Jahresheft 2013 Jahresbericht 2012 - Klinik Sonnenhof
Jahresheft 2013 Jahresbericht 2012 - Klinik Sonnenhof
Jahresheft 2013 Jahresbericht 2012 - Klinik Sonnenhof
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<strong>Jahresheft</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
kliniksonnenhof<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrisches<br />
Zentrum
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Jahresheft</strong> <strong>2013</strong><br />
Geschichte des «<strong>Sonnenhof</strong>s» von 1902 – <strong>2012</strong> Seite 2<br />
<strong>Klinik</strong>konzept Seite 4<br />
Behandlungskonzept Seite 5<br />
Konzept der <strong>Klinik</strong>schule Seite 6<br />
Abschied nach 16 Jahren als Chefarzt Seite 8<br />
Chefarztwechsel: Was bringt uns die Zukunft nach Dr. Robert Fisch? Seite 10<br />
Kindheit und Jugend von Menschen aus dem Autismusspektrum Seite 12<br />
Psychische Gesundheit im Kontext gesellschaftlicher Veränderung Seite 14<br />
Das neue Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Seite 16<br />
Des «<strong>Sonnenhof</strong>s» jüngstes Baby: DBT-A-Gruppe Merkur Seite 18<br />
Organisationsentwicklung im Bereich Pflege/Pädagogik Seite 20<br />
Praxisausbildung in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> Seite 22<br />
Die «Tics» ausgetrickst Seite 25<br />
Neue (Mit-)Bewohner in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> Seite 26<br />
Feuer und Flamme Seite 28<br />
Sternengeschichten Seite 30<br />
«Null Bock», auf alles! Seite 32<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
Bericht des Stiftungsrates Seite 36<br />
Bericht des Chefarztes Seite 38<br />
Bericht des Verwaltungsleiters Seite 39<br />
Qualitätsbericht <strong>2012</strong> Seite 42<br />
Bildhinweis: Es werden keine Patienten abgebildet.<br />
Gestaltung: 2plus – die Agentur für Corporate Design und Kommunikation, Wattwil<br />
Druck: Schneider & Scherrer AG, Bazenheid<br />
Erfolgsrechnung <strong>2012</strong> Seite 46<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am 31. Dezember <strong>2012</strong> Seite 47
Geschichte des «<strong>Sonnenhof</strong>s»<br />
1902 – <strong>2012</strong><br />
Vor der Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert<br />
wurde im Kanton St. Gallen ein neues Waisenversorgungsgesetz<br />
geschaffen, das die Situation der<br />
Waisen verbessern sollte. Eine grosse Rolle spielten<br />
dabei nach wie vor die Kirchen. Primär ging es<br />
um die Versorgung der Waisen und «Armleutekinder»<br />
in geeigneten Pflegefamilien. Diese mussten<br />
gesucht und kontrolliert werden. Pfr. Brühlmann<br />
regte im evangelisch-reformierten Pfarrkapitel<br />
Toggenburg die Gründung eines Vereins an, der<br />
die Versorgung der Kinder in geeigneten Familien<br />
oder Heimen an die Hand zu nehmen hatte.<br />
1901 wurde ein Aufruf an alle evangelischen<br />
Kirchgemeinden erlassen, dem neu zu gründenden<br />
Verein beizutreten.<br />
1933 Der erste Präsident des evangelischen<br />
Erziehungs- und Fürsorgevereins und Gründer des<br />
«<strong>Sonnenhof</strong>s», Pfr. Lauchenauer, trat nach 31 Jahren<br />
gesundheitshalber zurück. 1934 starb Pfr. Lauchenauer.<br />
Neuer Präsident wurde Pfr. Trüb, Flawil.<br />
1954 Gestützt auf den Auftrag im Schulgesetz<br />
des Kantons St. Gallen wurde für den evangelischen<br />
Bevölkerungsteil der Betrieb einer Beobachtungsund<br />
Therapiestation aufgenommen. Dr. Walter<br />
Züblin war erster Chefarzt. Die Liegenschaft <strong>Sonnenhof</strong><br />
wurde durch einen Anbau erweitert. Um<br />
den wachsenden Bedürfnissen des Betriebs nachzukommen,<br />
wurden 1965 die baulich erweiterten<br />
Gruppenwohn- und Schulräume sowie eine Turnhalle<br />
in Betrieb genommen.<br />
Zentrum wurde als <strong>Klinik</strong> anerkannt und die Finanzierung<br />
für die Patienten aus dem Kanton St. Gallen<br />
geregelt. Der «<strong>Sonnenhof</strong>» wurde als <strong>Klinik</strong> in die<br />
Spitalliste des Kantons aufgenommen.<br />
2001 Der Kanton St. Gallen schloss mit dem<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrischen Zentrum <strong>Sonnenhof</strong><br />
eine Leistungsvereinbarung ab und regelte<br />
mit einer Vollkostenfinanzierung und mit der Anerkennung<br />
der <strong>Klinik</strong>schule durch das Erziehungsdepartement<br />
die wirtschaftliche Eigenverantwortung<br />
der Stiftung.<br />
2004 Im Rahmen eines Studienauftrags wurden<br />
Projektvorschläge für den Neubau «Bettenhaus»<br />
ausgearbeitet und bewertet.<br />
teiligt sich am 12-Millionen-Projekt mit maximal<br />
8 Millionen Franken. Der Rest wird von der Stiftung<br />
<strong>Sonnenhof</strong> finanziert. Am 13. Juni erfolgte im<br />
Rahmen des 10-jährigen Bestehens der <strong>Klinik</strong> und<br />
105 Jahre «<strong>Sonnenhof</strong>» der offizielle Spatenstich.<br />
Im Monat Juli wurde das Haus Flammer abgebrochen,<br />
sodass im August die Bauarbeiten beginnen<br />
konnten.<br />
2009 Am 6. März fand im Beisein von Regierungsrätin<br />
Heidi Hanselmann die offizielle Einweihung<br />
statt. Am Samstag, dem 7. März, nutzten rund<br />
1000 Interessierte die Gelegenheit, die modernste<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie zu besichtigen, und<br />
am 30. März übernachteten die Patientinnen und<br />
Patienten das erste Mal im neuen Gebäude.<br />
1902 Die erste Vereinsversammlung fand am<br />
15. Januar im Rathaus in Lichtensteig statt. Der<br />
Evangelische Erziehungsverein bestand aus Einzelmitgliedern<br />
aus den evangelischen Kirchgemeinden<br />
der Kirchenbezirke Toggenburg, Wil, Gossau,<br />
Seebezirk und Gaster. Zweck des Vereins war die<br />
Suche von Pflegekinderplätzen und die Beaufsichtigung<br />
der Pflegekinder.<br />
1905 Erste Hauptversammlung. Der Verein<br />
hatte 1352 Mitglieder. Es waren 47 Pflegekinder zu<br />
betreuen. Die Zahl der Pflegekinder wuchs von<br />
Jahr zu Jahr.<br />
1909 Die Unterbringung einzelner Pflegekinder<br />
schuf Probleme. Häufig gab es Klagen über<br />
ungehorsame Kinder, andererseits gab es aber<br />
auch viele Klagen über die schlechte Behandlung,<br />
zu wenig zu essen und gar Missbrauch durch die<br />
Pflegeeltern.<br />
1961 Dr. Walter Züblin wird an die Universität<br />
Bern berufen. Dr. Hermann Städeli wird neuer<br />
Chefarzt. Er leitet den <strong>Sonnenhof</strong> bis 1992.<br />
1972 Im «<strong>Sonnenhof</strong>» wurde in einem entsprechend<br />
umgebauten Haus das Vorlehrjahr mit<br />
Werkschule begonnen.<br />
1975 Der «<strong>Sonnenhof</strong>» wurde vom Regierungsrat<br />
als ärztliche Einrichtung mit dem Charakter<br />
einer kinderpsychiatrischen Institution anerkannt.<br />
1981 Die seit vielen Jahren angestrebte Erweiterung<br />
des «<strong>Sonnenhof</strong>s» wurde realisiert. Der Bau<br />
des Gebäudes für das Vorlehrjahr mit geräumigen<br />
Schulzimmern und spezifischen Räumen für Werken<br />
mit Holz und Metall konnte vollendet werden.<br />
Die Institution nannte sich nun: «<strong>Sonnenhof</strong>, Kinder-<br />
und Jugendpsychiatrisches Zentrum».<br />
2007 Im 11. Januar tagte die vorberatende<br />
Kommission des Grossen Rates in Ganterschwil.<br />
Im Februar beriet der Kantonsrat in 1. Lesung das<br />
Bauvorhaben und im April wurde der <strong>Klinik</strong>neubau<br />
ohne Gegenstimme gutgeheissen. Der Kanton be-<br />
<strong>2012</strong> Im Frühjahr wählt der Stiftungsrat Dr.<br />
med. Ulrich Müller-Knapp auf den 1. Januar <strong>2013</strong><br />
zum neuen Chefarzt und <strong>Klinik</strong>leiter als Nachfolger<br />
von Dr. med. Robert Fisch, der Ende <strong>2012</strong> nach<br />
16-jähriger erfolgreicher Tätigkeit in Pension geht.<br />
2<br />
1912 Es waren 176 Pflegekinder untergebracht.<br />
In Ganterschwil stand der Platz für ein künftiges<br />
Kinder(Mädchen-)heim in Aussicht.<br />
1918 In Ganterschwil wurde am 31. Oktober<br />
die zu einem Heim umgebaute Stickerei bezogen<br />
und auf den Namen «<strong>Sonnenhof</strong>» getauft.<br />
1923 Der Neubau «<strong>Sonnenhof</strong>» wurde mit 35<br />
Kindern bezogen. Am 15. Juli 1923 war die Einweihung.<br />
1927 Zur Erweiterung des «<strong>Sonnenhof</strong>s» wurden<br />
10 000 m 2 Land zugekauft – inklusive des alten<br />
evangelischen Schulhauses.<br />
1994 Die Trägerschaft des «<strong>Sonnenhof</strong>s» ging<br />
vom «Evangelisch-reformierten Verein für diakonische<br />
Aufgaben des Kirchenbezirks Toggenburg»<br />
auf die «Stiftung Kinder- und Jugendpsychiatrisches<br />
Zentrum <strong>Sonnenhof</strong>» über.<br />
1996 Der Regierungsrat des Kantons St. Gallen<br />
erteilte – gestützt auf das kantonale Psychiatriekonzept<br />
von 1989 – der Stiftung <strong>Sonnenhof</strong> den<br />
Leistungsauftrag zur Führung einer kinder- und<br />
jugendpsychiatrischen <strong>Klinik</strong>. Dr. Robert Fisch wird<br />
zum Chefarzt gewählt und löst ab 1997 Dr. Michel<br />
Egi ab.<br />
1997 Das Kinder- und Jugendpsychiatrische<br />
3
<strong>Klinik</strong>konzept<br />
Behandlungskonzept<br />
4<br />
Im Rahmen der gesamten kinder- und jugendpsychiatrischen<br />
Versorgung im Kanton St. Gallen<br />
sowie in den Nachbarkantonen und weiteren Vertragskantonen<br />
spielt die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> eine<br />
wichtige Rolle. Die Fachklinik dient als Kompetenzzentrum.<br />
Hier werden diejenigen Patienten<br />
behandelt, deren Krankheitsbilder, psychosoziale<br />
Umstände oder Bedürfnisse an Diagnostik, Behandlung<br />
und Betreuung besonders komplex<br />
und anspruchsvoll sind, sodass die Versorgung im<br />
ambulanten- oder halbstationären Rahmen nicht<br />
mehr möglich ist.<br />
Unser Auftrag<br />
Wir sind erster Ansprechpartner und Hauptbehandlungsstätte<br />
im Kanton St. Gallen für Kinder<br />
und Jugendliche mit psychiatrischen Problemen<br />
aller Art, die eine stationäre Behandlung notwendig<br />
machen. Darüber hinaus nehmen wir Patienten<br />
aus anderen Kantonen auf. Es werden interdisziplinäre<br />
Abklärungen sowie kurze, mittellange und<br />
längerfristige Behandlungen durchgeführt. Die<br />
<strong>Klinik</strong> übernimmt auch diejenigen dringlichen und<br />
mit Gefährdung für den Patienten oder andere Personen<br />
verbundenen Kriseninterventionen, die im<br />
psychiatrischen stationären Rahmen aufgefangen<br />
und behandelt werden müssen. Bei der Indikationsstellung<br />
ist die Frage nach dem Ursprung<br />
der Störung, ob psychiatrisch oder (psycho)sozial,<br />
sekundär. Massgebend und primär ist die Frage, ob<br />
die psychiatrische <strong>Klinik</strong> die geeignetste Einrichtung<br />
für die notwendige Intervention ist.<br />
Diagnostik und Therapie<br />
Die Abklärung und die Behandlung werden unter<br />
der Leitung von Fachärzten durchgeführt. Alle<br />
Massnahmen berücksichtigen stets die Einzigartigkeit<br />
des Patienten und seiner Gesamtsituation.<br />
Im Behandlungsbereich nehmen die psychodynamisch<br />
orientierte Reflexion des <strong>Klinik</strong>alltags und<br />
die daraus folgende Steuerung therapeutischer<br />
Prozesse einen besonderen Stellenwert ein. Systemische,<br />
insbesondere familiäre Zusammenhänge<br />
werden immer mitberücksichtigt. Die Abklärung<br />
und die Behandlung finden in der Zusammenarbeit<br />
der folgenden Bereiche statt: Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, pflegerische/sozialpädagogische<br />
Betreuung, Sozialarbeit<br />
und Sonderschulpädagogik.<br />
Das Therapieangebot umfasst:<br />
– Kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung<br />
im therapeutischen Milieu,<br />
– Psychotherapie im engeren Sinne (psychodynamisch<br />
ausgerichtete Psychotherapie, kognitiv-verhaltenstherapeutisch<br />
strukturierte Programme,<br />
familienorientierte Interventionen),<br />
– Diagnose-spezifische Therapie (Dialektisch-Behaviorale<br />
Therapie für Adoleszente (DBT-A),<br />
– Nichtverbale Therapiemethoden (Kunsttherapie,<br />
Musiktherapie und tiergestützte Therapie),<br />
– Funktionelle Therapien<br />
– Psychopharmakotherapie,<br />
– Einbeziehung des Umfelds<br />
Sozialarbeit<br />
Unsere Sozialarbeiterinnen leisten wichtige Beiträge<br />
bei der Berücksichtigung sozialer, materieller<br />
und kontextbezogener Einflüsse auf Krankheitsund<br />
Therapieverlauf sowie bei Vorbereitung und<br />
Einleitung von allen Formen der Nachsorge.<br />
Wohn- und Lebensraum<br />
Unsere Patienten leben in Kleingruppen. Die Behandlungsplätze<br />
verteilen sich auf drei Stationen<br />
mit je zwei Gruppen. Die sechs Gruppen sind gemischtgeschlechtlich<br />
und altersbezogen belegt.<br />
Die Stationen sind nach den Prinzipien des therapeutischen<br />
Milieus organisiert und bieten eine<br />
alters- und krankheitsgemässe räumliche Unterbringung<br />
und Tagesstruktur. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Stationsmitarbeitern (Pflege/Sozialpädagogik),<br />
den Therapeuten, den Lehrpersonen<br />
und den Sozialarbeiterinnen bildet einen integralen<br />
Bestandteil unserer Arbeit.<br />
Schule und Arbeit<br />
Wir bieten Kindern und Jugendlichen während<br />
ihres <strong>Klinik</strong>aufenthalts so viel altersentsprechende<br />
Tagesgestaltung, Entwicklungsanreize und Erfolgserlebnisse<br />
wie möglich. Unsere <strong>Klinik</strong>schule<br />
bemüht sich, schulischen Rückständen vorzubeugen.<br />
Sie ist daran beteiligt, Erkenntnisse über die<br />
Patienten in Lern-, Leistungs- und Gruppensituationen<br />
zu sammeln, die für die Diagnostik und<br />
Therapie, später auch für die Beschulung bzw.<br />
Ausbildung nach dem <strong>Klinik</strong>aufenthalt relevant<br />
sind. Es wird in Kleingruppen mit maximal sechs<br />
Schülern gelernt. Die Werkklasse wird vornehmlich<br />
von Jugendlichen besucht, die keiner Schulpflicht<br />
mehr unterliegen, handwerkliche Ambitionen<br />
haben oder durch praktische Arbeit am besten gefördert<br />
werden können.<br />
Dr. med. Ulrich Müller-Knapp<br />
Chefarzt<br />
Durch konsequente interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
wird eine optimale Diagnostik und Behandlung<br />
angestrebt. Eine ausgewogene und angemessene<br />
Forderung und Förderung unterstützt<br />
eine möglichst optimale und nachhaltige Gesamtentwicklung<br />
während und nach dem <strong>Klinik</strong>aufenthalt.<br />
Entstehung eines «psychotherapeutischen<br />
Raumes»<br />
Unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgversprechende,<br />
psychotherapeutische stationäre<br />
Arbeit sind ein klares Konzept und eine stabile,<br />
psychotherapeutischen Prozessen dienliche<br />
Organisationsstruktur des <strong>Klinik</strong>alltags. Wir sind<br />
bestrebt, in der <strong>Klinik</strong> eine Atmosphäre zu schaffen,<br />
welche die Entstehung eines «psychotherapeutischen<br />
Raumes» begünstigt. Darin soll allen<br />
Äusserungen unvoreingenommenes Interesse<br />
entgegengebracht werden. Krankheitssymptome<br />
und Verhaltensweisen können eine – oft unbewusste<br />
– Ausdrucksfunktion haben. Zusammen<br />
mit den Patienten und Angehörigen versuchen<br />
wir, die Bedeutung der psychischen Störung herauszuarbeiten.<br />
Unser Tun bezweckt, die Bewusstheit,<br />
Selbstständigkeit, Selbststeuerung, Entscheidungsfreiheit<br />
und Anpassungs-fähigkeit bei den<br />
Betroffenen zu erweitern.<br />
Herstellung hilfreicher Beziehungen<br />
Da günstige und nachhaltige therapeutische Veränderungen<br />
im Wesentlichen nur im Rahmen von<br />
tragfähigen Beziehungen zu erzielen sind, besitzt<br />
deren Aufbau und Erhaltung einen zentralen Stellenwert<br />
während der Behandlung. Bei der Definition<br />
von realistischen Behandlungszielen werden<br />
das Potenzial sowie die Interessen der Patienten<br />
und ihrer Angehörigen stets berücksichtigt. Die<br />
therapeutische Erfahrung betrachten wir unter anderem<br />
als einen Lern- und Übungsprozess, in dem<br />
sich neue Perspektiven hauptsächlich im Bereich<br />
der zwischenmenschlichen Beziehungen eröffnen<br />
können. Wenn irgend möglich, fördern wir die Fähigkeit,<br />
auf die eigene Situation selbst Einfluss nehmen<br />
zu können.<br />
Zusammenarbeit mit dem Umfeld<br />
Bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen<br />
ist die intensive Zusammenarbeit mit dem sozialen<br />
Umfeld ausserhalb der <strong>Klinik</strong> unerlässlich. Da wir<br />
den Auftrag für die Behandlung in der Regel nicht<br />
vom Patienten selbst, sondern von seinen Sorgeberechtigten<br />
bekommen, müssen mit diesen die<br />
Ziele und Mittel der Behandlung laufend abgesprochen<br />
werden. Die Herstellung und Erhaltung<br />
eines «Arbeitsbündnisses» nicht nur mit dem Patienten,<br />
sondern auch mit den Angehörigen stellt<br />
eine wesentliche Voraussetzung für die Abklärung<br />
und eine erfolgversprechende Therapie dar. In<br />
manchen Fällen werden Veränderungen im sozialen<br />
Umfeld unumgänglich, um die Chancen für<br />
einen dauerhaften Behandlungserfolg zu wahren.<br />
Koordination der Aktivitäten und<br />
Kommunikation zwischen den Mitarbeitern<br />
In der <strong>Klinik</strong> werden die Patienten von zahlreichen<br />
Mitarbeitern aus unterschiedlichen Berufsgruppen<br />
betreut. Sinnvolle stationäre kinder- und jugendpsychiatrische<br />
Arbeit setzt die sorgfältige Koordination<br />
aller Aktivitäten voraus. Die spezifischen<br />
Aufgaben eines jeden <strong>Klinik</strong>mitarbeiters und der<br />
unterschiedlichen Bereiche sollten für den Patienten<br />
und seine Angehörigen transparent sein. Die<br />
Grenzen zwischen den Bereichen und die verschiedenen<br />
Rollen, in welchen die einzelnen Mitarbeiter<br />
den Patienten und ihren Angehörigen begegnen,<br />
sollten nicht verwischt werden. Während die Beobachtungen<br />
und Meinungen aller Teammitglieder<br />
für die Abklärung und Therapie gleichermassen<br />
wertvoll sind, ist stets zu beachten, wer was wann<br />
zu tun und zu entscheiden hat. Die Integration der<br />
Aktivitäten von verschiedenen Mitarbeitern in unterschiedlichen<br />
Bereichen findet in den Rapporten,<br />
Visiten, klinischen Sitzungen, Teambesprechungen<br />
und Supervisionen statt.<br />
Störungsspezifisches Angebot – DBT-A<br />
Seit Oktober <strong>2012</strong> bieten wir auf der Jugendgruppe<br />
Merkur mit der Dialektisch-behavioralen<br />
Therapie für Adoleszente (DBT-A) ein störungsspezifisches<br />
Behandlungskonzept für Jugendliche<br />
zwischen 13 und 18 Jahren mit Diagnosen aus<br />
dem sogenannten Borderline-Spektrum mit z.B.<br />
selbstverletzendem Verhalten, starken Stimmungsschwankungen,<br />
wiederkehrenden Suizidgedanken<br />
und/oder Impulsivität an. Das Therapieprogramm<br />
ist in Ergänzung zu den oben erwähnten Grundsätzen<br />
zu sehen; es arbeitet nach einem stringenten,<br />
klaren Manual.<br />
Dr. med. Ulrich Müller-Knapp<br />
Chefarzt<br />
5
Konzept der <strong>Klinik</strong>schule<br />
Auftrag<br />
Zur stationären kinder- und jugendpsychiatrischen<br />
Behandlung von Kindern und Jugendlichen gehört<br />
eine interne Schulungsmöglichkeit. Die Schülerinnen<br />
und Schüler werden entsprechend ihrem<br />
Entwicklungsstand und ihrer gesundheitlichen<br />
Verfassung schulisch gefördert, um den Anforderungen<br />
der «Normalität» bzw. Realität möglichst<br />
gerecht zu werden. Die <strong>Klinik</strong>schule übernimmt<br />
während des <strong>Klinik</strong>aufenthalts den Bildungsauftrag<br />
der öffentlichen Schule unter sonderpädagogischen<br />
Bedingungen.<br />
Häufig ist es die Aufgabe der <strong>Klinik</strong>schule, grundsätzlich<br />
eine Offenheit für schulische Angebote zu<br />
wecken und eine Lernbereitschaft aufzubauen.<br />
Dabei ist die Wiederherstellung oder Stärkung des<br />
Selbstwertgefühls des Schülers vordringlich. Ein<br />
weiteres Ziel ist die Optimierung des ganzen Lernbereichs.<br />
Unter Berücksichtigung seiner Individuallage<br />
soll der Schüler so weit gefördert werden, dass<br />
er den Anschluss an den Stand seiner Herkunftsklasse<br />
halten kann. Dank der Lernzielbefreiung<br />
können wir optimal auf seine individuellen Fähigkeiten<br />
und Ziele eingehen.<br />
Organisation<br />
Die Schule führt sechs Kleinklassen auf der Unter-,<br />
Mittel-, Ober- und Werkstufe. Der Schulunterricht<br />
umfasst maximal 28 Wochenlektionen. Pro Klasse<br />
werden sechs Schüler mit den unterschiedlichsten<br />
Leistungsniveaus unterrichtet, von der Kleinklasse<br />
bis zum Gymnasium. Jugendliche, welche die<br />
Schulpflicht bereits erfüllt haben, besuchen die<br />
Werkklasse. Die Werkschüler arbeiten bis zu vier<br />
Tage pro Woche in der Werkstatt an realistischen<br />
Zielen und Lösungen; an einem Tag geniessen sie<br />
allgemeinbildenden Unterricht (wie in einer Berufsausbildung).<br />
Unterricht<br />
Drei wichtige Optionen des Unterrichts sind:<br />
– Unterricht gemäss Lehrplan für Schüler, die einen<br />
stationären Behandlungsrahmen brauchen<br />
und deren Schulungsfähigkeit durch die Erkrankung<br />
nicht wesentlich beeinträchtigt ist;<br />
– Sonderpädagogische Förderung von Schülern,<br />
welche Lernstörungen aufweisen;<br />
– Berücksichtigung therapeutischer Gesichtspunkte<br />
während der Unterrichtszeit durch die<br />
Lehrperson im Sinne eines individuellen, auf die<br />
Erkrankung und die psychischen Besonderheiten<br />
abgestimmten Zugangs.<br />
Primär konzentrieren wir uns auf die Fächer<br />
Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen. Im Weiteren<br />
werden handlungsorientierte Fächer angeboten<br />
wie Individuum und Gemeinschaft, Mensch<br />
und Umwelt, Räume und Zeiten, Natur und Technik,<br />
aber auch erlebnisorientierte Fächer wie Musik,<br />
Turnen, Schwimmen, Gestalten und Werken.<br />
Neben Wissensvermittlung werden auch pädagogische<br />
Werte und Haltungen vermittelt wie<br />
– Forderungen nachkommen,<br />
– Belastungen aushalten,<br />
– Ansprüche und Wünsche äussern,<br />
– Innere und äussere Konflikte lösen,<br />
– Wissen, wie man Hilfe anfordert,<br />
– Lernstrategien entwickeln.<br />
Schülerbeurteilung<br />
Die Lehrkräfte der <strong>Klinik</strong>schule leisten durch gezielte<br />
Beobachtungen ihren Beitrag zur Diagnostik<br />
und verfassen einen Schulbericht. Darin werden<br />
die Sozial-, Selbst- und Sachkompetenz beurteilt.<br />
An den offiziellen Zeugnisterminen erhalten Schüler,<br />
die mehr als die Hälfte des Semesters die <strong>Klinik</strong>schule<br />
besucht haben, ein Wortzeugnis. Dabei<br />
wird auf Noten verzichtet, denn die formative Lernbeurteilung<br />
steht im Zentrum.<br />
Gegebenenfalls nehmen die Lehrpersonen an Beratungsgesprächen<br />
mit Eltern und Vertretern der<br />
Anschlussschulen teil. Alle Aussenkontakte werden<br />
durch den Fall führenden Therapeuten koordiniert.<br />
Dabei müssen Personenschutz und Arztgeheimnis<br />
beachtet werden.<br />
Benno Walser<br />
Leiter <strong>Klinik</strong>schule<br />
6<br />
7
Abschied nach 16 Jahren als Chefarzt<br />
8<br />
Der Anfang<br />
Als ich Anfang 1997, vor knapp 16 Jahren, die Leitung<br />
des KJPZ <strong>Sonnenhof</strong> übernahm, hatte ich bereits<br />
eine lange berufliche Laufbahn hinter mir. Ich<br />
war gut 20 Jahre als Erwachsenenpsychiater, Kinder-<br />
und Jugendpsychiater sowie Psychotherapeut<br />
tätig gewesen, bevor ich nach Ganterschwil kam.<br />
In meiner Tätigkeitsperiode in Ganterschwil haben<br />
wir in der <strong>Klinik</strong> etwa 1500 Patienten und deren<br />
Familien erleben dürfen.<br />
Eine Berufung<br />
Nach all diesen Jahren finde ich die Arbeit in unserem<br />
Fachbereich immer noch sehr anregend:<br />
Bei jedem einzelnen «Fall» muss ich die Komplexität<br />
der menschlichen Natur bewundern und über<br />
die Vielfältigkeit des menschlichen Wesens immer<br />
wieder von Neuem staunen. Auf der anderen Seite<br />
stellt sich auch immer wieder die Frage, welche<br />
Gesetzmässigkeiten wir hierbei erkennen können.<br />
Gibt es eine sichtbare Ordnung bei diesen komplexen<br />
und vielfältigen Phänomenen? Diese Fragen<br />
sind für mich auch nach unzähligen Kongressen,<br />
Fortbildungen und hunderten klinischen Sitzungen<br />
sowie der fortlaufenden Lektüre von einschlägiger<br />
Fachliteratur nach wie vor gegenwärtig und<br />
keineswegs abschliessend beantwortet. Ich bin<br />
immer noch überzeugt, dass unser Fachgebiet für<br />
alle Mitarbeitenden sowohl eine intellektuelle Herausforderung<br />
als auch eine emotional anspruchsvolle<br />
und zugleich sehr befriedigende Tätigkeit ist.<br />
Deshalb meine ich, dass unsere Tätigkeit in diesem<br />
– nicht immer einfachen – Umfeld nicht bloss<br />
als Beruf oder gar «Job» betrachtet werden kann,<br />
sondern als eine wahre Berufung. Persönlich betrachte<br />
ich mich als glücklich, dass ich so lange<br />
in diesem Fachgebiet wirken durfte.<br />
Vom Heim zur <strong>Klinik</strong><br />
Indes waren es zu Beginn nicht nur herausfordernde,<br />
sondern zum Teil auch schwierige Zeiten.<br />
Der «<strong>Sonnenhof</strong>» von Anfang 1997 glich nicht<br />
dem «<strong>Sonnenhof</strong>», wie wir ihn <strong>2012</strong> kennen. Die<br />
Strukturen waren damals Heimstrukturen. Am Tag<br />
waren die Wohngruppen vormittags und nachmittags<br />
zu, alle Kinder und Jugendlichen mussten<br />
in die Schule, unbeachtet deren Verfassungen<br />
und psychischer Zustände. An den Wochenenden<br />
und während der Ferien war der «<strong>Sonnenhof</strong>» geschlossen;<br />
die Kinder und Jugendlichen mussten<br />
nach Hause, wobei es für viele kein oder kein zumutbares<br />
Zuhause gab. Ein- und Austritte in den<br />
«<strong>Sonnenhof</strong>» fanden hauptsächlich im Sommer<br />
statt. Dringliche Eintritte oder gar Notaufnahmen<br />
waren praktisch nicht zu bewerkstelligen. Heimleiter<br />
hatten die Führung im Alltag, die Gruppen<br />
waren sozialpädagogisch geführt, und die Orientierung<br />
war mehrheitlich pädagogisch.<br />
Als 1996 der Auftrag seitens der neu gegründeten<br />
Stiftung <strong>Sonnenhof</strong> und der Kantonsregierung<br />
kam, die stationäre kinder- und jugendpsychiatrische<br />
Versorgung im Kanton zu übernehmen,<br />
musste schnell und gründlich eine Umwandlung<br />
vollzogen werden. Die jahrzehntealte Tradition<br />
des «<strong>Sonnenhof</strong>s» im Umgang mit Kinder und Jugendlichen<br />
war insgesamt sehr positiv und wertschätzend.<br />
Es konnte aber mit den bestehenden<br />
Strukturen – in Anbetracht der besonderen Klientel<br />
– zu wenig auf die individuellen, störungs- bzw.<br />
krankheitsbedingten Eigenheiten und Bedürfnisse<br />
geachtet werden. Mit der zunehmenden Zahl<br />
von ernsthaft verhaltensgestörten und psychisch<br />
schwer beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen<br />
war das alte System oft überfordert. Probleme<br />
mit Disziplin, Regelverhalten, Verweigerung<br />
und Gewalt nahmen zu und wurden besonders in<br />
den peripheren Aussenwohngruppen mit der Zeit<br />
unerträglich.<br />
Tief greifende Veränderungen<br />
Die notwendige, zügige und tief greifende Umwandlung<br />
fiel jedoch im damaligen «<strong>Sonnenhof</strong>»<br />
nicht allen leicht und gefiel auch nicht allen gleich<br />
gut, wie es bei Umwandlungen häufig der Fall ist.<br />
Dennoch mussten sowohl Strukturen als auch<br />
Haltungen und Handlungsabläufe an die neuen<br />
Realitäten und Bedürfnisse angepasst werden.<br />
Eine neue Hierarchie mit ärztlich-therapeutischem<br />
Primat musste auch von langjährigen Mitarbeitenden<br />
mit ausgesprochen sozialpädagogischer Identität<br />
akzeptiert werden. Arbeitszeiten mussten auf<br />
Wochenenden und Ferien ausgedehnt werden.<br />
Geschlossene Gruppen mit psychiatrischen Strukturen<br />
wurden aufgebaut. Nach und nach wurde<br />
der «<strong>Sonnenhof</strong>» zur <strong>Klinik</strong>, nicht nur auf Papier,<br />
sondern auch in der Tat. Die neue Selbstdeklaration<br />
des «<strong>Sonnenhof</strong>s» als funktionierende kinder- und<br />
jugendpsychiatrische Versorgungsklinik hat, wie jedes<br />
neue Angebot, zu einer vermehrten Nachfrage<br />
geführt. Dabei mussten einige, mit unserer eigenen<br />
Sichtweise divergierende Vorstellungen, was<br />
die Aufgaben der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
betrifft, mit Zuweisern und Behörden<br />
diskutiert und korrigiert werden. Wir suchten den<br />
Konsens mit unseren potenziellen Klienten, haben<br />
es im Verlauf der Zeit auch meistens gefunden,<br />
wie die Kundenzufriedenheitsauswertungen zeigen.<br />
Der Weg dorthin war aber zeitweise auch<br />
recht steinig…<br />
Abschied<br />
Die heutige <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> ist diejenige <strong>Klinik</strong>,<br />
die ich mir gewünscht habe. Deshalb ist mein<br />
Weggang zum jetzigen Zeitpunkt für mich sowohl<br />
freudig als auch wehmütig. Ich übergebe meinem<br />
Nachfolger eine <strong>Klinik</strong> nach meinen Vorstellungen,<br />
eine <strong>Klinik</strong>, worauf ich stolz bin, in der ich sehr gerne<br />
gearbeitet habe und als Arzt und Therapeut<br />
gerne arbeiten würde. Ziel erreicht – Freude. Auf<br />
der anderen Seite fällt der Abschied von der doch<br />
auch von mir wesentlich geformten <strong>Klinik</strong> und der<br />
vielen, zum Teil langjährigen Mitarbeitenden natürlich<br />
schwer. Erfreulicherweise fühle ich mich mit<br />
66 Jahren noch rüstig genug, um neuen beruflichen<br />
und privaten Herausforderungen nachzugehen.<br />
Für die Zeit im «<strong>Sonnenhof</strong>» bin ich allen,<br />
die mir dort geholfen haben – und auch meinem<br />
guten Glück –, dankbar.<br />
Dr. med. Robert Fisch<br />
9
Chefarztwechsel: Was bringt uns<br />
die Zukunft nach Dr. Robert Fisch?<br />
Nach sechs Jahren in der Funktion des Leitenden<br />
Arztes der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> werde ich nun <strong>2013</strong><br />
Dr. med. Robert Fisch als Chefarzt ablösen.<br />
Dr. Robert Fisch hat die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> wie<br />
kein anderer geprägt und verändert, sie zu einer<br />
modernen Fachklinik gemacht.<br />
Ein kurzer Rückblick<br />
Als ich 2006 aus einer grossen Versorgungsklinik<br />
in Deutschland hier beginnen durfte, hatte ich<br />
zunächst das Gefühl, in einem «Schlaraffenland»<br />
anzukommen – sowohl im Sinne eines therapeutischen<br />
Milieus als auch im engeren Sinne der tatsächlichen<br />
psychotherapeutischen Möglichkeiten.<br />
Das relativierte sich nach anfänglicher Begeisterung<br />
tatsächlich nur wenig, mit der Zeit lernte ich<br />
hier auch andere <strong>Klinik</strong>en kennen und stellte fest,<br />
dass die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> auch in der Schweiz eine<br />
besondere Position einnimmt. Die Entwicklung<br />
dieser besonders guten Bedingungen verdanken<br />
wir vor allem dem Chefarzt, Dr. Robert Fisch, dessen<br />
Grundhaltung ich im Folgenden beschreiben<br />
möchte.<br />
Zentrales Element seines Schaffens war die Arbeit<br />
an der Haltung in der gesamten Institution. Gegenüber<br />
den meist schwierigsten Patienten war diese<br />
zunächst immer neugierig, immer mit dem<br />
Wunsch, zu verstehen. Dabei waren ihm der respektvolle<br />
Umgang, Wahrhaftigkeit, Wertschätzung,<br />
eine eigene innere Ordnung und Zuverlässigkeit<br />
genauso wichtig wie Klarheit und wenn<br />
nötig auch Bestimmtheit, mit denen er ihnen begegnete.<br />
der Mitarbeitenden in dieser Richtung waren stets<br />
ein Ziel, das Robert Fisch hartnäckig und nachhaltig<br />
verfolgte. Nur mit der Entwicklung dieser Haltung<br />
war es möglich, im «<strong>Sonnenhof</strong>» mit einem<br />
gesamttherapeutischen Konzept zu arbeiten, in<br />
dem die Beziehung des Patienten zu seinen<br />
Mitmenschen im Zentrum steht.<br />
Nun steht ein Generationenwechsel bevor: Robert<br />
Fisch geht in den wohlverdienten Ruhestand und<br />
hinterlässt eine <strong>Klinik</strong>, deren Ausstattung in allen<br />
Bereichen überdurchschnittlich ist.<br />
Was bringt uns die Zukunft?<br />
Die bestehende konstruktive Haltung in der <strong>Klinik</strong><br />
soll meines Erachtens noch lange fortbestehen,<br />
denn sie sichert eine professionelle kinder- und<br />
jugendpsychiatrische Versorgung. Das werden wir<br />
hier von Robert Fisch bei uns behalten und weiter<br />
ausbauen, um so in den nächsten Jahren unsere<br />
fundierte Position stabilisieren und verbessern zu<br />
können. Die vorgenannten hohen Werte können in<br />
unserer anspruchsvollen, zuweilen auch schwierigen<br />
Beziehungsarbeit nur dann konstant und<br />
sicher gewährleistet werden, wenn sie auch zwischen<br />
uns – also im Arbeitsmilieu auf allen Ebenen<br />
und in allen hierarchischen Kontexten erlebt werden.<br />
Nur wenn wir mit uns als Helfer so umgehen,<br />
wie wir es von unseren Patienten und uns selbst<br />
in der Beziehung zu ihnen fordern und wünschen,<br />
werden wir – und die Patienten – zufrieden und<br />
effektiv arbeiten können. Und nur dann können wir<br />
uns mit dem, was wir tun, identifizieren. Die hochgradige<br />
Identifikation als Garant für Zufriedenheit<br />
und Entwicklung von Patienten, deren Umfeld und<br />
aller Mitarbeitenden bleibt in naher und weiterer<br />
Zukunft zentral.<br />
<strong>2013</strong> wird also kein Jahr, in dem alles anders, alles<br />
erneuert wird. Vielmehr werden wir auf Bestehendem<br />
aufbauen, Vorhandenes optimieren. Dazu<br />
werden wir zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme<br />
aller Prozesse durchführen – dies ist unabdingbare<br />
Voraussetzung für die anstehende Implementierung<br />
eines <strong>Klinik</strong>informationssystems. Die<br />
aus dieser Bestandsaufnahme gewonnenen Erkenntnisse<br />
werden uns ermöglichen, die Kommunikation<br />
im Hause noch weiter zu verbessern. Dazu<br />
gehört auch die Weiterentwicklung unserer Fehlerkultur.<br />
<strong>2013</strong> werden wir – wie mittlerweile auch<br />
von Gesetzgebern und Kostenträgern gefordert –<br />
ein Meldesystem für «Beinaheunfälle» (critical incident<br />
report system – CIRS) einführen. Doch es<br />
geht nicht nur um unsere inneren Werte: Auch das<br />
gute und wertvolle Erscheinungsbild der <strong>Klinik</strong> soll<br />
erhalten bleiben bzw. optimiert werden. Dazu gehören<br />
der Abschluss des Projektes Spielplatz/Aussenanlagen,<br />
die Umnutzung der Räume im Verwaltungsgebäude<br />
sowie die Raumbedarfsplanung<br />
von <strong>Klinik</strong>schule und Kreativtherapie.<br />
<strong>2013</strong> und die weitere Zukunft sind also nicht ungewiss.<br />
Wir können aus einer stabilen und komfortablen<br />
Position nach vorne schauen. Dies verdankt<br />
die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> zunächst all ihren Mitarbeitenden.<br />
Dank ihrem unermüdlichen Einsatz ist diese<br />
anstrengende Arbeit auf höchstem Niveau<br />
möglich. Aus gegebenem Anlass möchte ich hier<br />
Dr. Robert Fisch besonders hervorheben. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Stiftungsrat und dem<br />
St. Galler Gesundheitsdepartement ist ihm eine<br />
grosse Lebensaufgabe vollumfänglich gelungen.<br />
Wir werden all unsere Bestrebungen darauf richten,<br />
dieses Werk konstruktiv weiterzuführen.<br />
Dr. med. Ulrich Müller-Knapp<br />
Chefarzt<br />
10<br />
Die Entwicklung dieser Haltung auf der Teamebene<br />
benötigte Zeit und war oft schwierig,<br />
bedeutete dies doch, den Mitarbeitenden ein Verständnis<br />
für psychodynamische Prozesse auf der<br />
Ebene multidisziplinärer Behandlungsteams zu<br />
vermitteln. Dies forderte von den Mitarbeitenden,<br />
die zumeist noch in der vergangenen Heimstruktur<br />
des «<strong>Sonnenhof</strong>s» sozialisiert waren, mehr und<br />
mehr die Akzeptanz der Wechselwirkung der eigenen<br />
Psyche mit der der Patienten – mit allen sich<br />
daraus ergebenden Folgen. Mit dem sich beständig<br />
weiterentwickelnden Verständnis, dass sich<br />
Konflikte und psychische Struktur der Patienten in<br />
Beziehungen zwischen Patient und Team – aber<br />
auch in Beziehungen der Teammitglieder untereinander<br />
– abbilden, konnte sich eine konstruktive,<br />
gemeinsame Arbeitshaltung der multidisziplinären<br />
Teams entwickeln. Die Förderung und Forderung<br />
11
Kindheit und Jugend von Menschen<br />
aus dem Autismusspektrum<br />
Menschen aus dem Autismusspektrum leiden<br />
nicht in erster Linie unter der «Behinderung Autismus»,<br />
vielmehr unter den Konsequenzen, die daraus<br />
resultieren.<br />
Kleine Details<br />
Sie nehmen die Umwelt und auch Gegenstände<br />
nicht unmittelbar als ein Ganzes wahr, sondern<br />
sehen viele klein(st)e Details, nämlich solche, die<br />
ein gewisses Mass an zeitüberdauernder Stabilität<br />
bieten, auf logisch nachvollziehbare Weise verfolgbar<br />
und genügend stark in Farbe, Form und Intensität<br />
sind, um wahrgenommen werden zu können.<br />
Zum Beispiel Architektonisches, Anordnungen von<br />
Stühlen, Gestellen, Bodenbeschaffenheiten oder<br />
Lichtschalter. Dabei werden Menschen, die sich<br />
meist unvorhersehbar in Räumen bewegen, vorgezogen.<br />
Nonverbale Signale<br />
Menschen im Allgemeinen sind wenig stabil und<br />
zeitüberdauernd, was ihre Verhaltensweisen anbelangt.<br />
Einmal zeigen sie bei Verärgerung im Gesicht<br />
ein gleichzeitiges Kopfschütteln, ein anderes Mal<br />
stossen sie bei Verärgerung lediglich Seufzer aus<br />
oder schauen dabei nach oben. Für detailfokussierte<br />
Menschen – Menschen mit Autismus – verunmöglichen<br />
oder erschweren solche sich immer<br />
wieder anders ausdrückende nonverbale Signale<br />
die Möglichkeit, diese eindeutig einschätzen zu<br />
können. Eine eindeutige Zuordnung einer Verhaltensweise<br />
eines Gegenübers kann nicht gemacht<br />
werden, weil Interaktionspartner bei gleicher emotionaler<br />
Erregtheit nicht immer gleiches Verhalten<br />
zeigen. Die Zuhilfenahme von Wenn-Dann-Verknüpfungen<br />
(«Wenn xy nach oben schaut, dann ist<br />
er verärgert…») sind in sozialen Situationen oft unzureichend,<br />
aber gerade diese Art der Einordnung<br />
der Welt, über die Wenn-Dann-Konstruktion, sind,<br />
so kann vermutet werden, von Geburt an sehr gut<br />
ausgeprägt bei Menschen mit Autismus.<br />
jene, welche die gleichen Begriffe gleich definieren<br />
und die gleiche Terminologie der Sprache benutzen.<br />
Ist dies nicht oder nur partiell gegeben,<br />
wird klar, dass Menschen mit Autismus nicht immer<br />
die gleichen Alltagsgegenstände erkennen können,<br />
Begriffe nicht immer gleich wie typische Menschen<br />
definieren werden. Und umgekehrt. Was<br />
Menschen mit Autismus im Kontakt mit typischen<br />
Menschen nicht gelingt, gelingt typischen Menschen<br />
auch nicht im Kontakt mit autistisch wahrnehmenden<br />
Menschen. Die Behinderung ist deswegen<br />
nicht auf das von Autismus betroffene<br />
Individuum beschränkt; behindert in der Kommunikation<br />
und Interaktion ist die Umwelt ebenso.<br />
Dennoch interpretieren und bewerten typisch<br />
wahrnehmende Menschen alles, was sie von<br />
einem Menschen mit Autismus sehen, mit ihrer<br />
eigenen Wahrnehmung und ausschliesslich mit<br />
Hilfe ihrer eigenen biografischen und (Lern-)Erfahrungen<br />
mit Menschen und Gegenständen. Die<br />
daraus resultierenden Fehldeutungen und die damit<br />
verbundenen Missverständnisse sind logische<br />
Konsequenz aus dieser (für mich verstehbaren)<br />
Einseitigkeit heraus.<br />
Unsichtbare Behinderung<br />
Autismus ist eine unsichtbare Behinderung, die<br />
von Menschen ohne Autismus unterschätzt wird,<br />
weil ein typisch wahrnehmender Mensch nicht daran<br />
denkt, sich vorzustellen, dass eine Verhaltensweise<br />
oder eine Aussage eines autistisch wahrnehmenden<br />
Menschen etwas ganz anderes bedeuten<br />
könnte, als das, was der typische Mensch meint.<br />
Vor allem dann, wenn ein Betroffener gleichzeitig<br />
gute kognitive Fähigkeiten zeigt und sich sprachlich<br />
bestens ausdrücken kann, kommt es vor, dass<br />
ihm Schwierigkeiten abgesprochen werden, weil<br />
sich niemand vorstellen kann, dass jemand, der<br />
sich so gut ausdrückt, nicht einfach nur oppositionell<br />
oder unmotiviert ist, sondern ein Coaching<br />
in der Schule oder an der Uni braucht, oder jemanden,<br />
der ihm erklärt, wie Menschen ohne<br />
Autismus wahrnehmen, denken und sprechen.<br />
Balancieren auf einem Hochseil<br />
Menschen mit Autismus erscheint die sogenannte<br />
natürliche Umgebung, die sich nicht zusammenhängend<br />
und klar logisch offeriert, meist wie das<br />
Balancieren auf einem Hochseil. Kein Mensch ist<br />
besonders flexibel oder kreativ, wenn er auf einem<br />
Hochseil entlanggehen muss, weil es sich dabei<br />
um eine Extremsituation in nicht natürlicher Umgebung<br />
handelt. Flexibilität könnte ihn das Leben<br />
kosten.<br />
Was kann es konkret bedeuten, wenn jemand ganz<br />
anders als man selbst in der Lage ist, es sich vorzustellen,<br />
wahrnimmt, denkt und lernt? Das herauszufinden,<br />
ist und wird auch weiterhin die grosse<br />
Herausforderung sein. Für uns alle. Ich freue mich<br />
darauf.<br />
Matthias Huber M. Sc.<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrische Poliklinik,<br />
KJPP Bern<br />
Demgegenüber fällt es jedoch auch Menschen, die<br />
keinen Autismus haben, schwer, den Gefühlszustand<br />
von Menschen mit Autismus zu deuten, da<br />
Letztere zwar intensive Gefühle erleben, diese aber<br />
nur schwer über ihre Körpergrenzen heraus zeigen<br />
können oder nur in abgeschwächter Form.<br />
12<br />
Gleich wahrnehmen tun jene, die eine ähnliche Sozialisation<br />
durchlebten, ein ähnlich strukturiertes<br />
Gehirn haben, ähnliche Verknüpfungen und Assoziationen<br />
machen und, was oft vergessen geht,<br />
13
Psychische Gesundheit im Kontext<br />
gesellschaftlicher Veränderung<br />
14<br />
Veränderte Kindheit<br />
Dieses Thema war auch Titel der zweiten Fachtagung<br />
<strong>2012</strong>. Zu Ehren von Robert Fisch referierten<br />
seine Favoriten Prof. Dr. Franz Resch und Prof. Dr.<br />
Reinmar du Bois. Ihre Ausführungen werden hier<br />
zusammengefasst dargestellt.<br />
Lässt sich eine veränderte Kindheit mit neuer Morbidität<br />
in neuen Familienstrukturen, neuen Problemfeldern<br />
in den Bereichen Schule und Arbeitsmarkt,<br />
mit Gebrauch der neuen Medien bei<br />
Risikokonsum in gesellschaftlichen Umbruchzeiten<br />
abbilden? Anzeichen für eine reale Zunahme der<br />
Morbidität in einigen Symptombereichen müssen<br />
von einer scheinbaren Zunahme z.B. durch erhöhte<br />
gesellschaftliche Achtsamkeit, Medikalisierung sozialer<br />
Probleme und Inkonsistenz der Normen und<br />
Definitionen differenziert werden. Die Realzunahme<br />
in den Bereichen Selbstverletzung und Suizidalität,<br />
bei psychosomatischen Symptomen und bei<br />
schizophrenen Ausdrucksformen bildet sich auch<br />
im DSM V, der Revision des Klassifikationssystems<br />
der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung<br />
mit einigen neuen Diagnosen ab.<br />
Ob Familien mit der Zunahme von Scheidungen,<br />
Patchworkfamilien, Bindungsschwäche, dem Syndrom<br />
der kalten Schulter, Zeitmangel, Konflikten<br />
und Erschöpfung allgemein tatsächlich häufiger<br />
oder intensiver psychisch erkranken, beantwortet<br />
F. Resch mit dem Satz: «Die Familie ist nicht krank,<br />
aber es gibt kranke Familien». Er fokussiert hier vor<br />
allem auf die Kinder psychisch kranker Eltern, deren<br />
Entwicklung hier durch den schon früh gestörten<br />
emotionalen Dialog zwischen Eltern und Kind leidet.<br />
Aber auch in Schule und Arbeitswelt stattfindende<br />
Veränderungen beeinflussen kindliche und<br />
jugendliche Entwicklung nachhaltig: Die frappante<br />
Zunahme des Schulschwänzens und der Jugendarbeitslosigkeit<br />
stehen hier als Symptome einer<br />
schwerwiegenden, unzumutbaren und dringend<br />
änderungsbedürftigen gesellschaftlichen Notlage.<br />
Mit dem früh möglichen, breiten Zugang zu neuen<br />
Medien sind Kinder und Jugendliche zunehmend<br />
und früher Themen wie Pornografie, Cybermobbing,<br />
Bullying und Happy slapping (öffentlich gemachte<br />
Prügelvideos) ausgesetzt und müssen sich<br />
– meist ohne, dass Erwachsene überhaupt etwas<br />
davon mitbekommen – mit diesen mindestens<br />
von einem Drittel als unangenehmen erlebten Erfahrungen<br />
auseinandersetzen und abgrenzen.<br />
Auch das Risikoverhalten ändert sich mit der gesell-<br />
schaftlichen Veränderung: Computersucht, der<br />
zunehmde Konsum illegaler (Party-)Drogen und<br />
Mixgetränke sind wiederum Beispiele für neue<br />
Herausforderungen an jugendliche Entwicklung.<br />
Zeit des Umbruchs<br />
Heute steht der sich entwickelnde Mensch bei<br />
Informationsvielfalt, bei hoher Komplexität der<br />
Kontexte, bei Wertepluralität, bei einem Übermass<br />
an Positivität (Überfluss) unter hohem Erfolgsdruck<br />
und Konkurrenz. Komplizierend bzw. herausfordernd<br />
kommen Globalisierung, hohe Mobilität und<br />
Flexibilitätsanforderung hinzu. Der Qual der Wahl<br />
stehen die Chancen des Handelns gegenüber. Dies<br />
führt zu hohen Anforderungen an sich entwickelnde<br />
Kinder und Jugendliche: Hohe Ausbildungs-/<br />
Bildungsqualität, hohe Selbststeuerung/Selbstreflektion<br />
und hohe kommunikative Kompetenz sind<br />
oft unerreichbare Ziele. Therapeuten müssen hier<br />
individuelle Strategien erarbeiten, soziale Systeme<br />
können durch sie nicht erlöst werden, auch wenn<br />
dies oft erwartet wird. Individualisierte bio-psychosoziale<br />
Hilfe muss nach differenzierter Problemanalyse<br />
durch Integration, nicht durch Fragmentierung<br />
der Helfersysteme erfolgen.<br />
Anpassung und Entwicklung<br />
Junge Patienten als «schwankende Zeitgenossen»<br />
müssen selbst dafür sorgen, dass man sich über<br />
deren Entwicklung ständig Gedanken macht. Dabei<br />
ist die Abgrenzung von Gesundheit gegen<br />
Krankheit, von Behandlungsbedürftigkeit gegen<br />
Nichtbehandlungsbedürftigkeit äusserst unscharf<br />
und gelegentlich willkürlich.<br />
Verschiedene Konzepte der psychischen Entwicklung<br />
existieren. Sie beziehen sich auf die Entwicklung<br />
des Körpers, auf die Entwicklung von Störeinflüssen<br />
und Traumata, auf die Entwicklung der<br />
Sexualität und der Autonomie, auf die Entwicklung<br />
von Bindung und Beziehungen oder auf die<br />
Entstehung biografischer Sinnzusammenhänge.<br />
Daneben formulieren Konzepte psychischer Entwicklung<br />
die Entwicklung von Anpassungsleistungen<br />
versus Entstehung von Vulnerabilität, die<br />
Entwicklung bzw. der Verlauf psychopathologischer<br />
Phänomene. Die Entwicklung ist nach moderner<br />
Auffassung ein lebenslanger interaktiver<br />
und autopoetischer Prozess, er durchläuft eine<br />
Kreisbahn, führt also immer wieder an denselben<br />
Punkten und Figuren vorbei. Die moderne Entwicklungstheorie<br />
geht von Entwicklungsaufgaben<br />
aus, die zu lösen sind.<br />
Vulnerabilität und äussere Einflüsse<br />
Die Entstehung der Empfindlichkeit (Vulnerabilität)<br />
für eine bestimmte Krankheit und schliesslich auch<br />
die Entwicklung von dort zu einer manifesten Erkrankung<br />
wird intensiv beforscht, Vulnerabilität ist<br />
nach allen vorliegenden Forschungen ein nützliches,<br />
aber zugleich ein irritierend offenes und<br />
vielgestaltiges Konzept, das keine klare Prognose<br />
hinsichtlich einer psychischen Erkrankung bietet.<br />
Der Einfluss, den äussere Ereignisse auf die sichtbare<br />
Symptomatik haben, bleibt während der gesamten<br />
Kindheit und bis ins Jugendalter sehr hoch.<br />
Inzwischen wird von allen Seiten stärker betont,<br />
dass auch schon in der Kindheit die seelischen<br />
Strukturen ein Beharrungsmoment besitzen und<br />
nicht durch beliebige Einflüsse beliebig änderbar<br />
sind. Vielmehr muss man bedenken, dass bestimmte<br />
hirnfunktionsbasierte Anlagen und sich<br />
daraus ergebende Erziehungs- und Verhaltensschwierigkeiten<br />
einem Kind allzu pauschal zugeschrieben<br />
werden könnten und ein Kind unnötig<br />
pathologisiert werden könnte.<br />
Bedeutung traumatischer Erfahrungen<br />
Die Bedeutung traumatischer Erfahrungen wird<br />
am Durchleben einer akuten erstmaligen psychischen<br />
Erkrankung sehr deutlich, obwohl dies eher<br />
selten thematisiert wird. Die «life event»-Forschung,<br />
aber auch die Trauma-Forschung reflektiert allerdings<br />
nur einen winzigen Lebensausschnitt. Sie<br />
ignoriert die fortgesetzte Umbildung oder Verwerfung<br />
von Persönlichkeitsstrukturen. Die Gedächtnisforschung<br />
hat bestätigt, dass psychisches Leid<br />
nicht nur aus der pathologischen Verdrängung,<br />
sondern aus primitiven desorganisierten Gedächtnisspuren<br />
hervorgeht.<br />
Berücksichtigt man Aspekte von Beziehung und<br />
Bindung, so wird deutlich, dass die reziproke Bezogenheit<br />
von Kindern und Eltern ein roter Faden<br />
durch die gesamte Entwicklung ist: Eine mächtige<br />
intrapsychische und eine ebenso mächtige interpersonale<br />
und soziale Realität, die nie aufhört,<br />
auch nicht etwa durch die Autonomieentwicklung.<br />
Autonomie und Eigenkontrolle sind nur die halbe<br />
Wahrheit über die menschliche Entwicklung: In<br />
Wahrheit verbleibt die seelische Struktur zeitlebens<br />
in einem intermediären Raum, wo sie teilweise nur<br />
durch ihre Überschneidungen mit dem seelischen<br />
Leben anderer Menschen sinnvoll beschrieben<br />
und erhalten werden kann. Autonomie kann in<br />
einem Entwicklungsmodell, das nicht linear auf das<br />
Erreichen eines definitiven Ziels ausgerichtet ist,<br />
nur als Idealnorm vorkommen.<br />
Entwicklungsorientierte Psychopathologie<br />
Die Leitidee der Entwicklungsorientierten Psychopathologie<br />
deutet pathologische Symptome als<br />
Überreste einer früheren Struktur des Verstehens.<br />
Am Beginn und im Vorfeld schizophrener Psychosen<br />
muss zum Beispiel das gesamte Reserve- und<br />
Notrepertoire frühkindlicher Verhaltens- und Erlebnismuster<br />
aufgeboten werden – als Versuch, den<br />
drohenden psychischen Zusammenbruch aufzuhalten.<br />
Der Erkrankung vorausgehende Auffälligkeiten<br />
im Reifezustand und in der Entwicklungsdynamik<br />
bietet auch den entscheidenden psychotherapeutischen<br />
Zugang.<br />
Die gestörte Reifeentwicklung der Schizophrenen<br />
ist somit nicht zufälliges Beiwerk, sondern essenzieller<br />
Bestandteil der Erkrankung. In psychischen<br />
Krankheiten kehren also nicht nur Verhaltensmuster,<br />
sondern auch Beziehungsfiguren zurück,<br />
die während der Kindheit wirksam und sinnvoll<br />
waren, und die nun für den therapeutischen Zugang<br />
genutzt werden können. Die Symptome<br />
eines Patienten können – über die Personengrenzen<br />
hinweg – als Hilferuf einer Bezugsperson aufgefasst<br />
werden.<br />
Zu den entwicklungsorientierten therapeutischen<br />
Techniken zählt auch das Spiel – kurioserweise in<br />
der Psychiatrie der Erwachsenen fast eine «terra<br />
incognita». Spielerische Therapietechniken können<br />
ein therapeutisches Vakuum füllen, das sich vor<br />
allem im Umgang mit dissoziativen Störungen und<br />
in der Behandlung wenig reflektierter, agierender<br />
und somatisierender Patienten auftut. Je länger ein<br />
kindliches Verhalten zurückverfolgt werden kann<br />
und der Krankheit vorausläuft, desto eher imponiert<br />
es nicht mehr als «krankhafte Regression»,<br />
sondern als «persönlichkeitsgebundene Retardierung».<br />
Das Wissen, dass ein Patient schon lange vor<br />
seiner psychischen Krise dieselben oder ähnliche<br />
charakterlichen Absonderlichkeiten aufgewiesen<br />
hat, schafft einen vollkommen anderen – nämlich<br />
niedrigeren – Erwartungshorizont für die Therapie.<br />
Dr. med. Ulrich Müller-Knapp<br />
Chefarzt<br />
15
Das neue Kindes- und<br />
Erwachsenenschutzrecht<br />
Leitidee des Kindesschutzes<br />
Vorweg möchten wir kurz die Leitidee des zivilrechtlichen<br />
Kindesschutzes erläutern, bevor wir<br />
über die Neuerungen im Kindes- und Erwachsenenschutzrecht<br />
zu sprechen kommen. Grundsätzlich<br />
haben die Eltern für das Wohl ihres Kindes zu<br />
sorgen. Als Kindeswohl wird verstanden, dass der<br />
optimalen Entwicklung der körperlichen, geistigen,<br />
schöpferischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten<br />
des Kindes Rechnung getragen wird. Den<br />
Eltern kommt ein grosser Ermessens- und Gestaltungsspielraum<br />
zu, die Kinder nach ihren eigenen<br />
Werten und Überzeugungen zu erziehen und zu<br />
bilden. Dabei bildet das objektive Kindeswohl die<br />
Leitlinie. Erst wenn das Kindeswohl relevant gefährdet<br />
ist und die Eltern nicht unter Einbezug von<br />
einem freiwilligen Helfernetz der Gefährdung von<br />
sich aus begegnen können, ist das Eingreifen der<br />
vormundschaftlichen Behörde möglich und sogar<br />
notwendig. Wichtig ist vor allem, dass Kindesschutzmassnahmen<br />
die elterlichen Fähigkeiten<br />
ergänzen und nicht verdrängen sollen. Damit kommen<br />
wir zum neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht,<br />
welches die Grundlage der Kindesschutzmassnahmen<br />
bildet.<br />
Professionalisierung der Kindesund<br />
Erwachsenenschutzbehörde<br />
Nach gut hundert Jahren löst das neue Kindesund<br />
Erwachsenenschutzrecht das bis anhin fast<br />
unverändert gebliebene Vormundschaftsrecht ab.<br />
Ab 1. Januar <strong>2013</strong> müssen die Kantone die vorgesehenen<br />
Behördenorganisationen bundesrechtskonform<br />
bereitstellen und das kantonale Recht anpassen.<br />
Es findet also eine gesamtschweizerische<br />
Annäherung an eine gemeinsame Rechtslage<br />
statt. Künftig werden alle Entscheide im Bereich<br />
des Kindes- und Erwachsenenschutzrechts bei einer<br />
einzigen Fachbehörde konzentriert. Die ursprünglichen<br />
Vormundschaftsbehörden wird es<br />
nicht mehr geben.<br />
sen und der differenzierte Fokus fördern einen<br />
aktiven Diskurs, um für die Betroffenen optimale<br />
Massnahmen zu finden. Die KES-Behörde soll unabhängig<br />
und neutral zugunsten der Betroffenen<br />
entscheiden, was aus unserer Sicht ein grosser Vorteil<br />
zum bisherigen System darstellt.<br />
Im Kindesschutz gibt es kaum Änderungen im<br />
neuen Gesetz. Die wichtigsten Neuerungen betreffen<br />
die Stärkung der Solidarität in der Familie. Die<br />
zuvor erwähnte Beistandschaft erscheint neu in<br />
unterschiedlichen Ausprägungen. Die Kinder erhalten<br />
eine stärker ausgebaute Rechtsstellung in<br />
den Verfahren, die sie betreffen. Neu erfolgt eine<br />
Anhörung bereits ab ca. 6 Jahren. Die Kinder und<br />
Jugendlichen erhalten eine rechtliche Vertretung,<br />
analog der Vertretung des Kindes im eherechtlichen<br />
Verfahren. Ebenso wird der Rechtsschutz<br />
auch beim Fürsorgerischen Freiheitsentzug (FFE),<br />
neu fürsorgerische Unterbringung (FU), verstärkt.<br />
Zusammenarbeit mit der <strong>Klinik</strong><br />
und dem <strong>Klinik</strong>sozialdienst<br />
Die Sozialarbeiterinnen der <strong>Klinik</strong> arbeiten eng mit<br />
den Behörden zusammen. Sie begleiten die Kinder<br />
und ihre Eltern bei den Empfehlungen von vormundschaftlichen<br />
Massnahmen im Informationsund<br />
Entscheidungsfindungsprozess. Der <strong>Klinik</strong>sozialdienst<br />
wird künftig nicht mehr mit der Gemeinde,<br />
welche gleichzeitig Kostenträgerin der Massnahmen<br />
ist, zu tun haben, sondern mit der KES-Behörde.<br />
Aus dieser interprofessionellen Kooperation erhoffen<br />
wir uns mehr Effektivität und Effizienz für<br />
die angestrebten Massnahmen, um schliesslich die<br />
beste Lösung für die Kinder und Jugendlichen erarbeiten<br />
zu können.<br />
Ziel bleibt stets, die Familie in ihren Bemühungen<br />
um das Wohl der Kinder zu unterstützen. Als mildeste<br />
Massnahme kann die Behörde zu konkreten<br />
Sachverhalten Weisungen erteilen. Mögliche Weisungen<br />
können sein: den Jugendlichen ambulant<br />
bei einem Sachverständigen untersuchen zu lassen<br />
(Arzt, Psychologe, Jugendsekretariat) oder das<br />
Kind für eine Tagesbetreuung in einem Kinderhort<br />
anzumelden, eine Aufgabenhilfe zu organisieren<br />
oder den Bereich Freizeitgestaltung auszubauen.<br />
Das Verhältnismässigkeitsprinzip verlangt die Prüfung<br />
solcher Massnahmen, bevor eine Gefährdungssituation<br />
definiert wird. Es kann aber sein,<br />
dass von vornherein eine Gefährdungssituation erkannt<br />
wird. Sie besteht dann, wenn mit Hilfe der<br />
familiären Bezugspersonen und/oder von Fachpersonen<br />
eines formalen Helfernetzes (zum Beispiel<br />
Sozialpädagogische Familienbegleitung [SPF],<br />
Schulsozialarbeiter oder Schülerhort usw.) eine Gefährdung<br />
des Kindes nicht abgewendet werden<br />
konnte. In diesem Moment muss die Behörde eingreifen.<br />
Die massgeschneiderten Massnahmen des<br />
neuen Rechts stellen sicher, dass nur so viel staatliche<br />
Betreuung wie nötig erfolgt.<br />
Bei einem Abklärungsaufenthalt in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
werden die Kinder und Jugendlichen ins<br />
Zentrum gerückt, ihre Entwicklungschancen erkannt<br />
und Veränderungsprozesse angestossen. Wir<br />
haben die Aufgabe, an die Behörden und Beistände<br />
eine fachliche Beurteilung und Empfehlung abzugeben.<br />
Die empfohlenen Kindesschutzmassnahmen<br />
werden mit den Eltern und ihren Kindern<br />
oder Jugendlichen thematisiert. Sie müssen dafür<br />
sensibilisiert und mit den nötigen Informationen<br />
über die möglichen Unterstützungsangebote versorgt<br />
werden. Oft bestand bereits vor dem <strong>Klinik</strong>eintritt<br />
ein Helfernetz, welches mit dem Einverständnis<br />
der Betroffenen mit einbezogen wird.<br />
Wenn wir eine Massnahme wie eine Beistandschaft<br />
oder die Platzierung in einer geeigneten Institution<br />
empfehlen, geht es im Gespräch darum, tragende<br />
und nachhaltige Unterstützungsmassnahmen aufzuzeigen<br />
und weniger um die Konfrontation der<br />
Betroffenen mit ihren Schwächen. Wenn uns dieser<br />
Entscheidungsprozess gemeinsam mit Eltern und<br />
Kindern gelingt, besteht eine gute Basis für den<br />
Übergang in eine tragende Lebensumwelt. In der<br />
Regel bedarf es auch nach Austritt aus der <strong>Klinik</strong><br />
fachlicher Unterstützung und Betreuung.<br />
Ausblick<br />
Künftig wird der Beschluss einer Massnahme von<br />
einer Behörde gefasst, die aufgrund ihrer interdisziplinären<br />
Zusammensetzung verschiedene Blickwinkel<br />
bei der Beurteilung der schwierigen Situationen<br />
einbringen kann. Für die Minderjährigen<br />
ändert sich, dass die Schutz- und Unterstützungsmassnahmen<br />
zeitnah gesprochen werden können.<br />
Die Behörde sitzt täglich zusammen, entscheidet<br />
mindestens zweimal wöchentlich, und sie bieten<br />
einen 24-Stunden-Dienst an. Bei Notfällen ist also<br />
immer ein Behördenmitglied erreichbar, welches<br />
auch die Minderjährigen selbst anhört. Die gesprochenen<br />
Massnahmen müssen verhältnismässig<br />
und mit klaren Aufträgen an die Beistände verbunden<br />
sein. Die Entscheide werden von der KESB regelmässig<br />
auf ihre Notwendigkeit, Eignung und die<br />
Verhältnismässigkeit hin überprüft.<br />
Dies gilt auch für die fürsorgerische Unterbringung<br />
(FU). Die ärztliche Einweisung für eine FU fällt spätestens<br />
sechs Wochen nach ihrer Anordnung dahin,<br />
sofern kein Entscheid der KESB vorliegt. Die<br />
KESB muss durch den Arzt oder Amtsarzt über die<br />
Anordnung einer FU informiert werden. Dasselbe<br />
gilt auch für eine psychiatrische Einrichtung. Die<br />
betroffene Person muss den Unterbringungsentscheid<br />
erhalten und über die Rechtsmittel aufgeklärt<br />
werden.<br />
16<br />
Von grosser Tragweite wird die Professionalisierung<br />
der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde<br />
(KESB) sein. Sie setzt sich aus Juristinnen, Psychologinnen,<br />
Sozialarbeiterinnen und Pädagoginnen<br />
zusammen. Mit dem Sekretariat, der Sozialen Abklärungseinheit,<br />
einer Finanzverwaltung und Revisionsstelle<br />
bilden sie die sogenannte KES-Stelle, die<br />
für eine grössere Region zuständig ist. Das interdisziplinär<br />
zusammengesetzte Gremium soll dazu<br />
beitragen, einen Fall möglichst ganzheitlich zu betrachten.<br />
Die unterschiedlichen Herangehenswei-<br />
In der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> ist es Aufgabe des <strong>Klinik</strong>sozialdienstes,<br />
den Betroffenen die entsprechende<br />
Verfügung zeitgerecht auszuhändigen, sie über die<br />
Rechtsmittelbelehrung, das Rekursrecht und das<br />
entsprechende Vorgehen sowie über die gültigen<br />
Fristen zu informieren.<br />
Regula Bärlocher<br />
Daniela Huber<br />
Monika Thum<br />
Sozialdienst <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
17
Des «<strong>Sonnenhof</strong>s» jüngstes Baby:<br />
DBT-A-Gruppe Merkur<br />
Eröffnung<br />
Am 2. Oktober <strong>2012</strong> war es so weit: Die DBT-A-<br />
Gruppe Merkur erblickte das Licht der Welt! Damit<br />
wurde eines der ersten stationären Behandlungsangebote<br />
der Schweiz für Jugendliche mit Störungen<br />
aus dem sogenannten Borderline-Spektrum<br />
ins Leben gerufen.<br />
Der Weg dahin war lang und teilweise steinig<br />
und steil. Die <strong>Klinik</strong>leitung hatte im Jahr 2008 erstmals<br />
die Vision eines störungsspezifischen Behandlungsangebots<br />
für «Multiproblempatienten». Sie<br />
entschied sich für die wissenschaftlich am besten<br />
untersuchte Therapieform: die Dialektisch-behaviorale<br />
Therapie für Adoleszente (DBT-A). Daraufhin<br />
erfolgte von November 2008 bis Oktober 2011 in<br />
sechs zweitägigen Workshops eine interne Schulung<br />
für Ärzte und Therapeuten sowie Leitungspersonal<br />
aus dem Bereich Pflege/Pädagogik und<br />
<strong>Klinik</strong>schule durch Dr. Dipl. Psych. Kristin von Auer<br />
von der Vorwerker Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Lübeck. Zusätzlich hospitierten<br />
Mitarbeitende des «<strong>Sonnenhof</strong>s» im November<br />
2010 und im Oktober 2011 auf zwei DBT-A-Stationen<br />
in Deutschland. Seit August 2009 profitierten<br />
unsere Borderline-Patienten während einer<br />
Pilotphase stationsübergreifend von einem regelmässig<br />
angebotenen Fertigkeitentraining in der<br />
Skillsgruppe. Um auch alle anderen DBT-A-spezifischen<br />
Behandlungselemente zum erfolgreichen<br />
Einsatz bringen zu können, wurde der <strong>Klinik</strong>leitung<br />
im Juni 2011 der Projektbericht einer Arbeitsgruppe<br />
vorgelegt, wie eine der sechs Stationsgruppen<br />
des «<strong>Sonnenhof</strong>s» zu einer DBT-A-Behandlungseinheit<br />
umgewandelt werden könnte.<br />
DBT-A-Gruppe Merkur auf der ehemaligen Akutstation<br />
(heute: Station 3) heran.<br />
Nach acht Monaten kam am 2. Oktober <strong>2012</strong>, 15.00<br />
Uhr, die Geburtsstunde und wurde mit einem festlichen<br />
Eröffnungsapéro gefeiert! Die folgende<br />
Neugeborenenzeit war aufregend und intensiv:<br />
Das Baby musste mit einer Vielzahl von Angeboten<br />
und Entwicklungsanreizen gehegt und gepflegt<br />
werden (Morgenaktivität, Skills-, Achtsamkeits-, Basisgruppen,<br />
Diary-Card-Zeit, Entscheidungs- und<br />
Lösungswege, Elterngruppe usw.). Das Kleine war<br />
in den ersten Wochen noch ein wenig untergewichtig<br />
(zwei von sechs Betten waren nicht belegt),<br />
wurde dann aber immer kräftiger und munterer<br />
(Vollbelegung seit Ende November <strong>2012</strong>). Die<br />
ersten Kinderkrankheiten (Formular-Fehldrucke,<br />
Verlegungen, vorzeitige Austritte) wurden gut<br />
überstanden. Das gesamte Team freut sich am<br />
Wachsen und Gedeihen und wird <strong>2013</strong>/14 durch<br />
eine DBT-A-Indoor-Schulung noch kompetenter<br />
und erfahrener werden.<br />
Erfahrungsbericht<br />
Die 16-jährige S.H. war unsere erste Patientin, die<br />
das 12-wöchige DBT-A-Programm komplett durchlaufen<br />
hat. Sie gibt in ihrem Erfahrungsbericht<br />
folgende Eindrücke wieder: «Wegen selbstverletzenden<br />
Verhaltens und anhaltender Suizidideen<br />
war ich schon mehrmals in <strong>Klinik</strong>en. Um aus diesem<br />
Kreislauf heraus zu kommen, suchte ich nach<br />
einem Stabilisierungsprogramm und bin auf den<br />
‹<strong>Sonnenhof</strong>› gestossen. Alles fing an mit der Broschüre<br />
des neuen Programms. Ein Gespräch mit<br />
dem Oberarzt klärte den Rest meiner Fragen. Nun<br />
wusste ich, dass ich dieses Programm durcharbeiten<br />
will. Mit viel Motivation im Gepäck bin ich<br />
schliesslich eingetreten.<br />
Die erste Woche des neuen Projekts lief an und alle<br />
(auch wir Patienten) waren nervös. Ich kannte die<br />
Skillsgruppe bereits von einem früheren Aufenthalt,<br />
deshalb kam ich ab dem ersten Moment mit<br />
den Begriffen zurecht. Es gibt nämlich viele Fremdwörter<br />
und Dinge, die man nicht so einfach verstehen<br />
und gebrauchen kann. Doch man wird hier<br />
gut geführt, weshalb ich denke, dass ein schneller<br />
Einstieg für jeden möglich ist. Dreimal in der Woche<br />
hatten wir eine Achtsamkeitsgruppe, die viel<br />
Konzentration und Arbeit erforderte, was bei mir<br />
nicht immer vorhanden war. Trotzdem konnten die<br />
Betreuer den Stoff gut vermitteln, obwohl auch<br />
sie mit der DBT-A-Gruppe erst gestartet hatten.<br />
Auf der Gruppe herrschte ein super Klima, was in<br />
den einzelnen Gefässen wichtig war wegen des<br />
Vertrauens. So konnten wir viele Dinge offen und<br />
ehrlich klären. Die Vorstellung der Verhaltensanalyse<br />
im Team kostete mich viel Überwindung:<br />
Vor Menschen zu sprechen, ist schon schwer, aber<br />
hier sollte man über seine Probleme sprechen …<br />
Da wurde mir echt übel! Doch ich war gut vorbereitet,<br />
hatte Skills dabei und wurde gut umsorgt.<br />
Ich arbeitete hart an meinen Zielen. Das 12-wöchige<br />
Programm ist sehr anstrengend. Nach ca.<br />
sechs Wochen merkte ich, dass ich meinen Aufenthalt<br />
zu hinterfragen begann. Doch ich führte mir<br />
meine Ziele vor Augen. Das liess mich stark werden.<br />
Natürlich gibt es auch kritische Situationen,<br />
wenn man z.B. Streit mit einem Betreuer hat. Mir<br />
wurden auch die Strukturen vielfach zu eng. Klar,<br />
Gleichberechtigung – doch bin ich nicht freiwillig<br />
hier? Ich kann alleine spazieren gehen! Doch diese<br />
Regeln sind für manche Jugendliche nötig und für<br />
andere nicht. Ich finde auch sechs Zigaretten pro<br />
Tag zu wenig…<br />
Ich bin sehr dankbar, dass ich an diesem Programm<br />
teilnehmen durfte! Es sind sehr anstrengende,<br />
aber auch lohnenswerte Wochen. So lebe ich seit<br />
Beginn des Projekts ohne selbstverletzendes<br />
Verhalten. Das ist sehr gut!»<br />
Dr. med. Stephan Schwarzmaier<br />
Oberarzt, Ärztlicher Leiter DBT-A-Gruppe Merkur<br />
18<br />
«DBTAtsache»<br />
Im Februar <strong>2012</strong> initiierten der Leiter Pflege/Pädagogik<br />
John Villabruna-Belt und Oberarzt Dr.<br />
Stephan Schwarzmaier das Projekt «DBTAtsache»<br />
und damit den Beginn einer spannenden «Schwangerschaft».<br />
Sieben Mitarbeitende aus den Bereichen<br />
Therapie und Pflege/Pädagogik bildeten<br />
drei Teilprojektteams, die in über dreissig Sitzungen<br />
Schwangerschaftsgymnastik machten, eine entwicklungsfördernde<br />
Nahrung für das Embryo zubereiteten<br />
und sämtliche Vorkehrungen für die<br />
Entbindung trafen. In anderen Umständen zu sein,<br />
kosteten Kraft, Nerven und Überstunden, doch<br />
setzte sich das Prinzip der guten Hoffnung durch.<br />
So reiften allmählich eine Organisationsstruktur,<br />
ein inhaltliches Konzept und die personelle Zusammensetzung<br />
an Mitarbeitenden der künftigen<br />
19
Organisationsentwicklung<br />
im Bereich Pflege/Pädagogik<br />
20<br />
Als ich vor anderthalb Jahren die Stelle des Leiters<br />
Pflege/Pädagogik antrat, war es mein Ziel, meinen<br />
Bereich so zu leiten, dass ein offenes Klima Sicherheit<br />
vermittelt und prozessorientiertes Handeln ermöglicht.<br />
Sowohl die Kinder und Jugendlichen als<br />
auch die Mitarbeitenden sollen sich während ihrer<br />
Zeit in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> wohlfühlen können<br />
und dürfen.<br />
In «Entwickeln-lassen» liegt meines Erachtens der<br />
Schlüssel zum Erfolg in der heutigen Gesellschaft.<br />
Nach meinem Führungsverständnis leben wir in<br />
einer Gesellschaft, in der man sich nicht mehr<br />
vorwiegend durch Druck oder Expertenwissen<br />
vorschreiben lässt, wie gearbeitet werden muss.<br />
Die ständige Entwicklung einer Organisation kann<br />
mit verschiedenen Modellen beschrieben werden.<br />
Gemäss Flügelradmodell von Glasl besteht eine Organisation<br />
aus sieben Wesenselementen, welche<br />
über drei Subsysteme verteilt sind:<br />
• Struktur<br />
• Menschen, Gruppe<br />
• Einzelfunktionen<br />
und Klima<br />
Soziales<br />
Subsystem<br />
Kulturelles<br />
Subsystem<br />
• Identität<br />
• Strategie, Policy<br />
Kernaufgaben<br />
Technisch<br />
instrumentelles<br />
Subsystem<br />
Abläufe<br />
• Prozesse und<br />
• Psychische Mittel<br />
Dieses Modell sagt voraus, dass die Entwicklung<br />
einer Organisation am besten vorankommt, wenn<br />
alle drei Subsysteme miteinander im Einklang sind.<br />
Legt man zugrunde, dass in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
das Soziale Subsystem aus inhaltlichen Gründen<br />
eine wesentliche Rolle spielt und unter Umständen<br />
auch durch die Akzentuierung des Technisch-instrumentellen<br />
Systems belastet wurde (z.B. durch<br />
Planung und Realisierung des Neubaus in den letzten<br />
Jahren), wird deutlich, dass der Fokus der zukünftigen<br />
Organisationsentwicklung auf dem sozialen<br />
Subsystem liegen muss.<br />
Der Fokus auf das Soziale Subsystem<br />
Das Soziale Subsystem enthält die folgenden drei<br />
Wesenselemente:<br />
Struktur: Damit ist unter anderem die Struktur der<br />
Gesamtorganisation, die regionale Verankerung,<br />
die Gliederung und die Zusammenhänge der diversen<br />
Prozesse (Qualitätsmanagement), Hierarchien<br />
der Organisation, die Durchschaubarkeit und<br />
Flexibilität der Organisation und der Entscheidungsspielraum<br />
in den diversen Prozessen gemeint.<br />
Menschen, Gruppe, Klima: Damit ist unter anderem<br />
das Arbeitsklima im Allgemeinen, Arbeitsmotivation,<br />
Leistungsbereitschaft, Führungsstil, Offenheit<br />
gegenüber Neuerungen, Zusammenarbeit in<br />
der Führung, Umgang mit Konflikten und Fehlern,<br />
Zusammenarbeit in den Teams, Qualifikation der<br />
Mitarbeitenden, Aus- und Weiterbildung und persönliche<br />
Entwicklungschancen gemeint.<br />
Einzelfunktionen: Damit ist unter anderem die<br />
Schnittstellenproblematik, die Verantwortungsgebiete,<br />
Klarheit der Aufgabenverteilung, Klarheit der<br />
Entscheidungskompetenzen, das Delegieren, die<br />
Regelung der Stellvertretungen, Rechte und Pflichten<br />
der Mitarbeitenden, Planungs-, Kontroll- und<br />
Koordinationsfunktionen gemeint.<br />
In der Philosophie unserer Organisationsentwicklung<br />
werden Mitarbeitende von Beteiligten zu Betroffenen,<br />
indem sie aktiv in den Veränderungsprozess<br />
mit einbezogen werden. Der Schwerpunkt der<br />
Entwicklung liegt auf dem Organisationsteam und<br />
dem individuellen Lernen. Das Aktivieren von eigenen<br />
Fähigkeiten bei den Mitarbeitenden schafft<br />
Problemlösungskompetenz. Das Denken des gesamten<br />
Systems soll auf verschiedenen Ebenen<br />
stattfinden und durch Prozesse und Ergebnisse<br />
sichtbar werden.<br />
Wenn wir diese Anforderungen an uns selbst, unsere<br />
Teams und die Gesamtorganisation stellen,<br />
wird die Bereitschaft zum Mitdenken, sich zu engagieren<br />
und mit zu gestalten grösser. Mitarbeitende<br />
werden eine grössere Akzeptanz entwickeln für<br />
Veränderungen, die sie selbst mit aufgebaut haben.<br />
Sie werden Prozesse auf ihre eigene Art und<br />
Weise antreiben und werden dadurch Beteiligte<br />
der Entwicklung. Sie werden für diese Prozesse Verantwortung<br />
übernehmen und teilweise Kompetenzgrenzen<br />
überschreiten, weil man in der Regel<br />
noch nicht genau weiss, wo die Grenzen denn eigentlich<br />
sind, wenn man zur aktiven Teilnahme<br />
eingeladen, vielleicht sogar aufgefordert wird.<br />
Wenn Grenzen überschritten werden und Konflikte<br />
und Krisen entstehen, dürfen diese als Lernmoment<br />
aufgenommen und angegangen werden.<br />
Krisen werden somit Chancen im Entwicklungsprozess.<br />
Daraus kann eine neue Organisationskultur<br />
entstehen.<br />
Meine Vision ist, im Bereich einen Freiraum entstehen<br />
zu lassen, der es ermöglicht, sich in aller Offenheit<br />
miteinander im Entwicklungsprozess zu bewegen.<br />
Um diese Vision auch umsetzen zu können, ist<br />
es wichtig, dass die Anforderungen aus den drei<br />
Wesenselementen des Sozialen Subsystems klar<br />
erarbeitet werden.<br />
Was bis jetzt erarbeitet wurde<br />
Nach fast zweijähriger Entwicklung ist bereits sehr<br />
viel umgesetzt worden:<br />
– Die vierzehn offenen Vollzeitstellen, welche am<br />
Anfang meiner Tätigkeit zu besetzen waren, sind<br />
seit Längerem besetzt, und die Fluktuation konnte<br />
von über 40% auf 15% gesenkt werden. Dies<br />
wirkt sich positiv auf die Kontinuität im Betrieb<br />
aus.<br />
– Das Kaderteam des Bereichs wurde von elf auf<br />
acht reduziert, was uns flexibler und speditiver in<br />
der Entscheidungsfindung macht.<br />
– Alle Leitungsstellen sind durch sehr engagierte<br />
und prozessorientierte Mitarbeitende besetzt.<br />
Die Arbeit der Stationsleitungen und deren Vertretungen<br />
sind durch die gemeinsam erstellten<br />
Stellenbeschreibungen klar definiert.<br />
– Eine Stelle, die sich ausschliesslich um unsere<br />
Praktikantinnen und Auszubildende kümmert,<br />
wurde geschaffen.<br />
– Die Hierarchien wurden klar geregelt.<br />
– Die Sitzungsstruktur des Kaders wurde optimiert,<br />
diejenige der Teams ist in Entwicklung.<br />
– Das Qualitätsmanagement wurde weitgehend<br />
überarbeitet.<br />
– Die Aufgaben im Bereich wurden klar verteilt.<br />
– Die Durchschaubarkeit des Bereichs wurde klarer<br />
definiert und die Zusammenarbeit im Kader wurde<br />
aktiv angegangen und verbessert.<br />
– Die Verantwortung für den Inhalt von Projekten<br />
wurde über alle Hierarchiestufen verteilt.<br />
– Es wurde ein Treffpunkt ins Leben gerufen. Hier<br />
kann sich der ganze Bereich zum Austausch über<br />
die für die Stationsmitarbeitenden wichtigen<br />
Themen treffen.<br />
– Die bessere Zusammenarbeit mit den anderen<br />
Bereichen ist in Entwicklung.<br />
– Wir leben einen offenen Umgang mit Konflikten,<br />
und die Zusammenarbeit in den Teams wird<br />
Schritt für Schritt besser.<br />
Mir ist bewusst, dass es noch einige «Baustellen»<br />
gibt, aber die Basis für eine gemeinsame Entwicklungsphilosophie<br />
ist gelegt. Ich bin mir bewusst,<br />
dass eine Umsetzung nicht immer so einfach sein<br />
wird, wie ich sie hier beschrieben habe. Ich freue<br />
mich weiterhin auf die Zusammenarbeit in den<br />
Prozessen, Entscheidungen, Entwicklungen und<br />
Auseinadersetzungen, die uns immer näher an das<br />
Ziel führen werden, den Bereich so zu gestalten,<br />
dass ein offenes Klima Sicherheit vermittelt um<br />
prozessorientiertes Handeln zu ermöglichen.<br />
John Villabruna-Belt<br />
Leiter Pflege/Pädagogik<br />
21
Praxisausbildung in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
22<br />
Erwerb von Handlungskompetenzen als Integration<br />
von Theorie und Praxis im Berufsfeld der Sozialpädagogik.<br />
Die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> gehört zu den grössten Ausbildungsorganisationen<br />
im sozialpädagogischen<br />
Arbeitsfeld in der Ostschweiz. Gegenwärtig werden<br />
pro Jahr sechs berufsbegleitende Ausbildungsplätze<br />
und total 22 (Vor-)Praktikumsplätze im<br />
Bereich der Stationen und der <strong>Klinik</strong>schule angeboten.<br />
Diese Angebote bestehen bereits seit vielen<br />
Jahren und verdeutlichen, welchen Stellenwert<br />
die <strong>Klinik</strong> der Ausbildung zukünftiger Sozialpädagoginnen<br />
und Sozialpädagogen beimisst. Im August<br />
<strong>2012</strong> wurde als weiterer Professionalisierungsschritt<br />
die Stabsstelle «Ausbildungsverantwortung<br />
Pflege/Pädagogik» (AVPP) ins Leben gerufen. Mit<br />
der Schaffung dieser Koordinations- und Ausbildungsstelle<br />
übernimmt die <strong>Klinik</strong> die Verantwortung,<br />
einerseits den heutigen Anforderungen der<br />
Ausbildungsstandards Rechnung zu tragen und<br />
andererseits professionell ausgebildetes Personal<br />
für die Zukunft des Sozialbereichs zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Professionalisierung Soziale Arbeit<br />
Im Zuge der Professionalisierung der Sozialen Arbeit<br />
(Sozialpädagogik, Soziale Arbeit, Soziokulturelle<br />
Animation) sind auch die Anforderungen an<br />
die Praxisausbildungsorganisationen gestiegen.<br />
Die Berufsfelder der Sozialen Arbeit stellen an die<br />
professionellen Fachkräfte zunehmend hohe und<br />
höhere Anforderungen.<br />
Gemäss Berufskodex der Sozialen Arbeit Schweiz<br />
2010 sind «Professionelle der Sozialen Arbeit gefordert,<br />
sich in unterschiedlichen Arbeits- und Organisationsfeldern<br />
und in unterschiedlichen Sektoren<br />
einzusetzen, wo sie mit unterschiedlichen individuellen<br />
oder kollektiven Adressatinnen und Adressaten,<br />
die mit unterschiedlichen Themen, Aufgaben<br />
oder Herausforderungen konfrontiert sind,<br />
arbeiten. Aus der Mehrdimensionalität der Problemlagen<br />
und der gemeinsamen Lösungsrealisierung<br />
mit Individuen, Gruppen und Gemeinwesen<br />
ergibt sich die Komplexität des Auftrags der Sozialen<br />
Arbeit. Der Umgang mit Interessenkollisionen<br />
und Widersprüchen und das Zurechtfinden in<br />
Loyalitätskonflikten ist Teil Sozialer Arbeit.»<br />
Handlungskompetenz: Integration<br />
von Theorie und Praxis<br />
Die Ausbildungen an den Fachhochschulen und<br />
den Höheren Fachschulen der Sozialen Arbeit sind<br />
aufgrund der dargestellten Komplexität der Wirkungsfelder<br />
der Sozialen Arbeit gefordert, Handlungskompetenzen<br />
zu vermitteln sowie deren Erwerb<br />
zu fordern und zu fördern.<br />
Unter dem Begriff «Handlungskompetenz» wird<br />
«qualifizierte, ziel-, problem- und ressourcenadäquate,<br />
reflektierte, effiziente und evaluierbare Ausübung<br />
der Berufsrolle in der Zusammenarbeit mit<br />
Menschen in bestimmten organisationalen Rahmen<br />
professioneller Sozialer Arbeit» verstanden<br />
(Geiser, 1997). Erst durch die Verbindung von theoretischem<br />
Wissen und dem reflektierten Einsatz<br />
der eigenen Persönlichkeit kann dieser Kompetenzerwerb<br />
gewährleistet werden.<br />
Während der Praxisausbildung in den Berufsfeldern<br />
der Sozialen Arbeit sollen die beruflichen Methoden<br />
und Techniken unter Begleitung eingeübt und<br />
die theoretischen Ansätze in ihren praktischen<br />
Umsetzungen kritisch überprüft werden. Die<br />
Studierenden sind aufgefordert, die beruflichen<br />
Problemstellungen der Sozialen Arbeit in ihrem<br />
Kontext zu erkennen und zu lösen, sowie eine professionelle<br />
Berufsidentität zu entwickeln. Geiser<br />
beschreibt dazu folgendes:<br />
Lern- und Leitziele in der Praxis<br />
Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in Ausbildung<br />
(SPiA)<br />
– gelingt es, die Inhalte der Theorieausbildung und<br />
der praktischen Berufstätigkeit so zu integrieren,<br />
dass sie sich professionelle Kompetenz und Identität<br />
aneignen;<br />
– sind in der Lage, Problemlagen und Ressourcen<br />
von Klientinnen und Klienten zu erkennen, diese<br />
systematisch zu beschreiben und fachlich begründete<br />
Hypothesen abzuleiten;<br />
– kennen relevante Ressourcen zur Realisierung<br />
von möglichen Lösungswegen/-möglichkeiten;<br />
– formulieren angemessene Arbeitsziele, handeln<br />
ihnen entsprechend und nehmen Auswertungen<br />
vor;<br />
– sind in der Lage, mit Klientinnen und Klienten<br />
ressourcenorientierte, zielbezogene Gespräche<br />
zu führen, wo nötig Dritte (mit-)einzubeziehen<br />
oder zu tragieren;<br />
– können strukturiert Sitzungen leiten, vermitteln<br />
und verhandeln.<br />
«Im Lernlabor können wir Auszubildenden<br />
unser Wissen von unterschiedlichen<br />
Schulen austauschen, zusammen lernen<br />
und vom Wissen anderer profitieren, neue<br />
kreative, hilfreiche Methoden/Spiele/<br />
Handlungsmöglichkeiten kennenlernen und<br />
Theorien mit der Praxis verknüpfen.»<br />
Jasmin Eicher, berufsbegleitende SPiA<br />
«Die Praxisausbildung in der <strong>Klinik</strong><br />
<strong>Sonnenhof</strong> finde ich sehr lehrreich und<br />
vielfältig. Sie bietet mir viele Lernmöglichkeiten<br />
und wir werden sehr gut<br />
begleitet. Besonders gut gefällt mir,<br />
dass der Ausbildung in der <strong>Klinik</strong><br />
<strong>Sonnenhof</strong> einen so hohen Stellenwert<br />
zugemessen wird.»<br />
Linda Zgraggen, SPiA-Praktikum I,<br />
FHS St. Gallen<br />
«Die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> bietet mir<br />
einen Platz, wo ich meine Fähigkeiten<br />
ausleben und trainieren kann, wo ich<br />
mich mit mir selber auseinandersetzen<br />
darf und unheimlich viele Erfahrungen<br />
sam meln kann. Wenn auch die Arbeit<br />
nicht immer leicht zu meistern ist,<br />
macht die Arbeit doch extrem viel<br />
Spass. Die Unterstützung von allen<br />
Seiten, sei es vom Team, von der Leitung<br />
oder von den ‹Gleichgesinnten›,<br />
ist im mer gewährleistet. Die Stim mung<br />
in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> ist trotz<br />
schwierigen Situationen herzlich<br />
und eben einfach ‹sonnig›.»<br />
Sarina Jenni, Vorpraktikantin<br />
«Gelungene Integration von Theorie und Praxis,<br />
unter Berücksichtigung bewährten Alltagswissens<br />
und -handelns, manifestiert sich in einer reflektierten<br />
und qualifizierten Ausübung der Berufsrolle.»<br />
(Geiser, 1997)<br />
Steuerung der Lernprozesse<br />
in der Klink <strong>Sonnenhof</strong><br />
Die beschriebenen Kompetenzen und Lernziele<br />
können nur dann in erforderlichem Masse erlernt<br />
werden, wenn die auszubildenden Sozialpädagoginnen<br />
und Sozialpädagogen aktiv am Lernprozess<br />
teilnehmen, diesen bewusst mitgestalten und<br />
die erzielten Erkenntnisse und Lernerfahrungen in<br />
ihre individuelle und subjektive Lebens- und Arbeitswelt<br />
integrieren können. Die Betonung der<br />
Relevanz dieser Selbststeuerung der persönlichen<br />
Lernprozesse verläuft parallel zum heutigen Paradigmawechsel,<br />
welcher in allen Ausbildungsbran-<br />
23
Die «Tics» ausgetrickst<br />
24<br />
chen zu beobachten ist. Die Behaltensleistung von<br />
Lernenden beträgt durchschnittlich 90% von dem,<br />
was sie mitdenkend erarbeitet und selbst ausgeführt<br />
haben. Im Vergleich dazu: Nur 20% von dem,<br />
was auditiv erfasst wird, bleibt in Erinnerung.<br />
Dieser Erkenntnis misst die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> einen<br />
hohen Stellenwert zu: Neben den regelmässigen<br />
Praxisanleitungsgesprächen mit der Ausbildungsverantwortung<br />
Pflege/Pädagogik wird in Zukunft<br />
jeder und jedem SPiA, wie auch allen Vorpraktikantinnen<br />
und Vorpraktikanten eine Ansprechperson<br />
auf der Station zur Verfügung stehen. Mit dieser<br />
Stationsbegleitung erhalten sie die Möglichkeit,<br />
Alltagssituationen unmittelbar und im Kontext der<br />
jeweiligen Gruppe und des jeweiligen Teams zu<br />
reflektieren und von den Erfahrungen und dem<br />
Fachwissen der begleitenden Person zu profitieren.<br />
Die Stationsbegleitung ist gemeinsam mit der Ausbildungsverantwortung<br />
für die Gestaltung und Beurteilung<br />
des Lernprozesses zuständig. In je halbtägigen<br />
Lernlaboren erhalten die SPiAs ebenfalls die<br />
Möglichkeit, sich stationsübergreifend zu vernet-<br />
zen, Wissen zu generieren und weiterzuvermitteln,<br />
Lerninhalte der Ausbildung zu vertiefen oder sich<br />
über stationsspezifische Merkmale auszutauschen.<br />
Anhand von teilweise vorgegebenen Inhalten wird<br />
das Verständnis des Theorie-Praxis-Transfers gefördert<br />
und reflektiert. In Planung befindet sich eine<br />
regelmässig stattfindende Intervisionsgruppe für<br />
SPiAs aller Ausbildungsschulen. Bereits seit Langem<br />
besteht zudem eine Praktikumsrunde der<br />
<strong>Klinik</strong>schule, wo neue Praktikantinnen und Praktikanten<br />
vom Fachwissen von in der Klink tätigen<br />
Fachpersonen aus den verschiedenen Disziplinen<br />
profitieren. Die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> legt mit der Einführung<br />
der neu integrierten Praxisausbildungselemente<br />
und des neuen Ausbildungskonzepts einen<br />
wichtigen Grundstein, um als attraktive Ausbildungsorganisation<br />
im Sozialbereich die Professionalisierung<br />
der Sozialen Arbeit in Zukunft zu unterstützen.<br />
Evelyn Müller<br />
Sozialpädagogin FH, Ausbildungsverantwortliche<br />
<strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
Überblick der Aus- und Bildungsangebote in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
Ausbildungsschulen<br />
Praxisorganisations-<br />
Anerkennung (PAO)<br />
Ausbildungsstufe,<br />
Zeitpunkt<br />
Dauer<br />
Vorstufe<br />
Vorpraktikum (VP)<br />
Wird als Vorerfahrung<br />
von den ZHAW Zürich<br />
FHS St. Gallen<br />
Ausbildungsschulen FHNW Olten/ Basel<br />
vorausgesetzt<br />
Vor der Ausbildung<br />
6 bis 12 Monate<br />
Ausbildung Sozialpädagogik FH/HF (SPiA)<br />
Praktikum I u. II<br />
(PR I und II)<br />
Im Vollzeitstudium<br />
ca. 6 Monate<br />
Berufsbegleitende Ausbildung (bb)<br />
Fachhochschule<br />
FHS St. Gallen<br />
ZHAW Zürich,<br />
FHNW Olten/Basel<br />
Parallel zum<br />
Studium<br />
ca. 4 bis 5 Jahre<br />
Höhere Fachschule<br />
Agogis Zürich /<br />
St. Gallen<br />
HSL Luzern<br />
Parallel zum<br />
Studium<br />
3 Jahre Agogis<br />
4 Jahre HSL<br />
«Mit knapp sechs Jahren war ich mit meiner Familie<br />
zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Ein Magier<br />
zeigte Zaubertricks und holte sich als Assistent ein<br />
Kind auf die Bühne. Er wählte mich aus. Ich kann<br />
mich nur noch erinnern, dass ich versucht habe,<br />
einen Knoten zu lösen, und an die erschrockenen<br />
Gesichter im Publikum. Meine Eltern erzählten mir<br />
später, dass ich auf der Bühne begonnen habe,<br />
mich unkontrolliert zu bewegen, komisch zu<br />
zucken und meinen Kopf nach hinten zu schleudern.<br />
Meine Mutter dachte, es sei eine plötzliche<br />
allergische Reaktion und dass ich versuchte, mich<br />
am ganzen Körper zu kratzen. Der Zauberer schickte<br />
mich wieder an den Platz und entschuldigte<br />
sich bei meinen Eltern. Er habe nicht gewusst, dass<br />
ich behindert sei.<br />
In den nächsten Jahren nahmen die unkoordinierten<br />
Bewegungen und Zuckungen zu. Ich litt<br />
an Zwängen – sei es gewisse Bewegungen auszuführen<br />
oder mich Gedanken zu unterwerfen. Ich<br />
konnte meine Impulse nicht kontrollieren und<br />
rastete aus, bis Stühle flogen. Auch verbal verlor ich<br />
die Kontrolle. Ich begann plötzlich, Geräusche zu<br />
machen, zu pfeifen oder beschimpfte eine fremde<br />
Person auf der Strasse. Erinnern konnte ich mich an<br />
diese Handlungen nicht. Rund vier Jahre nach dem<br />
Erlebnis beim Zauberer rutsche ich in eine Depression<br />
und wurde in eine psychiatrische Jugendklinik<br />
eingewiesen – und hier stellten die Ärzte dann die<br />
Diagnose ‹Tourette-Syndrom› fest. Das ist eine<br />
seltene Erkrankung, bei der die Betroffenen<br />
Zuckungen und Laute nicht mehr kontrollieren<br />
können. Die genaue Ursache für das Tourette-<br />
Syndrom ist noch nicht bekannt. In meiner Familie<br />
gibt es ausser mir niemanden, der daran leidet. Auf<br />
der Bühne beim Zauberer stand ich wohl unter<br />
grossem Stress und reagierte darauf das erste Mal<br />
mit meinen ‹Tics›.<br />
Heute nehme ich täglich Medikamente gegen die<br />
Krankheit und kann somit meine ‹Tics› besser unterdrücken<br />
und die Zwänge kontrollieren. Zusätzlich<br />
lerne ich in einer Therapie, wie ich mental gegen<br />
Zwänge und ‹Tics› ankämpfen kann. Trotzdem<br />
muss ich mich dauernd konzentrieren, dass mein<br />
Kopf nicht plötzlich nach hinten schnellt. In der<br />
Schule war es für mich oft schwierig, mich zu konzentrieren.<br />
Meine ‹Tics› brockten mir viele Strafen<br />
ein. Ich wollte ganz bewusst, dass man mir diese<br />
Strafen nicht erlässt, nur weil ich ein ‹Tourettler› bin,<br />
sondern dass man mich wie alle anderen Schüler<br />
behandelt. Als ich diesen Sommer meinen letzten<br />
Schultag absolvierte, schenkte mir die Putzfrau des<br />
Schulhauses eine vergoldete WC-Bürste. Mein Putz-<br />
Straf-Einsatz werde ihr fehlen.<br />
Gefoppt oder ausgeschlossen wurde ich aufgrund<br />
meiner Krankheit nie. Ich spiele Fussball und wäre<br />
sehr gerne Torwart gewesen. Doch mit all meinen<br />
‹Tics› war es schwierig, die Bälle zu halten. Heute<br />
spiele ich als linker Flügel. Manchmal sagen meine<br />
Kollegen, dass ich ein wenig komisch renne. Mir<br />
fällt das jedoch nicht auf. In meiner Schulklasse<br />
wurde das Tourette-Syndrom thematisiert. Es<br />
wussten also alle, was mit mir los ist. Es war ein<br />
grosses Glück, dass für die Schulleitung und die<br />
Lehrerschaft klar war, dass ich in Urnäsch die<br />
Schule besuche – egal, wie stark meine ‹Tics› und<br />
Zwänge sind. Heute beginne ich eine Lehre als<br />
Auto-mechatroniker. Ich habe klare Ziele. Ich<br />
möchte eine gute Lehre absolvieren, später einen<br />
interessanten Job machen und irgendwann meine<br />
eigene Familie gründen.<br />
Meine grösste Hoffnung ist jedoch, dass ich in den<br />
nächsten Jahren die starken Medikamente, die sehr<br />
müde machen, absetzen kann. Denn bei jedem<br />
vierten Jugendlichen, der am Tourette-Syndrom<br />
leidet, verschwindet die Krankheit bis zum 25. Lebensjahr<br />
– und ich glaube fest daran, dass ich<br />
dazugehöre!»<br />
Lukas Sandholzer,<br />
15 Jahre, Urnäsch<br />
Notiert: Christa Wüthrich<br />
25
Neue (Mit-)Bewohner<br />
in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
26<br />
Magische Tiere, Feen, Aliens, Monster und Helden<br />
sind feste Bestandteile der Lebenswelten von Kindern<br />
und Jugendlichen. Nicht nur aufgrund tradierter<br />
Erzählungen, sondern immer mehr auch<br />
durch eine Übernahme aus den von ihnen benutzten<br />
Medien, sind junge Menschen umgeben<br />
von verschiedensten solcher Wesen. Für manche<br />
Kinder existieren diese sogar als imaginäre Freunde<br />
oder Fantasiegefährten. Solche Figuren haben teilweise<br />
sehr bedeutsame Funktionen für die Identitätsbildung.<br />
Darüber hinaus unterstützen sie und<br />
die zu ihnen gehörenden Geschichten die eigene<br />
Einbettung in Gemeinschaft und Kultur.<br />
Die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> – ein Haus<br />
voller Begleiter<br />
Welch prägender Aspekt der Bild- und Lebenswelten<br />
von Kindern und Jugendlichen Figuren aus<br />
Fantasie, Geschichten und Medien sind, zeigte sich<br />
in besonderer Weise im Sommer 2011, als zehn Patienten<br />
in einem Kunsttherapieprojekt die Möglichkeit<br />
hatten, Figuren ihres persönlichen Begleiters<br />
als grosse Skulpturen zu realisieren, die auf<br />
dem Gelände der <strong>Klinik</strong> aufgestellt wurden. Plötzlich<br />
veränderte sich das Antlitz der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong>.<br />
Durch die von den Kindern und Jugendlichen<br />
eingebrachten Figuren wurde der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
als ein Platz erkennbar, der zwar nur für eine<br />
bestimmte Zeit, meist in sehr schwierigen Phasen,<br />
aber dennoch Lebensort von Kindern und Jugendlichen<br />
ist. Die auf diese Weise auch nach aussen<br />
sichtbare Orientierung an deren Vorstellungs- und<br />
Erlebniswelten machte die <strong>Klinik</strong> als einen Ort<br />
kenntlich, an welchem Begleitung, Förderung und<br />
Hilfe erfahren werden kann – wie der Titel des<br />
Projekts auch schon ankündigte: ein Haus voller<br />
Begleiter.<br />
Nachdem die Veränderung des Ortes bei diesem<br />
Projekt gegenüber den individuellen kunsttherapeutischen<br />
Prozessen nicht im Zentrum stand, waren<br />
die dort entstandenen grossen Skulpturen in<br />
der technischen Umsetzung entsprechend auch<br />
nicht auf eine sehr lange Haltbarkeit angelegt. Jedoch<br />
machte die grosse Resonanz, welche die Figuren<br />
erhielten, schon bald deutlich, dass eine<br />
Leerstelle hinterlassen würde, sobald ihr Abbau<br />
notwendig wird.<br />
Kooperation mit der Hochschule<br />
für Kunsttherapie<br />
Weiterhin auch nach aussen als ein Ort kenntlich zu<br />
sein, der entsprechend der Belange von Kindern<br />
Neue Mitbewohner<br />
Die neu zugezogenen Mitbewohner der <strong>Klinik</strong><br />
<strong>Sonnenhof</strong> bringen ganz verschiedene persönliche<br />
Eigenschaften mit. In ihrem Wesen werden<br />
die ganz unterschiedlichen Erfahrungen, Wünsche<br />
und Fantasien von Kindern und Jugendlichen<br />
sichtbar. In den Figuren, die von den individuellen<br />
Erlebnissen und Bedürfnissen der Patienten berichten,<br />
zeigen sich zugleich deren Wünsche an eine<br />
Begleitung. Bei manchen der teilweise überlebensgrossen<br />
bunten Figuren lässt sich leicht erkennen,<br />
woher sie ursprünglich stammen. Ein Teil von ihnen<br />
hat seinen Ursprung in Comics, Trickfilmen<br />
oder Computerspielen. Bei diesen bekannten Figuren<br />
wie Spongebob oder Yoshi, dem Freund<br />
und Reittier von Super Mario, erschliesst sich leicht<br />
über das Vorbild, wofür sie stehen. Aber auch die<br />
Wesen, die ganz individuellen Bild- und Vorstellungswelten<br />
der Kinder und Jugendlichen entund<br />
Jugendlichen ausgerichtet ist – nicht nur für<br />
Patienten und Mitarbeiter, sondern auch für Angehörige<br />
und Besucher sowie die Bewohner der Gemeinde<br />
Ganterschwil –, war daher Anlass für die<br />
Konzeption eines Folgeprojekts im Sommer letzten<br />
Jahres.<br />
Erfreulicherweise war es möglich, auch für das<br />
neue Projekt die Hochschule für Kunsttherapie in<br />
Nürtingen (D) als Kooperationspartner zu gewinnen.<br />
So zogen im August zehn angehende Kunsttherapeuten<br />
als temporäre Mitbewohner in die<br />
<strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> ein. Für die Dauer des Projekts<br />
waren diese in zwei sich parallel entwickelnden<br />
Prozessen gefragt und gefordert. Nachdem in diesem<br />
Projekt länger haltbare Figuren entstehen<br />
sollten, geschahen der Bau der Skulpturen und die<br />
eigentliche kunsttherapeutische Arbeit mit den<br />
Kindern und Jugendlichen bewusst voneinander<br />
getrennt. In der jeweils ersten Tageshälfte wurden<br />
zehn Patienten in einem kunsttherapeutischen Angebot<br />
von den Studierenden einfühlsam in der<br />
Auseinandersetzung mit den von ihnen ausgewählten<br />
individuellen Figuren begleitet. Dies ermöglichte<br />
den Kindern und Jugendlichen eine intensive<br />
Arbeit an persönlichen Themen. In der<br />
zweiten Tageshälfte ging es dann um den Bau der<br />
grossen Figuren für das <strong>Klinik</strong>gelände.<br />
Die Motive der Skulpturen waren von den Begleiterfiguren<br />
der Patienten inspiriert. Zum Teil wurden<br />
diese auch konkret mit den Kindern und Jugendlichen<br />
erarbeitet. Um eine dauerhaftere Installation<br />
der Figuren zu ermöglichen, wurden diese als massive<br />
Plastiken aus Styropor mit einer Verkleidung<br />
aus besonders wetterbeständigem Hochleistungsmörtel<br />
ausgeführt. In die Figuren eingebaute<br />
Armierungen erlauben eine sichere Verankerung<br />
im Boden am Aufstellungsort. Zusätzlich erhielten<br />
sie gegossene Fundamente.<br />
Zum Ende der ersten Projektphase wurde das<br />
Kunsttherapeutenteam in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
von ganz anderen neuen Mitbewohnern abgelöst.<br />
Auch wenn diese erst vollständig in ihrem Wesen<br />
sichtbar wurden, als das Projektteam aus Nürtingen<br />
ein weiteres Mal nach Ganterschwil kam, um<br />
die inzwischen ausgehärteten und getrockneten<br />
Figuren farbig zu fassen, hatte bereits zu diesem<br />
Zeitpunkt die Bildwelt der Kinder und Jugendlichen<br />
wieder deutlich auf dem Areal der <strong>Klinik</strong><br />
Einzug gehalten.<br />
stammen, bringen Eigenschaften mit, die auch anderen<br />
als den ursprünglichen Schöpfern zur<br />
Verfügung stehen können. Es gibt Wesen, die<br />
Sicherheit bieten, wie der starke Hund, der alle<br />
Farben des Regenbogens trägt, der grosse Saurier,<br />
der immer für einen da ist, oder der behelmte<br />
Mann mit der wundervollen Kugel, in der ein geschützter<br />
Raum zur Verfügung steht. Auf manchen<br />
Tieren kann man sitzen oder liegen, vielleicht auch<br />
träumend losreiten wie auf dem majestätischen<br />
Hirsch oder dem Marder mit den magischen goldenen<br />
Hörnern. Ein Wolf mit flammenden Beinen<br />
und goldenen Flügeln steht fauchend zur Verteidigung<br />
bereit, während eine grosse gelbe Kugel<br />
einem freundlich zuwinkt. Manchmal findet sich<br />
auch Gegensätzliches in einer Figur vereint wie in<br />
Justules, einer Verbindung aus Justin Bieber und<br />
Herkules. In ihrem Zusammenspiel zeigen die Figuren<br />
die enorme Bandbreite möglicher Gefühle<br />
und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen,<br />
für welche der «<strong>Sonnenhof</strong>» für eine bestimmte<br />
Zeit Lebensort ist.<br />
Mitarbeiter und Patienten gestalten<br />
Lebens- und Arbeitsort<br />
Dass sich dieser Ort auch nach aussen als an diesen<br />
Bedürfnissen orientiert zeigen kann, ist möglich<br />
geworden durch eine intensive Zusammenarbeit<br />
mehrerer Bereiche der <strong>Klinik</strong>. Ohne die Unterstützung<br />
der Werkstatt und der Schule wäre der aufwendige<br />
Bau von zehn Figuren in so kurzer Zeit<br />
nicht realisierbar gewesen. Aber nicht nur im Bau<br />
der Figuren zeigte sich die intensive interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit. Auch die enge Vernetzung<br />
des Kunsttherapeutenteams mit den Stationen<br />
und den fallführenden Therapeuten trug wesentlich<br />
dazu bei, dass es im Projekt möglich wurde,<br />
dass Patienten und Mitarbeiter gemeinsam ihren<br />
Lebens- und Arbeitsort gestalten. Dies wurde in<br />
besonderer Weise in den Momenten sichtbar, als<br />
Patienten, Therapeuten, Lehrer und weitere Mitarbeiter<br />
zusammen an einer Figur unterstützend<br />
Hand anlegten – Momente, die stellvertretend für<br />
die Arbeit in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> an sich stehen.<br />
Sabine Staroszynski<br />
Kunsttherapeutin <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
Thomas Staroszynski<br />
Kunsttherapeut<br />
Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen (D)<br />
27
Feuer und Flamme<br />
Schweizer Erzählnacht<br />
Die diesjährige Schweizer Erzählnacht fand am<br />
9. November <strong>2012</strong> statt. An Hunderten von Veranstaltungen<br />
im ganzen Land erzählten, rezitierten<br />
und inszenierten Kinder und Erwachsene Geschichten.<br />
Auch die <strong>Klinik</strong>schule war Teil der<br />
Schweizer Erzählnacht und organisierte einen<br />
spannenden und vielseitigen Geschichtenabend.<br />
Die Schweizer Erzählnacht wird jedes Jahr am<br />
zweiten Freitag im November gefeiert. An diesem<br />
Tag gehen über 500 verschiedene Veranstaltungen<br />
im ganzen Land über die Bühne. 2011 hatten rund<br />
50’000 Personen an der Erzählnacht teilgenommen.<br />
Somit ist sie die wohl grösste Kulturveranstaltung<br />
der Schweiz. Das Motto <strong>2012</strong> lautete «Feuer<br />
und Flamme». Dieses regt nicht nur an, sich individuell<br />
mit dem Element Feuer auseinanderzusetzen,<br />
es ist auch ein wunderbar treffender Ausdruck<br />
für Begeisterung, Hingabe und Leidenschaft. Passend<br />
zum Ziel, welches das Leseförderungsprojekt<br />
des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien<br />
SIKJM anstrebt.<br />
Ja – schnell war es klar, dass die Lehrkräfte mit den<br />
Kindern und Jugendlichen in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
auch <strong>2012</strong> eine Erzählnacht gestalten würden.<br />
Neunzig Minuten Spannung und Entspannung mit<br />
feuriger Begeisterung.<br />
ein Lagerfeuer – zu verlegen, welches durch einen<br />
Fackelweg zu erreichen war, standen schnell fest.<br />
Mit einigen Requisiten gestalteten zwei Lehrkräfte<br />
die Aula zu einem gemütlichen Vorleseraum um.<br />
Die Stühle für die zwanzig geladenen kleinen und<br />
grossen Gäste standen im Kreis. Die Mitte bildete<br />
eine als Lagerfeuer dekorierte Holzplatte mit vierundzwanzig<br />
Kerzen, daneben ein altes Spinnrad.<br />
An der Tür begrüsste ein scheinbar brennender Besen<br />
unsere Gäste. Beim Eintritt in den mit einem<br />
Theatervorhang verschönerten Raum bekamen<br />
die Besucher zunächst ein Namensschild, damit<br />
sich alle kennenlernen und mit dem richtigen Namen<br />
ansprechen konnten. Nur ein Lesesessel stand<br />
noch unbesetzt im Kreis. Eine erwartungsvolle<br />
Spannung lag im Raum. Das Licht war abgedunkelt,<br />
zwei helle Spots waren auf den unbesetzten<br />
Sessel gerichtet.<br />
Nachdem das Spinnrad sich einige Male ächzend<br />
gedreht hatte und alle verstanden hatten, wozu<br />
dieses altertümliche Gerät früher benutzt wurde,<br />
starteten wir den ersten Programmpunkt: Das Märchen<br />
Rumpelstilzchen aus der Gebrüder-Grimm-<br />
Sammlung machte den Auftakt. Schon nach den<br />
ersten Sätzen waren die Kinder im Bann des Märchens<br />
gefangen, welches in verschiedenen Stimmlagen<br />
je nach agierender Figur vorgetragen wurde.<br />
Zum Glück endet das Märchen im Guten – nur das<br />
verärgerte böse Männlein überlebte vor lauter Wut<br />
das Ende nicht.<br />
Zwei Schülerinnen der Werkklasse hatten ein weiteres<br />
«Feuermärchen» vorbereitet, in welchem es<br />
um Feuer, Prinzessinnen, Prinzen, Drachen und die<br />
grosse Liebe ging. Sie trugen das Märchen gemeinsam<br />
vor und präsentierten ihre wunderbar gestalteten<br />
Bilder dazu.<br />
Als wir gefragt wurden, ob wir an der<br />
Erzählnacht teilnehmen wollen, nahmen<br />
wir den Auftrag mit Freude entgegen. So<br />
begaben wir uns auf die Suche nach einer<br />
Geschichte, die zum Thema «Feuer und<br />
Flamme» passte. Im Internet fanden wir<br />
das zweiseitige Feuermärchen. Um mehr<br />
aus dem Text herauszuholen, zeichneten<br />
wir acht Bilder zu den Geschehnissen.<br />
Wir hatten sehr viel Spass bei dieser<br />
kreativen Arbeit. Danach verkleinerten<br />
wir die Bilder am Computer, sodass alles<br />
auf ein Blatt passte. Aus dem Blatt falteten<br />
wir kleine Bilderbüchlein für die<br />
Zuhörer, welche sie mitnehmen und ausmalen<br />
konnten. Die Erzählnacht war ein<br />
schöner und fröhlicher Abend!<br />
Mädchen 15, Mädchen 17<br />
Stichwortgeschichte<br />
Anschliessend wechselten wir ins Freie, um ein Lagerfeuer<br />
zu entzünden und eine Stichwortgeschichte<br />
zu hören. Die Kinder und Jugendlichen<br />
konnten Worte in die Runde rufen, die dann alsbald<br />
in eine Geschichte eingebunden wurden. Der Höhepunkt<br />
am Feuer bestand in einem Spiel, wobei<br />
alle etwas symbolisch im Feuer verbrennen durften.<br />
Nach dem Prinzip des «Kofferpack-Spiels»<br />
mussten sich die Teilnehmer merken, was ihre Vorgänger<br />
durch Wunsch dem Feuer übergeben hatten.<br />
Erstaunlich, wie hoch die Merkfähigkeit dabei<br />
trainiert wurde – die letzten in der Runde mussten<br />
immerhin zwanzig Begriffe erinnern. Was erstaunlicherweise<br />
auch gelang!<br />
«Stellen Sie sich vor, es gäbe ein<br />
Zaubermittel, das ihr Kind still<br />
sitzen und aufmerksam zuhören lässt,<br />
das gleichzeitig seine Fantasie beflügelt<br />
und seinen Sprachschatz erweitert,<br />
das es darüber hinaus befähigt,<br />
sich in andere Menschen hinein zu<br />
versetzen und deren Gefühle zu teilen,<br />
das auch noch sein Vertrauen stärkt<br />
und es mit Mut und Zuversicht in die<br />
Zukunft schauen lässt. Dieses Zaubermittel<br />
existiert: Es sind die Märchen,<br />
die wir unseren Kindern erzählen oder<br />
vorlesen. Märchenstunden sind die<br />
höchste Form des Unterrichtens.»<br />
Quelle: «Warum Kinder Märchen brauchen»<br />
von Gerald Hüther (<strong>2012</strong>)<br />
Als sich das Feuer dem Ende zuneigte, wechselten<br />
wir wieder zurück in die gemütliche Aula. Hier gab<br />
es heissen Punsch und etwas zum Knabbern.<br />
Da besonders die jüngeren Zuhörer Ermüdungserscheinungen<br />
zeigten, beendeten wir die Erzählnacht<br />
mit der Geschichte «Wo die wilden Kerle<br />
wohnen» von Maurice Sendak (hier wird das «Zubettgehen»<br />
thematisiert). Als Abschiedsgeschenk<br />
erhielten alle Schüler ein zu einem kleinen Buch<br />
gefaltetes Blatt, mit dem sie sich das Feuermärchen<br />
durch Ausmalen in Erinnerung rufen konnten. So<br />
hoffen wir, dass die Kinder und Jugendlichen dieses<br />
Erzählerlebnis in bester Erinnerung behalten<br />
und Freude am Zuhören und Selberlesen gewonnen<br />
haben. Andreas Wittenwiler und Michael Hohmann<br />
(… und wenn sie nicht gestorben sind, lesen<br />
sie auch im nächsten Jahr wieder Märchen vor).<br />
28<br />
Gemütliche Vorlesung<br />
Der geeignete Ort, die Aula des Schulhauses – sowie<br />
die Idee, einen Teil des Erlebens ins Freie – an<br />
Michael Hohmann<br />
Andreas Wittenwiler<br />
Schulische Heilpädagogen<br />
29
Sternengeschichten<br />
Die Sterne. Ein Blick in den Himmel genügt und<br />
man entflieht in ferne Welten. Die Sterne. Mystisch<br />
und voller Energie. Die Sterne. Leiten und begleiten.<br />
Die Sterne. Nah und doch so fern. Die Sterne.<br />
Weihnachten steht vor der Tür.<br />
Kinder und Jugendliche haben sich in der <strong>Klinik</strong>schule<br />
Gedanken gemacht. Aus ihren Fantasien<br />
und ihrer Kreativität ist ein kleines Buch entstanden.<br />
Wir haben daraus fünf Texte ausgewählt. Lassen<br />
Sie sich entführen und beobachten Sie die<br />
Welt durch Kinderaugen.<br />
Ein herzliches Dankeschön geht an alle Jungautorinnen<br />
und Jungautoren. Euer Stern wird funkeln.<br />
Für euch alleine, für die ganze Welt.<br />
Drei gute Freunde<br />
Es war einmal ein kleiner Stern. Er schaute vom<br />
Himmel auf die Erde runter. Dann kam die Sonne<br />
vorbei und nahm den kleinen Stern mit auf eine<br />
Reise. Dabei zeigte sie ihm die ganze Welt. Als es<br />
Abend wurde, ging er mit der Sonne schlafen. Als<br />
der Mond zu Besuch kam, spielten die drei miteinander<br />
Fussball. Nach einem anstrengenden Spiel<br />
gingen alle ins Bett. Die Sonne musste am frühesten<br />
aufstehen, weil sie hinter dem Berg aufgehen<br />
und den Tag wecken musste. Dabei wurde sie<br />
vom Stern und vom Mond beobachtet. Die drei<br />
sind gute Freunde. (Mädchen, 9)<br />
Was ist ein Stern?<br />
Sterne sind gelb und leuchten in der Nacht.<br />
Sterne gefallen mir, weil sie schön aussehen. Leider<br />
habe ich noch nie eine Sternschnuppe gesehen.<br />
(Junge, 9)<br />
Wenn ich an einen Stern denke, kommt mir der<br />
Bethlehem-Stern in den Sinn. Es gibt aber auch<br />
verschiedene Sternzeichen. Sterne sind gelb und<br />
haben Zacken. Sterne bringen ganz viel Glück.<br />
(Mädchen, 9)<br />
Die Sterne leuchten in der Nacht. Sterne gefallen<br />
mir, weil sie so hell sind und strahlen. Die Farbe der<br />
Sterne ist gelb. Sie kleben am Himmel. (Junge, 6)<br />
Ein Stern hat viele Bedeutungen, ob im religiösen<br />
Sinne, im bildlichen Sinne oder im wirklichen Sinne,<br />
aber es ist doch nur ein Stern. (Junge, 17)<br />
Die Sternennacht<br />
Es war einmal ein Mädchen, das im Bett lag. Es<br />
konnte nicht einschlafen, obwohl es sehr müde<br />
war. Da lag es also im Bett und blickte zum Himmel<br />
hinauf. Plötzlich entdeckte es einen wunderschönen<br />
Stern. Doch er sah anders aus als die anderen<br />
Sterne, denn er war viel kleiner. Das Mädchen öffnete<br />
das Fenster und schaute den Stern ganz fest<br />
an. Irgendwann hatte es das Gefühl, dass der Stern<br />
näherkam. Und tatsächlich, er kam näher. Schliess-<br />
lich war der Stern so nah, dass das Mädchen ihn<br />
anfassen konnte. Der Stern lächelte es an. Es nahm<br />
ihn in die Hand. Das Mädchen überlegte, ob der<br />
Stern mit ihm reden könnte. Als das Mädchen immer<br />
noch in Gedanken versunken war, sagte der<br />
Stern plötzlich mit sanfter Stimme: «Hallo.» Da war<br />
ihre Frage beantwortet. Sie sagte ebenfalls: «Hallo.»<br />
Der Stern redete mit sanfter Stimme weiter, er<br />
fragte: «Wer bist du?» – «Ich bin Lorena», antwortete<br />
das Mädchen. Der Stern verliess Lorenas Hand<br />
und setzte sich auf das Bett von Lorena. Der Stern<br />
erklärte: «Ich bin dein Glücksstern und erfülle dir<br />
deine Wünsche.» – «Danke!», antwortete Lorena<br />
überrascht. «Woher kommst du eigentlich?», fragte<br />
Lorena neugierig. Der Stern sprach: «Ich komme<br />
vom Land Sternianien. Hast du einen Wunsch, den<br />
ich dir erfüllen kann?» Lorena überlegte und sagte<br />
schliesslich: «Nein, ich habe keinen Wunsch. Aber<br />
ich verspreche dir, dass wenn ich einen Wunsch<br />
habe, ich wieder in den Himmel blicken und dich<br />
rufen werde. Herzlichen Dank, dass du mein<br />
Glücksstern bist!» Der Stern bestätigte: «Das ist eine<br />
tolle Idee.» Er verabschiedete sich und kehrte an<br />
seinen Platz am Himmel zurück. Lorena blickte ihm<br />
so lange nach, bis sie ihn nicht mehr sah. Danach<br />
legte sie sich wieder hin und schlief ein. Am anderen<br />
Tag, als sie erwachte, spürte sie, dass sie die Begegnung<br />
mit dem Stern nicht geträumt hatte. Sie<br />
war so glücklich, dass sie aus dem Bett sprang und<br />
fröhlich in den Tag startete. (Mädchen, 10)<br />
Was sind Sterne für dich?<br />
Sterne sind so schöne kleine, leuchtende Punkte<br />
am Nachthimmel. Doch leider beachten sie nur<br />
wenige Menschen. Sie sind für die meisten selbstverständlich,<br />
doch hast du dir mal selbst Gedanken<br />
darüber gemacht, wer oder was Sterne sind? Ich<br />
beschreibe sie dir einmal aus meiner Sicht:<br />
Sterne sind Milliarden von Wünschen, die bis jetzt<br />
noch nicht erfüllt wurden. Doch habe keine Angst,<br />
denn sobald ein Stern ausgeht, hat es Platz für einen<br />
neuen Wunsch. Heutzutage wünschen sich<br />
viele, sehr viele Menschen etwas. Und das ist auch<br />
gut so, denn was wäre ein Leben ohne Wünsche<br />
und ein Nachthimmel ohne Sterne? Eine traurige,<br />
wunschlose Welt … Also höre nie auf, dir etwas zu<br />
wünschen! Und denke immer daran: Wenn du dir<br />
was wünschst, leuchtet ein Stern, nur ganz allein<br />
für dich. (Mädchen, 14)<br />
Daniel Zuberbühler<br />
Sekundarlehrer<br />
30<br />
31
«Null Bock», auf alles!<br />
32<br />
Das Förderprogramm<br />
Bei Eintritt von Jugendlichen legen wir grossen<br />
Wert darauf, dass sie so rasch wie möglich wieder<br />
einen Zugang zu einem geregelten Tagesablauf<br />
finden. Jugendliche, die aus gesundheitlichen, persönlichen<br />
oder pädagogischen Gründen nicht am<br />
Schulprogramm teilnehmen können, werden in<br />
drei Blöcken von jeweils einer Stunde auf der Station<br />
im Förderprogramm beschäftigt. Dafür steht<br />
auf jeder Gruppe ein für diesen Zweck konzipierter<br />
Raum mit unterschiedlichen Arbeitsmaterialien zu<br />
Verfügung.<br />
Das Förderprogramm wird von den Stationsmitarbeitern<br />
geleitet, zusammen mit den Jugendlichen<br />
individuell und inhaltlich gefüllt. Dadurch haben<br />
die Jugendlichen die Möglichkeit, ihren Alltag mitzugestalten<br />
und oft verborgene Talente zu entdecken<br />
oder aber wieder aufleben zu lassen.<br />
Ziel und Zweck<br />
Im Vordergrund steht die zielgerichtete Förderung<br />
der kreativen, handwerklichen und sportlichen Fähigkeiten<br />
der Jugendlichen. Ziel des Förderprogramms<br />
ist es weiter, den Jugendlichen geregelte<br />
Tagesstrukturen zu bieten. Die Jugendlichen sollen<br />
bei ihrer Aktivierung unterstützt werden und ihren<br />
Tagesablauf selbst gestalten. Sie sollen auch lernen,<br />
dass es Spass, Freude und Abwechslung bringen<br />
kann, wenn sie über ihre Lebensgestaltung<br />
mitbestimmen und damit auch mehr Verantwortung<br />
tragen können. Die Förderung sowie die Steigerung<br />
des Selbstwertes können im Förderprogramm<br />
trainiert werden.<br />
Zusammenarbeit mit der Schule/Werken<br />
Immer wieder kommt es vor, dass Jugendliche<br />
nicht am Schulunterricht teilnehmen können. Die<br />
Gründe dafür sind vielfältig und Bestandteil des<br />
Abklärungsauftrags. Die Jugendlichen zeigen dann<br />
teilweise ein vermeidendes bis hin zu einem dissozialen<br />
Verhalten, welches eine Teilnahme an den<br />
Schulstunden erschwert oder gar verunmöglicht.<br />
In solchen Situationen wird eng mit dem Lehrerteam<br />
zusammengearbeitet, welches den Jugendlichen<br />
die Aufgaben der Schule auf die Station vorbeibringt<br />
und diese dann einmal täglich auch mit<br />
dem Jugendlichen zusammen überprüft. In den<br />
jeweiligen Blöcken werden dann die Jugendlichen<br />
von den Stationsmitarbeitern begleitet und unterstützt.<br />
Das interdisziplinäre Team arbeitet in solchen<br />
Situationen konstruktiv zusammen und<br />
verfolgt das gemeinsame Ziel, die betroffenen<br />
Jugendlichen so schnell und so gut wie möglich<br />
wieder in den geregelten Schulunterricht der <strong>Klinik</strong><br />
zu integrieren.<br />
Aller Anfang ist schwer!<br />
Bei der Umsetzung im Alltag verlangt die Begleitung<br />
durch das Förderprogramm den Mitarbeitern<br />
auf der Station eine hohe Professionalität, Geduld<br />
und Ausdauer ab. Stellt man zu Beginn des Aufenthalts<br />
den Jugendlichen die Frage, was sie im Förderprogramm<br />
unternehmen möchten, erhalten<br />
wir oft die Antwort: «Musik hören und hängen, auf<br />
etwas anderes habe ich null Bock.» Dabei nehmen<br />
sie eine passive Haltung ein.<br />
Die Phase der Motivation und Kreativität setzt ein.<br />
Die Mitarbeiter zählen Möglichkeiten auf, womit<br />
man sich beschäftigen kann. Um einmal aufzuzeigen,<br />
was alles angeboten wird, unten stehend ein<br />
kleiner Musterkatalog an Förderangeboten:<br />
– Achtsamkeitsübungen<br />
– Störungsspezifische Trainingsprogramme<br />
am Computer<br />
– Zimmer- und/oder Stationsgestaltung<br />
– Buch lesen<br />
– Geschichten schreiben<br />
– Malen<br />
– Perlenketten herstellen<br />
– Liedertexte schreiben<br />
– Gemeinsamer Einkauf tätigen<br />
– Gesellschaftsspiel spielen<br />
– Backen<br />
– Fussball spielen<br />
– Jogging<br />
– Drachen fliegen lassen<br />
– Sudoku lösen<br />
– Kreuzworträtsel lösen<br />
Sicherlich könnte jeder Mitarbeiter noch einige<br />
weitere Beispiele aufzählen und doch kommen keine<br />
ausgeprägten Glücksgefühle bei den Jugendlichen<br />
auf. Als Antwort kommt dann oft: «Das ist<br />
doch alles langweilig!»<br />
Strategiewechsel. Nach vielen Angeboten vonseiten<br />
des Betreuungsteams wird jetzt der Ball dem<br />
Jugendlichen wieder zurückgeschoben. Es wird<br />
ihnen aufgezeigt, dass wir die Förderprogrammzeit<br />
aktiv gestalten und eine Teilnahme daran auch obligatorisch<br />
ist. Widerwillig, lustlos und total unmotiviert<br />
stimmen sie dann in der Regel einer Teilnahme<br />
am Programm zu.<br />
Gemeinsam oder aber für sich wird dann an den<br />
genannten Vorschlägen gearbeitet. Die Stimmung<br />
in der Gruppe verbessert sich von Minute zu Minute<br />
wieder. Das «ätzende» Programm entpuppt sich<br />
als nicht so «ätzend», und als angenehmer Nebeneffekt<br />
vergeht auch die Zeit rascher. Zum Abschluss<br />
wird dann oft noch ein Match im Tischfussball<br />
gespielt, wo das oberste Ziel, die Betreuer zu<br />
schlagen, verfolgt wird.<br />
Schritt um Schritt dem Ziel näher!<br />
Aus diesen Erfolgserlebnissen heraus probiert das<br />
Pflege/Pädagogik-Team zusammen mit dem Jugendlichen<br />
im Förderprogramm weiter an dem<br />
Ziel, die Tagesstrukturen selbstständiger zu bewältigen.<br />
Die Jugendlichen lernen oft während des<br />
Aufenthalts, sich zu beschäftigen. Mit der Zeit befassen<br />
sie sich dann schon vor dem Förderprogramm<br />
mit entsprechenden Themen und bringen<br />
gute Ideen in die Stunde mit.<br />
Das selbstständige Gestalten der Tagesstrukturen<br />
zeichnet sich dann auch in der Gestaltung<br />
der Freizeit ab. Die erlangte Autonomie und die<br />
Stärkung der Selbstständigkeit bedeutet für die<br />
Jugendlichen oft auch mehr Freiheit. Die Jugendlichen<br />
wirken ausgeglichener, entspannter und<br />
sind für das Leben nach dem <strong>Klinik</strong>aufenthalt<br />
gut «gerüstet».<br />
Marcel Peterer<br />
Stv. Stationsleiter, Station 3<br />
33
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
kliniksonnenhof<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrisches<br />
Zentrum
Bericht des Stiftungsrates<br />
Veränderung im Stiftungsrat<br />
An der letzten Stiftungsratssitzung im Jahr <strong>2012</strong> ist<br />
Stiftungsrat lic.iur. Willi Brunschwiler verabschiedet<br />
worden. Er hat im Jahr 1993 als Bezirksammann die<br />
Beurkundung der Stiftung <strong>Sonnenhof</strong> vorgenommen<br />
und war seit der ersten Sitzung am 10. Januar<br />
1994 Mitglied des Stiftungsrates. Die Stiftung hat<br />
am 1. Januar 1994 von der Stifterin, dem Evangelischen<br />
Verein für diakonische Aufgaben des<br />
Kirchenbezirks Toggenburg, die Anlagen und den<br />
Betrieb <strong>Sonnenhof</strong> in Ganterschwil übernommen.<br />
Willi Brunschwiler hat sich im Stiftungsrat insbesondere<br />
den juristischen Fragen gewidmet. In den<br />
Jahren seit Bestehen der Stiftung ist der «<strong>Sonnenhof</strong>»<br />
zur heutigen <strong>Klinik</strong> für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
entwickelt worden. Der Stiftungsrat<br />
dankt Willi Brunschwiler für seine Arbeit und seine<br />
kollegiale Mitwirkung zugunsten der Institution.<br />
Abschied von Chefarzt Dr. med. Robert Fisch<br />
An der Fachtagung vom 8. November <strong>2012</strong> und am<br />
internen Abschiedsanlass vom 6. Dezember <strong>2012</strong><br />
hat der Stiftungsrat den Chefarzt Dr. med. Robert<br />
Fisch verabschiedet. Ein Wechsel des Chefarztes ist<br />
in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> nicht einfach nur eine Personalmutation.<br />
Die Funktion eines Chefarztes gibt<br />
es im «<strong>Sonnenhof</strong>» seit 1954, als die Institution zur<br />
Beobachtungs- und Therapiestation wurde. Robert<br />
Fisch ist der vierte Chefarzt in unserer <strong>Klinik</strong>, der die<br />
ärztliche Leitung nach 16 Jahren auf Ende <strong>2012</strong><br />
nunmehr abgibt.<br />
sorgung. Dass in dieser Zeit auch die Arbeit nach<br />
aussen erfolgreich war, zeigen z.B. die mittlerweile<br />
anerkannten Fachtagungen. Die regelmässige Ermittlung<br />
der Kundenzufriedenheit ergeben immer<br />
sehr gute Resultate.<br />
Die 16 Jahre mit Dr. Robert Fisch als Chefarzt waren<br />
für die <strong>Klinik</strong> eine Erfolgsperiode. Der Stiftungsrat<br />
als strategisches Organ der <strong>Klinik</strong> hat in diesen Jahren<br />
eine ebenso effiziente wie angenehme Zusammenarbeit<br />
mit ihm pflegen dürfen. Im Bewusstsein<br />
seiner Verantwortung als <strong>Klinik</strong>leiter hat er stets die<br />
Interessen der <strong>Klinik</strong> vertreten und mit klaren Zielvorstellungen<br />
und nachhaltiger Art den Stiftungsrat<br />
überzeugt, was für die <strong>Klinik</strong> und damit für ihre<br />
Patienten das Beste ist.<br />
Die erfolgreiche Entwicklung der <strong>Klinik</strong>, die fachliche<br />
Anerkennung und die hohe Kundenzufriedenheit<br />
forderten den Chefarzt und verlangten<br />
von ihm einen überaus grossen Einsatz. Diesen Einsatz<br />
hat er immer mit grosser Selbstverständlichkeit<br />
geleistet. Der Stiftungsrat dankt Dr. Robert<br />
Fisch für seine erfolgreiche und zukunftsgerichtete<br />
Führung der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong>. Unseren Dank und<br />
unsere besten Wünsche für eine befriedigende<br />
und gesunde Zukunft begleiten ihn in eine näch-<br />
ste Periode, die kaum ohne Arbeit, aber hoffentlich<br />
auch ebenso mit erbaulichen und angenehmen<br />
Erlebnissen ausgefüllt sein werden.<br />
Die interne Verabschiedung zusammen mit Regierungsrätin<br />
Heidi Hanselmann hat dem Stiftungsrat<br />
auch Gelegenheit geboten, ihr und ihrem Departement<br />
für die effektive und effiziente Zusammenarbeit<br />
herzlich zu danken.<br />
Willkommen unserem neuen Chefarzt<br />
Dr. med. Ulrich Müller-Knapp<br />
Zu Jahresbeginn <strong>2012</strong> hat der Stiftungsrat die Stelle<br />
des Chefarztes ausgeschrieben. Dies, nachdem<br />
Chefarzt Dr. Robert Fisch im Jahr 2011 den Stiftungsrat<br />
über seinen Rücktritt auf Ende <strong>2012</strong> orientiert<br />
hat. Eine erfreuliche Anzahl Bewerbungen<br />
sind eingegangen, mit denen sich der Stiftungsrat<br />
intensiv auseinandersetzte und mit den Bewerbern<br />
Gespräche geführt hat.<br />
Nach gründlicher Beratung ist der Leitende Arzt<br />
der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong>, Dr. med. Ulrich Müller-Knapp,<br />
zum neuen Chefarzt gewählt worden. Er ist seit<br />
dem 1. Oktober 2006 als Leitender Arzt in der <strong>Klinik</strong><br />
tätig. Wir heissen ihn in seiner neuen und verantwortungsvollen<br />
Funktion herzlich willkommen.<br />
Strategie und Risikomanagement<br />
Der Stiftungsrat beschäftigt sich jährlich mit der<br />
strategischen Ausrichtung der <strong>Klinik</strong>. Dabei werden<br />
die Anträge der Geschäftsleitung und die gesellschaftliche<br />
und wissenschaftliche Ausrichtung der<br />
<strong>Klinik</strong> behandelt und thematisiert.<br />
Geprüft und ergänzt werden jährlich auch das Risikomanagement<br />
und das interne Kontrollsystem.<br />
Zu den Controllinginstrumenten gehören für den<br />
Stiftungsrat auch der Auditbericht der Schweizerischen<br />
Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme<br />
(SQS) und der Revisionsbericht der<br />
Finanzkontrolle des Kantons St. Gallen.<br />
Dank an alle Mitarbeitenden<br />
Für uns sind die Leistungen unserer Mitarbeiter<br />
nicht selbstverständlich. Herzlichen Dank für den<br />
ebenso fachlich wie menschlich anforderungsreichen<br />
Einsatz zugunsten der Kinder und Jugendlichen.<br />
Die Stellung, die hohe fachliche Anerkennung<br />
und die Wertschätzung haben wir auch<br />
ihnen zu verdanken.<br />
Hans Bütikofer<br />
Präsident des Stiftungsrates<br />
Dr. med. Robert Fisch wurde 1996 vom Stiftungsrat<br />
als Nachfolger von Dr. Michel Egi zum neuen Chefarzt<br />
gewählt. Er begann seine Tätigkeit am 14. April<br />
1997. 1993 wurde die Stiftung <strong>Sonnenhof</strong> gegründet,<br />
und seit 1994 wird sie vom heutigen Stiftungsrat<br />
strategisch geführt. Im Jahr 1975 wurde der<br />
«<strong>Sonnenhof</strong>» als ärztliche Einrichtung mit dem<br />
Charakter einer kinder- und jugendpsychiatrischen<br />
Institution anerkannt. 1996 erteilt der Kanton<br />
St. Gallen einen Leistungsauftrag zur Führung einer<br />
<strong>Klinik</strong>, und 1997 wurde diese in die Spitalliste des<br />
Kantons aufgenommen. Heute ist die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
auf den Spitallisten der Kantone St. Gallen,<br />
Zürich und Schwyz, und es bestehen Zusammenarbeitsvereinbarungen<br />
mit den Kantonen Schaffhausen<br />
und beider Appenzell.<br />
36<br />
Die <strong>Klinik</strong> wurde unter der Leitung von Dr. Robert<br />
Fisch laufend den Entwicklungen angepasst, und<br />
sie verfügt heute über ein vollständiges Angebot<br />
für eine kinder- und jugendpsychiatrische Vollver-<br />
37
Bericht des Chefarztes<br />
Bericht des Verwaltungsleiters<br />
38<br />
Highlights<br />
<strong>2012</strong> war mein letztes Jahr als <strong>Klinik</strong>leiter und Chefarzt<br />
der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong>. Nach 16 Jahren habe ich<br />
die Leitung dem neuen Chefarzt, Dr. med. Ulrich<br />
Müller-Knapp, übergeben können. Dr. Müller-<br />
Knapp war in den letzten Jahren Leitender Arzt<br />
und mein Stellvertreter als Chefarzt, sodass wir ihn<br />
gut kannten und wissen, dass die <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
bei ihm in guten Händen ist.<br />
Der Wechsel des Bereichsleiters Pflege/Pädagogik<br />
im August 2011 hat zu einer Stabilisierung in diesem<br />
Bereich geführt, was auch zu einer starken<br />
Reduktion der Fluktuation beigetragen hat. John<br />
Villabruna-Belt ist ein aktiver und initiativer Bereichsleiter.<br />
Mit ihm sind wir im Bereich Pflege/<br />
Pädagogik auf einem guten Weg.<br />
Dank der guten Belegung und einer vorsichtigen<br />
Ausgabenpolitik können wir auch im <strong>2012</strong> eine positive<br />
Erfolgsrechnung präsentieren.<br />
Die <strong>Klinik</strong>schule ist sehr stabil und konnte die Erhöhung<br />
der Schülerzahl von 34 auf 36 Behandlungsplätze<br />
gut meistern.<br />
Im Herbst <strong>2012</strong> haben wir die neue DBT-A-Gruppe<br />
eröffnet. Dank der sorgfältigen Planung war die Initialphase<br />
erfolgreich. Dr. Stephan Schwarzmaier,<br />
John Villabruna-Belt und allen Mitgliedern der Projektgruppe<br />
sowie den Mitarbeitenden der Station<br />
3 (Gruppe Merkur und Saturn) möchte ich zur gelungenen<br />
Arbeit gratulieren.<br />
Auftrag<br />
Im Berichtsjahr haben wir unseren Auftrag, die stationäre<br />
kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung<br />
des Kantons St. Gallen, wiederum vollumfänglich<br />
erfüllt. Wir haben insgesamt 169 Patienten<br />
behandelt, die meisten Patienten waren aus dem<br />
Kanton St. Gallen, zusätzlich wurden Patienten aus<br />
acht anderen Kantonen behandelt. In ausserkantonalen<br />
<strong>Klinik</strong>en und in der Erwachsenenpsychiatrie<br />
wurden nur vereinzelt St. Galler jugendliche Patienten<br />
behandelt. Dies führte dazu, dass zeitweise<br />
Versorgungsengpässe entstanden sind. Für das<br />
entgegengebrachte Verständnis und die Geduld<br />
sind wir dankbar. Auch für die hervorragende Zusammenarbeit<br />
mit den KJPD St. Gallen und den<br />
kantonalen psychiatrischen Diensten Nord (KPDN)<br />
und Süd (KPDS) möchten wir uns bedanken.<br />
Patienten<br />
Unsere Klientel war und ist breit gefächert: Kinder<br />
ab sechs Jahren und Jugendliche bis achtzehn Jahre<br />
mit einem sehr grossen Spektrum an psychischen<br />
Problemen, Störungen und Krankheiten.<br />
Immer mehr Patienten, oft gerade diejenigen mit<br />
schweren Störungen und Mehrfachdiagnosen, haben<br />
nur ungenügende oder gar keine «Stützpunkte»<br />
(Familie, Pflegefamilie, «Heim» allgemein)<br />
ausserhalb der <strong>Klinik</strong>. Die Wahl und die Organisation<br />
eines geeigneten Nachsorgeplatzes sind oft<br />
sehr aufwendig. Diese Gegebenheiten verlangen<br />
von der <strong>Klinik</strong> fachliche Kompetenzen, grosse Flexibilität<br />
und einen hohen persönlichen Einsatz vonseiten<br />
der Mitarbeitenden. Anderseits ermöglicht<br />
gerade diese Diversifikation eine abwechslungsreiche,<br />
lehrreiche und befriedigende Tätigkeit in<br />
den verschiedenen Fachbereichen der <strong>Klinik</strong>.<br />
Belegung<br />
Mit 138 Neueintritten und 11 838 Belegungstagen,<br />
was einen neuen Rekord bedeutet, haben wir eine<br />
sehr hohe Belegung erzielt. Die durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer war mit 2,8 Monaten praktisch<br />
gleich wie im Vorjahr. Eine Aufenthaltsdauer von<br />
ungefähr drei Monaten scheint mir optimal.<br />
Behandlung<br />
Wir sind bestrebt, die Qualität der Gesamtbehandlung<br />
in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> kontinuierlich auf hohem<br />
Niveau zu halten. Wir bieten zu diesem Zweck<br />
interne und externe Aus- und Fortbildungen, Supervisionen<br />
und Intervisionen an, veranstalten eigene<br />
Fachtagungen und nehmen an nationalen<br />
und internationalen Fachanlässen teil.<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Bei der Kundenzufriedenheitsmessung erzielten<br />
wir wiederum sehr gute Resultate: Eltern und Behörden<br />
gaben uns hohe Noten (siehe Grafik Seite<br />
39). Wir sind stolz auf dieses ausgezeichnete Resultat<br />
und werten es als Qualitätsmerkmal der Arbeit<br />
unserer Mitarbeitenden.<br />
Dank<br />
Herzlich danken möchte ich:<br />
– den Mitarbeitenden der <strong>Klinik</strong>. Jeder Einzelne<br />
von ihnen hat dazu beigetragen, dass wir das erreicht<br />
haben, was erreicht wurde;<br />
– unserem Stiftungsrat mit Herrn Hans Bütikofer an<br />
der Spitze für die optimale Unterstützung, auch<br />
im Namen aller Mitarbeitenden;<br />
– dem St. Galler Gesundheitsdepartement und Regierungsrätin<br />
Heidi Hanselmann für die ausserordentlich<br />
wohlwollende Zusammenarbeit.<br />
Dr. med. Robert Fisch<br />
Chefarzt<br />
Jahresergebnis <strong>2012</strong><br />
Die effektive Belegung war über das ganze Jahr<br />
mehrheitlich höher als geplant. So lag die Budgeterreichung<br />
im ersten Quartal bei 99 %, im zweiten<br />
Quartal bei 103 %, im dritten Quartal bei 101 % und<br />
im vierten bei Quartal 103 %. Insgesamt budgetierten<br />
wir 11 500 Patiententage, was einer <strong>Klinik</strong>auslastung<br />
von 90 % entspricht. Dank der guten<br />
Auslastung erzielten wir mit 11 838 Tagen eine Belegung<br />
von 92,7 %. Die meisten Patienten stammten<br />
aus dem Kanton St. Gallen mit 89 Eintritten,<br />
gefolgt vom Kanton Zürich mit 32 und dem Kanton<br />
Appenzell AR mit 9 Eintritten. Weitere Patienten<br />
wurden aus den Kantonen Bern, Graubünden,<br />
Schaffhausen, Solothurn und Schwyz behandelt.<br />
Insgesamt sind die Eintritte von 141 auf 138 zurückgegangen.<br />
Die Patiententage sind im Vergleich<br />
zum Jahr 2011 um 310 Tage angestiegen. Die<br />
durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist unverändert<br />
wie im Jahr 2011 bei 2,8 Monaten.<br />
Bewertung<br />
Kundenzufriedenheit 2005 bis <strong>2012</strong><br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Interessant ist die Veränderung der Patienten beim<br />
Alter. Die Kinder im Alter von sechs bis dreizehn<br />
Jahren haben von 63 auf 50 Eintritte abgenommen<br />
und die Jugendlichen im Alter von vierzehn bis<br />
achtzehn Jahren von 78 auf 88 zugenommen. Obwohl<br />
auch die Notaufnahmen leicht abgenommen<br />
haben, ist der Anteil an den gesamten Eintritten<br />
mit 36 % immer noch beachtlich.<br />
Die Patiententage von Krankenkassenversicherten<br />
ist um 375 Tage angestiegen, die IV-Versicherten<br />
sind um 65 Tage gesunken. Das Verhältnis liegt bei<br />
84 % zu 16 %.<br />
Auf der Kostenseite hatten wir im Berichtsjahr wegen<br />
fehlenden Personals im ersten Halbjahr tiefere<br />
Kosten. Ebenfalls sind die Kosten im Bereich der<br />
Personalnebenkosten niedriger. Zusammen mit<br />
der höheren Belegung als budgetiert, konnten wir<br />
einen Gewinn von rund Fr. 90 000 erzielen.<br />
Kundenzufriedenheitsmessung<br />
Im Rahmen des Qualitätsmanagements führen wir<br />
über das ganze Jahr Kundenzufriedenheitsmessungen<br />
bei den Eltern oder Sorgeberechtigten sowie<br />
bei den Behörden durch. Der Fragebogen enthält<br />
zehn Fragen und die Möglichkeit, Wünsche<br />
und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Der<br />
Fragebogen wir beim Austritt oder direkt nach<br />
dem Austritt mit einem Begleitbrief den Eltern<br />
übergeben und den Behörden zugesandt. Der<br />
Fragebogen kann anonym ausgefüllt werden.<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
Eltern<br />
Behörden<br />
39
Die ausgefüllten Fragebögen werden sofort nach<br />
Eintreffen von der ärztlichen Leitung, den Bezugstherapeuten,<br />
den Stationsleitungen bzw. vom<br />
Leiter Pflege/Pädagogik sowie von der Schule<br />
gelesen. Damit können gravierende Mängel oder<br />
Reklamationen sofort bearbeitet oder behoben<br />
werden. Quartalsweise werden alle Fragebögen<br />
ausgewertet und alle Wünsche, Verbesserungsvorschläge<br />
und Kommentare aufgelistet und in der<br />
<strong>Klinik</strong>leitung besprochen. Die Ergebnisse fliessen<br />
in den Qualitätskreislauf ein.<br />
Die ersten Befragungen bei den Eltern fanden im<br />
Jahr 2001 mit der Einführung des Qualitätsmanagement<br />
nach ISO 9001 statt. Im folgenden Jahr<br />
wurden auch die Behörden in die Kundenzufriedenheitsmessung<br />
einbezogen. Die Messungen erfolgen<br />
mit einem selbst entwickelten Fragebogen.<br />
Der Technische Dienst – Serviceleister<br />
und Troubleshooter<br />
Ohne Technik geht heute nichts mehr. Früher<br />
nannte man den Technischen Dienst Betriebsdienst<br />
oder Hauswartung. In der heutigen Zeit, in<br />
der alles elektronisch gesteuert oder betrieben<br />
wird, sind die früheren Bezeichnungen nur noch<br />
bedingt richtig. Im Technischen Dienst der <strong>Klinik</strong><br />
<strong>Sonnenhof</strong> arbeiten zwei Personen mit zusammen<br />
180-Stellenprozenten, der Leiter Urs Koller ist gelernter<br />
Elektriker und Matthias Weber hat seine<br />
Grundausbildung in der Bauwirtschaft als Gipser<br />
absolviert.<br />
Das Aufgabengebiet ist ausserordentlich vielseitig.<br />
Es reicht vom Unterhalt der Gebäude, der Gartenanlagen,<br />
der technischen und elektronischen In-<br />
stallationen, der Fahrzeuge bis zur Sicherstellung<br />
der Feuer- und Arbeitssicherheit und bis zu Renovationsarbeiten.<br />
Die Mitarbeitenden des Technischen<br />
Dienstes müssen praktisch rund um die<br />
Uhr erreichbar sein. Sie werden gerufen bei defekten<br />
Möbel, Geräten und Beschädigungen an<br />
Gebäuden, bei Ausfällen von Anlagen und Geräten<br />
usw. usw. Sie koordinieren die Arbeit mit externen<br />
Technikern und Handwerkern, holen Offerten ein,<br />
informieren die Mitarbeitenden über Wartungsund<br />
Bauarbeiten, reinigen die Plätze, Wege und<br />
Anlagen und müssen im Winter bei minus 15 °C um<br />
5.30 Uhr den Schnee räumen, damit die Mitarbeitenden<br />
unfallfrei zur Arbeit kommen können.<br />
Diese Aufgaben verlangen von den Mitarbeitenden<br />
ein sehr breites Fachwissen in den verschiedensten<br />
Disziplinen und sehr grosses handwerkliches<br />
und technisches Geschick. Niemand wird<br />
in der <strong>Klinik</strong> so viele Male angerufen wie der<br />
Technische Dienst: «Je mehr Technik, desto mehr<br />
technische Störungen!» Die Mitarbeitenden sind<br />
für die Funktionsfähigkeit der gesamten <strong>Klinik</strong><br />
sehr wichtig.<br />
Wir danken im Namen aller Mitarbeitenden unseren<br />
beiden «Perlen» Urs Koller und Matthias<br />
Weber für den täglichen Einsatz und ihre Serviceleistungen.<br />
Erwin Geiger<br />
Verwaltungsleiter<br />
Die Bewertungsskala reicht von 1 (trifft überhaupt<br />
nicht zu) bis 10 (trifft voll und ganz zu). Es werden<br />
Fragen zum Informationsfluss, zur Behandlungsqualität,<br />
zur Problemlösungssuche, zur Verständlichkeit<br />
der Kommunikation, zur Freundlichkeit<br />
oder auch zur Zufriedenheit mit der <strong>Klinik</strong>schule<br />
gestellt. Die Bewertungen der Eltern und Sorgeberechtigten<br />
waren von Beginn weg sehr gut. Sie<br />
bewegen sich seit 2001, mit einer Ausnahme, im<br />
Durchschnitt über 8 von 10 Punkten. Im Jahr <strong>2012</strong><br />
lag die Bewertung bei 8,6 Punkten.<br />
Bei den Behörden lag die Bewertung in den ersten<br />
Jahren unter 8 Punkten. Dies hat die <strong>Klinik</strong> dazu<br />
bewogen, zweimal jährlich eine Fachtagung<br />
durchzuführen, um über die Arbeit der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
und die Themen der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
zu informieren und zu diskutieren. Diese<br />
Tagungen werden von Fachpersonen aus der<br />
ganzen Ostschweiz aus den Bereichen Medizin,<br />
Pädagogik, Sozialarbeit und Behörden besucht.<br />
Dies hat dazu beigetragen, dass die Bewertungen<br />
seit 2006 ebenfalls im Durchschnitt immer über<br />
8 Punkten liegen. Die Behörden bewerteten die<br />
Arbeit der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> im Jahr <strong>2012</strong> mit<br />
durchschnittlich 8,8 Punkten.<br />
Die Bewertungen der einzelnen Fragen aus dem<br />
Berichtsjahr finden Sie auf Seite 45 dieses <strong>Jahresbericht</strong>s.<br />
40<br />
41
Qualitätsbericht <strong>2012</strong><br />
42<br />
Belegung <strong>2012</strong> 2011<br />
Patiententage 11 838 11 528<br />
Anzahl Betten 35 35<br />
Auslastung 92,7% 90,2%<br />
Behandelte Patienten <strong>2012</strong> 2011<br />
Kanton St. Gallen 109 116<br />
Andere Kantone 61 58<br />
Total 170 174<br />
Eintritt nach Wohnkantonen <strong>2012</strong> 2011<br />
St. Gallen 89 93<br />
Aargau 0 1<br />
Appenzell Innerrhoden 0 2<br />
Appenzell Ausserrhoden 9 13<br />
Bern 1 1<br />
Glarus 0 0<br />
Graubünden 1 0<br />
Luzern 0 1<br />
Nidwalden 0 0<br />
Schaffhausen 4 4<br />
Schwyz 1 1<br />
Solothurn 1 1<br />
Thurgau 0 0<br />
Uri 0 1<br />
Zug 0 0<br />
Zürich 32 23<br />
Total 138 141<br />
Eintritt nach Alter <strong>2012</strong> 2011<br />
5- bis 13-jährig 50 63<br />
14- bis 19-jährig 88 78<br />
Total 138 141<br />
Eintritt nach Geschlecht <strong>2012</strong> 2011<br />
Männlich 73 70<br />
Weiblich 65 71<br />
Total 138 141<br />
Eintritt nach Kostenträger <strong>2012</strong> 2011<br />
Invalidenversicherung 17 16<br />
Krankenversicherung 120 125<br />
Jugendanwaltschaft 1 0<br />
Total 138 141<br />
Eintritt nach Dringlichkeit <strong>2012</strong> 2011<br />
Geplante Eintritte 83 84<br />
Notfallaufnahmen 49 53<br />
Wiedereintritte (innerhalb von zwei Monaten) 6 4<br />
Total 138 141<br />
Einweisende Stellen <strong>2012</strong> 2011<br />
KJPD St. Gallen 47 51<br />
KJPD andere Kantone 24 19<br />
Kinder-/Jugendpsychiater bzw. andere Ärzte/Therapeuten 36 41<br />
Kinderspital/Spital/<strong>Klinik</strong> 22 19<br />
Jugendsekretariat/Sozialdienst/Beratungsstelle 2 1<br />
Vormundschaftsbehörde/Beistand 5 4<br />
Eltern 1 5<br />
Selbsteinweisung/andere 1 1<br />
Total 138 141<br />
Austritte <strong>2012</strong> 2011<br />
Nach Hause 87 82<br />
Pflegefamilie 2 8<br />
Therapeutische Wohngruppe / Wohnheim / Pädagogische Institution usw. 41 39<br />
Psychiatrische <strong>Klinik</strong> 4 4<br />
Einrichtung für Rehabilitation 0 2<br />
Anderes Krankenhaus 0 0<br />
Andere/unbekannt 3 8<br />
Total 137 143<br />
Aufenthaltsdauer <strong>2012</strong> 2011<br />
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2,8 Mte. 2,8 Mte.<br />
< 1 Monat (akute Behandlung) 28% 30%<br />
1–3 Monate (kurze Behandlung) 27% 29%<br />
3–5 Monate (mittellange Behandlung) 33% 29%<br />
> 5 Monate (lange Behandlung) 12% 12%<br />
Hauptdiagnosen bei Austritt (nach ICD-10; Mehrfachdiagnosen sind die Regel)<br />
1. Achse: Klinisch-psychiatrisches Syndrom männlich weiblich Total<br />
10 – 19 Psychische und Verhaltensstörungen durch 1 0 1<br />
psychotrope Substanzen<br />
20 – 29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen 4 0 4<br />
30 – 39 Affektive Störungen (depressiv, manisch-depressiv) 15 7 22<br />
40 – 49 Neurotische Störungen, Belastungs- und somatoforme 13 23 36<br />
Störungen (inkl. posttraumatische Stressstörungen)<br />
50 Essstörungen 0 5 5<br />
60 – 62 Persönlichkeitsentwicklungsstörungen (inkl. Borderline) 0 5 5<br />
70 Leichte Intelligenzminderung 0 1 1<br />
84 Tiefgreifende Entwicklungsstörung (inkl. Autismus) 2 1 3<br />
90 – 92 Störung des Sozialverhaltens, hyperkinetische und<br />
kombinierte Störungen 23 9 32<br />
93 – 98 Emotionale Störungen und Störungen 13 15 28<br />
sozialer Funktionen des Kindesalters<br />
Total 71 66 137<br />
43
Angebot Therapie<br />
Krisenintervention<br />
Abklärung und Diagnostik<br />
Stationäre Psychotherapie, störungsspezifische Angebote<br />
Eltern- und Familiengespräche<br />
Kunsttherapie<br />
Musiktherapie<br />
Tiergestützte Therapie<br />
Logopädie<br />
Körpertherapie / Ergotherapie<br />
Psychopharmakotherapie<br />
Dialektisch-behaviorale Therapie für Adoleszente (DBT-A)<br />
Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kinder- und Jugendalter (OPD-KJ)<br />
Kundenzufriedenheit <strong>2012</strong> Eltern Behörden<br />
(maximale Punktzahl 10, minimale 1)<br />
Über Ziele, Möglichkeiten, Grenzen der Behandlung informiert? 7,9 8,5<br />
Über den Verlauf der Behandlung informiert? 8,1 8,3<br />
Arbeit an Problemen und Suche nach Lösungen einbezogen? 8,2 8,5<br />
Für das Kind wurde in der <strong>Klinik</strong> gut gesorgt? 9,2 9,0<br />
Betreuung und Förderung des Kindes im Stationsalltag zufrieden? 8,7 8,8<br />
Stationsregeln ihnen und ihrem Kind bekannt (Eltern)? 8,7<br />
Form und Ziele der gemeinsamen Arbeit besprochen (Behörden)? 8,6<br />
Sprache der Mitarbeitenden verständlich? 9,4 9,2<br />
Mitarbeiter waren freundlich und entgegenkommend? 9,2 9,4<br />
Mit psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung zufrieden? 8,6 8,8<br />
Kind wurde in <strong>Klinik</strong>schule gefördert? 8,2 8,4<br />
Rücklaufquote 32 % 48 %<br />
Angebot <strong>Klinik</strong>schule<br />
Heilpädagogischer Unterricht mit bis zu 28 Wochenlektionen in fünf Kleinklassen und einer Werkklasse in<br />
der Unter-, Mittel-, Oberstufe und auf der Sekundarstufe II<br />
Werken mit Holz, Metall, Textilien und anderen Materialien mit 40 Wochenlektionen<br />
Fachtagungen für Ärzte, Zuweiser, Lehrpersonen, Behörden usw.<br />
Teilnehmer<br />
Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern und Jugendlichen 260<br />
Psychische Gesundheit im Kontext gesellschaftlicher Veränderung, Hirnfunktion und Entwicklung 170<br />
Angebot Pflege / Pädagogik<br />
Bezugspersonenarbeit<br />
Therapeutisches Milieu<br />
Angebot Sozialarbeit<br />
Klärung der Rechtssituation (Sorgerecht, Obhut, Patientenrechte)<br />
Finanzierungsfragen<br />
Kontakt zu Behörden<br />
Mitarbeit bei der Organisation der Nachbetreuung inklusive Beschulung<br />
Anzahl Fachpersonen per Dezember <strong>2012</strong> Personen Stellen- %<br />
Ärzte 4 370<br />
Therapeuten 9 765<br />
Paratherapeuten 4 265<br />
Pflege/Pädagogik 65 4 875<br />
Sozialarbeiter 3 160<br />
Lehrpersonen 11 803<br />
Verwaltung 6 445<br />
Hausdienst 9 430<br />
Hotellerie 5 350<br />
Technischer Dienst 2 180<br />
Total ohne Praktikanten 118 8 643<br />
Kundenzufriedenheit Fachtagungen Juni <strong>2012</strong> November <strong>2012</strong><br />
(maximale Punktzahl 4, minimale 1)<br />
Bewertung von elf Kriterien (Erwartungen, Referenten, 3,5 3,4<br />
Administration, Dokumentation, Verpflegung usw.)<br />
Rücklaufquote des Fragebogens 65 % 20 %<br />
Mitarbeiterqualifikationen (Ausbildungsabschlüsse)<br />
Ulrich Müller-Knapp<br />
Doktor der Medizin, Universität Basel<br />
Natalia Kunz<br />
Bewilligung zur Ausübung des Berufs als Psychotherapeutin, Kanton St. Gallen<br />
John Villabruna-Belt, Leiter Pflege/Pädagogik<br />
Nachdiplomstudium Organisationsentwicklung und Coaching, Institut für angewandte<br />
Sozialwissenschaften ias, Bad Ragaz<br />
Mariette Schönenberger, Primarlehrerin<br />
Diplom Schulische Heilpädagogin, Hochschule für Heilpädagogik, Zürich<br />
Andreas Wittenwiler, Primarlehrer<br />
Diplom Schulischer Heilpädagoge, Hochschule für Heilpädagogik, Zürich<br />
Doris Hobi, Schulassistentin<br />
Diplom Primarlehrerin, Pädagogische Hochschule Thurgau, Kreuzlingen<br />
44<br />
Anzahl Auszubildende / Praktikanten <strong>2012</strong> 2011<br />
Sozialpädagogen in Ausbildung 6 8<br />
Praktikanten Pflege 12 16<br />
Vorpraktikum Schule (Schulassistenten) 10 15<br />
Praktikanten Psychologie 2 3<br />
Qualitätsmanagementsysteme<br />
ISO 9001:2008 Audit Juni <strong>2012</strong><br />
Quality4Children<br />
Arbeitssicherheit H+<br />
45
Erfolgsrechnung <strong>2012</strong><br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
am 31. Dezember <strong>2012</strong><br />
46<br />
In 1 000 Franken <strong>2012</strong> 2011<br />
Fr.<br />
Fr.<br />
Ertrag 12 448 11 178<br />
St. Galler Patienten 7 362 6 519<br />
Ausserkantonale Patienten 4 900 4 495<br />
Übrige Erträge 159 143<br />
Ausserordentlicher betriebsfremder Erfolg 27 21<br />
Aufwand 12 357 11 143<br />
Personalaufwand 10 157 9 779<br />
Ärzte und Therapeuten 1 639 1 655<br />
Mitarbeiter Pflege / Pädagogik 4 165 3 811<br />
Lehrkräfte und Sozialarbeiter 1 160 1 140<br />
Verwaltung 497 493<br />
Küche und Hausdienst 514 505<br />
Technischer Dienst 146 141<br />
Leistungen Dritter 69 63<br />
Sozialleistungen 1 661 1 590<br />
Personalnebenkosten 306 381<br />
Sachaufwand 2 200 1 364<br />
Medizinischer Bedarf 137 140<br />
Lebensmittelaufwand 212 185<br />
Haushaltaufwand 48 30<br />
Unterhalt und Reparaturen 112 115<br />
Anlagenutzung 120 100<br />
Abschreibungen 922 279<br />
Debitorenverluste 0 0<br />
Mietzinsen 15 15<br />
Energieaufwand und Wasser 94 95<br />
Zinsaufwand auf Umlaufvermögen 0 0<br />
Verwaltungs- und Informatikaufwand 346 239<br />
Übriger patientenbezogener Aufwand 69 48<br />
Übriger nicht patientenbezogener Aufwand 75 75<br />
<strong>Klinik</strong>schule 50 43<br />
Ergebnis 91 35<br />
<strong>Klinik</strong>leiter und Chefarzt<br />
Fisch Robert<br />
Dr. med., Facharzt,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
Ärztliche Leitung<br />
Müller-Knapp Ulrich<br />
Dr. med., Facharzt<br />
Leitender Arzt<br />
Schwarzmaier Stephan Dr. med., Facharzt,<br />
Oberarzt<br />
Verwaltungsleiter<br />
Geiger Erwin<br />
Betriebsökonom FH, MAS<br />
FHO in Health Service<br />
Management, Mitglied<br />
der Geschäftsleitung<br />
Leiter Pflege / Pädagogik<br />
Villabruna-Belt John Dipl. Pflegefachmann HF/<br />
Organisationsentwickler<br />
und Coach IAS<br />
Leiter <strong>Klinik</strong>schule<br />
Walser Benno<br />
Sekundarlehrer,Schulischer<br />
Heilpädagoge<br />
Ärztliche Behandlung, Therapie und Elternarbeit<br />
Beck Sabine<br />
Dipl. Psychologin KJP<br />
Christodoulakis Ioannis med. pract. Assistenzarzt<br />
Dudler Rahel<br />
lic. phil. Psychologin<br />
Hasa Nicole<br />
lic. phil. Psychologin<br />
Hengartner Werner Sozialpädagoge<br />
Kunz Natalia<br />
Dr. phil. Psychologin<br />
Lothenbach Peter lic. phil. Psychologe<br />
Nick Eva<br />
M. Sc. FH Psychologin<br />
Ramsauer Sandra lic. phil. PG Psychologin<br />
Romano Giuseppe Dipl. Musiktherapeut<br />
SFMT<br />
Siegele Tina<br />
Körpertherapeutin<br />
Staroszynski Sabine Dipl. Kunsttherapeutin FH<br />
Uggowitzer Franziska Psychologie-Praktikantin<br />
Ulmann Salome lic. phil. Psychologin<br />
Weiznenegger Bendedict M. Sc. Psychologe<br />
Sozialarbeit<br />
Bärlocher Regula Dipl. Sozialarbeiterin FH<br />
Huber Daniela Dipl. Sozialpädagogin HF<br />
Thum Monika Dipl. Sozialarbeiterin FH<br />
Stationsleitungen Pflege / Pädagogik<br />
Harder Roland Dipl. Sozialpädagoge FH<br />
Saladin Renate Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Strässle Manuela Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Stationsleitungen Stv. / Gruppenleitungen<br />
Erni-Koller Karin Dipl. Sozialpädagogin HF<br />
Michael Linard Betreuer<br />
Peterer Marcel Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Walczewski Irene Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Pflege und Pädagogik<br />
Allen Christine Dipl. Sozialpädagogin HF<br />
Ammann Oswald Ursula Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Arnold Barbara Praktikantin<br />
Benz Deborah Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Brunett Ivan<br />
Dipl. Sozialpädagoge HF<br />
Bürgi Yvonne<br />
Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Büttel Marlen<br />
Betreuerin Agogis<br />
Burghoff Afra<br />
Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Dahinden Gabriel Sozialpädagoge i.A.<br />
Dopfer Matthias Dipl. Sozialpädagoge FH<br />
Duss Simon<br />
Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Duss Susanne<br />
Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Eicher Jasmin<br />
Sozialpädagogin i.A.<br />
Feller Francine Sozialpädagogin i.A.<br />
Forrer Lena<br />
Betreuerin<br />
Goldinger Miriam Praktikantin<br />
Grad Veronika Teresa Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
47
Hatt Jan<br />
Dipl. Sozialpädagoge FH<br />
Heim Simone<br />
Betreuerin<br />
Heisel Michael Agoge<br />
Herren Bianca Dipl. Sozialpädagogin HF<br />
Hirschi Anic<br />
Sozialpädagogin i.A.<br />
Hofer Karina<br />
Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Hollenstein Myriam Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Hollenstein Susan Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Iselin Alex<br />
Sozialpädagoge i.A.<br />
Jenni Sarina<br />
Praktikantin<br />
Juhnke Susanne Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Kalb Alexander Dipl. Sozialpädagoge FH<br />
Kalousek Ralf<br />
Dipl. Sozialpädagoge FH<br />
Kaltenbacher Andreas Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Linser Tobias<br />
Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Majoleth Carmen Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Majoleth Robert Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Matt Corinne<br />
Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Mayer Sebastian Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Müller Rafael Johannes Sozialpädagoge i.A.<br />
Munz Honorio Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Orosz Ojeda Nathalie Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Pohl Julia<br />
Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Preissler Denise Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Rauber Kay<br />
Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Rullo Livia<br />
Praktikantin<br />
Ruoss Yvonne Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Scheck Andrea Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Scheer Dominique Maria Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Schiemann Isabell Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Schindler Dieter lic. phil., Psychologe<br />
Schmid Fabienne Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Schrezenmeir Pauline Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Seufert Sven<br />
Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Sosnowski Stefan Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Suhner Deborah Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Thurnher Mark lic. phil., Psychologe<br />
Tschopp Susi<br />
Dipl. Pflegefachfrau HF<br />
Vogel Stephan Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Warth Linda<br />
Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Wick Demian<br />
Dipl. Pflegefachmann HF<br />
Zehr Miriam<br />
Dipl. Sozialpädagogin HF<br />
Zgraggen Linda Praktikantin<br />
Ausbildungsverantwortliche Pflege/Pädagogik<br />
Müller Evelyn<br />
Dipl. Sozialpädagogin FH<br />
Lehrer und Schulassistenten<br />
Bolli Alexandra Schulassistentin<br />
Bolt Katharina Reallehrerin<br />
Frei Alexandra Schulassistentin<br />
Hanselmann Nadine Schulassistentin<br />
Hohmann Michael Schulischer Heilpädagoge<br />
Kalt-Schaumann Gabriele Primarlehrerin<br />
Keller Käthi<br />
Lehrerin für Handarbeit<br />
Krucker Daniela Primarlehrerin<br />
Meier-Meyer Ruth Schulische Heilpädagogin<br />
Poltera Federica Schulassistentin<br />
Rohrer Angela Schulassistentin<br />
Rüegg Peter<br />
Werkstattleiter<br />
Schönenberger Mariette Schulische Heilpädagogin<br />
Wittenwiler Andreas Schulischer Heilpädagoge<br />
Zuberbühler Daniel Sekundarlehrer<br />
Verwaltung<br />
Eugster Monika<br />
Hofstetter Corinne<br />
Lüthi Barbara<br />
Müller Christa<br />
Ruckstuhl Susanna<br />
<strong>Klinik</strong>küche<br />
Bianchera Sandrine<br />
Bruhin Rico<br />
Egli Silvia<br />
Skurkova Dana<br />
Stacher Irena<br />
Verwaltungsangestellte<br />
Personalfachfrau<br />
Sekretärin<br />
Dipl. Betriebswirtschafterin<br />
FH<br />
Verwaltungsangestellte<br />
Mitarbeiterin<br />
Koch, Leiter <strong>Klinik</strong>küche<br />
Köchin<br />
Mitarbeiterin<br />
Mitarbeiterin<br />
Hausdienst<br />
Ammann Sandra Mitarbeiterin<br />
Brändle Rosa<br />
Mitarbeiterin<br />
Brühwiler Elsy<br />
Mitarbeiterin<br />
Demiri Shemsije Mitarbeiterin<br />
Frei Beatrix<br />
Mitarbeiterin<br />
Frühwirth Maria Leiterin Hausdienst<br />
Partenza Karin Mitarbeiterin<br />
Schönenberger Rosmarie Mitarbeiterin<br />
Schweizer-Altherr Rosmarie Mitarbeiterin<br />
Technischer Dienst<br />
Koller Urs<br />
Weber Matthias<br />
Jubilare <strong>2012</strong><br />
5 Jahre<br />
Heisel Michael<br />
Schindler Dieter<br />
Iselin Alex<br />
Stacher Irena<br />
Thum Monika<br />
Elektrotechniker,<br />
Leiter Technischer Dienst<br />
Mitarbeiter<br />
Stiftungsräte Stiftung <strong>Sonnenhof</strong><br />
Bütikofer Hans, Präsident<br />
Unternehmensberater, Mogelsberg<br />
Schlegel Bruno, Vizepräsident<br />
Heilpädagoge und Logopäde, Degersheim<br />
Brunschwiler Willi<br />
lic. iur., Flawil<br />
Dermont Linus<br />
lic. oec. HSG, St. Gallen<br />
Egger Cornelia<br />
Schulische Heilpädagogin, Wattwil<br />
Heer Hanspeter<br />
Prof. lic. phil., Kantonsschullehrer, Wattwil<br />
Sinkovec Gregor<br />
lic. oec. HSG et MBE HSG<br />
Leiter Dienste für Personal und Finanzen,<br />
Gesundheitsdepartement, St. Gallen<br />
Vogt Kurt<br />
Bauingenieur, Andwil<br />
Supervisoren<br />
von Aster Sigrid<br />
Dr. phil., Psychotherapeutin FSP, Zürich<br />
Garstick Egon<br />
Psychotherapeut SPV, Zürich<br />
Grosz Pedro<br />
Dipl. Psychoanalytiker, Zürich<br />
Marburg Fritz<br />
Prof., Kunsttherapeut GPK, Ennenda<br />
Chefärzte<br />
Dr. Walter Züblin 1954 – 1961<br />
Dr. Hermann Städeli 1961 – 1992<br />
Dr. Michel Egi 1992 – 1997<br />
Dr. Robert Fisch 1997 – <strong>2012</strong><br />
Dr. Ulrich Müller-Knapp ab <strong>2013</strong><br />
10 Jahre<br />
Geiger Erwin<br />
48<br />
15 Jahre<br />
Fisch Robert<br />
Demiri Shemsije<br />
Brunett Ivan<br />
49
kliniksonnenhof<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrisches<br />
Zentrum<br />
<strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />
<strong>Sonnenhof</strong>strasse 15<br />
9608 Ganterschwil SG<br />
Telefon 071 983 26 33<br />
Telefax 071 982 71 31<br />
sonnenhof@kjpz.ch<br />
www.kjpz.ch<br />
Frauenfeld<br />
Winterthur<br />
Wil<br />
St. Gallen<br />
Zürich<br />
Wetzikon<br />
Bütschwil<br />
Ganterschwil<br />
Wattwil<br />
Appenzell<br />
Wädenswil<br />
Rapperswil<br />
Wildhaus<br />
Wil<br />
Weesen<br />
Buchs<br />
Bazenheid<br />
Flawil<br />
Glarus<br />
Sargans<br />
Lütisburg<br />
Ganterschwil<br />
Bütschwil<br />
Wattwil