Volltext - Staatsbibliothek zu Berlin
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BIbliotheks<br />
m agazin<br />
Aus dem Vogler-Nachlass:<br />
„Baierische National-Sinfonie“<br />
(1806), in der Vogler<br />
die Textzeilen „Ich bin ein<br />
Baier, ein Baier bin ich!“ vertonte.<br />
(BSB: Mus.mss. 4207)<br />
bis <strong>zu</strong>m Ende des 18. Jahrhunderts als<br />
Lehr- und Studieninstrument für den Klavierspieler<br />
und Organisten. „Klavier“ als<br />
Kurzname war im 18. Jahrhundert dem<br />
Clavichord vorbehalten, <strong>zu</strong>mindest in<br />
Deutschland. Auch Mozart hatte auf seinen<br />
Reisen stets ein solches im Gepäck.<br />
Das Vogler-Instrument der Bayerischen<br />
<strong>Staatsbibliothek</strong> ist ebenfalls ein Reiseklavier,<br />
und wie wir wissen, war der Abbé<br />
seit 1785 die meiste Zeit seines Lebens auf<br />
Reisen.<br />
Dieses Instrument, das so gar nicht in eine<br />
Bibliothek <strong>zu</strong> passen scheint, führte bis<br />
<strong>zu</strong>m heutigen Tage ein eher verborgenes<br />
Dasein. Es ruhte in einem Schrank im<br />
Dienstzimmer der über die Jahrzehnte<br />
wechselnden Leiter der Musikabteilung,<br />
nahe<strong>zu</strong> unbemerkt. Wie lange genau, ließ<br />
sich nicht mehr nachvollziehen. Da es sich<br />
auf Grund seiner Materialart jeglicher bibliothekarischen<br />
Erschließung entzieht, blieb<br />
es ohne Nachweis in den Katalogen der<br />
Bayerischen <strong>Staatsbibliothek</strong>. Einzig ein<br />
kleiner Zettel fand sich beiliegend: „Reiseklavier<br />
von Abbé Vogler (Nachlass Schafhäutl)“.<br />
Dr. Robert Münster, von 1969 bis 1990<br />
Leiter der Musikabteilung an der Bayerischen<br />
<strong>Staatsbibliothek</strong>, unternahm es in<br />
verdienstvoller Weise, dieses Instrument<br />
im Rahmen einer Dissertation von Sabine<br />
Klaus über den Bestand besaiteter Tasteninstrumente<br />
im Musikinstrumentenmuseum<br />
des Münchner Stadtmuseums<br />
verzeichnen <strong>zu</strong> lassen. In dieser Arbeit, die<br />
den Titel Studien <strong>zu</strong>r Entwicklungsgeschichte<br />
besaiteter Tasteninstrumente bis etwa 1830<br />
unter besonderer Berücksichtigung der Instrumente<br />
im Musikinstrumentenmuseum im<br />
Münchner Stadtmuseum trägt (Tutzing<br />
1997), findet es sich in Band 2 präzise beschrieben.<br />
Es handelt sich demnach um ein<br />
bundfreies Reiseclavichord aus Deutschland.<br />
Starke Indizien sprechen für Christoph<br />
Friedrich Schmahl aus Regensburg<br />
als Erbauer. Aufgrund weiterer baulicher<br />
Eigenschaften datiert es die Autorin auf<br />
ca. 1790, also gerade jene Zeit, in die auch<br />
ausgedehnte Reisen Voglers fallen. 1790<br />
fuhr dieser <strong>zu</strong>nächst nach England, wo er<br />
als Orgelspieler große Triumphe feierte.<br />
Anschließend erfolgte die Rückreise nach<br />
Darmstadt. Weitere Konzertstationen in<br />
den Folgemonaten waren Worms und<br />
Frankfurt. Im November spielte er auf seinem<br />
Orchestrion in Rotterdam und komponierte<br />
schließlich <strong>zu</strong>m Jahresschluss<br />
Variationen über ein englisches Volkslied.<br />
Und allerorten, so ist <strong>zu</strong> vermuten, hatte<br />
er ein Reiseclavichord im Gepäck, möglicherweise<br />
das in der Bayerischen <strong>Staatsbibliothek</strong><br />
verwahrte.