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Ausbildung nes Erachtens ist dies nur der Beginn einer Entwicklung, die unvermeidlich ist“, so Prof. Ranieri. Auch hält er frühzeitige Eignungskontrollen für notwendig. Eine solche Eignungsprüfung lässt sich sowohl durch eine nach drei oder vier Semestern zwischengeschaltete Prüfung als auch durch die systematische Einführung von Abschlussprüfungen nach jeder Lehrveranstaltung und einer Einführung von credit points erreichen. Dadurch wird verhindert, dass das große Erwachen erst am Ende des Studiums kommt. Der Gesetzentwurf zur Reform der Juristenausbildung ist nach Prof. Ranieris Ansicht jedoch in verschiedener Hinsicht zu widersprechen: Die Lösung des Reformvorschlags, welcher Abschlussprüfungen sowohl durch die Universität als auch durch die juristischen Justizprüfungsämter vorsieht, führt im Ergebnis zu einer gemischten Zuständigkeit der Fakultäten und der juristischen Prüfungsämter. „Dies ist ein fauler Kompromiss!“ Ein Kompromiss anstelle einer radikalen Reform: die angestrebte Lösung wählt zum Teil die Verantwortung des Staates und führt ausserdem zu einer Verantwortung der einzelnen Fakultäten ohne dass eine Korrespondenz zwischen diesen beiden Bereichen stattfindet. Der universitäre Teil der Prüfung würde in die Endnote einfließen, ohne dass der Staat eine Möglichkeit der Qualitätskontrolle hat. Auf der anderen Seite hat die Fakultät keinen Einfluss auf die Politik des JPA. Prof. Ranieri plädiert gegen diese gemischte Verantwortung. Stattdessen schlägt er ein System vor, das die Kompetenzen von Universität und Justizprüfungsamt klar trennt: die wissenschaftliche Ausbildung an den Universitäten soll frei von staatlicher Regulierung sein. Nach der jeweiligen Berufsentscheidung soll es dann berufsspezifische Staatsprüfungen geben als Eingangshürden zu den juristischen Fachberufen, so z.B. eine Anwalts- oder Richterzulassungsprüfung. Historischer Ursprung des Staatsexamens Damit besteht keine Notwendigkeit mehr, die Voraussetzungen für die Zulassung zum Richterdienst mit den Voraussetzungen zur Zulassung zur Anwaltschaft gleichzustellen. Die Idee einer einheitlichen Ausbildung, welche mit dem Staatsexamen abgeschlossen wird, ist nämlich historischen Ursprungs. Ende des 18. Jahrhunderts hatte das Examen in erster Linie die Funktion der Professionalisierung der Justiz in Preussen. Die Absolventen waren im wesentlichen Staatsdiener, die später auch im Staatsdienst als Beamte übernommen worden sind. Dies ist zur Zeit jedoch ganz und gar nicht der Fall: ein Großteil der heutigen Absolventen wird nicht im Staatsdienst landen. Somit läßt sich auch eine juristische Ausbildung, die auf den späteren Staatsdienst ausgerichtet ist, nicht halten. Allerdings sieht Professor Ranieri auch bei seiner vorgeschlagenen Reform Probleme: im wirtschaftlichen Sinne stellt sich die Frage, ob die Anwaltschaft willig und finanziell fähig sein wird, die Ausbildungsaufgabe für den eigenen Nachwuchs zu übernehmen. Fraglich bleibt auch, ob dann der Teil der Absolventen, welcher mit schlechten Noten des Studium anschließt von der Möglichkeit der professionellen Ausbildung ausgeschlossen würde. Dies könnte zur „Proletarisierung der Anwaltschaft“ führen, wie es bereits in anderen europäischen Ländern der Fall ist. Ranking und Wettbewerb Auch können sich Probleme bei der Gewährleistung von Qualität und Gleichförmigkeit der Anforderungen ergeben. Die Qualitätsanforderungen bei rein universitären juristischen Prüfungen lassen sich aber dann erreichen, wenn die Fakultäten in eigener Verantwortung Lehrcurricula und Prüfungen zu vertreten haben. Dies sieht auch der Gesetzesentwurf vor, in dessen Begründung ausdrücklich ein Ranking und ein Wettbewerb gefordert wird. So könnte nach Prof. Ranieris Ansicht das Universitätsstudium auch aus Studentenperspektive wieder eine größere Rolle spielen. Die deutschen Rechtsfakultäten müssen in die Lage versetzt werden, dass der berufliche Erfolg der eigenen Absolventen sich tatsächlich lohnt- sie also ähnlich wie bei amerikanischem Law Schools ihre Absolventen als Visitenkarten für Qualität sehen und dieser letztendlich den Ruf der Fakultät ausmacht. Dringend ausbaubedürftig ist in Deutschland vor allem die wirtschaftliche Komponenete des Juristenausbildung. Betriebswirtschaftliche und steuerrechtliche Ausbildungsthemen sind von großer Wichtigkeit. Auch die internationalen Rechtsgebiete, wie z.B. das Internationale Privatrecht und die Kenntnisse über die europäischen Rechtsordnungen müssen verstärkt gelehrt werden. Die Wertschätzung der universitären Lehrangebote von studentischer Seite könnte ferner das Problem der kommerziellen Repetitorien lösen. Professor Ranieri bestätigt, dass die deutschen Universitäten momentan nicht in angemessener Weise auf die Anforderungen des Ersten Staatsexamens vorbereiten. Man könne nicht leugnen, dass die kommerziellen Repetitorien eine Nachfrage erfüllen, die innerhalb der Universitäten nur wenig Beantwortung erfährt. Mit Hilfe der Reform muss diesem Umstand dringend Abhilfe geschaffen werden. Auf dem Spiel steht nämlich nicht nur die Privatisierung des Universitätsunterrrichts, sondern auch die Trivialisierung der Didaktik und die Aufgabe eines wissenschaftlichen Anspruchs der Juristenausbildung. Universitäre Lehrveranstaltungen müssen vor allem darin bestehen, das methodische und theoretische Wissen zu vermitteln. Die argumentative Schulung setzt nämlich weit mehr als das Pauken von Fakten voraus. (vergl. auch Ranieri in JZ 2001, S. 856-861) Abschliessend bleibt zu sagen: Die Reform der Juristenausbildung ist notwendig und sinnvoll, um den angeführten Qualitätsproblemen der deutschen Juristenausbildung entgegenzuwirken. Nur so wird die Ausbildung dem europäischen und internationalen Vergleich standhalten können und letztendlich auch konkurrenzfähig sein. Das Gespräch führte Kristina Orthman justament drei 2002 21
und danach Einstieg in die Verlagsbranche Zwischen Ratzingers Kindheitserinnerungen und diffizilem Vertragswerk Grafik: David Fuchs Dominik Heuel als Juristin oder Jurist in einem WVerlag arbeiten will, dem steht nicht nur die Rechtsabteilung offen. Auch Lektoratsstellen werden mit Juristen besetzt. Ein Praktikum bei Heyne, Rowohlt oder im Aufbau-Verlag kann helfen, sich über die verschiedenen Möglichkeiten klarer zu werden. Meine Wartezeit auf das Referendariat wollte ich darauf verwenden, das Verlagswesen kennen zu lernen, und das zur Abwechslung aus nicht-juristischer Sicht. Praktikumsplätze im Lektoratsbereich werden allerdings ein bis eineinhalb Jahre im Voraus vergeben, das gilt besonders für den Bereich gehobene Sachliteratur. Bei Siedler, Suhrkamp oder Herder ist also kurzfristig kaum etwas zu machen. Ich trat daher zunächst eine dreimonatige Praktikantenstelle im Lektorat des Heyne Verlags an, der eigentlich nicht zu meinen Favoriten zählte. Das Schwabinger Traditionshaus hat aber den Vorteil, dass auch Praktikanten, schon wegen des enormen Programmumfangs, eigenständige Aufgaben übertragen werden. Das Sachbuchprogramm bot eine schräge Mischung und reichte von „Sissi“-Biographien bis hin zu feinsinnigen Texten wie den Kindheitserinnerungen Joseph Ratzingers oder der Dissertation des Altmeisters der Liebe Erich Fromm aus dem Jahre 1922. Unter Anleitung meiner Lektorinnen (Lektoren sind im Verlag die seltene Ausnahme) arbeitete ich an Text und Cover, korrespondierte mit Übersetzern oder Verlagen und nahm an den verschiedenen Lektoratssitzungen teil. Der Großverlag hat außerdem den Vorteil, dass er über alle klassischen Ressorts verfügt: Lektorate, Herstellung, Presse, Werbung, Lizenzen, Rechtsabteilung und Vertrieb (für Praktikanten gibt es entsprechende Einführungen). Sonderlich ertragreich ist die Tätigkeit nicht, immerhin gab es eine mäßige monatliche Bezahlung. Es wird eine Mitarbeit für mindestens drei Monate gewünscht. Bei Interesse wendet man sich am besten direkt an das gewünschte Lektorat. Verlagsadresse: Wilhelm Heyne Verlag, Paul-Heyse-Str. 28, 80336 München, Tel.: 089-5 14 80. Das Gegenteil von Massenproduktion betreibt der Rowohlt-Berlin-Verlag, bei dem ich zwei weitere Monate hospitierte. Der beschauliche Rowohlt-Ableger am Hackeschen Markt ist ein Nachwende-Produkt des Ex-Kulturstaatsministers Michael Naumann (damals Rowohlt-Verlagsleiter) mit Themenschwerpunkt Osteuropa. Das Programm verantwortet jetzt die vormalige Wunderlich-Chefin Siv Bublitz. Unter demselben Dach befinden sich noch die Rowohlt-Medienagentur und Hans Magnus Enzensbergers legendäres „Kursbuch“. Meine Aufgabe bestand neben dem Sichten der Presse und Mithilfe bei der Vorbereitung von Lesungen vor allem im Votieren von Manuskripten. Die Lektoren haben sich zwei bis drei mal Zeit genommen, die Gutachten ausführlich mit mir zu besprechen. Praktikumsplätze sind bei Rowohlt- Berlin sehr schwer zu ergattern. Die Mitarbeit soll nach Vorstellung des Verlags zwischen vier Wochen und drei Monaten dauern und ist unbezahlt. Zum Ausgleich bekommt man allerdings ein Kontingent an Büchern. Ansprechpartnerin für Praktikumsfragen ist Frau Thron. Verlagsadresse: Rowohlt-Berlin Verlag, Neue Promenade 5, 10178 Berlin, Tel.: 030-2 85 38 40. Katharina Sack ber dem Hackeschen Markt in Berlins Üneuer Mitte thront das Gebäude des Aufbau-Verlages. Er wurde 1945 gegründet und war dann ein renommierter DDR-Verlag. Mittlerweile hat er einen wichtigen Platz auf dem Literaturmarkt gefunden und gehört mit drei weiteren Verlagen zur Aufbau-Verlagsgruppe. Kurz nach meinem ersten Staatsexamen begann ich ein viermonatiges Praktikum in der Rechts- und Lizenzabteilung. Eine der ersten Aufgaben, sozusagen zum Warmwerden, ist der Versand der Belegexemplare an die Autoren und Übersetzer, sowie die Erteilung von Abdruckgenehmigungen an andere Verlage. Beides stellt einen selten vor schwierige juristische Probleme, ist aber für die Sicherung der Autorenrechte von Bedeutung. Gleichzeitig lernt man so die Umsetzung eines Autorenvertrages kennen und versteht bestimmte Vertragsklauseln besser, weil man ihre praktische Relevanz kennt. Dagegen stellen sich bei der Kontrolle der Gültigkeit von Verträgen oder ihrer Anpassung an die aktuelle Sach- und Rechtslage hauptsächlich juristische Fragen. Spannend ist die Planung eines neuen Buchtitels. Zuerst muss recherchiert werden, ob es diesen oder einen ähnlichen <strong>Titel</strong> bereits gibt. Dann ist eventuell die rechtliche Zulässigkeit des geplanten <strong>Titel</strong>s zu klären. Sehr interessant wird es auch, wenn sich jemand durch ein Werk in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt fühlt. Auch hierfür ist die Rechts- und Lizenzabteilung zuständig. Da der Verlag noch relativ klein ist, bekommt man von fast allen wichtigen Vorgängen etwas mit und erhält auch einen guten Überblick über anderen Abteilungen, wie Werbung, das Vertriebssystem, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing. Das Praktikum wird grundsätzlich nicht bezahlt, aber das ist letztendlich – wie auch die Mindestdauer von drei Monaten – Verhandlungssache. Ansprechpartner: Frau Kathrin Schulz Abt. Rechte und Lizenzen Neue Promenade 10117 Berlin schulz@aufbau-verlag.de www.aufbau-verlag.de 22 justament drei 2002
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