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Jahresheft 2013 Jahresbericht 2012 - Klinik Sonnenhof

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Organisationsentwicklung<br />

im Bereich Pflege/Pädagogik<br />

20<br />

Als ich vor anderthalb Jahren die Stelle des Leiters<br />

Pflege/Pädagogik antrat, war es mein Ziel, meinen<br />

Bereich so zu leiten, dass ein offenes Klima Sicherheit<br />

vermittelt und prozessorientiertes Handeln ermöglicht.<br />

Sowohl die Kinder und Jugendlichen als<br />

auch die Mitarbeitenden sollen sich während ihrer<br />

Zeit in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong> wohlfühlen können<br />

und dürfen.<br />

In «Entwickeln-lassen» liegt meines Erachtens der<br />

Schlüssel zum Erfolg in der heutigen Gesellschaft.<br />

Nach meinem Führungsverständnis leben wir in<br />

einer Gesellschaft, in der man sich nicht mehr<br />

vorwiegend durch Druck oder Expertenwissen<br />

vorschreiben lässt, wie gearbeitet werden muss.<br />

Die ständige Entwicklung einer Organisation kann<br />

mit verschiedenen Modellen beschrieben werden.<br />

Gemäss Flügelradmodell von Glasl besteht eine Organisation<br />

aus sieben Wesenselementen, welche<br />

über drei Subsysteme verteilt sind:<br />

• Struktur<br />

• Menschen, Gruppe<br />

• Einzelfunktionen<br />

und Klima<br />

Soziales<br />

Subsystem<br />

Kulturelles<br />

Subsystem<br />

• Identität<br />

• Strategie, Policy<br />

Kernaufgaben<br />

Technisch<br />

instrumentelles<br />

Subsystem<br />

Abläufe<br />

• Prozesse und<br />

• Psychische Mittel<br />

Dieses Modell sagt voraus, dass die Entwicklung<br />

einer Organisation am besten vorankommt, wenn<br />

alle drei Subsysteme miteinander im Einklang sind.<br />

Legt man zugrunde, dass in der <strong>Klinik</strong> <strong>Sonnenhof</strong><br />

das Soziale Subsystem aus inhaltlichen Gründen<br />

eine wesentliche Rolle spielt und unter Umständen<br />

auch durch die Akzentuierung des Technisch-instrumentellen<br />

Systems belastet wurde (z.B. durch<br />

Planung und Realisierung des Neubaus in den letzten<br />

Jahren), wird deutlich, dass der Fokus der zukünftigen<br />

Organisationsentwicklung auf dem sozialen<br />

Subsystem liegen muss.<br />

Der Fokus auf das Soziale Subsystem<br />

Das Soziale Subsystem enthält die folgenden drei<br />

Wesenselemente:<br />

Struktur: Damit ist unter anderem die Struktur der<br />

Gesamtorganisation, die regionale Verankerung,<br />

die Gliederung und die Zusammenhänge der diversen<br />

Prozesse (Qualitätsmanagement), Hierarchien<br />

der Organisation, die Durchschaubarkeit und<br />

Flexibilität der Organisation und der Entscheidungsspielraum<br />

in den diversen Prozessen gemeint.<br />

Menschen, Gruppe, Klima: Damit ist unter anderem<br />

das Arbeitsklima im Allgemeinen, Arbeitsmotivation,<br />

Leistungsbereitschaft, Führungsstil, Offenheit<br />

gegenüber Neuerungen, Zusammenarbeit in<br />

der Führung, Umgang mit Konflikten und Fehlern,<br />

Zusammenarbeit in den Teams, Qualifikation der<br />

Mitarbeitenden, Aus- und Weiterbildung und persönliche<br />

Entwicklungschancen gemeint.<br />

Einzelfunktionen: Damit ist unter anderem die<br />

Schnittstellenproblematik, die Verantwortungsgebiete,<br />

Klarheit der Aufgabenverteilung, Klarheit der<br />

Entscheidungskompetenzen, das Delegieren, die<br />

Regelung der Stellvertretungen, Rechte und Pflichten<br />

der Mitarbeitenden, Planungs-, Kontroll- und<br />

Koordinationsfunktionen gemeint.<br />

In der Philosophie unserer Organisationsentwicklung<br />

werden Mitarbeitende von Beteiligten zu Betroffenen,<br />

indem sie aktiv in den Veränderungsprozess<br />

mit einbezogen werden. Der Schwerpunkt der<br />

Entwicklung liegt auf dem Organisationsteam und<br />

dem individuellen Lernen. Das Aktivieren von eigenen<br />

Fähigkeiten bei den Mitarbeitenden schafft<br />

Problemlösungskompetenz. Das Denken des gesamten<br />

Systems soll auf verschiedenen Ebenen<br />

stattfinden und durch Prozesse und Ergebnisse<br />

sichtbar werden.<br />

Wenn wir diese Anforderungen an uns selbst, unsere<br />

Teams und die Gesamtorganisation stellen,<br />

wird die Bereitschaft zum Mitdenken, sich zu engagieren<br />

und mit zu gestalten grösser. Mitarbeitende<br />

werden eine grössere Akzeptanz entwickeln für<br />

Veränderungen, die sie selbst mit aufgebaut haben.<br />

Sie werden Prozesse auf ihre eigene Art und<br />

Weise antreiben und werden dadurch Beteiligte<br />

der Entwicklung. Sie werden für diese Prozesse Verantwortung<br />

übernehmen und teilweise Kompetenzgrenzen<br />

überschreiten, weil man in der Regel<br />

noch nicht genau weiss, wo die Grenzen denn eigentlich<br />

sind, wenn man zur aktiven Teilnahme<br />

eingeladen, vielleicht sogar aufgefordert wird.<br />

Wenn Grenzen überschritten werden und Konflikte<br />

und Krisen entstehen, dürfen diese als Lernmoment<br />

aufgenommen und angegangen werden.<br />

Krisen werden somit Chancen im Entwicklungsprozess.<br />

Daraus kann eine neue Organisationskultur<br />

entstehen.<br />

Meine Vision ist, im Bereich einen Freiraum entstehen<br />

zu lassen, der es ermöglicht, sich in aller Offenheit<br />

miteinander im Entwicklungsprozess zu bewegen.<br />

Um diese Vision auch umsetzen zu können, ist<br />

es wichtig, dass die Anforderungen aus den drei<br />

Wesenselementen des Sozialen Subsystems klar<br />

erarbeitet werden.<br />

Was bis jetzt erarbeitet wurde<br />

Nach fast zweijähriger Entwicklung ist bereits sehr<br />

viel umgesetzt worden:<br />

– Die vierzehn offenen Vollzeitstellen, welche am<br />

Anfang meiner Tätigkeit zu besetzen waren, sind<br />

seit Längerem besetzt, und die Fluktuation konnte<br />

von über 40% auf 15% gesenkt werden. Dies<br />

wirkt sich positiv auf die Kontinuität im Betrieb<br />

aus.<br />

– Das Kaderteam des Bereichs wurde von elf auf<br />

acht reduziert, was uns flexibler und speditiver in<br />

der Entscheidungsfindung macht.<br />

– Alle Leitungsstellen sind durch sehr engagierte<br />

und prozessorientierte Mitarbeitende besetzt.<br />

Die Arbeit der Stationsleitungen und deren Vertretungen<br />

sind durch die gemeinsam erstellten<br />

Stellenbeschreibungen klar definiert.<br />

– Eine Stelle, die sich ausschliesslich um unsere<br />

Praktikantinnen und Auszubildende kümmert,<br />

wurde geschaffen.<br />

– Die Hierarchien wurden klar geregelt.<br />

– Die Sitzungsstruktur des Kaders wurde optimiert,<br />

diejenige der Teams ist in Entwicklung.<br />

– Das Qualitätsmanagement wurde weitgehend<br />

überarbeitet.<br />

– Die Aufgaben im Bereich wurden klar verteilt.<br />

– Die Durchschaubarkeit des Bereichs wurde klarer<br />

definiert und die Zusammenarbeit im Kader wurde<br />

aktiv angegangen und verbessert.<br />

– Die Verantwortung für den Inhalt von Projekten<br />

wurde über alle Hierarchiestufen verteilt.<br />

– Es wurde ein Treffpunkt ins Leben gerufen. Hier<br />

kann sich der ganze Bereich zum Austausch über<br />

die für die Stationsmitarbeitenden wichtigen<br />

Themen treffen.<br />

– Die bessere Zusammenarbeit mit den anderen<br />

Bereichen ist in Entwicklung.<br />

– Wir leben einen offenen Umgang mit Konflikten,<br />

und die Zusammenarbeit in den Teams wird<br />

Schritt für Schritt besser.<br />

Mir ist bewusst, dass es noch einige «Baustellen»<br />

gibt, aber die Basis für eine gemeinsame Entwicklungsphilosophie<br />

ist gelegt. Ich bin mir bewusst,<br />

dass eine Umsetzung nicht immer so einfach sein<br />

wird, wie ich sie hier beschrieben habe. Ich freue<br />

mich weiterhin auf die Zusammenarbeit in den<br />

Prozessen, Entscheidungen, Entwicklungen und<br />

Auseinadersetzungen, die uns immer näher an das<br />

Ziel führen werden, den Bereich so zu gestalten,<br />

dass ein offenes Klima Sicherheit vermittelt um<br />

prozessorientiertes Handeln zu ermöglichen.<br />

John Villabruna-Belt<br />

Leiter Pflege/Pädagogik<br />

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