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Heft 37

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_ 82<br />

G. SAGER<br />

gen einer geringen Zunahme der Menge des Meerwassers auf unserem Planeten<br />

im Laufe seiner Entwicklung zutreffen, so würde die Aussagekraft<br />

der paläogeographischen Methode erhöht.<br />

e) Anwaehsstreifen fossiler Korallen<br />

An einigen fossilen Korallenfunden aus dem Devon konnte WELLS 1963<br />

jährliche und tägliche Anwachsringe ausmachen, die 1965 von SCRUTTON<br />

bei anderen Arten auch nach Monaten identifiziert werden konnten. Das<br />

Auszählen der etwa 1/20 mm dicken "Tagesringe" zwischen den jährlichen<br />

Verdickungen und Verdünnungen des Durchmessers lieferte je nach Alter<br />

etwa 385 bis 410 Tage pro Jahr. Bei offenbar berechtigter Annahme einer<br />

konstanten J a hreslänge ergibt das eine Tageslänge von 22 bis 23 Stunden.<br />

Eine solche Reduzierung bedingt eine entsprechend schnellere Erdrotation,<br />

die nur möglich ist, wenn das Trägheitsmoment der Erde ein anderes gewesen<br />

ist, worauf später noch näher eingegangen wird. Da in das Trägheitsmoment<br />

die jeweilige Dichte der Erdkugelschalen eingeht und die fünfte<br />

Potenz ihrer Radien auftritt, kann man den Befund an fossilen Korallen<br />

näherungsweise auf einen damals kleineren Erdradius zurückführen. Eine<br />

Unsicherheit liegt dabei in dem Dichteverlauf im Erdinneren, ßer uns für<br />

die heutige Erde schon Schwierigkeiten bereitet und für frühere Epochen<br />

noch weniger gesicherte Annahmen abverlangt. Diese Dichteverteilung wird<br />

uns noch im einzelnen beschäftigen müssen.<br />

d) Paläomagnetische Bestimmungen<br />

Gesteine der Erdkruste, in denen bis zu einigen Volumenprozent magnetischer<br />

Mineralien enthalten :sein lkönnen, verhalten sich in 20 bis 30 km Tiefe<br />

wegen der dort herrschenden Temperaturen unmagnetisch. Sie nehmen aber<br />

den Magnetismus des relativ schwachen Erdfelds an, wenn sie in weniger<br />

heiße Schichten gelangen und unter den jeweiligen CURIE-Punkt abkühlen,<br />

der etwa zwischen 525 und 650°C liegt. In einigen Gesteinen kann dieser<br />

Magnetismus übet Jahrmillionen gespeichert bleiben und damit zu Aussagen<br />

über die einstige Lage deI' Kontinente herangezogen werden. Voraussetzung<br />

ist dabei, daß das Gestein seither relativ zu seiner Umgebung in Ruhe geblieben<br />

ist und keine neuerliche Erwärmung über den CURIE-Punkt erfahren<br />

hat. Nimmt man von zwei ausgewählten Punkten eines Kontinentalblocks<br />

an, daß ihr sphärischer Abstand unverändert geblieben ist bzw. schätzt man<br />

den Einfluß von Faltungsprozessen dabei ab, so kann man aus der Inklination<br />

der magnetischen Mineralien Rückschlüsse auf die Erdkrümmung ziehen.<br />

Der in den Gesteinen konservierte Magnetismus erlaubt Aussagen über die<br />

Lage der magnetischen Pole zur Zeit der Gesteinsentstehung und damit angenähert<br />

die Position der geographischen Pole. Man hat den Paläomagnetismus<br />

permischer Gesteine desselben Kontinentalblocks aus' Sibirien und Westeuropa<br />

bestimmt, die 5000 km voneinander entfernt sind. Durch die gleichzeitige<br />

Wanderung der Kontinente und die Bewegung der magnetischen Pole<br />

/ "<br />

Ged/l.nken zur Expansion der Erde<br />

liegen Unsicherheiten in der Methode. Dennoch<br />

Beobachtungen unverkennbar eine Tendenz zu<br />

Vergangenheit.<br />

Abschätzungen des Zuwachses im Erdradius<br />

'I<br />

83<br />

erscheint aus verschiedenen<br />

geringeren Erdradien in der<br />

Nach dieser überschau der ganz verschiedenen Methoden soll nun versucht<br />

werden, zu ungefähren Aussagen über die Rate der Expansion in der jüngeren<br />

Erdentwicklung zu kommen und dann die Folgerungen kritisch zu werten.<br />

1967 hat CREER eine kleine Anzahl einigermaßen verläßlich erscheinender Angaben<br />

zusammengestellt, die hier z. T. übernommen und zu Ausglei~hszwecken<br />

benutzt werden. In Tab. 1 sind 10 Zuordnungen zwischen Erdradius r in Kilometern<br />

und Erdalter t in J ahren vor der Gegenwart - d. h. n egativ gerechnet<br />

_ gegeben, die in Abb. 1 als Wertepaare eingetragen sind. Dazu sind lineare<br />

Ausgleichungen<br />

r = ao + alt<br />

mit [r] [t 21 - [rt] [tl n[rt] - [r] [tl<br />

a - a -<br />

, 0 - n[t2] _ (t]2 1 - n [t2] - (t]2<br />

vorgenommen worden, wobei die Klammein das Summenzeichen repräsentieren.<br />

Die untere Ausgleichsgerade in Abb. 1 erfaßt alle 10 Angaben, ohne den<br />

einzig gesicherten Wert des Radius der Gegenwart, wobei die punkte (1) trotz<br />

der großen zeitlichen Distanz und (10) trotz der Ungenauigkeit der zugrundeliegenden<br />

Methode benutzt worden sind. Diese Gerade würde einen Jetztzeitradius<br />

nach r = 6465 + 729 . 10-9 t liefern, der um fast 100 km zu groß wäre.,<br />

Damit könnte der diese Verteilung wesentlich beeinflussende Punkt (1) in<br />

Zweifel gezogen werden, was später noch dutch andere Erwägungen gestützt zu<br />

werden scheint, jedoch in ein anderes Licht gerät, wenn man die angenommene<br />

Linearität aufgibt, wie noch gezeigt werden wird.<br />

Ein besseres Resultat liefert offenbar die obere Gerade r = 6293 + 319· 10-<br />

in det Punkt (1) fortgelassen und die Gegenwart einbezogen wurde. Hier ergibt<br />

die Ausgleichung einen zu kleinen Gegenwartsradius, jedoch sinkt die als linear<br />

betrachtete jährliche Zunahme des Radius von 0,73 auf 0,32 mm. Bei der mittleren<br />

Geraden ist schließlich noch der unsicher scheinende Punkt (10) eliminiert<br />

worden, was auf r = 6357 + 411 . 10- 9 t und damit einen nahezu richtigen<br />

momentanen Radius führt, wozu eine lineare Expansion von 0,41 mm/ a gehört.<br />

Im einzelnen sieht man jedoch, wie empfindlich das viel zu kleine Wertekollektiv<br />

auf das Fortlassen einzelner W erte reagiert, und man muß sich hüten, den Geraden<br />

generell und besondets außerhalb des wertemäßig belegten Bereichs eine<br />

zu große Bedeutung beizumessen. So teicht ein schwach gesi c):J.erter, aber keineswegs<br />

widerspruchsfreier Aussagebereich 600 bis höchstens 750 Millionen Jahre<br />

in die erdgeschichtliche Vergangenheit zurück.<br />

Neben den hier aufgeführten Werten gibt es auch extreme Vorstellungen.<br />

HILGENBERG publizierte 1965 sechs Modellgloben seit dem Karbon und \plädiert<br />

für eine überaus schnelle Expansion seit dieser Zeit. Dabei hätte sich die<br />

, \<br />

9<br />

t,<br />

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