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LOK Magazin Die Allgäubahn (Vorschau)

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<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 12 | 2012<br />

12<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

FAHRZEUGE: DB-<strong>Die</strong>selpionier »Lollo«,<br />

die Schnellzugdampflok Baureihe 10<br />

GESCHICHTE: Karlsruhe in den 70ern,<br />

Güterbahnhof Seddin, die Geestebahn<br />

Dezember 2012 | EUR 7,50 | A: EUR 8,60 | CH: CHF 14,70 | B/LUX: EUR 8,80<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

Ein <strong>Magazin</strong> von<br />

WWW.<strong>LOK</strong>-MAGAZIN.DE<br />

<strong>Die</strong> <strong>Allgäubahn</strong> | <strong>Die</strong> »Weiße Lady« der DR | DB-<strong>Die</strong>selpionier »Lollo« | Baureihe 10 | Güterbahnhof Seddin | <strong>Die</strong> Geestebahn<br />

<strong>Die</strong> »Weiße Lady« der DR:<br />

Loklebenslauf 243 001<br />

<strong>Die</strong> <strong>Allgäubahn</strong><br />

Dampf- und <strong>Die</strong>selmagistrale München – Lindau


Schlachten, Technik,<br />

Feldherren<br />

Das neue Heft ist da.<br />

Jetzt am Kiosk!<br />

Testabo mit Prämie bestellen unter:<br />

www.clausewitz-magazin.de/abo


EDITORIAL<br />

Rudolf Heym<br />

Verantwortlicher Redakteur<br />

Es gibt Dinge, …<br />

… die sich kaum verändern. Als ich die Auswahl der aktuellen Fotos<br />

zur <strong>Allgäubahn</strong> durchschaute, dachte ich bei jedem Bild: Das<br />

kommt dir doch irgendwie bekannt vor! Beim Layouten fand ich des<br />

Rätsels Lösung: Sie glichen den herrlichen Schwarzweiß-Aufnahmen<br />

der Altmeister Navé und Tausche fast bis ins Detail! Zum<br />

Glück war man bei der Modernisierung und beim Ausbau dieser<br />

Bahn nicht so rücksichtslos wie anderswo. Und auch in der Landschaft<br />

drumherum – von Natur aus sowieso prächtig – gibt es kaum<br />

Beispiele unsensibler Bauwut.<br />

Etwas anderes hat mich sehr gefreut: Zum ersten Mal stellt uns<br />

mit Isabel Petzke eine junge Frau ihre Lieblingsfotostelle vor! Seien<br />

Sie neugierig – viel Vergnügen beim Blättern, Schauen und Lesen!<br />

Herzlich Ihr<br />

<strong>LOK</strong> MAGAZIN FOTOEDITION NR. 12<br />

Zum 50. Geburtstag des<br />

<strong>LOK</strong> MAGAZIN machen wir<br />

unseren Abonnenten ein ganz<br />

besonderes Geschenk: Mit jeder<br />

Ausgabe des Jubiläumsjahrgangs<br />

liefern wir Ihnen ein<br />

herausragendes Foto aus der<br />

Welt der Bahn. <strong>Die</strong> Bilder aus<br />

den Archiven bekannter<br />

Fotografen sind auf hochwertigem<br />

Chromolux-Karton<br />

gedruckt und können auch als<br />

Ansichtskarten verschickt<br />

werden.<br />

Schattenriss Im stimmungsvollen Gegenlicht zeichnet sich<br />

zwischen Oberhausen und Duisburg die Silhouette der 110 501<br />

gegen den Himmel ab (17. Dezember 2005)<br />

Marcus Henschel<br />

Übrigens: Wer sich jetzt<br />

entschließt, das <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

künftig bequem nach Hause<br />

geschickt zu bekommen, erhält<br />

die komplette zwölfteilige<br />

Edition und spart gegenüber<br />

dem Einzelkauf bares Geld!<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

3


INHALT<br />

Porträt: <strong>Die</strong> „Weiße Lady“<br />

2006 wird das S-Bahn-Bw<br />

Friedrichsfelde DB Regio: Zehn geschlossen Jahre Regionalnetze 90 11<br />

Privatbahnen:<br />

Kein Zug mehr nach Putlitz 14<br />

48<br />

AKTUELL<br />

DB<br />

DB Fernverkehr: IC-Wagen modernisiert 8<br />

DB Regio: Zehn Jahre Regionalnetze 1 1<br />

Privatbahnen<br />

PEG: Kein Zug mehr nach Putlitz 1 4<br />

Museum<br />

Bayerisches Eisenbahnmuseum:<br />

Neues aus Nördlingen 18<br />

TITEL<br />

Letztes Refugium der S 3/6<br />

<strong>Die</strong> <strong>Allgäubahn</strong> – zeitlos schöne zweigleisige<br />

Hauptstrecke von Bayern zum Bodensee 32<br />

Zum Titelbild<br />

<strong>Die</strong> V 200 1 05 hat am 3. September 1 964<br />

Harbatshofen verlassen. Der nur drei Wagen<br />

umfassende Eilzug ist auf dem Weg von<br />

Lindau nach Oberstaufen<br />

Bahnindustrie<br />

Siemens: Kraftprotze für Australien 23<br />

Österreich<br />

Geburtstag: 100 Jahre Mittenwaldbahn 24<br />

Linzer Lokalbahn:<br />

97-jährige Ellok im Plandienst 27<br />

Schweiz<br />

Bahnreform 2: Vor Stilllegungswelle? 28<br />

Weltweit<br />

Tschechien: Triebwagen-Offensive 30<br />

Rubriken<br />

Leserbriefe, Händler, Impressum 1 1 3<br />

<strong>Vorschau</strong> 114<br />

Dr. Rolf Brüning<br />

4


HEFT 12 | 2012<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

www.lok-magazin.de<br />

<strong>Die</strong> V 60 in der Türkei<br />

72<br />

In und um Karlsruhe<br />

in den 1970ern<br />

12<br />

Heft<br />

Dezember<br />

2012<br />

94<br />

FAHRZEUGE<br />

Messeschlager Gisela<br />

Porträt 21 2 /243 001 : Bald hatte diese Lok<br />

ihren Spitznamen weg: „Weiße Lady“. Wie<br />

man in der immer grauen DDR eine Lok<br />

schneeweiß und rot lackieren konnte, bleibt<br />

ein Rätsel. Sie fährt noch heute … 48<br />

Auf 110 km/h gejagt!<br />

Erlebnisse vom Führerstand der 38 1 937 56<br />

Nach Tallin<br />

Liberalisierung: Amerikanische Altbau-<br />

<strong>Die</strong>selloks fahren in Estland 57<br />

Schnaps auf den Puffer<br />

Kultlok „Lollo“: Bisher unbekannte<br />

Bilddokumente von den ersten Fahrten der<br />

V 1 60 001 sind aufgetaucht 58<br />

Hochzeitsreise mit 10 001<br />

<strong>Die</strong> Lieblingslokomotiven von Dr. Rolf<br />

Brüning sind die beiden 1 0er: Beide erlebte<br />

er noch im alltäglichen Plandienst 66<br />

Glück gehabt!<br />

Dirk Höllerhage reiste 1 990 in die Türkei,<br />

um unsere V 60 dort im Streckendienst<br />

zu fotografieren 72<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

GESCHICHTE<br />

Güter-Drehscheibe im Herzen Europas<br />

Der Rangierbahnhof Seddin im Südosten<br />

Berlins 76<br />

<strong>Die</strong> Bobertalbahn<br />

Spurensuche: Hirschberg – Löwenberg 86<br />

Prächtige Aussicht(en)<br />

<strong>Die</strong> Wendelsteinbahn 88<br />

Hamm Neustadt<br />

<strong>Die</strong> liebste Fotostelle von Isabel Petzke 92<br />

Bunte 1970er-Jahre<br />

<strong>Die</strong> Eisenbahn in und um Karlsruhe 94<br />

Das historische Bild<br />

120 213 auf dem Berliner Außenring 100<br />

Viel Betrieb<br />

<strong>Die</strong> Geestebahn Bremen – Bremerhaven 1 02<br />

Das Heft 1<br />

Serie: Es stand im <strong>LOK</strong> MAGAZIN 1 08<br />

Was tut sich eigentlich in …<br />

Stenn 110<br />

Schlusspunkt<br />

52 81 09 im Berliner Ostbahnhof 115<br />

5


AKTUELL<br />

ZUG DER ZEIT<br />

Nur für zahlende Fotografen...<br />

... kehrte am 6. Oktober für kurze Zeit die historische Ellok 244 044, offiziell Werklok des<br />

AW Dessau, in alte Einsatzgefilde zurück. Bei einer Fotozugveranstaltung pendelte die<br />

244 044 mit einem Güterzug zwischen Gaschwitz und Gößnitz, hier aufgenommen mit<br />

passenden Güterwagen bei Mockern<br />

U. Möckel<br />

richten-Ticker Im Autozug unterwegs Tiefschlaf +++ im Gleisbett Nachric<br />

Am Würzburger Hauptbahnhof ist ein 23-jähri - Einen außergewöhnlichen Einsatz der Bundes -<br />

achrichten<br />

ger Mann am 14. Oktober in einen unabgeschlossenen<br />

Neuwagen auf einem Autozug geklettert, Mann auf der Strecke Bremen – Bremerhaven<br />

polizei hat am 23. September ein 32-jähriger<br />

cker hat den Sitz heruntergekurbelt +++ und Nachrichten-Ticke<br />

aus dem Erste- verursacht. Zum Schlafen hatte er sich direkt<br />

Hilfe-Kasten eine Wärmedecke geholt, teilte die neben eine Bahnschiene gelegt und sich auch<br />

Polizei mit. Entsprechend eingekuschelt wachte er von vorbeifahrenden Zügen nicht stören lassen.<br />

hten-Ticker erst am Nachmittag beim Halt im Bremer<br />

+++ Polizisten rüttelten Nachrichte<br />

den verwirrt wirkenden Mann<br />

Rangierbahnhof wieder auf. Polizisten stoppten wach, der nicht alkoholisiert war und seinen<br />

den Mann beim Verlassen des Zuges.<br />

Aufenthalt am Gleis nicht erklären konnte.<br />

6


ZUG DER ZEIT<br />

hten-Ticker +++<br />

GmP heute<br />

Der Zeiten der gemischten Güter- und Personenzüge<br />

ist längst vorbei. Doch wenn man sehr viel Glück hat,<br />

kann man jedoch auch heute noch solch einen<br />

malerischen „GmP” erleben. Der Güterwagen am<br />

r +++ Nacrric+ Schluss des planmäßigen Zuges von Putbus nach<br />

Göhren dient zur Versorgung des Lokstandortes<br />

n-Ticker +++ Göhren Nachrichten-<br />

mit Lokomotivkohle, die hier tatsächlich noch<br />

auf der Schiene transportiert wird. <strong>Die</strong> Aufnahme<br />

A. Bauer<br />

entstand am 16. September in der Nähe von Putbus<br />

lok-magazin.de 12 | 2012 7


AKTUELL<br />

Gründlich modernisiert zeigen sich die aufgearbeiteten IC-Wagen. Oben ein<br />

Blick in den Großraum 2. Klasse, rechts Ledersitze in der 1. Klasse L. Brüggemann (2)<br />

DB FERNVERKEHR 2013<br />

Alte Wagen – neuer Look<br />

Wie bereits mehrfach angekündigt, modernisiert die Deutsche Bahn einen großen Teil ihrer IC-Flotte –<br />

noch rund zehn Jahre sollen die betagten, aber bewährten Fahrzeuge im Betriebsbestand bleiben<br />

<strong>Die</strong> DB präsentierte am 4. Oktober<br />

in Hamburg-Altona den<br />

ersten modernisierten Intercity.<br />

Im Rahmen der Generalüberholung<br />

der IC-Flotte werden<br />

über 770 Wagen bis Ende 201 4<br />

aufgearbeitet. <strong>Die</strong> DB investiert<br />

rund 250 Millionen Euro, um die<br />

Wagen für ihren Einsatz bis<br />

2023 fit zu machen.<br />

Innenraum völlig neu<br />

<strong>Die</strong> Modernisierung der IC-Züge<br />

umfasst komfortsteigernde Maßnahmen,<br />

wie die Erneuerung<br />

von 46.000 Sitzen mit Lederbezug<br />

in der 1 . Klasse und Veloursstoff<br />

in der 2. Klasse. Außerdem<br />

werden Steckdosen eingebaut<br />

und Wandverkleidungen, Tische<br />

sowie etwa 42.000 Quadratmeter<br />

Teppich ausgetauscht. <strong>Die</strong><br />

Bistrowagen erhalten eine neue<br />

Ausstattung. Zusätzlich wird im<br />

Servicewagen das Kleinkindabteil<br />

neu gestaltet und der Be-<br />

8<br />

reich für die mobilitätseingeschränkte<br />

Reisenden vergrößert.<br />

<strong>Die</strong> technischen Moderni sie -<br />

rungs maßnahmen konzentrie -<br />

ren sich unter anderem auf die<br />

Türen, Klimaanlagen und die<br />

Energieversorgung.<br />

Individuelle Modernisierung<br />

Über eine Million Fertigungsstunden<br />

sind insgesamt für die<br />

Umbauarbeiten kalkuliert. Eine<br />

besondere Herausforderung des<br />

Projekts stellt die Vielzahl an<br />

unterschiedlichen, 26,4 Meter<br />

langen Wagentypen dar, denn<br />

die Wagenflotte besteht aus 34<br />

Bau- und Unterbauarten. <strong>Die</strong><br />

Fahrzeuge sind teilweise 40<br />

Jahre alt und stammen von der<br />

DB und der DR. Ein standardi -<br />

siertes Fertigungsverfahren ist<br />

so mit kaum möglich. Zudem<br />

wa ren umfangreiche Vorarbeiten<br />

nötig. So wurden beispielsweise<br />

zu Beginn des Projektes für alle<br />

Varianten individuelle Zeich -<br />

nun gen für das neue Innen -<br />

raum design von DB-System -<br />

technik angefertigt. Mit der<br />

Um setzung sind die DB-Werke<br />

in Neumünster, Kassel und<br />

Nürnberg beauftragt. Ab Fahrplanwechsel<br />

am 9. De zember<br />

fahren auf der Strecke Hamburg<br />

– Bremen – Köln – Mainz –<br />

Stuttgart überwiegend moderni -<br />

sierte IC-Züge. <strong>Die</strong> Überarbei -<br />

tung der Intercity-Züge ist Teil<br />

eines umfassenden Moder ni -<br />

sierungskonzepts der DB für den<br />

Fernverkehr. Neben den IC<br />

werden aktuell die 44 ICE 2 mo -<br />

dernisiert. Außerdem stockt die<br />

DB mit 1 6 neuen ICE 3 sowie 27<br />

Doppelstockzügen ihre Flotte<br />

auf. Langfristig kommen noch<br />

bis zu 300 ICx hinzu. Insgesamt<br />

plant die DB, in den nächsten<br />

Jahren rund zwölf Milliarden<br />

Euro in die Fahrzeugflotte zu investieren.<br />

LBH


DEUTSCHE BAHN<br />

Am 9. Oktober traten sechs Rheingold-Wagen ihre wahrscheinlich letzte Reise an und wurden nach<br />

Chemnitz gebracht. In Aschaffenburg konnte die Fuhre mit 110 491 abgelichtet werden<br />

M. Mann<br />

TEE RHEINGOLD<br />

Abschied von einer Legende<br />

Ihre letzte Reise durften die in Köln und Darmstadt hinterstellten<br />

Wagen des Profitcenters TEE Rheingold am 9. Oktober antreten.<br />

110491 beförderte den in Aschaffenburg zusammenrangierten Zug<br />

nach Chemnitz. Dort wird geprüft, ob eine Aufarbeitung der beiden<br />

Kölner Wagen, deren Frist noch bis Januar 201 3 reicht, für das DB<br />

Museum Nürnberg möglich ist. <strong>Die</strong> anderen Wagen dürften wohl<br />

als Ersatzteilspender dienen und dem Schneidbrenner zum Opfer<br />

fallen. Neben den beiden noch betriebsfähigen Apmz-Wagen<br />

wurden drei weitere Apmz, ein Avmz, ein Gepäckwagen in<br />

Mintgrün, ein Messwagen im ICE-Lack, ein ausgemusterter Bm-<br />

Wagen – alle mit abgelaufenen Fristen – abgefahren. MM<br />

Vor 35 Jahren endete im Emsland die Dampflokzeit bei der DB,<br />

heute dominiert hier die Ellok: Bei Emden-Petkum ist am 9. Okto -<br />

ber die 151 069 mit einem leeren Autozug unterwegs J. Grünebaum<br />

DB | NEWS<br />

S-Bahn Hamburg<br />

Hamburg soll eine weitere S-Bahn-<br />

Linie bekommen. Für den Ostast der<br />

S4 vom Hauptbahnhof über Ahrens -<br />

burg nach Bad Oldesloe läuft derzeit<br />

die Vorentwurfsplanung. <strong>Die</strong>se dau -<br />

ert bis März, im Jahr 2013 folgen Ver -<br />

handlungen zwischen Ländern, Bund<br />

und DB, um die Finanzierung zu klä -<br />

ren. Als nächstes beginnt die Ent -<br />

wurfs planung. Derzeit ist vorge se -<br />

hen, bis Ahrensburg zwei neue und<br />

zwischen Ahrensburg und Bargte -<br />

heide ein weiteres Gleis zu legen,<br />

auf denen die S-Bahnen verkehren<br />

sollen. In Ahrensburg gibt es eine<br />

Verknüpfung mit dem Netz der Ham -<br />

burger Hochbahn (U1). Derzeit ver -<br />

kehrt auf der Strecke die Linie R10,<br />

die von der DB betrieben wird. Der<br />

zweite Ast der neuen S4 soll einmal<br />

nach Itzehoe führen.<br />

Derzeit fahren in Hamburg S-Bahnen<br />

zwischen Flughafen/Poppenbüttel<br />

und Wedel (S1), Aumühle und<br />

Elbgau straße (S2), Pinneberg und<br />

Stade (S3). Inner städtisch gibt es<br />

zwei Wege: Ober irdisch wird<br />

zwischen Altona, Schan ze, Dammtor<br />

und Hauptbahnhof, unterirdisch über<br />

den Jungfernstieg, die Landungs -<br />

brücken und St. Pauli gefahren. In<br />

Randgebieten ist außerdem die AKN<br />

unterwegs.<br />

FBT<br />

lok-magazin.de 12 | 2012 9


AKTUELL<br />

Veteranen unter sich in Oberhausen: Neben Erstling 290 001 warten am 1. Oktober die 140 772 und die<br />

140 810 auf ihren nächsten Einsatz im Güterzugdienst J. Grünebaum<br />

DB | TICKER<br />

Wettbewerb im Regionalverkehr<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Bahn rechnet mit einem<br />

schärferem Wettbewerb im<br />

Regionalverkehr und stellt sich auf<br />

einen schrumpfenden Marktanteil<br />

ein. „Nach einer Zeit der Stagnation<br />

haben die Wettbewerber wieder<br />

Hunger und machen Tempo”, sagte<br />

Frank Sennhenn, Chef der Konzern -<br />

tochter DB Regio. Im ersten Halbjahr<br />

2012 hatte die Deutsche Bahn 75 Pro -<br />

zent der Vergaben im Regionalverkehr<br />

gewonnen. Es werde schwer, dieses<br />

Niveau über das Gesamtjahr zu halten,<br />

sagte Sennhenn: „Wir streben einen<br />

Marktanteil von 70 Prozent an.” LM<br />

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DB AUTOZUG<br />

Weitere Streichungen<br />

Mit dem Winterfahrplan stirbt auch eine besondere Form der<br />

Fernreise ab Berlin fast aus: <strong>Die</strong> Bahn-Tochter DB Autozug streicht<br />

ab November sieben der derzeit acht Ziele ab ihrem einzigen<br />

Berliner Bahnhof Wannsee: Bozen, Verona, Triest und Alessandria<br />

in Norditalien werden als Ziele nicht mehr angeboten. Auch die<br />

Österreich-Verbindungen nach Innsbruck und Schwarzach-St.<br />

Veith sowie nach Narbonne in Südfrankreich werden gestrichen.<br />

Lediglich die täglich bediente Strecke nach München, die Autozug<br />

gemeinsam mit City Night Line abwickelt, bleibt bestehen. „<strong>Die</strong><br />

gestrichenen Ziele werden höchstwahrscheinlich auch nicht wieder<br />

im neuen Sommerfahrplan auftauchen”, sagte Gerhard Großer von<br />

DB Autozug. Er begründete dies damit, dass es in der Hauptstadt<br />

und dem Umland einfach zu wenig Interessenten gäbe, die bereit<br />

seien, einen ansatzweise kostendeckenden Preis zu zahlen. DB<br />

Autozug fahre traditionell rote Zahlen ein und müsse die Fahrpläne<br />

„zukunftsfähig machen, um insgesamt erhalten zu bleiben”, sagte<br />

er. Berliner Senioren, Familien, Fahrer von Oldtimern und<br />

Motorrädern, die den Autoreisezug gern nutzten, müssen nun nach<br />

Hamburg oder Hildesheim fahren, um sich über die Alpen<br />

befördern zu lassen.<br />

LM<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Bahn investiert 250 Millionen Euro in die Modernisierung<br />

alter IC-Wagen. Ist das sinnvoll?<br />

Ja, die Bahn braucht dringend komfortable Reisezugwagen.<br />

Nein, die Substanz der Fahrzeuge lohnt keinen Umbau mehr.<br />

Dazu habe ich keine Meinung.<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

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Abstimmen und Ergebnisse unter: www.eisenbahnwelt.de<br />

10


Lesen<br />

DB | NEWS<br />

DEUTSCHE BAHN<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

Sie schon?<br />

Weitgehend autonom agieren die Regionetze der DB. Beim Treffen in<br />

Amorbach reisten die Teilnehmer mit ihren eigenen Zügen an M. Mann<br />

10 JAHRE REGIONETZE<br />

Geburtstagsfeier in Amorbach<br />

Am 22. September wurde das kleine Städtchen Amorbach zum<br />

Mittelpunkt der DB Regio-Netzwelt. <strong>Die</strong> Westfrankenbahn hatte<br />

ihre Kollegen zum zehnjährigen Geburtstag der Regionetze in den<br />

Erlebnisbahnhof Amorbach eingeladen: Es galt, das gelungene<br />

Konzept der regional eigenständigen Netze zu Feiern. Am 1 .Januar<br />

2002 startete die Erzgebirgsbahn als erstes Regionetz der DB. Noch<br />

im selben Jahr folgte die Kurhessenbahn.<br />

Knapp 500 geladene Gäste reisten stilecht mit ihren eigenen<br />

Sonderzügen an: <strong>Die</strong> Kurhessenbahn mit einem Gtw 2/6, die<br />

Erzgebirgsbahn und Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn<br />

mit 642 055 und die Südostbayernbahn (SOB) zusammen mit dem<br />

Vertriebsservice Oberbayern und der Gäubodenbahn mit 21 8 440.<br />

Ebenso die Abteilung TEE Rheingold, die leider zum Jahresende<br />

aufgelöst wird. Nach der Begrüßung durch den Leiter der<br />

Westfrankenbahn wurde den Gästen ein Rahmenprogramm<br />

geboten, um die Region besser kennenzulernen. Danach stellten<br />

sich die einzelnen Regionetze musikalisch und komödiantisch den<br />

Gästen vor. Für die letzten Gäste fuhr noch ein Sonderzug nach<br />

Aschaffenburg, der mit 21 8 1 05 und 21 8 440 bespannt war. <strong>Die</strong><br />

Rückreise traten die Fest teilnehmer dann am Sonntagvormittag ab<br />

Aschaffenburg an.<br />

MM<br />

<strong>Die</strong> Südostbayernbahn war in Amorbach mit der 218 440 vertreten,<br />

an zweiter Stelle in der sonst aus redesigten Silberlingen gebildeten<br />

Garnitur läuft der SOB-eigene Speisewagen<br />

M. Mann<br />

1/3 hoch-<br />

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AKTUELL<br />

DB | NEWS<br />

Keine Lehrlinge mehr<br />

DB Regio will im nächsten Jahr in<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen keine Lehrlinge einstel len.<br />

In den vergangenen Jahren sei weit<br />

über den eigenen Bedarf ausgebildet<br />

worden, hieß es zur Begründung. <strong>Die</strong><br />

Ausbildung werde nun dem Bedarf<br />

angepasst. „Nach 2013 werden wir<br />

wieder neue Auszubildende<br />

einstellen” sagte eine Bahnsprecherin<br />

in Leipzig. <strong>Die</strong> Eisenbahn- und<br />

Verkehrsgewerkschaft EVG kritisierte<br />

den Rückzug aus der<br />

Berufsausbildung.<br />

LM<br />

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Ein historischer Dampfzug mit der<br />

Lokomotive 75 1118 aus dem Jahre<br />

1921 dampft am 8. und 9. Dezember<br />

2012 entlang der „Romantischen<br />

Straße“ zwischen Augsburg und<br />

Landsberg am Lech hin und her. Der<br />

Sonderzug ist bewirtschaftet.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.bahnpark-augsburg.eu<br />

Fahrkarten (26,00 Euro für<br />

Erwachsene, 10 Euro für Kinder) sind<br />

u.a. erhältlich unter 0821/777-3410<br />

sowie: www.muenchenticket.de<br />

Bei Wehldorf unweit von Cuxhaven war am 19. Oktober die 232 561<br />

mit einem schweren Schotterzug unterwegs<br />

M. Schmitt<br />

HAMBURG – CUXHAVEN<br />

Umfangreiche Bauarbeiten<br />

Noch bis Mitte Dezember finden auf der KBS 1 21 Hamburg – Cuxhaven<br />

umfangreiche Bauarbeiten an verschiedenen Stellen statt, die<br />

für Fahrplanänderungen, aber auch interessanten Bauzugverkehr<br />

sorgen. Der Reisezugverkehr auf der zwischen Stade und Cuxhaven<br />

nicht elektrifizierten Strecke wird vom EVU metronom mit <strong>Die</strong>selloks<br />

der Baureihe 246 und Doppelstockwagen durchgeführt. MS<br />

UNFALL HORDORF<br />

Gerichtsprozess hat begonnen<br />

Der Prozess um das Zugunglück bei Hordorf begann am 8. Oktober<br />

vor dem Landgericht Magdeburg. Der 41 -jährige Lokführer eines Güterzugs<br />

muss sich wegen fahrlässiger Tötung in zehn Fällen und<br />

fahrlässiger Körperverletzung in 22 Fällen verantworten. Der Lokführer<br />

hatte am 29. Januar 201 1 ein Haltesignal übersehen und war<br />

mit einer Regionalbahn zusammengestoßen.<br />

LM<br />

Anfang Oktober verfügte die DB nur noch über elf betriebsfähige Loks der Baureihe 140. Schon lange<br />

keine Waschanlage mehr hatte 140 861 gesehen, als sie am 6. Oktober mit einem Zug des kombinierten<br />

Ladungsverkehrs unweit Dinkelscherben (KBS 980 Augsburg – Ulm) unterwegs war<br />

S. Eisenhut<br />

12


DEUTSCHE BAHN<br />

BAUREIHEN | TICKER<br />

Baureihe 140<br />

Einige doppeltraktionsfähige Loks der Baureihe 140<br />

haben noch eine Zukunft: Loks mit noch langen<br />

Fristen werden an die DB-Schenker-Tocher RHB-<br />

Logistics abgegeben und sollen im schweren<br />

Güterzugdienst verwendet werden.<br />

LM<br />

Fast symbolisch wirken die düsteren Wolken, die über<br />

den in Hamm abgestellten 225 aufgezogen sind M. Behrla<br />

ALLGÄUBAHN<br />

Elektrifizierung wird teurer<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse der Vorplanungen der Deutschen Bahn<br />

für die Elektrifizierung der Bahnstrecke München –<br />

Lindau liegen nunmehr vor. Verteuerungen bei Pla -<br />

nungskosten, Signaltechnik, Oberleitungsbau und<br />

Lärmschutz erhöhen die Kosten des Vorhabens von<br />

21 0 Millionen Euro auf nun 298 Millionen Euro.<br />

Außerdem wird sich die Inbetriebnahme über das Jahr<br />

201 7 hinaus verschieben. <strong>Die</strong>s teilte die DB am 1 7. Ok -<br />

tober dem Projektbeirat der Ausbaustrecke mit.<br />

Verschärfte Vorschriften und detaillierte Gutachten<br />

lassen erkennen, dass die ursprüngliche Kalkulation,<br />

die auf Angaben von 2007 beruhte, für die kommen -<br />

den Jahre nicht mehr haltbar sein wird. <strong>Die</strong> Kosten -<br />

steigerungen betreffen im Übrigen nicht die aktuellen<br />

Planungen und Diskussionen zum Knoten Lindau. LM<br />

Baureihe 180<br />

Über nur noch zehn betriebsfähige Exemplare dieser<br />

von Skoda gebauten Mehrsystemlok verfügt die<br />

Deutsche Bahn. Fünf weitere Loks stehen derzeit in<br />

Rostock Seehafen betriebsuntauglich abgestellt. Drei<br />

Loks wurden im Oktober in Dresden verschrottet,<br />

eine Lok ergänzt seitdem die Sammlung des<br />

Eisenbahnmuseums Weimar.<br />

LM<br />

Baureihe 225<br />

Vor der endgültigen Abstellung stehen die letzten<br />

Exemplare der Baureihe 225. Planmäßige Einsätze<br />

gab es bei Redaktionsschluss nur noch von<br />

Osnabrück und Hagen-Vorhalle aus. Beim Werk<br />

Mainz-Bischofsheim endete der Planbetrieb am<br />

18. Oktober, als letztmals der Güterzug mit<br />

Lademaßüberschreitung nach Lauda bespannt<br />

wurde. Seitdem wird der Zug von einer neuen 261<br />

(Voith Gravita) gezogen.<br />

LM<br />

Baureihe 442<br />

Seit dem 20. Oktober werden auch im Raum Cottbus<br />

die ersten Talent 2 eingesetzt. In erster Linie betrifft<br />

dies die RE 10 Cottbus – Leipzig. Insgesamt wurden<br />

je drei Zwei- und Vierteiler für die Region von DB<br />

Regio bestellt. Neben der RE 10 sind auch Einsätze<br />

auf der Linie RB 43 Cottbus – Falkenberg (Elster)<br />

vorgesehen.<br />

LM<br />

BAUREIHEN-NEWS<br />

Baureihe 294<br />

<strong>Die</strong> laufende Anlieferung neuer Gravita-<strong>Die</strong>selloks macht die<br />

Maschinen der V 90-Familie zunehmend überflüssig.<br />

Zahlreiche Exemplare der bewährten, schweren Rangierlok-<br />

Baureihe wurden bereits abgestellt. Besser getroffen hat es<br />

diese 294, die als 0469 105 mittlerweile von DB Schenker<br />

Hungary eingesetzt wird und Anfang Oktober beim Audi-Werk<br />

in Györ rangierte.<br />

R. Whynal<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Baureihe 474<br />

<strong>Die</strong> S-Bahn Hamburg präsentierte am 10. Oktober die neue<br />

Rocky-S-Bahn, die für das Musical „Rocky” wirbt, das im<br />

November in Hamburg auf der Reeperbahn starten soll. Der<br />

Zug der Baureihe 474, die Einheit 4006, soll bis Anfang<br />

kommenden Jahres im Regelverkehr auf der S 1 eingesetzt<br />

werden. Der Zug ist ganz in Weiß gehalten mit einem blauen<br />

und einem roten Farbband.<br />

L. Brüggemann<br />

13


AKTUELL<br />

Schienenbus-Idyll in der Prignitz: Auf seiner Fahrt von Pritzwalk nach Putlitz hat der 798 610 am 18. September<br />

den Haltepunkt Kuhbier erreicht<br />

A. Bauer<br />

PRIGNITZER EISENBAHN GESELLSCHAFT (PEG)<br />

Kein Zug mehr nach Putlitz<br />

Zum Fahrplanwechsel endet der Personenverkehr auf der Nebenbahn von Pritzwalk nach Putlitz.<br />

Damit endet auch der planmäßige Einsatz Uerdinger Schienenbusse im Reisezugdienst<br />

Schon zwei Mal nach der deutschen<br />

Wiedervereinigung wurde<br />

der Verkehr auf der Strecke von<br />

Pritzwalk nach Putlitz, dem letzten<br />

Rest der ehemaligen schmalund<br />

normalspurigen „Prignitzer<br />

Kreiskleinbahnen” eingestellt.<br />

Immer wieder kam Rettung in<br />

letzter Sekunde, doch jetzt sieht<br />

es nach einem endgültigen Abschied<br />

zum Fahrplanwechsel am<br />

9. Dezember aus.<br />

<strong>Die</strong> erste Rettung<br />

Das erste Mal wollte sich die<br />

neugegründete DB AG bereits<br />

Mitte der 90er-Jahre von der<br />

Strecke zurückziehen. Rettung<br />

kam in Gestalt des Lokführers<br />

Thomas Becken, der mit gebrauchten<br />

Bundesbahn-Schienenbussen<br />

die Strecke zur Keimzelle<br />

seines späteren Imperiums<br />

„Prignitzer Eisenbahn” werden<br />

ließ. Auf seinem Höhepunkt betrieb<br />

dieses Unternehmen, das<br />

14<br />

in den Medien als Musterbeispiel<br />

für die Privatisierung in<br />

den neuen Bundesländern galt,<br />

zuerst mit den alten VT 98, später<br />

mit Regio Shuttle-Triebwagen<br />

ein Streckennetz von weit über<br />

200 Kilometern in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Der Niedergang der PEG begann<br />

mit zahlreichen Abbestellungen<br />

des Personenverkehrs, durch die<br />

das betriebene Netz wieder gewaltig<br />

schrumpfte. 2007 war<br />

dann auch die PEG-Stammstrecke<br />

an der Reihe: Das Land<br />

Brandenburg bestellte den SPNV<br />

nach Putlitz ab.<br />

Der zweite Versuch<br />

Seit 2008 wird allerdings im<br />

Auftrag des örtlichen Omnibus -<br />

unternehmens für den Schülerverkehr<br />

ein „Straßenersatzverkehr”<br />

in Form von fünf<br />

werktäglichen Zugpaaren zwischen<br />

Pritwalk und Putlitz ange-<br />

boten, der aus Ersatzmitteln des<br />

Landes Brandenburg für den<br />

Busverkehr finanziert wird. Derzeit<br />

werden diese Leistungen<br />

von der Eisenbahngesellschaft<br />

Potsdam (EGP) gefahren. Eigentümer<br />

ist – und hier schließt<br />

sich der Kreis – Thomas Becken,<br />

der seine PEG inzwischen an<br />

ARRIVA (heute Netinera) verkauft<br />

hat. Und damit nicht genug:<br />

Seit Mitte diesen Jahres ist<br />

sogar der alte „Uerdinger” wieder<br />

auf die Strecke und gleichzeitig<br />

in den planmäßigen Personenverkehr<br />

zurückgekehrt.<br />

Einstellung, die Dritte<br />

Da das Land Brandenburg allerdings<br />

ein rigides Einsparungsprogramm<br />

im ÖPNV plant, wird<br />

dieser Verkehr definitiv zum<br />

Planwechsel im Dezember enden.<br />

Also „Einstellung, die Dritte”,<br />

und diesmal wohl für immer!<br />

AB


PRIVATBAHNEN<br />

PRIVATBAHNEN | NEWS<br />

Am 24. September durchfährt die 270 080 der OHE mit einem<br />

Railogix-Container-Leerzug zum JadeWeserPort den Bahnhof Sande<br />

mit seiner markanten Bahnsteigüberführung<br />

M. Menzel<br />

JADEWESERPORT<br />

Privatbahn-Aktivitäten<br />

Der am 21 . September in Betrieb genommene Tiefseehafen<br />

JadeWeserPort in Wilhelmshaven sorgt für eine Belebung des<br />

Güterverkehrs auf der Zu- und Ablaufstrecke nach Oldenburg, die<br />

derzeit zweigleig ausgebaut wird und bis Ende 201 5 elektrifiziert<br />

sein soll. Bis dahin bestimmt die <strong>Die</strong>seltraktion das Bild, wobei in<br />

erster Linie Lokomotiven privater EVU eingesetzt werden, so auch<br />

von der Osthannoverschen Eisenbahn (OHE). Derzeit verkehren<br />

acht Container-Zugpaare, nach dem endgültigen Ausbau der<br />

Strecke werden bis zu 60 Zugpaare pro Tag zwischen dem<br />

tideunanhängigen Hafen mit seinen Container-Terminals und dem<br />

Hinterland zu bewältigen sein.<br />

LM<br />

HGK: Für die DB aktiv<br />

Viel zu tun hat die HGK-Werkstatt in<br />

Vochem, in der nicht nur bahneigene<br />

Fahrzeuge gewartet werden. Auch die<br />

DB AG zählt mittlerweile zu den HGK-<br />

Kunden. „Wir sind eine der wenigen<br />

deutschen Werkstätten, die<br />

autorisiert sind, für die Deutsche<br />

Bahn Arbeiten an <strong>Die</strong>sellokomotiven<br />

vom Typ Class 77 durchzuführen”,<br />

berichtet Norbert di Raimondo,<br />

Verantwortlich für das technische<br />

Qualitätsmanagement der HGK-<br />

Werkstatt. <strong>Die</strong>se hat in den vergangenen<br />

Jahren das nötge Knowhow<br />

für die Wartung der Großdiesel -<br />

loks aufgebaut. Davon profitiert auch<br />

die Deutsche Bahn AG, die bereits seit<br />

dem Frühjahr 2012 regelmäßig die<br />

Radsatzdrehbank der HGK nutzt. Im<br />

September kamen erstmals DB-Loks<br />

der Baureihe 247 (Class 77) zur<br />

planmäßigen Instandhaltung nach<br />

Vochem. In der Werkstatt sind rund<br />

60 Mitarbeiter beschäftigt. <strong>Die</strong> HGK-<br />

Fahrzeugwerkstatt betreut seit 1910<br />

Schienenfahrzeuge am Standort<br />

Vochem. Über Jahrzehnte war die<br />

eigene Cargo-Sparte fast der alleinige<br />

Kunde. Inzwischen macht der Anteil<br />

der externen Aufträge gut ein Drittel<br />

der Arbeit aus.<br />

LM<br />

<strong>Die</strong> HGK-Werkstatt in Vochem unterhält nicht nur eigene Fahrzeuge, sondern arbeitet auch für externe<br />

Kunden. Als Class 66/77-Spezialist hat sich das Werk einen Namen gemacht<br />

HGK<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

15


AKTUELL<br />

Geschichte,<br />

Strecken, …<br />

16<br />

NEU!<br />

Kohle, Kumpel, Stahl und Zechen: Das Eisenbahnrevier Ruhrgebiet<br />

strahlt eine ganz besondere Faszination aus. <strong>Die</strong>ser Bildband<br />

erzählt mit stimmungsvollen, großformatigen Aufnahmen<br />

und vielen Hintergrundberichten von Bahnbetriebswerken, von<br />

Montanverkehr und Zechenbahnen, von Privatbahnen, den typischen<br />

Loks und Triebwagen, vom Nahverkehr und vielem mehr.<br />

Der raue Charme des Bahnbetriebs an Ruhr und Emscher: Informativ<br />

und authentisch bebildert.<br />

144 Seiten · ca. 200 Abb. · 22,3 x 26,5 cm<br />

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ISBN 978-3-86245-166-1<br />

Faszination Technik<br />

www.geramond.de<br />

oder gleich bestellen unter<br />

Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)<br />

PRIVATBAHNEN | NEWS<br />

Netinera mit Expansionsplänen<br />

Der Bahnanbieter Netinera, eine<br />

Tochtergesellschaft der italienischen<br />

Staatsbahn, will in Deutschland zum<br />

zweitgrößten Anbieter im regionalen<br />

Schienenpersonenverkehr aufsteigen,<br />

sagte Netinera-Chef Jost Knebel.<br />

Voraus sichtlich 2014 werde das ge -<br />

schafft sein, Fernziel sei ein Marktanteil<br />

von rund 20 Prozent. Netinera ist aus<br />

dem Deutschland-Geschäft des<br />

Anbieters Arriva hervorgegangen, das<br />

die DB nach dem Kauf des britischen<br />

Konkurrenten abgeben musste. Zu<br />

Netinera gehören die Vogtland- und<br />

Länderbahn, die Prignitzer Eisenbahn<br />

und die Ostdeutsche Eisenbahn.<br />

Abellio gewinnt Ausschreibung<br />

Im europaweiten Ausschreibungsverfahren<br />

des Schienenpersonennahverkehrs<br />

(SPNV) im Eisenbahnnetz Saale-<br />

Thüringen-Südharz haben die<br />

Auf trag geber alle Angebote ausgewer -<br />

tet und auf dieser Basis gemeinsam<br />

entschieden. Das Land Sachsen-Anhalt,<br />

der Freistaat Thüringen, der Zweckver -<br />

band für den Nahverkehrsraum Leipzig<br />

(ZVNL), der Nordhessische Verkehrs -<br />

verbund (NVV) und die Landesnahverkehrsgesellschaft<br />

Niedersachsen<br />

(LNVG) beabsichtigen, den Zuschlag<br />

dem Bieter Abellio Rail NRW zu erteilen.<br />

<strong>Die</strong> europaweit im öffentlichen Per -<br />

sonennahverkehr tätige Abellio Group<br />

ist mit ihrer deutschen Gesellschaft<br />

Abellio Rail NRW seit 2005 im SPNV<br />

tätig. Muttergesellschaft der Abellio<br />

Group ist die Niederländische<br />

Eisenbahn (NS).<br />

Der Verkehr im Netz Saale-Thüringen-<br />

Südharz soll vom Fahrplanwechsel im<br />

Dezember 2015 bis zum Dezember<br />

2030 von Abellio mit fabrikneuen Fahr -<br />

zeugen bedient werden.<br />

Es beinhaltet diese elektrifizierten<br />

Strecken:<br />

RE-Linie Halle (Saale) – Sangerhausen –<br />

Nordhausen – Leinefelde – Kassel,<br />

RE-Linie Halle (Saale) – Sangerhausen –<br />

Nordhausen – Leinefelde/ – Sömmerda<br />

– Erfurt (Flügelung in Sangerhausen),<br />

RB-Linie Halle (Saale) – Lutherstadt<br />

Eisleben (– Sangerh. – Nordhausen),<br />

RB-Linie Nordhausen – Leinefelde –<br />

Heilbad Heiligenstadt,<br />

RE-Linie Leipzig – Naumburg – Weimar –<br />

Erfurt,<br />

RE-Linie Leipzig – Naumburg – Jena-<br />

Göschwitz – Saalfeld,<br />

RE-Linie Halle (Saale) – Naumburg –<br />

Weimar – Erfurt,<br />

RB-Linie Halle (Saale) – Naumburg –<br />

Weimar – Erfurt – Eisenach,<br />

RB-Linie Großheringen – Jena-<br />

Göschwitz – Saalfeld (Saale). LM


… Züge.<br />

ÖSTERREICH<br />

144 Seiten · ca. 220 Abb. · 16,5 x 23,5 cm<br />

€ [A] 20,60<br />

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ISBN 978-3-86245-144-9<br />

Moderner Güterverkehr im Seehafen Kiel mit Wechselbrücken und<br />

Containerverladung auf den Ganzzug Kiel – Verona<br />

PM<br />

KOMBIVERKEHR/STENA LINIE<br />

Ganzzug Kiel – Verona gestartet<br />

Im kombinierten Güterverkehr wurde eine Direktzugverbindung<br />

zwischen dem Kieler Ostseehafen und Norditalien aufgenommen.<br />

Am 7. Oktober startete der erste Ganzzug vom Kieler Schwedenkai<br />

nach Verona. Betrieben wird der Zug, der zweimal wöchent lich in<br />

jede Richtung verkehrt, von der Kombiverkehr KG, Frankfurt. Part -<br />

ner sind der italienische Kombioperateur Cemat und die Stena<br />

Line, die die Fährlinie von Kiel nach Göteborg betreibt. Befördert<br />

werden mit dem Direktzug Container, Wechselbrücken und<br />

kranbare Trailer.<br />

LM<br />

HARZER SCHMALSPURBAHNEN<br />

Schienenersatzverkehr beendet<br />

Nachdem wieder ausreichend Triebwagen zur Verfügung stehen,<br />

konnte der Schienenersatzverkehr mit Bussen mittlerweile beendet<br />

werden. Seit dem 1 . Oktober werden die planmäßigen Triebwagen-<br />

Leistungen auf der Selketalbahn wieder von VT erbracht. LM<br />

Triebwagen-Treffen in Silberhütte am 21. September: Der 187 012 ist<br />

als Zug 8973 unterwegs, der T 1 zeigt sich frisch lackiert nach einer<br />

Ausbesserung im Werk Meiningen<br />

J. <strong>Die</strong>trich<br />

144 Seiten · ca. 120 Abb. · 22,4 x 27,0 cm<br />

€ [A] 30,80<br />

sFr. 39,90 € 29,95<br />

ISBN 978-3-86245-140-1<br />

160 Seiten · ca. 200 Abb. · 24,5 x 30,5 cm<br />

€ [A] 41,10<br />

sFr. 53,90 € 39,90<br />

ISBN 978-3-7654-7015-8<br />

144 Seiten · ca. 200 Abb. · 19,5 x 26,0 cm<br />

€ [A] 15,40<br />

sFr. 21,90 € 14,95<br />

ISBN 978-3-86245-115-9<br />

Faszination Technik<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

17


AKTUELL<br />

Nach jahrelanger Aufarbeitung ist aus der preußischen T 16 mit der Nummer 94 1697 in Nördlingen ein<br />

überaus ansehnliches Ausstellungsstück geworden H. Graf (2)<br />

BAYERISCHES EISENBAHNMUSEUM NÖRDLINGEN<br />

Ausstellungsstücke präsentiert<br />

Das BEM in Nördlingen ist für seine umfangreiche Sammlung betriebsfähiger Dampflokomotiven<br />

bekannt. Doch auch der Park nicht einsatzfähiger, aber museumsgerecht aufgearbeiteter<br />

Schaustücke verdient Beachtung<br />

Im Bayerischen Eisenbahnmuseum<br />

(BEM) in Nördlingen<br />

konnten zwei weitere Ausstellungsstücke<br />

optisch aufgearbeitet<br />

und der Öffentlichkeit präsentiert<br />

werden: die E 63 02 und<br />

94 1 679. Erstere kam 201 1 zum<br />

Bayerischen Eisenbahnmuseum<br />

und erhielt in den letzten Monaten<br />

in der eigenen Werkstatt eine<br />

optische Aufarbeitung. <strong>Die</strong> E 63<br />

wurde 1 935 von der AEG Berlin<br />

an die Deutsche Reichsbahn geliefert<br />

und war bis 1 977 bei der<br />

Deutschen Bundesbahn in Stuttgart<br />

im Einsatz. Nach ihrer Ausmusterung<br />

verblieb sie bei einem<br />

privaten Sammler im Raum<br />

Nürnberg und konnte so vor der<br />

Verschrottung gerettet werden.<br />

Als zweites Schaustück wurde<br />

die museumsgerecht aufgearbeitete<br />

94 1 697 dem Publikum vorgestellt.<br />

<strong>Die</strong> 94 wurde in den<br />

letzten zehn Jahren durch die Jugendgruppe<br />

des BEM in mühevoller<br />

Kleinarbeit vom „Schrotthaufen“<br />

zum viel bewunderten<br />

Ausstellungsstück aufbereitet.<br />

<strong>Die</strong> noch verbleibenden Arbeiten<br />

am Triebwerk sollen in nächster<br />

Zeit ausgeführt werden, um die<br />

Maschine wieder komplett und<br />

möglichst authentisch zeigen zu<br />

können. Infos zum Museum:<br />

www.baye risches-eisenbahn mu -<br />

seum.de. HG<br />

Auch die E 63 02 präsentiert sich im Nördlinger Museum jetzt wieder<br />

in makellosem Zustand<br />

18


MUSEUM<br />

Am 7. Oktober schiebt 95 027 ihren Sonderzug von Linz nach Kalenborn. Nicht im Bild die Zuglok 215 086,<br />

die tatkräftig bei der Bewältigung der Steilstrecke mithalf<br />

Z. Pillmann<br />

99 6101 UND 95 027<br />

Gastlok-Einsätze<br />

99 61 01 der Harzer Schmalspurbahnen weilte von Ende August bis<br />

Ende September im Westen Deutschlands. An drei Wochen enden<br />

erfolgte der Einsatz anlässlich der vier Jubiläen der Brohl tal bahn<br />

(siehe LM 1 1 /1 2). An den beiden letzten September-Wochenenden<br />

bespannte die Lok Züge der Selfkantbahn. Der 29. und 30. Sep -<br />

tember standen dabei unter dem Motto „historischer Güterverkehr”.<br />

<strong>Die</strong> ehemalige DR-Lok 95 027 fuhr Anfang Oktober<br />

Sonderzüge von Linz nach Kalenborn und an folgenden Wochen -<br />

ende auf der Brexbachtalbahn von Siershahn nach Grenzau. ZP<br />

„Historischer Güterverkehr” mit 99 6101 im Bahnhof Schierwaldenrath<br />

der Selfkantbahn am 22. September<br />

Z. Pillmann<br />

MUSEUM | NEWS<br />

„Kleinlok” im Bahnpark Augsburg<br />

<strong>Die</strong> Sammlung an historischen Loko -<br />

motiven und Wagen im Bahnpark<br />

Augsburg ist um ein wertvolles Expo -<br />

nat reicher geworden: Am 21. Sep -<br />

tem ber übergab die Mindelheimer<br />

Bauunternehmensgruppe Riebel eine<br />

Feldbahn-Dampflok an den Bahnpark.<br />

Mit einer Spurweite von nur 600 Milli -<br />

metern, einem Gewicht von etwa vier<br />

Tonnen und einer Länge von rund 4,5<br />

Metern gehört die 1920 von Krauss in<br />

München gebaute Maschine zu den<br />

kleinsten Dampflokomotiven, die<br />

jemals für echte Betriebszwecke<br />

gebaut wurden. <strong>Die</strong> Lok wird vorerst<br />

in einem Depot untergebracht, um<br />

später in einer Ausstellung im<br />

Bahnpark präsentiert zu werden. MH<br />

<strong>Die</strong> neue Feldbahnlok im<br />

Bahnpark Augsburg<br />

M. Hehl<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

19


AKTUELL<br />

TERMINE<br />

01.12.2012<br />

Dampfsonderzug<br />

Von Wuppertal zum Weihnachtsmarkt<br />

nach Valkenburg an der<br />

Geul/Niederlande. Zum Einsatz kommen<br />

die Dampfloks 41 360 und 01 1075.<br />

Info: www.efwitten.de<br />

01.12.2012<br />

Schienenbus-Tagesfahrt<br />

Von Stuttgart zum altdeutschen<br />

Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen oder<br />

zum Auto- und Technikmuseum in<br />

Sinsheim. Info: www.roter-flitzer.de<br />

01.12.2012<br />

Adventsfahrten<br />

Sonderzüge mit 93.1420 zwischen<br />

Meidling bzw. Liesing und Waldmühle<br />

bei Kaltenleutgeben. Info: www.prokaltenleutgebnerbahn.at<br />

01.+02.12.2012<br />

Fahrten im Advent<br />

Dampffahrbetrieb im 2-Stunden-Takt<br />

auf der schmalspurigen Preßnitz -<br />

talbahn.<br />

Info: www.pressnitztalbahn.de<br />

02.12.2012<br />

Dampfsonderzug<br />

Mit 52 4867 von Frankfurt (M) zum<br />

Weihnachtsmarkt nach Michelstadt.<br />

Info: www.frankfurt-historischeeisenbahn.de<br />

08.12.2012<br />

Mit 23 1019 zum Strietzelmarkt<br />

Dampfzugfahrt ab Cottbus über<br />

Senftenberg nach Dresden. Info:<br />

www.lausitzerdampflokclub.de<br />

08.12.2012<br />

Christkindl-Express<br />

Mit 41 1150 von Nördlingen über<br />

München und Rosenheim nach Salzburg<br />

und zurück. Info: www.bayerischeseisenbahnmuseum.de<br />

09.12.2012<br />

Mit Dampf nach Rüdesheim<br />

Sonderzug mit 01 118 von Frankfurt (M)<br />

zum „Weihnachtsmarkt der Nationen”<br />

nach Rüdesheim am Rhein. Info:<br />

www.frankfurt-historischeeisenbahn.de<br />

15.12.2012<br />

Dampfzug nach Görlitz<br />

Mit Volldampf ab Cottbus nach Görlitz<br />

zur Schlesischen Weihnacht, fakultativ<br />

Brauereibesichtigung.<br />

Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />

27.-30.12.2012<br />

Tunnelfahrten<br />

Mit 52 7596 ab Triberg nach Hausach<br />

über die Schwarzwaldbahn. Info:<br />

www.eisenbahnfreunde-zollernbahn.de<br />

29.12.2012<br />

Glühweinfahrt<br />

Mit dem Dampfzug über die Kassel-<br />

Naumburger Eisenbahn. Info:<br />

www.hessencourrier.de<br />

Ungewöhnliche Überführungsfahrt: Am 25./26. September schleppte<br />

die DB-Museumslok V 160 003 die belgische Museumslok 1604<br />

und den Triebwagen-Anhänger RZ 1011 nach Neustrelitz K. Breier<br />

FREUNDE DER 212 001<br />

Foto-Sonderfahrt mit V 100<br />

Am 22. September veranstaltete der Verein „Freunde der 21 2 001 ”<br />

eine große Foto-Sonderfahrt in der Pfalz. Befahren wurden die<br />

Eistalbahn von Grünstadt nach Eisenberg sowie die Zellertalbahn<br />

von Monsheim nach Langmeil. Vor den Foto-Güterzügen kam die<br />

Lok 21 2 1 33 der BSM (Bahnservice Mannheim) zum Einsatz. Der<br />

Verein hat sich der Baureihe V 1 00 verschrieben und besitzt neben<br />

der betriebsfähigen 21 2 062 die namensgebende 21 2 001 , die in<br />

ozeanblau-beiger Farbgebung derzeit aufgearbeitet wird. MS<br />

<strong>Die</strong> altrote 212 133 passiert am 22. September mit ihrem Foto-<br />

Güterzug auf der Zellertalbahn bei Albisheim einen alten, handbedienten<br />

Bahnübergang<br />

M. Schmitt<br />

20


MUSEUM<br />

Reizvolle Begegnung im Bw Gera am 30. September: Während die preußische P8 „Posen 2455” auf der<br />

Drehscheibe steht, passiert ein Sonderzug mit 41 1144 die Szenerie U. Möckel (3)<br />

EISENBAHNWELTEN GERA<br />

Dampf und <strong>Die</strong>sel<br />

Der Verein Geraer Eisenbahnwelten<br />

organisierte am letzen<br />

September-Wochenende die<br />

zweiten verkehrshistorischen<br />

Tage in Gera. Im Bw-Gelände<br />

waren neben den eigenen<br />

Fahrzeugen auch 41 360 aus<br />

Oberhausen sowie 35 1 097 und<br />

118770 aus Glauchau zu Gast.<br />

Zur Sammlung des Vereins<br />

gehören die 52 8001 sowie die<br />

Neubauloks 35 1 028 und 1 074.<br />

Bei den 35ern handelt es sich<br />

um Dampfspender, die in den<br />

nächsten Jahren wieder zu<br />

„vollständigen“ Dampfloks<br />

aufgebaut werden sollen. Seit<br />

201 1 steht auch die <strong>Die</strong>sellok<br />

MEG 201 (V1 80) als Leihgabe<br />

zur Verfügung. Seit August<br />

201 2 ist die betriebsfähige<br />

preußische P8, Posen 2455, im<br />

Lokschuppen der Geraer<br />

Eisenbahnwelten stationiert, wo<br />

sie zwischen ihren Einsätzen<br />

ausgestellt und betreut wird.<br />

Zwischen Gera und Weida<br />

pendelten die LVT der Ober -<br />

weißbacher Bergbahn. UMZ<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Historische <strong>Die</strong>sel-Fahrzeuge: Der LVT 772 140 der Oberweißbacher<br />

Bergbahn (oben) und zwei V 180 im Bw Gera<br />

21


AKTUELL<br />

Zu den Stars des DB-Museums in Koblenz-Lützel zählte die kleine E 69 03, die auch außerhalb ihrer<br />

bayerischen Heimat eine gute Figur macht. Hier am 30. September bei Winningen an der Mosel<br />

K. Breier<br />

DB-MUSEUM KOBLENZ<br />

<strong>Die</strong>seltage<br />

Anlass für die <strong>Die</strong>seltage im DB-<br />

Museum Koblenz-Lützel am letzten<br />

September-Wochenende war<br />

die Präsentation der 21 8 1 37 in<br />

der Farbgebung Kieselgrau-<br />

Orange, die sie bereits zwischen<br />

1984 und 1994 trug und das<br />

Markenzeichen der damaligen<br />

City-Bahn war. Dem Besucher<br />

wurden viele Höhepunkte geboten.<br />

Für Führerstandsmitfahrten<br />

standen die Betriebslokomotiven<br />

E 69 03 und E 40 1 28 am Stellwerk<br />

„Km“ bereit.<br />

Am Samstag startete ab 1 4 Uhr<br />

die traditionelle Lokparade. Dabei<br />

wurden hauptsächlich <strong>Die</strong>sel-,<br />

aber auch einige Elektroloks<br />

verschiedener Baureihen präsentiert.<br />

Mit 220 053 und 221 1 1 6<br />

wurden gleich zwei traditionelle<br />

<strong>Die</strong>selloks aus den Anfängen der<br />

Bundesbahn vorgestellt. Mit von<br />

der Partie waren Lokomotiven<br />

der V 1 60-Familie, eine V 1 00,<br />

zwei V 90 und eine V 60 aus der<br />

Bundesbahnzeit.<br />

Am Sonntag war der Drehscheibenbereich<br />

ein zentraler Punkt<br />

der <strong>Die</strong>seltage. Dort wurden die<br />

teilnehmenden Loks zur Schau<br />

gestellt.<br />

Ein weiterer Höhepunkt waren<br />

die Pendelfahrten von Koblenz<br />

nach Kobern-Gondorf mit einem<br />

Silberling und der historischen<br />

Ellok E 69 03, die in diesem Jahr<br />

ihren 1 00. Geburtstag feiert. Am<br />

16. Dezember 1912 wurde die<br />

Lok als LAG 3 auf der Strecke<br />

Murnau – Oberammergau in<br />

<strong>Die</strong>nst gestellt. Seit 2008 bereichert<br />

die kleine Rote mit dem<br />

Spitznamen „Hermine“ den Lokbestand<br />

des Museums. LM<br />

Als V 160 067 wurde die heutige Koblenzer Museumslok 216 067 im<br />

Jahre 1966 bei der Bundesbahn in <strong>Die</strong>nst gestellt<br />

M. Werning<br />

22


BAHNINDUSTRIE<br />

INDUSTRIE<br />

Umweltprämie für Alt-<strong>Die</strong>selloks?<br />

Der Verband der Bahnindustrie in<br />

Deutschland (VDB) möchte die rund<br />

3.000 in Deutschland verkehrenden<br />

<strong>Die</strong>sellokomotiven einer Verjüngungs -<br />

kur unterziehen. Hierzu setzt der Ver -<br />

band auf die Einführung einer Umwelt -<br />

prämie für Altloks. Mit ihrer Hilfe soll<br />

der Austausch alter <strong>Die</strong>sellokomotiven<br />

mit schlechten Emissionswerten zu -<br />

gunsten neuer Fahrzeuge, die sauber,<br />

leise und energieeffizient sind, be -<br />

schleunigt werden. Der VDB setzt da -<br />

bei nicht nur auf eine Belebung des<br />

schwachen Lokomotivengeschäfts. Er<br />

erwartet auch positive Effekte für<br />

Bahn betreiber, für die Beschäftigten in<br />

der Bahnindustrie, fü̈r Anwohner in<br />

der Nähe von Bahnstrecken und für<br />

die Umwelt. Das erklärte VDB-Haupt -<br />

geschäftsführer Ronald Pörner am<br />

17. September auf der Eröffnungs -<br />

pressekonferenz der InnoTrans in Ber -<br />

lin. Mehr als ein Fünftel der Gesamt -<br />

flotte an <strong>Die</strong>selloks in Deutschland,<br />

also rund 600 Loks, könnte nach Be -<br />

rechnungen des VDB mithilfe einer<br />

solchen Umwelt prämie aus dem Ver -<br />

kehr gezogen und durch Neufahr zeu -<br />

ge ersetzt werden. Nicht anders als<br />

bei Autos oder Last wagen belasten<br />

auch bei <strong>Die</strong>selloks die durch einen<br />

Verbrennungsmotor ent stehenden<br />

Emissionen die Umwelt. Durch den<br />

Einsatz von energieeffizienten Neu -<br />

fahr zeugen könnten die <strong>Die</strong>- sel -<br />

emissionen deutlich sinken: Kohlen -<br />

dioxidemissionen um 21 Prozent,<br />

Stick oxide um 71 Prozent und Rußpar -<br />

tikel um 97 Prozent. Gehe man von<br />

einem Ersatzzeitraum von drei Jahren<br />

aus, be deute das einen Prämienbedarf<br />

in Höhe von jährlich etwa 80 Millionen<br />

Euro, vor ausgesetzt, alle Lokomotiven<br />

wür den auch tatsä̈chlich ersetzt LM<br />

Bombardier: Dostos für Israel<br />

Mit der Bestellung 72 weiterer<br />

Doppel stockwagen von Bombardier<br />

unternimmt die Israelische Staatsbahn<br />

(ISR) einen wichtigen Schritt in ihrem<br />

Flottenmodernisierungsprogramm.<br />

<strong>Die</strong>se Bestellung ist Bestandteil eines<br />

im Oktober 2010 unterzeichneten<br />

Rahmenvertrages, auf dessen Basis<br />

letztes Jahr 150 Wagen bestellt wur -<br />

den. <strong>Die</strong> aktuelle Bestellung mit ei -<br />

nem Wert von ca. 122 Millionen Euro<br />

erhöht die Gesamtzahl neuer Doppel -<br />

stockwagen für ISR auf 222. Bombar -<br />

dier fertigt und testet die Wagen im<br />

Werk Görlitz. Der israelische Partner<br />

von Bombardier, das Unter nehmen<br />

Matar mit Sitz in Dimona, übernimmt<br />

anschließend die Endmontage. LM<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Zweckform: Enorm leistungsfähig sind die E40AC-Schmalspur-Elloks:<br />

Mit drei Loks werden 11.000-Tonnen-Züge gefahren<br />

Siemens<br />

SIEMENS<br />

13 neue Kraftprotze<br />

BHP Billiton Mitsubishi Alliance (BMA) hat bei Siemens 1 3 elek -<br />

trische Güterzugloks des Typs E40AC bestellt. BMA wird die Loks<br />

für den Kohletransport im australischen Bundesstaat Queensland<br />

von den Kohlegruben Caval Ridge und Daunia zum Kohleterminal<br />

in Hay Point einsetzen. BMA kann mit den weltweit leistungsstärksten<br />

AC-Schmalspurlokomotiven jährlich bis zu 1 5 Millionen<br />

Tonnen Kohle von der Grube zum Hafen transportieren. Durch die<br />

Bestellung erhöht sich die aus E40AC- Lokomotiven von Siemens<br />

bestehende Flotte im australischen Kohlebahnnetz auf 1 00 Stück.<br />

<strong>Die</strong> Lokomotiven werden im Münchner Werk von Siemens gebaut<br />

und getestet.<br />

<strong>Die</strong> Kohleganzzüge werden aus je drei E40AC-Lokomotiven und<br />

124 Waggons gebildet und eine Nutzlast von ca. 11.000 Tonnen<br />

haben. Mit einer Leistung von 4.000 kW und einer Dauerzugkraft<br />

von 450 kN bis 32 km/h ist die E40AC die weltweit leistungsstärkste<br />

elektrische Schmalspurlokomotive. Ausgestattet ist sie mit<br />

drahtloser und drahtgebundener Fernsteuerung und einem<br />

elektronisch gesteuerten, pneumatischen Bremssystem.<br />

Das zusätzliche elektrische Bremssystem der E40AC kann die<br />

Bremsenergie in das Fahrleitungssystem zurückführen. Dadurch<br />

lassen sich jährlich nicht nur beträchtliche Energiemengen<br />

einsparen, sondern auch die CO 2 -Emissionen erheblich senken.<br />

Der Lokkasten wurde so konstruiert, dass er Zug- und Druckkräfte<br />

bis 4 MN zulässt. Er ist mit einer automatischen Kupplung sowie<br />

Aufkletterschutz ausgerüstet und verfügt für die Sicherheit des<br />

Personals über einen verbesserten Führerraumschutz. Das<br />

Drehgestell ist eine Entwicklung von Siemens Graz. Der Rahmen<br />

ist eine Schweißkonstruktion, in die alle Anschlusspunkte für die<br />

Traktionsanlage, Antriebseinheiten und Drehgestell-Bremsanlage<br />

integriert sind. <strong>Die</strong> Rahmen des mittleren Drehgestells und der<br />

Enddrehgestelle sind austauschbar. <strong>Die</strong> Drehgestell-Bremsanlage<br />

besteht aus einer Klotzbremseinheit pro Rad. Feststellbremsen sind<br />

am mittleren Drehgestell montiert.<br />

LM<br />

23


AKTUELL<br />

<strong>Die</strong> 1245.518 überquert am 29. September mit dem Sonderzug 17697 die Innsbrucker Innbrücke zwischen<br />

Hötting und Westbahnhof<br />

M. Inderst<br />

GEBURTSTAG<br />

100 Jahre Mittenwaldbahn<br />

<strong>Die</strong> Mittenwaldbahn, auch Karwendelbahn genannt, feierte dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Am<br />

letzten September-Wochenende wurde das Jubiläum gefeiert<br />

Das Streckenjubiläum wurde am<br />

29. und 30. September 201 2 zwischen<br />

Innsbruck und Mittenwald<br />

(Samstag) bzw. Klais (Sonntag)<br />

gefeiert. Hierbei kam ein<br />

Sonderzug mit der ÖGEG-<br />

1245.518 und grünen Spantenwagen<br />

zum Einsatz. Laut Ankündigung<br />

sollte die Lok am Sonntag<br />

bis nach Garmisch-Partenkirchen<br />

verkehren, was allerdings<br />

nicht realisiert wurde. Um das<br />

Festwochenende dennoch zu retten,<br />

fuhr der Sonderzug dann<br />

mit einer 21 8 bis nach Klais. In<br />

Seefeld in Tirol bzw. Mittenwald<br />

waren mehrere Fahrzeuge ausgestellt,<br />

wie die beiden Talent-<br />

Bauarten der ÖBB und DB Regio,<br />

die DB-21 8 463 und eine<br />

Werbe-1 1 1 . Der ET 4041 verblieb<br />

beide Tage in Seefeld. Der Jubiläums-Taurus<br />

1 21 6.020 konnte<br />

wegen dem gleichzeitig stattfindenden<br />

Bahnhofsfest in Innsbruck<br />

nur am Sonntag in Mittenwald<br />

bestaunt werden.<br />

24<br />

<strong>Die</strong> Strecke von Garmisch nach<br />

Innsbruck über Seefeld ist das<br />

Ergebnis bereits im Vorfeld stattgefundener,<br />

lange anhaltender<br />

politischer Querelen. 1 904 wurde<br />

seitens des damaligen Verkehrsministeriums<br />

anstatt der<br />

vielumworbenen „Fernbahn”<br />

ent lang der Via Claudia die direkte<br />

Verbindung über das Seefelder<br />

Hochplateau gewählt.<br />

Lange Bauzeit<br />

Verzögerungen bei der Bauausführung<br />

sowie bei der Finanzierung<br />

ließen das Projekt erst 1 91 0<br />

beginnen. <strong>Die</strong> Strecke musste<br />

dabei von Innsbruck nach Seefeld<br />

einen Höhenunterschied<br />

von ca. 600 m überwinden, weshalb<br />

sich der Initiator und Bauherr,<br />

Ing. Riehl, für die Realisierung<br />

entlang der Südflanken der<br />

Alpen-Nordkette entschied. Das<br />

Gelände war sehr unwegsam, zudem<br />

musste er zahl reiche Kunstbauten<br />

errichten.<br />

<strong>Die</strong> wohl kühnsten Bauwerke<br />

sind der 1 .81 0 Meter lange Martinswandtunnel<br />

und die 66 Meter<br />

lange und fast 250 Tonnen<br />

schwere Schloßbachbrücke. Darüber<br />

hinaus wurden eine Vielzahl<br />

an Brücken und Viadukte<br />

nach einheitlichen Vorgaben errichtet,<br />

die die Bahnlinie zu einer<br />

technische Meisterleistung<br />

machten.<br />

Eröffnung in Etappen<br />

<strong>Die</strong> Mittenwaldbahn wurde in<br />

drei Etappen eröffnet. Am 1 . Ju li<br />

1912 wurde der Abschnitt Garmisch-Partenkirchen<br />

– Mittenwald<br />

dem Verkehr übergeben,<br />

am 28. Oktober 1 91 2 der Abschnitt<br />

von Mitten wald nach<br />

Inns bruck und ein Jahr darauf<br />

wurde der Lückenschluss von<br />

Garmisch-Partenkirchen nach<br />

Reutte in Tirol vollzogen, wo seit<br />

1905 als zweite Tirol-Bayern-Verbindung<br />

die Lokalbahn Schönbichl<br />

– Reutte existierte. MI


ÖSTERREICH<br />

Ausfahrt des Güterzuges 45145 mit der 2016.031 und der 1116.184<br />

aus dem Bahnhof Garmisch-Partenkirchen am 3. Oktober M. Inderst<br />

ÖBB<br />

Reihe 2016 im Außerfern<br />

Der Einsatz der <strong>Die</strong>sellok-Reihe 201 6 vor den Güterzügen ins<br />

Außerfern war bereits für den Februar vorgesehen, verzögerte sich<br />

allerdings u.a. durch die Sperrung der Brennerstrecke. Nun kommt<br />

seit Anfang Oktober eine 201 6 zusammen mit einem Taurus nach<br />

Reutte bzw. Vils zum Einsatz.<br />

MI<br />

TALENT 2<br />

Zulassungsfahrten auf ÖBB-Gleisen<br />

Der 442 700 von DB Regio befand sich von Mitte September für<br />

mehrere Wochen wegen Zulassungsfahrten in Österreich. Der<br />

Talent 2, der ab Dezember 201 3 im Werdenfelser Land zum Einsatz<br />

kommen wird, fuhr zunächst nach Tirol, wo zuerst die<br />

Störstrommessungen erfolgten. Auch im Oberinntal wurden<br />

mehrere Messfahrten durchgeführt. Nach einer Woche wurde der<br />

Zug nach Kärnten überstellt. Der Triebwagen war dann am<br />

Neumarkter Sattel bzw. einige Tage später am Semmering zu<br />

sehen, ehe er Mitte Oktober wieder nach Tirol zurückkehrte, um<br />

am 1 7. Oktober eine Präsentationsfahrt durchzuführen. MI<br />

ÖSTERREICH | TICKER<br />

S-Bahn Steiermark<br />

Nach dem VVT (siehe LM 1012, S. 24)<br />

feierte jetzt auch die S-Bahn-Steier -<br />

mark ihr fünfjähriges Bestehen. Der<br />

steierische Verkehrsverbund startete<br />

gemeinsam mit ÖBB, der GKB und der<br />

Steier märkischen Landesbahn im Jahre<br />

2007 mit sechs Linien, denen 2011 wei -<br />

tere drei Linien folgten. Heute benützen<br />

rund 50.000 Fahrgäste das S-Bahn-<br />

Angebot in der Steiermark, wobei seit<br />

2011 ein Fahrgastzuwachs von 30 % zu<br />

verzeichnen ist. Bis 2014 sind weitere<br />

Investitionen von 18,5 Millionen Euro in<br />

den infrastrukturellen Ausbau des<br />

Schnellbahnnetzes vorgesehen. MI<br />

Rail Cargo Austria<br />

<strong>Die</strong> Bilanzen der RCA war in den letzten<br />

Jahren von ständigen Verlusten geprägt<br />

und bedeutete ein Absacken der<br />

Eigenkapitalquote auf nur mehr acht<br />

Prozent. Um die Bilanz des größten<br />

österreichischen Güterverkehrsunternehmens<br />

vor weiteren Verlusten zu<br />

retten, griff man bei der RCA zu einem<br />

eleganten Bilanztrick. <strong>Die</strong> RCA<br />

veräußerte den gesamten Fuhrpark<br />

(15.000 Güterwagen) an die eigene<br />

Tochtergesellschaft Industriewaggon<br />

GmbH und least diese wiederum<br />

zurück.<br />

MI<br />

Metronom in Österreich<br />

Ende August/Anfang September befand<br />

sich die 146.542 von Metronom für<br />

mehrere Tage zu Testfahren in Kärnten.<br />

Dort wurde die Lok im Auftrag von<br />

Bombardier für unterschiedliche<br />

Testreihen eingesetzt.<br />

MI<br />

Probefahrt mit 442 700 am 21. September zwischen Rietz und Telfs-Pfaffenhofen im Oberinntal<br />

M. Inderst<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

25


AKTUELL<br />

ÖSTERREICH | NEWS<br />

GKB: Lange Nacht der Museen<br />

Am 6. Oktober fand die vom<br />

Österreichischen Rundfunk (ORF)<br />

veranstaltete „Lange Nacht der<br />

Museen“ in ganz Österreich statt.<br />

Über 670 Museen und Galerien waren<br />

daran beteiligt und öffneten ihre Türen<br />

für Nachtschwärmer von 18.00 bis<br />

1.00 Uhr früh. Das „Technische<br />

Eisenbahnmuseum Lieboch“ (TEML)<br />

präsentiert die vergangene Welt der<br />

Eisenbahn, im Besonderen der GKB.<br />

Hier ist die Dampflokomotive 56.3115<br />

ausgestellt, des weiteren konnte eine<br />

Sammlung historischer Gegenstände<br />

aus dem Eisenbahnbetrieb sowie die<br />

Ausstellung „Kohle, Dampf und<br />

Schiene – 150 Jahre GKB“ besichtigt<br />

werden. Am Graz Köflacherbahnhof<br />

war die Dampflokomotive 671 ausge -<br />

stellt. Der VT 10.02 wickelte den<br />

Pendelverkehr zwischen den beiden<br />

Ausstellungsstandorten ab. DZ<br />

GKB-671 samt Draisine auf der<br />

Grazer Herbstmesse D. Zehetner<br />

Herbstmesse Graz<br />

Vom 27. September bis zum 1. Okto -<br />

ber fand die diesjährige Grazer<br />

Herbstmesse statt. Als Publikums -<br />

magnet entpuppte sich die dabei<br />

gezeigte Sonderausstellung zum<br />

Thema „175 Jahre Eisenbahn für<br />

Österreich“. Mehr als 40 Aussteller<br />

präsentierten ihre Produkte und<br />

Fahrzeuge aus den Bereichen Eisen -<br />

bahn- und Schienen fahrzeugtechnik.<br />

<strong>Die</strong> Ellok 1016 017 der ÖBB und die<br />

Dampflok 671 der GKB waren in einer<br />

der Messehallen zur Besichtigung<br />

ausgestellt. Auch die Vereinigung<br />

„Bahnerlebnis Steiermark“, ein<br />

Zusammenschluss verschiedener<br />

steirischer Eisenbahnmuseen und<br />

Museums bahnen, informierte über<br />

das Angebot der einzelnen<br />

Vereinigungen.<br />

DZ<br />

Triebwagen 7022 101 der HZ auf Probefahrt von Wien nach Zagreb<br />

nahe Baden b. Wien<br />

A. Stettner<br />

INTERNATIONALER FERNVERKEHR<br />

Das SETA-Projekt<br />

Das SETA-Projekt (South East<br />

Transport Axis, www.seta-project.eu)<br />

startete im März 201 1 ,<br />

um Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Verkehrswege zwischen<br />

Zentral- und Südosteuropa<br />

zu entwickeln. Zusätzlich zu<br />

den bereits definierten trans -<br />

europäischen Schienenmagistralen<br />

soll der SETA-Korridor Berlin<br />

– Prag – Wien/Bratislava –<br />

Sopron – Szombathely – Zagreb<br />

ausgebaut werden, um auch die<br />

Adria-Häfen Rijeka und Koper<br />

im Güterverkehr schneller erreichen<br />

zu können.<br />

Langfristig (bis 2030) soll die<br />

Fahrzeit von Zagreb nach Wien<br />

im Personenverkehr nur mehr<br />

drei Stunden betragen, derzeit<br />

benötigt die schnellste Zugverbindung<br />

rund 6 ½ Stunden. Um<br />

dieses ehrgeizige Ziel zu verwirklichen<br />

haben die SETA-Projektpartner<br />

einen Plan erstellt,<br />

mit dem die Fahrzeiten bis 201 5<br />

vorerst auf vier Stunden verringert<br />

werden können. Mit kleineren<br />

Investitionen kann kurzfristig<br />

die Infrastruktur bei den<br />

beteiligten Bahnverwaltungen<br />

(vor allem in Westungarn) verbessert<br />

werden. Eine optimale<br />

Fahrplangestaltung mit weniger<br />

Zwischenstationen und ein wesentlich<br />

verkürzter Aufenthalt an<br />

der ungarisch-kroatischen Gren-<br />

ze, nach dem EU-Beitritt von<br />

Kroatien, können ebenfalls zu<br />

kürzeren Reisezeiten beitragen.<br />

Dass ein gestraffter Fahrplan<br />

und der Einsatz moderner Fahrzeuge<br />

bereits jetzt eine Fahrzeit<br />

von rund vier Stunden zulässt,<br />

wurde Ende September 201 2 eindrucksvoll<br />

bewiesen. Mit Unterstützung<br />

der beteiligten Eisenbahngesellschaften<br />

(HZ, MAV,<br />

GySEV und ÖBB), der zuständigen<br />

Behörden und finanziert<br />

durch die EU (South East Europe<br />

Transnational Cooperation Programme)<br />

konnte dabei die Machbarkeit<br />

der Lösungen aus dem<br />

SETA-Projekt einer Fachdelegation<br />

demonstriert werden.<br />

Am 28. September bewältigte<br />

der Neubau-<strong>Die</strong>seltriebwagen<br />

7022 1 01 der Kroatischen Eisenbahn<br />

(HZ) die 371 Kilometer lange<br />

Strecke zwischen den beiden<br />

europäischen Hauptstädten auf<br />

der Hin- und Rückfahrt in jeweils<br />

nur ca. vier Stunden. Das<br />

dreiteilige Niederflur-Fahrzeug<br />

wurde von den Unternehmen<br />

Koncar EV und TZV Gredelj in<br />

diesel-elektrischer Aus führung<br />

gebaut und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 1 60 km/h,<br />

ist aber in der derzeitigen Innenausstattungsvariante<br />

vorzugsweise<br />

für den Regionalverkehr<br />

konzipiert.<br />

AS<br />

26


ÖSTERREICH<br />

Auch nach 97 <strong>Die</strong>nstjahren noch voll betriebstauglich: Am 3. Oktober war die E 22 005 der Linzer<br />

Lokalbahn mit einem leeren Rübenzug bei Unterhilliglah unterwegs<br />

H. Luttenberger<br />

LINZER <strong>LOK</strong>ALBAHN<br />

Oldie im Einsatz<br />

Auch 201 2 wurden auf der Linzer<br />

Lokalbahn Rüben verladen.<br />

Ende September und Anfang<br />

Oktober wurde der Ladeplatz in<br />

Straß-Emling montags bis freitags<br />

mit je zehn Wagen von Eferding<br />

bedient. Zum Einsatz kam<br />

abwechselnd die E 20 007 aus<br />

dem Jahre 1 956 und sogar die<br />

betagte E 22 005 von 1 91 5. HL<br />

ÖGLB<br />

Zweizugbetrieb<br />

<strong>Die</strong> elektrische schmalspurige<br />

Lokalbahn Payerbach – Hirschwang<br />

(LBP-H) diente von<br />

1918 bis 1982 vorrangig der Versorgung<br />

einer Papierfabrik in<br />

Hirschwang mit Rohstoffen sowie<br />

dem Abtransport von Papierprodukten.<br />

Von 1 926 bis 1 963<br />

fand planmäßiger Personenverkehr<br />

mit Elektrotriebwagen und<br />

Beiwagen statt. Seit 1 979 führen<br />

Mitarbeiter der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Lokalbahnen<br />

(ÖGLB) einen Museumsbetrieb<br />

an Wochenenden im Sommer<br />

durch. Seit der Einstellung des<br />

Planbetriebs werden auch die<br />

Arbeiten für die Erhaltung der<br />

Strecke von der ÖGLB besorgt.<br />

Triebwagen 1 wurde aus den<br />

noch vorhandenen Drehgestellen<br />

sowie einem Wagenkasten ei-<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Höher als lang ist die kleine E1 der Museumsbahn Payerbach –<br />

Hirschwang, hier am 15. September mit dem Beiwagen 11 D. Zehetner<br />

nes Beiwagens originalgetreu rekonstruiert.<br />

Seit dem Jahr 2005<br />

bewältigt Tw 1 den planmäßigen<br />

Museumsbetrieb. Zu bestimmten<br />

Terminen werden andere<br />

Triebfahrzeuge im Museumsverkehr<br />

eingesetzt.<br />

Beim diesjährigen „Zweizugsamstag"<br />

am 1 5. September waren<br />

die <strong>Die</strong>sellok V2 (Windhoff,<br />

763/1 943) mit dem von der Badner<br />

Bahn stammenden Beiwagen<br />

Bw 21 und die elektrische<br />

Lokomotive E1 (Baujahr 1 903,<br />

Brand-Lhuillier, Brünn/SSW,<br />

Wien) mit dem Original-Beiwagen<br />

Bw 1 1 im Betrieb. Nach der<br />

abgeschlossenen Restaurierung<br />

des genannten Triebwagens sind<br />

die V2 und die E1 nur mehr selten<br />

im Personenverkehr anzutreffen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>sellok V2 kommt<br />

in der Regel nur noch vor Bauzügen<br />

zum Einsatz, die E1 fast ausschließlich<br />

mit bestellten Sonderzügen.<br />

DZ<br />

27


AKTUELL<br />

Schon mehrfach einstellungsbedroht: <strong>Die</strong> Aigle-Le Sepey-Les Diablerets-Bahn, hier in alter und neuer<br />

Farbgebung in Le Sepey H.-B. Schönborn (3)<br />

BAHNREFORM 2<br />

Kahlschlag im Regionalverkehr?<br />

<strong>Die</strong> Eisenbahn genießt als Verkehrsmittel in der Schweiz traditionell einen hohen Stellenwert. Geht es<br />

aber nach dem Bundesamt für Verkehr, könnte schon in den nächsten Jahren eine Stilllegungslawine<br />

in der Eidgenossenschaft losbrechen<br />

Gestützt auf einen Verordnungsentwurf<br />

zur „Bahnreform 2“, der<br />

anfangs Oktober 201 2 in die Diskussionsrunden<br />

geschickt wurde<br />

und zu den die Kantone und andere<br />

Betroffene bis 22. November<br />

Stellung nehmen können,<br />

schlägt das Bundesamt für Verkehr<br />

(BAV) vor, einen Kostendeckungsgrad<br />

für Regionalbahnlinien<br />

einzuführen. Wird dieser<br />

nicht erreicht, sind alternative<br />

Angebote mit einem besseren<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis zu suchen.<br />

175 Strecken betroffen<br />

Zurzeit weisen von den 300 regionalen<br />

Eisenbahnlinien in der<br />

Schweiz etwa 1 75, also weit mehr<br />

als die Hälfte, einen Kostendeckungsgrad<br />

von weniger als 50<br />

Prozent auf. Das BAV schlägt<br />

nun vor, dass in Zukunft vor<br />

28<br />

größeren Investitionen in Betriebsmittel<br />

bei Bahnen mit einem<br />

geringen Kostendeckungsgrad<br />

geprüft werden muss, ob<br />

nicht wirtschaftlichere Alternativen,<br />

also beispielsweise die Umstellung<br />

auf Busbetrieb, bestehen.<br />

Mit der Definition von<br />

einheitlichen Prüfkriterien will<br />

das BAV ein Instrument schaffen,<br />

welches im Einzelfall die<br />

Prüfung von Bahnlinien ermöglicht.<br />

Alternative Bus<br />

Um Fehlinvestitionen in die Infrastruktur<br />

zu vermeiden, soll<br />

beim Entscheid einer Umstellung<br />

auch die Substanz der bestehenden<br />

Infrastruktur berücksichtigt<br />

werden. Wurde also<br />

beispielsweise die Infrastruktur<br />

kurz vor dem Umstellungsentscheid<br />

erneuert, macht eine Um-<br />

stellung wenig Sinn. <strong>Die</strong>nt die<br />

entsprechende Regionalstrecke<br />

auch dem Güter- und Fernreiseverkehr,<br />

ist eine Umstellung<br />

ebenfalls eher zweifelhaft. Auch<br />

der Zustand des vorhandenen<br />

Rollmaterials ist ein Prüfungskriterium:<br />

<strong>Die</strong>ses soll ja mindestens<br />

20 bis 30 Jahre eingesetzt<br />

werden können, außerdem sind<br />

gerade Schmalspurfahrzeuge oft<br />

nicht auf anderen Linien einsetzbar.<br />

Ergebnis noch offen<br />

Bei seinem Vorschlag beruft sich<br />

das Bundesamt für Verkehr auf<br />

eine Entscheidung des Bundesrates<br />

vom 1 . September 201 0,<br />

nach der die „Umstellung Bahn<br />

– Bus“ weiter verfolgt werden<br />

soll. Auf die Ergebnisse der Erörterungen<br />

darf man gespannt<br />

sein.<br />

SÖN


ELTSCHWEIZ<br />

SCHWEIZ | NEWS<br />

<strong>Die</strong> Gelenktriebwagen Be 2/6 der MOB sind ständig im Regionalverkehr<br />

ab Montreux ständig im Einsatz<br />

FAHRZEUGBESCHAFFUNG<br />

Gemeinsam sparen<br />

Vier Meterspurbahnen aus der französischsprachigen Westschweiz<br />

wollen gemeinsam insgesamt 1 7 neue Triebfahrzeuge im Wert von<br />

etwa 1 50 Millionen Franken beschaffen. <strong>Die</strong>s sind die Chemin de fer<br />

Montreux–Oberland Bernois (MOB), Transports de la région Morges–Bière–Cossonay<br />

(MBC/BAM), Transports Publics Fribourgeois<br />

(TPF) und Transports Vallée de Joux–Yverdon-les-Bains–Ste-Croix<br />

(TRAVYS). Mit diesem Vorgehen sollen Kosten bei der Beschaffung<br />

der nächsten Fahrzeuggeneration gespart werden, obwohl die Bedürfnisse<br />

der Bahnen sehr unterschiedlich sind: <strong>Die</strong> MOB möchte<br />

vier zweiteilige Züge mit jeweils zwei Triebwagen Be 4/4, die MBC<br />

drei zweiteilige Züge mit jeweils zwei Triebwagen (A)Be 4/4 sowie<br />

einen dreiteiligen mit einem Zwischenwagen B, die TPF sechs dreiteilige<br />

Züge mit Triebwagen ABe 4/4, Mittelwagen B und Steuerwagen<br />

Bt und TRAVYS benötigt drei dreiteilige Züge mit jeweils zwei<br />

Triebwagen Be 4/4 und einem Mittelwagen (A)B.<br />

Ein bedeutsamer Unterschied liegt beim Stromsystem: MBC und<br />

TRAVYS fahren mit Wechselstrom 1 5 kV/1 6,7 Hz, MOB und TPF mit<br />

Gleichstrom. Schließlich erhoffen sich die Bahnen von der größeren<br />

Bestellung, dass neben Stadler, dem weltweit größten Anbieter für<br />

Schmalspurfahrzeuge auch Bombardier ein Angebot einreicht, da<br />

Bombardier für sein Werk Villeneuve eine „Zwischenauslastung“<br />

aufgrund der verspäteten Auslieferung der SBB-Fernverkehrs-Doppelstockzüge<br />

braucht. Allerdings hat Stadler in den vergangenen Jahren<br />

für MOB und TRAVYS bereits Gelenktriebwagen Be 2/6 gebaut.<br />

<strong>Die</strong> neuen Fahrzeuge sollen zwischen Januar 201 5 und Juli 201 6 abgeliefert,<br />

Optionen für weitere Züge sollen ebenfalls vereinbart werden.<br />

SÖN<br />

KONKURRENZ<br />

Neue Fernbusse Zürich – München<br />

Seit dem 1 4. September 201 2 bietet ein deutsches Busunternehmen<br />

von Montag bis Donnerstag drei, von Freitag bis Sonntag fünf Verbindungen<br />

Zürich – Konstanz – Friedrichshafen – München zu einem<br />

Preis ab 1 5 Euro an, wobei die Nutzung der Bodenseefähre eingeschlossen<br />

ist. <strong>Die</strong> Reisezeit beträgt knapp fünf Stunden. SÖN<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

WSB ohne Güterverkehr<br />

Zum Fahrplanwechsel am 9. Septem -<br />

ber gibt die Wynental- und Suhren -<br />

talbahn (WSB) den Transport von nor -<br />

malspurigen Güterwagen auf<br />

Rollböcken in Richtung Reinach –<br />

Men ziken auf, nachdem der Güterver -<br />

kehr im benachbarten Suhrental<br />

mangels Nachfrage schon seit einigen<br />

Jahren ruht. Einerseits müssten die<br />

betagten, von der WSB selbst ent -<br />

wickelten Rollböcke in nächster Zeit<br />

ersetzt werden, andererseits ist die<br />

Nachfrage rückläufig: Wurden 2007<br />

noch etwa 700 Güterwagen mit<br />

33.000 Tonnen Last befördert, werden<br />

es im laufenden Jahr deutlich weniger<br />

als 20.000 Tonnen Güteraufkommen<br />

sein. Dazu tragen die schwierige<br />

Situation der Exportindustrie, die<br />

Produktions verlagerung bei der Alu<br />

Menziken und der harte Konkurrenz -<br />

kampf innerhalb des Lastwagengewerbes<br />

bei. <strong>Die</strong> erst 2010 in Betrieb<br />

genommene Rollbock-Verladeanlage<br />

im Bahnhof Suhr sowie die frei wer -<br />

denden Gleise in Suhr, Men ziken und<br />

Reinach sollen als Ab stellgleise für<br />

„bald zu beschaffen de zusätzliche<br />

Pendelzüge” sowie den Baudienst<br />

genutzt werden. Unklar ist noch, wie<br />

in Zukunft die Zuckerrüben aus dem<br />

Wynental abtransportiert werden,<br />

allerdings ist eine Bahnver ladung in<br />

Triengen denkbar.<br />

SÖN<br />

Bald arbeitslos sind die Gepäck -<br />

triebwagen der WSB<br />

FART: Züge abgestellt<br />

Zwischen September 2010 und Mai<br />

2011 hat die Ferrovie Autolinee<br />

Regionali Ticinese (FART) vier<br />

Triebwagen ABe 4/6 bei Bombardier<br />

modernisieren und zu ABe 4/8<br />

erweitern lassen. Nachdem einer<br />

dieser Züge, welche neu als „Cento-<br />

valli-Express“ vermarktet werden,<br />

zweimal aus ungeklärten Gründen<br />

entgleist war, sind die vier Garnituren<br />

seit mehreren Monaten abgestellt<br />

bzw. zur „Überarbeitung“ in der<br />

Werkstatt in Ponte Brolla. SÖN<br />

29


AKTUELL<br />

<strong>Die</strong> Baureihenbezeichnung 844 tragen die markanten RegioShark-Triebwagen der CD. Am 3. Oktober begegnete<br />

der „Regional-Hai” einer „Brotbüchse” der Reihe 810 in Domazlice<br />

T. Szymanowski<br />

TSCHECHIEN<br />

Triebwagen-Offensive<br />

Neue Triebwagen erobern tschechische Haupt- und Nebenbahnen. Gleichzeitig zog ein bewährter<br />

Triebwagen-Veteran in das Eisenbahnmuseum Luzna u Rakovnika ein<br />

setzt, hier werden die Strecken<br />

nach Plasy, Domazlice und Rokycany<br />

befahren.<br />

Im Museum Luzna u Rakovnika<br />

eingezogen ist hingegen der res -<br />

taurierte M 240.01 00 samt ei-<br />

Seit Anfang Oktober 201 2 sind<br />

mehrere neue Triebwagen bei<br />

der Tschechischen Bahn CD im<br />

planmäßigen Einsatz. Ein tschechisches<br />

Produkt (Skoda Vagonka)<br />

ist der „RegioPanter”. Auf der<br />

zukünftigen Einsatzstrecke (Kadan–)<br />

Most – Usti nad Labem –<br />

Decin ist derzeit der erste Zug<br />

(440/441 /442 001 ) im Einsatz.<br />

Zwei weitere Fahrzeuge übernehmen<br />

Leistungen zwischen<br />

Pardubice, Hradec Kralove und<br />

Jaromer. <strong>Die</strong> zweiteilige Variante<br />

(650/651 ) dieser modularen<br />

Elektro-Triebzugreihe wird seit<br />

dem 8. Oktober auf der Strecke<br />

Ceske Budejovice – C. Velenice<br />

im Fahrgasteinsatz erprobt.<br />

Optisch recht gewöhnungsbedürftig<br />

ist die neue <strong>Die</strong>seltriebwagen-Reihe<br />

844 namens „RegioShark”<br />

vom polnischen<br />

Hersteller PESA. Ein erstes Fahrzeug<br />

(844 002) wird probeweise<br />

im Raum Plzen (Pilsen) eingenem<br />

Balm-Beiwagen. Der betriebsfähige<br />

und 70 km/h<br />

schnelle Veteran aus den 60er-<br />

Jahren soll auf der Museumsbahn<br />

Krupa – Kolesovice eingesetzt<br />

werden.<br />

NK/LM<br />

Im CD-Werk Nymburk wurde der M 240.0100 mustergültig aufgearbeitet.<br />

Er soll 2013 im Museumsbahndienst eingesetzt werden CD<br />

30


WELTWEIT<br />

WELTWEIT | NEWS<br />

Ein interessanter Weg zum Bahnhof: Um zum Haltepunkt Pstrusa zu<br />

gelangen, muss dieser „Brückenwagen” durchquert werden T. Böhme<br />

SLOWAKEI<br />

Fahrzeug-Raritäten<br />

Das südslowakische Dorf Pstrusa an der Strecke Zvolen – Lucenec<br />

besitzt einen Haltpunkt abseits des Ortes. Dort gab es bis vor rund<br />

50 Jahren eine Holzbrücke über den kleinen Fluß Slatina. Ein Hochwasser<br />

des Nebenflusses des Hron zerstörte allerdings die Brücke.<br />

Da die Mittel in der ehemaligen Tschechoslowakei knapp waren, kam<br />

man auf die Idee, einen nicht mehr benötigten Reisezugwagen als<br />

Ersatzbrücke zu nutzen. <strong>Die</strong>s war nur als „Übergangslösung” gedacht,<br />

aber daraus wurden rund 50 Jahre und ein Ende ist nicht abzusehen.<br />

Erst kürzlich wurde der zuletzt mir der Nummer 331 29 in<br />

Bratislava stationierte „Brückenwagen” neu gestrichen und der Boden<br />

erneuert. Während dieser Wagen wohl nie wieder auf Schienen<br />

stehen wird, macht der Wiederaufbau einer slowakischen Dampflok<br />

Fortschritte: Im Lokdepot Zvolen wird durch Eisenbahnfreunde die<br />

Tenderlok 354.1 1 78 in ehrenamtlicher Arbeit restauriert: Der aufgearbeitete<br />

Kessel ist aus Polen zurück, und jetzt kümmern sich die<br />

Museumsbahner um das Fahrwerk und den Rahmen. TB<br />

Meseumsloks unter sich in Zvolen: Neben der T678 0012 wird die<br />

Dampflok 354.1178 aufgearbeitet<br />

T. Böhme<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Belgien: Neues Museum<br />

Belgiens Eisenbahnen kehren zu ihren<br />

Ursprüngen zurück: Am Bahnhof<br />

Brüssel Schaerbeek, von wo aus am<br />

5. Mai 1835 der erste Zug nach<br />

Mechelen (Malines) abfuhr, entsteht<br />

das neue Bahnmuseum Train World.<br />

Gleichzeitig nutzt die belgische<br />

Staatsbahn SNCB/NMBS die<br />

Gelegenheit, das Bahnerbe des<br />

Landes an einer Stelle zu<br />

konzentrieren, denn bislang sind<br />

Loks und Wagen an fünf Standorten,<br />

in Löwen (Louvain), Mechelen<br />

(Malines), Brüssel-Nord, Schaerbeek<br />

und La Louvière stationiert. Bauherr<br />

ist die SNCB-Holding. Für die<br />

Renovierung des alten Bahnhofs aus<br />

dem Jahre 1913, Museum und<br />

Muséographie werden 20,5 Millionen<br />

Euro investiert. 175 Jahre Eisenbahn<br />

in Belgien und Europa werden<br />

dokumentiert, der berühmte Zeichner<br />

Francois Schuiten (*1956), selbst in<br />

Schaerbeek ansässig, sorgt dafür,<br />

dass das Bahnerbe ins rechte Licht<br />

gesetzt wird.<br />

Schmuckstück von TrainWorld wird<br />

die Schnellzuglokomotive 12004, die<br />

auf der Strecke Brüssel – Ostende am<br />

12. Juni 1939 einen Rekord fuhr und<br />

das „blaue Band“ für Belgiens<br />

Eisenbahn sicherte: An der Spitze<br />

eines Zuges von vier Inox-Wagen,<br />

durcheilte der Zug die 114,3 Kilo -<br />

meter zwischen Brüssel-Midi und<br />

Ostende-Quai in einer Stunde – mit<br />

einer Minute Halt in Brügge.<br />

Das Museum TrainWorld wird kein<br />

klassisches Eisenbahnmuseum, es<br />

geht um Szenen aus dem Bahnleben<br />

in Belgien und Europa. Das Ganze in<br />

einem Dekor gestaltet, das interaktiv<br />

und leicht veränderbar ist. Zu Loks<br />

und Wagen kommen Fotos, Filme,<br />

Plakate und Dokumente. <strong>Die</strong> Dauer -<br />

ausstellung ergänzen Sonderpräsen -<br />

tationen, Ziel ist ein permanenter<br />

Dialog rund um das belgische Eisen -<br />

bahn-Erbe. Deshalb bezieht die SNCB<br />

auch die zahlreichen ehrenamtlichen<br />

Gruppierungen von Eisenbahnfreunden<br />

des Landes mit ein. WOH<br />

31


TITELTHEMA<br />

DIE ALLGÄUBAHN<br />

Letztes Refugium der S 3/6<br />

HAUPTSTRECKE BUCHLOE – LINDAU Durch eine spektakuläre Landschaft<br />

schlängelt sich die <strong>Allgäubahn</strong> durch das Voralpenland und dann hinab<br />

zum Bodensee. Seit jeher sind die Lokomotiven hier besonders gefordert, doch<br />

eine Alternativroute durch das Flachland kam beim Bau nicht in Frage<br />

32


DIE ALLGÄUBAHN<br />

Der D 95 aus der Schweiz passiert am 12. Mai 1962<br />

mit der 18 630 die Ortschaft Schlachters. Im<br />

Hintergrund erkennt man Lindau, den Bodensee<br />

und die Berge Österreichs Harald Navé<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

33


TITELTHEMA<br />

D<br />

er Rivalität zwischen Bayern und Württemberg<br />

verdanken wir die einzigartige Strec -<br />

kenführung der <strong>Allgäubahn</strong> von Buchloe<br />

nach Lindau durch das Voralpenland: Sattgrüne<br />

Wiesen, tiefblaue Seen, braune Kühe mit bimmelnden<br />

Glocken, dunkle Tannenwälder, gemütliche<br />

Dörfer und verschneite Berggipfel begleiten<br />

die Strecke links und rechts. Ja, das Klischee von<br />

der alpenländischen Idylle bewahrheitet sich an<br />

vielen Stellen.<br />

Durch dieses gleichermaßen schöne wie<br />

schwierige Gelände wäre die Bahn wohl nie gebaut<br />

worden, hätte nicht Napoleon zu Beginn des 1 9.<br />

Jahrhunderts die Grenzen in Europa neu gezogen.<br />

Das Allgäu, eine über Jahrhunderte zusammengehörige<br />

und historisch gewachsene Region, war<br />

plötzlich zerrissen zwischen den Königreichen<br />

Bayern und Württemberg, die nun einen Zugang<br />

zum Bodensee erhalten hatten. Beide wollten den<br />

lukrativen Handel über den See hinweg mit dem<br />

Bau von Eisenbahnen stärken – und dabei den jeweiligen<br />

Nachbarn auf keinen Fall vom Bahnbau<br />

profitieren lassen. So lautete die Maßgabe der Regierung<br />

in München Mitte der 1 850er-Jahre: Kein<br />

Meter Gleis auf württembergischem Territorium!<br />

Der Preis dafür waren starke Steigungen, enge<br />

Allgäu und Kühe, das gehört einfach zusammen: Bei<br />

Stiefenhofen ist am 25. September 2011 ein 612-Doppel<br />

als RE nach Lindau unterwegs<br />

Felix Löffelholz<br />

ERÖFFNUNGSDATEN<br />

Hauptstrecke Augsburg – Lindau<br />

Augsburg – Buchloe – Kaufbeuren 1. September 1847<br />

Kaufbeuren – Kempten 1. April 1852<br />

Kempten – Immenstadt 1. Mai 1853<br />

Immenstadt – Oberstaufen 1. September 1853<br />

Oberstaufen – Lindau-Aeschach 12. Oktober 1853<br />

Lindau-Aeschach – Lindau Hbf 13. Juli 1854<br />

Zweigstrecke München – Buchloe<br />

Buchloe – Kaufering 1. November 1872<br />

München – Kaufering 1. Mai 1873<br />

Sonstige Bestandteile<br />

Umfahrung Kempten Hbf 1. Juli 1907<br />

Neuer Hauptbahnhof Kempten 28. September 1969<br />

34


DIE ALLGÄUBAHN<br />

Krümmungen, hohe Brücken, tiefe Einschnitte,<br />

die Aufschüttung des damals größten Bahndamms<br />

der Welt bei Röthenbach, ein Tunnel bei Oberstaufen<br />

und weit ausholende Schleifen, um die großen<br />

Höhenunterschiede zu überwinden.<br />

Damm von 53 Meter Höhe<br />

Auf der berüchtigten Günzacher Steige (81 7 Meter<br />

ü.d.M.) erreichte die Strecke ihren höchsten Punkt,<br />

doch der zweifellos schwierigste Abschnitt lag zwischen<br />

Oberstaufen und Lindau mit rund 400 Metern<br />

Höhendifferenz zwischen Allgäu und Bodensee.<br />

Hier musste sich die Bahn außerdem durch<br />

<strong>Die</strong> Steine zu dessen<br />

Aufschüttung versanken mehrmals<br />

im schlammigen Untergrund<br />

und brachten die Konstrukteure an<br />

den Rand der Verzweiflung.<br />

einen schmalen bayerischen Korridor zwischen<br />

Württemberg und dem österreichischen Vorarlberg<br />

zwängen. Nach dem Durchstich des Oberstaufener<br />

Tunnels führte man die Strecke durch<br />

das enge Tal der Oberen Argen, hob bei Harbats -<br />

hofen einen tiefen Einschnitt aus und schüttete vor<br />

dem Bahnhof Röthenbach den gewaltigen Rentershofener<br />

Damm auf: 525 Meter Länge, 53 Meter<br />

Höhe, 280 Meter Basisbreite.<br />

All das geschah größtenteils in Handarbeit.<br />

Und als sei es der Hindernisse nicht genug gewesen,<br />

musste auch noch die auf einer Insel im Bodensee<br />

gelegene Stadt Lindau über einen Damm<br />

erschlossen werden. <strong>Die</strong> Steine zu dessen Aufschüttung<br />

versanken mehrmals im schlammigen<br />

Untergrund und brachten die Konstrukteure an<br />

den Rand der Verzweiflung. So führten die politischen<br />

und topografischen Zwänge letztlich dazu,<br />

dass die Bahn zwischen Oberstaufen und Lindau<br />

51 ,5 Kilometer zurücklegt, während es auf der<br />

Straße nur etwa 30 Kilometer sind. Auf der Gesamtstrecke<br />

Buchloe – Lindau hätte man ebenfalls<br />

mehr als 20 Kilometer einsparen können, wie die<br />

später entstandene Verbindung Buchloe – Memmingen<br />

– Kisslegg – Hergatz zeigt.<br />

Was den Eisenbahnpionieren Kopfzerbrechen<br />

bereitet hatte, lernten schon bald ganze Generationen<br />

von Eisenbahnfreunden zu schätzen: <strong>Die</strong><br />

Strecke durch das von Wiesen, Bergen, Wäldern,<br />

Seen und Dörfern geprägte Land kommt einer Modellbahnidylle<br />

gleich und bietet neben traumhaften<br />

Ausblicken aus dem Zugfenster auch zahllose Foto<br />

grafiermöglichkeiten.<br />

Interessante Fahrzeuge waren hier ohnehin<br />

schon immer eingesetzt. So fand hier die bayerische<br />

S 3/6 in den 1 960er-Jahren eines ihrer letzten<br />

großen Reviere, später lockten die V 200, die Gas -<br />

turbinenloks der Baureihe 21 0 und das Einzelstück<br />

V 320 001 . Heute ist vor allem die 21 8 ein begehrtes<br />

Fotomotiv.<br />

Grenzkontrolle in Oberstaufen!<br />

Doch der Reihe nach. Wir wollen am dem Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs beginnen. <strong>Die</strong> zögerlichen<br />

Neuanfänge ab 1 945 beschränkten sich auf nur<br />

ganz wenige Personenzüge. <strong>Die</strong> edlen Schnellzugdampfloks<br />

der Baureihe S 3/6, alias Baureihe 1 8,<br />

waren nun zu Nahverkehrsdiensten degradiert und<br />

mussten mit preußischen Abteilwagen die kleinen<br />

Landbahnhöfe abklappern.<br />

Als einziger Teil Bayerns war der Landkreis Lindau<br />

französisch besetzt, sodass in Oberstaufen<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

35


TITELTHEMA<br />

Gegen diesen Boliden konnte keine S 3/6 etwas ausrichten: <strong>Die</strong> V 320 001 hat im Oktober 1967 den D 96<br />

in die Schweiz am Haken. Er besteht zur Hälfte aus SBB-Wagen<br />

Wilhelm Tausche/Slg. Th. Wunschel<br />

Grenzkontrollen mit 20-minütigem Aufenthalt<br />

eingeführt wurden. <strong>Die</strong>se waren 1 951 wieder Geschichte,<br />

und bereits im Sommer 1 953 gab es drei<br />

D-Zug-Paare zwischen München und Zürich beziehungsweise<br />

Bern. Außerdem fuhren Eilzüge<br />

zwischen Augsburg und Oberstdorf sowie zwischen<br />

München und Lindau. Wie bereits vor dem<br />

Krieg setzte man wieder auf die bewährte S 3/6 für<br />

die anspruchsvollen Leistungen. <strong>Die</strong> schwersten<br />

Züge wurden dabei sogar in Doppeltraktion bespannt!<br />

Den Nah- und Güterverkehr bewältigten<br />

vor allem die Baureihen 38, 39, 50, 54, 64, 78 und<br />

86. Und auch die beliebten Ulmer 03 kamen mit<br />

einzelnen Leistungen ins Allgäu.<br />

Triebwagen auf der <strong>Allgäubahn</strong><br />

Ebenso typenreich gestaltete sich zu Bundesbahnzeiten<br />

der <strong>Die</strong>selbetrieb. Bereits die Reichsbahn<br />

hatte acht Triebwagen der Baureihe VT 1 37 (Nr. 21 0<br />

– 21 7) mitsamt den passenden Steuerwagen in<br />

Kempten stationiert, von denen einzelne noch bis<br />

1964 auf der <strong>Allgäubahn</strong> eingesetzt wurden.<br />

Moderne Zeiten begannen mit der Lieferung<br />

der drei Schienenbus-Prototypen VT 95 903 bis<br />

905 im Mai 1 950 an das Bw Kempten. Schon bald<br />

folgten die Serienfahrzeuge sowie die zweimotorigen,<br />

für die steigungsreiche <strong>Allgäubahn</strong> besser geeigneten<br />

VT 98. Als Besonderheit war der Schi-<br />

Stra-Bus täglich zu beobachten: Er befuhr von 1 954<br />

bis 1 958 die Relation Augsburg – Füssen über Bad<br />

Wörishofen und nutzte zwischen Pforzen und<br />

Biessenhofen auch die Gleise der <strong>Allgäubahn</strong>.<br />

<strong>Die</strong> V 200 0 wurde ab Mai 1 962 im Allgäu heimisch.<br />

Bis Juli 1 965 erhöhte sich ihr Bestand auf<br />

sechs Maschinen. Dank ihr ließen sich die Fahrzeiten<br />

zwischen München und Lindau gegenüber<br />

der Dampftraktion um etwa 30 Minuten reduzieren,<br />

was vor allem dem kontinuierlich zunehmenden<br />

internationalen Schnellzugverkehr großen<br />

Nutzen brachte. Doch in Kreisen der Eisenbahnfreunde<br />

war die schnittige <strong>Die</strong>sellok nicht gerne<br />

gesehen, ließ sie doch die geliebten S 3/6 immer<br />

überflüssiger werden.<br />

Da sich die V 200 0 bald als zu schwach für die<br />

anspruchsvolle <strong>Allgäubahn</strong> erwies, folgte ab 1 963<br />

die leistungsfähigere V 200 1 . Sie ermöglichte<br />

schließlich die vollständige Verdieselung des<br />

Schnellzugverkehrs im Allgäu. Noch bis Ende<br />

1967 waren die stolzen S 3/6 – 18 6 mit Neubaukessel<br />

– vor den hochwertigen Zügen anzutreffen<br />

und lockten ihre Fans in Scharen an.<br />

Wie enttäuschend muss dann die Invasion der<br />

noch moderneren und noch schlichteren <strong>Die</strong>selloks<br />

der V-1 60-Familie empfunden worden sein!<br />

Erste Vertreterin der Loks mit dem kantigen Gesicht<br />

im Allgäu war die Gasturbinen-Versuchslok<br />

V 1 69 001 (ab 1 968: 21 9 001 ) im März 1 966.<br />

Gasturbinen und V 320 001<br />

Sie blieb bis 1 975 und bewährte sich, sodass im<br />

Jahr 1 971 acht Exemplare der noch leistungsfähigeren<br />

Gasturbinenloks der Baureihe 21 0 folgten.<br />

Nachdem allerdings zwei Gasturbinen in Flammen<br />

aufgegangen waren, verabschiedete sich die<br />

36


DIE ALLGÄUBAHN<br />

<strong>Die</strong> P 3/5 N 3832 gehörte über viele Jahre zum Bw Kempten, wo auch das Bild entstand. <strong>Die</strong> Reichsbahn<br />

gab ihr die Nummer 38 012, musterte sie aber schon 1933 aus<br />

Slg. Th. Wunschel<br />

<strong>Die</strong> 18 528 vom Bw Lindau wurde nicht mehr zur 18.6 umgebaut und lief bis Ende 1962 mit ihrem alten<br />

Kessel, hier am 28. April mit P 1546 bei Röthenbach<br />

Harald Navé<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

37


TITELTHEMA<br />

Der einzige Tunnel: Oberstaufen<br />

<strong>Die</strong> stolze S 3/6 mit einem kurzen Personenzug: Tunnel Oberstaufen am 28. April 1962<br />

Harald Navé<br />

Am 12. Mai 1962 nahm Harald Navé den P 1357 bei Hergensweiler mit der 38 1935 auf<br />

Harald Navé<br />

38


DIE ALLGÄUBAHN<br />

In der Gegenrichtung ist im Oktober 1962 der VT 32 012 im Einsatz<br />

Wilhelm Tausche/Slg. Th. Wunschel<br />

Bundesbahn im Jahr 1 978 wieder von der einst<br />

vielversprechenden Technik, der auf den Strecken<br />

des Allgäus eine große Zukunft hätte bevorstehen<br />

können.<br />

<strong>Die</strong> wohl populärste <strong>Die</strong>sellokomotive der <strong>Allgäubahn</strong><br />

war der Einzelgänger V 320 001 (ab 1 968:<br />

232 001 ). Das sechsachsige Ungetüm war mit zwei<br />

Motoren zu je 1 .379 kW in der V-1 60-Familie leis -<br />

tungsmäßig ganz oben angesetzt und konnte – wie<br />

bereits die Gasturbinenloks – anstelle einer 21 8-<br />

Doppeltraktion eingesetzt werden. 1 964 kam sie<br />

aus Hamm zu Erprobungszwecken nach Kempten<br />

und avancierte schnell zum viel fotografierten Star<br />

des dortigen <strong>Die</strong>sellokbestands. Ihr Einsatz endete<br />

trotz bester Erfahrungen im Jahr 1 974, nachdem<br />

sich die DB nicht zu einer Serienbeschaffung entschieden<br />

hatte und die Maschine nach Ablauf der<br />

Mietzeit an den Hersteller Henschel zurückgab.<br />

Auch auf dem weniger spektakulären Gebiet der<br />

DB-<strong>Die</strong>seltriebwagen war die <strong>Allgäubahn</strong> stets für<br />

eine Überraschung gut: <strong>Die</strong> Vorserienfahrzeuge<br />

628.0/628.1 sowie 627.0/627.1 waren im Allgäu<br />

ab den 1 970er-Jahren wohlbekannte Gesichter. <strong>Die</strong><br />

letzten 628.1 verließen Kempten im April 2008.<br />

Das „Standardprogramm“ einer deutschen <strong>Die</strong>selhauptstrecke<br />

wurde in Form der V 60, V 1 00,<br />

21 5, 21 6 und 21 8 natürlich auch auf der <strong>Allgäubahn</strong><br />

gespielt. Für größeres Aufsehen sorgten<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

schon eher die edlen und komfortablen Schweizer<br />

Triebzüge der Baureihe RAm, mit denen ab dem<br />

Winterfahrplan 1 969/1 970 ein TEE-Zugpaar unter<br />

dem Namen „Bavaria“ zwischen München und<br />

Zürich über die <strong>Allgäubahn</strong> gefahren wurde. Ihr<br />

Einsatz endete mit dem schweren Unglück von<br />

Aitrang am 9. Februar 1 971 , als der TEE 56 München<br />

– Zürich wegen überhöhter Geschwindigkeit<br />

in einem Bogen entgleiste und 28 Menschen ums<br />

Leben kamen.<br />

Bis 1 987 waren außerdem die noblen Triebwagen<br />

der Baureihe 601 (VT 1 1 .5) im Turnusverkehr<br />

auf der <strong>Allgäubahn</strong> unterwegs und dienten auf<br />

ihre alten Tage hin noch zahlreichen Touristen als<br />

DIE WICHTIGSTEN KUNSTBAUTEN<br />

König-Ludwig-Brücke, Kempten (Holz)<br />

Obere Illerbrücke Nord, Kempten (Beton)<br />

Obere Illerbrücke Süd, Kempten (Beton)<br />

Tunnel Oberstaufen<br />

Einschnitt Harbatshofen<br />

Brücke Ellhofer Tobel<br />

Damm Rentershofen<br />

Brücke Maria Thann<br />

Damm Lindau<br />

Höhe 33,6 m<br />

Höhe 36,0 m<br />

Höhe 36,0 m<br />

Länge 189,5 m<br />

Tiefe 30 m<br />

Höhe 32,7 m<br />

Höhe 53 m<br />

Höhe 27 m<br />

Länge 410 m<br />

39


TITELTHEMA<br />

Drei Kemptener Brücken: Hinten ist die alte Holzbrücke aus der Anfangszeit zu sehen, im Vordergrund die<br />

neueren Bauten aus Stampfbeton vom Anfang des 20. Jahrhunderts (26. August 2010)<br />

Felix Löffelholz<br />

Mit einem langen Berufspendlerzug aus München erreicht die 218 485 am 17. August 2011 den nostalgisch<br />

wirkenden Bahnhof Günzach<br />

Felix Löffelholz<br />

40


DIE ALLGÄUBAHN<br />

Blick des Lokführers einer 218 während der Fahrt von Kempten auf Immenstadt zu. Im Hintergrund sind<br />

die ersten Erhebungen der Alpen zu sehen, so schnurgerade geht es dann nicht weiter Franz Moosbrugger<br />

Verkehrsmittel für die An- und Abreise. Eher eine<br />

unbeachtete Randerscheinung waren hingegen die<br />

Einsätze der Akkutriebwagen Baureihe 51 5 vom Bw<br />

Buchloe aus.<br />

Bahnbetriebswerk Kempten<br />

A propos Bahnbetriebswerke: Drei Heimatdienststellen<br />

standen im Lauf der Jahrzehnte im Mittelpunkt<br />

des Traktionsgeschehens auf der <strong>Allgäubahn</strong>:<br />

Buchloe, Kempten und Lindau. Während in<br />

Buchloe zwar seit jeher umfangreiche Gleisanlagen<br />

für den Personen- und Güterverkehr vorhanden<br />

waren, spielte das dortige Betriebswerk nur<br />

eine untergeordnete Rolle. Bereits 1 965 wurde die<br />

Lokwerkstätte aufgelöst, ab 1 972 war es Außenstelle<br />

des Bw Kempten. Heute sind nur noch wenige<br />

Abstellanlagen ohne jegliche Anmutung eines<br />

Bahnbetriebswerks geblieben.<br />

Ein ähnliches Schicksal teilte das Bw Lindau.<br />

Dort, in traumhafter Lage auf der Insel im Bodensee,<br />

waren unter anderem die so beliebten S 3/6<br />

beheimatet. Ein 1 6-ständiger Ringlokschuppen,<br />

Drehscheibe, Schlackengrube, Bekohlungsanlage,<br />

Einrichtungen zum Wassernehmen – alles war<br />

vorhanden! 1 966 waren in Lindau noch Loks der<br />

Baureihen 1 8, 38, 50, 54 und 98 beheimatet, doch<br />

mit dem kurz darauf folgenden Ende der S 3/6 verlor<br />

das Bw rasch an Bedeutung. Heute zeugen<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

noch Abstellanlagen, eine Tankstelle und einige eisenbahntypische<br />

Gebäude von der einst so großen<br />

<strong>Die</strong>nststelle.<br />

In Kempten hingegen herrscht auch heute noch<br />

echter Bw-Betrieb. Hier hat DB Regio Allgäu-<br />

Schwaben seinen betrieblichen Mittelpunkt und<br />

wartet die Triebwagen der Baureihen 61 2, 628 und<br />

642 sowie – in jahrzehntelanger Tradition – die<br />

<strong>Die</strong>selloks der Baureihe 21 8. Auch die Schneepflüge<br />

für den harten Allgäuer Winter sind hier zuhause.<br />

Schon in den 1 950er-Jahren investierte die Bundesbahn<br />

in das Betriebswerk, sanierte die im Krieg<br />

schwer beschädigten Anlagen und richtete sie auf<br />

den zu erwartenden <strong>Die</strong>selbetrieb aus. Dabei verschwanden<br />

zwei große Ringlokschuppen mit zusammen<br />

45 Ständen komplett.<br />

Ende der 1 960er-Jahre waren im Bw Kempten<br />

95 <strong>Die</strong>seltriebfahrzeuge zuhause, davon 20 Schienenbusse<br />

und 20 Kleinlokomotiven. Noch 1 950<br />

hatte das Bw 55 Dampfloks beheimatet.<br />

Dann kommt die Stadt zur Bahn!<br />

Eine besondere Erwähnung verdient auch die Geschichte<br />

des Kemptener Hauptbahnhofs. Beim<br />

Bau der <strong>Allgäubahn</strong> war das tief eingeschnittene Illertal<br />

an einer möglichst günstigen Engstelle zu<br />

überqueren, gleichzeitig sollte der Bahnhof möglichst<br />

nahe am Stadtzentrum liegen. So entstand<br />

41


TITELTHEMA<br />

<strong>Die</strong> V 200 105 hat am 3. September 1964 Harbatshofen verlassen. Der nur drei Wagen umfassende Eilzug<br />

ist auf dem Weg von Lindau nach Oberstaufen<br />

Dr. Rolf Brüning<br />

Allen Protesten der<br />

Kemptener Bürger zum Trotz,<br />

wurden die Fernzüge auch in den<br />

Folgejahren konsequent<br />

an der Stadt vorbeigeleitet.<br />

ein erster Kopfbahnhof, der sowohl dem Personenals<br />

auch dem Güterverkehr diente. Nachdem zum<br />

1. Juni 1863 die Illertalbahn Richtung Ulm eröffnet<br />

worden war und der Verkehr insgesamt zunahm,<br />

entstand bis November 1 888 ein neues Empfangsgebäude<br />

im Stil der Neorenaissance.<br />

Bereits wenige Jahre später bahnte sich das<br />

Schicksal des Kopfbahnhofes an: Am 1 . Juli 1 907<br />

ging die Umgehungsbahn in Betrieb, auf der die<br />

Züge der <strong>Allgäubahn</strong> den Hauptbahnhof links liegen<br />

lassen konnten. Sie überquerte die Iller auf einer<br />

neuen Bogenbrücke aus Stampfbeton. Deren<br />

Maße sind beeindruckend: 1 55 Meter in der Länge,<br />

33 Meter in der Höhe und eine lichte Weite von<br />

64,5 Metern. Nördlich davon entstanden als Zufahrt<br />

zum Kopfbahnhof zwei weitere Stampfbetonbrücken<br />

ähnlichen Ausmaßes. <strong>Die</strong> bisherige Holzbrücke<br />

wurde fortan als Straßenbrücke genutzt.<br />

Parallel zum Bau der Umgehungsbahn entstand<br />

vor den Toren der Stadt ein großer Rangierbahnhof,<br />

in den das bisher beim Kopfbahnhof gelegene<br />

Bahnbetriebswerk integriert wurde. Bereits 1 91 2<br />

fuhren einzelne und ab dem Winterfahrplan<br />

1925/1926 schließlich alle D-Züge über die Umgehungsbahn.<br />

Sie hielten im abseits gelegenen Bahnhof<br />

Kempten-Hegge, der mit dem 3,6 Kilometer<br />

entfernten Kopfbahnhof durch Pendelzüge verbunden<br />

war. Allen Protesten der Kemptener Bürger<br />

zum Trotz, wurden die Fernzüge auch in den<br />

Folgejahren konsequent an der Stadt vorbeigeleitet.<br />

Nach dem Motto „wenn die Bahn nicht zur<br />

Stadt kommt, dann kommt die Stadt eben zur<br />

Bahn“ entstand zwischen 1 965 und 1 969 der neue<br />

Hauptbahnhof direkt gegenüber des Bahnbetriebswerks<br />

mit allen modernen Annehmlichkeiten der<br />

damaligen Zeit. <strong>Die</strong> Stadt sollte an die neuen Anlagen<br />

heran wachsen.<br />

20 Kilometer weniger über Kisslegg<br />

Neuerlicher Ärger um die Fernzüge bahnte sich zu<br />

Beginn der 1 990er-Jahre an. Seit jeher war der internationale<br />

Verkehr ein Privileg der zweigleisigen<br />

Hauptstrecke München – Buchloe – Kempten –<br />

Lindau gewesen, nur einzelne Züge nahmen bisweilen<br />

die Abkürzung über die eingleisige Verbindung<br />

Memmingen – Kisslegg – Hergatz. Im Jahr<br />

1993 sollte sich das grundlegend ändern: Alle einstigen<br />

D-Zug-Verbindungen erhielten die neue Bezeichnung<br />

Eurocity und fuhren von nun an über<br />

Memmingen. Über das württembergische Gebiet<br />

42


DIE ALLGÄUBAHN<br />

Zwei 225er überqueren mit einem umgeleiteten österreichischen Güterzug die Hämmerlebrücke zwischen<br />

Röthenbach und Hergatz, aufgenommen am 18. August 2011 Felix Löffelholz (2)<br />

Wunderschöner Schlusspunkt der <strong>Allgäubahn</strong> ist der Damm durch den Bodensee in Lindau, den drei 650<br />

hier an einem Sommerabend überqueren. Im Vordergrund ein historisches Badehäuschen (2. Juni 2012)<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

43


TITELTHEMA<br />

Immer wieder fahren die Eurocity-Züge während der Sommermonate über die<br />

klassische Route, wenn an der Memminger Strecke gebaut wird. Hier rollt der EC 191<br />

Zürich – München am Ufer des Großen Alpsees entlang (28. August 2011) Felix Löffelholz<br />

44


DIE ALLGÄUBAHN<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

45


TITELTHEMA<br />

Der erste „alex“ des Tages rollt um kurz nach 7 Uhr bei Röthenbach hinab in Richtung Bodensee. <strong>Die</strong><br />

Sonne steht noch ganz flach und leuchtet den Zug und die Gehöfte wunderbar aus Felix Löffelholz (2)<br />

ließen sich gegenüber der umständlich trassierten<br />

<strong>Allgäubahn</strong> ungefähr 20 Kilometer Strecke und<br />

mindestens 1 5 Minuten Fahrzeit sparen. Eine Ironie<br />

der Geschichte also?<br />

Nur ein Zugpaar Prag – München – Bern verblieb<br />

ab 1 993 auf der klassischen Route. Bei diesem<br />

„Minimalangebot“ blieb es bis heute. Zu etwas<br />

Fernverkehrsflair tragen allerdings zwei Intercity-<br />

Zugpaare bei: IC 201 2/201 3 verbindet Oberstdorf<br />

mit Hannover/Leipzig über Ulm; IC 2084/2085<br />

ermöglicht als Kurswagenflügelzug ein umsteigefreies<br />

Fahren von und nach Hamburg-Altona.<br />

Der gesamte planmäßige Fernverkehr ist bis<br />

heute eine fixe Aufgabe der Baureihe 21 8, die hier<br />

AUS DEM KURSBUCH VON 1983<br />

46


DIE ALLGÄUBAHN<br />

Der harte Allgäuer Winter macht häufige Einsätze von Schneepflügen nötig. Hier schiebt eine 218 den in<br />

Kempten stationierten Beilhack-Pflug bei Wolfsried durch die weiße Pracht (25. Februar 2009)<br />

auch im 50. Jahrzehnt ihres Einsatzes noch anspruchsvolle<br />

Aufgaben zuverlässig meistert. Von<br />

Zeit zu Zeit kommt die <strong>Allgäubahn</strong> auch zu außerplanmäßigen<br />

Fernverkehrs-Ehren. Fast schon Tradition<br />

haben beispielsweise die Umleitungen der<br />

Eurocity-Züge in den Sommermonaten, wenn an<br />

der Memminger Strecke die Modernisierung vorangetrieben<br />

wird. Interessant wird es auch, wenn<br />

die Arlbergbahn in Österreich gesperrt ist. Dann<br />

nehmen hochwertige internationale Nachtschnell -<br />

züge den Weg durch das Allgäu.<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Eine Portion Nostalgie im „alex“<br />

Das DB-Nahverkehrsgeschäft teilen sich heute die<br />

Kemptener Triebwagen der Baureihen 61 2, 628<br />

und 642 mit der Baureihe 21 8 vor n-Wagen. <strong>Die</strong><br />

lokbespannten Leistungen sollen in näherer Zukunft<br />

auf die im September vorgestellte Baureihe<br />

245 und Doppelstockwagen übergehen. <strong>Die</strong> ersten<br />

Loks sollen im Frühjahr 201 3 in Kempten zur Erprobung<br />

eintreffen. Als privates Nahverkehrsunternehmen<br />

ist die Vogtlandbahn mit dem „Arriva-<br />

Länderbahn-Express“ auf der <strong>Allgäubahn</strong> präsent.<br />

<strong>Die</strong> vormals als „Allgäu-Express“ bezeichneten<br />

Züge verbinden alle zwei Stunden München mit<br />

Lindau. In Immenstadt werden Kurswagen von<br />

und nach Oberstdorf beigestellt beziehungsweise<br />

abgehängt. Zum Einsatz kommen ER-20-<strong>Die</strong>selloks<br />

(Eurorunner) vor Abteil- und Großraumwagen<br />

aus früheren Bundesbahn- und Reichsbahnbeständen.<br />

So lässt es sich auch heute noch mit einem<br />

Hauch von Nostalgie über die <strong>Allgäubahn</strong> reisen –<br />

am besten im Sommer bei offenem Fenster!<br />

Übrigens: Auch ein Bistrowagen ist mit dabei, in<br />

dem man aufpreisfrei Fahrkarten kaufen kann.<br />

Und der Güterverkehr?<br />

Der planmäßige Güterverkehr auf der <strong>Allgäubahn</strong><br />

ist heute sehr überschaubar. Unter der Woche<br />

kommt noch eine 294 mit gemischten Wagen von<br />

Buchloe bis Kempten und bedient dabei auch eine<br />

Fabrik in Günzach. Ein Tanklager in Kempten wird<br />

außerdem mehrfach pro Woche mit Treibstoff in<br />

Kesselwagen-Ganzzügen beliefert. <strong>Die</strong>se Transporte<br />

fährt meist die Häfen- und Güterverkehr Köln<br />

AG mit Class-66-<strong>Die</strong>selloks, seltener DB Schenker<br />

mit „Ludmillas“ der Baureihe 232. Zwischen<br />

Kempten und Lindau fahren hingegen nur noch<br />

Personenzüge.<br />

Doch auch im Güterverkehr dient die <strong>Allgäubahn</strong><br />

immer wieder als Umleitungsroute, wenn die<br />

Arlbergbahn gesperrt ist. Wenn sich dann zwei 225<br />

oder 232 mit 500 Meter langen und bis zu 1 .500<br />

Tonnen schweren „Brocken“ die Steigungen hinauf<br />

quälen und die engen Krümmungen die Spurkränze<br />

zum Kreischen bringen, schlägt das Herz<br />

des <strong>Die</strong>selfreundes höher – wie einst bei den Fotografen<br />

der 1 960er-Jahre, als die S 3/6 mit ihrem<br />

unverwechselbaren Taktschlag die <strong>Allgäubahn</strong> hinauf<br />

donnerte!<br />

Felix Löffelholz<br />

47


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

212/243 001<br />

Messeschlager Gisela<br />

DIE WEISSE LADY Vor 30 Jahren präsentierte die DDR-<br />

Schienenfahrzeugindustrie auf der Frühjahrsmesse in Leipzig<br />

eine neue Ellok. Sie wurde zur Urahnin einer sehr erfolgreichen<br />

Flotte, kam aber selbst nie offiziell zur Reichsbahn oder DB<br />

Der D 637 von<br />

Magdeburg nach Erfurt,<br />

hier beim Zwischenhalt<br />

in Halle (Saale), war eine<br />

typische Leistung der 243 001<br />

in der Mitte der 1980er-Jahre<br />

Joachim Volkhardt<br />

48


212 / 243 001<br />

lok-magazin.de 12 | 2012 49


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

Am 15. Mai 1983 veranstaltete der DDR-Modelleisenbahnverband eine Sonderfahrt mit der 212 001. Als<br />

„Angstlok“ fungierte die 204 001. Das Bild zeigt den P 26561 in Dessau Süd<br />

Wolfgang Müller<br />

HEINZ ZAHLMANN FUHR SIE ALS ERSTER<br />

Betriebserbrobung wurde im Bw Halle P durchgeführt.<br />

D<strong>Die</strong> Ausbildung einiger ausgewählter Tfz-Führer erfolgte<br />

im November/Dezember 1982; für die Mitfahrten war eine<br />

spezielle Mitfahrberechtigung notwendig. Der verant wort -<br />

liche Instrukteur für Tfz, Heinz Zahlmann, machte seine erste<br />

Fahrt am 17. Dezember 1982. Nach und nach wurden die<br />

Lokführer der <strong>Die</strong>nstplangemeinschaft 20 ausgebildet, in<br />

deren Plan die Lok dann im Laufe des Jahres 1983 zum<br />

Einsatz kam.<br />

Im Winter 1982/83 wurde die 212 001 als Vorspannlok vor<br />

planmäßigen Reisezügen eingesetzt; vorzugsweise auf der<br />

Strecke Magdeburg – Halle – Erfurt. Für die Erprobung und<br />

mit dem Ziel, eine große Laufleistung zu erreichen, haben wir<br />

damals einen speziellen Lokumlauf erstellt:<br />

Vlz 7321<br />

P 4001<br />

D 500<br />

D 553<br />

D 636<br />

D 637<br />

D 759<br />

Vlz 7342<br />

Halle – Leipzig<br />

Leipzig – Camburg<br />

Camburg – Jüterbog<br />

Jüterbog – Erfurt<br />

Erfurt – Magdeburg<br />

Magdeburg – Erfurt<br />

Erfurt – Leipzig<br />

Leipzig – Halle.<br />

Das waren täglich 1.028 Kilometer;eine für die Verhältnisse in<br />

der DDR beachtliche Laufleistung!<br />

Nach dem Umbau auf 120 km/h wurde die 243 001 auch<br />

weiter in dem oben aufgeführten Umlauf eingesetzt, der sich<br />

allerdings mit weiteren Elektrifizierungsfortschritten Richtung<br />

Berlin später radikal änderte. <strong>Die</strong> Laufleistung aus den Jahren<br />

1983/84 wurde allerdings nicht wieder erreicht.<br />

<strong>Die</strong> Umlaufpläne änderten sich dann von Fahrplanwechsel zu<br />

Fahrplanwechsel. Was blieb: <strong>Die</strong> 243 001 war immer in den<br />

Händen der <strong>Die</strong>nstplangemeinschaft 20 (später wurde Plan<br />

20 der Plan 3) und wurde in einem dreitägigen Lokumlauf<br />

eingesetzt.<br />

Ziel der Erprobung dieser einen Lok war immer eine hohe<br />

Laufleistung; die Tauglichkeit für andere Aufgaben (Güterzug -<br />

dienst, Wendezugdienst) wurde zwar getestet, aber nie in<br />

größeren Zeitabschnitten. <strong>Die</strong> Einsätze in anderen Bereichen<br />

wie Dresden waren zeitlich begrenzt. Bei diesen Aktionen<br />

wurden ausgewählte Kollegen (meist die Tfz-Instrukteure)<br />

praktisch ausgebildet.<br />

Personalschulungsfahrten wie bei der DB gab es bei der DR<br />

höchst selten. In der Regel fuhren die Instrukteure anderer<br />

Bw’e und Rbd’en auf der Lok im Planumlauf mit, die dann<br />

wiederum die Ausbildung ihrer Lehrlokführer auf den<br />

ersten Serienloks der Baureihe 243 selbst übernahmen.<br />

Später fanden auch Einsätze über einige Wochen im<br />

Wendezugbetrieb („Sputnik“) zwischen Halle und Leipzig<br />

50


212 / 243 001<br />

Ein moderner Führerstand<br />

<strong>Die</strong> neue, auf der Messe noch ohne Betriebsnummer<br />

gezeigte Lok (LEW 1 6323/1 982) besaß zwei<br />

zweiachsige Drehgestelle. Jede Achse wurde von<br />

einem vollabgefederten zwölfpoligen Wechsel-<br />

M<br />

esseschlager Gisela – so hieß einmal ein<br />

Musical aus der Feder des erfolgreichen<br />

DDR-Komponisten Gerd Natschinski. Auf<br />

der Leipziger Frühjahrsmesse 1 982 nun stand unter<br />

all den ausgestellten Eisenbahnfahrzeugen eines,<br />

das ob seiner Wirkung auf die Besucher ebenfalls<br />

den Titel Messeschlager hätte erhalten<br />

können: Eine von LEW Hennigsdorf innerhalb von<br />

nur 1 5 Monaten entwickelte neue elektrische Lokomotive<br />

erregte großes Aufsehen. Schon äußerlich<br />

fiel sie durch ihre moderne Form- und die ungewöhnliche<br />

Farbgebung auf: Der Lokkasten war<br />

ganz in Weiß gehalten. Unter den Stirnfenstern<br />

war jeweils ein breiter, leuchtend roter Streifen angebracht,<br />

dessen Enden auf den Seitenwänden<br />

schräg nach oben bzw. unten ausliefen. So war es<br />

kein Wunder, dass diese attraktive „Dame in Weiß“<br />

von Eisenbahnern bald den Kosenamen „Weiße<br />

Lady“ erhielt.<br />

Doch nicht nur die äußere Schönheit war bemerkenswert<br />

– auch innen wurde moderne Technik<br />

eingesetzt. Mit der als 21 2 001 bezeichneten<br />

Maschine sollte die Ära einer neuen Lokfamilie beginnen.<br />

Aufbauend auf den guten Erfahrungen mit<br />

der mittlerweile 20 Jahre alten Familie 21 1 /242<br />

wurde auch hier der große Vorteil genutzt, dass<br />

sich die künftigen Baureihen 21 2 und 243 nur in<br />

der Höchstgeschwindigkeit und deshalb in Antrieb<br />

und Bremsausrüstung unterschieden. Mit ihnen<br />

wurden unter Zugrundelegung der Erfahrungen<br />

mit der sechsachsigen Baureihe 250 in veränderter<br />

und dem Entwicklungsstand der modernen Leis -<br />

Der Führerstand der Lok, ergonomisch auf dem<br />

damals neusten Stand<br />

Slg. Joachim Volkhardt<br />

tungselektronik entsprechender Form die früheren<br />

Pläne zur Weiterentwicklung der Baureihe E 1 1<br />

(21 1 ) zur leichten Mehrzwecklok E 1 1 .1 0 (2.200 kW,<br />

120 km/h) und zur Schnellfahrlok E 11.20 (3.300<br />

kW, 1 60 km/h) wieder aufgegriffen.<br />

statt; dabei wurden alle Züge von Piw 8321 bis Piw 8342<br />

gefahren; immerhin neun Runden mit 684 Kilometern.<br />

Zwischenzeitlich wurde die 243 001 auch noch mehrmals vor<br />

dem Messwagen getestet.<br />

JOACHIM VOLKHARDT<br />

Heinz Zahlmann bei einer der ersten Fahrten auf<br />

der Lok, unten sein Berechtigungsschein H. Zahlmann<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

51


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

Im Winter 1984 war Joachim Volkhardt im Hallenser Hauptbahnhof auf eine 106er-Rangierlok geklettert,<br />

weil er wusste, dass die „Weiße Lady“ als Vorspann vor einer 211 hereinkommen würde Joachim Volkhardt<br />

ICH FUHR DIE <strong>LOK</strong> VON DER MESSE<br />

<strong>Die</strong> Probeaufgleisung fand am 24. März 1982 laut Eintrag<br />

im Aufgleisbuch tatsächlich im Bw West statt, nachdem ich<br />

die Lok mit der 204 001 am 22. März 1982 von der Messe<br />

nach dem Bw West überführt hatte.<br />

Wir hatten bei den Erprobungsfahrten einen Lokführer zur<br />

Ausbildung zu stellen. Das war Wolfgang Melle. Dem hatte<br />

ich am 19. August 1982 meinen Fotoapparat mitgegeben,<br />

und er hat in Weimar und Erfurt Fotos gemacht.<br />

Aufnahmen habe ich von der Überführung am 22. März<br />

1982 sowie von der DMV-Sonderfahrt am 15. Mai 1983, bei<br />

der ich mit der 204 001 als „Angstlok“ mit dabei war.<br />

In den offiziellen Tfz-Bestandslisten der Rbd Halle stehen<br />

folgende Angaben:<br />

212 001<br />

ID 08.03.1983, Bw Halle P 12.03.1983 an LEW zurück<br />

243 001<br />

ID 08.10.1984, Bw Halle P 10.05.1985 an Rbd Dresden<br />

243 001<br />

Rbd Dresden<br />

15.05.1985, Bw Halle P<br />

v 17.10.1986 an LEW verkauft (steht so da!)<br />

WOLFGANG MÜLLER<br />

strom-Reihenschlussmotor angetrieben, auf die<br />

damals noch nicht serienreif gewesene Drehstrom-<br />

Antriebstechnik wurde vorerst verzichtet. <strong>Die</strong><br />

Stundenleistung der Lok betrug 3.720 kW bei einer<br />

Geschwindigkeit von 1 1 5 km/h. Geplant war eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 1 40 km/h (konstruktiv<br />

160 km/h) für die Schnellzugausführung als Baureihe<br />

21 2.<br />

<strong>Die</strong> für den Personen- und Güterzugdienst vorgesehene<br />

Schwesterbaureihe 243 sollte 1 20 km/h<br />

erreichen. <strong>Die</strong> Stromabnahme von der Fahrleitung<br />

erfolgte durch Einholmstromabnehmer. Für die<br />

Steuerung kam mit Thyristoren und hochintegrierten<br />

Schaltkreisen moderne Halbleiter-Technik<br />

zum Einsatz. Vorteilhaft war ebenfalls die Ausrüs -<br />

tung mit einer elektrischen Widerstandsbremse<br />

von 2.200 kW Dauerleistung.<br />

Klimatisierte Führerräume und ergonomisch<br />

gestaltete Fahrpulte boten den Personalen ausgezeichnete<br />

Arbeitsbedingungen.<br />

<strong>Die</strong> „Weiße Lady“ wurde gemeinsam von Herstellerwerk<br />

und Deutscher Reichsbahn über ein<br />

Jahr lang eingehend erprobt. <strong>Die</strong> Lok ist bei LEW<br />

in Hennigsdorf in <strong>Die</strong>nst gestellt worden. Da die<br />

52


212 / 243 001<br />

21 2 001 zwar schon eine DR-Betriebsnummer<br />

trug, aber noch LEW gehörte, musste sie auch<br />

nicht von der DR offiziell abgenommen werden.<br />

Klaus-<strong>Die</strong>ter George war seinerzeit Tfz-Kontrolleur<br />

der Rbd Halle und an der Betriebserprobung<br />

der Lok intensiv beteiligt; er war auch der Autor der<br />

ersten gedruckten Beschreibung und Bedienungsanleitung<br />

für die Lokführer, die Illustrationen<br />

dafür steuerte Joachim Volkhardt bei, der auch diesen<br />

Beitrag maßgeblich mit seinen 6x6-Dias illustrieren<br />

half. Klaus-<strong>Die</strong>ter George war später Leiter<br />

Betrieb des Regionalbereiches Traktion in Halle. Er<br />

hat im Rahmen der Betriebserprobung am 1 8. Dezember<br />

1 982 die erste Fahrt mit der Weißen Lady<br />

vor einem regulären Zug gemacht.<br />

<strong>Die</strong> Erprobung vor planmäßigen Schnellzügen<br />

nach Erfurt und Leipzig oblag also dem Bw Halle<br />

P. Ein außergewöhnliches „Schmäckerchen“ bot<br />

der Bezirksvorstand Halle des Deutschen Modelleisenbahn-Verbandes<br />

der DDR (DMV) mit einer<br />

Sonderfahrt für Eisenbahnfans am 1 5. Mai 1 983.<br />

<strong>Die</strong> Wandlung in 243 001<br />

Besonderes Augenmerk galt in der Erprobungszeit<br />

der Steuer- und Leistungselektronik. Nach 90.000<br />

gefahrenen Kilometern wurde die „Weiße Lady“ im<br />

September 1 983 dem Raw „Otto Grotewohl“ in<br />

Dessau zugeführt.<br />

Um den Aufwand für eine Musterlokomotive<br />

der Schwesterbaureihe 243 zu vermeiden, wurde<br />

ein bis dahin unüblicher Weg gegangen: <strong>Die</strong> fällige<br />

Probezerlegung wurde für den Umbau in eine Lok<br />

für 1 20 km/h Höchstgeschwindigkeit genutzt, deren<br />

Bezeichnung nun 243 001 -5 lautete und die<br />

sich unter anderem vom 7. bis zum 29. März 1 984<br />

beim Bw Dresden unter harten Alltagsbedingungen<br />

bewähren musste. In dieser Zeit gab es einen<br />

einzigen und rasch wieder behobenen Ausfall, als<br />

bei der Einfahrt in Bad Schandau eine Umformersicherung<br />

den <strong>Die</strong>nst versagte. Nach Abschluss<br />

dieses Einsatzes und einer Prüfung auf dem Diagnosestand<br />

in Zwickau kam die Lok wieder zur<br />

Rbd Halle.<br />

Mit einer erreichten Laufleis -<br />

tung von 400.000 Kilometern<br />

gab sie keinen Anlass zu Beanstandungen.<br />

So konnte 1 984<br />

schließlich in Hennigsdorf die<br />

Serienproduktion beginnen. Da<br />

zunächst vorrangig Bedarf an<br />

der Mehrzwecklok für 1 20 km/h<br />

bestand, wurden von der Baureihe<br />

243 bis zum Sommer 1 988 in<br />

fünf Lieferserien 369 Lokomotiven<br />

in <strong>Die</strong>nst gestellt.<br />

Ein Höhepunkt war dabei die<br />

Übergabe der 243 325 am 30.<br />

März 1 988: Sie war die 1 .000.<br />

von LEW Hennigsdorf seit 1 960<br />

für die Deutsche Reichsbahn<br />

<strong>Die</strong> Stirnansicht Slg. H.-Joachim Weise<br />

1998 war die Lok weiß und heißt 143 001. Noch<br />

gab es in Bad Kösen den Bahnübergang St. Becher<br />

hergestellte Elektrolok! <strong>Die</strong> sechste, bis 1 989 produzierte,<br />

Lieferserie erhielt Einrichtungen für<br />

Mehrfachtraktion und wurde deshalb als 243.8 und<br />

243.9 bezeichnet. <strong>Die</strong> Beschaffung endete im November<br />

1 990 mit der Lok 243 659. Seitdem haben<br />

sich die Nachfolgerinnen der „Weißen Lady“ auch<br />

den Bereich der einstigen Bundesbahn<br />

erobert – eine Entwicklung,<br />

die 1 982 niemand für möglich<br />

gehalten hätte. Seit langem<br />

sind sie im Ruhrgebiet als 1 43<br />

genauso zu Hause wie im Raum<br />

Nürnberg und im Schwarzwald.<br />

Über fünf Jahre bewährte sich<br />

diese Baureihe zudem bei der<br />

Schweizer Südostbahn.<br />

Und die „Weiße Lady“, mit<br />

der vor 30 Jahren alles begann?<br />

Sie war bis zum 1 7. Oktober<br />

1986 für die Deutsche Reichsbahnals<br />

243 001 unterwegs,<br />

blieb aber stets Eigentum des<br />

Herstellerwerkes LEW wie auch<br />

seiner Nachfolger. Anschließend<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

53


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

<strong>Die</strong> Seitenansicht der Lok mit den wichtigsten Abmessungen<br />

Slg. Hans-Joachim Weise<br />

als Erprobungsfahrzeug für die Drehstrom-Antriebstechnik<br />

genutzt – nun mit weißem Lokkasten<br />

und rotem (ab 1 992 hellgrauem) Rahmen – war sie<br />

von 1 989 bis 1 992 mit einem farblich angepassten<br />

Messwagen gekuppelt.<br />

<strong>Die</strong> „Weiße Lady“ wird bunt<br />

Am 1 . Juli 2002 wechselte die Lok zu EKO Trans,<br />

dem 1 997 vom Eisenhüttenkombinat Ost gegründeten<br />

Transportunternehmen. Dort wurde sie bis<br />

zum 31 . März 2003 an die Serienausführung angeglichen.<br />

Zudem erhielt sie eine neue Lackierung,<br />

dieses Mal mit rotem, zwischen den Türen durch<br />

eine trapezförmige Fläche in Silber unterbrochenen<br />

Anstrich des Lokkastens.<br />

Seit 2008 fährt sie in orange und trägt die Anschriften<br />

der ArcelorMittal Transport GmbH.<br />

Durch diesen Verbleib beim Hersteller bzw. als<br />

zunächst 1 43 001 -6, dann 1 43 001 (NVR-Nummer<br />

143 001 am 15. August 2007 auf dem Berliner<br />

Ostaußenring im Bereich der Wuhlheide<br />

91 80 61 43 001 -6 D-EKO) in Privathand wurde der<br />

kuriose Umstand begründet, dass es weder bei<br />

Deutscher Reichsbahn noch bei der Deutschen<br />

Bahn AG eine Lok der Baureihe 243 bzw. 1 43 mit<br />

der Seriennummer 001 gibt.<br />

Nicht anders verhält es sich mit der Schnellzugausführung,<br />

deren Produktion 1 990 begann, nun<br />

allerdings mit einer Höchstgeschwindigkeit von<br />

160 statt 140 km/h und einer Stundenleistung von<br />

4.220 kW. <strong>Die</strong> Erhöhung der Leistung der Fahrmotoren<br />

beruhte auf dem Einsatz besserer Isolierstoffe,<br />

dem Erreichen einer höheren Nennspannung<br />

und einer Änderung der Kühlung.<br />

Anstelle der Mehrfachdüsenlüftungsgitter kamen<br />

röhrenförmige FSA-Gitter zum Einsatz, die<br />

eine stärkere Abtrennung von Staub und Feuchtigkeit<br />

ermöglichten. <strong>Die</strong> Bremsanlage erfuhr durch<br />

Erhöhung der Bremsleistung und Einführung der<br />

R-Stellung eine weitere Verbesserung. Dazu kam<br />

die Ausrüstung mit einer Wendezug einrichtung,<br />

wogegen auf die Möglichkeit der Doppeltraktion<br />

verzichtet wurde.<br />

Als erste Lok fuhr so 21 2 002 am 1 3. September<br />

aus eigener Kraft, zudem musste sie sich vom 22.<br />

bis zum 24. September den notwendigen Abnahmefahrten<br />

unterziehen, bei denen sie sich unter<br />

anderem vor D 525 zu bewähren hatte.<br />

Am 25. September befand sie sich auf dem Prüfstand<br />

in Berlin-Bohnsdorf, woran sich Versuchsfahrten<br />

im Bereich der Deutschen Bundesbahn anschlossen.<br />

Der Kleinserie (21 2 002 bis 21 2 005)<br />

folgte 1 991 und damit vor 20 Jahren die 35 Maschinen<br />

umfassende Serie, womit insgesamt 39 Lokomotiven,<br />

vor allem für den Interregio-, aber auch<br />

den Intercity-<strong>Die</strong>nst, geliefert wurden.<br />

Hier gibt es ebenfalls keine Lok 21 2 001 bzw.<br />

auch 1 1 2 001 , obwohl diese Nummer nach dem<br />

Umbau von 1 983 wieder frei geworden war. <strong>Die</strong><br />

„Weiße Lady“ blieb eben eine Besonderheit. Weiß<br />

54


212 / 243 001<br />

Und so trifft man die Lok heute – mit etwas Glück – an: Am Abend des 29. Juli 2010 rollt die 143 001 mit<br />

einem Grundstoffzug von Ziltendorf nach Stendell durch Berlin-Friedrichshagen Alois Hoffmann-Meier (2)<br />

ist sie heute freilich nicht mehr, doch „Lady“ wird<br />

sie immer bleiben, nämlich in dem Sinne, dass von<br />

ihr als der Urahnin dieser Lokfamilie stets mit einiger<br />

Achtung gesprochen wird.<br />

Schritt um Schritt verfeinert<br />

Bleibt noch hinzuzufügen, dass die Konstruktion<br />

nach der Übernahme von LEW durch die AEG (danach<br />

Adtranz, jetzt Bombardier) nochmals leicht<br />

überarbeitet wurde. <strong>Die</strong>s betraf den Einbau verbesserter<br />

Bremsen, neuer Thyristorsteller für die stufenlose<br />

Geschwindigkeitsregelung, einer entsprechend<br />

angepassten Steuerung für Wendezug- und<br />

Doppeltraktionsbetrieb sowie die Ausrüstung mit<br />

Linienförmiger Zugbeeinflussung (LZB 80) und<br />

dem System Computer Integrated Railroading (Erhöhung<br />

der Leistungsfähigkeit im Kernnetz der Eisenbahn<br />

– System ELKE).<br />

Daraufhin bestellten DR und DB 1 991 eine weitere<br />

Serie von 90 Maschinen, die als 1 1 2.1 je zur<br />

Hälfte an beide offiziell noch eigenständigen Verwaltungen<br />

geliefert wurde. So verließ die 1 1 2 1 01<br />

als erste Lok am 2. Dezember 1 992 die Hennigsdorfer<br />

Werkhallen.<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Offiziell wurde die Lieferung bis 1 1 2 1 45 der<br />

Reichsbahn, die von 1 1 2 1 46 bis 1 1 2 1 90 der Bundesbahn<br />

zugeordnet. Unabhängig davon wurden<br />

alle Maschinen bei Anlieferung dem Unternehmen<br />

DB Reise & Touristik zugeordnet und in Berlin<br />

Hauptbahnhof (1 998 wieder in Ostbahnhof<br />

umbenannt) beheimatet. Inzwischen wanderten<br />

auch sie in den Regionalzugdienst ab, weshalb die<br />

Unterscheidung zwischen den Baureihen 1 1 4 und<br />

112.1 eigentlich nicht mehr notwendig ist.<br />

Zum Schluss etwas Zahlensalat<br />

<strong>Die</strong>ser Lokpark sollte ab 2006 durch Umbauten<br />

von 1 43ern in 1 1 4.1 (1 60 km/h) und 1 1 4.3 (1 40<br />

km/h) verstärkt werden. Wegen der 300.000 Euro<br />

betragenden Kosten wurde nur die 1 43 1 71 für 1 60<br />

km/h umgerüstet und in 1 1 4 1 01 umgezeichnet.<br />

Nach dem für nur 48.000 Euro erfolgten Umbau<br />

von 1 43 1 20 in 1 1 4 301 kamen ab 2007 weitere<br />

Maschinen hinzu. Seltsamerweise erfolgte aber<br />

keine Zulassung für 1 40 km/h, weshalb die Loks<br />

wieder in die Baureihe 1 43 eingeordnet wurden.<br />

Mittlerweile wurden sämtliche Umbaupläne zu<br />

den Akten gelegt.<br />

Hans-Joachim Weise<br />

55


FAHRZEUGE<br />

PREUSSISCHE P 8: 38 1937<br />

Auf 110 km/h gejagt!<br />

AUS DEM FOTOALBUM Im <strong>LOK</strong> MAGAZIN 8 dieses Jahres fehlte uns leider ein<br />

Bild der Leipziger 38 1937. Nun meldete sich der Heizer von damals<br />

zu Wort – mit Fotos! Unsere Leser sind eben auch unsere besten Autoren …<br />

38 1937 Einfahrt Klosterbuch halt! Hans-J. Kirsten (3)<br />

23 1002 in Rochlitz um 1960, rechts eine 38 2-3<br />

<strong>Die</strong> 38 1937 im Bahnhof Großbothen<br />

56<br />

I<br />

n dem Artikel von Eberhard Schmidt im <strong>LOK</strong><br />

MAGAZIN 8/201 2 war ich der „Linksaußen“!<br />

<strong>Die</strong> hier gezeigten Fotos habe ich mit einer<br />

„Pentona“ geschossen. Sie entsprechen nicht mehr<br />

heutigen Anforderungen, aber es ist ja auch ein<br />

halbes Jahrhundert vergangen. Entstanden sind<br />

diese Aufnahmen bei Zugleistungen vor den Personenzügen<br />

1 505 Leipzig – Döbeln, 1 528 Döbeln –<br />

Großbothen, 1 508 Großbothen – Leipzig und im<br />

damaligen Bw Rochlitz.<br />

Ein Wort zur 38 1 937: Irgendwie war sie ein Exot<br />

unter den preußischen P 8en. Abgesehen von den<br />

Witte-Blechen, die damals um 1 960 noch nicht Alltag<br />

an einer P 8 waren, hatte die Lok einen Tender,<br />

der wohl einmalig war: Eigentlich war es ein<br />

preußischer 21 ,5-Tender, aber er hatte andere Drehgestelle,<br />

wahrscheinlich vom preußischen T 1 6,<br />

mit Blattfedern.<br />

Nun noch etwas zum De 51 1 6, in Fachkreisen<br />

auch als „Gemüsezug“ bezeichnet: Erinnern kann<br />

ich mich auch an eine Last von 51 2 Tonnen. <strong>Die</strong> erwähnten<br />

tschechischen Kesselwagen waren damals<br />

wirklich eine Seltenheit, aber meistens waren<br />

es normale G-Wagen. Im Sommer umwehte der<br />

Geruch von Tomaten und anderem Gemüse den<br />

Zug. Eine Episode am Rande: Von Meißen-Triebischtal<br />

bis Garsebach verlief parallel zur Hauptstrecke<br />

die Schmalspurbahn nach Wilsdruff bzw.<br />

Lommatzsch. Und so kam es vor, dass uns manchmal<br />

etwa in Höhe der Blockstelle „Götterfelsen“<br />

auf Bergfahrt der Schmalspurzug, gezogen von einer<br />

sächsischen VI K – und mit grinsendem Lokpersonal<br />

– überholte!<br />

Wie bei jungen Leuten üblich, mussten wir<br />

natürlich auch mal etwas Verrücktes anstellen. So<br />

kamen wir zu dem Entschluss, zu testen, wie<br />

schnell unsere 38 1 937 denn laufen kann. Geeignet<br />

schien uns dafür der P 479 von Leipzig nach Dresden,<br />

das war die Hinleistung zum im <strong>LOK</strong> MAGA-<br />

ZIN 8/201 2 erwähnten P 472. Der Meister hatte<br />

seine AK8-Schmalfilmkamera mitgebracht, um die<br />

Sache zu dokumentieren.<br />

Ausgesucht hatten wir den Abschnitt zwischen<br />

Priestewitz und Niederau. Er lag leicht im Gefälle<br />

und schien für unser Vorhaben bestens geeignet.<br />

Knappe 1 1 0 km/h wurden erreicht! Mehr war nicht<br />

drin, da der Tender ein merkwürdiges Eigenleben<br />

begann, und auch die dritte Kuppelachse war uns<br />

nicht geheuer …<br />

Hans-Joachim Kirsten


US-<strong>LOK</strong>S IN ESTLAND<br />

Ein Kesselwagenzug passiert Tarpa in Richtung Narva, es führt eine C36-7, einst für UP aktiv<br />

Jan Böttcher<br />

US-<strong>LOK</strong>S IN ESTLAND<br />

Nach Tallin<br />

C36-7 (UP) UND C30-7S 77 Loks aus<br />

Amerika, gebaut in den 1980er-Jahren,<br />

fanden ihren Weg ins nördliche<br />

Baltikum und sind dort täglich aktiv<br />

W<br />

er hätte sich 1 990 beim Zerfall der Sow -<br />

jetunion vorstellen können, dass Maschinen<br />

vom ehemaligen Klassenfeind im Güterverkehr<br />

Estlands eingesetzt werden?<br />

2001 , schon zehn Jahre nach der Gründung der<br />

Republik Estland am 20. August 1 991 , war die<br />

staatliche Eisenbahngesellschaft Eesti Raudtee in<br />

Personen- und Frachtverkehr-Teilgesellschaften<br />

aufgeteilt und an private Investoren veräußert. Ein<br />

Konsortium aus US-amerikanischen, britischen<br />

und Estnischen Eignern (Baltic Rail Services; BRS)<br />

besitzt seitdem 66 Prozent der Kapitalanteile von<br />

Eesti Raudtee.<br />

<strong>Die</strong>ser Betreiberwechsel führte zur Stornierung<br />

eines geplanten Kaufs von neuen Lokomotiven aus<br />

Russland. Stattdessen wurden in den USA 77 gebrauchte<br />

Loks des Typs C36-7 (ex Union Pacific,<br />

Baujahr 1 985) und C30-7s (ex Conrail, Baujahr<br />

1983) gekauft und für den Einsatz auf 1.520 Millimeter<br />

Spurweite umgebaut. <strong>Die</strong>se Einscheidung<br />

brachte jedoch einige Probleme mit sich: Es wurde<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

den US-Lokomotiven untersagt, mangels Zulassung<br />

nach Russland zu fahren. So war man gezwungen,<br />

auch gebrauchte Loks des Typs 2TE1 1 6<br />

aus Russland und der Ukraine zu erwerben, um<br />

grenz überschreitende Züge fahren zu können. Ein<br />

weiteres nicht zu verachtendes Problem ist die<br />

schwierige Ersatzteilversorgung der US-Loks. Dennoch<br />

tragen sie die Hauptlast des täglichen Güterverkehrs<br />

in Estland.<br />

Der Staat greift ein<br />

<strong>Die</strong> Privatisierung der Bahn brachte auch für die<br />

Bevölkerung entscheidende Nachteile durch Ein -<br />

sparungen und Streichungen von Personenzügen,<br />

welche einen Stellenabbau mit sich zogen. Es wurde<br />

nur in lukrative Strecken investiert und der Gewinn<br />

optimiert, so dass im Jahr 2006 sich die Republik<br />

Estland aufgrund der vielen negativen<br />

Ereignisse entschloss, die Kapitalanteile von Eesti<br />

Raudtee zurück zu kaufen. Trotzdem bleiben die<br />

US-Loks weiterhin im Einsatz.<br />

Für jeden Interessierten sind die Strecken zum<br />

großen Hafen in Tallinn Maardu empfohlen. Dort<br />

herrscht die höchste Güterzugdichte im Raum Tallinn.<br />

Auch die Fahrzeugvielfalt lässt das Herz eines<br />

jeden <strong>Die</strong>sellokfans höher schlagen! Neben den<br />

US-Loks sind verschiedenste russische Bauarten<br />

diverser Privatbahnen im schweren Einsatz zu erleben.<br />

Als zentrale Übernachtungsmöglichkeit ist<br />

das Go Hotel „Shnelli“ am Personenbahnhof Balti<br />

Jaam Tallinn sehr zu empfehlen. Aus dem Hotelfenster<br />

lässt sich in aller Ruhe das Treiben auf dem<br />

Personenbahnhof beobachten. Jan Böttcher<br />

57


FAHRZEUGE<br />

58


V 160 VORSERIE<br />

Schnaps auf den Puffer<br />

„LOLLOS“ ERSTE FAHRTEN Im Sommer 1960 geht die erste Lok<br />

der Baureihe V 160 auf Probefahrt. Niemand ahnt – doch<br />

viele hoffen – dass damit eine lange Erfolgsgeschichte beginnt<br />

V160 VORSERIE<br />

Am 23. November 1960 stehen bei Krupp<br />

die V 160 002 und die V 60 505 zur Übergabe an<br />

die Bundesbahn bereit Slg. Manfred Lohmann<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

59


FAHRZEUGE<br />

E<br />

rst kürzlich wurde eine Fotosammlung über<br />

die <strong>Die</strong>sellok V 1 60 001 , Stamm-Mutter der<br />

gesamten Familie der V 1 60, bei ihrer ersten<br />

Probefahrt, vermutlich vom Juni und Juli 1 960,<br />

gefunden. Bei dieser Fahrt vom Herstellerwerk<br />

Krupp in Essen nach Düsseldorf und zurück besaß<br />

die V 1 60 001 nur ihren Grundierungsanstrich<br />

und keinerlei Anschriften.<br />

Einige weitere Fotos der Sammlung zeigen die<br />

Lok nun fertig lackiert und beschriftet bei ihrer offiziellen<br />

Übergabefahrt an die DB am 5. August<br />

1960. Leider existieren zu den Bildern keine Angaben<br />

zum genauen Streckenverlauf oder zu den<br />

Teilnehmern. Neben den Fachleuten von Krupp für<br />

die Konstruktion, Fertigung und Abnahme erkennt<br />

man aber auf den Fotos als wichtigsten Vertreter<br />

der Lokfabrik den langjährigen technischen Direktor<br />

Dipl.-Ing. Hans Hanko, der schon Mitte der<br />

1930er-Jahre an der Entwicklung der 50-Hz-Höllentalbahnlok<br />

E 244 31 beteiligt war. Er setzte sich<br />

nach dem Krieg energisch für die Weiterführung<br />

des Schienenfahrzeugbaus in Essen ein und beeinflusste<br />

auch die Entwicklung der Dampflok-Baureihe<br />

1 0 mit.<br />

Außerdem zeigen die Aufnahmen den für die<br />

Konstruktion der gesamten V-1 60-Familie verantwortlichen<br />

Dipl.-Ing. Hans Bitzinger, der bereits an<br />

der Konstruktion der V 60 beteiligt war, sowie den<br />

Leiter der Lokmontage Hans Hahn.<br />

Seitens der DB werden Ingenieure des Dezernats<br />

für Brennkrafttriebfahrzeuge aus dem Zentralamt<br />

München sowie, zumindest bei der Übergabefahrt,<br />

Vertreter aus der Hauptverwaltung in<br />

Frankfurt (Main) teilgenommen haben, deren Namen<br />

und Funktionen mir aber leider nicht bekannt<br />

sind (eventuell erkennt ein Leser eine dieser Personen).<br />

Zu den Teilnehmern werden auch Vertreter<br />

der Hersteller der Hauptkomponenten (z. B. Motoren,<br />

Getriebe und Kühlanlage) gehört haben sowie<br />

Mitarbeiter der Firma Henschel, die ja neben den<br />

von Krupp zu bauenden ersten sechs Exemplaren<br />

(V 1 60 001 – 006) die restlichen vier (V 1 60 007 –<br />

01 0) der zehn Loks umfassenden Vorserie lieferte.<br />

Wo fuhr man damals hin?<br />

Aus den vorliegenden Fotos lässt sich etwa folgender<br />

Probefahrtsverlauf ableiten: Über das Werkbahngleis<br />

erreicht die Lok zunächst den Anschluss<br />

an das DB-Netz im heute nicht mehr existierenden<br />

Personen- und Güterbahnhof Essen Nord (wo man<br />

einer Lok der Baureihe 94 begegnete, siehe Foto<br />

unten rechts). Dann ging die Fahrt über die damals<br />

noch nicht elektrifizierte Güterzugstrecke Mülheim<br />

– Lintorf – Rath nach Düsseldorf Hbf, von<br />

SOMMER 1960: DIE ALLERERSTE FAHRT DER V 160 001<br />

Ein Schnaps auf den Puffer – Taufe! Slg. M. Lohmann (4) Auf der Rücktour nach Essen: über 130 km/h!<br />

60


V160 VORSERIE<br />

Auf der ersten Fahrt nach Düsseldorf wurde jeder Halt unterwegs genutzt, um die Lok zu begutachten.<br />

Gemeinsam mit den Ingenieuren war ein umfangreiches Team von Männern aus der Werkstatt dabei<br />

Im Güterbahnhof Essen Nord – ihn gibt es heute nicht mehr – begann damals die erste Fahrt<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

61


FAHRZEUGE<br />

<strong>Die</strong>se Männer können zufrieden sein: Ganz links im weißen Kittel der Chefingenieur der V-160-Familie<br />

Hans Bitzinger, rechts außen Betriebsleiter Hans Hahn und als vierter von rechts Direktor Hans Hanko<br />

62<br />

wo aus die Rückfahrt angetreten wurde. <strong>Die</strong>se<br />

führte vermutlich über die Hauptstrecke Düsseldorf<br />

– Duisburg – Essen, denn die Güterzug -<br />

strecke über Lintorf dürfte seinerzeit wohl nicht<br />

die auf dem Foto (vorherige Seiten) angezeigten<br />

130 km/h zugelassen haben.<br />

Schnaps auf den Puffer<br />

Bei den verschiedenen Zwischenstopps überprüften<br />

die Fachleute insbesondere Laufwerk und<br />

Bremse und machten sich mit den Besonderheiten<br />

der neuen Lok vertraut. Nach der offenbar recht<br />

gut verlaufenen Fahrt – man erkennt nach der<br />

Rückkehr nur zufriedene Gesichter – wurde allen<br />

Teilnehmern ein Schnaps gereicht. Auch die Lok<br />

wurde hiervon nicht ausgenommen, denn sie bekam<br />

als Taufe einen Schnaps über einen Puffer gegossen.<br />

<strong>Die</strong> dabei ausgesprochenen Glückwünsche<br />

gingen tatsächlich in Erfüllung, denn sie steht heute,<br />

nach 52 Jahren, noch bei der italienischen Privatbahn<br />

Ferovie Emilia Romagna (FER) für Sondereinsätze<br />

zur Verfügung.<br />

Ihr Spitznahme „Lollo“, den sie wegen ihrer gewölbten<br />

Bugform in Anlehnung an die italienische<br />

Filmschauspielerin Gina Lollobrigida erhielt, war<br />

bei der Taufe allerdings noch nicht gebräuchlich.<br />

Auch ist nicht bekannt, wie die bekannte Schau-<br />

DB-Typenprogramm von 1954/55: <strong>Die</strong> V 100 heißt<br />

noch V 65 2 , und die V 160 hat Mittelführerstand.<br />

Index 1 bedeutet: In Entwicklung, Index 2:<br />

Vorsorgliche Entwicklung<br />

Slg. Manfred Lohmann


V160 VORSERIE<br />

spielerin ihre Wahl als Namenspatronin aufgenommen<br />

hat. Ob sie es je erfuhr?<br />

Für die Übergabefahrt an die DB, deren Verlauf<br />

nicht mehr in Erfahrung gebracht werden konnten,<br />

wurde der V 1 60 001 in Essen Nord ein Gesellschaftswagen<br />

beigestellt. Das letzte Foto dieser<br />

Serie vermittelt den Eindruck, dass die hohen<br />

Herrschaften mit der Vorführung des Prototyps<br />

recht zufrieden waren und schließlich in angenehmer<br />

Atmosphäre und mit einer guten Zigarre im<br />

Salon dem Ende der Fahrt entgegen rollen.<br />

<strong>Die</strong> Vorgeschichte der V-160-Familie<br />

Mit dem Ziel, den unwirtschaftlichen Dampfbetrieb<br />

bei der DB künftig – neben der mit hohen Kapitalkosten<br />

belasteten Elektrifizierung – durch <strong>Die</strong>selfahrzeuge<br />

zur ersetzen, wurde Anfang der<br />

1950er-Jahre beschlossen, die Umstellung bevorzugt<br />

in den Bereichen vorzunehmen, in denen die<br />

größten finanziellen Einsparungen zu erwarten<br />

waren. Daneben spielten natürlich auch die Kriterien<br />

Leistungssteigerung und Qualitätsverbesserung,<br />

besonders im Reiseverkehr, eine Rolle, so<br />

dass sich für die Einführung der <strong>Die</strong>seltraktion folgende<br />

Rangfolge ergab:<br />

1. Rangierdienst<br />

2. Nebenbahndienst (vor allem Schienenbusse)<br />

3. Bezirks- und Nahverkehr<br />

4. Fernschnellverkehr mit leichten Zugeinheiten<br />

(Lok oder Triebwagen).<br />

Der schwere Zugdienst sollte vorerst noch der<br />

Dampftraktion verbleiben.<br />

Aus diesen Vorgaben wurde nun 1 954/55 von<br />

der DB das abgebildete Typenprogramm für <strong>Die</strong>sellokomotiven<br />

aufgestellt, in dem erstmalig eine<br />

V 1 60 vorkommt. Es fällt auf, dass die Ur-Mutter<br />

der vierachsigen Gelenkwellenloks, die V 80,<br />

schon nicht mehr im Programm enthalten war, die<br />

Bauform der geplanten V 1 60 aber ein Mittelführerhaus<br />

wie die V 80 aufwies.<br />

<strong>Die</strong> Baureihen V 1 60 und V 320 erhielten dabei<br />

die Bemerkung „Vorerst nur vorsorgliche Entwicklung“.<br />

Obwohl ihre Leistung alternativ schon mit<br />

1.000 PS angegeben war, wurde die spätere V 100<br />

noch mit V 65 2 bezeichnet (um die Vergleichbarkeit<br />

mit älteren Veröffentlichungen zu erleichtern<br />

werden die Motorleistungen in PS angegeben, dabei<br />

ist 1 PS = 0,785 kW). Bald wurde auch die Steifrahmenlok<br />

V 65 im Programm durch die leis -<br />

tungsstärkere und für höhere Geschwindigkeiten<br />

besser geeignete Drehgestellausführung V 1 00 ersetzt<br />

und für die V 1 60 wurde eine höhere Leis -<br />

tung von 1 .800 PS angestrebt.<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

DB-ABNAHME AM 5. AUGUST 1960<br />

Vor der Abfahrt bei der DB-Abnahme wird<br />

gefachsimpelt, mit der Mappe in der Hand der<br />

Konstrukteur Hans Bitzinger Slg. Manfred Lohmann (2)<br />

Krupp soll die Lok konstruieren<br />

1956 wurde Krupp von der DB mit der Entwicklung<br />

der V 1 60 beauftragt, die als einmotorige, dieselhydraulische<br />

Universallokomotive in erster Linie<br />

die Dampflokbaureihen 38, 55, 56, 57 und 50<br />

ersetzen sollte, aber auch im Leistungsbereich zwischen<br />

V 1 00 und V 200 mittelschwere Hauptbahndienste<br />

übernehmen konnte. Hierbei war von<br />

folgenden Hauptforderungen auszugehen:<br />

– Leistung des Fahrdieselmotors 1.600 PS bis<br />

1.800 PS<br />

– Antrieb: hydraulisches Dreigang-Getriebe<br />

– Höchstgeschwindigkeiten:<br />

Langsamgang 75 km/h, Schnellgang 1 20 km/h<br />

– Achslast höchstens 18 Tonnen (für das Befahren<br />

von Nebenstrecken)<br />

63


FAHRZEUGE<br />

<strong>Die</strong> Urahnin der V-160-Familie, aufgenommen am 19. Februar 1977 in Gelsenkirchen-Bismarck<br />

Martin Welzel<br />

– Dampfleistung der Heizkesselanlage 750 kg/h<br />

– Länge über Puffer maximal 16.000 mm.<br />

Trotz aller seinerzeit möglichen Leichtbaumaßnahmen,<br />

insbesondere der Verwendung des mit<br />

6,6 Tonnen leichtesten verfügbaren <strong>Die</strong>selmotors<br />

Maybach MD 870 (spätere Bezeichnung 1 6 V 538)<br />

ergaben die Konstruktionsarbeiten schließlich bei<br />

vollen Vorräten eine mittlere Achslast von 1 8,8<br />

Tonnen und bei 2/3 Vorräten (entsprechend dem<br />

<strong>Die</strong>nstgewicht) 1 8,2 Tonnen. Bei Verwendung des<br />

schwereren Motors MB 839 von Mercedes Benz<br />

(spätere Bezeichnung 1 6 V 652) stiegen die Achslasten<br />

sogar auf 1 9,1 bzw. 1 8,6 Tonnen.<br />

Erfreulicherweise konnte im Verlauf der etwa<br />

zweijährigen Entwicklungszeit die Gebrauchsdauerleistung<br />

für beide Motorbauarten auf 1 .900 PS<br />

V 160 VORSERIE – WICHTIGSTE BAUMERKMALE<br />

Fahrzeugkasten<br />

Mittragende Aufbauten,<br />

Maschinenraum mit einem<br />

durchgehenden Seitengang,<br />

Untergestell (Fischbauchform) im<br />

Mittelteil als Batteriebehälter<br />

ausgebildet<br />

Drehgestelle<br />

Tiefliegender Drehzapfen, Achsführung<br />

durch Lenker, Blattfedern mit<br />

zusätzlichen Gummielementen als<br />

Achsfederung (Primärfederung),<br />

Kastenabstützung (Sekundärfederung)<br />

über Schraubenfedern<br />

Fahrdieselmotor<br />

16-Zylinder, Viertakt-Vorkammer, mit<br />

Aufladung und Ladeluftkühlung,<br />

Drehzahl 1.500/min, Typ Maybach-MD<br />

870 oder Mercedes-Benz MB 839,<br />

Motorstart über Anlasslicht maschine<br />

(MB 839 zunächst ohne<br />

Ladeluftkühlung)<br />

Voith-Turbogetriebe<br />

L 821 rs (ex L 218 rs) mit<br />

Anfahrwandler, Marschwandler für<br />

mittlere Geschwindigkeiten und<br />

Turbokupplung für den Bereich der<br />

hohen Geschwindigkeiten.<br />

Mechanisch schaltbares Stufengetriebe<br />

für Langsam-und Schnellgang (75/120<br />

km/h)<br />

Antrieb<br />

Durchgehender Gelenkwellenstrang<br />

wie V 100 mit Vorgelegeachsgetrieben<br />

Kühlanlage<br />

Mit hydrostatischem Lüfterantrieb<br />

Bremsanlage<br />

KET mb, Selbstregler D2, elektrisch<br />

angetriebener Luftpresser,<br />

doppelseitige Klotzbremse<br />

Hilfsdieselmotor<br />

Motorenwerke Mannheim, 23 PS, für<br />

Antrieb von Hilfsluftpresser und<br />

Generator für Bordnetzversorgung bei<br />

abgeschaltetem Fahrdieselmotor<br />

Heizkessel<br />

Ölgefeuerter Zwangsdurchlaufkessel,<br />

Bauart Vapor Heating, für Zugheizung<br />

und Motorvorwärmung<br />

Sonderausrüstung<br />

Fernsteuerung für Doppeltraktion und<br />

Wendezugbetrieb<br />

Betriebsvorräte<br />

3.350 Liter <strong>Die</strong>selkraftstoff, 3.000 Liter<br />

Kesselspeisewasser, 850 Liter Heizöl<br />

<strong>Die</strong>nstgewicht<br />

(2/3 Vorräte) 73,0 Tonnen mit<br />

Maybach-, 74,5 Tonnen mit Mercedes-<br />

Motor<br />

64


V160 VORSERIE<br />

Oben schon kantig, unten noch rundlich: 216 010 am 6. August 1975 in Duisburg-Wedau<br />

Martin Welzel<br />

angehoben werden, sodass nun auch die Zug diens -<br />

te stärkerer Dampflokbaureihen wie 03, 23 und 39<br />

übernommen werden konnten.<br />

Im Oktober 1 958 erhielt Krupp den Auftrag<br />

zum Bau von sechs Probeloks (V 1 60 001 – 006,<br />

die zwischen August 1 960 und März 1 961 ausgeliefert<br />

wurden. Weitere vier wurden 1 959 an Henschel<br />

vergeben (V 1 60 007 – 01 0) und von September<br />

1 962 bis März 1 963 an die DB übergeben.<br />

Es wird ernst: die erste Fahrten<br />

Mit den ersten Prototypen wurden zunächst vom<br />

Bundesbahn-Zentralamt München eingehende<br />

Versuchfahrten durchgeführt, bevor alle Maschinen<br />

vor allem im schnellen Reisezugverkehr zwischen<br />

Hamburg und Lübeck eingesetzt wurden.<br />

All diese Fahrten brachten insbesondere zum Verhalten<br />

der Maschinenanlage und zur Laufruhe zufriedenstellende<br />

Ergebnisse.<br />

Allerdings traten im Gelenkwellenstrang bei<br />

Schleudervorgängen unerwünschte Schwingungen<br />

auf, die auf eine nicht ausreichende Drehsteifigkeit<br />

der Gelenkwellen zurückzuführen waren.<br />

Durch die Verwendung einer stärkeren Bauart<br />

konnte dieses Problem gelöst werden.<br />

Eine weitere Änderung betraf die Anhebung der<br />

Höchstgeschwindigkeit im Langsamgang von 75<br />

auf 80 km/h, da inzwischen viele Güterzüge mit<br />

der erhöhten Geschwindigkeit verkehren konnten.<br />

Keine echte „Lollo“ mehr war die letzte von<br />

Henschel gebaute V 1 60 01 0, denn sie erhielt die<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

bis heute gewohnte, kantige Führerhausfront, die<br />

Henschel auch später bei der V 320 001 anwendete.<br />

Sie bestimmte das charakteristische Aussehen<br />

der gesamten späteren V-1 60-Familie, aber sie behielt<br />

noch das bauchige Untergestell der „Lollo“<br />

bei. Mit Ausnahme der fehlenden Wendezugsteuerung<br />

entsprach die Ausrüstung den übrigen neun<br />

Vorauslokomotiven.<br />

Mit den 1 968 eingeführten neuen Baureihenbezeichnungen<br />

wurden die „Lollos“ wie auch die<br />

nachfolgende Serienausführung zur Baureihe 21 6.<br />

Vor allem mit dem zunehmenden Einsatz der mit<br />

2.500 – 2.800 PS leistungsstärkeren Baureihe 21 8<br />

wanderten Anfang der 1 970er-Jahre die Vorserienmaschinen<br />

in den Güterzugdienst ab und wurden<br />

zwischen 1 978 und 1 984 abgestellt.<br />

Kommt auch 216 002 wieder ins Rollen?<br />

<strong>Die</strong> V 21 6 001 , 002, 004 und 006 wurden an Privatunternehmen<br />

in Italien verkauft (002 später<br />

noch nach Spanien). In Deutschland ist 21 6 003<br />

einsatzfähig erhalten geblieben und wird von der<br />

BSW-Gruppe Lübeck eingesetzt. Im <strong>LOK</strong> MAGA-<br />

ZIN 3/201 0 haben M. Weltner und M. Karell das<br />

Schicksal der einzelnen Exemplare beschrieben.<br />

Inzwischen ist auch die 21 6 002 nach Deutschland<br />

zurückgeholt worden. In Osnabrück-Piesberg ist<br />

eine betriebsfähige Aufarbeitung geplant.<br />

Eine eingehende Würdigung der Leistungen der<br />

V-1 60-Familie werden wir im kommenden Jahr<br />

vornehmen.<br />

Manfred Lohmann<br />

65


FAHRZEUGE<br />

Am 8. Juli 1958 war die 10 002 vor dem E 570 auf der Main-Weser-Bahn in Richtung Frankfurt unterwegs.<br />

Bei Frankfurt-Berkersheim stand um die Mittagszeit die Sonne günstig<br />

Alle Fotos Dr. Rolf Brüning<br />

MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Hochzeitsreise mit 10 001<br />

BAUREIHE 10 Bereits als Schüler verfolgte Rolf Brüning die Wege der beiden<br />

imposanten Dampf-Schnellzugloks. Das Heulen einer bis dahin nie gehörten<br />

Fünftonpfeife hatte ihn im April 1958 mitten im Unterricht hochgeschreckt<br />

A<br />

ls letzte Schnellzug-Dampflokomotiven sind<br />

die beiden Exemplare der Baureihe 1 0 für die<br />

Deutsche Bundesbahn entwickelt worden<br />

und nach Ausheilung diverser Kinderkrankheiten<br />

im März 1 958 in den Betriebsdienst übernommen<br />

worden. Damals hatte ich gerade in Frankfurt<br />

(Main) das letzte Schuljahr in der Oberprima begonnen,<br />

und es gehörte sich für eisen bahn -<br />

interessierte Jungen, dass auf dem Pausenhof Informationen<br />

über die neuesten Entwicklungen der<br />

Bundesbahn ausgetauscht wurden.<br />

Wenig genug Informationsquellen gab es ja damals.<br />

In den VdEF-Mitteilungen von Carl Belling -<br />

66<br />

rodt gab es über technische Einzelheiten der Baureihe<br />

1 0 einen Fortsetzungs-Artikel, der für heiße<br />

Diskussionen sorgte. Und so sickerte von irgendwo<br />

durch, die Loks sollten eine Mehrklangpfeife<br />

besitzen. Als am 21 . April 1 958 in unserer rund<br />

drei Kilometer vom Frankfurter Westbahnhof entfernten<br />

Schule im Unterricht gegen Mittag ein an<br />

einen Ozeanriesen erinnerndes uriges Heulen zu<br />

hören war, wussten wir Lokspezialisten, dass eine<br />

10er am Einfahrsignal stand. Sofort nach Schulschluss<br />

bin ich mit der Kamera auf meinem Moped<br />

zur Camberger Brücke geeilt, von der man<br />

auch heute noch guten Einblick in das Bw 1 hat.


MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Der D 167 „Riviera-Express“ passiert am 17. August 1958 die Blockstelle Ohl zwischen Steinau und<br />

Schlüchtern. Rechts steht als Industriedenkmal die Ruine eines ehemaligen Basalt-Schotterwerks<br />

Tatsächlich dampfte dort 1 0 001 , deren Rauchkammertür<br />

gerade nach dem Entfernen der Lösche geschlossen<br />

worden war. <strong>Die</strong> Abdeckung des Kohlenkastens<br />

war noch zurück geschoben, denn die<br />

damals lediglich mit Ölzusatzfeuerung ausgerüstete<br />

Lok hatte in Frankfurt außer Wasser auch Kohlen<br />

bekommen.<br />

Feine Unterschiede zwischen beiden<br />

Im Lauf der Zeit hatte ich herausgefunden, dass<br />

die beiden Loks der Reihe 1 0 häufig im 01 10 -Plan<br />

vor dem E 570 auf der Main-Weser-Bahn nach<br />

Frankfurt kamen, also war ich öfters bei Frankfurt-<br />

Berkersheim gegen 1 2 Uhr an der Strecke, wo in einer<br />

Krümmung die Sonne günstig stand.<br />

Am 8. Juli 1 958 war 1 0 002 unterwegs. Schon<br />

von weitem konnte man die beiden Lokomotiven<br />

unterscheiden, denn 1 0 001 hatte ein Blitzzeichen<br />

auf der Spitze der Rauchkammertür und am Tender<br />

vorn und hinten Trittstufen, während 1 0 002<br />

zwei Blitzzeichen auf dem Kegelmantel der Rauchkammertür<br />

und am Tender nur vorn Trittstufen<br />

aufwies. An der Zylinderverkleidung waren bei der<br />

10 002 nur links die nach hinten weisenden unte-<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

ren waagerechten Zierstreifen tiefer als die Pufferbohle<br />

angeordnet.<br />

Auf einer sonntäglichen Fotofahrt zur Nord-<br />

Süd-Strecke am 1 7. August 1 958 in die Umgebung<br />

von Schlüchtern konnte ich bei Steinau kurz nach<br />

10 Uhr an der Blockstelle Ohl 10 001 vor dem „Riviera-Express“<br />

D 1 67 von Frankfurt kommend ablichten<br />

und gegen 1 3.30 Uhr bei Sterbfritz 1 0 002<br />

vor dem D 1 73. Damals hatten nach Norden fahrende<br />

Züge noch ungerade Nummern. Zwischendurch<br />

waren einige Güterzüge und der F 56<br />

„Blauer Enzian“ mit einer V 200 vor dem Wegmann-Zug<br />

auf dem Weg von Hamburg nach München<br />

auf Film festgehalten worden.<br />

Auf der Main-Weser-Bahn unterwegs<br />

Nachdem ich 1 959 mein Studium in Marburg begonnen<br />

hatte, gab es immer wieder Gelegenheit,<br />

eine 1 0er auf der Main-Weser-Bahn aufzunehmen,<br />

denn mit Eröffnung des elektrischen Betriebs zwischen<br />

Hanau (Main) und Fulda am 30. September<br />

1961 und zwischen Gemünden und Hannover am<br />

24. Mai 1 963 entfielen die Einsätze auf der Nord-<br />

Süd-Strecke.<br />

67


FAHRZEUGE<br />

DER AUTOR UND FOTOGRAF<br />

Am 12. Januar 1963 setzte<br />

die 10 002 in Marburg den<br />

D 184 nach Frankfurt<br />

(Main) in Bewegung. Ein<br />

Windstoß trieb Rauch und<br />

Dampf hinweg, der<br />

Lokführer sieht in solch<br />

einem Moment rein gar<br />

nichts<br />

Dr. Rolf Brüning, Jahrgang 1940, verheiratet, zwei<br />

erwachsene Kinder, hat 1969 im Fachbereich physikalische<br />

Chemie promoviert und war anschließend in einem<br />

Unternehmen in Hanau tätig, wo er Leiter der Abteilung<br />

Entwicklung wurde. Seit 1989 war er Leiter der<br />

Patentabteilung einer Konzernfirma und ist seit 2003<br />

freiberuflich als Patentanwalt tätig.<br />

Seit 1949 ist er HO-Modelleisenbahner und hat<br />

diesbezüglich seit 1956 zahlreiche Beiträge in Fachzeit -<br />

schriften veröffentlicht. Seit 1957 hält er den Bahnbetrieb in<br />

Farbdias fest und hat seit den 1960er-Jahren zahlreiche<br />

seiner bisher rund 42.000 Dias in der Fachpresse sowie in<br />

elf eigenen Farb-Bildbänden publiziert. Auch heute noch ist<br />

er mit seinen Stereo-Kameras an Bahnstrecken im In- und<br />

Ausland aktiv.<br />

(Foto von Helmut Stark am 9. August 2012 in Schorndorf)<br />

Beide Maschinen waren 1 962 von Bebra nach<br />

Kassel versetzt worden. Häufig waren die Loks bei<br />

Tageslicht unterwegs, wenn sie morgens den D 1 77<br />

von Frankfurt nach Kassel beförderten, mittags<br />

den D 1 84 in Gegenrichtung und gegen Abend mit<br />

dem E 569 wieder nach Kassel kamen. Im Januar<br />

1963 habe ich oft meine Kamera mit in die Mensa<br />

genommen und auf dem Rückweg zum chemischen<br />

Institut einen Umweg über den Bahnhof gemacht,<br />

um die Anfahrt des D 1 84 in der Kälte aufzunehmen.<br />

Im Schnee bei strahlender Sonne war<br />

10 002 am 12. Januar im Einsatz und kam mir<br />

prächtig dampfend entgegen. Kurz vor dem Auslösen<br />

der Kamera hat ein leichter Seitenwind die<br />

senkrecht zum Himmel weisende Dampffahne zur<br />

Seite gedrückt, und ich konnte eine wohl einmalige<br />

Dampfwolke abbilden.<br />

Immer wieder D 184<br />

Im Juli 1 963 wurde in Friedberg am Rosental-Viadukt<br />

fleißig an der Elektrifizierung gearbeitet.<br />

Heute ist das historische Sandstein-Bauwerk durch<br />

einen daneben errichtetes Beton-Tragwerk ersetzt,<br />

wodurch die sehr enge Gleiskrümmung in der Einfahrt<br />

zum Bahnhof einen größeren Radius erhalten<br />

konnte. Über das heute gleisfreie Baudenkmal<br />

hatte 1 0 002 am 1 5. Juli den D 1 84 auf einem Stück<br />

seines Weges von Wilhelmshaven nach Zürich be-<br />

68


MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

fördert. Als dritter Wagen ist dem Zugstamm aus<br />

Wagen der SBB ein Speisewagen vorgesetzt, dem<br />

beim Lokwechsel in Kassel je nach Bedarf noch<br />

Verstärkungswagen vorgehängt wurden.<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Blockstelle Wasserscheide<br />

Ein fotogene Stelle war die Blockstelle Wasserscheide<br />

zwischen Neustadt und Stadt Allendorf am<br />

höchsten Punkt der Main-Weser-Bahn. Am Wärterhaus<br />

zeigt unter dem Namen nach Süden ein<br />

Pfeil zum Rhein und nach Norden ein Pfeil zur<br />

Weser. Zu Zeiten des Dampfbetriebs konnte sich<br />

der Heizer ab dieser Stelle erst einmal vom Kohlenschaufeln<br />

ausruhen, während er bei ölgefeuerten<br />

Loks lediglich die Ölzufuhr zu drosseln hatte.<br />

Am 24. Juli 1 963 zeigte die 1 0 002 vor dem D 1 84<br />

das typische blaue Wölkchen nach dem Schließen<br />

des Reglers.<br />

Am 29. August 1 963 standen an der Strecke<br />

nahe dem Bahnhof Frankfurt-Bonames noch die<br />

typischen doppelten Telegrafenmasten, nachdem<br />

bereits die ersten Oberleitungsmasten provisorisch<br />

montiert waren und auf ihre vertikale Justierung<br />

warteten. An diesem Tag war im D 1 84 der Speisewagen<br />

direkt hinter der 1 0 001 eingereiht.<br />

Nach Eröffnung des elektrischen Betriebs von<br />

Frankfurt über Siegen nach Hagen am 1 4. Mai<br />

1967 kamen die Dampfloks von Norden nur noch<br />

69


FAHRZEUGE<br />

bis Gießen zum Lokwechsel.<br />

Der Einsatz der beiden 1 0er<br />

vor den D-Zügen 1 77 und 1 84<br />

blieb aber bestehen. Am kalten<br />

Morgen des 22. Oktober<br />

1965 konnte ich 10 001 nördlich<br />

von Marburg bei Cölbe<br />

mit dem D 1 77 bei sonnigem<br />

Herbstwetter auf dem Weg<br />

nach Kassel aufnehmen.<br />

Endlich auch im<br />

Führerstand!<br />

Nach Ablegung der Diplomprüfung<br />

im November 1 965<br />

habe ich Marburg für einige Zeit verlassen. Zum<br />

Abschied hat mir die Bundesbahndirektion Kassel<br />

einen besondern Wunsch erfüllt: Ich durfte am 8.<br />

Dezember von Marburg nach Kassel vor dem D 1 77<br />

auf dem Führerstand der 1 0 002 mitfahren. Leider<br />

war das Wetter dem Fotografen nicht wohl gesonnen<br />

auf seiner ersten und letzten Fahrt auf dieser<br />

Lok. Sie ist nach einem Schaden im Triebwerk im<br />

Dezember 1 966 ausgeschieden und nach einem<br />

Einsatz als Heizlok schließlich 1 972 zerlegt worden.<br />

Zur Eröffnung des elektrischen Betriebs zwischen<br />

Gießen und Kassel am 20. März 1 967 mit<br />

der E 03 003 hat die noch einsatzfähige 1 0 001 als<br />

letzte Zugfahrt auf ihrer Stammstrecke einen Sonderzug<br />

aus drei blauen F-Zug-Wagen mit den Honoratioren<br />

der BD Kassel nach<br />

Gießen bringen dürfen, wobei<br />

ihr im Blockabstand als<br />

„Angstlok“ die 01 1 1 05 gefolgt<br />

ist. Das stand damals auch im<br />

<strong>LOK</strong> MAGAZIN (Heft 25 vom<br />

Juli 1 967).<br />

Als besonderes Entgegenkommen<br />

der Bundesbahn<br />

durften schließlich am 28. Dezember<br />

1 967 anlässlich unserer<br />

Hochzeit meine Frau und<br />

ich von Kassel nach Altenbeken<br />

mit dem von 1 0 001 gezogenen<br />

Eilzug 378 reisen, meine<br />

Frau erster Klasse und ich auf dem Führerstand,<br />

denn Damen durften damals nicht auf eine Lok.<br />

Das war meine letzte Begegnung mit der Baureihe<br />

1 0 im Betriebseinsatz. Erfreulicherweise hat<br />

diese Lok einen Ruheplatz im Dampflokmuseum<br />

in Neuenmarkt-Wirsberg gefunden und kann auch<br />

heute noch besichtigt werden.<br />

Nach der Vorlage eines meiner letzten Fotos in<br />

Altenbeken habe ich eine Strichzeichnung angefertigt<br />

und diese hat als Vignette mein Briefpapier<br />

geziert, solange ich RBEV-Modellbahnzubehör vertrieben<br />

habe, insbesondere für die eigene Modellbahn<br />

entwickelte Punktkontakte und Weichenantriebe.<br />

So hat meine Lieblingsbaureihe noch einige<br />

Jahre lang Modellbahner erfreuen können.<br />

Dr. Rolf Brüning<br />

D 184 am 29. August 1963: Schon stehen bei Frankfurt-Bonames die ersten Oberleitungsmasten<br />

70


MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Den Rosental-Viadukt in Friedberg überquert am 15. Juli 1963 die 10 002 vor dem D 184<br />

Und wieder die 10 002 vor dem D 184: 24. Juli 1963, Blockstelle „Wasserscheide“ an der Main-Weser-Bahn<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

71


FAHRZEUGE<br />

V60 IN DER TÜRKEI<br />

Glück gehabt!<br />

FILME GERETTET <strong>Die</strong>be stehlen 1990<br />

in der Türkei den Fotokoffer von Dirk<br />

Höllerhage. <strong>Die</strong> belichteten Filme hatte<br />

er vorher umgepackt – so können wir<br />

heute hier diese Aufnahmen zeigen<br />

V<br />

iele Reisen führten mich in den 1 980er-Jahren<br />

in das sogenannte „Burdur-System“ im<br />

Westen der Türkei, denn sämtliche Züge auf<br />

den Strecken zwischen Dinar, Burdur, Isparta und<br />

Egirdir waren mit preußischen G 8 (TCDD 44.0)<br />

und Kriegslokomotiven der Baureihe 52 (TCDD<br />

56.5) bespannt! Bei einem Besuch im Jahr 1 988<br />

war die Einstellung des Dampfbetriebes aber beschlossene<br />

Sache und stand unmittelbar bevor.<br />

Während eines Familienurlaubes in Antalya zwei<br />

Jahre später machte ich mich wie so oft mit großer<br />

Neugier auf den Weg ins nur 1 80 Kilometer entfernte<br />

Burdur um zu sehen, was sich in der Zwischenzeit<br />

verändert hatte.<br />

Schrankenwärter in Gümüsgün<br />

Eisenbahn-Gänse im Draisinengleis in Karakuyu mit der DH 6517 im Hintergrund<br />

Alle Fotos Dirk Höllerhage<br />

72


V60 IN DER TÜRKEI<br />

Mit Dampflokomotiven rechnete ich natürlich<br />

nicht mehr, doch was da vor dem kleinen Lokschuppen<br />

stand, verschlug mir die Sprache: Deutsche<br />

V 60 in (fast) altroter DB-Lackierung! <strong>Die</strong> alt -<br />

ehrwürdigen Stahlrosse aus der Preußen- und<br />

Reichsbahnära waren doch tatsächlich durch Bundesbahn-Rangierlokmotiven<br />

im Streckendienst abgelöst<br />

worden. Unfassbar! Emsig brummten sie<br />

mit ihrem illustren Wagenmaterial durch die weite,<br />

unberührte Landschaft, gesäumt von bis zu<br />

3.000 Meter hohen Bergen.<br />

Nur vier DH 65, wie die V 60 nun hießen, hatte<br />

man dem Depo Burdur zugeteilt. Bei einem täglichen<br />

Bedarf von drei Planlokomotiven blieb den<br />

Eisenbahnern nicht viel Spielraum, und wehe,<br />

mehr als ein C-Kuppler wurde schadhaft! Dann fiel<br />

eben der betreffende Zug aus – und das kam nicht<br />

selten vor …<br />

Waschen am alten Preußentender<br />

Auf der Suche nach einem Hotel landete ich irgendwie<br />

im abgelegenen Abzweigbahnhof Bozanönü.<br />

Der Gast aus Alemania wurde sofort vom<br />

freundlichen Fahrdienstleiter zu einem Abendessen<br />

im <strong>Die</strong>nstraum eingeladen und bekam einen<br />

Schlafplatz auf dem Fußboden. Das Signalhorn einer<br />

V 60 riss mich zum Sonnenaufgang aus dem<br />

Schlaf. Schnell eine „Katzenwäsche“ am preußi-<br />

Katzenwäsche am Wasserwagen in Bozanönü<br />

Dizel Depo Burdur mit DH 6515 (schadhaft im Inneren des Schuppens) und DH 6516<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

73


FAHRZEUGE<br />

Der Pamukkale-Express nach Egirdir mit einer 52er kreuzt die DH 6515 mit einem GmP in Bozanönü<br />

schen Loktender, der gegenüber des Stationsgebäudes<br />

stand und mit einem Wasserkran versehen<br />

war. Geduldig wartete derweil der Frühzug aus<br />

Isparta auf dem Überholgleis, bis schließlich ein<br />

Eisenbahner zur Weiche an der westlichen Einfahrt<br />

hastete. Der Egirir-Express aus Izmir – wie<br />

hatte ich den nur vergessen können!<br />

Und dann auf einmal eine 52er!<br />

Und wieder traute ich meinen Augen nicht, denn<br />

am Horizont tauchte plötzlich eine weiße Dampffahne<br />

auf! Das Depo Dinar hielt für die Bespannung<br />

dieses Zuges immer noch eine Kriegslok der<br />

Reihe 52 bereit – die wohl letzte Planleis tung einer<br />

Dampflok in der Türkei! Mit einem kurzen Pfiff<br />

stampfte das schwarze Ungetüm an ihrer roten<br />

<strong>Die</strong>selkollegin vorbei, hielt für einen Moment am<br />

Bahnsteig und verschwand sodann mit ohrenbetäubenden<br />

Getöse in Richtung Egirdir-See.<br />

Deutsch-Deutsche Begegnung in Anatolien des<br />

Jahres 1 990 – damit hatte ich nun wirklich nicht<br />

gerechnet!<br />

Viel zu lange hielt ich mich an den Gleisen rund<br />

um Burdur auf und musste nach Rückkehr im Hotel<br />

der besorgten Familie Rede und Antwort stehen!<br />

Doch die kleinen <strong>Die</strong>selbrummer hatten mich<br />

wie einst die G 8 in ihren Bann gezogen.<br />

Erzählt sei noch, dass in der Nacht vor dem<br />

Rückflug nach Deutschland Einbrecher über das<br />

Führerstand der DH 6515 mit Makinist Ömer<br />

Hoteldach und den Balkon unbemerkt in unser<br />

Zimmer eindrangen und meinen Fotokoffer stahlen.<br />

Hätte ich nicht zufällig die belichteten V 60-<br />

Filme abends aus dem Koffer genommen und in<br />

eine andere Tasche gepackt, würden die hier gezeigten<br />

Aufnahmen wohl nur noch in meiner Erinnerung<br />

existieren …<br />

Dirk Höllerhage<br />

74


V60 IN DER TÜRKEI<br />

Ist das nicht herrliche Eisenbahn? DH 6515 mit dem Zug von Isparta nach Gümüsgün bei Igdecik<br />

Lokwechsel beim GmP aus Karakuyu in Gümüsgün. An zweiter Stelle läuft ein tschechischer Wagen<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

75


GESCHICHTE<br />

76


RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />

RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />

Güter-Drehscheibe<br />

im Herzen Europas<br />

SEIT 1924 IN BETRIEB 100 Kilometer Gleise, 360 Weichen,<br />

ein paar tausend Wagen jeden Tag im Ein- und Ausgang –<br />

das sind nur wenige Stichworte zum Güterbahnhof Seddin<br />

Der Rangierbahnhof Seddin ist auch ein internationaler<br />

Lokomotivtreffpunkt: <strong>Die</strong> 139 313 kam als Probefahrt<br />

vom DB-Werk Dessau, und die von PKP Cargo angemietete<br />

EU43-001 (186 126) war zur Schulung von Lokführern<br />

eingeteilt (29. Juli 2008)<br />

Alois Hoffmann-Meier<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

77


GESCHICHTE<br />

V<br />

on der Vielzahl der Rangierbahnhöfe der<br />

Deutschen Reichsbahn blieb nach der Kategorisierung<br />

der Deutschen Bahn (bzw. der<br />

Deutschen Bundesbahn) nur der südwestlich Berlins<br />

gelegene an der Strecke Griebnitzsee, Abzweigstelle<br />

Gbso – Wiesenburg (Mark), der ehemals<br />

Berlin-Wetzlarer Bahn übrig. Er war auch<br />

stets der modernste Bahnhof und das Vorführobjekt<br />

für Eisenbahner aus anderen Ländern.<br />

Der Verschiebebahnhof Seddin wurde 1 924<br />

eröffnet. Er gehört zu einem Projekt, das bereits<br />

die Preußischen Staatseisenbahnen verfolgten:<br />

große Rangierbahnhöfe und Umladehallen außerhalb<br />

Berlins, um innerstädtische Bahnhöfe zu entlasten.<br />

Bevor der neue Verschiebebahnhof vollständig<br />

genutzt werden konnte, fand dort die<br />

bekannte Verkehrsausstellung der damals noch<br />

jungen Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft statt.<br />

Seddin sollte ein zweiseitige Rangieranlage mit<br />

zwei Ablaufsystemen bei einer Leistungsfähigkeit<br />

von täglich insgesamt 3.500 Wagen im Ausgang<br />

werden. Dementsprechend entstand das Nord -<br />

system, ohne Ausfahrgruppe und mit einer kleinen<br />

Einfahr- und Nachordnungsgruppe. Ansonsten<br />

war der Rangierbahnhof großzügig gebaut worden<br />

mit Gleisen, die 1 50 Achsen starke und noch längere<br />

Züge aufnehmen konnten. Der Ablaufberg<br />

besaß zwei hydraulische Bremsen der Bauart Thyssen.<br />

Dort stand auch die größte, 1 927 gebaute Umladehalle<br />

für Stückgut außerhalb Berlins mit einem<br />

jährlichen Umschlag von 575.000 Tonnen,<br />

die den Anhalter Güterbahnhof entlastete. Trotzdem<br />

blieb der Bahnhof unfertig, denn man hatte<br />

das Südsystem zu bauen begonnen, 1 939 die Arbeiten<br />

jedoch abgebrochen. Lediglich die Strecke<br />

Großbeeren – Michendorf – Seddin ist bis 1 933<br />

ausgebaut worden.<br />

Schwere Zerstörungen nach Kriegsende<br />

Der Luftangriff am 20. April 1 945 zerstörte die<br />

Bahnhofsanlagen. Nachhaltige Folgen hatte im<br />

Juni 1 945 die während der Munitionsbergung aus-<br />

Am 21. Februar 1961 wurde dieses Foto vom Seddiner Rangierbahnhof aufgenommen. <strong>Die</strong> klassische<br />

Berliner Verschublok war die preußische T 14, Baureihe 93 0-4<br />

W. Stephan/Historische Sammlung der DB AG<br />

78


RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />

31. Dezember 1971 in Bretten: Dg 57327 mit 050 641 und 051 453, der Zug hatte 1.200 Tonnen Last<br />

Das Fernglas griffbereit: der Dispatcher im Zentralstellwerk (1980) Carl-Ernst Zimmer/Hist. Slg. der DB AG (2)<br />

gelöste Explosion von Seeminen. Sie griff im Nu<br />

auf andere abgestellte Munitionswagen über und<br />

zerstörte die Gleis- und Stellwerksanlagen sowie<br />

die Umladehalle vollständig. <strong>Die</strong> Halle ist nicht<br />

wieder aufgebaut worden, wohl aber das zerstörte<br />

<strong>Die</strong>nstgebäude.<br />

Bessere Anschlüsse in alle Richtungen<br />

Nach der Wiederherstellung der Gleisanlagen wurde<br />

der Bahnhof an den zwischen 1 951 und 1 953<br />

eröffneten Südlichen Berliner Außenring sowie an<br />

die Verbindungsgleise Michendorf – Saarmund<br />

bzw. Wilhelmshorst und Nesselgrund angebunden<br />

und war nun auch aus östlicher Richtung zu erreichen.<br />

1 958 ging das Südsystem für den internationalen<br />

Transitverkehr und 1 962 die Kontrollgruppe<br />

für den Güterverkehr nach und von West-Berlin in<br />

Betrieb. <strong>Die</strong>se Kontrollgruppe war gleich einer<br />

Grenzanlage abgeriegelt; die vom Bahnbetriebs-<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Ablaufberg mit Balkengleisbremsen – Seddin war<br />

für DDR-Verhältnisse sehr gut ausgestattet (1976)<br />

79


GESCHICHTE<br />

Am 19. August 1954 steht die 52 3464 unter der Großbekohlungsanlage im Verschiebebahnhof Seddin.<br />

<strong>Die</strong> Lok hat eine Behelfsrauchkammertür und den Floridsdorfer Kastentender Historische Sammlung der DB AG<br />

werk Berlin-Grunewald kommenden Lokomotiv -<br />

führer durften das „Kontrollterritorium“ nicht verlassen.<br />

Neben ihm stand auch das Gebäude des<br />

Grenzzollamtes Seddin.<br />

1962 hatte Seddin Transitgüterzüge von und<br />

nach Gutenfürst, Oebisfelde, Schwanheide, Saßnitz,<br />

Kietz, Bad Schandau, West-Berlin zu behandeln<br />

(„Drehscheibe des Transitverkehrs“), im<br />

Reichsbahn-Binnenverkehr Durchgangsgüterzüge<br />

nach Jüterbog, Altenburg, Halle (Saale) Gbf,<br />

Roßlau, Güsten, Magdeburg-Rothensee, Brandenburg,<br />

Wustermark Rbf, Berlin-Schöneweide, Berlin-Wuhlheide<br />

und Frankfurt (Oder) Rbf. Dazu waren<br />

Nahgüterzüge für die Strecken bis Jüterbog<br />

über Treuenbrietzen oder über Großbeeren, Belzig,<br />

Brandenburg und Drewitz zu bilden.<br />

Umladen in der Güterabfertigung<br />

Da die Umladehalle nicht mehr aufgebaut worden<br />

war, wurde die Güterabfertigung (eigentlich bestand<br />

sie nur noch als Rampe) für die Umladung<br />

des Stückgutes von täglich rund 80 Wagen in die<br />

nördlichen Empfangsbezirke genutzt. In Seddin<br />

wurden auch Wagenladungen reguliert und konn-<br />

80


RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />

ZUR LAGE<br />

1973 eingestellt. Der Grund dieser Stilllegung war<br />

der Ausbau einer leistungsfähigen Ausfahrgruppe<br />

West, der die Verbindungskurve vom Bahnsteig C<br />

(Gleis 403) zur Strecke nach Beelitz Stadt im Wege<br />

war und deshalb abgetragen werden musste.<br />

ten Kühlwagen nachbeeist werden. Der Haltepunkt<br />

an der sogenannten Wetzlarer Bahn, der<br />

dem Bahnhof den Namen schenkte (er stammte<br />

wiederum von einem am Seddiner See gelegenen<br />

Fischerdorf), diente dem Fern- und Vorortverkehr<br />

von Berlin Schlesischer Bahnhof oder Berlin-<br />

Wannsee nach Güsten/Dessau bzw. Beelitz-Heilstätten.<br />

Seit dem 1 3. August 1 961 begannen und endeten<br />

die Personenzüge in Drewitz, einem Vorort<br />

von Potsdam, wenige Kilometer vom Bahnhof Seddin<br />

entfernt. Der Reiseverkehr nach Beelitz Stadt,<br />

der den Anschluss zu den Zügen Oranienburg –<br />

Wildpark – Jüterbog vermittelte, wurde am 3. Juni<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Rückstau von bis zu 3.000 Wagen<br />

Bevor 1 967 der Aus- und der Umbau der gesamten<br />

Bahnhofsanlage zu einem sogenannten leistungsbestimmenden<br />

Rangierbahnhof begannen, lag die<br />

durchschnittliche Kapazität der Ablaufberge in der<br />

Zugauflösung bei 2.850 Wagen. Sie sollte auf über<br />

3.000 Wagen und mehr gesteigert werden. <strong>Die</strong><br />

volle Kapazität konnte bis 1 990 allerdings nie genutzt<br />

werden, da der Berliner Außenring infolge<br />

der Vielzahl, teilweise mit Vorrang verkehrender<br />

Reisezüge ein Engpass war und Seddin häufig auf<br />

die Zu- und Abfuhr der Güterzüge warten musste.<br />

Dann wieder kamen konzentriert Regel- und Sonderzüge.<br />

Bis 1 971 entstand oft ein Rückstau von bis<br />

zu 3.000 Wagen. Nesselgrund war ein berüchtigter<br />

Betriebsbahnhof, auf dem die Rückstauzüge für<br />

Seddin warten mussten, in Michendorf standen die<br />

Züge wegen „Wartens auf Lok“, immer ein Zeichen<br />

81


GESCHICHTE<br />

Auf dem Berliner Außenring sind 155 038 und 155 060 am 7. April 2010 kurz vor Saarmund unterwegs.<br />

Das Ziel des Güterzuges ist Seddin, bis dorthin sind es noch knapp 15 Kilometer<br />

Sebastian Schrader<br />

SEDDIN: SO FUNKTIONIERT DER BAHNHOF<br />

Das weithin sichtbare Wahrzeichen des Verschiebebahnhofs Seddin ist der Turm des Stellwerks „Sed“ im<br />

Hintergrund in der Mitte des Bildes. Vorn rechts steht das Stellwerk „Srw“<br />

Erich Preuß<br />

82


RANGIERBAHNHOF SEDDIN<br />

<strong>Die</strong> von PKP Cargo bei Alpha Trains gemietete EU43-006 (alias 186 134) kommt mit dem FE 45432 aus<br />

Poznan-Franowo nach Seddin am 10. April 2009 am Grünauer Kreuz in Berlin vorüber Sebastian Schrader<br />

eddin ist ein Flachbahnhof mit etwa 100 Kilometer Gleisen<br />

Sund mehr als 360 Weichen. Der Betrieb wurde in zwei<br />

getrennten Bahnhofssystemen ohne Eckverkehr*) geführt.<br />

Entsprechend den Ablaufanlagen ist der Bahnhof in drei<br />

Rangierbezirke unterteilt:<br />

Rangierbezirk Ost:<br />

Für die Abstands- und Laufzielbremsung besitzt jedes<br />

Gleisbündel eine Talbremsstaffel. Richtungsgleisbremsen<br />

verschiedener Bauarten verzögern die Abläufe auf die<br />

zulässige Auflaufgeschwindigkeit von weniger als 1,5 m/s.<br />

Beidrückeinrichtungen sorgen für das kuppelreife Auflaufen<br />

in den Richtungsgleisen.<br />

Ablaufberg West:<br />

Er war von 1971 bis 1996 in Betrieb als Ersatz für eine<br />

getrennte Nachordnungsgruppe. Als 1993 der Nahbereich<br />

zum Südsystem abgegeben wurde, entfiel das Nachordnen.<br />

<strong>Die</strong> fertiggestellten Züge werden in der Ausfahrgruppe West<br />

bereitgestellt. Am 1. September 1996 wurden die<br />

Dreikraftbremsen am Westberg außer Betrieb gesetzt. <strong>Die</strong><br />

Gleise gehören zum Bereich Zugbildung/Ausfahrgruppe West.<br />

Ablaufberg Süd:<br />

Bis 1993 wurde dort die Zugauflösung und -bildung im<br />

Transitverkehr erledigt; danach die Zugauflösung und -bildung<br />

des Nahbereichs und die Bedienung der Zusatzanlagen. <strong>Die</strong><br />

in der Einfahrgruppe des Südsystems eingefahrenen Züge<br />

werden über den Ablaufberg aufgelöst. Über den selben<br />

Ablaufberg werden auch die aus der vereinigten Richtungsund<br />

Ausfahrgruppe ausfahrenden Züge gebildet bzw.<br />

nachgeordnet. Für die Abstands- und Laufzielbremsung sind<br />

Richtungsgleisbremsen vorhanden.<br />

er Bahnhof ist in zwei Fahrdienstleiterbezirke unterteilt:<br />

DStellwerke „Sed“ und „Ro“ (Bauformen GS III Sp 68 und<br />

GS II A 68 seit 1980) mit drei Fahrdienstleitern (Ost, West und<br />

Süd). Eine Etage tiefer sind die Stellwerke mit einem<br />

Weichenwärter bzw. Bremsenbediener besetzt. Dazu werden<br />

Beelitz Heilstätten und Michendorf fernbedient sowie die<br />

Stellwerke „Srw“ mit dem Fahrdienstleiter Mitte und „Rs“<br />

(Bauformen GS III Sp 68 seit 1978 und Siemens & Halske<br />

1912) mit einem Weichenwärter besetzt.<br />

*) Zum Eckverkehr kommt es auf<br />

Bahnhöfen mit zwei Rangiersystemen,<br />

wenn z. B. Wagen von der Nordrichtung<br />

kommen und zu einem anderen<br />

Bahnhof im Norden müssen. Eine<br />

Rangierlok muss diese von einem<br />

System in das andere umsetzen; die<br />

Wagen laufen dann zweimal über den<br />

Berg – was sehr unwirtschaftlich ist.<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

83


GESCHICHTE<br />

verspäteter Lokumläufe. Auch nach 1 990, in ruhigen<br />

Zeiten, wurde die Kapazität oft nicht ausgeschöpft,<br />

reichte doch die Menge der zu behandelnden<br />

Wagen nicht mehr an die von bis 1 989; der<br />

unkontinuierliche Zulauf blieb. 1 997 lag die durchschnittliche<br />

Bergleistung bei 2.300 Wagen (Seddin<br />

Nord dienstags bis freitags etwa 1 .800 Wagen, Seddin<br />

Süd 500 Wagen).<br />

362 916 am 1. Januar 2006 in Seddin, rechts sind<br />

Überbleibsel der Bekohlungsanlage sowie der<br />

dazugehörige, denkmalgeschützte Kran zu sehen<br />

Technisch auf hohem Stand<br />

Seddin erhielt von der Deutschen Reichsbahn das<br />

Beste an Rangier- und Sicherungstechnik, was die<br />

DDR zu bieten hatte oder sich als Import leisten<br />

konnte. Am 1 9. April 1 971 wurde der Hauptablaufberg<br />

Ost als Großversuchsanlage der Rangiertechnik<br />

eingeweiht. Bis 1 976 waren beide Einfahr- und<br />

Richtungsgruppen mit drei Ablaufbergen umgestaltet<br />

und erweitert, eine Ausfahrgruppe, die neue<br />

Rangiertechnik und das neue Ablaufstellwerk in<br />

Betrieb genommen worden.<br />

1. Januar 2005: <strong>Die</strong> Gleise vor der Lokhalle sind wie<br />

leergefegt. Eine Schiebebühnenlänge der alten<br />

Halle wurde abgetragen und die Vorderfront wird<br />

erneuert. Am 26. Februar 2007 sah es dann so wie<br />

unten aus: Vor der Drehscheibe warten viele<br />

typische von Seddin aus disponierte oder dort<br />

betreute Lokomotiven Alois Hoffmann-Meier (3)<br />

84


Das zweite Forschungs- und Entwicklungsthema<br />

hieß: „Großversuchsanlage Stellwerkszentralisation<br />

Seddin“, das 1 980 abgeschlossen und mit<br />

folgenden Vorteilen des „hohen Bedienungskomforts“<br />

gepriesen wurde:<br />

– Rangierfahrten über zum Teil automatisierte<br />

Fahrstraßen einschließlich Umfahrwegen,<br />

– im Zugbetrieb ebenfalls Umfahrwege,<br />

– Signalselbststellbetrieb,<br />

– Ausschaltung von Haupt- und Rangiersignalen,<br />

– Bahnhofs- und Streckenzielsperrung,<br />

– Anschluss mehrerer Bedienbezirke.<br />

<strong>Die</strong>se Einrichtungen wie die Zugnummernund<br />

Triebfahrzeugmeldeanlage waren im Westen<br />

ein alter Hut, 1 980 bei der Deutschen Reichsbahn<br />

aber etwas ganz Neues.<br />

Ab 1982 auch elektrisch erreichbar<br />

Am 23. Mai 1 982 kam der erste mit einer elektrischen<br />

Lokomotive bespannte Zug nach Seddin. Bis<br />

1985 war der Rest des Berliner Außenrings elektrisch<br />

befahrbar, 1 992 der Abschnitt nach Roßlau,<br />

1993 der Abschnitt nach Berlin Zoologischer Garten,<br />

1 994 der Anschluss Seddins an das elektrifizierte<br />

Netz auch über Wildpark – Golm hergestellt.<br />

Vom bahneigenen Forschungs- und Entwicklungswerk<br />

in Blankenburg (Harz) kam die Rangiertechnik.<br />

Das Werk begann 1 992, im Südbezirk<br />

die Steuerungssysteme zu erneuern und die Rangiertechnik<br />

zu verbessern und legte den Grundstein<br />

für die weitere Automatisierung.<br />

Das Südsystem erhielt zweischienige FEW-Balkengleisbremsen,<br />

das Nordsystem solche von<br />

Thyssen. Alle 26 Richtungsleise des Nordsystems<br />

besaßen nun Beidrückeinrichtungen.<br />

Von 1 994 bis 1 996 wurden am Ostberg die Talbremsen<br />

ersetzt. Auf der Basis der bestehenden<br />

Stellwerkstechnik ist der vollautomatische Ablaufbetrieb<br />

möglich.<br />

Freundliche Wohnungen für Eisenbahner<br />

Neben dem Rangierbahnhof entstand 1 924 die<br />

Siedlung Neuseddin mit 480 Wohnungen, Schule,<br />

Kulturhaus, Kindergarten und Kinderkrippe. Zu<br />

den Sozialeinrichtungen gehörten bei der Deutschen<br />

Reichsbahn auch eine Schneiderstube, eine<br />

Kantine und eine Betriebsgaststätte.<br />

Zum <strong>Die</strong>nstort Seddin gehörten das Bahnbetriebswerk,<br />

die Signal- und Fernmeldemeisterei,<br />

die Bahnmeisterei, das Bahnbetriebswagenwerk,<br />

ein Meisterstützpunkt der Starkstrommeisterei,<br />

das Meisterbüro der Hochbaumeisterei, die Transitleitstelle,<br />

eine Außenstelle der Betriebsschule.<br />

<strong>Die</strong> Organisationsformen wechselten seit 1 994<br />

mehrmals, Seddin ist aber immer noch ein Konzentrationspunkt<br />

von Eisenbahnern verschiedener<br />

Fachrichtungen, zum Beispiel die Fahrdienstleiter<br />

und Ablaufwärter/Gleisbremsbediener vom Geschäftsbereich<br />

Netz, das übrige Personal vom Geschäftsbereich<br />

Schenker-Rail. Erich Preuß<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Bahnland Austria.<br />

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GESCHICHTE<br />

Völlig morsche Schwellen bei Wlén und der hochmoderne SA135-003 im Schritttempo Rudolf Heym (2)<br />

SPURENSUCHE<br />

<strong>Die</strong> Bobertalbahn<br />

HIRSCHBERG (JELENIA GORA) – LÖWENBERG (LWOWEK SL) Der Bau der sehr<br />

malerischen Strecke kurz vor dem Ersten Weltkrieg hing ganz eng zusammen<br />

mit der Errichtung der seinerzeit größten Talsperre Europas<br />

N<br />

ormalerweise geht es in dieser Serie um<br />

Strecken, über die Gras gewachsen ist, die<br />

ihren Verkehr lange verloren haben und die<br />

oftmals schon völlig in Vergessenheit geraten sind.<br />

Nun, zwei dieser Voraussetzungen treffen auch für<br />

BOBERTALSPERRE<br />

ie Bobertalsperre (polnisch Jezioro Pilchowickie) wurde<br />

Dvon 1902 – 1912 zum Zweck des Hochwasserschutzes<br />

und der Gewinnung von Elektroenergie gebaut. Der<br />

Stausee ist vier Kilometer lang. <strong>Die</strong> Kronenhöhe der aus<br />

Steinen gefügten Mauer beträgt 50 Meter.<br />

<strong>Die</strong> Talsperre war bei ihrer Fertigstellung die größte<br />

Europas. Sie übertraf in Höhe und Speicherraum die kurz<br />

zuvor gebaute Urfttalsperre in der Eifel. Zur feierlichen<br />

Einweihung im Herbst 1912 kam Kaiser Wilhelm II.<br />

86<br />

diese schlesische Nebenlinie zu: Es wächst recht<br />

ordentlich Gras auf ihr, und ihre komplette Einstellung<br />

durch die Polnische Staatsbahn war beschlossen,<br />

es wurde 2007 nur noch im Schienenersatzverkehr<br />

gefahren. Aber dann kam es anders …<br />

Inzwischen rollen neuzeitliche Triebwagen: Seit<br />

dem 1 3. Dezember 2009 fahren täglich vier Zugpaare<br />

über die 1 909 eröffnete Verbindung. <strong>Die</strong> Koleje<br />

Dolnoslaskie – Niederschlesische Eisenbahn –<br />

besorgt den Verkehr. Ähnlich wie hierzulande hält<br />

die Staatsbahn dafür noch die Infrastruktur in<br />

Schuss, auch um ab und an bei Bedarf noch einen<br />

Güterzug einlegen zu können. Dabei ist der Oberbau<br />

in einem teilweise erbärmlichen Zustand. <strong>Die</strong><br />

Fahrzeiten sagen alles: Eine Stunde und 1 7 Minuten<br />

brauchen die Triebwagen für 33 Kilometer, damit<br />

sind sie langsamer als alle Züge in den Kursbüchern<br />

von 1 925, 1 944 oder 2004. Aber es wird<br />

immerhin gefahren, der Tod durch Stilllegung ist


SPURENSUCHE<br />

<strong>Die</strong> Fischbauchträgerbrücke über einen Seitenarm des Stausees mit dem SA109-004<br />

erst einmal abgewendet! 1 4 Linien hat die Niederschlesische<br />

Eisenbahn seit 2008 neu belebt. Das<br />

Unternehmen wurde am 28. Dezember 2007<br />

durch einen Beschluss der Wojewodschaft Niederschlesien<br />

gegründet und gehört ihr auch. Der<br />

Fuhrpark besteht aus modernen <strong>Die</strong>seltriebwagen<br />

der Baureihen SA1 06, SA1 09, SA1 32, SA1 34 und<br />

SA1 35.<br />

<strong>Die</strong> Strecke ist gerade am Boberstausee äußerst<br />

interessant. Der Haltepunkt Talsperre – polnisch<br />

Pilchowice Zapora – ist vielleicht die schönste<br />

Bahnstation Polens: Man steht an der verwitterten<br />

Bahnsteigkante und schaut über das Wasser des<br />

Stausees zum Kamm des Riesengebirges mit der<br />

Schneekoppe. Dann quietscht und knarrt es und<br />

mit 1 5 km/h kommt der Triebwagen herangepoltert<br />

auf Schienen, die Inschriften wie „B.V.G. Bochum<br />

1 890“ tragen. Unfassbar!<br />

Drei Tunnel bietet die Strecke – alle recht zugewachsen<br />

– und eine waghalsige Fischbauchträger-<br />

Brücke über einen Arm des Stausees.<br />

<strong>Die</strong> erste Verbindung von Hirschberg zur Baustelle<br />

der Staumauer war 1 902 übrigens eine 860-<br />

Millimeter-Materialtransportbahn, bereits für den<br />

Normalspurausbau vortrassiert. Der Wanderweg<br />

von der Station Talsperre zur Staumauer verläuft<br />

auf der alten Trasse. Übrigens wurden die Baukos -<br />

ten der Strecke seinerzeit mit denen der Talsperre<br />

verrechnet. Kein schlechtes Geschäft für Preußens<br />

sparsame Staatsbahn …<br />

Rudolf Heym<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

STICHWORTE<br />

Jelenia Gora – Lwowek Slaski<br />

Spurweite<br />

1.435 mm<br />

Länge<br />

33 km<br />

Eröffnung<br />

Hirschberg – Boberröhrsdorf 1. Oktober 1906<br />

Boberröhrsdorf – Löwenberg 28. August 1909<br />

Schienenersatzverkehr ab 2006<br />

Neueröffnung 13. Dezember 2009<br />

Internet:<br />

www.kolejedolnoslaskie.eu<br />

87


GESCHICHTE<br />

WENDELSTEINBAHN<br />

Prächtige Aussicht(en)<br />

ERÖFFNET 1912 Seit 100 Jahren<br />

führt die elektrische Zahnradbahn auf<br />

einen der schönsten Berge Bayerns<br />

D<br />

er Wendelstein genoss schon vor der touristischen<br />

Erschließung der Alpen einen hohen<br />

Bekanntheitsgrad. Von dem nahezu frei<br />

stehenden, 1 .838 Meter hohen und weithin erkennbaren<br />

Gipfel hat man einen sehr schönen<br />

Rundumblick, sowohl nach Süden zum Alpenhauptkamm<br />

als auch nach Norden ins Alpenvorland<br />

mit seinen Seen, aber auch nach Osten zur<br />

Kampenwand sowie nach Westen zur Zugspitze.<br />

Der Weg zum Gipfel ist bis auf die letzten Meter<br />

einfach. Bereits 1 71 8 entstand ganz oben auf dem<br />

Berg eine Kapelle, ein kleiner Holzbau. Im Sommer<br />

1 858 erklomm der bayerische König Max II.<br />

den Berg – zu Pferd, nicht zu Fuß. So bequem wie<br />

seine königliche Hoheit hatten es die zahlreichen<br />

Nachahmer der adeligen Bergtour nicht.<br />

Aber die Begeisterung, die der König ausgelöst<br />

hatte, hielt an. Am 1 . Juli 1 889 wurde auf einem<br />

Felsrücken etwa 1 00 Meter unterhalb des Gipfels<br />

der Grundstein für das Wendelsteinkircherl gelegt,<br />

die bis heute die höchstgelegene Kirche Deutschlands<br />

ist.<br />

Der Firma O. L. Kummer & Co (später AG Elektrizitätswerke)<br />

schien daher um die Jahrhundertwende<br />

eine Zahnradbahn von Feilnbach zum Wendelstein<br />

lohnend. Doch aus dem Projekt wurde<br />

nichts, weil die „Süddeutsche elektrische Lokalbahnen“,<br />

eine Tochterfirma, pleite ging.<br />

Zehn Jahre später griff der Geheime Kommerzienrat<br />

Otto von Steinbeis die Idee auf. Anfang<br />

1910 erteilte Prinzregent Luitpold gegen große Widerstände<br />

die Genehmigung zum Bau und Betrieb<br />

der Zahnradbahn. Steinbeis hatte mit der Verwertung<br />

von Holz in Bosnien-Herzegowina ein Vermögen<br />

gemacht. Zusammen mit anderen Unternehmern<br />

gründete er die Firma Otto Steinbeis &<br />

Consorten, die alsbald mit dem Bau der Bahn begann.<br />

Nach einer Bauzeit von nur zwei Jahren war<br />

88


WENDELSTEINBAHN<br />

Am 19. April 2011 fährt die Lok 4 mit<br />

einem Materialzug talwärts. Oben ist<br />

die höchstgelegene Kirche Deutschlands<br />

zu sehen Marcus Niedt (2)<br />

DIE STRECKE<br />

die Strecke fertig. 800 Arbeiter sprengten mit Hilfe<br />

von 35 Tonnen Sprengstoff die Trasse in den<br />

Berg. <strong>Die</strong> Baukosten betrugen drei Mio. Goldmark.<br />

Der Talbahnhof befand sich an der Staatsbahnstrecke<br />

Rosenheim – Kufstein in Brannenburg, der<br />

Bergbahnhof am Gipfelplateau nahe der Kirche.<br />

Der Betrieb wurde mit drei zweiachsigen Zahnradlokomotiven<br />

mit je zwei Personenwagen eröffnet.<br />

1935 kam eine vierte etwas stärkere Lokomotive<br />

hinzu. <strong>Die</strong> Loks schoben die Wagen und konnten<br />

bei der Talfahrt Strom ins Netz zurückspeisen.<br />

Bergfahrt in 25 Minuten<br />

Heute bringt ein moderner Zahnradtriebwagen die<br />

Besucher in gerade einmal 25 Minuten von der Talstation<br />

(507,70 m ü NN) zum Gipfelbahnhof<br />

(1 .723,80 m ü NN). Ein nicht nur längeres, sondern<br />

auch intensiveres Erlebnis verspricht die Fahrt auf<br />

Bayerns schönsten Aussichtsgipfel mit einer der<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

rüher begann die Wendelsteinbahn direkt am Bahnhof<br />

FBrannenburg. Der mitten durch den Ort führende<br />

Streckenabschnitt wurde 1961 aufgegeben, zur Endstation<br />

wurde die neue Talstation Waching. Dadurch verkürzte sich<br />

die Streckenlänge von 9,94 auf 7,66 km. Mit Zahnstange<br />

sind 6,15 km versehen, die Spurweite beträgt 1.000 mm,<br />

der Höhenunterschied 1.217 m (bei Eröffnung: 1.251 m).<br />

<strong>Die</strong> ersten 500 Meter werden im Adhäsionsbetrieb<br />

befahren, dann schwenkt die Bahn in ein tief<br />

eingeschnittenes Bachtal, wo der erste Zahnstangenabschnitt<br />

mit maximal 21 Prozent Steigung beginnt. Nach der<br />

Bewältigung von 420 Höhenmetern folgt nochmals ein<br />

etwa ein Kilometer langer flacher Adhäsionsabschnitt,<br />

bevor nach der Ausweiche Aipl – der einzigen<br />

Kreuzungsmöglichkeit – der zweite Zahnradabschnitt<br />

beginnt. Auf diesem wesentlich interessanteren, zu Fuß<br />

aber nicht zugänglichen Abschnitt, steigt die Strecke mit<br />

fast 24 Prozent an. Durch vier kurze Tunnel geht es entlang<br />

der Felswände bis zum Bergmassiv des Wendelsteins. An<br />

diesem führt die Bahn zuerst durch eine lange Schutz -<br />

galerie, dann über die 127 Meter lange und an der<br />

höchsten Stelle 17 Meter hohe Mauer – größtes Bauwerk<br />

der Strecke – und zwei weitere Tunnel in einem 90-Grad-<br />

Bogen zum zweigleisigen Gipfelbahnhof.<br />

89


GESCHICHTE<br />

Oldtimergarnituren. <strong>Die</strong>se Züge, bestehend aus einer<br />

alten Zahnradlok und zwei Personenwagen,<br />

verkehren auch heute noch regelmäßig. <strong>Die</strong> Sonderfahrten,<br />

z. B. in Form der Mondscheinfahrten<br />

(siehe www.wendelsteinbahn.de) dauern fast eine<br />

Stunde. Man kann diesen Zug natürlich auch mieten.<br />

Allerdings sind die Fahrtmöglichkeiten sehr<br />

eingeschränkt, denn tagsüber pendeln die beiden<br />

modernen Triebwagen im Stundentakt und kreuzen<br />

in der einzigen Ausweiche Aipl. An Spitzenverkehrstagen<br />

pendeln die Triebzüge zu den nachfragestärksten<br />

Tageszeiten sogar ununterbrochen,<br />

was fast zu einem Halb stundentakt führt. Dann ist<br />

keine Zeit für nostalgische Touren.<br />

Aber so hektisch geht es glücklicherweise nicht<br />

immer zu. Der Andrang der Besucher beginnt in<br />

den schönsten Jahreszeiten – dem späten Frühling<br />

und dem Herbst – meist erst um 1 0 Uhr und endet<br />

gegen 1 5 Uhr. Davor und danach ist Gelegenheit<br />

für zusätzliche Fahrten.<br />

Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Triebwagen,<br />

ist aber die Lok 4 auf Talfahrt (2011) Marcus Niedt<br />

1912 wurde die Bahn eröffnet Bild: Wendelsteinbahn<br />

100 Jahre kein Unfall im Personenverkehr<br />

Schon der Einstieg in den Wagen durch eine der<br />

vielen Seitentüren ist ein Erlebnis. <strong>Die</strong> urigen<br />

Holzbänke reichen über die gesamte Fahrzeugbreite,<br />

die großzügig verglasten Wagen ermöglichen<br />

eine gute Rundumsicht. Wer ganz hinten<br />

Platz nimmt, sieht die schiebende Zahnradlok<br />

nicht nur, sondern er hört sie auch. Nicht sanft und<br />

surrend, wie die modernen Triebwagen, sondern<br />

ruckelnd und grummelnd setzt sich die alte Lok in<br />

Bewegung. Bei der Einfahrt in die Zahnstange<br />

bremst der Lokführer, der das Fahrzeug vom Steuerabteil<br />

im ersten Wagen aus bedient, fast bis zum<br />

Stillstand ab. Mit geringster Geschwindigkeit rollt<br />

die Lok an die in Gleismitte liegende Zahnstange<br />

(System Strub), bis das Zahnrad greift. Sofort beginnt<br />

die Steigung und es ist nicht zu überhören,<br />

wie die Maschine kräftig arbeitet. Knarzend und<br />

malmend schiebt die alte Lok die beiden Wagen<br />

langsam aber gleichmäßig und zuverlässig bergan.<br />

Es spricht für sich, dass es in den 1 00 Jahren des<br />

Betriebs nicht einen einzigen Unfall im Personenbetrieb<br />

gab.<br />

Im zweiten Zahnstangenabschnitt wird nach<br />

der Ausweichstelle Aipl die Stelle passiert, an der<br />

DIE FAHRZEUGE<br />

Fahrzeug Lok 1 – 3 Lok 4 Beh 4/8 Nr 11 und 12<br />

Namen<br />

Prinzregent Luitpold und Otto von Steinbeis<br />

Hersteller Esslingen/BBC 1912 Esslingen/BBC 1935 SLM Winterthur 1990<br />

Achsformel Bo/zz Bo/zz (Az1)’(Az1)’ + (Az1)’(Az1)’<br />

Leistung 2 x 74 kW 2 x 100 kW 2 x 253 kW<br />

Gewicht 17,4 t 54 t<br />

Höchstgeschw. Adhäsion<br />

30 km/h<br />

Höchstgeschw. Zahnrad bergwärts<br />

30 km/h<br />

Höchstgeschw. Zahnrad talwärts<br />

16 km/h<br />

Platzangebot<br />

132 Sitzplätze, 74 Stehplätze<br />

90


WENDELSTEINBAHN<br />

1975 eine Lawine den frühmorgendlichen Schnee -<br />

räumzug erfasste und die Schneeschleuder und<br />

mit ihr vier Menschen in den Abgrund und den<br />

Tod riss. Wie durch ein Wunder blieb die Lok im<br />

Gleis, vier Mitarbeiter überlebten das Unglück<br />

schwer verletzt.<br />

Heute ist dieser Abschnitt durch eine Galerie<br />

geschützt, eine Gedenknische im Fels erinnert an<br />

das schreckliche Unglück. Umfangreiche Maßnahmen<br />

verhindern, dass sich Ähnliches wiederholt.<br />

An besonders gefährdeten Abschnitten werden die<br />

Schneemassen gesprengt, bevor sie Unglück anrichten<br />

können. Hohe Wächten und vom Wind<br />

bizarr geformte Schneeablagerungen künden von<br />

den Kräften der Natur, die hier herrschen. Wer im<br />

Sommer während eines der – gar nicht so seltenen<br />

– heftigen abendlichen Gewitter im Zug sitzt, ahnt<br />

schnell und eindrucksvoll, wie klein der Mensch<br />

und die von ihm geschaffene Technik ist.<br />

Unterhalb des Gipfelplateaus bietet sich ein<br />

wunderbarer Ausblick auf die benachbarten Berge<br />

bevor die Bahn im letzten, weit geschwungenen<br />

Tunnel verschwindet, der die Lokgeräusche hallend<br />

wiedergibt, bevor der Zug mit einem Ruck in<br />

der Halle des Gipfelbahnhofs zum Stehen kommt.<br />

Alte Loks noch planmäßig im Einsatz<br />

Nicht verschwiegen werden soll, dass die alten<br />

Loks planmäßig jeden Morgen als Kontrollfahrt –<br />

im Winter auch zum Schneeräumen – auf die<br />

Strecke gehen. <strong>Die</strong>ser Zug nimmt Handwerker<br />

und Beschäftigte der Sendestation und des Observatoriums<br />

mit. Zwischen dem Bergbahnhof, der<br />

rund 1 00 Höhenmeter unterhalb des Gipfels liegt,<br />

und der Kirche hat sich auf dem Plateau inzwischen<br />

ein ganzer Gebäudekomplex aus Hotel, Gastronomie,<br />

der Sendestation des Bayrischen Rundfunks<br />

und der Bergstation der Seilbahn aus dem<br />

Leitzachtal herauf entwickelt. Daher gibt es immer<br />

irgendwelche Baumaßnahmen, für die Werkzeug,<br />

Material und Arbeitskräfte befördert werden müssen.<br />

<strong>Die</strong>se Aufgabe übernimmt der erste Zug, der<br />

daher aus einem Personen- und einem Flachwagen<br />

besteht.<br />

Alle vier Loks existieren noch, Lok 3 und 4 sind<br />

betriebsfähig. Lok 1 und ein Wagen gehören dem<br />

Deutschen Museum und stehen in der Lokwelt<br />

Freilassing, Lok 2 weilte im Sommer 201 2 noch<br />

zur Hautuntersuchung. Zwei Wagen wurden an<br />

die Wachtlbahn abgegeben.<br />

Verkehrsleistungen vom Wetter abhängig<br />

Als Ausflugsbahn hatte die Wendelsteinbahn vom<br />

ersten Tag eine gemischte Perspektive. Während<br />

an schönen Ausflugstagen alle Züge im Einsatz<br />

waren und im Sichtabstand zum Gipfel und<br />

zurück fuhren, gab es an den vielen Tagen im Jahr<br />

nichts zu tun. Dementsprechend schwankte die<br />

Zahl der Reisenden je nach Saison und Wetter<br />

stark. <strong>Die</strong> Verkürzung der Strecke in den 1 960er-<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

<strong>Die</strong>se Mauer kurz vor der Gipfelstation ist das<br />

größte Bauwerk auf der Strecke<br />

Marcus Niedt<br />

Jahren reduzierte die Fahrzeit auf eine Stunde, so<br />

dass die Verkehrsspitzen besser bedient werden<br />

konnten.<br />

Immer schon war der Unterhalt des Gleiskörpers<br />

außerordentlich aufwendig und teuer. Als Anfang<br />

der 1 970er-Jahre umfangreiche Investitionen<br />

anstanden, sprangen der Freistaat Bayern und die<br />

Gebietskörperschaften der Wendelsteinbahn bei<br />

und übernahmen einen Großteil der Investitionen<br />

in die Strecke und den Umbau der Züge auf Einmannbetrieb.<br />

Zehn Jahre später geriet die Bahn erneut<br />

in die Krise. Auch dieses Mal half der Staat<br />

aus und förderte u. a. die Anschaffung von zwei<br />

neuen Triebzügen, die denen der Zugspitzbahn<br />

ähnlich, aber stärker motorisiert sind. Mit diesen<br />

Fahrzeugen dauert die Fahrt zum Gipfel weniger<br />

als 30 Minuten, so dass in Spitzenzeiten ein Halbstundentakt<br />

bei doppelter Kapazität möglich ist.<br />

<strong>Die</strong> Wendelsteinbahn GmbH gehört heute als<br />

Tochter der Lechwerke AG zur RWE AG.<br />

Marcus Niedt<br />

91


GESCHICHTE<br />

Hamm Neustadt<br />

M<br />

eine liebste Fotostelle habe ich in meiner<br />

Wahlheimat Hamm entdeckt, wo ich seit<br />

Mitte 2009 wohne. Gefunden habe ich sie<br />

allerdings erst 201 0, da ich zu diesem Zeitpunkt<br />

erst in die digitale Eisenbahnfotografie eingestiegen<br />

bin. Ich habe mir damals das Einsteigermodell<br />

Canon 1 000D zugelegt und bin seitdem viel an der<br />

Bahnstrecke unterwegs. <strong>Die</strong> Fotostelle befindet<br />

sich in Hamm Neustadt an der Hamm-Osterfelder<br />

Bahn. Das ist die zweigleisige und elektrifizierte<br />

Hauptstrecke am Nordrand des Ruhrgebietes. Sie<br />

beginnt am Bahnhof Hamm (Westfalen) und endet<br />

in Oberhausen-Osterfeld Süd, einem der größten<br />

Rangierbahnhöfe der Region.<br />

Der östliche und mittlere Teil dient beinahe ausschließlich<br />

dem Güterverkehr. Den westlichen Abschnitt<br />

teilen sich Güter- und öffentlicher Personennahverkehr.<br />

Durch die Umstellung auf ESTW<br />

Anfang des Jahres 201 2 ist auch eine höhere Dichte<br />

des Güterverkehrs zu bemerken.<br />

Am Nachmittag steht das Licht perfekt für<br />

Züge, die nach Oberhausen-Osterfeld fahren. Oft<br />

verbringe ich Zeit an dieser Stelle, sei es vor oder<br />

nach der Arbeit oder einfach nur so. Isabel Petzke<br />

92


MEINE LIEBSTE FOTOSTELLE<br />

DIE FOTOGRAFIN<br />

Isabel Petzke, ist im September 1983<br />

in Plauen im Vogtland geboren und dort<br />

auch aufgewachsen. <strong>Die</strong> Eisenbahn<br />

faszinierte Sie schon als Kleinkind. Mit<br />

fünf Jahren saß Sie bei der Uroma auf<br />

dem Gartenzaun, der sich direkt am<br />

Bahnhof Mehltheuer befand, um auf<br />

„Ludmillas“ zu warten. Ihre Familie<br />

konnte es nie nachvollziehen, wie Sie<br />

sich als Mädchen dafür begeistern<br />

konnte. Puppen waren uninteressant.<br />

Viel Zeit verbrachte Sie auch bei Ihrem<br />

Cousin, der eine große Modellbahn -<br />

anlage im Keller hatte.<br />

Das Fotografieren von Zügen in der<br />

Landschaft hat Sie erst spät entdeckt.<br />

2007 ist Sie durch einen Eisenbahn -<br />

fotografen das erste Mal mit dieser<br />

Idee konfrontiert worden.<br />

2010 ging es dann richtig los. Sie<br />

erwarb ihre erste Spiegelreflexkamera,<br />

und seitdem ist die Eisenbahnfotografie<br />

ihr leidenschaftliches Hobby.<br />

<strong>Die</strong> beliebtesten Fotoobjekte sind<br />

Güterzüge, aber auch für Sonder -<br />

leistungen oder „Ludmillas“ wird schon<br />

mal alles stehen und liegen gelassen.<br />

Vom Beruf ist Isabel Krankenschwester<br />

und arbeitet in einer Einrichtung für<br />

schwerst mehrfachbehinderte Kinder<br />

und Jugendliche. In der Familie ist Sie<br />

aber nicht die einzige mit dem Bezug<br />

zur Eisenbahn geblieben. Ihr jüngster<br />

Bruder hat im Juli dieses Jahres<br />

erfolgreich seine Lokführerausbildung<br />

abgeschlossen, was Sie sehr stolz<br />

macht.<br />

Am 5. November 2011 kam um 14:30 Uhr der<br />

„Nievenheimer“ mit der 185 402 durch Hamm<br />

Neustadt in Richtung Nievenheim<br />

Isabel Petzke<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

93


GESCHICHTE<br />

Am 24. September 1977 fuhr der letzte Planzug zwischen Baden-Baden und Baden-Oos<br />

Alle Fotos Axel Priebs<br />

IN UND UM KARLSRUHE<br />

Bunte 1970er-Jahre<br />

DB UND PRIVATE IM HERZEN BADENS Es war mehr los früher, und die<br />

Eisenbahnwelt war bunter als heute. Axel Priebs hat seine Diakästen mit der<br />

Aufschrift „Großraum Karlsruhe“ geöffnet und tritt hier den Beweis an<br />

K<br />

arlsruhe und seine Region hatten in den<br />

1970er-Jahren dem Eisenbahnfreund viel Interessantes<br />

zu bieten. Da ich einen Teil dieses<br />

Jahrzehnts als Jugendlicher in der ehemaligen<br />

badischen Landeshauptstadt verbrachte, gehören<br />

Bilder von den Strecken und Bahnhöfen dieser Region<br />

zu den ältesten und für mich wertvollsten Beständen<br />

meines Archivs.<br />

94<br />

Ein interessantes Jagdgebiet für Fotografen war<br />

natürlich immer der imposante Karlsruher Hauptbahnhof,<br />

der 1 91 3 in einer großzügigen Anlage an<br />

einen damals weit außerhalb der Stadt gelegenen<br />

Standort verlegt worden war. Damals wie heute ein<br />

wichtiger Bahnhof am Schnittpunkt bedeutender<br />

Nord-Süd- und Ost-West-Strecken, waren dort stets<br />

interessante Fernzüge, u. a. mit der blauen 1 1 0


IN UND UM KARLSRUHE<br />

Ein 456 im September 1977 bei der Einfahrt in den<br />

damaligen Endbahnhof Baden-Baden<br />

oder der eleganten 1 03 in Intercity-Lackierung, anzutreffen.<br />

Daneben war Karlsruhe Hbf aber auch Ausgangs-<br />

und Endpunkt der dieselbetriebenen DB-<br />

Nahverkehrszüge ins Murgtal und in den Kraichgau.<br />

Wo heute die elektrischen Triebwagen der<br />

<strong>Die</strong> 110 236 erreicht im Juli 1976 den Hauptbahnhof<br />

Karlsruhe mit einem D-Zug<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

95


GESCHICHTE<br />

218 160 am 1. Juli 1976 vor Brückenbelastungszug<br />

bei der Anfahrt zur umgebauten Rheinbrücke<br />

ZUR LAGE<br />

AVG fahren, verkehrten damals noch DB-Züge mit<br />

Loks der Baureihe 21 2 und „Silberlingen“ bzw.<br />

zweimotorige Schienenbusse.<br />

Interessant und vielfältig waren die Vorortbahnhöfe<br />

der Stadt – etwa der Bahnhof Karlsruhe-Hagsfeld,<br />

wo die Güterzüge zum Rangierbahnhof und<br />

zur Güterumgehungsstrecke aus der Hauptstrecke<br />

ausgefädelt wurden. Auch der Karlsruher Rheinhafen<br />

wies einen regen Verkehr auf, da dort Güterzüge<br />

zusammengestellt und auf die Reise geschickt<br />

wurden.<br />

Mit dem 456 nach Baden-Baden<br />

Karlsruhe Hauptbahnhof war auch regelmäßig<br />

Einsatzgebiet der markanten elektrischen Triebwagenzüge<br />

der Baureihe 456, die mich immer sehr<br />

beeindruckten. Mit ihnen war von Gleis 1 8 aus, das<br />

in Karlsruhe Hbf als Stumpfgleis endete, eine umsteigefreie<br />

Fahrt in die Kurstadt Baden-Baden möglich,<br />

deren Stadtkern damals noch über die etwa<br />

vier Kilometer lange zweigleisige, elektrifizierte<br />

Stichstrecke an die Rheintalstrecke angebunden<br />

war, von der sie in Baden-Oos abzweigte. Merkwürdigerweise<br />

war diese Strecke der Stadt Baden-<br />

Baden ein Dorn im Auge, die lieber dem Straßenverkehr<br />

mehr Raum geben wollte, weswegen die<br />

Stichbahn im September 1 977 stillgelegt wurde.<br />

Am letzten Tag fuhr dort ein geschmückter lokbespannter<br />

Zug. Sofort nach der Stilllegung wurde<br />

dann der Bahnhof Baden-Oos in „Baden-Baden“<br />

umbenannt.<br />

Meine persönliche Neugier erweckte die damals<br />

fast vergessene, zum Teil schon stillgelegte Strecke<br />

von Graben-Neudorf über Eggenstein nach Karlsruhe-Mühlburg.<br />

Das große Bahnhofsgebäude in<br />

Eggenstein, vor dem ich 1 973 einen der seltenen<br />

Nahgüterzüge mit einer Lok der Baureihe 260 ablichten<br />

konnte, zeugte davon, dass dort die ursprüngliche<br />

Hauptstrecke von Mannheim zum alten<br />

Karlsruher Hauptbahnhof verlaufen war.<br />

Heute hat sich dieser Bereich stark verändert und<br />

auch hier verkehren inzwischen AVG-Stadtbahntriebwagen.<br />

Eine 218 mit einem „Silberling“<br />

Über die eingleisige Rheinbrücke bei Karlsruhe-<br />

Maxau gelangte man von Karlsruhe in die Pfalz,<br />

die einige beschauliche DB-Nebenstrecken aufzuweisen<br />

hatte. Hierzu zählte die 1 981 vorübergehend<br />

eingestellte, seit 1 995 aber wieder aktivierte<br />

Stichstrecke von Winden nach Bad Bergzabern.<br />

Überwiegend verkehrten dort einmotorige Schienenbusse,<br />

doch wies der Fahrplan auch ein recht<br />

ungewöhnliches Eilzugpaar Karlsruhe – Bad<br />

Bergzabern auf, das lediglich aus einer Lok der<br />

Baureihe 21 8 und einem einzigen „Silberling“ bestand.<br />

Eine weitere Rheinbrücke führte etwas südlich<br />

von Karlsruhe nach Frankreich. Sie wurde zwar<br />

nur vom Autoverkehr genutzt, doch war in die<br />

Fahrbahn auch ein Bahngleis eingelassen. Hierbei<br />

handelte es sich um einen Abschnitt der strategischen<br />

Bahnlinie von Rastatt über Wintersdorf nach<br />

Roeschwoog in Frankreich. Bis 1 951 betrieb die<br />

Bundesbahn einen bescheidenen Reisezugverkehr<br />

zwischen Rastatt und dem großzügig angelegten<br />

Bahnhof Wintersdorf, wo in den 1 970er-Jahren in<br />

großer Zahl Güterwagen abgestellt wurden. <strong>Die</strong><br />

96


IN UND UM KARLSRUHE<br />

Leichtes Spiel für die 218 386: Im Oktober 1977 steht die Maschine im Bahnhof Bad Bergzabern vor einem<br />

Eilzug nach Karlsruhe Hbf, der nur aus einem „Silberling“ besteht<br />

Letzter Rest Schmalspurbetrieb: V 29.01 der SWEG im August 1976 bei Max Meier & Co in Scherzheim<br />

lok-magazin.de 12 | 2011<br />

97


GESCHICHTE<br />

Der Anfang des „Karlsruher Modells“, einer großen Erfolgsgeschichte: Der Triebwagen 20 der Albtalbahn<br />

und ein weiterer im Jahr 1978 in Doppeltraktion auf der Strecke nach Herrenalb<br />

Gleisverbindung nach Frankreich wurde aus strategischen<br />

Gründen aufrecht erhalten. Ein interessantes<br />

Fotomotiv ergab sich am 1 . Juni 1 976, nachdem<br />

die Rheinbrücke eine neue Vorlandbrücke<br />

erhalten hatte und die Brückenabnahme mit Hilfe<br />

eines Brückenbelastungszugs befahren wurde, der<br />

von einer Lok der Baureihe 21 8 gezogen wurde.<br />

Auch einige nichtbundeseigene Eisenbahnen<br />

im Karlsruher Umland waren für den Bahnfreund<br />

<strong>Die</strong> MEG-Strecken waren<br />

1971 von der SWEG übernommen<br />

und teilweise auf Normalspur<br />

umgespurt worden.<br />

interessant. Neben den von Bruchsal ausgehenden,<br />

heute ebenfalls von der AVG bedienten Nebenbahnen<br />

betrieb die SWEG südlich von Karlsruhe Reste<br />

des ehemals sehr ausgedehnten Schmalspurnetzes<br />

der Mittelbadischen Eisenbahnen (MEG). <strong>Die</strong><br />

MEG-Strecken waren 1 971 von der SWEG übernommen<br />

und teilweise auf Normalspur umgespurt<br />

worden. Auf der Strecke Schwarzach – Scherzheim<br />

fand bis zum Jahresende 1 980 noch ein sehenswerter<br />

Rest-Schmalspurbetrieb mit der V 29.01 (ex<br />

Bundesbahnlok V 29 952, heute auf der Museumsstrecke<br />

von Bruchhausen-Vilsen nach Asendorf beheimatet)<br />

statt.<br />

Abschnittsweise umgespurt worden war seit<br />

1957 auch die Albtalbahn südlich von Karlsruhe.<br />

Als Kernstück des später als „Karlsruher Modell“<br />

bekannt gewordenen Nahverkehrsnetzes verkehrten<br />

von der Karlsruher Innenstadt aus leicht modifizierte<br />

Straßenbahnwagen der AVG auf Normalspurgleisen<br />

in den Schwarzwald. 1 961 konnte der<br />

durchgehende Normalspurbetrieb nach Herrenalb<br />

aufgenommen werden, die Umspurung der Stichstrecke<br />

nach Langensteinbach war 1 966 beendet<br />

und 1 975 wurde diese wieder bis Ittersbach verlängert.<br />

Auf der Albtalbahn verkehrten auch Güterzüge,<br />

die über die Verbindungsstrecke zwischen Ettlingen<br />

West (DB) und Ettlingen Stadt ins Albtal<br />

gelangten. Seit 1 974 war auf der Albtalbahn die<br />

umgebaute und umgespurte <strong>Die</strong>sellok 62 (Gmeinder<br />

1 964) im Einsatz, die zuvor als 252 901 ihren<br />

<strong>Die</strong>nst auf der DB-Schmalspurstrecke Mosbach –<br />

Mudau geleistet hatte.<br />

Wenn ich heute meine Fotos betrachte, die ich<br />

vor 35 und mehr Jahren aufgenommen habe, dann<br />

wird mir die damalige Vielfalt der Fahrzeuge und<br />

Betriebssituationen im Karlsruher Raum richtig<br />

bewusst und ich denke gerne an die damaligen<br />

„Fotosafaris“ zurück.<br />

Axel Priebs<br />

98


GEMISCHTE ZÜGE<br />

GEMISCHTE ZÜGE<br />

Rinkemühle<br />

ANSCHLUSS FASSFABRIK Mit einem<br />

Güterwagen vor der Lok des Personen -<br />

zuges fuhr man auf der Selketalbahn<br />

R<br />

recht lange Fahrzeiten gehörten auch auf den<br />

Strecken der Selketalbahn viele Jahre zum<br />

Betriebsalltag. Besonders auf dem Streckenast<br />

von Alexisbad nach Straßberg wurde die Fahrt<br />

in verschiedenen gemischten Zügen zur Gedulds -<br />

probe für die Reisenden.<br />

Grund war die Bedienung bzw. Zuführung und<br />

Abholung von Güterwagen vom Anschlussgleis<br />

zur Fassfabrik Rinkemühle am Kilometer 1 8,4,<br />

welche außer mit Nahgüterzügen auch mit den<br />

planmäßigen Personenzügen erfolgte. Besonders<br />

aufwendig war die Zuführung der schmalspurigen<br />

Güterwagen, weil diese in den Anschluss auf freier<br />

Strecke geschoben werden mussten. Dabei konnten<br />

verschiedene vorbereitende Technologien beobachtet<br />

werden. Meistens wurden die für die Rinkemühle<br />

bestimmten Wagen erst in Alexisbad dem<br />

Zug beigestellt. Aber auch von Gernrode wurden<br />

die Wagen am Zugschluss des Personenzuges<br />

schon mitgeführt. Über das Umfahrgleis im Bahnhof<br />

Silberhütte wurde der für die Rinkemühle bestimmte<br />

Wagen (es war meist nur einer) mit der<br />

Zuglok vom Schluss geholt und an die Zugspitze<br />

gesetzt. Bei der Weiterfahrt des Personenzuges<br />

wurde der Güterwagen von der Lok geschoben.<br />

<strong>Die</strong> Entfernung von Silberhütte bis zum Anschlussgleis<br />

Rinkemühle betrug 700 Meter. Zwei<br />

Betriebseisenbahner begleiteten die Fahrt. Nachdem<br />

der Wagen im Anschluss ladegerecht gestellt<br />

war, setzte der komplette Personenzug hinter die<br />

Anschlussweiche zurück und fuhr weiter nach<br />

Straßberg. <strong>Die</strong> Abholung der beladenen Güterwagen<br />

erfolgte analog, jedoch ohne den Umsetzhalt<br />

in Silberhütte.<br />

Ich habe dieses Manöver mehrmals als Fahrgast<br />

miterlebt und weiß von einer Fahrzeitverlängerung<br />

von 20 – 30 Minuten. Regelzüge für die Bedienung<br />

der Rinkemühle waren der Pmg 1 4456 und der<br />

Gmp 69722.<br />

Rangierfahrten mit besetzten Reisezügen zählten<br />

sicherlich auch bei der Deutschen Reichsbahn<br />

zur Ausnahme. Sie gehörten aber gerade auf<br />

Schmalspurbahnen mit der teilweise geringen<br />

Zugdichte zum betrieblichen Alltag. So wurde<br />

auch auf der ehemaligen Gera-Meuselwitz-Wuitzer<br />

Eisenbahn das Kieswerk in Kayna mit den planmäßigen<br />

Personenzügen in dieser Weise bedient.<br />

Rainer Heinrich<br />

Am 4. August 1970 brauchte die Fassfabrik an der Rinkemühle wieder einmal einen Wagen. Der Personenzug<br />

nach Straßberg mit einer der Mallet-Loks schob ihn von Silberhütte her 700 Meter mit Rainer Heinrich<br />

lok-magazin.de 12 | 2011<br />

99


GESCHICHTE<br />

DAS HISTORISCHE BILD<br />

Berlin, südlicher Außenring<br />

A<br />

m 21 . Mai 1 972 hatte sich Martin Stertz an<br />

dem zweigleisigen Streckenabschnitt zwischen<br />

Grünauer Kreuz und Zentralflughafen<br />

Schönefeld postiert und passte die Züge ab, die<br />

dort kamen. Ob er nun unbedingt dabei <strong>Die</strong>sel -<br />

lokomotiven im Sinn hatte, oder ob es nicht eher<br />

01 er waren, verraten wir heute nicht.<br />

Solch einer 1 20er, einer sowjetischen „Taigatrommel“,<br />

lief man damals nicht unbedingt hinterher,<br />

man drückte halt auf den Auslöser, wenn sie<br />

100


DAS HISTORISCHE BILD<br />

Foto Martin Stertz<br />

nun schon einmal so schön durch das Motiv fuhr.<br />

Und so wurde, vor nunmehr 40 Jahren, die Lok<br />

120 213, damals zum Bahnbetriebswerk Pankow<br />

gehörend, festgehalten. Auffallend ist, wie gepflegt<br />

die Maschine daherkommt.<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

Ziemlich auffällig ist auch der erste Wagen. Es<br />

ist ein Vierachser mit Fachwerkdrehgestellen, wie<br />

man ihn in jenen Jahren eigentlich eher in Bauzügen<br />

antraf. Was machte er in diesem Güterzug?<br />

Vielleicht weiß ein Leser mehr … Rudolf Heym<br />

101


GESCHICHTE<br />

VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />

Viel Betrieb<br />

150 JAHRE GEESTEBAHN 200 Züge<br />

fahren jeden Tag auf der Nord-Süd-<br />

Hauptstrecke im kleinsten Bundesland.<br />

Zwei Drittel davon transportieren<br />

Güter, Tendenz steigend<br />

B<br />

remen und das 60 Kilometer nördlich davon<br />

gelegene Bremerhaven bilden gemeinsam<br />

das kleinste Bundesland Deutschlands.<br />

Während die Stadt Bremen auf eine über tausendjährige<br />

Geschichte zurückblickt, stellt Bremerhaven<br />

ein junges Siedlungsgefüge dar, das 1 827 als<br />

versandungsfreier Hafen gegründet wurde und in<br />

seiner heutigen Form erst durch Zusammenlegung<br />

weiterer Unterweserorte bis 1 939 entstand.<br />

Bremen erreichte die Eisenbahn im Jahr 1 847 von<br />

Süden her, und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem<br />

Bremerhaven bereits existierte. Doch bis auch dieser<br />

Ort eine Bahnanbindung erhielt, sollten noch<br />

einige Jahre vergehen.<br />

Grundlage für den Bau einer Eisenbahnverbindung<br />

von Hannover nach Bremen bildeten Verträge<br />

aus dem Jahr 1 845 zwischen beiden Partnern,<br />

die Absichten konkretisieren, welche erstmals An-<br />

Eine 141 vor einem IC? Nein – eine Leer-Garnitur<br />

wird nach Bremen-Burg geschleppt, aufgenommen<br />

am Abzweig Güterbahnhof in Gröpelingen, 1981<br />

102


VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />

<strong>Die</strong> 220 014 fährt im Winter 1982 aus Dorum in Richtung Bremerhaven aus<br />

Alle Bilder Andreas Mausolf<br />

fang 1 827 benannt wurden. Seinerzeit war ein<br />

Staatsvertrag ausformuliert worden, welcher u. a.<br />

zum Ziel hatte, „das gemeinsame Handelsinteresse<br />

durch vermehrte, verbesserte und erleichterte Verbindungswege<br />

zu fördern“.<br />

Ziel war die Anbindung der Häfen<br />

<strong>Die</strong>sem Ziel kam man am 1 2. Dezember 1 847 ein<br />

erhebliches Stück näher: <strong>Die</strong> Eisenbahn erreichte<br />

von Wunstorf kommend die Hansestadt. Doch<br />

dann trat zunächst eine Pause ein. Dabei war klar,<br />

dass beide Vertragspartner, Hannover wie Bremen,<br />

ein großes Interesse an der Anbindung ihrer Seehäfen<br />

hatten, dies hatten beide bereits in den vertraglichen<br />

Grundlagen von 1 845 bekundet. Hannover<br />

wollte seine gerade eröffneten Hafenanlagen in<br />

Geestemünde – am südlichen Geesteufer gelegen<br />

– vernetzt wissen. <strong>Die</strong> Bremischen Häfen im 1 827<br />

gegründeten Bremerhaven auf dem nördlichen<br />

Geesteufer waren zum Zeitpunkt des Eisenbahn -<br />

Eine 110 passiert im Winter 1983 mit dem D 797<br />

Stuttgart – Bremerhaven die „Waller Kurve“<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

103


GESCHICHTE<br />

Eine kuriose Leistung brachte bis in die 1980er-Jahre eine Schienenbus-Einheit von Bremervörde auf die<br />

Hauptstrecke bis Stubben. Wir sehen den Zug im Mai 1982 zwischen Bremerhaven-Wulsdorf und Loxstedt<br />

SPECKENBÜTTEL<br />

er Bahnhof Speckenbüttel ist als Haltepunkt nicht mehr<br />

Dexistent, vor Ort engagiert man sich seit langer Zeit für<br />

eine Wiedereröffnung. Im Mai 1982 kommt 260 392 mit ihrem<br />

Kurzgüterzug aus Bederkesa hier an. <strong>Die</strong> Zweigstrecke<br />

entstand gemeinsam mit der Weiterführung der Geestebahn<br />

nach Cuxhaven 1896 und wurde 1914 mit der<br />

hochgelegten neuen Trassenführung neu angebunden.<br />

Heute verkehrt hier die Museumseisenbahn Bederkesa,<br />

die Fahrten bis zum Event-Ort „Schaufenster<br />

Fischereihafen“ anbietet.<br />

DWremen<br />

11<br />

013<br />

Brh Seehafen<br />

Kaiserhafen<br />

S Columbusbf<br />

Einswarden<br />

NHAM<br />

Brh<br />

Fischereihfn<br />

Dorum<br />

(Kr Wesermünde)<br />

Langen Debstedt 12128<br />

(Han)<br />

Bederkesa<br />

Drangstedt<br />

Brh-Speckenbüttel<br />

Brh-Lehe<br />

Hbf BREMERHAVEN<br />

Brh- Sellstedt<br />

Wulsdorf<br />

Loxstedt<br />

Wehdel<br />

Geeste<br />

Geesten<br />

Frelsdorf<br />

H<br />

w<br />

nsiel<br />

n<br />

b)<br />

391<br />

Lunestedt<br />

125<br />

Stubben<br />

Lune<br />

Gna<br />

rake<br />

eser)<br />

th<br />

erne<br />

p<br />

Weser<br />

Hammelwarden<br />

Br-Farge<br />

Br-Farge Ost<br />

Br-Rönnebeck<br />

Br-Blumenthal<br />

126<br />

Br-Aumund<br />

Br-Schönebeck<br />

Oldenbüttel<br />

Osterholz<br />

Scharmb<br />

Ost<br />

Br-St Magnus<br />

Br-Lesum<br />

Lübberstedt<br />

Oste<br />

Neudorf-Hütte<br />

Hüttenbus<br />

Neu St. Jürg<br />

Ahrensfelde<br />

(Bz Bremen<br />

OSTERHOLZ-<br />

SCHARMBEK We<br />

Ritterhude<br />

Hamme<br />

Bre<br />

391 Lemwerder<br />

Br-<br />

Br-Burg<br />

126 125<br />

Vegesack Br Oslebhsn<br />

Altenesch Br Inlandsh BREMEN<br />

Hude<br />

12398<br />

Br-Walle<br />

390<br />

Br Rbf<br />

120<br />

104


VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />

anschlusses der Hansestadt bereits fast zwei Jahrzehnte<br />

alt und benötigten für ein weiteres Wachstum<br />

dringend die Schiene zur effektiven Weiterleitung<br />

angelandeter Güter.<br />

Bis 1 860 errichtete Bremen zunächst auf eigene<br />

Kosten einen Anschluss an seinen klassischen Hafen<br />

am Stephanitor und baute dort den Weserbahnhof.<br />

1 ,7 Kilometer lang war die vom Hannoverschen<br />

Bahnhof zur Weser weitergeführte<br />

Strecke und stellte in Bremen die erste direkte<br />

Umschlagsmöglichkeit zwischen Schiff und Eisenbahn<br />

dar. Doch es musste weitergehen, um den<br />

weiter flussabwärts gelegenen aufstrebenden Seehäfen<br />

eine effektive Verkehrsanbindung an das<br />

Hinterland zu gewähren.<br />

Nach langwierigen Variantendiskussionen geschah<br />

dies mit der Eröffnung der sog. „Geestebahn“<br />

am 23. Januar 1 862, zunächst eingleisig ausgebaut.<br />

Eigentlich hätte Bremen lieber eine direkte<br />

Anbindung über Vegesack – das schließlich im Dezember<br />

desselben Jahres einen Abzweig von Bremen-Burg<br />

ausgehend erhielt – nach Bremerhaven<br />

gesehen. Doch es musste eine Einigung mit Hannover<br />

herbeigeführt werden, denn schließlich teilte<br />

man sich die Kosten für den Streckenbau. So<br />

wurde als Kompromiss eine Führung weiter östlich<br />

gewählt, obwohl hiermit das ursprüngliche Interesse<br />

Hannovers, den Harburger Raum anzubinden,<br />

natürlich nicht realisierbar war.<br />

Am Tag nach der Eröffnung der Strecke hob die<br />

Bremer Weser-Zeitung mit einer eleganten Formulierung<br />

die Wertigkeit der neuen Verbindung<br />

hervor. Mit ihr sei das „Schlußglied an die große Verbindungskette<br />

des mittelländischen Meeres und der<br />

Nordsee gefügt“ worden.<br />

Im Eröffnungsjahr verkehrten pro Richtung jeweils<br />

zwei Züge am Tag, bis 1 885 waren es bereits<br />

jeweils fünf. Während Geestemünde von Anfang<br />

an in den Genuss eines umfassenden, also Güter<br />

wie Personen befördernden Verkehrs gelangte, sah<br />

es bei Bremerhaven anders aus. <strong>Die</strong> am 23. Januar<br />

1862 eröffnete Geestebahn endete in Geestemünde<br />

und wurde lediglich durch eine Stichbahn, die<br />

in einem großen Bogen über die Geeste hinweg<br />

verlief, bis Bremerhaven in dessen Hafenanlagen<br />

weitergeführt. <strong>Die</strong>se Stichbahn – nach einigen<br />

Quellen erst 1 863 fertig gestellt – diente nur dem<br />

Güterverkehr.<br />

Lediglich geschlossene Auswandererzüge waren<br />

als vertraglich geregelte Ausnahme gestattet. Ab<br />

1870 war die erste Lloydhalle am Neuen Hafen<br />

Endpunkt dieser Auswandererzüge. Der Colum-<br />

<strong>Die</strong> EVB-Lok 420 13 ist täglich auf den Gleisen zwischen Bremen, Bremerhaven und Hamburg unterwegs.<br />

Wir sehen sie hier auf der Geestebahn den ehemaligen Rangierbahnhof Walle passieren<br />

lok-magazin.de 12 | 2011<br />

105


GESCHICHTE<br />

<strong>Die</strong> 150 127 im Sommer 1980 mit einem Erzzug in Bremerhaven-Lehe auf der Dammstrecke von 1914<br />

busbahnhof entstand als Kapazitätserweiterung einer<br />

in der zweiten Hälfte der 1 890er-Jahre errichteten<br />

Lloydhalle am Vorhafen der Kaiserschleuse<br />

erst bis 1 928. <strong>Die</strong> Anbindungs-Zweigstrecke von<br />

1862, welche vor dem Bahnhof Geestemünde nach<br />

Bremerhaven ausfädelte, wies eine Länge von 2,5<br />

Kilometer auf. Im regulären Personenverkehr nach<br />

Bremerhaven war also ein Umsteigen in Gees -<br />

temünde auf die Pferdebahn erforderlich! <strong>Die</strong>se<br />

verkehrte ab Sommer 1 881 nach Bremerhaven und<br />

Lehe und verlangte dem Fahrgast Geduld ab: Erst<br />

über ein Vierteljahrhundert später – im Herbst<br />

1908 – brachte der Fahrdraht eine spürbare Beschleunigung.<br />

Bremerhaven Hauptbahnhof mit 440 333 der Nordwestbahn im Februar 2012: Endlich sind Bremen und<br />

Bremerhaven durch die Regio-S-Bahn enger aneinander gerückt!<br />

106


VON BREMEN NACH BREMERHAVEN<br />

Cuxhaven ist Endpunkt der verlängerten Geestebahn: 2010 gewannen die EVB die Ausschreibung<br />

Deutlich zuvor hatte die Geestebahn Erweiterungen<br />

erfahren: 1 896 in nördliche Richtung nach<br />

Cuxhaven (mit einer Stichstrecke von Speckenbüttel<br />

nach Bederkesa, heute Museumsbahn) sowie<br />

1899 nach Osten mit der Strecke nach Bremervörde.<br />

Bis 1 91 4 die neue Führung zwischen Wulsdorf<br />

und Speckenbüttel auf einem Damm entstand, verlief<br />

die Strecke eher umständlich und betrieblich<br />

ungünstig. Mit Inbetriebnahme der neuen Strecke<br />

und der neuen Bahnhöfe verlor der bis dato als<br />

Hauptbahnhof fungierende Bahnhof Geestemünde<br />

diese Funktion und hatte fortan nur noch Bedeutung<br />

als Güterbahnhof.<br />

Auch an einem Unterwegsbahnhof in der Nähe<br />

Bremens schloss eine neue Strecke an. In Osterholz-Scharmbeck<br />

bestand ab Februar 1 91 1 die Verbindung<br />

mit der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn<br />

(BOE) ins Teufelsmoor.<br />

lok-magazin.de 12 | 2011<br />

Elektrifiziert in den 1960er-Jahren<br />

Seit Ende Mai 1 966 wird zwischen Bremen und<br />

Bremerhaven unter Fahrdraht gefahren. Im Gegensatz<br />

zu Bremen war Bremerhaven zunächst<br />

nicht Bestandteil des IC-Netzes. Doch vor allem<br />

das D-Zugpaar 796/797 band Bremerhaven an<br />

Deutschlands Süden an. Es bot eine umsteigefreie<br />

Verbindung nach Stuttgart über Hameln, Kassel<br />

und Frankfurt. Mit Neuordnung des Intercity-Verkehrs<br />

verlor schließlich Bremen die IC-Direktverbindungen<br />

nach Süden. Jetzt musste in Hannover<br />

umgestiegen werden, wofür ab Juni 1 985 die Anschlusslinie<br />

IC 3a eingerichtet wurde, die im Wechsel<br />

Oldenburg und Bremerhaven mit Hannover<br />

über Bremen verband. Doch diese Leistungen wurden<br />

bald zahlenmäßig reduziert und nur kurzzeitig<br />

stellten Interregio-Leistungen noch die Verbindung<br />

mit dem entfernteren Rest der Welt her.<br />

Täglich über 130 Güterzüge<br />

Heute ist die Strecke längst am Rande ihrer Kapazität<br />

angelangt. Der starke Güterverkehr von und<br />

zu den Häfen in Bremerhaven, deren Stromkaje<br />

inzwischen mit fünf Kilometer Länge als die längste<br />

Europas – nach manchen Quellen sogar als die<br />

längste der Welt gilt – sorgt neben dem RSB- und<br />

RE-Verkehr für volle Auslastung. Von den 200<br />

Zugleistungen täglich sind zwei Drittel Güterzüge.<br />

Seit Dezember 201 0 verkehrt die Regio-S-Bahn<br />

zwischen Bremerhaven und Bremen, die durch die<br />

Nordwestbahn mit Triebwagen vom Typ „Coradia<br />

Continental“ betrieben wird. <strong>Die</strong> Linie RS 2 führt<br />

von Bremerhaven-Lehe und Bremerhaven Hauptbahnhof<br />

weiter nach Twistringen.<br />

Seit Dezember 201 1 ist auch die Stichstrecke<br />

von Bremen-Burg nach Bremen-Vegesack in die<br />

RSB als RS 1 (Bremen-Farge – Verden) integriert.<br />

<strong>Die</strong> NWB hat mit Beginn des RSB-Verkehrs in Bremerhaven-Wulsdorf<br />

einen Stützpunkt errichtet.<br />

Auf der Strecke stehen um den Bahnhof Lübberstedt<br />

noch Flügelsignale und das klassische<br />

Empfangsgebäude des Bahnhofs Oldenbüttel entführt<br />

in zurückliegende Zeiten. Volle P&R-Parkplätze<br />

an den Stationen verraten die Bedeutung der<br />

Verbindung für den gesamten Siedlungsraum. <strong>Die</strong><br />

Fahrtzeit zwischen Bremen Hbf und Bremerhaven<br />

beträgt mit der Regio-S-Bahn in der Regel 45 Minuten,<br />

mit dem Regional-Express 35 Minuten. Als<br />

1862 die ersten Züge zwischen den beiden Weserorten<br />

verkehrten, benötigten sie dagegen noch fast<br />

zweieinhalb Stunden.<br />

Andreas Mausolf<br />

107


GESCHICHTE<br />

Das erste Lokporträt stellte die badische IVh vor: 18 316 im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen<br />

ES STAND IM <strong>LOK</strong> MAGAZIN …<br />

Das Heft 1<br />

PREMIERE 1962 Vor 50 Jahren kam<br />

das erste <strong>LOK</strong> MAGAZIN heraus.<br />

Wie sah der Themenmix damals aus?<br />

I<br />

n den letzten elf Ausgaben stellten wir Ihnen<br />

Berichte aus älteren Heften vor, immer Bezug<br />

nehmend auf unsere reale Gegenwart. Auf der<br />

Suche nach einem Thema für diesen Beitrag, im<br />

nun letzten Heft des Jahrgangs 201 2, fiel die Wahl<br />

nicht auf ein spezielles Thema, sondern auf die<br />

komplette erste Ausgabe von 1 962.<br />

Vorab stellte sich sofort die spannende Frage<br />

nach dem Inhalt. Was hatte die Redaktion um Karl-<br />

Ernst Maedel für das erste Heft ausgesucht? Mit<br />

welchen Themen sollte die neue, völlig unbekannte<br />

Leserschaft begeistert werden? Und wer war eigentlich<br />

dieser Karl-Ernst Maedel?<br />

Nun, Maedel wurde am 2. September 1 91 9 in<br />

Halle (Saale) geboren. Als begeisterter Eisenbahnnarr<br />

begann er mit 1 9 Jahren ein Maschinenbaustudium<br />

in Berlin, welches er jedoch wegen des<br />

Krieges vorzeitig abbrechen musste. 1 955 flüchtete<br />

er mit der Familie aus der DDR in den Westen und<br />

war als Kommunalbeamter in Herne, Oberhausen<br />

und zuletzt in Offenbach am Main tätig. Als Autor<br />

vieler bekannter Eisenbahn-Bücher, wie: „Deutsche<br />

Dampflokomotiven gestern und heute“, „Geliebte<br />

Dampflok“ oder „Deutsche Dampflokomotiven“,<br />

wurde Maedel sehr bekannt.<br />

Was stand nun in diesem Heft 1 ? Recht einfach,<br />

aber auch konsequent umgesetzt, war der Inhalt.<br />

Das Konzept, an dem sich über viele Jahre auch<br />

nichts änderte, waren sachlich und technisch korrekte<br />

Texte aus der Welt der Eisenbahn mit einer –<br />

nach heutigem Geschmack – recht übersichtlichen<br />

Bildauswahl.<br />

Mit Herz! Nicht nur Verstand …<br />

Mit einem Vorwort richtete sich Maedel an die Leser.<br />

Er versicherte feierlich, dass weder Verlag noch<br />

Herausgeber mit der Deutschen Bundesbahn verwand,<br />

verschwägert oder versippt wären. Sie besäßen<br />

weder den berühmten Freifahrschein oder<br />

geheimnisvolle Sondergenehmigungen zum Betreten<br />

von sämtlichen Führerständen oder Bahnbetriebswerken.<br />

Das einzige, was die geistigen Väter des in Privatinitiative<br />

entstandenen <strong>Magazin</strong>s von anderen<br />

Reisenden unterschiede, wäre das kleine Bubenherz<br />

unter dem seriösen Sakko, das in punkto Eisenbahn<br />

immer noch nicht aus dem Staunen heraus<br />

kommt. Aus dieser Begeisterung heraus zur<br />

Eisenbahn – so glaubte Maedel – könnte am ehesten<br />

ein Band zum Leser geknüpft werden, ein<br />

Band der Freundschaft unter Gleichgesinnten.<br />

108


ES STAND IM <strong>LOK</strong> MAGAZIN …<br />

Auch V 320 001 war 1962 ein Thema: Sie fährt noch heute (Bauzug in Ratingen Lintorf) Thomas Feldmann (2)<br />

Das <strong>LOK</strong> MAGAZIN wendet<br />

sich an alle Freunde der Bahn.<br />

An Alte und Junge, an Ingenieure<br />

und Laien, an Lokführer und<br />

Heizer, an Bahnhofsvorstände<br />

und Weichensteller, an Eisenbahndirektoren<br />

und Gleisbau -<br />

männer, kurzum an alle – so damals<br />

Maedel. Ob die erste<br />

Ausgabe ein Einzelstück bliebe<br />

oder der Anfang einer langen<br />

Reihe von Fortsetzungen werden<br />

würde, musste Maedel ganz in<br />

die Entscheidung der ersten Leser<br />

legen.<br />

So ganz sicher war man sich<br />

scheinbar auch seitens des damaligen<br />

Verlages nicht. <strong>Die</strong> erste<br />

Ausgabe kostete den stolzen<br />

Karl-Ernst Maedel im Alter<br />

von 75 Jahren Slg. Alfred Gottwaldt<br />

Preis von 5,80 DM (der durchschnittliche Stundenlohn<br />

betrug 1 962 3,52 DM brutto). Das Heft<br />

zierte keine laufende Nummer, kein Datum und<br />

keine Jahreszahl! Hatte man das in der Aufregung<br />

einfach vergessen? Oder war die Angst so groß, es<br />

könnte kein zweites folgen?<br />

Ausgewogener Inhalt<br />

Werfen wir kurz einen Blick in das Inhaltsverzeichnis:<br />

Ab Seite 3 geht es um die Eisenbahn des<br />

Jahres 1 962 (u. a. den neuen „Rheingold“). Es folgt<br />

ein Beitrag über die badische IVh als Lokporträt,<br />

ein Element des Heftes, das nie<br />

zur Debatte stand. Ab Seite 24<br />

werden neue Gesichter im <strong>Die</strong>sellokbau<br />

vorgestellt, namentlich<br />

die DE 2000 und V 320. Weiter<br />

folgen Beiträge über französische<br />

Dampflokomotiven und ein<br />

Porträt des Erfurter Lokomotivbauers<br />

Christian Hagans.<br />

Lokomotiven als Denkmäler<br />

und Geschichten aus der alten<br />

Reichsbahnzeit setzen die Themenliste<br />

fort. Sonderlingen im<br />

deutschen Lokbestand, wie der<br />

78 1 001 , ist ein weiterer Artikel<br />

gewidmet. Last but not least geht<br />

es auch um moderne Schienenfahrzeuge<br />

wie die V 1 00. Dass<br />

die Heftgestaltung sowie Auswahl<br />

der Themen und Aufnahmen – zu gleichen<br />

Teilen aus Gegenwart und Geschichte, mit dem<br />

Schwerpunkt auf der Dampflok – dem Publikum<br />

zusagte, steht nach 50 Jahren außer Frage. Es fanden<br />

sich genügend Leser, die sich der beigefügten<br />

Bestellkarte bedienten und das Heft 2 oder das Jahresabonnement<br />

mit vier Ausgaben zum Vorzugspreis<br />

von 20 DM bestellten.<br />

1971 zog sich Maedel als Herausgeber zurück,<br />

blieb dem <strong>LOK</strong> MAGAZIN aber noch über lange<br />

Jahre als Autor treu. Am 5. Juni 2004 schloss er in<br />

Worms für immer die Augen. Thomas Feldmann<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

109


GESCHICHTE<br />

Der VT 39 hat gerade den<br />

Haltepunkt verlassen<br />

Thomas Szymanowski<br />

WAS TUT SICH EIGENTLICH IN …<br />

Stenn<br />

ORTSTEIL VON LICHTENTANNE Knapp sechs<br />

Kilometer vom Hauptbahnhof Zwickau entfernt<br />

liegt der Haltepunkt der vogtländischen Gemeinde<br />

541<br />

Werdau Nord<br />

REICHENB<br />

(Vogtl) o Bf<br />

Oberrothenbach<br />

540<br />

530<br />

Culten-<br />

Schweinsburg<br />

Netzschkau<br />

Limbach<br />

(Vogtl)<br />

510<br />

530<br />

544<br />

Neumark<br />

(Sachs)<br />

St. Egidien<br />

Hohenst<br />

Mosel Lichtenstein Ernsttha<br />

(Sachs)<br />

K<br />

Rödlitz-<br />

Hohndorf<br />

Zw-Pölbitz<br />

Oelsnitz<br />

WERDAU ZWICKAU (Erzg)<br />

530 540 (Sachs) Hbf Mitteloels<br />

510 Z-Schedewitz Neuoel<br />

w<br />

Cainsdorf<br />

Stenn Wilkau-Haßlau<br />

535 Silberstraße Har<br />

Ebersbrunn<br />

perts-<br />

Steinpleis<br />

510 510<br />

(Sachs)<br />

Lichtentanne<br />

539<br />

Wiesenburg<br />

(Sachs)<br />

Voigtsgrün<br />

Irfersgrün<br />

Fährbrücke<br />

Schlema<br />

unt Bf<br />

Au<br />

(Sachse<br />

D<br />

ie erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft<br />

wird auf 1 386 datiert. Dabei tauchen<br />

in den folgenden Jahrhunderten die Namen<br />

Steynen, Steyn oder Steinen auf. 1 555 beginnt der<br />

Bergbau in der Umgebung, sowohl Kupfer als auch<br />

Eisen werden gefördert.<br />

Das Eisenbahnzeitalter begann in Stenn 1 875:<br />

In jenem Jahr wurde die Verbindung Zwickau<br />

– Falkenstein eröffnet. Sie wurde durch<br />

die private Zwickau-Lengenfeld-Falkensteiner<br />

Eisenbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben.<br />

Allerdings war diese Gesellschaft bereits nach einem<br />

Jahr zahlungsunfähig, sodass die Sächsische<br />

Staatseisenbahn die Betriebsführung übernahm.<br />

<strong>Die</strong> Bahn sollte vorrangig Steinkohlen aus den<br />

Zwickauer Revieren zu den Fabriken in Lengenfeld,<br />

Auerbach und Falkenstein transportieren. Der<br />

Personenverkehr spielte anfangs eher eine untergeordnete<br />

Rolle. In den 1 980er-Jahren wurde der<br />

Oberbau saniert, fortan konnten sogar die schweren<br />

sowjetischen Großdieselloks der Baureihe 1 32<br />

110<br />

SERIE<br />

98. Folge<br />

Güterzüge hinauf nach Falkenstein bringen. Vorher<br />

hatte die Baureihe 50 dort ihre Renaissance erlebt,<br />

oft mit Vorspann durch eine V 1 00 quälten<br />

sich schwere Güterzüge die langen Steigungen<br />

hinauf. Das Gleisniveau in Zwickau liegt 297 Meter<br />

über dem Meer, Falkenstein wartet mit 551 Metern<br />

auf. In Stenn, 5,78 Kilometer von Zwickau entfernt,<br />

sind es bereits 382 Meter.<br />

In der Mitte der 1 990er-Jahre war die<br />

Strecke akut einstellungsgefährdet. In einem<br />

Pilotprojekt, unterstützt vom Land Sachsen, wurden<br />

die Gleise saniert und 80 km/h zugelassen.<br />

Seit 1 997 ist die Vogtlandbahn für den Personenverkehr<br />

zuständig. Es besteht ein etwas versetzter<br />

Stundentakt zwischen Zwickau und Kraslice in<br />

Tschechien.<br />

Interessant ist, dass Stenn eine Zeit lang an das<br />

Zwickauer O-Bus-Netz angeschlossen war. 1 938<br />

war die Linie Weißenborn – Stenn eröffnet worden.<br />

Am 26. Februar 1 977 wurde der Obusverkehr<br />

Poetenweg – Stenn eingestellt. Rudolf Heym


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Tel. (089) 13 06 99-750, Fax (089) 13 06 99-700<br />

redaktion@geramond.de, www.lok-magazin.de<br />

„Willst Du was erleben? Tu’s!<br />

Fahre mit dem Schi-Stra-Bus,<br />

von Immendingen nach Weizen.<br />

Es wird dich nie mehr reizen.“<br />

Peter Grech, Ulm<br />

„Grenzen verschwinden“ in<br />

7/12:<br />

<strong>Die</strong> abgebildete Ty 5-20 ist nicht<br />

50 405, sondern 50 356. Warum?<br />

50 405 kam nach Kriegsende zur<br />

DR und wurde am 1 1 . Oktober<br />

1961 zu 50 3694 rekonstruiert.<br />

G. Dehnel, Limmritz<br />

1953: Riesenaufregung um den Schi-Stra-Bus in Kötzting Slg. Udo Kandler<br />

„Mutig, mutig“ in 10/12:<br />

Der Schreiber dieser Zeilen ist<br />

als Lehrling in den 1 950er-Jahren<br />

mit einem Schi-Stra-Bus zur<br />

Arbeit gefahren. Sehr komfortabel<br />

war das nicht. Bei der Serienausführung<br />

war die Fensterrei-<br />

he, vermutlich aus stilistischen<br />

Gründen, nach innen zum Gang<br />

hin abgewinkelt. Großgewachsene<br />

Fahrgäste stießen auf den<br />

äußeren Sitzen mit dem Kopf an<br />

die Fensterscheiben. Unter uns<br />

machte ein Spottvers die Runde:<br />

„Models am Zug“ in 11/12:<br />

Was für ein Knaller! Vereinzelt<br />

habe ich Fotos von Herrn Kolev<br />

veröffentlicht gesehen, die sich<br />

alle durch gehobene fotografische<br />

Kunst auszeichneten. Dem<br />

<strong>LOK</strong> MAGAZIN ein Danke für<br />

den mutigen und innovativen<br />

Abdruck dieser wunderschönen<br />

Bildreportage. Lobenswert, wenn<br />

es neben den Standards – perfekte<br />

Beleuchtung, Stangen unten –<br />

auch „menscheln“ darf. Karl-<br />

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Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt<br />

70193 Stuttgart Schwabstr. 96<br />

Buchhandlung Albert Müller<br />

70597 Stuttgart Epplestr. 19C<br />

Eisenbahn-Treffpunkt Schweickhardt<br />

71334 Waiblingen Biegelwiesenstr. 31<br />

112


LESERBRIEFE / HÄNDLERVERZEICHNIS / IMPRESSUM<br />

Ernst Maedel würde seine Freude<br />

daran haben. Gerne weitere<br />

Beiträge mit persönlicher Handschrift!<br />

Thomas Pütz, Hombrechtikon CH<br />

Hoffentlich verstehen das die<br />

„Pufferküsser“. <strong>Die</strong> Eisenbahn<br />

ist mehr als Zahlen und Tabellen!<br />

Kurt Böwe, Templin<br />

„Schiebung“ in 10/12:<br />

Auf der S. 73 ist die E 44 089 G<br />

abgebildet. Es handelt sich dabei<br />

aber nicht um ein Motiv aus dem<br />

Münchener Vorortverkehr. Hier<br />

ist vielmehr im Bahnhof Traunstein<br />

– 1 1 8 Bahnkilometer von<br />

München entfernt – die Personenzuggarnitur<br />

der Strecke<br />

Traunstein – Ruhpolding abgebildet,<br />

die von 1 958 bis 1 982 mit<br />

der E 44 bespannt war; mit B3y-<br />

Wagen übrigens bis 1 973. <strong>Die</strong><br />

E 44 waren meines Wissen im<br />

Bw Rosenheim beheimatet.<br />

Siegfried Wanner, München<br />

„Aktion am 6. Mai 1992“ in<br />

10/12:<br />

Habe mit großem Interesse den<br />

Artikel über die U 47.001 in<br />

Österreich gelesen. Das sind Eisenbahn-Geschichten,<br />

die man<br />

weder im Internet noch sonstwo<br />

findet! Meines Wissens kam die<br />

Lok aus Anlass des 90-jährigen<br />

Streckenjubiläums Gmünd –<br />

Groß Gerungs im selben Jahr<br />

nochmals auf die Waldviertlerbahn<br />

und führte gemeinsam mit<br />

der ÖBB-Lok 298.207 den Fest-<br />

Sonderzug.<br />

Hermann Stadler, Linz<br />

Nr. 375 | 12/12 | Dezember | 51. Jahrgang<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

Internet: www.lok-magazin.de<br />

Gegründet von Karl-Ernst Maedel †<br />

Redaktionsanschrift<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

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Alfred Gottwaldt, Markus Inderst, Udo Kandler,<br />

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Schönborn, Manfred Weisbrod, Malte Werning<br />

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Falsche Bildnachweise:<br />

<strong>Die</strong> in <strong>LOK</strong> MAGAZIN 1 0/201 2 im Beitrag „Einheits-Elloks“ auf<br />

Seite 67 unten abgebildete Aufnahme des Rheinpfeil wurde leider<br />

mit einem falschen Bildnachweis abgedruckt. Das Original<br />

des auch im Buch „<strong>Die</strong> legendären Einheits-Elloks“ des Gera-<br />

Mond-Verlags auf Seite 47 abgedruckten Bildes hat Dr. Rolf Brüning<br />

aufgenommen. Auch bei der auf Seite 24 dieses Buches<br />

abgebildeten Aufnahme der E 1 0 383 stammt das Original von<br />

Dr. Rolf Brüning. <strong>Die</strong> abgedruckten Bildnachweise „Slg. Andreas<br />

Kabelitz“ sind falsch. <strong>Die</strong> Redaktion bittet um Entschuldigung.<br />

Osiandersche Buchhandlung GmbH<br />

72072 Tübingen Unter dem Holz 25<br />

Buchhandlung Beneke<br />

72074 Tübingen Gartenstr. 16<br />

Buchverkauf Alfred Junginger<br />

73312 Geislingen Karlstr. 14<br />

Buchhandlung Robert Baier<br />

74564 Crailsheim Karlstr. 27<br />

Bauer Modelleisenbahnen<br />

74613 Öhringen Marktstr. 7<br />

Service rund ums Buch Uwe Mumm<br />

75180 Pforzheim Hirsauer Str. 122<br />

Modellbahnen Mössner<br />

79261 Gutach Landstr. 16 A<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto<br />

80634 München Schulstr. 19<br />

Eisenbahn Treffpunkt Schweickhardt<br />

86391 Stadtbergen Wankelstr. 5<br />

Buchhandlung & Antiquariat Edelmann<br />

90103 Nürnberg Postfach 11360<br />

Buchhandlung Jakob<br />

90402 Nürnberg Hefnersplatz 8<br />

Ritzer Modellbahnen<br />

90419 Nürnberg Bucher Str. 109<br />

Modellbahnvertrieb Gisela Scholz<br />

90451 Nürnberg Nördlinger Str. 13<br />

Modellspielwaren Helmut Sigmund<br />

90478 Nürnberg Schweiggerstr. 5<br />

Buchhandlung Lieret<br />

92224 Amberg Untere Nabburger Str. 17<br />

Friedrich Pustet<br />

94032 Passau Nibelungenplatz 1<br />

Buchhandlung Kleinschmidt<br />

95013 Hof Postfach 1447<br />

Schöningh Buchhandlung<br />

97034 Würzburg Postfach 110852<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder<br />

1010 Wien Wollzeile 33<br />

Modellbau Pospischil<br />

1020 Wien Novaragasse 47<br />

Technische Fachbuchhandlung<br />

1040 Wien Wiedner Hauptstr. 13<br />

Leporello – die Buchhandlung<br />

1090 Wien Liechtensteinstr. 17<br />

Leykam Buchhandels GmbH<br />

8010 Graz Stempfergasse 3<br />

Belgien und Niederlande<br />

B.V.S. – Shop-Eisenbahnbüchershop<br />

8200 Brugge 2 Stationslaan 2<br />

van Stockum Boekverkopers<br />

2512 GV Den Haag Westeinde 57<br />

Gesamtanzeigenleitung<br />

Helmut Kramer, helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270<br />

Anzeigenleitung <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

Helmut Gassner, helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.520<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 22 vom 1.1.2012<br />

Litho<br />

ludwig:media, Zell am See (Österreich)<br />

Druck<br />

Stürtz GmbH, Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg<br />

Verlag<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung<br />

Sandra Koh<br />

Vertrieb Zeitschriften<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel<br />

MZV, Moderner Zeitschriften Vertrieb<br />

GmbH & Co. KG, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Preise: Einzelheft EUR 7,50 (D), EUR 8,60 (A), CHF 14,70 (CH),<br />

bei Einzelversand zzgl. Versandkosten; Jahres abopreis (12 Hefte)<br />

EUR 81,00 (incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>LOK</strong> MAGAZIN erscheint monat lich.<br />

Sie erhalten <strong>LOK</strong> MAGAZIN in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an gut sortierten Zeitschriftenkiosken,<br />

im Fachbuchhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© by GeraMond Verlag. <strong>Die</strong> Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbil dungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der<br />

Verlag das aus schließliche Recht zur Veröffentlichung. Für<br />

unverlangt ein gesandte Fotos und Manuskripte wird keine<br />

Haftung übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Verant wortlich für den redaktionellen Inhalt: Rudolf Heym;<br />

verantwortlich für die Anzeigen: Helmut Kramer;<br />

beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />

ISSN 0458-1822 | 10813<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

113


VORSCHAU<br />

TITELTHEMA<br />

Abschied der Altbau-Elloks<br />

FAHRZEUGP0RTRÄT<br />

<strong>Die</strong> ER20-Familie<br />

Lange Zeit – viel länger, als erwartet – hielten die<br />

verschiedenen Vorkriegsbauarten der Elloks bei<br />

der Deutschen Bundesbahn aus. Wie es dazu kam,<br />

und wo die unterschiedlichen Baureihen zuletzt<br />

im Einsatz waren und welche Leistungen sie erbrachten,<br />

beleuchtet das Titelthema im Heft 1 /1 3.<br />

GESCHICHTE<br />

Besuch im Bw Nürnberg Rbf<br />

Erhard Ditz<br />

Stefan Eisenhut<br />

Das war kürzlich DIE Schlagzeile: Alle ER20 sind<br />

ausverkauft! Was ist da geschehen? Warum sind<br />

diese neuzeitlichen <strong>Die</strong>selloks, die so recht leise<br />

daherkommen, derart erfolgreich und begehrt?<br />

Markus Inderst ging der Frage nach und stellt die<br />

Maschinen in unserem Fahrzeugporträt vor.<br />

GESCHICHTE<br />

Von Dessau nach Kohlfurt<br />

Hans Müller<br />

Brian Rampp<br />

Zum Ende der 1 960er-Jahre beheimatete nur noch<br />

das Bahnbetriebswerk Rangierbahnhof in Nürnberg<br />

Dampflokomotiven, der Hauptbahnhof hatte<br />

1967 seine 01er nach Hof abgegeben. Erhardt Ditz<br />

fuhr seinerzeit mit der Straßenbahnlinie 8 hinaus<br />

und hatte natürlich die Kamera dabei. Seine Eindrücke<br />

und Fotos von damals sind ein Genuss.<br />

‘<br />

NICHT VERPASSEN: DAS <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

1/2013 ERSCHEINT AM 10. DEZEMBER 2012<br />

Lieber Leserinnen und Leser,<br />

Sie haben Freunde oder Bekannte, die sich ebenso für die<br />

Eisenbahn mit all ihren Facetten begeistern wie Sie? Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich über jeden neuen Leser.<br />

Ihr<br />

Einige Beiträge in früheren Ausgaben beschäftigten<br />

sich mit den so genannten „Heckeneilzügen“.<br />

Gemeint sind damit Zugverbindungen über sehr<br />

weite Laufwege und ungewöhnliche Strecken,<br />

meist Nebenbahnen abseits der Magistralen. Auch<br />

im Osten gab es so etwas, und Hans-J. Lange hat<br />

Bemerkenswertes zu berichten und zu zeigen.<br />

Verantwortlicher Redakteur <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

114


<strong>Die</strong> 52 8109 mit Giesl-Ejektor,<br />

im September 1975 noch<br />

zum Bw Eberswalde gehörend,<br />

setzt im Berliner Ostbahnhof einen<br />

Postzug in Bewegung Martin Weltner<br />

SCHLUSSPUNKT


Zug um Zug, Tag für Tag.<br />

Nur noch solange<br />

der Vorrat reicht!<br />

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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)

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