Finanzplatz-Schweiz.pdf (5045.89KB) - Jugend und Wirtschaft
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Selbstregulierung in einem Gesetz<br />
erteilt, z.B. enthält das GwG den<br />
Auftrag, dass die Banken sich in<br />
einer Selbstregulierungsorganisation<br />
zu organisieren haben. Der<br />
Staat greift nur reglementierend<br />
ein, wenn die jeweilige Branche<br />
ihren regulatorischen Verpflichtungen<br />
nicht nachkommt.<br />
Sorgfaltspflichten<br />
Auch die Erarbeitung der Sorgfaltspflichtvereinbarung<br />
(VSB) von 1977<br />
durch die Bankiervereinigung ist als<br />
Antwort auf Probleme im Bankensektor<br />
geschehen. Im April 1977 wurde<br />
bekannt, dass die Direktion der Filiale<br />
der <strong>Schweiz</strong>erischen Kreditanstalt<br />
in Chiasso K<strong>und</strong>engelder in Höhe von<br />
2,17 Mrd. CHF statt in erstklassige<br />
Anlagen in die liechtensteinische Texon-Finanzanstalt<br />
investiert hatte. Als<br />
Sicherheit erhielten die K<strong>und</strong>innen<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en eine Garantie der SKA-<br />
Filiale in Chiasso. Dieses Geschäft bescherte<br />
der Bank den bis dahin grössten<br />
Verlust ihrer Geschichte. Da ein<br />
Grossteil der Gelder aus Italien<br />
stammte, wurde ausserdem vermutet,<br />
dass es sich zum Teil um Gelder<br />
aus kriminellen Geschäften handelte.<br />
Der Fall Chiasso schadete dem guten<br />
Ruf des <strong>Finanzplatz</strong>es <strong>Schweiz</strong> international.<br />
Mit der Veröffentlichung<br />
der VSB versuchte die SBVg erfolgreich,<br />
das angekratzte Image des <strong>Finanzplatz</strong>es<br />
zu reparieren <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
staatlichen Eingriffen zuvorzukommen.<br />
Die Sorgfaltspflichtvereinbarung<br />
wird alle fünf Jahre überprüft <strong>und</strong> angepasst.<br />
Seit dem 1. Juli 2003 ist die<br />
sechste Fassung (VSB 03) in Kraft.<br />
Banken, die die VSB unterzeichnen,<br />
verpflichten sich zu den folgenden<br />
Massnahmen:<br />
Bei der Aufnahme einer Geschäftsbeziehung<br />
identifizieren<br />
sie ihre K<strong>und</strong>schaft anhand eines<br />
amtlichen Ausweises («knowyour-customer»).<br />
Wenn Zweifel daran bestehen, ob<br />
der Vertragspartner auch der Besitzer<br />
des Geldes ist, oder wenn es<br />
sich um ein Kassageschäft von<br />
über 25’000 CHF handelt, stellen<br />
sie fest, wer der wirtschaftlich Berechtigte<br />
der deponierten Werte<br />
ist («beneficial owner»). Mit diesem<br />
Vorgehen soll verhindert werden,<br />
dass Strohmänner Geld<br />
anlegen.<br />
Sie leisten keine aktive Beihilfe<br />
zum Kapitalverkehr aus Ländern,<br />
deren Gesetzgebung die Anlage<br />
von Geldern im Ausland einschränkt.<br />
Sie leisten keine aktive Beihilfe zur<br />
Steuerhinterziehung.<br />
Die Einhaltung der Standesregeln<br />
wird durch die Revisionsstellen der<br />
Banken kontrolliert. Neben den VSB<br />
hat die SBVg noch weiter Richtlinien,<br />
Empfehlungen <strong>und</strong> Verordnungen<br />
erlassen, unter anderem zur Finanzanalyse,<br />
zur Vermögensverwaltung<br />
<strong>und</strong> zur Einlagesicherung.<br />
REPETITIONSFRAGEN<br />
1. Stellen Sie in der folgenden Tabelle die Vor- <strong>und</strong> Nachteile der einzelnen<br />
Regulierungsformen einander gegenüber.<br />
Vorteile<br />
Nachteile<br />
Gesetzliche Regulierung<br />
Selbstregulierung<br />
2. Notieren Sie in der Tabelle die wichtigsten Punkte der Gesetze <strong>und</strong><br />
Standes regeln.<br />
Ziel/Zweck<br />
Entstehung<br />
BEGRIFFE<br />
Effektenhändler: Ein Effektenhändler/eine<br />
Effektenhändlerin handelt an<br />
der Börse. Er bzw. sie kauft <strong>und</strong> verkauft<br />
Effekten (handelbare Wert -<br />
papiere) im Auftrag der K<strong>und</strong>schaft.<br />
Um an einer Börse handeln zu dürfen,<br />
braucht man eine Zulassung der Börse<br />
Potentaten: Unter Potentaten werden<br />
Herrschende <strong>und</strong> Staatschefs verstanden,<br />
die ihre Macht zu ihrem eigenen<br />
Vorteil ausnutzen. Sie regieren<br />
oft mit Gewalt, verfolgen ihre Gegner<br />
<strong>und</strong> bereichern sich an ihrem Volk.<br />
Strohmänner: Strohmänner werden<br />
immer dann eingesetzt, wenn die Auftraggeberschaft<br />
unerkannt bleiben<br />
will. Gegenüber der Bank treten Strohmänner<br />
auf, als ob sie im eigenen<br />
Namen Geldgeschäfte tätigen. Tatsächlich<br />
handeln sie jedoch im Inter -<br />
esse einer anonym bleibenden Auftragsperson.<br />
Gesetz/Selbstregulierung<br />
BankG GwG Sorgfaltspflichten<br />
3. Beschreiben Sie in etwa zehn Sätzen, was Sie unter Geldwäscherei verstehen<br />
<strong>und</strong> wie die <strong>Schweiz</strong>er Banken dagegen vorgehen.<br />
4. Erklären Sie in vier bis fünf Sätzen, warum die Banken genügend Eigenmittel<br />
halten müssen.<br />
5. Beschreiben Sie in vier bis fünf Sätzen die Aufgaben der Eidgenössischen<br />
Bankenkommission.<br />
Zur Vertiefung zu diesem Kapitel (www.jugend-wirtschaft.ch):<br />
E-Lesson Modul: Die Rahmenbedingungen der Finanzbranche<br />
<strong>Finanzplatz</strong> <strong>Schweiz</strong> | Input 2/2008 | Seite 20