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Goethe mit dem Freunde Joh. Heinrich Meyer nach Jena, um dorr ...

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Als Joseph v. Flammer seine Proben einer gereimten übersetzung<br />

des Korans gab, betonte er:<br />

Der Koran ist nicht nur des Islam's Gesetzbuch, sondern auch<br />

Meisterwerk arabischer Dichtkunst. Nur der höchste Zauber<br />

der Sprache konnte das lVort des Sohnes Abdallah's srempeln als<br />

Gottes ü/ort .. . Mohammed unterjochte sein Volk weniger<br />

durch das Schwert, als durch der Rede Kraft. Das lebendige<br />

.Wort, das die sieben göttlichen an der Kaaba aufgehangenen Gedichtel<br />

weit hinter sich zurück ließ, konnte nicht die Frucht<br />

menschlicher Begeisterung, es mußte im Himmel gesprochcn<br />

und geschrieben sein von Ewigkeit her. Daher ist der Koran<br />

Cottes Wort.<br />

Die treueste Übersetzung davon wird die sein, die nicht nur<br />

den Geist, sondern auch die Form darzusrellen ringt. Nachbiidung<br />

der Rede durch Rhythmus und Schall ist unerlãßliche lledingung<br />

der Übersetzung eines Dichterwerks. Der höchste<br />

Zauber arabischer Poesie besteht nicht nur in Bild und Bewegung,<br />

sondern auch vorzüglich in des Reimes Gleichklang, der<br />

für arabisches Ohr wahrer Sirenenklang ist. Um also den poetischen<br />

Gehalt des Korans so getreu als möglich ausz<strong>um</strong>ünzen,<br />

muß die Übersetzung <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Originale nicht nur gleichen<br />

Schritt, sondern auch gleichen Ton halten; die Endreime der<br />

Verse müssen in Reime übertragen werden, was bisher in keiner<br />

der uns bekannten Übersetzungen geschehen, und in keiner<br />

europãischen Sprache getreuer geschehen könnte als in der deutschen<br />

. . .2<br />

Auch wenn Flammers ehrgeiziges lJnternehmen, den Koran<br />

seinen hier ausgesprochenen Forderungen gemäß ins Deutsche<br />

zu übertragen, insgesamt nicht als geglückt betrachtet<br />

werden kann,3 schâlten wir hier einige Proben ein, wie sie<br />

<strong>Goethe</strong> vorlagen, weil sie z<strong>um</strong>indest eine vage Vorstellung<br />

von <strong>dem</strong> Reimreicht<strong>um</strong>, sprachlichen Reiz und >poetischen<br />

Gehalt< des Originals geben können. Wir beginnen <strong>mit</strong> Visionen<br />

vom'Weltende undJüngsten Gericht, bei denen auch<br />

1 Hammer spielt an au{ óie Moallakat.<br />

2 Fun.dgruben des Orients. Bd. z. S. z5ff<br />

3 Trotz all seiner Bemühungen <strong>um</strong> adäquaten >Gleichklang< und >poetischen<br />

Gehalt< gelang Hammer keine wirklich überzeugende übertragung:<br />

anders als im Arabischen haben seine Reime oft einen kitschigen Klang und<br />

nicht den vom Übersetzer angestrebten rSirenenton

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