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Titel - Justament

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Elchtest für Juristen<br />

Der Einschulungstest soll juristisches Denken überprüfen –<br />

hier eine Kurzversion für „fertige“ Studienabgänger.<br />

Bärbel Sachs<br />

ir gehören noch zu der glücklichen<br />

WGeneration Juristen, die Eliteschmieden<br />

– zumindest in Deutschland – nicht<br />

kennt. Bei uns stand nicht schon im Alter<br />

von 19 Jahren fest, wer dazu gehören<br />

würde und wer nicht. Staatsexamen war<br />

Staatsexamen, egal auch in welchem<br />

Bundesland es abgelegt worden war, und<br />

ob man in Bayreuth, Rostock oder Köln<br />

Jura studiert hatte – schnurzegal für die<br />

spätere Laufbahn.<br />

Wenn es nach der Bucerius Law School<br />

geht, soll sich das nun ändern. Die im Jahr<br />

2000 gegründete private Hochschule für<br />

Rechtswissenschaft hat sich Begabtenund<br />

Eliteförderung auf die Fahnen geschrieben.<br />

Auch schon der Name läßt erahnen,<br />

wo sie hinwill: elitäre Kaderschmiede<br />

nach amerikanischem Vorbild.<br />

Der Grundstein dafür ist die Auswahl<br />

der Studenten. Wie aber soll die Bucerius<br />

Law School die –nach eigenem Wunschdenken-<br />

zukünftige Elite aus ihren Bewerbern<br />

herausfiltern? Einige lassen sich vielleicht<br />

schon durch die hohen Studiengebühren<br />

abschrecken. Neben Schulnoten,<br />

einem Aufsatz, und dem Bewerbungsgespräch<br />

zieht die Schule dann zur Auslese<br />

ihrer Schüler einen eigens entwickelten<br />

Multiple-Choice-Test heran, der in besonderem<br />

Maße die Befähigung zum juristischen<br />

Denken prüfen soll.<br />

Haben Sie das Zeug zum<br />

Elite-Juristen<br />

Auch wenn unter uns schon (fast) fertigen<br />

Juristen sich wohl keiner ernsthaft für ein<br />

Studium bei Bucerius & Co interessiert,<br />

wollten wir es uns nicht nehmen lassen,<br />

den MC-Test anhand anhand beispielhaft<br />

ausgeführter Aufgaben einmal nachzuspielen.<br />

Denn wir wollen wenigstens wissen,<br />

nach welchen Kriterien die BLS auserwählt,<br />

und wie wir dabei ungefähr aussehen<br />

würden.<br />

Der echte Test hat 126 Aufgaben und<br />

dauert 200 Minuten. Eine komplette Anleitung<br />

mit diesen und weiteren Beispielsaufgaben<br />

gibt es auch unter<br />

http://www.law-school.de/<br />

downloads/Auswahlverfahren_2002.pdf<br />

Sie haben 12 Minuten Zeit, los geht’s!<br />

Bei den ersten drei Aufgaben lassen sich drei<br />

der vier Wörter unter einen gemeinsamen<br />

Oberbegriff bringen. Welches Wort passt<br />

nicht dazu?<br />

1. A Himbeere<br />

B Erdbeere<br />

C Stachelbeere<br />

D Brombeere<br />

2. A Hai<br />

B Qualle<br />

C Krokodil<br />

D Tintenfisch<br />

3. A Rauch<br />

B Dampf<br />

C Wolke<br />

D Dunst<br />

4. Die beiden Graphiken zum Thema „Untersuchungshaft“<br />

beziehen sich auf das Jahr<br />

1996. Sie informieren über die Gründe<br />

und die Dauer der Untersuchungshaft bei<br />

den insgesamt 38154 Betroffenen in den<br />

alten Bundesländern sowie in Berlin.<br />

Welche der folgenden Aussagen lässt<br />

bzw. lassen sich aus diesen Informationen<br />

ableiten? siehe Grafik rechts oben<br />

I. Die durchschnittliche Dauer der Untersuchungshaft<br />

lag unter drei Monaten.<br />

II.Bei manchen Untersuchungshäftlingen<br />

muss mehr als ein Grund für die Untersuchungshaftvorgelegen<br />

haben.<br />

A Nur Aussage I lässt sich ableiten.<br />

B Nur Aussage II lässt sich ableiten.<br />

C Beide Aussagen lassen sich ableiten.<br />

DKeine der beiden Aussagen lässt sich<br />

ableiten.<br />

Bei den folgenden zwei Aufgaben ist zu überprüfen,<br />

welche der beiden Behauptungen sich<br />

zwingend aus der eingangs präsentierten<br />

Feststellung ableiten lässt bzw. lassen.<br />

5. Feststellung: Manche Geistesgrößen des<br />

zwanzigsten Jahrhunderts fielen in ihrer<br />

Schulzeit durch eher schlechte Schulleistungen<br />

auf.<br />

Behauptungen:<br />

I. Herausragende geistige Fähigkeiten<br />

entwickeln sich erst im Anschluss an die<br />

Schulzeit.<br />

II. Im Einzelfall erlauben Schulleistungen<br />

keine zweifelsfreie Beurteilung geistiger<br />

Fähigkeiten.<br />

A Nur Behauptung I lässt sich ableiten.<br />

B Nur Behauptung II lässt sich ableiten.<br />

C Beide Behauptungen lassen sich<br />

ableiten.<br />

D Keine der beiden Behauptungen<br />

lässt sich ableiten.<br />

6. Feststellung:<br />

1995 standen die Rechtswissenschaften<br />

bei den Frauen auf Platz drei der meist belegten<br />

Studiengänge, bei den Männern gar<br />

auf Platz zwei.<br />

Behauptungen:<br />

I. Selbst wenn man annimmt, dass 1995<br />

insgesamt mehr Männer als Frauen studierten,<br />

kann man nicht davon ausgehen,<br />

dass in diesem Jahr mehr Männer als Frauen<br />

ein Studium der Rechtswissenschaften<br />

absolvierten.<br />

II. 1995 haben mehr als doppelt so viele<br />

Frauen ein anderes Fach studiert, als<br />

Frauen in einem rechtswissenschaftlichen<br />

Studiengang eingeschrieben waren.<br />

A Nur Behauptung I lässt sich ableiten.<br />

B Nur Behauptung II lässt sich ableiten.<br />

C Beide Behauptungen lassen<br />

sich ableiten.<br />

D Keine der beiden Behauptungen<br />

lässt sich ableiten.<br />

7. Kommissar Schlau wird zu einem Mordfall<br />

gerufen: Herr Tätlich wurde im Schlaf erschossen,<br />

die Mordwaffe ist verschwunden<br />

und Frau Tätlich ist tatverdächtig.<br />

Nach einer ersten Befragung von Frau<br />

Tätlich und einer Besichtigung des Tatorts<br />

stellt Kommissar Schlau Folgendes fest:<br />

Wenn Frau Tätlich Spuren der Tat vernichtet<br />

hat, dann freut sie sich auch über<br />

den Tod ihres Gatten.<br />

Nur wenn sie sich über den Tod ihres Gatten<br />

freut, dann weiß sie auch, wo die<br />

Mordwaffe ist.<br />

Wenn sie sich über den Tod ihres Gatten<br />

freut, dann ist sie die Täterin.<br />

Aufgrund der Reaktionen von Frau Tätlich<br />

muss ich davon ausgehen, dass sie sich<br />

nicht über den Tod ihres Gatten freut.<br />

28<br />

justament drei 2002

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