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Volltext - Staatsbibliothek zu Berlin

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10<br />

BIbliotheks<br />

m agazin<br />

Nicht nur die Protagonisten John Austens<br />

(Signatur 4° Vz 2285 : KD) sind<br />

stark stilisiert, selbst die Bäume folgen<br />

dem Bogen von Chloës Schleier.<br />

Die Typographie der von Renée Sintenis<br />

illustrierten Ausgabe (Signatur 50 MB<br />

6611 : KD) ist nicht kräftig genug, um<br />

das nötige Gegengewicht <strong>zu</strong>m Holzschnitt<br />

<strong>zu</strong> schaffen.<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2010<br />

heiler Welten, in denen<br />

selbst Bäume posieren,<br />

lächeln uns nahe<strong>zu</strong> unverwandt<br />

an (London 1925,<br />

Signatur 4° Vz 2285 :<br />

KD). Auch die Reduzierung<br />

der graphischen Szenerie<br />

deutet bei beiden<br />

Ausgaben auf das Bedürfnis<br />

nicht nach der Lektüre,<br />

sondern auf das<br />

nach stilgerechtem Konsum.<br />

Es war Harry Graf Kessler, der die <strong>Berlin</strong>er<br />

Künstlerin Renée Sintenis (1888–1965) mit<br />

der Illustration von Daphnis und Chloë für<br />

seine Weimarer Cranach-Presse betraute.<br />

Das Tagebuch Kesslers erwähnt am 9. Mai<br />

1930 einen in Weimar kursiv<br />

gesetzten Daphnis und am<br />

27. Oktober die für Januar<br />

1931 <strong>zu</strong> erwartenden Blätter<br />

der Renée Sintenis. Es soll nur<br />

ein Doppelbogen als Probedruck<br />

realisiert worden sein.<br />

Als dann das Buch 1935 endlich<br />

bei Hauswedell erschien,<br />

hatte die Cranach-Presse ihre<br />

Arbeit längst einstellen müssen,<br />

Kessler war im Exil. Für<br />

diesen Druck war in Anlehnung<br />

an die ursprünglich geplante<br />

Gestaltung eine Kursive<br />

gewählt worden, die graphisch<br />

<strong>zu</strong> schwach ist, um die Holzschnitte<br />

integrieren <strong>zu</strong> können.<br />

(Diese Blado-Kursiv ergänzt im<br />

Typenrepertoire die Polyphilus-Type,<br />

die 1499 für die Hypnerotomachia<br />

benutzt worden<br />

war.) Wurde hier die Kursive<br />

auch als Metapher für eine<br />

griechische Schrift gesetzt, die sich im deutschen<br />

Schriftbild nicht nachahmen lässt –<br />

und nicht nur wie schon <strong>zu</strong>vor für einen stillen<br />

oder als lyrisch empfundenen Text?<br />

(Hamburg 1935, Signatur 50 MB 6611 : KD)<br />

Vor allem auch in den oft nur skizzenhaft<br />

ausgeführten Tierdarstellungen Renée<br />

Sintenis’ findet der unverstellte Blick des<br />

Longos auf die Natur einen Ort. Ihre bekannteste<br />

Tierplastik ist der <strong>Berlin</strong>er Bär<br />

in Zehlendorf an der Autobahn bei Dreilinden,<br />

der auch das Vorbild für den <strong>Berlin</strong>ale-Bären<br />

ist.<br />

Einige ihrer Holzschnitte ahmen deutlich<br />

den Stil jenes Meisters nach, dessen eigene<br />

Interpretation zwei Jahre später erschien:<br />

Aristide Maillol (1861–1944) illustrierte für

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