Altern - IPP - Universität Bremen
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qualität in dieser Lebensspanne abzielen, so greifen<br />
etablierte Präventionsansätze in der Regel zu<br />
kurz (Wipplinger und Amman, 1998). Vielmehr<br />
müssen Gesundheitsförderungsangebote für ältere<br />
Menschen nach Niemeyer (2000) bereits auf folgenden<br />
Ebenen ansetzen:<br />
Älteren Menschen ein hohes Maß an Kontrolle<br />
und Prognostizierbarkeit der Wandlungen im<br />
Lebenslauf ermöglichen (z.B. Vorbereitung auf<br />
den Ruhestand);<br />
Die Potenziale älterer Menschen abfragen,<br />
nutzen und aktivieren;<br />
Älteren Menschen Partizipationsmöglichkeiten<br />
auf politischer und gesellschaftlicher Ebene bieten;<br />
Möglichkeiten sinnvoller Beschäftigung im Alter<br />
gewährleisten;<br />
Die Förderung sozialer Kontakte und sozialer<br />
Unterstützung gewährleisten;<br />
Eine Unterstützung bei der Bewältigung von<br />
Belastungssituationen im Alter gewährleisten;<br />
Ein integriertes Angebot an Gesundheitsdienstleitungen<br />
vorhalten.<br />
Diese Ansätze sind durchaus vergleichbar mit der<br />
seit den 60er-Jahren im Sozialbereich entwickelten<br />
bürgernahen Sozialpolitik (Stichworte: Gemeindenähe,<br />
Netzwerkförderung, Partizipation). Auch die<br />
von Backes und Clemens bereits 1989 vorgestellten<br />
Orientierungen einer zeitgemäßen Altenarbeit<br />
(Stichworte: Autonomie-, Lebenswelt-, Biografieund<br />
Kompetenzorientierung sowie Produktivitätsund<br />
Integrationsstrategie) sind mit zentralen<br />
Begriffen der Gesundheitsförderung wie Aktivierung,<br />
Teilhabe und Empowerment gut in Übereinstimmung<br />
zu bringen. Insofern scheint es nicht nur<br />
sinnvoll, sondern auch praktisch gut umsetzbar,<br />
Angebote zur unspezifischen Gesundheitsförderung<br />
für ältere Menschen mit bereits institutionalisierten<br />
Angeboten sozialer Seniorenarbeit zu verknüpfen.<br />
Diesem Ansatz der Integration von Gesundheitsförderung<br />
in bestehende Angebote für Seniorinnen<br />
und Senioren, der auch den – aufgrund der<br />
finanziellen Lage – stark eingeschränkten Möglichkeiten<br />
zur Schaffung neuer Angebote Rechnung<br />
trägt, wurde im Rahmen einer empirischen<br />
Überprüfung der Angebote der offenen Altenhilfe<br />
in <strong>Bremen</strong> nachgegangen. (Durchgeführt wurde<br />
diese Untersuchung im Rahmen einer Magisterarbeit<br />
im Studiengang »Öffentliche Gesundheit/<br />
Gesundheitswissenschaften« der Universität <strong>Bremen</strong>,<br />
2002): Mittels einer Vorstudie wurde das<br />
Angebot der regional verorteten Seniorenbegegnungsstätten<br />
in <strong>Bremen</strong> als mögliches setting für<br />
Gesundheitsförderung analysiert. Diese Begegnungsstätten<br />
sind zudem ein Angebot, das für<br />
sozial schlechter gestellte Personen leicht zugänglich<br />
ist.<br />
Auf Basis von Interviews wurde die Eignung<br />
der Begegnungsstätten zur Unterstützung und Förderung<br />
psychischer Kompetenzen und personaler<br />
Ressourcen älterer Menschen einerseits, sowie zur<br />
Unterstützung sozialer Netzwerke anderseits herausgearbeitet.<br />
Als abschließendes Ergebnis wurden<br />
verschiedene Handlungsempfehlungen –<br />
differenziert für die strategische und operative<br />
Ebene – entwickelt. Für die strategische Ebene<br />
wurde insbesondere Folgendes empfohlen:<br />
Erarbeitung gemeinsamer, verbindlicher Standards<br />
für alle Begegnungsstätten u.a. betreffend<br />
der Qualifikation der Leitung und den Aufgaben<br />
von Leitung und Ehrenamtlichen;<br />
Entwicklung von Angebotskonzepten zur unspezifischen<br />
Gesundheitsförderung (z.B. Förde-<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG VON<br />
FRAUEN UND MÄNNERN IM<br />
ALTER – EIN DOPPELTER BLINDER<br />
FLECK?<br />
Alter hat kein Geschlecht. Auf diese verkürzte Formel<br />
lässt sich das Ergebnis einer ersten Sichtung<br />
einschlägiger Literatur und Veranstaltungen im<br />
Bereich Public Health bringen. Im Blick auf das<br />
Alter gibt es damit nicht nur einen, sondern eher<br />
einen doppelten blinden Fleck:<br />
Während das Thema Gesundheitsförderung im<br />
Alter zunehmend in die Diskussion kommt, wird<br />
die Genderperspektive gegenwärtig nicht in diesem<br />
Diskurs aufgegriffen.<br />
Der Arbeitsbereich Frauen- und Geschlechterperspektiven<br />
im Zentrum für Public Health möchte<br />
sich daher in einem Arbeitsschwerpunkt mit der<br />
Umsetzung der Genderperspektive in Ansätzen zur<br />
Gesundheitsförderung im Alter beschäftigen und<br />
überlegt, einen Workshop dazu zu organisieren.<br />
Wer Interesse hat daran mitzuarbeiten, ist<br />
herzlich willkommen!<br />
Kontakt: Prof. Dr. Petra Kolip, Zentrum für Public Health,<br />
Tel. 0421 / 5959-640 oder 0421 / 218-9726,<br />
Mail: kolip@bips.uni-bremen.de<br />
rung personaler Ressourcen) bei älteren Menschen;<br />
Entwicklung trägerübergreifender Fortbildungsangebote<br />
für Ehrenamtliche und Leitungen zu<br />
Fragen der Aufgabenabgrenzung, Gestaltung<br />
von Veranstaltungen sowie zu Aspekten der<br />
Gesundheitsförderung;<br />
Initiierung trägerübergreifender, stadtteilbezogener<br />
Kommunikationsstrukturen sowie einer<br />
gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Für eine Optimierung der Ansätze zur Gesundheitsförderung<br />
in Seniorenbegegnungsstätten sind<br />
darüber hinaus folgende Bedingungen erforderlich:<br />
Die Bereitschaft zur praktischen Kooperation<br />
zwischen dem Gesundheits- und Sozialbereich.<br />
Außerdem die Entwicklung zielgruppenspezifischer<br />
Angebotskonzepte, die stärker die unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse von Frauen und Männern<br />
oder die sich aus unterschiedlichen Lebenslagen<br />
oder kulturellem Hintergrund ergebenden Bedürfnisse<br />
berücksichtigen.<br />
Literatur bei der Verfasserin:<br />
Ina Schaefer, Paschenburgstr. 43, 28211 <strong>Bremen</strong>,<br />
Mail: ischaef@uni-bremen.de