Bei uns am Hof 4 - ALPINETGHEEP

ZIEGENEXKURSION SCHWEIZ
Zu Gast in der Schweiz
Autorin: DI Veronika Schmied
Kaum ein anderes Land wird so sehr mit Milchproduktion und
Käseerzeugung in Verbindung gebracht wie die Schweiz. Ob
das wirklich so ist, haben Mitte Oktober 25 Schaf- und ZiegenhalterInnen
aus ganz Österreich erkundet. Sie sind der Einladung
von BIO AUSTRIA und
des Oberösterreichischen Ziegenzuchtverbandes
gefolgt und
haben sich drei Tage lang auf
Schweizer Betrieben umgeschaut
und Erfahrungen gesammelt.
Matthieu Muller, Kleinwiederkäuerexperte
bei AGRIDEA und selbst
Schafhalter, hat die Exkursion in
der Schweiz begleitet und ist für
fachliche Fragen zur Verfügung
gestanden.
für den Käse, der in der hofeigenen Käserei hergestellt und
ab Hof bzw. in der Region vermarktet wird. Neben den
Milchziegen stehen auch noch sechs Milchkühe am Betrieb.
„Für die Direktvermarktung benötigen wir das ganze Jahr
über Milch. Unsere Ziegen
werden so gedeckt, dass ein
Teil der Kitze im Oktober und
ein Teil im Jänner zur Welt
kommen.“ berichtete Herr
Berlinger. Im April und im
Mai fällt die meiste Milch an.
In dieser Zeit wird vor allem
Hartkäse erzeugt. Geht die
Milchleistung zurück wird
auf Frischkäseherstellung
Viele Eindrücke wurden eingefangen!
umgestellt.
Dass die Schweiz nicht gleich „um’s Eck“ liegt, war klar.
Bereits in den frühen Morgenstunden ging es los in Richtung
Vorarlberg. Vorbei an der herrlichen Bergkulisse des
Arlbergs ging es zur ersten Betriebsbesichtigung.
Bio-Hof Berlinger im Bregenzerwald
Der Bio-Hof von Josef und Julia Berlinger liegt in Au im
Bregenzerwald. 60 Milchziegen der Rassen Deutsche Bunte
Edelziege und Gämsfärbige Gebirgsziege geben die Milch
Gesteuerte Brunst und mutterlose Kitzaufzucht als
Schlüssel zum Erfolg
Der Bock steht außerhalb der Deckzeit im Rinderstall.
Sobald der Bock zur Herde kommt, reagieren die Ziegen
und werden brünstig. Bisher funktioniert diese Methode
sehr zufriedenstellend. Die Kitze kommen nach der Biestmilchphase
von der Mutter weg und werden danach mit
hofeigener Kuhmilch aufgezogen. Herr Berlinger sieht im
Einsatz von Kuhmilch den Schlüssel für die Pseudotuberkulosefreiheit
auf seinem Betrieb. Die Jungziegen werden
ziemlich früh wieder in die Herde eingegliedert. Da die
Kitze von klein auf an die Kitztränke gewöhnt sind, gibt
es keine Probleme mit Saugen in der Herde. Außerdem
werden die Kitze durch den engen Mensch-Tier-Kontakt
beim Tränken sehr zahm.
Hohe Milchleistungen mit bestem Grundfutter
Die durchschnittliche Milchleistung am Betrieb Berlinger
beträgt 850 l/Jahr. Die Milch zeichnet sich durch besonders
hohe Inhaltsstoffe aus. Im Sommer weiden die Ziegen auf
den Flächen rund um den Hof und im Winter erhalten sie
bestes Heu. Das Heu kommt teilweise von Ökoflächen in
hohen Lagen. Diese können zum Teil erst im August zum
ersten Mal gemäht werden. Laut Herrn Berlinger wird dieses
Futter nicht gekreiselt. Es hat einen hohen Mineralstoffgehalt
und wird aufgrund des einzigartigen Aromas von
den Ziegen gerne gefressen.
Jungziegen auf der Weide im Bregenzerwald
24 Bei uns am Hof 4/2012
Ziegenexkursion Schweiz