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Heft 37

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94 G. SAGER<br />

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Unter den fingierten Voraussetzungen müßte die Expansion unseres Erdmodells<br />

bei einem Radius von reichlich 7500 km aufhören. Der Tag wäre dann reichlich<br />

die Hälfte länger als heute. Bei diesen Betrachtungen ist jedoch die fernere<br />

Wechselwirkung zwischen Erde und Mond außer acht gelassen worden.<br />

Die Werte des Modellbeispiels in Tab. 3 sind für e* äquidistant gegeben.<br />

Damit kann man Zwischenwerte aus einer relativ einfachen quadratischen Interpolation<br />

gewinnen, wozu drei Ausgangswerte von e* erforderlich sind. Bezeichnet<br />

z eine der von e* abhängigen Größen, so gilt genähert für einen Abstand von<br />

0,5 Einheiten<br />

z = Z2 + (Z3 - Zl) L'le* + 2(Zl - 2z2 + Z3) L'le*2 ,<br />

wenn L'le* = e* - e: ist. Mit z = r* folgt bei e* = 3,<strong>37</strong>3 g cm- 3 bzw. L'le* =<br />

= -0,127 g cm- 3 für den Radius 7508 statt 7507 km und für die Tageslänge<br />

<strong>37</strong>,64 statt <strong>37</strong>,63 h. Umgekehrt kann man bei gegebenem z die quadratische<br />

Interpolationsgleichung benutzen, um daraus L'le* zu etmittein und danach<br />

wieder auf dem direkten Weg einen anderen Parameter zu bestimmen. Ist beispielsweise<br />

r* =6130 km (vgl. Tab. 1), so erhält man mit Zl = 6<strong>37</strong>8, Z2 = 6195<br />

und Z3 = 6032 km zunächst 6130 = 6195 - 346 L'l(i* + 40 L'le*2 bzw. L'le*2 -<br />

- 8,65 L'le* + 1,625 = 0. Als Lösung folgt L'le* = 0,1921 und e* = 6,1921.<br />

Will man die dem Modell zugeordnete Tageslänge, so lIefert die Formel direkt<br />

21,73 h, wozu eine Anzahl von 403 Tagen bei einem unverändert langen Jahr<br />

gehöI't, wie es die devonischen Korallen ergaben (Punkt 7 in Tab. 1 bzw. Abb. 1).<br />

Ozeanische Einflüsse auf die Erdrotation<br />

So anschaulich die Wachstumsringe der fossilen Korallen auch sind, hat es<br />

doch gerade hier anfangs eine ganz andere Interpretation deI' Verlangsam ung<br />

der Erdrotation gegeben. Durch die Beobachtung von Mond, Sonne und Planeten<br />

sowie die Veränderung der Sichtbarkeitszonen von Finsternissen seit dem<br />

Altertum war man zu der Erkenntnis gekommen, daß sich die Tageslänge gegenwärtig<br />

um etwa 0,002 sec im Jahrhundert vergrößert. Rechnet man diesen Betrag<br />

linear auf <strong>37</strong>5· 10 6 Jahre VOl' deI' Gegenwatt zurück, so erhält man als damalige<br />

Tageslänge etwa 21,9 h in relativ-guter Übereinstimmung mit dem oben<br />

gewonnenen Resultat. Da diese säkulare Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit<br />

schon länger bekannt ist, hat man sich über mögliche Ursachen Gedanken<br />

gemacht (Lord KELVIN, DARWINd. J. undFERREL). 1919 hat TAYLOR im Verlauf<br />

theoretischer Arbeiten über die Gezeiten in der Irischen See Angaben zu den<br />

Reibungsverlustengemacht. Die den Gezeiten durch die kosmisch bedingten gezeitenerzeugenden<br />

Differenzkräfte erteilte kinetische Energie wird zu einem Teil<br />

von der Reibung aufgezehrt, der die Gezeitenströme namentlich am Boden der<br />

Schelfmeere ausgesetzt sind. Nachdem TAYLOR für die Irische See einen relativ<br />

hohen Betrag genannt hatte, machte sich JEFEREYS an die Arbeit, um Reibungsverluste<br />

der Gezeiten für eine Anzahl von flachen Meeren abzuschätzen<br />

(1920). Er ging dabei von den Verhältnissen bei Spring zeit aus und erhielt mit<br />

Gedanken zur Expansion der Erde<br />

2,2. 109 kW ziemlich hohe Beträge, so daß man glaubte, nach der Reduktion<br />

auf mittlere Verhältnisse 'mit dem Faktor 0,5 die Retardation der Umdrehung<br />

der Erde weitgehend erklären zu können. Da um jene Zeit viel zu wenig über die<br />

Stärke der Gezeitenströmein der Tiefe bekannt war, blieb diesen Schätzungen ein<br />

recht breiter Spielraum. So übetrascht es auch nicht, daß HEISKANEN (1921) zu<br />

Werten gelangte, die mit 1,9 . 10 9 kW als mittlerer Betrag abwichen. Eine neuere<br />

Schätzung von GROVES und MUNK (1959) kommt auf 3,2· 10 9 kW als lunaren<br />

und 1,0. 10 9 kW als solaren Anteil der Gezeitenreibung und zeigt, wie unsicher<br />

alle globalen Angaben dieser Art noch immer sind.<br />

Mit einer grundlegenden Revision der Auffassungen haben BROSCHE und<br />

SÜNDERMANN begonnen. Dabei werden die bisherigen Methoden wegen der fehlenden<br />

Berücksichtigung der Richtung der Gezeitenströme als ungeeignet verworfen<br />

und die an der festen Erde angreifenden Drehmomente in den V ordergrund<br />

gerückt. Dabei zeigt sich, daß die Gezeitenströme in Teilgebieten der<br />

Meere auch beschleunigende Drehmomente auf die Erde hervorrufen wie beispielsweise<br />

in der Nordsee. Ferner erweisen sich die zeitlichen Mittelwerte als<br />

klein gegenüber den Extremwerten. Für den Weltozean hat ein Rechenmodell<br />

zwar eine überwiegend bremsende Wirkung der Gezeitenreibung ergeben, jedoch<br />

ist die benutzte Gitterlänge noch zu klein, um die besonders einflußreichen<br />

Schelfmeere genügend genau erfassen zu können. Bei rein harmonischen Tideströrnen<br />

müßten sich bremsende und beschleunigende Effekte gegenseitig<br />

annullieren.<br />

Zusammenfassend kann man zur Verzögerung der Erdrotation folgendes<br />

~agen: Die astronomischen Ausgangsgrößen - Winkelbeschleunigung, Drehmoment<br />

oder zeitliche Änderung der Rotationsenergie - mit ihrer nur bei konstantem<br />

Trägheitsmoment über E rot = f lw 2 gültigen Relation<br />

. . T<br />

E rot = Iww = -4n 2 1 T3<br />

sind noch nicht genau genug bekannt, um als Basis zu dienen. Für die Ermittlung<br />

der Gezeitenreibung fehlen detaillierte Angaben über Stärke und Richtung<br />

der Gezeitenströme. Schließlich wäre eine größere Kapazität der Rechenanlagen<br />

wünschenswert, um kleine Maschenweiten des Rechengitters zu erreichen. Daneben<br />

müßte der von MUNK und MAc DONALD (1960) ins Feld geführte Gedanke<br />

einer Bremsung der Erdumdrehung durch interne W'ellen innerhalb der<br />

Wassermassen einer Prüfung unterzogen werden. Erst nach Abzug aller Bremseffekte<br />

könnte man sich an konkrete Aussagen über den Anteil der Erdexpansion<br />

wagen.<br />

Der Modellfall für die pailkontinentale Erde<br />

Der Gedanke an eine einst ganz von den Kontinenten eingenommene Erde<br />

ist eine Lieblingsidee mancher Autoren, die der Problematik sehr unterschiedlich<br />

verhaftet sind. In der Tat lassen sich die heutigen Festländer unter Ein-<br />

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