Jahresbericht der Klinik - Klinik für Kardiologie - UniversitätsSpital ...
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Prof. Roberto Corti<br />
Leiter Andreas-Grüntzig-HK-Labors<br />
PD Dr. Oliver Gämperli<br />
OA Interventionelle <strong>Kardiologie</strong><br />
Dr. Patric Biaggi<br />
OA Echokardiographie<br />
Interventionelle Behandlung <strong>der</strong> Mitralinsuffizienz<br />
MitraClip – Eine Innovation auf dem Weg<br />
zur Routine<br />
Klappenvitien gehören zu den häufigsten Herzerkrankungen überhaupt.<br />
Die Prävalenz und Inzidenz hat aufgrund <strong>der</strong> steigenden<br />
Lebenserwartung deutlich zugenommen. Die Mitralinsuffizienz ist die<br />
häufigste Klappenerkrankung in <strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung. Die Prävalenz<br />
einer mittelschweren bis schweren Mitralinsuffizienz [Abb. 1]<br />
beträgt 2 % in <strong>der</strong> Normalbevölkerung, bei den über 75-jährigen fast<br />
10 %. Als Ursachen kommen strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Klappe<br />
wie Mitralklappenprolaps, kongenitaler Cleft, sowie eine Papillarmuskeldysfunktion<br />
und -ruptur bei koronarer Herzkrankheit o<strong>der</strong><br />
Perforation <strong>der</strong> Klappe nach Endokarditis in Frage. Rheumatische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen sind selten geworden. Wichtiger sind sekundär funktionelle<br />
Verän<strong>der</strong>ungen bei strukturell normaler Klappe, so vor allem<br />
eine Dysfunktion des subvalvulären Apparates aufgrund einer Durchblutungsstörung<br />
des Herzens und / o<strong>der</strong> einer Dilatation des linken<br />
Ventrikels bei ischämischer o<strong>der</strong> dilatativer Kardiomyopathie.<br />
Bisher wurden Patienten mit Mitralinsuffizienz entwe<strong>der</strong> medikamentös<br />
(mit Diuretika und Hemmern des Renin-Angiotensin Systems)<br />
und bei ausgeprägten Formen mit einem Klappenersatz behandelt<br />
o<strong>der</strong> in neuerer Zeit zunehmend einer Mitralklappenrekonstruktion<br />
unterzogen. Bei Patienten mit schwer eingeschränkter linksventrikulärer<br />
Funktion führt allerdings sowohl <strong>der</strong> Klappenersatz wie auch<br />
die Mitralklappenrekonstruktion nicht selten postoperativ zu einem<br />
weiteren Abfall <strong>der</strong> linksventrikulären Auswurfsfraktion. Zusätzlich<br />
ist das Operationsrisiko bei diesen Patienten teilweise beträchtlich.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e bei diesen Patienten hat sich <strong>der</strong> MitraClip, eine katheterbasierte<br />
Technologie, welche es erlaubt, transseptal über einen<br />
steuerbaren Führungskatheter einen Clip in <strong>der</strong> Mitte des anterioren<br />
und posterioren Mitralsegels zu platzieren, durchgesetzt. Damit<br />
entstehen anstelle einer grossen systolischen Öffnung zwei kleinere<br />
Öffnungen. Die freien Klappenrän<strong>der</strong> werden wie<strong>der</strong> angenähert und<br />
die Funktion <strong>der</strong> Klappe verbessert. Damit ergibt sich ein neuer Entscheidungsbaum<br />
bei schwerer Mitralinsuffizienz [Abb. 2].<br />
Während die meisten Patienten weiterhin <strong>der</strong> Mitralklappenrekonstruktion<br />
zugeführt werden, bietet sich bei hohem Operationsrisiko,<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei eingeschränkter linksventrikulärer Funktion und<br />
grossem Ventrikel, <strong>der</strong> MitraClip als Alternative an.<br />
Präoperativ ist eine interdisziplinäre Besprechung, wie sie am UniversitätsSpital<br />
zusammen mit <strong>der</strong> Herz- und Gefässchirurgie eingerichtet<br />
wurde, entscheidend. Nur eine Abwägung aller Möglichkeiten kann<br />
für jeden individuellen Patienten die beste Option erarbeiten. Dazu<br />
sind auch Echokardiographeure wichtig, welche nun auch mit <strong>der</strong><br />
dreidimensionalen transösophagealen Echokardiographie die Anatomie<br />
vor dem Eingriff genau zu definieren vermögen um optimale<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
14<br />
12<br />
10<br />
Chronische schwere Mitralinsuffizienz <br />
Klinische Evalua.on + Echo <br />
Symptome? <br />
8<br />
NEIN <br />
JA <br />
%<br />
6<br />
LV Funk.on? <br />
LV Funk.on? <br />
4<br />
2<br />
EF > 0.60 <br />
ESD < 40 mm <br />
EF ≤ 0.60 und/o<strong>der</strong> <br />
ESD ≥ 40 mm <br />
EF > 0.30 <br />
ESD ≤ 55 mm <br />
EF < 0.30 <br />
ESD > 55 mm <br />
0<br />
45 45 – 54 55 – 64 65 – 74 > 75<br />
Gesamte Klappenerkrankungen Mitralklappenerkrankungen<br />
Aortenklappenerkrankungenvalve disease<br />
Abb. 1 Prävalenz einer mittelschweren bis schweren Mitralinsuffizienz<br />
gemäss systematischer echokardiographischer Untersuchung in 11 911<br />
Patienten. Eine klare Zunahme <strong>der</strong> Prävalenz mit steigen<strong>der</strong>m Alter wurde<br />
in diesen epidemiologischen Studien publiziert (Nkomo et al. Lancet<br />
2006;368:1005 –11).<br />
Vorhofflimmern? <br />
Pulmole Hypertonie? <br />
Nein <br />
Rekonstruk.on <br />
möglich? <br />
JA <br />
Nein <br />
Klinische Nachkontrolle <br />
und Echo alle 6 Monate <br />
Mitralklappen-‐Rekonstruk7on, <br />
allenfalls Mitralklappen-‐Ersatz o<strong>der</strong> bei <br />
hohem Opera.onsrisiko: MitraClip <br />
JA <br />
Chorda-‐erhaltende <br />
Opera.on? <br />
Nein <br />
Medikamentöse <br />
Therapie / evtl. <br />
MitraClip <br />
Abb. 2 Entscheidungsbaum bei schwerer Mitralinsuffizienz<br />
JA