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BADEN-WÜRTTEMBERG - Hartmannbund

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Landesversammlung<br />

5<br />

Nürtingen 2013<br />

Nürtingen empfing uns zum 3. Mal in Folge zu unserer Landesdelegiertenversammlung.<br />

Thaddäus Kunzmann, MdL,<br />

Mitglied im Sozialministerium des Landtages und Kandidat<br />

des Wahlkreises Nürtingen überbrachte Grüße des Oberbürgermeisters<br />

Otmar Heirich, des Fraktionsvorsitzenden der<br />

CDU, Peter Hauk sowie Stefan Teufels, MdL.<br />

Im Mittelpunkt der öffentlichen Veranstaltung stand die Podiumsdiskussion<br />

zum Thema Patientenrechtegesetz. Im intensiven<br />

Dialog standen auf dem Podium Dr. Clever, Präsident<br />

der Landesärztekammer BW, Frau Dr. Nill, unabhängige<br />

Patientenvertretung, Prof Dr. Fangerau, Medizinethiker-<br />

Institut für Geschichte, Theorie und Ethik in der Medizin,<br />

Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung BW, Jochen<br />

Haussmann, Sprecher für Arbeit und Sozialordnung, Familie,<br />

Frauen und Senioren, FDP-Landtagsfraktion und Florian<br />

Wahl, Gesundheits-, Sucht- und Jugendpolitischer Sprecher,<br />

SPD-Landtagsfraktion. Moderiert von Klaus Rinkel entwickelten<br />

sich gemeinsame Linien zu den Vor- und Nachteilen<br />

dieses Gesetzes. Wichtige Beiträge kamen aus den Reihen<br />

der Landesdelegierten.<br />

Einhellig wurde die hohe Bedeutung des Vertrauensverhältnisses<br />

in der Arzt-Patienten-Beziehung betont. Einige Podiumsteilnehmer<br />

konnten wir zu einem Statement für unseren<br />

Newsletter bewegen, so dass Sie Aspekte der Diskussion<br />

nachvollziehen können. Unser Leitantrag unterstreicht die<br />

Chancen und Risiken von Eingriffen in das Arzt-<br />

Patientenverhältnis.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Wahl im Landesverband:<br />

Die Delegierten bestätigten Klaus Rinkel einstimmig im Amt<br />

des Landesvorsitzenden und wählten Dr. Peter Napiwotzky<br />

zu seinem Stellvertreter. Dr. Klaus Baier hatte sich nach<br />

langjähriger Mitarbeit im Vorstand zurückgezogen.<br />

In seiner Rede ging Klaus Rinkel auf Themen der aktuellen<br />

Gesundheitspolitik ein. Hier einige Auszüge:<br />

Versicherung<br />

Die Bürgerversicherung löst kein einziges Problem unseres<br />

Gesundheitssystems und ist sicher nicht die versprochene<br />

Antwort auf die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft<br />

und den technischen Fortschritt in der Medizin. Die<br />

einmalige Chance einer Rücklagenbildung in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung wird trotz hoher Beitragsüberschüsse<br />

von den politisch Verantwortlichen vertan. Das einzige<br />

Versicherungsmodell mit Rückstellungen und stärkerer<br />

Einbindung der Versicherten in die Verantwortung - die private<br />

Krankenversicherung - soll geschwächt oder zerschlagen<br />

werden. Freie Arztwahl und Therapiefreiheit sind mit dem<br />

Modell der Bürgerversicherung schwer zu vereinbaren. Für<br />

wichtige Neuordnungen in der solidarischen Krankenversicherung<br />

- dies wären klare und transparente Regeln für den<br />

Leistungskatalog und Eigenbeteiligungen - ist derzeit keine<br />

politische Partei zu begeistern. Unser Credo: „In der Krankenversicherung<br />

soll der Bürger Entscheidungsfreiheit haben<br />

und keine Einheitsversicherung mit Einheitsversorgung auf<br />

niedrigem Niveau aufgezwungen bekommen!“<br />

Studierende<br />

Erfolgreich hat der Verband mit der größten Studierenden-<br />

gruppe in die Strukturierung des Studiums eingegriffen. Das<br />

„dritte Pflichttertial“ ist verhindert, jetzt steht eine klare Regelung<br />

der Vergütung im PJ auf der Agenda. Es muss eine<br />

bundesweit gleichhohe Vergütung angestrebt werden, um<br />

einen Wettbewerb über Geld zu verhindern. Die 597€ können<br />

hier eine Verhandlungsbasis sein. Im Fokus steht auch die<br />

Praxisferne des Studiums und die zu geringe Vorbereitung<br />

auf die ambulante Versorgungsrealität. Nicht Zwangsregelungen<br />

nach dem Studium sind der richtige Weg, sondern<br />

praxisorientierte Studiengestaltung, u.a. mit Lehrstühlen für<br />

Allgemeinmedizin an jeder Universität. Die Vorbereitung auf<br />

die Behandlung von Patienten müsse vorrangiges Studienziel<br />

sein und nicht der wissenschaftliche Erfolg. Nur auf diesem<br />

Weg wird eine Lösung der Nachwuchsprobleme bei Hausärzten<br />

und einigen Facharztgruppen (z.B. Kinderärzten) erreicht.<br />

Arztbild<br />

Die Lebensplanung der jungen Kolleginnen und Kollegen<br />

lässt eine deutliche Veränderung in den Arbeitsgestaltungen<br />

erwarten. Sehr hoch ist bei den Studierenden der Anteil, der<br />

in den nichtkurativen Bereich abwandert oder eine Tätigkeit<br />

im Ausland realistisch ins Auge fasst. Das Interesse an einer<br />

Tätigkeit im ländlichen Raum ist selbst unter den Studierenden<br />

aus diesen Regionen gering. Die Bereitschaft, sich mit<br />

unbezahlten Überstunden und wenig planbarer Arbeitszeit<br />

abzufinden, geht deutlich zurück. Die Qualität der Arbeit ist<br />

ein hohes Anliegen. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist<br />

ein entscheidender Punkt für die Arbeitsplatzwahl, der Verdienst<br />

allein ist kein entscheidender Beweggrund. Nehmen<br />

wir dies als Leitfaden für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen<br />

in Klinik und Praxis.<br />

Pflegeneuausrichtungsgesetz<br />

Hier ist die Beratung der Antragsteller durch die Pflegekassen<br />

und die verpflichtende Aussage in der Begutachtung zu<br />

einem Rehabilitationsbedarf festgeschrieben. Die Rehabilitation<br />

könnte eingeleitet werden, ohne dass der Hausarzt informiert<br />

wird.<br />

Patientenrechtegesetz (PRG)<br />

Im neuen PRG sind viele Details geregelt. Es gibt Fristen für<br />

Antragsbearbeitung, Zugangsregelungen für die Akteneinsicht,<br />

Festlegungen für die Beweislast bei Behandlungsfehlern.<br />

Hier ist teilweise gelebte Praxis in Gesetzesformeln<br />

gefasst worden. In weiten Teilen können wir dem bedenkenlos<br />

folgen; kritisch ist allerdings die Botschaft in Kommentaren<br />

und politischen Statements zum Gesetz zu bewerten,<br />

dass Regelverstöße der Ärzteschaft das Gesetz erfordert<br />

hätten. Als Bestätigung werden regelhaft Einzelfälle angeführt.<br />

Das wichtige Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und<br />

Patient wird durch die mediale Berichterstattung und die<br />

pünktlich zu Eröffnungen von Ärztetagen veröffentlichten<br />

Studien von Krankenkassen zu ärztlichen Fehlleistungen<br />

systematisch beschädigt. Durch das Gesetz werden hier<br />

keine Abhilfe und kein Vertrauen geschaffen.<br />

Öffentliche Meinung<br />

Unter allen Berufsgruppen genießen Ärzte gemeinsam mit<br />

Feuerwehrleuten das höchste Ansehen in der Bevölkerung.<br />

Liegt hier der Ärger der weniger angesehenen Berufe (u.a.<br />

Politiker) begründet? Auf den Spitzenplätzen wollen wir uns

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