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STRASSENBAHN MAGAZIN Sie Straßenbahn in Dresden (Vorschau)

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Die <strong>Straßenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> • Tramoffensive <strong>in</strong> München • Hamburgs <strong>Straßenbahn</strong> 1962 • N8C: Schluss nun auch <strong>in</strong> Kassel <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12/2012<br />

Die <strong>Straßenbahn</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Dresden</strong><br />

Geschichte<br />

Fahrzeuge<br />

Zukunft<br />

Schluss nun auch <strong>in</strong> Kassel:<br />

<strong>Straßenbahn</strong>wagen N8C<br />

Lücken im Netz: Hamburgs<br />

<strong>Straßenbahn</strong> vor 50 Jahren<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

Rumäniens Trams 1982:<br />

Abenteuer per Interrail<br />

Tramoffensive <strong>in</strong> München:<br />

Neue Bahnen, mehr Verkehr


Alle DB-Lokomotiven<br />

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E<strong>in</strong>steigen, bitte …<br />

Rückkehr der Holzstühle?<br />

Stimmen <strong>Sie</strong> ab<br />

Nach e<strong>in</strong>em herrlichen Herbst s<strong>in</strong>d die warmen<br />

Tage dieses Jahres <strong>in</strong>zwischen endgültig<br />

vorbei. Nun hat die kalte, die ungemütliche<br />

Jahreszeit begonnen, <strong>in</strong> der wir dick e<strong>in</strong>gemummelt<br />

zur Tram laufen und es uns dort<br />

bequem machen.<br />

Wehmütig mag sich dabei so mancher<br />

Mann an die heißen Sommerwochen er<strong>in</strong>nern,<br />

<strong>in</strong> denen junge, schlanke Frauen mit<br />

kurzen Röcken e<strong>in</strong>- und ausstiegen. Andere<br />

haben h<strong>in</strong>gegen womöglich noch den Fahrgast<br />

gegenüber vor Augen, von dem im Juli<br />

der Schweiß unter den Armen auf die Sitzpolster<br />

tropfte. Das ist doch eklig? Ja, stimmt!<br />

Dah<strong>in</strong>gehend hygienisch unbedenklich<br />

s<strong>in</strong>d mit wasserfesten Stiften auf die mit Stoff<br />

überzogenen Tramsitze geschmierte Krakeleien<br />

– egal welchen „Inhalts“, handelt es sich<br />

dabei allerd<strong>in</strong>gs ganz klar um Sachbeschä -<br />

digung.<br />

In beiderlei Fällen – bei Schweiß wie Farbe<br />

– lassen sich die mit Stoff überzogenen<br />

S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Trams wieder Holzsitze angebracht?<br />

• Ja, denn manchmal empf<strong>in</strong>de ich es als eklig, mich auf die<br />

Polstersitze zu setzen.<br />

• Ne<strong>in</strong> – das wäre für mich e<strong>in</strong>e Zumutung!<br />

• Aufgrund verschiedener Vandalen wäre es vielleicht angebracht,<br />

aber das Holzbänke-Zeitalter liegt doch def<strong>in</strong>itiv h<strong>in</strong>ter uns!<br />

Stimmen <strong>Sie</strong> onl<strong>in</strong>e ab: www.strassenbahn-magaz<strong>in</strong>.de<br />

Tramsitze nur mit großem Aufwand re<strong>in</strong>igen<br />

bzw. des<strong>in</strong>fizieren.<br />

Das wird auch zunehmend mehr Fahrgästen<br />

bewusst – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Basel. Denn<br />

hier gab es im ersten Halbjahr 2012 e<strong>in</strong>e Abstimmung<br />

mit überraschendem Ergebnis: Die<br />

bis 2013/14 von Bombardier für die Schweizer<br />

Stadt gebauten 60 Flexity werden mit<br />

Holzsitzen angeliefert! Das ist das Ergebnis<br />

e<strong>in</strong>er von den BVB <strong>in</strong>itiierten Abstimmung.<br />

Wie für viele D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Schweiz typisch,<br />

entschieden die Basler selbst, ob sie zukünftig<br />

wie gewohnt auf Stoff oder wie <strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich<br />

vergangenen Zeiten auf Holzsitzen<br />

Platz nehmen wollen. Im Frühjahr 2002 war<br />

dazu e<strong>in</strong> speziell mit Holzschalen-Sitzen ausgestatteter<br />

„Comb<strong>in</strong>o“ etwa drei Wochen<br />

lang im BVB-Netz unterwegs. Knapp 60 Prozent<br />

der <strong>in</strong> diesem Zeitraum Befragten sprachen<br />

sich für die Holzsitze aus, nicht e<strong>in</strong>mal<br />

30 Prozent dagegen. Als Hauptargumente<br />

pro Holzbänke galten deren Vandalismus-<br />

Resistenz und Sauberkeit.<br />

In Karlsruhe lösen h<strong>in</strong>gegen<br />

spätestens 2014 von Vossloh gebaut<br />

Wagen die letzten zehn<br />

„Holz klasse“-Achtachser ab.<br />

Der Alt-VBK-Geschäftsführer<br />

Dr. Ludwig bezeichnete diese<br />

kürzlich als „Arschbetrüger“.<br />

Tja – und wie sehen <strong>Sie</strong> das?<br />

ANDRÉ MARKS<br />

Für e<strong>in</strong>e Abstimmung<br />

war im Frühjahr 2012<br />

e<strong>in</strong> mit Holzsitzen ausgerüsteter<br />

„Comb<strong>in</strong>o“<br />

<strong>in</strong> Basel unterwegs.<br />

Die Fahrgäste überzeugte<br />

deren Sitz -<br />

komfort – Bombardier<br />

liefert 2013/14 <strong>in</strong>s -<br />

gesamt 60 Flexity<br />

mit e<strong>in</strong>er derartigen<br />

Bestuhlung<br />

BVB<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

3


Inhalt<br />

Inhalt<br />

TITEL<br />

140 Jahre Dresdner <strong>Straßenbahn</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

TITEL<br />

Betriebe<br />

Angebotsoffensive und Rückfallebenen. . 16<br />

München: Verstärkungsl<strong>in</strong>ien, Taktverdichtungen, zusätzliche<br />

Fahrzeuge – Ab 9. Dezember fährt Münchens Tram öfter – solange<br />

die Variobahnen mitspielen. Zur Verstärkung der Fahrzeugflotte wurden<br />

Altwagen aufgearbeitet und acht neue Niederflurbahnen bestellt<br />

Fasz<strong>in</strong>ation zwischen Styrum<br />

und Hauptfriedhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Mülheims L<strong>in</strong>ie 110 im Porträt – Von der klassischen Ruhrpott-<br />

Industriekulisse über e<strong>in</strong>e kurze Tunnelfahrt bis zur idyllischen Steigungsstrecke:<br />

Die 110 ist e<strong>in</strong>e Reise wert – solange sie noch fährt.<br />

Ger<strong>in</strong>ge Fahrgastzahlen machen der L<strong>in</strong>ie nämlich schwer zu schaffen<br />

Unterwegs mit »Tante Frieda«. . . . . . . . . . . . . . 26<br />

100 Jahre Forchbahn Zürich – Essl<strong>in</strong>gen – <strong>Straßenbahn</strong>, Überlandbahn,<br />

U-Bahn – oder alles zusammen? Die Forchbahn bietet <strong>in</strong><br />

der Tat von allem etwas. Dieses Jahr feiert sie ihr 100-jähriges<br />

Bestehen<br />

L<strong>in</strong>ie G bald über die Traun?. . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Vorbereitung für Verb<strong>in</strong>dung der Gmundener <strong>Straßenbahn</strong><br />

mit Lokalbahn – Vor 100 Jahren wurde <strong>in</strong> Oberösterreich die meterspurige<br />

Traunseebahn Gmunden – Vorchdorf eröffnet. In den nächsten<br />

Jahren soll sie nun endlich mit der <strong>Straßenbahn</strong> Gmunden verbunden<br />

werden<br />

Titelmotiv<br />

Dresdner Wahrzeichen:<br />

Tw 1813 „Kle<strong>in</strong>er Hecht”<br />

präsentiert sich im<br />

Oktober 1969 vor dem<br />

„Goldenen Reiter”<br />

J. RICHTER<br />

RUBRIKEN<br />

»E<strong>in</strong>steigen, bitte …« . . . . 3<br />

Bild des Monats. . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt. . . . . . . . . . . 25<br />

E<strong>in</strong>st & Jetzt. . . . . . . . . . . . 40<br />

Forum, Bücher,<br />

Term<strong>in</strong>e, Impressum. . . . . . 78<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Das Allerletzte ... . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild . . . . . . 83<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

Mülheim/Ruhr: Die L<strong>in</strong>ie 110 im Porträt 20 Gmunden: <strong>Straßenbahn</strong> über die Traun? 30<br />

Stuttgart: Neue Fahrzeuge von Stadler 34 Rumänien: Interrail-Tour im Jahr 1982 68<br />

Fahrzeuge<br />

Stuttgarts neue Berl<strong>in</strong>er . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

DT8.12 für die Stuttgarter <strong>Straßenbahn</strong>en – Erstmals liefert<br />

Stadler Pankow Fahrzeuge nach Stuttgart. Im Juni begann die Endmontage<br />

des ersten Doppeltriebwagens <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Hohenschönhausen.<br />

Ende dieses Jahres geht er voraussichtlich <strong>in</strong> den Fahrgastbetrieb<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />

TITEL<br />

Neul<strong>in</strong>g zur Bundesgartenschau. . . . . . . . . . . . 42<br />

NGT8 verdrängen Kasseler N8C – Von 1981 bis 1986 bekam die<br />

Kasseler Verkehrsgesellschaft anlässlich der Bundesgartenschau und<br />

zum Ersatz älterer Zweiachser <strong>in</strong>sgesamt 22 Wagen des Typs N8C.<br />

Nun scheiden sie langsam aus dem Regeldienst aus<br />

Tram-Modelle aus dem PC . . . . . . . . . . . . 74<br />

Die neue Art des Fahrzeugbaus: Kostenlose Programme<br />

aus dem Internet helfen beim Verwirklichen eigener Tramwünsche.<br />

Vorm Konstruieren ist aber Recherche angesagt.<br />

Geschichte<br />

Tram im Barock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

140 Jahre Dresdner <strong>Straßenbahn</strong> – Die wechselvolle Geschichte<br />

der Tram <strong>in</strong> Elbflorenz von der 1872 eröffneten Pferdebahn über<br />

Große und Kle<strong>in</strong>e Hechte bis h<strong>in</strong> zu Tatrawagen und <strong>in</strong>s Niederflur -<br />

zeitalter. Mit 134 km Netzlänge gehört die Dresdner <strong>Straßenbahn</strong><br />

heute zu den größeren Betrieben <strong>in</strong> Deutschland<br />

TITEL<br />

Netzverlust und Neubau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Hamburgs Nahverkehrssituation vor 50 Jahren – Während das<br />

Tramnetz schrumpfte, wuchs das U-Bahnnetz 1961/62 weiter an.<br />

Parallel setzte auf der Hochbahn e<strong>in</strong> Generationswechsel e<strong>in</strong>. Zahl -<br />

reiche neue Fahrzeuge bestimmten fortan das Bild der Hansestadt<br />

Auf dem Trittbrett über<br />

gebrochene Schienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Auf Interrail-Tour zu Rumäniens Trams – 1982 erkundete<br />

Bernhard Kußmagk aus Berl<strong>in</strong> die <strong>Straßenbahn</strong>-Betriebe <strong>in</strong> Bukarest,<br />

im Banat sowie <strong>in</strong> <strong>Sie</strong>benbürgen. 30 Jahre danach er<strong>in</strong>nert er sich<br />

an diese Reise und an die heute nur noch schwer vorstellbaren<br />

Erlebnisse<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

5


Bild des Monats<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

Die türkische Stadt Istanbul war von 1961 im europäischen<br />

Teil sowie von 1966 im asiatischen Teil bis 1992<br />

straßenbahnfrei. Die Wiedere<strong>in</strong>führung der „Tramvay“<br />

ist e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte. Auf der sichtbaren L<strong>in</strong>ie T1,<br />

die die Stadt <strong>in</strong> Ost-West-Richtung durchquert, verkehren<br />

die Züge <strong>in</strong> sehr kurzen Intervallen. Seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

s<strong>in</strong>d zur Verstärkung des Wagenparks ex Kölner B-Wagen<br />

<strong>in</strong> Doppeltraktion im E<strong>in</strong>satz. Die Aufnahme von Bernhard<br />

Kußmagk entstand am 25. März 2011 <strong>in</strong> der Turgut<br />

Özal Caddesi westlich der Haltestelle Aksaray vor der<br />

Pertevniyal Valide Sultan Moschee.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

Die letzten beiden T4D-Doppeltraktionen 1272-1248 l<strong>in</strong>ks und 1244-1245 rechts begegnen sich an der Alexanderstraße<br />

auf der L<strong>in</strong>ie 1 Sudenburg – Lerchenwuhne – <strong>in</strong>teressanterweise <strong>in</strong> zwei unterschiedlichen Varianten<br />

der MVB-Hauslackierung<br />

F. V. RAPCZYNSKI<br />

ONLINE-UMFRAGE<br />

Erhöhungen der Fahrpreise<br />

wirklich angebracht?<br />

Im Heft 11/2012 haben wir <strong>in</strong> der<br />

Rubrik „E<strong>in</strong>steigen, bitte …“ die Er -<br />

höhung der M<strong>in</strong>eralölpreise und<br />

zeitverzögert der Tram-Fahrsche<strong>in</strong>e<br />

thematisiert. Abschließend waren <strong>Sie</strong><br />

aufgefordert, uns im Internet Ihre<br />

Me<strong>in</strong>ung zu schreiben: S<strong>in</strong>d die<br />

Erhöhungen der Fahrpreise wirklich<br />

angebracht?<br />

Lediglich 0,8 % der Teilnehmer an der<br />

Umfrage s<strong>in</strong>d auf dem Standpunkt<br />

„leider ja, denn die Kosten der Ver -<br />

kehrsbetriebe steigen ja auch.“<br />

H<strong>in</strong>gegen sagten 6,8 % der Leser ganz<br />

klar ne<strong>in</strong>! Die Gesellschaften hätten<br />

ihrer Me<strong>in</strong>ung nach genügend Spiel -<br />

raum, um das auszugleichen.<br />

Die überwältigende Mehrheit der Um -<br />

frageteilnehmer – 92,3 % – gaben<br />

h<strong>in</strong>gegen zu, dass ihnen die Trans pa -<br />

renz fehle. <strong>Sie</strong> schlugen vor, die Gesell -<br />

schaften sollten besser offen legen,<br />

warum sie die Preise anziehen. AM<br />

Magdeburg: Dem T4D-Abschied folgt im Dezember das »Aus« für die T6A2<br />

Tatra-Tw verabschieden sich aus dem Planbetrieb<br />

Über 43 Jahre gehörten sie zum<br />

Straßenbild der sachsen-anhaltischen<br />

Landeshauptstadt – die Tatrawagen<br />

vom Typ T4D/B4D. Jetzt g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Ära<br />

<strong>in</strong> der Elbstadt zu Ende. Am 18. Oktober<br />

verabschiedeten sich die letzten<br />

T4D-Doppeltraktionen <strong>in</strong> Magdeburg<br />

aus dem fahrplanmäßigen Personen-<br />

verkehr. Zuletzt waren noch die Tw<br />

1244 mit 1245 und 1272 mit 1248 unterwegs.<br />

Die letzten B4D-Beiwagen<br />

waren schon zu Beg<strong>in</strong>n der Sommerferien<br />

abgestellt worden. Grund für das<br />

Ausscheiden der T4D ist die fortschreitende<br />

Auslieferung der aktuellen Serie<br />

von elf NGT8D und die weitere Indienststellung<br />

elf umgebauter ex Berl<strong>in</strong>er<br />

B6A2-Beiwagen, die h<strong>in</strong>ter den<br />

NGT der ersten Lieferserie laufen. Dadurch<br />

wurden die T4D nach und nach<br />

entbehrlich.<br />

Zuletzt waren die Doppeltraktionen<br />

vorwiegend auf den verknüpften L<strong>in</strong>i-<br />

Auch <strong>in</strong> Magdeburg wurden <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit auf stark frequentierten<br />

L<strong>in</strong>ien, wie hier auf der L<strong>in</strong>ie<br />

1, T4D/T4D/B4D-Großzüge e<strong>in</strong>gesetzt<br />

P. KRAMMER<br />

8<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Deutschland<br />

Am 17. Oktober fuhr um 16.30 Uhr<br />

zum letzten Mal e<strong>in</strong> Zug der L<strong>in</strong>ie 9<br />

mit T4Ds, im Speziellen den E<strong>in</strong>heiten<br />

1272 und 1248, von der Leipziger<br />

Chaussee <strong>in</strong> Richtung Innenstadt<br />

ab<br />

J. HAUGK<br />

en 1 und 10 sowie auf 8 und 9 anzutreffen.<br />

Auf letzterer endete der E<strong>in</strong>satz<br />

bereits e<strong>in</strong>en Tag eher am 17. Oktober.<br />

Am 18. Oktober waren Tw 1244<br />

mit 1245 auf der L<strong>in</strong>ie 8 und Tw 1272<br />

mit 1248 auf der L<strong>in</strong>ie 1/10 im E<strong>in</strong>satz.<br />

Erster typenre<strong>in</strong>er<br />

Verkehrsbetrieb mit T4D<br />

Insgesamt wurden an die Magdeburger<br />

Verkehrsbetriebe 274 T4D der Baujahre<br />

1968 bis 1986 geliefert; dazu kamen<br />

142 B4D der Baujahre 1969 bis<br />

1987. Nachdem die ersten T4D am<br />

3. April 1969 <strong>in</strong> Magdeburg e<strong>in</strong>trafen,<br />

begann am 20. April 1969 der planmäßige<br />

E<strong>in</strong>satz auf der L<strong>in</strong>ie 3 Diesdorf –<br />

Leipziger Chaussee; zunächst zur Probe<br />

als Solowagen, später als Hängerzüge<br />

(T4D/B4D). Im Juni 1970 wurden<br />

dann die ersten Großzüge (T4D/T4D/<br />

B4D) auf der L<strong>in</strong>ie 3 e<strong>in</strong>gesetzt. Die gesamte<br />

erste Serie umfasste 36 Triebund<br />

13 Beiwagen. Nachdem 1975 die<br />

letzten Vorkriegswagen ausgesondert<br />

wurden und am 2. Juni 1978 auch die<br />

letzten Gothawagen aus dem Bestand<br />

g<strong>in</strong>gen, waren die Magdeburger Verkehrsbetriebe<br />

die ersten <strong>in</strong> der DDR,<br />

die über e<strong>in</strong>en typenre<strong>in</strong>en Wagenpark<br />

verfügten – und das bis zum 4. Dezember<br />

1989, als der erste T6A2 <strong>in</strong><br />

Magdeburg e<strong>in</strong>traf.<br />

Modifikationen<br />

im Laufe der Jahre<br />

Ab Mai 1980 wurden mehrere Triebwagen<br />

für die Heck-an-Heck-Traktion<br />

im Baustellenverkehr hergerichtet. Da<br />

dabei immer e<strong>in</strong> leerer Triebwagen<br />

h<strong>in</strong>terhergezogen wurde, wurden ab<br />

1982 <strong>in</strong>sgesamt 12 T4D mit e<strong>in</strong>er zweiten<br />

Fahrerkab<strong>in</strong>e ausgerüstet – der<br />

„Wendezug“ war geboren.<br />

Ab 1985 wurden erste Tatrawagen<br />

mit Werbung versehen, zuerst nur an<br />

der Dachkante, ab 1987 auch an der<br />

Seite.<br />

Der erste umfangreich modernisierte<br />

T4D (1266) wurde am 16. Juni 1991<br />

präsentiert. Ihm folgten alle damals<br />

noch vorhandenen Tatrawagen. Nach<br />

der Wende wurden aufgrund s<strong>in</strong>kender<br />

Fahrgastzahlen viele Tatrawagen<br />

entbehrlich und g<strong>in</strong>gen größtenteils<br />

<strong>in</strong>s Ausland, so z. B. nach Rumänien,<br />

Russland oder Nordkorea. Mit der Lieferung<br />

von Niederflurwagen des Typs<br />

NGT8D reduzierte sich das E<strong>in</strong>satzgebiet<br />

der Tatrawagen ab 1994 weiter.<br />

T6A2-Abschied im<br />

Dezember<br />

Ende 2012 sollen <strong>in</strong>sgesamt 83 NGT<br />

und 11 ehemals Berl<strong>in</strong>er B6A2 den gesamten<br />

Verkehr <strong>in</strong> Magdeburg bewältigen.<br />

Wenn am 15. Dezember 2012 die<br />

Streckenverlängerung nach Reform eröffnet<br />

wird, werden auch die jetzt noch<br />

im Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen letzten elf T6A2<br />

und der letzte B6A2 aus dem Jahr 1989<br />

ihren Dienst quittieren. Dann wird man<br />

T4D/B4D nur noch als historische Wagen<br />

im Ursprungszustand oder <strong>in</strong> modernisierter<br />

Form im W<strong>in</strong>terdienst bzw.<br />

als Arbeitswagen <strong>in</strong> Magdeburg sehen<br />

können. Wer die „runden Tatras“ noch<br />

im L<strong>in</strong>iendienst erleben möchte, muss<br />

künftig nach Leipzig oder Halle fahren.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> kann man mit Glück<br />

noch welchen begegnen – und das sogar<br />

als Dreifachtraktion.<br />

DP<br />

Bremen<br />

Nun doch zwei neue<br />

Strecken im Süden<br />

Die zuständige Deputation der Bremer<br />

Bürgerschaft zog im Oktober e<strong>in</strong>en<br />

Schlussstrich unter die öffentlich<br />

ausgetragenen Streitereien zwischen<br />

den Koalitionären zu den Tramverlängerungsprojekten<br />

im Bremer Süden:<br />

Es bleibt nun dabei, sowohl die L<strong>in</strong>ie 1<br />

<strong>in</strong> den Kern Hucht<strong>in</strong>gs als auch die L<strong>in</strong>ie<br />

8 <strong>in</strong>s niedersächsische Umland bis<br />

Weyhe/Leeste zu verlängern.<br />

Wie berichtet, hatte sich die SPD-<br />

Bürgerschaftsfraktion zuletzt gegen<br />

die Verlängerung der L<strong>in</strong>ie 1 ausgesprochen.<br />

Nachdem das Bundesverkehrsm<strong>in</strong>isterium<br />

aber für e<strong>in</strong>e ausschließliche<br />

Verlängerung der L<strong>in</strong>ie 8<br />

Auswirkungen auf die verfügbaren<br />

Bundesfördermittel <strong>in</strong> Aussicht stellte,<br />

gab die SPD-Fraktion ihre ablehnende<br />

Haltung auf. Nun sollen beide Maßnahmen<br />

– wie ursprünglich vorgesehen<br />

und beschlossen – umgesetzt werden.<br />

Da das Planfeststellungsverfahren<br />

jüngst aufgrund von anhaltenden Bürgerprotesten<br />

e<strong>in</strong>gestellt worden war,<br />

soll e<strong>in</strong> neuer Anlauf erfolgen. AMF<br />

Bochum<br />

Baubeg<strong>in</strong>n für Strecke<br />

nach Langendreer<br />

Am 21. September läutete Gisbert<br />

Schlotzhauer, Vorstand der Bochum-<br />

Gelsenkirchener <strong>Straßenbahn</strong>en AG<br />

Bremen: Würde die <strong>Straßenbahn</strong> über die Schleife Hucht<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>aus verlängert werden, könnten sich viele den Umstieg<br />

auf den Bus sparen<br />

A. MAUSOLF<br />

Karlsruhe<br />

Vom 26. Oktober bis zum 4.<br />

November hat die Karlsruher<br />

Südostbahn e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Monate<br />

nach ihrer Inbetriebnahme zum<br />

ersten Mal <strong>in</strong> größerem Stil Umleitungsverkehr<br />

für den Bau der<br />

„Kombilösung“ aufgenommen.<br />

Während dieser Zeit war der<br />

Verzweigungspunkt Durlacher<br />

Tor nicht passierbar, sodass die<br />

L<strong>in</strong>ien 1, S2, S4, S41 und S5 über<br />

die neue Strecke von der Haltestelle<br />

Tullastraße zur Ettl<strong>in</strong>ger<br />

Straße fuhren. Die L<strong>in</strong>ie 6, die<br />

normalerweise über die Südostbahn<br />

fährt, wurde dagegen zu<br />

ihrer alten Endstelle Tivoli zurückgezogen.<br />

PKR<br />

München<br />

Die im Dezember 2011 eröffnete<br />

Strecke vom Effnerplatz<br />

nach St. Emmeram wurde im Oktober<br />

mit dem „Nationalen Preis<br />

für <strong>in</strong>tegrierte Stadtentwicklung<br />

und Baukultur“ gewürdigt. Der<br />

Preis wird vom Bundesm<strong>in</strong>istierum<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

für herausragende<br />

realisierte Projekte, die zu e<strong>in</strong>er<br />

nachhaltigen Entwicklung <strong>in</strong><br />

Städten und Geme<strong>in</strong>den führen,<br />

verliehen. Gelungen sei an der<br />

„Tram St. Emeram“ unter anderem<br />

die Aufwertung der Straßenräume<br />

im Zuge der neuen <strong>Straßenbahn</strong>trasse.<br />

SM<br />

Kiel<br />

Dass die schleswig-holste<strong>in</strong>ische<br />

Landeshauptstadt Kiel ihre<br />

<strong>Straßenbahn</strong> als moderne Stadt-<br />

RegionalBahn zurückbekommt,<br />

wird wahrsche<strong>in</strong>licher. H<strong>in</strong>tergrund<br />

ist e<strong>in</strong> Spitzengespräch im<br />

zuständigen Landesm<strong>in</strong>isterium,<br />

<strong>in</strong> dessen Ergebnis das Land 25<br />

statt der bisher zugesagten 15<br />

Prozent Kosten übernehmen würde.<br />

Der Betriebskostenzuschuss<br />

bleibt bei der bisherigen Höhe.<br />

Die StadtRegionalbahn würde<br />

dem Karlsruher Modell folgen<br />

und soll Kiel mit se<strong>in</strong>em Umland<br />

verb<strong>in</strong>den. Derzeit wird der ÖPNV<br />

mit Bussen abgewickelt. FBT<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

9


Aktuell<br />

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Bochum: Für die neue Strecke nach Langendreer, die hier an der Haltestelle Unterstraße geradeaus weitergeführt<br />

wird, war am 21. September Baubeg<strong>in</strong>n<br />

B. MARTIN<br />

(Bogestra), mit dem symbolischen ersten<br />

Spatenstich den Beg<strong>in</strong>n der Bauarbeiten<br />

für die Neubaustrecke der <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ien<br />

302 und 310 von Laer<br />

über Langendreer nach Witten e<strong>in</strong>.<br />

Bis Ende 2015 wird e<strong>in</strong>e neue Schienenverb<strong>in</strong>dung<br />

im Zuge der Unterund<br />

Hauptstraße erstellt, die <strong>in</strong>klusive<br />

e<strong>in</strong>er Stichstrecke zum S-Bf. Langendreer<br />

5,4 km lang ist. <strong>Sie</strong> erschließt das<br />

Zentrum des 33.000 E<strong>in</strong>wohner zählenden<br />

Bochumer Stadtteils Langendreer<br />

und ersetzt zwischen den Haltestellen<br />

Unterstraße und Crengeldanz<br />

die weitgehend e<strong>in</strong>gleisige, am Rand<br />

der Bebauung verlaufende Bestandsstrecke<br />

der L<strong>in</strong>ie 310 über Kaltehardt<br />

und Papenholz. Es werden <strong>in</strong>sgesamt<br />

sieben Haltestellen angelegt.<br />

Begleitet wurde der Baubeg<strong>in</strong>n von<br />

anhaltenden Protesten e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

von Bürgern aus Langendreer. Zuletzt<br />

sorgte e<strong>in</strong> Anstieg der Projektkosten<br />

von 37,4 auf 60,5 Mio. Euro, der erst<br />

spät kommuniziert wurde, für Aufregung.<br />

Die Bogestra erklärte, dass <strong>in</strong><br />

der ursprünglichen Kostenschätzung<br />

nicht alle Ausgabenposten ausgewiesen<br />

worden waren und wies auf allgeme<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>flationsbed<strong>in</strong>gte Kostensteigerungen<br />

h<strong>in</strong>.<br />

BEM<br />

Schwer<strong>in</strong><br />

Baumaßnahme am<br />

Marienplatz beendet<br />

Zeitgleich mit dem Ende der Gleisbauarbeiten<br />

am Marienplatz trat am<br />

7. Oktober bei der Nahverkehrsgesellschaft<br />

Schwer<strong>in</strong> (NVS) der neue Fahrplan<br />

<strong>in</strong> Kraft. Ursprünglich sollte dieser<br />

bereits am 7. August, nach Beendigung<br />

der Baumaßnahmen am Marienplatz,<br />

aufgenommen werden. Der Marienplatz,<br />

welcher von drei der vier<br />

<strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ien sowie von sechs<br />

Busl<strong>in</strong>ien angefahren wird, ist mit täglich<br />

rund 22.000 e<strong>in</strong>- und aussteigenden<br />

Fahrgästen die zentrale Umsteigeanlage<br />

im Nahverkehr. Der Platz<br />

wurde umfassend umgebaut, wobei<br />

auch die Haltestellen sowie Gleis- und<br />

Weichenanlagen komplett erneuert<br />

wurden (s. SM 6/2012). Die Ursache<br />

für die verspätete Fertigstellung waren<br />

Lieferschwierigkeiten der <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />

bestellten Pflasterste<strong>in</strong>e. Nach dem<br />

jetzt die Verkehrsflächen und die<br />

Bahnsteige größtenteils befahrbar<br />

bzw. begehbar s<strong>in</strong>d – lediglich die L<strong>in</strong>ien<br />

2 und 4 halten stadte<strong>in</strong>wärts<br />

noch an e<strong>in</strong>em provisorischen Bahnsteig<br />

– wird der Platz wieder von allen<br />

L<strong>in</strong>ien angefahren. Dabei führen die<br />

im Umfeld noch stattf<strong>in</strong>denden Baumaßnahmen,<br />

die erhebliche Flächen<br />

beanspruchen, zu starken Verkehrsbeh<strong>in</strong>derungen.<br />

Bis Ende November sollen<br />

auch die restlichen Arbeiten an der<br />

4,1 Mio. Euro teuren Baumaßnahme<br />

abgeschlossen se<strong>in</strong>.<br />

JEP<br />

Staßfurt<br />

Denkmalstraßenbahn<br />

e<strong>in</strong>geweiht<br />

In Staßfurt, etwa auf halber Strecke<br />

zwischen Magdeburg und Halle gelegen,<br />

wurde am 24. September mit kurzen<br />

Ansprachen des Oberbürgermeisters<br />

und der Initiatoren vom Geschichtsvere<strong>in</strong><br />

vor der e<strong>in</strong>stigen „Centrale“<br />

und somit an historischer Stelle<br />

der aufgearbeitete LOWA-Triebwagen<br />

20 feierlich e<strong>in</strong>geweiht. Im Innenraum<br />

veranschaulicht e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Ausstellung<br />

zur Staßfurter <strong>Straßenbahn</strong> die<br />

wechselvolle Entwicklung dieses Verkehrsmittels,<br />

das zwischen 1900 und<br />

1957 durch die Straßen Salzstadt fuhr.<br />

Tw 20 wurde 1955 als fabrikneuer<br />

DDR-E<strong>in</strong>heitsstraßenbahnwagen vom<br />

Typ ET54 nach Staßfurt geliefert. Nach<br />

der Stilllegung der <strong>Straßenbahn</strong> gelangte<br />

der Wagen nach Magdeburg<br />

und weiter nach Gera und Naumburg.<br />

Im Juni 2010 gelang es, den Wagen <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e ursprüngliche Heimat zurückzuholen.<br />

Nach <strong>in</strong>tensiven Vorbereitungen<br />

erfolgte bis 2012 die Restaurierung<br />

im annähernden Orig<strong>in</strong>alzustand,<br />

wobei Wert auf die Staßfurter Besonderheiten<br />

wie die Lackierung und den<br />

Stangenstromabnehmer gelegt wurde.<br />

Der Triebwagen 20 er<strong>in</strong>nert nun auf<br />

orig<strong>in</strong>al geborgenen Gleisresten vor<br />

dem ehemaligen Depot an die Zeit der<br />

<strong>Straßenbahn</strong>. Künftig will der örtliche<br />

Energieversorger den Triebwagen als<br />

Kundenberatungszentrum nutzen.<br />

Schwer<strong>in</strong>: Die umfangreichen Bauarbeiten am Marienplatz konnten zum<br />

7. Oktober abgeschlossen werden J. PERBANDT<br />

Staßfurt: Tw 20 er<strong>in</strong>nert vor der e<strong>in</strong>stigen „Centrale“ an die bewegte Geschichte<br />

des 1957 e<strong>in</strong>gestellten <strong>Straßenbahn</strong>betriebs<br />

J. KARKUSCHKE<br />

10 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Deutschland<br />

Die Stadt möchte den <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e touristischen Angebote<br />

e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den und der Geschichtsvere<strong>in</strong><br />

nutzt ihn für Vorträge. Besichtigungen<br />

s<strong>in</strong>d nach vorheriger Anmeldung möglich.<br />

JEK<br />

Freiburg<br />

Generationswechsel bei<br />

den Arbeitswagen<br />

Mit der Inbetriebnahme des am 19.<br />

Juli gelieferten neuen Schienenschleifzuges<br />

der Firma W<strong>in</strong>dhoff aus Rhe<strong>in</strong>e<br />

endete, nach 30 Jahren, der E<strong>in</strong>satz<br />

des bisherigen Schienenschleiffahrzeugs<br />

ATw 405. Der ATw 405 war der<br />

letzte zweiachsige Verbandstyp-Triebwagen,<br />

der <strong>in</strong> der Stadt im Breisgau<br />

noch im alltäglichen Betrieb stand. Der<br />

von der Waggonfabrik Rastatt gefertigte<br />

Motorwagen hatte se<strong>in</strong>en ersten<br />

Betriebstag <strong>in</strong> Freiburg bereits am 13.<br />

Juni 1951 – se<strong>in</strong>erzeit noch unter der<br />

Betriebsnummer Tw 66 – im Fahrgastbetrieb.<br />

1979 folgte der erste Umbau<br />

zum Rangierfahrzeug und damit die<br />

Zuordnung des Zweiachsers zu den<br />

Arbeitstriebwagen. Nach e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Umbau war er dann ab 1982 als<br />

Schienenschleifwagen im Freiburger<br />

<strong>Straßenbahn</strong>netz unterwegs.<br />

Zum Abschied des ATw 405 haben<br />

die Freunde der Freiburger <strong>Straßenbahn</strong><br />

e.V. am 30. September Interessierte<br />

zu e<strong>in</strong>er mehrstündigen Foto-<br />

Sonderfahrt durch Freiburg e<strong>in</strong>geladen.<br />

In e<strong>in</strong>em sicherlich e<strong>in</strong>maligen Ensemble<br />

präsentierten sich abschließend alle<br />

drei Freiburger Schienenschleiffahrzeuge<br />

von 1929 bis 2012 vor der Wagenhalle<br />

des Betriebshofs Süd <strong>in</strong> der<br />

Urachstraße. Ist der Schienenschleifwagen<br />

mit der Betriebsnummer 414<br />

von Schörl<strong>in</strong>g (Baujahr 1929) im festen<br />

Bestand des historischen Fahrzeugparks,<br />

so ist der Verbleib des ATw 405<br />

<strong>in</strong> Freiburg aktuell noch ungewiss. DG<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

<strong>Straßenbahn</strong> entlang<br />

der Stresemannallee<br />

Im Jahr 2013 sollen <strong>in</strong> Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong> die Bauarbeiten für e<strong>in</strong>e neue<br />

<strong>Straßenbahn</strong>strecke <strong>in</strong> der Stresemannallee<br />

beg<strong>in</strong>nen. Mit dem Beschluss<br />

des Stadtparlaments nahm das Projekt<br />

e<strong>in</strong>er 1,1 km langen Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

den Stationen Stresemannallee/Gartenstraße<br />

und Stresemannallee/Mörfelder<br />

Landstraße im Oktober<br />

die letzte politische Hürde. Inklusive<br />

Straßen- und Kanalbauarbeiten soll<br />

der Bau 19 Mio. Euro kosten. Davon<br />

Überlandstrecke im M<strong>in</strong>uten-Takt: Durch den neuen Fahrplan der H-Bahnl<strong>in</strong>ie 2 fahren zwischen den beiden<br />

Dortmunder Campi jetzt bis zu 60 Bahnen <strong>in</strong> der Stunde<br />

P. KRAMMER<br />

H-Bahn Dortmund<br />

L<strong>in</strong>ie 1 verkürzt, L<strong>in</strong>ie 2 verdichtet<br />

Mit der Aufnahme der Vorlesungen<br />

zum W<strong>in</strong>tersemester an der TU<br />

Dortmund wurde die Kapazität der<br />

H-Bahnl<strong>in</strong>ie 2 ab dem 8. Oktober verdoppelt.<br />

Auf ihrer 1,1 km langen<br />

Strecke, die zwischen den beiden<br />

Campusbereichen Nord und Süd der<br />

Dortmunder Universität verläuft,<br />

fahren jetzt zu den Spitzenzeiten vier<br />

Bahnen je Richtung <strong>in</strong>nerhalb von 10<br />

M<strong>in</strong>uten. Da die Strecke zwischen<br />

Campus Nord und Süd nur e<strong>in</strong>spurig<br />

ist und auch von der alle zehn M<strong>in</strong>uten<br />

fahrenden L<strong>in</strong>ie 1 mitbenutzt<br />

wird, war e<strong>in</strong>e Reduzierung des heutigen<br />

Fünf-M<strong>in</strong>uten-Taktes auf e<strong>in</strong>en<br />

2,5-M<strong>in</strong>utentakt aber nicht möglich.<br />

Vielmehr fährt die L<strong>in</strong>ie 2 auch künftig<br />

alle fünf M<strong>in</strong>uten, dafür jeweils<br />

Freiburg: Der neue W<strong>in</strong>dhoff-Schienenschleifwagen<br />

ATw 406 posiert<br />

neben se<strong>in</strong>en Vorgängern vor dem<br />

Betriebshof Süd<br />

D. GEMANDER<br />

könnten 12,1 Mio. Euro durch Zuschüsse<br />

nach dem Geme<strong>in</strong>deverkehrsf<strong>in</strong>anzierungsgesetz<br />

(GVFG) gedeckt<br />

werden. Die neue Strecke ist politisch<br />

umstritten, da e<strong>in</strong>ige Parteien die Mittel<br />

für das Projekt lieber anderweitig<br />

ausgegeben hätten. Zudem wehren<br />

sich Anwohner gegen die <strong>Straßenbahn</strong><br />

vor ihrer Haustür, für die u.a. der Zu-<br />

Frankfurt: An der Kreuzung Strese -<br />

mannallee/Mörfelder Landstraße,<br />

wo heute die L<strong>in</strong>ie 14 und die Verb<strong>in</strong>dung<br />

zum Oberforsthaus verzweigen,<br />

wird künftig e<strong>in</strong>e neue<br />

Strecke, l<strong>in</strong>ks im Bildrand, e<strong>in</strong>münden<br />

S. KYRIELEIS<br />

mit zwei Kab<strong>in</strong>en, die sich kurz h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander<br />

folgen. Zw<strong>in</strong>gende Voraussetzung<br />

für den neuen Fahrplan war<br />

zudem der Bau e<strong>in</strong>es dritten Bahnsteiges<br />

an der Station Campus Süd, der<br />

mit gut drei Mio. Euro zu Buche schlug.<br />

Bislang war dort nur e<strong>in</strong> Durchgangsgleis<br />

für die L<strong>in</strong>ie 1 und e<strong>in</strong> Wendegleis<br />

für die L<strong>in</strong>ie 2 vorhanden, womit der<br />

zweite Wagen der L<strong>in</strong>ie 2 ke<strong>in</strong>e Wendemöglichkeit<br />

gehabt hätte.<br />

Busse zum Technologiepark<br />

Wegen e<strong>in</strong>es Unfalls im Mai 2012 – se<strong>in</strong>erzeit<br />

kollidierte e<strong>in</strong>e H-Bahn-Kab<strong>in</strong>e<br />

auf der Strecke zwischen Technologiepark<br />

und S-Bahnhof Universität mit e<strong>in</strong>em<br />

zu hoch beladenen LKW – s<strong>in</strong>d aktuell<br />

nur drei der vier H-Bahn-Kab<strong>in</strong>en<br />

und damit zu wenig für den neuen<br />

Fahrplan betriebsbereit. Deshalb muss<br />

die L<strong>in</strong>ie 1 auf dem 2003 eröffneten<br />

Abschnitt vom S-Bahnhof Universität<br />

zum Technologiepark bis auf weiteres<br />

durch Busse ersetzt werden. Nur vor 8<br />

und nach 18 Uhr, wenn auf der L<strong>in</strong>ie 2<br />

ke<strong>in</strong>e Kapazitätsausweitung notwendig<br />

ist, fahren derzeit noch H-Bahnen<br />

zum Technologiepark.<br />

Die Dortmunder H-Bahn wurde<br />

1984 als vollautomatische Hängebahn<br />

an der Dortmunder Universität<br />

eröffnet und bedient heute auf zwei<br />

L<strong>in</strong>ien und e<strong>in</strong>em Netz von 3,2 km<br />

Länge die beiden Campi der TU Dortmund<br />

mite<strong>in</strong>ander sowie mit dem<br />

benachbarten Technologiepark und<br />

dem Stadtteil Eichl<strong>in</strong>ghofen. PKR<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

11


Aktuell<br />

Wenn am Ste<strong>in</strong>tor Hochbahnsteige entstehen, soll die Station verlegt werden – die künstlerisch gestalteten<br />

Fahrgastunterstände sollen aber als „Kunst im öffentlichen Raum“ erhalten bleiben<br />

A. UHLENHUT<br />

Hannover<br />

Neue Pläne für D-Strecke<br />

Für die Modernisierung der letzten<br />

<strong>in</strong>nerstädtischen Oberflächenstrecke<br />

<strong>in</strong> Hannover, jene vom Goetheplatz<br />

zum Aegidientorplatz,<br />

zeichnet sich e<strong>in</strong>e Lösung ab. Zwischen<br />

Goetheplatz und Hauptbahnhof<br />

soll die bestehende Strecke beibehalten<br />

und für den (langfristigen)<br />

E<strong>in</strong>satz von Hochflurstadtbahnen<br />

Hochbahnsteige erhalten: Am Goetheplatz<br />

kommt e<strong>in</strong> Hochbahnsteig<br />

an alter Stelle. Der heutige, künstlerisch<br />

gestaltete Stopp Ste<strong>in</strong>tor wird<br />

aufgegeben und mit dem Halt Clevertor<br />

zusammengelegt. Die Haltestellen<br />

am Hauptbahnhof sollen von<br />

diesem weg <strong>in</strong> Richtung des neuen<br />

E<strong>in</strong>kaufszentrums rücken. Die Strecke<br />

vom Hauptbahnhof zum Aegidientorplatz<br />

soll dagegen aufgegeben und<br />

durch e<strong>in</strong>e Neubaustrecke ersetzt werden:<br />

Durch den Straßentunnel unter<br />

den Bahnsteigen des Hauptbahnhofs<br />

h<strong>in</strong>durch würden die Stadtbahngleise<br />

zu e<strong>in</strong>em neuen Stopp am Raschplatz,<br />

unter dem sich die U-Station Hauptbahnhof<br />

bef<strong>in</strong>det, verlaufen. Im breiten<br />

Mittelstreifen der Berl<strong>in</strong>er Allee<br />

würde die Neubaustrecke bis zum<br />

Platz der Kaufleute nahe der Hochschule<br />

für Musik und Theater fortführen.<br />

Für diese Streckenführung müsste<br />

e<strong>in</strong>e vierspurige Stahlbeton-Hochstraße<br />

weichen, was alle<strong>in</strong> rund 15 der auf<br />

63 Mio. geschätzten Baukosten ausmacht.<br />

Nürnberg: Während des Umbaus ist der Werk stattwagen Bw 1540 das e<strong>in</strong>zige<br />

Schienen fahrzeug im Museum St. Peter<br />

U. ROCKELMANN<br />

Die Frage, wie es mit dieser oberirdischen<br />

Innenstadtstrecke – aufgrund<br />

ihrer Planungshistorie auch D-<br />

Strecke genannt – weitergeht, wird<br />

seit Jahren heiß diskutiert. Als Alternative<br />

zum Ausbau der Strecke mit<br />

Hochbahnsteigen standen auch die<br />

Adaptierung der beiden dort fahrenden<br />

L<strong>in</strong>ien 10 und 17 zu e<strong>in</strong>em Niederflurstadtbahnsystem<br />

oder der<br />

Bau e<strong>in</strong>es vierten Stammstreckentunnels<br />

zur Debatte. Beim jetzt vorliegenden<br />

Vorschlag handelt es sich<br />

um Pläne der Region Hannover, die<br />

mit Stadt und Verkehrsunternehmen<br />

abgestimmt s<strong>in</strong>d. Ob diese künftig<br />

auch <strong>in</strong> die Realität umgesetzt werden,<br />

bleibt abzuwarten. ACU<br />

schnitt e<strong>in</strong>es Abenteuerspielplatzes<br />

verändert werden muss. Bereits ab der<br />

zweiten Jahreshälfte 2014 soll die<br />

Traml<strong>in</strong>ie 17 von ihrer bisherigen Endstelle<br />

am Hauptbahnhof über e<strong>in</strong>e<br />

neue Haltestelle an der S-Bahnstation<br />

Stresemannallee bis nach Neu-Isenburg<br />

Stadtgrenze verlängert werden.<br />

Im Gegenzug soll die L<strong>in</strong>ie 14 von<br />

Bornheim kommend bereits an der<br />

Haltestelle Louisa enden. Die neue<br />

Strecke bietet nicht nur e<strong>in</strong>e schnelle<br />

und direkte Verb<strong>in</strong>dung zwischen Neu-<br />

Isenburg und dem Frankfurter Hauptbahnhof<br />

sondern ist auch der erste Abschnitt<br />

e<strong>in</strong>er künftigen R<strong>in</strong>gstrecke, die<br />

über kurze Neubaustrecken e<strong>in</strong>e Tangentialverb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen allen<br />

Frankfurter U-Bahnstrecken schaffen<br />

soll.<br />

SKY<br />

Nürnberg<br />

<strong>Straßenbahn</strong>museum<br />

bis Frühl<strong>in</strong>g geschlossen<br />

Das <strong>Straßenbahn</strong>museum St. Peter<br />

<strong>in</strong> Nürnberg schloss am 8. Oktober für<br />

e<strong>in</strong>ige Monate se<strong>in</strong>e Pforten. Ursache<br />

ist die komplette Erneuerung der sechs<br />

Hallengleise, wobei gleichzeitig die<br />

bislang noch vorhandenen, aber abgedeckten<br />

e<strong>in</strong>stigen Wartungsgruben<br />

entfallen sollen. Aus Feuerschutzgründen<br />

werden zudem sämtliche Holze<strong>in</strong>bauten<br />

entfernt. Daher musste man<br />

die im vorderen Hallenteil bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Fahrzeuge zeitweise <strong>in</strong> die He<strong>in</strong>rich-<br />

Alfes-Straße auslagern. E<strong>in</strong>zig der<br />

vom Vere<strong>in</strong> als <strong>in</strong>ternes Werkstattfahrzeug<br />

genutzte Beiwagen 1540 verblieb<br />

auf e<strong>in</strong>em Stumpfgleis rechts<br />

h<strong>in</strong>ter der Wagenhalle.<br />

Die beliebten Oldtimer- und Glühwe<strong>in</strong>fahrten<br />

(u.a. Burgr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ie 15)<br />

entfallen dadurch aber nicht – nur der<br />

Ausgangspunkt wird zum Hauptbahnhof<br />

verlegt. Im Stadtteil St. Peter bedienen<br />

die historischen Züge die normale<br />

Haltestelle Peterskirche anstatt<br />

des Endpunktes direkt im Museumsgelände.<br />

Am ersten Maiwochenende<br />

2013 soll dann das Museum wiedereröffnet<br />

werden.<br />

UR<br />

Braunschweig<br />

E<strong>in</strong>stige Messestrecke<br />

abgebaut<br />

Die Verb<strong>in</strong>dung von der Wolfenbütteler<br />

Straße zur Schleife Richmond wurde<br />

abgebaut und ist damit seit Oktober<br />

endgültig Geschichte. <strong>Sie</strong> wurde schon<br />

zu Pferdebahnzeiten eröffnet und gehörte<br />

1897 zu den ersten elektrisch betriebenen<br />

Strecken der Löwenstadt. Se<strong>in</strong>erzeit<br />

befand sich hier das Depot nebst<br />

Kraftwerk. Bis 1969 bediente die <strong>Straßenbahn</strong><br />

planmäßig diesen Ast. Durch<br />

die Verlängerung der damaligen L<strong>in</strong>ie 2<br />

entlang der Wolfenbütteler Straße zum<br />

Heidberg (heute L<strong>in</strong>ien M1 und 2) verlor<br />

die Strecke ihren planmäßigen Verkehr.<br />

In den Folgejahren wurde die Richmond-Schleife<br />

regelmäßig zur heute<br />

nicht mehr stattf<strong>in</strong>denden Frühjahrsmesse<br />

Harz & Heide von der Messel<strong>in</strong>ie<br />

A (zeitweise L<strong>in</strong>ie 10) sowie bei<br />

zahlreichen Sonderfahrten benutzt.<br />

Für die Nikolausfahrten bot die um<br />

1951 im Park angelegte Schleife ideale<br />

Möglichkeiten für den Nikolaus, aus<br />

se<strong>in</strong>em Versteck zu ersche<strong>in</strong>en. Ende<br />

2008 allerd<strong>in</strong>gs wurde zunächst der<br />

Anschluss zur Wolfenbütteler Straße<br />

gekappt, da im Zuge des barrierearmen<br />

Ausbaus der Haltestelle Jahnplatz<br />

12 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Deutschland · Industrie · Weltweit<br />

Der Museums-Tw 41 (ex 7356) war 2008 die letzte Bahn, der die alte Strecke<br />

nach Richmond (auf dem falschen Gleis) befuhr<br />

S. VOCKRODT<br />

Bombardier: Damit der Ebbelwei-Express auch künftig se<strong>in</strong>e Runden durch<br />

Frankfurt drehen kann, wird die Flotte derzeit saniert<br />

J. SCHRAMM<br />

die Abzweigweiche nebst Gleiswechsel<br />

störte. Nun wurden die seit rund<br />

vier Jahren nicht mehr genutzten Anlagen<br />

endgültig demontiert.<br />

SV<br />

Industrie<br />

Bombardier<br />

Weitere Flexity Outlook<br />

für Marseille<br />

Bombardier gewann die Ausschreibung<br />

für sechs weitere Niederflur–<br />

Triebwagen für das französische Straßen<br />

bahnsystem <strong>in</strong> Marseille. Die<br />

CUMPM (Communauté Urba<strong>in</strong>e Marseille<br />

Provence Métropole) orderte im<br />

Jahr 2004 bereits 26 fünfteilige Flexitiy<br />

Outlook Trams für die im Jahr 2007<br />

wiedereröffnete <strong>Straßenbahn</strong>, welche<br />

zurzeit um zwei Module von 32.5 m<br />

auf 42.5 m Länge erweitert werden.<br />

Die sechs bereits ab Werk siebenteiligen<br />

Flexity Outlook werden ab 2014<br />

für den Betrieb der 1,2 km langen Neubaustrecke<br />

Cours Sa<strong>in</strong>t-Louis – Castellane<br />

benötigt. Die Neufahrzeuge werden<br />

ebenso wie die Zwischenmodule<br />

im Bombardier-Werk Wien endmontiert.<br />

ROS<br />

Bombardier<br />

Ebbelwei-Express wird<br />

<strong>in</strong> Ungarn saniert<br />

Bombardier MÁV Kft., die ungarische<br />

Tochtergesellschaft von Bombardier<br />

Transportation, saniert derzeit <strong>in</strong><br />

Dunakeszi für die Frankfurter Verkehrsgesellschaft<br />

(VGF) den Fahrzeugpark<br />

der Nostalgie- und Touristen-<strong>Straßenbahn</strong><br />

Ebbelwei-Express. Der erste Tw<br />

und Bw sollen im November bereits<br />

wieder aus Ungarn nach Frankfurt zurückgekehrt<br />

se<strong>in</strong>. Als <strong>Straßenbahn</strong>-<br />

Stadtrundfahrt tourt der Ebbelwei-Express<br />

seit 1977 am Wochenende und an<br />

Feiertagen durch die Straßen der Ma<strong>in</strong>metropole.<br />

Derzeit wird e<strong>in</strong> von der<br />

Schleife am Zoo ausgehender Rundkurs<br />

Zürich: Der 1986 eröffnete Tramtunnel Oerlikon – Schwamend<strong>in</strong>gen wird bis 2016 grundlegend saniert. Die<br />

wichtigsten Neuerungen umfassen e<strong>in</strong>e barrierefreie Gestaltung der unterirdischen Haltestellen Tierspital, Waldgarten<br />

und Schörlistrasse sowie deren Zugänge. Ende Oktober 2012 waren die Renovierungsarbeiten an der Haltestelle<br />

Tierspittal weitgehend abgeschlossen. Diese wirkt nun heller und freundlicher<br />

R. SCHREMPF<br />

durch die Innenstadt und <strong>in</strong>nenstadtnahen<br />

Stadtteile angeboten. E<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden Zweiachser der Typen K/k, die<br />

<strong>in</strong> der Nachkriegszeit als Aufbauwagen<br />

auf den Fahrgestellen kriegszerstörter<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en entstanden. PKR<br />

Bombardier<br />

Servicevertrag mit den<br />

IVB abgeschlossen<br />

Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe &<br />

Stubaitalbahn GmbH (IVB) unterzeichneten<br />

mit Bombardier e<strong>in</strong>en Servicevertrag<br />

für die Wartung der 32 Flexity Outlook-Niederflurwagen.<br />

Der Auftrag hat<br />

e<strong>in</strong>en Gesamtwert von rund 44 Mio.<br />

Euro und läuft bis Ende 2028. Bom bardier<br />

wird hierbei das gesamte Servicemanagement<br />

der IVB für die 32 Niederflurtrams<br />

übernehmen, wobei die<br />

Wartungsarbeiten von den IVB-Mitarbeitern<br />

selbst durchgeführt werden.<br />

Die IVB s<strong>in</strong>d nach den L<strong>in</strong>z AG L<strong>in</strong>ien<br />

der zweite österreichische Kunde, der<br />

sich für das neu entwickelte Servicekonzept<br />

aus dem Hause Bombardier<br />

entschied. Das Servicekonzept soll<br />

maßgeblich zu e<strong>in</strong>er hohen Verfügbarkeit<br />

und Zuverlässigkeit der Fahrzeuge<br />

beitragen und somit e<strong>in</strong>e hohe Kundenzufriedenheit<br />

sicherstellen. R. Schrempf<br />

Weltweit<br />

Österreich: Innsbruck<br />

L<strong>in</strong>ie 3 <strong>in</strong> Amras<br />

verlängert<br />

Am 26. Oktober eröffneten die<br />

Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn<br />

GmbH (IVB) nach langer<br />

Projektierungsphase die erste von<br />

zwei Neubaustrecken 2012: Die L<strong>in</strong>ie 3<br />

wurde von ihrer bisherigen Endstelle<br />

am Ost-Friedhof näher an das Zentrum<br />

des Stadtteils Amras verlängert. Die<br />

380 m lange Strecke, die für 2,9 Mio.<br />

Euro errichtet wurde, folgt der Philipp<strong>in</strong>e-Welser-Straße<br />

und endet nun<br />

stumpf, sozusagen an e<strong>in</strong>em Kopfbahnhof<br />

mit zwei barrierefreien Außenbahnsteigen.<br />

Die bisherige Schleife<br />

wird abgetragen und die dortige<br />

Haltestelle von Amras <strong>in</strong> Philipp<strong>in</strong>e-<br />

Welser-Straße umbenannt. Die neue<br />

Endstation heißt, wie bisher die alte,<br />

Amras. Am anderen Ende wird die L<strong>in</strong>ie<br />

3 am 14. Dezember 2012 über e<strong>in</strong>e<br />

Innsbruck: Flexity Outlook 310 verlässt die mit e<strong>in</strong>em Umfahrungsgleis für<br />

den Beiwagenbetrieb ausgeführte neue Endstation Amras J. SCHIESTL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

13


Aktuell<br />

Auf den häufig anzu -<br />

treffenden unbe fes -<br />

tigten Gleisanlagen<br />

machen die neuen<br />

VarioLF, hier der Tw<br />

3205 bei se<strong>in</strong>er Fahrt <strong>in</strong><br />

das Randgebiet Qo’yliq,<br />

e<strong>in</strong>e gute Figur<br />

D. MÖSCHKE<br />

Usbekistan: Toshkent<br />

Niederflurige Tschechen <strong>in</strong> Betrieb<br />

Die erste Lieferserie von VarioLF-<br />

Niederflurwagen aus dem Hause Pragoimex,<br />

e<strong>in</strong>em Nachfolgeunternehmen<br />

von CKD Tatra, wurde jüngst<br />

abgeschlossen. 2011 begann die Lieferung<br />

der ersten beiden (von zwanzig)<br />

Triebwagen des Typs „VarioLF“,<br />

die e<strong>in</strong>en Niederfluranteil von 36%<br />

bieten. 2012 wurde die Serienlieferung<br />

der verbleibenden 18 Wagen<br />

fortgesetzt. Nach <strong>in</strong>sgesamt fünf<br />

Transporten auf dem Schienenweg<br />

konnten die Neufahrzeuge allesamt<br />

pünktlich übergeben werden und gelangten<br />

bereits meist nach nur wenigen<br />

Tagen <strong>in</strong> den Fahrgaste<strong>in</strong>satz.<br />

Die Version „Toshkent“ unterscheidet<br />

sich von den europäischen Wagen<br />

auf den ersten Blick durch e<strong>in</strong>en Scherenstromabnehmer.<br />

Zudem verfügen<br />

die Fahrzeuge über ke<strong>in</strong>e elektronischen<br />

Fahrtzielanzeigen, sondern werden<br />

r<strong>in</strong>gsum mit gut lesbaren L<strong>in</strong>ientafeln<br />

bestückt. Auch s<strong>in</strong>d die VarioLF <strong>in</strong><br />

Toshkent mit e<strong>in</strong>er Pedalsteuerung ausgestatt.<br />

Diese werden von den Triebfahrzeugführern<br />

gebraucht, um den<br />

Stromabnehmer während der Fahrt unter<br />

dem teilweise sehr schlechten Fahrdraht<br />

abziehen und nach e<strong>in</strong>igen<br />

durchrollten Streckenmetern wieder<br />

anlegen zu können. Von den Außenschwenktüren,<br />

welche nur <strong>in</strong> den beiden<br />

Vorläufern verbaut wurden, kam<br />

man allerd<strong>in</strong>gs wieder ab und orderte<br />

die Restserie mit Falttüren wie man sie<br />

Czestochowa: Neue Bahn auf neuer Trasse: Twist 624 am 4. Oktober an der<br />

Haltestelle Zarecka<br />

B. KUSSMAGK<br />

auch aus dem tschechischen Brno<br />

kennt.<br />

Alle zwanzig Wagen br<strong>in</strong>gen mit<br />

der silbrig-goldenen Lackierung e<strong>in</strong>en<br />

frischen Anblick auf das Toshkenter<br />

Streckennetz, welches sich seit den<br />

massiven Stilllegungen der letzten<br />

Jahre leider nur noch auf Vorstadtstrecken<br />

beschränkt. Durch die nun<br />

stattgefundene Verjüngung des Wagenparks<br />

konnten weitere Tatra<br />

T6B5-Vierachser, von denen ohneh<strong>in</strong><br />

nicht mehr viele Fahrzeuge e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, abgestellt werden. Spekulationen<br />

zufolge möchte der Verkehrsbetrieb<br />

<strong>in</strong> naher Zukunft <strong>in</strong> weitere<br />

zwanzig Wagen des gleichen Typs <strong>in</strong>vestieren.<br />

DAM<br />

1,4 km lange Neubaustrecke von der<br />

Anichstraße bis zur Hött<strong>in</strong>ger Au verlängert.<br />

ROS<br />

Österreich: Graz<br />

Tunnel vor Eröffnung<br />

Der Grazer Hauptbahnhof war bis<br />

zuletzt e<strong>in</strong>e Großbaustelle. Für <strong>in</strong>sgesamt<br />

260 Mio. Euro wird er zu e<strong>in</strong>em<br />

modernen Knotenpunkt für Fernverkehr,<br />

S-Bahn und städtischen Nahverkehr<br />

ausgebaut. Alle<strong>in</strong> 90 Mio. Euro der<br />

Investitionssumme entfallen auf e<strong>in</strong>e<br />

neue unterirdische <strong>Straßenbahn</strong>station,<br />

um die bislang etwas versetzt zum<br />

Bahnhof querende Ost-West-Strecke<br />

direkt unter den Bahnhofsvorplatz verschwenken<br />

zu können. Die Eröffnung<br />

der sogenannten Nahverkehrsdrehscheibe<br />

soll nach aktuellem Term<strong>in</strong>plan<br />

am 26. November 2012 stattf<strong>in</strong>den. Ab<br />

diesem Tag werden die <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ien<br />

1, 3, 6 und 7 unterirdisch zum<br />

Bahnhofsvorplatz verkehren.<br />

Parallel zu den Bauarbeiten am Bahnhof<br />

fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten<br />

im Oberflächennetz statt. Die<br />

<strong>Straßenbahn</strong>strecken <strong>in</strong> der Annen- und<br />

Münzgrabenstraße waren daher den<br />

gesamten Sommer über gesperrt und<br />

g<strong>in</strong>gen erst am 8. September wieder <strong>in</strong><br />

Betrieb. In der Annenstraße, der Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt,<br />

wurde gleichzeitig die E<strong>in</strong>fahrt<br />

<strong>in</strong> den zukünftigen Tramtunnel so<br />

weit vorbereitet, dass für den bevorstehenden<br />

Umschluss voraussichtlich nur<br />

e<strong>in</strong>e kurze Sperrung am 24. und 25. November<br />

nötig se<strong>in</strong> wird C. Groneck<br />

Polen: Czestochowa<br />

Traml<strong>in</strong>ie 3 eröffnet<br />

Am 3. September wurde <strong>in</strong> Czestochowa<br />

(Tschenstochau), gelegen <strong>in</strong><br />

Südpolen, e<strong>in</strong>e 4,5 km lange Neubaustrecke<br />

eröffnet, die den Süden der<br />

Stadt mit den Bezirken Wrzosowiak<br />

und Błeszno erschließt. Bedient wird sie<br />

von e<strong>in</strong>er neuen, <strong>in</strong>sgesamt 11,7 km<br />

langen <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ie 3, die von der<br />

Schleife Fieldorfa-Nila im Norden der<br />

Stadt zur neuen Endstelle am Stadion<br />

Raków verkehrt. Die Fahrzeit von Endstelle<br />

zu Endstelle beträgt 38 M<strong>in</strong>uten.<br />

Die L<strong>in</strong>ie 3 folgt von Norden kommend<br />

zunächst den vorhandenen <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ien<br />

1 und 2, um an der Haltestelle<br />

Estakada von der Bestandsstrecke<br />

abzuzweigen. Entlang der weitgehend<br />

auf eigenem Gleiskörper <strong>in</strong><br />

Mittel- oder Seitenlage bestehender<br />

Straßen angelegten Strecke werden<br />

<strong>in</strong>sgesamt zwölf neue Haltestellen bedient.<br />

Die parallelen Busl<strong>in</strong>ien wurden<br />

e<strong>in</strong>gestellt. Auf der L<strong>in</strong>ie 3 wird unter<br />

der Woche tagsüber alle zehn und zu<br />

verkehrsärmeren Zeiten alle 15 bis 20<br />

M<strong>in</strong>uten gefahren.<br />

Zum E<strong>in</strong>satz gelangen die 105Na-<br />

Doppeltraktionen, aber auch e<strong>in</strong>ige der<br />

neuen sieben achtachsigen 129Nb-Gelenkwagen<br />

aus der Fahrzeugfamilie<br />

Twist des Herstellers Pesa. Im Februar<br />

wurde der erste Twist angeliefert und<br />

am 1. Juni im Zuge e<strong>in</strong>es „Roll-out“ im<br />

Betriebshof präsentiert. Bei e<strong>in</strong>er Länge<br />

von 32 m und e<strong>in</strong>er Breite von 2,4 m<br />

bietet e<strong>in</strong> Twist Platz für 222 Fahrgäste<br />

und 59 Sitzplätze.<br />

BEKUS<br />

Schweiz: Bern<br />

Tram <strong>in</strong> die Region<br />

Mitte Oktober 2012 erteilte der Bundesrat<br />

den Verkehrsbetrieben Bernmobil<br />

die Infrastrukturkonzession zur Rea-<br />

14 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


lisierung des „Tram Region Bern“ sowie<br />

zur Verlängerung der Traml<strong>in</strong>ie 9<br />

von Wabern nach Kle<strong>in</strong>wabern. Die<br />

13 km lange Regiotram soll die südwestlich<br />

von Bern gelegenen Geme<strong>in</strong>den<br />

Köniz-Schliern mit Berns Stadtzentrum<br />

und der östlichen Nachbargeme<strong>in</strong>de<br />

Ostermundigen verb<strong>in</strong>den und<br />

die Busl<strong>in</strong>ie 10 ersetzen. Der Bund wird<br />

sich an der F<strong>in</strong>anzierung der Neubaustrecken<br />

beteiligen. Zuvor müssen die<br />

Bauvor haben <strong>in</strong> der zweiten Hälfte<br />

2014 noch durch die Geme<strong>in</strong>deabstimmungen.<br />

Bis dah<strong>in</strong> wird das Bauprojekt<br />

erstellt und das Plangenehmigungsverfahren<br />

durchgeführt.<br />

In der schweizer Bundeshauptstadt<br />

fahren heute tagsüber vier <strong>Straßenbahn</strong>-<br />

und e<strong>in</strong>e Obusl<strong>in</strong>ie zentral durch<br />

die Altstadt. Mit dem „Tram Region<br />

Bern“ wird der Schienenstrang durch<br />

die Markt- und Spitalgasse an se<strong>in</strong>e<br />

Grenzen stoßen. Dies führte zur Planung<br />

e<strong>in</strong>er zweiten Tramachse. Die<br />

auserwählte Variante „Altstadt Nord“<br />

weist den höchsten Nutzen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Entlastung der Innenstadt und der<br />

Umfahrungsmöglichkeiten für den<br />

Tramverkehr bei technischen Störungen,<br />

Baustellen und Großveranstaltungen<br />

<strong>in</strong> der Innenstadt auf. Diese soll<br />

vom Kocherpark über die Belp- und<br />

Laupenstrasse, den Bahnhofplatz, das<br />

Bollwerk und über die Speicher- und<br />

die Nägeligasse führen.<br />

Schon am 9. Dezember 2012 wird<br />

die L<strong>in</strong>ie 9 vom Guisanplatz zur S-<br />

Bahn-Station Wankdorf verlängert. E<strong>in</strong>e<br />

erste Probefahrt auf der 1,2 km lan-<br />

gen Neubaustrecke fand am 23. Oktober<br />

statt.<br />

R. Schrempf<br />

Ungarn: Szeged<br />

Neue Strecke, neue<br />

L<strong>in</strong>ie und neue Trams<br />

Die <strong>Straßenbahn</strong> <strong>in</strong> Szeged, der<br />

zweitgrößte ungarische Betrieb, wird<br />

weiter modernisiert und ausgebaut.<br />

Nachdem auch am Endpunkt der L<strong>in</strong>ie<br />

3F an der Fonógyari út <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong><br />

neues Wendedreieck <strong>in</strong> Betrieb genommen<br />

werden konnte, wurde am 2. März<br />

e<strong>in</strong>e Neubaustrecke eröffnet. Diese<br />

wird von e<strong>in</strong>er neuen <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ie<br />

2 bedient. Die neue L<strong>in</strong>ie fährt ab dem<br />

Hauptbahnhof geme<strong>in</strong>sam mit der L<strong>in</strong>ie<br />

1 durch die Stadt, zweigt aber an<br />

der Haltestelle Vásárhelyi Pál út von<br />

der Strecke der L<strong>in</strong>ie 1 ab und führt<br />

über e<strong>in</strong>e 1,9 km lange Neubaustrecke<br />

mit fünf Haltestellen nach Európa liget.<br />

Neben e<strong>in</strong>zelnen T6-Traktionen (aus<br />

Triebwagen und führerstandslosen<br />

Triebbeiwagen) kommen überwiegend<br />

die neuen 120Nb von Pesa, auch Sw<strong>in</strong>g<br />

Szeged genannt, auf der L<strong>in</strong>ie 2 zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Von den neuen Sw<strong>in</strong>g-Tf wurden<br />

mittlerweile alle neun Exemplare<br />

ausgeliefert. Die Neubaustrecke bedient<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie größere Plattenbausiedlungen<br />

und ist auf eigenem<br />

Gleiskörper, teilweise mit Rasengleis,<br />

trassiert. Die L<strong>in</strong>ie 2 fährt montags bis<br />

freitags tagsüber alle 10 M<strong>in</strong>uten, <strong>in</strong><br />

der HVZ sogar alle 7,5 M<strong>in</strong>uten sowie<br />

samstags und sonntags im 15- und<br />

abends im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt. BEKUS<br />

Szeged: Der<br />

Sw<strong>in</strong>g-Triebwagen<br />

103 (l<strong>in</strong>ks) fährt<br />

am 1. Oktober<br />

2012 <strong>in</strong> die neue<br />

Endhaltestelle<br />

Európa Liget e<strong>in</strong>,<br />

wo er se<strong>in</strong>e Tatra-<br />

Vorgänger trifft<br />

BEKUS<br />

Bern: Zusätzlich<br />

zur heutigen<br />

Tramstrecke durch<br />

die Altstadt, hier<br />

an der Haltestelle<br />

Bärenplatz (Spi-<br />

talgasse), könnte<br />

künftig e<strong>in</strong>e<br />

weitere entstehen<br />

ROS<br />

»Erfahre München!«, so heißt das<br />

neue Spiel der MVG, und so lautet<br />

auch die Aufgabe für zwei bis fünf<br />

Spieler ab 10 Jahren. Jeder Spieler<br />

muss mit se<strong>in</strong>er Tram e<strong>in</strong>en<br />

geheimen Streckenauftrag verfolgen<br />

und sich den Schienenweg<br />

zum Ziel legen. Beim Bauen können<br />

aber andere Weichensteller<br />

<strong>in</strong> die Quere kommen ...<br />

Das unterhaltsame Brettspiel von<br />

Spieleautor Stefan Dorra wurde<br />

speziell für München und die<br />

Münchner Verkehrsgesellschaft<br />

(MVG) weiterentwickelt und<br />

be sticht durch e<strong>in</strong>e detailreiche,<br />

liebevolle Gestaltung sowie e<strong>in</strong>e<br />

hochwertige Verarbeitung.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Betriebe<br />

Angebotsoffensive<br />

und Rückfallebenen<br />

München: Verstärkungsl<strong>in</strong>ien, Taktverdichtungen, zusätzliche Fahrzeuge Ab 9. Dezember<br />

fährt Münchens Tram öfter – solange die Variobahnen mitspielen. Zur Verstärkung der Fahrzeugflotte<br />

wurden Altwagen aufgearbeitet und acht Niederflurbahnen vom Typ AVENIO bestellt!<br />

Mit 102 Niederflurbahnen, nämlich<br />

68 (von e<strong>in</strong>st 70) „kurzen“<br />

R 2.2, 20 „langen“ R 3.3 und<br />

14 Variobahnen (Typ S 1.4/1.5),<br />

plante die Münchner Verkehrsgesellschaft<br />

(MVG) ursprünglich, um das „Leistungsprogramm<br />

Tram“ realisieren zu können.<br />

Dazu waren neben der im Dezember 2011<br />

erfolgten Eröffnung der Neubaustrecke nach<br />

St. Emmeram (L<strong>in</strong>ie 16) Taktverdichtungen<br />

auf diversen Streckenabschnitten im Bestandsnetz<br />

geplant. Die seit dem ersten L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>satz<br />

im Dezember 2010 anhaltenden<br />

Zulassungs- und Verfügbarkeitsprobleme<br />

mit den Variobahnen e<strong>in</strong>erseits und die stetig<br />

ansteigenden Fahrgastzahlen andererseits<br />

machten nun e<strong>in</strong> Umdenken nötig.<br />

Investitionen <strong>in</strong> den Fahrzeugpark<br />

Als sich die Situation bei den Variobahnen<br />

im Laufe des Jahres 2012 zu dramatisieren<br />

drohte – die befristete Zulassung lief im August<br />

aus und an den Gummielementen der<br />

Räder traten Serienschäden auf –, handelte<br />

die MVG. Bestrebungen, gebrauchte Fahrzeuge<br />

von anderen Betrieben nach München<br />

zu holen, blieben allerd<strong>in</strong>gs erfolglos. Trotzdem<br />

wird <strong>in</strong> diese Richtung nach wie vor recherchiert!<br />

Investiert wurde aber umgehend<br />

<strong>in</strong> die Aufarbeitung der letzten verfügbaren<br />

eigenen Altwagen, die ab Herbst 2012 eigentlich<br />

endgültig Geschichte se<strong>in</strong> sollten.<br />

Ab Ende November stehen nun mit den P-<br />

Triebwagen 2006, 2010, 2021, 2028 und<br />

2031 sowie den p-Beiwagen 3004, 3005,<br />

3014 und 3039 (3037 folgt etwas später)<br />

wieder bis zu fünf kapazitätsstarke Kurzgelenkzüge<br />

für den L<strong>in</strong>iendienst zur Verfügung.<br />

Das Aufarbeitungsprogramm für diese<br />

1967–1969 gebauten Fahrzeuge kostet e<strong>in</strong>en<br />

niedrigen zweistelligen Millionenbetrag<br />

und reicht – je nach Zustand der Wagen –<br />

von e<strong>in</strong>er neuen Hauptuntersuchungen bis<br />

h<strong>in</strong> zur Kernsanierung (neue Böden, Dachaufbauten,<br />

etc.). Die P-/p-Züge werden zunächst<br />

so lange im E<strong>in</strong>satz bleiben, bis die<br />

Variobahnen zuverlässig zur Verfügung stehen<br />

und e<strong>in</strong>e unbefristete Zulassung vorliegt.<br />

Bald 125 <strong>Straßenbahn</strong>züge<br />

Zunächst soll vor allem die L<strong>in</strong>ie 17 das<br />

„Auslaufgebiet“ für die P-/p-Züge se<strong>in</strong>, die<br />

grundsätzlich auf allen L<strong>in</strong>ien fahren dürften,<br />

aber dennoch nicht wirklich flexibel e<strong>in</strong>setzbar<br />

s<strong>in</strong>d. Der Grund dafür ist e<strong>in</strong>e Auflage<br />

der Technischen Aufsichtsbehörde<br />

(TAB), wonach Zugbegegnungen von P-Wagen<br />

und Variobahnen nur erlaubt s<strong>in</strong>d, wenn<br />

e<strong>in</strong>es der beiden Fahrzeuge steht. Damit<br />

schließt sich der E<strong>in</strong>satz von P-Wagen auf<br />

den „Variobahn-L<strong>in</strong>ien“ 19 und 20/21/22<br />

im Pr<strong>in</strong>zip aus, da es zu „Dom<strong>in</strong>o-Effekten“<br />

(z.B. verpasste Ampelschaltungen) und somit<br />

zu Verspätungen kommen würde.<br />

Mittelfristig werden die „Dicken“ dann<br />

als Fahrzeugreserve dienen, auch, um weitere<br />

Verbesserungsmaßnahmen an den älteren<br />

Niederflurwagen vornehmen zu können.<br />

So soll das laufende Redesign-Programm für<br />

16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


München<br />

Zwischen Sendl<strong>in</strong>ger Tor und Karlsplatz/Stachus begegnet dem P-Wagen<br />

2028 e<strong>in</strong> R 3.3 – die L<strong>in</strong>ie 27 erhält mit Fahrplanwechsel Verstärkung<br />

durch die neue L<strong>in</strong>ie 28 Sendl<strong>in</strong>ger Tor – Scheidplatz<br />

Fünf P-/p-Zügen wurde noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Hauptuntersuchung spendiert.<br />

<strong>Sie</strong> sollen zunächst vorrangig auf der L<strong>in</strong>ie 17 e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

und mittelfristig als Fahrzeugreserve dienen ALLE BILDER: M :KRISCHE<br />

GROSSES BILD LINKS Die L<strong>in</strong>ien 20 und 21 <strong>in</strong> der<br />

Betriebswendeschleife Olympiapark Süd<br />

nahe der Haltestelle Infanteriestraße, die<br />

oft zum Geraderücken e<strong>in</strong>es aus den Fugen<br />

geratenden Fahrplantaktes genutzt wird<br />

<strong>in</strong>sgesamt 50 Fahrzeuge des Typs R 2.2 (Baujahre<br />

1994–1997) beschleunigt werden, und<br />

es gibt Überlegungen, dieses auch auf die<br />

restlichen 18 Bahnen dieses Typs auszuweiten.<br />

Die 20 Bahnen vom Typ R 3.3 (Baujahre<br />

1999–2001) werden mit Videoüberwachung<br />

und „Infota<strong>in</strong>ment“ nachgerüstet.<br />

Ende September 2012 ließ die MVG<br />

schließlich mit der Bestellung von acht neuen<br />

Niederflurbahnen vom Typ AVENIO bei<br />

der Firma <strong>Sie</strong>mens aufhorchen, von denen<br />

sechs bereits im Dezember 2013 für den L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>satz<br />

zur Verfügung stehen sollen! Ab<br />

Anfang 2014 wird die Münchner Tramflotte<br />

somit 120 Niederflurwagen und fünf P-<br />

/p-Züge umfassen. Auch wenn es dann sehr<br />

„kuschelig“ im seit 1993 e<strong>in</strong>zigen Betriebshof<br />

an der E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>straße se<strong>in</strong> wird, reichen<br />

die Depotkapazitäten laut MVG für dann<br />

125 L<strong>in</strong>iendienst-Fahrzeuge noch aus.<br />

Ungewissheit bei den Variobahnen<br />

Von den 14 Variobahnen waren Anfang November<br />

2012 pr<strong>in</strong>zipiell 13 e<strong>in</strong>satzfähig – soweit<br />

ke<strong>in</strong>e Störungen/Schäden zu beheben<br />

s<strong>in</strong>d. Lediglich die „Batterie-Tram“ 2301<br />

steht derzeit nicht zur Verfügung, sie bef<strong>in</strong>det<br />

sich bei Hersteller Stadler <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Bereits<br />

ausgetauschte Räder/Gummielemente,<br />

Reichlich Fahrgastnachfrage<br />

an der<br />

Station Lothstraße –<br />

e<strong>in</strong> gewohntes Bild<br />

an Vorlesungstagen<br />

die über e<strong>in</strong>en längeren E<strong>in</strong>satzzeitraum und<br />

vor allem auch über die W<strong>in</strong>terperiode getestet<br />

werden müssen, s<strong>in</strong>d bislang unauffällig.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs würden weiterh<strong>in</strong> bzw. erneut<br />

auftretende Serienschäden kurzfristig<br />

zum Teilausfall der Variobahn-Flotte oder<br />

im schlimmsten Fall womöglich zum Zulassungsentzug<br />

für diesen Fahrzeugtyp führen.<br />

Die zuletzt bis 31. August 2012 befristete<br />

Auch auf der vor drei Jahren neu eröffneten<br />

L<strong>in</strong>ie 23 Münchner Freiheit – Schwab<strong>in</strong>g Nord<br />

wird zum 9. Dezember der Takt verstärkt<br />

Zulassung für den L<strong>in</strong>ienbetrieb wurde von<br />

der TAB erst wenige Tage vor dem Auslaufen<br />

bis zunächst 31. Mai 2013 verlängert.<br />

Zudem können die Variobahnen nach wie<br />

vor nur auf den L<strong>in</strong>ien 19 und 20/21/22 e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Mit Fortschritten für weitere<br />

Streckengenehmigungen rechnet die MVG<br />

erst ab Frühjahr 2013.<br />

Fahrplan mit Rückfallszenarien<br />

Trotz der somit latent ungewissen E<strong>in</strong>satzverfügbarkeit<br />

der Variobahnen hat sich die<br />

MVG entschlossen, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Teil der<br />

geplanten Angebotsverbesserungen im<br />

Trambereich nun zum Fahrplanwechsel am<br />

9. Dezember 2012 zu realisieren. Weitere<br />

Taktverdichtungen könnten – sofern dann<br />

die endgültige Zulassung der TAB für die Variobahnen<br />

vorliegt – im Rahmen e<strong>in</strong>es „kle<strong>in</strong>en<br />

Fahrplanwechsels“ im Laufe des Jahres<br />

2013 folgen. Zunächst s<strong>in</strong>d die Fahr- und<br />

Dienstpläne allerd<strong>in</strong>gs so gestrickt, dass jederzeit<br />

kurzfristig „umgeswitcht“ werden<br />

kann, falls ke<strong>in</strong>e oder zu wenig Variobahnen<br />

zur Verfügung stünden. Die entsprechenden<br />

„Rückfallpläne“, u.a. mit Busersatzverkehren<br />

auf e<strong>in</strong>igen Abschnitten und kürzeren<br />

Wendezeiten an Endpunkten, liegen e<strong>in</strong>satzbereit<br />

<strong>in</strong> der Schublade.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

17


Betriebe<br />

Das Münchner Tramnetz ab 9. Dezember 2012: Die neue Verstärkungsl<strong>in</strong>ie 28 Scheidplatz – Sendl<strong>in</strong>ger Tor stellt durch Überlagerung mit der L<strong>in</strong>ie<br />

27 unter der Woche e<strong>in</strong>en Fünf-M<strong>in</strong>uten-Takt zwischen der Innenstadt und dem Kurfürstenplatz her. Die neue L<strong>in</strong>ie 22 ergänzt die L<strong>in</strong>ien 20/21<br />

und endet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Schleife an der Hochschule. Für e<strong>in</strong> Jahr stillgelegt ist der westliche Abschnitt der L<strong>in</strong>ie 19 Willibaldplatz – Pas<strong>in</strong>g MVG<br />

Vor allem die „Hochschultram“ (L<strong>in</strong>ien<br />

20/21) <strong>in</strong> der Dachauer Straße soll vom neuen<br />

Fahrplan profitieren.<br />

Neue Wendeschleife Hochschule<br />

Dazu wird die neue L<strong>in</strong>ie 22 e<strong>in</strong>geführt, die<br />

lediglich zwischen Karlsplatz (Stachus) und<br />

der bisherigen Haltestelle Lothstraße (künftig<br />

als Hochschule München bezeichnet)<br />

pendelt. Dort wurde e<strong>in</strong>e neue Wendeschleife<br />

gebaut, die sich im Bereich der ehemaligen<br />

E<strong>in</strong>fahrt zum 1977 aufgegebenen Betriebshof<br />

bef<strong>in</strong>det. An Vorlesungstagen fahren die<br />

L<strong>in</strong>ien 20, 21 und 22 dann jeweils im Zehn-<br />

M<strong>in</strong>uten-Takt, und <strong>in</strong> der morgendlichen<br />

Verkehrsspitze wird die L<strong>in</strong>ie 22 zusätzlich<br />

verstärkt, so dass bis zur Hochschule alle<br />

zweie<strong>in</strong>halb M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e Bahn fährt. Bei<br />

massivem Fahrzeugmangel würden diese<br />

Verstärkungskurse mit Bussen gefahren wer-<br />

E<strong>in</strong> noch nicht modernisierter R 2.2 und e<strong>in</strong> R 3.3 an der Haltestelle Nordbad. Die L<strong>in</strong>ie 27 fährt<br />

ab 9. Dezember an allen Tagen bis 22 Uhr abends im Zehn-M<strong>in</strong>uten-Takt<br />

den. Die oft hoffnungslos überfüllten <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich und der regelmäßig<br />

völlig aus den Fugen geratende Fahrplan<br />

der L<strong>in</strong>ie 20/21 mit Taktlücken,<br />

Pulkfahrten und Ersatzwendemanövern <strong>in</strong><br />

den Betriebsschleifen Karlstraße und Olympiapark<br />

Süd sollen dann der Vergangenheit<br />

angehören. Zudem dürfte e<strong>in</strong> per Schienenaustausch<br />

Ende Oktober aufgelöstes Begegnungsverbot<br />

im Bereich Stiglmaierplatz zu<br />

e<strong>in</strong>em flüssigeren Betriebsablauf beitragen.<br />

Verstärkungsl<strong>in</strong>ie 28 zum Scheidplatz<br />

Ebenfalls neu e<strong>in</strong>geführt wird die Verstärkungsl<strong>in</strong>ie<br />

28 Scheidplatz – Sendl<strong>in</strong>ger Tor.<br />

<strong>Sie</strong> stellt <strong>in</strong> Überlagerung mit der L<strong>in</strong>ie 27<br />

zwischen der Innenstadt und dem Kurfürstenplatz<br />

tagsüber unter der Woche e<strong>in</strong>en<br />

Fünf-M<strong>in</strong>uten-Takt her. Der U-Bahnknoten<br />

Scheidplatz erhält damit seit über 30 Jahren<br />

wieder e<strong>in</strong>e reguläre Direktverb<strong>in</strong>dung<br />

per Tram mit dem Stadtzentrum! Sollte das<br />

Rückfallkonzept wegen Fahrzeugmangels<br />

aber tatsächlich greifen müssen, würde der<br />

Scheidplatz dagegen temporär vom <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

abgebunden und die L<strong>in</strong>ie 12<br />

am Kurfürstenplatz mit der L<strong>in</strong>ie 28 verknüpft<br />

werden. Abends wird auf der L<strong>in</strong>ie<br />

27 zudem nun täglich bis 22 Uhr im Zehn-<br />

M<strong>in</strong>uten-Takt gefahren statt wie bisher nach<br />

ca. 20 Uhr alle 20 M<strong>in</strong>uten.<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


München<br />

Der frisch hauptuntersuchte P-Tw 2021 trifft am 26. Oktober auf Fahrschulfahrt<br />

am Stiglmaierplatz e<strong>in</strong>e Variobahn. Begegnungen dieser beiden<br />

Fahrzeugtypen s<strong>in</strong>d nur zulässig, wenn e<strong>in</strong>es der Fahrzeuge steht!<br />

Münchens engste Wendeschleife auf dem Pas<strong>in</strong>ger Marienplatz wird<br />

am 9. Dezember 2012 stillgelegt; ab Ende 2013 nutzt die L<strong>in</strong>ie 19 dann<br />

e<strong>in</strong>e neue Häuserblockumfahrung mit Haltestelle vor dem Bahnhof<br />

Verdichtet wird wegen der guten Nachfrage<br />

auch der Takt auf der Ende 2009 eröffneten<br />

L<strong>in</strong>ie 23 Münchner Freiheit –<br />

Schwab<strong>in</strong>g Nord. Hier kommt <strong>in</strong> der Hauptverkehrszeit<br />

statt bislang alle zehn M<strong>in</strong>uten<br />

nun alle sieben bzw. acht M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e Tram.<br />

Weitere Taktverdichtungen möglich<br />

Am Größten ist die Fahrplan-Ungewissheit<br />

derzeit noch bei den L<strong>in</strong>ien 15/25. Nach viermonatiger<br />

baustellenbed<strong>in</strong>gter Streckensperrung<br />

südlich des Ostfriedhofs und der<br />

Beschränkung auf die Kurzführung Max-<br />

Weber-Platz – St.- Mart<strong>in</strong>s-Platz gehen die<br />

L<strong>in</strong>ien Ende November wieder regulär <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Sofern genug Fahrzeuge zur Verfügung<br />

stehen, soll <strong>in</strong> der Hauptverkehrszeit der<br />

7-/8-M<strong>in</strong>uten-Takt bis zur Großhesseloher<br />

Brücke durch E<strong>in</strong>satzwagen verstärkt werden.<br />

Andererseits würde bei Fahrzeugmangel<br />

der südliche Streckenteil Großhesseloher<br />

Brücke – Grünwald im Busersatzverkehr betrieben<br />

werden. Erst im Laufe des Jahres<br />

2013 ist mit e<strong>in</strong>er regulären Taktverdichtung<br />

zu rechnen, dann soll <strong>in</strong> den Hauptverkehrszeiten<br />

alle fünf M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e Bahn bis<br />

zur Großhesseloher Brücke fahren.<br />

Wenn im Laufe des Jahres 2014 alle acht<br />

AVENIO-Niederflurbahnen zur Verfügung<br />

stehen, s<strong>in</strong>d weitere Angebotsverbesserungen<br />

im Trambereich denkbar. Dann wirft<br />

auch die für 2015 anvisierte Inbetriebnahme<br />

der neuen L<strong>in</strong>ie vom Max-Weber-Platz<br />

über Ste<strong>in</strong>hausen zur S-Bahn-Station Berg<br />

am Laim schon ihre Schatten voraus.<br />

E<strong>in</strong> Jahr ke<strong>in</strong>e Tram nach Pas<strong>in</strong>g<br />

Wegen Straßen- und Streckenbaumaßnahmen<br />

temporär e<strong>in</strong>gestellt wird zum 9. Dezember<br />

2012 das westliche Endstück der L<strong>in</strong>ie<br />

19; die Bahnen wenden dann e<strong>in</strong> Jahr<br />

lang bereits <strong>in</strong> der Schleife am Willibaldplatz.<br />

Wenn die L<strong>in</strong>ie 19 ab Dezember 2013 wieder<br />

nach Pas<strong>in</strong>g fährt, wird sie anstatt der<br />

engen Wendeschleife auf dem dortigen Marienplatz<br />

e<strong>in</strong>e neue Häuserblockumfahrung<br />

mit Haltestelle direkt vor dem Pas<strong>in</strong>ger<br />

Bahnhof vorf<strong>in</strong>den. MICHAEL KRISCHE<br />

AVENIO von <strong>Sie</strong>mens bereits ab Dezember 2013 im L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>satz!<br />

Der Ankündigung von MVG-Chef Herbert König,<br />

ke<strong>in</strong>e Fahrzeuge mehr bei der Firma Stadler<br />

zu bestellen (für weitere Variobahnen gab<br />

es e<strong>in</strong>e Option), folgte am 28. September 2012 der<br />

„Paukenschlag“: Die Stadtwerke München (SWM)<br />

gaben die Bestellung von acht Niederflurbahnen<br />

vom Typ AVENIO für die MVG bei der <strong>Sie</strong>mens AG<br />

bekannt. Dies war das Ergebnis von Gesprächen mit<br />

allen relevanten Herstellern im Rahmen e<strong>in</strong>es Verhandlungs-<br />

und Vergabeverfahrens nach europäischem<br />

Recht. E<strong>in</strong>e Option auf weitere Bahnen be<strong>in</strong>haltet<br />

der Auftrag nicht, die Kurzfristigkeit der<br />

Designstudio<br />

des AVENIO für<br />

München<br />

MVG<br />

Beschaffung ließ dies weder rechtlich noch <strong>in</strong>haltlich<br />

zu. Die Fahrzeuge werden <strong>in</strong> Rekordzeit ausgeliefert:<br />

Sechs der acht Bahnen, die <strong>in</strong> Wien gebaut<br />

werden, sollen bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember<br />

2013 den L<strong>in</strong>iendienst aufnehmen, die beiden<br />

weiteren Fahrzeuge folgen im Jahr 2014. Die Investitionssumme<br />

beträgt rund 29 Mio. Euro. Es<br />

wurden Fördermittel beantragt, ob und <strong>in</strong> welcher<br />

Höhe die Fahrzeugbestellung öffentlich gefördert<br />

wird, ist aber unklar.<br />

Beim AVENIO handelt es sich um e<strong>in</strong> von der Firma<br />

<strong>Sie</strong>mens neu entwickeltes <strong>Straßenbahn</strong>fahrzeug<br />

mit e<strong>in</strong>em Niederfluranteil von 100 Prozent, das bereits<br />

zuvor von den Betrieben <strong>in</strong> Den Haag, Niederlande<br />

(40 Fahrzeuge) und Doha, Katar (19 Fahrzeuge)<br />

bestellt wurde. Se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzpremiere wird der<br />

AVENIO aber nun an der Isar feiern. Im Gegensatz<br />

zur Variobahn ruht beim AVENIO jedes Fahrzeugteil<br />

auf e<strong>in</strong>em eigenen Fahrgestell – e<strong>in</strong>e Konstruktion,<br />

mit der man bei der MVG (Niederflurwagen des<br />

Typs R) bisher gute Erfahrungen gemacht hat. Zudem<br />

beruht das Konstruktionskonzept des AVENIO<br />

auf dem „Comb<strong>in</strong>o Plus“, der bereits seit mehreren<br />

Jahren <strong>in</strong> Budapest und bei der Metro Sul do Tejo<br />

nahe Lissabon zuverlässig im E<strong>in</strong>satz steht.<br />

Die Münchner Variante des AVENIO, der bei der<br />

MVG als Typ T 1 bezeichnet wird, ist 37,85 Meter<br />

lang, 2,3 Meter breit und rund 48 Tonnen schwer.<br />

Das vierteilige E<strong>in</strong>richtungsfahrzeug kann voraussichtlich<br />

215–220 Fahrgäste (die genaue Sitzkonfiguration<br />

steht noch nicht fest) befördern und besitzt<br />

acht Türen (Variobahn und Typ R 3.3 nur sechs), um<br />

e<strong>in</strong>en noch effektiveren Fahrgastwechsel zu gewährleisten.<br />

Die acht AVENIO-Bahnen sollen mit den<br />

ähnlich langen und kapazitätsstarken 20 R 3.3 und<br />

den 14 Variobahnen e<strong>in</strong>en Fahrzeugpool bilden und<br />

vor allem auf den nachfragestärksten L<strong>in</strong>ien 17, 19<br />

und 20/21/22 e<strong>in</strong>gesetzt werden. Es wird aber wie<br />

bei allen Münchner Fahrzeugen die freizügige E<strong>in</strong>satzmöglichkeit<br />

im gesamten Netz angestrebt. Nennenswerte<br />

Umbaumaßnahmen an der Strecken<strong>in</strong>frastruktur<br />

s<strong>in</strong>d laut MVG für den neuen<br />

Fahrzeugtypen nicht notwendig. MIK/MVG<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

19


Betriebe<br />

Fasz<strong>in</strong>ation zwischen<br />

Styrum und Hauptfriedhof<br />

W<strong>in</strong>ke-W<strong>in</strong>ke: Tw<br />

286 verlässt die im<br />

Grünen gelegene<br />

Endschleife Friesenstraße<br />

<strong>in</strong> Styrum<br />

ALLE AUFNAHMEN:<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

Mülheims L<strong>in</strong>ie 110 im Porträt Von der klassischen Ruhrpott-Industriekulisse über e<strong>in</strong>e kurze<br />

Tunnelfahrt bis zur idyllischen Steigungsstrecke: Die 110 ist e<strong>in</strong>e Reise wert – solange sie noch fährt.<br />

Ger<strong>in</strong>ge Fahrgastzahlen machen der L<strong>in</strong>ie nämlich schwer zu schaffen<br />

Für Freunde der klassischen <strong>Straßenbahn</strong><br />

ist die L<strong>in</strong>ie 110 e<strong>in</strong> Muss: Auf<br />

ihr verkehren ausschließlich hochflurige<br />

M-Wagen, die der Fahrgast nicht<br />

selten direkt von der Straße aus erklimmen<br />

muss. Wer mit der 110 fährt, sieht zudem<br />

viele Facetten von Mülheim: Die Stahlhütte,<br />

die teils engen Innenstadtstraßen und das<br />

eher dörfliche Kahlenbergviertel. Ihren nördlichen<br />

Endpunkt hat die 110 an der Friesenstraße<br />

im Stadtteil Styrum. Hier beg<strong>in</strong>nt<br />

die etwa acht Kilometer lange, 25-m<strong>in</strong>ütige<br />

Fahrt zum Mülheimer Hauptfriedhof.<br />

Die Endschleife liegt etwas abseits der<br />

Straße, e<strong>in</strong>gerahmt von üppigem Grün. Doch<br />

die Idylle trügt: Direkt neben der Schleife<br />

rauscht unüberhörbar der Verkehr auf der<br />

Autobahn A40 vorbei. Bis <strong>in</strong> die 1960er-Jahre<br />

fuhr die <strong>Straßenbahn</strong> noch rund zwei Kilometer<br />

weiter durch weitgehend unbebautes<br />

Gebiet zur Akazienallee <strong>in</strong> Speldorf. Hier<br />

bestand se<strong>in</strong>erzeit Anschluss an die heutige<br />

L<strong>in</strong>ie 901 <strong>in</strong> Richtung Duisburg. E<strong>in</strong> Relikt<br />

aus dieser Zeit bef<strong>in</strong>det sich noch 100 Meter<br />

von der Schleife Friesenstraße entfernt:<br />

Der ehemalige Betriebshof Styrum. Er beherbergt<br />

heute e<strong>in</strong> Autohaus, nur die Gleise<br />

vor den ehemaligen Wagenhallen er<strong>in</strong>nern<br />

noch daran, dass hier früher <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

zuhause waren.<br />

Heute verlassen standardmäßig M6-Wagen<br />

die Endschleife, um zunächst an e<strong>in</strong>igen<br />

schmucken Gründerzeitbauten vorbei zu rollen<br />

und nach e<strong>in</strong>em leichten Rechtsschwenk<br />

die Haltestelle Bahnhof Styrum zu erreichen.<br />

Hier trifft die 110 schon auf ihren größten<br />

Konkurrenten: Die S-Bahn! In nur drei M<strong>in</strong>uten<br />

erreichen die L<strong>in</strong>ien S1 und S3 den<br />

Mülheimer Hauptbahnhof, an den sich auch<br />

das Shopp<strong>in</strong>gcenter „Forum“ anschließt. Die<br />

110 braucht bis zur Haltestelle „Stadtmitte“<br />

h<strong>in</strong>gegen neun M<strong>in</strong>uten und fährt mit ihrem<br />

20-M<strong>in</strong>uten-Takt zudem auch noch seltener.<br />

Attraktive E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten gibt es<br />

rund um die „Stadtmitte“ kaum noch – klar,<br />

wer hier den Kürzeren zieht …<br />

Die Konkurrenz fest im Blick<br />

Die 110 rollt nun weiter zur Haltestelle Meißelstraße,<br />

parallel zur DB-Strecke und zu<br />

zahlreichen Gütergleisen, auf denen nicht sel-<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


GRAFIK: AL<br />

Mülheim a.d. Ruhr<br />

An der Friedrich-Ebert-Straße passiert die<br />

110 die Hallen der Friedrich-Wilhelms-Hütte<br />

Daten & Fakten: L<strong>in</strong>ie 110<br />

L<strong>in</strong>ienlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8,3 km<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />

Fahrzeuge<strong>in</strong>satz<br />

• M6S, Bj. 1976, ex BOGESTRA<br />

• M6D, Bj. 1984–1992<br />

Takt der L<strong>in</strong>ie 110<br />

• Mo. bis Fr.: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 M<strong>in</strong>.<br />

• Sa., So., Feiertage: . . . . . . . . . . . . . . 30 M<strong>in</strong>.<br />

Tarif<br />

VRR-Preisstufe A<br />

E<strong>in</strong>zelticket: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,40 Euro<br />

Tagesticket: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,70 Euro<br />

RECHTS Oberleitungs-Wirrwarr über der DB-<br />

Strecke nahe der Haltestelle „<strong>Sie</strong>gfriedbrücke“<br />

– die 110 gibt sich mit ihrem e<strong>in</strong>fachen<br />

Fahrdraht ganz bescheiden<br />

ten Röhren aus den nahen Mannesmannwerken<br />

auf ihren Abtransport <strong>in</strong> die ganze<br />

Welt warten. Die zweispurige Straße und die<br />

DB-Gleise s<strong>in</strong>d hier nur durch e<strong>in</strong>e sehr marode<br />

Mauer vone<strong>in</strong>ander getrennt, die <strong>Straßenbahn</strong>schienen<br />

liegen fast komplett <strong>in</strong><br />

Pflaster- und Schlackeste<strong>in</strong>en und auf der<br />

rechten Seite reihen sich überwiegend ältere<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser. Diese Szenerie versprüht<br />

e<strong>in</strong> sehr ursprüngliches und morbides Flair<br />

und bietet deshalb viele <strong>in</strong>teressante Fotomotive.<br />

E<strong>in</strong>ige Meter weiter fährt die 110 e<strong>in</strong>e kurze<br />

Steigung zur Haltestelle „<strong>Sie</strong>gfriedbrücke“.<br />

Hier lichtet sich die Bebauung wieder,<br />

der Blick auf die Eisenbahntrasse wird durch<br />

e<strong>in</strong>e imposante Baumreihe etwas verdeckt.<br />

Mit e<strong>in</strong>em L<strong>in</strong>ksknick biegt die 110 auf e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Stahlträgerbrücke, die e<strong>in</strong> Bahnanschlussgleis<br />

überspannt. Diese Brücke wird<br />

selbst von vielen Mülheimern irrtümlich<br />

meist als <strong>Sie</strong>gfriedbrücke bezeichnet. Dabei<br />

ist die <strong>Sie</strong>gfriedbrücke die nebenan gelegene<br />

Fußgängerbrücke über die DB-Strecke.<br />

Weiter geht’s zur Thyssenbrücke, hier trifft<br />

die 110 auf die aus Oberhausen kommende<br />

L<strong>in</strong>ie 112, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen 90-Grad-<br />

Bogen von der Brücke auf die geme<strong>in</strong>same<br />

Strecke Richtung Innenstadt e<strong>in</strong>fädelt. Fotografen<br />

sei die Thyssenbrücke als Motiv<br />

empfohlen, da die baufällige Brücke aus dem<br />

Jahr 1909 <strong>in</strong> den kommenden Jahren ersetzt<br />

werden muss.<br />

H<strong>in</strong>ter der Thyssenbrücke eröffnet sich<br />

kurz e<strong>in</strong> Blick auf die Mülheimer City mit<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

21


Betriebe<br />

Auf der 110 verkehren <strong>in</strong> der Regel ausschließlich M6. Wagen 296 wurde 2011 im Alter von immerh<strong>in</strong> 35 Jahren zusammen mit drei weiteren<br />

M6S aus Bochum übernommen. Hier überquert er rauschend die Brücke an der Hauskampstraße<br />

In der Mitte geht’s eher drunter als drüber: Wagen 286 taucht aus dem<br />

Tunnel an der Friedrich-Ebert-Straße auf und erreicht den Rathausmarkt<br />

Gerade der Ast zum Hauptfriedhof bee<strong>in</strong>druckt immer wieder durch<br />

schmucke Häuserreihen, wie hier an der Trooststraße<br />

ihren markanten Hochhäusern, ehe die 110<br />

über die stark befahrene Friedrich-Ebert-<br />

Straße den nächsten Halt Mülheim West S-<br />

Bahnhof ansteuert. Von Wohnbebauung ist<br />

hier weit und breit nichts zu sehen. Die alten<br />

Backste<strong>in</strong>hallen von Thyssen-Krupp<br />

Schulte bestimmten das Bild. Noch heute<br />

wird hier Baustahl verkauft – allerd<strong>in</strong>gs wird<br />

den kaum jemand mit der <strong>Straßenbahn</strong> abholen.<br />

Lediglich e<strong>in</strong>e Videothek, e<strong>in</strong> Cas<strong>in</strong>o<br />

und e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Handwerksbetriebe bergen<br />

hier Fahrgastpotenzial.<br />

Als die Thyssenwerke noch massenweise<br />

Dampf und Rauch <strong>in</strong> den Mülheimer Himmel<br />

bliesen, war hier deutlich mehr los. Früher<br />

war der Bahnhof Mülheim West nämlich<br />

der Mülheimer Hauptbahnhof, so dass<br />

hunderte Arbeiter das Werksgelände bequem<br />

mit Zug und <strong>Straßenbahn</strong> erreichen konnten.<br />

Erst 1974 wurde der stadtnahe Bahnhof<br />

Mülheim-Epp<strong>in</strong>ghofen mit Ausbau der S-<br />

Bahn Rhe<strong>in</strong>-Ruhr zum heutigen Hauptbahnhof<br />

umfunktioniert. Seither rollt die<br />

110 nicht selten ohne Halt weiter Richtung<br />

Innenstadt.<br />

H<strong>in</strong>ter dem Bahnhof Mülheim West geht<br />

es für die 110 erstmals <strong>in</strong>mitten der vierspurigen<br />

Straße auf eigenem Gleiskörper<br />

weiter. Unweit der Haltestelle Sandstraße<br />

f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> weiteres Relikt aus längst vergangenen<br />

Tagen: Der ehemalige Betriebshof<br />

Friedrich-Ebert-Straße. Die Wagenhalle<br />

dient heute als Autowerkstatt. Rechts der<br />

Strecke erheben sich die mächtigen Werks -<br />

hallen der Friedrich-Wilhelms-Stahlhütte,<br />

die die M6 auf der 110 ganz schön mickrig<br />

aussehen lassen.<br />

Ab durch die Mitte<br />

An der nächsten Haltestelle „Friedrich-<br />

Ebert-Straße“ bekommt die 110 Gesellschaft<br />

von der L<strong>in</strong>ie 104 aus Essen. Der Haltstellenbereich<br />

hat sich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

stark verändert: Früher bestimmten hier<br />

Überflieger-Brücken das Bild. Mittlerweile<br />

s<strong>in</strong>d sämtliche Brücken abgetragen worden<br />

und der Verkehr teilt sich die Kreuzung mit<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>. Dennoch wird die Tram<br />

auf den nächsten Metern zur „M<strong>in</strong>i-U-<br />

Bahn“. In e<strong>in</strong>em kurzen Tunnel unterfahren<br />

die <strong>Straßenbahn</strong>en e<strong>in</strong>e Hauptstraße, um auf<br />

22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Mülheim a.d. Ruhr<br />

Auf geht’s – zum<strong>in</strong>dest für Wagen 292. Bei sieben Prozent Gefälle rollt der M6S 296 <strong>in</strong> Höhe<br />

des Bismarckturms dagegen mühelos <strong>in</strong> Richtung Innenstadt<br />

der anderen Seite an der Haltestelle Rathausmarkt<br />

wieder aufzutauchen.<br />

Nun heißt es: Ducken und Stromabnehmer<br />

e<strong>in</strong>ziehen! Die 110 zwängt sich durch<br />

e<strong>in</strong>en engen Brückenbogen, über den bis <strong>in</strong><br />

die 1990er-Jahre e<strong>in</strong> Teil der Bahnstrecke<br />

Osterrath – Dortmund führte. Über e<strong>in</strong>e<br />

Million Ziegelste<strong>in</strong>e sollen für den Bau des<br />

Viadukts durch die Mülheimer Innenstadt<br />

verbaut worden se<strong>in</strong>. H<strong>in</strong>ter der Brücke wird<br />

die 110 wieder zur klassischen <strong>Straßenbahn</strong><br />

und durchfährt den Rathausbogen, ehe sie<br />

an der Haltestelle „Stadtmitte“ hält. Die<br />

Bahnsteiganlagen s<strong>in</strong>d hier relativ neu. Bis<br />

zum Jahr 2007 mussten die Bahnen noch das<br />

mittlerweile leer stehende Kaufhof-Gebäude<br />

umfahren. Selbst „Woolworth“ hat sich<br />

aus der Mülheimer City verabschiedet. So<br />

br<strong>in</strong>gt es nicht mehr allzu viel, dass die 110<br />

heutzutage direkt vor der Fußgängerzone<br />

„Schlossstraße“ hält.<br />

Umstieg zu den Bussen<br />

Immerh<strong>in</strong> ist die Stadtmitte nach wie vor e<strong>in</strong><br />

wichtiger Umsteigeknoten: Die meisten<br />

Mülheimer Busl<strong>in</strong>ien halten hier, außerdem<br />

verkehren „e<strong>in</strong>e Etage tiefer“ im Stadtbahntunnel<br />

die 102 Richtung Uhlenhorst<br />

und Oberdümpten und die normalspurige<br />

901 nach Duisburg.<br />

H<strong>in</strong>ter der Haltestelle verzweigen sich die<br />

Gleise. Die L<strong>in</strong>ien 104 und 112 biegen nach<br />

l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> die Le<strong>in</strong>ewebestraße e<strong>in</strong>, rechts gelangen<br />

die Bahnen über die Schlossbrücke<br />

zum Betriebshof, die 110 fährt dagegen weiter<br />

geradeaus. Auf halber Strecke zum nächsten<br />

Halt existiert e<strong>in</strong> Gleiswechsel, <strong>in</strong>teressanterweise<br />

die letzte Umsetzmöglichkeit vor<br />

der Endstelle Hauptfriedhof – und die ist immerh<strong>in</strong><br />

noch rund vier Kilometer entfernt.<br />

Vorbei am altehrwürdigen Hotel „Handelshof“<br />

kommt die Bahn nun <strong>in</strong> Straßenmitte<br />

vor dem evangelischen Krankenhaus zum<br />

stehen – die Haltestelle „Wertgasse“ ist erreicht.<br />

Von hier aus kommt man <strong>in</strong> wenigen<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> die Mülheimer Altstadt mit<br />

ihren kle<strong>in</strong>en Fachwerkhäusern und der Petrikirche,<br />

deren Wurzeln bis <strong>in</strong>s 7. Jahrhundert<br />

zurückgehen. Aber auch entlang der 110<br />

wird die Bebauung sehr sehenswert: Rund<br />

um die Haltstelle Wilhelmstraße stehen e<strong>in</strong>ige<br />

prunkvolle Jugendstil-Villen, reichverzierte<br />

Wohnhäuser warten nur darauf, als<br />

Motiv „erlegt“ zu werden.<br />

Der Ausstieg an der Wilhelmstraße lohnt<br />

sich doppelt. Ganz <strong>in</strong> der Nähe bef<strong>in</strong>det sich<br />

nämlich der Mülheimer Wasserbahnhof.<br />

Von dort aus starten die Ausflugsschiffe der<br />

„Weißen Flotte“ <strong>in</strong> Richtung Essen-Kettwig<br />

durch das romantische Ruhrtal.<br />

Gemütlich <strong>in</strong>s Kahlenbergviertel<br />

Die L<strong>in</strong>ie 110 verlässt h<strong>in</strong>gegen die Straße<br />

nach Essen und biegt durch den engsten<br />

Gleisbogen im Mülheimer Netz l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> die<br />

schmale Wilhelmstraße e<strong>in</strong>. Hier beg<strong>in</strong>nt<br />

e<strong>in</strong>e etwa 100 Meter lange Steigung, ehe die<br />

Bahn am Wilhelmplatz scharf rechts <strong>in</strong> die<br />

Kampstraße rollt. Autos fahren hier vergleichsweise<br />

wenige. Die Haltestellen auf diesem<br />

Abschnitt s<strong>in</strong>d äußerst spartanisch e<strong>in</strong>gerichtet:<br />

Richtung Hauptfriedhof muss sich<br />

der Fahrgast mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Haltestellenschild<br />

am Fahrbahnrand zufrieden geben,<br />

An der Haltestelle „Spielplatz“ erreicht man<br />

den wohl besten Aussichtspunkt Mülheims:<br />

den Bismarckturm<br />

<strong>in</strong> Richtung Innenstadt steht zum<strong>in</strong>dest hier<br />

und da e<strong>in</strong> Wartehäuschen. Bis zur Haltestelle<br />

„Wasserstraße“ ist die Bebauung noch<br />

sehr dicht, hier prägen schmucke Bauten –<br />

meist aus der Gründerzeit – das Bild.<br />

Ab der Wasserstraße geht es merklich<br />

bergauf, mit etwas Glück kann man rechts<br />

durch die Baumreihen e<strong>in</strong>en Blick auf das<br />

Ruhrtal erhaschen. Jetzt heißt es: Anlauf nehmen!<br />

Mit immerh<strong>in</strong> sieben Prozent Steigung<br />

erklimmt die 110 die Bismarckstraße.<br />

Nach e<strong>in</strong>em engen L<strong>in</strong>ksbogen erstrecken<br />

sich auf der rechten Seite weite Wiesen mitsamt<br />

dem stolzen Bismarckturm von 1909.<br />

Heute bietet er e<strong>in</strong>em Künstler Unterschlupf<br />

und kann zu wechselnden Zeiten bestiegen<br />

werden. Den Blick über die Stadt und das<br />

Ruhrtal ist die Kletterei allemal wert.<br />

Dann ist die Steigung geschafft – die 110<br />

hat den Kahlenberg erreicht. Inmitten e<strong>in</strong>er<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

23


Betriebe<br />

OBEN Besonders im<br />

Kahlenbergviertel<br />

ist die 110 nicht immer<br />

gut genug gefüllt.<br />

An e<strong>in</strong>em nassen<br />

Nachmittag im<br />

Dezember 2011<br />

waren dennoch e<strong>in</strong>ige<br />

Fahrgäste froh,<br />

dass ihnen Wagen<br />

291 E<strong>in</strong>lass gewährte<br />

(Bild l<strong>in</strong>ks). Auch<br />

die <strong>in</strong>neren Werte<br />

zählen: Bunt und<br />

gemütlich kommen<br />

die Mülheimer M6<br />

daher (Bild rechts)<br />

stattlichen Allee gönnen sich die M6 e<strong>in</strong>e<br />

kurze Verschnaufpause an der Haltestelle<br />

„Spielplatz“. E<strong>in</strong>en Spielplatz f<strong>in</strong>det man<br />

hier allerd<strong>in</strong>gs weit und breit nicht. Nur e<strong>in</strong>en<br />

Sportplatz, auf dem meist unermüdliche<br />

Jogger ihre schnöden Runden drehen, statt<br />

die herrlichen Wege im angrenzenden Kahlenbergwald<br />

mit Blick auf das Ruhrtal zu genießen.<br />

Mit Blick auf Wald und Wiesen geht es<br />

weiter zur Haltestelle Wasserstraße. Auch<br />

dieser Bereich ist eher dünn besiedelt. Die<br />

meisten Häuser sehen so aus, als hätten ihre<br />

Eigentümer gleich mehrere Fahrzeuge zur<br />

Auswahl <strong>in</strong> der Garage stehen.<br />

Endspurt zum Hauptfriedhof<br />

Die L<strong>in</strong>ie 110 folgt der Allee, ehe sie sich auf<br />

e<strong>in</strong>e große Hauptstraße e<strong>in</strong>fädelt und sich<br />

nach 100 Metern rechts wieder ausfädelt,<br />

um an der Witthausstraße zu halten. Neben<br />

der zweispurigen Bundesstraße geht es auf<br />

eigenem Bahnkörper weiter zum Oppspr<strong>in</strong>g.<br />

Hier biegen die Bahnen rechts <strong>in</strong> die Zeppel<strong>in</strong>straße<br />

e<strong>in</strong> und treffen damit wieder auf<br />

Gastronomie-Tipps<br />

• Pizzeria Carmelo – e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fach gehaltene<br />

Pizzeria <strong>in</strong> der Altstadt mit exzellenter Pizza<br />

und Pasta, Hagdorn 14, Haltestelle Wertgasse<br />

• Eiscafé Plati – frische Torten und köstliches Eis<br />

neben dem Wasserbahnhof, Auf dem Dudel<br />

24, Haltestelle Wilhelmstraße<br />

LINKS Die Endstelle<br />

Hauptfriedhof teilt<br />

sich die 110 zusammen<br />

mit der 104,<br />

auf der e<strong>in</strong>ige Leihwagen<br />

aus Essen im<br />

E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d<br />

die L<strong>in</strong>ie 104. Bis zur Tilsiterstraße geht es<br />

zügig durch die Häuserreihen. Den letzten<br />

Abschnitt bis zur Endstelle Hauptfriedhof<br />

bewältigt die 110 dann wieder auf eigenem<br />

Bahnkörper. Vor dem Torbogen am Hauptfriedhof<br />

endet unsere Reise.<br />

Früher g<strong>in</strong>g es hier noch auf e<strong>in</strong>em zwei<br />

Kilometer langen Überlandabschnitt weiter<br />

bis zum Gleisdreieck am Sportflughafen<br />

Mülheim <strong>in</strong> Raadt. Diesen Ast hat vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren die L<strong>in</strong>ie 104 übernommen, um<br />

e<strong>in</strong>e schnellere Verb<strong>in</strong>dung von der Stadt<br />

nach Raadt herzustellen. Seit diesem Jahr ist<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>verkehr zwischen Hauptfriedhof<br />

und Flughafen aber e<strong>in</strong>gestellt, weil<br />

die Strecke als nicht mehr betriebssicher gilt<br />

und dr<strong>in</strong>gend saniert werden muss. Dieses<br />

Geld will sich die Stadt wegen der ger<strong>in</strong>gen<br />

Auslastung der Strecke sparen und hat deshalb<br />

e<strong>in</strong>en dauerhaften Schienenersatzverkehr<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Wenn es nach der Stadt<br />

geht, soll es der 110 sogar auf ganzer Länge<br />

an den Kragen gehen. Der S-Bahn-Parallelverkehr<br />

<strong>in</strong> Styrum, die ger<strong>in</strong>ge Bevölkerungsdichte<br />

im Kahlenbergviertel, mit diesen<br />

Problemen hat die 110 zu kämpfen.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d die kle<strong>in</strong>en M6 besonders <strong>in</strong><br />

den Randzeiten selbst werktags im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt<br />

nicht ausreichend gefüllt. Die Bezirksregierung<br />

möchte aber, dass die 110 als<br />

umweltfreundliches Verkehrsmittel erhalten<br />

bleibt und droht der Stadt mit Rückzahlungen<br />

von Fördergeldern <strong>in</strong> Millionenhöhe, die<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Stadtmitte <strong>in</strong> die Sanierung<br />

der 110 gesteckt wurden. Noch besteht<br />

also Hoffnung, dass diese äußerst abwechslungsreiche,<br />

spannende und reizvolle L<strong>in</strong>ie<br />

auch weiterh<strong>in</strong> bestehen bleibt.<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Nächster Halt: …<br />

Im Juli 2012 wurde die Wiener E<strong>in</strong>stiegshaltestelle, die der Tw 716 gerade verlässt, saniert und um 200 Meter verlegt<br />

A. ROGALLA<br />

Nächster Halt:<br />

Beethovengang<br />

Diesen Namen trägt e<strong>in</strong> im 19. Bezirk Wiens<br />

gelegener Flanierweg, den Ludwig van Beethoven<br />

leidenschaftlich benutzt haben soll. Auf<br />

ihn e<strong>in</strong>stimmen kann sich der heutzutage mit<br />

MP3-Player ausgerüstete Wanderer mit der<br />

Symphonie Nr. 6 – der Pastorale. Diese passt<br />

hervorragend zu dem Weg, der von schattenspendender<br />

Flora umsäumt ist und so die eher<br />

zurückgezogene Wohnumfeldarchitektur verdeckt<br />

– durchweg Häuser der gehobenen Wiener<br />

Bevölkerung. In der Nähe begegnen dem<br />

Wanderer Straßennamen, die von Beethovens<br />

Anwesenheit <strong>in</strong> Heiligenstadt und Nußdorf<br />

Zeugnis ablegen. Die Eroicagasse kreuzt den<br />

Beethovengang und teilt ihn <strong>in</strong> zwei Hälften.<br />

Schließlich folgt am Ende des Ganges die Beethovenruhe<br />

mit dem Beethovendenkmal, das<br />

am 15. Juni 1863 enthüllt wurde.<br />

Die Endhaltestelle Beethovengang ist als<br />

Wendeschleife mit Ausweiche angelegt und<br />

umfasst das ehemalige Empfangsgebäude der<br />

vor knapp 90 Jahren e<strong>in</strong>gestellten Zahnradbahn<br />

zum Kahlenberg. Das Restaurant <strong>in</strong> der<br />

e<strong>in</strong>stigen Talstation ist <strong>in</strong>zwischen ebenfalls<br />

geschlossen. Die nach dem System Riggenbach<br />

errichtete Zahnradbahn sollte 1873 als Attraktion<br />

zur Weltausstellung e<strong>in</strong>geweiht werden,<br />

g<strong>in</strong>g jedoch erst e<strong>in</strong> Jahr später <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Infolge zweigleisigen Ausbaus und die frühe<br />

Anb<strong>in</strong>dung an die Wiener <strong>Straßenbahn</strong> bis<br />

zum Schottentor war sie damals wie heute für<br />

die Region e<strong>in</strong> unentbehrliches Verkehrsmittel,<br />

denn sie war der Vorläufer der L<strong>in</strong>ie D, die<br />

den Beethovengang gegenwärtig bedient.<br />

Für die Zahnradbahn waren der Weltkrieg,<br />

der verschlissene Schienenweg sowie der Konzessionsablauf<br />

der „Todesstoß“. <strong>Sie</strong> wurde am<br />

16. Mai 1923 e<strong>in</strong>gestellt. Wer sich heute motorisiert<br />

auf den Kahlenberg br<strong>in</strong>gen lassen<br />

will, nimmt ab Gr<strong>in</strong>z<strong>in</strong>ger Straße den Bus 38A<br />

und erreicht 22 M<strong>in</strong>uten später den Berg, der<br />

e<strong>in</strong>en herrlichen Blick auf Wien erlaubt.<br />

Zurzeit werden auf der L<strong>in</strong>ie D im Mischbetrieb<br />

E2/c3 Garnituren und ULF e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Letztere können sich nicht mit den im Innern<br />

holzverkleideten c3-Beiwagen messen, was<br />

aber durchaus e<strong>in</strong>e Geschmacksfrage ist. Die<br />

alten nach Holz duftenden c3 haben für uns<br />

heutzutage e<strong>in</strong> Flair, dass man me<strong>in</strong>en könnte,<br />

selbst Beethoven, der alte Meister, hätte sich<br />

diesen zuverlässigen Gefährten anvertraut;<br />

und immer e<strong>in</strong>e Mozartkugel zum Naschen<br />

dabei, während die Bim mit hoher Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>in</strong> Richtung Beethovengang brettert,<br />

was zuweilen e<strong>in</strong>en Haydnlärm produziert.<br />

ANDRÉ ROGALLA<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

25


Betriebe<br />

Unterwegs mit »Tante Frieda«<br />

100 Jahre Forchbahn Zürich<br />

– Essl<strong>in</strong>gen <strong>Straßenbahn</strong>,<br />

Überlandbahn, U-Bahn – oder<br />

alles zusammen? Die Forchbahn<br />

bietet <strong>in</strong> der Tat von allem<br />

etwas. Dieses Jahr feiert sie ihr<br />

100-jähriges Bestehen<br />

Ursprünglich gebaut, um Milch vom<br />

Land <strong>in</strong> die Stadt zu transportieren,<br />

hat sich das Gesicht von „Tante<br />

Frieda“, wie die Forchbahn im<br />

Volksmund heißt, <strong>in</strong>zwischen drastisch verändert.<br />

Der Güterverkehr wurde bereits Mitte<br />

der 1960er-Jahre e<strong>in</strong>gestellt, dafür wuchsen<br />

die Anforderungen an anderen Stellen:<br />

E<strong>in</strong>erseits wächst der Pendlerverkehr nach<br />

Zürich kont<strong>in</strong>uierlich bis heute an, andererseits<br />

hat der Ausflugsverkehr <strong>in</strong> die „Pfannenstiel“-Region<br />

massiv zugenommen, so<br />

dass die Forchbahn heute <strong>in</strong> beiden Richtungen<br />

als „vollbeschäftigt“ e<strong>in</strong>gestuft werden<br />

darf.<br />

Seit dem 27. November 1912 fährt die<br />

Forchbahn von Zürich-Stadelhofen nach<br />

Essl<strong>in</strong>gen im Kanton Zürich, feiert also <strong>in</strong><br />

diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Mit<br />

ihrer Eröffnung löste die Bahn, ungewöhnlich<br />

genug für die damalige Zeit, e<strong>in</strong>e Busl<strong>in</strong>ie<br />

ab. Ihren Namen trägt die Bahn nach<br />

dem gleichnamigen Ort, dem Betriebsmittelpunkt<br />

Forch, und dem gleichnamigen<br />

Pass, den sie auf ihrem Weg überquert.<br />

Zur Stilllegung vorgesehen<br />

In den 1950er-Jahren stand sie – wie so viele<br />

Bahnen ihrer Art – zur Disposition, Untersuchungen<br />

ergaben aber, dass sie durch<br />

Busse nicht zu ersetzen war. Die Empfehlungen,<br />

die Bahn von der Straße zu trennen,<br />

wurden folgerichtig umgesetzt, so dass der<br />

Betrieb schneller und mit weniger Kontakt<br />

zum Straßenverkehr abgewickelt werden<br />

konnte. Der Milchtransport endete 1965.<br />

26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Schweiz: Forchbahn<br />

Im Jubiläumsjahr<br />

tragen die Fahrzeuge<br />

der Forchbahn<br />

dieses Logo<br />

Streckenplan<br />

der Forchbahn<br />

GRAFIK: M. SPERL<br />

Auf der Rückfahrt von Essl<strong>in</strong>gen nach Zürich<br />

passiert e<strong>in</strong> von Stadler gebauter Be 4/6 am<br />

4. September 2012 die Ortschaft Neuhaus<br />

ALLE AUFNAHMEN: J. SCHRAMM<br />

Zwischen Waltikon und Neue Forch passieren die Züge e<strong>in</strong>en etwa 1.800 m langen Tunnel, an<br />

dessen nördlicher E<strong>in</strong>fahrt Jörn Schramm diese Begegnung im Bild festhielt<br />

Als bedeutendste Baumaßnahme wurde die<br />

Strecke im Bereich von Zumikon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Tunnel verlegt.<br />

Die Strecke<br />

Endpunkt auf Zürcher Gebiet ist der Bahnhof<br />

Stadelhofen. Hier wurde <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren e<strong>in</strong>e eigene Gleisschleife parallel<br />

zu den Tramgleisen gebaut, so dass die<br />

Züge der Forchbahn unabhängig enden und<br />

starten können. Bis zur Station Rehalp, Endpunkt<br />

der Traml<strong>in</strong>ie 11, benutzen die Züge<br />

der Forchbahn auf gut 3 km die Gleise der<br />

Zürcher Tram mit, sie halten allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

Der modern gestaltete Endbahnhof von Essl<strong>in</strong>gen<br />

(e<strong>in</strong>em Ortsteil von Egg im Kanton Zürich)<br />

ist dreigleisig ausgeführt<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

27


Betriebe<br />

Der auf 605 m Seehöhe gelegene Bahnhof Neuhaus am Streckenkilometer 9 dient für Zugkreuzungen<br />

Im namensgebenden Ort Forch bef<strong>in</strong>det sich<br />

das Depot der Bahn, die nur von Essl<strong>in</strong>gen bis<br />

Zürich-Rehalp eigene Gleise befährt<br />

Daten & Fakten: Forchbahn<br />

Spurweite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />

eröffnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27.11.1912<br />

Länge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13,06 km<br />

Stromsystem. . . . . . . . . . . . 1.200 V Gleichstrom<br />

max. Steigung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Promille<br />

Stationen:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Fahrplanfeld: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 731<br />

an allen Stationen. Bis Rehalp verkehren sie<br />

auch mit der städtischen Fahrspannung von<br />

600 V. Bereits im Stadtbereich von Zürich<br />

geht es stark bergauf, was sich auch auf eigener<br />

Trasse, jetzt unter 1200 V, fortsetzt. Bis<br />

Waltikon folgt die Strecke der Forchstraße.<br />

Unmittelbar nach dieser Haltestelle taucht sie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en 1.758 m langen Tunnel e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem<br />

sich die Stationen Zumikon und Maiacher bef<strong>in</strong>den.<br />

Nächste Haltestelle nach dem Tunnel<br />

ist der Bedarfshalt Neue Forch. Ab hier ist die<br />

Strecke e<strong>in</strong>gleisig, und kurz darauf wird der<br />

Betriebsmittelpunkt Forch erreicht, mit 675<br />

m auch der höchste Punkt der Strecke. Seit<br />

1970 unterhält die Forchbahn hier e<strong>in</strong>e großzügige,<br />

modern ausgestattete Depot-Anlage.<br />

Vier Gleise mit <strong>in</strong>sgesamt drei Bahnsteigkanten<br />

erlauben e<strong>in</strong>en flexiblen Betrieb sowie<br />

das Kreuzen, Stärken und Schwächen<br />

von Zügen nach der Verkehrslage.<br />

E<strong>in</strong>gleisig auch durch Tunnel<br />

H<strong>in</strong>ter Forch geht es e<strong>in</strong>gleisig weiter, wobei<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fast 300 m langen Tunnel zunächst<br />

die Autobahn 52 unterquert wird. Die folgende<br />

Station, Scheuren, liegt bereits wieder<br />

deutlich tiefer, und <strong>in</strong> der Folge geht es ständig<br />

bergab. Bis Forch war die Strecke auf beiden<br />

Seiten von nahezu durchgehender Bebauung<br />

begleitet. Jetzt ändert sich das Bild.<br />

An der Station Neuhaus wirkt die Umgebung<br />

bereits sehr ländlich: Viel Grün, im H<strong>in</strong>tergrund<br />

e<strong>in</strong>e Bergkette, auf der parallelen Straße<br />

mäßiger Verkehr. Damit haben wir auch<br />

bereits die Geme<strong>in</strong>de Egg erreicht, durch die<br />

wir ab jetzt fahren: Dazu gehören die Teilorte<br />

(mit jeweils e<strong>in</strong>er Station) H<strong>in</strong>teregg,<br />

Egg, Langwies, Emmat und unser Endbahnhof<br />

Essl<strong>in</strong>gen. Bis zur Endstation folgt<br />

die Strecke der Forchstraße an deren nördlichem<br />

bzw. östlichem Rand. In Essl<strong>in</strong>gen<br />

endet die Strecke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modernen, dreigleisigen<br />

Bahnhofshalle. Hier besteht Busanschluss<br />

nach Uster und Oetwil am See.<br />

Die Strecke ist durchgehend signalisiert<br />

und mit e<strong>in</strong>em Zugsicherungssystem ausge-<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Schweiz: Forchbahn<br />

Im Stadtgebiet von Zürich begegnen die Wagen der Forchbahn den städtischen Trams, so auch am 4. September dieses Jahres <strong>in</strong> Stadelhofen<br />

Bt 203 der Forchbahn ist als Café bewirtschaftet<br />

– e<strong>in</strong> Service, der von den Fahrgästen<br />

gern angenommen wird<br />

rüstet. Im e<strong>in</strong>gleisigen Streckenabschnitt verfügen<br />

alle Stationen außer Langwies über e<strong>in</strong><br />

Ausweichgleis. Im unteren, zweigleisigen Abschnitt<br />

ermöglichen mehrere Gleiswechsel<br />

e<strong>in</strong> flexibles Reagieren auf Betriebsstörungen<br />

oder Baustellen; beide Gleise besitzen<br />

hier Signale für beide Richtungen.<br />

Fahrzeuge und Betrieb<br />

Die Forchbahn betreibt nur noch zwei verschiedene<br />

Fahrzeugtypen: Ab 1976 wurden<br />

von Sch<strong>in</strong>dler/SIG sechs neue Doppeltriebwagen<br />

beschafft, die auf dem Typ „Tram<br />

2000“ der Verkehrsbetriebe Zürich basieren.<br />

Im Gegensatz zu diesen bestehen die Züge der<br />

Forchbahn aus zwei kurzgekuppelten vierachsigen<br />

Wagen ohne Übergangsmöglichkeit.<br />

Diese Wagen tragen die Typenbezeichnung<br />

Be 8/8 und die Nummern 21/22 bis 31/32.<br />

Ergänzend dazu wurden vier passende<br />

vierachsige Steuerwagen geliefert, die Bt 201<br />

bis 204.<br />

1994 wurden acht weitere Triebwagen geliefert,<br />

jetzt aber als vierachsige E<strong>in</strong>zeltriebwagen,<br />

die untere<strong>in</strong>ander und mit den anderen<br />

Fahrzeugen nach Bedarf komb<strong>in</strong>iert<br />

werden können. Diese Wagen tragen die Bezeichnung<br />

Be 4/4 und die Nummern 51-58.<br />

In den Jahren 2004 und 2005 lieferte Stadler<br />

Rail 13 neue Niederflurfahrzeuge, mit denen<br />

die letzten älteren Wagen im Bestand abgelöst<br />

wurden. Bei den neuen Wagen handelt<br />

es sich um Be 4/6 – Halbzüge, welche die<br />

Nummern 61 bis 73 tragen.<br />

Zwischen Stadelhofen und Forch wird<br />

tagsüber e<strong>in</strong> Viertelstundentakt gefahren. Jeder<br />

zweite Zug fährt weiter nach Essl<strong>in</strong>gen.<br />

In der Hauptverkehrszeit verkehren zusätzliche<br />

Eilkurse, die zwischen Rehalp und<br />

Forch nicht halten.<br />

Jubiläum und Zukunftspläne<br />

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der<br />

Bahn feiert man auf ganz besondere Weise:<br />

Neben e<strong>in</strong>em Volksfest am 2. September<br />

fährt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em morgendlichen Umlauf der<br />

„Gipfelstürmer“ mit. Hierbei handelt es sich<br />

um den zu e<strong>in</strong>em Bistro umgerüsteten Steuerwagen<br />

Bt 203, <strong>in</strong> dem morgens Kaffee und<br />

Gipfeli (schweizerisch für Croissant) angeboten<br />

werden. Der Erlös kommt sozialen<br />

Projekten zu Gute.<br />

Immer wieder diskutiert wurde e<strong>in</strong>e Verlängerung<br />

der Forchbahn durch die Zürcher<br />

Innenstadt bis zum Hauptbahnhof. Bisher<br />

wurden die Pläne nicht verworfen – von e<strong>in</strong>er<br />

nahen Realisierung ist aber auch nichts<br />

zu hören.<br />

JÖRN SCHRAMM<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

29


Betriebe<br />

L<strong>in</strong>ie G bald über die Traun?<br />

Vorbereitung für Verb<strong>in</strong>dung der Gmundener <strong>Straßenbahn</strong> mit Lokalbahn Vor 100 Jahren<br />

wurde <strong>in</strong> Oberösterreich die meterspurige Traunseebahn Gmunden – Vorchdorf eröffnet. In den nächsten<br />

Jahren soll sie nun endlich mit der <strong>Straßenbahn</strong> Gmunden verbunden werden<br />

LINKS Der Lohner-Wagen 8 im August 2012 am<br />

Franz-Josef-Platz, seit der Stilllegung des Abschnitts<br />

zum Rathausplatz die Endstelle der<br />

Gmundener <strong>Straßenbahn</strong><br />

Bereits <strong>in</strong> der Bronzezeit gab es e<strong>in</strong>en<br />

lebhaften Salzhandel zwischen dem<br />

Salzkammergut und dem heutigen<br />

Böhmen um die Stadt Budweis. Um<br />

den Warenverkehr zu erleichtern, wurde zwischen<br />

1827 und 1835 die Pferdeeisenbahn<br />

L<strong>in</strong>z – Budweis eröffnet, die bis 1836 nach<br />

Gmunden verlängert wurde. <strong>Sie</strong> diente<br />

hauptsächlich dem Transport von Salz und<br />

wurde zwischen L<strong>in</strong>z und Gmunden bis<br />

1856 auf den Betrieb mit Dampflokomo -<br />

tiven umgestellt. Fand ab 1884 e<strong>in</strong> Rollbockbetrieb<br />

statt, so wurde diese Strecke bis<br />

1903 auf Normalspur umgebaut, wobei der<br />

Abschnitt von Engelhof bis Gmunden Seebahnhof<br />

danach bis 2009 mit Dreischienengleis<br />

ausgerüstet war, um e<strong>in</strong>en Mischbetrieb<br />

mit der meterspurigen Lokalbahn<br />

Gmunden – Vorchdorf zu ermöglichen.<br />

Die Wahl der Spurweite von e<strong>in</strong>em Meter<br />

für die 15 km lange Lokalbahn erfolgte aus<br />

dem Wunsch seitens Stern & Hafferl, <strong>in</strong><br />

Gmunden auf die bereits bestehende <strong>Straßenbahn</strong><br />

überwechseln zu können – sozusagen<br />

das Urmodell für alle derartigen Betriebsabläufe<br />

der heutigen Zeit! Doch<br />

obwohl die Lokalbahn schon 1912 ihren Betrieb<br />

aufnahm, lässt die Realisierung dieser<br />

Idee noch bis heute auf sich warten.<br />

Blick <strong>in</strong> die Geschichte<br />

Kurstadt am Traunsee – das war den Stadtvätern<br />

<strong>in</strong> Zeiten der k.u.k.-Monarchie e<strong>in</strong>e<br />

Verpflichtung. So sorgte man dafür, dass man<br />

beim Bau der Salzkammergutbahn von Attnang-Puchheim<br />

über Bad Ischl nach Sta<strong>in</strong>ach-<br />

Irdn<strong>in</strong>g zwar mit e<strong>in</strong>em Bahnhof berücksichtig<br />

wurde, dieser aber andererseits weit<br />

genug von der Stadt entfernt angelegt wurde,<br />

um die „hohen Gäste“ nicht mit Rauch und<br />

Lärm zu belästigen. Schließlich erhielt die<br />

Stadt ihren Anschluss an die <strong>in</strong> den Jahren<br />

1875 bis 1877 erbaute e<strong>in</strong>gleisige Normalspurbahn<br />

der k.u.k. privilegierten Kronpr<strong>in</strong>z-<br />

Rudolf-Eisenbahngesellschaft. Doch zeigte<br />

sich bald, dass es zweckmäßig wäre, den Weg<br />

von der Rudolfs-Bahnhof genannten Bahnstation<br />

<strong>in</strong> die Stadt durch e<strong>in</strong>e <strong>Straßenbahn</strong><br />

zu erschließen. So wurde am 13. August 1894<br />

die 2,5 km lange meterspurige „Elektrische<br />

Lokalbahn Gmunden“ als dritte elektrische<br />

Bahn Österreichs vom Bahnhof zum Rat-<br />

30 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Österreich: Gmunden<br />

Die gegossenen Haltestellenschilder können<br />

auch am modernen Laternenmast gefallen<br />

<strong>Straßenbahn</strong> Gmunden<br />

Eröffnet: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. August 1894<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 m<br />

Länge bei Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . 2,543 km<br />

Länge heute: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,315 km<br />

Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Betriebsspannung: . . . . . . . . . . . . . . . . 600 Volt<br />

Anzahl aktuell vorhandener Fahrzeuge: . . . . . . 5<br />

OBEN Noch handelte es sich hier lediglich um<br />

e<strong>in</strong>e von Stern & Hafferl <strong>in</strong> Auftrag gegebene<br />

Fotomontage – e<strong>in</strong>e moderne Tram überquert<br />

die Traun<br />

FOTOS & GRAFIK: C. TUGEMANN<br />

hausplatz eröffnet. Die Betriebsführung übertrug<br />

man an Stern & Hafferl, die auch die Lokalbahn<br />

Gmunden-Vorchdorf betrieb.<br />

Erste Fahrzeuge<br />

Zur Eröffnung der <strong>Straßenbahn</strong> standen drei<br />

von der k.u.k. Hof-Wagenfabrik J. Rohrbacher<br />

erbaute zweiachsige, zweimotorige<br />

Triebwagen (Nr. 1 bis 3) mit 2 x 13 kW Leistung<br />

zur Verfügung, denen e<strong>in</strong> Jahr später e<strong>in</strong><br />

vierter gleichartiger Wagen folgte. Die elektrische<br />

Ausrüstung stammte von der Union<br />

Electricitäts-Gesellschaft (UEG) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Mit diesem Wagenpark wurde Jahrzehnte<br />

lang der Gesamtbetrieb durchgeführt. Um den<br />

Höhenunterschied zwischen dem auf Seeniveau<br />

liegenden Rathausplatz und dem Bahnhof<br />

zu überw<strong>in</strong>den, beträgt die maximale Neigung<br />

der Strecke 96 Promille, nach Angaben<br />

von Stern & Hafferl sogar 100 Promille! Im<br />

Jahr 1907 beschaffte man zwei Triebwagen<br />

bei der Grazer Waggonfabrik – heute Simmer<strong>in</strong>g-Graz-Pauker<br />

– mit je 2 x 22,5 kW<br />

Leistung. Beide waren aber zunächst nicht<br />

<strong>in</strong> Gmunden, sondern bis zu deren E<strong>in</strong>stellung<br />

bei der <strong>Straßenbahn</strong> Unterach – See als<br />

Tw 1 und 2 im E<strong>in</strong>satz und kamen erst danach<br />

als Nr. 6 und 7 nach Gmunden. Die elektrische<br />

Ausrüstung stammte von den <strong>Sie</strong>mens-<br />

Schuckert-Werken (SSW).<br />

Der offene Sommerwagen 100 <strong>in</strong> der Kuferzeile auf dem Weg zur Endstelle Franz-Josef-Platz. Er<br />

kam auf Bestreben der Befürworter des Tram-Betriebes erst vor wenigen Jahren nach Gmunden<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

31


Betriebe<br />

Der Wagen 5 wartet am 15. August 2012 vor der Remise <strong>in</strong> Gmunden<br />

auf se<strong>in</strong>en nächsten E<strong>in</strong>satz<br />

Der ex-Vestische Düwag-Tw 10 hat die unter schattigen Bäumen gelegene<br />

Endstelle Bahnhof erreicht<br />

Der zwischenzeitlich 1911 von der Grazer<br />

Waggonfabrik und SSW beschaffte Triebwagen<br />

Nr. 5 war mit zwei 26-kW-Motoren<br />

versehen. 1913 wurde der Wagen 4 durch e<strong>in</strong>en<br />

wesentlich stärkeren Wagen Nr. 4 II mit<br />

2 x 40,5 kW ersetzt, der von Ganz gebaut<br />

wurde.<br />

Niedergang nach 1946<br />

Der Betrieb der als L<strong>in</strong>ie G gekennzeichneten<br />

<strong>Straßenbahn</strong> hatte stets mit wirtschaftlichen<br />

Problemen zu kämpfen. Se<strong>in</strong> Maximum<br />

erreichte er 1946 mit 736.898 Fahrgästen.<br />

Danach setzte der zunehmende Individualverkehr<br />

der Bahn arg zu, so dass 1957 nur<br />

noch die Früh- und Spätzüge der ÖBB angedient<br />

wurden. Zugleich kam e<strong>in</strong>e heftige<br />

Stilllegungsdiskussion <strong>in</strong> Gang, die bis 1975<br />

dazu führte, dass die Bedienung des Rathausplatzes<br />

e<strong>in</strong>gestellt wurde und die Bahn<br />

zum Franz-Josef-Platz zurückgezogen wurde.<br />

Auf diesem engen, gewundenen Straßenstück<br />

waren die Triebwagen der Bahn<br />

zum Verkehrsh<strong>in</strong>dernis geworden – <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei Fahrtrichtung Rathausplatz, da<br />

die e<strong>in</strong>gleisige Strecke hier entgegen dem<br />

stark zunehmenden Autoverkehr verlief. Die<br />

Streckenlänge reduzierte sich dadurch auf<br />

2,3 Kilometer. Das weiterführende Gleis<br />

wurde e<strong>in</strong>fach überteert und ist bis heute <strong>in</strong><br />

der Fahrbahn sichtbar. Auch der Fahrdraht<br />

hängt, abgesehen von e<strong>in</strong>er kurzen Unterbrechung<br />

an der Endstelle Franz-Josef-Platz,<br />

bis heute.<br />

Neue Fahrzeuge<br />

1978 führte man den E<strong>in</strong>mannbetrieb e<strong>in</strong>,<br />

um die Betriebskosten zu reduzieren. Schon<br />

1961 hatte man zur Steigerung der Beförderungskapazität<br />

– und zur Kostene<strong>in</strong> -<br />

sparung durch Reduzierung des Fahrplanangebotes<br />

– bei Lohner <strong>in</strong> Wien e<strong>in</strong>en<br />

vierachsigen Großraumwagen beschafft und<br />

Vorschläge zum Streckenerhalt von 1989<br />

1. Steigerung der Attraktivität der <strong>Straßenbahn</strong><br />

• E<strong>in</strong>satz historischer Fahrzeuge, um auch den<br />

touristischen Nutzen der <strong>Straßenbahn</strong> zu erhöhen<br />

• hierzu ist Wagen 5 wieder betriebsfähig herzurichten<br />

• Erwerb des Wagens IV (Grazer Waggonfabrik<br />

1898) von der Pöstl<strong>in</strong>gbergbahn <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, den<br />

Gmundener Verhältnissen anpassen (u. a.<br />

Ausbau der Zangenbremse und E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er<br />

Magnetschienenbremse), danach E<strong>in</strong>satz als<br />

offener Sommerwagen mit der Nummer 100<br />

im Wechsel mit Wagen 5 auf der Bestandsstrecke<br />

2. Sanierung der Bestandsstrecke<br />

• besonderes Augenmerk auf die Kuferzeile, um<br />

Lärm und Erschütterungen durch den Betrieb<br />

zur reduzieren<br />

3. Verlängerung über den bisherigen Endpunkt<br />

Franz-Josef-Platz h<strong>in</strong>aus<br />

• zweigleisige Trassierung mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />

Weiche an der bisherigen Endstelle, um im<br />

engen Abschnitt Rathausplatz richtungsgerecht<br />

mit dem Autoverkehr mitschwimmen<br />

zu können<br />

unter der Betriebsnummer 8 e<strong>in</strong>gereiht. Dieser<br />

<strong>in</strong> Lizenz gebaute Düwag-Nachbau stellte<br />

e<strong>in</strong>en Qualitätssprung bei der <strong>Straßenbahn</strong><br />

Gmunden dar. Ungewöhnlich ist aber die<br />

Bauart, da er als Zweirichtungs-Triebwagen<br />

ausgelegt ist, jedoch nur Türen auf der rechten<br />

Fahrzeugseite aufweist. Die elektrische<br />

Ausrüstung stammt von Kiepe, die Leistung<br />

beträgt 200 kW bei e<strong>in</strong>er Fahrzeuglänge von<br />

13,4 Metern.<br />

Zunächst als Reservefahrzeug vorgesehen,<br />

konnte man 1974 von den Vestischen Stra-<br />

4. Weiterführung bis zum Klosterplatz<br />

• Dies umfasst e<strong>in</strong>e zweigleisige Strecke über<br />

die frühere Endstelle Rathausplatz, durch das<br />

zweibogige Trauntor und über die Traunbrücke<br />

im Straßenplanum<br />

• dabei s<strong>in</strong>d besonders die Belastbarkeit der<br />

Traunbrücke und das Lichtraumprofil des<br />

Trauntors zu prüfen<br />

5. Bau e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung zur Lokalbahn<br />

Gmunden – Vorchdorf<br />

• umfasst den Bau e<strong>in</strong>er zweigleisigen Strecke<br />

vom Klosterplatz durch die Traunste<strong>in</strong>straße<br />

und Neubau e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dungskurve zur<br />

Lokalbahn Gmunden – Vorchdorf<br />

• damit entsteht e<strong>in</strong>e Verknüpfung zur Regionalstadtbahn<br />

• Aufgabe des Seebahnhofs und Ersatz durch<br />

e<strong>in</strong>e Haltestelle <strong>in</strong> der Traunste<strong>in</strong>straße<br />

• Besonderheit bei Planung: Problematik der<br />

unterschiedlichen Gleichstrom-Betriebsspannungen<br />

von <strong>Straßenbahn</strong> (600 Volt) und Lokalbahn<br />

(750 Volt)<br />

6. Weiterführung der <strong>Straßenbahn</strong> zur Talstation<br />

der Grünbergbahn<br />

• umfasst e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>-, ggf. auch zweigleisige Strecke<br />

mit Stumpfendstelle<br />

CTG<br />

ßenbahnen die dort nicht mehr benötigten<br />

gleichartigen Zweirichtungs-Großraum-Vierachser<br />

340, 341 und 347 erwerben. Bereits<br />

1952 gebaut, waren sie um e<strong>in</strong>iges älter als<br />

der Lohner-Wagen. Während Tw 340 zur Ersatzteilgew<strong>in</strong>nung<br />

ausgeschlachtet und der<br />

Rest verschrottet wurde, erhielt Tw 341 <strong>in</strong><br />

Gmunden die Nummer 9 und fuhr ab 1977<br />

auf der L<strong>in</strong>ie G. 1983 wurde der Wagen 347<br />

mit der neuen Nummer 10 <strong>in</strong> Betrieb genommen.<br />

Beide wurden zuvor den Erfordernissen<br />

<strong>in</strong> Gmunden angepasst. Dabei wurden<br />

32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Österreich: Gmunden<br />

Der Lohner-Wagen 8 <strong>in</strong> der von Stern & Hafferl mit 100 Promille angegebenen Maximalsteigung <strong>in</strong> der Alois-Kaltenbrunner-Straße. Im H<strong>in</strong>tergrund<br />

bilden der Traunsee und der Grünberg die perfekte Salzkammergut-Idylle<br />

u. a. die l<strong>in</strong>ken Türen zugunsten e<strong>in</strong>er höheren<br />

Anzahl von Sitzplätzen entfernt. Mit 14,3<br />

Metern s<strong>in</strong>d die beiden Orig<strong>in</strong>al-Düwags etwas<br />

länger und unterscheiden sich – obwohl<br />

ebenfalls von Kiepe – auch <strong>in</strong> der elektrischen<br />

Anlage vom Lohner-Wagen.<br />

Drohende E<strong>in</strong>stellung<br />

Trotz der modernen, leistungsfähigen Fahrzeuge<br />

schien 1989 die E<strong>in</strong>stellung des Gesamtbetriebes<br />

und Umstellung auf Omnibusse<br />

unvermeidlich geworden zu se<strong>in</strong>.<br />

Anstatt sich <strong>in</strong>s Unvermeidliche zu fügen,<br />

erbrachte e<strong>in</strong>e vom damaligen Betriebsleiter<br />

<strong>in</strong>itiierte Unterschriftensammlung des Vere<strong>in</strong>s<br />

„Pro Gmundener <strong>Straßenbahn</strong>“ über<br />

6.000 Unterstützer, womit sich die breite<br />

Bevölkerung der Stadt h<strong>in</strong>ter ihre <strong>Straßenbahn</strong><br />

stellte. Der <strong>in</strong> 1989 gegründete rührige<br />

Vere<strong>in</strong> engagiert sich seither mit vielfältigen<br />

Aktivitäten – <strong>in</strong>sbesondere auch durch<br />

Veranstaltungen und Sonderfahrten zu vielfältigen<br />

Anlässen und Jubiläen – für den Erhalt<br />

und Ausbau bzw. Verknüpfung der <strong>Straßenbahn</strong><br />

mit der Lokalbahn. In der Folge<br />

wurde e<strong>in</strong> Arbeitskreis gegründet, der sich<br />

der Planung, Vorbereitung und Umsetzung<br />

der Maßnahmen für die Zukunft der <strong>Straßenbahn</strong><br />

annahm. Mehrere Varianten wurden<br />

untersucht und abgewogen und führten<br />

letztendlich zu verschiedenen Vorschlägen –<br />

siehe Kasten.<br />

Die Punkte 1 und 2 s<strong>in</strong>d zwischenzeitlich<br />

realisiert. Im Sommer verkehren jeden zweiten<br />

Sonntag im Monat sowie zu besonderen<br />

Anlässen die historischen Wagen 5 und<br />

100 auf der Gesamtstrecke. In der Kuferzeile<br />

wurden Gummidämmungen <strong>in</strong>s Planum<br />

bzw. <strong>in</strong> den Asphalt e<strong>in</strong>gearbeitet. Zur<br />

weiteren Beruhigung trägt die Tatsache bei,<br />

dass der Lohner-Wagen Nr. 8 über wesentlich<br />

leisere Laufeigenschaften und Motorgeräusche<br />

verfügt, so dass dieser vor allem<br />

an Wochenenden, Sonn- und Feiertagen und<br />

<strong>in</strong> den Tagesrandzeiten e<strong>in</strong>gesetzt wird. Die<br />

beiden Düwags Nr. 9 und 10 s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen<br />

vorrangig tagsüber an Werktagen im E<strong>in</strong>satz.<br />

Bald über den Fluss<br />

Das aktuelle Betriebskonzept für den Streckenausbau<br />

sieht e<strong>in</strong>e Führung der <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ie<br />

G vom Bahnhof zum Klosterplatz<br />

mit vertaktetem Fahrplan vor. Überlagernd<br />

sollen die Fahrten der Lokalbahn Gmunden<br />

– Vorchdorf zum Franz-Josef-Platz bzw. zum<br />

Bahnhof geführt werden. Dazu muss e<strong>in</strong>e ca.<br />

700 m lange Verb<strong>in</strong>dung geschaffen werden<br />

– und die Traun überquert werden.<br />

Am 26. August 2012 beschloss der Gmundener<br />

Verkehrsausschuss e<strong>in</strong>stimmig, zunächst<br />

die Endstation der Lokalbahn vom<br />

Seebahnhof zum Klosterplatz zu verlegen.<br />

Diese Baumaßnahme soll sowohl vom Bund,<br />

dem Land und zum Teil auch von e<strong>in</strong>em Hotelier,<br />

der dort e<strong>in</strong> neues Hotel baut und sich<br />

davon e<strong>in</strong>e bessere Auslastung se<strong>in</strong>es Hauses<br />

erhofft, f<strong>in</strong>anziert werden. Als Zeitrahmen<br />

erhofft man sich – und zeigt sich damit<br />

sehr optimistisch – e<strong>in</strong>e Fertigstellung bis<br />

Mitte 2013.<br />

Der Anschluss der <strong>Straßenbahn</strong> zum Klosterplatz<br />

soll dann nach dem anstehenden<br />

Neubau der Traunbrücke, bei der beim Bau<br />

gleich die Gleise mitverlegt werden sollen,<br />

folgen. Hierdurch würden die dort anfallenden<br />

Baukosten auf die Straßenbauverwaltung<br />

abgewälzt. Die Weiterführung zur<br />

Grünbergbahn ist (noch) Zukunftsmusik<br />

und e<strong>in</strong>e eher langfristige Planung.<br />

Aktueller Betrieb<br />

Der Fahrplan der <strong>Straßenbahn</strong> ermöglicht<br />

bei e<strong>in</strong>em Halbstundentakt die Andienung<br />

aller jeweils zur halben Uhrzeit-Stunde <strong>in</strong><br />

Gmunden kreuzenden ÖBB-Züge am Bahnhof<br />

sowie e<strong>in</strong>er Zwischenfahrt zur vollen<br />

Uhrzeit-Stunde bei Durchführung des Gesamtverkehrs<br />

mit nur e<strong>in</strong>em Triebwagen.<br />

Der e<strong>in</strong>gesetzte Wagen wird dabei <strong>in</strong> der Regel<br />

im Tagesverlauf e<strong>in</strong>mal getauscht. Dies<br />

geschieht durch e<strong>in</strong>e Zwischenfahrt vom<br />

Bahnhof während der Wendezeit zum Depot,<br />

das sich an der Haltestelle Gmundener<br />

Keramik unweit des Bahnhofs bef<strong>in</strong>det.<br />

CLAUDIA TUGEMANN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

33


Fahrzeuge<br />

Stuttgarts neue Berl<strong>in</strong>er<br />

DT8.12 für die Stuttgarter <strong>Straßenbahn</strong>en Erstmals liefert Stadler Pankow Fahrzeuge nach<br />

Stuttgart. Im Juni begann die Endmontage des ersten Doppeltriebwagens <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Hohenschönhausen.<br />

Ende dieses Jahres geht er voraussichtlich <strong>in</strong> den Fahrgastbetrieb<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d gelb,<br />

Stadtbahnen rot-beige. Doch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Hohenschönhausen<br />

s<strong>in</strong>d die <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

neuerd<strong>in</strong>gs bunt und die<br />

Stadtbahnen gelb. Allerd<strong>in</strong>gs fahren sie hier<br />

nicht, es gibt am Ort ihrer Entstehung im<br />

neuen Werk von Stadler Pankow nicht e<strong>in</strong>mal<br />

Gleise. Variobahnen für Graz, Ma<strong>in</strong>z<br />

und Bergen (Norwegen) werden dort an der<br />

Gehrenseestraße montiert, aktuell auch die<br />

zu Stadlers Tango-Familie zählenden neuen<br />

Stadtbahnwagen für Stuttgart. 20 Doppeltriebwagen<br />

hat die Stuttgarter <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

AG (SSB) bei Stadler Pankow fest bestellt.<br />

Voraussichtlich um den Jahreswechsel<br />

2012/13 sollen die ersten E<strong>in</strong>heiten des<br />

DT8.12 dann <strong>in</strong> Stuttgart den Betrieb mit<br />

Fahrgästen aufnehmen. Bis dah<strong>in</strong> gibt es<br />

noch e<strong>in</strong>ige Zwischenstationen: Der Fertigung<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Hohenschönhausen schließt<br />

sich jeweils e<strong>in</strong>e erste Inbetriebnahme <strong>in</strong> Velten<br />

(Land Brandenburg, Landkreis Oberhavel)<br />

an, bevor dann <strong>in</strong> Stuttgart die so genannte<br />

Integrationsphase <strong>in</strong> Werkstatt und<br />

Netz beg<strong>in</strong>nt, die Fe<strong>in</strong>abstimmung. Anfangs<br />

wird sich selbstverständlich auch noch e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung der Fahrlehrer und dann des<br />

Fahrpersonals auf der neuen Baureihe anschließen.<br />

Erst dann können erste L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>sätze<br />

folgen, vorsichtshalber auf L<strong>in</strong>ien<br />

nahe der Hauptwerkstatt.<br />

Kantig und doch runder<br />

Dass es e<strong>in</strong> neues Fahrzeug und nicht e<strong>in</strong>fach<br />

nur e<strong>in</strong>e neue Serie des seit 30 Jahren bekannten<br />

gelben Doppeltriebwagens ist, zeigt<br />

sich an vielen kle<strong>in</strong>en und größeren Details.<br />

Die DT8.12 s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Neukonstruktion,<br />

andererseits aber technisch wie<br />

optisch e<strong>in</strong>e konsequente Weiterentwicklung<br />

des bei der SSB seit spätestens seit Mitte der<br />

1980er-Jahre und <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> 164 E<strong>in</strong>-<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


DT8.12 Stuttgart<br />

Obwohl der neue<br />

DT8.12 länger und<br />

schlanker wirkt,<br />

entsprechen se<strong>in</strong>e<br />

Hauptabmessungen<br />

sehr weitgehend<br />

den vorhandenen<br />

Fahrzeugen<br />

GRAFIK: STUTTGARTER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong>EN AG Die Wagenkastenrohbauten kommen aus Stahl geschweißt von der DB Waggonbau Niesky GmbH, e<strong>in</strong>em 100-prozen -<br />

tigen Tochterunternehmen der DB AG<br />

Technische Merkmale DT8.12<br />

• Zweirichtungsfahrzeug<br />

• Doppeltraktionstauglich<br />

• 100 Prozent Hochflur<br />

• beh<strong>in</strong>dertenfreundliche Zugangsmöglichkeiten<br />

• luftgefederte Triebdrehgestelle<br />

• pneumatische Bremsanlage<br />

• LED-Innenbeleuchtung<br />

• Klimatisierung für Fahrer- und Fahrgasträume<br />

• Crashelemente<br />

heiten bewährten Fahrzeugtyps. Fahrpersonal<br />

und Fahrgäste werden viele bekannter<br />

Merkmale wiederf<strong>in</strong>den – e<strong>in</strong> ausdrücklicher<br />

Wunsch der SSB –, doch gelang es auch, den<br />

Fahrgastraum weiter aufzuwerten und die<br />

Struktur des Doppeltriebwagens an aktuellen<br />

Normen zur Crashsicherheit auszurichten.<br />

Im Juni gewährte die SSB AG vorab bei<br />

e<strong>in</strong>em ersten Besichtigungsterm<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Stadler Pankow GmbH e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die anlaufende Endmontage.<br />

Dabei kommt es auf die Richtung der Annäherung<br />

an, ob der DT8.12 e<strong>in</strong>e vertraute<br />

oder e<strong>in</strong>e ganz neue Ersche<strong>in</strong>ung ist. Wer sich<br />

dem e<strong>in</strong>zelnen Wagenkasten von dessen<br />

Kurzkuppelende nähert, erkennt nur wenig<br />

Unterschiede zu den bislang jüngsten Serien<br />

DT8.10/11 von 1999 bis 2005. Kantig<br />

wie gewohnt ist der Kasten, gelb ohneh<strong>in</strong><br />

und auch sonst sofort als Stuttgarter Doppeltriebwagen<br />

charakterisiert. Die Seitenwandaufteilung<br />

und die Türen mit den oben<br />

und unten abgerundeten Scheiben wirken<br />

wie immer. Der Wagenkopf aber, der Bereich<br />

der Fahrerkab<strong>in</strong>e, hat e<strong>in</strong>e gänzlich neue<br />

Form. Schräger, etwas länger und nun auch<br />

abgerundet ist er: Der DT8.12 zeigt e<strong>in</strong> neues<br />

Gesicht, Kastenform adé. Zum Zeitpunkt<br />

der Besichtigung im Juni ist die Wirkung<br />

noch unvollständig, doch schon mit der aus<br />

glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigten<br />

Haube zwischen den späteren Leuchte<strong>in</strong>heiten<br />

ergibt sich die neue Form.<br />

Noch mehr Unfallschutz<br />

Die Form ist mehr als e<strong>in</strong> frisches Design.<br />

Die Gründe liegen buchstäblich tiefer. Unter<br />

der gegenüber den älteren DT8 etwas vorgezogenen<br />

Front und im Kupplungsträger<br />

f<strong>in</strong>den sich Energieverzehrelemente. <strong>Sie</strong> sollen<br />

die Folgen mögllicher Frontalkollisionen<br />

mildern. Ebenso wie die neuen Stadtbahnwagen<br />

für Bielefeld (Heiterblick, Hochflur)<br />

und die neuen Karlsruher Zweisystemwagen<br />

(Bombardier, Mittelflur) s<strong>in</strong>d die Zweiteiler<br />

für Stuttgart somit die ersten Stadtbahnen <strong>in</strong><br />

Deutschland, die aktuellen Normen <strong>in</strong> Sachen<br />

Crashsicherheit entsprechen. Die Bauteile<br />

für Stoßverzehr benötigen e<strong>in</strong>e gewisse<br />

E<strong>in</strong>bautiefe, dennoch ist der Wagen – über<br />

die Kuppelflächen gemessen – kaum länger<br />

als bisher. Der Trick ist, dass die Kontur der<br />

Front dem Schwenkradius der kaum „über<br />

Blech“ vorstehenden Scharfenbergkupplung<br />

folgt – ganz anders als bei den ersten DT8-<br />

Serien, woh<strong>in</strong>gegen die Kupplungen bei<br />

DT8.10/11 zum Betrieb herausgezogen werden<br />

mussten. Beides gibt es beim DT8.12<br />

nicht: Die Kupplung ist allzeit bereit und<br />

sieht dennoch zurückgezogen aus. Seitliche<br />

Verkleidungen, die zum Schwenken der<br />

Kupplung e<strong>in</strong>geklappt werden, verstärken<br />

diese optische Geschlossenheit im unteren<br />

Frontbereich noch. Leicht e<strong>in</strong>gezogene Wagenseiten<br />

tun e<strong>in</strong> übriges für die deutlich<br />

schlankere Wirkung der neuen Fahrzeugköpfe<br />

gegenüber den „klassisch-kantigen“<br />

DT8 der ersten Serien. Nebenbei ist die Front<br />

aber auch etwas stärker geneigt, mehr noch<br />

als beim DT8.10/11.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

35


Fahrzeuge<br />

„Evolution“ nennt die SSB AG die Weiterentwcklung des DT8 von den ersten Serien (rechts) über den DT8.10/11 zum DT8.12 (l<strong>in</strong>ks) , der hier noch<br />

durch e<strong>in</strong>e Computergrafik vertreten ist<br />

GRAFIK: STUTTGARTER <strong>STRASSENBAHN</strong>EN AG<br />

Technische Daten von Stuttgarts DT8.1 bis DT8.12<br />

Typ/Wagennummern<br />

DT8 – Zweiteilige<br />

ZR-Stadtbahnwagen<br />

Stuttgarter <strong>Straßenbahn</strong>en AG<br />

1.435 mm, 750 V DC<br />

DT8.1<br />

3001 + 3002<br />

(Prototyp)<br />

DT8.2<br />

3003 + 3004<br />

(Prototyp)<br />

DT8.3<br />

3005 + 3006<br />

(Prototyp)<br />

DT8.4: 3007 + 3008–3085 + 3086<br />

DT8.5: 3087 + 3088–3103 + 3104<br />

DT8.6 1 : 3105 + 3106–3167 + 3168<br />

DT8.7: 3169 + 3170–3179 + 3180<br />

DT8.8 2 : 3181 + 3182–3201 + 3202<br />

DT8.9 3 : 3203 + 3204–3233 + 3234<br />

DT8.10<br />

3301 + 3302–3345 + 3346<br />

DT8.11<br />

3347 +<br />

3348–3399 + 3400<br />

DT8.12<br />

3501 + 3502–<br />

3539 + 3540<br />

Baujahre 1981 1982 1982 1985–1996<br />

1999–2000, 2003–2005<br />

(DT8.11)<br />

2012/2013<br />

Anzahl 1 1 1 114<br />

23 (DT8.10)<br />

20<br />

27 (DT8.11)<br />

(+ 40 Option)<br />

Hersteller Wagenkasten MAN Nürnberg MAN Nürnberg MAN Nürnberg DUEWAG Düsseldorf<br />

<strong>Sie</strong>mens/Fahrzeugtechnik Stadler/WBN<br />

Dessau 4<br />

Niesky<br />

Hersteller Drehgestelle SLM W<strong>in</strong>terthur SLM W<strong>in</strong>terthur SLM W<strong>in</strong>terthur SGP Graz <strong>Sie</strong>mens SGP Graz Stadler/W<strong>in</strong>dhoff<br />

Hersteller Elektrik AEG/<strong>Sie</strong>mens AEG/<strong>Sie</strong>mens BBC BBC/AEG/<strong>Sie</strong>mens <strong>Sie</strong>mens/ADtranz/Bombardier Stadler/ABB<br />

Länge über Kupplung 38.050 mm 38.050 mm 38.050 mm 38.800 mm 38.560 mm/39.120 mm 5 39.110 mm<br />

Fahrzeugbreite 2.650 mm 2.650 mm 2.650 mm 2.650 mm 2.650 mm 2.650 mm<br />

Höhe über Dachgeräte 3.715 mm 3.715 mm 3.715 mm 3.715 mm 3.715 mm 3.715 mm<br />

Fußbodenhöhe 1.000 mm 1.000 mm 1.000 mm 1.000 mm 1.000 mm 1.000 mm<br />

Übergangsbreite – – – – 1.100 mm 1.100 mm<br />

Leermasse 67.000 kg 67.000 kg 67.000 kg 54.500–56.000 6 kg 55.600 kg ca. 59.000 kg<br />

Achsformel B’B‘ + B’B’ B’B‘ + B’B’ B’B‘ + B’B’ B’B‘ + B’B’ Bo’Bo’ + Bo’Bo’ Bo’Bo’ + Bo’Bo’<br />

max. Geschw<strong>in</strong>digkeit 80 km/h 80 km/h 80 km/h 80 km/h 80 km/h 80 km/h<br />

M<strong>in</strong>. Bogenradius 50 m 50 m 50 m 50 m 50 m 50 m<br />

Raddurchmesser 740/660 mm 740/660 mm 740/660 mm 740/660 mm 740/660 mm 740/660 mm<br />

Antrieb, Dauerleistung 4 x 263 kW 4 x 263 kW 4 x 200 kW 4 x 222 kW 8 x 120 kW 8 x 130 kW<br />

Sitzplätze (fest + Klapp) 112 + 0 108 + 16 112 110 7 + 0 108 + 0 94 + 12<br />

Stehplätze (4 Pers/m 2 ) 122 106 116 132–141 141 149<br />

1<br />

ab Auslieferung ohne Klapptrittstufen 2<br />

ab Auslieferung ohne Klapptrittstufen 3<br />

ab Auslieferung ohne Klapptrittstufen 4<br />

nur DT8.11<br />

5<br />

Kupplungen e<strong>in</strong>gezogen/ausgefahren 6<br />

mit Klapptrittstufen 7<br />

später 108, dafür K<strong>in</strong>derwagenstellplätze Quellen: SSB, Stadler u.a.<br />

Die neue, etwas längere Front mit dem<br />

rundlichen Grundriss hatte jedoch e<strong>in</strong>ige Anderungen<br />

am Fahrerarbeitsplatz zur Folge.<br />

Damit die gesetzlich vorgeschriebenen Sichtverhältnisse<br />

für den Fahrer gewahrt bleiben<br />

erhält die Armaturentafel e<strong>in</strong>e mehrfach geschwungene<br />

L<strong>in</strong>ie. Diese „Wellenlandschaft“<br />

sei aber ke<strong>in</strong>e Designfrage, so wurde betont,<br />

sondern erforderlich, um den Blick vor das<br />

Fahrzeug möglichst wenig e<strong>in</strong>zuengen und<br />

bestmögliche Sichtverhältnisse zu schaffen.<br />

Im crashoptimierten Fahrzeug sitzt der Fahrer<br />

schließlich etwas weiter h<strong>in</strong>ter der Frontverkleidung,<br />

aber er sollte nicht zugleich auch<br />

noch höher positioniert werden.<br />

Neues gibt’s zudem auch beim Blick nach<br />

h<strong>in</strong>ten: Statt Rückspiegeln br<strong>in</strong>gt der neue<br />

DT8.12 Kameras oben an den vier Ecken mit.<br />

Auch wenn es zunächst kaum auffällt: Neu<br />

ist die Verwendung von Schwenkschiebestatt<br />

Außenschw<strong>in</strong>gtüren. Erstmals s<strong>in</strong>d die<br />

Leuchttaster <strong>in</strong> die Türverglasung <strong>in</strong>tegriert,<br />

wie heute üblich mit separaten Tastern für<br />

Fahrgäste mit K<strong>in</strong>derwagen oder Rollstuhl.<br />

Die Türsicherung übernehmen senkrechte<br />

Lichtleisten. Für die Fahrgäste erst auf den<br />

zweiten Blick erkennbar ist e<strong>in</strong>e Verände-<br />

36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


DT8.12 Stuttgart<br />

In der hellen Werkshalle von Stadler <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Hohenschönhausen begann im Juni 2012 die Endmontage des ersten Doppeltriebwagens mit<br />

3502 (vorn) und 3501 (dah<strong>in</strong>ter). <strong>Sie</strong> tragen bereits die für Stuttgart typische gelbe Lackierung<br />

Die Verkleidungen l<strong>in</strong>ks und rechts der Scharfenbergkupplung werden<br />

e<strong>in</strong>geklappt, wenn zwei Wagen gekuppelt s<strong>in</strong>d<br />

Derartige Klebezettel teilen den Beschäftigten von Stadler Pankow die<br />

wichtigsten Informationen zum jeweiligen Fahrzeug mit<br />

rung im Fahrgastraum, der nicht zufällig<br />

lichter und leichter wirken wird. Die Sitze<br />

s<strong>in</strong>d re<strong>in</strong>igungsfreundlich an den – dafür<br />

verstärkten – Seitenwänden montiert, die<br />

Gerätekästen unter den Sitzpolstern entfallen<br />

weitgehend. Wichtiger noch: Neben den<br />

Zugängen an den DT-Enden f<strong>in</strong>det der Fahrgast<br />

nun beidseits des Mittelganges Mehrzweckbereiche.<br />

Werden sie nicht für Fahrrad,<br />

Rollstuhl oder K<strong>in</strong>derwagen benötigt,<br />

können jeweils drei Klappsitze belegt werden.<br />

Daher ist auch der Gang vom Türraum<br />

her breiter als <strong>in</strong> anderen Bereichen. Technik,<br />

die nicht mehr unter den Sitzen Platz<br />

fand, wanderte teil weise auf das Dach, wo<br />

sich auch die Klimaanlagen bef<strong>in</strong>den. Der<br />

DT8.12 hat nunmehr fast über die ganze<br />

Wagenlänge durchgehende silberne Verkleidungen<br />

auf dem Dach erhalten, anders<br />

als frühere Serien. Nicht sichtbar h<strong>in</strong>gegen<br />

ist, dass auch der Wagen boden verstärkt<br />

wurde. So wird der Fahrgastraum zukunftssicher<br />

– für mehr stehende oder<br />

schwerere Kunden. Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d<br />

auch die Achswellen stärker als bisher. Die<br />

Gewichtszunahme des neuen DT8 hat also<br />

mehrere Gründe.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

37


Fahrzeuge<br />

Wichtig war bei allen Details der Neukonstruktion,<br />

dass die Abmessungen bestenfalls<br />

unerheblich wachsen. Die Länge von<br />

knapp 40 Meter orientiert sich nach wie vor<br />

letztlich an der früheren, <strong>in</strong> Stuttgart für viele<br />

Jahre typischen GT4-Doppeltraktion.<br />

Zwei Mal etwa 20 Meter – so lang s<strong>in</strong>d viele<br />

Haltestellen, so lang ist also auch e<strong>in</strong> DT8.<br />

Freilich s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>igen L<strong>in</strong>ien längst auch<br />

Doppeltraktionen möglich, und die Tunnelstationen<br />

haben ohneh<strong>in</strong> angemessene Länge.<br />

Da aber die E<strong>in</strong>stiegsräume aller Doppeltriebwagen<br />

zwischen den Drehgestellen<br />

liegen – wegen der Klappstrittstufen g<strong>in</strong>g es<br />

e<strong>in</strong>st auch gar nicht anders – sieht die SSB<br />

noch e<strong>in</strong>e andere Möglichkeit, zu längeren<br />

Zügen zu kommen: Die Verlängerung der<br />

E<strong>in</strong>heiten auf drei Wagen.<br />

Perspektive Drei-Wagen-Zug<br />

Während der Vorstellung des DT8.12-Konzepts<br />

wurde dies als durchaus realistische<br />

Möglichkeit genannt. Technisch dürfte dies<br />

ke<strong>in</strong>e unlösbaren Probleme aufwerfen, und<br />

bei sorgfältiger Wahl Maße aufwändige Verlängerungen<br />

mancher Hochbahnsteige zum<strong>in</strong>dest<br />

teilweise entbehrlich machen. Die<br />

Doppeltriebwagen lassen sich andererseits<br />

nämlich nicht beliebig zu Langzügen komb<strong>in</strong>ieren<br />

und auch die DT8.12 werden betrieblich<br />

nur mit ihresgleichen e<strong>in</strong>setzbar<br />

se<strong>in</strong>. Grund ist unter anderem die Software<br />

der Fahrzeugsteuerungen. Re<strong>in</strong> mechanisch<br />

aber, zum Rangieren oder Abschleppen, s<strong>in</strong>d<br />

sämtliche Doppeltriebwagen kuppelbar.<br />

Moderner Tram-Park<br />

Schon 2013 wird die SSB bis zu 184 Doppeltriebwagen<br />

e<strong>in</strong>setzen können. Ob dies<br />

ausreicht, die weiter steigenden Fahrgastzahlen<br />

aufzufangen, wird abzuwarten se<strong>in</strong>.<br />

Waren es 1991 noch 152 Mio. Fahrgäste<br />

jährlich, wuchs die Zahl b<strong>in</strong>nen zehn Jahren<br />

bis 2001 auf 179 Mio. (+ 18 Prozent) und <strong>in</strong><br />

den folgenden zehn Jahren bis 2011 um weitere<br />

10 Prozent auf 192 Mio. im Jahr. Der<br />

positive Trend wird sich aller Voraussicht<br />

nach fortsetzen, wenn nicht sogar verstärken.<br />

Die SSB verfährt daher zweigleisig und<br />

modernisiert <strong>in</strong> der eigenen Werkstatt 76 ältere<br />

E<strong>in</strong>heiten zu DT8S, leicht erkennbar an<br />

Frontretuschen und um 1000 erhöhten Wagennummern.<br />

Wichtiger ist die grundlegende<br />

Erneuerung von Teilen der Technik nebst<br />

<strong>in</strong>zwischen möglichem Verzicht auf Klapptrittstufen.<br />

Da aber voraussichtlich nicht alle<br />

älteren DT8 saniert werden – anderswo sagt<br />

man auch „zweiterstellt“ oder „rekonstruiert“<br />

–, wird wohl die Option über weitere<br />

40 Stadler-Züge zum Tragen kommen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus gehenden Bedarf könnten dann<br />

die erwähnten Vierachser als dritte Wagen<br />

oder weitere DT8 decken – oder beides. Mit<br />

den jetzt bald e<strong>in</strong>treffenden 20 neuen<br />

DT8.12 jedenfalls ist die SSB AG schon e<strong>in</strong>mal<br />

für die neue Stadtbahnl<strong>in</strong>ie U12 ebenso<br />

gerüstet wie für anstehende Erweiterungen<br />

der L<strong>in</strong>ien U5 und U6. Erst für bereits<br />

diskutierte Taktverdichtungen oder zusätzliche<br />

Doppeltraktionen werden dann weitere<br />

Fahrzeuge benötigt. Der aktuelle Auftrag<br />

über 20 DT8.12, geschlossen am 20.<br />

Januar 2010, repräsentiert bei e<strong>in</strong>em Stückpreis<br />

um 3,7 Mio. Euro e<strong>in</strong>en Gesamtwert<br />

<strong>in</strong> Höhe von rund 75 Mio. Euro.<br />

Design von Herbert L<strong>in</strong>d<strong>in</strong>ger<br />

Die neuen Wagen für Stuttgart wurden bei<br />

Stadler Pankow <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> konstruiert, wobei<br />

die enge und kont<strong>in</strong>uierliche Zusammenarbeit<br />

mit den Experten der SSB herausgestellt<br />

wird. E<strong>in</strong>ige Aufgaben wurden extern vergeben:<br />

Die Formgebung lag wie bei allen<br />

Stuttgarter DT8-Serien bei Herbert L<strong>in</strong>d<strong>in</strong>ger,<br />

Hannover. Die Drehgestelle fertigt nach<br />

Stadler-Angaben im Rohbau e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

aus dem Raum Berl<strong>in</strong>, ihre Montage<br />

übernimmt W<strong>in</strong>dhoff <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>e. Das ist <strong>in</strong>sofern<br />

bemerkenswert, als die Drehgestelle<br />

der drei Prototypen im Jahr 1981 von der<br />

Schweizerischen Lokomotiv- und Masch<strong>in</strong>enfabrik<br />

<strong>in</strong> W<strong>in</strong>terthur kamen – und die gehört<br />

heute zu Stadler. Die Fahrzeugelektrik<br />

fertigt Stadler, die Antriebsumrichter liefert<br />

ABB zu. Und wie schon bei früheren Serien<br />

des elektrischen Regionaltriebzuges FLIRT<br />

38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


DT8.12 Stuttgart<br />

Auf der InnoTrans 2012 stand<br />

der DT8.12 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> neben dem<br />

neuen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszug<br />

Talgo Avril aus Spanien. Dieses<br />

Zusammentreffen wird sich wohl<br />

nicht so schnell wiederholen …<br />

A. UHLENHUT<br />

Fahrgastraum am Wagenübergang: Beidseits des Mittelganges bef<strong>in</strong>den sich wie gewohnt<br />

Doppelsitze<br />

GRAFIK: STUTTGARTER <strong>STRASSENBAHN</strong>EN AG<br />

Der Wagenübergang mit den Schaltschränken im Inneren ähnelt stark jenem der DT8.10/11<br />

bezieht Stadler auch die Rohbauwagenkästen<br />

der DT8.12 von e<strong>in</strong>em Zulieferer. Hersteller<br />

ist die DB Waggonbau Niesky GmbH,<br />

e<strong>in</strong>e 100-prozentige Tochtergesellschaft der<br />

DB Fahrzeug<strong>in</strong>standhaltung GmbH im DB-<br />

Konzern. Alle Komponenten werden zur<br />

Endmontage im Stadler-Werk Hohenschönhausen<br />

zusammengeführt.<br />

Betriebsaufnahme <strong>in</strong> Kürze<br />

Der geplante E<strong>in</strong>satz im Fahrgastverkehr beg<strong>in</strong>nt<br />

voraussichtlich um die Jahreswende<br />

2012/13 zunächst auf den L<strong>in</strong>ien U3, U5, U6<br />

und U8. Wenn man die Bezeichnung Doppeltriebwagen<br />

wörtlich nimmt und auch der separaten<br />

Nummerierung beider Wagenteile<br />

folgt, dann setzt die SSB bald schon mehr dieser<br />

seit 30 Jahren aktuellen Fahrzeuge e<strong>in</strong> als<br />

e<strong>in</strong>st von den legendären GT4. Das waren bis<br />

zu 350, doch 184 DT8 ergeben schon 368<br />

Vierachser. Plus drei optisch eng verwandte<br />

Zahnrad-E<strong>in</strong>zelwagen der „Zacke“ L<strong>in</strong>ie 10.<br />

Damit ist, auch mit e<strong>in</strong>em Seitenblick auf andere<br />

Großstädte, sicher: Das e<strong>in</strong>st gewählte<br />

Konzept hat sich offenbar rundum bewährt.<br />

Und für den aktuellen Hersteller war der DT8-<br />

Auftrag e<strong>in</strong> wichtiger Lückenschluss zum Bereich<br />

Metro. Da gab es <strong>in</strong>zwischen auch e<strong>in</strong>e<br />

erste Bestellung für das noch vergleichsweise<br />

junge Unternehmen Stadler Rail Group. Wieder<br />

<strong>in</strong> Gelb. Wieder aus Berl<strong>in</strong>. Und diesmal<br />

auch für Berl<strong>in</strong>. ACHIM UHLENHUT<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

39


Geschichte<br />

E<strong>in</strong>st & Jetzt<br />

Zwischen den beiden Aufnahmen aus Rostock an der<br />

Haltestelle Holbe<strong>in</strong>platz hat sich sche<strong>in</strong>bar nicht viel<br />

verändert. Das ältere Bild mit dem für die Stadt im<br />

Norden Mecklenburgs damals so typischen Gotha-<br />

Dreiwagenzug entstand im Frühjahr 1983 kurz nach<br />

dem Neubau der Eisenbahnbrücke für die Strecke<br />

Rostock – Warnemünde und der Verlegung der<br />

<strong>Straßenbahn</strong>strecke <strong>in</strong> die Seitenlage. Als der vom<br />

Tw 64 geführte Zug zum Hauptbahnhof aufbricht,<br />

ist von e<strong>in</strong>em S-Bahn-Haltepunkt noch nichts zu<br />

sehen, im H<strong>in</strong>tergrund erhebt sich das Haus der<br />

Hochsee fischer.<br />

Heute ist der Holbe<strong>in</strong>platz e<strong>in</strong>er der bedeutendsten<br />

Umsteigepunkte im Rostocker Nahverkehr zwischen<br />

S-Bahn, <strong>Straßenbahn</strong> und Stadtbus. Anstatt der<br />

Gotha-Dreiwagenzüge der L<strong>in</strong>ie 12 halten nun die<br />

L<strong>in</strong>ien 1, 4 und 5 an der Haltestelle. Zur Zeit der Aufnahme<br />

im Juli 2012 ist L<strong>in</strong>ie 1 noch fest <strong>in</strong> Händen<br />

der Tatrawagen vom Typ T6A2M und der Niederflurbeiwagen,<br />

deren E<strong>in</strong>satzzeit sich nun jedoch dem Ende<br />

entgegen neigt. Ab Sommer 2013 sollen sie durch<br />

13 neue Niederflurwagen von Vossloh ersetzt werden.<br />

Was dann aus Tw 702 wird, steht noch nicht fest.<br />

TEXT: MARTIN JUNGE<br />

BILDER: ARCHIV ROSTOCKER NAHVERKEHRSFREUNDE<br />

(RECHTS) UND MARTIN JUNGE (UNTEN)<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


E<strong>in</strong>st & Jetzt<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012 41


Fahrzeuge<br />

Neul<strong>in</strong>g zur<br />

Bundesgartenschau<br />

42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


N8C Kassel<br />

Dort wo heute die RegioTrams <strong>in</strong> den Bahnhofstunnel e<strong>in</strong>tauchen, fuhren bis 2005 – wie hier<br />

Tw 422 – noch <strong>Straßenbahn</strong>en h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

E. LÖW<br />

Am Hasselweg ist der Tw 406 unterwegs. Gekennzeichnet mit dem L<strong>in</strong>iensignal 2 ist er am<br />

3. September 2007 auf der Fahrt <strong>in</strong> den Betriebsbahnhof Wilhelmshöhe P. KRAMMER<br />

NGT8 verdrängen Kasseler N8C Von 1981 bis 1986 bekam<br />

die Kasseler Verkehrsgesellschaft anlässlich der Bundesgartenschau<br />

und zum Ersatz älterer Zweiachser <strong>in</strong>sgesamt 22 Wagen des Typs<br />

N8C. Nun scheiden sie langsam aus dem Regeldienst aus<br />

Ende 1979 war der Tw 111 aus Dortmund zu<br />

Testfahrten <strong>in</strong> Kassel. Am 12. Dezember fuhr<br />

der N8C auf der Frankfurter Straße den We<strong>in</strong>berg<br />

h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong> Richtung Baunatal<br />

DR. H. MENZEL<br />

Wie <strong>in</strong> vielen deutschen Städten,<br />

gab es auch <strong>in</strong> Kassel <strong>in</strong> den<br />

1960er- und 1970er-Jahren die<br />

Diskussion um den Erhalt der<br />

<strong>Straßenbahn</strong>. Deshalb wurden rund zehn<br />

Jahre ke<strong>in</strong>e Neufahrzeuge angeschafft. Die<br />

1981 <strong>in</strong> Kassel stattf<strong>in</strong>dende Bundesgartenschau<br />

zwang die Kasseler Verkehrsgesellschaft<br />

Mitte 1979 jedoch, 16 Neufahrzeuge<br />

zu bestellen. Da die ortsansässige Waggonbau-Firma<br />

Wegmann und Credé aber nicht<br />

mehr bestand und e<strong>in</strong> Nachbau der Sechsachser<br />

bei der Kasseler Firma Wegmann nicht<br />

möglich gewesen wäre, musste nach e<strong>in</strong>er<br />

Alternative gesucht werden.<br />

Von November bis Dezember 1979 weilte<br />

der N8C 111 der Dortmunder Stadtwerke<br />

AG zu Testfahrten <strong>in</strong> Kassel. Am 19. November<br />

1979 wurde das Fahrzeug am<br />

Betriebshof Holländische Straße vom Güterzug<br />

abgeladen. Bei den Testfahrten lief das<br />

Fahrzeug auch im Planbetrieb, meist auf<br />

SL 7. Am 18. Dezember wurde das Fahrzeug<br />

wieder verladen und nach Dortmund zurück<br />

gebracht. Die KVG war zufrieden mit den<br />

Testfahrten und bestellte im Dezember 1979<br />

<strong>in</strong>sgesamt 16 derartige Fahrzeuge von der<br />

Firma Düwag.<br />

Die bestellen Fahrzeuge wurden 1981 angeliefert<br />

und erhielten die Wagennummern<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

43


Fahrzeuge<br />

Der Tw 409 hat am 2. September 2007 den Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe erreicht, woh<strong>in</strong> er als L<strong>in</strong>ie 7 zahlreiche Reisende von der Innenstadt<br />

gebracht hat P. KRAMMER (2)<br />

Am Königsplatz bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e der zentralen Haltestellen <strong>in</strong> der Innenstadt. E<strong>in</strong> N8C hat diese<br />

Station zwischen Kaufhäusern und Spr<strong>in</strong>gbrunnen gerade <strong>in</strong> Richtung Wolfsanger verlassen<br />

von 401 bis 416. Das erste Fahrzeug des<br />

Typs N8C traf <strong>in</strong> Kassel am 24. Januar 1981<br />

e<strong>in</strong>, se<strong>in</strong> Schwesterfahrzeug 402 am 6. Februar.<br />

Trotz 10 cm mehr Wagenbreite gegenüber<br />

den alten Fahrzeugen, traten nur an wenigen<br />

Stellen Probleme auf. Das letzte<br />

Fahrzeug (416) erreichte Kassel am 1. Juli<br />

1981.<br />

Merkmale der Fahrzeuge<br />

Auch die Kasseler Fahrzeuge erhielten am A-<br />

und B-Teil je e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>holmstromabnehmer.<br />

Durch den Wegfall der automatischen Kupplung<br />

konnte die Fahrzeugfront neu gestaltet<br />

werden, es kamen GFK-Bugschürzen an<br />

die Stelle, wo sonst die Kupplung ist. E<strong>in</strong>e<br />

Kasseler Besonderheit ist die zusätzliche<br />

Schutzverkleidung für den Scheibenwischerantrieb,<br />

auch e<strong>in</strong>e vergrößerte Zielanzeige<br />

kam zum E<strong>in</strong>bau. Da Kassel längere<br />

Steigungs- und Gefällstrecken hat, erhielten<br />

die Laufdrehgestelle auch e<strong>in</strong>e Federspeicherbremse.<br />

Zum E<strong>in</strong>bau kamen AEG-<br />

Chopper.<br />

Anfangs gab es Schwierigkeiten mit der<br />

Türsteuerung. Nach Behebung dieses Problems<br />

und Schulung des Fahrpersonals ab<br />

9. März 1981 wurden die Fahrzeuge dem<br />

Betriebshof Niederzwehren überstellt, der<br />

damals die Fahrzeuge der L<strong>in</strong>ie 7 zuteilte.<br />

Während der Fahrschulfahrten kam es be-<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


N8C Kassel<br />

Die E<strong>in</strong>sätze von Tw 401 mit Bw 566 auf der L<strong>in</strong>ie 1 waren weniger häufig. Hier verlässt das Gespann am 4. Juli 1991 auf der Holländischen<br />

Straße die Haltestelle Mombachstraße <strong>in</strong> Richtung Wilhelmshöhe<br />

DR. H. MENZEL<br />

Der Fahrerstand mit se<strong>in</strong>en orig<strong>in</strong>alen Bedienelementen … … sowie der Innenraum e<strong>in</strong>es Kasseler N8C C. HECHT (2)<br />

reits zu E-Wagen-E<strong>in</strong>sätzen auf anderen L<strong>in</strong>ien.<br />

Wegen des großen Platzangebotes der<br />

Fahrzeuge waren sie meist auf den L<strong>in</strong>ien 3<br />

und 7 unterwegs.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Serie kommt!<br />

Aufgrund der guten Erfahrungen, die die<br />

KVG von 1981 bis 1984 mit diesem Typ gesammelt<br />

hatten, bestellte die KVG 1984<br />

sechs Wagen nach. <strong>Sie</strong> erhielten die Wagennummern<br />

417 bis 422. Das erste Fahrzeuge<br />

des Typs traf am 26. Juni 1986, das letzte<br />

am 2. September des selben Jahres e<strong>in</strong>. Diese<br />

Wagen unterschieden sich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

wenigen Details von den anderen 16 Fahrzeugen.<br />

Größter Unterschied war die Ausführung<br />

als „All-Electric-Car“ und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gebaute<br />

Mikroprozessor-Steuerung, die<br />

AEG-Chopper wurde beibehalten. Der Erste<strong>in</strong>satz<br />

dieser Serie war am 15. November<br />

1986 auf der L<strong>in</strong>ie 5, bis Ende November<br />

1986 waren dann alle Wagen im Betriebsdienst.<br />

Anfangs <strong>in</strong> Azurblau<br />

Die Wagen waren anfangs Azurblau (RAL<br />

5009) lackiert und hatten e<strong>in</strong>en anthrazitfarbenen<br />

Fahrwerksbereich. Allerd<strong>in</strong>gs erreichte<br />

e<strong>in</strong> Großteil der Wagen Kassel <strong>in</strong><br />

Grundfarben (z.B. 403, 405 und 406 <strong>in</strong><br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

45


Fahrzeuge<br />

Der Triebwagen 401 der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft warb auch noch im vorigen Jahr für e<strong>in</strong> Betten-Geschäft. Michael Kochems nahm ihn am<br />

3. Mai 2011 <strong>in</strong> der Holländischen Straße auf<br />

Die LCD-Anzeige e<strong>in</strong>es Kassler N8C C. HECHT (2)<br />

Wagen 421 steht zur späten Stunde am großzügig gestalteten Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe<br />

Gelb), da diese dann e<strong>in</strong>e Werbung erhielten.<br />

Die zweite Serie wurde komplett <strong>in</strong><br />

Grundfarben für Ganzreklamen angeliefert.<br />

Ab 1991/92 wurden die Fahrzeuge analog<br />

der neuen Niederflurwagen <strong>in</strong> „Himmelblau“<br />

(RAL 5015) mit g<strong>in</strong>stergelben (RAL<br />

1032) Türen umlackiert. Die jetzt neu e<strong>in</strong>treffenden<br />

Niederflurwagen tragen e<strong>in</strong>e neue<br />

Lackierung <strong>in</strong> „Verkehrsblau“.<br />

Zu Versuchszwecken wurde im April 1990<br />

der Tw 402 am B-Teil mit e<strong>in</strong>e Scharfenbergkupplung<br />

ausgestattet. Im Mai 1990 unternahm<br />

er geme<strong>in</strong>sam mit Bw 570 Testfahrten<br />

durch das Kasseler Schienennetz.<br />

Nach diesen Versuchen wurde die Kupplung<br />

abgebaut und an Tw 401 angebaut (ebenfalls<br />

am B-Teil). Das Fahrzeug 401 mit Beiwagen<br />

566 war von Juni bis 26. Juli 1990<br />

im Teste<strong>in</strong>satz, bis auf wenige E<strong>in</strong>stellungsprobleme<br />

an den Bremsen war der Teste<strong>in</strong>satz<br />

sehr erfolgreich. Vom 30. Oktober 1990<br />

bis <strong>in</strong> den Juli 1991 ist das Gespann im nor-<br />

malen Fahrgastverkehr e<strong>in</strong>gesetzt worden.<br />

Als es im Mai 1999 <strong>in</strong> Kassel e<strong>in</strong>e große L<strong>in</strong>ienänderung<br />

gab, bedeutete das <strong>in</strong> der Werkstatt<br />

e<strong>in</strong>ige Arbeit an den Rollbändern der<br />

N8C, da sich L<strong>in</strong>ie und Ziel auf e<strong>in</strong>em Band<br />

befanden. Weil die Bänder auch wartungs<strong>in</strong>tensiv<br />

und kapazitätsbed<strong>in</strong>gt erschöpft waren,<br />

musste sich die Werkstatt nach e<strong>in</strong>er neuen<br />

Lösung umsehen. Zum Jahresende 1999<br />

baute man versuchsweise an Front und Seite<br />

bei den Tw 417 und 420 e<strong>in</strong>e LCD-Zielanzeige<br />

e<strong>in</strong>. Nach erfolgreicher und ausgiebiger<br />

Erprobung wurden ab Juli 2000 die Tw 417<br />

bis 422 komplett auf LCD-Zielanzeiger umgestellt,<br />

anschließend auch die anderen 16<br />

Wagen, was sich aber bis April 2001 h<strong>in</strong>zog.<br />

Die Ablösung<br />

Zur Ablösung der N8C 401 bis 416 bestellte<br />

die Kasseler Verkehrsgesellschaft Anfang<br />

2010 bei Bombardier 18 Niederflurwagen des<br />

Typs NGT8 (gleicher Typ wie <strong>in</strong> Dortmund).<br />

Das erste Fahrzeug dieser neuen Baureihe traf<br />

am 25. November 2011 <strong>in</strong> Kassel e<strong>in</strong>. Am 24.<br />

Februar 2012 bestellte die Kasseler Verkehrsgesellschaft<br />

nochmals vier Fahrzeuge<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


N8C Kassel<br />

Technische Daten<br />

Serie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 bis 422<br />

Baujahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1981/86<br />

Lieferant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Düwag<br />

elektrischer Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BBC<br />

Bauart. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 x ZR<br />

Achsfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B’2’2’B<br />

Spurweite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />

Stromsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 600 V =<br />

Länge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25.880 mm<br />

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.300 mm<br />

Höhe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.306 mm<br />

Radstand im Drehgestell . . . . . . . . . . 1.800 mm<br />

Drehzapfenabstand . . . . . . . . . . . . . . 6.200 mm<br />

Sitzplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Stehplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

Leergewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34,5 t<br />

Gesamtgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45,7 t<br />

Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 150 kW<br />

Besonderheiten:<br />

417 bis 422 „all-electric-car“, 401 1990/91 mit<br />

Schaku im Beiwagen-Betrieb unterwegs<br />

Am 3. Mai 2011 nahm Michael Kochems den Wagen 416 an der Haltestelle Kl<strong>in</strong>ikum auf<br />

dieses Typs. Seit 31. März 2012 s<strong>in</strong>d die ersten<br />

Fahrzeuge ab Nummer 651 im L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>satz<br />

und verdrängen bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

Hochflurkurse. Im Bestand s<strong>in</strong>d bis jetzt noch<br />

alle 22 N8C, nur nach und nach werden immer<br />

weniger Fahrzeuge unterwegs se<strong>in</strong>. Aktuell<br />

werden die Fahrzeuge noch im Schul-<br />

verkehr auf den L<strong>in</strong>ien 1E, 5E und 7 benötigt.<br />

Sollten alle NGT8 da se<strong>in</strong>, können ab<br />

Mitte 2013 alle Fahrten mit Niederflurwagen<br />

gefahren werden.<br />

Der Verbleib der N8C-Fahrzeuge ist noch<br />

nicht entschieden. Es sollen alle Wagen bis<br />

zur kompletten Auslieferung der NGT8 <strong>in</strong><br />

Kassel bleiben, wahrsche<strong>in</strong>lich auch länger<br />

als Betriebsreserve. In Kassel werden bis 2016<br />

noch die Wagen 417 bis 422 im Betrieb bleiben.<br />

Bisher (Stand: September 2012) s<strong>in</strong>d die<br />

Fahrzeuge 402, 404, 405, 406, 408, 409,<br />

410, 411, 412 und 416 als Betriebsreserve<br />

h<strong>in</strong>terstellt. CHRISTOPHER HECHT


Titel<br />

Vom ältesten Wagen des<br />

Typs Berol<strong>in</strong>a bis zum<br />

Stadtbahnwagen der<br />

neuesten Generation<br />

präsentierten sich am<br />

29./30. September 2012<br />

die Trams bei der 140-<br />

Jahr-Feier im Betriebsbahnhof<br />

Trachenberge<br />

BILDER, WENN NICHT ANDERS<br />

ANGEGEBEN M. SPERL<br />

48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>Dresden</strong><br />

Tram im Barock<br />

140 Jahre Dresdner <strong>Straßenbahn</strong> Die wechselvolle Geschichte der Tram <strong>in</strong><br />

Elbflorenz von der 1872 eröffneten Pferdebahn über Große und Kle<strong>in</strong>e Hechte<br />

bis h<strong>in</strong> zu Tatrawagen und <strong>in</strong>s Niederflurzeitalter. Mit 134 km Netzlänge gehört<br />

die Dresdner <strong>Straßenbahn</strong> heute zu den größeren Betrieben <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>Dresden</strong> bot mit se<strong>in</strong>er Lage an der<br />

Elbe, tangiert von Handelsstraßen,<br />

ideale Voraussetzungen zur Entstehung<br />

e<strong>in</strong>er Stadt. 1464 verlegte das<br />

Adelsgeschlecht der Wett<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>en Regierungssitz<br />

für das Kurfürstentum Sachsen von<br />

Meißen hierher, seitdem wuchs die Residenzstadt<br />

zu e<strong>in</strong>em politischen, wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Zentrum im Herzen<br />

Europas heran. 1839 fuhr erstmals e<strong>in</strong> lokomotivbespannter<br />

Zug auf der ersten deutschen<br />

Ferneisenbahn von Leipzig nach <strong>Dresden</strong>.<br />

Das neue Transportmittel – Inbegriff<br />

der Industrialisierung – konnte sich schnell<br />

gegen alle Vorbehalte behaupten und brachte<br />

wirtschaftlichen Aufschwung. Im Verlauf<br />

der Industrialisierung entstanden im 19.<br />

Jahrhundert vermehrt Fabriken, <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong><br />

vor allem der Näh- und Schreibmasch<strong>in</strong>en<strong>in</strong>dustrie,<br />

der Genussmittelfertigung, der optischen<br />

Industrie sowie des Masch<strong>in</strong>enbaus.<br />

Damit stieg im 19. Jahrhundert das Verkehrsaufkommen<br />

sprunghaft, hatten doch<br />

die Menschen durch die zunehmende Trennung<br />

zwischen Wohn- und Arbeitsstätten<br />

weitere Wege zurückzulegen.<br />

Die Pferdebahnzeit<br />

Die Berl<strong>in</strong>er „Cont<strong>in</strong>ental-Pferdeeisenbahn-<br />

Aktiengesellschaft“ erkannte die Zeichen der<br />

Zeit und eröffnete im September 1872 östlich<br />

des Zentrums von der damals noch<br />

eigenständigen Geme<strong>in</strong>de Blasewitz durch<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

49


Titel<br />

Die erst 1889 gegründete Deutsche <strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft besaß die weniger rentablen L<strong>in</strong>ien und setzte daher meist kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>spänner e<strong>in</strong>,<br />

wie hier Wagen Nr. 60 auf der noch sehr ländlich ersche<strong>in</strong>enden Großenha<strong>in</strong>er Straße nahe der Gaststätte „Zum wilden Mann“<br />

SLG. M. SCHATZ<br />

Blick über den Postplatz Richtung Südwesten um 1905. Der „gelbe“ Tw 225 (Bj 1896) wurde<br />

1906 beim Zusammenschluss der Gesellschaften <strong>in</strong> Nr. 847 umgezeichnet SLG: C. SACHER<br />

Nach der Jahrhundertwende zeigt sich Tw 2 der<br />

se<strong>in</strong>er Fahrt Richtung Niedersedlitz<br />

damals noch sehr lockere Bebauung zum Pirnaischen<br />

Platz <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> und ab November<br />

weiter zum Böhmischen Bahnhof (Standort<br />

des heutigen Hauptbahnhofs) <strong>Dresden</strong>s<br />

erste Pferdebahnl<strong>in</strong>ie. Im März 1873 nochmals<br />

vom Böhmischen Bahnhof weiter nach<br />

Plauen (bis 1903 selbständig) verlängert, boten<br />

die Wagen e<strong>in</strong> größeres Platzangebot als<br />

die schon seit 1838 verkehrenden Pferdeomnibusse.<br />

Durch e<strong>in</strong>e Phase wirtschaftlicher<br />

Stagnation, aber auch <strong>in</strong>folge der Blockade<br />

der Stadtverordneten h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Anlage von Gleisen im Innenstadtbereich unterblieb<br />

für e<strong>in</strong>ige Jahre der Bau neuer Strecken.<br />

Erst als 1879 die Londoner „Tramways<br />

Company of Germany Limited“ e<strong>in</strong>e<br />

Konzession zum Bau und Betrieb von <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

<strong>in</strong> Elbflorenz erhielt, setzte e<strong>in</strong><br />

umfangreicher Ausbau des Pferdebahnnetzes<br />

e<strong>in</strong>, bereits 1880 konnte die Verb<strong>in</strong>dung<br />

Plauen – Postplatz e<strong>in</strong>geweiht werden, die<br />

bald über die Augustusbrücke zum Neustädter<br />

Markt verlängert wurde. Die Londoner<br />

Gesellschaft übernahm zudem die bestehende<br />

„Cont<strong>in</strong>entall<strong>in</strong>ie“ und zeichnete<br />

sich durch ihre gelb/weiß lackierten Wagen<br />

aus, von denen Wagen 106 (Bj. 1886) heute<br />

zum Bestand des Verkehrsmuseums <strong>Dresden</strong><br />

(VMD) gehört.<br />

Rot und Gelb <strong>in</strong> Konkurrenz<br />

Da die Londoner Tramways Company nicht<br />

alle städtischen Wünsche erfüllte, vergab der<br />

Rat weitere, der Stadtverwaltung mehr<br />

Rechte e<strong>in</strong>räumende Konzessionen ab 1889<br />

an die neu gegründete „Deutsche <strong>Straßenbahn</strong>gesellschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>Dresden</strong>“. Zur Unterscheidung<br />

von der bestehenden „Gelben“<br />

Gesellschaft wurde sie aufgrund ihrer<br />

50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>Dresden</strong><br />

1893 eröffnete die Deutsche <strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft die erste elektrische Bahn vom Schlossplatz nach Blasewitz und Loschwitz. Hier begegnen<br />

sich zwei Züge auf dem Barteldesplatz <strong>in</strong> Blasewitz SLG. M. SCHATZ (2)<br />

Leubener Vorortsbahn auf der Leubener Straße bei<br />

SLG. M. SPERL<br />

In Mickten rangiert um 1924/25 rechts die meterspurige Lößnitzbahn Richtung Kötzschenbroda,<br />

l<strong>in</strong>ks auf der Straße die hier endende Breitspurl<strong>in</strong>ie 15 aus der Stadt<br />

rot/weiß-lackierten Wagen kurz die „Rote“<br />

genannt. Die Spurweite beider Gesellschaften<br />

betrug 1.450 mm, was geme<strong>in</strong>same Streckennutzungen<br />

vor allem an Knotenpunkten<br />

ermöglichte und sich bis heute als<br />

Dresdner Spurmaß erhalten hat. Die „Rote“<br />

erschloss weitere Stadtteile und nahm am<br />

6. Juli 1893 erstmals den elektrischen Betrieb<br />

mittels Oberleitung zwischen Schlossund<br />

Schillerplatz auf, der bereits am 15. Juli<br />

auf die andere Elbseite zum Körnerplatz <strong>in</strong><br />

die Ortschaft Loschwitz ausgeweitet wurde.<br />

Gegenüber der Pferdebahn bot die von <strong>Sie</strong>mens<br />

& Halske errichtete elektrische Bahn<br />

höhere Geschw<strong>in</strong>digkeiten und dank Beiwagenbetrieb<br />

größeres Fassungsvermögen.<br />

Erhaltene Zeugnisse dieser Gesellschaft s<strong>in</strong>d<br />

bis heute der offene Tw 761 (Baujahr 1895)<br />

des VMD sowie der „Berol<strong>in</strong>a“-Tw 309<br />

(Baujahr 1902) des <strong>Straßenbahn</strong>museums<br />

<strong>Dresden</strong> (SMD). Die Tramways Company<br />

übertrug 1894 ihren Besitz auf die neue<br />

„Dresdner <strong>Straßenbahn</strong>gesellschaft“, die<br />

drei Jahre nach der „Roten“ Konkurrenz<br />

1896 ihre erste Strecke elektrifizierte. Der<br />

letzte von der „Gelben“ Gesellschaft erhal-<br />

tene Triebwagen Nr. 296 (Baujahr 1898) hat<br />

sich – umgerüstet zum W<strong>in</strong>terdienstfahrzeug<br />

– rund acht Jahrzehnte im E<strong>in</strong>satz behaupten<br />

können und ist heute <strong>in</strong> der Museumsgaststätte<br />

„<strong>Dresden</strong> 1900“ am Neumarkt zu<br />

besichtigen.<br />

Die Oberleitung setzt sich durch<br />

Ende des 19. Jahrhundert wurden neben dem<br />

Oberleitungsbetrieb auch andere Formen der<br />

Energieversorgung <strong>in</strong> der Praxis erprobt, die<br />

sich aufgrund verschiedener Nachteile jedoch<br />

nicht durchsetzen konnten: So fuhren<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

51


Titel<br />

Im Jahre 1951 warten am Endpunkt Bühlau zwei Züge, bestehend aus vierachsigem großen Hechttriebwagen und zweiachsigem Stahlbeiwagen<br />

sowie e<strong>in</strong> Obuszug<br />

SLG. M. SCHATZ<br />

1892–95 für nur drei Jahre Gasmotorwagen<br />

zwischen Albertplatz und Trachenberger<br />

Platz und weiter zum Wilder Mann bzw. St.-<br />

Pauli-Friedhof. Auch re<strong>in</strong>en Akkumulatorenwagen<br />

war wenig Erfolg beschieden, zu<br />

groß waren Energieverlust und Zeitaufwand<br />

beim Laden der Batterien. Gleisabschnitte<br />

mit – aus Gründen der Ästhetik – unterirdischer<br />

Stromzufuhr wurden beim Altmarkt<br />

und <strong>in</strong> Blasewitz e<strong>in</strong>gerichtet. Da sich jene<br />

Systeme nicht bewährten, kam auch hier<br />

recht bald herkömmliche Oberleitung zum<br />

E<strong>in</strong>bau. In der Folge schritt bei beiden<br />

Gesellschaften der Bau von Kraftwerken,<br />

Oberleitungen und für den Triebwagene<strong>in</strong>satz<br />

verstärkten Gleisanlagen rasch voran,<br />

schließlich fuhr im August 1900 letztmals<br />

e<strong>in</strong>e Pferdebahn.<br />

Per Tram nach Kötzschenbroda<br />

Zur Zeit der Jahrhundertwende erhielten<br />

zunehmend auch benachbarte Ortschaften<br />

Anschluss an <strong>Dresden</strong>s <strong>Straßenbahn</strong>. Die<br />

„Außenstrecken“ sollten dabei nicht <strong>in</strong> Konkurrenz<br />

zu bereits vorhandenen Eisenbahnl<strong>in</strong>ien<br />

treten, weshalb diese der sächsische<br />

Staat zum Zwecke besserer Kontrolle <strong>in</strong> Eigenregie<br />

erbaute. Noch kurz vor der Jahrhundertwende<br />

g<strong>in</strong>g 1899 <strong>in</strong> nordwestliche<br />

Richtung die „Lößnitzbahn“ nach Kötzschenbroda<br />

<strong>in</strong> 1.000-mm-Spur <strong>in</strong> Betrieb.<br />

<strong>Sie</strong> bot am Dreysigplatz <strong>in</strong> Mickten Anschluss<br />

an das Stadtnetz, der Rangierbetrieb<br />

an den nebene<strong>in</strong>ander liegenden Umsetzstellen<br />

im Straßenplanum e<strong>in</strong>schließlich der<br />

Zufahrten zu den Wagenhallen entwickelte<br />

sich schon bald zu e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>dernis für die<br />

übrigen Verkehrsteilnehmer. Beseitigt wurde<br />

es zusammen mit e<strong>in</strong>er 1931 abgeschlossenen<br />

Streckenverlängerung nach We<strong>in</strong>böhla<br />

erst durch die Umspurung auf das<br />

Stadtspur-Maß, was e<strong>in</strong>e Durchb<strong>in</strong>dung der<br />

Stadtl<strong>in</strong>ien ermöglichte.<br />

Privat und staatlich <strong>in</strong>s Umland<br />

Mit der „Dresdner Vorortbahn“ Laubegast<br />

– Leuben – Niedersedlitz g<strong>in</strong>g auf Initiative<br />

des Industriellen Oskar Ludwig Kummer<br />

Ende Dezember 1899 e<strong>in</strong>e weitere Meterspurbahn<br />

<strong>in</strong> Betrieb. Nach dessen Firmenkonkurs<br />

übernahm die Kommune Leuben<br />

1902 se<strong>in</strong>e Bahn. Im Herbst 1906 konnte<br />

von Niedersedlitz die Streckenverlängerung<br />

nach Kle<strong>in</strong>zschachwitz realisiert werden,<br />

während der geplante „R<strong>in</strong>gschluss“ entlang<br />

der Elbe nach Laubegast nicht mehr zustande<br />

kam. Nachdem 1921 die Städtische <strong>Straßenbahn</strong><br />

die Strecke übernahm, folgte<br />

1924/25 die Umspurung auf 1.450 mm, der<br />

Ast nach Kle<strong>in</strong>zschachwitz wurde 1932 stillgelegt.<br />

Südwärts wuchs das Netz 1902 unter<br />

staatlicher Hand um knapp sechs Kilometer<br />

<strong>in</strong> Stadtspur nach Deuben, wo auch<br />

e<strong>in</strong> <strong>Straßenbahn</strong>hof entstand. Vier Jahre später<br />

folgte die erste Verlängerung nach Ha<strong>in</strong>sberg<br />

sowie 1935 bis auf Höhe des Haltepunktes<br />

Coßmannsdorf, wo bequem zur<br />

Weißeritztalbahn umgestiegen werden konnte.<br />

Ab 1903 fuhr die <strong>Straßenbahn</strong> von Loschwitz<br />

am Elbufer entlang weiter <strong>in</strong> das für<br />

se<strong>in</strong> Schloss bekannte Örtchen Pillnitz, hier<br />

hatten die Anliegerkommunen das bereits<br />

1897 von Kummer zunächst als Meterspurbahn<br />

begonnene Projekt <strong>in</strong> Stadtspur zu<br />

Ende geführt.<br />

Zur besseren Orientierung im wachsenden<br />

Streckennetz wurden 1904 L<strong>in</strong>iennummern<br />

e<strong>in</strong>geführt. Während von der<br />

„Dresdner <strong>Straßenbahn</strong>gesellschaft“ die ungeraden<br />

Nummern belegt wurden, erhielten<br />

die L<strong>in</strong>ien der „Deutschen <strong>Straßenbahn</strong>gesellschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>Dresden</strong>“ die geraden Zahlen<br />

zugewiesen. Richtung Westen g<strong>in</strong>g 1906 die<br />

mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Depot <strong>in</strong> Gohlis ausgestattete<br />

Außenbahn nach Cossebaude sowie<br />

nach Südosten die meterspurige „Lockwitztalbahn“<br />

Niedersedlitz – Kreischa <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Vere<strong>in</strong>igung zum Kommunalbetrieb<br />

Im gleichen Jahr führten zunehmende Streitigkeiten<br />

zwischen den konkurrierenden<br />

<strong>Straßenbahn</strong>gesellschaften zur Übertragung<br />

der „Roten“ und „Gelben“ <strong>in</strong> die neue, kommunale<br />

„Städtische <strong>Straßenbahn</strong> zu <strong>Dresden</strong>“.<br />

Für knapp 47 Mio. Mark wechselten<br />

800 <strong>Straßenbahn</strong>wagen sowie die Infra-<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>Dresden</strong><br />

Daten & Fakten DVB AG<br />

Dresdner Verkehrsbetriebe AG – www.dvb.de<br />

Netz<br />

Spurweite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.450 mm<br />

Netzlänge (Strab) . . . . . . . . . . . . . . . . 134,2 km<br />

L<strong>in</strong>ien (Strab) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

L<strong>in</strong>ienlänge (Strab) . . . . . . . . . . . . . . . 209,1 km<br />

Leistung<br />

Fahrgäste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151,7 Mio.<br />

Kostendeckungsgrad. . . . . . . . . . . . . . . . 78,1 %<br />

Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.731<br />

darunter Fahrpersonal . . . . . . . . . . . . . . . . . 883<br />

Fahrzeuge<br />

Niederflurtriebwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166<br />

Tatratriebwagen. . . . . . . . . . ca. 30 (z. T. abgest.)<br />

Sonder-/Arbeitswagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Historische Wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Stand 2011<br />

„Kle<strong>in</strong>er Hecht“ Tw 1813 am 13. Oktober 1969 unterwegs am „Goldenen Reiter“ am Neustädter<br />

Markt J. RICHTER (2)<br />

struktur – ohne die staatlichen Außenstrecken<br />

– <strong>in</strong> das Eigentum der Stadt. Nachdem<br />

1908 erstmalig die <strong>Straßenbahn</strong> im Nordosten<br />

über Bühlau bis nach Weißig fuhr, gab<br />

es 1909 e<strong>in</strong>e große Netzreform, bei der die<br />

L<strong>in</strong>ienanzahl durch Bildung von das Zentrum<br />

querenden Durchmesserl<strong>in</strong>ien von 26<br />

auf 18 reduziert werden konnte. Für die e<strong>in</strong>setzende<br />

Modernisierung des Wagenparks<br />

waren leistungsstärkere Motoren, Verglasung<br />

der Perrons und Vere<strong>in</strong>heitlichung der<br />

Fahrzeugtypen charakteristisch. Aus jener<br />

Zeit s<strong>in</strong>d Tw 598, Bw 87 (beide Bj. 1911)<br />

und Bw 307 (Bj. 1912) im SMD sowie der<br />

1911 gebaute Tw 818 <strong>in</strong> Liberec (Reichenberg)<br />

erhalten.<br />

Erster Weltkrieg und<br />

Goldene Zwanziger<br />

Im Ersten Weltkrieg behalf man sich zur<br />

Absicherung des Betriebes aufgrund der E<strong>in</strong>berufung<br />

vieler Stammpersonale zum Militärdienst<br />

damit, Schaffner<strong>in</strong>nen bei der <strong>Straßenbahn</strong><br />

e<strong>in</strong>zustellen, was sich im Zweiten<br />

Weltkrieg wiederholte.<br />

Die wirtschaftliche Lage der frühen<br />

1920er-Jahre mit ständig steigender Inflation<br />

bed<strong>in</strong>gte auch <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> L<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>stellungen<br />

und Personalabbau. Die Epoche der<br />

<strong>in</strong> jenen Jahren – teils als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit ortsansässigen<br />

Firmen – <strong>in</strong> großer Zahl mit<br />

MAN-Fahrgestellen beschafften Züge vertritt<br />

im SMD der Tw 1644 (Busch Bautzen<br />

1925) mit Bw 1135 (Bj. 1918). E<strong>in</strong> besonderes<br />

Kuriosum stellen zehn noch 1927<br />

nachgebaute, kle<strong>in</strong>e dreifenstrige Bergstrecken-Tw<br />

dar, von denen Wagen 937’’ seit<br />

1972 historisches Fahrzeug ist und zum<br />

SMD-Bestand zählt. Den Abschluss der Beiwagenbeschaffungen<br />

zwischen den Weltkriegen<br />

bildeten 25 „Stahlbeiwagen“ von<br />

1929/30, die vorzugsweise im Verband mit<br />

An den meisten Endpunkten musste rangiert werden, hier hat Tw 645 am 21. August 1969 <strong>in</strong><br />

Cossebaude bereits umgesetzt<br />

Am 20. September 2009 führten Nahverkehrsfreunde e<strong>in</strong>e Fotosonderfahrt mit dem Großraumzug<br />

durch<br />

R. GLEMBOTZKY<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

53


Titel<br />

E<strong>in</strong> von Tw 213 113 angeführter Gotha-Dreiwagenzug hat auf se<strong>in</strong>er<br />

Fahrt Richtung Schlachthof am 1. August 1972 den Fucikplatz erreicht.<br />

Nach e<strong>in</strong>er 1976 im Raw Berl<strong>in</strong>-Schöneweide durchgeführten<br />

Generalreparatur stand er als Tw 213 214 bis zum E<strong>in</strong>satzende der<br />

Zweiachser <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> im Dienst<br />

J. RICHTER<br />

E<strong>in</strong>e Dresdner Spezialität waren die T4D-„Anderthalbrichter“ 222 801, 802, 805 und 806 mit<br />

beidseitigen Türen, aber nur e<strong>in</strong>em Fahrerstand für Wendezugverkehre. Hier als klassischer Großzug<br />

gekuppelt am Carolaplatz um 1991<br />

A. GÜNTHER<br />

den kurz darauf gelieferten „Großen Hechtwagen“<br />

fuhren und von denen im SMD der<br />

Bw 1314 (Bj. 1929) erhalten ist.<br />

Die DRÜVEG<br />

Die bislang unter staatlicher Verwaltung stehenden<br />

Außenstrecken nach Cossebaude,<br />

Freital, Hellerau, Klotzsche, Kötzschenbroda<br />

und Weißig sowie die kommunale Bahn<br />

nach Pillnitz wurden 1926 <strong>in</strong> der Dresdner<br />

Überland-Verkehrsgesellschaft (DRÜVEG)<br />

zusammengefasst, <strong>in</strong> der 1929 auch die<br />

durch das Lockwitztal führende L<strong>in</strong>ie nach<br />

Kreischa aufg<strong>in</strong>g. Von den beiden kurz zuvor<br />

für die Lockwitztalbahn beschafften Lenkachs-Tw<br />

existiert heute noch Tw 9 (Bj.<br />

1926) bei der Kirnitzschtalbahn als historisches<br />

Fahrzeug im rot/weißen Ursprungslack.<br />

Die von der DRÜVEG <strong>in</strong> jenen Jahren<br />

verfolgten Pläne e<strong>in</strong>es Schnellstraßenbahnnetzes<br />

im Ballungsraum <strong>Dresden</strong> konnten<br />

nie verwirklicht werden. Während die zu diesem<br />

Zweck beschafften Gelenkwagen 2501<br />

54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>Dresden</strong><br />

In den „letzten Zügen“<br />

lag der Betrieb der L<strong>in</strong>ie 3<br />

am Rathaus Freital-Potschappel<br />

und damit der<br />

E<strong>in</strong>satz der letzten „Holzwagen“<br />

am 18. Mai 1974<br />

J. RICHTER<br />

und 2502 längst verschrottet s<strong>in</strong>d, zeugt die<br />

Trassierung auf eigenem Bahnkörper im Bereich<br />

Coswig/We<strong>in</strong>böhla noch heute von den<br />

e<strong>in</strong>stigen Visionen.<br />

Der »Große Hecht« kommt<br />

Ab Jahresanfang 1930 firmierte der städtische<br />

Verkehrsbetrieb als „Dresdner <strong>Straßenbahn</strong><br />

AG“, wobei das Grundkapital von öffentlicher<br />

Hand gehalten wurde. Den<br />

Höhepunkt der Fahrzeugentwicklung markierte<br />

der noch im Gründungsjahr der AG<br />

vorgestellte „Große Hecht“, der mit se<strong>in</strong>er<br />

auffällig spitz zulaufenden Wagenkastenform,<br />

wegklappbarem Führerstand, Sitzplatz<br />

für den Fahrer und druckknopfbetätigtem<br />

Schaltwerk neue Maßstäbe setzte. Vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d von diesem bekanntesten Dresdner<br />

Wagentyp heute noch Tw 1702 (Bj. 1931) als<br />

e<strong>in</strong>er der beiden Prototypen im Bestand des<br />

VMD sowie Tw 1716’’ (ex 1722, Bj. 1931)<br />

im SMD. Ausgestattet mit e<strong>in</strong>er sehr ähnlichen<br />

Kopfform, jedoch <strong>in</strong> der Zweiachser-<br />

Ausführung folgten ab 1934 als letzte Vorkriegsbeschaffung<br />

die „Kle<strong>in</strong>en Hechte“, von<br />

denen das SMD mit Tw 1820’’ (ex Tw 1844,<br />

Bj. 1938) e<strong>in</strong> derzeit sogar betriebsfähiges<br />

Exemplar besitzt. Um den Fahrgästen den<br />

E<strong>in</strong>stieg zu erleichtern und e<strong>in</strong> ausgewogeneres<br />

Bild im Verband mit den niedrigen<br />

„Kle<strong>in</strong>en Hechten“ zu erzielen, entstanden<br />

ab 1937 durch Konstruktionsänderungen am<br />

Fahrgestell von Standardbeiwagen sogenannte<br />

„Schwebeachsbeiwagen“, von denen<br />

sich der im SMD erhaltene Bw 1219 (Bj.<br />

1925) <strong>in</strong> Aufarbeitung bef<strong>in</strong>det.<br />

Der Zweite Weltkrieg<br />

Mit Kriegsausbruch 1939 wurde als Ausgleich<br />

für von der Wehrmacht e<strong>in</strong>gezogene<br />

Kraftfahrzeuge der Güter- und Marktverkehr<br />

ausgeweitet und für diesen Zweck ältere Personenwagen<br />

adaptiert. Abgesehen von vernachlässigter<br />

Instandhaltung und Unfällen,<br />

die sich bei Dunkelheit aus mangelnder Streckensicht<br />

<strong>in</strong>folge der Luftschutz-Verdunkelung<br />

ereigneten, blieb <strong>Dresden</strong> mit se<strong>in</strong>er<br />

<strong>Straßenbahn</strong> bis Oktober 1944 von unmittelbaren<br />

Kriegse<strong>in</strong>wirkungen gänzlich verschont.<br />

Umso heftiger erfolgten die gegen die<br />

Stadt gerichteten Luftangriffe am 13./14. Februar<br />

1945, bei denen die gesamte Altstadt <strong>in</strong><br />

Schutt und Asche fiel und die etwa 25.000<br />

Menschenleben forderten. E<strong>in</strong> Folgeangriff<br />

im April 1945 traf neben Anlagen der Industrie<br />

und Reichsbahn den <strong>Straßenbahn</strong>hof<br />

Waltherstraße schwer. Als Ergebnis des Krieges<br />

mussten die Verkehrsbetriebe nicht nur<br />

zahlreiche Mitarbeiter als Kriegsopfer beklagen,<br />

auch etwa 190 Wagen verschwanden<br />

als Kriegsverlust aus den Bestandslisten.<br />

Der Materialmangel der Nachkriegszeit<br />

führte <strong>in</strong> der Folge zu e<strong>in</strong>em ständigen Fahrzeugengpass<br />

und zum Abbau sogar von nach<br />

dem Krieg zunächst reparierten Gleisen. Im<br />

Zentrum – nun ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e großflächige<br />

Trümmerwüste – wurde der <strong>Straßenbahn</strong>verkehr<br />

auf nur noch e<strong>in</strong>e Ost-West- und<br />

e<strong>in</strong>e Nord-Süd-Achse gebündelt. Zehn 1947<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

55


Titel<br />

Lange Jahre „typisch <strong>Dresden</strong>“: Elbe, Platte und Tatra. Hier ist am 19. Mai 2005 die „Platte“ bereits<br />

auf dem Rückzug und wird abgebaut. Der Großzug aber bleibt im <strong>Straßenbahn</strong>museum erhalten<br />

Betriebshöfe der <strong>Straßenbahn</strong><br />

<strong>in</strong> Betrieb Besonderheit<br />

Blasewitz 1872–1936 später Obushof<br />

Bühlau 1898–2003<br />

Bünaustraße 1882–1900 nur Pferdebahn<br />

Coswig 1929–2006 Gleisschleife <strong>in</strong><br />

Betrieb<br />

Flora 1890–1898 nur Pferdebahn<br />

Freital-Deuben 1902–1974 auch 1.000-mm<br />

Friedrichstraße 1890–1926<br />

Geis<strong>in</strong>gstraße 1998–1926<br />

Gohlis 1906–1966<br />

Gorbitz seit 1996<br />

Hertelstraße 1893–1894<br />

Klotzsche 1911–1994<br />

Kle<strong>in</strong>zschachwitz<br />

1924–1932 1.000-mm-Spur<br />

Kreischa 1906–1977 1.000-mm-Spur<br />

Leuben 1903–1928 1.000-mm-Spur<br />

bis 1924<br />

Mickten 1897–1992 auch 1.000-mm<br />

Naußlitz 1900–1996<br />

Pfotenhauerstraße<br />

1894–1997<br />

Pieschen 1882– (o. A.) nur Pferdebahn<br />

Plauen 1873–1900 nur Pferdebahn<br />

Reick seit 1914<br />

Tolkewitz 1899–2007 noch Abstellhalle<br />

Trachenberge seit 1891<br />

Waltherstr. seit 1926 nur noch Arbeitswagen<br />

Wiesenthorstr. 1881–1900 nur Pferdebahn<br />

Auf vielen L<strong>in</strong>ien lange typisch: „Tatra-M<strong>in</strong>i“, hier 224 245 mit 272 317 auf L<strong>in</strong>ie 18 am Fetscherplatz,<br />

1. März 1986<br />

B. LANGER<br />

gelieferte „Werdauer Beiwagen“ entspannten<br />

den Fahrzeugmangel nur wenig, acht dieser<br />

Wagen kamen nach Umspurung 1970/71<br />

zur Lockwitztalbahn.<br />

Neuanfang unter Besatzungsmacht<br />

Im Zuge der von der Besatzungsmacht <strong>in</strong>itiierten<br />

gesellschaftlichen Neustrukturierung<br />

der Nachkriegszeit gehörten die Verkehrsbetriebe<br />

zum KWU – Kommunalwirtschaftsunternehmen<br />

– der Stadt <strong>Dresden</strong>, ab 1951<br />

firmierten sie als VEB (K) Verkehrsbetriebe<br />

der Stadt <strong>Dresden</strong>. Im Gründungsjahr des<br />

„VEB“ konnten zur L<strong>in</strong>derung des bestehenden<br />

Mangels an rollendem Material erstmals<br />

nach dem Krieg neue Triebwagen <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen werden, wobei es sich um<br />

vier Tw vom LOWA-Typ ET50 – ergänzt um<br />

zehn Beiwagen vom Typ EB50 – handelte.<br />

Außerhalb des zwischenzeitlich standardisierten<br />

Typenprogramms im <strong>Straßenbahn</strong>bau<br />

der DDR konnten 1954 nochmals zwei „Gro-<br />

56 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>Dresden</strong><br />

RECHTS Die letzte klassische hölzerne Wagenhalle<br />

stand <strong>in</strong> Reick, wo sich am 15. Juli 2006<br />

vier Tatrazüge <strong>in</strong> der Morgensonne wärmen<br />

ße Hechtwagen“ als Nachbauten vom Waggonbau<br />

Görlitz erworben werden, weitere<br />

Zweiachser aus Gotha – LOWA-ET/EB54<br />

und Gotha-T/B57ff. – verjüngten bis Anfang<br />

der 1960er-Jahre den Bestand. Diese DDR-<br />

E<strong>in</strong>heitstypen s<strong>in</strong>d noch mit zwei Exemplaren<br />

als Tw 201 011 (ex Tw 1584’’’, ex KMSt.<br />

Tw 801, Bj. 1959) und Tw 201 113 (ex<br />

1567’’’, ex 1585’’, Bj. 1959) im aktiven DVB-<br />

Arbeitswagenpark und darüber h<strong>in</strong>aus im<br />

SMD <strong>in</strong> verhältnismäßig großer Zahl vertreten:<br />

E<strong>in</strong> für E<strong>in</strong>richtungsbetrieb umgerüsteter<br />

LOWA-Zug aus Tw 1538’’ (ex Tw 1567’’)<br />

mit Bw 1361 und 1362 (alle Bj. 1956), e<strong>in</strong><br />

Gotha-Zweirichtungszug aus Tw 1587 (ex<br />

KMSt. Tw 804) und Bw 1413 (beide Bj.<br />

1959) sowie e<strong>in</strong> Gotha-E<strong>in</strong>richtungszug aus<br />

Tw 1512 und Bw 1422 (beide Bj. 1960). Ferner<br />

existieren e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> e<strong>in</strong>gesetzte<br />

„Gothawagen“ noch <strong>in</strong> Chemnitz, Markkleeberg,<br />

Pirna, Wehm<strong>in</strong>gen und Woltersdorf.<br />

Modernisierung der Veteranen<br />

Parallel zu den Neubeschaffungen aus Gotha<br />

wurden ab 1959 auch verschiedene Modernisierungen<br />

an den aufgrund ihrer großen<br />

Anzahl noch unentbehrlichen MAN-Bauarten<br />

durchgeführt. Neben dem Umbau e<strong>in</strong>es<br />

Teils der MAN-Fahrzeuge zu E<strong>in</strong>richtungswagen,<br />

was vor allem e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sparung von<br />

Türen samt zugehöriger Mechanik und Fahrschaltern<br />

bewirkte, kamen e<strong>in</strong>fachere Verglasung,<br />

Mittelsche<strong>in</strong>werfer, neue Beleuchtung<br />

und L<strong>in</strong>ien-/Fahrzielanzeiger zum<br />

E<strong>in</strong>bau. In diesem Zustand ist Tw 734’’ (ex<br />

Tw 748, Bj. 1913, mod. 1966) mit Beiwagen<br />

1029 (Bj. 1925, mod. 1966) im SMD zu sehen,<br />

weiterh<strong>in</strong> ist MAN-Tw 765 (ex 1603,<br />

Bj. 1920) noch im Zustand als Arbeitswagen<br />

vorhanden. E<strong>in</strong> 1960 gelieferter Gotha-Gelenkwagen<br />

EGT59 blieb <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> ohne<br />

Nachfolger und wurde nach nur zehn Jahren<br />

verschrottet. E<strong>in</strong>e noch kürzere E<strong>in</strong>satzzeit<br />

an der Elbe verbrachten die 1962–64 ausgelieferten<br />

Gotha-Großraumzüge T4-62/B4-<br />

61, die 1968–70 im Tausch gegen LOWA-<br />

Beiwagen nach Berl<strong>in</strong> abgegeben wurden.<br />

Um <strong>in</strong> der Sammlung des SMD auch diesen<br />

Fahrzeugtyp zu präsentieren, kehrte 1995/96<br />

die Garnitur Tw 1734’’ (Bj. 1962) mit Bw<br />

2015 (Bj. 1963) nach <strong>Dresden</strong> zurück.<br />

Die Schaffner werden abgeschafft<br />

Um der permanent angespannten Personalsituation<br />

entgegenzuwirken, wurde 1956 bis<br />

1958 sukzessive der „Z-Betrieb“ mit schaffnerlosen<br />

Triebwagen e<strong>in</strong>geführt, die nun-<br />

OS – „ohne Schaffner“ trugen die Züge <strong>in</strong> den 1960er-Jahren als Anschrift. Ebenso am 10. Dezember<br />

2006 die Museumswagen <strong>in</strong> Johannstadt<br />

RECHTS Tatra-T4-Nachfolger T6A2 226 001 am<br />

30. September 2012 als Museumswagen im<br />

E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

57


We<strong>in</strong>böhla<br />

4<br />

Titel<br />

Weixdorf<br />

7<br />

Coswig<br />

Lößnitzgrundbahn na Radeburg<br />

4<br />

Radebeul West<br />

Hellerau<br />

8<br />

Klotzse<br />

Topografischer<br />

Netzplan der<br />

Dresdner <strong>Straßenbahn</strong><br />

(Stand 2012)<br />

ohne Berücksich -<br />

tigung der Güter -<br />

anschlüsse<br />

ZEICHNUNG: M. SPERL<br />

Legende<br />

1<br />

<strong>Straßenbahn</strong>strecke 2-gleisig<br />

<strong>Straßenbahn</strong>strecke 1-gleisig<br />

L<strong>in</strong>iennummer (Stand 2012)<br />

<strong>Straßenbahn</strong>strecke stillgelegt<br />

<strong>Straßenbahn</strong>strecke 1.000-mm-Spur<br />

Endpunkt mit Wendeschleife<br />

<strong>in</strong> Betrieb / stillgelegt<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Betriebshof <strong>in</strong> Betrieb<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Betriebshof stillgelegt<br />

Bergbahnen<br />

normalspurige Eisenbahn<br />

schmalspurige Eisenbahn<br />

Cossebaude<br />

Pennri<br />

7<br />

Gorbitz<br />

2 6<br />

Leutewitz<br />

1 12<br />

Wölfnitz<br />

na Ha<strong>in</strong>sberg<br />

Kaditz<br />

9 13<br />

Übigau<br />

Cotta<br />

6<br />

Radebeul Ost<br />

3<br />

3<br />

Cosütz<br />

13<br />

Messe<br />

Miten<br />

10<br />

Wilder Mann<br />

Bf.<br />

Mitte<br />

1<br />

Südvorstadt<br />

8<br />

Plauen<br />

Ränitz<br />

11<br />

Zsertnitz<br />

Blasewitz<br />

Industriegelände<br />

St.-Pauli-Friedhof<br />

Hetstraße<br />

Bf. Neustadt<br />

Großer<br />

Garten<br />

Grenadierkaserne<br />

Johannstadt<br />

Leubnitz-Neuostra<br />

Prohlis<br />

1 9 13<br />

Rei<br />

Dresdner<br />

Heide<br />

Standseilbahn<br />

10 12<br />

12<br />

Tolkewitz<br />

n. Kreisa<br />

Swebebahn<br />

Loswitz<br />

4<br />

Laubegast<br />

Bühlau<br />

11<br />

Kle<strong>in</strong>zsawitz<br />

6<br />

Niedersedlitz<br />

2<br />

Weißig<br />

Pillnitz<br />

Auch Kipplore 3207 gehört zum Museumsbestand.<br />

Am 4. März 2007 war sie gezogen von<br />

Atw 201 113 unterwegs<br />

mehr nur von Zeitkarten<strong>in</strong>habern benutzt<br />

werden durften. Als weiterer Schritt zur Personale<strong>in</strong>sparung<br />

folgte 1959 der „ZZ-Betrieb“,<br />

bei dem nur noch im letzten Wagen<br />

e<strong>in</strong> Schaffner mitfuhr, <strong>in</strong> Dreiwagenzügen<br />

also die vorderen beiden Wagen den Zeitkartennutzern<br />

vorbehalten waren. Wenig<br />

später wurde ab 1962 zunächst bei Solowagen<br />

im Nachtverkehr gänzlich auf Schaffner<br />

verzichtet – dieser „OS“-Betrieb wurde bald<br />

auf den Tagesverkehr ausgedehnt. Zuletzt<br />

fuhren Schaffner lediglich aus Sicherheitsgründen<br />

noch als Zugbegleiter auf den Beiwagen<br />

der Hechtwagenzüge bis zu deren<br />

E<strong>in</strong>satzende, danach war <strong>Dresden</strong> „schaffnerfrei“.<br />

Schleifenfahrt statt umkuppeln<br />

Während bisher – von Versuchen mit dem<br />

„Kle<strong>in</strong>en Hecht“-Prototyp 1801 abgesehen<br />

– ausschließlich Zweirichtungswagen auf<br />

dem Dresdner Netz verkehrten, begann 1960<br />

mit Inbetriebnahme der „Gothaer“<br />

T59E/B59E das Zeitalter der E<strong>in</strong>richtungszüge.<br />

Neben der angestrebten Arbeitserleichterung<br />

für das Betriebspersonal durch<br />

Wegfall der Rangiertätigkeit machte vor allem<br />

die Zunahme des Bestandes dieser E<strong>in</strong>richtungswagen<br />

den Ersatz der oftmals noch<br />

vorhandenen Kuppelendstellen durch Gleisschleifen<br />

notwendig. Während an e<strong>in</strong>em Teil<br />

der Endpunkte bisher schon z.B. durch<br />

Blockumfahrungen bequem gewendet werden<br />

konnte, musste andernorts noch aufwändig<br />

umgesetzt werden. Zwischen 1950<br />

und 1971 wurden die neuen Schleifen<br />

Radebeul Ost, Wölfnitz, We<strong>in</strong>böhla, Weixdorf,<br />

Ha<strong>in</strong>sberg (Coßmannsdorf), Übigau,<br />

Pillnitz, Industriegelände, Hellerau und Coschütz<br />

eröffnet, womit das Stadtnetz abgesehen<br />

von den Streckenästen nach Leubnitz-<br />

Neuostra und Cossebaude komplett für den<br />

E<strong>in</strong>satz der E<strong>in</strong>richtungswagen ertüchtigt<br />

war. Dies ermöglichte nun auch den Umbau<br />

e<strong>in</strong>er größeren Zahl von MAN- und LOWA-<br />

Wagen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungszüge und war Grundvoraussetzung<br />

für künftige Fahrzeugbeschaffungen<br />

aus dem Hause CKD.<br />

Tatras <strong>in</strong> Großserie<br />

Da <strong>Dresden</strong> aufgrund se<strong>in</strong>er räumlichen<br />

Nähe zum Tatrawagen-Hersteller und dank<br />

se<strong>in</strong>es teils steigungs- und bogenreichen Netzes<br />

e<strong>in</strong> geeignetes „Erprobungsfeld“ dar-<br />

58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>Dresden</strong><br />

Silvester 2002: Die letzten<br />

E<strong>in</strong>sätze der Tatras 224 530<br />

und 527 im Fahrgastverkehr.<br />

Beide bilden als<br />

201 009 und 008 seither<br />

e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>terdienstzug<br />

Dresdner <strong>Straßenbahn</strong>-Güterverkehr e<strong>in</strong>st und heute: Güterzug für Getreidetransport der Bienertmühle 3011 + 3311 auf der Pfotenhauer straße<br />

1954 und CargoTram für den Teiletransport zur VW-Fabrik auf der Grunaer Straße Ende 2003 BILD LINKS: SAMMLUNG M. SCHATZ<br />

stellte, wurde die Leitung für die E<strong>in</strong>führung<br />

der Tatras <strong>in</strong>nerhalb der DDR übernommen.<br />

Zunächst gab es ab Dezember 1964 e<strong>in</strong>en<br />

fünfmonatigen Praxistest mit den von den<br />

Prager Verkehrsbetrieben ausgeliehenen Tatra-T3<br />

Nr. 6401, 6402 und 6405, die mit 2,5<br />

m Wagenkastenbreite jedoch für e<strong>in</strong>en freizügigen<br />

E<strong>in</strong>satz im Streckennetz zu breit waren.<br />

Auf Grundlage e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen<br />

Pflichtenheftes der DDR-Betriebe entwickelte<br />

CKD nun den T4D mit e<strong>in</strong>er schmaleren<br />

Wagenkastenbreite von nur 2,20 m. Der Prototyp<br />

Nr. 2000 fuhr am 14. September 1967<br />

erstmalig im L<strong>in</strong>iendienst und wurde <strong>in</strong> der<br />

Folgezeit zahlreichen Tests unterzogen. Er bef<strong>in</strong>det<br />

sich heute zusammen mit T4D 222 998<br />

(ex Tw 1998, Bj. 1968) und Beiwagen B4D<br />

272 105 (Bj. 1971) im Bestand des SMD.<br />

Sechs der 1968/69 gelieferten T4D der ersten<br />

Serie eröffneten am 17. Februar 1969<br />

jeweils als Doppeltraktion gekuppelt den<br />

Tatra-L<strong>in</strong>ienbetrieb zwischen Wölfnitz und<br />

Industriegelände, ab 1970 g<strong>in</strong>gen auch die<br />

zugehörigen Beiwagen B4D <strong>in</strong> Betrieb. Für<br />

den Tatrae<strong>in</strong>satz mussten zuvor jeweils <strong>in</strong>frastrukturelle<br />

Voraussetzungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Verstärkung der Bahnstromversorgung und<br />

des Oberbaus geschaffen werden. Mit <strong>in</strong>sgesamt<br />

821 bis 1984 nach <strong>Dresden</strong> gelieferten<br />

Wagen des Typs T4D/B4D sollten die „Tatras“<br />

das Bild der Verkehrsbetriebe <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong><br />

für die nächsten vier Jahrzehnte wesentlich<br />

bestimmen.<br />

Abschied vom Zweiachser<br />

Schnell verdrängten nun die neuen Fahrzeuge,<br />

die als „Großzug“ im Verband aus zwei<br />

Trieb- und e<strong>in</strong>em Beiwagen knapp 300 Personen<br />

befördern konnten, bis Herbst 1972<br />

die letzten „Hechte“ und bis Anfang 1975<br />

auch die übrigen Vorkriegswagen aus dem<br />

L<strong>in</strong>ienverkehr. Die letzte Domäne der MAN-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

59


Titel<br />

Heute Standard: Niederflur auch auf der<br />

Überlandbahn L<strong>in</strong>ie 4, am 4. Februar 2003 ist<br />

Tw 2541 vor den Radebeuler We<strong>in</strong>bergen<br />

auf dem Weg nach We<strong>in</strong>böhla<br />

Züge war die bis 26. Mai 1974 zwischen Wilder<br />

Mann und Freital-Coßmannsdorf betriebene<br />

L<strong>in</strong>ie 3, nach E<strong>in</strong>stellung der Strecke<br />

durch den Plauenschen Grund kamen<br />

vere<strong>in</strong>zelt noch Züge auf der L<strong>in</strong>ie 9 oder<br />

als E-Wagen zum E<strong>in</strong>satz. Mit Stilllegung des<br />

Streckenastes nach Leubnitz-Neuostra am<br />

15. Dezember des gleichen Jahres verblieb als<br />

letzte Kuppelendstelle im Stadtspurnetz jene<br />

<strong>in</strong> Cossebaude. Drei Jahre später hatte am<br />

18. Dezember 1977 als letzte Meterspurbahn<br />

im E<strong>in</strong>zugsbereich der Verkehrsbetriebe der<br />

Stadt <strong>Dresden</strong> die <strong>in</strong>zwischen als L<strong>in</strong>ie 31 bezeichnete<br />

Lockwitztalbahn ausgedient, an die<br />

im SMD das Schaustück Tw 854 (Bj. 1942,<br />

ex Erfurt 107) er<strong>in</strong>nert. Nachdem am 9. April<br />

1984 der für Tatras gesperrte und daher noch<br />

komplett mit LOWA/Gotha-Zügen betriebene<br />

Pillnitzer Streckenast außer Betrieb g<strong>in</strong>g,<br />

verr<strong>in</strong>gerte sich der Zweiachserbestand auf<br />

die zur Betriebsabwicklung der L<strong>in</strong>ie 1 Cossebaude<br />

– Postplatz noch zw<strong>in</strong>gend benötigten<br />

Wagen. Mit E<strong>in</strong>stellung dieser Strecke am<br />

2. Dezember 1990 war der Gothawagene<strong>in</strong>satz<br />

bis auf fünf zunächst noch vorgehaltene<br />

Reservezüge beendet.<br />

Neben den vollzogenen Stilllegungen wenig<br />

rentabler Strecken gab es auch e<strong>in</strong>ige<br />

Netzerweiterungen, <strong>in</strong>sbesondere um die <strong>in</strong><br />

der Peripherie neu entstandenen Platten -<br />

bausiedlungen mit e<strong>in</strong>em leistungsstarken<br />

Verkehrsmittel erschließen zu können. So<br />

wurden 1976 die Neubauabschnitte nach<br />

Zschertnitz, 1980/81 nach Prohlis, 1983 zwischen<br />

Cotta und Wölfnitz (Wohngebiet Gorbitz)<br />

und zwischen 1984 und 1988 nach<br />

Gorbitz eröffnet.<br />

Für die letztgenannte, etappenweise e<strong>in</strong>geweihte<br />

Trasse wurden eigens acht Tatrawagen<br />

aufwendig für den „Wendezugverkehr“<br />

mit beidseitigen Türen ausgestattet.<br />

Weiterh<strong>in</strong> erfolgte 1971 die Inbetriebnahme<br />

der über die heutige Carolabrücke führenden<br />

„Nord-Süd-Verb<strong>in</strong>dung“ sowie 1977 der Lückenschluss<br />

zwischen Antonstraße und dem<br />

heutigen Carolaplatz.<br />

Tatra modern …<br />

Die Anfang 1986 vorgestellte, kantige Tatra-Nachfolgeserie<br />

T6A2/B6A2 konnte sich<br />

<strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> nicht durchsetzen, dem Prototypzug<br />

folgte lediglich e<strong>in</strong> Nullseriengroßzug.<br />

E<strong>in</strong>e Serienbeschaffung erübrigte sich<br />

mit den geänderten Vorstellungen an das<br />

Verkehrsmittel <strong>Straßenbahn</strong> nach der deutschen<br />

Wiedervere<strong>in</strong>igung – Serienzüge dieses<br />

Typs erhielten noch bis 1991 Berl<strong>in</strong>, Leipzig,<br />

Magdeburg und Rostock. Für die<br />

Stadtrundfahrt fand ab 1990 der Prototypzug<br />

Verwendung, der erstgelieferte Wagen<br />

226 001 (Bj. 1985) konnte anschließend<br />

durch das SMD als e<strong>in</strong>er der weltweit jüngsten<br />

Museumswagen übernommen werden.<br />

… und modernisiert<br />

Mit den neuen technischen Möglichkeiten<br />

nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung wurde <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong><br />

e<strong>in</strong> umfangreiches Modernisierungsprogramm<br />

aufgelegt, um Wirtschaftlichkeit<br />

und Komfort der kurzfristig nicht verzichtbaren<br />

Tatra-Flotte zu verbessern. Nach e<strong>in</strong>em<br />

Prototyp-Umbau bei 222 557 durchliefen<br />

ab 1992 <strong>in</strong>sgesamt 180 Trieb- und 65<br />

Beiwagen die Serienmodernisierung, wobei<br />

<strong>in</strong> 55 sogenannten „Triebbeiwagen“ die Fahrerkab<strong>in</strong>e<br />

gänzlich entfiel. Nachdem 2005<br />

die letzten Beiwagen abgestellt wurden und<br />

damit die 1872 begonnene Epoche der an-<br />

60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


<strong>Dresden</strong><br />

triebslosen Wagen endete, steht zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong> Teil der modernisierten Triebwagen bis<br />

heute im Verstärkerverkehr im E<strong>in</strong>satz.<br />

Stadtbahn für <strong>Dresden</strong><br />

Parallel zur Modernisierung ihrer „Tatras“<br />

bemühten sich die Verkehrsbetriebe um die<br />

Beschaffung niederfluriger Fahrzeuge. Nachdem<br />

bereits 1994 der stadtbahnmäßige Ausbau<br />

der „Pilotl<strong>in</strong>ie 2“ begann, <strong>in</strong> deren<br />

Verlauf auf den meisten Streckenabschnitten<br />

e<strong>in</strong> vom Individualverkehr weitgehend<br />

unabhängiger Bahnkörper mit niederflurgerechten<br />

Bahnsteigen entstand, konnte im<br />

Dezember 1995 der erste 30-m-Niederflurgelenktriebwagen<br />

NGT 6 DD präsentiert<br />

werden. Bis 1998 wurden von der E<strong>in</strong>richtungsausführung<br />

47 Wagen beschafft, weitere<br />

13 Stück <strong>in</strong> Zweirichtungsausführung.<br />

Die Lieferung der längeren 42-m-Variante<br />

NGT 8 DD folgte 2001 bis 2002 <strong>in</strong> 23<br />

Exemplaren. E<strong>in</strong>e weitere Beschaffung dieser<br />

Typen unterblieb zugunsten e<strong>in</strong>er<br />

Rückkehr zu Drehgestellfahrzeugen, die <strong>in</strong><br />

den Bauformen NGT D12 DD (45 m) und<br />

NGT D8 DD (30 m) seit 2003 bzw. 2006<br />

mit bislang 43 bzw. 40 Exemplaren auf<br />

Dresdner Gleisen unterwegs s<strong>in</strong>d.<br />

Im Bereich der Infrastruktur wird neben<br />

dem sukzessiven Umbau der Strecken auf e<strong>in</strong>en<br />

größeren Gleismittenabstand der barrierefreie<br />

Ausbau der meisten Haltestellen<br />

etappenweise umgesetzt. Die Orientierung<br />

auf das aktuell laufende „Stadtbahnprogramm<br />

2020“ zeigt sich trotz <strong>in</strong> jüngster Zeit<br />

problematischer werdender f<strong>in</strong>anzieller Förderung<br />

<strong>in</strong> verschiedenen bereits realisierten<br />

bzw. geplanten Bauvorhaben. Die Neubaustrecken<br />

nach Coschütz, Kaditz, Pennrich<br />

und zur Messe lassen gleichwie die aktuell<br />

projektierten L<strong>in</strong>ien z. B. entlang des Unicampus<br />

auch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e Ausrichtung<br />

auf die tatsächlichen Bedürfnisse der<br />

Dresdner Bürger erwarten – e<strong>in</strong>e gute Perspektive<br />

für die <strong>Straßenbahn</strong> <strong>in</strong> Elbflorenz.<br />

MICHAEL SPERL<br />

Die „kurzen“ 30-m-Flexity von Bombardier s<strong>in</strong>d mit 40 Wagen <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> vertreten. Am 22. März<br />

2010 hielt Tw 2627 am Pohlandplatz<br />

Die „langen“ 45-m-Flexity repräsentiert Tw 2825 am 11. Juni 2010 auf der Trachenberger Straße,<br />

er zählt zur 32 Stück umfassenden Lieferserie der Jahre 2003 bis 2005<br />

Jubiläum 140 Jahre <strong>Straßenbahn</strong><br />

Am 29. und 30. September feierten über 30.000<br />

Gäste das Jubiläum der Dresdner <strong>Straßenbahn</strong> auf<br />

dem Betriebshof Trachenberge. Neben dem umfangreichen<br />

kulturellen Rahmenprogramm für Groß<br />

und Kle<strong>in</strong> und der „Pferdebahn“ <strong>in</strong> Form des von<br />

Pferden gezogenen Bw 87 waren vor allem die „EM<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>fahrer“ und die Modellstraßenbahnausstellung<br />

Anziehungspunkte. Zu Bestaunen<br />

gab es darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Fahrzeugschau mehrerer<br />

historischer und aktueller Züge. Als begehrte Fotoobjekte<br />

pendelten auf der Sonderl<strong>in</strong>ie „140“ u. a.<br />

zwei Tatra-Dreifachtraktionen zwischen Festgelände<br />

und Stadtzentrum, Rundfahrten führten auch<br />

den MAN-Zug mit Tw 734 und den Tatra T6A2 bis<br />

zum Postplatz, e<strong>in</strong> abendlicher Korso aller betriebsfähigen<br />

Museumswagen über den Stadtr<strong>in</strong>g bildete<br />

den Abschluss der Feierlichkeiten.<br />

Stadtbahnprogramm 2020<br />

Die steigende Bevölkerungszahl <strong>Dresden</strong>s wird sich<br />

nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes<br />

Sachsen fortsetzen, bis zu 554.000 E<strong>in</strong>wohner s<strong>in</strong>d für<br />

2025 prognostiziert. Zweck des mit 223 Mio. EUR für<br />

Bau und Planung veranschlagten „Stadtbahnprogramms<br />

2020“ ist vor allem, die hoch frequentierten<br />

Busl<strong>in</strong>ien 61/62 abschnittsweise durch e<strong>in</strong>e Straßenbzw.<br />

Stadtbahn zu ersetzen. Angesichts des städtebaulichen<br />

Entwicklungspotenzials entlang dieser beiden<br />

L<strong>in</strong>ien ist hier von weiterer steigender Nachfrage<br />

auszugehen, die mit Bussen nicht mehr wirtschaftlich<br />

bewältigt werden kann. Das Projekt umfasste<br />

ursprünglich drei Teile: Plauen – Johannstadt,<br />

Löbtau – Südvorstadt – Strehlen sowie Bühlau –<br />

Weißig. Von diesen <strong>in</strong>sgesamt 14,9 km Tram-Neubaustrecken<br />

sollen 10,5 km auf eigenem Bahn körper<br />

verlaufen, für 1,1 km werden Straßen ver kehrsberuhigt<br />

und 1,3 km bestehendes Tramgleis werden<br />

ausgebaut. Für die Bahnstromversorgung s<strong>in</strong>d sieben<br />

neue Unterwerke vorgesehen. Der Bereich Plauen<br />

– Johannstadt ist gegenwärtig nicht mehr im Programm<br />

enthalten, die DVB hoffen jedoch, dass dieses<br />

Projekt dennoch realisiert wird.<br />

MSP<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

61


Geschichte<br />

Netzverlust und Neubau<br />

Hamburgs Nahverkehrssituation vor 50 Jahren Während das Tramnetz schrumpfte, wuchs<br />

das U-Bahnnetz 1961/62 weiter an. Parallel setzte auf der Hochbahn e<strong>in</strong> Generationswechsel e<strong>in</strong>.<br />

Zahlreiche neue Fahrzeuge bestimmten fortan das Bild der Hansestadt<br />

Als <strong>in</strong> der Nacht vom 16. auf den 17.<br />

Februar 1962 der Orkan V<strong>in</strong>c<strong>in</strong>ette<br />

an der Nordseeküste e<strong>in</strong>e schwere<br />

Sturmflut auslöste, wurde die<br />

Hansestadt Hamburg von e<strong>in</strong>er Katastrophe<br />

heimgesucht. Die elbaufwärts strömenden<br />

Wassermassen verursachten zahlreiche<br />

Deichbrüche, der tiefliegende und dicht besiedelte<br />

Stadtteil Wilhelmsburg war davon<br />

besonders betroffen. Insgesamt kamen bei<br />

der Sturmflut 315 Menschen ums Leben,<br />

zahlreiche Hamburger Wohngebiete wurden<br />

überschwemmt und die Verkehrswege unterbrochen.<br />

Neben den L<strong>in</strong>ien des Nahverkehrs war<br />

auch Hamburgs Hauptstrecke <strong>in</strong> den Süden<br />

unterbrochen, so dass die Züge durch den<br />

Freihafen umgeleitet werden mussten. Auch<br />

e<strong>in</strong>ige Bus und <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ien mussten für<br />

rund 14 Tage e<strong>in</strong>gestellt werden, die nach<br />

Harburg verkehrende L<strong>in</strong>ie 11 wurde bis zum<br />

Hbf verkürzt und die normalerweise auf der<br />

Veddel endende L<strong>in</strong>ie 14 endete ab dem 17.<br />

Februar <strong>in</strong> Billbrook. Die normalerweise dorth<strong>in</strong><br />

verkehrende L<strong>in</strong>ie 19 wurde vorübergehend<br />

e<strong>in</strong>gestellt. Die Hochbahn nahm die<br />

Strecken dann abschnittsweise wieder <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Ab dem 1. März 1962 verkehrten alle<br />

L<strong>in</strong>ien wieder planmäßig. Doch nicht nur<br />

Überschwemmungen sorgten dafür, dass die<br />

Hochbahn, die 1961 noch e<strong>in</strong>en Fahrgastzuwachs<br />

von 1,9 % verzeich net hatte, wieder<br />

rückläufige Verkehrszahlen aufwies. So macht<br />

der Geschäftsbericht aus dem Jahr 1962 für<br />

den Fahrgastrückgang von 1,7 % neben der<br />

Motorisierungsentwicklung auch die 5-Tage-<br />

Woche und das Fernsehen verantwortlich.<br />

Nicht nur die Fahrgastzahlen, auch die Verkehrsleistungen<br />

der <strong>Straßenbahn</strong> g<strong>in</strong>gen immer<br />

mehr zurück. Zahlreiche Fahrgäste nutzten<br />

die Umstellung der <strong>Straßenbahn</strong> auf den<br />

Omnibus zum Umstieg auf den eigenen Pkw.<br />

62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Hamburg<br />

V6 Triebwagen 3110 <strong>in</strong> der Straße „Beim Schlump“ <strong>in</strong> Richtung Neues Rathaus Altona<br />

Auf dem westlichen Abschnitt der Hallerstraße fuhr die 8 bis zur Endstation auf besonderem<br />

Bahnkörper. Im Vordergrund s<strong>in</strong>d die Gleise der L<strong>in</strong>ie 18 erkennbar<br />

OBEN Der V6-Triebwagen 3110 auf der L<strong>in</strong>ie 8<br />

an der Haltestelle am Schulterblatt <strong>in</strong> Richtung<br />

Altona, wo Übergang auf die L<strong>in</strong>ien 14 und 15<br />

bestand. Am 19. August 1962 endete der Betrieb<br />

auf der L<strong>in</strong>ie 8 K.-H. LINDOW, SLG. VVM (4)<br />

Die Strecke <strong>in</strong> den Freihafen führte zunächst entlang der Zollgrenze (Zaun rechts), bevor sie<br />

durch den Zolldurchlass <strong>in</strong> den Freihafen führte<br />

So schrumpfte das <strong>Straßenbahn</strong>netz <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1961 um 11,7 km und 1962 nochmals<br />

um 5,1 km. Gründe für e<strong>in</strong>e Umstellung auf<br />

Busverkehr waren häufig Straßenbauarbeiten,<br />

die <strong>in</strong> diesen Jahren stark zunahmen. So traf<br />

es am 29. Oktober 1961, durch den Ausbau<br />

der Kieler Straße, den Abschnitt Langenfelde<br />

– Eidelstedt der L<strong>in</strong>ie 3. Dazu gehörte auch<br />

der Streckenast nach Stell<strong>in</strong>gen, auf dem noch<br />

an Spieltagen im Volksparkstadion Verstärkungszüge<br />

verkehrten. An diesem Tag endete<br />

ebenfalls der Verkehr auf e<strong>in</strong>em Abschnitt<br />

der L<strong>in</strong>ie 14 zwischen Freihafen und der alten<br />

Landesgrenze, der e<strong>in</strong>e betriebliche Beson-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

63


Geschichte<br />

Hier ist der Tw 3033 auf dem Abschnitt <strong>in</strong> Höhe der ehemaligen Gleisbauwerkstatt unterwegs,<br />

welche bereits zum Lehmweg verlegt wurde K.-H. LINDOW SLG VVM (2)<br />

Der Z2-Zweiachser 2548 steht mit zwei Beiwagen <strong>in</strong> der Schleife am Eidelstedter Platz, bevor<br />

der Endpunkt nach Langenfelde zurückgezogen wurde<br />

HOCHBAHN, SLG. J. PERBANDT<br />

derheit aufwies. Dieser Streckenabschnitt<br />

führte <strong>in</strong> den Hamburger Freihafen und die<br />

<strong>Straßenbahn</strong>züge mussten dazu die Zollgrenze<br />

passieren. Dabei fuhren die Züge beim E<strong>in</strong>fahren<br />

<strong>in</strong> den Freihafen e<strong>in</strong> Tor, welches durch<br />

die Zöllner anschließend wieder regelmäßig<br />

verschlossen wurde. Beim Verlassen des Freihafens<br />

mussten die Passagiere den <strong>Straßenbahn</strong>zug<br />

verlassen und zu Fuß die Zollstelle<br />

passieren, während der Triebwagen nach versteckten<br />

Waren oder Personen überprüft wurde<br />

und dann leer durch die Zollgrenze fuhr.<br />

Mit der E<strong>in</strong>stellung dieses Streckenabschnittes<br />

konnte auf diese aufwendige Prozedur verzichtet<br />

werden.<br />

Interessanterweise waren auf dieser L<strong>in</strong>ie<br />

überwiegend die Hamburger Gelenktriebwagen<br />

vom Typ VG im E<strong>in</strong>satz. Insgesamt<br />

besaß die Hochbahn 30 Serienfahrzeuge,<br />

welche <strong>in</strong> den Jahren 1955–1956 von der<br />

DWM Berl<strong>in</strong> auf alten Zweiachser-Fahrgestellen<br />

gebaut wurden. <strong>Sie</strong> erhielten <strong>in</strong> dieser<br />

Zeit neue Wagennummern und waren ab<br />

1961 als Tw 3800 bis 3829 auf Hamburgs<br />

Gleisen unterwegs. Auch der von der FFG<br />

bis 1954 entwickelte VG-Prototyp war noch<br />

im E<strong>in</strong>satz und erhielt die Nr. 3890.<br />

Das Tramnetz schrumpft weiter<br />

E<strong>in</strong> Jahr später wurde das Hamburger <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

erneut verkle<strong>in</strong>ert. So stellte die<br />

Hochbahn am 19. August die <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ie<br />

8 Neues Rathaus Altona – Alsterchaussee<br />

auf Busverkehr um, gleichzeitig verkürzte<br />

man die L<strong>in</strong>ie 15 durch E<strong>in</strong>stellung<br />

des Abschnitts Neues Rathaus Altona – Hohenzollernr<strong>in</strong>g.<br />

Inzwischen betrug die Betriebsgleislänge<br />

der Hamburger <strong>Straßenbahn</strong> Ende 1962 nur<br />

noch 285,1 km, die größte Ausdehnung hatte<br />

das Hamburger <strong>Straßenbahn</strong>netz im Jahr<br />

1938 mit e<strong>in</strong>er Betriebsgleislänge von 413,6<br />

km. Der Netzrückgang bei diesem Verkehrsträger<br />

führte natürlich auch zu e<strong>in</strong>em<br />

Rückgang der Verkehrsleistungen und 1962<br />

wurden erstmalig mehr Wagen-km mit den<br />

Omnibussen der Hochbahn erbracht als mit<br />

den Triebwagen der <strong>Straßenbahn</strong>.<br />

Trotz des <strong>in</strong>sgesamt schrumpfenden <strong>Straßenbahn</strong>netzes<br />

wurden andere Streckenabschnitte<br />

im Rahmen von Straßenneu- bzw.<br />

Ausbauten neu gestaltet. Die alte Kehranlage<br />

am <strong>Sie</strong>vek<strong>in</strong>gsplatz wurde aufgelassen<br />

und anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung<br />

1963 begann die Stadt den<br />

Platz und die dortigen Gleisanlagen umzugestalten.<br />

Auch fanden <strong>in</strong> diesen Jahren die<br />

Arbeiten an der neuen Trasse am Heidenkampsweg<br />

und <strong>in</strong> der Ams<strong>in</strong>gstraße ihren<br />

Abschluss.<br />

Am Klosterwall erhielt diese Strecke mit<br />

dem Ausbau des Wallr<strong>in</strong>gs ebenfalls e<strong>in</strong>en<br />

Der Tw 3054 fährt kurz vor der E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong><br />

die Schleife Eidelstedt e<strong>in</strong><br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Hamburg<br />

Der Gelenk-Tw VG 3055, noch mit alter Nummer, an der Schleife Hohenzollernr<strong>in</strong>g. Ab 19. August 1962 verkürzte man die L<strong>in</strong>ie 15 bis zum Altonaer<br />

Rathaus, die Busl<strong>in</strong>ie 55 übernahm dort die Verkehrsleistungen<br />

E. VOSS, SLG, VVM<br />

besonderen Bahnkörper und an der Ste<strong>in</strong>straße<br />

bestand sogar direkter Übergang zur<br />

gleichnamigen U-Bahn Haltestelle. Auf dem<br />

jetzt komplett fertiggestellten 7 km langen<br />

Streckenabschnitt, zwischen dem Hovestieg<br />

und der Spald<strong>in</strong>gstraße bzw. der Carl-Petersen<br />

Straße, fuhren die Züge der L<strong>in</strong>ien 11<br />

und 14 jetzt stadtbahnmäßig auf besonderem<br />

Bahnkörper.<br />

Noch Mittel für die <strong>Straßenbahn</strong><br />

Neben diesen umfangreichen Baumaßnahmen<br />

wurden auch kle<strong>in</strong>ere Erneuerungen<br />

durchgeführt, so mussten im Rahmen der Erneuerung<br />

auf der Klappbrücke Harburg-<br />

Nartenstraße neue Gleise e<strong>in</strong>gebaut werden<br />

und vor dem Betriebshof Langenfelde wurde<br />

die Gleislage verändert.<br />

In der von den L<strong>in</strong>ien 1 und 11 befahrenen<br />

Luruper Hauptstraße begann der Tausch der<br />

Gleise zwischen der Bahrenfelder Trabrennbahn<br />

und der Stadionstraße, da diese Strecke<br />

noch e<strong>in</strong>ige Jahre befahren werden sollte.<br />

Durch das stetig kle<strong>in</strong>er werdende <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

konnte die Hochbahn auch auf<br />

zahlreiche ältere Fahrzeuge verzichten. 36<br />

Trieb- und 70 Beiwagen wurden 1961/62<br />

ausgemustert. Nachdem zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits alle älteren Z1-Zweiachser<br />

ausgemustert waren, begann mit den Tw<br />

2719 und 2724 auch das Ende der Z2-Zweiachser.<br />

Da e<strong>in</strong> weiterer Ausbau sowie umfangreiche<br />

Netzmodernisierungen für die Zukunft<br />

Hamburgs Nahverkehr 1961/62<br />

Reduzierung Tram-Netz<br />

1961: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – 11,7 km<br />

1962: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – 5,1 km<br />

Länge Ende 1962: . . . . . . . . . . . . . . . . 285,1 km<br />

max. Länge (1938): . . . . . . . . . . . . . . . 413,6 km<br />

Fahrgastentwicklung Hochbahn<br />

1961:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . + 1,9 Prozent<br />

1962:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – 1,7 Prozent<br />

nicht mehr absehbar waren, verzichtete die<br />

Hochbahn ebenfalls auf zahlreiche <strong>Straßenbahn</strong><br />

Güter- und Arbeitswagen. Die Beschaffung<br />

moderner <strong>Straßenbahn</strong>fahrzeuge<br />

war nicht mehr vorgesehen, trotzdem fanden<br />

noch kle<strong>in</strong>ere Umbauten an den vorhandenen<br />

Fahrzeugen statt, die e<strong>in</strong>en wirtschaftlicheren<br />

Betrieb ermöglichten.<br />

So wurde der Z2-Tw 2730 für rund<br />

13.000 DM zu e<strong>in</strong>em Zweirichtungstriebwagen<br />

umgebaut und erhielt die Typenbezeichnung<br />

Z2uP. Dadurch konnte er (<strong>in</strong> Tw<br />

2760 umgezeichnet) den vorhandenen Gleiswechsel<br />

am S- und U-Bahnhof Berl<strong>in</strong>er Tor<br />

nutzen und als Verstärker auf der L<strong>in</strong>ie 19<br />

<strong>in</strong> das Industriegebiet Billbrook verkehren.<br />

Das U-Bahn-Netz der Hansestadt konnte<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1961–62 e<strong>in</strong>en erneuten Zuwachs<br />

verzeichnen. Die 1958 begonnene,<br />

fast 5 km lange Wandsbeker U-Bahn-L<strong>in</strong>ie,<br />

welche heute Teil der U1 ist, konnte bis zur<br />

Haltestelle Wandsbek Markt <strong>in</strong> Betrieb genommen<br />

werden. Als erstes wurde am 2. Juli<br />

1961 der Streckenabschnitt zwischen den<br />

Haltestellen Lohmühlenstraße und der Lübecker<br />

Straße eröffnet, dort besteht Übergang<br />

zur R<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ie, heute die L<strong>in</strong>ie U3.<br />

Am 1. Oktober des gleichen Jahres wurde<br />

die Strecke noch e<strong>in</strong>mal um e<strong>in</strong>e Haltestelle<br />

bis zur Haltestelle Wartenau verlängert, bevor<br />

am 28. Oktober 1962 die Strecke bis zum<br />

Wandsbeker Markt fertiggestellt wurde.<br />

Erweiterung nach Osten<br />

Die nächste U-Bahn-L<strong>in</strong>ie, die <strong>in</strong> Hamburg<br />

realisiert werden sollte, war die Verb<strong>in</strong>dung<br />

nach Billstedt. Hier fand am 14. Mai 1962<br />

der erste Spatenstich zum viergleisigen Neubau<br />

der Haltestelle Berl<strong>in</strong>er Tor statt. Insgesamt<br />

betrug die Betriebsgleislänge der U-<br />

Bahn Ende 1962 135,3 km, allerd<strong>in</strong>gs wurde<br />

am 29. Februar 1961 die 1,6 km lange Strecke<br />

der Walddörfer-<strong>Straßenbahn</strong> zwischen<br />

Ohlstedt und Wohldorf e<strong>in</strong>gestellt. Dabei<br />

handelte es sich um die mit Oberleitung betriebene<br />

Reststrecke der ehemaligen elektrischen<br />

Kle<strong>in</strong>bahn Alt-Rahlstedt – Volksdorf<br />

– Wohldorf, die als U-Bahn der Walddörferl<strong>in</strong>ie<br />

(heute L<strong>in</strong>ie U1) zugeordnet war (siehe<br />

SM 6/2011).<br />

Auch die Modernisierung des Bestandnetzes<br />

wurde Anfang der 1960er-Jahre fortgesetzt.<br />

Die Umsteigehaltestellen Lübecker<br />

Straße und Hauptbahnhof wurden moder-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

65


Geschichte<br />

nisiert und beim Bau e<strong>in</strong>es neuen Betriebshofes<br />

<strong>in</strong> Farmsen feierte die Hochbahn das<br />

Richtfest.<br />

Neue Fahrzeuge für U-Bahn<br />

Auf Grund des wachsenden Streckennetzes<br />

wurden zusätzliche U-Bahn-Triebwagen benötigt.<br />

Die beiden DT2-Prototypen, die 1960<br />

(Tw 9100/01) bzw. 1961 (Tw 9102/03) ausgeliefert<br />

wurden, fanden <strong>in</strong> der Bestellung<br />

e<strong>in</strong>er Serie von zunächst 50 Doppel-Triebwagen<br />

ihre Fortsetzung. Die ersten 34 Wagen<br />

der ersten Lieferserie wurden bereits im<br />

Geschäftsjahr 1962 ausgeliefert, der Rest<br />

kam e<strong>in</strong> Jahr später nach Hamburg.<br />

Somit erhöhte sich der Wagenpark von<br />

497 Wagen im Jahr 1960 auf 533 Wagen im<br />

Jahr 1962. Jetzt konnte die Hochbahn auf<br />

den planmäßigen E<strong>in</strong>satz von Altbauzügen<br />

auf der R<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ie verzichten und dadurch<br />

Nach der Phase des Wiederaufbaus<br />

begann Mitte der 1950er-<br />

Jahre die allmähliche Umstellung<br />

des Hamburger <strong>Straßenbahn</strong>netzes.<br />

1962 wies dieses schon erhebliche<br />

Lücken auf J. PERBANDT<br />

kürzere Fahrzeiten erreichen. Aber auch bei<br />

dem noch benötigten Wagenpark der alten<br />

T-Wagen fand <strong>in</strong> diesen Jahren e<strong>in</strong>e Modernisierung<br />

statt und weitere 27 alte U-Bahn-<br />

Wagen wurden zu TU2-Wagen umgebaut.<br />

Fazit 1962<br />

Während das <strong>Straßenbahn</strong>netz immer kle<strong>in</strong>er<br />

wurde, wuchs das Omnibusnetz der<br />

Hochbahn <strong>in</strong> dem beschriebenen Zeitraum<br />

Im Design der späten 1950er-Jahre präsentierten sich die Haltestellen der Wandbeker U-Bahn-<br />

L<strong>in</strong>ie, hier e<strong>in</strong> T-Wagen-Zug an der 1962 eröffneten Haltestelle Ritterstraße NORKA, SLG. J. PERBANDT<br />

Durch den Umbau zum Zweirichtungswagen<br />

konnte Tw 2760 am Berl<strong>in</strong>er Tor den Gleiswech<br />

sel nutzen ARCHIV HOCHBAHN, SLG. J. PERBANDT<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Freihafen: Der schon mit neuer Nummer versehene VG 3815 fährt kurz vor der E<strong>in</strong>stellung im<br />

Gebiet des Freihafens<br />

K.-H. LINDOW, SLG. VVM<br />

um 59,1 Streckenkilometer auf 423,9 km an.<br />

Gleichzeitig wurden 264 Stadt- und Schnellbusse<br />

durch die Hochbahn beschafft.<br />

Bei der Alsterschifffahrt gab es ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>e Änderung. Die MS Isebek wurde 1961<br />

modernisiert und erhielt e<strong>in</strong>e neue Rundumverglasung<br />

und ab 1. März 1962 wurde e<strong>in</strong>e<br />

neue L<strong>in</strong>ie Jungfernstieg – Rabenstraße –<br />

Mundsburg Brücke <strong>in</strong> Betrieb genommen.<br />

Wie sich an der Fahrgastentwicklung der<br />

Verkehrsmittel der Hamburger Hochbahn<br />

aus den Jahren 1961 bzw. 1962 widerspiegelt,<br />

g<strong>in</strong>gen die E<strong>in</strong>nahmen, nach e<strong>in</strong>en Anstieg<br />

im Jahr 1961, im dem darauf folgenden<br />

Jahr wieder zurück. Jedoch konnten die<br />

Erträge durch Zuschüsse für die Beförderung<br />

von Schwerbeh<strong>in</strong>derten ausgeglichen wer-<br />

den, so dass der Gew<strong>in</strong>n des Unternehmens<br />

<strong>in</strong> den beiden Jahren mit 1,37 Mio. nahezu<br />

gleich mit dem des Vorjahres war.<br />

Quellennachweise<br />

JENS PERBANDT<br />

• Geschäftsberichte der Hamburger Hochbahn<br />

1961–1962<br />

• Freie und Hansestadt Hamburg: Schnellbahnbau<br />

<strong>in</strong> Hamburg<br />

• Horst Buchholz: Die Hamburger <strong>Straßenbahn</strong><br />

Entwicklung des L<strong>in</strong>iennetzes 1866–1978,<br />

• Hermann Hoyer: Die Hamburger <strong>Straßenbahn</strong>,<br />

Wagenpark, 3. Teil, 1945 bis 1978<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Geschichte<br />

E<strong>in</strong> recht neuer V3A-Achtachser unterwegs im Stadtzentrum von Bukarest<br />

UNTEN E<strong>in</strong> Blick auf die Piata Unirii vor dem großen Umbau <strong>in</strong> Bukarest <strong>in</strong> den späten 1980er-<br />

Jahren; heute umtost hier überbordender Autoverkehr e<strong>in</strong>e gigantische Spr<strong>in</strong>gbrunnenanlage<br />

Nahe des Bukarester Nordbahnhofs<br />

rumpelt e<strong>in</strong> Electroputere-Zug über<br />

die Weichen und Kreuzungen. Alte<br />

Bebauung prägt den Platz<br />

ALLE AUFNAHMEN: BERNHARD KUSSMAGK<br />

Auf dem Trittbrett<br />

über gebrochene Schienen<br />

Auf Interrail-Tour zu Rumäniens Trams 1982 erkundete Bernhard Kußmagk aus Berl<strong>in</strong> die<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Betriebe <strong>in</strong> Bukarest, im Banat sowie <strong>in</strong> <strong>Sie</strong>benbürgen. 30 Jahre danach er<strong>in</strong>nert er sich<br />

an diese Reise und an die heute nur noch schwer vorstellbaren Erlebnisse<br />

Für das Jahr 1982 stand wieder e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>e Interrail-Tour an. Die seltenen Berichte<br />

über die rumänischen <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

im <strong>Straßenbahn</strong>-Magaz<strong>in</strong> und<br />

die Bücher aus dem Verlag Eisenbahn über<br />

Osteuropa hatten mich sehr neugierig gemacht.<br />

Es drangen kaum Nahverkehrs<strong>in</strong>-<br />

formationen aus dem sozialistischen und se<strong>in</strong>en<br />

eigenen Weg gehenden Staat Rumänien<br />

nach draußen. Gleichzeitig hatte das Land<br />

mit den Karpaten, den Legenden um Dracula<br />

und den deutschsprachigen <strong>Sie</strong>benbürger<br />

Sachsen und Banater Schwaben für mich<br />

etwas Mystisches. Das Grandiose war, dass<br />

e<strong>in</strong> Interrail-Ticket auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen<br />

Ostblockländern galt, so <strong>in</strong> Ungarn, <strong>in</strong> Jugoslawien<br />

und <strong>in</strong> Rumänien. Freunde fuhren<br />

zum Bergwandern <strong>in</strong> die Steiermark und<br />

so bot es sich an, zunächst Jugoslawien und<br />

Rumänien zu erkunden, um sich danach <strong>in</strong><br />

den steirischen Alpen zu erholen.<br />

68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Rumänien 1982<br />

Seite 2 me<strong>in</strong>es Interrail-Heftes<br />

1982:<br />

Akribisch hatte ich<br />

die gefahrenen Kilometer<br />

vermerkt<br />

schien gar nicht so<br />

schlecht, dagegen<br />

waren die Gleisanlagen<br />

recht verschlissen.<br />

Die Weichen<br />

waren stark abgenutzt,<br />

die Schienen<br />

wellig und voller<br />

Gleisbrüche.<br />

Gleislose Innenstadt<br />

Das e<strong>in</strong>fache Hotel war unglaublich teuer,<br />

so dass ich bereits am Abend des zweiten Tages<br />

die Stadt verließ. Allerd<strong>in</strong>gs hatte ich die<br />

Sehenswürdigkeiten per pedes aufgesucht,<br />

die vielen Obusse im Zentrum bewundert<br />

Nach dem Besuch von Zagreb, Osijek und<br />

Beograd g<strong>in</strong>g es mit dem e<strong>in</strong>mal am Tag von<br />

Beograd Dunav nach Bukarest fahrenden<br />

Zug los <strong>in</strong> Richtung Rumänien. Er hatte nur<br />

zwei Wagen und war fast nur von farbigen<br />

afrikanischen Studenten, die offenbar Jeans<br />

schmuggelten, belegt. An der Grenze <strong>in</strong> Stamora<br />

Moravita wurde me<strong>in</strong> wochenlang<br />

vorher besorgtes Visum kontrolliert und<br />

me<strong>in</strong> Rucksack genau <strong>in</strong>spiziert. Der Aufenthalt<br />

dauerte recht lange, e<strong>in</strong>e dreiachsige<br />

Dampflok rangierte Güterwagen, wie gerne<br />

hätte ich sie fotografiert. Auf schlechten<br />

Gleisen wurde es e<strong>in</strong>e unruhige Nacht. Müde<br />

entstieg ich nach 16 Stunden Fahrt am Bukarester<br />

Nordbahnhof dem Zug, brachte<br />

me<strong>in</strong>en Rucksack an der Gepäckaufbewahrung<br />

unter und machte mich auf Quartiersuche.<br />

Normalspurige T4R-Tatrawagen,<br />

vierachsige Electroputere-Züge und achtachsige<br />

V3A-Gelenkwagen belebten die Straßen<br />

um den Bahnhof herum. Ihr Zustand erund<br />

mich gefragt, warum man das sehr große<br />

<strong>Straßenbahn</strong>netz zwar beibehalten hatte,<br />

aber die Schienen aus der Innenstadt weitgehend<br />

herausgenommen hatte. Wenig Autoverkehr,<br />

teils breite Straßen, aber kaum<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Straßenbahn</strong>. Zum<strong>in</strong>dest gab es noch<br />

die wichtige Strecke von der Piata Unirii zur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

69


Geschichte<br />

E<strong>in</strong>e Tatra-T4R-Doppeltraktion<br />

ist <strong>in</strong><br />

der Nähe der Bukarester<br />

Dambovita<br />

auf verschlissenen<br />

Gleisen unterwegs<br />

LINKS Im Wendedreieck von Ras<strong>in</strong>ari steht e<strong>in</strong><br />

Zug nach Sibiu zur Abfahrt bereit. Hier geht es<br />

ländlich zu, man beachte die beiden jungen<br />

Damen mit den Heugabeln rechts im Bild<br />

Piata Sf. Gheorghe quer durch die Innenstadt,<br />

auch entlang der Dambovita fuhren<br />

damals noch <strong>Straßenbahn</strong>en. E<strong>in</strong>ige Zweiachser-Züge<br />

des Typs Vo aus den 1950er-<br />

Jahren sah ich auch an Rande des Zentrums;<br />

sie schienen überwiegend auf den weniger<br />

wichtigen L<strong>in</strong>ien unterwegs zu se<strong>in</strong>.<br />

Pochenden Herzens durch Bukarest<br />

Nun ja, Ceaucescu wollte eben e<strong>in</strong> „modernes“<br />

Zentrum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hauptstadt. Vom legendären<br />

„Paris des Ostens“ waren e<strong>in</strong>ige<br />

Jugendstilbauten und Monumentalbauten <strong>in</strong><br />

teilweise erbärmlichen Zustand übrig geblieben,<br />

e<strong>in</strong>ige historisch gewachsene Stadtquartiere<br />

mit alter Bebauung waren bereits<br />

abgebrochen. Uralte Kirchen hatten neben<br />

unsäglich nah an sie heran gebauten Plattenbauten<br />

überlebt, lange Schlangen standen<br />

vor fast allen Geschäften, vor allem vor den<br />

Lebensmittelläden, diese lernte ich dann<br />

auch während der gesamten Reise kennen.<br />

Bei allen Fotos von Verkehrsmitteln pochte<br />

me<strong>in</strong> Herz, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Diktatur wie dieser<br />

schien fast alles verboten zu se<strong>in</strong>, also Vorsicht,<br />

dass ke<strong>in</strong> Militär-Lkw oder e<strong>in</strong> Verkehrspolizist<br />

<strong>in</strong> der Nähe war.<br />

LINKS Soeben ist e<strong>in</strong> Zweiachser-Zug aus Sibiu<br />

an der Endstelle <strong>in</strong> Ras<strong>in</strong>ari angekommen.<br />

Er wird gleich zurück nach rechts h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> das<br />

Wendedreieck zurückdrücken<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Rumänien 1982<br />

Electroputere-Vierachser<br />

mit zweiachsigen Vo-Beiwagen<br />

behängt gab es zahlreich<br />

<strong>in</strong> Oradea. Unterwegs<br />

ist hier e<strong>in</strong> solcher Zug <strong>in</strong><br />

Richtung Cartierul Nufarul.<br />

Der Zug ist stark besetzt,<br />

die erste Tür des Beiwagens<br />

ist nicht richtig geschlossen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>betriebe <strong>in</strong> Rumänien<br />

Stand 1982<br />

Stadt Spurweite Eröffnung Stilllegung<br />

Arad 1.000 mm 1898<br />

Braila 1.435 mm 1907<br />

Bukarest 1.435 mm 1874<br />

Galati 1.435 mm 1899<br />

Iasi 1.000 mm 1900<br />

Oradea 1.435 mm 1905<br />

Sibiu/Hermannstadt 1.000 mm 1905 2011 (seitdem nur<br />

noch Sonderverkehr)<br />

Timisoara 1.435 mm 1869<br />

Betriebe, die nach 1982 eröffnet wurden<br />

Botosani 1.435 mm 1991<br />

Brasov 1.435 mm 1987 2006<br />

Cluj-Napoca 1.435 mm 1987<br />

Constanta 1.435 mm 1984 2008<br />

Craiova 1.435 mm 1987<br />

Ploiesti 1.435 mm 1987<br />

Resita 1.435 mm 1988 2011<br />

Längst Geschichte ist <strong>in</strong> Oradea die ehemalige L<strong>in</strong>ie 3, hier nahe der<br />

Piata Unirii, sie wurde damals ausschließlich mit Zweiachser-Zügen bedient<br />

und passierte auch das Theater im Stadtzentrum<br />

Die Nachtzugfahrt nach Sibiu <strong>in</strong> <strong>Sie</strong>benbürgen<br />

war e<strong>in</strong> Alptraum, ich stand stundenlang<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em proppenvollen Zug im<br />

Übergang zwischen zwei Wagen, bis ich endlich<br />

e<strong>in</strong>en Stehplatz auf der Plattform direkt<br />

am WC bekam. Vollkommen gerädert entstieg<br />

ich morgens dem Zug, schulterte me<strong>in</strong>en<br />

Rucksack und lief entlang der stillgelegten<br />

Oberstadt-<strong>Straßenbahn</strong>strecke, e<strong>in</strong>ige<br />

alte Fahrleitungsrosetten erblickend, zum<br />

Jungen Wald. Denn hier <strong>in</strong> Dumbrava, sechs<br />

Kilometer entfernt, gab es e<strong>in</strong>en Camp<strong>in</strong>gplatz,<br />

da die wenigen Hotels <strong>in</strong> der Stadt ausgebucht<br />

oder unbezahlbar für mich waren.<br />

E<strong>in</strong>en Stadtplan hatte ich nicht, aber ich kam<br />

zurecht. E<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Kilometer vor dem Camp<strong>in</strong>gplatz<br />

sah ich dann die Strecke der meterspurigen<br />

Überlandstraßenbahn von Cimitir<br />

nach Ras<strong>in</strong>ari. Im Depot stand e<strong>in</strong> Zug,<br />

der so aussah, als würde er auf se<strong>in</strong>e Verschrottung<br />

warten.<br />

Nachdem ich wieder <strong>in</strong> die Stadt zurückgelaufen<br />

war und ihr schönes mittelalterliches<br />

Zentrum besichtigt und mühsam e<strong>in</strong>ige<br />

Lebensmittel e<strong>in</strong>gekauft hatte, wollte ich<br />

gegen Mittag unbed<strong>in</strong>gt nach Ras<strong>in</strong>ari. Ich<br />

lief noch e<strong>in</strong>mal bis zum Camp<strong>in</strong>gplatz, stellte<br />

me<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kauf ab und gesellte mich zu<br />

den vielen anderen Menschen an der Haltestelle<br />

gegenüber.<br />

Nach über e<strong>in</strong>en halben Stunde fragte ich<br />

dann jemanden, ob er wisse, wann die nächste<br />

Bahn führe. In <strong>Sie</strong>benbürgen lebten damals<br />

sehr viele deutschstämmige Menschen,<br />

so dass die Verständigung ke<strong>in</strong> Problem war.<br />

Die Antwort verblüffte mich vollends: „Gestern<br />

fuhr sie nicht“. E<strong>in</strong>e Haltestelle voller<br />

Menschen mit reichlich Handgepäck, die<br />

sich offenbar <strong>in</strong> stoischer Gelassenheit <strong>in</strong> ihr<br />

ungewisses Schicksal fügten. Aber nach e<strong>in</strong>er<br />

guten Stunde erschien sie, die <strong>Straßenbahn</strong>,<br />

es war jener Zug, den ich im Depot<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

71


Geschichte<br />

gesehen hatte. Er war bereits stark besetzt,<br />

nun begann das R<strong>in</strong>gen um die Trittbrettplätze.<br />

Fahrkartenverkauf<br />

auf dem Trittbrett<br />

Die Fahrt nach Ras<strong>in</strong>ari im Karpatenvorland<br />

war e<strong>in</strong>malig, die heruntergekommenen<br />

Zweiachser der rumänischen E<strong>in</strong>heitsproduktion<br />

(Typ Vo gebaut bei ITB) schwankten<br />

stark, die Schaffner<strong>in</strong> kämpfte sich dennoch<br />

durch die Menschenmenge und<br />

kassierte auch mich ab, der ich mit e<strong>in</strong>igen<br />

anderen geme<strong>in</strong>sam auf e<strong>in</strong>em Trittbrett des<br />

Beiwagens stand.<br />

In Ras<strong>in</strong>ari wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dreieck gewendet,<br />

Pferdewagen und Schafe passierten<br />

die <strong>Straßenbahn</strong>, kaum hatte die Bahn ihre<br />

Richtung gewechselt, fuhr sie wieder ab.<br />

Ich g<strong>in</strong>g durch die Ortschaft, man war<br />

neugierig und grüßte, ich wurde zu e<strong>in</strong>em<br />

Teller Suppe e<strong>in</strong>geladen. Ich fand das wunderbar<br />

und freute mich nach der Stärkung<br />

bereits auf die Fahrt zurück. Ich fotografierte<br />

den nächsten Zug, der ebenfalls schnell wieder<br />

abfuhr, g<strong>in</strong>g noch mal <strong>in</strong> den Ort, aber<br />

dann kam sie nicht, jene Bahn, die ich gerne<br />

hätte nehmen wollen, also marschierte ich<br />

zurück <strong>in</strong> Richtung Sibiu. Nach zwei Stunden<br />

kam ich dort an, zwischendurch hatte<br />

mich e<strong>in</strong> Bus im SEV passiert, der äußerst<br />

voll war.<br />

Bereits sehr früh am nächsten Morgen lief<br />

ich zum Bahnhof nach Sibiu zurück, da ich<br />

weiter <strong>in</strong>s Banat fuhr.<br />

Zweiachser aus den Zwanzigern<br />

Nach e<strong>in</strong>em Tag Zugfahrt – meist stehend –<br />

erreichte ich nach zweimaligem Umsteigen<br />

Timisoara im Banat. Es dämmerte bereits, es<br />

goss, ich suchte nach e<strong>in</strong>em Hotel, aber die<br />

schwach beleuchteten alten Obusse und normalspurigen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en begeisterten<br />

mich gleich. Vier Tage verbrachte ich <strong>in</strong> der<br />

Daten & Fakten: Rumänien<br />

Rumänien 1982 1989 2012<br />

E<strong>in</strong>wohner 22,5 Mio. 23,3 Mio. 21,0 Mio.<br />

<strong>Straßenbahn</strong>betriebe<br />

8 14 11<br />

U-Bahn-Betriebe 1 1 1<br />

Obus-Betriebe 5 11 10<br />

Stadt bzw. startete von hier aus zu Tagesausflügen,<br />

leider war es überwiegend<br />

bewölkt oder regnerisch. Neben Vo-Zweiachserzügen<br />

und solo fahrenden Electroputere-Vierachsern<br />

auf der L<strong>in</strong>ie 7 gab es hier<br />

ganz modernes Wagenmaterial <strong>in</strong> Form der<br />

kantigen Timis-2-Züge.<br />

Am schönsten waren allerd<strong>in</strong>gs die Züge<br />

der L<strong>in</strong>ie 5 nach Ronat, es waren Zweiachser<br />

aus den 1920er-Jahren bestehend aus<br />

Trieb- und Steuerwagen, die sich <strong>in</strong> Details<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Rumänien 1982<br />

Bereits deutliche Gebrauchsspuren wiesen die recht neuen Timis-2-Züge auf, hier südlich des<br />

Zentrums von Timisoara nahe der Podul Traian<br />

Aus Freidorf (seit 1950 e<strong>in</strong> Stadtteil im Südwesten von Timisoara) kommend fährt e<strong>in</strong> Zweiachser-Zug<br />

<strong>in</strong> der Nähe des Nordbahnhofs von Timisoara stadte<strong>in</strong>wärts<br />

Die Strecke nach Ronat bot <strong>in</strong> Timisoara<br />

e<strong>in</strong>e sehr ländliche Idylle, die alten Fahrzeuge<br />

passten bestens dazu<br />

auch noch vone<strong>in</strong>ander unterschieden. An<br />

der Piata Libertatii bestanden noch umfangreichere<br />

Gleisanlagen als heute, da die<br />

<strong>Straßenbahn</strong> später teilweise aus dem Zentrum<br />

herausgenommen wurde.<br />

E<strong>in</strong> Ganztagesausflug führte mich nach<br />

Oradea, die drei Stunden dorth<strong>in</strong> verbrachte<br />

ich im Zug stehend. E<strong>in</strong>ige restaurierte<br />

Jugendstilhäuser und das Theater konnten<br />

nicht über den Verfall weiter Teile der Stadt<br />

h<strong>in</strong>wegtäuschen, <strong>in</strong> der auffallend viel unga -<br />

risch gesprochen wurde.<br />

Die normal spurigen <strong>Straßenbahn</strong>en waren<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichem Zustand, die Zweiachser<br />

der rumänischen E<strong>in</strong>heitsproduktion<br />

waren deutlich verschlis sener als die wenigen<br />

Timis-2-Züge. Interessant war die Behängung<br />

der vierachsigen Electroputere-<br />

Triebwagen mit zweiachsigen Beiwagen. Vier<br />

L<strong>in</strong>ien waren vorhanden, die <strong>Straßenbahn</strong><br />

fuhr noch durch die Innenstadt am Theater<br />

vorbei. Bevor ich abends <strong>in</strong> den Zug nach<br />

Timisoara stieg, fiel me<strong>in</strong> Blick noch auf e<strong>in</strong>ige<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en, die im Berufsverkehr<br />

mit offenen Türen fuhren, da der starke Andrang<br />

ihr Schließen verh<strong>in</strong>derte.<br />

Film beschlagnahmt!<br />

E<strong>in</strong> weiterer Ganztagesausflug führte mich<br />

nach Arad, wo u. a. Zweiachser-Dreiwagen -<br />

züge aus rumänischer E<strong>in</strong>heitsproduktion<br />

und Tatra T4R <strong>in</strong> Meterspur im E<strong>in</strong>satz<br />

waren. Das Zentrum der Stadt war ganz ordentlich,<br />

aber <strong>in</strong> den Seitenstraßen sah es teilweise<br />

erbärmlich aus. Die alte Lokalbahn<br />

über Ghioroc nach Pancota sowie über<br />

Ghioroc nach Radna sollte zwar mit Wagen<br />

aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg fahren,<br />

aber sie war wegen Umbau zur E<strong>in</strong>gliederung<br />

<strong>in</strong> das <strong>Straßenbahn</strong>netz außer Betrieb<br />

– leider.<br />

E<strong>in</strong>en Film kassierte die Polizei, da ich versehentlich<br />

e<strong>in</strong>e Polizeistation mit aufs Celluloid<br />

gebannt hatte. So g<strong>in</strong>gen wichtige Aufnahmen<br />

aus dem Banat, auch aus anderen<br />

Städten, verloren.<br />

Über Stamora Moravita verließ ich per<br />

Zug nach Beograd das Land. Der Teil der Interrail-Reise<br />

durch Rumänien war etwas<br />

kürzer ausgefallen als geplant, da ich auf das<br />

Schlangestehen an den Lebensmittelläden,<br />

die überfüllten Züge und die schwierige<br />

Quartiersuche ke<strong>in</strong>e Lust mehr hatte.<br />

Heute bedauere ich, dass ich nicht nach<br />

Iasi, Galati und Braila gekommen war und<br />

diese <strong>Straßenbahn</strong>betriebe erst <strong>in</strong> den 1990er-<br />

Jahren kennenlernte. Damals hätte ich niemals<br />

für möglich gehalten, dass Rumänien<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Demokratie und <strong>in</strong> der EU se<strong>in</strong><br />

würde oder neue <strong>Straßenbahn</strong>betriebe (<strong>in</strong> Botosani,<br />

Brasov, Cluj-Napoca, Constanta,<br />

Craiova, Ploiesti, Resita) eröffnen würde.<br />

Dass das Land e<strong>in</strong>e zweite Heimat für viele<br />

deutsche Wagen werden würde, war damals<br />

vor 30 Jahren ebenfalls jenseits jeglicher Vorstellungskraft.<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

73


■ M<strong>in</strong>iatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

Mandorf konstruiert<br />

se<strong>in</strong>e 3-D-Modelle<br />

auf e<strong>in</strong>em Mac mit<br />

dem Programm<br />

Sketch up. Die kostenlose<br />

Anwendung gibt<br />

es auch für W<strong>in</strong>dows.<br />

Die Zeichnung zeigt<br />

den OEG-Maximumtriebwagen<br />

Nr. 1. Die<br />

bläuliche Fläche an<br />

der Stirnseite ist e<strong>in</strong>e<br />

Warnung des Programms,<br />

die anzeigt,<br />

dass die Konstruktion<br />

hier noch fehlerhaft<br />

ist. Beim Dienstleister<br />

»i.materialize« hat<br />

der Autor den Wiener<br />

Typ T <strong>in</strong> H0 (unteres<br />

Bild) <strong>in</strong> der Stereolithografie-Methode<br />

fertigen lassen<br />

Modelle aus dem PC<br />

Die neue Art des Fahrzeugbaus ■ Kostenlose Programme aus dem Internet helfen beim<br />

Verwirklichen eigener Tramwünsche. Vorm Konstruieren ist aber Recherche angesagt<br />

Die unterschiedlichen Fertigungsmethoden<br />

des immer<br />

beliebter werdenden<br />

3-D-Drucks haben wir im<br />

letzten Monat bereits im SM-Modellteil<br />

vorgestellt. Nun geht es darum,<br />

wie man e<strong>in</strong> Fahrzeug als 3-D-Modell<br />

konstruiert. Vorweg sei gesagt, dass<br />

es den Umfang dieses Berichtes gesprengt<br />

hätte, wenn ich jeden e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schritt detailliert beschreiben<br />

würde. Es soll vielmehr dargestellt<br />

werden, welche grundsätzlichen<br />

Schritte und Voraussetzungen berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

Fürs Entwerfen wird e<strong>in</strong> 3-D-Konstruktionsprogramm<br />

benötigt. Hier<br />

bietet der Markt von kostenfrei er-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12|2012


Fahrzeugba<br />

Hier kann<br />

man gut sehen,<br />

was aus der Konstruktionszeichnung<br />

(kle<strong>in</strong>es Bild) geworden<br />

ist. Drucker »i.materialize« fertigte<br />

die Stereolithografie-Rohl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> H0, die als<br />

fertiger Wiener Typ-T-Zug auf Fahrgäste warten<br />

hältlichen Programmen, wie etwa<br />

Googles »Sketchup«, bis h<strong>in</strong> zu mehrere<br />

Tausend Euro teuren Anwendungen,<br />

wie »AutoCad« oder »Inventor«,<br />

e<strong>in</strong> großes, aber dennoch<br />

überschaubares Angebot. Welche<br />

Software man wählt, ist e<strong>in</strong>e sehr<br />

<strong>in</strong>dividuelle Entscheidung. Da ich<br />

bisher ke<strong>in</strong>e Erfahrung mit 3-D hatte,<br />

fiel me<strong>in</strong>e Wahl auf das kostenlose<br />

Sketchup. Es bietet gerade für Anfänger<br />

e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>stieg. Mit Hilfe<br />

von Videos wird die Funktionalität<br />

der Anwendung präsentiert und man<br />

kann sich langsam e<strong>in</strong>arbeiten. Falls<br />

die vorhandenen Funktionen nicht<br />

ausreichen, kann Sketchup durch<br />

»Addons« genannte Erweiterungen<br />

ergänzt werden. Davon gibt es<br />

mittlerweile e<strong>in</strong>e Vielzahl am Markt.<br />

Es empfiehlt sich, die »Tutorials«<br />

genannten Gebrauchsanweisungen<br />

Helmut Gieramm hat den L<strong>in</strong>dnerzug der <strong>Straßenbahn</strong> Halle vom 3-D-<br />

Drucker Shapeways <strong>in</strong> der Ausführung »Frosted Ultra Detail« als Rohl<strong>in</strong>g<br />

(oben) bezogen. Mit Acrylfarbe von Humbrol und Revell, Abziehbildern<br />

von Kreye sowie e<strong>in</strong>em Antrieb von Hall<strong>in</strong>gs KSW und e<strong>in</strong>em Fahrwerk<br />

von Bec-Kits für den Beiwagen wurden daraus schöne H0-Modelle<br />

von Sketchup durchzuarbeiten, um<br />

sich mit den Funktionen vertraut zu<br />

machen, bevor man mit e<strong>in</strong>er komplizierten<br />

Konstruktion beg<strong>in</strong>nt.<br />

Alte Zeichnungen oft falsch<br />

Um se<strong>in</strong> 3-D-Wunschmodell zu erstellen,<br />

ist natürlich e<strong>in</strong>e Zeichnung<br />

des Fahrzeugs erforderlich. Hier hilft<br />

e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Literatur des entsprechenden<br />

Verkehrsbetriebes, die<br />

oftmals Konstruktionszeichnungen<br />

enthalten. Auch das Internet ist e<strong>in</strong>e<br />

ergiebige Informationsquelle. Ich<br />

möchte darauf h<strong>in</strong>weisen, dass man<br />

sich nicht ausschließlich auf e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>zige Konstruktionszeichnung verlassen<br />

darf. Diese stellen nicht immer<br />

exakt das Fahrzeug dar, da<br />

oftmals Änderungen nicht<br />

übernommen wurden und<br />

auch die Zeichnung teilweise<br />

ungenau erstellt worden ist.<br />

Der Vergleich mit dem Orig<strong>in</strong>al (sofern<br />

es noch vorhanden ist) oder mit<br />

Fotos ist daher unumgänglich. Bei<br />

vielen älteren Fahrzeugen s<strong>in</strong>d aufgrund<br />

der langen Zeit und der Kriege<br />

ke<strong>in</strong>e Zeichnungen mehr vorhanden.<br />

Manchmal existieren vielleicht<br />

noch grobe Skizzen, die man für<br />

se<strong>in</strong>e Arbeit zugrunde legen kann.<br />

Im schlimmsten Fall muss man sich<br />

zuvor e<strong>in</strong>e solche an Hand von Fotos<br />

selber erstellen, um e<strong>in</strong>e Konstruktionsgrundlage<br />

zu haben.<br />

Grundsätzlich muss darauf geachtet<br />

werden, dass die Proportionen<br />

des Fahrzeugs im Modell wieder zu<br />

f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Bei alten Konstruktionszeichnungen<br />

kommt es vor, dass<br />

Fahrzeuge verkürzt dargestellt s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn man diese Zeichnung für<br />

den Bau verwenden will, ist es<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12|2012 75


aßenbahn im Modell<br />

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Wieder<br />

NEUES für<br />

Ihre Spur-IIm-Bahn<br />

Für die Liebhaber großer <strong>Straßenbahn</strong>en s<strong>in</strong>d<br />

die Holzbausätze von OcCre etwas ganz<br />

Besonderes: Jetzt kommen zu den beliebten fünf<br />

Trambahnen zwei neue Nahverkehrsmodelle dazu.<br />

Die Holzbausätze im Maßstab 1:24 von OcCre s<strong>in</strong>d<br />

perfekt durchdacht und lasergenau gefertigt! Jedes<br />

Modell wird e<strong>in</strong> Glanzstück Ihrer Sammlung.<br />

Packen <strong>Sie</strong> Ihre Modelle nicht nur aus, bauen <strong>Sie</strong><br />

sich Ihr Liebl<strong>in</strong>gsfahrzeug doch e<strong>in</strong>fach selbst!<br />

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Doppeldecker-Tram<br />

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Dennys-Bus<br />

B-Type<br />

erforderlich, m<strong>in</strong>destens zwei Maße<br />

<strong>in</strong> jeder Ausrichtung zu überprüfen<br />

und die Zeichnung gegebenenfalls<br />

zu verzerren. Wenn man e<strong>in</strong>e Skizze<br />

des Fahrzeugs an Hand von Fotos<br />

selbst erstellen muss, kann man sich<br />

an der Spurweite orientieren, um daraus<br />

andere Maße abzuleiten. Ist e<strong>in</strong><br />

Orig<strong>in</strong>alfahrzeug noch vorhanden, so<br />

benötigt man auf jeden Fall die Maße<br />

der Fenster und Streben.<br />

Hat man e<strong>in</strong>e passende Konstruktionszeichnung<br />

gefunden oder erstellt,<br />

dann kann man mit der Kons truktion<br />

beg<strong>in</strong>nen. Ich orientiere mich dabei<br />

an der folgenden Vorgehensweise:<br />

Zuerst importiere ich e<strong>in</strong> Bild<br />

der Draufsicht <strong>in</strong> Sketchup, skaliere<br />

es entsprechend <strong>in</strong> H0 (1:87) und<br />

zeichne den Außenumriss nach. Als<br />

Wandstärke wähle ich e<strong>in</strong>en Millimeter.<br />

Diese Größe ist mit allen<br />

Verfahren erstellbar und das Modell<br />

besitzt auch ausreichend Stabilität.<br />

Die M<strong>in</strong>destmaße von teilweise<br />

0,7 Millimeter je nach Herstellungsverfahren<br />

s<strong>in</strong>d nur für kle<strong>in</strong>e Flächen<br />

und ke<strong>in</strong>esfalls für e<strong>in</strong>e größere Seitenwand<br />

geeignet.<br />

Zu dünn ist gefährlich<br />

So kann ich e<strong>in</strong>en Körper erstellen,<br />

der der Form des Chassis bis zum<br />

Dach entspricht. Mit Hilfe von Hilfsl<strong>in</strong>ien<br />

bilde ich auf diesem Körper<br />

dann die Außenkanten der Fenster<br />

und Türen ab. Wie bei der Wandstärke<br />

ist bei der Konstruktion e<strong>in</strong>es<br />

Modells generell zu beachten,<br />

dass nicht alles exakt maßstäblich<br />

<strong>in</strong> 1:87 heruntergerechnet werden<br />

kann. Fensterstreben, die schmaler<br />

als e<strong>in</strong>en Millimeter s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sehr<br />

fragil und brechen schnell. Auch ist<br />

zu überlegen, ob Deckleisten oder<br />

Nieten im Modell nachgebildet werden<br />

sollen. Wenn man diese korrekt<br />

darstellen will, dann s<strong>in</strong>d sie zu kle<strong>in</strong><br />

und man kann sie nicht erkennen. Also<br />

muss man sie vergrößern, um sie<br />

darstellen zu können, denn oft wirkt<br />

das Modell etwas nackt, wenn man<br />

die weglässt. E<strong>in</strong>ige Hobbyfreunde<br />

werden dann aber e<strong>in</strong>wenden, dass<br />

die Nieten nun deutlich zu groß<br />

s<strong>in</strong>d. Man muss also für sich selber<br />

entscheiden, ob man auf die Details<br />

verzichten will oder sie entsprechend<br />

vergrößert, um sie darstellen<br />

zu können. Vertiefungen, wie etwa<br />

Bretterfugen, sollten e<strong>in</strong> Maß von<br />

0,2 Millimeter nicht unterschreiten.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Lattenrostfußboden können<br />

es auch 0,3 Millimeter se<strong>in</strong>.<br />

Bei allen Konstruktionen ist grundsätzlich<br />

darauf zu achten, dass e<strong>in</strong>e<br />

Stärke von e<strong>in</strong>em Millimeter nicht<br />

unterschritten wird. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere<br />

an den Kanten des Daches<br />

wichtig, da sonst das Modell ke<strong>in</strong>e<br />

ausreichende<br />

Stabilität besitzt.<br />

Bei der Konstruktion<br />

kann und<br />

sollte man die Vorteile e<strong>in</strong>er computergestützten<br />

Erstellung ausnutzen.<br />

So ist es nicht erforderlich, für jedes<br />

Modell erneut Details wie Drehgestellaufnahmen,<br />

Lampen, Bl<strong>in</strong>ker<br />

oder Motoraufnahmen neu zu konstruieren,<br />

sondern man kann diese mittels<br />

Kopierbefehl aus e<strong>in</strong>er anderen<br />

Konstruktion übernehmen. Bei der<br />

Konstruktion kann man den Befehl<br />

natürlich noch weitergehender nutzen:<br />

Für e<strong>in</strong> Zweirichtungsfahrzeug<br />

reicht es so aus, nur e<strong>in</strong> Viertel des<br />

Fahrzeugs zu konstruieren, da man<br />

Auch für große Maßstäbe ist 3-D-Druck geeignet. Dieser Stereolithografie-Rohl<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> Spur 0 e<strong>in</strong>er Doppelstocktram stammt von Mark Casson.<br />

Die noch zu entfernende Stützstruktur erzeugt der Drucker automatisch<br />

den Rest durch Kopieren und Spiegeln<br />

ergänzen kann. Aufwendig s<strong>in</strong>d<br />

mit Sketchup Dachkonstruktionen<br />

wie etwa bei e<strong>in</strong>em Tonnendach, das<br />

<strong>in</strong> zwei Richtungen gewölbt ist. Hier<br />

fehlen <strong>in</strong> der kostenlosen Version<br />

entsprechende Funktionen, so dass<br />

man entweder auf Addons angewiesen<br />

ist oder man konstruiert die Rundung<br />

durch entsprechende Facetten.<br />

Ich bevorzuge letztere Vorgehensweise,<br />

da ich so stärker bee<strong>in</strong>flussen<br />

kann, wie die Grundstruktur wird. Ist<br />

die Grundkonstruktion erstellt, so ist<br />

San Franciscos<br />

Cable Car<br />

Westliche Berl<strong>in</strong>er Vorortbahn<br />

Corona Net<br />

Inh. Frank Dengler<br />

Gebelsbergstraße 115, 70199 Stuttgart<br />

Tel. 0711/6070363, Fax 0711/6403366<br />

vertrieb@corona-net.de<br />

www.coronanet.de<br />

Händleranfragen willkommen<br />

Bei der Rhe<strong>in</strong>bahn fuhr der Sechsfensterwagen 954, den Autor Guido Mandorf im Stereolithografie-Verfahren<br />

bei »i.materialize« als H0-Modell fertigen ließ. Der Druck e<strong>in</strong>es solchen Zweiachsers kostet rund 60 Euro<br />

76 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12|2012


Fahrzeugba<br />

es erforderlich, diese auf ihre Druckbarkeit<br />

zu überprüfen. Grundsätzlich<br />

gilt, dass e<strong>in</strong>e 3-D-Konstruktion<br />

»wasserdicht« se<strong>in</strong> muss, das heißt,<br />

ke<strong>in</strong>e Löcher <strong>in</strong> Ihrer Kons truktion<br />

se<strong>in</strong> dürfen. E<strong>in</strong>e Fensteröffnung ist<br />

ke<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne, da dies<br />

bewusst <strong>in</strong> die Konstruktion e<strong>in</strong>gebracht<br />

ist. Wurde aber auch nur e<strong>in</strong><br />

Teil der schmalen Fensterleibung vergessen,<br />

ist die Konstruktion löchrig<br />

und damit nicht druckbar.<br />

Programm f<strong>in</strong>det Fehler<br />

Da die Überprüfung des kompletten<br />

Modells sehr aufwendig ist, empfiehlt<br />

es sich, dafür e<strong>in</strong>e spezielle<br />

Prüfsoftware e<strong>in</strong>zusetzen. Ich verwende<br />

dazu »Netfabb«, von der<br />

im Internet e<strong>in</strong>e Version kostenfrei<br />

bezogen werden kann. Dieses Programm<br />

überprüft die wichtigsten<br />

Kriterien, wie Löcher <strong>in</strong> der Konstruktion<br />

oder überlap pende Flächen,<br />

die sich für e<strong>in</strong>en Druck als h<strong>in</strong>derlich<br />

darstellen. Für den Versand der 3-D-<br />

Zeichnung an den Druckdienstleister<br />

muss diese aus dem Dateiformat des<br />

verwendeten Programms <strong>in</strong>s STL-<br />

Format konvertiert werden, welches<br />

die 3-D-Drucker verarbeiten können.<br />

Zuvor führen diese jedoch auch<br />

noch Tests durch, ob die Datei den<br />

Druckanforderungen genügt, so dass<br />

es durchaus passieren kann, dass<br />

der Auftrag aufgrund von Fehlern <strong>in</strong><br />

der Konstruktion abgelehnt wird. Zu<br />

beachten ist natürlich, dass lediglich<br />

ANZEIGEN<br />

Der<br />

anfangs noch<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelteilen gezeigte<br />

OEG-Maximum-Tw ist nun<br />

fertig fürs Hochladen beim Dienstleister.<br />

Mandorfs 3-D-Trammodelle kann sich jeder über<br />

shapeways.com/Shops/Tramspotters ausdrucken lassen *<br />

e<strong>in</strong>e formale Überprüfung der Konstruktion<br />

erfolgt. Für die Konstruktion<br />

des Fahrwerkes empfehle ich, e<strong>in</strong>en<br />

der handelsüblichen Antriebe genau<br />

zu vermessen und sich daran zu orientieren,<br />

wie er <strong>in</strong> anderen Modellen<br />

Dieses komplett mit Achsen und<br />

Rädern gedruckte H0-Maximumdrehgestell<br />

e<strong>in</strong>es Typ-T-Triebwagens<br />

der Wiener <strong>Straßenbahn</strong> ist<br />

rollfähig G. MANDORF (8), H. GIERAMM (2)<br />

befestigt wird. Nicht alle Hersteller<br />

bieten dazu im Internet ausführliche<br />

Maßzeichnungen an, die man heranziehen<br />

kann. Zudem sollte man<br />

sich vorher auch versichern, welche<br />

Antriebe von Fertigmodellen überhaupt<br />

als Ersatzteil lieferbar s<strong>in</strong>d.<br />

Von bekannten Herstellern s<strong>in</strong>d Stellungnahmen<br />

bekannt, die deutlich<br />

machen, dass man nicht daran <strong>in</strong>teressiert<br />

ist, durch Lieferung hauseigener<br />

Antriebe die Konkurrenz durch<br />

3-D-Modelle noch zu fördern.<br />

Wichtig ist, dass man beim Konstruieren<br />

nie die Realität aus den Augen<br />

verliert. Insbesondere wenn man <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er starken Vergrößerung an der<br />

3-D-Zeichnung arbeitet, ist schnell<br />

vergessen, dass die gerade bearbeitete<br />

Kante vielleicht nur 0,1 Millimeter<br />

lang ist und es später eigentlich egal<br />

ist, ob diese eventuell m<strong>in</strong>imal von<br />

der Vertikalen abweicht. Wenn man<br />

den E<strong>in</strong>druck hat, dass e<strong>in</strong>e Ecke zu<br />

kantig ist, so kann man dies am fertigen<br />

Rohl<strong>in</strong>g leicht rundfeilen.<br />

Nachbehandlung muss se<strong>in</strong><br />

Man muss sich aber auch darüber im<br />

Klaren se<strong>in</strong>, dass jeder 3-D-Rohl<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>e Nachbearbeitung erforderlich<br />

macht. Das e<strong>in</strong>e Material muss<br />

geglättet, das andere aufwendig<br />

gere<strong>in</strong>igt und beim dritten müssen<br />

Grate abgefeilt werden. Vorsicht ist<br />

bei manchen Rohl<strong>in</strong>gen geboten,<br />

denn diese s<strong>in</strong>d oftmals spröder als<br />

bekannte Modelle aus Polystyrol. E<strong>in</strong><br />

Anfassen mit den sprichwörtlichen<br />

weißen Handschuhen ist aber generell<br />

nicht erforderlich. Da die Drucke,<br />

die im Laser-S<strong>in</strong>terverfahren erstellt<br />

s<strong>in</strong>d, am stabilsten s<strong>in</strong>d, verwende<br />

ich dies für Fahrgestelle. Diese<br />

müssen etwas stabiler se<strong>in</strong>, um den<br />

Antrieb aufzunehmen. Hier kommt<br />

es auch nicht darauf an, ob die Oberfläche<br />

etwas rauer ist. Beim Chassis<br />

tendiere ich jedoch lieber zu e<strong>in</strong>em<br />

im Multijet-Verfahren oder per Stereolithografie<br />

erstellten Rohl<strong>in</strong>g, da<br />

diese e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Oberflächenrauheit<br />

haben. GUIDO MANDORF<br />

* Auch der <strong>in</strong> New York stehende<br />

Shapeways-Server ist Ende Oktober<br />

e<strong>in</strong> Opfer von Wirbelsturm Sandy<br />

geworden. Wegen unterbrochener<br />

Stromleitungen war der 3-D-Drucker<br />

tagelang nicht im Internet erreichbar.<br />

Software für 3-D<br />

Konstruktionsprogramm<br />

Kostenlos für Mac und W<strong>in</strong>dows<br />

sketchup.com/<strong>in</strong>tl/de/<br />

download/gsu.html<br />

Überprüfungsprogramm<br />

Kstl. für L<strong>in</strong>ux, Mac und W<strong>in</strong>dows<br />

netfabb.com/download.php<br />

www.bus-und-bahn-und-mehr.de<br />

DÜWAG-<br />

Verschiedene<br />

Varianten<br />

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lieferbar!<br />

Foto: Archiv Stadtwerke Bielefeld<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12|2012 77


Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · 80702 München<br />

Zu »Das besondere Bild«<br />

(SM 6/2012)<br />

Von Martigny nach<br />

Zürich<br />

Das wundervolle Bild von Herrn Walper<br />

zeigt den Arbeitstriebwagen Xe 2/2<br />

Nr. 81 der Martigny-Châtelard-Bahn<br />

(MC). Dieses Fahrzeug hat e<strong>in</strong>e recht lange<br />

Geschichte – es war 1900 für die Limmattal-Strassenbahn<br />

(LSB) als Wagen Ce<br />

2/2 Nr. 2 von der Schweizerischen Waggons-<br />

und Aufzügefabrik <strong>in</strong> Schlieren<br />

(SWS) und im elektrischen Teil durch die<br />

BBC <strong>in</strong> Baden gebaut worden und gehörte<br />

zur Serie Ce 2/2 Nr. 1 bis 9 (10). Als die<br />

Limmattal-Strassenbahn, welche vom Letzigraben<br />

nach Altstetten, Schlieren und<br />

Dietikon mit e<strong>in</strong>er Zweigl<strong>in</strong>ie von Schlieren<br />

über die Limmat nach Unterengstr<strong>in</strong>gen<br />

und We<strong>in</strong>igen führte, im Mai 1931<br />

von der Städtischen Strassenbahn Zürich<br />

(StStZ) übernommen wurde, kam auch<br />

dieser Wagen <strong>in</strong> Besitz der StStZ und wurde<br />

zum Wagen Nr. 53 umnummeriert. Im<br />

Jahr 1934 wurde dieses Fahrzeug an die<br />

MC verkauft, um dort als Diensttriebwagen<br />

Xe 2/2 Nr. 81 e<strong>in</strong>gesetzt zu werden.<br />

Der Tw musste dort mit seitlichen Strom-<br />

Term<strong>in</strong>e<br />

17. November, Magdeburg: entfällt!<br />

1. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten<br />

mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en,<br />

jeweils 12 bis 18 Uhr, Informationen über<br />

Hallesche <strong>Straßenbahn</strong>freunde e.V., Seebener<br />

Straße 191, 06114 Halle (Saale).<br />

1./2. Dezember, Duisburg: Nikolausfahrten<br />

mit dem Harkortwagen 177 für<br />

Jung und Alt; Abfahrt und Ankunft (nach<br />

e<strong>in</strong>er Stunde) am Betriebshof Grunewald.<br />

Abfahrt jeweils 14.30, 16 und 17:30 Uhr.<br />

2. Dezember, Bochum/Wanne-Eickel:<br />

Sonderverkehr mit zwei historischen Triebwagen<br />

der VhAG BOGESTRA zwischen<br />

Bochum und Wanne- Eickel. Zur Mitfahrt<br />

genügt e<strong>in</strong> gültiges VRR-Ticket. Der Vere<strong>in</strong><br />

freut sich aber über jede Spende. Infos unter<br />

www.vhag-bogestra.de<br />

2., 9., 16. & 23. Dezember, Stuttgart:<br />

Am 2. Dezember, ist der Nikolaus auf den<br />

Der liebevoll restaurierte LSB Ce 2/2 Nr. 2 <strong>in</strong> Zürich<br />

abnehmern für die „3. Schiene“ nachgerüstet<br />

werden. Die meterspurige MC führt<br />

von Martigny auf e<strong>in</strong>er Adhäsionsstrecke<br />

ausgerüstet mit e<strong>in</strong>er Fahrleitung nach<br />

Vernayaz. Dort beg<strong>in</strong>nt die Bergstrecke,<br />

welche teilweise mit e<strong>in</strong>er Zahnstange<br />

System Strub ausgerüstet ist, entlang des<br />

Flusses Le Trient nach Salvan, Les Marecottes,<br />

Le Tretien, F<strong>in</strong>haut und Le Châtelard<br />

zur Grenze nach Frankreich. Die Bahn<br />

führt weiter nach Vallorc<strong>in</strong>e und endet<br />

schliesslich <strong>in</strong> Chamonix. Die Bahn führt<br />

durch e<strong>in</strong>e sehr reizvolle Landschaft durch<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Oldtimerl<strong>in</strong>ien 21 und 23<br />

(GT4-Doppele<strong>in</strong>heit) zu Gast und am 9.,<br />

16. & 23. Dezember geht der Glühwe<strong>in</strong>-Express<br />

(DoT4 917) auf Tour. Für Letzteren ist<br />

e<strong>in</strong>e Platzreservierung erforderlich – siehe<br />

express.shb-ev.<strong>in</strong>fo oder Tel. 0711/822 210<br />

donnerstags von 17 bis 19 Uhr.<br />

2., 9. und 16. Dezember 2012, Karlsruhe:<br />

An den drei Adventssonntagen veranstaltet<br />

„stattreisen Karlsruhe“ mit dem<br />

TSNV Glühwe<strong>in</strong>fahrten. Zum E<strong>in</strong>satz kommt<br />

Tw 125. Die rund zweistündige Fahrt zum<br />

Preis von 14 Euro (ermäßigt 12 Euro) beg<strong>in</strong>nt<br />

an der Haltestelle Volkswohnung.<br />

Anmeldung erforderlich unter Telefon<br />

0721/161 36 85 oder per E-Mail an<br />

<strong>in</strong>fo@stattreisen-karlsruhe.de. Weitere Infos<br />

gibt es unter www.stattreisen-karlsruhe.de.<br />

8. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten<br />

mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en, jeweils<br />

12 bis 18 Uhr, Informationen über<br />

H. BODMER<br />

das enge Tal des Le Trients hoch an steilen<br />

Berghängen entlang. Die Strecke ist heute<br />

noch immer abschnittweise mit e<strong>in</strong>er seitlich<br />

angeordneten so genannten 3. Schiene<br />

ausgerüstet, welche die Triebwagen<br />

mit elektrischer Energie von 850 Volt<br />

Gleichstrom versorgt. E<strong>in</strong> Umbau auf<br />

Fahrleitungsbetrieb kommt wegen des<br />

teilweise engen Profils <strong>in</strong> den langen<br />

Schneeschutzgalerien kaum <strong>in</strong> Frage. Die<br />

Strecke auf französischem Gebiet wird<br />

ebenfalls mit 3. Schiene betrieben, die Betriebsführung<br />

obliegt der SNCF.<br />

Hallesche <strong>Straßenbahn</strong>freunde e.V., Seebener<br />

Straße 191, 06114 Halle (Saale).<br />

8./9. Dezember, <strong>Dresden</strong>: Der Vere<strong>in</strong><br />

<strong>Straßenbahn</strong>museum <strong>Dresden</strong> e. V. lädt zu<br />

den „Adventsöffnungstagen“ <strong>in</strong>s <strong>Straßenbahn</strong>museum<br />

nach <strong>Dresden</strong>-Trachenberge<br />

e<strong>in</strong>; geöffnet ist von 10 bis 17 Uhr, E<strong>in</strong>trittspreise:<br />

3 EUR pro Person.<br />

9. Dezember, Bochum/Hatt<strong>in</strong>gen: Advent-Sonderverkehr<br />

der VhAG BOGESTRA<br />

zwischen Bochum und Hatt<strong>in</strong>gen. Es verkehren<br />

zwei historische Triebwagen auf der<br />

L<strong>in</strong>ie 308. Zur Mitfahrt genügt e<strong>in</strong> gültiges<br />

VRR-Ticket. Der Vere<strong>in</strong> freut sich aber über<br />

jede Spende. Infos: www.vhag-bogestra.de<br />

12. Dezember, Chemnitz: Fototerm<strong>in</strong> ab<br />

16 Uhr im <strong>Straßenbahn</strong>-Betriebshof Adelsberg<br />

sowie am 5. Dez. ab 10 Uhr im Omnibus-Btf.<br />

(Werner-Seelenb<strong>in</strong>der-Str. 13) für<br />

jeweils max. zwei Stunden. Voranmeldung<br />

Als der Vere<strong>in</strong> Tram-Museum Zürich im<br />

Jahre 1967 gegründet wurde, er<strong>in</strong>nerte<br />

man sich an diesen LSB-Wagen. Da der<br />

Xe 2/2 Nr. 81 <strong>in</strong> der Zwischenzeit von der<br />

MC kaum mehr gebraucht wurde, war die<br />

Möglichkeit geboten, dieses Fahrzeug wieder<br />

nach Zürich zurückzuholen was dann<br />

im Jahr 1974 geschah. Man beabsichtigte<br />

dieses Fahrzeug als Ce 2/2 Nr. 2 der LSB<br />

<strong>in</strong> fahrtüchtigen Zustand zurückzubauen,<br />

was dann <strong>in</strong> unzähligen Frondienststunden<br />

realisiert wurde. Beim Bearbeiten der Aussenwände<br />

des Wagenkastens kam die ursprüngliche<br />

gelbe Farbe der LSB sowie der<br />

rote Schriftzug „LIMMATTAL-STRASSEN-<br />

BAHN“ mitsamt der Wagennummer 2 wieder<br />

zum Vorsche<strong>in</strong>. Der Wagenkasten war<br />

jedoch <strong>in</strong> sehr schlechtem Zustand, so dass<br />

er weitgehend neu aufgebaut wurde.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs konnten viele Teile der Innenausrüstung<br />

nach der Aufarbeitung ver -<br />

wendet werden. Das Untergestell mit den<br />

Fahrmotoren und Kontrollern konnten<br />

übernommen werden.<br />

Heute präsentiert sich der Ce 2/2 Nr. 2,<br />

liebevoll „Lisebethli“ genannt, wieder <strong>in</strong><br />

glanzvollem Zustand und kann auf dem<br />

Netz der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Hans Bodmer, Zürich<br />

Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen <strong>Sie</strong> Ihren Term<strong>in</strong> hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

erforderlich bei A. Förster, Tel. 0371/2370-<br />

252. Veranstalter: Chemnitzer Verkehrs-<br />

AG (CVAG), Carl-von-Ossietzky-Str. 186,<br />

09127 Chemnitz, www.cvag.de.<br />

15. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten<br />

mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en,<br />

jeweils 12 bis 18 Uhr, Informationen über<br />

Hallesche <strong>Straßenbahn</strong>freunde e.V., Seebener<br />

Straße 191, 06114 Halle (Saale).<br />

16. Dezember, Gelsenkirchen: Advent-Sonderverkehr<br />

der VhAG BOGESTRA<br />

<strong>in</strong> Gelsenkirchen. An diesem Tag verkehren<br />

zwei historische Triebwagen auf den<br />

L<strong>in</strong>ien 301 und 302. Zur Mitfahrt genügt<br />

e<strong>in</strong> gültiges VRR-Ticket.<br />

22. Dezember, Halle (Saale): Adventsfahrten<br />

mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en,<br />

jeweils 12 bis 18 Uhr, Informationen über<br />

Hallesche <strong>Straßenbahn</strong>freunde e.V., Seebener<br />

Straße 191, 06114 Halle (Saale).<br />

78 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012


Zu »Letzte von e<strong>in</strong>st Dreien«<br />

(SM 10/2012)<br />

Attraktiver nach<br />

Friesenheim<br />

Dieser Beitrag im SM 10/2012 berichtet<br />

ausführlich über die Ausdünnung des<br />

<strong>Straßenbahn</strong>angebots, das für die Bürger<br />

des Ludwigshafener Stadtteils Friesenheim<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren immer weniger attraktiv<br />

wurde. So nimmt die verbliebene<br />

L<strong>in</strong>ie 10 auf ihrem letzten Stück nach Friesenheim<br />

entsprechend der früheren L<strong>in</strong>ie<br />

11 wieder Kurs Richtung Innenstadt, endet<br />

dann aber – ohne Anschluss dorth<strong>in</strong> – <strong>in</strong><br />

Friesenheim Mitte (siehe Plan im SM<br />

10/2012). Hier wird die <strong>Straßenbahn</strong> gewendet<br />

bzw. umgesetzt, um die Rückfahrt<br />

zum Luitpoldhafen wieder durch Friesenheim<br />

zu nehmen. Dieser Vorgang wird<br />

auch <strong>in</strong> den Darstellungen eben nur e<strong>in</strong>mal<br />

erwähnt. Auch bei den Verkehrsbetrieben<br />

wurden die negativen Auswirkungen offensichtlich<br />

unterschätzt. E<strong>in</strong>e ähnliche Untersuchung,<br />

wie ich sie durchgeführt habe,<br />

wurde vermutlich nie gemacht.<br />

Das Umsetzen e<strong>in</strong>er Bahn ist <strong>in</strong>sgesamt<br />

viel zu umständlich, zu zeitaufwändig, zu<br />

anwohner- und umweltfe<strong>in</strong>dlich. Bei<br />

64 Fahrten täglich (montags bis freitags)<br />

s<strong>in</strong>d nach me<strong>in</strong>en persönlichen Aufzeichnungen<br />

und Messungen alle<strong>in</strong> für den Umsetzungsvorgang<br />

über den Tag vier Stunden<br />

und 40 M<strong>in</strong>uten erforderlich. Durch diese<br />

Wendemanöver kommt es regelmäßig zu<br />

erheblichen E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> den fließenden<br />

Straßenverkehr (vor allem <strong>in</strong> der Sternstraße,<br />

Verb<strong>in</strong>dung von der BASF nach Oggersheim).<br />

Die Folgen s<strong>in</strong>d Staubildungen, mit<br />

all ihren volkswirtschaftlichen bekannten<br />

negativen Auswirkungen – und das mehr<br />

oder weniger heftig 64 Mal am Tag. Innerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Woche (Montag bis Sonntag) s<strong>in</strong>d<br />

genau 400 Umsetzungen erforderlich. Die<br />

hierfür aufzuwendende Zeit beträgt etwas<br />

mehr als 29 Stunden. Das s<strong>in</strong>d etwa 75 Prozent<br />

der Arbeitszeit e<strong>in</strong>es Tarifangestellten.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Monatsverdienst von geschätzten<br />

2.000 Euro s<strong>in</strong>d das 1.500 Euro, was e<strong>in</strong>em<br />

E<strong>in</strong>sparpotenzial von 18.000 Euro jährlich<br />

entspricht. Hierbei müssten bei den Verantwortlichen<br />

eigentlich die betriebswirtschaftlichen<br />

Alarmglocken läuten.<br />

Wenn die <strong>Straßenbahn</strong> am „Endhaltepunkt“<br />

Friesenheim Mitte e<strong>in</strong>fach ohne<br />

großen Aufenthalt direkt weiter geradeaus<br />

Richtung Innenstadt – wie jahrzehntelang<br />

praktiziert – fährt, ist sie bereits nach sechs<br />

M<strong>in</strong>uten am Rathaus. Teile dieser Strecke<br />

(Carl-Bosch-Str.) wurden e<strong>in</strong> Jahr vor der<br />

Stilllegung saniert. Die wiederholt gehörte<br />

Aussage, dass auch dort die Gleise marode<br />

wären, ist def<strong>in</strong>itiv falsch.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung zur Verbesserung<br />

der Rentabilität der L<strong>in</strong>ie 10 wäre:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

Die Bahnen müssen ständig fahren. Die<br />

Stand- und Umsetzungszeiten s<strong>in</strong>d mit<br />

20 Prozent viel zu lang, mit stehenden und<br />

rangierenden Bahnen wird ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger<br />

Cent e<strong>in</strong>genommen. E<strong>in</strong>ige Haltestellen<br />

sollten wegen ihrer räumlichen Nähe zum<br />

nächsten Halt aufgegeben werden. Ständig<br />

wird <strong>in</strong> Ludwigshafen gejammert, dass<br />

im Bereich der Innenstadt und vor allem<br />

<strong>in</strong> der Fußgängerzone Bismarckstraße zu<br />

viele Geschäfte leer stehen.<br />

Mit e<strong>in</strong>em direkten Anschluss Friesenheims<br />

an das Rathaus und die Ludwigstraße<br />

könnte man mit Sicherheit abgewanderte<br />

Kaufkraft wieder zurückholen. E<strong>in</strong><br />

effektiver, den Wünschen der Bevölkerung<br />

entsprechend funktionierender Nahverkehr<br />

würde von den hier lebenden Bürgern sicher<br />

gerne angenommen. Das würde sich<br />

dann natürlich auch auf der E<strong>in</strong>nahmenseite<br />

des Verkehrsverbundes positiv auswirken.<br />

Ich habe der Rhe<strong>in</strong>-Neckar-Verkehr<br />

GmbH bereits e<strong>in</strong>en Vorschlag zur Verbesserung/Optimierung<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ie<br />

10 unterbreitet.<br />

Peter Theis, Ludwigshafen<br />

Zu »Ke<strong>in</strong> Platz oder ke<strong>in</strong> Herz?«<br />

(SM 10/2012)<br />

Trams ke<strong>in</strong> Museumsgut?<br />

Im Leitbeitrag wurde die Räumung des<br />

Sammlungsbereichs „Städtischer Nahverkehr“<br />

im Dresdner Verkehrsmuseum<br />

(VMD) angesprochen. Dabei wurde als positiv<br />

bemerkt, dass alle „entfernten“ Fahrzeuge<br />

gut und überdacht untergekommen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist das VMD nicht das erste<br />

Verkehrsmuseum <strong>in</strong> Deutschland, das <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Räumen Platz für „Bobby-Car-Bahnen“<br />

und Gastronomie geschaffen hat. Im<br />

Frankfurter Verkehrsmuseum wurden bereits<br />

vor etwa zwei bis drei Jahren <strong>in</strong>sgesamt<br />

sieben <strong>Straßenbahn</strong>-Fahrzeuge aus<br />

den Museumshallen <strong>in</strong> Stadtteil Schwanheim<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> nicht zugängliches ehemaliges<br />

<strong>Straßenbahn</strong>depot verbannt. Dadurch<br />

wurde <strong>in</strong> der Westhalle des Museums Platz<br />

für kommerzielle Veranstaltungen, für Fahrten<br />

mit e<strong>in</strong>er Fahrrad-Drais<strong>in</strong>e, Bild-Ständer<br />

und Gastronomie geschaffen, während <strong>in</strong><br />

der Osthalle e<strong>in</strong> Fahrsimulator entstehen<br />

soll.<br />

Hier stelle ich mir ähnlich wie die<br />

Dresdner Tram-Freunde die Frage nach der<br />

Kompetenz der Museumsleitung. E<strong>in</strong> Fakt<br />

dürfte allerd<strong>in</strong>gs schon jetzt klar se<strong>in</strong>: Der<br />

städtische Nahverkehr lässt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Entwicklung und Historie ohne Orig<strong>in</strong>al-<br />

Fahrzeugexponate <strong>in</strong> dieser Art und Weise<br />

nicht mehr darstellen.<br />

Norbert Kühmichel, Nidderau<br />

Aus Tradition.<br />

Fasz<strong>in</strong>ation Technik<br />

NEU!<br />

<strong>Sie</strong> ist aus dem öffentlichen Leben der großen Schweizer Städte<br />

nicht wegzudenken und erfreut sich wachsender Beliebtheit: die<br />

<strong>Straßenbahn</strong>. Alles über Gegenwart und Geschichte der eidgenössischen<br />

Trams und <strong>Straßenbahn</strong>betriebe weiß dieses mit<br />

historischen Fotos anregend bebilderte Porträt. Rollmaterial,<br />

Netzerweiterungen, stillgelegte L<strong>in</strong>ien und neue Verb<strong>in</strong>dungen –<br />

Bahnexperte Ralph Bernet gibt Auskunft. Umfassend, kompetent,<br />

hoch <strong>in</strong>formativ.<br />

144 Seiten · ca. 240 Abb. · 22,3 x 26,5 cm<br />

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ISBN 978-3-86245-104-3<br />

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144 Seiten · ca. 200 Abb.<br />

22,3 x 26,5 cm<br />

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Literatur · Impressum<br />

Nummer 278 • 12/2012 • Dezember • 43. Jahrgang<br />

Mit der Tram <strong>in</strong> den Wald<br />

<strong>Sie</strong> dürfte unter Deutschlands Kle<strong>in</strong>en<br />

die bekannteste se<strong>in</strong>: Die Thür<strong>in</strong>gerwaldbahn,<br />

die seit 1929 von Gotha aus die Erholungsorte<br />

im Thür<strong>in</strong>gerwald wie Friedrichroda<br />

oder Tabarz erschließt. Dass sie<br />

e<strong>in</strong> „Anhängsel“ hat, die <strong>Straßenbahn</strong> <strong>in</strong><br />

Gotha, wird oft übersehen. Doch der Betrieb,<br />

der heute als „Thür<strong>in</strong>gerwaldbahn<br />

und <strong>Straßenbahn</strong> Gotha“ formiert, bietet<br />

nicht nur dem Fan viel Atmosphäre, sondern<br />

weist auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante und abwechslungsreiche<br />

Geschichte auf.<br />

In se<strong>in</strong>er Reihe „Auf Schienen unterwegs“<br />

hat der auf Regionalgeschichte<br />

ausgerichtete Suttonverlag nun e<strong>in</strong>en<br />

Band über die Thür<strong>in</strong>gerwaldbahn samt<br />

Gothaer <strong>Straßenbahn</strong> vorgelegt, der beide<br />

Betriebsteile gleichberechtigt behandelt.<br />

Der Autor Matthias Wenzel lässt <strong>in</strong> dem<br />

Band, der wie immer als Bildband konzipiert<br />

ist, die Geschichte des meterspurigen<br />

Schienennahverkehrs <strong>in</strong> und um Gotha<br />

chronologisch Revue passieren. Immerh<strong>in</strong><br />

gehörte Gotha zu den ersten deutschen<br />

Städten, die e<strong>in</strong>e elektrische <strong>Straßenbahn</strong><br />

e<strong>in</strong>führten. Wie <strong>in</strong> anderen mittelgroßen<br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig, Harkortstr.<br />

7<br />

Postleitzahlgebiet 1<br />

Schweitzer Sortiment, 10117 Berl<strong>in</strong>,<br />

Französische Str. 13/14 · Struppe &<br />

W<strong>in</strong>ckler Berl<strong>in</strong>, 10117 Berl<strong>in</strong>,<br />

Kronenstr. 42 · Loko Motive Fachbuchhandlung,<br />

10777 Berl<strong>in</strong>, Regensburger<br />

Str. 25 · Modellbahnen & Spielwaren<br />

Michael Turberg, 10789 Berl<strong>in</strong>,<br />

Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 Berl<strong>in</strong>, Stresemannstr.<br />

107 · Modellbahn-Pietsch,<br />

12105 Berl<strong>in</strong>, Prühßstr. 34<br />

Postleitzahlgebiet 2<br />

Boysen + Mauke, 22772 Hamburg,<br />

Postfach 570333 · Buchhandlung<br />

Bernd Kohrs, 22927 Großhansdorf,<br />

Eilbergweg 5A · Roland Modellbahnstudio,<br />

28217 Bremen, Wartburgstr.<br />

59<br />

Postleitzahlgebiet 3<br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Tra<strong>in</strong> & Play, 30159<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Buchhandlung<br />

Graff, 38012 Braunschweig, Postfach<br />

2243 · Pfankuch Buch, 38023 Braunschweig,<br />

Postfach 3360<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Buchhaus Antiquariat, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 24-26 · Menzels Lokschuppen,<br />

40217 Düsseldorf, Friedrichstr.<br />

6 · Goethe-Buchhandlung,<br />

40549 Düsseldorf, Will stätterstr. 15 ·<br />

Modellbahnladen Hilden, 40704 Hilden,<br />

Postfach 408 · Buchhandlung<br />

Irmgard Barnes, 42855 Remscheid,<br />

Städten auch, verkehrte hier ab 1894 gleich<br />

e<strong>in</strong>e Elektrische, erbaut und betrieben von<br />

der UEG (Union Electricitäts-Gesellschaft,<br />

dem deutschen Ableger von Edison). Wie<br />

damals häufiger der Fall, entstand die Tram<br />

auch als Abnehmer für e<strong>in</strong> gleichzeitig errichtetes<br />

E-Werk. Mit dem regelmäßigen<br />

Strombezug durch die Tram konnten die<br />

Kraftwerksanlagen besser ausgelastet und<br />

zusätzlich Umsatz generiert werden.<br />

In fünf reichhaltig bebilderten Hauptkapiteln<br />

stellt Wenzel zuerst die Frühzeit der<br />

Tram Gotha vor, streift dann die lange Baugeschichte<br />

der Thür<strong>in</strong>gerwaldbahn, die sich<br />

über fast zwei Jahrzehnte h<strong>in</strong>zog, und folgt<br />

der Geschichte bis 1945. Im dritten Teil bezieht<br />

er den Waggonbau <strong>in</strong> Gotha mit e<strong>in</strong>,<br />

entstand doch e<strong>in</strong> Großteil der Fahrzeuge<br />

vor Ort. Über die DDR-Zeit, als die <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Strecken teilweise neu verlegt<br />

wurden, kommt Wenzel zur Gegenwart, die<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur am Rande behandelt wird.<br />

Auch im farbigen Schlusskapitel liegt der<br />

Schwerpunkt auf der Geschichte der Thür<strong>in</strong>gerwaldbahn.<br />

Die Chronologie endet<br />

pr<strong>in</strong>zipiell mit den ersten, <strong>in</strong> den 1990er-<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten <strong>Sie</strong> das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Hastener Str. 41 · Rolf Kerst Fachbuchhandlung,<br />

47051 Duisburg, Ton -<br />

hallenstr. 11a · Fach buchhandlung Jürgen<br />

Donat, 47058 Duis burg,<br />

Ottilienplatz 6 · WIE – MO, 48145<br />

Münster, Warendorfer Str. 21<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Kar<strong>in</strong> L<strong>in</strong>denberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 · Modellbahn-Center<br />

Hüner be<strong>in</strong>, 52062<br />

Aachen, Markt 11-15 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen, Matthiashofstr.<br />

28-30 · Buchhand lung<br />

Carl Machwirth, 55221 Alzey, Postfach<br />

1380 · Buchhandlung Karl Kerst<strong>in</strong>g,<br />

58095 Hagen, Bergstr. 78 · A. Ste<strong>in</strong> -<br />

sche Buchhand lung, 59457 Werl,<br />

Postfach 6064<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />

Solms str. 75 · Thalia Medienservice,<br />

65205 Wies baden, Otto-von-Guericke-R<strong>in</strong>g<br />

10 · Buch handlung Dr. Kohl,<br />

67059 Ludwigs hafen, Ludwigstr. 44-<br />

46 · Modelleisen bahnen Alexander<br />

Schuhmann, 69214 Eppelheim, Schützenstr.<br />

22<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />

· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,<br />

70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />

96 · W. Kohlhammer Verlag, 70565<br />

Stuttgart, Heßbrühlstr. 69 · Buchhandlung<br />

Albert Müller, 70597 Stutt gart,<br />

Epplestr. 19C · Eisen bahn-Treffpunkt<br />

Schweickhardt, 71334 Waibl<strong>in</strong>gen,<br />

Biegel wiesenstr. 31 · Osiandersche<br />

Buch handlung, 72072 Tüb<strong>in</strong>gen, Unter<br />

dem Holz 25 · Buch verkauf Alfred<br />

Jung<strong>in</strong>ger, 73312 Geis l<strong>in</strong>gen, Karlstr.<br />

14 · Buchhandlung Robert Baier,<br />

74564 Crailsheim, Karlstr. 27 · Service<br />

rund ums Buch Uwe Mumm, 75180<br />

Pforzheim, Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach,<br />

Landstr. 16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchhandlung Schweitzer Sortiment,<br />

80295 München, Postfach ·<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Buchhandlung & Antiquariat He<strong>in</strong>rich<br />

Hugen dubel, 80636 München, Albrechtstr.<br />

14 · Buch handlung Am Gasteig,<br />

81669 München, Ro sen heimer<br />

Str. 12 · Adler Präzisonsmodelle,<br />

82054 Sauerlach, Hirschbergstr. 33 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögg<strong>in</strong>ger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb<br />

Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,<br />

Nördl<strong>in</strong>ger Str. 13 · Modell spielwaren<br />

Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,<br />

Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />

Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />

94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·<br />

Schön<strong>in</strong>gh Buchhandlung & ., 97070<br />

Würz burg, Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />

Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />

1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />

Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

Jahren nach Gotha gekommenen ex-<br />

Mannheimer und ex-Bochumer Düwags,<br />

deren Zeit <strong>in</strong>zwischen zu Ende ist.<br />

Das Buch bietet e<strong>in</strong>e Fülle seltener, historischer<br />

Aufnahmen. Wie immer bei Sutton<br />

hat man zugunsten e<strong>in</strong>er Vielzahl an<br />

Bildern auf die bei manchem Motiv wünschenswerte<br />

großformatige Wiedergabe<br />

verzichtet. Das ist e<strong>in</strong> Manko, das aber<br />

von der Abwechslung, die das Buch bietet,<br />

wie auch dem günstigen Anschaffungspreis<br />

wettgemacht wird.<br />

STEFAN VOCKRODT<br />

Wenzel, Matthias: Die Gothaer <strong>Straßenbahn</strong><br />

und Thür<strong>in</strong>gerwaldbahn,<br />

128 S., DIN A5, Softcover, zahlreiche<br />

Abbildungen und Pläne, Suttonverlag,<br />

Erfurt 2011, ISBN 978-3-86680-<br />

914-7, Preis 18,95 EUR<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtenste<strong>in</strong>str.<br />

17 · Buchhandlung Mora wa,<br />

1127 Wien, Postfach 99 · Buchhandlung<br />

Johannes Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

Musée du Transport Urba<strong>in</strong> Bruxellois,<br />

1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1 · Ferivan Modelbouw,<br />

2170 Merksem (Antwer pen), Postbus<br />

55<br />

Schweiz<br />

Zeitschriftenagentur Huber & Lang,<br />

3000 Bern 9 Postfach<br />

Tschechien<br />

Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />

Klimentska 32<br />

Dänemark<br />

Peter Andersens Forlag, 2640 Hedehusene,<br />

Brandvaenget 60<br />

Spanien<br />

Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />

de Elche 5<br />

Großbritannien<br />

A B O U T, GU46 6LJ, Yateley, 4 Borderside<br />

Luxemburg<br />

G.A.R. Dokumentation, 8398 Roodt,<br />

Nouspelterstrooss 2<br />

Niederlande<br />

van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />

Den Haag, Weste<strong>in</strong>de 57 · Railpress<br />

Papendrecht, 2951 GN, Alblasserdam,<br />

Plantageweg 27-D · NVBS W<strong>in</strong>kel,<br />

3800 BJ, Amersfoort, Postbus 1384 ·<br />

Norsk Modelljernbane AS, 6815 ES,<br />

Arnheim, Kluizeweg 474<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

www.strassenbahn-magaz<strong>in</strong>.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

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Michael Krische (CvD), Thomas Hanna-Daoud<br />

Redaktion <strong>Straßenbahn</strong> im Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

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Berthold Dietrich-Vandon<strong>in</strong>ck, Michael Kochems,<br />

Philipp Krammer, Bernhard Kuß magk,<br />

Dr. Mart<strong>in</strong> Pabst, Axel Reuther, Robert Schrempf,<br />

Michael Sperl<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 22 vom 1.1.2012<br />

Layout: Axel Ladleif<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH,<br />

Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn, Carsten Le<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften:<br />

Dr. Reg<strong>in</strong>e Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Moderner Zeitschriftenvertrieb<br />

GmbH & Co. KG, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag ersche<strong>in</strong>en außerdem:<br />

Preise: E<strong>in</strong>zelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

sFr. 15,90 (CH), bei E<strong>in</strong>zelversand zzgl. Porto;<br />

Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (<strong>in</strong>cl. MwSt.,<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Ersche<strong>in</strong>en und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> ersche<strong>in</strong>t<br />

monatlich. <strong>Sie</strong> erhalten die Reihe <strong>in</strong> Deutsch land,<br />

<strong>in</strong> Österreich und <strong>in</strong> der Schweiz im<br />

Bahnhofs buchhandel, an gut sortierten Zeitschriftenki os -<br />

ken, im Fachbuchhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme e<strong>in</strong>es Manu skripts erwirbt<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

Für unverlangt e<strong>in</strong> gesandte Fotos wird ke<strong>in</strong>e Haftung<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

verantwortlich für Anzeigen: Helmut Kramer,<br />

beide Infanteriestr. 11a, 80797 München.<br />

80<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

80


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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> Leserservice, Postfach 1280, 82197 Gilch<strong>in</strong>g<br />

oder per Fax an 0180-532 16 20 (14 ct/m<strong>in</strong>.),<br />

per E-Mail: leserservice@strassenbahnmagaz<strong>in</strong>.de<br />

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** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie


<strong>Vorschau</strong><br />

Heft 1/2013 mit großem<br />

KALENDERPOSTER!<br />

Liebe Leser,<br />

<strong>Sie</strong> haben<br />

Freunde, die<br />

sich ebenso<br />

für die<br />

<strong>Straßenbahn</strong><br />

mit all Ihren<br />

Facetten begeistern<br />

wie <strong>Sie</strong>? Dann empfehlen<br />

<strong>Sie</strong> uns doch weiter! Ich freue mich<br />

über jeden neuen Leser<br />

L. HABRECHT<br />

TOPTHEMA Berl<strong>in</strong>s Trams nach dem Mauerfall<br />

Vor mehr als 20 Jahren geschah <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> etwas <strong>in</strong> der deutschen Tramgeschichte E<strong>in</strong>maliges: Die Zusammen führung<br />

der Verkehrsnetze <strong>in</strong> der zuvor mehr als 40 Jahre politisch geteilten Stadt. Damit war e<strong>in</strong>e tiefgreifende<br />

L<strong>in</strong>iennetzumgestaltung verbunden, die <strong>in</strong> zwei Etappen zum 1. Juni 1991 bzw. 23. Mai 1993 umgesetzt wurde.<br />

Der Beitrag er<strong>in</strong>nert an diese Umbruchjahre, <strong>in</strong> denen sich auch im Fahrzeugsektor – z.B. durch die Außerdienst -<br />

stellung der Reko- und Gotha-Wagen – so vieles grundsätzlich änderte.<br />

Die für diese Ausgabe des <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> angekündigte Wagenparkliste aller deutschen Straßen- und Stadtbahnbetriebe<br />

musste aus redaktionellen Gründen leider verschoben werden. <strong>Sie</strong> ist nun als Beilage für das Heft 2/2013 vorgesehen. Mit dem nächsten<br />

Heft 1/2013 erhalten <strong>Sie</strong> als Beilage e<strong>in</strong> großformatiges Kalenderposter mit e<strong>in</strong>em Motiv der Dortmunder <strong>Straßenbahn</strong> 1964!<br />

Maximum-Triebwagen<br />

<strong>in</strong> München – Teil 1<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

Mit 550 Stück gab es <strong>in</strong> der bayerischen Metropole h<strong>in</strong>ter<br />

Berl<strong>in</strong> die meisten Maximum-Triebwagen (<strong>in</strong>nerhalb<br />

Deutschlands). Ab 1898 gab es <strong>in</strong> München derartige<br />

Fahrzeuge, die letztgebauten g<strong>in</strong>gen 1930 <strong>in</strong> den Betrieb.<br />

Axel Reuther stellt die e<strong>in</strong>zelnen e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Bayerns Hauptstadt<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Typen vor. Ihr E<strong>in</strong>satz nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Teil vorgestellt.<br />

Kle<strong>in</strong> und sympathisch<br />

– die Tram <strong>in</strong> Osijek (Kroatien)<br />

Der <strong>Straßenbahn</strong>betrieb im kroatischen Osijek (Essig) hat<br />

sich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren „gemausert“! Neben e<strong>in</strong>er<br />

Streckenerweiterung gibt es zahlreiche Änderungen im Wagenpark<br />

vorzuweisen. Wolfgang Kaiser stellt diese Entwicklung<br />

vor – wie gewohnt mit brillanten Aufnahmen illustriert,<br />

z.B. von modernisierten Tatras und gebrauchten Düwags …<br />

W. KAISER<br />

Schweiz: 111 Jahre elektrischer<br />

Nahverkehr am Rhe<strong>in</strong>fall<br />

Schaffhausen war 1966 die letzte Stadt der Schweiz, die ihren<br />

<strong>Straßenbahn</strong>betrieb auf Trolleybusbetrieb umstellte. Ullrich<br />

Müller geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bericht sowohl auf den meterspurigen<br />

Tram-Betrieb von e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> als auch auf die<br />

Entwicklung des O-Bus-Betriebes bis <strong>in</strong> die Gegenwart.<br />

Von »Schüttelrutschen« und<br />

»Schaukelpferden«<br />

In den 1950er- und 1960er-Jahren waren <strong>in</strong> vielen westdeutschen<br />

Betrieben zwei- und vierachsige Fahrzeuge <strong>in</strong><br />

Gelenkwagen umgebaut worden. Andreas Mausolf stellt<br />

vor, wo diese im Volksmund mit mal mehr oder weniger<br />

schmeichelhaften Be<strong>in</strong>amen versehenen Trams noch <strong>in</strong> den<br />

1980er Jahren anzutreffen waren. E<strong>in</strong> Bericht mit Aufnahmen<br />

aus Bielefeld, Mülheim, Wuppertal und Kassel.<br />

W. R. REIMANN<br />

André Marks,<br />

verantwortlicher Redakteur<br />

Das Allerletzte ...<br />

Vermietung wirklich<br />

nicht möglich?<br />

In Magdeburg werden derzeit die letzten<br />

Tatra-<strong>Straßenbahn</strong>en aus dem<br />

Betrieb genommen – die Lieferung<br />

neuer vom Konsortium Alstom-Bombardier<br />

gebauten NGT8D (Citadis<br />

200) macht es möglich.<br />

Wie bei derartigen Anlässen üblich,<br />

wollen viele Tram-Freunde die zur Abstellung<br />

vorgesehenen Fahrzeuge<br />

kurz vor deren E<strong>in</strong>satzende noch e<strong>in</strong>mal<br />

nach Herzenslust fotografieren.<br />

Bei fast allen Betrieben <strong>in</strong> Deutschland<br />

ist es <strong>in</strong> solchen Fällen möglich,<br />

e<strong>in</strong>en betreffenden Zug zu chartern.<br />

Wer für so etwas zahlt, für den wird<br />

diese kommerzielle Serviceleistung erbracht.<br />

E<strong>in</strong>e solche Charterfahrt stellt<br />

für das betreffende Unternehmen also<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, aber doch nennenswerte<br />

E<strong>in</strong>nahmequelle dar.<br />

Doch siehe da! – Die Magdeburger<br />

Verkehrsbetriebe (MVB) teilten Tram-<br />

Freunden aus Magdeburg und Umgebung<br />

im Oktober schriftlich mit,<br />

dass „ke<strong>in</strong>e Zeit“ vorhanden sei, am<br />

bestellten Tag im November die gewünschten<br />

Fahrzeuge zu vermieten.<br />

Auf schriftliche Nachfrage benannten<br />

die MVB auch ke<strong>in</strong>en Ausweichterm<strong>in</strong>,<br />

an dem e<strong>in</strong> Tatra-Zug alternativ<br />

vermietet werden könnte. Mündlich<br />

hieß es, dass ke<strong>in</strong>e geeigneten Fahrzeuge<br />

mehr vorhanden seien, obwohl<br />

diese e<strong>in</strong>erseits noch im E<strong>in</strong>satz stehen<br />

und andererseits deren Anmietung<br />

auf dem Netzauftritt der MVB<br />

auch noch zu Redaktionsschluss Ende<br />

Oktober 2012 beworben wurden …<br />

Woran klemmt es aber dann? AM<br />

DAS <strong>STRASSENBAHN</strong>-<strong>MAGAZIN</strong> 1/2013 ersche<strong>in</strong>t am 17. Dezember 2012<br />

82<br />

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im Wirtschafts -<br />

wunderland«


Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Wem w<strong>in</strong>ken die Trittbrettfahrer<br />

vom zweiachsigen<br />

Tw 143 <strong>in</strong><br />

Porto 1976 zu? Dem<br />

Fotografen aus<br />

Deutschland – oder der<br />

schönen Passant<strong>in</strong>, die<br />

vor der im Stau steckenden<br />

Tram die<br />

Straßenseite wechselt?<br />

Die Hafenstadt<br />

Porto war die erste<br />

Stadt Portugals, die<br />

den elektrischen <strong>Straßenbahn</strong>verkehr<br />

e<strong>in</strong>führte.<br />

Bereits 1895<br />

g<strong>in</strong>g die erste L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong><br />

Betrieb – die Hauptstadt<br />

Lissabon folgte<br />

erst 1901. Im Jahr<br />

1950 erreichte das<br />

Tram-Netz <strong>in</strong> Porto<br />

mit 82 Streckenkilometern<br />

(150 km Gleislänge)<br />

se<strong>in</strong>e größte Ausdehnung.<br />

Ab den<br />

1960er-Jahren ersetzte<br />

die Betreibergesellschaft<br />

„Sociedade de<br />

Transportes Colectivos<br />

do Porto, S.A.“ (STCP)<br />

immer mehr <strong>Straßenbahn</strong>l<strong>in</strong>ien<br />

durch Busse.<br />

Es blieb lediglich<br />

e<strong>in</strong> eher für Touristen<br />

gedachter Restbetrieb,<br />

der heute aus den L<strong>in</strong>ien<br />

1, 18 und 22 besteht.<br />

Zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen darauf Tw<br />

mit Stangenstromabnehmern<br />

aus den Jahren<br />

1910 bis 1940, darunter<br />

auch der hier<br />

abgebildete Tw 143. Er<br />

war 1912 gebaut worden,<br />

hat aber verschiedene<br />

Modernisierungen<br />

h<strong>in</strong>ter sich.<br />

Übrigens: Nach der<br />

Umstellung auf Busverkehr<br />

stellte sich an<br />

Steigungsstrecken heraus,<br />

dass die alten<br />

Trams den neuen Bussen<br />

überlegen gewesen<br />

waren ...<br />

FOTO: OLAF GÜTTLER<br />

Text: AM<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />

83


I n Bratislava fährt die Tram mitten<br />

durch das Stadtzentrum und passiert<br />

dabei auch das Slowakische<br />

Nationaltheater, aufgenommen im<br />

März 2007. Auch heute noch fährt<br />

hier ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Wagen mit Niederfluranteil<br />

I Wolfgang Kaiser<br />

Außergewöhnliche Begegnung bei<br />

der Hannoverschen üstra: Am 14. Mai<br />

2011 brachte der Fotograf zwei<br />

6000er-Triebwagen und das B<strong>in</strong>nenschiff<br />

»Tom Burmeste«“ an der<br />

Limmer Schleuse zeitgleich <strong>in</strong>s Bild<br />

Erik Wendorff<br />

Vorsicht, Seitenw<strong>in</strong>d! Der Basler Tw 459 überquert auf der L<strong>in</strong>ie 15 die Mittlere Brücke<br />

über den Rhe<strong>in</strong> bei stürmischem Wetter I Herbert Schaudt<br />

27.10. Ende der Sommerzeit<br />

1.4. Ostermontag<br />

Wien ist immer noch e<strong>in</strong>e Hochburg<br />

der klassischen Düwags, die von<br />

österreichischen Firmen <strong>in</strong> Lizenz<br />

gebaut wurden. Hier ist der Wagen<br />

4829 am 14. April 2008 <strong>in</strong> der<br />

Währ<strong>in</strong>ger Straße stadte<strong>in</strong>wärts<br />

unterwegs<br />

Wolfgang Kaiser<br />

Wegen Problemen mit den neuen Niederflurbahnen musste der Sechsachser-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Graz im Jahr 2010 verlängert werden. Hier befährt<br />

der Wagen 263 die Erzherzog-Johann-Brücke über die Mur, aufgenommen am 8. April 2010 I Wolfgang Kaiser<br />

21.6. Sommeranfang<br />

20.11. Buß- und Bettag | 24.11. Totensonntag<br />

Seit mehr als 80 Jahren s<strong>in</strong>d die<br />

Vierachser des Typs »Ventotto« auf<br />

dem Mailänder <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

unterwegs. Die orange Farbgebung<br />

ist jedoch e<strong>in</strong> Auslaufmodell. <strong>Sie</strong><br />

weicht langsam e<strong>in</strong>er gelb-beigen<br />

Lackierung I Wolfgang Kaiser<br />

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<strong>Straßenbahn</strong> 2013<br />

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altgedienten Klassikern wie dem Düwag-<br />

Triebwagen bis h<strong>in</strong> zu den topmodernen<br />

Trams bietet dieser Kalender spannende<br />

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ISBN 978-3-86245-781-6<br />

Januar<br />

Mo 7<br />

Di 8<br />

Mi 9<br />

Do 10<br />

Fr 11<br />

Sa 12<br />

So 13<br />

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Mi 16<br />

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Fr 18<br />

Sa 19<br />

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12013<br />

April<br />

Mo 1<br />

Di 2<br />

Mi 3<br />

Do 4<br />

Fr 5<br />

Sa 6<br />

So 7<br />

Mo 8<br />

Di 9<br />

Mi 10<br />

Do 11<br />

Fr 12<br />

Sa 13<br />

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42013<br />

Juni<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 62013<br />

Juli /<br />

August<br />

Mo 22<br />

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Do 1<br />

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Sa 3<br />

So 4<br />

82013<br />

November<br />

Mo 11<br />

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Sa 23 11<br />

So 24 2013<br />

Oktober<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />

14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 10<br />

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