BADEN-WÜRTTEMBERG - Hartmannbund
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Treffen mit Verkehrsminister Winfried Hermann am 15.04.2013<br />
Kurz vor unserer Landesdelegiertenversammlung traf sich<br />
der <strong>Hartmannbund</strong> (Klaus Rinkel, Dr. Friedrich Gagsteiger,<br />
Eleonore Wagner) mit Verkehrsminister Winfried Hermann,<br />
Peter Dittus (Referat öffentlicher Personennahverkehr) sowie<br />
zwei weiteren Mitarbeitern des Ministeriums.<br />
Thematisiert wurden die Auswirkungen veränderter medizinischer<br />
Versorgungsstrukturen auf Verkehrskonzepte. Aktuell<br />
sind die Veränderungen in der ärztlichen Notdienstregelung<br />
mit zunehmenden Fahrtstrecken verbunden. Öffentliche Verkehrsmittel<br />
oder Vernetzung von Verkehrsmitteln werden<br />
bislang nicht diskutiert.<br />
Minister Hermann bestätigte, dass das Verkehrsproblem<br />
bisher noch nicht unter medizinischen Gesichtspunkten betrachtet<br />
wurde. Der Versorgungsbedarf auf dem Land wachse,<br />
da die Bevölkerung älter werde. Die Sicherstellung der<br />
ärztlichen Versorgung auf dem Land sei eine zentrale Aufgabe.<br />
Er könne sich Pilotprojekte unter Einbindung der Verkehrsplanung<br />
vorstellen.<br />
Im weiteren Gespräch am<br />
Beispiel von weiten Distanzen<br />
zwischen Bereitschaftspraxen<br />
und -apotheken auf die Problematik<br />
eingegangen. Hier<br />
könnten Modelle von kombinierten<br />
Fahrdiensten für Medikamente<br />
und Patienten in<br />
Betracht kommen. Eine stärkere<br />
Verknüpfung von medizinischer<br />
Versorgungsplanung<br />
und Planung des öffentlichen<br />
Nahverkehrs könnte weiterführen.<br />
Fahrkonzepte für Ärzte im Notdienst müssen neu überdacht<br />
werden. Einerseits sollten unnötige Fahrten möglichst vermieden<br />
werden, anderseits Ärztinnen und Ärzte ihren persönlichen<br />
Wünschen entsprechend mobil sein. Das kann von<br />
Selbstfahren über festen Fahrdienst hin zu Vereinbarungen<br />
mit Taxidiensten gehen. Kostentechnisch sind dies Aufgaben,<br />
die zwischen Kassen und KV zu klären sind. Modellprojekte<br />
könnten aber, ministeriell angestoßen, schneller zu einer<br />
Klärung der günstigen Optionen beitragen.<br />
Für Übermittlung und die Vorbereitung von Besprechungen<br />
von Befunden, Röntgenbildauswertung etc. könnten zunehmend<br />
telemedizinische Lösungen genutzt werden. Ziel ist es<br />
nicht, den Patienten für den Transport von Befunden von<br />
einem Arzt zum anderen auf die Strecke zu bringen, sondern<br />
ihn oder den Arzt nur dann fahren zu lassen, wenn es um das<br />
persönliche Gespräch, Untersuchung oder vergleichbares<br />
geht. Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Praxen<br />
oder Klinikambulanzen können, z.B. durch Einsatz von Fotooder<br />
Videodokumentation bei Wunden, Fahrten des Patienten<br />
in die Praxis vermeiden.<br />
Als nächsten Schritt könnte sich Minister Hermann einen<br />
Expertenworkshop bzw. gemeinsame Lösungswege mit dem<br />
Sozialministerium vorstellen.<br />
In der Landesdelegiertenversammlung haben wir Lösungskonzepte<br />
zu diesem Thema diskutiert und folgende Resolution<br />
verabschiedet:<br />
Mobilitätskonzepte für Gesundheitsversorgung in Baden-<br />
Württemberg<br />
Der <strong>Hartmannbund</strong> Landesverband Baden-Württemberg regt<br />
eine interministerielle Zusammenarbeit bei der Entwicklung<br />
von Gesundheitsversorgungskonzepten in Baden-<br />
Württemberg an. Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung<br />
für das Erreichen der geeigneten Gesundheitsversorgung.<br />
Hier müssen klassische Transportmittel intelligent verknüpft<br />
werden und neue Informationstechnologien eingebunden<br />
werden. Fehlanreize sollten identifiziert und abgebaut<br />
werden.<br />
Begründung:<br />
Die demografischen Veränderungen und der Mangel an ärztlichem,<br />
therapeutischem und pflegerischem Personal – speziell<br />
in strukturschwächeren Bereichen – werden dazu führen,<br />
dass ambulante und stationäre Versorgungseinrichtungen<br />
nur noch über größere Entfernungen zu erreichen sind. Beispielsweise<br />
werden kleinere Krankenhäuser aufgelöst, fusionieren<br />
zu größeren zentralen Einheiten oder übernehmen<br />
Spezialaufgaben. Ärzte arbeiten zunehmend in Gemeinschaftspraxen<br />
und MVZ, die in größeren Orten liegen. Die<br />
klassischen hausärztlichen Versorgungsstandorte dünnen<br />
aus, die Entfernungen werden bereits im Tagesbetrieb größer<br />
und im Notdienst (nachts und am Wochenende) sind erhebliche<br />
Strecken zurückzulegen. Dies betrifft Patienten, Ärzte,<br />
und Pflegepersonal in gleichem Maße.<br />
In den Planungen steht bislang die Sicherstellung der medizinischen<br />
Versorgung im Vordergrund, und Fragen der Verkehrsinfrastruktur<br />
sind nachrangig. Der Individualverkehr mit<br />
dem Auto (Privat, Taxi,...) dominiert. Alternative Konzepte mit<br />
besserer Vernetzung der Verkehrsmittel, einfacherer Nutzung<br />
und besserer Ökobilanz sind nicht erkennbar. In der bisherigen<br />
Wahrnehmung unseres Verbandes ist die Einbindung<br />
der Verkehrsplaner in Planungen nur eingeschränkt realisiert.<br />
Im Verband denken wir unter anderem über folgende Fragen<br />
nach und wollen über diese diskutieren:<br />
- wie lassen sich Einzelfahrten verhindern und Sammelfahrten<br />
optimal kombinieren (Schulbusstrecken in geringeren<br />
Nutzungszeiten)<br />
- wie lassen sich unnötige Fahrten reduzieren<br />
- fährt besser der Arzt oder der Patient<br />
- wie können finanzielle Anreize zu Vielfahrten abgebaut<br />
werden<br />
- wie können telemedizinische Vernetzungen weiterentwickelt<br />
werden<br />
- kann sich die Verkehrsplanung mit Praxis-, Krankenhausund<br />
Ambulanzplanung abstimmen<br />
Klaus Rinkel