeitung.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Fahrzeuge<br />

Von hinten schauen wir uns den Kasseler Tw 260 mit seiner „Sänfte“ in der Mitte an der Endstelle Baunatal an<br />

»Schüttelrutschen«<br />

und »Schaukelpferde«<br />

Tram-Raritäten der frühen 1980er-Jahre In den 1950er- und 1960er- Jahren<br />

waren in vielen westdeutschen Betrieben zwei- und vierachsige Fahrzeuge<br />

zu Gelenkwagen umgebaut worden. Andreas Mausolf stellt die letzten Einsätze<br />

dieser Fahrzeuge in Bielefeld, Mülheim, Duisburg, Wuppertal und Kassel vor<br />

Mit <strong>dem</strong> Blick auf einen wirtschaftlich<br />

effektiveren Wageneinsatz<br />

sowie einen „optimierten<br />

Personalschlüssel“ gingen viele<br />

Trambetriebe in den 1950er- und 1960er-<br />

Jahren daran, zwei- und vierachsige Fahrzeuge<br />

in Gelenkwagen umzubauen. Diese<br />

verschnörkelten Formulierungen findet man<br />

in nahezu sämtlichen Betriebschroniken.<br />

Dahinter verbergen sich sowohl fortschreitende<br />

„Personalfreisetzung“ als auch Fehleinschätzungen<br />

davon, wie schnell und umfassend<br />

der motorisierter Individualverkehr<br />

(mIV) im wahrsten Sinne des Wortes „an Boden<br />

gewinnen“ würde. Eigentlich hätte es<br />

keine Zeit für Provisorien sein dürfen! Die<br />

Trambetriebe hätten vielmehr verstärkte Anstrengungen<br />

unternehmen müssen, um ihren<br />

Fahrgästen die gesamte Bandbreite des<br />

Dienstleistungspotentials vor Augen zu führen.<br />

Doch stattdessen wollte man durch oft<br />

recht einfache Umbauten in vielen Fällen<br />

noch die Bestellung von Neuwagen hinauszögern.<br />

Bei manchen Städten wurde dies<br />

denn auch nicht mehr nötig: Sie stellen ihren<br />

Trambetrieb ein! Aus heutiger Sicht ein großer<br />

Fehler …<br />

In dieser Zeit entstanden prägnante Einzelgänger<br />

und Kleinserien, wobei es sich um<br />

Um- und Neubauten handelte, die vor allem<br />

aufgrund ihrer Durabilität – nicht unbedingt<br />

gepaart mit Bequemlichkeit für den Fahrgast<br />

– oftmals erstaunlich lange im Einsatz blieben.<br />

Sie brachten in der ersten Hälfte der<br />

1980er-Jahre noch so manche „Farbe“ in das<br />

alltägliche Verkehrsgeschehen. Wir greifen<br />

einige Verkehrsbetriebe heraus, die besonders<br />

im Gedächtnis gebliebene Fahrzeuge<br />

einsetzten und spannen den Bogen vom Umbau<br />

zweiachsiger bis vierachsiger Fahrzeuge<br />

zu Gelenkwagen unterschiedlicher Längen.<br />

Doch wir beginnen mit einem Neubau,<br />

der eigentlich gar nicht da<strong>nach</strong> aussieht …<br />

Kassel<br />

Der Triebwagen mit der Nummer 260 war<br />

in Kassel ein Einzelgänger und Vorbild für<br />

eine abgewandelte Serienfertigung. Lediglich<br />

die Bogestra in Bochum stelle im Eigenbau<br />

eine ähnliche Serie von fünf Einheiten ab<br />

1956 her. Die <strong>dem</strong> Kasseler Tw 260 <strong>nach</strong>folgende<br />

Serie erhielt bereits ein deutlich eleganteres<br />

Äußeres. Ähnliche Wagen waren<br />

später auch in Würzburg eingesetzt.<br />

Am Kasseler Prototypen 260 – er dürfte<br />

der erste Neubaugelenkwagen Nachkriegsdeutschlands<br />

gewesen sein – wird noch die<br />

Herkunft aus der „Verbandstyp“-Philosophie<br />

deutlich. Der Wagen ging im Herbst<br />

1955 zur Bundesgartenschau in Betrieb und<br />

wurde schließlich 1983 an das DSM Hannover<br />

abgegeben, wo er erhalten ist. Die Serienfahrzeuge<br />

261 bis 288 (Bj. 1956 bis<br />

1958) fuhren bis 1991 in ihrer Heimatstadt,<br />

wobei noch zehn Einheiten <strong>nach</strong> Gorzów<br />

(Landsberg, Polen) weitergereicht werden<br />

konnten.<br />

Mülheim an der Ruhr<br />

An der Ruhr ließ man 1961 fünf Einrichtungs-Gelenkwagen<br />

mit schweben<strong>dem</strong> Mittelteil<br />

aus Fahrzeugen des Typs „KSW“ von<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Umbauten NRW & Kassel<br />

OBEN Kassels Tw 260 im August 1981 ≠in Oberzwehren<br />

auf <strong>dem</strong> Weg zur Ottostraße. Ein gutes<br />

Jahr sollte er noch im Einsatz stehen, bevor er<br />

dann 1983 an das damalige DSM abgegeben<br />

wurde FOTOS, WENN NICHT ANDERS VERMERKT: A. MAUSOLF<br />

1948 herstellen. Die zunächst als 260 bis 264<br />

bezeichneten Einheiten erhielten später die<br />

Nr. 240 bis 244 und gingen bereits zwischen<br />

1976 und 1979 den Weg des alten Eisens.<br />

Bis auf einen Vertreter: Wagen 240 – entstanden<br />

aus den KSW-Wagen 93 und 99 –<br />

stand bis 1984 im täglichen Einsatz! Die auffälligen<br />

Fahrzeuge verkehrten zeitweise sogar<br />

mit vierachsigen Beiwagen! Unser Bild<br />

entstand im Frühjahr 1982 in Mülheim-<br />

Auf interessanten Mehrspurgleisanlagen in<br />

Mülheims Stadtmitte – auf der Normalspur<br />

verkehrt die Linie 901 aus Duisburg, während<br />

die Mülheimer Tram auf Meterspur fährt –<br />

kommt uns im Frühjahr 1982 der letzte Vertreter<br />

einer kleinen Umbauserie entgegen, die<br />

aus Kriegstraßenbahnwagen entstand<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

47


Fahrzeuge<br />

OBEN Auch dieses Mülheimer Fahrzeug hatte<br />

nur noch eine kurze Zeit im aktiven Dienst vor<br />

sich! Den zweiten Blick werfen wir auf den<br />

Wagen am Kaiserplatz, wo er mitten im abendlichen<br />

Hauptverkehrszeitentrubel steckt<br />

Stadtmitte und zeigt den Wagen im Einsatz<br />

auf Linie 114.<br />

Bielefeld<br />

Gleich zwei Stilepochen fanden sich im Bielefelder<br />

Gelenk-Triebwagen 209, der 1962<br />

bei Düwag entstand: Das Vorderteil war ein<br />

Aufbau-Triebwagen (Tw 26), das Hinterteil<br />

ein KSW-Beiwagen, der aus Solingen stammte.<br />

Ab 1968 war der Sonderling unter der<br />

Nummer 799 unterwegs. Seit 1978 stand er<br />

als Partywagen im Einsatz, brannte 1986 aus<br />

und sollte eigentlich renoviert werden. Daraus<br />

wurde nichts – am Ende ging er 1998<br />

auf den Schrott. Inzwischen verkehrt ein Düwag-Achtachser<br />

als Partytram („Sparren-Express“).<br />

Auf <strong>dem</strong> Gelände des Betriebshofes Bielefeld-Sieker steht der „Zwitter“, der sein Einsatz-<br />

„Leben“ als Partywagen beschloss. Ein Aufbau- und ein KSW-Wagen waren der Ursprung, aus<br />

<strong>dem</strong> dieses Unikum entstand<br />

Wuppertal<br />

Versuch und Irrtum: In zeitloser Design-Vollendung,<br />

technisch jedoch nie wirklich<br />

befriedigend präsentiert sich eine Düwag-Entwicklung,<br />

für die ursprünglich zur Kostenminimierung<br />

Altgestelle Verwendung finden<br />

sollten. Gerne bezeichnet als „Schüttelrutsche“<br />

oder „Sänfte“ – wobei die Bezeichnungen<br />

gegenseitiger kaum sein können –<br />

48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Umbauten NRW & Kassel<br />

W. R. REIMANN<br />

Elegant, doch keineswegs der „große Wurf“: Die Wuppertaler „Schüttelrutschen“ überzeugten nicht, obwohl bei ihnen schon neue Fahrgestelle<br />

verwendet wurden. Das Bild oben zeigt Tw 4001 am 1. Mai 1966 unter der Schwebebahn in Wuppertal-Elberfeld, unten links fährt Tw 3407 im<br />

Jahr 1981 durch die Schwarzbach und auf <strong>dem</strong> rechten Bild hat der gleiche Tw die Haltestelle Alter Markt in Barmen soeben verlassen<br />

wurden 1961 die Wagen 4001 bis 4008 (später<br />

3401 bis 3408) als vierachsige Zweirichtungswagen<br />

hergestellt. Im Gegensatz zu<br />

1959 gefertigten, ähnlichen Fahrzeugen für<br />

Essen, die tatsächlich auf Altgestellen aufgebaut<br />

wurden und Anlass zu zahlreichen, unvermeidlichen<br />

Nachbesserungen gaben, lieferte<br />

Düwag die Wuppertaler Einheiten<br />

bereits mit neuen Fahrgestellen. Trotz<strong>dem</strong><br />

blieben die Fahrzeuge hinter den in sie gesetzten<br />

Erwartungen zurück.<br />

Vier Einheiten gingen zusammen mit der<br />

Achtachserflotte bei Einstellung der Wuppertaler<br />

Straßenbahn im Mai 1987 <strong>nach</strong><br />

Graz, wo sie jedoch nie eingesetzt und bis<br />

1990 verschrottet wurden.<br />

Eigenwillige Gelenkwagen<br />

Zurück zu den Umbauten: Nicht nur aus<br />

Zweiachsern, sondern auch aus Großraumwagen<br />

stellten Verkehrsbetriebe Gelenkwagen<br />

her. So warteten u.a. Duisburg und<br />

Wuppertal mit eigenwilligen Umbauten auf:<br />

Hier waren in unterschiedlicher Bauformen<br />

aus Vierachsern Achtachser geworden! Man<br />

sah ihnen die Herkunft anhand der Fensteraufteilung<br />

und anderer Kleinigkeiten an, was<br />

ihnen eigenwilligen Charme verlieh. Während<br />

in Wuppertal aus 16 Großraumwagen<br />

des Baujahres 1953 und 1954 zwischen<br />

1958 und 1963 von vornherein Achtachser<br />

entstanden, war die Sache in Duisburg komplizierter:<br />

Hier baute man Vierachser der<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

49


Fahrzeuge<br />

Wuppertal-Barmen: Kurz vor Stilllegung der Linie 608 ist im Juli 1984 Tw 3816 in der Schönebecker Straße unterwegs. Auch bei diesem Fahrzeug<br />

handelt es sich um einen ehemaligen Großraumwagen, der <strong>nach</strong> seinem Umbau nun noch mehr Fahrgäste aufnehmen kann<br />

LINKS Längst schon ist die Kulturstraße in Duisburg<br />

kein Linienweg mehr – im Juni 1983 war<br />

sie es noch. Und auch die Linie 904 <strong>nach</strong> Hüttenheim<br />

ist inzwischen Geschichte. Triebwagen<br />

1231 ist eines von vier Unikaten, die ursprünglich<br />

Großraumwagen waren<br />

In Wuppertal dagegen sieht es seit 1987<br />

recht düster aus. 2012 jährte sich das Ende<br />

der Straßenbahn zum 25. Male; das SM berichtete<br />

darüber. 1985 war das Ende des<br />

Trambetriebs längst absehbar, als uns Triebwagen<br />

3816 (ex Großraumwagen 1005) in<br />

Barmen auf der Linie 608 <strong>nach</strong> Langerfeld<br />

entgegenkommt.<br />

Baujahre 1952 bis 1954 zunächst im Jahre<br />

1962 in Sechsachser um, im Jahre 1974<br />

reichte auch dies nicht mehr und die Wagen<br />

wurden zu Achtachsern geadelt. Auf der<br />

Linie 904 begegnet uns im April 1984 einer<br />

von ihnen: Es ist Triebwagen 1231 – der ehemalige<br />

Großraumwagen 231 – auf <strong>dem</strong> Weg<br />

<strong>nach</strong> Hüttenheim. Er kommt uns in der Kulturstraße,<br />

seinerzeit noch Linienweg der Linie<br />

904, entgegen. Inzwischen gibt es die 904<br />

nicht mehr und auch die Kulturstraße sieht<br />

nur noch zu Aus- und Einrückfahrten des Betriebshofes<br />

Grunewald Trambahnen. Aber<br />

das ist alles halb so schlimm.<br />

Sechs Jahrzehnte im Einsatz<br />

Nach der Einstellung der Tram in Wuppertal<br />

konnten auch die Umbauwagen dieser Serie<br />

noch <strong>nach</strong> Graz veräußert werden, wo<br />

der letzte von ihnen im Mai 1997 aus <strong>dem</strong><br />

Verkehr gezogen wurde, bevor er ins dortige<br />

Trammuseum kam.<br />

Wagen 566 – ex Wuppertal 3813 und damit<br />

der ehemalige Großraumwagen 1007 –<br />

bleibt damit als anschauliches Beispiel für<br />

die Haltbarkeit von Provisorien bestehen: Er<br />

stand immerhin fast 35 Jahre als Umbauwagen<br />

im regulären Einsatz und kann – nun<br />

als Museumswagen – im Jahr 2013 in Graz<br />

seinen 60. „Geburtstag“ begehen.<br />

ANDREAS MAUSOLF<br />

50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


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Geschichte<br />

Einst<br />

&Jetzt<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Einst & Jetzt<br />

Prag 1969: Am Karfreitagmorgen verlässt der Tw 2151 mit einem Mitteleinstiegsbeiwagen die Haltestelle Praha hlavni<br />

nadrazi (Prag Hbf). Der in der Zwischenkriegszeit gebaute Triebwagen zeigt sich mit Scherenstromabnehmern bereits<br />

recht modern. Zu diesem Zeitpunkt lief gerade die Umrüstung von Stange auf Bügel, so dass baugleiche Fahrzeuge noch<br />

mit ihrer ursprünglichen Technik unterwegs waren.<br />

Der 1969 schaffnerlos („S“) eingesetzte Tw 2151 blieb nicht erhalten, die Linie 26 gibt es hingegen bis heute. Sie fährt<br />

von Divoká Sárka zwar nicht mehr am Hauptbahnhof vorbei, bedient aber noch immer die alte Endstation am Bahnhof<br />

im Ortsteil Strasnice. Die heutige Endstation ist <strong>nach</strong> insgesamt 20 km schließlich am Bahnhof von Hostivar erreicht.<br />

Karfreitag 1969 war in der Tschechoslowakei ein normaler Arbeitstag. Am Hbf ging es dennoch recht ruhig zu. Heute<br />

befindet sich an gleicher Stelle eine vierspurige Straße, die zu überqueren zu Fuß nicht mehr möglich ist. Wo einst die<br />

Tram hielt, schwimmen heute Busse im Verkehr mit. Links des Bahnhofes befindet sich jedoch eine Grünanlage, an<br />

deren Rand heute verschiedene Prager Straßenbahnlinien halten. Von dort aus führt ein Tunnel in den Bahnhof sowie<br />

zur U-Bahn.<br />

TEXT: WOLFGANG WALPER/AM · FOTO: WOLFGANG WALPER<br />

53


Titel<br />

Anschluss unter<br />

neuer Nummer<br />

54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


<strong>Berlin</strong><br />

Die Zusammenführung von Bus und Straßenbahn<br />

in <strong>Berlin</strong> <strong>nach</strong> 1990 Nach 1990 waren die Verkehrsnetze<br />

in der zuvor mehr als 40 Jahre politisch geteilten<br />

Stadt zusammenzuführen. Dabei kam es 1991 und<br />

1993 zu zwei tiefgreifenden Liniennetzreformen, aber<br />

auch Veränderungen im Wageneinsatz<br />

In Oberschöneweide<br />

biegt 1991 eine 88<br />

aus der Wilhelminenhofstraße<br />

in die<br />

Edisonstraße ein.<br />

Kurz da<strong>nach</strong> wurde<br />

aus ihr die 81, im<br />

Juni 1992 verschwand<br />

sie ganz<br />

B. KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

55


Titel<br />

Einstellige Liniennummern kennzeichneten bei der BVG fast immer Ringlinien.<br />

Prominenteste war der Stadtring 1, als dessen Rudiment im Fahrplan<br />

1960 die 1 (Ost) verkehrte. Bis 1920 gab es in <strong>Berlin</strong> mehrere „Einsen“,<br />

woran 1969 der HTw 10 der Cöpenicker Tram erinnerte L. HABRECHT (2)<br />

Die Linie 4 der BVB, hier 1993 auf <strong>dem</strong> Rondell des Bersarinplatzes, befuhr den Ostteil der früher<br />

Ost-West-Ring genannten alten 4. Ihr südlicher Endpunkt war <strong>nach</strong> der Netzteilung zunächst eine<br />

Kuppelendstelle im Gefälle vor <strong>dem</strong> U-Bf. Warschauer Brücke, später die Häuserblockumfahrung<br />

Revaler Straße. Beschildert wurde dieses Ziel allerdings mit „S-Bf. Warschauer Str.“ B. KUSSMAGK<br />

Vor mehr als 20 Jahren geschah im<br />

Großraum <strong>Berlin</strong> etwas in der deutschen<br />

Tramgeschichte Einmaliges:<br />

Die Zusammenführung der Verkehrsnetze<br />

in der mehr als 40 Jahre politisch<br />

geteilten Stadt. Das brachte in zwei Etappen<br />

eine Liniennetzumgestaltung bei den Oberflächenverkehrsmitteln<br />

Bus und Tram von bisher<br />

unbekanntem Umfang mit sich. Im <strong>nach</strong>folgenden<br />

Beitrag soll auf die Einzelheiten der<br />

Reform im Bereich Straßenbahn zu den beiden<br />

maßgebenden Zeitpunkten, <strong>dem</strong> 1. Juni<br />

1991 und <strong>dem</strong> 23. Mai 1993, eingegangen<br />

werden, doch ist ein Exkurs zu den anderen<br />

Verkehrsmitteln zum Verständnis des Gesamtzusammenhangs<br />

geboten. Die Veränderungen<br />

spielte sich auch für das Tramnetz<br />

<strong>Berlin</strong>s in einem Tempo ab, das der Umbruchsituation<br />

entsprach, die <strong>dem</strong> Fall des Eisernen<br />

Vorhangs und seiner wirtschaftlichen<br />

Folgen geschuldet war. Während allerdings<br />

für S-Bahn, U-Bahn und Bus sofort mit Grenzöffnung<br />

der betriebliche Handlungsbedarf in<br />

bisher nie gekannter Dimension von der<br />

Macht des Faktischen diktiert wurde, war für<br />

den Bereich Straßenbahn ein etwas planmäßigeres<br />

Vorgehen möglich, wenngleich auch<br />

die Reform schon das betriebsorganisatorisch<br />

bemerkenswerteste Ereignis der Nachwendezeit<br />

war. Eingebettet war sie in die Startphase<br />

intensiver Infrastrukturverbesserungen<br />

insbesondere an Gleis- und Fahrleitungsanlagen<br />

und der beschleunigten Erneuerung des<br />

Fahrzeugparks durch Außerdienststellung der<br />

Reko- und Gotha-Fahrzeuge<br />

Ausgangspunkt und Ziel der Reform<br />

Der Ausgangszustand waren in <strong>Berlin</strong> die gewachsenen<br />

Liniennummernsysteme der BVG<br />

in Ost und West, bei denen noch bis Mitte<br />

der 1960er-Jahre halbherzig darauf geachtet<br />

wurde, dass eine Liniennummer möglichst<br />

nicht gleichzeitig auf beiden Seiten der<br />

politischen Grenze vorkam. Für die Tram<br />

hatte sich dieses Problem mit der Einstellung<br />

des Straßenbahnverkehrs in Westberlin 1967<br />

erledigt.<br />

Zur bis 1989 üblichen Praxis im Ostteil<br />

der Stadt zählte, dass eine Liniennummer<br />

nicht bei Bus und Tram zugleich vorkam.<br />

Dafür war – anders als in West-<strong>Berlin</strong> – auf<br />

den Gebrauch des Buchstabens A zur Kennung<br />

von Buslinien im Laufe der Zeit <strong>nach</strong><br />

Abschaffung von Doppelungen (Bus und<br />

Tram) verzichtet worden.<br />

In den Randgebieten und im übrigen Brandenburg<br />

bestand im Regionalbusverkehr zunächst<br />

das bezirksweise strukturierte System<br />

der Liniennummern mit vorangestelltem<br />

Buchstaben des in der DDR üblich gewesenen<br />

Kraftfahrzeug-Kennzeichens fort. In den<br />

Städten mit Stadtverkehren gab es isolierte<br />

56 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


<strong>Berlin</strong><br />

Auf der Linie 22 waren Anfang der 1990er-Jahre Einrichtungs-Rekowagen unterwegs. Am U-Bahnhof Dimitroffstraße (heute Danziger Straße) befand<br />

sich zeitweise der Endpunkt der Linie in einer Gleisschleife mit Unterfahrung der Hochbahntrasse der heutigen U2, damals Linie A<br />

Schema mit Tücken: Die Linien 21 und 27 wurden nummernmäßig <strong>dem</strong><br />

Tangentialnetz zugeordnet, bedienen aber auch radiale Verkehre, wie<br />

diese Darstellung von 1993 belegt<br />

M. SPERL<br />

Während einer Veranstaltung in der Wuhlheide warten am 16. April 1990<br />

zwei Züge aus Einrichtungs-Rekowagen der Linie 25E und einige Gotha-Großraumzüge<br />

auf ihren Einsatz <strong>nach</strong> Schöneweide B. KUSSMAGK (2)<br />

Nummernsysteme, mit Ziffernkennzeichnung<br />

für Tramlinien und – in der Regel –<br />

Buchstabenkennzeichnung für Buslinien.<br />

Das Erfordernis, <strong>nach</strong> Überwindung der<br />

Teilung <strong>Berlin</strong>s zu einem plausiblen, kundenverständlichen<br />

und zugleich zukunftsorientierten,<br />

d. h. mit <strong>dem</strong> Umland harmonierenden<br />

System zu kommen, lag auf der<br />

Hand. Zu<strong>dem</strong> ist die Liniennummer nicht<br />

nur „Sprache“ gegenüber <strong>dem</strong> Nutzer, sondern<br />

sie wird auch in unzähligen unternehmensinternen<br />

Prozessen als eindeutiges<br />

Planungs-, Durchführungs- und Abrechnungsmerkmal<br />

benötigt.<br />

Das Reformereignis war keineswegs nur<br />

eine <strong>Berlin</strong>er und Randgebietsangelegenheit,<br />

sondern es versuchte Weichen zu stellen, für<br />

eine konsequente linienmäßige Systematisierung<br />

des gesamten Verkehrsraums beider<br />

Bundesländer. Hier vorbereitend tätig zu<br />

werden, ergab sich auch aus <strong>dem</strong> Auftrag des<br />

Einigungsvertrages, in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg<br />

– ohne explizit zu sagen, ob hier das<br />

ganze Bundesland gemeint sein soll – einen<br />

Verkehrsverbund zu schaffen. Getragen war<br />

es – außer selbstverständlich von den Aufsichtsgremien<br />

der Betriebe – deshalb auch<br />

von Vereinbarungen zweier Unternehmensgemeinschaften,<br />

der damaligen (engeren)<br />

Verkehrsgemeinschaft in <strong>Berlin</strong>-Branden-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

57


Titel<br />

Der am 26. Mai 1901 von der GBSt eröffnete Betriebshof Niederschönhausen lag zwar peripher, war aber in der DDR-Zeit Heimat der Linien 1,<br />

3, 11, 22, 46, 49 und 70 sowie der Nachtlinie 120. Ausgelegt war er für ca. 120 Fahrzeuge. Während die Rekowagen das Farbschema der 1980er-<br />

Jahre tragen, pausiert 1990 rechts ein Schlepp-ATw der Güterlinie zum Hauptwerk des Transformatorenwerks Oberschöneweide B. KUSSMAGK<br />

Die Linien 46 und 46E wurden 1993 mit der<br />

Reform zur 52 und mit Einführung der Metrolinien<br />

zum Niederschönhausener östlichen Ast<br />

der M1. Bis zum Ersatz durch Reko-Züge bestand<br />

die typische Zugbildung aus Mitteleinstiegs-Tw<br />

und LOWA-Bw<br />

L. HABRECHT<br />

burg (ViBB) und den Omnibusbetrieben der<br />

<strong>Berlin</strong>-Umland-Gemeinschaft (BUG). Damit<br />

entstand der Anspruch, dass das was in <strong>Berlin</strong><br />

und seinem direkten Umland vorgenommen<br />

wurde, dauerhaft kompatibel zu sein<br />

hatte mit <strong>dem</strong>, was in den übrigen Landesteilen<br />

Brandenburgs im Hinblick auf die<br />

Kennzeichnung von Fahrten des öffentlichen<br />

Verkehrs geschah und (aus damaliger Sicht)<br />

künftig unter Obhut eines Verkehrsverbundes<br />

zu organisieren sein würde. Die Straßenbahnen<br />

im Verkehrsraum waren hierbei<br />

selbstverständlich einzubeziehen.<br />

Neuausrichtung in Diskussion<br />

In <strong>Berlin</strong> ergab sich beschleunigte Handlungsnotwendigkeit<br />

beim Bus schon daraus,<br />

dass sich hier recht schnell ein stabiles Liniennetz<br />

über die bisherige Ost-West-Grenze herausgebildet<br />

hatte und 1991 eine Linienbeziehungsneuordnung<br />

objektiv als 1. Etappe<br />

anstand. Im Bereich der Tram fehlte dieser<br />

Auslöser „Verkehr über die Grenze“. Hier war<br />

vielmehr zu hinterfragen, ob das Verschwinden<br />

alter Pendlerbeziehungen durch Wegfall<br />

von Industriearbeitsplätzen Anlass sein kann,<br />

das Tramliniennetz vom bisherigen Verästelungsnetz<br />

mit möglichst viel Direkt bezie -<br />

hungen in ein Netz mit konsequenter Ausrichtung<br />

auf Radialen, Tangentialen und ggf.<br />

Lokalnetze umzuwandeln. Überhastetes Vorgehen<br />

war hier nicht vonnöten, so dass diese<br />

fundamentale Liniennetzanpassung im vorgenannten<br />

Sinn zusammen mit einer Neunummerierung<br />

schließlich am 23. Mai 1993<br />

als zweite Etappe geschah.<br />

Welche Grundsätze sollten gelten?<br />

Der Umfang des zu Systematisierenden verlangte<br />

unter Beachtung des späteren Ge -<br />

samtverkehrsraums prinzipiell ein drei stelliges<br />

System (im Verständnis eines Maximums), in<br />

<strong>dem</strong> aber auch ein- und zweistellige Linienbezeichnungen<br />

benutzbar bleiben sollten.<br />

58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


<strong>Berlin</strong><br />

Mit traditionell vier, zeitweise sogar fünf, jetzt nur noch zwei Linien (davon aber eine Metrolinie) ist der Abschnitt Oranienburger Tor – Kupfergraben<br />

<strong>nach</strong>fragegerecht versorgt. Bis zur Reform 1993 verkehrten dort noch die Linien 22, 46, 70 und 71, bis Mai 1990 auch die 11. Einen Fahrgastgewinn<br />

brachte die Streckenführung direkt unter der Bahnhofsbrücke Friedrichstraße sowie die Fahrzeitverkürzung durch Neubauwagen<br />

B. KUSSMAGK<br />

Eckpunkte der neuen Grundsystematik 1991<br />

• Tramlinien in <strong>Berlin</strong> und seinem direkten Umland benutzen das Nummernbündel 1 bis 99<br />

• Buslinien der konzessionierten Betreiber in <strong>Berlin</strong> erhalten das Nummernbündel 100 bis 399<br />

• Buslinien der konzessionierten Betreiber in Brandenburg verwenden das Nummernbündel 400 bis 999<br />

• andere Verkehrsmittel werden durch vorangestellte Buchstaben gekennzeichnet (R, S, U, F). Sie können<br />

ihre Linien <strong>nach</strong> eigener, auch bisher gebrauchter Ordnung nummerieren. Buchstaben können<br />

aber auch Linien besonderen Charakters der Oberflächenverkehrmittel Tram und Bus (z. B. X für<br />

Expresslinien) markieren<br />

• bisherige E-Linien, im Verständnis „Führung nicht über die gesamte Fahrstrecke der Stammlinie oder<br />

von ihr abweichend“ werden nicht mehr gekennzeichnet<br />

• markante Linien, sei es im Stadtverkehr <strong>Berlin</strong> oder sei es im Regionalbusverkehr der Fläche, können<br />

vornehmlich leicht merkbare, volle Hunderternummern nutzen (z. B. in <strong>Berlin</strong> die beiden City-Ost-City-<br />

West-Verbinder-Linien 100 und 200, in der Brandenburger Fläche die Altkreisstädteverbindung Beeskow<br />

– Eisenhüttenstadt Linie 400)<br />

• „kleine“ Stadtverkehre können ihrem eigenen System folgen, sind aber intern mit einem Dreisteller<br />

zu hinterlegen<br />

Auch zeichnete sich deutlich ab, dass Linienbezeichnungen<br />

in einem Flächenzonentarifgebilde<br />

kaum mehr tariflich relevant sein würden,<br />

es sei denn, sie sollen eine besondere<br />

Produktqualität markieren, die sich auch in<br />

einem höheren Preis ausdrücken könnte oder<br />

Betrieben wurden innerhalb der Verkehrsgemeinschaft<br />

(später Verkehrsverbund) linienbezogene<br />

Binnen-Tarifierungen zugestanden<br />

wie z. B. bei den <strong>Berlin</strong>er Randstraßenbahnen.<br />

Die damaligen Entscheider beschlossen, einer<br />

Grundsystematik zu folgen, die mehrere<br />

Eckpunkte hatte (s. Kasten). In Brandenburg<br />

werden die Hunderterstellen regionsweise – zumeist<br />

an den Bediengebieten der Verkehrsunternehmen<br />

der Altkreise orientiert – verwendet.<br />

So trifft man die 900er-Nummern heute<br />

zwischen Eberswalde, Strausberg, Seelow und<br />

Frankfurt, hier einschließlich der Frankfurter<br />

Stadtbuslinien. Die beiden Eberswalder O-Bus-<br />

Linien allerdings wurden als Nr. 861 und 862<br />

eingereiht, entstammen also einem Nummernkreis,<br />

der aus den Altkreisen Bernau und<br />

Oranienburg „hereingeschwappt“ ist.<br />

In den Zehner-Stellen kann <strong>nach</strong> Maßgabe<br />

der bisherigen Betriebesystematik vorgegangen<br />

werden. Selbst das konnte über<br />

ganz Brandenburg gesehen Doppelvergaben<br />

nötig machen, die hingenommen werden,<br />

wenn die Bediengebiete geografisch auseinander<br />

liegen und Kundenirritation ausgeschlossen<br />

ist.<br />

Diese Grundsystematik ließ genügend<br />

Spielräume für plausible Nummernvergaben<br />

für alle Verkehrsmittel, eben auch für die<br />

Straßenbahn und damit in <strong>Berlin</strong> auch für<br />

das Schaffen bestimmter „Wiedererkennungshilfen“<br />

für die Kunden. Darauf war<br />

die Akzeptanz eines dreistelligen Systems im<br />

Busbereich durchaus angewiesen.<br />

Auswirkungen 1991 auf Tramlinien<br />

Zunächst wurde in Vorbereitung der Aktion<br />

1. Juni 1991 erst einmal in <strong>Berlin</strong> der Begriff<br />

„Tram“ anstelle „Straßenbahn“ gesetzt.<br />

Das war für die Entscheider keineswegs risikofrei,<br />

gehörte doch für die „Alt“-<strong>Berlin</strong>er<br />

unverrückbar eine Tram <strong>nach</strong> Zürich, eine<br />

Trambahn <strong>nach</strong> München oder eine Tramwaj<br />

allenfalls <strong>nach</strong> Warschau oder Moskau<br />

und war das Wort „Tram“ als alemannisch/süddeutsches<br />

Wort an Spree und Havel<br />

in hauptstädtischer Überheblichkeit unterschwellig<br />

pejorativ belegt. In <strong>Berlin</strong>, zumal<br />

als neue Hauptstadt Deutschlands eine<br />

Tram statt einer Straßenbahn – das war damals<br />

anfangs unvorstellbar!<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

59


Titel<br />

Der Terminologiewechsel musste aber, um<br />

in der Palette der ÖPNV-Produkte <strong>Berlin</strong>s<br />

eine den anderen Verkehrsmitteln ebenbürtige<br />

griffige Wort- und Bildmarke kreieren<br />

zu können, dringend versucht werden. Und<br />

– er gelang, die <strong>Berlin</strong>er zeigten sich genug<br />

weltoffen und anpassungsbereit (natürlich<br />

nicht ohne anfängliches „Gebrubbel“, was<br />

das denn solle).<br />

Insbesondere die Bildmarke im roten Quadrat<br />

konnte fortan im Marketing und im gesamten<br />

Wegeleitsystem in <strong>Berlin</strong> und Umland<br />

erfolgreich eingesetzt werden und ist<br />

fester Bestandteil des Corporate Design der<br />

Unternehmen und inzwischen von den Kunden<br />

voll akzeptiert.<br />

Kein Sonderzug <strong>nach</strong>, sondern ein 50er-Linienzug in Pankow: Der bereits in Mittenwalde rekonstruierte<br />

und in BVG-Gelb lackierte T6/B6-Zug auf Linie 50 (früher 49) biegt bei der Pankower<br />

Kirche aus der <strong>Berlin</strong>er Straße zur weiteren Fahrt <strong>nach</strong> Französisch-Buchholz ab B. KUSSMAGK<br />

Tram-Linien-Nummern ab 23. Mai 1993<br />

Neu bisher von Endpunkt <strong>nach</strong> Endpunkt<br />

Linien 1 bis 8 bilden das Radial-Hauptnetz<br />

1 71 Schwartzkopffstr. Heinersdorf<br />

2 24 Hackescher Markt Weißensee, Pasedagplatz<br />

3 28 Hackescher Markt Hohenschönhausen, Zingster Str.<br />

4 58 Hackescher Markt Falkenberg (über Greifswalder Str.)<br />

5 63 Hackescher Markt Hohenschönhausen, Zingster Str.<br />

6 6 Schwartzkopffstr. Hellersdorf, Riesaer Str.<br />

7 14 Petersburger/Landsberger A. Ahrensfelde<br />

8 18 Schwartzkopffstr. Ahrensfelde<br />

Linen 13 bis 18 bilden das Radial-Ergänzungsnetz<br />

13 70 Schwartzkopffstr. Hohenschönhausen, Zingster Str.<br />

15 15 Hackescher Markt Falkenberg (über Landsberger Allee)<br />

17 12 Müggelstr. Ahrensfelde<br />

18 10 Weißensee, Pasedagplatz Hellersdorf, Riesaer Str.<br />

Linien 20 bis 27 bilden das Tangentialnetz<br />

20 4 Eberswalder Str. Revaler Str.<br />

21 21 Eberswalder Str. Bf. Schöneweide<br />

22 20 Lichtenberg, Gudrunstr. Revaler Str.<br />

23 3 Björnsonstr. Revaler Str.<br />

26 16 Köpenick, Krankenhaus Hohenschönhausen, Zingster Str.<br />

27 17 Petersburger/Landsberger Allee Bf. Schöneweide<br />

Linien 50 bis 53 bilden das Regionalnetz Nord (»Pankower Netz«)<br />

50 49 Schwartzkopffstr. Buchholz, Kirche<br />

52 46 Hackescher Markt Niederschönhausen, Schillerstr.<br />

53 22 Hackescher Markt Rosenthal<br />

Linien 60 bis 68 bilden das Regionalnetz Südost (»Köpenicker Netz«)<br />

60 84 S-Bf. Adlershof Friedrichshagen, Wasserwerk<br />

61 25 Johannisthal, Haeckelstr. Rahnsdorf, Waldschänke<br />

62 83 S-Bf. Mahlsdorf Wendenschloß<br />

67 26 Johannisthal, Haeckelstr. S-Bf. Mahlsdorf<br />

68 86 S-Bf. Köpenick Alt-Schmöckwitz<br />

Anmerkung: Die vorübergehend vorhandene, auffällige Belegungsdichte der Endstellen Schwartzkopffstraße und Hackescher<br />

Markt ist den seinerzeitigen Baumaßnahmen an der Weidendammer Brücke und der damit verbundenen Sperrung des Abschnitts<br />

Oranienburger Tor – Mitte, Am Kupfergraben geschuldet<br />

Erstmals Linien-Nr. am Stadtrand<br />

Für die terminologisch gewandelte Straßenbahn<br />

brachte der erste Reformschritt am<br />

1. Juni 1991 außer<strong>dem</strong> die Einführung von<br />

Liniennummern erstmals überhaupt bei den<br />

Bahnen am östlichen Stadtrand:<br />

Die Tram Wolterdorf erhielt die Nummer<br />

87, die Schöneiche-Rüdersdorfer die Nummer<br />

88 und die Strausberger Eisenbahn die<br />

Nummer 89. Die Straßenbahnlinien des Verkehrsbetriebs<br />

Potsdam erhielten Nummern<br />

der 90er-Reihe in der Weise, dass sich die bisherigen<br />

Potsdamer Nummern als Einerstelle<br />

wiederfanden.<br />

Bei der BVB blieben die Liniennummern<br />

– bei Beibehalt der bisherigen Linienführungen<br />

– zunächst bis auf zwei Ausnahmen<br />

erhalten: Aus der 16E (Hohenschönhausen,<br />

Zingster Str. – Bf. Schöneweide) wurde die<br />

36 und die Berufsverkehrslinie 88 wurde zur<br />

81 (wenig später eingestellt), weil die 88 fortan<br />

<strong>nach</strong> Schöneiche gehörte.<br />

Das Vorgehen ließ Raum dafür, in einem<br />

zweiten Schritt der gewollten Systematik zu<br />

folgen: Einstellige Nummern und die 1 bis 7<br />

in der Zehnerstelle sind der BVG vorbehalten.<br />

Sie verfährt innerhalb dieser Gruppen<br />

<strong>nach</strong> ihrer Logik: Radiallinien-Hauptnetz<br />

Einsteller, Radiallinien-Ergänzungsnetz Zehnerreihe,<br />

Tangentiallinien Zwanzigerreihe,<br />

Pankower Netz Fünfzigerreihe, Köpenicker<br />

Netz Sechzigerreihe. Die 8 in der Zehnerstelle<br />

ist Kennzeichen der Randstraßen bahnen.<br />

Linien des Potsdamer Tramnetzes<br />

werden mit der 9 in der Zehnerstelle gekennzeichnet.<br />

Tramlinien der kreisfreien<br />

Städte können in numerischer, in der Regel<br />

einstelliger Bezeichnung fortbestehen.<br />

»Übungsfall« Busliniennummern<br />

Im Busnetz war der am 1. Juni 1991 erfolgte<br />

Umbruch hingegen ein wirklich gewaltiger:<br />

Die künftig vereinigte BVG hatte im Busbereich<br />

die Nummernreihen 100 bis 300<br />

zugewiesen bekommen. Sie ordnet im Einzelnen<br />

in der Hunderterstelle und in der Zehnerstelle<br />

<strong>nach</strong> plausiblen Grundsätzen, z. B.<br />

60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


<strong>Berlin</strong><br />

zentrumsorientierte, nicht zentrumsorientierte<br />

Linien, Radiallinien, Tangentiallinien.<br />

Die Zehnerstelle bezeichnet die Stadtregion<br />

(z. B. 5 – Nordost). Wo irgend möglich, wurde<br />

ein Bezug zur bisherigen Liniennummer<br />

hergestellt, sei es durch Voranstellen der Ziffer<br />

1 oder 2, sei es durch Zahlendreher als<br />

Merkhilfe, z. B. 54 wird 145, weil 154 systembedingt<br />

in Nordost vergeben wurde.<br />

Stadtteillinien (Kiezlinien) erhielten Nummern<br />

im 300er-Bereich.<br />

Eine in die Haushalte verteilte Pappdrehscheibe<br />

sollte <strong>dem</strong> Fahrgast eine Umschlüsselungshilfe<br />

bieten. Die Verkehrsbetriebe<br />

BVG und BVB bemühten sich <strong>nach</strong> Kräften,<br />

alle notwendigen Umstellungen, vor allem<br />

an den Haltestellen, zeitgerecht zu erledigen.<br />

Obwohl am Tag des „Neustarts“ sicher noch<br />

manche Ungereimtheit zu beobachten war,<br />

kann aber den <strong>Berlin</strong>ern – bekannt als<br />

„schwierige“ Dienstleistungskonsumenten<br />

– bescheinigt werden, dass sie sich schnell<br />

und mit erstaunlich wenig Kritik an das neue<br />

Linienschema gewöhnten und ihren „Hundertfünfundvierziger“<br />

anstelle der „Vierundfünfzigers“<br />

bestiegen.<br />

Was geschah im Tramnetz 1993?<br />

Am Morgen des 23. Mai 1993 nahm die wiedervereinigte<br />

BVG den Betrieb in einem<br />

linienmäßig in Teilen neu organisierten Straßenbahnnetz<br />

auf.<br />

OBEN Hochbetrieb<br />

1992 in der Schleife<br />

Björnsonstraße: Die<br />

3 – im einheitlichen<br />

Straßenbahnbetrieb<br />

Teil des so genannten<br />

„Großen Rings“<br />

mit 28 km Linienlänge,<br />

mit der Reform<br />

von 1993 zur Linie<br />

23 mutiert – teilt<br />

sich die Wendeanlage<br />

noch mit der 22,<br />

einer der <strong>Berlin</strong>er<br />

„Dorflinien“ mit<br />

eingleisiger Strecke<br />

in ländlichem Milieu<br />

B. KUSSMAGK<br />

Dem Pankower Netz<br />

wurde 1993 die<br />

fünfziger Reihe zugeteilt<br />

und die Rosenthaler<br />

mussten<br />

sich (ohne Esels -<br />

brücke) an die 53<br />

gewöhnen<br />

SLG. L. HABRECHT<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

61


Titel<br />

Die Linie 25 (hier 1990 in der Seelenbinderstraße) entstand <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Tramende auf der Radiale Treptow – Schöneweide und ersetzte zwischen<br />

Schöneweide und Rahnsdorf die traditionelle 87, die mit 21,5 km Länge lange Zeit die zweitlängste Linie im Ostberliner Netz war B. KUSSMAGK (2)<br />

In der Schleife Eberswalder Straße wendete bis zu ihrer Verlängerung zum Nordbahnhof die aus<br />

der 4 entstandene 20. Das GT6N-Zeitalter hatte 1994 bereits begonnen und die sonstige Trassierung<br />

der 20 sollte die folgende Umstellung auf Stadtbahn-Level relativ einfach gestalten<br />

Es erfolgten mit der Reform <strong>nach</strong>stehende<br />

Neuzuweisungen von Tram-Liniennummern<br />

(siehe Kasten Seite 54).<br />

Im Nachtliniennetz blieben von den ehemals<br />

elf Linien, die insgesamt mit 40 Zügen<br />

(Umläufen) bedient werden mussten, <strong>nach</strong><br />

<strong>dem</strong> 23. Mai 1993 noch die vier Straßenbahn-Nachtlinien<br />

mit 15 erforderlichen<br />

Zügen übrig. Ihre Nummerierung passt einerseits<br />

in die Regionenstruktur des Busliniennetzes<br />

und wurde andererseits durch die<br />

Nachtnetzstruktur bestimmt. Die alte Ostberliner<br />

120er-Nummerreihe für Nacht-<br />

Trams war folgerichtig bereits im vorhergehenden<br />

Schritt aufgegeben worden (siehe<br />

Kasten Seite 57).<br />

Es bleibt hier anzumerken, dass es bei der<br />

Nachtnetzneuordnung vor allem darum ging,<br />

die Ost-/West-Teilnetze besser zu verzahnen,<br />

wozu eine dominante Maßnahme auch die<br />

Bildung eines Nachtknotens (Hauptanschlusspunkt)<br />

am Hackeschen Markt war,<br />

eben mit Übergangsmöglichkeit auf die<br />

Nacht-Tram in die nordöstlichen Stadtteile.<br />

Symptomatisch für <strong>Berlin</strong> ist auch, dass hier<br />

längst „Nachsteuerungen“ erfolgen mussten,<br />

weil die Nachfragebeziehungen sich nicht<br />

mehr <strong>nach</strong> Wohnplatz-Arbeitsplatz-Relationen<br />

richteten, sondern sich mit Wandel der<br />

„Szene-Orte“ verändern. So ist heute wohl<br />

die M10 – übrigens als ex 20, ex 4 Teil einer<br />

„uralten“ Ringlinie – wohl die <strong>nach</strong>fragestärkste<br />

Tram-Nachtlinie in Deutschland, u.a.<br />

62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


<strong>Berlin</strong><br />

RECHTS Die Liniennummer 88 wurde gleich dreimal „recycelt“. In ihrer<br />

dritten Vergabeperiode war sie eine Berufsverkehrslinie, die ab 1. Oktober<br />

1984 Ober- mit Niederschöneweide verband und zu jener Zeit die<br />

einzige Tageslinie, die mit Zweiachs-Solo-Tw bedient wurde L. HABRECHT<br />

Neue Nachtnummern ab 1993<br />

Linie wie Tageslinie von <strong>nach</strong><br />

N54 4 Hackescher Markt Falkenberg<br />

N55 20/5 Eberswalder Str. Hohenschönhausen,<br />

Zingster Straße<br />

N92 8 Hackescher Markt Ahrensfelde<br />

N93 6 Petersburger Str./ Hellersdorf, Riesaer Straße<br />

Landsberger Allee<br />

weil sie die Szene-Kieze Friedrichshain und<br />

Prenzlauer Berg verbindet.<br />

Für <strong>Berlin</strong> bedeutete die Neunummerierung<br />

den endgültigen Abschied von der Liniensystematik<br />

bei der Straßenbahn, wie sie<br />

über die drei Epochen, nämlich GBSt, Einheitlicher<br />

Straßenbahnbetrieb/BVG und Teilnetz<br />

Ost/Teilnetz West gewachsen war. Natürlich<br />

wurde manche Liniennummer dabei<br />

auch zum dritten Mal recycelt, wie Liebhaber<br />

von Linienchroniken feststellen konnten.<br />

Die Illustration dieses Beitrages bietet hier<br />

einige Erinnerungen und Kuriositäten.<br />

Bewertung durch BVG<br />

Interessant ist auch, wie die BVG in einem<br />

internen Papier die Absicht der Reform und<br />

das Umfeld, in <strong>dem</strong> sie geschah, selbst wertet,<br />

zumal hier der (in die öffentliche Debatte<br />

sinnvoller Weise nicht eingebrachte) Begriff<br />

„Stadtbahn“ benutzt wird /2/: „Mit der<br />

Neuordnung des Liniennetzes zum Fahrplanwechsel<br />

1993/1994 wurde die Grundlage<br />

für ein den veränderten Bedingungen<br />

entsprechendes attraktives Verkehrsangebot<br />

gelegt, das auch den geplanten Netzerweiterungen<br />

gerecht wird. Damit verbunden ist<br />

eine veränderte Angebotsphilosophie, die der<br />

bedarfsweisen Stärkung einzelner Linie<strong>nach</strong>sen<br />

den Vorrang vor der Einführung neuer<br />

Linienbeziehungen einräumt.<br />

Zur Neuordnung zählen u. a. die stärkere<br />

Orientierung auf ein Achsennetz, die Schaffung<br />

eines besser gegliederten Verkehrsangebots<br />

sowie eine übersichtliche Linienummernstruktur.<br />

Insbesondere durch den<br />

geplanten Einsatz moderner Niederflurstadtbahnfahrzeuge<br />

und die sukzessive Umstellung<br />

der Trassen auf Stadtbahnbetrieb ergibt<br />

sich ein weiterer Attraktivitätszuwachs,<br />

der von einer durchgehenden Beschleunigung<br />

der Straßenbahn begleitet sein muß ...“<br />

Auswirkungen auf Wagenpark<br />

Die nächste Tabelle zeigt, wie der Zeitpunkt<br />

der Linienneuordnung vor <strong>dem</strong> Hintergrund<br />

des umfassenden Wandels im Wagenpark<br />

eingeordnet werden muss, der natürlich auch<br />

Vor der Reform 1993 stand die 6 in der Zehnerstelle für den (geografischen) <strong>Berlin</strong>er Osten.<br />

Die 62 war mit 36,6 km Länge die längste Linie der GBSt. Bei der größten <strong>Berlin</strong>er Gesellschaft<br />

wurden die Liniensignale als hinterleuchtete Kopfscheiben mit Steckzahlen geführt L. HABRECHT<br />

auf Fahrzeitgewinne durch Wegfall von<br />

Decklinienbetrieb mit alter und neuer Fahrzeuggeneration<br />

aus war. Altbaufahrzeuge –<br />

gemeint sind in diesem Fall Reko-Zweiachser<br />

und Gotha-Vierachser – verkehrten <strong>nach</strong><br />

<strong>dem</strong> 23. Mai 1993 nur noch auf den Linien<br />

52, 53, 60 und 68. Damit hatten sie nur noch<br />

sehr beschränkt und im vor allem im Innerstadtbereich<br />

Deck linienbetrieb mit Neubaufahrzeuglinien<br />

und waren nicht Verhinderer<br />

von möglichen Fahrzeitkürzungen.<br />

Im Rückblick auf das vor fast 20 Jahren<br />

Artikulierte und in der Zwischenzeit Realisierte<br />

kann nur bestätigt werden, dass mit<br />

der Netzneuformierung 1993 das Zweckmäßige<br />

zum richtigen Zeitpunkt geschah.<br />

Das gilt selbst dann, wenn bedacht wird,<br />

dass die „Haltbarkeit“ in Teilen nur bis zur<br />

Schaffung des Metroliniennetzes 2005 währte<br />

und die „Westausdehnung“ der Tram weit<br />

hinter <strong>dem</strong> damals formulierten Tempo und<br />

erst recht schon hinter den Wünschen grüner<br />

Kommunalpolitik zurück blieb. Die heute<br />

zu besichtigenden Gleisbauvorleistungen<br />

auf der Oberbaumbrücke und in der Leipziger<br />

Straße und das juristische Hick-Hack<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

63


Titel<br />

Optisch gut gelungen<br />

– Metrolinien<br />

werden<br />

in den aktuellen<br />

Netzplänen<br />

Tram der BVG<br />

hervorgehoben<br />

kommuniziert<br />

SLG. L. HABRECHT<br />

Die Linie 22 passte in Rosenthal mehr ins dörflich geprägte Idyll der eingleisigen<br />

Vorortstrecke als die heutige M1 mit Niederflurwagen neben<br />

Katzenkopfpflaster. Die Gabelung der M1 am Nordende in zwei Äste ist<br />

eine bis dato bei der <strong>Berlin</strong>er Tram nicht praktizierte Lösung B. KUSSMAGK (2)<br />

1993 geplante Entwicklung des Fahrzeugeinsatzes<br />

Typ 1993 1994 1995 1996 1999<br />

TE/TZ 25 9 – – –<br />

BE/BZ 48 18 – – –<br />

TDE 11 11 – – –<br />

BDE 11 11 – – –<br />

KT4D 359 372 358 296 222<br />

T6 92 89 92 90 100<br />

B6 45 45 47 43 52<br />

GT6N – 12 50 74 146<br />

GT8N – – – 24 100<br />

Anm.: TE/TZ und BE/BZ bezeichnen in der <strong>Berlin</strong>er Nomenklatur Ein- und Zweirichtungs-<br />

Reko-Wagen, TDE bzw. BDE die Gotha-Vierachsfahrzeuge; der tatsächliche Einsatz wich in<br />

den angegebenen Jahren davon leicht ab; Quelle Tabelle: 2<br />

um die Hauptbahnhofsanbindung durch die<br />

Invalidenstraße sprechen dazu eine eigene<br />

Sprache.<br />

Metrolinien der Tram<br />

Die letzte größere Anpassung am Liniennummersystem<br />

der Straßenbahn geschah mit<br />

der Einführung der Metrolinien in <strong>Berlin</strong> in<br />

Umsetzung des Unternehmenskonzepts<br />

„BVG 2005 plus“. Aus solchen Rückgratlinien,<br />

gebildet im Bus- und Trambereich, formiert<br />

sich ein sogenanntes 24/20-Stunden-<br />

Netz als gut vermarktbare, stabile Offerte<br />

an die Kunden mit hoher Verlässlichkeit.<br />

Eingebracht wurden von der Tram – vereinfacht<br />

übertragen – die Radiallinien 52/53 (M<br />

1), 1 (M2), 3/4 (M4), 5 (M5), 6 (M6), 8 (M8)<br />

und die Tangentiallinien 20 (M10), 23<br />

(M13) und 26 (M17).<br />

Anlagenseitig sind die von diesen Linien befahrenen<br />

Strecken zum großen Teil bereits in<br />

„Stadtbahnmanier“ ausgeführt, wenn auch<br />

zum Teil noch mit modernisierten Tatra-Fahrzeugen<br />

bedient und also fernab von durchgängigem<br />

Behindertengerechtsein. (Mit der<br />

weiteren Anschaffung von Flexity-Fahrzeugen<br />

dürfte dieser Mangel behoben werden.)<br />

Kennzeichnung und Herausstellung der<br />

Metrolinien erfolgte <strong>nach</strong> einem produktbezogenen<br />

corporate identity-Konzept über<br />

beide Verkehrsmittel, Tram und Bus, vom M<br />

vor der Liniennummer über die entsprechende<br />

Haltestellenkennzeichnung bis zu<br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


<strong>Berlin</strong><br />

Im Oktober 2012 ist die Tramverbindung Köpenick – Adlershof 100 Jahre alt geworden. Seit 1922 wird sie von der 84 Altglienicke – Friedrichshagen,<br />

Wasserwerk befahren (zuvor 184). Damit ist sie die <strong>Berlin</strong>er Linie mit der zeitlängsten unveränderten Linienführung. 1992 verließ ein Reko-<br />

Zweierzug die Ausweiche Adlershof Benzolwerk. Wegen der Kuppelendstellen der 84 beschaffte die BVG 1969 übrigens Zweirichtungs-Rekos<br />

Die 90er-Reihe war in <strong>Berlin</strong> bereits unbelegt,<br />

als sie 1991 Potsdam zugeordnet wurde. In<br />

(Ost-)<strong>Berlin</strong> war die 92 die Linie, mit der die<br />

Tram aus den Ortsteilen Baumschulenweg und<br />

Oberspree verschwand, hier ein Wagen im Betriebshof<br />

Treptow<br />

L. HABRECHT<br />

den Netzplänen mit der Signalfarbe orange.<br />

Dabei wurden zur guten Marktdurchdringung<br />

konsequent auch die Verkehrsmittelkennungen<br />

und Logos Tram rot und Bus<br />

violett ersetzt.<br />

Die für die sonstigen Fahrgastinformationsprodukte<br />

gefundenen Lösungen sind sehr<br />

gut einprägsam. Die Metrolinien verstehen<br />

sich als eine Ergänzung des Schnellbahnnetzes<br />

und bieten in einer langen Kernzeit (Mo.<br />

bis Fr. von 6 bis 22 Uhr) mindestens einen<br />

10-Minuten-Takt.<br />

MetroTrams (somit durchaus Angebote<br />

mit Stadtbahncharakter) stellten im Fahrplan<br />

2010/11 z. B. 126 der insgesamt durchschnittlich<br />

240 werktäglichen eingesetzten<br />

Wagenumläufe der <strong>Berlin</strong>er Straßenbahn.<br />

Von ihrer verkehrlichen Funktionalität<br />

dürfen MetroTram-Linien wie die M2, M4<br />

und M5 heute als nahezu vollwertiger Ersatz<br />

für die in ihren Relationen fehlende Schnellbahn<br />

der zweiten Ebene angesehen werden<br />

mit den angenehmen „Beigaben“ der ebenerdigen<br />

Zugangspunkte und der gleichzeitigen<br />

Übernahme der Feinverteilung im Bediengebiet.<br />

Vor diesem Hintergrund muss<br />

auch die in vielen Planungen mitgeschleppte<br />

U-Bahn-Anbindung von Weißensee mittlerweile<br />

als wirklichkeitsfremd bezeichnet<br />

werden.<br />

Liniennummernsystem im Rückblick<br />

Das im heutigen VBB-Verkehrsraum gewählte<br />

System ist durchaus zukunftsorientiert<br />

und der Entscheid, bei maximal einer<br />

Dreistelligkeit zu bleiben, war grundsätzlich<br />

richtig, selbst wenn es damit nicht beliebig<br />

erweiterungsfähig ist. So nahm, als die Linien<br />

des früheren Zweckverbands öffentlicher<br />

Verkehr Lausitz-Spreewald (ZÖLS) in<br />

den VBB-Verkehrsraum zu integrieren waren,<br />

die Doppelbelegung von Liniennummern<br />

zu. Das erwies sich aber nicht als am<br />

Fahrgastmarkt relevantes Thema und ge-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

65


Titel<br />

Zwei TDE der Nachtlinie 124 warten im Oberschöneweider Betriebshof Nalepastraße in der Gleisharfe vor der westlichen Halle auf ihren Einsatz.<br />

Die Linie von Alt-Schmöckwitz <strong>nach</strong> Rahnsdorf war mit 23,2 km die längste der <strong>Berlin</strong>er Tram-Nachtlinien<br />

B. KUSSMAGK<br />

schah weitestgehend konfliktfrei. Auch waren<br />

hier die Beteiligten im Namen der reibungslosen<br />

Einbindung Südbrandenburgs<br />

zu bislang nicht gewollten Kompromissen<br />

bereit und akzeptierten so z. B. zweistellige<br />

Busliniennummer im Regionalverkehr der<br />

Betriebe Cottbusverkehr und Neißeverkehr,<br />

deren Ziffernfolgen auch als Tramliniennummern<br />

in <strong>Berlin</strong> existieren.<br />

Das Liniennummernsystem, in das die<br />

Trambetriebe eingebunden sind, erfüllt auch<br />

heute den ihm zugedachten Zweck in<strong>dem</strong> es<br />

die ÖPNV-Nutzung erleichtert, und zwar in<br />

der komplizierten Liniengemengelage Ber-<br />

lins ebenso gut wie in der Brandenburger Fläche,<br />

beim Bürgerbus der Kleinstädte oder im<br />

Bahn-Regionalverkehr.<br />

Fazit<br />

Das <strong>Berlin</strong>-Brandenburger Vorgehen darf –<br />

über 20 Jahre zurückgeblickt – als durchaus<br />

bewährt und flexibel genug für alle notwendigen<br />

Anpassungen bewertet werden.<br />

Bleibt festzustellen, dass <strong>Berlin</strong> und Brandenburg<br />

nicht zuletzt durch Unterstützung<br />

des beide Länder umfassenden Verkehrsverbunds<br />

auch im bundesdeutschen Maßstab<br />

liniennummersystematisch vorbildhaft<br />

agiert hat und agiert, sind doch im Bus-Regionalverkehr<br />

anderer Bundesländern z. T.<br />

noch immer vierstellige „Uralt“-Nummernsysteme<br />

der alten Zeit von Bahnbus- und gar<br />

Postbus Normalität.<br />

Wie gut, dass sich kein <strong>Berlin</strong>er oder Brandenburger<br />

die Linie „siebentausendvierhundertundfünfunddreißig“<br />

merken muss!<br />

LUTZ HABRECHT<br />

Literatur<br />

Der HTw 5256 vor der später abgebrannten Wagenhalle Schmöckwitz soll daran erinnern, dass es<br />

nicht nur im Bus-Ausflugsverkehr der BVG das Dreieck als Liniensignal gab. Vielmehr waren auch<br />

<strong>nach</strong> 1945 Tram-Ausflugslinien und teils Messelinien der BVG (West) so gekennzeichnet L. HABRECHT<br />

1 BVGplus, diverse Ausgaben<br />

2 Positionspapier BVG BAP 1, Teil Grundsätze<br />

3 BVG-Fahrplanhefte, div. Ausgaben<br />

4 Straßenbahn-Archiv, Band 5, Transpress,<br />

<strong>Berlin</strong> 1987<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


I n Bratislava fährt die Tram mitten<br />

durch das Stadtzentrum und passiert<br />

dabei auch das Slowakische<br />

Nationaltheater, aufgenommen im<br />

März 2007. Auch heute noch fährt<br />

hier kein einziger Wagen mit Niederfluranteil<br />

I Wolfgang Kaiser<br />

Außergewöhnliche Begegnung bei<br />

der Hannoverschen üstra: Am 14. Mai<br />

2011 brachte der Fotograf zwei<br />

6000er-Triebwagen und das Binnenschiff<br />

»Tom Burmeste«“ an der<br />

Limmer Schleuse zeitgleich ins Bild<br />

Erik Wendorff<br />

Vorsicht, Seitenwind! Der Basler Tw 459 überquert auf der Linie 15 die Mittlere Brücke<br />

über den Rhein bei stürmischem Wetter I Herbert Schaudt<br />

27.10. Ende der Sommerzeit<br />

1.4. Ostermontag<br />

Wien ist immer noch eine Hochburg<br />

der klassischen Düwags, die von<br />

österreichischen Firmen in Lizenz<br />

gebaut wurden. Hier ist der Wagen<br />

4829 am 14. April 2008 in der<br />

Währinger Straße stadteinwärts<br />

unterwegs<br />

Wolfgang Kaiser<br />

Wegen Problemen mit den neuen Niederflurbahnen musste der Sechsachser-Einsatz in Graz im Jahr 2010 verlängert werden. Hier befährt<br />

der Wagen 263 die Erzherzog-Johann-Brücke über die Mur, aufgenommen am 8. April 2010 I Wolfgang Kaiser<br />

21.6. Sommeranfang<br />

20.11. Buß- und Bettag | 24.11. Totensonntag<br />

Seit mehr als 80 Jahren sind die<br />

Vierachser des Typs »Ventotto« auf<br />

<strong>dem</strong> Mailänder Straßenbahnnetz<br />

unterwegs. Die orange Farbgebung<br />

ist jedoch ein Auslaufmodell. Sie<br />

weicht langsam einer gelb-beigen<br />

Lackierung I Wolfgang Kaiser<br />

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Januar<br />

Mo 7<br />

Di 8<br />

Mi 9<br />

Do 10<br />

Fr 11<br />

Sa 12<br />

So 13<br />

Mo 14<br />

Di 15<br />

Mi 16<br />

Do 17<br />

Fr 18<br />

Sa 19<br />

So 20<br />

12013<br />

April<br />

Mo 1<br />

Di 2<br />

Mi 3<br />

Do 4<br />

Fr 5<br />

Sa 6<br />

So 7<br />

Mo 8<br />

Di 9<br />

Mi 10<br />

Do 11<br />

Fr 12<br />

Sa 13<br />

So 14<br />

42013<br />

Juni<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 62013<br />

Juli /<br />

August<br />

Mo 22<br />

Di 23<br />

Mi 24<br />

Do 25<br />

Fr 26<br />

Sa 27<br />

So 28<br />

Mo 29<br />

Di 30<br />

Mi 31<br />

Do 1<br />

Fr 2<br />

Sa 3<br />

So 4<br />

82013<br />

November<br />

Mo 11<br />

Di 12<br />

Mi 13<br />

Do 14<br />

Fr 15<br />

Sa 16<br />

So 17<br />

Mo 18<br />

Di 19<br />

Mi 20<br />

Do 21<br />

Fr 22<br />

Sa 23 11<br />

So 24 2013<br />

Oktober<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />

14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 10<br />

2013<br />

Faszination Technik<br />

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Geschichte<br />

Elektrisch zum Rheinfall<br />

Der Tram- und Trolleybusbetrieb in Schaffhausen Ab 1901 verkehrten 65 Jahre lang Straßen<br />

bahnen in Schaffhausen. Seit 1966 sichern Trolleybusse den Personennahverkehr in der Region<br />

am Rheinfall ab. Im Güterverkehr blieben die Tram-Gleise hingegen bis 1993 in Nutzung<br />

Der Tourismus, die Ansiedlung von<br />

Industriebetrieben und die wachsende<br />

Wohnbevölkerung ließen<br />

Ende des 19. Jahrhunderts zwischen<br />

Schaffhausen und Neuhausen am<br />

Rheinfall ein erhöhtes lokales Verkehrsbedürfnis<br />

entstehen. Verschiedene Initiativen<br />

führten dann schlussendlich zum Bau einer<br />

ursprünglich eingleisigen 2,670 km langen<br />

elektrischen Straßenbahn mit 1.000 mm<br />

Spurweite von Schaffhausen Bahnhof in das<br />

oberhalb des Rheinfalls gelegene Dorfzentrum<br />

von Neuhausen, die am 11. Mai 1901<br />

offiziell eröffnet wurde. An den Endstationen<br />

endete die Strecke jeweils in einem<br />

Stumpfgleis ohne Umsetzgleis, was bei Beiwagenbetrieb<br />

einen in Sichtweite <strong>nach</strong> -<br />

folgenden Solowagen erforderte, der dann<br />

auf der Rückfahrt die Beiwagen übernahm.<br />

Der vorher führende Triebwagen fuhr nun<br />

als Solowagen <strong>dem</strong> Wagenzug hinterher, um<br />

am anderen Ende wiederum die Beiwagen<br />

zu übernehmen. Das war so Praxis bis zur<br />

Einstellung.<br />

Die Erstausstattung bestand aus neun<br />

zweiachsigen Motorwagen und 29 Festangestellten<br />

mit denen ein 10-Minuten-Takt<br />

durchgeführt wurde. Hersteller der Fahrzeuge<br />

waren die Maschinenfabrik Oerlikon<br />

(MFO) und die SIG Neuhausen.<br />

Als zweiter elektrischer Straßenbahnbetrieb<br />

kam 1905 die ebenfalls meterspurige<br />

und vom Kanton Schaffhausen erbaute<br />

68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Schweiz: Schaffhausen<br />

OBEN Endhaltestelle Neuhausen Rheinfall im Mai 1964: Tw 1 (Bj. 1901) war bis zur Einstellung 1966 ununterbrochen in<br />

Betrieb. Dem Vater des Berichtsurhebers sei es verziehen, dass er für diese Aufnahme seines Sohnes die Wagenfront nicht<br />

vollständig abgelichtet hat<br />

H. MÜLLER, SLG. U. MÜLLER<br />

LINKS Im August 1956 begegnen sich auf <strong>dem</strong> Bahnhofsvorplatz in Schaffhausen der 1901 gebaute Tw 8 der Städtischen<br />

Straßenbahn als Linie 2 und der 1905 gebaute Tw 1 „Straßenbahn Schaffhausen – Schleitheim – Oberwiesen“ (StSS). Im<br />

Hintergrund der badische Teil des Empfangsgebäudes<br />

STADTPOLIZEI SCHAFFHAUSEN, SLG. STADTARCHIV SCHAFFHAUSEN<br />

„Straßenbahn Schaffhausen – Schleitheim –<br />

Oberwiesen“ (StSS) mit 19,6 km Länge hinzu.<br />

Beide Bahnen benutzten ab Schaffhausen<br />

Bahnhof bis zur Haltestelle „Scheidegg“<br />

(bei Neuhausen) die Gleise gemeinsam. Außerorts<br />

befanden sich die Gleise in Seitenrandlage,<br />

innerorts mitten auf den Straßen.<br />

Die Fahrleitung war an Holzmasten montiert.<br />

Neben <strong>dem</strong> Berufsverkehr hatte die<br />

Bahn ein hohes Aufkommen im Post- und<br />

Stückgutverkehr. Auch <strong>nach</strong> Einstellung der<br />

StSS zum 1. Oktober 1964 änderte sich das<br />

nicht. Nur das jetzt die Autobusse („Gummitrams“)<br />

einen Lkw-Kastenanhänger für<br />

das Post- und Stückgut mit sich führten.<br />

Straßenbahnbetrieb<br />

und Güterverkehr<br />

Im April 1911 erfolgte die Verlängerung der<br />

Straßenbahn vom Depot – heute steht dort<br />

das Feuerwehr-Zentrum – am SSB-Güterbahnhof<br />

vorbei in zwei steilen S-Bögen in<br />

das Industriegebiet auf <strong>dem</strong> Ebnat und zum<br />

Abkürzungen<br />

NAW<br />

Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon &<br />

Wetzikon bis 2008<br />

Berna Nutzfahrzeugbau Olten bis 1978<br />

SML Schweizerische Maschinen- und Lokomotivfabrik<br />

Winterthur<br />

VBSH Verkehrsbetriebe Schaffhausen<br />

Fuße des Waldfriedhofes. Zur Bedienung der<br />

rund zwölf Industrie- und Gewerbebetriebe<br />

dienten 800 m Anschlussgleis. Die Zustellung<br />

des Stückgutes übernahm ein vierachsiger<br />

Gepäcktriebwagen, die Zustellung der<br />

Normalspurwagen auf Rollschemeln („Rollwagen“)<br />

erfolgte bis zum Bau eines normalspurigen<br />

Anschlussgleises im März 1970<br />

mit zwei vierachsigen Elektrolokomotiven.<br />

Die guten Erfahrungen mit <strong>dem</strong> kombinierten<br />

Straßenbahn- und Güterverkehr, der<br />

in Meißen an der Elbe (SM 2/2008) bis Anfang<br />

1968 in ähnlicher Weise durchgeführt<br />

wurde, bewog die Georg Fischer AG (+GF+)<br />

und den Stadtrat zum Bau einer weiteren<br />

kombinierten Straßenbahnstrecke in das<br />

Mühlental, die die Liniennummer 2 erhielt.<br />

Ab Juni 1913 bediente die Straßenbahn diese<br />

Strecke im Einmannbetrieb, während die<br />

+GF+ mit zwei- und vierachsigen E-Loks<br />

den Güterverkehr besorgte.1916 beförderten<br />

beide Güterstraßenbahnbetriebe<br />

11.065 t Stückgut und 17.454 t an Wagenladungen,<br />

1926 waren es 15.400 t Stückgut<br />

und 56.000t Wagenladungen.<br />

Der Personenverkehr auf der Mühlentallinie<br />

fand 1957 sein Ende. Die Verlagerung<br />

der Produktion aus <strong>dem</strong> engen Mühlental<br />

heraus verringerte das Güteraufkommen so<br />

stark, dass ab 1980 der elektrische Betrieb<br />

aufgegeben und eine zweiachsige Diesellok<br />

die wenigen Waggontransporte übernahm.<br />

Im Juli 1993 kam der Gütertransport infolge<br />

Werksschließung ganz zum Erliegen. Bereits<br />

1928 musste die Zweiglinie zur „Brei-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

69


Geschichte<br />

Ein Triebwagen aus der letzten Lieferung von 1921 im Juni 1965 auf <strong>dem</strong> Bahnhofsvorplatz von<br />

Schaffhausen U. MÜLLER (2)<br />

Die Güterelloks 75 und 76 der Georg Fischer AG (+GF+) rangieren im Februar 1973 im Mühlental.<br />

Beide Lokomotiven hatte die SLM Winterthur 1913 geliefert<br />

te“ zu Gunsten des Autobusses und der<br />

wachsenden Motorisierung ihren Betrieb<br />

aufgeben. Die als „echte“ Straßenbahn eben<br />

mitten auf der Straße verkehrenden Tramzüge<br />

bereiteten den Kraftfahrern zunehmend<br />

Probleme, weil diese beim Fahrgastwechsel<br />

zum Anhalten gezwungen wurden. An engen<br />

Stellen war ein Überholen des langsamen<br />

Trams nicht möglich.<br />

Die Längssitzer-Tramwagen von 1901, die<br />

letzte Lieferung stammte von 1921, entsprachen<br />

schon in den 1930er-Jahren nicht<br />

mehr den von den Fahrgästen geforderten<br />

Komfort. Seit <strong>dem</strong> kursierte immer wieder<br />

die Frage <strong>nach</strong> einer Umstellung auf Trolleyoder<br />

Autobus. Für die Direktion der Straßenbahn<br />

kam wegen der Gummireifen- und<br />

Kraftstoffbeschaffungs-Unsicherheit damals<br />

eine Umstellung auf Autobus absolut nicht<br />

in Frage, auf Trolleybus aufgrund des damals<br />

herrschenden Kupfermangels ebenfalls<br />

nicht.<br />

Modernisierung verhindert<br />

1947 hatte die SIG Neuhausen einen von<br />

drei neu entwickelten und für die Tramway<br />

Neuchatel (TN) bestimmten kurzen, vierachsigen<br />

Motorwagen Nr. 82 (siehe SM<br />

2/2011) zu Vorführungszwecken auf <strong>dem</strong> fabriknahen<br />

Netz der Schaffhauser Straßenbahn<br />

eingesetzt. In der Folgezeit beschäftigten<br />

sich die verantwortlichen Gremien<br />

mehrfach mit der Erneuerung des Straßenbahnwagenparks,<br />

der dann aber jedes Mal<br />

von der Stimmbürgerschaft, zuletzt im März<br />

1957, abgelehnt wurde. Dies war wohl auch<br />

der Grund, den Personenverkehr auf der<br />

Mühlentallinie im April 1957 auf Autobus<br />

umzustellen um den überalterten Wagenpark<br />

Die Bedeutung des Trolleybusses in der Schweiz<br />

Seit Inbetriebnahme der ersten modernen Linie im<br />

Jahre 1932 in Lausanne hat sich der Trolleybus<br />

als umweltfreundliches Nahverkehrsmittel durchgesetzt.<br />

Von den seit dieser Zeit als Straßenbahnersatz-<br />

oder Ergänzung eröffneten 15 städtischen<br />

Trolleybusbetrieben wurden nur zwei, in Lugano<br />

2001 und 2008 in Basel, komplett stillgelegt. Für<br />

deutsche Verhältnisse (noch?) unvorstellbar ist die<br />

Tatsache, dass der Trolleybus in Kleinstädten unter<br />

50.000 Einwohnern, wie in Freiburg oder Neuenburg,<br />

wie auch in Schaffhausen, die Hauptlast<br />

des öffentlichen Verkehrs trägt.<br />

Die Betriebslänge der Straßenbahnen betrug<br />

2010 rund 300 km, die der Trolleybusse rund 320<br />

km, wobei trotz Betriebseinstellungen beim Trolleybus<br />

die Streckenlänge seit 1995 relativ konstant<br />

geblieben ist. Die Straßenbahnstrecken nahmen<br />

von 1995 mit 185 km um 115 km auf 300 km in<br />

2010 zu. Der enorme Zuwachs ist nicht nur durch<br />

Neubauten begründet, sondern auch damit, dass<br />

vorher als Eisenbahnen konzessionierte Unternehmungen<br />

wie die Bern-Worb-Bahn (SM 9/2012)<br />

nun als Straßenbahnen betrieben werden.<br />

Ausblick<br />

Sollen die Absichtserklärungen des Kyoto-Protokolls<br />

<strong>nach</strong> Senkung der Treibhausgase und die Minderung<br />

der Schadstoffe ernst genommen werden, dann wäre<br />

es höchste Zeit, die in Deutschland propagierte<br />

„Elektromobilität“ sich nicht auf den MIV beschränken<br />

zu lassen, sondern auch endlich auf den<br />

ÖV auszudehnen. Wie das Beispiel Schaffhausen<br />

zeigt, macht es ökologisch wie wirtschaftlich Sinn<br />

gerade in straßenbahnlosen Mittelstädten stark<br />

belasteten Dieselbuslinien durch fahrleitungs -<br />

gespeiste Elektrobusse zu ersetzen. Dazu darf der<br />

Treibhausgas-Emissionshandel nicht nur u. a. die<br />

Elektrokraftwerke als Versorger für elektrisch angetriebene<br />

Verkehrsmittel betreffen, sondern muss<br />

auch auf den Straßen-Transportsektor ausgeweitet<br />

werden, der z. B. im Jahr 2007 immerhin 24 % der<br />

Treibhausgasemissionen verursacht hat.<br />

Die „Aufklärungsarbeit“ gewisser Verbände hat<br />

den Eindruck erwecken lassen, dass es bei der Verwendung<br />

der elektrischen Traktion besonders auf die<br />

Art der Stromerzeugung ankomme. Das legt dann<br />

den Schluss nahe, dass ein Straßenbahn- oder Obusbetrieb,<br />

der „schmutzigen Strom“ aus einem ineffizienten<br />

Braunkohlekraftwerk oder gar AKW bezieht<br />

(beziehen muss) und obendrein den Emissionshandel<br />

finanzieren muss, wesentlich umweltunfreundlicher<br />

einzustufen sei als ein Diesel- oder Gasbus, die<br />

vom Emissionshandel befreit sind. Dabei wird gerne<br />

vergessen, dass bei Transport und Produktion von<br />

Treibstoffen aus Erdöl Treibhausgase produziert werden.<br />

Die Schadstoffausstoßzahlen der Bushersteller<br />

wären gerechter Weise mit <strong>dem</strong> Faktor 1,4 zu beaufschlagen,<br />

um echte Emissionswerte zu erhalten.<br />

Selbst Saudi-Arabien als das Erdölförderland Nr. 1<br />

hat es bis Ende 2011 fertig gebracht, mit klimatisierten<br />

Trolleybussen auf einer 11 km langen Strecke<br />

im 3-Minuten-Takt den Medizin-Campus der Universität<br />

Riad zu befahren.<br />

U. MÜLLER<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Schweiz: Schaffhausen<br />

zu schonen. Der damals 1947 in Schaffhausen<br />

vorgeführte Wagen befindet sich seit<br />

2002 als Ausstellungsstück auf <strong>dem</strong> Gelände<br />

der Modellbahnwelt in Wiehe (Sachsen-<br />

Anhalt).<br />

Auch die kantonale Straßenbahn <strong>nach</strong><br />

Schleitheim (StSS) wurde als unzeitgemäß<br />

eingestuft. Die Eigentümerin selbst hatte<br />

wenig in den Erhalt der Bahn investiert, über<br />

eine Probefahrt mit <strong>dem</strong> vierachsigen Beiwagen<br />

Nr.765 der Züricher Verkehrsbetriebe<br />

im Oktober 1953 kamen die Moder nisierungsbestrebungen<br />

nicht hinaus. Trotz<strong>dem</strong><br />

hatte die StSS auch ihre Befürworter, denn<br />

in einem Volksentscheid 1961 über deren<br />

Weiterbestand gab es 7.861 (57 %) Stimmen<br />

für die Umstellung auf Autobusbetrieb bei<br />

5.946 (43 %) Stimmen dagegen. Am 1. Oktober<br />

1964 wurde dann die nördlichste Tram<br />

der Schweiz durch einen Autobusbetrieb ersetzt.<br />

Die Umstellung auf den Trolleybus<br />

In Schaffhausen war die Stimmung gegen das<br />

Tram wesentlich gereizter und die „Ersetzung<br />

durch den Trolleybus raschest möglich“<br />

gefordert. In einer Volksabstimmung im September<br />

1964 entschieden sich die Stimmbürger<br />

mit 5.454 Stimmen (89,5 %) zu einer<br />

Gewährung eines Kredites in Höhe von<br />

4,0 Mio. SF für die Einrichtung eines Ersatzbetriebes<br />

mit Trolleybussen. Nur 460<br />

Bürger stimmten dagegen, also für den Erhalt<br />

der Straßenbahn. Eine etwas unver-<br />

Tw 82, bestimmt für die Straßenbahn in Neuchatel, wird im März 1947 in Schaffhausen für Vorführungsfahrten genutzt. Der Wagen steht seit<br />

2002 im Freigelände der „ModellbahnWelt“ in Wiehe (Sachsen-Anhalt) SIG NEUHAUSEN, SLG. STADTARCHIV SCHAFFHAUSEN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

71


Geschichte<br />

Gelenk-Trolleybus Nr. 106 im Mai 1993 auf <strong>dem</strong> Bahnhofsvorplatz von Schaffhausen. Er wurde 1975 für den Einsatz auf der Verstärkerlinie 9 angeschafft,<br />

hier ist er aber als Linie 1 vor <strong>dem</strong> Bahnhof SBB/DB zu sehen. 1999 wechselte er <strong>nach</strong> Luzern<br />

U. MÜLLER<br />

ständliche Entscheidung, entsprach doch die<br />

Linienführung des Trolleybusses genau die<br />

der Straßenbahn. Spätere Erweiterungen hätten<br />

auch auf Schienen erfolgen können. Aber<br />

egal, ob in Frankreich, West-Deutschland<br />

oder <strong>dem</strong> übrigen westeuropäischen Staaten,<br />

die Straßenbahn wurde als veraltetes Verkehrshindernis<br />

zum ungeliebten Kind. Wie<br />

die Stimmung damals gegen die Tram eingestellt<br />

war, geben am Besten die markigen<br />

Worte des damaligen Stadtpräsidenten Bringolf<br />

wieder: „Das Feld ist geräumt, der Platz<br />

frei für das Neue, das Zeitgemässe“; der 24.<br />

September 1966 sei ein Freudentag.<br />

So oder so ähnlich dachte man auch in<br />

Deutschland über den schienengebundenen<br />

Nahverkehr, nicht bedenkend, dass veraltete<br />

Straßenbahnwagen aus <strong>dem</strong> Jahr 1901<br />

nicht mit Omnibussen neuester Bauart verglichen<br />

werden können. Aber immerhin<br />

blieb die Bevölkerung in Schaffhausen der<br />

elektrischen Antriebsenergie treu, zu einem<br />

Zeitpunkt, da in Deutschland begonnen<br />

wurde, die <strong>nach</strong> Kriegszerstörungen der Straßenbahnen<br />

eingerichteten O-Bus-Netze wieder<br />

zu <strong>dem</strong>ontieren. Deren größte Ausdehnung<br />

in den beiden Teilen Deutschlands<br />

betrug einstmals knapp 1.000 km, von denen<br />

heute nur noch rund 75 km übrig geblieben<br />

sind.<br />

Am 23. September 1966 ging dann der<br />

Trambetrieb fast nahtlos in den Trolleybusbetrieb<br />

über (siehe SM 5/2007). Monate vorher<br />

wurde die neue Trolleybus-Fahrleitung<br />

über der Straßenbahnfahrleitung montiert.<br />

Nicht mehr benötigte Wagen wurden mit<br />

Eintreffen der neuen Trolleys, die jetzt im<br />

Tramdepot untergebracht wurden, auf einem<br />

Abstellgleis auf <strong>dem</strong> Ebnat hinterstellt<br />

und die letzten Tramkurse des Nachmittages<br />

fuhren statt ins gewohnte Depot direkt<br />

auf den Schrottplatz. Nachts wurde die<br />

Tramfahrleitung <strong>dem</strong>ontiert und mit Betriebsbeginn<br />

am folgenden Sonntag, <strong>dem</strong> 24.<br />

September, gingen die ersten Trolleybusse,<br />

ebenso wie tags zuvor noch die Straßenbahnen,<br />

als Linie 1 auf Kurs. Außer <strong>dem</strong> Beiwagen<br />

C 55 der im Trammuseum Zürich als<br />

C 455 erhalten ist, erinnert nur noch die<br />

massive Wartehalle auf <strong>dem</strong> Ebnat und einige<br />

Gleisreste in den ehemaligen +GF+-<br />

Werkhöfen an die Straßenbahn.<br />

Trolleybus versus Diesel-,<br />

Gas- oder Hybridbus?<br />

Die strengeren Abgasnormen in Verbindung<br />

mit entschwefeltem Dieselöl, CRT-Abgassysteme<br />

(das dafür überproportional Stickstoffdioxyd<br />

produziert), Gas-EEV-Diesel-<br />

Hybrid- oder Brennstoffzellenbusse führten<br />

zur Überlegung, zukünftig auf den Trolleybus<br />

zu verzichten, wie eine von den VBSH<br />

2007 in Auftrag gegebene Studie empfahl.<br />

Das kam allerdings in Schaffhausen nicht<br />

gut an, wohl aber in der Nachbargemeinde<br />

Neuhausen. Hier musste nahe des Badischen<br />

Bahnhofes wegen des Baues einer Eisenbahnüberführung<br />

die Fahrleitung zu den<br />

„Herbstäckern“ temporär <strong>dem</strong>ontiert werden.<br />

Durch Verzicht einer Wiedermontage<br />

der Fahrleitung sollte auf kaltem Wege der<br />

Trolleybus abgeschafft werden, obwohl ein<br />

Hauptargument für den Bau der Überführung<br />

war, zukünftige Fahrplanstabilität zu<br />

haben und den sich bei Elektrifizierung der<br />

Badischen Bahn ergebenden Konflikt zwischen<br />

Bahn- und Trolleybusfahrleitung so<br />

umgehen zu können. Ganze 450.000 SFr<br />

hätten bei <strong>dem</strong> 25 Mio. Projekt eingespart<br />

werden können. Vergessen wurde dabei, dass<br />

dieser „Einsparung“ Rückbaukosten der<br />

vollkommen intakten Fahrleitungsanlage von<br />

etwa 5 bis 6 Mio. SFr gegenüber gestanden<br />

wären.<br />

In der Öffentlichkeit löste die Stilllegungsdebatte<br />

einen Sturm der Entrüstung<br />

aus. Ein überparteiliches Komitee „Pro Trolleybus“<br />

sammelte 3.000 Unterschriften und<br />

bereitete somit den Weg für die Beschaffung<br />

von sieben neuen Trolleybussen im Jahr<br />

2011. Die Sanierung der Fahrleitungen und<br />

elektrischen Anlagen im Bestandsnetz wurde<br />

2012 umgesetzt. Ausschlaggebend für die<br />

Genehmigung eines Investitionspaketes in<br />

Höhe von 10,5 Mio. SFr waren für den<br />

Stadtrat die ökologischen Vorteile des Elektroantriebes<br />

gegenüber <strong>dem</strong> Verbrennungsmotor.<br />

Allein durch den elektrischen Betrieb<br />

auf der Linie 1 können jährlich rund 300.000<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Schweiz: Schaffhausen<br />

Hinter der Etzwiler Unterführung biegt der Trolleybus 111 II im März<br />

2011 in Schaffhausen in die Bahnhofstraße ein P. KRAMMER<br />

Der Gelenktrolleybus 103 III am 25. September 2011 im Töbeliweg<br />

(Herbstäcker). Mit Dieselbussen wäre dieser Abschnitt im 10-Minuten-Takt<br />

unmöglich zu befahren U. MÜLLER (2)<br />

Trolleybus 107 III in der Endstelle Herbstäcker. Die 18,61 m langen Wagen<br />

sind auf der zweiten und dritten Achse angetrieben, fahrleitungslose<br />

Abschnitte meistern sie mit einem 50-kw-Deutz-Diesel-Aggregat<br />

Liter Dieselöl eingespart werden, was rund<br />

2.000 t CO 2<br />

entspricht. Obendrein wird der<br />

Fahrstrom zu 97,5 % direkt aus einem an<br />

der Strecke liegenden Wasserkraftwerk bezogen.<br />

Den Rest liefern Solarstrom-Biomasse-<br />

und Windkraftanlagen.<br />

Bei etwa gleicher Beförderungsleistung<br />

und trotz eines doppelt so hohen Wirkungsgrades<br />

beim Elektromotor gegen über<br />

beim Verbrennungsmotor liegen die Stromkosten<br />

bezogen auf die Beförderungsleistung<br />

der Linie 1 um rund 30.000 SFr pro Jahr höher<br />

als der Diesel für die Linie 3. Es liegt auf<br />

der Hand, dass willkürliche Energie-Preisund<br />

Subventionspolitik die elektrische Traktion<br />

auch in der Schweiz bewusst verteuern.<br />

Auch bei den Betriebskosten schneidet der<br />

Trolleybus gegenüber <strong>dem</strong> Dieselbus ebenfalls<br />

nur marginal mit 1,8 Rappen pro Fahrgast<br />

teurer ab, einschließlich Kosten für<br />

Fahrleitung und Stromversorgung.<br />

Sobald Ersatzbeschaffungen für Dieselbusse<br />

erforderlich sind, soll eine Netzerweiterung<br />

in Betracht gezogen werden. Wenn<br />

diese Absichten in konkreter Umsetzung enden,<br />

würden von <strong>dem</strong> 50,1 km langen Busnetz<br />

15,6 km oder 31,2 % elektrisch betrieben<br />

werden. Bei einem Aufkommen der<br />

Linien 1 und 3 von 6,34 Mio. der jährlichen<br />

13,5 Mio. Fahrgäste entspräche das einer Beförderungsleistung<br />

von zukünftig 47 % mit<br />

elektrischer Traktion. Tagtäglich benutzen<br />

im Durchschnitt rund 8.800 Passagiere die<br />

Linie 1, weitere 8.575 die Linie 3. Nach Ansicht<br />

von Verkehrsexperten wäre eine mit<br />

8.000 Fährgästen täglich belastete Buslinie<br />

sogar straßenbahnwürdig.<br />

Die neuen Trolleybusse<br />

Die Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH)<br />

haben bis Mitte September 2011 ihre Trolleybusflotte<br />

in nun dritter Generation erneuert.<br />

Nach 20 Betriebsjahren folgte die Ablösung<br />

der NAW/Hess/ABB-Gelenktrolleybusse<br />

durch sieben Hess/Kiepe-„SwissTrolleys 3“,<br />

während die Berna/SWS-Trolleys der erste<br />

Generation 25 Einsatzjahre schafften.<br />

Neun weitere Schweizer Städte haben sich<br />

2010/11 zur Beschaffung der „SwissTrolley<br />

3“ mit insgesamt 160 Fahrzeugen entschieden,<br />

auch in Solingen verkehren 15 Exemplare<br />

dieses Typs. Die vollklimatisierte dritte<br />

Trolleybus-Generation ist für eine<br />

problemfreie Einsatzdauer von 25 Jahren<br />

ausgelegt, die wirtschaftliche Einsatzdauer<br />

der Dieselbusse liegt bei 15 Jahren. Niederflur-Portalachsen<br />

erlauben zu 100 % Niederflurigkeit.<br />

Zwei auf die zweite und dritte<br />

Achse wirkenden Drehstrom-Asynchronmotoren<br />

von je 160 kW Leistung erlauben<br />

Steigungen bis15 % und in der Ebene eine<br />

V/max von 65 km/h. Das Fassungsvermögen<br />

liegt bei 132 Passagieren. Mit <strong>dem</strong> Kiepe-Stromabnehmer-System<br />

ist ein seitliches<br />

Ausweichen von bis zu vier Metern möglich.<br />

Von der Erstlieferung ist in Schaffhausen<br />

kein Trolleybus geblieben, auch kein Straßenbahnwagen.<br />

Aktuell sollen mit über 45<br />

Betriebsjahren die Wagen 102 und 203 noch<br />

in Valparaiso (Chile) im täglichen Einsatz<br />

stehen. Wagen 202 befindet sich im Besitz<br />

des Trolleybus-Vereins Schweiz (TVS).<br />

Quellen<br />

ULLRICH MÜLLER<br />

Stadtarchiv Schaffhausen, mit freundlicher<br />

Genehmigung zur Bildveröffentlichung<br />

Maschinenfabrik Oerlikon, Firmenreferenzen<br />

‘ca. 1927<br />

Zimmermann/Gerbig: „Die Schaffhauser<br />

Straßenbahnen“, Schaffhausen 1976<br />

Geschäftsberichte VBSH 2000 bis 2010<br />

„Bus Zytig“, Ausgabe August 2011, Kunden -<br />

zeitung VBSH<br />

LITRA, Informationsdienst für den ÖV, 75 Jahre<br />

Trolleybus in der Schweiz<br />

Schweizerisches Bundesamt für Statistik<br />

VST(tt)-Revue, Organ der Schweizerischen Transportunternehmungen,<br />

Nr. 9/1991 + Nr.3/1987<br />

„Pro Trolleybus“ – Komitee zur Erhaltung des<br />

Trolleybus, div. Internet-Ausgaben Auskunft der<br />

BVSH über die Energiekosten, Mail vom 22. September<br />

2011<br />

VISEON-Internetauftritt Trolleybusse für Riad,<br />

2011<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

73


■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

Das H0-Tor hat zwar nur wenig Ähnlichkeit mit <strong>dem</strong><br />

Günterstaler Tor des Vorbilds, Jürgen Jaeschke<br />

ging es aber beim Bau dieses Straßenbahnmoduls<br />

vorwiegend darum, die interessante Situation<br />

im Freiburger Ortsteil als Modell festzuhalten<br />

Mit der Bahn<br />

durchs Klostertor<br />

Wohlstand dank Tram ■ Jürgen Jaeschke hat die Mitte von Günterstal <strong>nach</strong>empfunden.<br />

Schon lange bringt die Straßenbahn viele Ausflügler mit ihrem Geld in den hübschen Ort<br />

Es gibt einige markante Straßenbahnmotive<br />

im Original,<br />

die mich schon immer beeindruckt<br />

haben und meiner<br />

Meinung <strong>nach</strong> zum Nachbau im Modell<br />

einladen. Vor einiger Zeit habe<br />

ich mich entschlossen, eines dieser<br />

Motive in Angriff zu nehmen. Der<br />

letzte Auslöser hierzu war die Vorstellung<br />

des Luna-Straßenbahngleises<br />

vor einigen Jahren. Ich wollte<br />

dieses Gleissystem einfach mal ausprobieren.<br />

So begann ich die Endstation<br />

der Freiburger Straßenbahn<br />

in Günterstal im Maßstab 1:87 als<br />

Modell <strong>nach</strong>zubauen.<br />

Zuerst ein paar Worte über Günterstal.<br />

Dies ist der südlichste Freiburger<br />

Stadtteil, er hat rund 1.600<br />

Einwohner. Zwischen Günterstal<br />

und Freiburg befindet sich ein etwa<br />

zwei Kilometer breiter unbebauter<br />

Grünstreifen. Der dörflich wirkende<br />

Ortsteil liegt landschaftlich reizvoll<br />

inmitten eines Schwarzwaldtales.<br />

Dort ist auch der 1.284 Meter hohe<br />

Berg Schauinsland, der mit einer<br />

Kabinenseilbahn erschlossen wird.<br />

Diese Bahn gehört mittlerweile zur<br />

Freiburger Straßenbahn. Günterstal<br />

entstand um ein Zisterzienserinnenkloster<br />

herum, dessen Anlagen auch<br />

74 strassenbahn magazin 1|2013


Anlagenba<br />

Neben der Tordurchfahrt<br />

soll das Arkadenhaus am anderen<br />

Ende des Platzes den<br />

Eindruck der Günterstaler<br />

Ortsmitte wiedergeben. Das<br />

prägende Vorbild hat allerdings<br />

ein Stockwerk weniger<br />

Jaeschke verwendete einen H0-Bausatz von Faller für sein Torhaus.<br />

Beim Vorbild ist die Durchfahrt mittig und das Gebäude ohne Fachwerk<br />

Beim Vorbild haben die Häuser Vorgärten und Parkplätze, Hobbyfreund<br />

Jaeschke hat sich für eine Belebung mit einem Wochenmarkt entschieden<br />

heute noch ortsprägend sind. Einige<br />

Jahre <strong>nach</strong> der Auflösung des Klosters<br />

erfolgte im Jahre 1890 die Eingemeindung<br />

<strong>nach</strong> Freiburg.<br />

Die Straßenbahn erreichte 1901 von<br />

Freiburg her Günterstal. Mit dieser<br />

Verbindung kam der Wohlstand auch<br />

in dieses Tal. Die Freiburger entdeckten<br />

den Schauinsland und Günterstal<br />

als leicht erreichbares Ausflugsziel.<br />

Die Strecke wurde ursprünglich eingleisig<br />

im Straßenplanum der Schauinslandstraße<br />

erbaut, später zweigleisig<br />

erweitert und auf eigenem<br />

Bahnkörper verlegt. Am Günterstaler<br />

Ortsrand wird die Strecke eingleisig,<br />

um sogleich das Torhaus des Klosters<br />

zu durchfahren. Neben <strong>dem</strong> Martinstor<br />

und <strong>dem</strong> Schwabentor ist dies<br />

die dritte Tordurchfahrt im Netz der<br />

Freiburger Straßenbahn. Zusätzlich<br />

führt durch dieses enge Tor auch<br />

die Schauinslandstraße hindurch. Es<br />

passt jeweils nur eine Straßenbahn<br />

oder ein Auto durchs Tor. Beim sonntäglichen<br />

Ausflugsverkehr kommt es<br />

regelmäßig zu entsprechenden Verkehrsproblemen.<br />

Seit einigen Jahren<br />

gibt es aber eine Ampelbevorrechtigung<br />

für die Straßenbahn. Viele Jahre<br />

befand sich direkt hinter <strong>dem</strong> Tor auf<br />

<strong>dem</strong> Klosterplatz die Endstation. Es<br />

gab dort ein Ausweichgleis zum Umsetzen<br />

von Beiwagen. Im Jahre 1982<br />

wurde die Strecke zur neuen Endhaltestelle<br />

Dorfstraße um etwa 200 Meter<br />

verlängert, das Ausweichgleis am<br />

Klosterplatz ausgebaut. An der Dorfstraße<br />

gibt es mehr Platz und daher<br />

günstigere Umsteigmöglichkeiten für<br />

den Anschlussbus zum Schauinsland<br />

und zur Seilbahn. Nach der Einstellung<br />

der Lörracher Straßenbahn und<br />

vor der Eröffnung der neuen Straßenbahn<br />

in Weil am Rhein war dies die<br />

südlichste Stelle in Deutschland, wo<br />

eine Straßenbahn fährt. Traditionell<br />

verkehrt die Linie 2, die im Zehnminutentakt<br />

unterwegs ist. Es können<br />

nur Zweirichtungsfahrzeuge eingesetzt<br />

werden. Im Laufe der Jahrzehnte<br />

waren alle Freiburger Fahrzeugtypen<br />

mit Ausnahme der Einrichtungsachtachser<br />

und der Combini unterwegs.<br />

Kein sklavischer Nachbau<br />

Als Basis für meine Anlage dienten<br />

Aluminiumprofile (30 x 30 mm), die in<br />

der Industrie eingesetzt werden und<br />

universell verwendbar sind. Darauf<br />

ist eine zehn Millimeter starke Holzplatte<br />

(160 x 45 cm) aufgeschraubt.<br />

Ich wollte keinen sklavischen Nachbau<br />

des Vorbildes realisieren, es war<br />

mir nur wichtig, die Situation und die<br />

Stimmung des Vorbildes am Klosterplatz<br />

in Günterstal vor der Verlängerung<br />

<strong>nach</strong>zubilden. Die markanten<br />

strassenbahn magazin 1|2013 75


aßenbahn im Modell<br />

Für den Transport hat Jürgen Jaeschke seine Anlage mit einer Haube<br />

versehen. Sie ist mit vier Schrauben befestigt und schnell abnehmbar<br />

So sieht es dann unter <strong>dem</strong> Transportdeckel aus. Auf einer 160 mal 45<br />

Zentimeter großen Grundplatte erstand die Ortsmitte von Günterstal<br />

Dinge des Vorbildes sind vorhanden.<br />

An erster Stelle das Torhaus, das in<br />

ähnlicher Ausführung als Bausatz von<br />

Faller erhältlich ist. Die Toröffnung<br />

ist für die Straßenbahn ausreichend<br />

groß. Als zweites prägendes Gebäude<br />

ist das bis an das Gleis reichende Arkadenhaus<br />

vorhanden. Die Arkaden<br />

dienen auch als Überdachung der<br />

Haltestelle. Der Baustil der Häuser vor<br />

Ort entspricht ziemlich genau <strong>dem</strong> der<br />

Kleinstadthäuserserie von Faller.<br />

Ich habe einige Häuser fast im Akkord<br />

zusammengebaut. Zur Fixierung<br />

wurde in deren Grundplatte ein zehn<br />

Millimeter breites Holzstück eingepasst.<br />

Es wurde dann auf der Grundplatte<br />

festgeklebt. So können die<br />

Häuser jederzeit abgenommen werden.<br />

Natürlich wurden die Gebäude<br />

gealtert. Allerdings gibt es abweichend<br />

vom Vorbild drei Baulücken<br />

in der Häuserreihe, da es von der<br />

Faller-Serie keine Winkelhäuser gibt<br />

und ich mir den Selbstumbau nicht<br />

zumuten wollte. Auch war es mir ein<br />

Anliegen, die passenden Endhäuser<br />

zur Auflockerung mit zu verwenden.<br />

Man könnte die Anlage fast für eine<br />

Faller-Werbeanlage halten. Auf der<br />

nicht dargestellten gegenüberliegenden<br />

Straßenseite muss man sich das<br />

Kloster-Hauptgebäude mit der Kirche<br />

vorstellen.<br />

Ich habe die H0m-Tramgleise von Luna<br />

mit Kopfsteinmuster verwendet.<br />

Die Schienen sind mit bastlerischem<br />

Geschick sehr einfach zu verbauen,<br />

allerdings muss man auch genau<br />

arbeiten. Das Kopfsteinpflaster wäre<br />

aus Kunststoff mit profilierten<br />

Pflastersteinen sicher schöner als<br />

die jetzige aufgedruckte Ausführung.<br />

Hierfür wären aber Spritzgussformen<br />

notwendig, die die Kosten <strong>nach</strong> oben<br />

treiben würden. Über die langfristige<br />

Betriebssicherheit des Gleissystems<br />

kann ich keine Aussage treffen, da<br />

ich noch nicht viel darauf fahren<br />

konnte. Ich habe drei Weichen in die<br />

Anlage eingebaut. Abweichend zum<br />

Vorbild ist ein Abstellgleis zusätzlich<br />

vorhanden. Dies entspricht <strong>dem</strong><br />

Gleisplan der früheren Endstationen<br />

in Offenbach sowie in Reutlingen auf<br />

<strong>dem</strong> Karlsplatz. Die gepflasterten<br />

Platz- und Straßenbeläge stammen<br />

überwiegend von Evergreen. Für die<br />

asphaltierten Straßenteile habe ich<br />

einen Millimeter dicke Kunststoffplatten<br />

aus <strong>dem</strong> Flugzeugmodellbau<br />

verwendet.<br />

Ein Brunnen als Belebung<br />

Während des fortgeschrittenen Anlagenbaus<br />

musste ich feststellen, dass<br />

die Häuser beim Vorbild näher an<br />

den Gleisen stehen. Ich hätte die Abzweigung<br />

des Ausweichgleises wohl<br />

besser auf die andere Seite verlegen<br />

sollen. Eine Alternative wäre auch<br />

gewesen, die Häuser weiter vorzuziehen.<br />

Ich beschloss aber, diese<br />

kleine Abweichung zu belassen und<br />

den breiten Platz zwischen Gleisen<br />

und Häuserflucht zu beleben. So<br />

Nach vorne hat Jaeschke seine Anlage mit einer Hecke von Heki abgeschlossen. Beim Günterstaler Vorbild gibt es die Bepflanzung nicht J. jaeschke (7)<br />

76 strassenbahn magazin 1|2013


Anlagenba<br />

Weil auf der H0-Anlage der Abstand zwischen Häusern und Straßenbahngleis breiter als in Wirklichkeit ausfiel, füllt jetzt ein Brunnen den Raum<br />

wurde in der Mitte des Platzes ein<br />

Brunnen gestellt, links und rechts<br />

von einem Wochenmarkt und einem<br />

Dorffest eingerahmt. Die Dekoration<br />

des Platzes erfolgte hauptsächlich<br />

mit Biergarten- und Marktteilen von<br />

Busch. Allerdings musste ich beim<br />

Zusammenbasteln und Dekorieren<br />

der vielen kleinen Kohlköpfe sowie<br />

Biertische mit Gläsern und Flaschen<br />

häufige Erholungspausen einlegen.<br />

Für die Beleuchtung des Platzes verwende<br />

ich Brawa-Lampen. Dabei<br />

habe ich nur welche mit Sockel eingebaut,<br />

die bei einem Ausfall erneuert<br />

werden können. Auch die Häuser<br />

haben innen eine Beleuchtung, so<br />

dass ich auf meiner Tramanlage<br />

Günterstal Tag und Nacht Betrieb<br />

machen kann. Nach kompletter Fertigstellung<br />

konnte ich nun zufrieden<br />

feststellen, dass die ganze Anlage<br />

dank der Belebung um den Brunnen<br />

auf <strong>dem</strong> Markt sehr gewonnen hat.<br />

Bei vorbildentsprechend schmalem<br />

Haus-Gleis-Abstand hätte das Motiv<br />

sicherlich etwas verlassen gewirkt.<br />

Eine weitere Abweichung vom Vorbild<br />

ist die Hecke im Vordergrund. Sie<br />

dient als Abgrenzung zur Straße. So<br />

eine Bepflanzung war bei der früheren<br />

Endstation in Hall bei Innsbruck<br />

zu sehen. Die Gärten hinter den Häusern<br />

sowie vor <strong>dem</strong> Tor wurden den<br />

Vorbildern ähnlich gestaltet.<br />

Holzkiste für den Transport<br />

Die Einfachoberleitung habe ich aus<br />

0,7-Millimeter-Draht gelötet. Dieser<br />

dickere Draht ist zwar nicht maßstabsgerecht,<br />

ich habe mich aber<br />

wegen der Stabilität für ihn entschieden.<br />

Nach der Lackierung wirkt er<br />

nun zierlicher. Der Fahrdraht hängt<br />

an modernen Sommerfeldt-Masten.<br />

Ich steuere die Anlage konventionell<br />

über ein separates Stellpult. Zum<br />

sicheren Transport habe ich einen<br />

stabilen Holzkasten um die Anlage<br />

gebaut. Um sie auch verpackt von<br />

oben einsehen zu können, ist der<br />

Deckel des Kastens aus Plexiglas. Er<br />

lässt sich einfach durch Lösen von<br />

vier Schrauben abheben.<br />

3-D von i-Phone ausgetrickst<br />

■ Wirbelsturm Sandy war zwar<br />

schuld am Ausfall des New Yorker<br />

Internetservers vom 3-D-Drucker<br />

Shapeways (SM 12/12), dass aber<br />

die Website mit Modellen unseres<br />

Autoren Guido Mandorf auch da<strong>nach</strong><br />

nicht auffindbar war, lag an seinem<br />

i-Phone. Mit <strong>dem</strong> »klugen Fernsprecher«<br />

hatte er die Seitenadresse<br />

an die Redaktion übermittelt. Dabei<br />

schmuggelte seine Rechtschreibkontrolle<br />

einige Großbuchstaben rein,<br />

was das Internet nun gar nicht mag.<br />

Richtig lautet die Zugangsadresse:<br />

shapeways.com/shops/tramspotters<br />

Übrigens stammen auch die von<br />

Brandenburger und Essener Vereinen<br />

angebotenen 3-D-Trammodelle<br />

von Mandorf. Er selbst verdient am<br />

Verkauf seiner Entwürfe nichts. Auch<br />

von Shapeways bekommt er keinen<br />

Anteil vom Verkaufserlös. JOG<br />

An einem Anlagenende wurde das<br />

Gleis bis unmittelbar an die Kante<br />

geführt. Durch die Verwendung von<br />

Luna können die Übergänge von einem<br />

Modul zum anderen sehr sicher<br />

gebaut werden. Durch das Hohlschienenprofil<br />

mit den Verbindungszapfen<br />

ist die elektrische und mechanische<br />

aNZeIGeN<br />

Verbindung sehr stabil und kann<br />

einfach hergestellt werden. Es lassen<br />

sich also noch weitere Anlagenmodule<br />

anschließen. Meine Anlage »Klosterplatz<br />

in Günterstal« wird nicht lange<br />

alleine bleiben. Ein weiteres Modul<br />

mit einer markanten Betriebssituation<br />

ist zur Zeit im Bau. JÜRGEN JAESCHKE<br />

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strassenbahn magazin 1|2013 77


Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung<br />

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ö 0 89 – 13 06 99-700<br />

: redaktion@geramond.de<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · 80702 München<br />

Der Atw 4092 im Juli 2012 im Prager<br />

Straßenbahnmuseum im Betriebshof<br />

Stresovice<br />

C. MUCH<br />

Zu »60 Jahre Schörling-Schleifwagen«<br />

(SM 11/2012)<br />

Wagen jetzt im Museum<br />

Zu diesem Beitrag von Winfried Wolff<br />

kann ich folgende ergänzende Informationen<br />

geben: Der Prager Atw 4092 befindet<br />

sich inzwischen im Straßenbahnmuseum<br />

im Betriebshof Stresovice und<br />

ist dort für Besucher zugänglich. Im 2005<br />

von den Prager Verkehrsbetrieben herausgegebenen<br />

Buch »Kolejova vozidla<br />

prazske mestske hromadne dopravy« ist<br />

eine ganze Seite mit Daten, Zeichnungen<br />

und weiteren Informationen zum Atw<br />

4092 enthalten. Christian Much, <strong>Berlin</strong><br />

Zu »Das besondere Bild«<br />

(SM 11/2012)<br />

Fehler bei Fotostandort<br />

Die Aufnahmen zeigt den OEG-Triebwagen<br />

19 mit den vier Schotterwagen<br />

nicht auf der (eingleisigen) »C«-Strecke<br />

<strong>nach</strong> Heddesheim, sondern unweit des<br />

Bahnhofes Käfertal auf der (zweigleisigen)<br />

Strecke <strong>nach</strong> Weinheim der damaligen Linie<br />

»A«.<br />

Am Bahnhof Käfertal gehen, von<br />

Mannheim kommend, zwei Strecken ab<br />

– und zwar einerseits die eingleisige <strong>nach</strong><br />

Heddesheim und andererseits die zweigleisige<br />

<strong>nach</strong> Weinheim. Der Fotostandpunkt<br />

mit <strong>dem</strong> Tg 19 ist nur etwa 100<br />

Meter <strong>nach</strong> Ausfahrt aus <strong>dem</strong> Bahnhof zu<br />

finden, im Hintergrund sieht man den<br />

Bahnübergang Ladenburger Straße. Die<br />

Heddesheimer Strecke führt östlich davon<br />

unter dieser und der B38 drunter durch.<br />

Von <strong>dem</strong> im Text erwähnten »recht eigentümlichen<br />

Zugverband« mit den Rastatter<br />

Triebwagen hab ich eine Aufnahme,<br />

entstanden im Bahnhof Edingen. Das<br />

Arbeitsfahrzeug wird dabei von den Tw<br />

71 (355) und 74 (356) flankiert.<br />

Jürgen Niemeyer, Mannheim<br />

Zu »Vorzeigebetrieb an der<br />

Elster« (SM 10/2012)<br />

Tw-Rest in Naumburg<br />

In <strong>dem</strong> Artikel wird ausgeführt: »Aus<br />

Jena holte man den Gotha-T57 Tw 106<br />

(ex Gera Tw 150) zurück ...« Nach meinem<br />

Kenntnisstand wurde der Jenenser<br />

Tw 106 zwar <strong>nach</strong> Gera zurückgeholt, jedoch<br />

<strong>nach</strong> einer Zustandsanalyse nicht<br />

aufgearbeitet, so dass stattdessen der<br />

LOWA-Tw 16 mit den Gotha-Bw 248 einen<br />

Zugverband bildet.<br />

Zum Tw 106 wird bei www.ringbahnnaumburg.de<br />

ausgeführt:<br />

1962 ex Gera 150; 1964 in 126 umgezeichnet;<br />

1981 umgezeichnet in 7-6600/<br />

061, 1993 umgezeichnet in 106II, am 13.<br />

März 2003 <strong>nach</strong> Gera, 2004 verschrottet.<br />

Siehe dazu auch www.gothawagen.de/<br />

gothawagen/staedte/gera/tabelletwgera.html<br />

Uwe Möckel, Zwickau<br />

Ergänzend traf dazu der Hinweis ein:<br />

»Im Herbst 2004 wurde in Gera der<br />

Aufbau des Tw 106 verschrottet. Aus seinem<br />

Fahrwerk sollte anschließend eine<br />

Transportlore entstehen. Da es sich jedoch<br />

für diesen Umbau nicht eignete, kam es<br />

im März 2005 im Tausch gegen das Fahrwerk<br />

des Beiwagens 007 <strong>nach</strong> Naumburg.<br />

Dort wird es zur Ersatzteilgewinnung verwendet<br />

bzw. soll in einen »Hunt« umgebaut<br />

werden. R. Däubner, per E-Mail<br />

Bevor der Hagener Tw 81 am 14. Mai<br />

1963 in Dienst gestellt worden ist,<br />

absolvierte er am 12. Mai eine letzte<br />

Probe- und Abnahmefahrt. Die Aufnahme<br />

von Dr. Rolf Löttgers entstand<br />

zwischen <strong>dem</strong> Bahnhof und der Trennungsweiche<br />

Voerde SLG. J. RUDAT<br />

Zu »Letzte von einst Dreien«<br />

(SM 10/2012)<br />

Düwag klassischer<br />

Bauart<br />

Seite 24 oben zeigt den Wagen 159.<br />

Es handelt sich aber nicht um einen »Typ<br />

Mannheim«, sondern um einen Düwag-<br />

Achtachser der »klassischen« Bauart. Wagen<br />

vom »Typ Mannheim« (in Mannheim<br />

und Ludwigshafen übrigens alles Sechsachser)<br />

sind nie auf den Ludwigshafener<br />

Binnenlinien eingesetzt worden.<br />

Jürgen Niemeyer, Mannheim<br />

Zu »Ebbelwei-Express«<br />

(Journal SM 12/2012)<br />

Keine Aufbauwagen<br />

Auf Seite 13 ist im Bericht über die Sanierung<br />

des Frankfurter Ebbelwei-Express<br />

(kurz EEx) <strong>dem</strong> Autor ein Fehler unterlaufen.<br />

Die Wagen des EEx sind keine Aufbauwagen,<br />

sondern Verbandstyp-I-Wagen,<br />

da sie auf neuen Fahrgestellen<br />

aufgebaut wurden.<br />

Es gab in Frankfurt zwei Serien der K-<br />

Wagen: Die Wagen 101–125, aus denen<br />

später viele Arbeitswagen und auch die<br />

Fahrzeuge des EEx entstanden, wurden<br />

von Credé als Verbandstyp-I-Wagen auf<br />

Neubau-Fahrgestellen gebaut.<br />

Die Wagen 461–500 wurden von<br />

Düwag auf alten Fahrgestellen kriegszerstörter<br />

CF-, CFv, F- und G-Triebwagen aufgebaut<br />

und sind somit tatsächlich Aufbauwagen,<br />

aber diese wurden nicht zum<br />

EEx umgebaut.<br />

Bertram Barten, Frankfurt<br />

Zu »50. Geburtstag in der<br />

Ferne« (SM 11/2012)<br />

Hagener Tw mit<br />

»Storchenschnabel«<br />

Mit Freude habe ich den Artikel aus<br />

der Feder von Andreas Mausolf bezüglich<br />

des »Geburtstags in der Fremde« über die<br />

Hagener Sechsachser gelesen. Eine wirklich<br />

sehr nette Idee.<br />

Da ich mit diesen Wagen quasi als<br />

Fahrgast und Bewohner eines Straßenbahner-Hauses<br />

groß geworden bin und<br />

das Betriebsende sowie deren Abtransport<br />

»hautnah« miterlebt habe, sind mir<br />

ein paar winzige Recherchefehler aufgefallen,<br />

die einer Berichtigung bedürfen:<br />

1. Die HAGENER <strong>STRASSENBAHN</strong> AG beschaffte<br />

die erwähnten 26 Gelenkwagen<br />

nicht bis 1963, sondern bis 1968. Der<br />

Tw 84 wurde am 20. März 1968, Tw 85<br />

am 23. März 1968 in Dienst gestellt (siehe<br />

auch SM 4/2008).<br />

2. Die zwölf <strong>nach</strong> Würzburg verkauften<br />

Wagen gingen nicht erst 1976 <strong>nach</strong> der<br />

Gesamteinstellung, sondern bereits <strong>nach</strong><br />

Stilllegung der Linien 2 und 3 unmittelbar<br />

vor Umbaubeginn des Betriebshofes<br />

Oberhagen ab <strong>dem</strong> 8. Oktober 1975 per<br />

Bahn in die Frankenmetropole.<br />

3. Die 1963 gelieferte Serie der Tw 76 bis<br />

81 verfügte bereits ab Werk über einen<br />

Stemmann-Bügel vom Typ BS-70, der in<br />

Hagen liebevoll »Storchenschnabel« genannt<br />

wurde. Bis auf Tw 79, der unfallbedingt<br />

seinen Bügel mit Tw 75 tauschen<br />

musste, wurden alle Tw des 1963er Bauloses<br />

mit diesem Bügel von der HST an<br />

die WSB geliefert (s. Foto).<br />

78 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013


Termine<br />

22. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten mit historischen<br />

Straßenbahnen, jeweils 12 bis 18 Uhr, Informationen<br />

über Hallesche Straßenbahnfreunde e.V., Seebener<br />

Straße 191, 06114 Halle (Saale).<br />

23. Dezember, Karlsruhe:Trams aus den 1920er- bis<br />

1940er-Jahren verkehren von 13 bis ca. 19 Uhr auf der<br />

vom TSNV in Zusammenarbeit mit den VBK betriebenen<br />

historischen Adventsringlinie. Gefahren wird im Uhrzeigersinn<br />

vom Hbf über Karlstraße, Europaplatz, Marktplatz,<br />

Ettlinger Straße zurück zum Hbf. Die Fahrten sind kostenlos,<br />

eine Spende zur Erhaltung der Museumsfahrzeuge<br />

ist willkommen. Informationen unter www.tsnv.de.<br />

23. Dezember, Stuttgart: Der Glühwein-Express (DoT4<br />

917) auf Tour! Eine Platzreservierung ist erforderlich –<br />

siehe http://express.shb-ev.info oder unter Telefon<br />

0711/822 210 donnerstags von 17 bis 19 Uhr.<br />

22. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten mit historischen<br />

Straßenbahnen, jeweils 12 bis 18 Uhr, Informationen<br />

über Hallesche Straßenbahnfreunde e.V., Seebener<br />

Straße 191, 06114 Halle (Saale).<br />

Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

5. Januar 2013, Dresden: Das Straßenbahnmuseum<br />

Dresden auf <strong>dem</strong> Gelände des Betriebshofes Dresden-<br />

Trachenberge hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet; Besichtigung<br />

der Museumshallen, des Werkstattbereiches und<br />

der historischen Wagen; bis 15 Uhr stündlich Führungen,<br />

Eintrittspreis: 3 EUR pro Person.<br />

7. Januar 2013, Braunschweig: traditionelle Neujahrsrundfahrt<br />

der Braunschweiger Interessengemeinschaft<br />

Nahverkehr e.V. Etwa dreistündige Sonderfahrt<br />

mit zwei Trams; Abfahrt 10.15 Uhr am Hauptbahnhof<br />

(Bahnsteig A)/Nahverkehrsterminal; Erwachsene 4,50<br />

EUR, Kinder 2,50 EUR; Karten sind ausschließlich im Vorverkauf<br />

beim Touristbüro der Stadt am Burgplatz erhältlich;<br />

Restkarten am Fahrtag – siehe www.bin-info.de.<br />

2. Februar 2013, Dresden: Das Straßenbahnmuseum<br />

Dresden auf <strong>dem</strong> Gelände des Betriebshofes Dresden-<br />

Trachenberge hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet; Besichtigung<br />

der Museumshallen, des Werkstattbereiches und<br />

der historischen Wagen; bis 15 Uhr stündlich Führungen,<br />

Eintrittspreis: 3 EUR pro Person.<br />

Lesen<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

<br />

Sie schon?<br />

4. Nach den guten Erfahrungen hat die IVB <strong>nach</strong> Inbetriebnahme<br />

des letzten »Hagener« Tw 69 (IVB 89) in<br />

Belgrad versucht, von dort »Hagener« anzukaufen. Dies<br />

ist aber – <strong>nach</strong> Aussage der IVB Geschäftsleitung von<br />

2005 – vornehmlich aus politischen Gründen und durch<br />

die Intervention der Tiroler Verwaltung zu Beginn der<br />

1980er-Jahre nicht möglich gewesen. Der mittlerweile<br />

ramponierte Zustand und der teilweise vorgenommene<br />

radikale Umbau zu Einrichtungswagen mögen ein zusätzliches<br />

Hindernis gewesen sein.<br />

Da der Zukauf der »Hagener« durch die GSP in Belgrad<br />

1977 quasi nur einen »Großversuch« darstellte,<br />

mit welchem Fahrzeugtyp der Wagenpark zukünftig<br />

modernisiert werden sollte, ist ein Ankauf von zusätzlichen<br />

Wagen aus Innsbruck völlig abwegig (siehe SM<br />

4/2008). Jörg Rudat, Hagen<br />

Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hat der<br />

Verein »Straßenbahnmuseum Dresden e.V.« im Sommer<br />

2012 mit Unterstützung der Dresdner Verkehrsbetriebe<br />

AG einen großformatigen Kalender herausgegeben.<br />

Auf den 19 Seiten im Format 42 x 30 cm<br />

befinden sich meist Collagen aus zwei bis sieben Aufnahmen,<br />

die ganz unterschiedlichen Themen gewidmet<br />

sind. Dabei werden, wie vermutlich von allen Käufern<br />

erwartet, sowohl die großen Hechte als auch die<br />

für Dresden typischen Tatra-Fahrzeuge in origineller<br />

Weise vorgestellt. Doch auch Aufnahmen von großen<br />

MAN-Wagen, der meterspurigen Fahrzeuge im Lockwitzgrund<br />

sowie von der ebenfalls meterspurigen Industriebahn<br />

Deuben füllen die jeweiligen<br />

Kalenderblätter.<br />

Ein »Hingucker« sind die Aufnahmen<br />

des heutigen Museumswagens<br />

309 – z.B. von 1967 als<br />

»München 153« für einen DEFA-<br />

Film.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

Zu Fotografien im <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong><br />

Verschlusszeiten beachten<br />

Ein Kalender für eineinhalb Jahre!<br />

Viele früher allgemein bekannte handwerkliche Fotografier-Techniken<br />

sind mit den digitalen Kameras samt<br />

deren Automatik-Funktionen oder durch Mobiltelefone<br />

mit integrierten Kameras untergegangen. Das beobachte<br />

ich mit Sorge, denn an meiner ersten Spiegelreflexkamera<br />

der Marke »Edixa« musste ich 1966 noch<br />

Belichtungszeit und Blende von Hand einstellen.<br />

Beim Betrachten von aktuellen Aufnahmen im<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> fällt mir auf, dass die elektronischen<br />

Zielanzeigen der Trams manchmal nicht lesbar<br />

sind. Anstatt der Stationsnamen sieht man dunkle<br />

Streifen oder Fehlstellen – so z.B. im SM 10/2012 auf<br />

Mit den teils eher klein, dafür aber zahlreich abgedruckten<br />

Aufnahmen bietet der Kalender eine<br />

will kommene Abwechslung zu den Standard-Produkten,<br />

auf denen sich jeweils ein Motiv in fester Größer<br />

befindet. Auf den Kalenderseiten in gelben Info-Kästen<br />

abgedruckte Erklärungen bieten viel Hintergrund -<br />

wissen zur Dresdner Tramgeschichte, so dass <strong>dem</strong><br />

Betrachter ein lästiges Umblättern auf die Rückseiten<br />

erspart bleibt.<br />

Erhältlich ist der Kalender beim Straßenbahn -<br />

museum Dresden e.V., Trachenberger Str. 38 in 01129<br />

Dresden (zzgl. Porto auch per Post) oder an allen Servicepunkten<br />

der DVB in Dresden.<br />

AM<br />

20 Jahre Straßenbahnmuseum<br />

Dresden e.V., gegründet am 2.<br />

Juni 1992; Kalender 2012/2013;<br />

Format 42 x 30 cm; 20 Innenseiten,<br />

meist mit farbigen Aufnahmen<br />

illustriert; Preis: 9,90 EUR<br />

Diese hochwertigen Acryl-Sammelkassetten<br />

helfen Ihnen, Ihre <strong>STRASSENBAHN</strong>-<br />

<strong>MAGAZIN</strong>-Ausgaben zu ordnen. In jede<br />

Kassette passt ein kompletter Jahrgang.<br />

1 Acryl-Kassette<br />

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www.strassenbahn-magazin.de oder<br />

Telefon 0180-532 16 17<br />

(14 Cent/Minute von 8-18 Uhr)


Leserbriefe · Impressum<br />

Nummer 279 • 1/2013 • Januar • 44. Jahrgang<br />

Der im SM 12/2012 auf <strong>dem</strong><br />

»Besonderen Bild« vorgestellte<br />

Tw 143 existiert in Porto bis<br />

heute, hier in seinem aktuellen<br />

Zustand im Mai 2009 an der gleichen<br />

Stelle wie das Bild von 1976!<br />

Er erhielt in den 1940er-Jahren<br />

einen modifizierten Wagenkasten<br />

<strong>nach</strong> Brill-Vorbildern.<br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig, Harkortstr.<br />

7<br />

Postleitzahlgebiet 1<br />

Schweitzer Sortiment, 10117 <strong>Berlin</strong>,<br />

Französische Str. 13/14 · Struppe &<br />

Winckler <strong>Berlin</strong>, 10117 <strong>Berlin</strong>,<br />

Kronenstr. 42 · Loko Motive Fachbuchhandlung,<br />

10777 <strong>Berlin</strong>, Regensburger<br />

Str. 25 · Modellbahnen & Spielwaren<br />

Michael Turberg, 10789 <strong>Berlin</strong>,<br />

Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 <strong>Berlin</strong>, Stresemannstr.<br />

107 · Modellbahn-Pietsch,<br />

12105 <strong>Berlin</strong>, Prühßstr. 34<br />

Postleitzahlgebiet 2<br />

Boysen + Mauke, 22772 Hamburg,<br />

Postfach 570333 · Buchhandlung<br />

Bernd Kohrs, 22927 Großhansdorf,<br />

Eilbergweg 5A · Roland Modellbahnstudio,<br />

28217 Bremen, Wartburgstr.<br />

59<br />

Postleitzahlgebiet 3<br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Train & Play, 30159<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Buchhandlung<br />

Graff, 38012 Braunschweig, Postfach<br />

2243 · Pfankuch Buch, 38023 Braunschweig,<br />

Postfach 3360<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Buchhaus Antiquariat, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 24-26 · Menzels Lokschuppen,<br />

40217 Düsseldorf, Friedrichstr.<br />

6 · Goethe-Buchhandlung,<br />

40549 Düsseldorf, Will stätterstr. 15 ·<br />

Modellbahnladen Hilden, 40704 Hilden,<br />

Postfach 408 · Buchhandlung<br />

Irmgard Barnes, 42855 Remscheid,<br />

80<br />

D. BUDACH<br />

den Seiten 16, 50 oben sowie 66. Dieses<br />

Phänomen wird durch die Stromtaktung<br />

verursacht, die nicht immer mit der Automatikfunktion<br />

einer Digitalkamera kompatibel<br />

ist. Um die Zielanzeigen fehlerfrei<br />

zu fotografieren, wäre eine langsamere<br />

Verschlusszeit (1/160 oder 1/125 Sekunde)<br />

notwendig gewesen.<br />

Derart entstellte Aufnahmen genügen<br />

meinem fotografischen Qualitätsanspruch<br />

an aktuelle, jederzeit wiederholbare Fotos<br />

überhaupt nicht – auch wenn das Motiv<br />

insgesamt schön ist! Bei historischen Fotos<br />

sehe ich das natürlich anders, weil<br />

nicht wiederholbar – doch da gab es noch<br />

keine LED-Anzeigen.<br />

Es würde mich freuen, wenn die Redaktion<br />

des <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

zur Veröffentlichung bestimmte Aufnahmen<br />

in Zukunft etwas sorgfältiger auswählt.<br />

Die Zeitschrift sollte sich von manchen<br />

Straßenbahnfan-Blogs und der<br />

Qualität der dort gezeigten Fotos positiv<br />

abheben.<br />

Ernst-Otto Tetzner, Königswinter<br />

Zu »Linie G über die Traun?«<br />

(SM 12/2012)<br />

Welche ist die Steilste?<br />

Im Bericht über die Gmundener Straßenbahn<br />

wird eine Steigung von 96 bzw.<br />

100 ‰ genannt. Dabei taucht für mich<br />

die Frage auf, welche Straßenbahnstrecke<br />

in Deutschland aktuell die steilste, in<br />

Betrieb befindliche ist: Mainz mit 96 ‰?<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Hastener Str. 41 · Rolf Kerst Fachbuchhandlung,<br />

47051 Duisburg, Ton -<br />

hallenstr. 11a · Fach buchhandlung Jürgen<br />

Donat, 47058 Duis burg,<br />

Ottilienplatz 6 · WIE – MO, 48145<br />

Münster, Warendorfer Str. 21<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Karin Lindenberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 · Modellbahn-Center<br />

Hüner bein, 52062<br />

Aachen, Markt 11-15 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen, Matthiashofstr.<br />

28-30 · Buchhand lung<br />

Carl Machwirth, 55221 Alzey, Postfach<br />

1380 · Buchhandlung Karl Kersting,<br />

58095 Hagen, Bergstr. 78 · A. Stein -<br />

sche Buchhand lung, 59457 Werl,<br />

Postfach 6064<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />

Solms str. 75 · Thalia Medienservice,<br />

65205 Wies baden, Otto-von-Guericke-Ring<br />

10 · Buch handlung Dr. Kohl,<br />

67059 Ludwigs hafen, Ludwigstr. 44-<br />

46 · Modelleisen bahnen Alexander<br />

Schuhmann, 69214 Eppelheim, Schützenstr.<br />

22<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />

· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,<br />

70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />

96 · W. Kohlhammer Verlag, 70565<br />

Stuttgart, Heßbrühlstr. 69 · Buchhandlung<br />

Albert Müller, 70597 Stutt gart,<br />

Epplestr. 19C · Eisen bahn-Treffpunkt<br />

Schweickhardt, 71334 Waiblingen,<br />

Biegel wiesenstr. 31 · Osiandersche<br />

Buch handlung, 72072 Tübingen, Unter<br />

<strong>dem</strong> Holz 25 · Buch verkauf Alfred<br />

Junginger, 73312 Geis lingen, Karlstr.<br />

14 · Buchhandlung Robert Baier,<br />

74564 Crailsheim, Karlstr. 27 · Service<br />

rund ums Buch Uwe Mumm, 75180<br />

Pforzheim, Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach,<br />

Landstr. 16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchhandlung Schweitzer Sortiment,<br />

80295 München, Postfach ·<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Buchhandlung & Antiquariat Heinrich<br />

Hugen dubel, 80636 München, Albrechtstr.<br />

14 · Buch handlung Am Gasteig,<br />

81669 München, Ro sen heimer<br />

Str. 12 · Adler Präzisonsmodelle,<br />

82054 Sauerlach, Hirschbergstr. 33 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb<br />

Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,<br />

Nördlinger Str. 13 · Modell spielwaren<br />

Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,<br />

Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />

Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />

94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·<br />

Schöningh Buchhandlung & ., 97070<br />

Würz burg, Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />

Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />

1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />

Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

Sicher, wenn es um Steigung ohne All -<br />

achsantrieb geht.<br />

Inzwischen habe ich herausgefunden:<br />

Der Abschnitt in der Bismarckstraße von<br />

Remscheid war mit einer Steigung von<br />

10,8 % der damals steilste Straßenbahnabschnitt<br />

im Deutschen Reich. Prag hat<br />

zahlreiche 85-‰-Steigungen mit engen<br />

Bögen, Brest fährt auf 85,9 ‰, die meterspurige<br />

MVG befährt in Mainz die Gaustraße<br />

mit 96 ‰ ohne Allradantrieb; die<br />

Rampe zum Heuchelhof in Würzburg weist<br />

110 ‰ auf, ist aber nur im Allachsantrieb<br />

zulässig, ebenso die Stadtbahn im englischen<br />

Sheffield; die Pöstlingbergbahn in<br />

Linz (Österreich) darf mit Allachsantrieb<br />

sogar 116 ‰ hinausklettern.<br />

Ernst-Otto Tetzner, Königswinter<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.<br />

17 · Buchhandlung Mora wa,<br />

1127 Wien, Postfach 99 · Buchhandlung<br />

Johannes Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

Musée du Transport Urbain Bruxellois,<br />

1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1 · Ferivan Modelbouw,<br />

2170 Merksem (Antwer pen), Postbus<br />

55<br />

Schweiz<br />

Zeitschriftenagentur Huber & Lang,<br />

3000 Bern 9 Postfach<br />

Tschechien<br />

Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />

Klimentska 32<br />

Dänemark<br />

Peter Andersens Forlag, 2640 Hedehusene,<br />

Brandvaenget 60<br />

Spanien<br />

Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />

de Elche 5<br />

Großbritannien<br />

A B O U T, GU46 6LJ, Yateley, 4 Borderside<br />

Luxemburg<br />

G.A.R. Dokumentation, 8398 Roodt,<br />

Nouspelterstrooss 2<br />

Niederlande<br />

van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />

Den Haag, Westeinde 57 · Railpress<br />

Papendrecht, 2951 GN, Alblasserdam,<br />

Plantageweg 27-D · NVBS Winkel,<br />

3800 BJ, Amersfoort, Postbus 1384 ·<br />

Norsk Modelljernbane AS, 6815 ES,<br />

Arnheim, Kluizeweg 474<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

www.strassenbahn-magazin.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@strassenbahn-magazin.de<br />

Verantw. Redakteur:<br />

André Marks, andre.marks@geramond.de<br />

Redaktion:<br />

Michael Krische (CvD), Thomas Hanna-Daoud<br />

Redaktion Straßenbahn im Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

Redaktionsteam:<br />

Berthold Dietrich-Vandoninck, Michael Kochems,<br />

Philipp Krammer, Bernhard Kuß magk,<br />

Dr. Martin Pabst, Axel Reuther, Robert Schrempf,<br />

Michael Sperl<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

ABO –HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 ct/min.)<br />

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Gesamtanzeigenleitung:<br />

Helmut Kramer<br />

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Anz.-leitung <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Helmut Gassner<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendispo <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.130<br />

anzeigen@verlagshaus.de<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013<br />

Layout: Axel Ladleif<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH,<br />

Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften:<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Moderner Zeitschriftenvertrieb<br />

GmbH & Co. KG, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außer<strong>dem</strong>:<br />

Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;<br />

Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -<br />

land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -<br />

handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

100%-Gesellschafterin der GeraMond Verlag GmbH<br />

ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH.<br />

Geschäftsführender Gesellschafter: Clemens Schüssler.<br />

Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

verantwortlich für Anzeigen: Helmut Kramer, beide Infanteriestr.<br />

11a, 80797 München.<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

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oder per Fax an 0180-532 16 20 (14 ct/min.),<br />

per E-Mail: leserservice@strassenbahnmagazin.de<br />

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** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie


<strong>Vorschau</strong><br />

Liebe Leser,<br />

Sie haben<br />

Freunde, die<br />

sich ebenso<br />

für die<br />

Straßenbahn<br />

mit all Ihren<br />

Facetten begeistern<br />

wie Sie? Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich<br />

über jeden neuen Leser<br />

C. GRONECK<br />

TOPTHEMA Köln im Wandel:<br />

Von der Tramstadt zur Stadtbahn-Metropole<br />

Am 9. Dezember 2012 ging in Köln die Stadtbahnlinie 5 bis in die neue U-Bahnhaltestelle Rathaus in Betrieb, im<br />

Bild die 2011 eröffnete Station Breslauer Platz/Hbf. In einem Jahr soll die Nord-Süd-Stadtbahn die nächste Station<br />

Heumarkt erreichen. Christoph Groneck beleuchtet in diesem Beitrag sowohl den Ausbau des Stadtbahnnetzes als<br />

auch die Geschichte Kölns als Tramstadt.<br />

Im Klassiker auf der U75<br />

von Neuss <strong>nach</strong> Eller<br />

Die Düsseldorfer Linie U75 im Portrait; mit einer echten<br />

U-Bahn hat sie nicht viel zu tun – auf vielen Abschnitten<br />

verkehrte sie als klassische Straßenbahn. Dabei geht es<br />

durch den Neusser Hafen, über den Rhein und durch enge<br />

Häuserschluchten. Und das auch noch mit den letzten<br />

Düsseldorfer Klassikern: den GT8SU!<br />

Aus den neuen Ländern<br />

in den tiefen Osten<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

Nach 1990 gaben zahlreiche Betriebe aus den östlichen<br />

Bundesländern nicht mehr benötigte Gotha- und Tatra-<br />

Trams an Städte in Osteuropa ab. Andreas Mausolf stellt im<br />

dritten Teil seiner „Exportwagen“-Geschichte diese Umsetzungen<br />

vor. Berücksichtigung finden dabei natürlich auch<br />

die ab 1997 von Dessau, Nordhausen und Halle (Saale)<br />

weiterverkauften Düwag-Wagen.<br />

A. MAUSOLF<br />

Geschichte: Die drei Endstellen<br />

»Kleinzschocher«<br />

Peter Schäfer hat bereits mehrmals über die Leipziger Tram<br />

in Kleinzschocher berichtet. In diesem Bericht stellt er nun<br />

neue Forschungsergebnisse zu einem 1921 an der Ring -<br />

straße in Betrieb genommenen Gleisdreieck vor. Mit seiner<br />

eigenwilligen Gleisgeometrie ermöglichte es gleichzeitig<br />

einen besseren Zugang zum Depot …<br />

Brest (Bretagne): Tram mit Blick<br />

auf die große Bucht<br />

Seit Juni 2012 verkehrt in Brest wieder eine Straßenbahn.<br />

Die neue Linie verändert das Stadtbild von Brest und die<br />

Alstom-Citadis-Züge bringen Farbe in die Stadt – Victor<br />

Lecaenais schildert die Rückkehr der Tram mit vielen Hintergründen<br />

und stellt die darauf aufbauenden neuen Pläne für<br />

den Nahverkehr der Region vor.<br />

V. LECAENAIS<br />

André Marks,<br />

verantwortlicher Redakteur<br />

Ende gut …<br />

Schulmaterial zum<br />

Fahren mit der Tram<br />

In den vergangenen Jahren ist nun auch<br />

den deutschen Schulministerien immer<br />

deutlicher bewusst geworden ist, wie<br />

selten viele Eltern schulpflichtiger Kinder<br />

selbst öffentliche Nahverkehrsmittel<br />

nutzen. Konnte man einst voraussetzen,<br />

dass Mädchen und Jungen von<br />

ihren Müttern und Vätern die Benutzung<br />

von Bussen und (Straßen-)Bahnen<br />

beigebracht bekommen, so ist dies in<br />

der vom „Automobil geprägten“ heutigen<br />

Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich<br />

…<br />

Seit September 2012 gibt es aus diesem<br />

Grund im Bundesland Nordrhein-<br />

Westfalen (NRW) für Dritt- und Viertklässler<br />

ein Arbeitsbuch zum sicheren<br />

Umgang auch mit der Tram. Der Titel<br />

dieser brandneuen ÖPNV-Unterrichtsmaterialien<br />

lautet „Bus- & Bahn-Detektive<br />

– Wir erforschen Verkehrsmittel<br />

und Verkehrswege!“<br />

Das auf der Basis moderner Unterrichtsformen<br />

erstellte Schülerbuch mit<br />

begleitenden Arbeitsblättern erlaubt es<br />

den Kindern, sich <strong>dem</strong> Thema Bus und<br />

Bahn entdeckend und handlungsorientiert<br />

zu nähern. Mit <strong>dem</strong> neuen Unterrichtsmaterial<br />

können sie den Nahverkehr<br />

im Umfeld ihrer Schule unter<br />

die Lupe nehmen. Als Detektive mit<br />

vielfältigen Forscheraufgaben gewinnen<br />

sie spielerisch und fantasievoll Sicherheit<br />

im Umgang mit Bus und Bahn.<br />

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg hatte<br />

bereits vor zwei Jahren Unterrichtsmaterialien<br />

für die Verkehrserziehung an<br />

weiterführenden Schulen herausgegeben.<br />

Aufgrund der hohen Nachfrage<br />

wurde nun das Lehrbuch für Grundschulen<br />

konzipiert. AM/PM<br />

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im Wirtschafts -<br />

wunderland«


Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Das Jahr 2012 neigt sich <strong>dem</strong> Ende zu. Vor 32 Jahren besuchte Bernhard Kußmagk in dieser Zeit wieder einmal die Innsbrucker Straßenbahn.<br />

Dabei entstand an der Endstelle der Überlandlinie 6 in Igls am 29. Dezember 1980 diese Aufnahme, als der Schaffner gerade seine Jause auspackte.<br />

Wie die Eisblumen an den Fenstern beweisen, herrschte klirrende Kälte, aber die Sonne beschien den alten, schweren Vierachser 3<br />

(Grazer Waggonfabrik/AEG 1909) vor <strong>dem</strong> prächtigen Panorama der Nordkette im Hintergrund. Ein gutes Jahr später waren die alten Wagen<br />

Geschichte, denn ab Februar 1981 kamen Düwag-Gelenkwagen auf der Linie 6 zum Einsatz. TEXT & FOTO: BERNHARD KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 1 | 2013<br />

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