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<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 12 | 2012<br />
12<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
FAHRZEUGE: DB-<strong>Die</strong>selpionier »Lollo«,<br />
die Schnellzugdampflok Baureihe 10<br />
GESCHICHTE: Karlsruhe in den 70ern,<br />
Güterbahnhof Seddin, die Geestebahn<br />
Dezember 2012 | EUR 7,50 | A: EUR 8,60 | CH: CHF 14,70 | B/LUX: EUR 8,80<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
Ein <strong>Magazin</strong> von<br />
WWW.<strong>LOK</strong>-MAGAZIN.DE<br />
<strong>Die</strong> <strong>Allgäubahn</strong> | <strong>Die</strong> »Weiße Lady« der DR | DB-<strong>Die</strong>selpionier »Lollo« | Baureihe 10 | Güterbahnhof Seddin | <strong>Die</strong> Geestebahn<br />
<strong>Die</strong> »Weiße Lady« der DR:<br />
Loklebenslauf 243 001<br />
<strong>Die</strong> <strong>Allgäubahn</strong><br />
Dampf- und <strong>Die</strong>selmagistrale München – Lindau
Schlachten, Technik,<br />
Feldherren<br />
Das neue Heft ist da.<br />
Jetzt am Kiosk!<br />
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www.clausewitz-magazin.de/abo
EDITORIAL<br />
Rudolf Heym<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Es gibt Dinge, …<br />
… die sich kaum verändern. Als ich die Auswahl der aktuellen Fotos<br />
zur <strong>Allgäubahn</strong> durchschaute, dachte ich bei jedem Bild: Das<br />
kommt dir doch irgendwie bekannt vor! Beim Layouten fand ich des<br />
Rätsels Lösung: Sie glichen den herrlichen Schwarzweiß-Aufnahmen<br />
der Altmeister Navé und Tausche fast bis ins Detail! Zum<br />
Glück war man bei der Modernisierung und beim Ausbau dieser<br />
Bahn nicht so rücksichtslos wie anderswo. Und auch in der Landschaft<br />
drumherum – von Natur aus sowieso prächtig – gibt es kaum<br />
Beispiele unsensibler Bauwut.<br />
Etwas anderes hat mich sehr gefreut: Zum ersten Mal stellt uns<br />
mit Isabel Petzke eine junge Frau ihre Lieblingsfotostelle vor! Seien<br />
Sie neugierig – viel Vergnügen beim Blättern, Schauen und Lesen!<br />
Herzlich Ihr<br />
<strong>LOK</strong> MAGAZIN FOTOEDITION NR. 12<br />
Zum 50. Geburtstag des<br />
<strong>LOK</strong> MAGAZIN machen wir<br />
unseren Abonnenten ein ganz<br />
besonderes Geschenk: Mit jeder<br />
Ausgabe des Jubiläumsjahrgangs<br />
liefern wir Ihnen ein<br />
herausragendes Foto aus der<br />
Welt der Bahn. <strong>Die</strong> Bilder aus<br />
den Archiven bekannter<br />
Fotografen sind auf hochwertigem<br />
Chromolux-Karton<br />
gedruckt und können auch als<br />
Ansichtskarten verschickt<br />
werden.<br />
Schattenriss Im stimmungsvollen Gegenlicht zeichnet sich<br />
zwischen Oberhausen und Duisburg die Silhouette der 110 501<br />
gegen den Himmel ab (17. Dezember 2005)<br />
Marcus Henschel<br />
Übrigens: Wer sich jetzt<br />
entschließt, das <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />
künftig bequem nach Hause<br />
geschickt zu bekommen, erhält<br />
die komplette zwölfteilige<br />
Edition und spart gegenüber<br />
dem Einzelkauf bares Geld!<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
3
INHALT<br />
Porträt: <strong>Die</strong> „Weiße Lady“<br />
2006 wird das S-Bahn-Bw<br />
Friedrichsfelde DB Regio: Zehn geschlossen Jahre Regionalnetze 90 11<br />
Privatbahnen:<br />
Kein Zug mehr nach Putlitz 14<br />
48<br />
AKTUELL<br />
DB<br />
DB Fernverkehr: IC-Wagen modernisiert 8<br />
DB Regio: Zehn Jahre Regionalnetze 1 1<br />
Privatbahnen<br />
PEG: Kein Zug mehr nach Putlitz 1 4<br />
Museum<br />
Bayerisches Eisenbahnmuseum:<br />
Neues aus Nördlingen 18<br />
TITEL<br />
Letztes Refugium der S 3/6<br />
<strong>Die</strong> <strong>Allgäubahn</strong> – zeitlos schöne zweigleisige<br />
Hauptstrecke von Bayern zum Bodensee 32<br />
Zum Titelbild<br />
<strong>Die</strong> V 200 1 05 hat am 3. September 1 964<br />
Harbatshofen verlassen. Der nur drei Wagen<br />
umfassende Eilzug ist auf dem Weg von<br />
Lindau nach Oberstaufen<br />
Bahnindustrie<br />
Siemens: Kraftprotze für Australien 23<br />
Österreich<br />
Geburtstag: 100 Jahre Mittenwaldbahn 24<br />
Linzer Lokalbahn:<br />
97-jährige Ellok im Plandienst 27<br />
Schweiz<br />
Bahnreform 2: Vor Stilllegungswelle? 28<br />
Weltweit<br />
Tschechien: Triebwagen-Offensive 30<br />
Rubriken<br />
Leserbriefe, Händler, Impressum 1 1 3<br />
<strong>Vorschau</strong> 114<br />
Dr. Rolf Brüning<br />
4
HEFT 12 | 2012<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
www.lok-magazin.de<br />
<strong>Die</strong> V 60 in der Türkei<br />
72<br />
In und um Karlsruhe<br />
in den 1970ern<br />
12<br />
Heft<br />
Dezember<br />
2012<br />
94<br />
FAHRZEUGE<br />
Messeschlager Gisela<br />
Porträt 21 2 /243 001 : Bald hatte diese Lok<br />
ihren Spitznamen weg: „Weiße Lady“. Wie<br />
man in der immer grauen DDR eine Lok<br />
schneeweiß und rot lackieren konnte, bleibt<br />
ein Rätsel. Sie fährt noch heute … 48<br />
Auf 110 km/h gejagt!<br />
Erlebnisse vom Führerstand der 38 1 937 56<br />
Nach Tallin<br />
Liberalisierung: Amerikanische Altbau-<br />
<strong>Die</strong>selloks fahren in Estland 57<br />
Schnaps auf den Puffer<br />
Kultlok „Lollo“: Bisher unbekannte<br />
Bilddokumente von den ersten Fahrten der<br />
V 1 60 001 sind aufgetaucht 58<br />
Hochzeitsreise mit 10 001<br />
<strong>Die</strong> Lieblingslokomotiven von Dr. Rolf<br />
Brüning sind die beiden 1 0er: Beide erlebte<br />
er noch im alltäglichen Plandienst 66<br />
Glück gehabt!<br />
Dirk Höllerhage reiste 1 990 in die Türkei,<br />
um unsere V 60 dort im Streckendienst<br />
zu fotografieren 72<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
GESCHICHTE<br />
Güter-Drehscheibe im Herzen Europas<br />
Der Rangierbahnhof Seddin im Südosten<br />
Berlins 76<br />
<strong>Die</strong> Bobertalbahn<br />
Spurensuche: Hirschberg – Löwenberg 86<br />
Prächtige Aussicht(en)<br />
<strong>Die</strong> Wendelsteinbahn 88<br />
Hamm Neustadt<br />
<strong>Die</strong> liebste Fotostelle von Isabel Petzke 92<br />
Bunte 1970er-Jahre<br />
<strong>Die</strong> Eisenbahn in und um Karlsruhe 94<br />
Das historische Bild<br />
120 213 auf dem Berliner Außenring 100<br />
Viel Betrieb<br />
<strong>Die</strong> Geestebahn Bremen – Bremerhaven 1 02<br />
Das Heft 1<br />
Serie: Es stand im <strong>LOK</strong> MAGAZIN 1 08<br />
Was tut sich eigentlich in …<br />
Stenn 110<br />
Schlusspunkt<br />
52 81 09 im Berliner Ostbahnhof 115<br />
5
AKTUELL<br />
ZUG DER ZEIT<br />
Nur für zahlende Fotografen...<br />
... kehrte am 6. Oktober für kurze Zeit die historische Ellok 244 044, offiziell Werklok des<br />
AW Dessau, in alte Einsatzgefilde zurück. Bei einer Fotozugveranstaltung pendelte die<br />
244 044 mit einem Güterzug zwischen Gaschwitz und Gößnitz, hier aufgenommen mit<br />
passenden Güterwagen bei Mockern<br />
U. Möckel<br />
richten-Ticker Im Autozug unterwegs Tiefschlaf +++ im Gleisbett Nachric<br />
Am Würzburger Hauptbahnhof ist ein 23-jähri - Einen außergewöhnlichen Einsatz der Bundes -<br />
achrichten<br />
ger Mann am 14. Oktober in einen unabgeschlossenen<br />
Neuwagen auf einem Autozug geklettert, Mann auf der Strecke Bremen – Bremerhaven<br />
polizei hat am 23. September ein 32-jähriger<br />
cker hat den Sitz heruntergekurbelt +++ und Nachrichten-Ticke<br />
aus dem Erste- verursacht. Zum Schlafen hatte er sich direkt<br />
Hilfe-Kasten eine Wärmedecke geholt, teilte die neben eine Bahnschiene gelegt und sich auch<br />
Polizei mit. Entsprechend eingekuschelt wachte er von vorbeifahrenden Zügen nicht stören lassen.<br />
hten-Ticker erst am Nachmittag beim Halt im Bremer<br />
+++ Polizisten rüttelten Nachrichte<br />
den verwirrt wirkenden Mann<br />
Rangierbahnhof wieder auf. Polizisten stoppten wach, der nicht alkoholisiert war und seinen<br />
den Mann beim Verlassen des Zuges.<br />
Aufenthalt am Gleis nicht erklären konnte.<br />
6
ZUG DER ZEIT<br />
hten-Ticker +++<br />
GmP heute<br />
Der Zeiten der gemischten Güter- und Personenzüge<br />
ist längst vorbei. Doch wenn man sehr viel Glück hat,<br />
kann man jedoch auch heute noch solch einen<br />
malerischen „GmP” erleben. Der Güterwagen am<br />
r +++ Nacrric+ Schluss des planmäßigen Zuges von Putbus nach<br />
Göhren dient zur Versorgung des Lokstandortes<br />
n-Ticker +++ Göhren Nachrichten-<br />
mit Lokomotivkohle, die hier tatsächlich noch<br />
auf der Schiene transportiert wird. <strong>Die</strong> Aufnahme<br />
A. Bauer<br />
entstand am 16. September in der Nähe von Putbus<br />
lok-magazin.de 12 | 2012 7
AKTUELL<br />
Gründlich modernisiert zeigen sich die aufgearbeiteten IC-Wagen. Oben ein<br />
Blick in den Großraum 2. Klasse, rechts Ledersitze in der 1. Klasse L. Brüggemann (2)<br />
DB FERNVERKEHR 2013<br />
Alte Wagen – neuer Look<br />
Wie bereits mehrfach angekündigt, modernisiert die Deutsche Bahn einen großen Teil ihrer IC-Flotte –<br />
noch rund zehn Jahre sollen die betagten, aber bewährten Fahrzeuge im Betriebsbestand bleiben<br />
<strong>Die</strong> DB präsentierte am 4. Oktober<br />
in Hamburg-Altona den<br />
ersten modernisierten Intercity.<br />
Im Rahmen der Generalüberholung<br />
der IC-Flotte werden<br />
über 770 Wagen bis Ende 201 4<br />
aufgearbeitet. <strong>Die</strong> DB investiert<br />
rund 250 Millionen Euro, um die<br />
Wagen für ihren Einsatz bis<br />
2023 fit zu machen.<br />
Innenraum völlig neu<br />
<strong>Die</strong> Modernisierung der IC-Züge<br />
umfasst komfortsteigernde Maßnahmen,<br />
wie die Erneuerung<br />
von 46.000 Sitzen mit Lederbezug<br />
in der 1 . Klasse und Veloursstoff<br />
in der 2. Klasse. Außerdem<br />
werden Steckdosen eingebaut<br />
und Wandverkleidungen, Tische<br />
sowie etwa 42.000 Quadratmeter<br />
Teppich ausgetauscht. <strong>Die</strong><br />
Bistrowagen erhalten eine neue<br />
Ausstattung. Zusätzlich wird im<br />
Servicewagen das Kleinkindabteil<br />
neu gestaltet und der Be-<br />
8<br />
reich für die mobilitätseingeschränkte<br />
Reisenden vergrößert.<br />
<strong>Die</strong> technischen Moderni sie -<br />
rungs maßnahmen konzentrie -<br />
ren sich unter anderem auf die<br />
Türen, Klimaanlagen und die<br />
Energieversorgung.<br />
Individuelle Modernisierung<br />
Über eine Million Fertigungsstunden<br />
sind insgesamt für die<br />
Umbauarbeiten kalkuliert. Eine<br />
besondere Herausforderung des<br />
Projekts stellt die Vielzahl an<br />
unterschiedlichen, 26,4 Meter<br />
langen Wagentypen dar, denn<br />
die Wagenflotte besteht aus 34<br />
Bau- und Unterbauarten. <strong>Die</strong><br />
Fahrzeuge sind teilweise 40<br />
Jahre alt und stammen von der<br />
DB und der DR. Ein standardi -<br />
siertes Fertigungsverfahren ist<br />
so mit kaum möglich. Zudem<br />
wa ren umfangreiche Vorarbeiten<br />
nötig. So wurden beispielsweise<br />
zu Beginn des Projektes für alle<br />
Varianten individuelle Zeich -<br />
nun gen für das neue Innen -<br />
raum design von DB-System -<br />
technik angefertigt. Mit der<br />
Um setzung sind die DB-Werke<br />
in Neumünster, Kassel und<br />
Nürnberg beauftragt. Ab Fahrplanwechsel<br />
am 9. De zember<br />
fahren auf der Strecke Hamburg<br />
– Bremen – Köln – Mainz –<br />
Stuttgart überwiegend moderni -<br />
sierte IC-Züge. <strong>Die</strong> Überarbei -<br />
tung der Intercity-Züge ist Teil<br />
eines umfassenden Moder ni -<br />
sierungskonzepts der DB für den<br />
Fernverkehr. Neben den IC<br />
werden aktuell die 44 ICE 2 mo -<br />
dernisiert. Außerdem stockt die<br />
DB mit 1 6 neuen ICE 3 sowie 27<br />
Doppelstockzügen ihre Flotte<br />
auf. Langfristig kommen noch<br />
bis zu 300 ICx hinzu. Insgesamt<br />
plant die DB, in den nächsten<br />
Jahren rund zwölf Milliarden<br />
Euro in die Fahrzeugflotte zu investieren.<br />
LBH
DEUTSCHE BAHN<br />
Am 9. Oktober traten sechs Rheingold-Wagen ihre wahrscheinlich letzte Reise an und wurden nach<br />
Chemnitz gebracht. In Aschaffenburg konnte die Fuhre mit 110 491 abgelichtet werden<br />
M. Mann<br />
TEE RHEINGOLD<br />
Abschied von einer Legende<br />
Ihre letzte Reise durften die in Köln und Darmstadt hinterstellten<br />
Wagen des Profitcenters TEE Rheingold am 9. Oktober antreten.<br />
110491 beförderte den in Aschaffenburg zusammenrangierten Zug<br />
nach Chemnitz. Dort wird geprüft, ob eine Aufarbeitung der beiden<br />
Kölner Wagen, deren Frist noch bis Januar 201 3 reicht, für das DB<br />
Museum Nürnberg möglich ist. <strong>Die</strong> anderen Wagen dürften wohl<br />
als Ersatzteilspender dienen und dem Schneidbrenner zum Opfer<br />
fallen. Neben den beiden noch betriebsfähigen Apmz-Wagen<br />
wurden drei weitere Apmz, ein Avmz, ein Gepäckwagen in<br />
Mintgrün, ein Messwagen im ICE-Lack, ein ausgemusterter Bm-<br />
Wagen – alle mit abgelaufenen Fristen – abgefahren. MM<br />
Vor 35 Jahren endete im Emsland die Dampflokzeit bei der DB,<br />
heute dominiert hier die Ellok: Bei Emden-Petkum ist am 9. Okto -<br />
ber die 151 069 mit einem leeren Autozug unterwegs J. Grünebaum<br />
DB | NEWS<br />
S-Bahn Hamburg<br />
Hamburg soll eine weitere S-Bahn-<br />
Linie bekommen. Für den Ostast der<br />
S4 vom Hauptbahnhof über Ahrens -<br />
burg nach Bad Oldesloe läuft derzeit<br />
die Vorentwurfsplanung. <strong>Die</strong>se dau -<br />
ert bis März, im Jahr 2013 folgen Ver -<br />
handlungen zwischen Ländern, Bund<br />
und DB, um die Finanzierung zu klä -<br />
ren. Als nächstes beginnt die Ent -<br />
wurfs planung. Derzeit ist vorge se -<br />
hen, bis Ahrensburg zwei neue und<br />
zwischen Ahrensburg und Bargte -<br />
heide ein weiteres Gleis zu legen,<br />
auf denen die S-Bahnen verkehren<br />
sollen. In Ahrensburg gibt es eine<br />
Verknüpfung mit dem Netz der Ham -<br />
burger Hochbahn (U1). Derzeit ver -<br />
kehrt auf der Strecke die Linie R10,<br />
die von der DB betrieben wird. Der<br />
zweite Ast der neuen S4 soll einmal<br />
nach Itzehoe führen.<br />
Derzeit fahren in Hamburg S-Bahnen<br />
zwischen Flughafen/Poppenbüttel<br />
und Wedel (S1), Aumühle und<br />
Elbgau straße (S2), Pinneberg und<br />
Stade (S3). Inner städtisch gibt es<br />
zwei Wege: Ober irdisch wird<br />
zwischen Altona, Schan ze, Dammtor<br />
und Hauptbahnhof, unterirdisch über<br />
den Jungfernstieg, die Landungs -<br />
brücken und St. Pauli gefahren. In<br />
Randgebieten ist außerdem die AKN<br />
unterwegs.<br />
FBT<br />
lok-magazin.de 12 | 2012 9
AKTUELL<br />
Veteranen unter sich in Oberhausen: Neben Erstling 290 001 warten am 1. Oktober die 140 772 und die<br />
140 810 auf ihren nächsten Einsatz im Güterzugdienst J. Grünebaum<br />
DB | TICKER<br />
Wettbewerb im Regionalverkehr<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Bahn rechnet mit einem<br />
schärferem Wettbewerb im<br />
Regionalverkehr und stellt sich auf<br />
einen schrumpfenden Marktanteil<br />
ein. „Nach einer Zeit der Stagnation<br />
haben die Wettbewerber wieder<br />
Hunger und machen Tempo”, sagte<br />
Frank Sennhenn, Chef der Konzern -<br />
tochter DB Regio. Im ersten Halbjahr<br />
2012 hatte die Deutsche Bahn 75 Pro -<br />
zent der Vergaben im Regionalverkehr<br />
gewonnen. Es werde schwer, dieses<br />
Niveau über das Gesamtjahr zu halten,<br />
sagte Sennhenn: „Wir streben einen<br />
Marktanteil von 70 Prozent an.” LM<br />
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Ihre Prämie<br />
DB AUTOZUG<br />
Weitere Streichungen<br />
Mit dem Winterfahrplan stirbt auch eine besondere Form der<br />
Fernreise ab Berlin fast aus: <strong>Die</strong> Bahn-Tochter DB Autozug streicht<br />
ab November sieben der derzeit acht Ziele ab ihrem einzigen<br />
Berliner Bahnhof Wannsee: Bozen, Verona, Triest und Alessandria<br />
in Norditalien werden als Ziele nicht mehr angeboten. Auch die<br />
Österreich-Verbindungen nach Innsbruck und Schwarzach-St.<br />
Veith sowie nach Narbonne in Südfrankreich werden gestrichen.<br />
Lediglich die täglich bediente Strecke nach München, die Autozug<br />
gemeinsam mit City Night Line abwickelt, bleibt bestehen. „<strong>Die</strong><br />
gestrichenen Ziele werden höchstwahrscheinlich auch nicht wieder<br />
im neuen Sommerfahrplan auftauchen”, sagte Gerhard Großer von<br />
DB Autozug. Er begründete dies damit, dass es in der Hauptstadt<br />
und dem Umland einfach zu wenig Interessenten gäbe, die bereit<br />
seien, einen ansatzweise kostendeckenden Preis zu zahlen. DB<br />
Autozug fahre traditionell rote Zahlen ein und müsse die Fahrpläne<br />
„zukunftsfähig machen, um insgesamt erhalten zu bleiben”, sagte<br />
er. Berliner Senioren, Familien, Fahrer von Oldtimern und<br />
Motorrädern, die den Autoreisezug gern nutzten, müssen nun nach<br />
Hamburg oder Hildesheim fahren, um sich über die Alpen<br />
befördern zu lassen.<br />
LM<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Bahn investiert 250 Millionen Euro in die Modernisierung<br />
alter IC-Wagen. Ist das sinnvoll?<br />
Ja, die Bahn braucht dringend komfortable Reisezugwagen.<br />
Nein, die Substanz der Fahrzeuge lohnt keinen Umbau mehr.<br />
Dazu habe ich keine Meinung.<br />
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10
Lesen<br />
DB | NEWS<br />
DEUTSCHE BAHN<br />
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Weitgehend autonom agieren die Regionetze der DB. Beim Treffen in<br />
Amorbach reisten die Teilnehmer mit ihren eigenen Zügen an M. Mann<br />
10 JAHRE REGIONETZE<br />
Geburtstagsfeier in Amorbach<br />
Am 22. September wurde das kleine Städtchen Amorbach zum<br />
Mittelpunkt der DB Regio-Netzwelt. <strong>Die</strong> Westfrankenbahn hatte<br />
ihre Kollegen zum zehnjährigen Geburtstag der Regionetze in den<br />
Erlebnisbahnhof Amorbach eingeladen: Es galt, das gelungene<br />
Konzept der regional eigenständigen Netze zu Feiern. Am 1 .Januar<br />
2002 startete die Erzgebirgsbahn als erstes Regionetz der DB. Noch<br />
im selben Jahr folgte die Kurhessenbahn.<br />
Knapp 500 geladene Gäste reisten stilecht mit ihren eigenen<br />
Sonderzügen an: <strong>Die</strong> Kurhessenbahn mit einem Gtw 2/6, die<br />
Erzgebirgsbahn und Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn<br />
mit 642 055 und die Südostbayernbahn (SOB) zusammen mit dem<br />
Vertriebsservice Oberbayern und der Gäubodenbahn mit 21 8 440.<br />
Ebenso die Abteilung TEE Rheingold, die leider zum Jahresende<br />
aufgelöst wird. Nach der Begrüßung durch den Leiter der<br />
Westfrankenbahn wurde den Gästen ein Rahmenprogramm<br />
geboten, um die Region besser kennenzulernen. Danach stellten<br />
sich die einzelnen Regionetze musikalisch und komödiantisch den<br />
Gästen vor. Für die letzten Gäste fuhr noch ein Sonderzug nach<br />
Aschaffenburg, der mit 21 8 1 05 und 21 8 440 bespannt war. <strong>Die</strong><br />
Rückreise traten die Fest teilnehmer dann am Sonntagvormittag ab<br />
Aschaffenburg an.<br />
MM<br />
<strong>Die</strong> Südostbayernbahn war in Amorbach mit der 218 440 vertreten,<br />
an zweiter Stelle in der sonst aus redesigten Silberlingen gebildeten<br />
Garnitur läuft der SOB-eigene Speisewagen<br />
M. Mann<br />
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AKTUELL<br />
DB | NEWS<br />
Keine Lehrlinge mehr<br />
DB Regio will im nächsten Jahr in<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen keine Lehrlinge einstel len.<br />
In den vergangenen Jahren sei weit<br />
über den eigenen Bedarf ausgebildet<br />
worden, hieß es zur Begründung. <strong>Die</strong><br />
Ausbildung werde nun dem Bedarf<br />
angepasst. „Nach 2013 werden wir<br />
wieder neue Auszubildende<br />
einstellen” sagte eine Bahnsprecherin<br />
in Leipzig. <strong>Die</strong> Eisenbahn- und<br />
Verkehrsgewerkschaft EVG kritisierte<br />
den Rückzug aus der<br />
Berufsausbildung.<br />
LM<br />
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Lokomotive 75 1118 aus dem Jahre<br />
1921 dampft am 8. und 9. Dezember<br />
2012 entlang der „Romantischen<br />
Straße“ zwischen Augsburg und<br />
Landsberg am Lech hin und her. Der<br />
Sonderzug ist bewirtschaftet.<br />
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Fahrkarten (26,00 Euro für<br />
Erwachsene, 10 Euro für Kinder) sind<br />
u.a. erhältlich unter 0821/777-3410<br />
sowie: www.muenchenticket.de<br />
Bei Wehldorf unweit von Cuxhaven war am 19. Oktober die 232 561<br />
mit einem schweren Schotterzug unterwegs<br />
M. Schmitt<br />
HAMBURG – CUXHAVEN<br />
Umfangreiche Bauarbeiten<br />
Noch bis Mitte Dezember finden auf der KBS 1 21 Hamburg – Cuxhaven<br />
umfangreiche Bauarbeiten an verschiedenen Stellen statt, die<br />
für Fahrplanänderungen, aber auch interessanten Bauzugverkehr<br />
sorgen. Der Reisezugverkehr auf der zwischen Stade und Cuxhaven<br />
nicht elektrifizierten Strecke wird vom EVU metronom mit <strong>Die</strong>selloks<br />
der Baureihe 246 und Doppelstockwagen durchgeführt. MS<br />
UNFALL HORDORF<br />
Gerichtsprozess hat begonnen<br />
Der Prozess um das Zugunglück bei Hordorf begann am 8. Oktober<br />
vor dem Landgericht Magdeburg. Der 41 -jährige Lokführer eines Güterzugs<br />
muss sich wegen fahrlässiger Tötung in zehn Fällen und<br />
fahrlässiger Körperverletzung in 22 Fällen verantworten. Der Lokführer<br />
hatte am 29. Januar 201 1 ein Haltesignal übersehen und war<br />
mit einer Regionalbahn zusammengestoßen.<br />
LM<br />
Anfang Oktober verfügte die DB nur noch über elf betriebsfähige Loks der Baureihe 140. Schon lange<br />
keine Waschanlage mehr hatte 140 861 gesehen, als sie am 6. Oktober mit einem Zug des kombinierten<br />
Ladungsverkehrs unweit Dinkelscherben (KBS 980 Augsburg – Ulm) unterwegs war<br />
S. Eisenhut<br />
12
DEUTSCHE BAHN<br />
BAUREIHEN | TICKER<br />
Baureihe 140<br />
Einige doppeltraktionsfähige Loks der Baureihe 140<br />
haben noch eine Zukunft: Loks mit noch langen<br />
Fristen werden an die DB-Schenker-Tocher RHB-<br />
Logistics abgegeben und sollen im schweren<br />
Güterzugdienst verwendet werden.<br />
LM<br />
Fast symbolisch wirken die düsteren Wolken, die über<br />
den in Hamm abgestellten 225 aufgezogen sind M. Behrla<br />
ALLGÄUBAHN<br />
Elektrifizierung wird teurer<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse der Vorplanungen der Deutschen Bahn<br />
für die Elektrifizierung der Bahnstrecke München –<br />
Lindau liegen nunmehr vor. Verteuerungen bei Pla -<br />
nungskosten, Signaltechnik, Oberleitungsbau und<br />
Lärmschutz erhöhen die Kosten des Vorhabens von<br />
21 0 Millionen Euro auf nun 298 Millionen Euro.<br />
Außerdem wird sich die Inbetriebnahme über das Jahr<br />
201 7 hinaus verschieben. <strong>Die</strong>s teilte die DB am 1 7. Ok -<br />
tober dem Projektbeirat der Ausbaustrecke mit.<br />
Verschärfte Vorschriften und detaillierte Gutachten<br />
lassen erkennen, dass die ursprüngliche Kalkulation,<br />
die auf Angaben von 2007 beruhte, für die kommen -<br />
den Jahre nicht mehr haltbar sein wird. <strong>Die</strong> Kosten -<br />
steigerungen betreffen im Übrigen nicht die aktuellen<br />
Planungen und Diskussionen zum Knoten Lindau. LM<br />
Baureihe 180<br />
Über nur noch zehn betriebsfähige Exemplare dieser<br />
von Skoda gebauten Mehrsystemlok verfügt die<br />
Deutsche Bahn. Fünf weitere Loks stehen derzeit in<br />
Rostock Seehafen betriebsuntauglich abgestellt. Drei<br />
Loks wurden im Oktober in Dresden verschrottet,<br />
eine Lok ergänzt seitdem die Sammlung des<br />
Eisenbahnmuseums Weimar.<br />
LM<br />
Baureihe 225<br />
Vor der endgültigen Abstellung stehen die letzten<br />
Exemplare der Baureihe 225. Planmäßige Einsätze<br />
gab es bei Redaktionsschluss nur noch von<br />
Osnabrück und Hagen-Vorhalle aus. Beim Werk<br />
Mainz-Bischofsheim endete der Planbetrieb am<br />
18. Oktober, als letztmals der Güterzug mit<br />
Lademaßüberschreitung nach Lauda bespannt<br />
wurde. Seitdem wird der Zug von einer neuen 261<br />
(Voith Gravita) gezogen.<br />
LM<br />
Baureihe 442<br />
Seit dem 20. Oktober werden auch im Raum Cottbus<br />
die ersten Talent 2 eingesetzt. In erster Linie betrifft<br />
dies die RE 10 Cottbus – Leipzig. Insgesamt wurden<br />
je drei Zwei- und Vierteiler für die Region von DB<br />
Regio bestellt. Neben der RE 10 sind auch Einsätze<br />
auf der Linie RB 43 Cottbus – Falkenberg (Elster)<br />
vorgesehen.<br />
LM<br />
BAUREIHEN-NEWS<br />
Baureihe 294<br />
<strong>Die</strong> laufende Anlieferung neuer Gravita-<strong>Die</strong>selloks macht die<br />
Maschinen der V 90-Familie zunehmend überflüssig.<br />
Zahlreiche Exemplare der bewährten, schweren Rangierlok-<br />
Baureihe wurden bereits abgestellt. Besser getroffen hat es<br />
diese 294, die als 0469 105 mittlerweile von DB Schenker<br />
Hungary eingesetzt wird und Anfang Oktober beim Audi-Werk<br />
in Györ rangierte.<br />
R. Whynal<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Baureihe 474<br />
<strong>Die</strong> S-Bahn Hamburg präsentierte am 10. Oktober die neue<br />
Rocky-S-Bahn, die für das Musical „Rocky” wirbt, das im<br />
November in Hamburg auf der Reeperbahn starten soll. Der<br />
Zug der Baureihe 474, die Einheit 4006, soll bis Anfang<br />
kommenden Jahres im Regelverkehr auf der S 1 eingesetzt<br />
werden. Der Zug ist ganz in Weiß gehalten mit einem blauen<br />
und einem roten Farbband.<br />
L. Brüggemann<br />
13
AKTUELL<br />
Schienenbus-Idyll in der Prignitz: Auf seiner Fahrt von Pritzwalk nach Putlitz hat der 798 610 am 18. September<br />
den Haltepunkt Kuhbier erreicht<br />
A. Bauer<br />
PRIGNITZER EISENBAHN GESELLSCHAFT (PEG)<br />
Kein Zug mehr nach Putlitz<br />
Zum Fahrplanwechsel endet der Personenverkehr auf der Nebenbahn von Pritzwalk nach Putlitz.<br />
Damit endet auch der planmäßige Einsatz Uerdinger Schienenbusse im Reisezugdienst<br />
Schon zwei Mal nach der deutschen<br />
Wiedervereinigung wurde<br />
der Verkehr auf der Strecke von<br />
Pritzwalk nach Putlitz, dem letzten<br />
Rest der ehemaligen schmalund<br />
normalspurigen „Prignitzer<br />
Kreiskleinbahnen” eingestellt.<br />
Immer wieder kam Rettung in<br />
letzter Sekunde, doch jetzt sieht<br />
es nach einem endgültigen Abschied<br />
zum Fahrplanwechsel am<br />
9. Dezember aus.<br />
<strong>Die</strong> erste Rettung<br />
Das erste Mal wollte sich die<br />
neugegründete DB AG bereits<br />
Mitte der 90er-Jahre von der<br />
Strecke zurückziehen. Rettung<br />
kam in Gestalt des Lokführers<br />
Thomas Becken, der mit gebrauchten<br />
Bundesbahn-Schienenbussen<br />
die Strecke zur Keimzelle<br />
seines späteren Imperiums<br />
„Prignitzer Eisenbahn” werden<br />
ließ. Auf seinem Höhepunkt betrieb<br />
dieses Unternehmen, das<br />
14<br />
in den Medien als Musterbeispiel<br />
für die Privatisierung in<br />
den neuen Bundesländern galt,<br />
zuerst mit den alten VT 98, später<br />
mit Regio Shuttle-Triebwagen<br />
ein Streckennetz von weit über<br />
200 Kilometern in Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Der Niedergang der PEG begann<br />
mit zahlreichen Abbestellungen<br />
des Personenverkehrs, durch die<br />
das betriebene Netz wieder gewaltig<br />
schrumpfte. 2007 war<br />
dann auch die PEG-Stammstrecke<br />
an der Reihe: Das Land<br />
Brandenburg bestellte den SPNV<br />
nach Putlitz ab.<br />
Der zweite Versuch<br />
Seit 2008 wird allerdings im<br />
Auftrag des örtlichen Omnibus -<br />
unternehmens für den Schülerverkehr<br />
ein „Straßenersatzverkehr”<br />
in Form von fünf<br />
werktäglichen Zugpaaren zwischen<br />
Pritwalk und Putlitz ange-<br />
boten, der aus Ersatzmitteln des<br />
Landes Brandenburg für den<br />
Busverkehr finanziert wird. Derzeit<br />
werden diese Leistungen<br />
von der Eisenbahngesellschaft<br />
Potsdam (EGP) gefahren. Eigentümer<br />
ist – und hier schließt<br />
sich der Kreis – Thomas Becken,<br />
der seine PEG inzwischen an<br />
ARRIVA (heute Netinera) verkauft<br />
hat. Und damit nicht genug:<br />
Seit Mitte diesen Jahres ist<br />
sogar der alte „Uerdinger” wieder<br />
auf die Strecke und gleichzeitig<br />
in den planmäßigen Personenverkehr<br />
zurückgekehrt.<br />
Einstellung, die Dritte<br />
Da das Land Brandenburg allerdings<br />
ein rigides Einsparungsprogramm<br />
im ÖPNV plant, wird<br />
dieser Verkehr definitiv zum<br />
Planwechsel im Dezember enden.<br />
Also „Einstellung, die Dritte”,<br />
und diesmal wohl für immer!<br />
AB
PRIVATBAHNEN<br />
PRIVATBAHNEN | NEWS<br />
Am 24. September durchfährt die 270 080 der OHE mit einem<br />
Railogix-Container-Leerzug zum JadeWeserPort den Bahnhof Sande<br />
mit seiner markanten Bahnsteigüberführung<br />
M. Menzel<br />
JADEWESERPORT<br />
Privatbahn-Aktivitäten<br />
Der am 21 . September in Betrieb genommene Tiefseehafen<br />
JadeWeserPort in Wilhelmshaven sorgt für eine Belebung des<br />
Güterverkehrs auf der Zu- und Ablaufstrecke nach Oldenburg, die<br />
derzeit zweigleig ausgebaut wird und bis Ende 201 5 elektrifiziert<br />
sein soll. Bis dahin bestimmt die <strong>Die</strong>seltraktion das Bild, wobei in<br />
erster Linie Lokomotiven privater EVU eingesetzt werden, so auch<br />
von der Osthannoverschen Eisenbahn (OHE). Derzeit verkehren<br />
acht Container-Zugpaare, nach dem endgültigen Ausbau der<br />
Strecke werden bis zu 60 Zugpaare pro Tag zwischen dem<br />
tideunanhängigen Hafen mit seinen Container-Terminals und dem<br />
Hinterland zu bewältigen sein.<br />
LM<br />
HGK: Für die DB aktiv<br />
Viel zu tun hat die HGK-Werkstatt in<br />
Vochem, in der nicht nur bahneigene<br />
Fahrzeuge gewartet werden. Auch die<br />
DB AG zählt mittlerweile zu den HGK-<br />
Kunden. „Wir sind eine der wenigen<br />
deutschen Werkstätten, die<br />
autorisiert sind, für die Deutsche<br />
Bahn Arbeiten an <strong>Die</strong>sellokomotiven<br />
vom Typ Class 77 durchzuführen”,<br />
berichtet Norbert di Raimondo,<br />
Verantwortlich für das technische<br />
Qualitätsmanagement der HGK-<br />
Werkstatt. <strong>Die</strong>se hat in den vergangenen<br />
Jahren das nötge Knowhow<br />
für die Wartung der Großdiesel -<br />
loks aufgebaut. Davon profitiert auch<br />
die Deutsche Bahn AG, die bereits seit<br />
dem Frühjahr 2012 regelmäßig die<br />
Radsatzdrehbank der HGK nutzt. Im<br />
September kamen erstmals DB-Loks<br />
der Baureihe 247 (Class 77) zur<br />
planmäßigen Instandhaltung nach<br />
Vochem. In der Werkstatt sind rund<br />
60 Mitarbeiter beschäftigt. <strong>Die</strong> HGK-<br />
Fahrzeugwerkstatt betreut seit 1910<br />
Schienenfahrzeuge am Standort<br />
Vochem. Über Jahrzehnte war die<br />
eigene Cargo-Sparte fast der alleinige<br />
Kunde. Inzwischen macht der Anteil<br />
der externen Aufträge gut ein Drittel<br />
der Arbeit aus.<br />
LM<br />
<strong>Die</strong> HGK-Werkstatt in Vochem unterhält nicht nur eigene Fahrzeuge, sondern arbeitet auch für externe<br />
Kunden. Als Class 66/77-Spezialist hat sich das Werk einen Namen gemacht<br />
HGK<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
15
AKTUELL<br />
Geschichte,<br />
Strecken, …<br />
16<br />
NEU!<br />
Kohle, Kumpel, Stahl und Zechen: Das Eisenbahnrevier Ruhrgebiet<br />
strahlt eine ganz besondere Faszination aus. <strong>Die</strong>ser Bildband<br />
erzählt mit stimmungsvollen, großformatigen Aufnahmen<br />
und vielen Hintergrundberichten von Bahnbetriebswerken, von<br />
Montanverkehr und Zechenbahnen, von Privatbahnen, den typischen<br />
Loks und Triebwagen, vom Nahverkehr und vielem mehr.<br />
Der raue Charme des Bahnbetriebs an Ruhr und Emscher: Informativ<br />
und authentisch bebildert.<br />
144 Seiten · ca. 200 Abb. · 22,3 x 26,5 cm<br />
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Faszination Technik<br />
www.geramond.de<br />
oder gleich bestellen unter<br />
Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)<br />
PRIVATBAHNEN | NEWS<br />
Netinera mit Expansionsplänen<br />
Der Bahnanbieter Netinera, eine<br />
Tochtergesellschaft der italienischen<br />
Staatsbahn, will in Deutschland zum<br />
zweitgrößten Anbieter im regionalen<br />
Schienenpersonenverkehr aufsteigen,<br />
sagte Netinera-Chef Jost Knebel.<br />
Voraus sichtlich 2014 werde das ge -<br />
schafft sein, Fernziel sei ein Marktanteil<br />
von rund 20 Prozent. Netinera ist aus<br />
dem Deutschland-Geschäft des<br />
Anbieters Arriva hervorgegangen, das<br />
die DB nach dem Kauf des britischen<br />
Konkurrenten abgeben musste. Zu<br />
Netinera gehören die Vogtland- und<br />
Länderbahn, die Prignitzer Eisenbahn<br />
und die Ostdeutsche Eisenbahn.<br />
Abellio gewinnt Ausschreibung<br />
Im europaweiten Ausschreibungsverfahren<br />
des Schienenpersonennahverkehrs<br />
(SPNV) im Eisenbahnnetz Saale-<br />
Thüringen-Südharz haben die<br />
Auf trag geber alle Angebote ausgewer -<br />
tet und auf dieser Basis gemeinsam<br />
entschieden. Das Land Sachsen-Anhalt,<br />
der Freistaat Thüringen, der Zweckver -<br />
band für den Nahverkehrsraum Leipzig<br />
(ZVNL), der Nordhessische Verkehrs -<br />
verbund (NVV) und die Landesnahverkehrsgesellschaft<br />
Niedersachsen<br />
(LNVG) beabsichtigen, den Zuschlag<br />
dem Bieter Abellio Rail NRW zu erteilen.<br />
<strong>Die</strong> europaweit im öffentlichen Per -<br />
sonennahverkehr tätige Abellio Group<br />
ist mit ihrer deutschen Gesellschaft<br />
Abellio Rail NRW seit 2005 im SPNV<br />
tätig. Muttergesellschaft der Abellio<br />
Group ist die Niederländische<br />
Eisenbahn (NS).<br />
Der Verkehr im Netz Saale-Thüringen-<br />
Südharz soll vom Fahrplanwechsel im<br />
Dezember 2015 bis zum Dezember<br />
2030 von Abellio mit fabrikneuen Fahr -<br />
zeugen bedient werden.<br />
Es beinhaltet diese elektrifizierten<br />
Strecken:<br />
RE-Linie Halle (Saale) – Sangerhausen –<br />
Nordhausen – Leinefelde – Kassel,<br />
RE-Linie Halle (Saale) – Sangerhausen –<br />
Nordhausen – Leinefelde/ – Sömmerda<br />
– Erfurt (Flügelung in Sangerhausen),<br />
RB-Linie Halle (Saale) – Lutherstadt<br />
Eisleben (– Sangerh. – Nordhausen),<br />
RB-Linie Nordhausen – Leinefelde –<br />
Heilbad Heiligenstadt,<br />
RE-Linie Leipzig – Naumburg – Weimar –<br />
Erfurt,<br />
RE-Linie Leipzig – Naumburg – Jena-<br />
Göschwitz – Saalfeld,<br />
RE-Linie Halle (Saale) – Naumburg –<br />
Weimar – Erfurt,<br />
RB-Linie Halle (Saale) – Naumburg –<br />
Weimar – Erfurt – Eisenach,<br />
RB-Linie Großheringen – Jena-<br />
Göschwitz – Saalfeld (Saale). LM
… Züge.<br />
ÖSTERREICH<br />
144 Seiten · ca. 220 Abb. · 16,5 x 23,5 cm<br />
€ [A] 20,60<br />
sFr. 27,90 € 19,95<br />
ISBN 978-3-86245-144-9<br />
Moderner Güterverkehr im Seehafen Kiel mit Wechselbrücken und<br />
Containerverladung auf den Ganzzug Kiel – Verona<br />
PM<br />
KOMBIVERKEHR/STENA LINIE<br />
Ganzzug Kiel – Verona gestartet<br />
Im kombinierten Güterverkehr wurde eine Direktzugverbindung<br />
zwischen dem Kieler Ostseehafen und Norditalien aufgenommen.<br />
Am 7. Oktober startete der erste Ganzzug vom Kieler Schwedenkai<br />
nach Verona. Betrieben wird der Zug, der zweimal wöchent lich in<br />
jede Richtung verkehrt, von der Kombiverkehr KG, Frankfurt. Part -<br />
ner sind der italienische Kombioperateur Cemat und die Stena<br />
Line, die die Fährlinie von Kiel nach Göteborg betreibt. Befördert<br />
werden mit dem Direktzug Container, Wechselbrücken und<br />
kranbare Trailer.<br />
LM<br />
HARZER SCHMALSPURBAHNEN<br />
Schienenersatzverkehr beendet<br />
Nachdem wieder ausreichend Triebwagen zur Verfügung stehen,<br />
konnte der Schienenersatzverkehr mit Bussen mittlerweile beendet<br />
werden. Seit dem 1 . Oktober werden die planmäßigen Triebwagen-<br />
Leistungen auf der Selketalbahn wieder von VT erbracht. LM<br />
Triebwagen-Treffen in Silberhütte am 21. September: Der 187 012 ist<br />
als Zug 8973 unterwegs, der T 1 zeigt sich frisch lackiert nach einer<br />
Ausbesserung im Werk Meiningen<br />
J. <strong>Die</strong>trich<br />
144 Seiten · ca. 120 Abb. · 22,4 x 27,0 cm<br />
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ISBN 978-3-86245-140-1<br />
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144 Seiten · ca. 200 Abb. · 19,5 x 26,0 cm<br />
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sFr. 21,90 € 14,95<br />
ISBN 978-3-86245-115-9<br />
Faszination Technik<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
17
AKTUELL<br />
Nach jahrelanger Aufarbeitung ist aus der preußischen T 16 mit der Nummer 94 1697 in Nördlingen ein<br />
überaus ansehnliches Ausstellungsstück geworden H. Graf (2)<br />
BAYERISCHES EISENBAHNMUSEUM NÖRDLINGEN<br />
Ausstellungsstücke präsentiert<br />
Das BEM in Nördlingen ist für seine umfangreiche Sammlung betriebsfähiger Dampflokomotiven<br />
bekannt. Doch auch der Park nicht einsatzfähiger, aber museumsgerecht aufgearbeiteter<br />
Schaustücke verdient Beachtung<br />
Im Bayerischen Eisenbahnmuseum<br />
(BEM) in Nördlingen<br />
konnten zwei weitere Ausstellungsstücke<br />
optisch aufgearbeitet<br />
und der Öffentlichkeit präsentiert<br />
werden: die E 63 02 und<br />
94 1 679. Erstere kam 201 1 zum<br />
Bayerischen Eisenbahnmuseum<br />
und erhielt in den letzten Monaten<br />
in der eigenen Werkstatt eine<br />
optische Aufarbeitung. <strong>Die</strong> E 63<br />
wurde 1 935 von der AEG Berlin<br />
an die Deutsche Reichsbahn geliefert<br />
und war bis 1 977 bei der<br />
Deutschen Bundesbahn in Stuttgart<br />
im Einsatz. Nach ihrer Ausmusterung<br />
verblieb sie bei einem<br />
privaten Sammler im Raum<br />
Nürnberg und konnte so vor der<br />
Verschrottung gerettet werden.<br />
Als zweites Schaustück wurde<br />
die museumsgerecht aufgearbeitete<br />
94 1 697 dem Publikum vorgestellt.<br />
<strong>Die</strong> 94 wurde in den<br />
letzten zehn Jahren durch die Jugendgruppe<br />
des BEM in mühevoller<br />
Kleinarbeit vom „Schrotthaufen“<br />
zum viel bewunderten<br />
Ausstellungsstück aufbereitet.<br />
<strong>Die</strong> noch verbleibenden Arbeiten<br />
am Triebwerk sollen in nächster<br />
Zeit ausgeführt werden, um die<br />
Maschine wieder komplett und<br />
möglichst authentisch zeigen zu<br />
können. Infos zum Museum:<br />
www.baye risches-eisenbahn mu -<br />
seum.de. HG<br />
Auch die E 63 02 präsentiert sich im Nördlinger Museum jetzt wieder<br />
in makellosem Zustand<br />
18
MUSEUM<br />
Am 7. Oktober schiebt 95 027 ihren Sonderzug von Linz nach Kalenborn. Nicht im Bild die Zuglok 215 086,<br />
die tatkräftig bei der Bewältigung der Steilstrecke mithalf<br />
Z. Pillmann<br />
99 6101 UND 95 027<br />
Gastlok-Einsätze<br />
99 61 01 der Harzer Schmalspurbahnen weilte von Ende August bis<br />
Ende September im Westen Deutschlands. An drei Wochen enden<br />
erfolgte der Einsatz anlässlich der vier Jubiläen der Brohl tal bahn<br />
(siehe LM 1 1 /1 2). An den beiden letzten September-Wochenenden<br />
bespannte die Lok Züge der Selfkantbahn. Der 29. und 30. Sep -<br />
tember standen dabei unter dem Motto „historischer Güterverkehr”.<br />
<strong>Die</strong> ehemalige DR-Lok 95 027 fuhr Anfang Oktober<br />
Sonderzüge von Linz nach Kalenborn und an folgenden Wochen -<br />
ende auf der Brexbachtalbahn von Siershahn nach Grenzau. ZP<br />
„Historischer Güterverkehr” mit 99 6101 im Bahnhof Schierwaldenrath<br />
der Selfkantbahn am 22. September<br />
Z. Pillmann<br />
MUSEUM | NEWS<br />
„Kleinlok” im Bahnpark Augsburg<br />
<strong>Die</strong> Sammlung an historischen Loko -<br />
motiven und Wagen im Bahnpark<br />
Augsburg ist um ein wertvolles Expo -<br />
nat reicher geworden: Am 21. Sep -<br />
tem ber übergab die Mindelheimer<br />
Bauunternehmensgruppe Riebel eine<br />
Feldbahn-Dampflok an den Bahnpark.<br />
Mit einer Spurweite von nur 600 Milli -<br />
metern, einem Gewicht von etwa vier<br />
Tonnen und einer Länge von rund 4,5<br />
Metern gehört die 1920 von Krauss in<br />
München gebaute Maschine zu den<br />
kleinsten Dampflokomotiven, die<br />
jemals für echte Betriebszwecke<br />
gebaut wurden. <strong>Die</strong> Lok wird vorerst<br />
in einem Depot untergebracht, um<br />
später in einer Ausstellung im<br />
Bahnpark präsentiert zu werden. MH<br />
<strong>Die</strong> neue Feldbahnlok im<br />
Bahnpark Augsburg<br />
M. Hehl<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
19
AKTUELL<br />
TERMINE<br />
01.12.2012<br />
Dampfsonderzug<br />
Von Wuppertal zum Weihnachtsmarkt<br />
nach Valkenburg an der<br />
Geul/Niederlande. Zum Einsatz kommen<br />
die Dampfloks 41 360 und 01 1075.<br />
Info: www.efwitten.de<br />
01.12.2012<br />
Schienenbus-Tagesfahrt<br />
Von Stuttgart zum altdeutschen<br />
Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen oder<br />
zum Auto- und Technikmuseum in<br />
Sinsheim. Info: www.roter-flitzer.de<br />
01.12.2012<br />
Adventsfahrten<br />
Sonderzüge mit 93.1420 zwischen<br />
Meidling bzw. Liesing und Waldmühle<br />
bei Kaltenleutgeben. Info: www.prokaltenleutgebnerbahn.at<br />
01.+02.12.2012<br />
Fahrten im Advent<br />
Dampffahrbetrieb im 2-Stunden-Takt<br />
auf der schmalspurigen Preßnitz -<br />
talbahn.<br />
Info: www.pressnitztalbahn.de<br />
02.12.2012<br />
Dampfsonderzug<br />
Mit 52 4867 von Frankfurt (M) zum<br />
Weihnachtsmarkt nach Michelstadt.<br />
Info: www.frankfurt-historischeeisenbahn.de<br />
08.12.2012<br />
Mit 23 1019 zum Strietzelmarkt<br />
Dampfzugfahrt ab Cottbus über<br />
Senftenberg nach Dresden. Info:<br />
www.lausitzerdampflokclub.de<br />
08.12.2012<br />
Christkindl-Express<br />
Mit 41 1150 von Nördlingen über<br />
München und Rosenheim nach Salzburg<br />
und zurück. Info: www.bayerischeseisenbahnmuseum.de<br />
09.12.2012<br />
Mit Dampf nach Rüdesheim<br />
Sonderzug mit 01 118 von Frankfurt (M)<br />
zum „Weihnachtsmarkt der Nationen”<br />
nach Rüdesheim am Rhein. Info:<br />
www.frankfurt-historischeeisenbahn.de<br />
15.12.2012<br />
Dampfzug nach Görlitz<br />
Mit Volldampf ab Cottbus nach Görlitz<br />
zur Schlesischen Weihnacht, fakultativ<br />
Brauereibesichtigung.<br />
Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />
27.-30.12.2012<br />
Tunnelfahrten<br />
Mit 52 7596 ab Triberg nach Hausach<br />
über die Schwarzwaldbahn. Info:<br />
www.eisenbahnfreunde-zollernbahn.de<br />
29.12.2012<br />
Glühweinfahrt<br />
Mit dem Dampfzug über die Kassel-<br />
Naumburger Eisenbahn. Info:<br />
www.hessencourrier.de<br />
Ungewöhnliche Überführungsfahrt: Am 25./26. September schleppte<br />
die DB-Museumslok V 160 003 die belgische Museumslok 1604<br />
und den Triebwagen-Anhänger RZ 1011 nach Neustrelitz K. Breier<br />
FREUNDE DER 212 001<br />
Foto-Sonderfahrt mit V 100<br />
Am 22. September veranstaltete der Verein „Freunde der 21 2 001 ”<br />
eine große Foto-Sonderfahrt in der Pfalz. Befahren wurden die<br />
Eistalbahn von Grünstadt nach Eisenberg sowie die Zellertalbahn<br />
von Monsheim nach Langmeil. Vor den Foto-Güterzügen kam die<br />
Lok 21 2 1 33 der BSM (Bahnservice Mannheim) zum Einsatz. Der<br />
Verein hat sich der Baureihe V 1 00 verschrieben und besitzt neben<br />
der betriebsfähigen 21 2 062 die namensgebende 21 2 001 , die in<br />
ozeanblau-beiger Farbgebung derzeit aufgearbeitet wird. MS<br />
<strong>Die</strong> altrote 212 133 passiert am 22. September mit ihrem Foto-<br />
Güterzug auf der Zellertalbahn bei Albisheim einen alten, handbedienten<br />
Bahnübergang<br />
M. Schmitt<br />
20
MUSEUM<br />
Reizvolle Begegnung im Bw Gera am 30. September: Während die preußische P8 „Posen 2455” auf der<br />
Drehscheibe steht, passiert ein Sonderzug mit 41 1144 die Szenerie U. Möckel (3)<br />
EISENBAHNWELTEN GERA<br />
Dampf und <strong>Die</strong>sel<br />
Der Verein Geraer Eisenbahnwelten<br />
organisierte am letzen<br />
September-Wochenende die<br />
zweiten verkehrshistorischen<br />
Tage in Gera. Im Bw-Gelände<br />
waren neben den eigenen<br />
Fahrzeugen auch 41 360 aus<br />
Oberhausen sowie 35 1 097 und<br />
118770 aus Glauchau zu Gast.<br />
Zur Sammlung des Vereins<br />
gehören die 52 8001 sowie die<br />
Neubauloks 35 1 028 und 1 074.<br />
Bei den 35ern handelt es sich<br />
um Dampfspender, die in den<br />
nächsten Jahren wieder zu<br />
„vollständigen“ Dampfloks<br />
aufgebaut werden sollen. Seit<br />
201 1 steht auch die <strong>Die</strong>sellok<br />
MEG 201 (V1 80) als Leihgabe<br />
zur Verfügung. Seit August<br />
201 2 ist die betriebsfähige<br />
preußische P8, Posen 2455, im<br />
Lokschuppen der Geraer<br />
Eisenbahnwelten stationiert, wo<br />
sie zwischen ihren Einsätzen<br />
ausgestellt und betreut wird.<br />
Zwischen Gera und Weida<br />
pendelten die LVT der Ober -<br />
weißbacher Bergbahn. UMZ<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Historische <strong>Die</strong>sel-Fahrzeuge: Der LVT 772 140 der Oberweißbacher<br />
Bergbahn (oben) und zwei V 180 im Bw Gera<br />
21
AKTUELL<br />
Zu den Stars des DB-Museums in Koblenz-Lützel zählte die kleine E 69 03, die auch außerhalb ihrer<br />
bayerischen Heimat eine gute Figur macht. Hier am 30. September bei Winningen an der Mosel<br />
K. Breier<br />
DB-MUSEUM KOBLENZ<br />
<strong>Die</strong>seltage<br />
Anlass für die <strong>Die</strong>seltage im DB-<br />
Museum Koblenz-Lützel am letzten<br />
September-Wochenende war<br />
die Präsentation der 21 8 1 37 in<br />
der Farbgebung Kieselgrau-<br />
Orange, die sie bereits zwischen<br />
1984 und 1994 trug und das<br />
Markenzeichen der damaligen<br />
City-Bahn war. Dem Besucher<br />
wurden viele Höhepunkte geboten.<br />
Für Führerstandsmitfahrten<br />
standen die Betriebslokomotiven<br />
E 69 03 und E 40 1 28 am Stellwerk<br />
„Km“ bereit.<br />
Am Samstag startete ab 1 4 Uhr<br />
die traditionelle Lokparade. Dabei<br />
wurden hauptsächlich <strong>Die</strong>sel-,<br />
aber auch einige Elektroloks<br />
verschiedener Baureihen präsentiert.<br />
Mit 220 053 und 221 1 1 6<br />
wurden gleich zwei traditionelle<br />
<strong>Die</strong>selloks aus den Anfängen der<br />
Bundesbahn vorgestellt. Mit von<br />
der Partie waren Lokomotiven<br />
der V 1 60-Familie, eine V 1 00,<br />
zwei V 90 und eine V 60 aus der<br />
Bundesbahnzeit.<br />
Am Sonntag war der Drehscheibenbereich<br />
ein zentraler Punkt<br />
der <strong>Die</strong>seltage. Dort wurden die<br />
teilnehmenden Loks zur Schau<br />
gestellt.<br />
Ein weiterer Höhepunkt waren<br />
die Pendelfahrten von Koblenz<br />
nach Kobern-Gondorf mit einem<br />
Silberling und der historischen<br />
Ellok E 69 03, die in diesem Jahr<br />
ihren 1 00. Geburtstag feiert. Am<br />
16. Dezember 1912 wurde die<br />
Lok als LAG 3 auf der Strecke<br />
Murnau – Oberammergau in<br />
<strong>Die</strong>nst gestellt. Seit 2008 bereichert<br />
die kleine Rote mit dem<br />
Spitznamen „Hermine“ den Lokbestand<br />
des Museums. LM<br />
Als V 160 067 wurde die heutige Koblenzer Museumslok 216 067 im<br />
Jahre 1966 bei der Bundesbahn in <strong>Die</strong>nst gestellt<br />
M. Werning<br />
22
BAHNINDUSTRIE<br />
INDUSTRIE<br />
Umweltprämie für Alt-<strong>Die</strong>selloks?<br />
Der Verband der Bahnindustrie in<br />
Deutschland (VDB) möchte die rund<br />
3.000 in Deutschland verkehrenden<br />
<strong>Die</strong>sellokomotiven einer Verjüngungs -<br />
kur unterziehen. Hierzu setzt der Ver -<br />
band auf die Einführung einer Umwelt -<br />
prämie für Altloks. Mit ihrer Hilfe soll<br />
der Austausch alter <strong>Die</strong>sellokomotiven<br />
mit schlechten Emissionswerten zu -<br />
gunsten neuer Fahrzeuge, die sauber,<br />
leise und energieeffizient sind, be -<br />
schleunigt werden. Der VDB setzt da -<br />
bei nicht nur auf eine Belebung des<br />
schwachen Lokomotivengeschäfts. Er<br />
erwartet auch positive Effekte für<br />
Bahn betreiber, für die Beschäftigten in<br />
der Bahnindustrie, fü̈r Anwohner in<br />
der Nähe von Bahnstrecken und für<br />
die Umwelt. Das erklärte VDB-Haupt -<br />
geschäftsführer Ronald Pörner am<br />
17. September auf der Eröffnungs -<br />
pressekonferenz der InnoTrans in Ber -<br />
lin. Mehr als ein Fünftel der Gesamt -<br />
flotte an <strong>Die</strong>selloks in Deutschland,<br />
also rund 600 Loks, könnte nach Be -<br />
rechnungen des VDB mithilfe einer<br />
solchen Umwelt prämie aus dem Ver -<br />
kehr gezogen und durch Neufahr zeu -<br />
ge ersetzt werden. Nicht anders als<br />
bei Autos oder Last wagen belasten<br />
auch bei <strong>Die</strong>selloks die durch einen<br />
Verbrennungsmotor ent stehenden<br />
Emissionen die Umwelt. Durch den<br />
Einsatz von energieeffizienten Neu -<br />
fahr zeugen könnten die <strong>Die</strong>- sel -<br />
emissionen deutlich sinken: Kohlen -<br />
dioxidemissionen um 21 Prozent,<br />
Stick oxide um 71 Prozent und Rußpar -<br />
tikel um 97 Prozent. Gehe man von<br />
einem Ersatzzeitraum von drei Jahren<br />
aus, be deute das einen Prämienbedarf<br />
in Höhe von jährlich etwa 80 Millionen<br />
Euro, vor ausgesetzt, alle Lokomotiven<br />
wür den auch tatsä̈chlich ersetzt LM<br />
Bombardier: Dostos für Israel<br />
Mit der Bestellung 72 weiterer<br />
Doppel stockwagen von Bombardier<br />
unternimmt die Israelische Staatsbahn<br />
(ISR) einen wichtigen Schritt in ihrem<br />
Flottenmodernisierungsprogramm.<br />
<strong>Die</strong>se Bestellung ist Bestandteil eines<br />
im Oktober 2010 unterzeichneten<br />
Rahmenvertrages, auf dessen Basis<br />
letztes Jahr 150 Wagen bestellt wur -<br />
den. <strong>Die</strong> aktuelle Bestellung mit ei -<br />
nem Wert von ca. 122 Millionen Euro<br />
erhöht die Gesamtzahl neuer Doppel -<br />
stockwagen für ISR auf 222. Bombar -<br />
dier fertigt und testet die Wagen im<br />
Werk Görlitz. Der israelische Partner<br />
von Bombardier, das Unter nehmen<br />
Matar mit Sitz in Dimona, übernimmt<br />
anschließend die Endmontage. LM<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Zweckform: Enorm leistungsfähig sind die E40AC-Schmalspur-Elloks:<br />
Mit drei Loks werden 11.000-Tonnen-Züge gefahren<br />
Siemens<br />
SIEMENS<br />
13 neue Kraftprotze<br />
BHP Billiton Mitsubishi Alliance (BMA) hat bei Siemens 1 3 elek -<br />
trische Güterzugloks des Typs E40AC bestellt. BMA wird die Loks<br />
für den Kohletransport im australischen Bundesstaat Queensland<br />
von den Kohlegruben Caval Ridge und Daunia zum Kohleterminal<br />
in Hay Point einsetzen. BMA kann mit den weltweit leistungsstärksten<br />
AC-Schmalspurlokomotiven jährlich bis zu 1 5 Millionen<br />
Tonnen Kohle von der Grube zum Hafen transportieren. Durch die<br />
Bestellung erhöht sich die aus E40AC- Lokomotiven von Siemens<br />
bestehende Flotte im australischen Kohlebahnnetz auf 1 00 Stück.<br />
<strong>Die</strong> Lokomotiven werden im Münchner Werk von Siemens gebaut<br />
und getestet.<br />
<strong>Die</strong> Kohleganzzüge werden aus je drei E40AC-Lokomotiven und<br />
124 Waggons gebildet und eine Nutzlast von ca. 11.000 Tonnen<br />
haben. Mit einer Leistung von 4.000 kW und einer Dauerzugkraft<br />
von 450 kN bis 32 km/h ist die E40AC die weltweit leistungsstärkste<br />
elektrische Schmalspurlokomotive. Ausgestattet ist sie mit<br />
drahtloser und drahtgebundener Fernsteuerung und einem<br />
elektronisch gesteuerten, pneumatischen Bremssystem.<br />
Das zusätzliche elektrische Bremssystem der E40AC kann die<br />
Bremsenergie in das Fahrleitungssystem zurückführen. Dadurch<br />
lassen sich jährlich nicht nur beträchtliche Energiemengen<br />
einsparen, sondern auch die CO 2 -Emissionen erheblich senken.<br />
Der Lokkasten wurde so konstruiert, dass er Zug- und Druckkräfte<br />
bis 4 MN zulässt. Er ist mit einer automatischen Kupplung sowie<br />
Aufkletterschutz ausgerüstet und verfügt für die Sicherheit des<br />
Personals über einen verbesserten Führerraumschutz. Das<br />
Drehgestell ist eine Entwicklung von Siemens Graz. Der Rahmen<br />
ist eine Schweißkonstruktion, in die alle Anschlusspunkte für die<br />
Traktionsanlage, Antriebseinheiten und Drehgestell-Bremsanlage<br />
integriert sind. <strong>Die</strong> Rahmen des mittleren Drehgestells und der<br />
Enddrehgestelle sind austauschbar. <strong>Die</strong> Drehgestell-Bremsanlage<br />
besteht aus einer Klotzbremseinheit pro Rad. Feststellbremsen sind<br />
am mittleren Drehgestell montiert.<br />
LM<br />
23
AKTUELL<br />
<strong>Die</strong> 1245.518 überquert am 29. September mit dem Sonderzug 17697 die Innsbrucker Innbrücke zwischen<br />
Hötting und Westbahnhof<br />
M. Inderst<br />
GEBURTSTAG<br />
100 Jahre Mittenwaldbahn<br />
<strong>Die</strong> Mittenwaldbahn, auch Karwendelbahn genannt, feierte dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Am<br />
letzten September-Wochenende wurde das Jubiläum gefeiert<br />
Das Streckenjubiläum wurde am<br />
29. und 30. September 201 2 zwischen<br />
Innsbruck und Mittenwald<br />
(Samstag) bzw. Klais (Sonntag)<br />
gefeiert. Hierbei kam ein<br />
Sonderzug mit der ÖGEG-<br />
1245.518 und grünen Spantenwagen<br />
zum Einsatz. Laut Ankündigung<br />
sollte die Lok am Sonntag<br />
bis nach Garmisch-Partenkirchen<br />
verkehren, was allerdings<br />
nicht realisiert wurde. Um das<br />
Festwochenende dennoch zu retten,<br />
fuhr der Sonderzug dann<br />
mit einer 21 8 bis nach Klais. In<br />
Seefeld in Tirol bzw. Mittenwald<br />
waren mehrere Fahrzeuge ausgestellt,<br />
wie die beiden Talent-<br />
Bauarten der ÖBB und DB Regio,<br />
die DB-21 8 463 und eine<br />
Werbe-1 1 1 . Der ET 4041 verblieb<br />
beide Tage in Seefeld. Der Jubiläums-Taurus<br />
1 21 6.020 konnte<br />
wegen dem gleichzeitig stattfindenden<br />
Bahnhofsfest in Innsbruck<br />
nur am Sonntag in Mittenwald<br />
bestaunt werden.<br />
24<br />
<strong>Die</strong> Strecke von Garmisch nach<br />
Innsbruck über Seefeld ist das<br />
Ergebnis bereits im Vorfeld stattgefundener,<br />
lange anhaltender<br />
politischer Querelen. 1 904 wurde<br />
seitens des damaligen Verkehrsministeriums<br />
anstatt der<br />
vielumworbenen „Fernbahn”<br />
ent lang der Via Claudia die direkte<br />
Verbindung über das Seefelder<br />
Hochplateau gewählt.<br />
Lange Bauzeit<br />
Verzögerungen bei der Bauausführung<br />
sowie bei der Finanzierung<br />
ließen das Projekt erst 1 91 0<br />
beginnen. <strong>Die</strong> Strecke musste<br />
dabei von Innsbruck nach Seefeld<br />
einen Höhenunterschied<br />
von ca. 600 m überwinden, weshalb<br />
sich der Initiator und Bauherr,<br />
Ing. Riehl, für die Realisierung<br />
entlang der Südflanken der<br />
Alpen-Nordkette entschied. Das<br />
Gelände war sehr unwegsam, zudem<br />
musste er zahl reiche Kunstbauten<br />
errichten.<br />
<strong>Die</strong> wohl kühnsten Bauwerke<br />
sind der 1 .81 0 Meter lange Martinswandtunnel<br />
und die 66 Meter<br />
lange und fast 250 Tonnen<br />
schwere Schloßbachbrücke. Darüber<br />
hinaus wurden eine Vielzahl<br />
an Brücken und Viadukte<br />
nach einheitlichen Vorgaben errichtet,<br />
die die Bahnlinie zu einer<br />
technische Meisterleistung<br />
machten.<br />
Eröffnung in Etappen<br />
<strong>Die</strong> Mittenwaldbahn wurde in<br />
drei Etappen eröffnet. Am 1 . Ju li<br />
1912 wurde der Abschnitt Garmisch-Partenkirchen<br />
– Mittenwald<br />
dem Verkehr übergeben,<br />
am 28. Oktober 1 91 2 der Abschnitt<br />
von Mitten wald nach<br />
Inns bruck und ein Jahr darauf<br />
wurde der Lückenschluss von<br />
Garmisch-Partenkirchen nach<br />
Reutte in Tirol vollzogen, wo seit<br />
1905 als zweite Tirol-Bayern-Verbindung<br />
die Lokalbahn Schönbichl<br />
– Reutte existierte. MI
ÖSTERREICH<br />
Ausfahrt des Güterzuges 45145 mit der 2016.031 und der 1116.184<br />
aus dem Bahnhof Garmisch-Partenkirchen am 3. Oktober M. Inderst<br />
ÖBB<br />
Reihe 2016 im Außerfern<br />
Der Einsatz der <strong>Die</strong>sellok-Reihe 201 6 vor den Güterzügen ins<br />
Außerfern war bereits für den Februar vorgesehen, verzögerte sich<br />
allerdings u.a. durch die Sperrung der Brennerstrecke. Nun kommt<br />
seit Anfang Oktober eine 201 6 zusammen mit einem Taurus nach<br />
Reutte bzw. Vils zum Einsatz.<br />
MI<br />
TALENT 2<br />
Zulassungsfahrten auf ÖBB-Gleisen<br />
Der 442 700 von DB Regio befand sich von Mitte September für<br />
mehrere Wochen wegen Zulassungsfahrten in Österreich. Der<br />
Talent 2, der ab Dezember 201 3 im Werdenfelser Land zum Einsatz<br />
kommen wird, fuhr zunächst nach Tirol, wo zuerst die<br />
Störstrommessungen erfolgten. Auch im Oberinntal wurden<br />
mehrere Messfahrten durchgeführt. Nach einer Woche wurde der<br />
Zug nach Kärnten überstellt. Der Triebwagen war dann am<br />
Neumarkter Sattel bzw. einige Tage später am Semmering zu<br />
sehen, ehe er Mitte Oktober wieder nach Tirol zurückkehrte, um<br />
am 1 7. Oktober eine Präsentationsfahrt durchzuführen. MI<br />
ÖSTERREICH | TICKER<br />
S-Bahn Steiermark<br />
Nach dem VVT (siehe LM 1012, S. 24)<br />
feierte jetzt auch die S-Bahn-Steier -<br />
mark ihr fünfjähriges Bestehen. Der<br />
steierische Verkehrsverbund startete<br />
gemeinsam mit ÖBB, der GKB und der<br />
Steier märkischen Landesbahn im Jahre<br />
2007 mit sechs Linien, denen 2011 wei -<br />
tere drei Linien folgten. Heute benützen<br />
rund 50.000 Fahrgäste das S-Bahn-<br />
Angebot in der Steiermark, wobei seit<br />
2011 ein Fahrgastzuwachs von 30 % zu<br />
verzeichnen ist. Bis 2014 sind weitere<br />
Investitionen von 18,5 Millionen Euro in<br />
den infrastrukturellen Ausbau des<br />
Schnellbahnnetzes vorgesehen. MI<br />
Rail Cargo Austria<br />
<strong>Die</strong> Bilanzen der RCA war in den letzten<br />
Jahren von ständigen Verlusten geprägt<br />
und bedeutete ein Absacken der<br />
Eigenkapitalquote auf nur mehr acht<br />
Prozent. Um die Bilanz des größten<br />
österreichischen Güterverkehrsunternehmens<br />
vor weiteren Verlusten zu<br />
retten, griff man bei der RCA zu einem<br />
eleganten Bilanztrick. <strong>Die</strong> RCA<br />
veräußerte den gesamten Fuhrpark<br />
(15.000 Güterwagen) an die eigene<br />
Tochtergesellschaft Industriewaggon<br />
GmbH und least diese wiederum<br />
zurück.<br />
MI<br />
Metronom in Österreich<br />
Ende August/Anfang September befand<br />
sich die 146.542 von Metronom für<br />
mehrere Tage zu Testfahren in Kärnten.<br />
Dort wurde die Lok im Auftrag von<br />
Bombardier für unterschiedliche<br />
Testreihen eingesetzt.<br />
MI<br />
Probefahrt mit 442 700 am 21. September zwischen Rietz und Telfs-Pfaffenhofen im Oberinntal<br />
M. Inderst<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
25
AKTUELL<br />
ÖSTERREICH | NEWS<br />
GKB: Lange Nacht der Museen<br />
Am 6. Oktober fand die vom<br />
Österreichischen Rundfunk (ORF)<br />
veranstaltete „Lange Nacht der<br />
Museen“ in ganz Österreich statt.<br />
Über 670 Museen und Galerien waren<br />
daran beteiligt und öffneten ihre Türen<br />
für Nachtschwärmer von 18.00 bis<br />
1.00 Uhr früh. Das „Technische<br />
Eisenbahnmuseum Lieboch“ (TEML)<br />
präsentiert die vergangene Welt der<br />
Eisenbahn, im Besonderen der GKB.<br />
Hier ist die Dampflokomotive 56.3115<br />
ausgestellt, des weiteren konnte eine<br />
Sammlung historischer Gegenstände<br />
aus dem Eisenbahnbetrieb sowie die<br />
Ausstellung „Kohle, Dampf und<br />
Schiene – 150 Jahre GKB“ besichtigt<br />
werden. Am Graz Köflacherbahnhof<br />
war die Dampflokomotive 671 ausge -<br />
stellt. Der VT 10.02 wickelte den<br />
Pendelverkehr zwischen den beiden<br />
Ausstellungsstandorten ab. DZ<br />
GKB-671 samt Draisine auf der<br />
Grazer Herbstmesse D. Zehetner<br />
Herbstmesse Graz<br />
Vom 27. September bis zum 1. Okto -<br />
ber fand die diesjährige Grazer<br />
Herbstmesse statt. Als Publikums -<br />
magnet entpuppte sich die dabei<br />
gezeigte Sonderausstellung zum<br />
Thema „175 Jahre Eisenbahn für<br />
Österreich“. Mehr als 40 Aussteller<br />
präsentierten ihre Produkte und<br />
Fahrzeuge aus den Bereichen Eisen -<br />
bahn- und Schienen fahrzeugtechnik.<br />
<strong>Die</strong> Ellok 1016 017 der ÖBB und die<br />
Dampflok 671 der GKB waren in einer<br />
der Messehallen zur Besichtigung<br />
ausgestellt. Auch die Vereinigung<br />
„Bahnerlebnis Steiermark“, ein<br />
Zusammenschluss verschiedener<br />
steirischer Eisenbahnmuseen und<br />
Museums bahnen, informierte über<br />
das Angebot der einzelnen<br />
Vereinigungen.<br />
DZ<br />
Triebwagen 7022 101 der HZ auf Probefahrt von Wien nach Zagreb<br />
nahe Baden b. Wien<br />
A. Stettner<br />
INTERNATIONALER FERNVERKEHR<br />
Das SETA-Projekt<br />
Das SETA-Projekt (South East<br />
Transport Axis, www.seta-project.eu)<br />
startete im März 201 1 ,<br />
um Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Verkehrswege zwischen<br />
Zentral- und Südosteuropa<br />
zu entwickeln. Zusätzlich zu<br />
den bereits definierten trans -<br />
europäischen Schienenmagistralen<br />
soll der SETA-Korridor Berlin<br />
– Prag – Wien/Bratislava –<br />
Sopron – Szombathely – Zagreb<br />
ausgebaut werden, um auch die<br />
Adria-Häfen Rijeka und Koper<br />
im Güterverkehr schneller erreichen<br />
zu können.<br />
Langfristig (bis 2030) soll die<br />
Fahrzeit von Zagreb nach Wien<br />
im Personenverkehr nur mehr<br />
drei Stunden betragen, derzeit<br />
benötigt die schnellste Zugverbindung<br />
rund 6 ½ Stunden. Um<br />
dieses ehrgeizige Ziel zu verwirklichen<br />
haben die SETA-Projektpartner<br />
einen Plan erstellt,<br />
mit dem die Fahrzeiten bis 201 5<br />
vorerst auf vier Stunden verringert<br />
werden können. Mit kleineren<br />
Investitionen kann kurzfristig<br />
die Infrastruktur bei den<br />
beteiligten Bahnverwaltungen<br />
(vor allem in Westungarn) verbessert<br />
werden. Eine optimale<br />
Fahrplangestaltung mit weniger<br />
Zwischenstationen und ein wesentlich<br />
verkürzter Aufenthalt an<br />
der ungarisch-kroatischen Gren-<br />
ze, nach dem EU-Beitritt von<br />
Kroatien, können ebenfalls zu<br />
kürzeren Reisezeiten beitragen.<br />
Dass ein gestraffter Fahrplan<br />
und der Einsatz moderner Fahrzeuge<br />
bereits jetzt eine Fahrzeit<br />
von rund vier Stunden zulässt,<br />
wurde Ende September 201 2 eindrucksvoll<br />
bewiesen. Mit Unterstützung<br />
der beteiligten Eisenbahngesellschaften<br />
(HZ, MAV,<br />
GySEV und ÖBB), der zuständigen<br />
Behörden und finanziert<br />
durch die EU (South East Europe<br />
Transnational Cooperation Programme)<br />
konnte dabei die Machbarkeit<br />
der Lösungen aus dem<br />
SETA-Projekt einer Fachdelegation<br />
demonstriert werden.<br />
Am 28. September bewältigte<br />
der Neubau-<strong>Die</strong>seltriebwagen<br />
7022 1 01 der Kroatischen Eisenbahn<br />
(HZ) die 371 Kilometer lange<br />
Strecke zwischen den beiden<br />
europäischen Hauptstädten auf<br />
der Hin- und Rückfahrt in jeweils<br />
nur ca. vier Stunden. Das<br />
dreiteilige Niederflur-Fahrzeug<br />
wurde von den Unternehmen<br />
Koncar EV und TZV Gredelj in<br />
diesel-elektrischer Aus führung<br />
gebaut und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 1 60 km/h,<br />
ist aber in der derzeitigen Innenausstattungsvariante<br />
vorzugsweise<br />
für den Regionalverkehr<br />
konzipiert.<br />
AS<br />
26
ÖSTERREICH<br />
Auch nach 97 <strong>Die</strong>nstjahren noch voll betriebstauglich: Am 3. Oktober war die E 22 005 der Linzer<br />
Lokalbahn mit einem leeren Rübenzug bei Unterhilliglah unterwegs<br />
H. Luttenberger<br />
LINZER <strong>LOK</strong>ALBAHN<br />
Oldie im Einsatz<br />
Auch 201 2 wurden auf der Linzer<br />
Lokalbahn Rüben verladen.<br />
Ende September und Anfang<br />
Oktober wurde der Ladeplatz in<br />
Straß-Emling montags bis freitags<br />
mit je zehn Wagen von Eferding<br />
bedient. Zum Einsatz kam<br />
abwechselnd die E 20 007 aus<br />
dem Jahre 1 956 und sogar die<br />
betagte E 22 005 von 1 91 5. HL<br />
ÖGLB<br />
Zweizugbetrieb<br />
<strong>Die</strong> elektrische schmalspurige<br />
Lokalbahn Payerbach – Hirschwang<br />
(LBP-H) diente von<br />
1918 bis 1982 vorrangig der Versorgung<br />
einer Papierfabrik in<br />
Hirschwang mit Rohstoffen sowie<br />
dem Abtransport von Papierprodukten.<br />
Von 1 926 bis 1 963<br />
fand planmäßiger Personenverkehr<br />
mit Elektrotriebwagen und<br />
Beiwagen statt. Seit 1 979 führen<br />
Mitarbeiter der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Lokalbahnen<br />
(ÖGLB) einen Museumsbetrieb<br />
an Wochenenden im Sommer<br />
durch. Seit der Einstellung des<br />
Planbetriebs werden auch die<br />
Arbeiten für die Erhaltung der<br />
Strecke von der ÖGLB besorgt.<br />
Triebwagen 1 wurde aus den<br />
noch vorhandenen Drehgestellen<br />
sowie einem Wagenkasten ei-<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Höher als lang ist die kleine E1 der Museumsbahn Payerbach –<br />
Hirschwang, hier am 15. September mit dem Beiwagen 11 D. Zehetner<br />
nes Beiwagens originalgetreu rekonstruiert.<br />
Seit dem Jahr 2005<br />
bewältigt Tw 1 den planmäßigen<br />
Museumsbetrieb. Zu bestimmten<br />
Terminen werden andere<br />
Triebfahrzeuge im Museumsverkehr<br />
eingesetzt.<br />
Beim diesjährigen „Zweizugsamstag"<br />
am 1 5. September waren<br />
die <strong>Die</strong>sellok V2 (Windhoff,<br />
763/1 943) mit dem von der Badner<br />
Bahn stammenden Beiwagen<br />
Bw 21 und die elektrische<br />
Lokomotive E1 (Baujahr 1 903,<br />
Brand-Lhuillier, Brünn/SSW,<br />
Wien) mit dem Original-Beiwagen<br />
Bw 1 1 im Betrieb. Nach der<br />
abgeschlossenen Restaurierung<br />
des genannten Triebwagens sind<br />
die V2 und die E1 nur mehr selten<br />
im Personenverkehr anzutreffen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>sellok V2 kommt<br />
in der Regel nur noch vor Bauzügen<br />
zum Einsatz, die E1 fast ausschließlich<br />
mit bestellten Sonderzügen.<br />
DZ<br />
27
AKTUELL<br />
Schon mehrfach einstellungsbedroht: <strong>Die</strong> Aigle-Le Sepey-Les Diablerets-Bahn, hier in alter und neuer<br />
Farbgebung in Le Sepey H.-B. Schönborn (3)<br />
BAHNREFORM 2<br />
Kahlschlag im Regionalverkehr?<br />
<strong>Die</strong> Eisenbahn genießt als Verkehrsmittel in der Schweiz traditionell einen hohen Stellenwert. Geht es<br />
aber nach dem Bundesamt für Verkehr, könnte schon in den nächsten Jahren eine Stilllegungslawine<br />
in der Eidgenossenschaft losbrechen<br />
Gestützt auf einen Verordnungsentwurf<br />
zur „Bahnreform 2“, der<br />
anfangs Oktober 201 2 in die Diskussionsrunden<br />
geschickt wurde<br />
und zu den die Kantone und andere<br />
Betroffene bis 22. November<br />
Stellung nehmen können,<br />
schlägt das Bundesamt für Verkehr<br />
(BAV) vor, einen Kostendeckungsgrad<br />
für Regionalbahnlinien<br />
einzuführen. Wird dieser<br />
nicht erreicht, sind alternative<br />
Angebote mit einem besseren<br />
Kosten-Nutzen-Verhältnis zu suchen.<br />
175 Strecken betroffen<br />
Zurzeit weisen von den 300 regionalen<br />
Eisenbahnlinien in der<br />
Schweiz etwa 1 75, also weit mehr<br />
als die Hälfte, einen Kostendeckungsgrad<br />
von weniger als 50<br />
Prozent auf. Das BAV schlägt<br />
nun vor, dass in Zukunft vor<br />
28<br />
größeren Investitionen in Betriebsmittel<br />
bei Bahnen mit einem<br />
geringen Kostendeckungsgrad<br />
geprüft werden muss, ob<br />
nicht wirtschaftlichere Alternativen,<br />
also beispielsweise die Umstellung<br />
auf Busbetrieb, bestehen.<br />
Mit der Definition von<br />
einheitlichen Prüfkriterien will<br />
das BAV ein Instrument schaffen,<br />
welches im Einzelfall die<br />
Prüfung von Bahnlinien ermöglicht.<br />
Alternative Bus<br />
Um Fehlinvestitionen in die Infrastruktur<br />
zu vermeiden, soll<br />
beim Entscheid einer Umstellung<br />
auch die Substanz der bestehenden<br />
Infrastruktur berücksichtigt<br />
werden. Wurde also<br />
beispielsweise die Infrastruktur<br />
kurz vor dem Umstellungsentscheid<br />
erneuert, macht eine Um-<br />
stellung wenig Sinn. <strong>Die</strong>nt die<br />
entsprechende Regionalstrecke<br />
auch dem Güter- und Fernreiseverkehr,<br />
ist eine Umstellung<br />
ebenfalls eher zweifelhaft. Auch<br />
der Zustand des vorhandenen<br />
Rollmaterials ist ein Prüfungskriterium:<br />
<strong>Die</strong>ses soll ja mindestens<br />
20 bis 30 Jahre eingesetzt<br />
werden können, außerdem sind<br />
gerade Schmalspurfahrzeuge oft<br />
nicht auf anderen Linien einsetzbar.<br />
Ergebnis noch offen<br />
Bei seinem Vorschlag beruft sich<br />
das Bundesamt für Verkehr auf<br />
eine Entscheidung des Bundesrates<br />
vom 1 . September 201 0,<br />
nach der die „Umstellung Bahn<br />
– Bus“ weiter verfolgt werden<br />
soll. Auf die Ergebnisse der Erörterungen<br />
darf man gespannt<br />
sein.<br />
SÖN
ELTSCHWEIZ<br />
SCHWEIZ | NEWS<br />
<strong>Die</strong> Gelenktriebwagen Be 2/6 der MOB sind ständig im Regionalverkehr<br />
ab Montreux ständig im Einsatz<br />
FAHRZEUGBESCHAFFUNG<br />
Gemeinsam sparen<br />
Vier Meterspurbahnen aus der französischsprachigen Westschweiz<br />
wollen gemeinsam insgesamt 1 7 neue Triebfahrzeuge im Wert von<br />
etwa 1 50 Millionen Franken beschaffen. <strong>Die</strong>s sind die Chemin de fer<br />
Montreux–Oberland Bernois (MOB), Transports de la région Morges–Bière–Cossonay<br />
(MBC/BAM), Transports Publics Fribourgeois<br />
(TPF) und Transports Vallée de Joux–Yverdon-les-Bains–Ste-Croix<br />
(TRAVYS). Mit diesem Vorgehen sollen Kosten bei der Beschaffung<br />
der nächsten Fahrzeuggeneration gespart werden, obwohl die Bedürfnisse<br />
der Bahnen sehr unterschiedlich sind: <strong>Die</strong> MOB möchte<br />
vier zweiteilige Züge mit jeweils zwei Triebwagen Be 4/4, die MBC<br />
drei zweiteilige Züge mit jeweils zwei Triebwagen (A)Be 4/4 sowie<br />
einen dreiteiligen mit einem Zwischenwagen B, die TPF sechs dreiteilige<br />
Züge mit Triebwagen ABe 4/4, Mittelwagen B und Steuerwagen<br />
Bt und TRAVYS benötigt drei dreiteilige Züge mit jeweils zwei<br />
Triebwagen Be 4/4 und einem Mittelwagen (A)B.<br />
Ein bedeutsamer Unterschied liegt beim Stromsystem: MBC und<br />
TRAVYS fahren mit Wechselstrom 1 5 kV/1 6,7 Hz, MOB und TPF mit<br />
Gleichstrom. Schließlich erhoffen sich die Bahnen von der größeren<br />
Bestellung, dass neben Stadler, dem weltweit größten Anbieter für<br />
Schmalspurfahrzeuge auch Bombardier ein Angebot einreicht, da<br />
Bombardier für sein Werk Villeneuve eine „Zwischenauslastung“<br />
aufgrund der verspäteten Auslieferung der SBB-Fernverkehrs-Doppelstockzüge<br />
braucht. Allerdings hat Stadler in den vergangenen Jahren<br />
für MOB und TRAVYS bereits Gelenktriebwagen Be 2/6 gebaut.<br />
<strong>Die</strong> neuen Fahrzeuge sollen zwischen Januar 201 5 und Juli 201 6 abgeliefert,<br />
Optionen für weitere Züge sollen ebenfalls vereinbart werden.<br />
SÖN<br />
KONKURRENZ<br />
Neue Fernbusse Zürich – München<br />
Seit dem 1 4. September 201 2 bietet ein deutsches Busunternehmen<br />
von Montag bis Donnerstag drei, von Freitag bis Sonntag fünf Verbindungen<br />
Zürich – Konstanz – Friedrichshafen – München zu einem<br />
Preis ab 1 5 Euro an, wobei die Nutzung der Bodenseefähre eingeschlossen<br />
ist. <strong>Die</strong> Reisezeit beträgt knapp fünf Stunden. SÖN<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
WSB ohne Güterverkehr<br />
Zum Fahrplanwechsel am 9. Septem -<br />
ber gibt die Wynental- und Suhren -<br />
talbahn (WSB) den Transport von nor -<br />
malspurigen Güterwagen auf<br />
Rollböcken in Richtung Reinach –<br />
Men ziken auf, nachdem der Güterver -<br />
kehr im benachbarten Suhrental<br />
mangels Nachfrage schon seit einigen<br />
Jahren ruht. Einerseits müssten die<br />
betagten, von der WSB selbst ent -<br />
wickelten Rollböcke in nächster Zeit<br />
ersetzt werden, andererseits ist die<br />
Nachfrage rückläufig: Wurden 2007<br />
noch etwa 700 Güterwagen mit<br />
33.000 Tonnen Last befördert, werden<br />
es im laufenden Jahr deutlich weniger<br />
als 20.000 Tonnen Güteraufkommen<br />
sein. Dazu tragen die schwierige<br />
Situation der Exportindustrie, die<br />
Produktions verlagerung bei der Alu<br />
Menziken und der harte Konkurrenz -<br />
kampf innerhalb des Lastwagengewerbes<br />
bei. <strong>Die</strong> erst 2010 in Betrieb<br />
genommene Rollbock-Verladeanlage<br />
im Bahnhof Suhr sowie die frei wer -<br />
denden Gleise in Suhr, Men ziken und<br />
Reinach sollen als Ab stellgleise für<br />
„bald zu beschaffen de zusätzliche<br />
Pendelzüge” sowie den Baudienst<br />
genutzt werden. Unklar ist noch, wie<br />
in Zukunft die Zuckerrüben aus dem<br />
Wynental abtransportiert werden,<br />
allerdings ist eine Bahnver ladung in<br />
Triengen denkbar.<br />
SÖN<br />
Bald arbeitslos sind die Gepäck -<br />
triebwagen der WSB<br />
FART: Züge abgestellt<br />
Zwischen September 2010 und Mai<br />
2011 hat die Ferrovie Autolinee<br />
Regionali Ticinese (FART) vier<br />
Triebwagen ABe 4/6 bei Bombardier<br />
modernisieren und zu ABe 4/8<br />
erweitern lassen. Nachdem einer<br />
dieser Züge, welche neu als „Cento-<br />
valli-Express“ vermarktet werden,<br />
zweimal aus ungeklärten Gründen<br />
entgleist war, sind die vier Garnituren<br />
seit mehreren Monaten abgestellt<br />
bzw. zur „Überarbeitung“ in der<br />
Werkstatt in Ponte Brolla. SÖN<br />
29
AKTUELL<br />
<strong>Die</strong> Baureihenbezeichnung 844 tragen die markanten RegioShark-Triebwagen der CD. Am 3. Oktober begegnete<br />
der „Regional-Hai” einer „Brotbüchse” der Reihe 810 in Domazlice<br />
T. Szymanowski<br />
TSCHECHIEN<br />
Triebwagen-Offensive<br />
Neue Triebwagen erobern tschechische Haupt- und Nebenbahnen. Gleichzeitig zog ein bewährter<br />
Triebwagen-Veteran in das Eisenbahnmuseum Luzna u Rakovnika ein<br />
setzt, hier werden die Strecken<br />
nach Plasy, Domazlice und Rokycany<br />
befahren.<br />
Im Museum Luzna u Rakovnika<br />
eingezogen ist hingegen der res -<br />
taurierte M 240.01 00 samt ei-<br />
Seit Anfang Oktober 201 2 sind<br />
mehrere neue Triebwagen bei<br />
der Tschechischen Bahn CD im<br />
planmäßigen Einsatz. Ein tschechisches<br />
Produkt (Skoda Vagonka)<br />
ist der „RegioPanter”. Auf der<br />
zukünftigen Einsatzstrecke (Kadan–)<br />
Most – Usti nad Labem –<br />
Decin ist derzeit der erste Zug<br />
(440/441 /442 001 ) im Einsatz.<br />
Zwei weitere Fahrzeuge übernehmen<br />
Leistungen zwischen<br />
Pardubice, Hradec Kralove und<br />
Jaromer. <strong>Die</strong> zweiteilige Variante<br />
(650/651 ) dieser modularen<br />
Elektro-Triebzugreihe wird seit<br />
dem 8. Oktober auf der Strecke<br />
Ceske Budejovice – C. Velenice<br />
im Fahrgasteinsatz erprobt.<br />
Optisch recht gewöhnungsbedürftig<br />
ist die neue <strong>Die</strong>seltriebwagen-Reihe<br />
844 namens „RegioShark”<br />
vom polnischen<br />
Hersteller PESA. Ein erstes Fahrzeug<br />
(844 002) wird probeweise<br />
im Raum Plzen (Pilsen) eingenem<br />
Balm-Beiwagen. Der betriebsfähige<br />
und 70 km/h<br />
schnelle Veteran aus den 60er-<br />
Jahren soll auf der Museumsbahn<br />
Krupa – Kolesovice eingesetzt<br />
werden.<br />
NK/LM<br />
Im CD-Werk Nymburk wurde der M 240.0100 mustergültig aufgearbeitet.<br />
Er soll 2013 im Museumsbahndienst eingesetzt werden CD<br />
30
WELTWEIT<br />
WELTWEIT | NEWS<br />
Ein interessanter Weg zum Bahnhof: Um zum Haltepunkt Pstrusa zu<br />
gelangen, muss dieser „Brückenwagen” durchquert werden T. Böhme<br />
SLOWAKEI<br />
Fahrzeug-Raritäten<br />
Das südslowakische Dorf Pstrusa an der Strecke Zvolen – Lucenec<br />
besitzt einen Haltpunkt abseits des Ortes. Dort gab es bis vor rund<br />
50 Jahren eine Holzbrücke über den kleinen Fluß Slatina. Ein Hochwasser<br />
des Nebenflusses des Hron zerstörte allerdings die Brücke.<br />
Da die Mittel in der ehemaligen Tschechoslowakei knapp waren, kam<br />
man auf die Idee, einen nicht mehr benötigten Reisezugwagen als<br />
Ersatzbrücke zu nutzen. <strong>Die</strong>s war nur als „Übergangslösung” gedacht,<br />
aber daraus wurden rund 50 Jahre und ein Ende ist nicht abzusehen.<br />
Erst kürzlich wurde der zuletzt mir der Nummer 331 29 in<br />
Bratislava stationierte „Brückenwagen” neu gestrichen und der Boden<br />
erneuert. Während dieser Wagen wohl nie wieder auf Schienen<br />
stehen wird, macht der Wiederaufbau einer slowakischen Dampflok<br />
Fortschritte: Im Lokdepot Zvolen wird durch Eisenbahnfreunde die<br />
Tenderlok 354.1 1 78 in ehrenamtlicher Arbeit restauriert: Der aufgearbeitete<br />
Kessel ist aus Polen zurück, und jetzt kümmern sich die<br />
Museumsbahner um das Fahrwerk und den Rahmen. TB<br />
Meseumsloks unter sich in Zvolen: Neben der T678 0012 wird die<br />
Dampflok 354.1178 aufgearbeitet<br />
T. Böhme<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Belgien: Neues Museum<br />
Belgiens Eisenbahnen kehren zu ihren<br />
Ursprüngen zurück: Am Bahnhof<br />
Brüssel Schaerbeek, von wo aus am<br />
5. Mai 1835 der erste Zug nach<br />
Mechelen (Malines) abfuhr, entsteht<br />
das neue Bahnmuseum Train World.<br />
Gleichzeitig nutzt die belgische<br />
Staatsbahn SNCB/NMBS die<br />
Gelegenheit, das Bahnerbe des<br />
Landes an einer Stelle zu<br />
konzentrieren, denn bislang sind<br />
Loks und Wagen an fünf Standorten,<br />
in Löwen (Louvain), Mechelen<br />
(Malines), Brüssel-Nord, Schaerbeek<br />
und La Louvière stationiert. Bauherr<br />
ist die SNCB-Holding. Für die<br />
Renovierung des alten Bahnhofs aus<br />
dem Jahre 1913, Museum und<br />
Muséographie werden 20,5 Millionen<br />
Euro investiert. 175 Jahre Eisenbahn<br />
in Belgien und Europa werden<br />
dokumentiert, der berühmte Zeichner<br />
Francois Schuiten (*1956), selbst in<br />
Schaerbeek ansässig, sorgt dafür,<br />
dass das Bahnerbe ins rechte Licht<br />
gesetzt wird.<br />
Schmuckstück von TrainWorld wird<br />
die Schnellzuglokomotive 12004, die<br />
auf der Strecke Brüssel – Ostende am<br />
12. Juni 1939 einen Rekord fuhr und<br />
das „blaue Band“ für Belgiens<br />
Eisenbahn sicherte: An der Spitze<br />
eines Zuges von vier Inox-Wagen,<br />
durcheilte der Zug die 114,3 Kilo -<br />
meter zwischen Brüssel-Midi und<br />
Ostende-Quai in einer Stunde – mit<br />
einer Minute Halt in Brügge.<br />
Das Museum TrainWorld wird kein<br />
klassisches Eisenbahnmuseum, es<br />
geht um Szenen aus dem Bahnleben<br />
in Belgien und Europa. Das Ganze in<br />
einem Dekor gestaltet, das interaktiv<br />
und leicht veränderbar ist. Zu Loks<br />
und Wagen kommen Fotos, Filme,<br />
Plakate und Dokumente. <strong>Die</strong> Dauer -<br />
ausstellung ergänzen Sonderpräsen -<br />
tationen, Ziel ist ein permanenter<br />
Dialog rund um das belgische Eisen -<br />
bahn-Erbe. Deshalb bezieht die SNCB<br />
auch die zahlreichen ehrenamtlichen<br />
Gruppierungen von Eisenbahnfreunden<br />
des Landes mit ein. WOH<br />
31
TITELTHEMA<br />
DIE ALLGÄUBAHN<br />
Letztes Refugium der S 3/6<br />
HAUPTSTRECKE BUCHLOE – LINDAU Durch eine spektakuläre Landschaft<br />
schlängelt sich die <strong>Allgäubahn</strong> durch das Voralpenland und dann hinab<br />
zum Bodensee. Seit jeher sind die Lokomotiven hier besonders gefordert, doch<br />
eine Alternativroute durch das Flachland kam beim Bau nicht in Frage<br />
32
DIE ALLGÄUBAHN<br />
Der D 95 aus der Schweiz passiert am 12. Mai 1962<br />
mit der 18 630 die Ortschaft Schlachters. Im<br />
Hintergrund erkennt man Lindau, den Bodensee<br />
und die Berge Österreichs Harald Navé<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
33
TITELTHEMA<br />
D<br />
er Rivalität zwischen Bayern und Württemberg<br />
verdanken wir die einzigartige Strec -<br />
kenführung der <strong>Allgäubahn</strong> von Buchloe<br />
nach Lindau durch das Voralpenland: Sattgrüne<br />
Wiesen, tiefblaue Seen, braune Kühe mit bimmelnden<br />
Glocken, dunkle Tannenwälder, gemütliche<br />
Dörfer und verschneite Berggipfel begleiten<br />
die Strecke links und rechts. Ja, das Klischee von<br />
der alpenländischen Idylle bewahrheitet sich an<br />
vielen Stellen.<br />
Durch dieses gleichermaßen schöne wie<br />
schwierige Gelände wäre die Bahn wohl nie gebaut<br />
worden, hätte nicht Napoleon zu Beginn des 1 9.<br />
Jahrhunderts die Grenzen in Europa neu gezogen.<br />
Das Allgäu, eine über Jahrhunderte zusammengehörige<br />
und historisch gewachsene Region, war<br />
plötzlich zerrissen zwischen den Königreichen<br />
Bayern und Württemberg, die nun einen Zugang<br />
zum Bodensee erhalten hatten. Beide wollten den<br />
lukrativen Handel über den See hinweg mit dem<br />
Bau von Eisenbahnen stärken – und dabei den jeweiligen<br />
Nachbarn auf keinen Fall vom Bahnbau<br />
profitieren lassen. So lautete die Maßgabe der Regierung<br />
in München Mitte der 1 850er-Jahre: Kein<br />
Meter Gleis auf württembergischem Territorium!<br />
Der Preis dafür waren starke Steigungen, enge<br />
Allgäu und Kühe, das gehört einfach zusammen: Bei<br />
Stiefenhofen ist am 25. September 2011 ein 612-Doppel<br />
als RE nach Lindau unterwegs<br />
Felix Löffelholz<br />
ERÖFFNUNGSDATEN<br />
Hauptstrecke Augsburg – Lindau<br />
Augsburg – Buchloe – Kaufbeuren 1. September 1847<br />
Kaufbeuren – Kempten 1. April 1852<br />
Kempten – Immenstadt 1. Mai 1853<br />
Immenstadt – Oberstaufen 1. September 1853<br />
Oberstaufen – Lindau-Aeschach 12. Oktober 1853<br />
Lindau-Aeschach – Lindau Hbf 13. Juli 1854<br />
Zweigstrecke München – Buchloe<br />
Buchloe – Kaufering 1. November 1872<br />
München – Kaufering 1. Mai 1873<br />
Sonstige Bestandteile<br />
Umfahrung Kempten Hbf 1. Juli 1907<br />
Neuer Hauptbahnhof Kempten 28. September 1969<br />
34
DIE ALLGÄUBAHN<br />
Krümmungen, hohe Brücken, tiefe Einschnitte,<br />
die Aufschüttung des damals größten Bahndamms<br />
der Welt bei Röthenbach, ein Tunnel bei Oberstaufen<br />
und weit ausholende Schleifen, um die großen<br />
Höhenunterschiede zu überwinden.<br />
Damm von 53 Meter Höhe<br />
Auf der berüchtigten Günzacher Steige (81 7 Meter<br />
ü.d.M.) erreichte die Strecke ihren höchsten Punkt,<br />
doch der zweifellos schwierigste Abschnitt lag zwischen<br />
Oberstaufen und Lindau mit rund 400 Metern<br />
Höhendifferenz zwischen Allgäu und Bodensee.<br />
Hier musste sich die Bahn außerdem durch<br />
<strong>Die</strong> Steine zu dessen<br />
Aufschüttung versanken mehrmals<br />
im schlammigen Untergrund<br />
und brachten die Konstrukteure an<br />
den Rand der Verzweiflung.<br />
einen schmalen bayerischen Korridor zwischen<br />
Württemberg und dem österreichischen Vorarlberg<br />
zwängen. Nach dem Durchstich des Oberstaufener<br />
Tunnels führte man die Strecke durch<br />
das enge Tal der Oberen Argen, hob bei Harbats -<br />
hofen einen tiefen Einschnitt aus und schüttete vor<br />
dem Bahnhof Röthenbach den gewaltigen Rentershofener<br />
Damm auf: 525 Meter Länge, 53 Meter<br />
Höhe, 280 Meter Basisbreite.<br />
All das geschah größtenteils in Handarbeit.<br />
Und als sei es der Hindernisse nicht genug gewesen,<br />
musste auch noch die auf einer Insel im Bodensee<br />
gelegene Stadt Lindau über einen Damm<br />
erschlossen werden. <strong>Die</strong> Steine zu dessen Aufschüttung<br />
versanken mehrmals im schlammigen<br />
Untergrund und brachten die Konstrukteure an<br />
den Rand der Verzweiflung. So führten die politischen<br />
und topografischen Zwänge letztlich dazu,<br />
dass die Bahn zwischen Oberstaufen und Lindau<br />
51 ,5 Kilometer zurücklegt, während es auf der<br />
Straße nur etwa 30 Kilometer sind. Auf der Gesamtstrecke<br />
Buchloe – Lindau hätte man ebenfalls<br />
mehr als 20 Kilometer einsparen können, wie die<br />
später entstandene Verbindung Buchloe – Memmingen<br />
– Kisslegg – Hergatz zeigt.<br />
Was den Eisenbahnpionieren Kopfzerbrechen<br />
bereitet hatte, lernten schon bald ganze Generationen<br />
von Eisenbahnfreunden zu schätzen: <strong>Die</strong><br />
Strecke durch das von Wiesen, Bergen, Wäldern,<br />
Seen und Dörfern geprägte Land kommt einer Modellbahnidylle<br />
gleich und bietet neben traumhaften<br />
Ausblicken aus dem Zugfenster auch zahllose Foto<br />
grafiermöglichkeiten.<br />
Interessante Fahrzeuge waren hier ohnehin<br />
schon immer eingesetzt. So fand hier die bayerische<br />
S 3/6 in den 1 960er-Jahren eines ihrer letzten<br />
großen Reviere, später lockten die V 200, die Gas -<br />
turbinenloks der Baureihe 21 0 und das Einzelstück<br />
V 320 001 . Heute ist vor allem die 21 8 ein begehrtes<br />
Fotomotiv.<br />
Grenzkontrolle in Oberstaufen!<br />
Doch der Reihe nach. Wir wollen am dem Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs beginnen. <strong>Die</strong> zögerlichen<br />
Neuanfänge ab 1 945 beschränkten sich auf nur<br />
ganz wenige Personenzüge. <strong>Die</strong> edlen Schnellzugdampfloks<br />
der Baureihe S 3/6, alias Baureihe 1 8,<br />
waren nun zu Nahverkehrsdiensten degradiert und<br />
mussten mit preußischen Abteilwagen die kleinen<br />
Landbahnhöfe abklappern.<br />
Als einziger Teil Bayerns war der Landkreis Lindau<br />
französisch besetzt, sodass in Oberstaufen<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
35
TITELTHEMA<br />
Gegen diesen Boliden konnte keine S 3/6 etwas ausrichten: <strong>Die</strong> V 320 001 hat im Oktober 1967 den D 96<br />
in die Schweiz am Haken. Er besteht zur Hälfte aus SBB-Wagen<br />
Wilhelm Tausche/Slg. Th. Wunschel<br />
Grenzkontrollen mit 20-minütigem Aufenthalt<br />
eingeführt wurden. <strong>Die</strong>se waren 1 951 wieder Geschichte,<br />
und bereits im Sommer 1 953 gab es drei<br />
D-Zug-Paare zwischen München und Zürich beziehungsweise<br />
Bern. Außerdem fuhren Eilzüge<br />
zwischen Augsburg und Oberstdorf sowie zwischen<br />
München und Lindau. Wie bereits vor dem<br />
Krieg setzte man wieder auf die bewährte S 3/6 für<br />
die anspruchsvollen Leistungen. <strong>Die</strong> schwersten<br />
Züge wurden dabei sogar in Doppeltraktion bespannt!<br />
Den Nah- und Güterverkehr bewältigten<br />
vor allem die Baureihen 38, 39, 50, 54, 64, 78 und<br />
86. Und auch die beliebten Ulmer 03 kamen mit<br />
einzelnen Leistungen ins Allgäu.<br />
Triebwagen auf der <strong>Allgäubahn</strong><br />
Ebenso typenreich gestaltete sich zu Bundesbahnzeiten<br />
der <strong>Die</strong>selbetrieb. Bereits die Reichsbahn<br />
hatte acht Triebwagen der Baureihe VT 1 37 (Nr. 21 0<br />
– 21 7) mitsamt den passenden Steuerwagen in<br />
Kempten stationiert, von denen einzelne noch bis<br />
1964 auf der <strong>Allgäubahn</strong> eingesetzt wurden.<br />
Moderne Zeiten begannen mit der Lieferung<br />
der drei Schienenbus-Prototypen VT 95 903 bis<br />
905 im Mai 1 950 an das Bw Kempten. Schon bald<br />
folgten die Serienfahrzeuge sowie die zweimotorigen,<br />
für die steigungsreiche <strong>Allgäubahn</strong> besser geeigneten<br />
VT 98. Als Besonderheit war der Schi-<br />
Stra-Bus täglich zu beobachten: Er befuhr von 1 954<br />
bis 1 958 die Relation Augsburg – Füssen über Bad<br />
Wörishofen und nutzte zwischen Pforzen und<br />
Biessenhofen auch die Gleise der <strong>Allgäubahn</strong>.<br />
<strong>Die</strong> V 200 0 wurde ab Mai 1 962 im Allgäu heimisch.<br />
Bis Juli 1 965 erhöhte sich ihr Bestand auf<br />
sechs Maschinen. Dank ihr ließen sich die Fahrzeiten<br />
zwischen München und Lindau gegenüber<br />
der Dampftraktion um etwa 30 Minuten reduzieren,<br />
was vor allem dem kontinuierlich zunehmenden<br />
internationalen Schnellzugverkehr großen<br />
Nutzen brachte. Doch in Kreisen der Eisenbahnfreunde<br />
war die schnittige <strong>Die</strong>sellok nicht gerne<br />
gesehen, ließ sie doch die geliebten S 3/6 immer<br />
überflüssiger werden.<br />
Da sich die V 200 0 bald als zu schwach für die<br />
anspruchsvolle <strong>Allgäubahn</strong> erwies, folgte ab 1 963<br />
die leistungsfähigere V 200 1 . Sie ermöglichte<br />
schließlich die vollständige Verdieselung des<br />
Schnellzugverkehrs im Allgäu. Noch bis Ende<br />
1967 waren die stolzen S 3/6 – 18 6 mit Neubaukessel<br />
– vor den hochwertigen Zügen anzutreffen<br />
und lockten ihre Fans in Scharen an.<br />
Wie enttäuschend muss dann die Invasion der<br />
noch moderneren und noch schlichteren <strong>Die</strong>selloks<br />
der V-1 60-Familie empfunden worden sein!<br />
Erste Vertreterin der Loks mit dem kantigen Gesicht<br />
im Allgäu war die Gasturbinen-Versuchslok<br />
V 1 69 001 (ab 1 968: 21 9 001 ) im März 1 966.<br />
Gasturbinen und V 320 001<br />
Sie blieb bis 1 975 und bewährte sich, sodass im<br />
Jahr 1 971 acht Exemplare der noch leistungsfähigeren<br />
Gasturbinenloks der Baureihe 21 0 folgten.<br />
Nachdem allerdings zwei Gasturbinen in Flammen<br />
aufgegangen waren, verabschiedete sich die<br />
36
DIE ALLGÄUBAHN<br />
<strong>Die</strong> P 3/5 N 3832 gehörte über viele Jahre zum Bw Kempten, wo auch das Bild entstand. <strong>Die</strong> Reichsbahn<br />
gab ihr die Nummer 38 012, musterte sie aber schon 1933 aus<br />
Slg. Th. Wunschel<br />
<strong>Die</strong> 18 528 vom Bw Lindau wurde nicht mehr zur 18.6 umgebaut und lief bis Ende 1962 mit ihrem alten<br />
Kessel, hier am 28. April mit P 1546 bei Röthenbach<br />
Harald Navé<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
37
TITELTHEMA<br />
Der einzige Tunnel: Oberstaufen<br />
<strong>Die</strong> stolze S 3/6 mit einem kurzen Personenzug: Tunnel Oberstaufen am 28. April 1962<br />
Harald Navé<br />
Am 12. Mai 1962 nahm Harald Navé den P 1357 bei Hergensweiler mit der 38 1935 auf<br />
Harald Navé<br />
38
DIE ALLGÄUBAHN<br />
In der Gegenrichtung ist im Oktober 1962 der VT 32 012 im Einsatz<br />
Wilhelm Tausche/Slg. Th. Wunschel<br />
Bundesbahn im Jahr 1 978 wieder von der einst<br />
vielversprechenden Technik, der auf den Strecken<br />
des Allgäus eine große Zukunft hätte bevorstehen<br />
können.<br />
<strong>Die</strong> wohl populärste <strong>Die</strong>sellokomotive der <strong>Allgäubahn</strong><br />
war der Einzelgänger V 320 001 (ab 1 968:<br />
232 001 ). Das sechsachsige Ungetüm war mit zwei<br />
Motoren zu je 1 .379 kW in der V-1 60-Familie leis -<br />
tungsmäßig ganz oben angesetzt und konnte – wie<br />
bereits die Gasturbinenloks – anstelle einer 21 8-<br />
Doppeltraktion eingesetzt werden. 1 964 kam sie<br />
aus Hamm zu Erprobungszwecken nach Kempten<br />
und avancierte schnell zum viel fotografierten Star<br />
des dortigen <strong>Die</strong>sellokbestands. Ihr Einsatz endete<br />
trotz bester Erfahrungen im Jahr 1 974, nachdem<br />
sich die DB nicht zu einer Serienbeschaffung entschieden<br />
hatte und die Maschine nach Ablauf der<br />
Mietzeit an den Hersteller Henschel zurückgab.<br />
Auch auf dem weniger spektakulären Gebiet der<br />
DB-<strong>Die</strong>seltriebwagen war die <strong>Allgäubahn</strong> stets für<br />
eine Überraschung gut: <strong>Die</strong> Vorserienfahrzeuge<br />
628.0/628.1 sowie 627.0/627.1 waren im Allgäu<br />
ab den 1 970er-Jahren wohlbekannte Gesichter. <strong>Die</strong><br />
letzten 628.1 verließen Kempten im April 2008.<br />
Das „Standardprogramm“ einer deutschen <strong>Die</strong>selhauptstrecke<br />
wurde in Form der V 60, V 1 00,<br />
21 5, 21 6 und 21 8 natürlich auch auf der <strong>Allgäubahn</strong><br />
gespielt. Für größeres Aufsehen sorgten<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
schon eher die edlen und komfortablen Schweizer<br />
Triebzüge der Baureihe RAm, mit denen ab dem<br />
Winterfahrplan 1 969/1 970 ein TEE-Zugpaar unter<br />
dem Namen „Bavaria“ zwischen München und<br />
Zürich über die <strong>Allgäubahn</strong> gefahren wurde. Ihr<br />
Einsatz endete mit dem schweren Unglück von<br />
Aitrang am 9. Februar 1 971 , als der TEE 56 München<br />
– Zürich wegen überhöhter Geschwindigkeit<br />
in einem Bogen entgleiste und 28 Menschen ums<br />
Leben kamen.<br />
Bis 1 987 waren außerdem die noblen Triebwagen<br />
der Baureihe 601 (VT 1 1 .5) im Turnusverkehr<br />
auf der <strong>Allgäubahn</strong> unterwegs und dienten auf<br />
ihre alten Tage hin noch zahlreichen Touristen als<br />
DIE WICHTIGSTEN KUNSTBAUTEN<br />
König-Ludwig-Brücke, Kempten (Holz)<br />
Obere Illerbrücke Nord, Kempten (Beton)<br />
Obere Illerbrücke Süd, Kempten (Beton)<br />
Tunnel Oberstaufen<br />
Einschnitt Harbatshofen<br />
Brücke Ellhofer Tobel<br />
Damm Rentershofen<br />
Brücke Maria Thann<br />
Damm Lindau<br />
Höhe 33,6 m<br />
Höhe 36,0 m<br />
Höhe 36,0 m<br />
Länge 189,5 m<br />
Tiefe 30 m<br />
Höhe 32,7 m<br />
Höhe 53 m<br />
Höhe 27 m<br />
Länge 410 m<br />
39
TITELTHEMA<br />
Drei Kemptener Brücken: Hinten ist die alte Holzbrücke aus der Anfangszeit zu sehen, im Vordergrund die<br />
neueren Bauten aus Stampfbeton vom Anfang des 20. Jahrhunderts (26. August 2010)<br />
Felix Löffelholz<br />
Mit einem langen Berufspendlerzug aus München erreicht die 218 485 am 17. August 2011 den nostalgisch<br />
wirkenden Bahnhof Günzach<br />
Felix Löffelholz<br />
40
DIE ALLGÄUBAHN<br />
Blick des Lokführers einer 218 während der Fahrt von Kempten auf Immenstadt zu. Im Hintergrund sind<br />
die ersten Erhebungen der Alpen zu sehen, so schnurgerade geht es dann nicht weiter Franz Moosbrugger<br />
Verkehrsmittel für die An- und Abreise. Eher eine<br />
unbeachtete Randerscheinung waren hingegen die<br />
Einsätze der Akkutriebwagen Baureihe 51 5 vom Bw<br />
Buchloe aus.<br />
Bahnbetriebswerk Kempten<br />
A propos Bahnbetriebswerke: Drei Heimatdienststellen<br />
standen im Lauf der Jahrzehnte im Mittelpunkt<br />
des Traktionsgeschehens auf der <strong>Allgäubahn</strong>:<br />
Buchloe, Kempten und Lindau. Während in<br />
Buchloe zwar seit jeher umfangreiche Gleisanlagen<br />
für den Personen- und Güterverkehr vorhanden<br />
waren, spielte das dortige Betriebswerk nur<br />
eine untergeordnete Rolle. Bereits 1 965 wurde die<br />
Lokwerkstätte aufgelöst, ab 1 972 war es Außenstelle<br />
des Bw Kempten. Heute sind nur noch wenige<br />
Abstellanlagen ohne jegliche Anmutung eines<br />
Bahnbetriebswerks geblieben.<br />
Ein ähnliches Schicksal teilte das Bw Lindau.<br />
Dort, in traumhafter Lage auf der Insel im Bodensee,<br />
waren unter anderem die so beliebten S 3/6<br />
beheimatet. Ein 1 6-ständiger Ringlokschuppen,<br />
Drehscheibe, Schlackengrube, Bekohlungsanlage,<br />
Einrichtungen zum Wassernehmen – alles war<br />
vorhanden! 1 966 waren in Lindau noch Loks der<br />
Baureihen 1 8, 38, 50, 54 und 98 beheimatet, doch<br />
mit dem kurz darauf folgenden Ende der S 3/6 verlor<br />
das Bw rasch an Bedeutung. Heute zeugen<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
noch Abstellanlagen, eine Tankstelle und einige eisenbahntypische<br />
Gebäude von der einst so großen<br />
<strong>Die</strong>nststelle.<br />
In Kempten hingegen herrscht auch heute noch<br />
echter Bw-Betrieb. Hier hat DB Regio Allgäu-<br />
Schwaben seinen betrieblichen Mittelpunkt und<br />
wartet die Triebwagen der Baureihen 61 2, 628 und<br />
642 sowie – in jahrzehntelanger Tradition – die<br />
<strong>Die</strong>selloks der Baureihe 21 8. Auch die Schneepflüge<br />
für den harten Allgäuer Winter sind hier zuhause.<br />
Schon in den 1 950er-Jahren investierte die Bundesbahn<br />
in das Betriebswerk, sanierte die im Krieg<br />
schwer beschädigten Anlagen und richtete sie auf<br />
den zu erwartenden <strong>Die</strong>selbetrieb aus. Dabei verschwanden<br />
zwei große Ringlokschuppen mit zusammen<br />
45 Ständen komplett.<br />
Ende der 1 960er-Jahre waren im Bw Kempten<br />
95 <strong>Die</strong>seltriebfahrzeuge zuhause, davon 20 Schienenbusse<br />
und 20 Kleinlokomotiven. Noch 1 950<br />
hatte das Bw 55 Dampfloks beheimatet.<br />
Dann kommt die Stadt zur Bahn!<br />
Eine besondere Erwähnung verdient auch die Geschichte<br />
des Kemptener Hauptbahnhofs. Beim<br />
Bau der <strong>Allgäubahn</strong> war das tief eingeschnittene Illertal<br />
an einer möglichst günstigen Engstelle zu<br />
überqueren, gleichzeitig sollte der Bahnhof möglichst<br />
nahe am Stadtzentrum liegen. So entstand<br />
41
TITELTHEMA<br />
<strong>Die</strong> V 200 105 hat am 3. September 1964 Harbatshofen verlassen. Der nur drei Wagen umfassende Eilzug<br />
ist auf dem Weg von Lindau nach Oberstaufen<br />
Dr. Rolf Brüning<br />
Allen Protesten der<br />
Kemptener Bürger zum Trotz,<br />
wurden die Fernzüge auch in den<br />
Folgejahren konsequent<br />
an der Stadt vorbeigeleitet.<br />
ein erster Kopfbahnhof, der sowohl dem Personenals<br />
auch dem Güterverkehr diente. Nachdem zum<br />
1. Juni 1863 die Illertalbahn Richtung Ulm eröffnet<br />
worden war und der Verkehr insgesamt zunahm,<br />
entstand bis November 1 888 ein neues Empfangsgebäude<br />
im Stil der Neorenaissance.<br />
Bereits wenige Jahre später bahnte sich das<br />
Schicksal des Kopfbahnhofes an: Am 1 . Juli 1 907<br />
ging die Umgehungsbahn in Betrieb, auf der die<br />
Züge der <strong>Allgäubahn</strong> den Hauptbahnhof links liegen<br />
lassen konnten. Sie überquerte die Iller auf einer<br />
neuen Bogenbrücke aus Stampfbeton. Deren<br />
Maße sind beeindruckend: 1 55 Meter in der Länge,<br />
33 Meter in der Höhe und eine lichte Weite von<br />
64,5 Metern. Nördlich davon entstanden als Zufahrt<br />
zum Kopfbahnhof zwei weitere Stampfbetonbrücken<br />
ähnlichen Ausmaßes. <strong>Die</strong> bisherige Holzbrücke<br />
wurde fortan als Straßenbrücke genutzt.<br />
Parallel zum Bau der Umgehungsbahn entstand<br />
vor den Toren der Stadt ein großer Rangierbahnhof,<br />
in den das bisher beim Kopfbahnhof gelegene<br />
Bahnbetriebswerk integriert wurde. Bereits 1 91 2<br />
fuhren einzelne und ab dem Winterfahrplan<br />
1925/1926 schließlich alle D-Züge über die Umgehungsbahn.<br />
Sie hielten im abseits gelegenen Bahnhof<br />
Kempten-Hegge, der mit dem 3,6 Kilometer<br />
entfernten Kopfbahnhof durch Pendelzüge verbunden<br />
war. Allen Protesten der Kemptener Bürger<br />
zum Trotz, wurden die Fernzüge auch in den<br />
Folgejahren konsequent an der Stadt vorbeigeleitet.<br />
Nach dem Motto „wenn die Bahn nicht zur<br />
Stadt kommt, dann kommt die Stadt eben zur<br />
Bahn“ entstand zwischen 1 965 und 1 969 der neue<br />
Hauptbahnhof direkt gegenüber des Bahnbetriebswerks<br />
mit allen modernen Annehmlichkeiten der<br />
damaligen Zeit. <strong>Die</strong> Stadt sollte an die neuen Anlagen<br />
heran wachsen.<br />
20 Kilometer weniger über Kisslegg<br />
Neuerlicher Ärger um die Fernzüge bahnte sich zu<br />
Beginn der 1 990er-Jahre an. Seit jeher war der internationale<br />
Verkehr ein Privileg der zweigleisigen<br />
Hauptstrecke München – Buchloe – Kempten –<br />
Lindau gewesen, nur einzelne Züge nahmen bisweilen<br />
die Abkürzung über die eingleisige Verbindung<br />
Memmingen – Kisslegg – Hergatz. Im Jahr<br />
1993 sollte sich das grundlegend ändern: Alle einstigen<br />
D-Zug-Verbindungen erhielten die neue Bezeichnung<br />
Eurocity und fuhren von nun an über<br />
Memmingen. Über das württembergische Gebiet<br />
42
DIE ALLGÄUBAHN<br />
Zwei 225er überqueren mit einem umgeleiteten österreichischen Güterzug die Hämmerlebrücke zwischen<br />
Röthenbach und Hergatz, aufgenommen am 18. August 2011 Felix Löffelholz (2)<br />
Wunderschöner Schlusspunkt der <strong>Allgäubahn</strong> ist der Damm durch den Bodensee in Lindau, den drei 650<br />
hier an einem Sommerabend überqueren. Im Vordergrund ein historisches Badehäuschen (2. Juni 2012)<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
43
TITELTHEMA<br />
Immer wieder fahren die Eurocity-Züge während der Sommermonate über die<br />
klassische Route, wenn an der Memminger Strecke gebaut wird. Hier rollt der EC 191<br />
Zürich – München am Ufer des Großen Alpsees entlang (28. August 2011) Felix Löffelholz<br />
44
DIE ALLGÄUBAHN<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
45
TITELTHEMA<br />
Der erste „alex“ des Tages rollt um kurz nach 7 Uhr bei Röthenbach hinab in Richtung Bodensee. <strong>Die</strong><br />
Sonne steht noch ganz flach und leuchtet den Zug und die Gehöfte wunderbar aus Felix Löffelholz (2)<br />
ließen sich gegenüber der umständlich trassierten<br />
<strong>Allgäubahn</strong> ungefähr 20 Kilometer Strecke und<br />
mindestens 1 5 Minuten Fahrzeit sparen. Eine Ironie<br />
der Geschichte also?<br />
Nur ein Zugpaar Prag – München – Bern verblieb<br />
ab 1 993 auf der klassischen Route. Bei diesem<br />
„Minimalangebot“ blieb es bis heute. Zu etwas<br />
Fernverkehrsflair tragen allerdings zwei Intercity-<br />
Zugpaare bei: IC 201 2/201 3 verbindet Oberstdorf<br />
mit Hannover/Leipzig über Ulm; IC 2084/2085<br />
ermöglicht als Kurswagenflügelzug ein umsteigefreies<br />
Fahren von und nach Hamburg-Altona.<br />
Der gesamte planmäßige Fernverkehr ist bis<br />
heute eine fixe Aufgabe der Baureihe 21 8, die hier<br />
AUS DEM KURSBUCH VON 1983<br />
46
DIE ALLGÄUBAHN<br />
Der harte Allgäuer Winter macht häufige Einsätze von Schneepflügen nötig. Hier schiebt eine 218 den in<br />
Kempten stationierten Beilhack-Pflug bei Wolfsried durch die weiße Pracht (25. Februar 2009)<br />
auch im 50. Jahrzehnt ihres Einsatzes noch anspruchsvolle<br />
Aufgaben zuverlässig meistert. Von<br />
Zeit zu Zeit kommt die <strong>Allgäubahn</strong> auch zu außerplanmäßigen<br />
Fernverkehrs-Ehren. Fast schon Tradition<br />
haben beispielsweise die Umleitungen der<br />
Eurocity-Züge in den Sommermonaten, wenn an<br />
der Memminger Strecke die Modernisierung vorangetrieben<br />
wird. Interessant wird es auch, wenn<br />
die Arlbergbahn in Österreich gesperrt ist. Dann<br />
nehmen hochwertige internationale Nachtschnell -<br />
züge den Weg durch das Allgäu.<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Eine Portion Nostalgie im „alex“<br />
Das DB-Nahverkehrsgeschäft teilen sich heute die<br />
Kemptener Triebwagen der Baureihen 61 2, 628<br />
und 642 mit der Baureihe 21 8 vor n-Wagen. <strong>Die</strong><br />
lokbespannten Leistungen sollen in näherer Zukunft<br />
auf die im September vorgestellte Baureihe<br />
245 und Doppelstockwagen übergehen. <strong>Die</strong> ersten<br />
Loks sollen im Frühjahr 201 3 in Kempten zur Erprobung<br />
eintreffen. Als privates Nahverkehrsunternehmen<br />
ist die Vogtlandbahn mit dem „Arriva-<br />
Länderbahn-Express“ auf der <strong>Allgäubahn</strong> präsent.<br />
<strong>Die</strong> vormals als „Allgäu-Express“ bezeichneten<br />
Züge verbinden alle zwei Stunden München mit<br />
Lindau. In Immenstadt werden Kurswagen von<br />
und nach Oberstdorf beigestellt beziehungsweise<br />
abgehängt. Zum Einsatz kommen ER-20-<strong>Die</strong>selloks<br />
(Eurorunner) vor Abteil- und Großraumwagen<br />
aus früheren Bundesbahn- und Reichsbahnbeständen.<br />
So lässt es sich auch heute noch mit einem<br />
Hauch von Nostalgie über die <strong>Allgäubahn</strong> reisen –<br />
am besten im Sommer bei offenem Fenster!<br />
Übrigens: Auch ein Bistrowagen ist mit dabei, in<br />
dem man aufpreisfrei Fahrkarten kaufen kann.<br />
Und der Güterverkehr?<br />
Der planmäßige Güterverkehr auf der <strong>Allgäubahn</strong><br />
ist heute sehr überschaubar. Unter der Woche<br />
kommt noch eine 294 mit gemischten Wagen von<br />
Buchloe bis Kempten und bedient dabei auch eine<br />
Fabrik in Günzach. Ein Tanklager in Kempten wird<br />
außerdem mehrfach pro Woche mit Treibstoff in<br />
Kesselwagen-Ganzzügen beliefert. <strong>Die</strong>se Transporte<br />
fährt meist die Häfen- und Güterverkehr Köln<br />
AG mit Class-66-<strong>Die</strong>selloks, seltener DB Schenker<br />
mit „Ludmillas“ der Baureihe 232. Zwischen<br />
Kempten und Lindau fahren hingegen nur noch<br />
Personenzüge.<br />
Doch auch im Güterverkehr dient die <strong>Allgäubahn</strong><br />
immer wieder als Umleitungsroute, wenn die<br />
Arlbergbahn gesperrt ist. Wenn sich dann zwei 225<br />
oder 232 mit 500 Meter langen und bis zu 1 .500<br />
Tonnen schweren „Brocken“ die Steigungen hinauf<br />
quälen und die engen Krümmungen die Spurkränze<br />
zum Kreischen bringen, schlägt das Herz<br />
des <strong>Die</strong>selfreundes höher – wie einst bei den Fotografen<br />
der 1 960er-Jahre, als die S 3/6 mit ihrem<br />
unverwechselbaren Taktschlag die <strong>Allgäubahn</strong> hinauf<br />
donnerte!<br />
Felix Löffelholz<br />
47
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
212/243 001<br />
Messeschlager Gisela<br />
DIE WEISSE LADY Vor 30 Jahren präsentierte die DDR-<br />
Schienenfahrzeugindustrie auf der Frühjahrsmesse in Leipzig<br />
eine neue Ellok. Sie wurde zur Urahnin einer sehr erfolgreichen<br />
Flotte, kam aber selbst nie offiziell zur Reichsbahn oder DB<br />
Der D 637 von<br />
Magdeburg nach Erfurt,<br />
hier beim Zwischenhalt<br />
in Halle (Saale), war eine<br />
typische Leistung der 243 001<br />
in der Mitte der 1980er-Jahre<br />
Joachim Volkhardt<br />
48
212 / 243 001<br />
lok-magazin.de 12 | 2012 49
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
Am 15. Mai 1983 veranstaltete der DDR-Modelleisenbahnverband eine Sonderfahrt mit der 212 001. Als<br />
„Angstlok“ fungierte die 204 001. Das Bild zeigt den P 26561 in Dessau Süd<br />
Wolfgang Müller<br />
HEINZ ZAHLMANN FUHR SIE ALS ERSTER<br />
Betriebserbrobung wurde im Bw Halle P durchgeführt.<br />
D<strong>Die</strong> Ausbildung einiger ausgewählter Tfz-Führer erfolgte<br />
im November/Dezember 1982; für die Mitfahrten war eine<br />
spezielle Mitfahrberechtigung notwendig. Der verant wort -<br />
liche Instrukteur für Tfz, Heinz Zahlmann, machte seine erste<br />
Fahrt am 17. Dezember 1982. Nach und nach wurden die<br />
Lokführer der <strong>Die</strong>nstplangemeinschaft 20 ausgebildet, in<br />
deren Plan die Lok dann im Laufe des Jahres 1983 zum<br />
Einsatz kam.<br />
Im Winter 1982/83 wurde die 212 001 als Vorspannlok vor<br />
planmäßigen Reisezügen eingesetzt; vorzugsweise auf der<br />
Strecke Magdeburg – Halle – Erfurt. Für die Erprobung und<br />
mit dem Ziel, eine große Laufleistung zu erreichen, haben wir<br />
damals einen speziellen Lokumlauf erstellt:<br />
Vlz 7321<br />
P 4001<br />
D 500<br />
D 553<br />
D 636<br />
D 637<br />
D 759<br />
Vlz 7342<br />
Halle – Leipzig<br />
Leipzig – Camburg<br />
Camburg – Jüterbog<br />
Jüterbog – Erfurt<br />
Erfurt – Magdeburg<br />
Magdeburg – Erfurt<br />
Erfurt – Leipzig<br />
Leipzig – Halle.<br />
Das waren täglich 1.028 Kilometer;eine für die Verhältnisse in<br />
der DDR beachtliche Laufleistung!<br />
Nach dem Umbau auf 120 km/h wurde die 243 001 auch<br />
weiter in dem oben aufgeführten Umlauf eingesetzt, der sich<br />
allerdings mit weiteren Elektrifizierungsfortschritten Richtung<br />
Berlin später radikal änderte. <strong>Die</strong> Laufleistung aus den Jahren<br />
1983/84 wurde allerdings nicht wieder erreicht.<br />
<strong>Die</strong> Umlaufpläne änderten sich dann von Fahrplanwechsel zu<br />
Fahrplanwechsel. Was blieb: <strong>Die</strong> 243 001 war immer in den<br />
Händen der <strong>Die</strong>nstplangemeinschaft 20 (später wurde Plan<br />
20 der Plan 3) und wurde in einem dreitägigen Lokumlauf<br />
eingesetzt.<br />
Ziel der Erprobung dieser einen Lok war immer eine hohe<br />
Laufleistung; die Tauglichkeit für andere Aufgaben (Güterzug -<br />
dienst, Wendezugdienst) wurde zwar getestet, aber nie in<br />
größeren Zeitabschnitten. <strong>Die</strong> Einsätze in anderen Bereichen<br />
wie Dresden waren zeitlich begrenzt. Bei diesen Aktionen<br />
wurden ausgewählte Kollegen (meist die Tfz-Instrukteure)<br />
praktisch ausgebildet.<br />
Personalschulungsfahrten wie bei der DB gab es bei der DR<br />
höchst selten. In der Regel fuhren die Instrukteure anderer<br />
Bw’e und Rbd’en auf der Lok im Planumlauf mit, die dann<br />
wiederum die Ausbildung ihrer Lehrlokführer auf den<br />
ersten Serienloks der Baureihe 243 selbst übernahmen.<br />
Später fanden auch Einsätze über einige Wochen im<br />
Wendezugbetrieb („Sputnik“) zwischen Halle und Leipzig<br />
50
212 / 243 001<br />
Ein moderner Führerstand<br />
<strong>Die</strong> neue, auf der Messe noch ohne Betriebsnummer<br />
gezeigte Lok (LEW 1 6323/1 982) besaß zwei<br />
zweiachsige Drehgestelle. Jede Achse wurde von<br />
einem vollabgefederten zwölfpoligen Wechsel-<br />
M<br />
esseschlager Gisela – so hieß einmal ein<br />
Musical aus der Feder des erfolgreichen<br />
DDR-Komponisten Gerd Natschinski. Auf<br />
der Leipziger Frühjahrsmesse 1 982 nun stand unter<br />
all den ausgestellten Eisenbahnfahrzeugen eines,<br />
das ob seiner Wirkung auf die Besucher ebenfalls<br />
den Titel Messeschlager hätte erhalten<br />
können: Eine von LEW Hennigsdorf innerhalb von<br />
nur 1 5 Monaten entwickelte neue elektrische Lokomotive<br />
erregte großes Aufsehen. Schon äußerlich<br />
fiel sie durch ihre moderne Form- und die ungewöhnliche<br />
Farbgebung auf: Der Lokkasten war<br />
ganz in Weiß gehalten. Unter den Stirnfenstern<br />
war jeweils ein breiter, leuchtend roter Streifen angebracht,<br />
dessen Enden auf den Seitenwänden<br />
schräg nach oben bzw. unten ausliefen. So war es<br />
kein Wunder, dass diese attraktive „Dame in Weiß“<br />
von Eisenbahnern bald den Kosenamen „Weiße<br />
Lady“ erhielt.<br />
Doch nicht nur die äußere Schönheit war bemerkenswert<br />
– auch innen wurde moderne Technik<br />
eingesetzt. Mit der als 21 2 001 bezeichneten<br />
Maschine sollte die Ära einer neuen Lokfamilie beginnen.<br />
Aufbauend auf den guten Erfahrungen mit<br />
der mittlerweile 20 Jahre alten Familie 21 1 /242<br />
wurde auch hier der große Vorteil genutzt, dass<br />
sich die künftigen Baureihen 21 2 und 243 nur in<br />
der Höchstgeschwindigkeit und deshalb in Antrieb<br />
und Bremsausrüstung unterschieden. Mit ihnen<br />
wurden unter Zugrundelegung der Erfahrungen<br />
mit der sechsachsigen Baureihe 250 in veränderter<br />
und dem Entwicklungsstand der modernen Leis -<br />
Der Führerstand der Lok, ergonomisch auf dem<br />
damals neusten Stand<br />
Slg. Joachim Volkhardt<br />
tungselektronik entsprechender Form die früheren<br />
Pläne zur Weiterentwicklung der Baureihe E 1 1<br />
(21 1 ) zur leichten Mehrzwecklok E 1 1 .1 0 (2.200 kW,<br />
120 km/h) und zur Schnellfahrlok E 11.20 (3.300<br />
kW, 1 60 km/h) wieder aufgegriffen.<br />
statt; dabei wurden alle Züge von Piw 8321 bis Piw 8342<br />
gefahren; immerhin neun Runden mit 684 Kilometern.<br />
Zwischenzeitlich wurde die 243 001 auch noch mehrmals vor<br />
dem Messwagen getestet.<br />
JOACHIM VOLKHARDT<br />
Heinz Zahlmann bei einer der ersten Fahrten auf<br />
der Lok, unten sein Berechtigungsschein H. Zahlmann<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
51
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
Im Winter 1984 war Joachim Volkhardt im Hallenser Hauptbahnhof auf eine 106er-Rangierlok geklettert,<br />
weil er wusste, dass die „Weiße Lady“ als Vorspann vor einer 211 hereinkommen würde Joachim Volkhardt<br />
ICH FUHR DIE <strong>LOK</strong> VON DER MESSE<br />
<strong>Die</strong> Probeaufgleisung fand am 24. März 1982 laut Eintrag<br />
im Aufgleisbuch tatsächlich im Bw West statt, nachdem ich<br />
die Lok mit der 204 001 am 22. März 1982 von der Messe<br />
nach dem Bw West überführt hatte.<br />
Wir hatten bei den Erprobungsfahrten einen Lokführer zur<br />
Ausbildung zu stellen. Das war Wolfgang Melle. Dem hatte<br />
ich am 19. August 1982 meinen Fotoapparat mitgegeben,<br />
und er hat in Weimar und Erfurt Fotos gemacht.<br />
Aufnahmen habe ich von der Überführung am 22. März<br />
1982 sowie von der DMV-Sonderfahrt am 15. Mai 1983, bei<br />
der ich mit der 204 001 als „Angstlok“ mit dabei war.<br />
In den offiziellen Tfz-Bestandslisten der Rbd Halle stehen<br />
folgende Angaben:<br />
212 001<br />
ID 08.03.1983, Bw Halle P 12.03.1983 an LEW zurück<br />
243 001<br />
ID 08.10.1984, Bw Halle P 10.05.1985 an Rbd Dresden<br />
243 001<br />
Rbd Dresden<br />
15.05.1985, Bw Halle P<br />
v 17.10.1986 an LEW verkauft (steht so da!)<br />
WOLFGANG MÜLLER<br />
strom-Reihenschlussmotor angetrieben, auf die<br />
damals noch nicht serienreif gewesene Drehstrom-<br />
Antriebstechnik wurde vorerst verzichtet. <strong>Die</strong><br />
Stundenleistung der Lok betrug 3.720 kW bei einer<br />
Geschwindigkeit von 1 1 5 km/h. Geplant war eine<br />
Höchstgeschwindigkeit von 1 40 km/h (konstruktiv<br />
160 km/h) für die Schnellzugausführung als Baureihe<br />
21 2.<br />
<strong>Die</strong> für den Personen- und Güterzugdienst vorgesehene<br />
Schwesterbaureihe 243 sollte 1 20 km/h<br />
erreichen. <strong>Die</strong> Stromabnahme von der Fahrleitung<br />
erfolgte durch Einholmstromabnehmer. Für die<br />
Steuerung kam mit Thyristoren und hochintegrierten<br />
Schaltkreisen moderne Halbleiter-Technik<br />
zum Einsatz. Vorteilhaft war ebenfalls die Ausrüs -<br />
tung mit einer elektrischen Widerstandsbremse<br />
von 2.200 kW Dauerleistung.<br />
Klimatisierte Führerräume und ergonomisch<br />
gestaltete Fahrpulte boten den Personalen ausgezeichnete<br />
Arbeitsbedingungen.<br />
<strong>Die</strong> „Weiße Lady“ wurde gemeinsam von Herstellerwerk<br />
und Deutscher Reichsbahn über ein<br />
Jahr lang eingehend erprobt. <strong>Die</strong> Lok ist bei LEW<br />
in Hennigsdorf in <strong>Die</strong>nst gestellt worden. Da die<br />
52
212 / 243 001<br />
21 2 001 zwar schon eine DR-Betriebsnummer<br />
trug, aber noch LEW gehörte, musste sie auch<br />
nicht von der DR offiziell abgenommen werden.<br />
Klaus-<strong>Die</strong>ter George war seinerzeit Tfz-Kontrolleur<br />
der Rbd Halle und an der Betriebserprobung<br />
der Lok intensiv beteiligt; er war auch der Autor der<br />
ersten gedruckten Beschreibung und Bedienungsanleitung<br />
für die Lokführer, die Illustrationen<br />
dafür steuerte Joachim Volkhardt bei, der auch diesen<br />
Beitrag maßgeblich mit seinen 6x6-Dias illustrieren<br />
half. Klaus-<strong>Die</strong>ter George war später Leiter<br />
Betrieb des Regionalbereiches Traktion in Halle. Er<br />
hat im Rahmen der Betriebserprobung am 1 8. Dezember<br />
1 982 die erste Fahrt mit der Weißen Lady<br />
vor einem regulären Zug gemacht.<br />
<strong>Die</strong> Erprobung vor planmäßigen Schnellzügen<br />
nach Erfurt und Leipzig oblag also dem Bw Halle<br />
P. Ein außergewöhnliches „Schmäckerchen“ bot<br />
der Bezirksvorstand Halle des Deutschen Modelleisenbahn-Verbandes<br />
der DDR (DMV) mit einer<br />
Sonderfahrt für Eisenbahnfans am 1 5. Mai 1 983.<br />
<strong>Die</strong> Wandlung in 243 001<br />
Besonderes Augenmerk galt in der Erprobungszeit<br />
der Steuer- und Leistungselektronik. Nach 90.000<br />
gefahrenen Kilometern wurde die „Weiße Lady“ im<br />
September 1 983 dem Raw „Otto Grotewohl“ in<br />
Dessau zugeführt.<br />
Um den Aufwand für eine Musterlokomotive<br />
der Schwesterbaureihe 243 zu vermeiden, wurde<br />
ein bis dahin unüblicher Weg gegangen: <strong>Die</strong> fällige<br />
Probezerlegung wurde für den Umbau in eine Lok<br />
für 1 20 km/h Höchstgeschwindigkeit genutzt, deren<br />
Bezeichnung nun 243 001 -5 lautete und die<br />
sich unter anderem vom 7. bis zum 29. März 1 984<br />
beim Bw Dresden unter harten Alltagsbedingungen<br />
bewähren musste. In dieser Zeit gab es einen<br />
einzigen und rasch wieder behobenen Ausfall, als<br />
bei der Einfahrt in Bad Schandau eine Umformersicherung<br />
den <strong>Die</strong>nst versagte. Nach Abschluss<br />
dieses Einsatzes und einer Prüfung auf dem Diagnosestand<br />
in Zwickau kam die Lok wieder zur<br />
Rbd Halle.<br />
Mit einer erreichten Laufleis -<br />
tung von 400.000 Kilometern<br />
gab sie keinen Anlass zu Beanstandungen.<br />
So konnte 1 984<br />
schließlich in Hennigsdorf die<br />
Serienproduktion beginnen. Da<br />
zunächst vorrangig Bedarf an<br />
der Mehrzwecklok für 1 20 km/h<br />
bestand, wurden von der Baureihe<br />
243 bis zum Sommer 1 988 in<br />
fünf Lieferserien 369 Lokomotiven<br />
in <strong>Die</strong>nst gestellt.<br />
Ein Höhepunkt war dabei die<br />
Übergabe der 243 325 am 30.<br />
März 1 988: Sie war die 1 .000.<br />
von LEW Hennigsdorf seit 1 960<br />
für die Deutsche Reichsbahn<br />
<strong>Die</strong> Stirnansicht Slg. H.-Joachim Weise<br />
1998 war die Lok weiß und heißt 143 001. Noch<br />
gab es in Bad Kösen den Bahnübergang St. Becher<br />
hergestellte Elektrolok! <strong>Die</strong> sechste, bis 1 989 produzierte,<br />
Lieferserie erhielt Einrichtungen für<br />
Mehrfachtraktion und wurde deshalb als 243.8 und<br />
243.9 bezeichnet. <strong>Die</strong> Beschaffung endete im November<br />
1 990 mit der Lok 243 659. Seitdem haben<br />
sich die Nachfolgerinnen der „Weißen Lady“ auch<br />
den Bereich der einstigen Bundesbahn<br />
erobert – eine Entwicklung,<br />
die 1 982 niemand für möglich<br />
gehalten hätte. Seit langem<br />
sind sie im Ruhrgebiet als 1 43<br />
genauso zu Hause wie im Raum<br />
Nürnberg und im Schwarzwald.<br />
Über fünf Jahre bewährte sich<br />
diese Baureihe zudem bei der<br />
Schweizer Südostbahn.<br />
Und die „Weiße Lady“, mit<br />
der vor 30 Jahren alles begann?<br />
Sie war bis zum 1 7. Oktober<br />
1986 für die Deutsche Reichsbahnals<br />
243 001 unterwegs,<br />
blieb aber stets Eigentum des<br />
Herstellerwerkes LEW wie auch<br />
seiner Nachfolger. Anschließend<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
53
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
<strong>Die</strong> Seitenansicht der Lok mit den wichtigsten Abmessungen<br />
Slg. Hans-Joachim Weise<br />
als Erprobungsfahrzeug für die Drehstrom-Antriebstechnik<br />
genutzt – nun mit weißem Lokkasten<br />
und rotem (ab 1 992 hellgrauem) Rahmen – war sie<br />
von 1 989 bis 1 992 mit einem farblich angepassten<br />
Messwagen gekuppelt.<br />
<strong>Die</strong> „Weiße Lady“ wird bunt<br />
Am 1 . Juli 2002 wechselte die Lok zu EKO Trans,<br />
dem 1 997 vom Eisenhüttenkombinat Ost gegründeten<br />
Transportunternehmen. Dort wurde sie bis<br />
zum 31 . März 2003 an die Serienausführung angeglichen.<br />
Zudem erhielt sie eine neue Lackierung,<br />
dieses Mal mit rotem, zwischen den Türen durch<br />
eine trapezförmige Fläche in Silber unterbrochenen<br />
Anstrich des Lokkastens.<br />
Seit 2008 fährt sie in orange und trägt die Anschriften<br />
der ArcelorMittal Transport GmbH.<br />
Durch diesen Verbleib beim Hersteller bzw. als<br />
zunächst 1 43 001 -6, dann 1 43 001 (NVR-Nummer<br />
143 001 am 15. August 2007 auf dem Berliner<br />
Ostaußenring im Bereich der Wuhlheide<br />
91 80 61 43 001 -6 D-EKO) in Privathand wurde der<br />
kuriose Umstand begründet, dass es weder bei<br />
Deutscher Reichsbahn noch bei der Deutschen<br />
Bahn AG eine Lok der Baureihe 243 bzw. 1 43 mit<br />
der Seriennummer 001 gibt.<br />
Nicht anders verhält es sich mit der Schnellzugausführung,<br />
deren Produktion 1 990 begann, nun<br />
allerdings mit einer Höchstgeschwindigkeit von<br />
160 statt 140 km/h und einer Stundenleistung von<br />
4.220 kW. <strong>Die</strong> Erhöhung der Leistung der Fahrmotoren<br />
beruhte auf dem Einsatz besserer Isolierstoffe,<br />
dem Erreichen einer höheren Nennspannung<br />
und einer Änderung der Kühlung.<br />
Anstelle der Mehrfachdüsenlüftungsgitter kamen<br />
röhrenförmige FSA-Gitter zum Einsatz, die<br />
eine stärkere Abtrennung von Staub und Feuchtigkeit<br />
ermöglichten. <strong>Die</strong> Bremsanlage erfuhr durch<br />
Erhöhung der Bremsleistung und Einführung der<br />
R-Stellung eine weitere Verbesserung. Dazu kam<br />
die Ausrüstung mit einer Wendezug einrichtung,<br />
wogegen auf die Möglichkeit der Doppeltraktion<br />
verzichtet wurde.<br />
Als erste Lok fuhr so 21 2 002 am 1 3. September<br />
aus eigener Kraft, zudem musste sie sich vom 22.<br />
bis zum 24. September den notwendigen Abnahmefahrten<br />
unterziehen, bei denen sie sich unter<br />
anderem vor D 525 zu bewähren hatte.<br />
Am 25. September befand sie sich auf dem Prüfstand<br />
in Berlin-Bohnsdorf, woran sich Versuchsfahrten<br />
im Bereich der Deutschen Bundesbahn anschlossen.<br />
Der Kleinserie (21 2 002 bis 21 2 005)<br />
folgte 1 991 und damit vor 20 Jahren die 35 Maschinen<br />
umfassende Serie, womit insgesamt 39 Lokomotiven,<br />
vor allem für den Interregio-, aber auch<br />
den Intercity-<strong>Die</strong>nst, geliefert wurden.<br />
Hier gibt es ebenfalls keine Lok 21 2 001 bzw.<br />
auch 1 1 2 001 , obwohl diese Nummer nach dem<br />
Umbau von 1 983 wieder frei geworden war. <strong>Die</strong><br />
„Weiße Lady“ blieb eben eine Besonderheit. Weiß<br />
54
212 / 243 001<br />
Und so trifft man die Lok heute – mit etwas Glück – an: Am Abend des 29. Juli 2010 rollt die 143 001 mit<br />
einem Grundstoffzug von Ziltendorf nach Stendell durch Berlin-Friedrichshagen Alois Hoffmann-Meier (2)<br />
ist sie heute freilich nicht mehr, doch „Lady“ wird<br />
sie immer bleiben, nämlich in dem Sinne, dass von<br />
ihr als der Urahnin dieser Lokfamilie stets mit einiger<br />
Achtung gesprochen wird.<br />
Schritt um Schritt verfeinert<br />
Bleibt noch hinzuzufügen, dass die Konstruktion<br />
nach der Übernahme von LEW durch die AEG (danach<br />
Adtranz, jetzt Bombardier) nochmals leicht<br />
überarbeitet wurde. <strong>Die</strong>s betraf den Einbau verbesserter<br />
Bremsen, neuer Thyristorsteller für die stufenlose<br />
Geschwindigkeitsregelung, einer entsprechend<br />
angepassten Steuerung für Wendezug- und<br />
Doppeltraktionsbetrieb sowie die Ausrüstung mit<br />
Linienförmiger Zugbeeinflussung (LZB 80) und<br />
dem System Computer Integrated Railroading (Erhöhung<br />
der Leistungsfähigkeit im Kernnetz der Eisenbahn<br />
– System ELKE).<br />
Daraufhin bestellten DR und DB 1 991 eine weitere<br />
Serie von 90 Maschinen, die als 1 1 2.1 je zur<br />
Hälfte an beide offiziell noch eigenständigen Verwaltungen<br />
geliefert wurde. So verließ die 1 1 2 1 01<br />
als erste Lok am 2. Dezember 1 992 die Hennigsdorfer<br />
Werkhallen.<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Offiziell wurde die Lieferung bis 1 1 2 1 45 der<br />
Reichsbahn, die von 1 1 2 1 46 bis 1 1 2 1 90 der Bundesbahn<br />
zugeordnet. Unabhängig davon wurden<br />
alle Maschinen bei Anlieferung dem Unternehmen<br />
DB Reise & Touristik zugeordnet und in Berlin<br />
Hauptbahnhof (1 998 wieder in Ostbahnhof<br />
umbenannt) beheimatet. Inzwischen wanderten<br />
auch sie in den Regionalzugdienst ab, weshalb die<br />
Unterscheidung zwischen den Baureihen 1 1 4 und<br />
112.1 eigentlich nicht mehr notwendig ist.<br />
Zum Schluss etwas Zahlensalat<br />
<strong>Die</strong>ser Lokpark sollte ab 2006 durch Umbauten<br />
von 1 43ern in 1 1 4.1 (1 60 km/h) und 1 1 4.3 (1 40<br />
km/h) verstärkt werden. Wegen der 300.000 Euro<br />
betragenden Kosten wurde nur die 1 43 1 71 für 1 60<br />
km/h umgerüstet und in 1 1 4 1 01 umgezeichnet.<br />
Nach dem für nur 48.000 Euro erfolgten Umbau<br />
von 1 43 1 20 in 1 1 4 301 kamen ab 2007 weitere<br />
Maschinen hinzu. Seltsamerweise erfolgte aber<br />
keine Zulassung für 1 40 km/h, weshalb die Loks<br />
wieder in die Baureihe 1 43 eingeordnet wurden.<br />
Mittlerweile wurden sämtliche Umbaupläne zu<br />
den Akten gelegt.<br />
Hans-Joachim Weise<br />
55
FAHRZEUGE<br />
PREUSSISCHE P 8: 38 1937<br />
Auf 110 km/h gejagt!<br />
AUS DEM FOTOALBUM Im <strong>LOK</strong> MAGAZIN 8 dieses Jahres fehlte uns leider ein<br />
Bild der Leipziger 38 1937. Nun meldete sich der Heizer von damals<br />
zu Wort – mit Fotos! Unsere Leser sind eben auch unsere besten Autoren …<br />
38 1937 Einfahrt Klosterbuch halt! Hans-J. Kirsten (3)<br />
23 1002 in Rochlitz um 1960, rechts eine 38 2-3<br />
<strong>Die</strong> 38 1937 im Bahnhof Großbothen<br />
56<br />
I<br />
n dem Artikel von Eberhard Schmidt im <strong>LOK</strong><br />
MAGAZIN 8/201 2 war ich der „Linksaußen“!<br />
<strong>Die</strong> hier gezeigten Fotos habe ich mit einer<br />
„Pentona“ geschossen. Sie entsprechen nicht mehr<br />
heutigen Anforderungen, aber es ist ja auch ein<br />
halbes Jahrhundert vergangen. Entstanden sind<br />
diese Aufnahmen bei Zugleistungen vor den Personenzügen<br />
1 505 Leipzig – Döbeln, 1 528 Döbeln –<br />
Großbothen, 1 508 Großbothen – Leipzig und im<br />
damaligen Bw Rochlitz.<br />
Ein Wort zur 38 1 937: Irgendwie war sie ein Exot<br />
unter den preußischen P 8en. Abgesehen von den<br />
Witte-Blechen, die damals um 1 960 noch nicht Alltag<br />
an einer P 8 waren, hatte die Lok einen Tender,<br />
der wohl einmalig war: Eigentlich war es ein<br />
preußischer 21 ,5-Tender, aber er hatte andere Drehgestelle,<br />
wahrscheinlich vom preußischen T 1 6,<br />
mit Blattfedern.<br />
Nun noch etwas zum De 51 1 6, in Fachkreisen<br />
auch als „Gemüsezug“ bezeichnet: Erinnern kann<br />
ich mich auch an eine Last von 51 2 Tonnen. <strong>Die</strong> erwähnten<br />
tschechischen Kesselwagen waren damals<br />
wirklich eine Seltenheit, aber meistens waren<br />
es normale G-Wagen. Im Sommer umwehte der<br />
Geruch von Tomaten und anderem Gemüse den<br />
Zug. Eine Episode am Rande: Von Meißen-Triebischtal<br />
bis Garsebach verlief parallel zur Hauptstrecke<br />
die Schmalspurbahn nach Wilsdruff bzw.<br />
Lommatzsch. Und so kam es vor, dass uns manchmal<br />
etwa in Höhe der Blockstelle „Götterfelsen“<br />
auf Bergfahrt der Schmalspurzug, gezogen von einer<br />
sächsischen VI K – und mit grinsendem Lokpersonal<br />
– überholte!<br />
Wie bei jungen Leuten üblich, mussten wir<br />
natürlich auch mal etwas Verrücktes anstellen. So<br />
kamen wir zu dem Entschluss, zu testen, wie<br />
schnell unsere 38 1 937 denn laufen kann. Geeignet<br />
schien uns dafür der P 479 von Leipzig nach Dresden,<br />
das war die Hinleistung zum im <strong>LOK</strong> MAGA-<br />
ZIN 8/201 2 erwähnten P 472. Der Meister hatte<br />
seine AK8-Schmalfilmkamera mitgebracht, um die<br />
Sache zu dokumentieren.<br />
Ausgesucht hatten wir den Abschnitt zwischen<br />
Priestewitz und Niederau. Er lag leicht im Gefälle<br />
und schien für unser Vorhaben bestens geeignet.<br />
Knappe 1 1 0 km/h wurden erreicht! Mehr war nicht<br />
drin, da der Tender ein merkwürdiges Eigenleben<br />
begann, und auch die dritte Kuppelachse war uns<br />
nicht geheuer …<br />
Hans-Joachim Kirsten
US-<strong>LOK</strong>S IN ESTLAND<br />
Ein Kesselwagenzug passiert Tarpa in Richtung Narva, es führt eine C36-7, einst für UP aktiv<br />
Jan Böttcher<br />
US-<strong>LOK</strong>S IN ESTLAND<br />
Nach Tallin<br />
C36-7 (UP) UND C30-7S 77 Loks aus<br />
Amerika, gebaut in den 1980er-Jahren,<br />
fanden ihren Weg ins nördliche<br />
Baltikum und sind dort täglich aktiv<br />
W<br />
er hätte sich 1 990 beim Zerfall der Sow -<br />
jetunion vorstellen können, dass Maschinen<br />
vom ehemaligen Klassenfeind im Güterverkehr<br />
Estlands eingesetzt werden?<br />
2001 , schon zehn Jahre nach der Gründung der<br />
Republik Estland am 20. August 1 991 , war die<br />
staatliche Eisenbahngesellschaft Eesti Raudtee in<br />
Personen- und Frachtverkehr-Teilgesellschaften<br />
aufgeteilt und an private Investoren veräußert. Ein<br />
Konsortium aus US-amerikanischen, britischen<br />
und Estnischen Eignern (Baltic Rail Services; BRS)<br />
besitzt seitdem 66 Prozent der Kapitalanteile von<br />
Eesti Raudtee.<br />
<strong>Die</strong>ser Betreiberwechsel führte zur Stornierung<br />
eines geplanten Kaufs von neuen Lokomotiven aus<br />
Russland. Stattdessen wurden in den USA 77 gebrauchte<br />
Loks des Typs C36-7 (ex Union Pacific,<br />
Baujahr 1 985) und C30-7s (ex Conrail, Baujahr<br />
1983) gekauft und für den Einsatz auf 1.520 Millimeter<br />
Spurweite umgebaut. <strong>Die</strong>se Einscheidung<br />
brachte jedoch einige Probleme mit sich: Es wurde<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
den US-Lokomotiven untersagt, mangels Zulassung<br />
nach Russland zu fahren. So war man gezwungen,<br />
auch gebrauchte Loks des Typs 2TE1 1 6<br />
aus Russland und der Ukraine zu erwerben, um<br />
grenz überschreitende Züge fahren zu können. Ein<br />
weiteres nicht zu verachtendes Problem ist die<br />
schwierige Ersatzteilversorgung der US-Loks. Dennoch<br />
tragen sie die Hauptlast des täglichen Güterverkehrs<br />
in Estland.<br />
Der Staat greift ein<br />
<strong>Die</strong> Privatisierung der Bahn brachte auch für die<br />
Bevölkerung entscheidende Nachteile durch Ein -<br />
sparungen und Streichungen von Personenzügen,<br />
welche einen Stellenabbau mit sich zogen. Es wurde<br />
nur in lukrative Strecken investiert und der Gewinn<br />
optimiert, so dass im Jahr 2006 sich die Republik<br />
Estland aufgrund der vielen negativen<br />
Ereignisse entschloss, die Kapitalanteile von Eesti<br />
Raudtee zurück zu kaufen. Trotzdem bleiben die<br />
US-Loks weiterhin im Einsatz.<br />
Für jeden Interessierten sind die Strecken zum<br />
großen Hafen in Tallinn Maardu empfohlen. Dort<br />
herrscht die höchste Güterzugdichte im Raum Tallinn.<br />
Auch die Fahrzeugvielfalt lässt das Herz eines<br />
jeden <strong>Die</strong>sellokfans höher schlagen! Neben den<br />
US-Loks sind verschiedenste russische Bauarten<br />
diverser Privatbahnen im schweren Einsatz zu erleben.<br />
Als zentrale Übernachtungsmöglichkeit ist<br />
das Go Hotel „Shnelli“ am Personenbahnhof Balti<br />
Jaam Tallinn sehr zu empfehlen. Aus dem Hotelfenster<br />
lässt sich in aller Ruhe das Treiben auf dem<br />
Personenbahnhof beobachten. Jan Böttcher<br />
57
FAHRZEUGE<br />
58
V 160 VORSERIE<br />
Schnaps auf den Puffer<br />
„LOLLOS“ ERSTE FAHRTEN Im Sommer 1960 geht die erste Lok<br />
der Baureihe V 160 auf Probefahrt. Niemand ahnt – doch<br />
viele hoffen – dass damit eine lange Erfolgsgeschichte beginnt<br />
V160 VORSERIE<br />
Am 23. November 1960 stehen bei Krupp<br />
die V 160 002 und die V 60 505 zur Übergabe an<br />
die Bundesbahn bereit Slg. Manfred Lohmann<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
59
FAHRZEUGE<br />
E<br />
rst kürzlich wurde eine Fotosammlung über<br />
die <strong>Die</strong>sellok V 1 60 001 , Stamm-Mutter der<br />
gesamten Familie der V 1 60, bei ihrer ersten<br />
Probefahrt, vermutlich vom Juni und Juli 1 960,<br />
gefunden. Bei dieser Fahrt vom Herstellerwerk<br />
Krupp in Essen nach Düsseldorf und zurück besaß<br />
die V 1 60 001 nur ihren Grundierungsanstrich<br />
und keinerlei Anschriften.<br />
Einige weitere Fotos der Sammlung zeigen die<br />
Lok nun fertig lackiert und beschriftet bei ihrer offiziellen<br />
Übergabefahrt an die DB am 5. August<br />
1960. Leider existieren zu den Bildern keine Angaben<br />
zum genauen Streckenverlauf oder zu den<br />
Teilnehmern. Neben den Fachleuten von Krupp für<br />
die Konstruktion, Fertigung und Abnahme erkennt<br />
man aber auf den Fotos als wichtigsten Vertreter<br />
der Lokfabrik den langjährigen technischen Direktor<br />
Dipl.-Ing. Hans Hanko, der schon Mitte der<br />
1930er-Jahre an der Entwicklung der 50-Hz-Höllentalbahnlok<br />
E 244 31 beteiligt war. Er setzte sich<br />
nach dem Krieg energisch für die Weiterführung<br />
des Schienenfahrzeugbaus in Essen ein und beeinflusste<br />
auch die Entwicklung der Dampflok-Baureihe<br />
1 0 mit.<br />
Außerdem zeigen die Aufnahmen den für die<br />
Konstruktion der gesamten V-1 60-Familie verantwortlichen<br />
Dipl.-Ing. Hans Bitzinger, der bereits an<br />
der Konstruktion der V 60 beteiligt war, sowie den<br />
Leiter der Lokmontage Hans Hahn.<br />
Seitens der DB werden Ingenieure des Dezernats<br />
für Brennkrafttriebfahrzeuge aus dem Zentralamt<br />
München sowie, zumindest bei der Übergabefahrt,<br />
Vertreter aus der Hauptverwaltung in<br />
Frankfurt (Main) teilgenommen haben, deren Namen<br />
und Funktionen mir aber leider nicht bekannt<br />
sind (eventuell erkennt ein Leser eine dieser Personen).<br />
Zu den Teilnehmern werden auch Vertreter<br />
der Hersteller der Hauptkomponenten (z. B. Motoren,<br />
Getriebe und Kühlanlage) gehört haben sowie<br />
Mitarbeiter der Firma Henschel, die ja neben den<br />
von Krupp zu bauenden ersten sechs Exemplaren<br />
(V 1 60 001 – 006) die restlichen vier (V 1 60 007 –<br />
01 0) der zehn Loks umfassenden Vorserie lieferte.<br />
Wo fuhr man damals hin?<br />
Aus den vorliegenden Fotos lässt sich etwa folgender<br />
Probefahrtsverlauf ableiten: Über das Werkbahngleis<br />
erreicht die Lok zunächst den Anschluss<br />
an das DB-Netz im heute nicht mehr existierenden<br />
Personen- und Güterbahnhof Essen Nord (wo man<br />
einer Lok der Baureihe 94 begegnete, siehe Foto<br />
unten rechts). Dann ging die Fahrt über die damals<br />
noch nicht elektrifizierte Güterzugstrecke Mülheim<br />
– Lintorf – Rath nach Düsseldorf Hbf, von<br />
SOMMER 1960: DIE ALLERERSTE FAHRT DER V 160 001<br />
Ein Schnaps auf den Puffer – Taufe! Slg. M. Lohmann (4) Auf der Rücktour nach Essen: über 130 km/h!<br />
60
V160 VORSERIE<br />
Auf der ersten Fahrt nach Düsseldorf wurde jeder Halt unterwegs genutzt, um die Lok zu begutachten.<br />
Gemeinsam mit den Ingenieuren war ein umfangreiches Team von Männern aus der Werkstatt dabei<br />
Im Güterbahnhof Essen Nord – ihn gibt es heute nicht mehr – begann damals die erste Fahrt<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
61
FAHRZEUGE<br />
<strong>Die</strong>se Männer können zufrieden sein: Ganz links im weißen Kittel der Chefingenieur der V-160-Familie<br />
Hans Bitzinger, rechts außen Betriebsleiter Hans Hahn und als vierter von rechts Direktor Hans Hanko<br />
62<br />
wo aus die Rückfahrt angetreten wurde. <strong>Die</strong>se<br />
führte vermutlich über die Hauptstrecke Düsseldorf<br />
– Duisburg – Essen, denn die Güterzug -<br />
strecke über Lintorf dürfte seinerzeit wohl nicht<br />
die auf dem Foto (vorherige Seiten) angezeigten<br />
130 km/h zugelassen haben.<br />
Schnaps auf den Puffer<br />
Bei den verschiedenen Zwischenstopps überprüften<br />
die Fachleute insbesondere Laufwerk und<br />
Bremse und machten sich mit den Besonderheiten<br />
der neuen Lok vertraut. Nach der offenbar recht<br />
gut verlaufenen Fahrt – man erkennt nach der<br />
Rückkehr nur zufriedene Gesichter – wurde allen<br />
Teilnehmern ein Schnaps gereicht. Auch die Lok<br />
wurde hiervon nicht ausgenommen, denn sie bekam<br />
als Taufe einen Schnaps über einen Puffer gegossen.<br />
<strong>Die</strong> dabei ausgesprochenen Glückwünsche<br />
gingen tatsächlich in Erfüllung, denn sie steht heute,<br />
nach 52 Jahren, noch bei der italienischen Privatbahn<br />
Ferovie Emilia Romagna (FER) für Sondereinsätze<br />
zur Verfügung.<br />
Ihr Spitznahme „Lollo“, den sie wegen ihrer gewölbten<br />
Bugform in Anlehnung an die italienische<br />
Filmschauspielerin Gina Lollobrigida erhielt, war<br />
bei der Taufe allerdings noch nicht gebräuchlich.<br />
Auch ist nicht bekannt, wie die bekannte Schau-<br />
DB-Typenprogramm von 1954/55: <strong>Die</strong> V 100 heißt<br />
noch V 65 2 , und die V 160 hat Mittelführerstand.<br />
Index 1 bedeutet: In Entwicklung, Index 2:<br />
Vorsorgliche Entwicklung<br />
Slg. Manfred Lohmann
V160 VORSERIE<br />
spielerin ihre Wahl als Namenspatronin aufgenommen<br />
hat. Ob sie es je erfuhr?<br />
Für die Übergabefahrt an die DB, deren Verlauf<br />
nicht mehr in Erfahrung gebracht werden konnten,<br />
wurde der V 1 60 001 in Essen Nord ein Gesellschaftswagen<br />
beigestellt. Das letzte Foto dieser<br />
Serie vermittelt den Eindruck, dass die hohen<br />
Herrschaften mit der Vorführung des Prototyps<br />
recht zufrieden waren und schließlich in angenehmer<br />
Atmosphäre und mit einer guten Zigarre im<br />
Salon dem Ende der Fahrt entgegen rollen.<br />
<strong>Die</strong> Vorgeschichte der V-160-Familie<br />
Mit dem Ziel, den unwirtschaftlichen Dampfbetrieb<br />
bei der DB künftig – neben der mit hohen Kapitalkosten<br />
belasteten Elektrifizierung – durch <strong>Die</strong>selfahrzeuge<br />
zur ersetzen, wurde Anfang der<br />
1950er-Jahre beschlossen, die Umstellung bevorzugt<br />
in den Bereichen vorzunehmen, in denen die<br />
größten finanziellen Einsparungen zu erwarten<br />
waren. Daneben spielten natürlich auch die Kriterien<br />
Leistungssteigerung und Qualitätsverbesserung,<br />
besonders im Reiseverkehr, eine Rolle, so<br />
dass sich für die Einführung der <strong>Die</strong>seltraktion folgende<br />
Rangfolge ergab:<br />
1. Rangierdienst<br />
2. Nebenbahndienst (vor allem Schienenbusse)<br />
3. Bezirks- und Nahverkehr<br />
4. Fernschnellverkehr mit leichten Zugeinheiten<br />
(Lok oder Triebwagen).<br />
Der schwere Zugdienst sollte vorerst noch der<br />
Dampftraktion verbleiben.<br />
Aus diesen Vorgaben wurde nun 1 954/55 von<br />
der DB das abgebildete Typenprogramm für <strong>Die</strong>sellokomotiven<br />
aufgestellt, in dem erstmalig eine<br />
V 1 60 vorkommt. Es fällt auf, dass die Ur-Mutter<br />
der vierachsigen Gelenkwellenloks, die V 80,<br />
schon nicht mehr im Programm enthalten war, die<br />
Bauform der geplanten V 1 60 aber ein Mittelführerhaus<br />
wie die V 80 aufwies.<br />
<strong>Die</strong> Baureihen V 1 60 und V 320 erhielten dabei<br />
die Bemerkung „Vorerst nur vorsorgliche Entwicklung“.<br />
Obwohl ihre Leistung alternativ schon mit<br />
1.000 PS angegeben war, wurde die spätere V 100<br />
noch mit V 65 2 bezeichnet (um die Vergleichbarkeit<br />
mit älteren Veröffentlichungen zu erleichtern<br />
werden die Motorleistungen in PS angegeben, dabei<br />
ist 1 PS = 0,785 kW). Bald wurde auch die Steifrahmenlok<br />
V 65 im Programm durch die leis -<br />
tungsstärkere und für höhere Geschwindigkeiten<br />
besser geeignete Drehgestellausführung V 1 00 ersetzt<br />
und für die V 1 60 wurde eine höhere Leis -<br />
tung von 1 .800 PS angestrebt.<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
DB-ABNAHME AM 5. AUGUST 1960<br />
Vor der Abfahrt bei der DB-Abnahme wird<br />
gefachsimpelt, mit der Mappe in der Hand der<br />
Konstrukteur Hans Bitzinger Slg. Manfred Lohmann (2)<br />
Krupp soll die Lok konstruieren<br />
1956 wurde Krupp von der DB mit der Entwicklung<br />
der V 1 60 beauftragt, die als einmotorige, dieselhydraulische<br />
Universallokomotive in erster Linie<br />
die Dampflokbaureihen 38, 55, 56, 57 und 50<br />
ersetzen sollte, aber auch im Leistungsbereich zwischen<br />
V 1 00 und V 200 mittelschwere Hauptbahndienste<br />
übernehmen konnte. Hierbei war von<br />
folgenden Hauptforderungen auszugehen:<br />
– Leistung des Fahrdieselmotors 1.600 PS bis<br />
1.800 PS<br />
– Antrieb: hydraulisches Dreigang-Getriebe<br />
– Höchstgeschwindigkeiten:<br />
Langsamgang 75 km/h, Schnellgang 1 20 km/h<br />
– Achslast höchstens 18 Tonnen (für das Befahren<br />
von Nebenstrecken)<br />
63
FAHRZEUGE<br />
<strong>Die</strong> Urahnin der V-160-Familie, aufgenommen am 19. Februar 1977 in Gelsenkirchen-Bismarck<br />
Martin Welzel<br />
– Dampfleistung der Heizkesselanlage 750 kg/h<br />
– Länge über Puffer maximal 16.000 mm.<br />
Trotz aller seinerzeit möglichen Leichtbaumaßnahmen,<br />
insbesondere der Verwendung des mit<br />
6,6 Tonnen leichtesten verfügbaren <strong>Die</strong>selmotors<br />
Maybach MD 870 (spätere Bezeichnung 1 6 V 538)<br />
ergaben die Konstruktionsarbeiten schließlich bei<br />
vollen Vorräten eine mittlere Achslast von 1 8,8<br />
Tonnen und bei 2/3 Vorräten (entsprechend dem<br />
<strong>Die</strong>nstgewicht) 1 8,2 Tonnen. Bei Verwendung des<br />
schwereren Motors MB 839 von Mercedes Benz<br />
(spätere Bezeichnung 1 6 V 652) stiegen die Achslasten<br />
sogar auf 1 9,1 bzw. 1 8,6 Tonnen.<br />
Erfreulicherweise konnte im Verlauf der etwa<br />
zweijährigen Entwicklungszeit die Gebrauchsdauerleistung<br />
für beide Motorbauarten auf 1 .900 PS<br />
V 160 VORSERIE – WICHTIGSTE BAUMERKMALE<br />
Fahrzeugkasten<br />
Mittragende Aufbauten,<br />
Maschinenraum mit einem<br />
durchgehenden Seitengang,<br />
Untergestell (Fischbauchform) im<br />
Mittelteil als Batteriebehälter<br />
ausgebildet<br />
Drehgestelle<br />
Tiefliegender Drehzapfen, Achsführung<br />
durch Lenker, Blattfedern mit<br />
zusätzlichen Gummielementen als<br />
Achsfederung (Primärfederung),<br />
Kastenabstützung (Sekundärfederung)<br />
über Schraubenfedern<br />
Fahrdieselmotor<br />
16-Zylinder, Viertakt-Vorkammer, mit<br />
Aufladung und Ladeluftkühlung,<br />
Drehzahl 1.500/min, Typ Maybach-MD<br />
870 oder Mercedes-Benz MB 839,<br />
Motorstart über Anlasslicht maschine<br />
(MB 839 zunächst ohne<br />
Ladeluftkühlung)<br />
Voith-Turbogetriebe<br />
L 821 rs (ex L 218 rs) mit<br />
Anfahrwandler, Marschwandler für<br />
mittlere Geschwindigkeiten und<br />
Turbokupplung für den Bereich der<br />
hohen Geschwindigkeiten.<br />
Mechanisch schaltbares Stufengetriebe<br />
für Langsam-und Schnellgang (75/120<br />
km/h)<br />
Antrieb<br />
Durchgehender Gelenkwellenstrang<br />
wie V 100 mit Vorgelegeachsgetrieben<br />
Kühlanlage<br />
Mit hydrostatischem Lüfterantrieb<br />
Bremsanlage<br />
KET mb, Selbstregler D2, elektrisch<br />
angetriebener Luftpresser,<br />
doppelseitige Klotzbremse<br />
Hilfsdieselmotor<br />
Motorenwerke Mannheim, 23 PS, für<br />
Antrieb von Hilfsluftpresser und<br />
Generator für Bordnetzversorgung bei<br />
abgeschaltetem Fahrdieselmotor<br />
Heizkessel<br />
Ölgefeuerter Zwangsdurchlaufkessel,<br />
Bauart Vapor Heating, für Zugheizung<br />
und Motorvorwärmung<br />
Sonderausrüstung<br />
Fernsteuerung für Doppeltraktion und<br />
Wendezugbetrieb<br />
Betriebsvorräte<br />
3.350 Liter <strong>Die</strong>selkraftstoff, 3.000 Liter<br />
Kesselspeisewasser, 850 Liter Heizöl<br />
<strong>Die</strong>nstgewicht<br />
(2/3 Vorräte) 73,0 Tonnen mit<br />
Maybach-, 74,5 Tonnen mit Mercedes-<br />
Motor<br />
64
V160 VORSERIE<br />
Oben schon kantig, unten noch rundlich: 216 010 am 6. August 1975 in Duisburg-Wedau<br />
Martin Welzel<br />
angehoben werden, sodass nun auch die Zug diens -<br />
te stärkerer Dampflokbaureihen wie 03, 23 und 39<br />
übernommen werden konnten.<br />
Im Oktober 1 958 erhielt Krupp den Auftrag<br />
zum Bau von sechs Probeloks (V 1 60 001 – 006,<br />
die zwischen August 1 960 und März 1 961 ausgeliefert<br />
wurden. Weitere vier wurden 1 959 an Henschel<br />
vergeben (V 1 60 007 – 01 0) und von September<br />
1 962 bis März 1 963 an die DB übergeben.<br />
Es wird ernst: die erste Fahrten<br />
Mit den ersten Prototypen wurden zunächst vom<br />
Bundesbahn-Zentralamt München eingehende<br />
Versuchfahrten durchgeführt, bevor alle Maschinen<br />
vor allem im schnellen Reisezugverkehr zwischen<br />
Hamburg und Lübeck eingesetzt wurden.<br />
All diese Fahrten brachten insbesondere zum Verhalten<br />
der Maschinenanlage und zur Laufruhe zufriedenstellende<br />
Ergebnisse.<br />
Allerdings traten im Gelenkwellenstrang bei<br />
Schleudervorgängen unerwünschte Schwingungen<br />
auf, die auf eine nicht ausreichende Drehsteifigkeit<br />
der Gelenkwellen zurückzuführen waren.<br />
Durch die Verwendung einer stärkeren Bauart<br />
konnte dieses Problem gelöst werden.<br />
Eine weitere Änderung betraf die Anhebung der<br />
Höchstgeschwindigkeit im Langsamgang von 75<br />
auf 80 km/h, da inzwischen viele Güterzüge mit<br />
der erhöhten Geschwindigkeit verkehren konnten.<br />
Keine echte „Lollo“ mehr war die letzte von<br />
Henschel gebaute V 1 60 01 0, denn sie erhielt die<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
bis heute gewohnte, kantige Führerhausfront, die<br />
Henschel auch später bei der V 320 001 anwendete.<br />
Sie bestimmte das charakteristische Aussehen<br />
der gesamten späteren V-1 60-Familie, aber sie behielt<br />
noch das bauchige Untergestell der „Lollo“<br />
bei. Mit Ausnahme der fehlenden Wendezugsteuerung<br />
entsprach die Ausrüstung den übrigen neun<br />
Vorauslokomotiven.<br />
Mit den 1 968 eingeführten neuen Baureihenbezeichnungen<br />
wurden die „Lollos“ wie auch die<br />
nachfolgende Serienausführung zur Baureihe 21 6.<br />
Vor allem mit dem zunehmenden Einsatz der mit<br />
2.500 – 2.800 PS leistungsstärkeren Baureihe 21 8<br />
wanderten Anfang der 1 970er-Jahre die Vorserienmaschinen<br />
in den Güterzugdienst ab und wurden<br />
zwischen 1 978 und 1 984 abgestellt.<br />
Kommt auch 216 002 wieder ins Rollen?<br />
<strong>Die</strong> V 21 6 001 , 002, 004 und 006 wurden an Privatunternehmen<br />
in Italien verkauft (002 später<br />
noch nach Spanien). In Deutschland ist 21 6 003<br />
einsatzfähig erhalten geblieben und wird von der<br />
BSW-Gruppe Lübeck eingesetzt. Im <strong>LOK</strong> MAGA-<br />
ZIN 3/201 0 haben M. Weltner und M. Karell das<br />
Schicksal der einzelnen Exemplare beschrieben.<br />
Inzwischen ist auch die 21 6 002 nach Deutschland<br />
zurückgeholt worden. In Osnabrück-Piesberg ist<br />
eine betriebsfähige Aufarbeitung geplant.<br />
Eine eingehende Würdigung der Leistungen der<br />
V-1 60-Familie werden wir im kommenden Jahr<br />
vornehmen.<br />
Manfred Lohmann<br />
65
FAHRZEUGE<br />
Am 8. Juli 1958 war die 10 002 vor dem E 570 auf der Main-Weser-Bahn in Richtung Frankfurt unterwegs.<br />
Bei Frankfurt-Berkersheim stand um die Mittagszeit die Sonne günstig<br />
Alle Fotos Dr. Rolf Brüning<br />
MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />
Hochzeitsreise mit 10 001<br />
BAUREIHE 10 Bereits als Schüler verfolgte Rolf Brüning die Wege der beiden<br />
imposanten Dampf-Schnellzugloks. Das Heulen einer bis dahin nie gehörten<br />
Fünftonpfeife hatte ihn im April 1958 mitten im Unterricht hochgeschreckt<br />
A<br />
ls letzte Schnellzug-Dampflokomotiven sind<br />
die beiden Exemplare der Baureihe 1 0 für die<br />
Deutsche Bundesbahn entwickelt worden<br />
und nach Ausheilung diverser Kinderkrankheiten<br />
im März 1 958 in den Betriebsdienst übernommen<br />
worden. Damals hatte ich gerade in Frankfurt<br />
(Main) das letzte Schuljahr in der Oberprima begonnen,<br />
und es gehörte sich für eisen bahn -<br />
interessierte Jungen, dass auf dem Pausenhof Informationen<br />
über die neuesten Entwicklungen der<br />
Bundesbahn ausgetauscht wurden.<br />
Wenig genug Informationsquellen gab es ja damals.<br />
In den VdEF-Mitteilungen von Carl Belling -<br />
66<br />
rodt gab es über technische Einzelheiten der Baureihe<br />
1 0 einen Fortsetzungs-Artikel, der für heiße<br />
Diskussionen sorgte. Und so sickerte von irgendwo<br />
durch, die Loks sollten eine Mehrklangpfeife<br />
besitzen. Als am 21 . April 1 958 in unserer rund<br />
drei Kilometer vom Frankfurter Westbahnhof entfernten<br />
Schule im Unterricht gegen Mittag ein an<br />
einen Ozeanriesen erinnerndes uriges Heulen zu<br />
hören war, wussten wir Lokspezialisten, dass eine<br />
10er am Einfahrsignal stand. Sofort nach Schulschluss<br />
bin ich mit der Kamera auf meinem Moped<br />
zur Camberger Brücke geeilt, von der man<br />
auch heute noch guten Einblick in das Bw 1 hat.
MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />
Der D 167 „Riviera-Express“ passiert am 17. August 1958 die Blockstelle Ohl zwischen Steinau und<br />
Schlüchtern. Rechts steht als Industriedenkmal die Ruine eines ehemaligen Basalt-Schotterwerks<br />
Tatsächlich dampfte dort 1 0 001 , deren Rauchkammertür<br />
gerade nach dem Entfernen der Lösche geschlossen<br />
worden war. <strong>Die</strong> Abdeckung des Kohlenkastens<br />
war noch zurück geschoben, denn die<br />
damals lediglich mit Ölzusatzfeuerung ausgerüstete<br />
Lok hatte in Frankfurt außer Wasser auch Kohlen<br />
bekommen.<br />
Feine Unterschiede zwischen beiden<br />
Im Lauf der Zeit hatte ich herausgefunden, dass<br />
die beiden Loks der Reihe 1 0 häufig im 01 10 -Plan<br />
vor dem E 570 auf der Main-Weser-Bahn nach<br />
Frankfurt kamen, also war ich öfters bei Frankfurt-<br />
Berkersheim gegen 1 2 Uhr an der Strecke, wo in einer<br />
Krümmung die Sonne günstig stand.<br />
Am 8. Juli 1 958 war 1 0 002 unterwegs. Schon<br />
von weitem konnte man die beiden Lokomotiven<br />
unterscheiden, denn 1 0 001 hatte ein Blitzzeichen<br />
auf der Spitze der Rauchkammertür und am Tender<br />
vorn und hinten Trittstufen, während 1 0 002<br />
zwei Blitzzeichen auf dem Kegelmantel der Rauchkammertür<br />
und am Tender nur vorn Trittstufen<br />
aufwies. An der Zylinderverkleidung waren bei der<br />
10 002 nur links die nach hinten weisenden unte-<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
ren waagerechten Zierstreifen tiefer als die Pufferbohle<br />
angeordnet.<br />
Auf einer sonntäglichen Fotofahrt zur Nord-<br />
Süd-Strecke am 1 7. August 1 958 in die Umgebung<br />
von Schlüchtern konnte ich bei Steinau kurz nach<br />
10 Uhr an der Blockstelle Ohl 10 001 vor dem „Riviera-Express“<br />
D 1 67 von Frankfurt kommend ablichten<br />
und gegen 1 3.30 Uhr bei Sterbfritz 1 0 002<br />
vor dem D 1 73. Damals hatten nach Norden fahrende<br />
Züge noch ungerade Nummern. Zwischendurch<br />
waren einige Güterzüge und der F 56<br />
„Blauer Enzian“ mit einer V 200 vor dem Wegmann-Zug<br />
auf dem Weg von Hamburg nach München<br />
auf Film festgehalten worden.<br />
Auf der Main-Weser-Bahn unterwegs<br />
Nachdem ich 1 959 mein Studium in Marburg begonnen<br />
hatte, gab es immer wieder Gelegenheit,<br />
eine 1 0er auf der Main-Weser-Bahn aufzunehmen,<br />
denn mit Eröffnung des elektrischen Betriebs zwischen<br />
Hanau (Main) und Fulda am 30. September<br />
1961 und zwischen Gemünden und Hannover am<br />
24. Mai 1 963 entfielen die Einsätze auf der Nord-<br />
Süd-Strecke.<br />
67
FAHRZEUGE<br />
DER AUTOR UND FOTOGRAF<br />
Am 12. Januar 1963 setzte<br />
die 10 002 in Marburg den<br />
D 184 nach Frankfurt<br />
(Main) in Bewegung. Ein<br />
Windstoß trieb Rauch und<br />
Dampf hinweg, der<br />
Lokführer sieht in solch<br />
einem Moment rein gar<br />
nichts<br />
Dr. Rolf Brüning, Jahrgang 1940, verheiratet, zwei<br />
erwachsene Kinder, hat 1969 im Fachbereich physikalische<br />
Chemie promoviert und war anschließend in einem<br />
Unternehmen in Hanau tätig, wo er Leiter der Abteilung<br />
Entwicklung wurde. Seit 1989 war er Leiter der<br />
Patentabteilung einer Konzernfirma und ist seit 2003<br />
freiberuflich als Patentanwalt tätig.<br />
Seit 1949 ist er HO-Modelleisenbahner und hat<br />
diesbezüglich seit 1956 zahlreiche Beiträge in Fachzeit -<br />
schriften veröffentlicht. Seit 1957 hält er den Bahnbetrieb in<br />
Farbdias fest und hat seit den 1960er-Jahren zahlreiche<br />
seiner bisher rund 42.000 Dias in der Fachpresse sowie in<br />
elf eigenen Farb-Bildbänden publiziert. Auch heute noch ist<br />
er mit seinen Stereo-Kameras an Bahnstrecken im In- und<br />
Ausland aktiv.<br />
(Foto von Helmut Stark am 9. August 2012 in Schorndorf)<br />
Beide Maschinen waren 1 962 von Bebra nach<br />
Kassel versetzt worden. Häufig waren die Loks bei<br />
Tageslicht unterwegs, wenn sie morgens den D 1 77<br />
von Frankfurt nach Kassel beförderten, mittags<br />
den D 1 84 in Gegenrichtung und gegen Abend mit<br />
dem E 569 wieder nach Kassel kamen. Im Januar<br />
1963 habe ich oft meine Kamera mit in die Mensa<br />
genommen und auf dem Rückweg zum chemischen<br />
Institut einen Umweg über den Bahnhof gemacht,<br />
um die Anfahrt des D 1 84 in der Kälte aufzunehmen.<br />
Im Schnee bei strahlender Sonne war<br />
10 002 am 12. Januar im Einsatz und kam mir<br />
prächtig dampfend entgegen. Kurz vor dem Auslösen<br />
der Kamera hat ein leichter Seitenwind die<br />
senkrecht zum Himmel weisende Dampffahne zur<br />
Seite gedrückt, und ich konnte eine wohl einmalige<br />
Dampfwolke abbilden.<br />
Immer wieder D 184<br />
Im Juli 1 963 wurde in Friedberg am Rosental-Viadukt<br />
fleißig an der Elektrifizierung gearbeitet.<br />
Heute ist das historische Sandstein-Bauwerk durch<br />
einen daneben errichtetes Beton-Tragwerk ersetzt,<br />
wodurch die sehr enge Gleiskrümmung in der Einfahrt<br />
zum Bahnhof einen größeren Radius erhalten<br />
konnte. Über das heute gleisfreie Baudenkmal<br />
hatte 1 0 002 am 1 5. Juli den D 1 84 auf einem Stück<br />
seines Weges von Wilhelmshaven nach Zürich be-<br />
68
MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />
fördert. Als dritter Wagen ist dem Zugstamm aus<br />
Wagen der SBB ein Speisewagen vorgesetzt, dem<br />
beim Lokwechsel in Kassel je nach Bedarf noch<br />
Verstärkungswagen vorgehängt wurden.<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Blockstelle Wasserscheide<br />
Ein fotogene Stelle war die Blockstelle Wasserscheide<br />
zwischen Neustadt und Stadt Allendorf am<br />
höchsten Punkt der Main-Weser-Bahn. Am Wärterhaus<br />
zeigt unter dem Namen nach Süden ein<br />
Pfeil zum Rhein und nach Norden ein Pfeil zur<br />
Weser. Zu Zeiten des Dampfbetriebs konnte sich<br />
der Heizer ab dieser Stelle erst einmal vom Kohlenschaufeln<br />
ausruhen, während er bei ölgefeuerten<br />
Loks lediglich die Ölzufuhr zu drosseln hatte.<br />
Am 24. Juli 1 963 zeigte die 1 0 002 vor dem D 1 84<br />
das typische blaue Wölkchen nach dem Schließen<br />
des Reglers.<br />
Am 29. August 1 963 standen an der Strecke<br />
nahe dem Bahnhof Frankfurt-Bonames noch die<br />
typischen doppelten Telegrafenmasten, nachdem<br />
bereits die ersten Oberleitungsmasten provisorisch<br />
montiert waren und auf ihre vertikale Justierung<br />
warteten. An diesem Tag war im D 1 84 der Speisewagen<br />
direkt hinter der 1 0 001 eingereiht.<br />
Nach Eröffnung des elektrischen Betriebs von<br />
Frankfurt über Siegen nach Hagen am 1 4. Mai<br />
1967 kamen die Dampfloks von Norden nur noch<br />
69
FAHRZEUGE<br />
bis Gießen zum Lokwechsel.<br />
Der Einsatz der beiden 1 0er<br />
vor den D-Zügen 1 77 und 1 84<br />
blieb aber bestehen. Am kalten<br />
Morgen des 22. Oktober<br />
1965 konnte ich 10 001 nördlich<br />
von Marburg bei Cölbe<br />
mit dem D 1 77 bei sonnigem<br />
Herbstwetter auf dem Weg<br />
nach Kassel aufnehmen.<br />
Endlich auch im<br />
Führerstand!<br />
Nach Ablegung der Diplomprüfung<br />
im November 1 965<br />
habe ich Marburg für einige Zeit verlassen. Zum<br />
Abschied hat mir die Bundesbahndirektion Kassel<br />
einen besondern Wunsch erfüllt: Ich durfte am 8.<br />
Dezember von Marburg nach Kassel vor dem D 1 77<br />
auf dem Führerstand der 1 0 002 mitfahren. Leider<br />
war das Wetter dem Fotografen nicht wohl gesonnen<br />
auf seiner ersten und letzten Fahrt auf dieser<br />
Lok. Sie ist nach einem Schaden im Triebwerk im<br />
Dezember 1 966 ausgeschieden und nach einem<br />
Einsatz als Heizlok schließlich 1 972 zerlegt worden.<br />
Zur Eröffnung des elektrischen Betriebs zwischen<br />
Gießen und Kassel am 20. März 1 967 mit<br />
der E 03 003 hat die noch einsatzfähige 1 0 001 als<br />
letzte Zugfahrt auf ihrer Stammstrecke einen Sonderzug<br />
aus drei blauen F-Zug-Wagen mit den Honoratioren<br />
der BD Kassel nach<br />
Gießen bringen dürfen, wobei<br />
ihr im Blockabstand als<br />
„Angstlok“ die 01 1 1 05 gefolgt<br />
ist. Das stand damals auch im<br />
<strong>LOK</strong> MAGAZIN (Heft 25 vom<br />
Juli 1 967).<br />
Als besonderes Entgegenkommen<br />
der Bundesbahn<br />
durften schließlich am 28. Dezember<br />
1 967 anlässlich unserer<br />
Hochzeit meine Frau und<br />
ich von Kassel nach Altenbeken<br />
mit dem von 1 0 001 gezogenen<br />
Eilzug 378 reisen, meine<br />
Frau erster Klasse und ich auf dem Führerstand,<br />
denn Damen durften damals nicht auf eine Lok.<br />
Das war meine letzte Begegnung mit der Baureihe<br />
1 0 im Betriebseinsatz. Erfreulicherweise hat<br />
diese Lok einen Ruheplatz im Dampflokmuseum<br />
in Neuenmarkt-Wirsberg gefunden und kann auch<br />
heute noch besichtigt werden.<br />
Nach der Vorlage eines meiner letzten Fotos in<br />
Altenbeken habe ich eine Strichzeichnung angefertigt<br />
und diese hat als Vignette mein Briefpapier<br />
geziert, solange ich RBEV-Modellbahnzubehör vertrieben<br />
habe, insbesondere für die eigene Modellbahn<br />
entwickelte Punktkontakte und Weichenantriebe.<br />
So hat meine Lieblingsbaureihe noch einige<br />
Jahre lang Modellbahner erfreuen können.<br />
Dr. Rolf Brüning<br />
D 184 am 29. August 1963: Schon stehen bei Frankfurt-Bonames die ersten Oberleitungsmasten<br />
70
MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />
Den Rosental-Viadukt in Friedberg überquert am 15. Juli 1963 die 10 002 vor dem D 184<br />
Und wieder die 10 002 vor dem D 184: 24. Juli 1963, Blockstelle „Wasserscheide“ an der Main-Weser-Bahn<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
71
FAHRZEUGE<br />
V60 IN DER TÜRKEI<br />
Glück gehabt!<br />
FILME GERETTET <strong>Die</strong>be stehlen 1990<br />
in der Türkei den Fotokoffer von Dirk<br />
Höllerhage. <strong>Die</strong> belichteten Filme hatte<br />
er vorher umgepackt – so können wir<br />
heute hier diese Aufnahmen zeigen<br />
V<br />
iele Reisen führten mich in den 1 980er-Jahren<br />
in das sogenannte „Burdur-System“ im<br />
Westen der Türkei, denn sämtliche Züge auf<br />
den Strecken zwischen Dinar, Burdur, Isparta und<br />
Egirdir waren mit preußischen G 8 (TCDD 44.0)<br />
und Kriegslokomotiven der Baureihe 52 (TCDD<br />
56.5) bespannt! Bei einem Besuch im Jahr 1 988<br />
war die Einstellung des Dampfbetriebes aber beschlossene<br />
Sache und stand unmittelbar bevor.<br />
Während eines Familienurlaubes in Antalya zwei<br />
Jahre später machte ich mich wie so oft mit großer<br />
Neugier auf den Weg ins nur 1 80 Kilometer entfernte<br />
Burdur um zu sehen, was sich in der Zwischenzeit<br />
verändert hatte.<br />
Schrankenwärter in Gümüsgün<br />
Eisenbahn-Gänse im Draisinengleis in Karakuyu mit der DH 6517 im Hintergrund<br />
Alle Fotos Dirk Höllerhage<br />
72
V60 IN DER TÜRKEI<br />
Mit Dampflokomotiven rechnete ich natürlich<br />
nicht mehr, doch was da vor dem kleinen Lokschuppen<br />
stand, verschlug mir die Sprache: Deutsche<br />
V 60 in (fast) altroter DB-Lackierung! <strong>Die</strong> alt -<br />
ehrwürdigen Stahlrosse aus der Preußen- und<br />
Reichsbahnära waren doch tatsächlich durch Bundesbahn-Rangierlokmotiven<br />
im Streckendienst abgelöst<br />
worden. Unfassbar! Emsig brummten sie<br />
mit ihrem illustren Wagenmaterial durch die weite,<br />
unberührte Landschaft, gesäumt von bis zu<br />
3.000 Meter hohen Bergen.<br />
Nur vier DH 65, wie die V 60 nun hießen, hatte<br />
man dem Depo Burdur zugeteilt. Bei einem täglichen<br />
Bedarf von drei Planlokomotiven blieb den<br />
Eisenbahnern nicht viel Spielraum, und wehe,<br />
mehr als ein C-Kuppler wurde schadhaft! Dann fiel<br />
eben der betreffende Zug aus – und das kam nicht<br />
selten vor …<br />
Waschen am alten Preußentender<br />
Auf der Suche nach einem Hotel landete ich irgendwie<br />
im abgelegenen Abzweigbahnhof Bozanönü.<br />
Der Gast aus Alemania wurde sofort vom<br />
freundlichen Fahrdienstleiter zu einem Abendessen<br />
im <strong>Die</strong>nstraum eingeladen und bekam einen<br />
Schlafplatz auf dem Fußboden. Das Signalhorn einer<br />
V 60 riss mich zum Sonnenaufgang aus dem<br />
Schlaf. Schnell eine „Katzenwäsche“ am preußi-<br />
Katzenwäsche am Wasserwagen in Bozanönü<br />
Dizel Depo Burdur mit DH 6515 (schadhaft im Inneren des Schuppens) und DH 6516<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
73
FAHRZEUGE<br />
Der Pamukkale-Express nach Egirdir mit einer 52er kreuzt die DH 6515 mit einem GmP in Bozanönü<br />
schen Loktender, der gegenüber des Stationsgebäudes<br />
stand und mit einem Wasserkran versehen<br />
war. Geduldig wartete derweil der Frühzug aus<br />
Isparta auf dem Überholgleis, bis schließlich ein<br />
Eisenbahner zur Weiche an der westlichen Einfahrt<br />
hastete. Der Egirir-Express aus Izmir – wie<br />
hatte ich den nur vergessen können!<br />
Und dann auf einmal eine 52er!<br />
Und wieder traute ich meinen Augen nicht, denn<br />
am Horizont tauchte plötzlich eine weiße Dampffahne<br />
auf! Das Depo Dinar hielt für die Bespannung<br />
dieses Zuges immer noch eine Kriegslok der<br />
Reihe 52 bereit – die wohl letzte Planleis tung einer<br />
Dampflok in der Türkei! Mit einem kurzen Pfiff<br />
stampfte das schwarze Ungetüm an ihrer roten<br />
<strong>Die</strong>selkollegin vorbei, hielt für einen Moment am<br />
Bahnsteig und verschwand sodann mit ohrenbetäubenden<br />
Getöse in Richtung Egirdir-See.<br />
Deutsch-Deutsche Begegnung in Anatolien des<br />
Jahres 1 990 – damit hatte ich nun wirklich nicht<br />
gerechnet!<br />
Viel zu lange hielt ich mich an den Gleisen rund<br />
um Burdur auf und musste nach Rückkehr im Hotel<br />
der besorgten Familie Rede und Antwort stehen!<br />
Doch die kleinen <strong>Die</strong>selbrummer hatten mich<br />
wie einst die G 8 in ihren Bann gezogen.<br />
Erzählt sei noch, dass in der Nacht vor dem<br />
Rückflug nach Deutschland Einbrecher über das<br />
Führerstand der DH 6515 mit Makinist Ömer<br />
Hoteldach und den Balkon unbemerkt in unser<br />
Zimmer eindrangen und meinen Fotokoffer stahlen.<br />
Hätte ich nicht zufällig die belichteten V 60-<br />
Filme abends aus dem Koffer genommen und in<br />
eine andere Tasche gepackt, würden die hier gezeigten<br />
Aufnahmen wohl nur noch in meiner Erinnerung<br />
existieren …<br />
Dirk Höllerhage<br />
74
V60 IN DER TÜRKEI<br />
Ist das nicht herrliche Eisenbahn? DH 6515 mit dem Zug von Isparta nach Gümüsgün bei Igdecik<br />
Lokwechsel beim GmP aus Karakuyu in Gümüsgün. An zweiter Stelle läuft ein tschechischer Wagen<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
75
GESCHICHTE<br />
76
RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />
RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />
Güter-Drehscheibe<br />
im Herzen Europas<br />
SEIT 1924 IN BETRIEB 100 Kilometer Gleise, 360 Weichen,<br />
ein paar tausend Wagen jeden Tag im Ein- und Ausgang –<br />
das sind nur wenige Stichworte zum Güterbahnhof Seddin<br />
Der Rangierbahnhof Seddin ist auch ein internationaler<br />
Lokomotivtreffpunkt: <strong>Die</strong> 139 313 kam als Probefahrt<br />
vom DB-Werk Dessau, und die von PKP Cargo angemietete<br />
EU43-001 (186 126) war zur Schulung von Lokführern<br />
eingeteilt (29. Juli 2008)<br />
Alois Hoffmann-Meier<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
77
GESCHICHTE<br />
V<br />
on der Vielzahl der Rangierbahnhöfe der<br />
Deutschen Reichsbahn blieb nach der Kategorisierung<br />
der Deutschen Bahn (bzw. der<br />
Deutschen Bundesbahn) nur der südwestlich Berlins<br />
gelegene an der Strecke Griebnitzsee, Abzweigstelle<br />
Gbso – Wiesenburg (Mark), der ehemals<br />
Berlin-Wetzlarer Bahn übrig. Er war auch<br />
stets der modernste Bahnhof und das Vorführobjekt<br />
für Eisenbahner aus anderen Ländern.<br />
Der Verschiebebahnhof Seddin wurde 1 924<br />
eröffnet. Er gehört zu einem Projekt, das bereits<br />
die Preußischen Staatseisenbahnen verfolgten:<br />
große Rangierbahnhöfe und Umladehallen außerhalb<br />
Berlins, um innerstädtische Bahnhöfe zu entlasten.<br />
Bevor der neue Verschiebebahnhof vollständig<br />
genutzt werden konnte, fand dort die<br />
bekannte Verkehrsausstellung der damals noch<br />
jungen Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft statt.<br />
Seddin sollte ein zweiseitige Rangieranlage mit<br />
zwei Ablaufsystemen bei einer Leistungsfähigkeit<br />
von täglich insgesamt 3.500 Wagen im Ausgang<br />
werden. Dementsprechend entstand das Nord -<br />
system, ohne Ausfahrgruppe und mit einer kleinen<br />
Einfahr- und Nachordnungsgruppe. Ansonsten<br />
war der Rangierbahnhof großzügig gebaut worden<br />
mit Gleisen, die 1 50 Achsen starke und noch längere<br />
Züge aufnehmen konnten. Der Ablaufberg<br />
besaß zwei hydraulische Bremsen der Bauart Thyssen.<br />
Dort stand auch die größte, 1 927 gebaute Umladehalle<br />
für Stückgut außerhalb Berlins mit einem<br />
jährlichen Umschlag von 575.000 Tonnen,<br />
die den Anhalter Güterbahnhof entlastete. Trotzdem<br />
blieb der Bahnhof unfertig, denn man hatte<br />
das Südsystem zu bauen begonnen, 1 939 die Arbeiten<br />
jedoch abgebrochen. Lediglich die Strecke<br />
Großbeeren – Michendorf – Seddin ist bis 1 933<br />
ausgebaut worden.<br />
Schwere Zerstörungen nach Kriegsende<br />
Der Luftangriff am 20. April 1 945 zerstörte die<br />
Bahnhofsanlagen. Nachhaltige Folgen hatte im<br />
Juni 1 945 die während der Munitionsbergung aus-<br />
Am 21. Februar 1961 wurde dieses Foto vom Seddiner Rangierbahnhof aufgenommen. <strong>Die</strong> klassische<br />
Berliner Verschublok war die preußische T 14, Baureihe 93 0-4<br />
W. Stephan/Historische Sammlung der DB AG<br />
78
RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />
31. Dezember 1971 in Bretten: Dg 57327 mit 050 641 und 051 453, der Zug hatte 1.200 Tonnen Last<br />
Das Fernglas griffbereit: der Dispatcher im Zentralstellwerk (1980) Carl-Ernst Zimmer/Hist. Slg. der DB AG (2)<br />
gelöste Explosion von Seeminen. Sie griff im Nu<br />
auf andere abgestellte Munitionswagen über und<br />
zerstörte die Gleis- und Stellwerksanlagen sowie<br />
die Umladehalle vollständig. <strong>Die</strong> Halle ist nicht<br />
wieder aufgebaut worden, wohl aber das zerstörte<br />
<strong>Die</strong>nstgebäude.<br />
Bessere Anschlüsse in alle Richtungen<br />
Nach der Wiederherstellung der Gleisanlagen wurde<br />
der Bahnhof an den zwischen 1 951 und 1 953<br />
eröffneten Südlichen Berliner Außenring sowie an<br />
die Verbindungsgleise Michendorf – Saarmund<br />
bzw. Wilhelmshorst und Nesselgrund angebunden<br />
und war nun auch aus östlicher Richtung zu erreichen.<br />
1 958 ging das Südsystem für den internationalen<br />
Transitverkehr und 1 962 die Kontrollgruppe<br />
für den Güterverkehr nach und von West-Berlin in<br />
Betrieb. <strong>Die</strong>se Kontrollgruppe war gleich einer<br />
Grenzanlage abgeriegelt; die vom Bahnbetriebs-<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Ablaufberg mit Balkengleisbremsen – Seddin war<br />
für DDR-Verhältnisse sehr gut ausgestattet (1976)<br />
79
GESCHICHTE<br />
Am 19. August 1954 steht die 52 3464 unter der Großbekohlungsanlage im Verschiebebahnhof Seddin.<br />
<strong>Die</strong> Lok hat eine Behelfsrauchkammertür und den Floridsdorfer Kastentender Historische Sammlung der DB AG<br />
werk Berlin-Grunewald kommenden Lokomotiv -<br />
führer durften das „Kontrollterritorium“ nicht verlassen.<br />
Neben ihm stand auch das Gebäude des<br />
Grenzzollamtes Seddin.<br />
1962 hatte Seddin Transitgüterzüge von und<br />
nach Gutenfürst, Oebisfelde, Schwanheide, Saßnitz,<br />
Kietz, Bad Schandau, West-Berlin zu behandeln<br />
(„Drehscheibe des Transitverkehrs“), im<br />
Reichsbahn-Binnenverkehr Durchgangsgüterzüge<br />
nach Jüterbog, Altenburg, Halle (Saale) Gbf,<br />
Roßlau, Güsten, Magdeburg-Rothensee, Brandenburg,<br />
Wustermark Rbf, Berlin-Schöneweide, Berlin-Wuhlheide<br />
und Frankfurt (Oder) Rbf. Dazu waren<br />
Nahgüterzüge für die Strecken bis Jüterbog<br />
über Treuenbrietzen oder über Großbeeren, Belzig,<br />
Brandenburg und Drewitz zu bilden.<br />
Umladen in der Güterabfertigung<br />
Da die Umladehalle nicht mehr aufgebaut worden<br />
war, wurde die Güterabfertigung (eigentlich bestand<br />
sie nur noch als Rampe) für die Umladung<br />
des Stückgutes von täglich rund 80 Wagen in die<br />
nördlichen Empfangsbezirke genutzt. In Seddin<br />
wurden auch Wagenladungen reguliert und konn-<br />
80
RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />
ZUR LAGE<br />
1973 eingestellt. Der Grund dieser Stilllegung war<br />
der Ausbau einer leistungsfähigen Ausfahrgruppe<br />
West, der die Verbindungskurve vom Bahnsteig C<br />
(Gleis 403) zur Strecke nach Beelitz Stadt im Wege<br />
war und deshalb abgetragen werden musste.<br />
ten Kühlwagen nachbeeist werden. Der Haltepunkt<br />
an der sogenannten Wetzlarer Bahn, der<br />
dem Bahnhof den Namen schenkte (er stammte<br />
wiederum von einem am Seddiner See gelegenen<br />
Fischerdorf), diente dem Fern- und Vorortverkehr<br />
von Berlin Schlesischer Bahnhof oder Berlin-<br />
Wannsee nach Güsten/Dessau bzw. Beelitz-Heilstätten.<br />
Seit dem 1 3. August 1 961 begannen und endeten<br />
die Personenzüge in Drewitz, einem Vorort<br />
von Potsdam, wenige Kilometer vom Bahnhof Seddin<br />
entfernt. Der Reiseverkehr nach Beelitz Stadt,<br />
der den Anschluss zu den Zügen Oranienburg –<br />
Wildpark – Jüterbog vermittelte, wurde am 3. Juni<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Rückstau von bis zu 3.000 Wagen<br />
Bevor 1 967 der Aus- und der Umbau der gesamten<br />
Bahnhofsanlage zu einem sogenannten leistungsbestimmenden<br />
Rangierbahnhof begannen, lag die<br />
durchschnittliche Kapazität der Ablaufberge in der<br />
Zugauflösung bei 2.850 Wagen. Sie sollte auf über<br />
3.000 Wagen und mehr gesteigert werden. <strong>Die</strong><br />
volle Kapazität konnte bis 1 990 allerdings nie genutzt<br />
werden, da der Berliner Außenring infolge<br />
der Vielzahl, teilweise mit Vorrang verkehrender<br />
Reisezüge ein Engpass war und Seddin häufig auf<br />
die Zu- und Abfuhr der Güterzüge warten musste.<br />
Dann wieder kamen konzentriert Regel- und Sonderzüge.<br />
Bis 1 971 entstand oft ein Rückstau von bis<br />
zu 3.000 Wagen. Nesselgrund war ein berüchtigter<br />
Betriebsbahnhof, auf dem die Rückstauzüge für<br />
Seddin warten mussten, in Michendorf standen die<br />
Züge wegen „Wartens auf Lok“, immer ein Zeichen<br />
81
GESCHICHTE<br />
Auf dem Berliner Außenring sind 155 038 und 155 060 am 7. April 2010 kurz vor Saarmund unterwegs.<br />
Das Ziel des Güterzuges ist Seddin, bis dorthin sind es noch knapp 15 Kilometer<br />
Sebastian Schrader<br />
SEDDIN: SO FUNKTIONIERT DER BAHNHOF<br />
Das weithin sichtbare Wahrzeichen des Verschiebebahnhofs Seddin ist der Turm des Stellwerks „Sed“ im<br />
Hintergrund in der Mitte des Bildes. Vorn rechts steht das Stellwerk „Srw“<br />
Erich Preuß<br />
82
RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />
<strong>Die</strong> von PKP Cargo bei Alpha Trains gemietete EU43-006 (alias 186 134) kommt mit dem FE 45432 aus<br />
Poznan-Franowo nach Seddin am 10. April 2009 am Grünauer Kreuz in Berlin vorüber Sebastian Schrader<br />
eddin ist ein Flachbahnhof mit etwa 100 Kilometer Gleisen<br />
Sund mehr als 360 Weichen. Der Betrieb wurde in zwei<br />
getrennten Bahnhofssystemen ohne Eckverkehr*) geführt.<br />
Entsprechend den Ablaufanlagen ist der Bahnhof in drei<br />
Rangierbezirke unterteilt:<br />
Rangierbezirk Ost:<br />
Für die Abstands- und Laufzielbremsung besitzt jedes<br />
Gleisbündel eine Talbremsstaffel. Richtungsgleisbremsen<br />
verschiedener Bauarten verzögern die Abläufe auf die<br />
zulässige Auflaufgeschwindigkeit von weniger als 1,5 m/s.<br />
Beidrückeinrichtungen sorgen für das kuppelreife Auflaufen<br />
in den Richtungsgleisen.<br />
Ablaufberg West:<br />
Er war von 1971 bis 1996 in Betrieb als Ersatz für eine<br />
getrennte Nachordnungsgruppe. Als 1993 der Nahbereich<br />
zum Südsystem abgegeben wurde, entfiel das Nachordnen.<br />
<strong>Die</strong> fertiggestellten Züge werden in der Ausfahrgruppe West<br />
bereitgestellt. Am 1. September 1996 wurden die<br />
Dreikraftbremsen am Westberg außer Betrieb gesetzt. <strong>Die</strong><br />
Gleise gehören zum Bereich Zugbildung/Ausfahrgruppe West.<br />
Ablaufberg Süd:<br />
Bis 1993 wurde dort die Zugauflösung und -bildung im<br />
Transitverkehr erledigt; danach die Zugauflösung und -bildung<br />
des Nahbereichs und die Bedienung der Zusatzanlagen. <strong>Die</strong><br />
in der Einfahrgruppe des Südsystems eingefahrenen Züge<br />
werden über den Ablaufberg aufgelöst. Über den selben<br />
Ablaufberg werden auch die aus der vereinigten Richtungsund<br />
Ausfahrgruppe ausfahrenden Züge gebildet bzw.<br />
nachgeordnet. Für die Abstands- und Laufzielbremsung sind<br />
Richtungsgleisbremsen vorhanden.<br />
er Bahnhof ist in zwei Fahrdienstleiterbezirke unterteilt:<br />
DStellwerke „Sed“ und „Ro“ (Bauformen GS III Sp 68 und<br />
GS II A 68 seit 1980) mit drei Fahrdienstleitern (Ost, West und<br />
Süd). Eine Etage tiefer sind die Stellwerke mit einem<br />
Weichenwärter bzw. Bremsenbediener besetzt. Dazu werden<br />
Beelitz Heilstätten und Michendorf fernbedient sowie die<br />
Stellwerke „Srw“ mit dem Fahrdienstleiter Mitte und „Rs“<br />
(Bauformen GS III Sp 68 seit 1978 und Siemens & Halske<br />
1912) mit einem Weichenwärter besetzt.<br />
*) Zum Eckverkehr kommt es auf<br />
Bahnhöfen mit zwei Rangiersystemen,<br />
wenn z. B. Wagen von der Nordrichtung<br />
kommen und zu einem anderen<br />
Bahnhof im Norden müssen. Eine<br />
Rangierlok muss diese von einem<br />
System in das andere umsetzen; die<br />
Wagen laufen dann zweimal über den<br />
Berg – was sehr unwirtschaftlich ist.<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
83
GESCHICHTE<br />
verspäteter Lokumläufe. Auch nach 1 990, in ruhigen<br />
Zeiten, wurde die Kapazität oft nicht ausgeschöpft,<br />
reichte doch die Menge der zu behandelnden<br />
Wagen nicht mehr an die von bis 1 989; der<br />
unkontinuierliche Zulauf blieb. 1 997 lag die durchschnittliche<br />
Bergleistung bei 2.300 Wagen (Seddin<br />
Nord dienstags bis freitags etwa 1 .800 Wagen, Seddin<br />
Süd 500 Wagen).<br />
362 916 am 1. Januar 2006 in Seddin, rechts sind<br />
Überbleibsel der Bekohlungsanlage sowie der<br />
dazugehörige, denkmalgeschützte Kran zu sehen<br />
Technisch auf hohem Stand<br />
Seddin erhielt von der Deutschen Reichsbahn das<br />
Beste an Rangier- und Sicherungstechnik, was die<br />
DDR zu bieten hatte oder sich als Import leisten<br />
konnte. Am 1 9. April 1 971 wurde der Hauptablaufberg<br />
Ost als Großversuchsanlage der Rangiertechnik<br />
eingeweiht. Bis 1 976 waren beide Einfahr- und<br />
Richtungsgruppen mit drei Ablaufbergen umgestaltet<br />
und erweitert, eine Ausfahrgruppe, die neue<br />
Rangiertechnik und das neue Ablaufstellwerk in<br />
Betrieb genommen worden.<br />
1. Januar 2005: <strong>Die</strong> Gleise vor der Lokhalle sind wie<br />
leergefegt. Eine Schiebebühnenlänge der alten<br />
Halle wurde abgetragen und die Vorderfront wird<br />
erneuert. Am 26. Februar 2007 sah es dann so wie<br />
unten aus: Vor der Drehscheibe warten viele<br />
typische von Seddin aus disponierte oder dort<br />
betreute Lokomotiven Alois Hoffmann-Meier (3)<br />
84
Das zweite Forschungs- und Entwicklungsthema<br />
hieß: „Großversuchsanlage Stellwerkszentralisation<br />
Seddin“, das 1 980 abgeschlossen und mit<br />
folgenden Vorteilen des „hohen Bedienungskomforts“<br />
gepriesen wurde:<br />
– Rangierfahrten über zum Teil automatisierte<br />
Fahrstraßen einschließlich Umfahrwegen,<br />
– im Zugbetrieb ebenfalls Umfahrwege,<br />
– Signalselbststellbetrieb,<br />
– Ausschaltung von Haupt- und Rangiersignalen,<br />
– Bahnhofs- und Streckenzielsperrung,<br />
– Anschluss mehrerer Bedienbezirke.<br />
<strong>Die</strong>se Einrichtungen wie die Zugnummernund<br />
Triebfahrzeugmeldeanlage waren im Westen<br />
ein alter Hut, 1 980 bei der Deutschen Reichsbahn<br />
aber etwas ganz Neues.<br />
Ab 1982 auch elektrisch erreichbar<br />
Am 23. Mai 1 982 kam der erste mit einer elektrischen<br />
Lokomotive bespannte Zug nach Seddin. Bis<br />
1985 war der Rest des Berliner Außenrings elektrisch<br />
befahrbar, 1 992 der Abschnitt nach Roßlau,<br />
1993 der Abschnitt nach Berlin Zoologischer Garten,<br />
1 994 der Anschluss Seddins an das elektrifizierte<br />
Netz auch über Wildpark – Golm hergestellt.<br />
Vom bahneigenen Forschungs- und Entwicklungswerk<br />
in Blankenburg (Harz) kam die Rangiertechnik.<br />
Das Werk begann 1 992, im Südbezirk<br />
die Steuerungssysteme zu erneuern und die Rangiertechnik<br />
zu verbessern und legte den Grundstein<br />
für die weitere Automatisierung.<br />
Das Südsystem erhielt zweischienige FEW-Balkengleisbremsen,<br />
das Nordsystem solche von<br />
Thyssen. Alle 26 Richtungsleise des Nordsystems<br />
besaßen nun Beidrückeinrichtungen.<br />
Von 1 994 bis 1 996 wurden am Ostberg die Talbremsen<br />
ersetzt. Auf der Basis der bestehenden<br />
Stellwerkstechnik ist der vollautomatische Ablaufbetrieb<br />
möglich.<br />
Freundliche Wohnungen für Eisenbahner<br />
Neben dem Rangierbahnhof entstand 1 924 die<br />
Siedlung Neuseddin mit 480 Wohnungen, Schule,<br />
Kulturhaus, Kindergarten und Kinderkrippe. Zu<br />
den Sozialeinrichtungen gehörten bei der Deutschen<br />
Reichsbahn auch eine Schneiderstube, eine<br />
Kantine und eine Betriebsgaststätte.<br />
Zum <strong>Die</strong>nstort Seddin gehörten das Bahnbetriebswerk,<br />
die Signal- und Fernmeldemeisterei,<br />
die Bahnmeisterei, das Bahnbetriebswagenwerk,<br />
ein Meisterstützpunkt der Starkstrommeisterei,<br />
das Meisterbüro der Hochbaumeisterei, die Transitleitstelle,<br />
eine Außenstelle der Betriebsschule.<br />
<strong>Die</strong> Organisationsformen wechselten seit 1 994<br />
mehrmals, Seddin ist aber immer noch ein Konzentrationspunkt<br />
von Eisenbahnern verschiedener<br />
Fachrichtungen, zum Beispiel die Fahrdienstleiter<br />
und Ablaufwärter/Gleisbremsbediener vom Geschäftsbereich<br />
Netz, das übrige Personal vom Geschäftsbereich<br />
Schenker-Rail. Erich Preuß<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
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GESCHICHTE<br />
Völlig morsche Schwellen bei Wlén und der hochmoderne SA135-003 im Schritttempo Rudolf Heym (2)<br />
SPURENSUCHE<br />
<strong>Die</strong> Bobertalbahn<br />
HIRSCHBERG (JELENIA GORA) – LÖWENBERG (LWOWEK SL) Der Bau der sehr<br />
malerischen Strecke kurz vor dem Ersten Weltkrieg hing ganz eng zusammen<br />
mit der Errichtung der seinerzeit größten Talsperre Europas<br />
N<br />
ormalerweise geht es in dieser Serie um<br />
Strecken, über die Gras gewachsen ist, die<br />
ihren Verkehr lange verloren haben und die<br />
oftmals schon völlig in Vergessenheit geraten sind.<br />
Nun, zwei dieser Voraussetzungen treffen auch für<br />
BOBERTALSPERRE<br />
ie Bobertalsperre (polnisch Jezioro Pilchowickie) wurde<br />
Dvon 1902 – 1912 zum Zweck des Hochwasserschutzes<br />
und der Gewinnung von Elektroenergie gebaut. Der<br />
Stausee ist vier Kilometer lang. <strong>Die</strong> Kronenhöhe der aus<br />
Steinen gefügten Mauer beträgt 50 Meter.<br />
<strong>Die</strong> Talsperre war bei ihrer Fertigstellung die größte<br />
Europas. Sie übertraf in Höhe und Speicherraum die kurz<br />
zuvor gebaute Urfttalsperre in der Eifel. Zur feierlichen<br />
Einweihung im Herbst 1912 kam Kaiser Wilhelm II.<br />
86<br />
diese schlesische Nebenlinie zu: Es wächst recht<br />
ordentlich Gras auf ihr, und ihre komplette Einstellung<br />
durch die Polnische Staatsbahn war beschlossen,<br />
es wurde 2007 nur noch im Schienenersatzverkehr<br />
gefahren. Aber dann kam es anders …<br />
Inzwischen rollen neuzeitliche Triebwagen: Seit<br />
dem 1 3. Dezember 2009 fahren täglich vier Zugpaare<br />
über die 1 909 eröffnete Verbindung. <strong>Die</strong> Koleje<br />
Dolnoslaskie – Niederschlesische Eisenbahn –<br />
besorgt den Verkehr. Ähnlich wie hierzulande hält<br />
die Staatsbahn dafür noch die Infrastruktur in<br />
Schuss, auch um ab und an bei Bedarf noch einen<br />
Güterzug einlegen zu können. Dabei ist der Oberbau<br />
in einem teilweise erbärmlichen Zustand. <strong>Die</strong><br />
Fahrzeiten sagen alles: Eine Stunde und 1 7 Minuten<br />
brauchen die Triebwagen für 33 Kilometer, damit<br />
sind sie langsamer als alle Züge in den Kursbüchern<br />
von 1 925, 1 944 oder 2004. Aber es wird<br />
immerhin gefahren, der Tod durch Stilllegung ist
SPURENSUCHE<br />
<strong>Die</strong> Fischbauchträgerbrücke über einen Seitenarm des Stausees mit dem SA109-004<br />
erst einmal abgewendet! 1 4 Linien hat die Niederschlesische<br />
Eisenbahn seit 2008 neu belebt. Das<br />
Unternehmen wurde am 28. Dezember 2007<br />
durch einen Beschluss der Wojewodschaft Niederschlesien<br />
gegründet und gehört ihr auch. Der<br />
Fuhrpark besteht aus modernen <strong>Die</strong>seltriebwagen<br />
der Baureihen SA1 06, SA1 09, SA1 32, SA1 34 und<br />
SA1 35.<br />
<strong>Die</strong> Strecke ist gerade am Boberstausee äußerst<br />
interessant. Der Haltepunkt Talsperre – polnisch<br />
Pilchowice Zapora – ist vielleicht die schönste<br />
Bahnstation Polens: Man steht an der verwitterten<br />
Bahnsteigkante und schaut über das Wasser des<br />
Stausees zum Kamm des Riesengebirges mit der<br />
Schneekoppe. Dann quietscht und knarrt es und<br />
mit 1 5 km/h kommt der Triebwagen herangepoltert<br />
auf Schienen, die Inschriften wie „B.V.G. Bochum<br />
1 890“ tragen. Unfassbar!<br />
Drei Tunnel bietet die Strecke – alle recht zugewachsen<br />
– und eine waghalsige Fischbauchträger-<br />
Brücke über einen Arm des Stausees.<br />
<strong>Die</strong> erste Verbindung von Hirschberg zur Baustelle<br />
der Staumauer war 1 902 übrigens eine 860-<br />
Millimeter-Materialtransportbahn, bereits für den<br />
Normalspurausbau vortrassiert. Der Wanderweg<br />
von der Station Talsperre zur Staumauer verläuft<br />
auf der alten Trasse. Übrigens wurden die Baukos -<br />
ten der Strecke seinerzeit mit denen der Talsperre<br />
verrechnet. Kein schlechtes Geschäft für Preußens<br />
sparsame Staatsbahn …<br />
Rudolf Heym<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
STICHWORTE<br />
Jelenia Gora – Lwowek Slaski<br />
Spurweite<br />
1.435 mm<br />
Länge<br />
33 km<br />
Eröffnung<br />
Hirschberg – Boberröhrsdorf 1. Oktober 1906<br />
Boberröhrsdorf – Löwenberg 28. August 1909<br />
Schienenersatzverkehr ab 2006<br />
Neueröffnung 13. Dezember 2009<br />
Internet:<br />
www.kolejedolnoslaskie.eu<br />
87
GESCHICHTE<br />
WENDELSTEINBAHN<br />
Prächtige Aussicht(en)<br />
ERÖFFNET 1912 Seit 100 Jahren<br />
führt die elektrische Zahnradbahn auf<br />
einen der schönsten Berge Bayerns<br />
D<br />
er Wendelstein genoss schon vor der touristischen<br />
Erschließung der Alpen einen hohen<br />
Bekanntheitsgrad. Von dem nahezu frei<br />
stehenden, 1 .838 Meter hohen und weithin erkennbaren<br />
Gipfel hat man einen sehr schönen<br />
Rundumblick, sowohl nach Süden zum Alpenhauptkamm<br />
als auch nach Norden ins Alpenvorland<br />
mit seinen Seen, aber auch nach Osten zur<br />
Kampenwand sowie nach Westen zur Zugspitze.<br />
Der Weg zum Gipfel ist bis auf die letzten Meter<br />
einfach. Bereits 1 71 8 entstand ganz oben auf dem<br />
Berg eine Kapelle, ein kleiner Holzbau. Im Sommer<br />
1 858 erklomm der bayerische König Max II.<br />
den Berg – zu Pferd, nicht zu Fuß. So bequem wie<br />
seine königliche Hoheit hatten es die zahlreichen<br />
Nachahmer der adeligen Bergtour nicht.<br />
Aber die Begeisterung, die der König ausgelöst<br />
hatte, hielt an. Am 1 . Juli 1 889 wurde auf einem<br />
Felsrücken etwa 1 00 Meter unterhalb des Gipfels<br />
der Grundstein für das Wendelsteinkircherl gelegt,<br />
die bis heute die höchstgelegene Kirche Deutschlands<br />
ist.<br />
Der Firma O. L. Kummer & Co (später AG Elektrizitätswerke)<br />
schien daher um die Jahrhundertwende<br />
eine Zahnradbahn von Feilnbach zum Wendelstein<br />
lohnend. Doch aus dem Projekt wurde<br />
nichts, weil die „Süddeutsche elektrische Lokalbahnen“,<br />
eine Tochterfirma, pleite ging.<br />
Zehn Jahre später griff der Geheime Kommerzienrat<br />
Otto von Steinbeis die Idee auf. Anfang<br />
1910 erteilte Prinzregent Luitpold gegen große Widerstände<br />
die Genehmigung zum Bau und Betrieb<br />
der Zahnradbahn. Steinbeis hatte mit der Verwertung<br />
von Holz in Bosnien-Herzegowina ein Vermögen<br />
gemacht. Zusammen mit anderen Unternehmern<br />
gründete er die Firma Otto Steinbeis &<br />
Consorten, die alsbald mit dem Bau der Bahn begann.<br />
Nach einer Bauzeit von nur zwei Jahren war<br />
88
WENDELSTEINBAHN<br />
Am 19. April 2011 fährt die Lok 4 mit<br />
einem Materialzug talwärts. Oben ist<br />
die höchstgelegene Kirche Deutschlands<br />
zu sehen Marcus Niedt (2)<br />
DIE STRECKE<br />
die Strecke fertig. 800 Arbeiter sprengten mit Hilfe<br />
von 35 Tonnen Sprengstoff die Trasse in den<br />
Berg. <strong>Die</strong> Baukosten betrugen drei Mio. Goldmark.<br />
Der Talbahnhof befand sich an der Staatsbahnstrecke<br />
Rosenheim – Kufstein in Brannenburg, der<br />
Bergbahnhof am Gipfelplateau nahe der Kirche.<br />
Der Betrieb wurde mit drei zweiachsigen Zahnradlokomotiven<br />
mit je zwei Personenwagen eröffnet.<br />
1935 kam eine vierte etwas stärkere Lokomotive<br />
hinzu. <strong>Die</strong> Loks schoben die Wagen und konnten<br />
bei der Talfahrt Strom ins Netz zurückspeisen.<br />
Bergfahrt in 25 Minuten<br />
Heute bringt ein moderner Zahnradtriebwagen die<br />
Besucher in gerade einmal 25 Minuten von der Talstation<br />
(507,70 m ü NN) zum Gipfelbahnhof<br />
(1 .723,80 m ü NN). Ein nicht nur längeres, sondern<br />
auch intensiveres Erlebnis verspricht die Fahrt auf<br />
Bayerns schönsten Aussichtsgipfel mit einer der<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
rüher begann die Wendelsteinbahn direkt am Bahnhof<br />
FBrannenburg. Der mitten durch den Ort führende<br />
Streckenabschnitt wurde 1961 aufgegeben, zur Endstation<br />
wurde die neue Talstation Waching. Dadurch verkürzte sich<br />
die Streckenlänge von 9,94 auf 7,66 km. Mit Zahnstange<br />
sind 6,15 km versehen, die Spurweite beträgt 1.000 mm,<br />
der Höhenunterschied 1.217 m (bei Eröffnung: 1.251 m).<br />
<strong>Die</strong> ersten 500 Meter werden im Adhäsionsbetrieb<br />
befahren, dann schwenkt die Bahn in ein tief<br />
eingeschnittenes Bachtal, wo der erste Zahnstangenabschnitt<br />
mit maximal 21 Prozent Steigung beginnt. Nach der<br />
Bewältigung von 420 Höhenmetern folgt nochmals ein<br />
etwa ein Kilometer langer flacher Adhäsionsabschnitt,<br />
bevor nach der Ausweiche Aipl – der einzigen<br />
Kreuzungsmöglichkeit – der zweite Zahnradabschnitt<br />
beginnt. Auf diesem wesentlich interessanteren, zu Fuß<br />
aber nicht zugänglichen Abschnitt, steigt die Strecke mit<br />
fast 24 Prozent an. Durch vier kurze Tunnel geht es entlang<br />
der Felswände bis zum Bergmassiv des Wendelsteins. An<br />
diesem führt die Bahn zuerst durch eine lange Schutz -<br />
galerie, dann über die 127 Meter lange und an der<br />
höchsten Stelle 17 Meter hohe Mauer – größtes Bauwerk<br />
der Strecke – und zwei weitere Tunnel in einem 90-Grad-<br />
Bogen zum zweigleisigen Gipfelbahnhof.<br />
89
GESCHICHTE<br />
Oldtimergarnituren. <strong>Die</strong>se Züge, bestehend aus einer<br />
alten Zahnradlok und zwei Personenwagen,<br />
verkehren auch heute noch regelmäßig. <strong>Die</strong> Sonderfahrten,<br />
z. B. in Form der Mondscheinfahrten<br />
(siehe www.wendelsteinbahn.de) dauern fast eine<br />
Stunde. Man kann diesen Zug natürlich auch mieten.<br />
Allerdings sind die Fahrtmöglichkeiten sehr<br />
eingeschränkt, denn tagsüber pendeln die beiden<br />
modernen Triebwagen im Stundentakt und kreuzen<br />
in der einzigen Ausweiche Aipl. An Spitzenverkehrstagen<br />
pendeln die Triebzüge zu den nachfragestärksten<br />
Tageszeiten sogar ununterbrochen,<br />
was fast zu einem Halb stundentakt führt. Dann ist<br />
keine Zeit für nostalgische Touren.<br />
Aber so hektisch geht es glücklicherweise nicht<br />
immer zu. Der Andrang der Besucher beginnt in<br />
den schönsten Jahreszeiten – dem späten Frühling<br />
und dem Herbst – meist erst um 1 0 Uhr und endet<br />
gegen 1 5 Uhr. Davor und danach ist Gelegenheit<br />
für zusätzliche Fahrten.<br />
Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Triebwagen,<br />
ist aber die Lok 4 auf Talfahrt (2011) Marcus Niedt<br />
1912 wurde die Bahn eröffnet Bild: Wendelsteinbahn<br />
100 Jahre kein Unfall im Personenverkehr<br />
Schon der Einstieg in den Wagen durch eine der<br />
vielen Seitentüren ist ein Erlebnis. <strong>Die</strong> urigen<br />
Holzbänke reichen über die gesamte Fahrzeugbreite,<br />
die großzügig verglasten Wagen ermöglichen<br />
eine gute Rundumsicht. Wer ganz hinten<br />
Platz nimmt, sieht die schiebende Zahnradlok<br />
nicht nur, sondern er hört sie auch. Nicht sanft und<br />
surrend, wie die modernen Triebwagen, sondern<br />
ruckelnd und grummelnd setzt sich die alte Lok in<br />
Bewegung. Bei der Einfahrt in die Zahnstange<br />
bremst der Lokführer, der das Fahrzeug vom Steuerabteil<br />
im ersten Wagen aus bedient, fast bis zum<br />
Stillstand ab. Mit geringster Geschwindigkeit rollt<br />
die Lok an die in Gleismitte liegende Zahnstange<br />
(System Strub), bis das Zahnrad greift. Sofort beginnt<br />
die Steigung und es ist nicht zu überhören,<br />
wie die Maschine kräftig arbeitet. Knarzend und<br />
malmend schiebt die alte Lok die beiden Wagen<br />
langsam aber gleichmäßig und zuverlässig bergan.<br />
Es spricht für sich, dass es in den 1 00 Jahren des<br />
Betriebs nicht einen einzigen Unfall im Personenbetrieb<br />
gab.<br />
Im zweiten Zahnstangenabschnitt wird nach<br />
der Ausweichstelle Aipl die Stelle passiert, an der<br />
DIE FAHRZEUGE<br />
Fahrzeug Lok 1 – 3 Lok 4 Beh 4/8 Nr 11 und 12<br />
Namen<br />
Prinzregent Luitpold und Otto von Steinbeis<br />
Hersteller Esslingen/BBC 1912 Esslingen/BBC 1935 SLM Winterthur 1990<br />
Achsformel Bo/zz Bo/zz (Az1)’(Az1)’ + (Az1)’(Az1)’<br />
Leistung 2 x 74 kW 2 x 100 kW 2 x 253 kW<br />
Gewicht 17,4 t 54 t<br />
Höchstgeschw. Adhäsion<br />
30 km/h<br />
Höchstgeschw. Zahnrad bergwärts<br />
30 km/h<br />
Höchstgeschw. Zahnrad talwärts<br />
16 km/h<br />
Platzangebot<br />
132 Sitzplätze, 74 Stehplätze<br />
90
WENDELSTEINBAHN<br />
1975 eine Lawine den frühmorgendlichen Schnee -<br />
räumzug erfasste und die Schneeschleuder und<br />
mit ihr vier Menschen in den Abgrund und den<br />
Tod riss. Wie durch ein Wunder blieb die Lok im<br />
Gleis, vier Mitarbeiter überlebten das Unglück<br />
schwer verletzt.<br />
Heute ist dieser Abschnitt durch eine Galerie<br />
geschützt, eine Gedenknische im Fels erinnert an<br />
das schreckliche Unglück. Umfangreiche Maßnahmen<br />
verhindern, dass sich Ähnliches wiederholt.<br />
An besonders gefährdeten Abschnitten werden die<br />
Schneemassen gesprengt, bevor sie Unglück anrichten<br />
können. Hohe Wächten und vom Wind<br />
bizarr geformte Schneeablagerungen künden von<br />
den Kräften der Natur, die hier herrschen. Wer im<br />
Sommer während eines der – gar nicht so seltenen<br />
– heftigen abendlichen Gewitter im Zug sitzt, ahnt<br />
schnell und eindrucksvoll, wie klein der Mensch<br />
und die von ihm geschaffene Technik ist.<br />
Unterhalb des Gipfelplateaus bietet sich ein<br />
wunderbarer Ausblick auf die benachbarten Berge<br />
bevor die Bahn im letzten, weit geschwungenen<br />
Tunnel verschwindet, der die Lokgeräusche hallend<br />
wiedergibt, bevor der Zug mit einem Ruck in<br />
der Halle des Gipfelbahnhofs zum Stehen kommt.<br />
Alte Loks noch planmäßig im Einsatz<br />
Nicht verschwiegen werden soll, dass die alten<br />
Loks planmäßig jeden Morgen als Kontrollfahrt –<br />
im Winter auch zum Schneeräumen – auf die<br />
Strecke gehen. <strong>Die</strong>ser Zug nimmt Handwerker<br />
und Beschäftigte der Sendestation und des Observatoriums<br />
mit. Zwischen dem Bergbahnhof, der<br />
rund 1 00 Höhenmeter unterhalb des Gipfels liegt,<br />
und der Kirche hat sich auf dem Plateau inzwischen<br />
ein ganzer Gebäudekomplex aus Hotel, Gastronomie,<br />
der Sendestation des Bayrischen Rundfunks<br />
und der Bergstation der Seilbahn aus dem<br />
Leitzachtal herauf entwickelt. Daher gibt es immer<br />
irgendwelche Baumaßnahmen, für die Werkzeug,<br />
Material und Arbeitskräfte befördert werden müssen.<br />
<strong>Die</strong>se Aufgabe übernimmt der erste Zug, der<br />
daher aus einem Personen- und einem Flachwagen<br />
besteht.<br />
Alle vier Loks existieren noch, Lok 3 und 4 sind<br />
betriebsfähig. Lok 1 und ein Wagen gehören dem<br />
Deutschen Museum und stehen in der Lokwelt<br />
Freilassing, Lok 2 weilte im Sommer 201 2 noch<br />
zur Hautuntersuchung. Zwei Wagen wurden an<br />
die Wachtlbahn abgegeben.<br />
Verkehrsleistungen vom Wetter abhängig<br />
Als Ausflugsbahn hatte die Wendelsteinbahn vom<br />
ersten Tag eine gemischte Perspektive. Während<br />
an schönen Ausflugstagen alle Züge im Einsatz<br />
waren und im Sichtabstand zum Gipfel und<br />
zurück fuhren, gab es an den vielen Tagen im Jahr<br />
nichts zu tun. Dementsprechend schwankte die<br />
Zahl der Reisenden je nach Saison und Wetter<br />
stark. <strong>Die</strong> Verkürzung der Strecke in den 1 960er-<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
<strong>Die</strong>se Mauer kurz vor der Gipfelstation ist das<br />
größte Bauwerk auf der Strecke<br />
Marcus Niedt<br />
Jahren reduzierte die Fahrzeit auf eine Stunde, so<br />
dass die Verkehrsspitzen besser bedient werden<br />
konnten.<br />
Immer schon war der Unterhalt des Gleiskörpers<br />
außerordentlich aufwendig und teuer. Als Anfang<br />
der 1 970er-Jahre umfangreiche Investitionen<br />
anstanden, sprangen der Freistaat Bayern und die<br />
Gebietskörperschaften der Wendelsteinbahn bei<br />
und übernahmen einen Großteil der Investitionen<br />
in die Strecke und den Umbau der Züge auf Einmannbetrieb.<br />
Zehn Jahre später geriet die Bahn erneut<br />
in die Krise. Auch dieses Mal half der Staat<br />
aus und förderte u. a. die Anschaffung von zwei<br />
neuen Triebzügen, die denen der Zugspitzbahn<br />
ähnlich, aber stärker motorisiert sind. Mit diesen<br />
Fahrzeugen dauert die Fahrt zum Gipfel weniger<br />
als 30 Minuten, so dass in Spitzenzeiten ein Halbstundentakt<br />
bei doppelter Kapazität möglich ist.<br />
<strong>Die</strong> Wendelsteinbahn GmbH gehört heute als<br />
Tochter der Lechwerke AG zur RWE AG.<br />
Marcus Niedt<br />
91
GESCHICHTE<br />
Hamm Neustadt<br />
M<br />
eine liebste Fotostelle habe ich in meiner<br />
Wahlheimat Hamm entdeckt, wo ich seit<br />
Mitte 2009 wohne. Gefunden habe ich sie<br />
allerdings erst 201 0, da ich zu diesem Zeitpunkt<br />
erst in die digitale Eisenbahnfotografie eingestiegen<br />
bin. Ich habe mir damals das Einsteigermodell<br />
Canon 1 000D zugelegt und bin seitdem viel an der<br />
Bahnstrecke unterwegs. <strong>Die</strong> Fotostelle befindet<br />
sich in Hamm Neustadt an der Hamm-Osterfelder<br />
Bahn. Das ist die zweigleisige und elektrifizierte<br />
Hauptstrecke am Nordrand des Ruhrgebietes. Sie<br />
beginnt am Bahnhof Hamm (Westfalen) und endet<br />
in Oberhausen-Osterfeld Süd, einem der größten<br />
Rangierbahnhöfe der Region.<br />
Der östliche und mittlere Teil dient beinahe ausschließlich<br />
dem Güterverkehr. Den westlichen Abschnitt<br />
teilen sich Güter- und öffentlicher Personennahverkehr.<br />
Durch die Umstellung auf ESTW<br />
Anfang des Jahres 201 2 ist auch eine höhere Dichte<br />
des Güterverkehrs zu bemerken.<br />
Am Nachmittag steht das Licht perfekt für<br />
Züge, die nach Oberhausen-Osterfeld fahren. Oft<br />
verbringe ich Zeit an dieser Stelle, sei es vor oder<br />
nach der Arbeit oder einfach nur so. Isabel Petzke<br />
92
MEINE LIEBSTE FOTOSTELLE<br />
DIE FOTOGRAFIN<br />
Isabel Petzke, ist im September 1983<br />
in Plauen im Vogtland geboren und dort<br />
auch aufgewachsen. <strong>Die</strong> Eisenbahn<br />
faszinierte Sie schon als Kleinkind. Mit<br />
fünf Jahren saß Sie bei der Uroma auf<br />
dem Gartenzaun, der sich direkt am<br />
Bahnhof Mehltheuer befand, um auf<br />
„Ludmillas“ zu warten. Ihre Familie<br />
konnte es nie nachvollziehen, wie Sie<br />
sich als Mädchen dafür begeistern<br />
konnte. Puppen waren uninteressant.<br />
Viel Zeit verbrachte Sie auch bei Ihrem<br />
Cousin, der eine große Modellbahn -<br />
anlage im Keller hatte.<br />
Das Fotografieren von Zügen in der<br />
Landschaft hat Sie erst spät entdeckt.<br />
2007 ist Sie durch einen Eisenbahn -<br />
fotografen das erste Mal mit dieser<br />
Idee konfrontiert worden.<br />
2010 ging es dann richtig los. Sie<br />
erwarb ihre erste Spiegelreflexkamera,<br />
und seitdem ist die Eisenbahnfotografie<br />
ihr leidenschaftliches Hobby.<br />
<strong>Die</strong> beliebtesten Fotoobjekte sind<br />
Güterzüge, aber auch für Sonder -<br />
leistungen oder „Ludmillas“ wird schon<br />
mal alles stehen und liegen gelassen.<br />
Vom Beruf ist Isabel Krankenschwester<br />
und arbeitet in einer Einrichtung für<br />
schwerst mehrfachbehinderte Kinder<br />
und Jugendliche. In der Familie ist Sie<br />
aber nicht die einzige mit dem Bezug<br />
zur Eisenbahn geblieben. Ihr jüngster<br />
Bruder hat im Juli dieses Jahres<br />
erfolgreich seine Lokführerausbildung<br />
abgeschlossen, was Sie sehr stolz<br />
macht.<br />
Am 5. November 2011 kam um 14:30 Uhr der<br />
„Nievenheimer“ mit der 185 402 durch Hamm<br />
Neustadt in Richtung Nievenheim<br />
Isabel Petzke<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
93
GESCHICHTE<br />
Am 24. September 1977 fuhr der letzte Planzug zwischen Baden-Baden und Baden-Oos<br />
Alle Fotos Axel Priebs<br />
IN UND UM KARLSRUHE<br />
Bunte 1970er-Jahre<br />
DB UND PRIVATE IM HERZEN BADENS Es war mehr los früher, und die<br />
Eisenbahnwelt war bunter als heute. Axel Priebs hat seine Diakästen mit der<br />
Aufschrift „Großraum Karlsruhe“ geöffnet und tritt hier den Beweis an<br />
K<br />
arlsruhe und seine Region hatten in den<br />
1970er-Jahren dem Eisenbahnfreund viel Interessantes<br />
zu bieten. Da ich einen Teil dieses<br />
Jahrzehnts als Jugendlicher in der ehemaligen<br />
badischen Landeshauptstadt verbrachte, gehören<br />
Bilder von den Strecken und Bahnhöfen dieser Region<br />
zu den ältesten und für mich wertvollsten Beständen<br />
meines Archivs.<br />
94<br />
Ein interessantes Jagdgebiet für Fotografen war<br />
natürlich immer der imposante Karlsruher Hauptbahnhof,<br />
der 1 91 3 in einer großzügigen Anlage an<br />
einen damals weit außerhalb der Stadt gelegenen<br />
Standort verlegt worden war. Damals wie heute ein<br />
wichtiger Bahnhof am Schnittpunkt bedeutender<br />
Nord-Süd- und Ost-West-Strecken, waren dort stets<br />
interessante Fernzüge, u. a. mit der blauen 1 1 0
IN UND UM KARLSRUHE<br />
Ein 456 im September 1977 bei der Einfahrt in den<br />
damaligen Endbahnhof Baden-Baden<br />
oder der eleganten 1 03 in Intercity-Lackierung, anzutreffen.<br />
Daneben war Karlsruhe Hbf aber auch Ausgangs-<br />
und Endpunkt der dieselbetriebenen DB-<br />
Nahverkehrszüge ins Murgtal und in den Kraichgau.<br />
Wo heute die elektrischen Triebwagen der<br />
<strong>Die</strong> 110 236 erreicht im Juli 1976 den Hauptbahnhof<br />
Karlsruhe mit einem D-Zug<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
95
GESCHICHTE<br />
218 160 am 1. Juli 1976 vor Brückenbelastungszug<br />
bei der Anfahrt zur umgebauten Rheinbrücke<br />
ZUR LAGE<br />
AVG fahren, verkehrten damals noch DB-Züge mit<br />
Loks der Baureihe 21 2 und „Silberlingen“ bzw.<br />
zweimotorige Schienenbusse.<br />
Interessant und vielfältig waren die Vorortbahnhöfe<br />
der Stadt – etwa der Bahnhof Karlsruhe-Hagsfeld,<br />
wo die Güterzüge zum Rangierbahnhof und<br />
zur Güterumgehungsstrecke aus der Hauptstrecke<br />
ausgefädelt wurden. Auch der Karlsruher Rheinhafen<br />
wies einen regen Verkehr auf, da dort Güterzüge<br />
zusammengestellt und auf die Reise geschickt<br />
wurden.<br />
Mit dem 456 nach Baden-Baden<br />
Karlsruhe Hauptbahnhof war auch regelmäßig<br />
Einsatzgebiet der markanten elektrischen Triebwagenzüge<br />
der Baureihe 456, die mich immer sehr<br />
beeindruckten. Mit ihnen war von Gleis 1 8 aus, das<br />
in Karlsruhe Hbf als Stumpfgleis endete, eine umsteigefreie<br />
Fahrt in die Kurstadt Baden-Baden möglich,<br />
deren Stadtkern damals noch über die etwa<br />
vier Kilometer lange zweigleisige, elektrifizierte<br />
Stichstrecke an die Rheintalstrecke angebunden<br />
war, von der sie in Baden-Oos abzweigte. Merkwürdigerweise<br />
war diese Strecke der Stadt Baden-<br />
Baden ein Dorn im Auge, die lieber dem Straßenverkehr<br />
mehr Raum geben wollte, weswegen die<br />
Stichbahn im September 1 977 stillgelegt wurde.<br />
Am letzten Tag fuhr dort ein geschmückter lokbespannter<br />
Zug. Sofort nach der Stilllegung wurde<br />
dann der Bahnhof Baden-Oos in „Baden-Baden“<br />
umbenannt.<br />
Meine persönliche Neugier erweckte die damals<br />
fast vergessene, zum Teil schon stillgelegte Strecke<br />
von Graben-Neudorf über Eggenstein nach Karlsruhe-Mühlburg.<br />
Das große Bahnhofsgebäude in<br />
Eggenstein, vor dem ich 1 973 einen der seltenen<br />
Nahgüterzüge mit einer Lok der Baureihe 260 ablichten<br />
konnte, zeugte davon, dass dort die ursprüngliche<br />
Hauptstrecke von Mannheim zum alten<br />
Karlsruher Hauptbahnhof verlaufen war.<br />
Heute hat sich dieser Bereich stark verändert und<br />
auch hier verkehren inzwischen AVG-Stadtbahntriebwagen.<br />
Eine 218 mit einem „Silberling“<br />
Über die eingleisige Rheinbrücke bei Karlsruhe-<br />
Maxau gelangte man von Karlsruhe in die Pfalz,<br />
die einige beschauliche DB-Nebenstrecken aufzuweisen<br />
hatte. Hierzu zählte die 1 981 vorübergehend<br />
eingestellte, seit 1 995 aber wieder aktivierte<br />
Stichstrecke von Winden nach Bad Bergzabern.<br />
Überwiegend verkehrten dort einmotorige Schienenbusse,<br />
doch wies der Fahrplan auch ein recht<br />
ungewöhnliches Eilzugpaar Karlsruhe – Bad<br />
Bergzabern auf, das lediglich aus einer Lok der<br />
Baureihe 21 8 und einem einzigen „Silberling“ bestand.<br />
Eine weitere Rheinbrücke führte etwas südlich<br />
von Karlsruhe nach Frankreich. Sie wurde zwar<br />
nur vom Autoverkehr genutzt, doch war in die<br />
Fahrbahn auch ein Bahngleis eingelassen. Hierbei<br />
handelte es sich um einen Abschnitt der strategischen<br />
Bahnlinie von Rastatt über Wintersdorf nach<br />
Roeschwoog in Frankreich. Bis 1 951 betrieb die<br />
Bundesbahn einen bescheidenen Reisezugverkehr<br />
zwischen Rastatt und dem großzügig angelegten<br />
Bahnhof Wintersdorf, wo in den 1 970er-Jahren in<br />
großer Zahl Güterwagen abgestellt wurden. <strong>Die</strong><br />
96
IN UND UM KARLSRUHE<br />
Leichtes Spiel für die 218 386: Im Oktober 1977 steht die Maschine im Bahnhof Bad Bergzabern vor einem<br />
Eilzug nach Karlsruhe Hbf, der nur aus einem „Silberling“ besteht<br />
Letzter Rest Schmalspurbetrieb: V 29.01 der SWEG im August 1976 bei Max Meier & Co in Scherzheim<br />
lok-magazin.de 12 | 2011<br />
97
GESCHICHTE<br />
Der Anfang des „Karlsruher Modells“, einer großen Erfolgsgeschichte: Der Triebwagen 20 der Albtalbahn<br />
und ein weiterer im Jahr 1978 in Doppeltraktion auf der Strecke nach Herrenalb<br />
Gleisverbindung nach Frankreich wurde aus strategischen<br />
Gründen aufrecht erhalten. Ein interessantes<br />
Fotomotiv ergab sich am 1 . Juni 1 976, nachdem<br />
die Rheinbrücke eine neue Vorlandbrücke<br />
erhalten hatte und die Brückenabnahme mit Hilfe<br />
eines Brückenbelastungszugs befahren wurde, der<br />
von einer Lok der Baureihe 21 8 gezogen wurde.<br />
Auch einige nichtbundeseigene Eisenbahnen<br />
im Karlsruher Umland waren für den Bahnfreund<br />
<strong>Die</strong> MEG-Strecken waren<br />
1971 von der SWEG übernommen<br />
und teilweise auf Normalspur<br />
umgespurt worden.<br />
interessant. Neben den von Bruchsal ausgehenden,<br />
heute ebenfalls von der AVG bedienten Nebenbahnen<br />
betrieb die SWEG südlich von Karlsruhe Reste<br />
des ehemals sehr ausgedehnten Schmalspurnetzes<br />
der Mittelbadischen Eisenbahnen (MEG). <strong>Die</strong><br />
MEG-Strecken waren 1 971 von der SWEG übernommen<br />
und teilweise auf Normalspur umgespurt<br />
worden. Auf der Strecke Schwarzach – Scherzheim<br />
fand bis zum Jahresende 1 980 noch ein sehenswerter<br />
Rest-Schmalspurbetrieb mit der V 29.01 (ex<br />
Bundesbahnlok V 29 952, heute auf der Museumsstrecke<br />
von Bruchhausen-Vilsen nach Asendorf beheimatet)<br />
statt.<br />
Abschnittsweise umgespurt worden war seit<br />
1957 auch die Albtalbahn südlich von Karlsruhe.<br />
Als Kernstück des später als „Karlsruher Modell“<br />
bekannt gewordenen Nahverkehrsnetzes verkehrten<br />
von der Karlsruher Innenstadt aus leicht modifizierte<br />
Straßenbahnwagen der AVG auf Normalspurgleisen<br />
in den Schwarzwald. 1 961 konnte der<br />
durchgehende Normalspurbetrieb nach Herrenalb<br />
aufgenommen werden, die Umspurung der Stichstrecke<br />
nach Langensteinbach war 1 966 beendet<br />
und 1 975 wurde diese wieder bis Ittersbach verlängert.<br />
Auf der Albtalbahn verkehrten auch Güterzüge,<br />
die über die Verbindungsstrecke zwischen Ettlingen<br />
West (DB) und Ettlingen Stadt ins Albtal<br />
gelangten. Seit 1 974 war auf der Albtalbahn die<br />
umgebaute und umgespurte <strong>Die</strong>sellok 62 (Gmeinder<br />
1 964) im Einsatz, die zuvor als 252 901 ihren<br />
<strong>Die</strong>nst auf der DB-Schmalspurstrecke Mosbach –<br />
Mudau geleistet hatte.<br />
Wenn ich heute meine Fotos betrachte, die ich<br />
vor 35 und mehr Jahren aufgenommen habe, dann<br />
wird mir die damalige Vielfalt der Fahrzeuge und<br />
Betriebssituationen im Karlsruher Raum richtig<br />
bewusst und ich denke gerne an die damaligen<br />
„Fotosafaris“ zurück.<br />
Axel Priebs<br />
98
GEMISCHTE ZÜGE<br />
GEMISCHTE ZÜGE<br />
Rinkemühle<br />
ANSCHLUSS FASSFABRIK Mit einem<br />
Güterwagen vor der Lok des Personen -<br />
zuges fuhr man auf der Selketalbahn<br />
R<br />
recht lange Fahrzeiten gehörten auch auf den<br />
Strecken der Selketalbahn viele Jahre zum<br />
Betriebsalltag. Besonders auf dem Streckenast<br />
von Alexisbad nach Straßberg wurde die Fahrt<br />
in verschiedenen gemischten Zügen zur Gedulds -<br />
probe für die Reisenden.<br />
Grund war die Bedienung bzw. Zuführung und<br />
Abholung von Güterwagen vom Anschlussgleis<br />
zur Fassfabrik Rinkemühle am Kilometer 1 8,4,<br />
welche außer mit Nahgüterzügen auch mit den<br />
planmäßigen Personenzügen erfolgte. Besonders<br />
aufwendig war die Zuführung der schmalspurigen<br />
Güterwagen, weil diese in den Anschluss auf freier<br />
Strecke geschoben werden mussten. Dabei konnten<br />
verschiedene vorbereitende Technologien beobachtet<br />
werden. Meistens wurden die für die Rinkemühle<br />
bestimmten Wagen erst in Alexisbad dem<br />
Zug beigestellt. Aber auch von Gernrode wurden<br />
die Wagen am Zugschluss des Personenzuges<br />
schon mitgeführt. Über das Umfahrgleis im Bahnhof<br />
Silberhütte wurde der für die Rinkemühle bestimmte<br />
Wagen (es war meist nur einer) mit der<br />
Zuglok vom Schluss geholt und an die Zugspitze<br />
gesetzt. Bei der Weiterfahrt des Personenzuges<br />
wurde der Güterwagen von der Lok geschoben.<br />
<strong>Die</strong> Entfernung von Silberhütte bis zum Anschlussgleis<br />
Rinkemühle betrug 700 Meter. Zwei<br />
Betriebseisenbahner begleiteten die Fahrt. Nachdem<br />
der Wagen im Anschluss ladegerecht gestellt<br />
war, setzte der komplette Personenzug hinter die<br />
Anschlussweiche zurück und fuhr weiter nach<br />
Straßberg. <strong>Die</strong> Abholung der beladenen Güterwagen<br />
erfolgte analog, jedoch ohne den Umsetzhalt<br />
in Silberhütte.<br />
Ich habe dieses Manöver mehrmals als Fahrgast<br />
miterlebt und weiß von einer Fahrzeitverlängerung<br />
von 20 – 30 Minuten. Regelzüge für die Bedienung<br />
der Rinkemühle waren der Pmg 1 4456 und der<br />
Gmp 69722.<br />
Rangierfahrten mit besetzten Reisezügen zählten<br />
sicherlich auch bei der Deutschen Reichsbahn<br />
zur Ausnahme. Sie gehörten aber gerade auf<br />
Schmalspurbahnen mit der teilweise geringen<br />
Zugdichte zum betrieblichen Alltag. So wurde<br />
auch auf der ehemaligen Gera-Meuselwitz-Wuitzer<br />
Eisenbahn das Kieswerk in Kayna mit den planmäßigen<br />
Personenzügen in dieser Weise bedient.<br />
Rainer Heinrich<br />
Am 4. August 1970 brauchte die Fassfabrik an der Rinkemühle wieder einmal einen Wagen. Der Personenzug<br />
nach Straßberg mit einer der Mallet-Loks schob ihn von Silberhütte her 700 Meter mit Rainer Heinrich<br />
lok-magazin.de 12 | 2011<br />
99
GESCHICHTE<br />
DAS HISTORISCHE BILD<br />
Berlin, südlicher Außenring<br />
A<br />
m 21 . Mai 1 972 hatte sich Martin Stertz an<br />
dem zweigleisigen Streckenabschnitt zwischen<br />
Grünauer Kreuz und Zentralflughafen<br />
Schönefeld postiert und passte die Züge ab, die<br />
dort kamen. Ob er nun unbedingt dabei <strong>Die</strong>sel -<br />
lokomotiven im Sinn hatte, oder ob es nicht eher<br />
01 er waren, verraten wir heute nicht.<br />
Solch einer 1 20er, einer sowjetischen „Taigatrommel“,<br />
lief man damals nicht unbedingt hinterher,<br />
man drückte halt auf den Auslöser, wenn sie<br />
100
DAS HISTORISCHE BILD<br />
Foto Martin Stertz<br />
nun schon einmal so schön durch das Motiv fuhr.<br />
Und so wurde, vor nunmehr 40 Jahren, die Lok<br />
120 213, damals zum Bahnbetriebswerk Pankow<br />
gehörend, festgehalten. Auffallend ist, wie gepflegt<br />
die Maschine daherkommt.<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
Ziemlich auffällig ist auch der erste Wagen. Es<br />
ist ein Vierachser mit Fachwerkdrehgestellen, wie<br />
man ihn in jenen Jahren eigentlich eher in Bauzügen<br />
antraf. Was machte er in diesem Güterzug?<br />
Vielleicht weiß ein Leser mehr … Rudolf Heym<br />
101
GESCHICHTE<br />
VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />
Viel Betrieb<br />
150 JAHRE GEESTEBAHN 200 Züge<br />
fahren jeden Tag auf der Nord-Süd-<br />
Hauptstrecke im kleinsten Bundesland.<br />
Zwei Drittel davon transportieren<br />
Güter, Tendenz steigend<br />
B<br />
remen und das 60 Kilometer nördlich davon<br />
gelegene Bremerhaven bilden gemeinsam<br />
das kleinste Bundesland Deutschlands.<br />
Während die Stadt Bremen auf eine über tausendjährige<br />
Geschichte zurückblickt, stellt Bremerhaven<br />
ein junges Siedlungsgefüge dar, das 1 827 als<br />
versandungsfreier Hafen gegründet wurde und in<br />
seiner heutigen Form erst durch Zusammenlegung<br />
weiterer Unterweserorte bis 1 939 entstand.<br />
Bremen erreichte die Eisenbahn im Jahr 1 847 von<br />
Süden her, und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem<br />
Bremerhaven bereits existierte. Doch bis auch dieser<br />
Ort eine Bahnanbindung erhielt, sollten noch<br />
einige Jahre vergehen.<br />
Grundlage für den Bau einer Eisenbahnverbindung<br />
von Hannover nach Bremen bildeten Verträge<br />
aus dem Jahr 1 845 zwischen beiden Partnern,<br />
die Absichten konkretisieren, welche erstmals An-<br />
Eine 141 vor einem IC? Nein – eine Leer-Garnitur<br />
wird nach Bremen-Burg geschleppt, aufgenommen<br />
am Abzweig Güterbahnhof in Gröpelingen, 1981<br />
102
VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />
<strong>Die</strong> 220 014 fährt im Winter 1982 aus Dorum in Richtung Bremerhaven aus<br />
Alle Bilder Andreas Mausolf<br />
fang 1 827 benannt wurden. Seinerzeit war ein<br />
Staatsvertrag ausformuliert worden, welcher u. a.<br />
zum Ziel hatte, „das gemeinsame Handelsinteresse<br />
durch vermehrte, verbesserte und erleichterte Verbindungswege<br />
zu fördern“.<br />
Ziel war die Anbindung der Häfen<br />
<strong>Die</strong>sem Ziel kam man am 1 2. Dezember 1 847 ein<br />
erhebliches Stück näher: <strong>Die</strong> Eisenbahn erreichte<br />
von Wunstorf kommend die Hansestadt. Doch<br />
dann trat zunächst eine Pause ein. Dabei war klar,<br />
dass beide Vertragspartner, Hannover wie Bremen,<br />
ein großes Interesse an der Anbindung ihrer Seehäfen<br />
hatten, dies hatten beide bereits in den vertraglichen<br />
Grundlagen von 1 845 bekundet. Hannover<br />
wollte seine gerade eröffneten Hafenanlagen in<br />
Geestemünde – am südlichen Geesteufer gelegen<br />
– vernetzt wissen. <strong>Die</strong> Bremischen Häfen im 1 827<br />
gegründeten Bremerhaven auf dem nördlichen<br />
Geesteufer waren zum Zeitpunkt des Eisenbahn -<br />
Eine 110 passiert im Winter 1983 mit dem D 797<br />
Stuttgart – Bremerhaven die „Waller Kurve“<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
103
GESCHICHTE<br />
Eine kuriose Leistung brachte bis in die 1980er-Jahre eine Schienenbus-Einheit von Bremervörde auf die<br />
Hauptstrecke bis Stubben. Wir sehen den Zug im Mai 1982 zwischen Bremerhaven-Wulsdorf und Loxstedt<br />
SPECKENBÜTTEL<br />
er Bahnhof Speckenbüttel ist als Haltepunkt nicht mehr<br />
Dexistent, vor Ort engagiert man sich seit langer Zeit für<br />
eine Wiedereröffnung. Im Mai 1982 kommt 260 392 mit ihrem<br />
Kurzgüterzug aus Bederkesa hier an. <strong>Die</strong> Zweigstrecke<br />
entstand gemeinsam mit der Weiterführung der Geestebahn<br />
nach Cuxhaven 1896 und wurde 1914 mit der<br />
hochgelegten neuen Trassenführung neu angebunden.<br />
Heute verkehrt hier die Museumseisenbahn Bederkesa,<br />
die Fahrten bis zum Event-Ort „Schaufenster<br />
Fischereihafen“ anbietet.<br />
DWremen<br />
11<br />
013<br />
Brh Seehafen<br />
Kaiserhafen<br />
S Columbusbf<br />
Einswarden<br />
NHAM<br />
Brh<br />
Fischereihfn<br />
Dorum<br />
(Kr Wesermünde)<br />
Langen Debstedt 12128<br />
(Han)<br />
Bederkesa<br />
Drangstedt<br />
Brh-Speckenbüttel<br />
Brh-Lehe<br />
Hbf BREMERHAVEN<br />
Brh- Sellstedt<br />
Wulsdorf<br />
Loxstedt<br />
Wehdel<br />
Geeste<br />
Geesten<br />
Frelsdorf<br />
H<br />
w<br />
nsiel<br />
n<br />
b)<br />
391<br />
Lunestedt<br />
125<br />
Stubben<br />
Lune<br />
Gna<br />
rake<br />
eser)<br />
th<br />
erne<br />
p<br />
Weser<br />
Hammelwarden<br />
Br-Farge<br />
Br-Farge Ost<br />
Br-Rönnebeck<br />
Br-Blumenthal<br />
126<br />
Br-Aumund<br />
Br-Schönebeck<br />
Oldenbüttel<br />
Osterholz<br />
Scharmb<br />
Ost<br />
Br-St Magnus<br />
Br-Lesum<br />
Lübberstedt<br />
Oste<br />
Neudorf-Hütte<br />
Hüttenbus<br />
Neu St. Jürg<br />
Ahrensfelde<br />
(Bz Bremen<br />
OSTERHOLZ-<br />
SCHARMBEK We<br />
Ritterhude<br />
Hamme<br />
Bre<br />
391 Lemwerder<br />
Br-<br />
Br-Burg<br />
126 125<br />
Vegesack Br Oslebhsn<br />
Altenesch Br Inlandsh BREMEN<br />
Hude<br />
12398<br />
Br-Walle<br />
390<br />
Br Rbf<br />
120<br />
104
VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />
anschlusses der Hansestadt bereits fast zwei Jahrzehnte<br />
alt und benötigten für ein weiteres Wachstum<br />
dringend die Schiene zur effektiven Weiterleitung<br />
angelandeter Güter.<br />
Bis 1 860 errichtete Bremen zunächst auf eigene<br />
Kosten einen Anschluss an seinen klassischen Hafen<br />
am Stephanitor und baute dort den Weserbahnhof.<br />
1 ,7 Kilometer lang war die vom Hannoverschen<br />
Bahnhof zur Weser weitergeführte<br />
Strecke und stellte in Bremen die erste direkte<br />
Umschlagsmöglichkeit zwischen Schiff und Eisenbahn<br />
dar. Doch es musste weitergehen, um den<br />
weiter flussabwärts gelegenen aufstrebenden Seehäfen<br />
eine effektive Verkehrsanbindung an das<br />
Hinterland zu gewähren.<br />
Nach langwierigen Variantendiskussionen geschah<br />
dies mit der Eröffnung der sog. „Geestebahn“<br />
am 23. Januar 1 862, zunächst eingleisig ausgebaut.<br />
Eigentlich hätte Bremen lieber eine direkte<br />
Anbindung über Vegesack – das schließlich im Dezember<br />
desselben Jahres einen Abzweig von Bremen-Burg<br />
ausgehend erhielt – nach Bremerhaven<br />
gesehen. Doch es musste eine Einigung mit Hannover<br />
herbeigeführt werden, denn schließlich teilte<br />
man sich die Kosten für den Streckenbau. So<br />
wurde als Kompromiss eine Führung weiter östlich<br />
gewählt, obwohl hiermit das ursprüngliche Interesse<br />
Hannovers, den Harburger Raum anzubinden,<br />
natürlich nicht realisierbar war.<br />
Am Tag nach der Eröffnung der Strecke hob die<br />
Bremer Weser-Zeitung mit einer eleganten Formulierung<br />
die Wertigkeit der neuen Verbindung<br />
hervor. Mit ihr sei das „Schlußglied an die große Verbindungskette<br />
des mittelländischen Meeres und der<br />
Nordsee gefügt“ worden.<br />
Im Eröffnungsjahr verkehrten pro Richtung jeweils<br />
zwei Züge am Tag, bis 1 885 waren es bereits<br />
jeweils fünf. Während Geestemünde von Anfang<br />
an in den Genuss eines umfassenden, also Güter<br />
wie Personen befördernden Verkehrs gelangte, sah<br />
es bei Bremerhaven anders aus. <strong>Die</strong> am 23. Januar<br />
1862 eröffnete Geestebahn endete in Geestemünde<br />
und wurde lediglich durch eine Stichbahn, die<br />
in einem großen Bogen über die Geeste hinweg<br />
verlief, bis Bremerhaven in dessen Hafenanlagen<br />
weitergeführt. <strong>Die</strong>se Stichbahn – nach einigen<br />
Quellen erst 1 863 fertig gestellt – diente nur dem<br />
Güterverkehr.<br />
Lediglich geschlossene Auswandererzüge waren<br />
als vertraglich geregelte Ausnahme gestattet. Ab<br />
1870 war die erste Lloydhalle am Neuen Hafen<br />
Endpunkt dieser Auswandererzüge. Der Colum-<br />
<strong>Die</strong> EVB-Lok 420 13 ist täglich auf den Gleisen zwischen Bremen, Bremerhaven und Hamburg unterwegs.<br />
Wir sehen sie hier auf der Geestebahn den ehemaligen Rangierbahnhof Walle passieren<br />
lok-magazin.de 12 | 2011<br />
105
GESCHICHTE<br />
<strong>Die</strong> 150 127 im Sommer 1980 mit einem Erzzug in Bremerhaven-Lehe auf der Dammstrecke von 1914<br />
busbahnhof entstand als Kapazitätserweiterung einer<br />
in der zweiten Hälfte der 1 890er-Jahre errichteten<br />
Lloydhalle am Vorhafen der Kaiserschleuse<br />
erst bis 1 928. <strong>Die</strong> Anbindungs-Zweigstrecke von<br />
1862, welche vor dem Bahnhof Geestemünde nach<br />
Bremerhaven ausfädelte, wies eine Länge von 2,5<br />
Kilometer auf. Im regulären Personenverkehr nach<br />
Bremerhaven war also ein Umsteigen in Gees -<br />
temünde auf die Pferdebahn erforderlich! <strong>Die</strong>se<br />
verkehrte ab Sommer 1 881 nach Bremerhaven und<br />
Lehe und verlangte dem Fahrgast Geduld ab: Erst<br />
über ein Vierteljahrhundert später – im Herbst<br />
1908 – brachte der Fahrdraht eine spürbare Beschleunigung.<br />
Bremerhaven Hauptbahnhof mit 440 333 der Nordwestbahn im Februar 2012: Endlich sind Bremen und<br />
Bremerhaven durch die Regio-S-Bahn enger aneinander gerückt!<br />
106
VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />
Cuxhaven ist Endpunkt der verlängerten Geestebahn: 2010 gewannen die EVB die Ausschreibung<br />
Deutlich zuvor hatte die Geestebahn Erweiterungen<br />
erfahren: 1 896 in nördliche Richtung nach<br />
Cuxhaven (mit einer Stichstrecke von Speckenbüttel<br />
nach Bederkesa, heute Museumsbahn) sowie<br />
1899 nach Osten mit der Strecke nach Bremervörde.<br />
Bis 1 91 4 die neue Führung zwischen Wulsdorf<br />
und Speckenbüttel auf einem Damm entstand, verlief<br />
die Strecke eher umständlich und betrieblich<br />
ungünstig. Mit Inbetriebnahme der neuen Strecke<br />
und der neuen Bahnhöfe verlor der bis dato als<br />
Hauptbahnhof fungierende Bahnhof Geestemünde<br />
diese Funktion und hatte fortan nur noch Bedeutung<br />
als Güterbahnhof.<br />
Auch an einem Unterwegsbahnhof in der Nähe<br />
Bremens schloss eine neue Strecke an. In Osterholz-Scharmbeck<br />
bestand ab Februar 1 91 1 die Verbindung<br />
mit der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn<br />
(BOE) ins Teufelsmoor.<br />
lok-magazin.de 12 | 2011<br />
Elektrifiziert in den 1960er-Jahren<br />
Seit Ende Mai 1 966 wird zwischen Bremen und<br />
Bremerhaven unter Fahrdraht gefahren. Im Gegensatz<br />
zu Bremen war Bremerhaven zunächst<br />
nicht Bestandteil des IC-Netzes. Doch vor allem<br />
das D-Zugpaar 796/797 band Bremerhaven an<br />
Deutschlands Süden an. Es bot eine umsteigefreie<br />
Verbindung nach Stuttgart über Hameln, Kassel<br />
und Frankfurt. Mit Neuordnung des Intercity-Verkehrs<br />
verlor schließlich Bremen die IC-Direktverbindungen<br />
nach Süden. Jetzt musste in Hannover<br />
umgestiegen werden, wofür ab Juni 1 985 die Anschlusslinie<br />
IC 3a eingerichtet wurde, die im Wechsel<br />
Oldenburg und Bremerhaven mit Hannover<br />
über Bremen verband. Doch diese Leistungen wurden<br />
bald zahlenmäßig reduziert und nur kurzzeitig<br />
stellten Interregio-Leistungen noch die Verbindung<br />
mit dem entfernteren Rest der Welt her.<br />
Täglich über 130 Güterzüge<br />
Heute ist die Strecke längst am Rande ihrer Kapazität<br />
angelangt. Der starke Güterverkehr von und<br />
zu den Häfen in Bremerhaven, deren Stromkaje<br />
inzwischen mit fünf Kilometer Länge als die längste<br />
Europas – nach manchen Quellen sogar als die<br />
längste der Welt gilt – sorgt neben dem RSB- und<br />
RE-Verkehr für volle Auslastung. Von den 200<br />
Zugleistungen täglich sind zwei Drittel Güterzüge.<br />
Seit Dezember 201 0 verkehrt die Regio-S-Bahn<br />
zwischen Bremerhaven und Bremen, die durch die<br />
Nordwestbahn mit Triebwagen vom Typ „Coradia<br />
Continental“ betrieben wird. <strong>Die</strong> Linie RS 2 führt<br />
von Bremerhaven-Lehe und Bremerhaven Hauptbahnhof<br />
weiter nach Twistringen.<br />
Seit Dezember 201 1 ist auch die Stichstrecke<br />
von Bremen-Burg nach Bremen-Vegesack in die<br />
RSB als RS 1 (Bremen-Farge – Verden) integriert.<br />
<strong>Die</strong> NWB hat mit Beginn des RSB-Verkehrs in Bremerhaven-Wulsdorf<br />
einen Stützpunkt errichtet.<br />
Auf der Strecke stehen um den Bahnhof Lübberstedt<br />
noch Flügelsignale und das klassische<br />
Empfangsgebäude des Bahnhofs Oldenbüttel entführt<br />
in zurückliegende Zeiten. Volle P&R-Parkplätze<br />
an den Stationen verraten die Bedeutung der<br />
Verbindung für den gesamten Siedlungsraum. <strong>Die</strong><br />
Fahrtzeit zwischen Bremen Hbf und Bremerhaven<br />
beträgt mit der Regio-S-Bahn in der Regel 45 Minuten,<br />
mit dem Regional-Express 35 Minuten. Als<br />
1862 die ersten Züge zwischen den beiden Weserorten<br />
verkehrten, benötigten sie dagegen noch fast<br />
zweieinhalb Stunden.<br />
Andreas Mausolf<br />
107
GESCHICHTE<br />
Das erste Lokporträt stellte die badische IVh vor: 18 316 im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen<br />
ES STAND IM <strong>LOK</strong> MAGAZIN …<br />
Das Heft 1<br />
PREMIERE 1962 Vor 50 Jahren kam<br />
das erste <strong>LOK</strong> MAGAZIN heraus.<br />
Wie sah der Themenmix damals aus?<br />
I<br />
n den letzten elf Ausgaben stellten wir Ihnen<br />
Berichte aus älteren Heften vor, immer Bezug<br />
nehmend auf unsere reale Gegenwart. Auf der<br />
Suche nach einem Thema für diesen Beitrag, im<br />
nun letzten Heft des Jahrgangs 201 2, fiel die Wahl<br />
nicht auf ein spezielles Thema, sondern auf die<br />
komplette erste Ausgabe von 1 962.<br />
Vorab stellte sich sofort die spannende Frage<br />
nach dem Inhalt. Was hatte die Redaktion um Karl-<br />
Ernst Maedel für das erste Heft ausgesucht? Mit<br />
welchen Themen sollte die neue, völlig unbekannte<br />
Leserschaft begeistert werden? Und wer war eigentlich<br />
dieser Karl-Ernst Maedel?<br />
Nun, Maedel wurde am 2. September 1 91 9 in<br />
Halle (Saale) geboren. Als begeisterter Eisenbahnnarr<br />
begann er mit 1 9 Jahren ein Maschinenbaustudium<br />
in Berlin, welches er jedoch wegen des<br />
Krieges vorzeitig abbrechen musste. 1 955 flüchtete<br />
er mit der Familie aus der DDR in den Westen und<br />
war als Kommunalbeamter in Herne, Oberhausen<br />
und zuletzt in Offenbach am Main tätig. Als Autor<br />
vieler bekannter Eisenbahn-Bücher, wie: „Deutsche<br />
Dampflokomotiven gestern und heute“, „Geliebte<br />
Dampflok“ oder „Deutsche Dampflokomotiven“,<br />
wurde Maedel sehr bekannt.<br />
Was stand nun in diesem Heft 1 ? Recht einfach,<br />
aber auch konsequent umgesetzt, war der Inhalt.<br />
Das Konzept, an dem sich über viele Jahre auch<br />
nichts änderte, waren sachlich und technisch korrekte<br />
Texte aus der Welt der Eisenbahn mit einer –<br />
nach heutigem Geschmack – recht übersichtlichen<br />
Bildauswahl.<br />
Mit Herz! Nicht nur Verstand …<br />
Mit einem Vorwort richtete sich Maedel an die Leser.<br />
Er versicherte feierlich, dass weder Verlag noch<br />
Herausgeber mit der Deutschen Bundesbahn verwand,<br />
verschwägert oder versippt wären. Sie besäßen<br />
weder den berühmten Freifahrschein oder<br />
geheimnisvolle Sondergenehmigungen zum Betreten<br />
von sämtlichen Führerständen oder Bahnbetriebswerken.<br />
Das einzige, was die geistigen Väter des in Privatinitiative<br />
entstandenen <strong>Magazin</strong>s von anderen<br />
Reisenden unterschiede, wäre das kleine Bubenherz<br />
unter dem seriösen Sakko, das in punkto Eisenbahn<br />
immer noch nicht aus dem Staunen heraus<br />
kommt. Aus dieser Begeisterung heraus zur<br />
Eisenbahn – so glaubte Maedel – könnte am ehesten<br />
ein Band zum Leser geknüpft werden, ein<br />
Band der Freundschaft unter Gleichgesinnten.<br />
108
ES STAND IM <strong>LOK</strong> MAGAZIN …<br />
Auch V 320 001 war 1962 ein Thema: Sie fährt noch heute (Bauzug in Ratingen Lintorf) Thomas Feldmann (2)<br />
Das <strong>LOK</strong> MAGAZIN wendet<br />
sich an alle Freunde der Bahn.<br />
An Alte und Junge, an Ingenieure<br />
und Laien, an Lokführer und<br />
Heizer, an Bahnhofsvorstände<br />
und Weichensteller, an Eisenbahndirektoren<br />
und Gleisbau -<br />
männer, kurzum an alle – so damals<br />
Maedel. Ob die erste<br />
Ausgabe ein Einzelstück bliebe<br />
oder der Anfang einer langen<br />
Reihe von Fortsetzungen werden<br />
würde, musste Maedel ganz in<br />
die Entscheidung der ersten Leser<br />
legen.<br />
So ganz sicher war man sich<br />
scheinbar auch seitens des damaligen<br />
Verlages nicht. <strong>Die</strong> erste<br />
Ausgabe kostete den stolzen<br />
Karl-Ernst Maedel im Alter<br />
von 75 Jahren Slg. Alfred Gottwaldt<br />
Preis von 5,80 DM (der durchschnittliche Stundenlohn<br />
betrug 1 962 3,52 DM brutto). Das Heft<br />
zierte keine laufende Nummer, kein Datum und<br />
keine Jahreszahl! Hatte man das in der Aufregung<br />
einfach vergessen? Oder war die Angst so groß, es<br />
könnte kein zweites folgen?<br />
Ausgewogener Inhalt<br />
Werfen wir kurz einen Blick in das Inhaltsverzeichnis:<br />
Ab Seite 3 geht es um die Eisenbahn des<br />
Jahres 1 962 (u. a. den neuen „Rheingold“). Es folgt<br />
ein Beitrag über die badische IVh als Lokporträt,<br />
ein Element des Heftes, das nie<br />
zur Debatte stand. Ab Seite 24<br />
werden neue Gesichter im <strong>Die</strong>sellokbau<br />
vorgestellt, namentlich<br />
die DE 2000 und V 320. Weiter<br />
folgen Beiträge über französische<br />
Dampflokomotiven und ein<br />
Porträt des Erfurter Lokomotivbauers<br />
Christian Hagans.<br />
Lokomotiven als Denkmäler<br />
und Geschichten aus der alten<br />
Reichsbahnzeit setzen die Themenliste<br />
fort. Sonderlingen im<br />
deutschen Lokbestand, wie der<br />
78 1 001 , ist ein weiterer Artikel<br />
gewidmet. Last but not least geht<br />
es auch um moderne Schienenfahrzeuge<br />
wie die V 1 00. Dass<br />
die Heftgestaltung sowie Auswahl<br />
der Themen und Aufnahmen – zu gleichen<br />
Teilen aus Gegenwart und Geschichte, mit dem<br />
Schwerpunkt auf der Dampflok – dem Publikum<br />
zusagte, steht nach 50 Jahren außer Frage. Es fanden<br />
sich genügend Leser, die sich der beigefügten<br />
Bestellkarte bedienten und das Heft 2 oder das Jahresabonnement<br />
mit vier Ausgaben zum Vorzugspreis<br />
von 20 DM bestellten.<br />
1971 zog sich Maedel als Herausgeber zurück,<br />
blieb dem <strong>LOK</strong> MAGAZIN aber noch über lange<br />
Jahre als Autor treu. Am 5. Juni 2004 schloss er in<br />
Worms für immer die Augen. Thomas Feldmann<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
109
GESCHICHTE<br />
Der VT 39 hat gerade den<br />
Haltepunkt verlassen<br />
Thomas Szymanowski<br />
WAS TUT SICH EIGENTLICH IN …<br />
Stenn<br />
ORTSTEIL VON LICHTENTANNE Knapp sechs<br />
Kilometer vom Hauptbahnhof Zwickau entfernt<br />
liegt der Haltepunkt der vogtländischen Gemeinde<br />
541<br />
Werdau Nord<br />
REICHENB<br />
(Vogtl) o Bf<br />
Oberrothenbach<br />
540<br />
530<br />
Culten-<br />
Schweinsburg<br />
Netzschkau<br />
Limbach<br />
(Vogtl)<br />
510<br />
530<br />
544<br />
Neumark<br />
(Sachs)<br />
St. Egidien<br />
Hohenst<br />
Mosel Lichtenstein Ernsttha<br />
(Sachs)<br />
K<br />
Rödlitz-<br />
Hohndorf<br />
Zw-Pölbitz<br />
Oelsnitz<br />
WERDAU ZWICKAU (Erzg)<br />
530 540 (Sachs) Hbf Mitteloels<br />
510 Z-Schedewitz Neuoel<br />
w<br />
Cainsdorf<br />
Stenn Wilkau-Haßlau<br />
535 Silberstraße Har<br />
Ebersbrunn<br />
perts-<br />
Steinpleis<br />
510 510<br />
(Sachs)<br />
Lichtentanne<br />
539<br />
Wiesenburg<br />
(Sachs)<br />
Voigtsgrün<br />
Irfersgrün<br />
Fährbrücke<br />
Schlema<br />
unt Bf<br />
Au<br />
(Sachse<br />
D<br />
ie erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft<br />
wird auf 1 386 datiert. Dabei tauchen<br />
in den folgenden Jahrhunderten die Namen<br />
Steynen, Steyn oder Steinen auf. 1 555 beginnt der<br />
Bergbau in der Umgebung, sowohl Kupfer als auch<br />
Eisen werden gefördert.<br />
Das Eisenbahnzeitalter begann in Stenn 1 875:<br />
In jenem Jahr wurde die Verbindung Zwickau<br />
– Falkenstein eröffnet. Sie wurde durch<br />
die private Zwickau-Lengenfeld-Falkensteiner<br />
Eisenbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben.<br />
Allerdings war diese Gesellschaft bereits nach einem<br />
Jahr zahlungsunfähig, sodass die Sächsische<br />
Staatseisenbahn die Betriebsführung übernahm.<br />
<strong>Die</strong> Bahn sollte vorrangig Steinkohlen aus den<br />
Zwickauer Revieren zu den Fabriken in Lengenfeld,<br />
Auerbach und Falkenstein transportieren. Der<br />
Personenverkehr spielte anfangs eher eine untergeordnete<br />
Rolle. In den 1 980er-Jahren wurde der<br />
Oberbau saniert, fortan konnten sogar die schweren<br />
sowjetischen Großdieselloks der Baureihe 1 32<br />
110<br />
SERIE<br />
98. Folge<br />
Güterzüge hinauf nach Falkenstein bringen. Vorher<br />
hatte die Baureihe 50 dort ihre Renaissance erlebt,<br />
oft mit Vorspann durch eine V 1 00 quälten<br />
sich schwere Güterzüge die langen Steigungen<br />
hinauf. Das Gleisniveau in Zwickau liegt 297 Meter<br />
über dem Meer, Falkenstein wartet mit 551 Metern<br />
auf. In Stenn, 5,78 Kilometer von Zwickau entfernt,<br />
sind es bereits 382 Meter.<br />
In der Mitte der 1 990er-Jahre war die<br />
Strecke akut einstellungsgefährdet. In einem<br />
Pilotprojekt, unterstützt vom Land Sachsen, wurden<br />
die Gleise saniert und 80 km/h zugelassen.<br />
Seit 1 997 ist die Vogtlandbahn für den Personenverkehr<br />
zuständig. Es besteht ein etwas versetzter<br />
Stundentakt zwischen Zwickau und Kraslice in<br />
Tschechien.<br />
Interessant ist, dass Stenn eine Zeit lang an das<br />
Zwickauer O-Bus-Netz angeschlossen war. 1 938<br />
war die Linie Weißenborn – Stenn eröffnet worden.<br />
Am 26. Februar 1 977 wurde der Obusverkehr<br />
Poetenweg – Stenn eingestellt. Rudolf Heym
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„Willst Du was erleben? Tu’s!<br />
Fahre mit dem Schi-Stra-Bus,<br />
von Immendingen nach Weizen.<br />
Es wird dich nie mehr reizen.“<br />
Peter Grech, Ulm<br />
„Grenzen verschwinden“ in<br />
7/12:<br />
<strong>Die</strong> abgebildete Ty 5-20 ist nicht<br />
50 405, sondern 50 356. Warum?<br />
50 405 kam nach Kriegsende zur<br />
DR und wurde am 1 1 . Oktober<br />
1961 zu 50 3694 rekonstruiert.<br />
G. Dehnel, Limmritz<br />
1953: Riesenaufregung um den Schi-Stra-Bus in Kötzting Slg. Udo Kandler<br />
„Mutig, mutig“ in 10/12:<br />
Der Schreiber dieser Zeilen ist<br />
als Lehrling in den 1 950er-Jahren<br />
mit einem Schi-Stra-Bus zur<br />
Arbeit gefahren. Sehr komfortabel<br />
war das nicht. Bei der Serienausführung<br />
war die Fensterrei-<br />
he, vermutlich aus stilistischen<br />
Gründen, nach innen zum Gang<br />
hin abgewinkelt. Großgewachsene<br />
Fahrgäste stießen auf den<br />
äußeren Sitzen mit dem Kopf an<br />
die Fensterscheiben. Unter uns<br />
machte ein Spottvers die Runde:<br />
„Models am Zug“ in 11/12:<br />
Was für ein Knaller! Vereinzelt<br />
habe ich Fotos von Herrn Kolev<br />
veröffentlicht gesehen, die sich<br />
alle durch gehobene fotografische<br />
Kunst auszeichneten. Dem<br />
<strong>LOK</strong> MAGAZIN ein Danke für<br />
den mutigen und innovativen<br />
Abdruck dieser wunderschönen<br />
Bildreportage. Lobenswert, wenn<br />
es neben den Standards – perfekte<br />
Beleuchtung, Stangen unten –<br />
auch „menscheln“ darf. Karl-<br />
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112
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Ernst Maedel würde seine Freude<br />
daran haben. Gerne weitere<br />
Beiträge mit persönlicher Handschrift!<br />
Thomas Pütz, Hombrechtikon CH<br />
Hoffentlich verstehen das die<br />
„Pufferküsser“. <strong>Die</strong> Eisenbahn<br />
ist mehr als Zahlen und Tabellen!<br />
Kurt Böwe, Templin<br />
„Schiebung“ in 10/12:<br />
Auf der S. 73 ist die E 44 089 G<br />
abgebildet. Es handelt sich dabei<br />
aber nicht um ein Motiv aus dem<br />
Münchener Vorortverkehr. Hier<br />
ist vielmehr im Bahnhof Traunstein<br />
– 1 1 8 Bahnkilometer von<br />
München entfernt – die Personenzuggarnitur<br />
der Strecke<br />
Traunstein – Ruhpolding abgebildet,<br />
die von 1 958 bis 1 982 mit<br />
der E 44 bespannt war; mit B3y-<br />
Wagen übrigens bis 1 973. <strong>Die</strong><br />
E 44 waren meines Wissen im<br />
Bw Rosenheim beheimatet.<br />
Siegfried Wanner, München<br />
„Aktion am 6. Mai 1992“ in<br />
10/12:<br />
Habe mit großem Interesse den<br />
Artikel über die U 47.001 in<br />
Österreich gelesen. Das sind Eisenbahn-Geschichten,<br />
die man<br />
weder im Internet noch sonstwo<br />
findet! Meines Wissens kam die<br />
Lok aus Anlass des 90-jährigen<br />
Streckenjubiläums Gmünd –<br />
Groß Gerungs im selben Jahr<br />
nochmals auf die Waldviertlerbahn<br />
und führte gemeinsam mit<br />
der ÖBB-Lok 298.207 den Fest-<br />
Sonderzug.<br />
Hermann Stadler, Linz<br />
Nr. 375 | 12/12 | Dezember | 51. Jahrgang<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
Internet: www.lok-magazin.de<br />
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Redaktionsanschrift<br />
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Falsche Bildnachweise:<br />
<strong>Die</strong> in <strong>LOK</strong> MAGAZIN 1 0/201 2 im Beitrag „Einheits-Elloks“ auf<br />
Seite 67 unten abgebildete Aufnahme des Rheinpfeil wurde leider<br />
mit einem falschen Bildnachweis abgedruckt. Das Original<br />
des auch im Buch „<strong>Die</strong> legendären Einheits-Elloks“ des Gera-<br />
Mond-Verlags auf Seite 47 abgedruckten Bildes hat Dr. Rolf Brüning<br />
aufgenommen. Auch bei der auf Seite 24 dieses Buches<br />
abgebildeten Aufnahme der E 1 0 383 stammt das Original von<br />
Dr. Rolf Brüning. <strong>Die</strong> abgedruckten Bildnachweise „Slg. Andreas<br />
Kabelitz“ sind falsch. <strong>Die</strong> Redaktion bittet um Entschuldigung.<br />
Osiandersche Buchhandlung GmbH<br />
72072 Tübingen Unter dem Holz 25<br />
Buchhandlung Beneke<br />
72074 Tübingen Gartenstr. 16<br />
Buchverkauf Alfred Junginger<br />
73312 Geislingen Karlstr. 14<br />
Buchhandlung Robert Baier<br />
74564 Crailsheim Karlstr. 27<br />
Bauer Modelleisenbahnen<br />
74613 Öhringen Marktstr. 7<br />
Service rund ums Buch Uwe Mumm<br />
75180 Pforzheim Hirsauer Str. 122<br />
Modellbahnen Mössner<br />
79261 Gutach Landstr. 16 A<br />
Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto<br />
80634 München Schulstr. 19<br />
Eisenbahn Treffpunkt Schweickhardt<br />
86391 Stadtbergen Wankelstr. 5<br />
Buchhandlung & Antiquariat Edelmann<br />
90103 Nürnberg Postfach 11360<br />
Buchhandlung Jakob<br />
90402 Nürnberg Hefnersplatz 8<br />
Ritzer Modellbahnen<br />
90419 Nürnberg Bucher Str. 109<br />
Modellbahnvertrieb Gisela Scholz<br />
90451 Nürnberg Nördlinger Str. 13<br />
Modellspielwaren Helmut Sigmund<br />
90478 Nürnberg Schweiggerstr. 5<br />
Buchhandlung Lieret<br />
92224 Amberg Untere Nabburger Str. 17<br />
Friedrich Pustet<br />
94032 Passau Nibelungenplatz 1<br />
Buchhandlung Kleinschmidt<br />
95013 Hof Postfach 1447<br />
Schöningh Buchhandlung<br />
97034 Würzburg Postfach 110852<br />
Österreich<br />
Buchhandlung Herder<br />
1010 Wien Wollzeile 33<br />
Modellbau Pospischil<br />
1020 Wien Novaragasse 47<br />
Technische Fachbuchhandlung<br />
1040 Wien Wiedner Hauptstr. 13<br />
Leporello – die Buchhandlung<br />
1090 Wien Liechtensteinstr. 17<br />
Leykam Buchhandels GmbH<br />
8010 Graz Stempfergasse 3<br />
Belgien und Niederlande<br />
B.V.S. – Shop-Eisenbahnbüchershop<br />
8200 Brugge 2 Stationslaan 2<br />
van Stockum Boekverkopers<br />
2512 GV Den Haag Westeinde 57<br />
Gesamtanzeigenleitung<br />
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Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270<br />
Anzeigenleitung <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />
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Tel. +49 (0) 89.13 06 99.520<br />
www.verlagshaus-media.de<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 22 vom 1.1.2012<br />
Litho<br />
ludwig:media, Zell am See (Österreich)<br />
Druck<br />
Stürtz GmbH, Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg<br />
Verlag<br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung<br />
Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung<br />
Sandra Koh<br />
Vertrieb Zeitschriften<br />
Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung Handel<br />
MZV, Moderner Zeitschriften Vertrieb<br />
GmbH & Co. KG, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
Preise: Einzelheft EUR 7,50 (D), EUR 8,60 (A), CHF 14,70 (CH),<br />
bei Einzelversand zzgl. Versandkosten; Jahres abopreis (12 Hefte)<br />
EUR 81,00 (incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />
Erscheinen und Bezug: <strong>LOK</strong> MAGAZIN erscheint monat lich.<br />
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Beiträge und Abbil dungen sind urheberrechtlich<br />
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unverlangt ein gesandte Fotos und Manuskripte wird keine<br />
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Verant wortlich für den redaktionellen Inhalt: Rudolf Heym;<br />
verantwortlich für die Anzeigen: Helmut Kramer;<br />
beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />
ISSN 0458-1822 | 10813<br />
lok-magazin.de 12 | 2012<br />
113
VORSCHAU<br />
TITELTHEMA<br />
Abschied der Altbau-Elloks<br />
FAHRZEUGP0RTRÄT<br />
<strong>Die</strong> ER20-Familie<br />
Lange Zeit – viel länger, als erwartet – hielten die<br />
verschiedenen Vorkriegsbauarten der Elloks bei<br />
der Deutschen Bundesbahn aus. Wie es dazu kam,<br />
und wo die unterschiedlichen Baureihen zuletzt<br />
im Einsatz waren und welche Leistungen sie erbrachten,<br />
beleuchtet das Titelthema im Heft 1 /1 3.<br />
GESCHICHTE<br />
Besuch im Bw Nürnberg Rbf<br />
Erhard Ditz<br />
Stefan Eisenhut<br />
Das war kürzlich DIE Schlagzeile: Alle ER20 sind<br />
ausverkauft! Was ist da geschehen? Warum sind<br />
diese neuzeitlichen <strong>Die</strong>selloks, die so recht leise<br />
daherkommen, derart erfolgreich und begehrt?<br />
Markus Inderst ging der Frage nach und stellt die<br />
Maschinen in unserem Fahrzeugporträt vor.<br />
GESCHICHTE<br />
Von Dessau nach Kohlfurt<br />
Hans Müller<br />
Brian Rampp<br />
Zum Ende der 1 960er-Jahre beheimatete nur noch<br />
das Bahnbetriebswerk Rangierbahnhof in Nürnberg<br />
Dampflokomotiven, der Hauptbahnhof hatte<br />
1967 seine 01er nach Hof abgegeben. Erhardt Ditz<br />
fuhr seinerzeit mit der Straßenbahnlinie 8 hinaus<br />
und hatte natürlich die Kamera dabei. Seine Eindrücke<br />
und Fotos von damals sind ein Genuss.<br />
‘<br />
NICHT VERPASSEN: DAS <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />
1/2013 ERSCHEINT AM 10. DEZEMBER 2012<br />
Lieber Leserinnen und Leser,<br />
Sie haben Freunde oder Bekannte, die sich ebenso für die<br />
Eisenbahn mit all ihren Facetten begeistern wie Sie? Dann empfehlen<br />
Sie uns doch weiter! Ich freue mich über jeden neuen Leser.<br />
Ihr<br />
Einige Beiträge in früheren Ausgaben beschäftigten<br />
sich mit den so genannten „Heckeneilzügen“.<br />
Gemeint sind damit Zugverbindungen über sehr<br />
weite Laufwege und ungewöhnliche Strecken,<br />
meist Nebenbahnen abseits der Magistralen. Auch<br />
im Osten gab es so etwas, und Hans-J. Lange hat<br />
Bemerkenswertes zu berichten und zu zeigen.<br />
Verantwortlicher Redakteur <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />
114
<strong>Die</strong> 52 8109 mit Giesl-Ejektor,<br />
im September 1975 noch<br />
zum Bw Eberswalde gehörend,<br />
setzt im Berliner Ostbahnhof einen<br />
Postzug in Bewegung Martin Weltner<br />
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