Dom-Magazin - Der Dom
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sagt Andreas Neuwöhner. Dabei begegnet der Besucher<br />
bestimmten Personen, Orten und Ereignissen der ersten<br />
beiden Ausstellungseinheiten und kann so einen inhaltlichen<br />
Zusammenhang herstellen. Bedeutende Gemälde,<br />
Bücher, Druckgraphiken, Prunkobjekte und Alltagsgegenstände<br />
machen den Prozess der Christianisierung aus<br />
unterschiedlichen Perspektiven deutlich.<br />
Die Figur des sächsischen Heerführers Widukind eignet<br />
sich besonders für eine unterschiedliche Rezeptionsgeschichte.<br />
So wird dieser bereits im Mittelalter entweder als<br />
christlicher Herrscher oder als „heidnischer“ Widersacher<br />
Karls des Großen dargestellt. Eine Inszenierung verdeutlicht<br />
anschaulich die vielfältigen Bilder des Sachsenherzogs,<br />
den seit dem späten 19. Jahrhundert deutsche und<br />
österreichische Künstler zum heroischen Kämpfer für<br />
Freiheit und Glauben hochstilisieren. In ihrer „völkischen<br />
Weltanschauung“ instrumentalisieren dann die Nationalsozialisten<br />
Widukind ganz für ihre politische Ideologie.<br />
Im Mittelpunkt steht ein Modell des Widukind-Denkmals<br />
in Herford, welches 1899 errichtet wurde und die<br />
Sage vom Quellwunder aufgreift. Demnach zeigte Gott<br />
selbst dem Heerführer den Weg zum Christentum und zur<br />
Anerkennung der Herrschaft Kaiser Karls des Großen. Die<br />
Neuzeit bietet mit der Epoche der großen Kaiser wie Maximilian<br />
I. (1459-1519) die dynastische Traditionsbildung des<br />
Christentums. Angeblich nachgewiesene „heilige Verwandte“<br />
und „heilige Freunde“ der Habsburger werden damit<br />
nicht nur zum wesentlich Teil der Familiengeschichte, sondern<br />
haben als Mitglieder der Dynastie selbstverständlich<br />
auch das christliche Europa geprägt.<br />
Diese „Geblütsheiligkeit“ in der Selbstdarstellung der<br />
Dynastie wird oft und gern bildlich dargestellt, wie viele<br />
Gemälde zeigen. Und zu dieser Selbstherrlichkeit gehört<br />
es auch, das Christentum auszubreiten und vor allem militärisch<br />
gegen die Bedrohung durch die Osmanen vorzugehen.<br />
Unter dem Banner des St.-Georg-Ordens vereint sich<br />
der christliche Adel zu einer großen Kreuzzugsbewegung.<br />
Bedeutende Prunk- und Sakralwerke wie das Habsburgische<br />
Heiligenbuch, überliefert in der „Fürstlichen Chronik“<br />
Jakob Mennels aus der Nationalbibliothek Wien, und das<br />
berühmte Hochmeisterschwert des St.-Georg-Ritterordens<br />
von 1499 aus Kärnten, geben Einblick in die „göttliche<br />
Bestimmung der Habsburger zur Kaiserherrschaft“.<br />
Sehenswert ist auch das großformatige Kaiserporträt von<br />
Kaiser Maximilian I., welcher der letzte Ritter genannt<br />
wurde.<br />
Spannend ist in den folgenden Jahrhunderten der<br />
Umgang mit charismatischen Heiligenfiguren wie Liborius,<br />
Kilian oder Bonifatius, die in der Zeit der Reformation und<br />
Gegenreformation unterschiedlicher Betrachtungen ausgesetzt<br />
sind. In der frühen Geschichtsschreibung muss der<br />
berühmte Missionar Bonifatius sogar eine Umbenennung<br />
in Malefatius (Übeltäter) hinnehmen, während im 19. Jahrhundert,<br />
einhergehend im nationalen Interessen, er als<br />
„Apostel der Deutschen“ verehrt wird. Dieser Heilige habe<br />
den Germanen die Kultur gebracht und sie dadurch erst zu<br />
Deutschen gemacht. Bonifatius wird überkonfessionell und<br />
identitätsstiftend gewertet, was auch das Denkmal des Heiligen<br />
in der Bischofstadt Fulda deutlich zeigt.<br />
Zitiert<br />
Widukind und seine Taufe:<br />
„Widukind, der Urheber so vieler<br />
Übel und Anstifter der Untreue,<br />
kam mit seinen Gefährten zur<br />
Pfalz Attigny und wurde dort<br />
getauft; der König nahm ihn aus<br />
dem Taufbrunnen und ehrte ihn<br />
mit großen Geschenken.“<br />
Annales Mosellani 785<br />
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