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BADEN-WÜRTTEMBERG - Hartmannbund

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2 / Juni 2013 1<br />

<strong>BADEN</strong>-<strong>WÜRTTEMBERG</strong><br />

AKTUELL<br />

Der neu gewählte baden-württembergische Vorstand: v.l. Dr. Uwe Mauz, Dr. Friedrich Gagsteiger, Klaus Rinkel,<br />

Dr. Peter Napiwotzky, Dr. Michael Viapiano, Christian Wunschik, Fabian Schlaich (es fehlt: Marc Kuben)


2<br />

Klaus Rinkel<br />

Vorsitzender des Landesverbandes BW<br />

Liebe Hartmannbündler, liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen,<br />

der diesjährige Ärztetag in Hannover<br />

war von langen heftigen Diskussionen<br />

geprägt. Erfreulicherweise wurde eine<br />

tragfähige Basis für ambulante Abschnitte<br />

in der ärztlichen Weiterbildung<br />

gefunden. Ein klares Signal für die<br />

Bedeutung der ambulanten Medizin<br />

wurde gesetzt und Voraussetzungen für<br />

eine adäquate Honorierung in der<br />

Weiterbildungsphase wurden geschaffen.<br />

Alle ärztlichen Verbände in diesem<br />

Bereich sollten eng zusammenarbeiten,<br />

um optimale Lösungen für unsere angestellten<br />

Kolleginnen und Kollegen in<br />

der ambulanten Medizin zu finden. Eine<br />

Verhandlungsführung, bei der Partikularinteressen<br />

in den Vordergrund treten,<br />

wäre der falsche Weg. Tarifliche Regelungen<br />

müssen gute und den Wünschen<br />

junger Ärztinnen und Ärzte gerecht<br />

werdende Arbeitsrahmenbedingungen<br />

gewährleisten und eine leistungsadäquate<br />

Honorierung sicherstellen.<br />

Die Erfahrungen in der Tarifverhandlung<br />

für Ärztinnen und Ärzte in<br />

Kliniken und - teilweise - im öffentlichen<br />

Dienst müssen einfließen, werden aber<br />

für erfolgreiche Abschlüsse allein nicht<br />

ausreichen. Wir stehen regional, wie<br />

auf Bundesebene, als Schnittstellenübergreifende<br />

Partner zur Verfügung.<br />

In diesem Rahmen werden wir uns<br />

noch intensiver mit der Frage angemessener<br />

Honorare der Vertragsärzte<br />

und einer zeitgemäßen GOÄ-Struktur<br />

beschäftigen müssen. Hier wird eine<br />

sehr enge Zusammenarbeit von ärztlichen<br />

Verbänden und Fachgesellschaften<br />

erforderlich sein. Wir müssen noch<br />

deutlich klarer herausarbeiten, was<br />

ärztliche Leistung unter Berücksichtigung<br />

fachlicher Qualifikation, Erfahrung,<br />

Organisationsleistung, Fallmengen,<br />

Verantwortung für den Diagnostikund<br />

Behandlungsprozess wert ist. Daran<br />

müssen sich Honorierungen orientieren.<br />

Es müssen als weitere Säule<br />

auch die Investitionsleistungen für Praxis<br />

und technische Einrichtungen bewertet<br />

werden. Die Leistungen in der<br />

Patientenversorgung müssen sich im<br />

Honorar abbilden.<br />

Mit unseren Studierenden werden wir<br />

weiter für eine Bezahlung im PJ kämpfen.<br />

Es geht hier nicht um einen Wettlauf<br />

und Anreiz zu immer höheren Monatsvergütungen:<br />

die Bezahlung soll<br />

sich einheitlich auf die im Gesetz vorgegebenen<br />

597 € einpendeln. Der<br />

Wettbewerb der Kliniken muss über die<br />

Qualität der Ausbildung im PJ laufen.<br />

Die Universitäten dürfen ihre Monopolstellung<br />

in der Zulassung von PJ-<br />

Krankenhäusern und in der Zuordnung<br />

der Studierenden nicht ausnutzen, die<br />

Vergütung des PJ nieder zu halten. PJ-<br />

Studierende sind keine günstigen Arbeitskräfte<br />

für die Krankenhäuser. Sie<br />

arbeiten zum Erwerb praktischer Erfahrungen<br />

unter qualifizierter und kollegialer<br />

Anleitung in den Abteilungen der<br />

Klinken. Wir werden dies in besonderem<br />

Maße verfolgen und bei Bedarf mit<br />

Blitzumfragen Missstände rasch aufdecken<br />

und öffentlich machen.<br />

Das Projekt „Krankenhauspreis des<br />

<strong>Hartmannbund</strong>es“ tritt in die Endphase<br />

ein. Wir suchen das „Zeitgerechte<br />

Krankenhaus“, das bundesweit am<br />

vorbildlichsten den Wünschen und<br />

Anforderungen einer modernen Ärztegeneration<br />

entspricht. Wir wissen aus<br />

vergangenen Umfragen, dass zunehmend<br />

die Arbeitsbedingungen, die<br />

Möglichkeit der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf, planbare Arbeitszeiten<br />

und ähnliche Kriterien den Ausschlag<br />

bei der Auswahl eines Krankenhauses<br />

als neuem Arbeitgeber geben.<br />

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir<br />

die sehr gute Qualität einer Vielzahl von<br />

Krankenhäusern in Baden-Württemberg<br />

durch Preise in diesem Wettbewerb<br />

repräsentieren könnten. Liebe Krankenhausverantwortlichen,<br />

bewerben<br />

Sie sich, liebe Leserinnen und Leser,<br />

sprechen Sie bitte Krankenhäuser auf<br />

diese hervorragende Chance zur guten<br />

Präsentation an.<br />

In den nächsten Wochen werden wir<br />

eine kurze und heiße Phase des Bundestagswahlkampfes<br />

erleben. Wir messen<br />

die Parteien daran, mit welchem<br />

Ernst sie eine qualitativ hochwertige<br />

medizinische Versorgung der Bevölkerung,<br />

speziell der kranken Menschen,<br />

erhalten und eine gesellschaftlich akzeptierte<br />

und belastbare Finanzierungsbasis<br />

schaffen wollen. Für die<br />

gute medizinische Versorgung in<br />

Deutschland müssen die Gesundheitsberufe<br />

angemessen bezahlt werden<br />

und die Patientenautonomie darf nicht<br />

einer Einheitsversicherung geopfert<br />

werden. Diskutieren wir dies vor Ort mit<br />

den Kandidatinnen und Kandidaten und<br />

lassen uns nicht von Floskeln wie<br />

„Zweiklassenmedizin“ irritieren. In<br />

Deutschland haben wir einen schnellen<br />

und wenig reglementierten Zugang zu<br />

einer hochwertigen medizinischen Versorgung<br />

für die gesamte Bevölkerung.<br />

Geben wir dies nicht politischen Experimenten<br />

preis!<br />

Mit besten Grüßen<br />

Klaus Rinkel


3<br />

Leitantrag - Vertrauen ist die entscheidende Basis für gute Gesundheitsversorgung<br />

Gesetze und Richtlinien im Gesundheitswesen müssen sich<br />

an der realen Verbesserung der Situation von Patientinnen<br />

und Patienten messen lassen.<br />

Das hohe und wohlbegründete Vertrauen in die medizinische<br />

Versorgung in Deutschland spiegelt sich in der jährlichen<br />

Bewertung von Berufen in Umfragen wider. Feuerwehr und<br />

Ärzteschaft stehen seit Jahren an der Spitze in Ansehen und<br />

Vertrauen. Im Alltag wenden sich die Menschen mit ihren<br />

Gesundheitsproblemen in hohem Umfang an Ärztinnen und<br />

Ärzte.<br />

Wir wollen gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen in<br />

Baden-Württemberg die Versorgungssysteme auf dem hohen<br />

Niveau erhalten und weiterentwickeln. Vertrauen kann aber<br />

nicht gesetzlich geregelt werden, sollte aber auch nicht leichtfertig<br />

untergraben werden.<br />

Daher muss im Interesse der gesunden und der kranken<br />

Menschen Tendenzen entgegengewirkt werden, die Tätigkeit<br />

der Ärzteschaft aus politischen oder publizistischen Gründen<br />

zu diskreditieren.<br />

Begründung:<br />

Im Pflegeneuausrichtungsgesetz und im Patientenrechtegesetz<br />

dominieren erneut organisatorische Festlegungen mit<br />

bürokratischen Effekten.<br />

Es gibt Fristen für Antragsbearbeitung, Zugangsregelungen<br />

für die Akteneinsicht, Festlegungen für die Beweislast bei<br />

Behandlungsfehlern. Teilweise ist das Richterrecht und die<br />

gelebte Praxis jetzt in Gesetzesformeln gefasst worden.<br />

Wir unterstützen Grundsätze dieser gesetzlichen Festlegungen,<br />

da eine höhere Rechtssicherheit für alle Beteiligten<br />

erreicht wird. Weitere Verbesserungen in der Versorgung<br />

sind immer anzustreben. Im Fokus müssen Risikominimierung<br />

in Diagnostik und Behandlung, die Qualität in Aus- und<br />

Weiterbildung von Ärzten und Therapeuten, Verteilungsgerechtigkeit,<br />

aber auch das Recht auf individuelle Behandlung<br />

und adäquate Terminplanung sowie Transparenz im Gesundheitswesen<br />

stehen. Keinesfalls darf aber mehr Bürokratie und<br />

Dokumentationszwang zu einer Verschlechterung der Patientenversorgung<br />

beitragen. Die erforderlichen Mehraufwendungen<br />

für Kommunikation mit den Patienten und die vermehrte<br />

Dokumentation müssen den Ärztinnen und Ärzten adäquat<br />

vergütet werden.<br />

Der Bedarf an ärztlicher, therapeutischer und pflegerischer<br />

Kapazität nimmt zu, die verfügbaren Ressourcen sinken.<br />

Konzentrieren wir uns auf das für die Gesundheitsversorgung<br />

Entscheidende. Hier steht an erster Stelle die Diagnostik und<br />

Behandlung kranker Menschen und die Verhinderung von<br />

drohenden Erkrankungen mit anerkannten und wissenschaftlich<br />

gesicherten Methoden. Das erreichte hohe Behandlungsund<br />

Versorgungsniveau muss erhalten bleiben. Die aktuell<br />

gute Finanzlage im Gesundheitsfonds lässt rasche weitere<br />

Verbesserungen in der Patientenversorgung zu.<br />

Generell muss aber die Finanzierung der solidarischen<br />

Gesundheitsversorgung offen und ohne ideologische Einengung<br />

diskutiert werden.<br />

In diesem Kontext dürfen keine Fragen tabuisiert werden:<br />

• Orientiert sich Wettbewerb an den Interessen der Gesunden<br />

oder dem Behandlungsbedarf der Kranken?<br />

• Bildet der Pflegebegriff in der sozialen Pflegeversicherung<br />

noch die erforderliche Basis für die Teilfinanzierung des<br />

pflegerischen Hilfebedarfs?<br />

• Bestimmt die Lohnnebenkostenproblematik den Umfang<br />

zur Verfügung stehender Versorgung?<br />

• Wo liegen die Leistungsgrenzen des solidarischen Versorgungssystems?<br />

Editorial<br />

Rinkel 2 Studierende 17<br />

Landesversammlung 3-9 Aufgaben der Ärztekammern 18<br />

Leitantrag 3 Impressum 18<br />

Statements 6-8 Reisemedizin 19<br />

Wahlergebnisse 9 Ratespaß 20<br />

DÄT 10 Patientenrechtegesetz 21<br />

Ostrach 10<br />

Gesundes Frühstück 11 Kunst 21<br />

Treffen mit Minister Hermann 12 Seniorenausschuss 22<br />

Pharmaindustrie trifft Ärzteschaft 13 Happy birthday 23<br />

Zeitzeugen 14-15 Seminare 24<br />

LV Bayern 16-17<br />

Inhalt


Landesversammlung<br />

4


Landesversammlung<br />

5<br />

Nürtingen 2013<br />

Nürtingen empfing uns zum 3. Mal in Folge zu unserer Landesdelegiertenversammlung.<br />

Thaddäus Kunzmann, MdL,<br />

Mitglied im Sozialministerium des Landtages und Kandidat<br />

des Wahlkreises Nürtingen überbrachte Grüße des Oberbürgermeisters<br />

Otmar Heirich, des Fraktionsvorsitzenden der<br />

CDU, Peter Hauk sowie Stefan Teufels, MdL.<br />

Im Mittelpunkt der öffentlichen Veranstaltung stand die Podiumsdiskussion<br />

zum Thema Patientenrechtegesetz. Im intensiven<br />

Dialog standen auf dem Podium Dr. Clever, Präsident<br />

der Landesärztekammer BW, Frau Dr. Nill, unabhängige<br />

Patientenvertretung, Prof Dr. Fangerau, Medizinethiker-<br />

Institut für Geschichte, Theorie und Ethik in der Medizin,<br />

Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung BW, Jochen<br />

Haussmann, Sprecher für Arbeit und Sozialordnung, Familie,<br />

Frauen und Senioren, FDP-Landtagsfraktion und Florian<br />

Wahl, Gesundheits-, Sucht- und Jugendpolitischer Sprecher,<br />

SPD-Landtagsfraktion. Moderiert von Klaus Rinkel entwickelten<br />

sich gemeinsame Linien zu den Vor- und Nachteilen<br />

dieses Gesetzes. Wichtige Beiträge kamen aus den Reihen<br />

der Landesdelegierten.<br />

Einhellig wurde die hohe Bedeutung des Vertrauensverhältnisses<br />

in der Arzt-Patienten-Beziehung betont. Einige Podiumsteilnehmer<br />

konnten wir zu einem Statement für unseren<br />

Newsletter bewegen, so dass Sie Aspekte der Diskussion<br />

nachvollziehen können. Unser Leitantrag unterstreicht die<br />

Chancen und Risiken von Eingriffen in das Arzt-<br />

Patientenverhältnis.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Wahl im Landesverband:<br />

Die Delegierten bestätigten Klaus Rinkel einstimmig im Amt<br />

des Landesvorsitzenden und wählten Dr. Peter Napiwotzky<br />

zu seinem Stellvertreter. Dr. Klaus Baier hatte sich nach<br />

langjähriger Mitarbeit im Vorstand zurückgezogen.<br />

In seiner Rede ging Klaus Rinkel auf Themen der aktuellen<br />

Gesundheitspolitik ein. Hier einige Auszüge:<br />

Versicherung<br />

Die Bürgerversicherung löst kein einziges Problem unseres<br />

Gesundheitssystems und ist sicher nicht die versprochene<br />

Antwort auf die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft<br />

und den technischen Fortschritt in der Medizin. Die<br />

einmalige Chance einer Rücklagenbildung in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung wird trotz hoher Beitragsüberschüsse<br />

von den politisch Verantwortlichen vertan. Das einzige<br />

Versicherungsmodell mit Rückstellungen und stärkerer<br />

Einbindung der Versicherten in die Verantwortung - die private<br />

Krankenversicherung - soll geschwächt oder zerschlagen<br />

werden. Freie Arztwahl und Therapiefreiheit sind mit dem<br />

Modell der Bürgerversicherung schwer zu vereinbaren. Für<br />

wichtige Neuordnungen in der solidarischen Krankenversicherung<br />

- dies wären klare und transparente Regeln für den<br />

Leistungskatalog und Eigenbeteiligungen - ist derzeit keine<br />

politische Partei zu begeistern. Unser Credo: „In der Krankenversicherung<br />

soll der Bürger Entscheidungsfreiheit haben<br />

und keine Einheitsversicherung mit Einheitsversorgung auf<br />

niedrigem Niveau aufgezwungen bekommen!“<br />

Studierende<br />

Erfolgreich hat der Verband mit der größten Studierenden-<br />

gruppe in die Strukturierung des Studiums eingegriffen. Das<br />

„dritte Pflichttertial“ ist verhindert, jetzt steht eine klare Regelung<br />

der Vergütung im PJ auf der Agenda. Es muss eine<br />

bundesweit gleichhohe Vergütung angestrebt werden, um<br />

einen Wettbewerb über Geld zu verhindern. Die 597€ können<br />

hier eine Verhandlungsbasis sein. Im Fokus steht auch die<br />

Praxisferne des Studiums und die zu geringe Vorbereitung<br />

auf die ambulante Versorgungsrealität. Nicht Zwangsregelungen<br />

nach dem Studium sind der richtige Weg, sondern<br />

praxisorientierte Studiengestaltung, u.a. mit Lehrstühlen für<br />

Allgemeinmedizin an jeder Universität. Die Vorbereitung auf<br />

die Behandlung von Patienten müsse vorrangiges Studienziel<br />

sein und nicht der wissenschaftliche Erfolg. Nur auf diesem<br />

Weg wird eine Lösung der Nachwuchsprobleme bei Hausärzten<br />

und einigen Facharztgruppen (z.B. Kinderärzten) erreicht.<br />

Arztbild<br />

Die Lebensplanung der jungen Kolleginnen und Kollegen<br />

lässt eine deutliche Veränderung in den Arbeitsgestaltungen<br />

erwarten. Sehr hoch ist bei den Studierenden der Anteil, der<br />

in den nichtkurativen Bereich abwandert oder eine Tätigkeit<br />

im Ausland realistisch ins Auge fasst. Das Interesse an einer<br />

Tätigkeit im ländlichen Raum ist selbst unter den Studierenden<br />

aus diesen Regionen gering. Die Bereitschaft, sich mit<br />

unbezahlten Überstunden und wenig planbarer Arbeitszeit<br />

abzufinden, geht deutlich zurück. Die Qualität der Arbeit ist<br />

ein hohes Anliegen. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist<br />

ein entscheidender Punkt für die Arbeitsplatzwahl, der Verdienst<br />

allein ist kein entscheidender Beweggrund. Nehmen<br />

wir dies als Leitfaden für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen<br />

in Klinik und Praxis.<br />

Pflegeneuausrichtungsgesetz<br />

Hier ist die Beratung der Antragsteller durch die Pflegekassen<br />

und die verpflichtende Aussage in der Begutachtung zu<br />

einem Rehabilitationsbedarf festgeschrieben. Die Rehabilitation<br />

könnte eingeleitet werden, ohne dass der Hausarzt informiert<br />

wird.<br />

Patientenrechtegesetz (PRG)<br />

Im neuen PRG sind viele Details geregelt. Es gibt Fristen für<br />

Antragsbearbeitung, Zugangsregelungen für die Akteneinsicht,<br />

Festlegungen für die Beweislast bei Behandlungsfehlern.<br />

Hier ist teilweise gelebte Praxis in Gesetzesformeln<br />

gefasst worden. In weiten Teilen können wir dem bedenkenlos<br />

folgen; kritisch ist allerdings die Botschaft in Kommentaren<br />

und politischen Statements zum Gesetz zu bewerten,<br />

dass Regelverstöße der Ärzteschaft das Gesetz erfordert<br />

hätten. Als Bestätigung werden regelhaft Einzelfälle angeführt.<br />

Das wichtige Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und<br />

Patient wird durch die mediale Berichterstattung und die<br />

pünktlich zu Eröffnungen von Ärztetagen veröffentlichten<br />

Studien von Krankenkassen zu ärztlichen Fehlleistungen<br />

systematisch beschädigt. Durch das Gesetz werden hier<br />

keine Abhilfe und kein Vertrauen geschaffen.<br />

Öffentliche Meinung<br />

Unter allen Berufsgruppen genießen Ärzte gemeinsam mit<br />

Feuerwehrleuten das höchste Ansehen in der Bevölkerung.<br />

Liegt hier der Ärger der weniger angesehenen Berufe (u.a.<br />

Politiker) begründet? Auf den Spitzenplätzen wollen wir uns


Landesversammlung<br />

6<br />

aber nicht ausruhen. Wir plädieren für eine Stärkung der<br />

Rechte unserer Selbstverwaltung in der Verfolgung von korruptem,<br />

betrügerischem und gefährdendem ärztlichen Handeln.<br />

Die Patienten und die Bevölkerung müssen vor schwarzen<br />

Schafen geschützt werden. Wir werden unberechtigten<br />

Generalanklagen der Ärzteschaft entschieden entgegentreten.<br />

Bonussysteme<br />

Endgültig muss Zielvereinbarungen, Bonussystemen und<br />

leistungsorientierter Vergütung in Kliniken, aber auch medizinischen<br />

Versorgungszentren ein Schlusspunkt gesetzt werden,<br />

wenn sie sich nicht ausschließlich an der Behandlungsqualität<br />

orientieren. Behandlungsentscheidungen, Auswahl<br />

von Endoprothesen, Operationszahlen dürfen nicht von Boni<br />

beeinflusst werden. Wir sind als Freiberufler in der Entscheidung<br />

dem Patientenwohl verpflichtet und werden diese Werte<br />

nicht ökonomischen Aspekten unterordnen.<br />

Honorare<br />

Bei Honorarfragen fokussieren sich vor allem die Medien auf<br />

die ärztliche Einnahmenseite, die Bedeutung für die Praxismitarbeiterinnen<br />

und –mitarbeiter geht unter. Vom Honorar<br />

der Ärzte werden aber die Gehälter und Sozialabgaben aller<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Fortbildungen, die Arbeitsplatzausstattungen<br />

und natürlich der komplette Praxisbetrieb<br />

bezahlt. Die Arztpraxis oder das MVZ werden von der<br />

Politik nicht als Arbeitgeber auf Augenhöhe wahrgenommen.<br />

Bei ca. 400.000 nichtärztlichen Arbeitsplätzen in Arztpraxen<br />

(statistisches Bundesamt, Wert für 2010) ist dies nicht verständlich.<br />

Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu einer<br />

qualitativ hochwertigen Behandlung und Versorgung von<br />

Patienten beitragen, können eine gute Bezahlung erwarten.<br />

Wir müssen klar machen, dass es in unseren Verhandlungen<br />

und Aktivitäten nicht primär um mehr Geld für Ärzte geht,<br />

sondern um eine finanzielle Ausstattung, die eine hochwertige<br />

medizinische Versorgung der Bevölkerung ermöglicht. Wir<br />

übernehmen als Ärzte die primäre Verantwortung für die<br />

Betreuung und Behandlung unserer Patientinnen und Patienten<br />

und stellen uns objektiven Beurteilungen.<br />

Statements zur Podiumsdiskussion<br />

Am Anfang hieß es noch „Patientenschutzgesetz“ – nach<br />

dem Motto, Patienten sind vor Ärzten zu schützen. Der Patientenbeauftragte<br />

der derzeitigen Bundesregierung, Wolfgang<br />

Zöller MdB ließ dann von diesem unseligen Wort ab – seither<br />

heißt es Patientenrechtegesetz.<br />

Das Entscheidende im Verhältnis von Heilkundigem und<br />

Linderung suchendem Menschen, zwischen Arzt und Patient,<br />

ist das Vertrauen. Vertrauen im Verhältnis der beiden ist die<br />

Grundlage für den Behandlungsvertrag: wenn Vertrauen<br />

fehlt, wird der Behandlungsvertrag zu einem völlig falsch<br />

verstandenen Werkvertrag, der nicht für Fragen rund um<br />

Krankheit und Genesung gelten kann: eine Garantie auf Gesundung<br />

gibt es nicht. Denn wir Menschen sind keine Autos,<br />

und unsere Praxen und Kliniken sind keine Autoreparaturwerkstätten.<br />

Ohne das Vertrauen seines Patienten würde<br />

auch der engagierteste Arzt nichts ausrichten können.<br />

Insofern war es für die Bundesregierung wichtig, das Patientenrechtegesetz<br />

nicht als ein Gesetz gegen Ärzte und zum<br />

vermeintlichen Schutz von Patienten vor ihnen zu formulieren,<br />

wie manche Änderungsanträge vor allem aus einzelnen<br />

Bundesländern es zur Folge gehabt hätten. Dass nunmehr<br />

der Patient gewissermaßen in einem einzigen Paragraphen<br />

des Bürgerlichen Gesetzbuches, nämlich dem § 630, selber<br />

nachlesen kann, ohne dass er sich gleich über seine Rechte<br />

von einem Anwalt beraten lassen muss, hat sicher eine vereinfachende,<br />

erleichternde Funktion. Bislang waren, wie oft<br />

betont wurde, Gerichtsurteile – eben das gesprochene Recht<br />

– praktisch nur für den Spezialisten zugänglich.<br />

Dass auch Ärzte und Ärztinnen durch Behandlungsfehler<br />

massiv unter Druck geraten, ist ein selten vorkommendes<br />

Ereignis. Ein tatsächlicher oder vermeintlicher Behandlungsfehler<br />

kommt dabei häufig durch<br />

Umstände, Zeitdruck, menschlich<br />

nachvollziehbare Unwägbarkeiten<br />

oder durch medizinische Besonderheiten<br />

zustande. Dann ist keineswegs<br />

nur der Patient als der Hauptgeschädigte<br />

betroffen, sondern der<br />

mit bester Intention handelnde, aktive<br />

Arzt fühlt sich massiv belastet. Nicht<br />

nur schlaflose Nächte, sondern Praxis-<br />

oder Positionsaufgabe und damit<br />

existenzielle Bedrohung und menschlicher Rückzug führen<br />

zu einem Knick in der ärztlichen Biographie. Dies ist ein Bereich,<br />

um den sich die Selbstverwaltung der Ärzte zukünftig<br />

mehr kümmern sollte. Dass von ärztlicher Seite und aus<br />

ärztlichen Institutionen heraus (anonyme) Fehlermeldesysteme<br />

oder kollegiale Peer Review-Systeme entwickelt werden,<br />

auf die das Patientenrechtegesetz auch schon Bezug<br />

nimmt und diese in bestimmten Bereichen nun zwingend<br />

sogar zu implementieren verlangt, ist ein Aspekt, der von uns<br />

Ärzten als durchaus hilfreich angenommen wird.<br />

Ärgerlich bleibt vor allem der Aspekt, dass der Mehraufwand<br />

des Gesetzes hinsichtlich zeitlichem Aufwand und Dokumentation<br />

ausnahmslos bei den Ärztinnen und Ärzten verbleibt –<br />

ohne jeglichen Zeit- oder Honorarausgleich dafür. Die Formulierung<br />

am Ende des Gesetzes, als es in den Bundestag zur<br />

Verabschiedung eingebracht wurde und wo nach den Kosten<br />

gefragt wird, hieß: „Entstehende Kosten – keine.“ – Das ist<br />

allerdings fern jeglicher Wahrheit, wie jeder von uns aus<br />

eigener, täglicher Erfahrung weiß.<br />

Dr. Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer<br />

Baden-Württemberg


7<br />

Landesversammlung<br />

Das Patientenrechtegesetz der schwarz-gelben Bundesregierung<br />

hat nach jahrzehntelangen Diskussionen weite Teile der<br />

bisherigen Rechtsprechung in Gesetzesform überführt. Leitbild<br />

ist der mündige Patient. Patientinnen und Patienten müssen<br />

verständlich und umfassend informiert werden. Bei all<br />

den Diskussionen um Gesetze müssen wir den Blick jedoch<br />

auf die konkrete Lebenswirklichkeit lenken. Und hier ist es<br />

mir als FDP-Gesundheitspolitiker von zentraler Wichtigkeit,<br />

das Vertrauensverhältnis zwischen Ärztin und Arzt auf der<br />

einen Seite und Patientin und Patient auf der anderen Seite<br />

zu stärken und nicht etwa zu erschüttern. Diskussionsprozesse,<br />

wie sie von der Opposition im Bundestag in Gestalt<br />

der Forderung nach einer vollen Beweislastumkehr erhoben<br />

werden, sind aus meiner Sicht schädlich. Amerikanische<br />

Verhältnisse einer „Arztabsicherungs- und Verwaltungsbürokratie“<br />

brauchen wir im deutschen Gesundheitswesen nicht.<br />

Hier würden völlig falsche Signale gesetzt und nach meiner<br />

Meinung auch das Ansehen der Ärztinnen und Ärzte in Gefahr<br />

gebracht. Wir wollen eine Fehlervermeidungskultur in der<br />

Medizin erreichen. Regelmäßig wird durch die Ärztinnen und<br />

Ärzte unter großem Einsatz Hervorragendes geleistet. Leider<br />

kommt es überall, wo Menschen am<br />

Werk sind, auch in seltenen Fällen zu<br />

Fehlern. Gleichwohl wollen wir dennoch<br />

gerade nicht, dass Ärztinnen<br />

und Ärzte praktisch ohne mehrfache<br />

rechtliche Absicherung und noch<br />

erheblicheren bürokratischen Aufwand<br />

als bisher gar nicht mehr in der<br />

Lage sind, sich um das zu kümmern,<br />

was ihre elementare Aufgabe ist. Die<br />

Berufszufriedenheit der Ärztinnen und<br />

Ärzte ist ebenfalls ein wichtiger Garant der Patientenrechte.<br />

Wer zufrieden ist, arbeitet motivierter und sorgfältiger. Ich bin<br />

der Meinung, dass mit dem Patientenrechtegesetz unter<br />

Handschrift unseres FDP-Bundesgesundheitsministers Daniel<br />

Bahr ein gelungener Ausgleich verschiedener Interessenlagen<br />

gelungen ist.<br />

Jochen Haußmann MdL, stv. Fraktionsvorsitzender und<br />

gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion der FDP/DVP<br />

im Landtag von Baden-Württemberg<br />

Patientenrechtegesetz aus Patientensicht<br />

Aus Patientensicht ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass die<br />

durch Rechtssprechung etablierten Patientenrechte nun in<br />

einen Gesetzestext gegossen wurden.<br />

Der Geltungsbereich der Regelung erstreckt sich auf alle<br />

medizinischen Behandlungen, nicht nur auf die von Ärzten:<br />

Aufklärungen bei medizinischen Eingriffen müssen nun<br />

schriftlich und mündlich erfolgen und den Patienten muss<br />

unaufgefordert eine Kopie der unterschriebenen Einwilligungen<br />

ausgehändigt werden. Das ist hilfreich, denn so können<br />

Patienten, die nicht explizit nach einer Kopie gefragt haben,<br />

auch später die Inhalte der Aufklärung nachvollziehen.<br />

Wird eine Patientenakte geändert, muss der ursprüngliche<br />

Eintrag sichtbar bleiben. Diese Regelung sorgt für mehr<br />

Transparenz und kann Missverständnissen vorbeugen.<br />

Für eingegangene Verträge, z.B. Einschreibung in ein Hausarztmodell,<br />

ist ein zweiwöchiges Widerrufsrecht vorgesehen.<br />

Patienten können demnach in Ruhe noch einmal über die<br />

Vor- und Nachteile nachdenken und – falls die Unterschrift<br />

voreilig geleistet wurde – dies wieder korrigieren.<br />

Positiv zu bewerten ist auch, dass Krankenkassen schneller<br />

über zu bewilligende Leistungen entscheiden müssen: Innerhalb<br />

von drei bzw. fünf Wochen müssen sie eine Entscheidung<br />

mitteilen oder zumindest die Patienten darüber informieren,<br />

dass sich die Entscheidung verzögert. Kommt die<br />

Krankenkasse ihren Verpflichtungen nicht nach, haben Patienten<br />

die Möglichkeit, sich die erforderlichen Leistungen zu<br />

Lasten der Krankenkassen selbst zu<br />

beschaffen.<br />

Bei vermuteten Behandlungsfehlern<br />

sind die Krankenkassen nun in der<br />

Pflicht, Patienten zu unterstützen.<br />

Auch Behandler müssen unaufgefordert<br />

über Behandlungsfehler aufklären,<br />

sofern sich diese auf die Gesundheit<br />

auswirken, spätestens aber auf Nachfrage<br />

des Patienten.<br />

Krankenhäusern wurden mehr Pflichten in Bezug auf Sicherheit<br />

auferlegt, sie müssen außerdem ein Beschwerdemanagement<br />

einrichten.<br />

Für Patientenvertreter ist mehr Beteiligung vorgesehen.<br />

Die Einsicht in die Patientenakte kann nun nicht nur bei psychiatrischen<br />

Diagnosen verweigert werden, dadurch darf das<br />

Recht der Patienten auf Akteneinsicht jedoch keinesfalls<br />

untergraben werden. Unbefriedigend bleibt auch der Bereich<br />

der Behandlungsfehler. In skandinavischen Ländern beispielsweise<br />

werden Behandlungsfehler weniger abhängig<br />

vom konkreten ärztlichen Fehler sondern durch einen Pool<br />

gelöst, aus dem Patienten, die einen Schaden durch das<br />

Gesundheitssystem erlitten haben, einen Ausgleich erhalten.<br />

Hier sollte über Alternativen der bestehenden Regelung<br />

nachgedacht werden.<br />

Dr. Julia Nill, unabhängige Patientenvertretung,<br />

Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V.


8<br />

Landesversammlung<br />

Transparenz und Rechtssicherheit beim Thema Patientenrechte<br />

Nach dem Willen der SPD sollen Patientinnen und Patienten<br />

im Fall von mutmaßlichen Behandlungsfehlern künftig gestärkt<br />

und in der Beweisführung unterstützt werden – nicht<br />

aus Misstrauen gegenüber den vielen engagierten Ärztinnen<br />

und Ärzten, sondern um tragischen individuellen Schicksalen<br />

vorzubeugen. Neben einer Zusammenfassung der bisherigen<br />

Rechtslage muss ein modernes Patientenrechtegesetz weitere<br />

Aspekte enthalten, die die Position des Patienten verbessern.<br />

Dabei wäre ein Härtefall-Fonds, wie ihn viele Patientenorganisationen<br />

fordern, eine echte Unterstützung für die<br />

Betroffenen. Überdies streben wir Verbesserungen im Risikomanagement<br />

durch die Einführung eines Melderegisters<br />

für Behandlungsfehler an, was von Beginn an zu deren Vermeidung<br />

beitragen soll. Auch sollte ein besonderes Mediations-<br />

und Schiedsverfahren für Fälle von Arzt- bzw. Krankenhaushaftung<br />

eingerichtet werden.<br />

Eine solche Reform dient damit nicht nur den Versicherten,<br />

die sonst oft lange und teure Gerichtsverfahren durchstehen<br />

müssen und während dieser Zeit keinerlei Hilfe erhalten,<br />

sondern auch den Ärzten durch klare<br />

und transparente Regeln und damit<br />

mehr Rechtssicherheit. Klar ist überdies,<br />

dass Ärzte genügend Zeit für<br />

ihre Patienten haben müssen und<br />

nicht durch unangemessene bürokratische<br />

Hürden von einer optimalen<br />

Behandlung abgehalten werden dürfen.<br />

Gesundheitspolitische Maßnahmen<br />

müssen daher grundsätzlich auf<br />

ihre konkreten Auswirkungen für Ärzte<br />

und Patienten sowie deren Verhältnis geprüft werden. Auch<br />

in diesem Zusammenhang wäre eine enge Vernetzung aller<br />

im System beteiligten Akteure, die etwa durch den von der<br />

baden-württembergischen Landesregierung initiierten<br />

Gesundheitsdialog gewährleistet wird, beispielhaft, um einen<br />

guten Interessenausgleich in der Frage der Patientenrechte<br />

zu erreichen. Die SPD hat dazu umfassende Vorschläge auf<br />

den Tisch gelegt. Das von der Bundesregierung durchgesetzte<br />

Patientenrechtegesetz bietet dagegen weder für die Patienten<br />

noch für die Ärzte substanzielle Verbesserungen.<br />

Florian Wahl, Gesundheitspolitischer Sprecher<br />

der SPD-Landtagsfraktion<br />

(1) Der Patient - nicht der Arzt - ist Inhaber seiner Behandlung.<br />

Die TK verfolgt das Leitbild des souveränen Patienten, der<br />

grundsätzlich über das Maß seiner eigenen Entmündigung in<br />

der Behandlung, die er sich zubilligen möchte, selbst entscheidet.<br />

Grundlage dafür muss faire Aufklärung durch Ärztinnen<br />

und Ärzte sein. Diese Grundhaltung muss in jeder<br />

Phase einer Behandlung für den Patienten unmittelbar spürbar<br />

sein.<br />

(2) Das zentrale Problem liegt in der Kommunikation.<br />

Das relevanteste Patientenrecht ist das Recht auf Kommunikation<br />

und Empathie. Der souveräne Patient will fragen und<br />

gefragt werden, zuhören, verstehen, erneut nachfragen können.<br />

Dafür muss Raum und Zeit gegeben sein, je ernster die<br />

gesundheitliche Fragestellung, desto mehr. Dabei ist der TK<br />

durchaus bekannt, dass oft mangelnde Kommunikations-<br />

Ausbildung der Mediziner und der Kostendruck in der<br />

Gesundheitsversorgung hier vieles erschwert. Und auch<br />

wachsende Sprachprobleme (nicht deutschsprachige Patienten<br />

und Ärztinnen und Ärzte) erhöhen die kommunikativen<br />

Hürden. Trotzdem muss zentraler<br />

Anspruch aller Beteiligter in der<br />

Gesundheitsversorgung sein, die vom<br />

Patienten erwartete Empathie bereitzustellen.<br />

(3) Das Patientenrechte-Gesetz ist<br />

ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.<br />

Das PRG weist inhaltlich in die richtige<br />

Richtung und bemüht sich um eine<br />

Balance zwischen berechtigten, wachsenden Ansprüchen der<br />

Patienten einerseits und der Gefahr eines forensischen<br />

"Overkill" in der Gesundheitsversorgung andererseits. Neben<br />

den einzelnen Bestimmungen des Gesetzes ist es aber vor<br />

allem wichtig, dass wir uns alle auf einen Kulturwandel einstellen:<br />

eine umfassende Fehler- und Fehlervermeidungskultur<br />

in der Gesundheitsversorgung und ein alltäglich ehrlicher<br />

und transparenter Umgang mit eigenen Interessen (z.B. auch<br />

beim Angebot individueller Gesundheitsleistungen).<br />

Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung BW


Landesversammlung<br />

9<br />

Wahlen während der Landesversammlung<br />

Geschäftsführender Vorstand:<br />

Vorsitzender des Landesverbandes: Klaus Rinkel<br />

Stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes:<br />

Dr. Peter Napiwotzky<br />

Finanzbeauftragter: Christian Wunschik<br />

Bezirksvorsitzender Nordbaden: Dr. Michael Viapiano<br />

Bezirksvorsitzender Nordwürttemberg: Dr. Uwe Mauz<br />

Bezirksvorsitzender Südbaden: Marc Kuben<br />

Bezirksvorsitzender Südwürttemberg: Dr. Friedrich<br />

Gagsteiger<br />

Kooptiertes studentisches Mitglied: Fabian Schlaich<br />

Bezirksvorstände:<br />

Nordbaden:<br />

Vorsitzender: Dr. Michael Viapiano<br />

Stellv. Vorsitzender: Dr. Andreas Gabel<br />

1. Beisitzer: Dr. Eckhard Müller<br />

2. Beisitzer: Dr. Wolfram Weinrebe<br />

Nordwürttemberg<br />

Vorsitzender: Dr. Uwe Mauz<br />

Stellv. Vorsitzender: Dr. Markus Müller<br />

1. Beisitzer: Dr. Cathérine Hetzer-Baumann<br />

2. Beisitzer: Dr. Klaus Jürgen Dantz<br />

Südbaden:<br />

Vorsitzender: Marc Kuben<br />

Stellv. Vorsitzende: Petra Sybille Nothhelfer<br />

1. Beisitzer: Christian Wunschik<br />

2. Beisitzer: Dr. Richard Josef Großkinsky<br />

Südwürttemberg:<br />

Vorsitzender: Dr. Friedrich Gagsteiger<br />

Stellv. Vorsitzender: Michael De Giacomo<br />

1. Beisitzer: Dr. Walter Spengler<br />

2. Beisitzer: Dr. Dieter W. Jungmann<br />

Delegierter zum Gesamtvorstand: Christian Wunschik<br />

Stellv. Delegierter zum Gesamtvorstand: Dr. Michael<br />

Viapiano<br />

Delegierte zur Hauptversammlung:<br />

Dr. Friedrich Gagsteiger<br />

Dr. Michael Viapiano<br />

Dr. Cathérine Hetzer-Baumann<br />

Marc Kuben<br />

Dr. Markus Müller<br />

Dr. Melanie Sax<br />

Dr. Roland Quast<br />

Stellv. Delegierte zur Hauptversammlung:<br />

Christian Wunschik<br />

Dr. Peter Napiwotzky<br />

Dr. Wolfgang Miller<br />

Klaus Rinkel<br />

Michael De Giacomo<br />

Dr. Andreas Gabel<br />

Dr. Dietmar Straub<br />

Arbeitskreise<br />

AK I:<br />

Vorsitzender: Dr. Peter Napiwotzky<br />

Stellv. Vorsitzende: Dr. Cathérine Hetzer-Baumann<br />

AK II:<br />

Vorsitzender: Dr. Uwe Mauz<br />

Stellv. Vorsitzender: Dr. Peter Holzrichter<br />

AK III:<br />

Vorsitzender: Klaus Rinkel<br />

Stellv. Vorsitzende: Dr. Sylvia Steingaß<br />

AK IV:<br />

Vorsitzender: Marc Kuben<br />

Stellv. Vorsitzende: Dr. Melanie Sax<br />

AK V:<br />

Vorsitzender: Dr. Markus Müller<br />

Stellv. Vorsitzender: Michael De Giacomo<br />

Ausschüsse:<br />

Finanzausschuss:<br />

Erwin Jugel<br />

Dr. Annemarie Trost<br />

Dr. Andreas Ullrich<br />

Medizinstudierende:<br />

Vorsitzender: Fabian Schlaich<br />

Ärztinnen:<br />

Vorsitzende: Dr. Cathérine Hetzer-Baumann<br />

Stellv. Vorsitzende: Dr. Annemarie Trost<br />

Ambulantes Operieren:<br />

Vorsitzender: Dr. Wolfgang Miller<br />

Senioren:<br />

Vorsitzender: Prof. Dr. Jürgen Kult<br />

Berufspolitischer Ausschuss:<br />

Vorsitzender: Klaus Rinkel<br />

Umwelt:<br />

Vorsitzender: Dr. Ekkehard Horowski<br />

Folgende, bisher unbesetzte Kreise konnten während<br />

der Landesversammlung kommissarisch besetzt werden:<br />

Baden-Baden/Rastatt: Dr. Michael Viapiano<br />

Freudenstadt: Dr. Eckhard Müller<br />

Ludwigsburg: Dr. Andreas Ullrich<br />

Neckar-Odenwald: Dr. Wilhelm Freiherr von Lamezan<br />

Ortenau: Marc Kuben<br />

Rottweil: Christian Wunschik<br />

Schwäbisch Hall: Dr. Sylvia Steingaß<br />

Tuttlingen: Christian Wunschik<br />

Ulm: Klaus Rinkel<br />

Waldshut: Dr. Eva-Maria Tietz


10<br />

Deutscher Ärztetag 2013 –<br />

Ein Ärztetag wie jeder andere?<br />

Die Antragsflut, lange Rednerlisten, taktische Anträge könnten<br />

es erwarten lassen. In der Realität ist aber Neues zu<br />

berichten: Der Ärztetag 2013 hat sich mit einem eigenen<br />

Konzept zur Finanzierung des Gesundheitswesens zu Wort<br />

gemeldet. Es ist kein Konzept der politischen Ideologie, sondern<br />

baut auf die eigenständige Mitentscheidung des Bürgers<br />

und subsidiarer Elemente. Die Pluralität der Versicherungssysteme<br />

darf nicht einer Bürgerversicherung geopfert werden<br />

und Leistungen, die die Gesellschaft im Gesundheitssystem<br />

fordert, müssen von dieser ggf. über Steuern bezahlt werden.<br />

Eine sehr intensive Diskussion entspann sich um die Frage<br />

der Weiterbildung im ambulanten Sektor. Die Frage der verpflichtenden<br />

Einführung wurde zum elementaren Streitpunkt.<br />

Nach mehrstündiger Diskussion gelang eine Kompromisslösung,<br />

durch die eine monatelange Diskussion im Vorstand<br />

Quelle Bilder: Dr. Oliver Erens<br />

verhindert wurde. Der Beschluss stellt für die politische Auseinandersetzung<br />

um die Finanzierung eine wichtige Basis<br />

dar.<br />

Der <strong>Hartmannbund</strong> hat entscheidend an den Vorlagen und<br />

Entscheidungsfindungen mitgewirkt und die Interessen seiner<br />

Mitglieder gewahrt. Als wichtige Ergebnisse seien beispielhaft<br />

Beschlüsse genannt, an denen auch der LV Baden-<br />

Württemberg wesentlich mitgewirkt hat: Bildungsfreistellung<br />

für angestellte Ärztinnen und Ärzte bundesweit, Stopp den<br />

Diskreditierungskampagnen gegen die Ärzteschaft, kein<br />

Sonderstrafrecht für Ärzte, Zielvereinbarungen nur an medizinischen<br />

Zielen und Qualität der Fort- und Weiterbildung<br />

orientieren, Ablehnung der Bürgerversicherung, Kompatibilität<br />

von Berufs– und Sozialrecht, einheitliche PJ-Vergütung.<br />

Ostrach – eine oberschwäbische Gemeinde<br />

engagiert sich für die Hausarztversorgung<br />

Die Gemeinde Ostrach ist sehr reizvoll in der „Ferienregion<br />

Nördlicher Bodensee“ in Oberschwaben gelegen und bietet<br />

einen enorm hohen Freizeitwert. Den Besucher unserer Region<br />

erwarten weitläufige Wälder, das zweitgrößte Moor Süddeutschlands,<br />

ein vielfältiges Angebot an Museen und Freizeiteinrichtungen<br />

und eine breit aufgestellte Gastronomie.<br />

Durch die großen Waldflächen und gut ausgebauten Wege<br />

ist Ostrach ein ideales Wander- und Radwandergebiet. Besonders<br />

reizvoll ist das Burgweiler-Pfrunger Ried mit seiner<br />

einzigartigen Flora, das durch einen Riedlehrpfad gut zu<br />

erkunden ist. Der Bodensee und die Alpen befinden sich in<br />

nächster Nähe und unsere Landschaft bietet breite Freizeitund<br />

Erholungsmöglichkeiten.<br />

Die Gemeinde Ostrach mit ihren Teilorten umfasst insgesamt<br />

eine Gemeindefläche von ca. 10.900 ha und hat ca. 7.000<br />

Einwohner.<br />

Die öffentliche und private Infrastruktur ist hervorragend ausgebaut,<br />

so dass die Gemeinde dem "Prädikat" Kleinzentrum<br />

des Regionalverbandes entspricht. Ostrach erfüllt als Kleinzentrum<br />

im ländlichen Raum auch eine Versorgungsfunktion<br />

für die umliegenden Gemeinden. Zudem ist die Gemeinde<br />

geprägt durch eine Vielfalt an Handwerks- und Industriebetrieben<br />

und bildet einen Abbauschwerpunkt innerhalb Oberschwabens<br />

für Moränekies.<br />

Ostrach bietet mit seiner gut ausgebauten Infrastruktur<br />

Wohn- und Lebensqualität auf hohem Niveau. Alle wichtigen<br />

medizinischen und schulischen Einrichtungen sind vor Ort.<br />

Zwei Discounter und ein Voll-Sortimenter gewährleisten eine<br />

überdurchschnittliche Versorgung des täglichen Bedarfs.<br />

Aber auch in Ostrach ist der demografische Wandel spürbar.<br />

Die Verschiebung in der Altersstruktur wird zukünftig große<br />

Herausforderungen an die Kommunalpolitik stellen.<br />

Trotzdem muss die soziale Versorgungsinfrastruktur<br />

ausreichend gesichert<br />

werden. Unsere Gemeinde<br />

muss auch in Zukunft ihren Bewohnern<br />

eine gute Heimat sein, jungen<br />

Menschen und Familien eine Perspektive<br />

bieten und die Versorgung der<br />

älteren und weniger mobilen Menschen<br />

gewährleisten.<br />

Ein wichtiger Punkt ist hier die medizinische<br />

Versorgung. Neben zwei Zahnärzten und zwei Praxen<br />

für Physiotherapie und Ergotherapie wird die Bevölkerung in<br />

der Gemeinde Ostrach noch von vier Hausärzten betreut. Die<br />

besondere Bedeutung dieser Berufsgruppe für die Gesundheitsversorgung<br />

der Bevölkerung und der hohe persönliche<br />

Einsatz veranlassten den Gemeinderat, unseren Allgemeinmedizinern<br />

bei der Bürgerversammlung 2010 die Bürgermedaille<br />

zu verleihen.<br />

Vorrangiges Ziel muss es sein, allen Bürgerinnen und Bürgern<br />

unabhängig von Alter, Einkommen und sozialer Herkunft<br />

eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige medizinische<br />

Versorgung zu erhalten. Die Altersstruktur der praktizierenden<br />

Hausärzte erfordert allerdings mittel- und langfristig<br />

Handlungsbedarf.<br />

Wir freuen uns, dass der <strong>Hartmannbund</strong> sich mit uns gemeinsam<br />

dem wichtigen Thema „Ärztliche Versorgung im<br />

ländlichen Raum“ annehmen wird und laden alle Interessierten<br />

zu einer Infoveranstaltung am Donnerstag, den<br />

11.07.2013, Ostrach in die Begegnungsstätte des Elisabethenhauses<br />

ein. [Siehe auch S. 24 in diesem Heft]<br />

Christoph Schulz, Bürgermeister der Gemeinde Ostrach


11<br />

Gesundes Frühstück<br />

In erfreulich großer Runde fand am 19.03.2013 ein weiteres<br />

Treffen zwischen dem <strong>Hartmannbund</strong> und politischen Vertretern<br />

statt.<br />

Teilnehmer der Runde waren:<br />

<strong>Hartmannbund</strong>: Klaus Rinkel, Christian Wunschik, Dr. Peter<br />

Napiwotzky, Viktor Simons (Famulant von Dr. Napiwotzky),<br />

Eleonore Wagner<br />

Politik: Markus Flandi (FDP), Jochen Haußmann (FDP), Rainer<br />

Hinderer (SPD), Meike Hoppe (CDU), Roland Klose<br />

(CDU), Bärbl Mielich (Bündnis 90/Die Grünen), Stefan Teufel<br />

(CDU)<br />

Thematisch wurde ein weiter Bogen gespannt von Patientenrechtegesetz,<br />

(psychiatrische und psychotherapeutische<br />

Behandlung), Sicherstellung der medizinischen Versorgung<br />

in der Fläche, Zulassungsbedingungen für Studium und Weiterbildung.<br />

Das Patientenrechtegesetz wird in der Runde hinsichtlich<br />

seiner Auswirkungen unterschiedlich eingeschätzt: Richterrecht<br />

sei im Gesetz umgesetzt und verändere somit die Beweislastzuordnung<br />

nicht wesentlich; das Gesetz gehe nicht<br />

weit genug, man könne sich einen Beauftragten für Patientenrechte<br />

vorstellen, die unabhängigen Patientenberatungsstellen<br />

könnten weiter ausgebaut werden; Bürokratie-Hürden<br />

dürfen nicht zu hoch gesetzt werden und Gesetze das Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Patient und Arzt nicht belasten.<br />

Aufklärung und Behandlungsplanung müssen in der psychiatrischen<br />

und psychotherapeutischen Behandlung in anderer<br />

Form konzipiert werden. Dieser Thematik werden wir eine<br />

eigene Gesprächsrunde widmen.<br />

Dokumentation z.B. kleinerer OPs sei sehr zeitintensiv. Diese<br />

OP‘s können aus der hausärztlichen Versorgung verschwinden.<br />

Die hohen Versorgungszahlen in Praxen werden zurückgehen.<br />

Dies ist gerade im ländlichen Raum hochproblematisch.<br />

Politisch muss die Sicherstellung der medizinischen Versorgung<br />

in der Fläche ein wesentliches Ziel sein. Die Gesundheitsdialoge<br />

können hier Lösungswege aufzeigen. Es dürfen<br />

aber keine Verzögerungen durch bürokratische Hürden und<br />

Zuständigkeitsdiskussionen entstehen.<br />

Thematisiert wurden auch die Zulassungsbedingungen fürs<br />

Studium. Das Festhalten an der Zulassung nach Notendurchschnitt<br />

und geringer Berücksichtigung der Motivationsfaktoren<br />

für die ärztliche Tätigkeit könnte ein Grund für die<br />

Abwanderung in den nicht-kurativen Bereich der Medizin<br />

oder in ganz andere Berufsfelder sein. Der Notenschnitt sollte<br />

den Zugang zu Auswahlgesprächen und Assessements der<br />

Universitäten nicht massiv begrenzen. Eine Neuorientierung<br />

im Studium sollte das ärztliche Handeln wieder in den Mittelpunkt<br />

stellen und weniger die wissenschaftliche Karriereplanung.<br />

In der Weiterbildung müssen realisierbare Anforderungen<br />

beschrieben und eine zeitlich flexible Durchführung realisiert<br />

werden. Auch in der Familienphase muss Weiterbildung möglich<br />

sein. Die Finanzierung der Weiterbildung sollte gesichert<br />

sein. Dies gilt sowohl für die Kliniken als auch die ambulanten<br />

Einrichtungen. Das Erreichen hoher Qualität in der Weiterbildung<br />

muss für den Weiterbilder attraktiv sein, sowohl in immaterieller<br />

als auch materieller Hinsicht. Die Qualitätssicherung<br />

durch die Ärztekammern ist ein wichtiger Schritt. Wir<br />

sollten nicht noch mehr junge Ärztinnen und Ärzte in der<br />

Weiterbildungsphase ans Ausland verlieren.<br />

Der Personalbedarf in den Gesundheitsberufen wird weiter<br />

steigen. Dies hängt mit Demografie, life-work-balance, medizinischem<br />

Fortschritt und vielem mehr zusammen. Der<br />

Gesundheitsmarkt ist eine tragende Säule unseres Arbeitsmarktes<br />

und es muss eine Ausgewogenheit zwischen Finanzierbarkeit<br />

und weiterem Wachstum gefunden werden. Entwicklungen<br />

sollten sich am Bedarf der Bevölkerung und speziell<br />

der kranken Menschen orientieren. Nicht alles Machbare<br />

ist in der Versorgungsrealität sinnvoll und trägt zum Wohl des<br />

Betroffenen bei. Versorgungsforschung kann hier eine bessere<br />

Entscheidungsbasis liefern. Bedeutsam ist vor allem die<br />

Frage, was Menschen benötigen, um möglichst lange gesund<br />

zu bleiben. Hier kommt vor allem dem Zusammenwirken der<br />

verschiedenen Gesundheitsberufe immer größere Bedeutung<br />

zu.


12<br />

Treffen mit Verkehrsminister Winfried Hermann am 15.04.2013<br />

Kurz vor unserer Landesdelegiertenversammlung traf sich<br />

der <strong>Hartmannbund</strong> (Klaus Rinkel, Dr. Friedrich Gagsteiger,<br />

Eleonore Wagner) mit Verkehrsminister Winfried Hermann,<br />

Peter Dittus (Referat öffentlicher Personennahverkehr) sowie<br />

zwei weiteren Mitarbeitern des Ministeriums.<br />

Thematisiert wurden die Auswirkungen veränderter medizinischer<br />

Versorgungsstrukturen auf Verkehrskonzepte. Aktuell<br />

sind die Veränderungen in der ärztlichen Notdienstregelung<br />

mit zunehmenden Fahrtstrecken verbunden. Öffentliche Verkehrsmittel<br />

oder Vernetzung von Verkehrsmitteln werden<br />

bislang nicht diskutiert.<br />

Minister Hermann bestätigte, dass das Verkehrsproblem<br />

bisher noch nicht unter medizinischen Gesichtspunkten betrachtet<br />

wurde. Der Versorgungsbedarf auf dem Land wachse,<br />

da die Bevölkerung älter werde. Die Sicherstellung der<br />

ärztlichen Versorgung auf dem Land sei eine zentrale Aufgabe.<br />

Er könne sich Pilotprojekte unter Einbindung der Verkehrsplanung<br />

vorstellen.<br />

Im weiteren Gespräch am<br />

Beispiel von weiten Distanzen<br />

zwischen Bereitschaftspraxen<br />

und -apotheken auf die Problematik<br />

eingegangen. Hier<br />

könnten Modelle von kombinierten<br />

Fahrdiensten für Medikamente<br />

und Patienten in<br />

Betracht kommen. Eine stärkere<br />

Verknüpfung von medizinischer<br />

Versorgungsplanung<br />

und Planung des öffentlichen<br />

Nahverkehrs könnte weiterführen.<br />

Fahrkonzepte für Ärzte im Notdienst müssen neu überdacht<br />

werden. Einerseits sollten unnötige Fahrten möglichst vermieden<br />

werden, anderseits Ärztinnen und Ärzte ihren persönlichen<br />

Wünschen entsprechend mobil sein. Das kann von<br />

Selbstfahren über festen Fahrdienst hin zu Vereinbarungen<br />

mit Taxidiensten gehen. Kostentechnisch sind dies Aufgaben,<br />

die zwischen Kassen und KV zu klären sind. Modellprojekte<br />

könnten aber, ministeriell angestoßen, schneller zu einer<br />

Klärung der günstigen Optionen beitragen.<br />

Für Übermittlung und die Vorbereitung von Besprechungen<br />

von Befunden, Röntgenbildauswertung etc. könnten zunehmend<br />

telemedizinische Lösungen genutzt werden. Ziel ist es<br />

nicht, den Patienten für den Transport von Befunden von<br />

einem Arzt zum anderen auf die Strecke zu bringen, sondern<br />

ihn oder den Arzt nur dann fahren zu lassen, wenn es um das<br />

persönliche Gespräch, Untersuchung oder vergleichbares<br />

geht. Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Praxen<br />

oder Klinikambulanzen können, z.B. durch Einsatz von Fotooder<br />

Videodokumentation bei Wunden, Fahrten des Patienten<br />

in die Praxis vermeiden.<br />

Als nächsten Schritt könnte sich Minister Hermann einen<br />

Expertenworkshop bzw. gemeinsame Lösungswege mit dem<br />

Sozialministerium vorstellen.<br />

In der Landesdelegiertenversammlung haben wir Lösungskonzepte<br />

zu diesem Thema diskutiert und folgende Resolution<br />

verabschiedet:<br />

Mobilitätskonzepte für Gesundheitsversorgung in Baden-<br />

Württemberg<br />

Der <strong>Hartmannbund</strong> Landesverband Baden-Württemberg regt<br />

eine interministerielle Zusammenarbeit bei der Entwicklung<br />

von Gesundheitsversorgungskonzepten in Baden-<br />

Württemberg an. Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung<br />

für das Erreichen der geeigneten Gesundheitsversorgung.<br />

Hier müssen klassische Transportmittel intelligent verknüpft<br />

werden und neue Informationstechnologien eingebunden<br />

werden. Fehlanreize sollten identifiziert und abgebaut<br />

werden.<br />

Begründung:<br />

Die demografischen Veränderungen und der Mangel an ärztlichem,<br />

therapeutischem und pflegerischem Personal – speziell<br />

in strukturschwächeren Bereichen – werden dazu führen,<br />

dass ambulante und stationäre Versorgungseinrichtungen<br />

nur noch über größere Entfernungen zu erreichen sind. Beispielsweise<br />

werden kleinere Krankenhäuser aufgelöst, fusionieren<br />

zu größeren zentralen Einheiten oder übernehmen<br />

Spezialaufgaben. Ärzte arbeiten zunehmend in Gemeinschaftspraxen<br />

und MVZ, die in größeren Orten liegen. Die<br />

klassischen hausärztlichen Versorgungsstandorte dünnen<br />

aus, die Entfernungen werden bereits im Tagesbetrieb größer<br />

und im Notdienst (nachts und am Wochenende) sind erhebliche<br />

Strecken zurückzulegen. Dies betrifft Patienten, Ärzte,<br />

und Pflegepersonal in gleichem Maße.<br />

In den Planungen steht bislang die Sicherstellung der medizinischen<br />

Versorgung im Vordergrund, und Fragen der Verkehrsinfrastruktur<br />

sind nachrangig. Der Individualverkehr mit<br />

dem Auto (Privat, Taxi,...) dominiert. Alternative Konzepte mit<br />

besserer Vernetzung der Verkehrsmittel, einfacherer Nutzung<br />

und besserer Ökobilanz sind nicht erkennbar. In der bisherigen<br />

Wahrnehmung unseres Verbandes ist die Einbindung<br />

der Verkehrsplaner in Planungen nur eingeschränkt realisiert.<br />

Im Verband denken wir unter anderem über folgende Fragen<br />

nach und wollen über diese diskutieren:<br />

- wie lassen sich Einzelfahrten verhindern und Sammelfahrten<br />

optimal kombinieren (Schulbusstrecken in geringeren<br />

Nutzungszeiten)<br />

- wie lassen sich unnötige Fahrten reduzieren<br />

- fährt besser der Arzt oder der Patient<br />

- wie können finanzielle Anreize zu Vielfahrten abgebaut<br />

werden<br />

- wie können telemedizinische Vernetzungen weiterentwickelt<br />

werden<br />

- kann sich die Verkehrsplanung mit Praxis-, Krankenhausund<br />

Ambulanzplanung abstimmen<br />

Klaus Rinkel


13<br />

„Pharmaindustrie trifft Ärzteschaft“ am 15.05.2013<br />

Teilnehmer <strong>Hartmannbund</strong>: Klaus Rinkel, Dr. Andreas Gabel,<br />

Dr. Friedrich Gagsteiger, Dr. Peter Napiwotzky, Fabian<br />

Schlaich, Christian Wunschik, Eleonore Wagner<br />

Teilnehmer Pharma: Dr. Michael Hollnaicher (MSD), Dr. Andreas<br />

Kastanja (Grünenthal), Ludwig Kiefer, (Boehringer Ingelheim),<br />

Dr. Ulrich Schaich (Sanofi-Adventis), Dr. Marina<br />

Schehlmann (Lundbeck), Dr. Peter Voß (Berlin-Chemie),<br />

Yvonne Ziegler (Novartis).<br />

Das Gespräch mit den Vertretern der forschenden Pharmaindustrie<br />

befasste sich mit den Themenschwerpunkten „Patientenrechtegesetz“,<br />

„AMNOG“ und „Rabattverträge“.<br />

Rabattverträge<br />

Wir besprachen die Situation im Blick auf die Impfstoffversorgung.<br />

In Baden-Württemberg gab es keine manifesten Lieferengpässe<br />

wie in anderen Bundesländern. Eine Lösung<br />

über die Abgabe von Impfstoffen analog zu „aut idem“ sei mit<br />

der Apothekerkammer in der Diskussion. Hier bleiben arzneimittel-<br />

und haftungsrechtliche Fragen zu klären. Das Risiko<br />

von Engpässen in der Versorgung sei nicht auszuschließen,<br />

wenn sich Verträge nur auf ein Produkt beschränkten.<br />

Blicke man auf biotechnologisch hergestellte Substanzen, sei<br />

das Risiko von Produktionsausfällen zu berücksichtigen. Ein<br />

Ausgleich innerhalb eines Unternehmens sei - speziell in<br />

einem kleineren Marktsegment - begrenzt. Ein Rabattvertrag<br />

mit mehreren Firmen sei aus wettbewerbsrechtlichen Gründen<br />

nicht möglich. Rabattverträge müssten zudem EU-weit<br />

ausgeschrieben werden.<br />

Patientenrechtegesetz<br />

Das individuelle Recht der Patienten in Bezug auf vertragliche<br />

Regelungen (Rabattverträge, Selektivverträge, IV-<br />

Verträge, etc.) ist im Patientenrechtegesetz nicht eindeutig<br />

abgebildet. Wie ausführlich die Informationen (bzw. Aufklärungen)<br />

zu diesen Themen erfolgen müssen, bleibt offen.<br />

Hier werden Festlegungen juristisch erforderlich sein.<br />

Die Pharmaindustrie hat bisher keine Berührungspunkte mit<br />

dem Patientenrechtegesetz feststellen können. An den<br />

Schnittstellen zur Arzneimittelbegutachtung können aber<br />

neue Fragen in Bezug auf die engen Fristen auftreten.<br />

Off-labeluse<br />

Die Problemstellu<br />

ng wird<br />

von der<br />

Pharmaindustrie<br />

sehr ernst<br />

genommen.<br />

Die Schulung der Außendienstmitarbeiter ist strikt darauf<br />

ausgerichtet, sich auf keine off-label-Diskussionen einzulassen<br />

und ggf. den wissenschaftlichen Dienst einzuschalten.<br />

Die Einbeziehung von Arzneimitteln im off-label-Gebrauch in<br />

die Regelversorgung der GKV ist für die Firmen insbesondere<br />

aus haftungsrechtlichen Gründen problematisch. Die Entwicklungen<br />

von umfangreicher off-label-Nutzung, diskutiert<br />

am Beispiel von Avastin bei der Makuladegeneration, sind<br />

noch nicht abzuschätzen.<br />

AMNOG<br />

Die frühe<br />

Nutzenbewertung<br />

werde im<br />

Grundsatz<br />

von der<br />

Pharmaindustrie<br />

befürwortet.<br />

Eine faire Bewertung des Nutzens von Produkten sei<br />

sinnvoll. Allerdings müssen die Verfahren so gestaltet sein,<br />

dass Innovationen weiterhin eine Chance bekommen, sich in<br />

der Versorgungsrealität zu bewähren, und die hohen Ausgaben<br />

für Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln refinanziert<br />

werden können. Herangezogene Vergleichsprodukte<br />

sollten der Versorgungsrealität sowie der zugelassenen Indikation<br />

entsprechen. Die Preisbewertungen sollten die Situation<br />

im europäischen Markt adäquat berücksichtigen. Eine<br />

Vorabfestlegung der Preisgrenze durch die Schiedsstelle<br />

sollte es nicht geben, da dies zu einem Ungleichgewicht in<br />

der Verhandlungsposition zwischen GKV-Spitzenverband<br />

und Pharmaindustrie führt. Es sollte auch eine strikte Vertraulichkeit<br />

über den verhandelten Erstattungsbetrag gewährleistet<br />

sein.<br />

Es sei im Moment nicht absehbar, inwieweit neue innovative<br />

Arzneimittel in Deutschland nicht oder verzögert auf den<br />

Markt gebracht werden können.<br />

Aus Sicht der Pharmaindustrie habe die neue Entwicklung<br />

der Nutzenbewertung für den Bestandsmarkt eine veränderte<br />

Dynamik in den AMNOG-Prozess gebracht. Die Bewertung<br />

von neuen Medikamenten könne auch zu einem Bestandsmarktaufruf<br />

innerhalb der Wirkstoffgruppe führen. Darüber<br />

hinaus hat der G-BA aktuell sechs Wirkstoffgruppen des<br />

Bestandsmarktes ausgewählt die bis 2014 aufgerufen und<br />

bewertet werden sollen. Der VFA hat verschiedene Positionspapiere<br />

zur frühen Nutzenbewertung und Bestandsmarktaufruf<br />

erarbeitet, die unter anderem mit politischen Entscheidern<br />

diskutiert würden. Die Prüfungen im Bestandsmarkt<br />

könnten zu deutlich größeren Veränderungen führen als die<br />

Bewertung von Neuzulassungen.<br />

Wir werden als <strong>Hartmannbund</strong> die Auswirkungen auf die<br />

medizinische Versorgung intensiv beobachten und diskutieren.<br />

Es wird auch ein wichtiger Aspekt in den Diskussionen<br />

um die Frage der Patientenrechte - speziell unter Aspekten<br />

der Aufklärung über Behandlungsalternativen - sein. In der<br />

Bewertung von Arzneimitteln muss aus unserer Sicht der<br />

Verträglichkeit, Anwendungsfreundlichkeit und somit der<br />

Compliance der Patienten ein relevanter Stellenwert zukommen.


14<br />

Interview mit Dr. Peter<br />

HB: Herr Dr. Peter, seit wann sind Sie Mitglied des <strong>Hartmannbund</strong>es?<br />

Dr. Peter: seit 1950.<br />

HB: Wie kam es dazu?<br />

Dr. Peter: Dr. Deusen, damaliger Vorsitzender des <strong>Hartmannbund</strong>es<br />

in Nord-Baden konnte mich dafür gewinnen.<br />

Die Ärzte befanden sich damals in einem echten „Notzustand“.<br />

In den Kreisen Sinsheim, Mosbach, Buchen und<br />

Tauberbischofsheim gab es zu der damaligen Zeit relativ<br />

wenig Industrie, die Grundlohnsumme war niedrig und auch<br />

die Ärzte mussten mit sehr wenig Geld auskommen. Nach<br />

den üblichen Abzügen durch die KV blieben den einzelnen<br />

Ärzten je nach Anzahl der Scheine pro Fall und Quartal oft<br />

nur 5,- bis 10,- DM pro Krankenschein. Einen „Ausgleich“<br />

erhielten wir durch die Ersatzkassen, die Kriegsbehindertenscheine<br />

und die Scheine des Kreiswohlfahrtsamtes. Diese<br />

vergüteten für die Beratung 1,- und für den Besuch 2,- DM.<br />

HB: Welche Ämter hatten Sie damals inne?<br />

Dr. Peter: Ende der 50er wurde ich im Kreis Buchen zum KV-<br />

Delegierten gewählt. Es war immer ein harter Kampf in den<br />

KV-Delegiertenversammlungen um eine gemeinsame Quote<br />

(dies fand erst ein Ende, als die KV-Führung in Nord-Baden<br />

durch Mitglieder des <strong>Hartmannbund</strong>es und des NAVs abgelöst<br />

wurde).<br />

Prof. Dr. Häussler (Vorsitzender des <strong>Hartmannbund</strong>es Landesverband<br />

Baden-Württemberg von 1949-1957 und Bundesvorsitzender<br />

von 1959-1963) hatte schon vorher mit der<br />

AOK Schorndorf zur Erprobung eine Abrechnung nach Einzelleistungen<br />

vereinbart. Die Patienten, die AOK und auch<br />

die Ärzte waren damit zufrieden.<br />

HB: Was hat die Ärzte damals besonders beschäftigt?<br />

Dr. Peter: Ein großes Thema war die Altersversorgung der<br />

Ärzte, die 1960-61 dann endlich zur Debatte stand. Bereits<br />

1954 sollte der Landtag dazu Stellung nehmen. Dieser lehnte<br />

jedoch eine berufsständige Altersversorgung ab, da nur 54%<br />

der Ärzte dafür waren.<br />

HB: Warum?<br />

Dr. Peter: Viele Kollegen standen vor einem Schuldenberg.<br />

Praxisgründungen, Hausbau, Familienplanung ließen keinen<br />

finanziellen Spielraum. Als jedoch 1960 das Thema wieder<br />

zur Debatte stand, stimmte die Vertreterversammlung des<br />

<strong>Hartmannbund</strong>es mit 75% für eine Altersversorgung. Es bedurfte<br />

guter Überzeugungsarbeit, da manche Kollegen, eine<br />

Minderzahl, der Auffassung waren, als freier Beruf soll jeder<br />

selbst für sich vorsorgen. In der „Praxis“ war das eine Illusion.<br />

Ich wurde vom <strong>Hartmannbund</strong> zur entscheidenden Sitzung<br />

im Innenministerium entsandt und stimmte voller Überzeugung<br />

für die Altersversorgung.<br />

HB: Was änderte sich mit der Altersversorgung für die Ärzte?<br />

Dr. Peter: Die Altersversorgung war ein Segen! Sie war sozial<br />

gestaltet und übernahm vom ersten Tag an die sogenannte<br />

„alte Last“ – die arbeitsunfähigen Ärzte, Witwen und Waisen,<br />

die ohne Einnahmen waren, mit<br />

voller Altersversorgung, ohne dass<br />

die jemals eine DM dafür bezahlt<br />

hatten. Die Stiftung wurde verwaltet<br />

von Dr. Häussler und Frau Teuber, die hier eine hervorragende<br />

Leistung erbrachte. Inzwischen wurde über 4.000<br />

Bedürftigen in entscheidenden Phasen ihres Lebens geholfen.<br />

HB: Wie wurde dies finanziert?<br />

Dr. Peter: Kollegen, die zum doppelten Satz eintraten, bekamen<br />

im Versicherungsfall erst nach 10 Jahren die doppelte<br />

Rente. Unsere berufsständige Altersversorgung hat sich bis<br />

zum heutigen Tag bewährt.<br />

HB: In dieser Zeit wurde ja auch die Stiftung des <strong>Hartmannbund</strong>es<br />

„Ärzte helfen Ärzten“ gegründet. Können Sie dazu<br />

etwas sagen?<br />

Dr. Peter: Deren Gründung war eine gute Tat. Prof. Dr.<br />

Häussler fand hier auch die Unterstützung der Körperschaften.<br />

Es wurde in Berlin ein Studentenwohnheim gebaut, das<br />

primär Kindern von Kollegen in der DDR für die Zeit ihres<br />

Studiums angeboten wurde.<br />

HB: Was war die Aufgabe der Südwestdeutschen Wirtschaftsvereinigung<br />

(SWV)?<br />

Dr. Peter: Im Vordergrund stand der Erwerb von Eigentumswohnungen<br />

als Altersversorgung. Warum die SWV in Konkurs<br />

ging, ist mir heute noch nicht klar.<br />

HB: Was konnte der <strong>Hartmannbund</strong> damals auf politischer<br />

Ebene bewegen?<br />

Dr. Peter: Nach Gesprächen von Dr. Siegfried Häussler, Dr.<br />

Friedrich Thieding (Bundesvorsitzender des <strong>Hartmannbund</strong>es<br />

von 1950-1959) und Dr. Gerhard Jungmann (Bundesvorsitzender<br />

des <strong>Hartmannbund</strong>es von 1963-65 und 1968-69) mit<br />

dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer, beschloss<br />

der Bundestag 1955/56 die Parität zwischen den Krankenkassen<br />

und den KVen. Beim Ärztetag 1956 in Münster<br />

sprach in diesem Zusammenhang der damalige Vorsitzende<br />

der KBV, Dr. Ludwig Sievers von einer Sternstunde der Ärzteschaft.<br />

Für die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen<br />

war das von entscheidender Bedeutung.<br />

HB: Und welche innerärztlichen Fortschritte konnte der <strong>Hartmannbund</strong><br />

erreichen?<br />

Dr. Peter: Zu erwähnen sind hier die Bemühungen von Dr.<br />

Jungmann, dass die Allgemeinmedizin als Facharztgebiet<br />

anerkannt wurde. Das ist der Initiative des <strong>Hartmannbund</strong>es<br />

zu verdanken. Bei der entscheidenden Sitzung der Delegierten<br />

der Bundes-KV in Berlin begründeten Dr. Jungmann und<br />

ich den Antrag als „Praktische Ärzte“. Ich las den Artikel von<br />

Prof. Hochrein vor, der in den „Ärztlichen Mitteilungen“ erschien.<br />

(siehe Anlage). Bei der folgenden Abstimmung wurde<br />

die Allgemeinmedizin mit überzeugender Mehrheit als Facharztgebiet<br />

anerkannt. Daraufhin wurde die Allgemeinmedizin<br />

als Lehrfach an den Universitäten Heidelberg und Ulm eingeführt.


Zeitzeugen<br />

15<br />

Zur Person:<br />

Dr. Ferdinand Peter, Buchen wurde<br />

am 02.09.1916 in Karlsruhe geboren.<br />

Er war von 1949 bis 1983 als Praktischer<br />

Arzt in Buchen, Odenwald tätig.<br />

In den <strong>Hartmannbund</strong> trat er nach der<br />

Wiedergründung 1950 ein und wurde<br />

auch zum Vorsitzenden des Kreisvereins<br />

Buchen (heute: Kreis: Neckar-<br />

Odenwald) gewählt.<br />

Von 1952 bis 1966 war er Vorsitzender<br />

des Bezirksverbandes Nordbaden,<br />

und von 1961 bis 1965 stellvertretender<br />

Vorsitzender des Landesverbandes<br />

Baden-Württemberg des <strong>Hartmannbund</strong>es.<br />

1984 wurde Dr. Peter mit der Friedrich-Schiller-Medaille<br />

des Landesverbandes<br />

geehrt.<br />

Und noch heute ist Dr. Peter ein treues<br />

Mitglied.<br />

Quelle: Ärztliche Praxis vom 14.01.1956<br />

Weitere „Zeitzeugen“ gesucht!<br />

Lassen Sie uns an Ihren Erinnerungen der letzten Jahrzehnte teilhaben und erzählen uns von Ihren beruflichen<br />

und berufspolitischen Erfahrungen.<br />

Wir freuen uns, wenn wir die Reihe fortführen können.<br />

Kontaktdaten:<br />

<strong>Hartmannbund</strong> LV Baden-Württemberg<br />

Eleonore Wagner<br />

Albstadtweg 4<br />

70567 Stuttgrt<br />

Tel.: 0711-731024<br />

Fax: 0711-731696<br />

Email: lv.bw@hartmannbund.de


16<br />

Aus dem Landesverband Bayern<br />

Liebe Kollegin, lieber Kollege aus Baden-Württemberg,<br />

gerne komme ich dem Angebot Ihres Vorsitzenden, Klaus<br />

Rinkel nach, einen Beitrag für Ihren Newsletter zu schreiben.<br />

Die Landesverbände Bayern und Baden-Württemberg arbeiten<br />

seit geraumer Zeit innerhalb des <strong>Hartmannbund</strong>es vertrauensvoll<br />

und intensiv zusammen, was wir in der gerade<br />

gestarteten Wahlperiode nicht nur pflegen, sondern auch<br />

ausbauen wollen.<br />

Als größter fachübergreifender Verband erfreut sich der<br />

<strong>Hartmannbund</strong> gerade bei den jüngeren Kolleginnen und<br />

Kollegen wachsender Beliebtheit. Es zeigt sich, dass die<br />

Jahre der intensiven innerärztlichen Auseinandersetzungen<br />

zwischen den Fachgruppen, Hausarzt gegen Facharzt, Klinik<br />

gegen Praxis, alt gegen jung für die Gesamtheit der Ärzteschaft<br />

keine guten waren. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte<br />

wollen wieder gemeinsam die ärztlichen Werte pflegen und<br />

diese gegen eine einseitige Kommerzialisierung schützen.<br />

Freiberuflichkeit ist keine Dienstleistungsindustrie, der Patient<br />

kein Werkstück im Fertigungsprozess und Gesundheit keine<br />

Ware. Der <strong>Hartmannbund</strong> kann hier aufgrund seiner Mitgliederstruktur<br />

die Gesamtärzteschaft bestens vertreten.<br />

Wir arbeiten aber auch intensiv und erfolgreich an konkreten<br />

Zielen:<br />

Studierende:<br />

Nach der erfolgreichen Abschaffung der ungerechtfertigten<br />

AiP-Phase arbeitet der Verband jetzt mit Hochdruck an einer<br />

Verbesserung der PJ-Phase. Wir haben durch die Erarbeitung<br />

eines PJ-Ausbildungskatalogs klargestellt, dass die<br />

Studierenden sich in dieser Studienphase in der Ausbildung<br />

befinden und keine Billigarbeitskräfte sind. Durch die Inhalte<br />

soll sowohl den Studierenden als auch den Ausbildern eine<br />

Richtschnur für die Ausbildung gegeben werden. Da die PJler<br />

durch ihren Ausbildungsstand wertvolle Arbeit verrichten und<br />

im klinischen Alltag kaum verzichtbar sind, ist eine Ausbildungsvergütung<br />

absolut gerechtfertigt. Diese fordert der<br />

<strong>Hartmannbund</strong> mit großem Nachdruck und freut sich, dass<br />

der Gesetzgeber dieses Thema aufgegriffen hat. Derzeit<br />

erhöht der Verband den politischen Druck auf die “Nicht-<br />

Zahler“ durch Veröffentlichung der Namen der Kliniken; bundeseinheitlich<br />

sollen 597 € durchgesetzt werden.<br />

Weiterbildung:<br />

Für viele Kolleginnen und Kollegen kommt es in dieser Lebensphase<br />

zu einer wesentlichen Veränderung, die in der<br />

Medizin leider noch maßgeblich über die weiteren Karrierechancen<br />

entscheidet: die Familiengründung. Nicht beliebig<br />

verfügbar zu sein, nicht klaglos unzählige Überstunden auf<br />

Zuruf zu erbringen: das gilt zu oft als Grund für einen Karrierestopp.<br />

Dies geschieht häufig über den Abbruch einer strukturierten<br />

und umfassenden Weiterbildung, so dass die diskriminierende<br />

Benachteiligung arbeitsrechtlich nicht zu fassen<br />

ist. Das ist für den <strong>Hartmannbund</strong> keinesfalls akzeptabel!<br />

Wir machen uns stark für eine strukturierte Weiterbildung, die<br />

auch in Teilzeit möglich sein muss und die verlässlich zum<br />

vereinbarten Weiterbildungsziel führt. Wir haben uns erfolgreich<br />

eingesetzt, dass auch Weiterbildungszeiten mit weniger<br />

als Halbtagsbeschäftigung Anrechnung finden, damit möglichst<br />

keine Beschäftigungszeiten „verloren“ gehen.<br />

Familie und Beruf:<br />

Anders als bei der Ärztegeneration, die jetzt in den Ruhestand<br />

strebt, wird die Medizin in Zukunft im Kern von Familien<br />

getragen werden, in denen beide Elternteile arbeiten. Innerhalb<br />

weniger Jahre muss sich das gesamte Gesundheitswesen<br />

an diese geänderte Familiensituation anpassen, damit für<br />

alle Familienmitglieder ein funktionierendes und verlässliches<br />

Nebeneinander von Beruf und Familie gewährleistet wird. Die<br />

berüchtigte „60-Stunden“-Woche als Vollzeitäquivalent hat<br />

ausgedient, ebenso die alltägliche Arbeitszeitverlängerung<br />

durch „Notfälle“. Die aufgewandte Zeit für den Beruf muss in<br />

verträglichem und vernünftigem Verhältnis zur „Familienzeit“<br />

stehen, d.h. es sind nicht die reinen Praxisöffnungszeiten zu<br />

betrachten, wie die Kassen das gerne machen, sondern es<br />

sind auch die Zeiten für Hausbesuche, Fortbildung, Bürokratie<br />

und insbesondere auch die Dienstzeiten zu berücksichtigen.<br />

Aus Sicht des <strong>Hartmannbund</strong>es ist daher eine entschlossene<br />

Entbürokratisierung unumgänglich, um die ärztliche<br />

Gesamtarbeitszeit auf ein verträgliches Maß abzusenken.<br />

Politik und Kassen begreifen nur ganz allmählich, dass<br />

anders als in der Vergangenheit die ärztliche Arbeitskraft<br />

nicht mehr beliebig verfügbar ist; ein für sie sehr schmerzlicher<br />

Umorientierungsprozess.<br />

In den Kliniken muss auch für Führungspositionen eine Teilzeittätigkeit<br />

akzeptabel werden, in den Praxen muss eine<br />

vorübergehende Absenkung des Arbeitsumfanges unter die<br />

vorgeschriebenen Öffnungszeiten zugunsten der Familien<br />

zulässig werden.<br />

Gerade bei Kommunalpolitikern macht sich der <strong>Hartmannbund</strong><br />

stark, dass am Ort der Klinik oder Praxis für Kinder aus<br />

Arztfamilien ein Zugang zu Betreuungseinrichtungen ermöglicht<br />

wird, der den Erfordernissen des Arztberufes gerecht<br />

wird.<br />

Krankenhaus:<br />

Der <strong>Hartmannbund</strong> setzt sich nachdrücklich für eine Sicherung<br />

der flächendeckenden Versorgung ein. Gerade in Flächenstaaten<br />

wie Baden-Württemberg oder Bayern muss eine<br />

Grundversorgung für alle Menschen in adäquater Zeit gewährleistet<br />

sein. Der Verband sieht mit großer Sorge, dass<br />

vielfach aus wirtschaftlichen Gründen eine Spezialisierung<br />

kleiner Häuser zulasten der Grundversorgung vorangetrieben<br />

wird. Die Kliniken brauchen verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen,<br />

die den gestiegenen Anforderungen, z.B. durch<br />

Tarifabschlüsse, gerecht werden. Solange die Länder an der<br />

dualen Finanzierung festhalten, muss diese auch zuverlässig<br />

erfolgen, um einen Investitionsstau nicht weiter aufkommen<br />

zu lassen.<br />

Die Freiberuflichkeit des ärztlichen Berufes ist im Krankenhaus<br />

durch zunehmende ökonomische Zwänge und den<br />

Wunsch der Politik nach einer Dienstleistungsorientierung<br />

gefährdet. Der <strong>Hartmannbund</strong> fordert, dass auch bei konservativer<br />

Behandlung und Multimorbidität ein ausreichendes<br />

finanzielles Ergebnis für das Haus erzielbar sein muss; Bo-


17<br />

nusverträge mit alleiniger Zielsetzung einer Prozedurenerhöhung<br />

sind grundsätzlich abzulehnen.<br />

Praxis:<br />

Die Praxen sind definitiv an die Grenzen ihrer Belastbarkeit<br />

gestoßen und spüren unmittelbar den sich abzeichnenden<br />

Ärztemangel. Finanziell hat in den letzten Jahren vor allem<br />

die Grundversorgung übermäßig gelitten, da Honorarsteigerungen<br />

meist mit Sonderverträgen und Zusatzleistungen<br />

verknüpft waren. In Zukunft muss daher unbedingt die Basisversorgung<br />

gesichert werden. Die Praxen brauchen mehr<br />

Planungssicherheit und ein Verordnungssystem, das so klar<br />

strukturiert ist, dass Fehler und nachfolgende Regresse weitgehend<br />

vermieden werden und die notwendigen Behandlungsleistungen<br />

sorgenfrei verordnet werden können. Angesichts<br />

der rückläufigen Zahl von Weiterbildungsabschlüssen<br />

bei steigendem Ersatzbedarf in den Praxen, ist besonders die<br />

hausärztliche Versorgung nach heutigem Stand gefährdet. Im<br />

Sinne des gesamten medizinischen Versorgungssystems<br />

muss ganz vordringlich die hausärztliche Versorgung in den<br />

kommenden Jahren landesweit stabilisiert werden. Aber auch<br />

die fachärztliche Grundversorgung ist durch die niedrigen<br />

Fallwerte massiv gefährdet und bedarf dringlicher Stützungsmaßnahmen.<br />

Finanzierung des Versorgungssystems:<br />

Der <strong>Hartmannbund</strong> setzt sich nachhaltig für den Erhalt der<br />

PKV und damit des deutschen dualen Versicherungssystems<br />

ein. Dazu gehört natürlich auch, dass die derzeitige GOÄ ins<br />

medizin-historische Museum entlassen und die überfällige<br />

GOÄ-Reform nicht weiter verschoben wird. Eine Konkurrenz<br />

der Versicherungssysteme gewährleistet Patient und Arzt<br />

gleichermaßen eine umfassende und innovative Versorgung -<br />

basierend auf soliden Finanzen; im Falle einer Einheitsversicherung,<br />

wie bei Rente oder Unfallversicherung, würden<br />

Innovationsverschleppung und Leistungsabsenkung viel<br />

einfacher umsetzbar, als dies im derzeitigen System möglich<br />

ist. Einem Ausbau der Steuerfinanzierung steht der <strong>Hartmannbund</strong><br />

generell kritisch gegenüber. Die derzeitige Finanzkrise<br />

hat wieder einmal deutlich gemacht, dass der Staat<br />

ein wankelmütiger Geldgeber ist, der gerne Leistungen bewilligt,<br />

aber die Finanzen dann doch anderweitig verwendet.<br />

Fazit:<br />

Der <strong>Hartmannbund</strong> ist ein politisch breit aufgestellter Verband,<br />

in dem es vielfältige Möglichkeiten gibt, mitzuwirken<br />

und eigene Ideen einzubringen: eine Mitgliedschaft für alle<br />

Ärztinnen und Ärzte lohnt sich!<br />

Dr. Philipp Ascher,<br />

Landesvorsitzender <strong>Hartmannbund</strong> Bayern<br />

5. Heidelberger Studierendenstammtisch<br />

Am 24. April fand im neuen Tagungslokal (Nebenzimmer des<br />

Bowling-Centers Firebowl, Bergheimer Straße 139 – 155) der<br />

nunmehr 5. Studentenstammtisch zum Thema „Staatsexamen<br />

und dann“ statt.<br />

Möglicherweise bedingt durch den Streik im öffentlichen Personennahverkehr<br />

waren einige angemeldete Studenten (vor<br />

allem aus Mannheim) nicht erschienen.<br />

Moderator Dr. Peter Napiwotzky referierte zu den notwendigen<br />

Schritten „Approbationsbeantragung, Anmeldung bei<br />

Ärztekammer und Versorgungswerk sowie notwendige und<br />

sinnvolle Versicherungen“. Ein entsprechendes Merkblatt mit<br />

den Adressen der genannten Einrichtungen als Gedächtnisstütze<br />

wurde allen Anwesenden ausgehändigt.<br />

versammlung beschlossen worden war.<br />

Anschließend erfolgte noch ein Kurzbericht über die Landesversammlung<br />

des <strong>Hartmannbund</strong>es. Nach dem Bericht über<br />

die Podiumsdiskussion zum Thema „Patientenrechtegesetz<br />

und über die erfolgten Wahlen erläuterte Univertreter und<br />

Mitorganisator Fabian Schlaich den Antrag auf PJ-<br />

Regelvergütung<br />

in Höhe<br />

der gesetzlich<br />

festgelegten<br />

Obergrenze<br />

(597<br />

Euro monatlich),<br />

der einstimmig<br />

auf<br />

der Landes-<br />

Auch wurden die bisherigen Erfolge der <strong>Hartmannbund</strong>studentenarbeit<br />

(Abschaffung Hammerexamen, Verhinderung<br />

Pflichttertial Allgemeinmedizin) thematisiert.<br />

Als Themen weiterer Abende wurden rechtsmedizinische<br />

Beratung und Beratung über die Bedingungen des ersten<br />

Klinikarbeitsvertrages gewünscht.<br />

Dr. Peter Napiwotzky, stellvertretender Vorsitzender des<br />

<strong>Hartmannbund</strong>es LV BW


18<br />

Die Aufgaben der Ärztekammer und ihre<br />

gesetzlichen Grundlagen im Heilberufe-Kammergesetz<br />

In einer Reihe von Kurzberichten wollen wir in unseren<br />

nächsten Ausgaben des Newsletters des Landesverbandes<br />

über die Aufgaben der Ärztekammer informieren.<br />

Grundlage der ärztlichen Selbstverwaltung und deren Umfang<br />

im Kammerbereich ist das Heilberufe-Kammergesetz, in<br />

dem der Rahmen festgelegt ist. Danach ist in §1 bestimmt,<br />

dass eine Landesärztekammer errichtet wird, der nach §2<br />

alle Ärzte angehören, die bestallt oder approbiert sind oder<br />

eine Erlaubnis zur Ausübung des ärztlichen Berufes besitzen<br />

und die im Land ihren Beruf ausüben oder falls sie ihren<br />

Beruf nicht ausüben, im Land ihren Wohnsitz haben. Die<br />

Kammermitglieder müssen sich innerhalb eines Monats nach<br />

Beginn der Mitgliedschaft bei ihrer Kammer melden (§3).<br />

Es ist Aufgabe der Kammern, die beruflichen Belange ihrer<br />

Mitglieder wahrzunehmen, die Erfüllung der Berufspflichten<br />

zu überwachen, Aus- und Fortbildung zu fördern, Belange<br />

der Qualitätssicherung wahrzunehmen, die berufliche Weiterbildung<br />

zu regeln, auf ein kollegiales Verhältnis der Kammermitglieder<br />

untereinander sowie auf eine Kooperation mit<br />

den sonstigen Gesundheits- und Pflegeberufen hinzuwirken,<br />

bei berufsbezogenen Streitigkeiten zu vermitteln, öffentliche<br />

Stellen und die Verwaltung zu beraten und zu unterstützen,<br />

sowie Sachverständige zu benennen, Dritte, insbesondere<br />

Patienten, in Angelegenheiten der Berufsausübung der<br />

Kammermitglieder zu beraten, bei Prävention, Förderung und<br />

Schutz der Gesundheit von Bevölkerung und Tieren mitzuwirken,<br />

die Aus- und Fortbildung der Mitglieder und deren<br />

Beschäftigten zu fördern und Aufgaben nach dem Berufsbildungsgesetz<br />

wahrzunehmen und den Mitgliedern Heilberufsausweise<br />

und sonstige Bescheinigungen sowie qualifizierte<br />

Zertifikate oder qualifizierte Attribut-Zertifikate mit Angaben<br />

über die berufsrechtliche Zulassung nach dem Signaturgesetz<br />

auszustellen. Sie sind verpflichtet, sich um die Verwahrung<br />

von Patientenunterlagen zu kümmern. Sie sind berechtigt,<br />

Fortbildungsveranstaltungen zu zertifizieren und Fortbildungszertifikate<br />

auszustellen. Es ist auch ihre Aufgabe, von<br />

Kammermitgliedern betriebene Qualitätsmanagementsysteme<br />

zu zertifizieren und die Daten über die Nachweise von<br />

Fort- und Weiterbildung sowie die fachlichen Qualifikationen<br />

fortlaufend zu erfassen.<br />

Die Kammern können Wohlfahrtseinrichtungen für ihre Mitglieder<br />

und deren Familien schaffen. Nach §5 hat die Landesärztekammer<br />

für sich und die Landeszahnärztekammer<br />

eine Ethikkommission sowie Kommissionen nach dem<br />

Transplantationsgesetz zu errichten. Die Kammern sind Körperschaften<br />

des öffentlichen Rechts und unterstehen der<br />

staatlichen Aufsicht und haben selbst Satzungen zu erlassen,<br />

in denen per Gesetz eine Vielzahl von Dingen geregelt werden<br />

muss, wie etwa die Wahlordnung, die Weiterbildungsordnung,<br />

die Fortbildungsordnung, die Berufsordnung.<br />

Die Kammern müssen folgende Organe haben:<br />

Die Tätigkeit der Kammermitglieder in den Organen und<br />

Ausschüssen der Kammern ist ehrenamtlich. Jede Kammer<br />

Vertreterversammlung, Vorstand, Haushaltsausschuss, Berufsgerichte.<br />

kann durch Satzung rechtlich<br />

unselbstständige Untergliederungen<br />

bilden, wie Bezirkskammern<br />

oder Kreisvereinigungen.<br />

Durch Satzung kann die<br />

Landesärztekammer die Wahrnehmung<br />

von Aufgaben auf die<br />

Bezirkskammern übertragen.<br />

Die Kammern erheben zur Deckung<br />

des Aufwandes eine<br />

Umlage, die der Genehmigung<br />

der Aufsichtsbehörde bedarf.<br />

Die Beitragspflichtigen haben<br />

dem Umlageausschuss auf Verlangen ihre gesamten Berufseinnahmen<br />

anzugeben, wenn von deren Höhe die Umlage<br />

abhängt. Bei Verweigerung können Informationen der Finanzbehörden<br />

eingeholt werden. Die Kammermitglieder sind<br />

verpflichtet, ihren Beruf gewissenhaft auszuüben, sich beruflich<br />

fortzubilden und sich dabei auch über die für ihre Berufsausübung<br />

geltenden Bestimmungen zu unterrichten. Niedergelassene<br />

Ärztinnen und Ärzte sind grundsätzlich zu Teilnahme<br />

am Notfalldienst verpflichtet. Das Nähere regelt die<br />

Berufsordnung.<br />

Vorliegende oder drohende berufliche Streitigkeiten der Mitglieder<br />

der Kammern, die nicht berufsgerichtlicher Art sind,<br />

sollen in einem Vermittlungsverfahren beigelegt werden. Bei<br />

berufsunwürdigen Handlungen haben sich die Mitglieder in<br />

einem Berufsgerichtsverfahren zu verantworten. Soweit das<br />

gesetzlich vorgegebene Korsett.<br />

In der nächsten Ausgabe werden wir über die Weiterbildung<br />

berichten.<br />

Impressum:<br />

Dr. Klaus Baier, Präsident der<br />

Bezirksärztekammer Nordwürttemberg<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Hartmannbund</strong> Landesverband Baden-Württemberg<br />

Albstadtweg 4<br />

70567 Stuttgart<br />

Tel.: 0711-731024, Fax: 0711-731696<br />

Internet: www.hartmannbund.de<br />

Email: lv.bw@hartmannbund.de<br />

Redaktion:<br />

Klaus Rinkel (v.i.S.d.P.)<br />

Eleonore Wagner<br />

Anschrift:<br />

Siehe Herausgeber<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder.


19<br />

Aktuelles Infektiologisches Update<br />

Das schlechte Wetter hat uns eine Unmenge an „Erkältungskrankheiten“<br />

durch Rhinoviren, Influenzaviren und ähnliches<br />

beschert. Jetzt, wo es wieder etwas wärmer wird, lohnt sich<br />

auch der Blick auf andere Infektionskrankheiten.<br />

Laut RKI ist erneut eine (importierte) Infektion mit dem<br />

Chikungunya-Virus in Baden-Württemberg aufgetreten. Eine<br />

30 Jahre alte Frau hat sich wahrscheinlich in Papua-<br />

Neuguinea infiziert. Damit handelt es sich in diesem Jahr<br />

bereits um den fünften Erkrankungsfall in Deutschland [Quelle<br />

RKI, epidemiologisches Bulletin Nr. 19, 13.05.2013].<br />

Da nach wie vor weder eine Therapie noch ein Impfstoff für<br />

das Chikungunya-Virus verfügbar ist, ist zur Prophylaxe ein<br />

konsequenter Mückenschutz erforderlich. Das Virus wird<br />

hauptsächlich durch einen Stich der Anopheles-Mücke übertragen.<br />

Da diese tag- und nachtaktiv ist, muss auch ein Mückenschutz<br />

rund um die Uhr erfolgen.<br />

Chikungunya-Fieber tritt etwa drei bis sieben Tage nach dem<br />

Mückenstich auf mit starken Gelenkschmerzen<br />

(Chikungunya= „der gekrümmt Gehende“), Kopfschmerzen<br />

und manchmal mit einem Exanthem auf.<br />

Eine sehr gefährliche autochthone Infektion ereignete sich<br />

bei einem 60-jährigen Mann, ebenfalls aus Baden<br />

Würrtemberg - ein lebensmittelbedingter Botulismus!<br />

Beim Botulismus wird durch das Bakterium Clostridium<br />

botulinum das „Gift“ Botulinumtoxin gebildet. Das Toxin<br />

hemmt die Ausschüttung von Acetylcholin, die Signalübertragung<br />

zwischen Nerven und Muskeln wird behindert. Letztlich<br />

kann dies in schweren Fällen durch Lähmung der Atemmuskulatur<br />

zum Tode führen. Vergiftungen kommen nach wie vor<br />

meist durch verdorbene Lebensmittelkonserven („ausgebeulte<br />

Dosen“) vor. Botulismus ist eine meldepflichtige Erkrankung.<br />

Seit November 2012 erkrankten auffällig viele Ägyptenreisende<br />

an Hepatitis A. Insgesamt 39 Hepatitis-A-Fälle wurden<br />

dem RKI gemeldet. In vergleichbaren Zeiträumen in den<br />

Jahren 2007/2008 und 2011/2012 erkrankten jedoch lediglich<br />

10 Personen. Zu einen Anstieg der importieren Hepatitis- A-<br />

Fälle kam es auch in anderen Ländern wie Großbritannien<br />

oder Schweden. Bisher ist lediglich bekannt, dass sich die<br />

erkrankten Personen in Touristenorten in Ägypten aufgehalten<br />

hatten. Ein einzelner Infektionsort lässt sich bisher nicht<br />

erkennen [Quelle RKI, epid. Bulletin Nr. 17, 29.04.2013]. Klar<br />

ist jedoch, dass es sich keinesfalls um eine harmlose Erkrankung<br />

handelt! 23 der 39 erkrankten Reisenden, und somit<br />

mehr als die Hälfte, wurden stationär behandelt und leider<br />

verstarb sogar ein Erkrankter.<br />

Da es sich um eine<br />

impräventable Erkrankung<br />

handelt, sollte bei einer Reise<br />

in ein solches Hochrisikogebiet<br />

eine Impfung erfolgen.<br />

Eine Monoimpfung mit Hepatitis<br />

A erfordert zwei Impfstoffgaben<br />

und sollte mindestens<br />

zwei Wochen vor Abreise begonnen<br />

werden. Dadurch ist<br />

auch bei einer „lastminute“<br />

Reise mit nur einer Impfdosis<br />

ein guter Schutz (>80%) gegeben.<br />

Die zweite Impfdosis sollte sechs Monate später für<br />

einen wirksamen Langzeitschutz erfolgen. Bei Reisenden, die<br />

älter als 50 Jahre sind und Reisende, die häufig in<br />

Endemiegebiete reisen, kann vor einer Impfung ggf. der Hepatitis-A-Antikörpertiter<br />

bestimmt werden, da diese Personen<br />

häufig bereits eine Infektion durchgemacht haben und hierdurch<br />

ein Schutz besteht.<br />

Ein kleiner Ausblick zur Impfstoffentwickung im Kampf gegen<br />

die Hand-Fuß-Mund-Krankheit gibt eine aktuelle Publikation<br />

im Lancet:<br />

Efficacy, safety, and immunology of an inactivated alumadjuvant<br />

enterovirus 71 vaccine in children in China: a multicentre,<br />

randomised, double-blind, placebo-controlled, phase<br />

3 trial ; Feng-Cai Zhu et. Al. ; The Lancet - 29 May 2013 ;<br />

DOI: 10.1016/S0140-6736(13)61049-1.<br />

Es gelang, einen Impfstoff gegen das Enterovirus 71 (EV71)<br />

zu entwickeln und in China in einer Phase-3-Studie mit 5.120<br />

Kindern zwischen 6 und 35 Monaten erfolgreich zu testen. Es<br />

zeigte sich eine phantastische Schutzwirkung von 90%! Leider<br />

wird die Hand-Fuß-Mundkrankheit durch eine Vielzahl<br />

weiterer Viren (Coxsackie-A-Viren (A2 – A8, A10, A12, A14,<br />

A16)) verursacht, so dass die Krankheit auch durch diese<br />

Impfung nicht eliminiert werden kann.<br />

Wie immer gilt, denken Sie an Mückenschutz und (rechtzeitige)<br />

Schutzimpfungen!<br />

Ihr Dr. med. Markus Müller


20<br />

Ratespaß<br />

Neuer stellv. Vorsitzender:<br />

4<br />

____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Wer nahm als Patientenvertretung an der<br />

10<br />

Podiumssitzung (Landesversammlung) teil: ____ ____ ____ ____<br />

1 4 11 11<br />

Wofür setzen sich die Medizinstudierenden<br />

des <strong>Hartmannbund</strong>es u.a. ein: PJ-…:<br />

Deutscher Begriff für „caecum“:<br />

9<br />

____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

12 13 14 15 16 13 7 16 1 15<br />

____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

17 11 4 1 18 18 2 14 19<br />

11<br />

8<br />

Wer hat einen Artikel zum Thema<br />

„Zeitzeugen“ geschrieben (Vorname):<br />

5<br />

____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

20 13 14 18 4 1 2 1 18<br />

In welchem Hotel hat 2013 die Landesversammlung<br />

stattgefunden: Hotel am …:<br />

1<br />

6<br />

____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

21 22 23 11 6 21 21 17 13 14 15<br />

Wo fand am 24.04. der Studierenden-<br />

Stammtisch statt:<br />

Finanzbeauftragter des LV BW:<br />

3<br />

____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

23 13 4 18 13 11 17 13 14 15<br />

2 7<br />

____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />

24 16 1 21 22 23 4 25<br />

12<br />

LÖSUNG:<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

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12<br />

Schicken Sie uns die richtige Lösung zu! Unter allen Teilnehmern verlosen wir eine USB-Karte (2 GB)!<br />

Viel Glück!!<br />

Einsendeschluss ist der 12.07.2013.<br />

<strong>Hartmannbund</strong> LV Baden-Württemberg<br />

Albstadtweg 4 - 70567 Stuttgart<br />

Tel.: 0711-731024 – Fax: 0711-731696<br />

@: lv.bw@hartmannbund.de – www.hartmannbund.de


21<br />

Die Aufklärung des Patienten nach dem Patientenrechtegesetz<br />

Entgegen den ursprünglichen Ankündigungen und Annahmen<br />

wird das am 26.02.2013 in Kraft getretene Patientenrechtegesetz<br />

vermutlich doch wesentliche – insbesondere<br />

auch praktische – Auswirkungen auf die ärztliche Tätigkeit<br />

haben, da die Anforderungen an eine korrekte Aufklärung<br />

des Patienten durch den Arzt verschärft worden sind.<br />

Zum einen wird vom Arzt gem. § 630 e Abs. 2 Satz 2 BGB<br />

gefordert, dem Patienten eine „Abschrift“ bzw. Kopien der<br />

Unterlagen, die der Patient im Zusammenhang mit der Aufklärung<br />

oder Einwilligung unterzeichnet hat, auszuhändigen.<br />

Auch wenn es das Gesetz offen gelassen hat, welche Sanktionen<br />

sich aus einem Verstoß gegen diese Vorschrift ergeben<br />

werden, sollte dem Patienten deshalb immer – möglichst<br />

zeitnah – die entsprechende Kopie ausgehändigt werden und<br />

der Arzt sollte sich den Empfang durch Unterschrift bestätigen<br />

lassen, wobei davon auszugehen ist, dass die einschlägigen<br />

Verlage (Diomed, proCompliance, Perimed, etc.) zeitnah<br />

dem neuen Gesetz angepasste Versionen zur Verfügung<br />

stellen werden. In den Fällen, in denen der Patient im Anschluss<br />

an das auch vom Gesetz weiterhin ausdrücklich<br />

geforderte mündliche Aufklärungsgespräch mit dem Arzt<br />

keine Unterschrift leistet, besteht die Verpflichtung zur Aushändigung<br />

nicht.<br />

Eine weitere, in Zukunft vermutlich vor allem in der klinischen<br />

Praxis wesentliche Verschärfung ergibt sich aus § 630 e Abs.<br />

2 Satz 1 BGB, mit dem die Aufklärung<br />

durch einen Arzt, der<br />

über die „zur Durchführung der<br />

Maßnahme erforderliche Befähigung<br />

verfügt“, verlangt wird. Auch<br />

wenn nicht sicher vorhergesagt<br />

werden kann, wie die Rechtsprechung<br />

diese Forderung auslegen<br />

wird, muss befürchtet werden,<br />

dass die bisher übliche und<br />

in aller Regel auch von den Gerichten<br />

tolerierte Aufklärung durch<br />

nicht ausreichend „zur Durchführung“<br />

der Behandlung „befähigte“<br />

Ärzte, vor allem bei „Qualitätseingriffen“ nicht mehr ausreichen<br />

wird. In diesen Fällen sollte ein Arzt aufklären, der –<br />

wenn er die Behandlung nicht schon selbst durchgeführt hat<br />

– zumindest nicht nur in völlig untergeordneter Funktion (z.B.<br />

„am Haken“) daran beteiligt war.<br />

Positiv ist das vom Gesetz zumindest angedeutete „Therapeutische<br />

Privileg“, das es dem Arzt erlaubt – in engen Grenzen<br />

– von der Aufklärung abzusehen, wenn durch sie das<br />

Leben oder die Gesundheit des Patienten ernstlich gefährdet<br />

werden könnte.<br />

Dr. Helge Hölzer, Rechtsanwalt / Facharzt für Chirurgie<br />

Zehn Jahre „art KARLSRUHE“<br />

Die 10. „art KARLSRUHE“ war ein Publikumserfolg und ist für<br />

unsere Region eine der wichtigsten Kunstmessen. Beim<br />

Rundgang entdeckte man museale Werke der klassischen<br />

Moderne, aber auch junge Künstler aus Baden-Württemberg<br />

mit spannenden Konzepten. Die Bandbreite der Arbeiten<br />

erstreckte sich vom kleinen Kunstwerk, einer Serie kleiner<br />

Originale bis zu Giacomo Manzùs monumentaler, dreieinhalb<br />

Meter hohen Bronze „Grande Cardinale in Piedi“, von einzelnen<br />

Videoinstallationen über Fotografie bis zur klassischen<br />

Malerei. Für Galeristen ist die Messe nicht nur finanziell wichtig,<br />

sondern vor allem ein Ort der Kommunikation. Es finde<br />

ein reger Austausch zwischen Kollegen, Künstlern und<br />

Kunstliebhabern statt. In Karlsruhe finden die Besucher das<br />

Gespräch mit Künstlern und können sich die Werke im Dialog<br />

erschließen. Eine ideale Gelegenheit für junge wie auch etablierte<br />

Sammler und solche, die es werden wollen. Für uns<br />

Ärztinnen und Ärzte mit oft wenig Zeit für Kunstausstellungen<br />

ist die Messe ein Platz für konzentrierten Austausch über<br />

Kunst und die Gelegenheit, Neues zu entdecken. Die Parallelitäten<br />

der Heilkunst zur bildenden Kunst sind näher als wir<br />

uns oft eingestehen. Die Wanderung durch die Ausstellungshallen<br />

lässt uns wieder neue Eindrücke gewinnen.<br />

Wenn Interesse besteht, kann über den Kurator der Messe,<br />

Herrn Schrade, sicherlich eine Führung durch die Messehallen<br />

- speziell für <strong>Hartmannbund</strong>mitglieder - durchgeführt werden.


22<br />

Treffen des Ausschusses „Senioren im<br />

<strong>Hartmannbund</strong>“ am 07.05.2013 in Blaubeuren<br />

Pünktlich um die Mittagszeit trafen sich am Dienstag, den 07.<br />

Mai 2013 im Restaurant „Forellenfischer“ in Blaubeuren–<br />

Weiher 25 Mitglieder des Ausschusses „Senioren“ des Landesverbandes<br />

Baden-Württemberg zum Frühjahrstreffen.<br />

Zunächst wurde gemeinsam mit der Mitorganisatorin des<br />

Treffens, Frau Wagner bei anregender Unterhaltung und in<br />

guter schwäbischer Gasthausatmosphäre das Mittagessen<br />

eingenommen. In interessanten Gesprächen wurden dabei<br />

insbesondere der individuelle Wertewandel im Arztberuf und<br />

die scheinbare Änderung der aktuellen Mitgliederstruktur im<br />

Verband und deren Ursachen diskutiert. Einigkeit bestand<br />

aber in der Feststellung, dass sich gerade jetzt der Verband<br />

wegen der Vielschichtigkeit seiner Mitglieder als Vertretung<br />

aller Ärzte in Deutschland profilieren muss. Gleichzeitig<br />

müssten aber wegen einerseits wichtiger zentraler gemeinsamer<br />

Strukturen sowohl der Bundesverband, aber auch<br />

wegen der Bedeutung unterschiedlicher regionaler Strukturen<br />

die Landesverbände besser organisiert werden.<br />

Gegen 14.00<br />

Uhr wurde<br />

„zum Aufbruch<br />

geblasen“ und<br />

die Gruppe traf<br />

sich nach individueller<br />

Parkplatzsuche<br />

in<br />

der wunderbar<br />

restaurierten<br />

Altstadt zum<br />

gemeinsamen<br />

Besuch des Urgeschichtlichen Museums. Zu Beginn der<br />

Führung stieß dort der Vorsitzende des Landesverbandes,<br />

Kollege Rinkel zur Gruppe dazu. In einer anschaulichen Führung<br />

wurde man in die Altsteinzeit vor ca. 40.000 Jahren<br />

versetzt: in eine Zeit des wahrscheinlich gleichzeitigen Zusammenlebens<br />

von „Neandertaler“ und „Homo sapiens“ am<br />

Gletscherabbruch der vereisten Alpen und dem Südabhang<br />

der Alb im Tal der drei Flüsse Aach, Blau und Lone. Viele<br />

archäologische Funde aus Arbeitswelt, Kultur und Kunst<br />

wurden hier aus der engeren Umgebung zusammengetragen.<br />

Großer Wert wurde vor allem auf die Handhabung,<br />

Nutzbarkeit und Sinnhaftigkeit der damaligen Geräte,<br />

Schmuckstücke, Tier- und Selbstdarstellungen sowie Musikinstrumente<br />

gelegt, so dass an Hand der Fundstücke und<br />

deren Interpretation eine fast realistische Darstellung und<br />

Schilderung des damaligen Lebensalltags möglich schien.<br />

Selbst die Darstellung des Klanges einer Knochenflöte aus<br />

der damaligen Zeit ist heute möglich.<br />

In einer weiteren Gruppenführung wurde das Kloster in seiner<br />

1.000-jährigen Geschichte dargestellt. Ursprünglich sollte das<br />

Kloster nach<br />

den Regeln<br />

des Benediktinerordens<br />

auf der<br />

Hochfläche<br />

der Alb errichtet<br />

werden,<br />

wegen<br />

des Wassermangels<br />

auf<br />

der Höhe<br />

wurde das<br />

Kloster dann<br />

doch an den Blautopf verlegt. Im 15. Jahrhundert kam es<br />

aber zum wirtschaftlichen Niedergang. Doch drei Äbte bewirkten<br />

durch ihren Einfluss und ihre Schaffenskraft ein Aufblühen<br />

der Klosteranlage. Heutige<br />

Zeugen ihres Wirkens sind der<br />

mächtige dreigliedrige Hochaltar mit<br />

seinen glanzvollen Bilder- und<br />

Schnitzelementen, das herrliche<br />

mittelalterliche Chorgestühl und die<br />

vielen Plastiken der Ulmer Schule.<br />

Wichtige Zubauten in spätgotischem<br />

Stil wie Badehaus, Kreuzgang, Kapitelsaal<br />

und Refektorium führten zu<br />

einer Verbesserung des normalen, aber strengen Klosterlebens.<br />

Heute prägen ein Evangelisch-Theologisches Seminar<br />

und ein altsprachliches Gymnasium mit kirchlichem Internat<br />

die fast klösterlichen Regeln. Heute müssen, da das Kloster<br />

auf einer 25 Meter hohen Kiesel- und Geröllhalde steht, wegen<br />

unterschiedlicher Absenkungen immer wieder bauliche<br />

Restaurierungen durchgeführt werden.<br />

Zuletzt wurde noch<br />

der Blautopf besichtigt.<br />

Dieser ist wahrscheinlich<br />

ein 40.000<br />

Jahre altes Überbleibsel<br />

des ehemals<br />

25 Meter tiefer gelegenen<br />

Aufprallhanges<br />

der Donau. Dort<br />

verabschiedete sich<br />

die Gruppe mit einem<br />

großen Dank an die<br />

Organisatorin Frau Wagner, mit einem Dank an Herrn Rinkel<br />

und dem gemeinsamen Versprechen, sich im Herbst oder in<br />

der Adventszeit wieder zu treffen.<br />

Prof. Dr. Jürgen Kult,<br />

Vorsitzender des Ausschusses „Senioren LV BW


23<br />

Wir gratulieren allen Mitgliedern des Landesverbandes Baden-Württemberg recht herzlich<br />

zum Geburtstag und wünschen alles Gute, viel Glück und Gesundheit!<br />

Stellvertretend für alle Jubilare möchten wir namentlich die über 80-jährigen nennen, die<br />

im Zeitraum April - Juni 2013 ihren Geburtstag feiern:<br />

Dr. Roland Bauer, Bad Liebenzell<br />

Dr. Hans-Dietrich Berger, Stuttgart<br />

Dr. Marianne Brieskorn, Waldshut-Tiengen<br />

Dr. Dorothea Busacker-Scharpff, Leonberg<br />

Dr. Arnold Cremer, Wangen<br />

Dr. Karl F. Daniel, Renningen<br />

Dr. Hubert Dengg, Ravensburg<br />

Dr. Gerhard Dieckmann, Karlsruhe<br />

Dr. Joachim Euchenhofer, Denzlingen<br />

Dr. Bruno Feige, Görwihl<br />

Oskar Fleig, Haslach<br />

Eva Frey, Stuttgart<br />

Dr. Ingeborg Gössel, Esslingen<br />

Dr. Helga Grötschla, Karlsruhe<br />

Dr. Lore Hagenmeyer-Haas, Oppenau<br />

Dr. Elmar Hahn, Rottenburg<br />

Dr. Hermann Hartenstein, Leinfelden-Echterdingen<br />

Dr. Helmut Hermann, Denkendorf<br />

Prof. Dr. Günther Hierholzer, Allensbach<br />

Dr. Pia Hirscher, Amtzell<br />

Dr. Hans Huber, Leinfelden-Echterdingen<br />

Dr. Annelies Imhof, Ulm<br />

Dr. Herta Kaltenpoth, Konstanz<br />

Dr. Linda Koenig, Freiburg<br />

Dr. Erich Kratschmer, Tuttlingen<br />

Dr. Hans Lehr, Schramberg<br />

Dr. Heinz-Dieter Lonhard, Blaubeuren<br />

Dr. Margot Lorenz, Esslingen<br />

Dr. Hans-Gustav Nolte, Freiburg<br />

Dr. Walter Ott, Bad Schussenried<br />

Dr. Erich Pfeilsticker, Calw<br />

Dr. Paul Reinhardt, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Peter Maria Reisert, Pforzheim<br />

Dr. Carl Renzel, Heilbronn<br />

Dr. Bruno Schäuble, Gundelfingen<br />

Dr. Hannelotte Scheinhütte, Eberdingen<br />

Dr. Gotthard Schertlin, Geislingen<br />

Dr. Josef Scheuerecker, Ulm<br />

Dr. Fritz Scheuthle, Stuttgart<br />

Dr. Horst Schindera, Herrenberg<br />

Dr. Georg Erwin Schorm, Sindelfingen<br />

Richard Schündler, Offenburg<br />

Günther Silbermann, Ditzingen<br />

Dr. Hans Ting, Herrischried<br />

Dr. Heinz Tömp, Freiburg<br />

Dr. Heinz Wambsganss, Karlsruhe<br />

Dr. Ruth Wandel, Frickenhausen<br />

Dr. Paula Weidner, Bad Boll<br />

Paul Weiffenbach, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Hans-Günther Werling, Stuttgart<br />

Dr. Richard Wunderle, Achern<br />

Dr. Fritz Zeller, Karlsruhe


24<br />

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Termin: 12.10.2013, 10.00-17.00 Uhr<br />

Thema: Speedreading<br />

Ort: Deutsche Ärzte Finanz, Uhlandstr. 13, Tübingen<br />

Gebühr: 50€, für HB-Mitglieder 20€<br />

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Termin: 15.10.2013, 18.30-20.30 Uhr<br />

Thema: Berufsstarterseminar<br />

Ort: Deutsche Ärzte Finanz, Uhlandstr. 13, Tübingen<br />

Gebühr: kostenlos<br />

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Termin: 22.10.2013, 18.30-20.30 Uhr<br />

Thema: Perfekt Präsentieren<br />

Ort: Deutsche Ärzte Finanz, Uhlandstr. 13, Tübingen<br />

Gebühr: kostenlos<br />

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Termin: 12.11.2013, 17.30-20.30 Uhr<br />

Thema: Bewerberworkshop<br />

Ort: Deutsche Ärzte Finanz, Uhlandstr. 13, Tübingen<br />

Gebühr: kostenlos<br />

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Termin: 23.11.2013, 10.00-17.00 Uhr<br />

Thema: Speedreading<br />

Ort: Deutsche Ärzte Finanz, Uhlandstr. 13, Tübingen<br />

Gebühr: 50€, für HB-Mitglieder 20€<br />

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„Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“<br />

• Der Ärztemangel hat Baden-Württemberg erreicht<br />

• Die Vorstellungen und Wünsche junger Mediziner haben sich gewandelt<br />

• Die Medizin „wird weiblich“<br />

• Die Krankenhaus-Landschaft Oberschwabens befindet sich im Umbruch<br />

• Notdienstbezirke werden anders geregelt<br />

• Was kann getan werden, um einen „Landarzt“ für eine Gemeinde zu begeistern?<br />

• Was können Bürger vor Ort tun, um die ärztliche Versorgung aufrecht zu erhalten?<br />

In einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Gemeinde Ostrach nehmen wir uns dieser Thematik an:<br />

„Gute ärztliche Versorgung der Bevölkerung – eine Herausforderung für Ärzteschaft und Gesellschaft“<br />

„Realität der hausärztlichen Versorgung und Entwicklungschancen“<br />

„Wünsche junger Ärzte“<br />

Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion in einer Gemeinde mit Weitsicht, die ihre Bürger gut versorgt<br />

wissen will und die Gesundheitsversorgung als Standortfaktor erkannt hat.<br />

Termin: Donnerstag 11.07.2013, 18.30 Uhr<br />

Ort: Begegnungsstätte des Elisabethenhauses<br />

Hauptstr. 9, Ostrach<br />

Anmeldung über die unten aufgeführten Kontaktdaten.<br />

Eine Anmeldung ist erforderlich, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist!<br />

Detaillierte Informationen zu den Veranstaltungen erhalten Sie in unserer Geschäftsstelle<br />

oder über unsere Homepage:<br />

<strong>Hartmannbund</strong> LV Baden-Württemberg<br />

Albstadtweg 4 – 70567 Stuttgart<br />

Tel.: 0711-73 10 24 – Fax: 0711-73 16 96<br />

@: lv.bw@hartmannbund.de - www.hartmannbund.de

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