Volltext - Staatsbibliothek zu Berlin
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BIbliotheks<br />
m agazin<br />
B. Furtmeyr: Auffindung des Mosesknaben,<br />
BSB, Cgm 8010 a, fol. 47 v<br />
links:<br />
B. Furtmeyr: Joseph und die Frau des<br />
Potifar, BSB, Cgm 8010 a, fol. 38 r<br />
rechts:<br />
B. Furtmeyr: Batseba im Bade, BSB,<br />
Cgm 8010 a, fol. 284 r<br />
Darstellungen liegen Paare im Heu oder<br />
geben sich den Lustbarkeiten des Lebens<br />
hin, wie die Tochter des Pharao und ihre<br />
Begleiterinnen, die Furtmeyr allesamt entkleidet<br />
hat, um sie in einer paradiesisch<br />
idealisierten „Donaulandschaft“ baden <strong>zu</strong><br />
lassen. Diese Welt ist prall voll Sinnlichkeit,<br />
voll Begehren, den lüsternen Blicken<br />
der Frau des Portifar, die Josef in ihr Bett<br />
<strong>zu</strong> ziehen trachtet, einer Batseba, die in<br />
ihren körperlichen Rundungen und Rötungen<br />
in der Badestube wie das Inbild der<br />
naturgegebenen weiblichen Verführungsgabe<br />
erscheint. Zugleich bildet sie die<br />
jugendliche Schwester der Gestalten, die<br />
über ein halbes Jahrhundert später in den<br />
Wandmalereien Albrecht Altdorfers das<br />
sogenannte „Kaiserbad“ bevölkern. Manches<br />
spricht dafür, dass Altdorfer seine<br />
künstlerische Laufbahn als Miniaturenmaler<br />
in der Werkstatt Furtmeyrs begann:<br />
malerische Qualitäten wie der stupende<br />
Detailrealismus der Darstellungen und die<br />
Schlachtendarstellungen Furtmeyrs scheinen<br />
für Altdorfers Werke wichtige – bislang<br />
in der Forschung unbekannte – Anregungen<br />
gegeben <strong>zu</strong> haben.<br />
Woher und wann Berthold Furtmeyr nach<br />
Regensburg kam und wo er seine künstlerische<br />
Ausbildung absolvierte, muss offen<br />
bleiben: Zwar konnte durch die Neuentdeckung<br />
der in der Regensburger Ausstellung<br />
und Publikation erstmals vorgestellten<br />
Handschrift von 1460 in der Württembergischen<br />
Landesbibliothek (Cod. phil. et<br />
theol 2° 100) und durch die Einbindung<br />
seiner in der British Library aufbewahrten<br />
Handschrift von 1465 (MS Egerton 1895/<br />
1896) seine sicher dokumentierte künstlerische<br />
Tätigkeit gegenüber der älteren<br />
Forschung um ein ganzes Jahrzehnt vordatiert<br />
werden, dennoch bleibt die bis in<br />
die jüngere Forschung wiederholte Vermutung,<br />
dass Furtmeyr Schüler des – um<br />
1455 verstorbenen – Martin Opifex gewesen<br />
und in Regensburg ausgebildet worden