Volltext - Staatsbibliothek zu Berlin
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BIbliotheks<br />
m agazin<br />
„Prometheus“, <strong>Staatsbibliothek</strong>s-<br />
Fassung<br />
(Foto: SBB-PK)<br />
Generaldirektors Professor Dr. Ludwig<br />
Borngässer der <strong>Staatsbibliothek</strong> geschenkt<br />
hatte – berichtet er, seine zeichnerische<br />
Begabung habe sich schon als kleiner Junge<br />
gezeigt: Er liebt es, in gefundene Steine<br />
Linien <strong>zu</strong> ritzen, so dass sie wie Fische<br />
oder andere Tiere aussehen, und seine<br />
Spielkameraden bringen ihm Steine, damit<br />
er Tiere daraus machen solle. Seine Eltern<br />
sind davon so beeindruckt, dass sie ihn im<br />
Alter von 15 Jahren auf die Werkkunstschule<br />
in Darmstadt schicken, wo er bei<br />
Adolf Beyer das Zeichnen und Modellieren<br />
lernt, bewegen ihn aber nach drei Jahren<br />
doch da<strong>zu</strong>, das Abitur nach<strong>zu</strong>holen. Er<br />
bewirbt sich 1926 an der staatlichen Kunsthochschule<br />
in <strong>Berlin</strong> für eine Ausbildung<br />
als Kunstlehrer, erhält aber keinen Studienplatz.<br />
So beginnt er – um die einjährige<br />
Wartezeit <strong>zu</strong> überbrücken – an der<br />
Technischen Hochschule in Darmstadt ein<br />
Studium der Mathematik, der Zoologie<br />
und Physik: Er ist fasziniert von dieser wissenschaftlichen<br />
Welt, und dieses <strong>zu</strong>nächst<br />
als Verlegenheitslösung aufgenommene<br />
Studium wird seinen weiteren Lebensweg<br />
prägen. In seinen Erinnerungen preist er<br />
die Studienzeit – neben den ersten Jahren<br />
in Chicago – als die glücklichste seines<br />
Lebens. Im Jahre 1931 legt er das Staatsexamen<br />
ab und promoviert kurze Zeit<br />
später in Gießen mit einer Dissertation<br />
über „Die Entwicklung des Farbkleides des<br />
Wasserfrosches“.<br />
Sein Ziel ist es Hochschullehrer <strong>zu</strong> werden,<br />
doch die schwierigen Zeitläufte –<br />
Wirtschaftsdepression, hohe Arbeitslosigkeit,<br />
Aufstieg des Nationalsozialismus –<br />
lassen diesen Traum <strong>zu</strong>nächst verblassen.<br />
Nach kürzeren Zwischenstationen als Lehrer<br />
(an der elterlichen Schule) in Darmstadt<br />
und in Frankfurt a. M. erhält er eine<br />
Stelle als Erzieher an der „Israelitischen<br />
Taubstummen-Anstalt“ in <strong>Berlin</strong>-Weißensee,<br />
in seinen Erinnerungen als „Expatriierung“<br />
bezeichnet und kommentiert mit<br />
der Bemerkung: „I felt like going to Siberia.“<br />
Die Übersiedlung nach <strong>Berlin</strong> sieht er<br />
als den Beginn seiner Emigration an: „Leav-