"Himmelwärts" Ostern 2012 - Katholischer Seelsorgebereich Bad ...
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11<br />
Es ist eine unendliche Welt, die sich ganz neu auftut, wenn man einmal anfängt, statt<br />
nach außen nach innen zu leben. Alle Realitäten, mit denen man vorher zu tun hatte,<br />
werden transparent, und die eigentlich tragenden und bewegenden Kräfte werden spürbar.“<br />
Darin aber wirkt sich das Schaffen des Heiligen Geistes aus, den Gott in unser<br />
Herz ausgegossen hat. Er wirkt in uns. Und in ihm ist Gott uns innerlicher als wir uns<br />
selbst sind. In ihm „leben wir, bewegen wir uns und sind wir“, kann Augustinus (De Trinitate<br />
XIV, 12) sagen.<br />
In den Jahren 1916 bis 1919 waren es nicht zuletzt die religiösen Gespräche mit der<br />
jungen Freiburger Geschäftsfrau Philomene Steiger (1896-1985), die bei Edith Stein<br />
dem Glauben<br />
zum Durchbruch<br />
verhalfen. Von<br />
ihr lernte sie auch<br />
das Beten zum Heiligen Geist.<br />
Auf die Frage<br />
Steins, wie man<br />
zu ihm beten<br />
könne, wenn man<br />
ihn nicht ken-<br />
ne, sprach ihr die<br />
Vermieterin<br />
ihres Studierzimmers<br />
das fol-<br />
gende Gebet zu:<br />
„Komm, Heil- ger Geist, herab<br />
zu mir, er- leuchte mich, ich<br />
folge Dir.“<br />
Welche Früch-<br />
te dieses Gebet<br />
im Herzen der Sucherin nach<br />
der Wahrheit hervorgebracht<br />
hat, bezeugen die geistlichen<br />
Texte und Hei-<br />
lig-Geist-<br />
Hymnen, die Edith Stein als<br />
Ordensfrau<br />
verfasst hat und<br />
in denen sie Große Beter in St. Ludgeri, Münster:<br />
das machtvolle<br />
Wirken Gottes Der Selige Niels Stensen u. Edith Stein und das Pfingstereignis<br />
be- schreibt. In der<br />
26-bändigen<br />
Gesamtausgabe<br />
der Werke Steins ist es der Band 20, in dem die Philosophin uns als Mystikerin, als<br />
Dichterin und Beterin begegnet. Am 9. Juni 1935 verfasst sie eine kurze Meditation über<br />
die göttliche Liebe: „Die Person des Hl. Geistes“. Darin betont sie: „Wir müssen Person<br />
sein, um zu lieben. Aber es scheint, dass bei uns das Personsein und das Lieben nicht<br />
dasselbe sind. Jedenfalls sind wir nicht unsere Liebe. Vielleicht ist unsere Liebe unser<br />
wesentlichstes Sein. Aber Lieben und Sein decken sich bei uns nicht schlechthin. Gott<br />
dagegen ist die Liebe.“ Am 11. November des gleichen Jahres legt sie „Gold, Weihrauch<br />
und Myrrhe“ als Bekenntnis zur hl. Dreifaltigkeit aus: „Gold – das ewige, unwandelbare<br />
Sein – der Vater. Myrrhe – die zu Leiden und Tod bestimmte Menschennatur des Sohnes.<br />
Weihrauch – der zu uns herniederwehende, uns durchdringende, von uns aufsteigende<br />
Geist.“<br />
Das Gedicht „Pfingstnovene 1937“ steht im Kontext des 17. Mai 1937, einem Pfingstmontag,<br />
da ihre leibliche Schwester Rosa in Breslau das Sakrament der Firmung empfing.<br />
Fünf Jahre später, in ihrem Todesjahr, verfasst sie im Kloster Echt das Gedicht<br />
„Braut des Heiligen Geistes“. Aus dem 4. Jh. stammt der „Pfingsthymnus zur Matutin:<br />
Iam Christus astra ascenderat“, den Stein vermutlich bereits nach ihrer Firmung in Speyer<br />
übersetzt hat. Später entstanden in Köln die Übersetzungen der Hymnen zum<br />
Pfingstoffizium und zur Sequenz der Pfingstmesse.<br />
Pfarrer Thomas Bahne