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oberösterreich.pur 2014

Das Magazin zum Genussland Oberösterreich. Ein Produkt der GENUSS.gruppe.

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Das „most“<br />

man wissen<br />

Über Most und seine lange Geschichte.<br />

Die Bauernhäuser und Dörfer Oberösterreichs<br />

kann man sich heute kaum anders vorstellen als<br />

umgeben von Obstbäumen, die den Rohstoff für<br />

die Mostproduktion liefern. Streuobstwiesen dominieren<br />

ganze Landstriche und zeugen gleichzeitig von der langen<br />

Geschichte des Mostes. Nirgendwo hat der Most eine so<br />

große Bedeutung wie in Oberösterreich.<br />

Atemberaubende Karriere<br />

Nahezu überall, wo heute gute Mostgegenden sind,<br />

herrschte bis ins Mittelalter Weinbau vor. Als jedoch der<br />

Wein ab dem 16. Jahrhundert durch Klimaverschiebungen<br />

zurückzugehen begann, trat an seine Stelle der Obstmost<br />

– wenn auch die Qualität aus den damals gängigen<br />

Holzäpfeln und Landlbirnen nicht die Allerbeste war.<br />

Bezeichnend ist die Schilderung über die „Holtzbirn“ in<br />

Zedlers „Universal-Lexicon“ aus dem Jahr 1733: „Wenn<br />

man sie isset, dermaßen den Hals und die Kehle zusammen<br />

ziehet, dass man meynet, man müsse daran erwürgen<br />

oder ersticken.“ Aber es gab auch damals schon guten<br />

Most: 1677 schickte das Stift St. Florian eine Probe seines<br />

Winiwizbirnen-Mostes als Geburtstagsgeschenk an den<br />

Kaiserhof nach Wien.<br />

Enormen Aufschwung erlebte der Obstbau in Oberösterreich<br />

im 18. Jahrhundert durch Kaiserin Maria Theresia.<br />

Verbesserung in der Obstzucht, die besonders in den<br />

Klöstern Stift St. Florian und Kremsmünster vorangetrieben<br />

wurden, förderten den Obstbau und die Mostbereitung.<br />

Joseph II. erließ 1789 sogar ein Dekret, das allen<br />

heiratenden Bauersleuten die Verpflichtung zur Anpflanzung<br />

neuer Obstbäume auferlegte. Die Vorstellung vom<br />

Idealbild des Lebens, nicht nur ein Haus zu bauen und ein<br />

Kind zu zeugen, sondern auch einen Baum zu pflanzen, ist<br />

bis heute im Bewusstsein Österreichs verhaftet geblieben.<br />

Flüssiges Lebenselixier. In Oberösterreich hat<br />

Most neben Bier und Wein allerhöchsten Stellenwert.<br />

Höhepunkt der Beliebtheit<br />

Seine entscheidende Ausdehnung erlebte der Most ab Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts, die Zeiten der Bauernbefreiungen<br />

und der Industrialisierung führten zu einem starken Aufschwung,<br />

verbesserte Produktions- und Lagermöglichkeiten<br />

trugen ihren Teil dazu bei. Um 1880 wurde der<br />

Mostverbrauch in Oberösterreich mit etwa 700.000 Hektoliter<br />

pro Jahr beziffert – etwa 90 Liter pro Kopf – und<br />

war damit bis zu zehnmal höher als 150 Jahre zuvor. Most<br />

galt als das Getränk der arbeitenden Klasse, wie es 1911<br />

im Protokoll einer Mosterei hieß. Der größte Mostboom<br />

war in der Wirtschaftskrise der 1920er- und 1930er-Jahre<br />

zu verzeichnen. Da wurde selbst an der Prälatentafel im<br />

Stift Seitenstetten Most verkauft, wo es vorher nur Wein<br />

und Bier gab. Die Arbeitslosen und Ausgesteuerten – und<br />

nicht nur diese – tranken im Gasthaus oder bei einem<br />

Bauern „a Seitl Most, damit`s net vü kost“. 1931 konstatierte<br />

die <strong>oberösterreich</strong>ische Handelskammer als Folge<br />

der Weltwirtschaftskrise eine „ungeheure Zunahme der<br />

Buschenschank mit Most und des Mostverkaufs über die<br />

18 GENUSS.<strong>oberösterreich</strong>.<strong>pur</strong> <strong>2014</strong>

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