BADEN-WÜRTTEMBERG - Hartmannbund

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14 Interview mit Dr. Peter HB: Herr Dr. Peter, seit wann sind Sie Mitglied des Hartmannbundes? Dr. Peter: seit 1950. HB: Wie kam es dazu? Dr. Peter: Dr. Deusen, damaliger Vorsitzender des Hartmannbundes in Nord-Baden konnte mich dafür gewinnen. Die Ärzte befanden sich damals in einem echten „Notzustand“. In den Kreisen Sinsheim, Mosbach, Buchen und Tauberbischofsheim gab es zu der damaligen Zeit relativ wenig Industrie, die Grundlohnsumme war niedrig und auch die Ärzte mussten mit sehr wenig Geld auskommen. Nach den üblichen Abzügen durch die KV blieben den einzelnen Ärzten je nach Anzahl der Scheine pro Fall und Quartal oft nur 5,- bis 10,- DM pro Krankenschein. Einen „Ausgleich“ erhielten wir durch die Ersatzkassen, die Kriegsbehindertenscheine und die Scheine des Kreiswohlfahrtsamtes. Diese vergüteten für die Beratung 1,- und für den Besuch 2,- DM. HB: Welche Ämter hatten Sie damals inne? Dr. Peter: Ende der 50er wurde ich im Kreis Buchen zum KV- Delegierten gewählt. Es war immer ein harter Kampf in den KV-Delegiertenversammlungen um eine gemeinsame Quote (dies fand erst ein Ende, als die KV-Führung in Nord-Baden durch Mitglieder des Hartmannbundes und des NAVs abgelöst wurde). Prof. Dr. Häussler (Vorsitzender des Hartmannbundes Landesverband Baden-Württemberg von 1949-1957 und Bundesvorsitzender von 1959-1963) hatte schon vorher mit der AOK Schorndorf zur Erprobung eine Abrechnung nach Einzelleistungen vereinbart. Die Patienten, die AOK und auch die Ärzte waren damit zufrieden. HB: Was hat die Ärzte damals besonders beschäftigt? Dr. Peter: Ein großes Thema war die Altersversorgung der Ärzte, die 1960-61 dann endlich zur Debatte stand. Bereits 1954 sollte der Landtag dazu Stellung nehmen. Dieser lehnte jedoch eine berufsständige Altersversorgung ab, da nur 54% der Ärzte dafür waren. HB: Warum? Dr. Peter: Viele Kollegen standen vor einem Schuldenberg. Praxisgründungen, Hausbau, Familienplanung ließen keinen finanziellen Spielraum. Als jedoch 1960 das Thema wieder zur Debatte stand, stimmte die Vertreterversammlung des Hartmannbundes mit 75% für eine Altersversorgung. Es bedurfte guter Überzeugungsarbeit, da manche Kollegen, eine Minderzahl, der Auffassung waren, als freier Beruf soll jeder selbst für sich vorsorgen. In der „Praxis“ war das eine Illusion. Ich wurde vom Hartmannbund zur entscheidenden Sitzung im Innenministerium entsandt und stimmte voller Überzeugung für die Altersversorgung. HB: Was änderte sich mit der Altersversorgung für die Ärzte? Dr. Peter: Die Altersversorgung war ein Segen! Sie war sozial gestaltet und übernahm vom ersten Tag an die sogenannte „alte Last“ – die arbeitsunfähigen Ärzte, Witwen und Waisen, die ohne Einnahmen waren, mit voller Altersversorgung, ohne dass die jemals eine DM dafür bezahlt hatten. Die Stiftung wurde verwaltet von Dr. Häussler und Frau Teuber, die hier eine hervorragende Leistung erbrachte. Inzwischen wurde über 4.000 Bedürftigen in entscheidenden Phasen ihres Lebens geholfen. HB: Wie wurde dies finanziert? Dr. Peter: Kollegen, die zum doppelten Satz eintraten, bekamen im Versicherungsfall erst nach 10 Jahren die doppelte Rente. Unsere berufsständige Altersversorgung hat sich bis zum heutigen Tag bewährt. HB: In dieser Zeit wurde ja auch die Stiftung des Hartmannbundes „Ärzte helfen Ärzten“ gegründet. Können Sie dazu etwas sagen? Dr. Peter: Deren Gründung war eine gute Tat. Prof. Dr. Häussler fand hier auch die Unterstützung der Körperschaften. Es wurde in Berlin ein Studentenwohnheim gebaut, das primär Kindern von Kollegen in der DDR für die Zeit ihres Studiums angeboten wurde. HB: Was war die Aufgabe der Südwestdeutschen Wirtschaftsvereinigung (SWV)? Dr. Peter: Im Vordergrund stand der Erwerb von Eigentumswohnungen als Altersversorgung. Warum die SWV in Konkurs ging, ist mir heute noch nicht klar. HB: Was konnte der Hartmannbund damals auf politischer Ebene bewegen? Dr. Peter: Nach Gesprächen von Dr. Siegfried Häussler, Dr. Friedrich Thieding (Bundesvorsitzender des Hartmannbundes von 1950-1959) und Dr. Gerhard Jungmann (Bundesvorsitzender des Hartmannbundes von 1963-65 und 1968-69) mit dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer, beschloss der Bundestag 1955/56 die Parität zwischen den Krankenkassen und den KVen. Beim Ärztetag 1956 in Münster sprach in diesem Zusammenhang der damalige Vorsitzende der KBV, Dr. Ludwig Sievers von einer Sternstunde der Ärzteschaft. Für die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen war das von entscheidender Bedeutung. HB: Und welche innerärztlichen Fortschritte konnte der Hartmannbund erreichen? Dr. Peter: Zu erwähnen sind hier die Bemühungen von Dr. Jungmann, dass die Allgemeinmedizin als Facharztgebiet anerkannt wurde. Das ist der Initiative des Hartmannbundes zu verdanken. Bei der entscheidenden Sitzung der Delegierten der Bundes-KV in Berlin begründeten Dr. Jungmann und ich den Antrag als „Praktische Ärzte“. Ich las den Artikel von Prof. Hochrein vor, der in den „Ärztlichen Mitteilungen“ erschien. (siehe Anlage). Bei der folgenden Abstimmung wurde die Allgemeinmedizin mit überzeugender Mehrheit als Facharztgebiet anerkannt. Daraufhin wurde die Allgemeinmedizin als Lehrfach an den Universitäten Heidelberg und Ulm eingeführt.
Zeitzeugen 15 Zur Person: Dr. Ferdinand Peter, Buchen wurde am 02.09.1916 in Karlsruhe geboren. Er war von 1949 bis 1983 als Praktischer Arzt in Buchen, Odenwald tätig. In den Hartmannbund trat er nach der Wiedergründung 1950 ein und wurde auch zum Vorsitzenden des Kreisvereins Buchen (heute: Kreis: Neckar- Odenwald) gewählt. Von 1952 bis 1966 war er Vorsitzender des Bezirksverbandes Nordbaden, und von 1961 bis 1965 stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg des Hartmannbundes. 1984 wurde Dr. Peter mit der Friedrich-Schiller-Medaille des Landesverbandes geehrt. Und noch heute ist Dr. Peter ein treues Mitglied. Quelle: Ärztliche Praxis vom 14.01.1956 Weitere „Zeitzeugen“ gesucht! Lassen Sie uns an Ihren Erinnerungen der letzten Jahrzehnte teilhaben und erzählen uns von Ihren beruflichen und berufspolitischen Erfahrungen. Wir freuen uns, wenn wir die Reihe fortführen können. Kontaktdaten: Hartmannbund LV Baden-Württemberg Eleonore Wagner Albstadtweg 4 70567 Stuttgrt Tel.: 0711-731024 Fax: 0711-731696 Email: lv.bw@hartmannbund.de
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