i Sozialhilfe zwischen Bedürfnissen und Bedarf - AvenirSocial
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onsstrukturen, also sozialen Systemen. Wir Menschen sind letztlich auf Mitgliedschaften<br />
in solchen sozialen Systemen angewiesen. Oder anders gesagt: die Funktion sozialer<br />
Systeme (z.B. Organisationen des Sozialwesens) ist es, Menschen das soziale<br />
Umfeld zu bieten, das sie brauchen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.<br />
Wegen dieser prinzipiellen <strong>und</strong> existentiellen, auch gegen‐ <strong>und</strong> wechselseitigen Angewiesenheit<br />
stehen alle Menschen permanent vor konkreten, praktischen Aufgaben,<br />
die mit dem Sich‐Integrieren, mit der Mitgestaltung <strong>und</strong> Nutzung sozialer Strukturen<br />
– mit ‚dem‘ Sozialen – zu tun haben. In der Sozialen Arbeit nennen wir diese praktischen<br />
Aufgaben, die Menschen im Zusammenhang mit ihrer Not‐wendenden Zugehörigkeit<br />
in sozialen Systemen haben, ‚soziale Probleme‘, weil es eben zu lösende Aufgaben<br />
im Bereich des Sozialen sind. Alle Menschen lösen solche sozialen Probleme,<br />
solche praktischen Aufgaben unzählige Male; ständig sind wir Menschen am Lösen<br />
sozialer Probleme – z.B. auch gerade jetzt: wir kommunizieren, wir interagieren, wir<br />
kooperieren, wir delegieren <strong>und</strong> teilen die Arbeit, usw.<br />
Nur manchmal klappt das nicht, gelingt uns das nicht auf Anhieb. Unsere Handlungsfähigkeit<br />
beim Lösen sozialer Probleme, die sich in der Regel durch grosse Routine<br />
auszeichnet, ist vorübergehend oder andauernd, nicht oder nicht mehr gegeben, sei<br />
dies aufgr<strong>und</strong> individueller Umstände <strong>und</strong> individuellen Unvermögens, oder – weit<br />
häufiger – aufgr<strong>und</strong> struktureller Behinderungen, z.B. nicht existenzsichernder Löhne<br />
für eine alleinerziehende Mutter. Manchmal fallen individuelle <strong>und</strong> strukturelle Ursachen<br />
auch zusammen.<br />
In all diesen Fällen, aber nur in diesen Fällen, ist die Soziale Arbeit gefragt, dann nämlich,<br />
wenn die ungelösten sozialen Probleme kumulieren <strong>und</strong> womöglich psychische<br />
<strong>und</strong>/oder körperliche Folgeprobleme entstehen; <strong>und</strong> vor allem dann, wenn soziale<br />
Systeme oder Organisationen des Sozialwesens nicht, noch nicht oder nicht mehr<br />
menschen‐ <strong>und</strong> bedürfnisgerecht ausgestaltet sind, wenn Machtstrukturen vorherrschen,<br />
welche die Belange der Organisationen besser schützen, als die Rechte der<br />
Menschen, die auf diese Organisationen angewiesen wären. Dann ist Soziale Arbeit<br />
gefragt: ihre Funktion ist die Vermittlung dort, wo die Menschen <strong>und</strong> ihre sozialen<br />
Strukturen interagieren, <strong>und</strong> die Förderung von solchen Strukturveränderungen, Lösungen<br />
in <strong>zwischen</strong>menschlichen Beziehungen <strong>und</strong> individuellen Ermächtigungen <strong>und</strong><br />
Befreiung, welche das Wohlbefinden, die Abwesenheit von Bedürfnisspannungen<br />
ermöglichen.<br />
(Vgl. IFSW‐Definition Sozialer Arbeit [IFSW/IASSW 2007:5]: Die Profession Soziale Arbeit<br />
fördert denjenigen sozialen Wandel, diejenigen Problemlösungen in <strong>zwischen</strong>menschlichen<br />
Beziehungen sowie diejenige Ermächtigung <strong>und</strong> Befreiung von Menschen,<br />
welche das Wohlbefinden der Menschen [‚Wohlbefinden‘ wird definiert als<br />
den Zustand einer Person, in dem sie alle ihre elementaren (biologischen, psychischen<br />
<strong>und</strong> sozialen) Bedürfnisse befriedigt hat. (Bunge/Mahner, 2004:178)] zu heben<br />
vermögen. Soziale Arbeit vermittelt <strong>zwischen</strong> Menschen <strong>und</strong> den Sozialstrukturen am<br />
Ort, wo diese aufeinander einwirken.)<br />
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