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atp edition Entwurf portabler eingebetteter Steuerung (Vorschau)

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Bernd Opgenoorth, Jan H. Richter, Thomas Grosch, Siemens AG;<br />

David Wolff, Alexander Fay, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg<br />

Ausgangspunkt für den <strong>Entwurf</strong> von automatisierungstechnischen<br />

Systemen sind die funktionalen<br />

Anforderungen an das automatisierte<br />

System. Im <strong>Entwurf</strong> sind darüber hinaus<br />

nicht-funktionale Anforderungen zu berücksichtigen.<br />

Zu diesen nicht-funktionalen Anforderungen<br />

zählen unter anderem die Anforderungen hinsichtlich<br />

Zuverlässigkeit (reliability), Wartbarkeit (maintainability),<br />

und Verfügbarkeit (availability), die unter dem<br />

Begriff dependability zusammengefasst werden [1], [2],<br />

der hier – wie meist üblich – mit Verlässlichkeit übersetzt<br />

wird. Weiter gefasst beinhaltet die Verlässlichkeit<br />

auch funktionale Sicherheit (safety) und Datensicherheit<br />

(security) [1]. Oftmals wird im Engineering-Ablauf<br />

ein <strong>Entwurf</strong> erstellt, der sich primär an den funktionalen<br />

Anforderungen orientiert, und dieser <strong>Entwurf</strong> wird<br />

anschließend dahingehend überprüft, ob auch die<br />

nicht-funktionalen Anforderungen erfüllt werden. Die<br />

dann erforderlichen iterativen Korrekturen führen zu<br />

erhöhtem Zeit- und Ressourcenaufwand und zu einer<br />

nicht optimalen (Unter- oder Über-)Erfüllung der nichtfunktionalen<br />

Anforderungen.<br />

Für einen effektiven und effizienten Engineering-<br />

Ablauf müssen auch die nicht-funktionalen Anforderungen<br />

bereits entwurfsbegleitend systematisch berücksichtigt<br />

werden, damit der Ingenieur jederzeit die Auswirkungen<br />

seiner <strong>Entwurf</strong>sentscheidungen auf die nichtfunktionalen<br />

Anforderungen erkennen kann [6].<br />

Dafür sind Modelle erforderlich, die es ermöglichen,<br />

sowohl Anforderungen an die Funktion als auch Zusicherungen<br />

hinsichtlich der Verlässlichkeit zusammen<br />

mit anderen Engineering-Informationen abzubilden. Diese<br />

Modelle müssen hinreichend ausdrucksstark und<br />

umfassend sein und Produkte, Fertigungsprozesse und<br />

Fertigungsressourcen gleichermaßen einschließen. Die<br />

derartige Modellierung von Verlässlichkeits-Anforderungen<br />

an den Beispielen der Verfügbarkeit für reparable<br />

Systeme und anhand der Zuverlässigkeit ist Gegenstand<br />

dieses Beitrags, siehe Bild 1. Erweiterungen zur<br />

reinen Wartbarkeitsanalyse sind leicht möglich, weil die<br />

Wartbarkeit ein Bestandteil der Verfügbarkeit ist.<br />

1. Modellierung der Verfügbarkeit:<br />

Anforderungen<br />

1.1 Zuverlässigkeit, Wartbarkeit und Verfügbarkeit<br />

In diesem Abschnitt werden die Zusammenhänge zwischen<br />

den Begriffen Zuverlässigkeit, Wartbarkeit und<br />

Verlässlichkeit für reparable Systeme zusammengefasst<br />

[3]. Diese Begriffe sind sämtlich statistisch zu verstehen<br />

und beziehen sich auf ein gegebenes System, das<br />

im Kontext dieses Beitrags eine Anlagenressource, eine<br />

komplexe Anlage oder auch ein Fertigungsprozess oder<br />

Teilprozess sein kann.<br />

Grundlage aller Begriffe ist die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

R(t), eine zeitabhängige Funktion, die<br />

ausgehend von Zeitpunkt Null zum Zeitpunkt t die<br />

Wahrscheinlichkeit dafür angibt, dass das System noch<br />

intakt ist und seine Funktion erfüllen kann:<br />

cc<br />

(1),<br />

wobei λ(t) die im Allgemeinen zeitabhängige Ausfallrate<br />

des Systems ist. Im speziellen Fall konstanter Ausfallrate<br />

λ(t) = λ für alle t (auch exponentielles Ausfallverhalten genannt)<br />

ergibt sich der einfachere Ausdruck R(t) = e – λ·t . Die<br />

Annahme konstanter Ausfallraten ist aus folgender Überlegung<br />

heraus häufig realistisch. Zwischen einer frühen<br />

Betriebsphase mit einer größeren Zahl von Frühausfällen<br />

und einer späten Betriebsphase mit verschleißbedingt zunehmenden<br />

Spätausfällen liegt eine lange Betriebsphase<br />

mit sporadisch auftretenden zufälligen Ausfällen. Diese<br />

Mechanismen führen auf einen zeitlichen Verlauf der Ausfallrate<br />

gemäß einer „Badewannenkurve“.<br />

Die Zuverlässigkeit des Systems lässt sich für eine gegebene<br />

Zeitspanne T (zum Beispiel T = 1000 h) als Wahrscheinlichkeit<br />

R(T) angeben, dass das System nach Ablauf<br />

der Zeitspanne T noch funktionsfähig ist:<br />

(2).<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

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