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Dom-Magazin - Der Dom

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Das Stabkirchenportal<br />

von Vegusdal<br />

aus dem 12.<br />

Jahrhundert. Das<br />

Exponat aus dem<br />

Kulturhistorik<br />

Museum in Oslo<br />

zeigt neben Pflanzenornamenten<br />

die Geschichte<br />

von Sigurd, dem<br />

Drachentöter.<br />

genommen werden kann? Und wie verändert sich der Botschafter<br />

unter dem Eindruck der fremden Kultur? Wenn<br />

man das als ein Leitmotiv über das Thema legt, wird man<br />

feststellen, dass es innerhalb des Gesamtvorgangs interessante<br />

Analogien, aber auch Unterschiede gibt, die in den<br />

Blick treten. So ist es uns gelungen, zentrale Themen in dieser<br />

Weise zu verdichten und anhand einer chronologischen<br />

Reihe zu ordnen. In dem Sinne, dass es einen Anfang und<br />

einen Endpunkt gibt.<br />

Wo beginnt es?<br />

Die Ausstellung beginnt diesmal im Diözesanmuseum. Die<br />

Ausstellungseinheit: „Lux mundi“ setzt hier im römischen<br />

Kaiserreich der Spätantike an. Es ist ein unglaublicher<br />

Vorgang, dass sich binnen 300 Jahren das Christentum im<br />

gesamten römischen Reich ausbreiten konnte. Schriftlichkeit<br />

und Briefkultur spielten dabei seit der Zeit der Apostel<br />

eine große Rolle. Ausgehend von Rom, das mit den Gräbern<br />

der Apostelfürsten Petrus und Paulus im 4. Jahrhundert<br />

mehr und mehr zum Zentrum der lateinischen Christenheit<br />

wurde, zeichnet die Ausstellung die Wanderungen<br />

der Missionare nach, die sie etwa nach Irland, England,<br />

Skandinavien und Island „bis ans Ende der Welt“ führten.<br />

Hier stehen Fragen der Mission als Übersetzungsleistung,<br />

die Diffusion von Ideen und Motiven und der wechselseitige<br />

Kulturtransfer im Zentrum.<br />

In der Kaiserpfalz wird der Zeitschnitt angesetzt bei Karl<br />

dem Großen. Da kommen die Herrscher ins Spiel mit ihren<br />

politischen Expansionsinteressen, die sich verbinden mit<br />

missionarischen Initiativen. Das ist eine neue Dimension,<br />

die hier zum Beispiel mit der kriegerischen Sachsenmission<br />

Karls des Großen blutige Realität geworden ist. Themen<br />

sind die vielfältigen friedlichen und kriegerischen Maßnahmen<br />

der Herrscher zur Verbreitung des Christentums vom<br />

Frankenreich über Byzanz bis hin zur Christianisierung<br />

der Völker im Osten und Norden Europas. Karl der Große<br />

und Otto I. nehmen hier eine entscheidende Rolle ein. Dem<br />

gegenüber standen friedliche Missionsinitiativen etwa<br />

durch byzantinische Missionare wie die „Slawenapostel“<br />

Kyrill und Method oder im Falle des „Pommernapostel“<br />

Bischof Otto von Bamberg. Diese Vermischung mit machtpolitischen<br />

Interessen ist der große Themenschwerpunkt<br />

in der Kaiserpfalz.<br />

Wo ist der Endpunkt?<br />

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Da gab es eben<br />

diesen kurzen Zeitraum, wo man im Grunde von Litauen<br />

bis nach Portugal, von Island bis nach Ungarn das Credo<br />

gebetet hat. Diese Spanne bildet den Zeitrahmen: Von Rom<br />

in der Spätantike bis in das zentrale Europa des Spätmittelalters.<br />

Da machen wir dann den Schnitt, obschon uns<br />

bewusst ist, dass diese zeitlichen Grenzen künstlich gesetzt<br />

sind. Denn Christianisierung ist im Prinzip eine „never<br />

ending story“. Jeder getaufte Christ ist aufgerufen, Zeugnis<br />

zu geben von seinem Glauben und damit „auf Sendung“.<br />

Das berührt sehr aktuelle Fragen: Welchen Stellenwert<br />

haben die christlichen Wurzeln für die Identität Europas<br />

heute? Was ist missionarisches Handeln heute? Diesen<br />

Fragen geben wir abschließend in der Städtischen Galerie<br />

Raum, die den entsprechenden Titel: „Quo vadis?“ trägt.<br />

Offensichtlich hat die Idee zu CREDO gezündet. Wie ist<br />

sie entstanden?<br />

In ihren Anfängen schon, als die Canossa-Ausstellung<br />

noch lief. Insbesondere von archäologischer Seite sind<br />

in den letzten 20 Jahren wesentliche neue Befunde und<br />

Erkenntnisse zum Thema, dem Übergang von den gentilen<br />

Religionen zum Christentum erbracht worden. Meine Mitarbeiterin,<br />

Frau Dr. Ruhmann, die vom Fach ist und den<br />

Forschungsstand überblickt, brachte den Stein ins Rollen,<br />

den wir dann ab 2008 in langen Konzeptionssitzungen im<br />

Beirat geschliffen und zum Karfunkel gemacht haben. <strong>Der</strong><br />

Gedanke, sich mit der Mission zu befassen, wurde dabei<br />

immer wieder auf den Prüfstand gestellt, etwa vor der Frage,<br />

ob sich so etwas überhaupt machen lässt. Die sehr positiven<br />

Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen von Irland<br />

und England bis nach Skandinavien, von Frankreich, Italien<br />

bis zu den Ländern Osteuropas, und ihre Bereitschaft<br />

zur Kooperation haben uns schließlich bestärkt, diese Idee<br />

in die Tat umzusetzen. Namentlich zu nennen ist hier<br />

Prof. Lutz von Padberg, der als Mittelalter-Historiker und<br />

Bonifatius-Spezialist in seinen Publikationen das Thema<br />

erstmals im Zusammenhang konturiert hat. Zu nennen ist<br />

auch Prof. Egon Wamers vom Archäologischen Museum<br />

in Frankfurt, der uns die Wege in die großen europäischen<br />

Sammlungen geebnet hat. Die Reaktion in der Fachwelt<br />

war überaus positiv: „Endlich macht jemand Christianisie-<br />

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