Schadensbericht Gentechnik - Bund Ãkologische ...
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<strong>Schadensbericht</strong> <strong>Gentechnik</strong> - 4. Diskussion und Schlussfolgerungen 49<br />
Saatgut und Agrochemie in den letzten Jahren ihren Einfluss durch wachsende Konzentration<br />
und weit reichende Patentansprüche im gesamten Bereich der Agrarproduktion stetig<br />
ausgebaut hat, birgt diese Situation für Landwirte ein besonderes Problem. Falls in einigen<br />
Jahren alternative Optionen wie geeignetes gentechnikfreies Saatgut nicht mehr ausreichend<br />
verfügbar sein sollten, könnte der Ausstieg aus dieser Produktionsform schwierig<br />
werden. Schon jetzt werden in den USA neue Ergebnisse der konventionellen Züchtung<br />
oft nur noch als Doppelpack, zusätzlich kombiniert mit <strong>Gentechnik</strong> angeboten.<br />
Doch ist nicht nur der wirtschaftliche Nutzen der Agro-<strong>Gentechnik</strong> für die Anwender fraglich,<br />
der Einsatz der Agro-<strong>Gentechnik</strong> ist auch mit handfesten wirtschaftlichen Schäden für<br />
andere Marktteilnehmer verbunden. Diese Schäden entstehen laufend durch notwendige<br />
Qualitätssicherungsmaßnahmen und zudem durch Kontaminationen, bei denen nicht verkehrsfähige,<br />
nicht-zugelassene GV-Saaten eine besondere Rolle spielen. Diese Kosten<br />
werden von der Verursacherseite oft vollständig auf andere Marktteilnehmer abgewälzt.<br />
Weltweit ist durch Kontaminationen mit nicht-zugelassenen Saaten bereits ein Schaden<br />
von mehreren Milliarden Euro entstanden. Gleichzeitig belaufen sich - nach Angaben von<br />
der Agro-<strong>Gentechnik</strong> nahe stehenden Kreisen - die laufenden Kosten für Trennung und<br />
Rückverfolgbarkeit für Europa und Japan auf 100 Mio. US $.<br />
Marktanalysen zeigen, dass die Kosten für Trennung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung<br />
höher sind, als der zu erwartende Nutzen entsprechender Produkte. Leidtragende<br />
der Einführung kennzeichnungspflichtiger Produkte sind gleichermaßen Verbraucher und<br />
Handel. Dementsprechend beruhen wirtschaftliche Analysen, bei denen ein ökonomischer<br />
Nutzen nicht nur für die Konzerne, sondern auch für Landwirte und Verbraucher errechnet<br />
werden, zumindest teilweise auf der Negierung von entsprechenden Systemen, die notwendig<br />
sind, um die Wahlfreiheit für Verbraucher und Landwirte sicherzustellen. Diese<br />
Rahmenbedingungen führen insgesamt dazu, dass die Agro-<strong>Gentechnik</strong>industrie selbst<br />
(bzw. die ihr nahe stehenden Kreise) aus Kostengründen vor der Einführung von globalen<br />
Systemen zur Trennung, Rückverfolgung und Kennzeichnung warnt.<br />
Werden die verschiedenen Ebenen von Kosten, Nutzen und Schäden in einer gesamtwirtschaftlichen<br />
Betrachtung zusammengeführt, ergibt sich das Bild einer Technologie deren<br />
Wirtschaftlichkeit davon abhängt, dass Kosten und Schäden auf andere Markteilnehmer<br />
abgewälzt werden und notwendige Maßnahmen zur Sicherung ökologischer Nachhaltigkeit,<br />
Trennung und Rückverfolgbarkeit möglichst vermieden werden. Zusätzlich erscheint<br />
auch angesichts hoher Entwicklungskosten, langer Entwicklungszeiten und einer bislang<br />
schmalen Produktpalette die Effizienz der Agro-<strong>Gentechnik</strong> bei der Entwicklung von neuen<br />
Saaten mehr als fragwürdig, insbesondere wenn man zum Vergleich moderne Züchtungsmethoden,<br />
wie das Marker Assisted Breeding (markergestützte Selektion) heranzieht.<br />
Die dargestellte wirtschaftliche Bilanz stellt die Möglichkeit einer Koexistenz zwischen<br />
Agro-<strong>Gentechnik</strong> und gentechnikfreier Landwirtschaft grundsätzlich in Frage. Wenn die<br />
Wirtschaftlichkeit der Agro-<strong>Gentechnik</strong> davon abhängt, dass Maßnahmen wie Refugien,