28.03.2014 Aufrufe

Download

Download

Download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

Bild 31: Gefüge einer Y2-Probe mit 4,03 % Si, 3,01 % C und 1,0 % Mn, geätzt (R m = 581 MPa;<br />

Rp 0,2 = 486 MPa, A = 19,8 %).<br />

gefärbt. Die höchsten Si-Gehalte befinden<br />

sich im Bereich der Graphitkugeln (Bild<br />

25 a), dem Erstarrungsbeginn (umgekehrte<br />

Seigerung des Siliciums). Bei dem Vergleich<br />

der Bilder 25 a und b ist auffällig,<br />

dass bei einem Si-Gehalt von 4,18 % die<br />

Farbverteilung und damit offenbar die Siliciumverteilung<br />

gleichmäßiger ist<br />

(Bild 25 b) als bei einem Si-Gehalt von<br />

2,39 % – ein qualitativer Hinweis darauf,<br />

dass die Siliciumkonzentrationsunterschiede<br />

bei 4,18 % Si geringer sind als bei<br />

2,39 % Si. Aus diesem Grund wurde das<br />

Seigerungsverhalten von Silicium und<br />

Mangan bei vergleichbarer Erstarrungsgeschwindigkeit<br />

und unterschiedlichen<br />

Gehalten mittels Mikrosonde untersucht.<br />

Gemessen wurden jeweils die Siliciumund<br />

Mangankonzentrationsverläufe zwischen<br />

zwei Graphitkugeln. Die Mikrosondenmessergebnisse<br />

werden an zwei Beispielen<br />

– für 2,39 % Si und für 5 % Si – in<br />

den Bildern 26 und 27 im Detail dargestellt<br />

und diskutiert.<br />

Bei einem mittleren, mittels Spektrometer<br />

bestimmten Si-Gehalt von 2,39 % und<br />

bei einem Mangangehalt von 0,14 % wurde<br />

ein maximaler Si-Gehalt von 2,6 % in<br />

der näheren Umgebung einer Graphitkugel<br />

gemessen. Das Minimum im Siliciumverlauf<br />

zwischen den Graphitkugeln lag<br />

bei 2,17 %. Der gemessene Mangangehalt<br />

stieg von 0,135 % auf im Mittel 0,165 %.<br />

Das Minimum des Siliciumverlaufs und das<br />

Maximum des Mangangehalts befinden<br />

sich in gleichen Entfernungen zwischen<br />

den Graphitkugeln. Dies ist die Stelle, an<br />

der die Restschmelze zwischen zwei Kugeln<br />

erstarrt, und damit das Gebiet mit der<br />

maximalen Seigerung der Elemente. Die<br />

gemessene maximale Differenz zwischen<br />

Maximal- und Minimalgehalt beträgt für<br />

Silicium 0,43 %, für Mangan 0,04 %. Die Seigerungsprofile<br />

für einen mittleren, mittels<br />

Spektrometer gemessenen Si-Gehalt von<br />

5 % und einen mittleren Mn-Gehalt von<br />

0,38 % sind in Bild 27 dargestellt. Der maximal<br />

gemessene Si-Gehalt (Si max ) beträgt<br />

4,95 %, der Minimalwert 4,74 % Si (Si min ) mit<br />

einer Differenz von 0,21 % Si. Die gemessene<br />

Differenz der Mn-Gehalte (0,49 % Mn max<br />

und 0,29 % Mn min ) beträgt 0,2 % Mn. Die Differenzen<br />

der Minimal- und Maximalwerte<br />

der Seigerungsprofile entsprechen dem Seigerungsverhalten<br />

der jeweiligen chemischen<br />

Zusammensetzung der Ausgangslegierung.<br />

Werden diese Differenzen für alle<br />

untersuchten Proben über dem absoluten<br />

Elementgehalt dargestellt, so können Aussagen<br />

über das Seigerungsverhalten bei<br />

steigenden Legierungsanteilen gemacht<br />

werden. Bei zunehmendem Siliciumgehalt<br />

wird die Differenz zwischen Si max und Si min<br />

tendenziell kleiner (Bild 28), was bedeutet,<br />

dass sich die Siliciumsei gerungen mit steigendem<br />

Si-Gehalt verringern.<br />

Ein dem Silicium entgegengesetztes Seigerungsverhalten<br />

zeigt Mangan (Bild 29).<br />

Mit zunehmendem Mangangehalt nehmen<br />

die Manganseigerungen zu. S. Karsay beschreibt<br />

in [22] schematisch den Konzentrationsverlauf<br />

von Mn bei einem Ausgangsgehalt<br />

von 0,5 % Mn. Bei einem derartigen<br />

durchschnittlichen Mn-Gehalt reichert sich<br />

Mn bis zu 4 % an und bildet aus diesem<br />

Grund Mn-Carbide in den Restschmelzebereichen.<br />

Deshalb empfiehlt S. Karsay den<br />

Mn-Gehalt auf 0,25 % zu begrenzen. Diese<br />

Aussage gilt jedoch ausschließlich für normal<br />

übliche Si-Gehalte in EN-GJS.<br />

Einfluss von carbid- und perlitstabilisierenden<br />

Elementen wie Mn, Cr, und V. Die<br />

Elemente Mn, Cr und V sind die Elemente,<br />

die am häufigsten in unlegiertem und niedrig<br />

legiertem Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

zur Perlit- und Carbidbildung führen können.<br />

Nach den Untersuchungen von<br />

G. Wolf, W. Stets und U. Petzschmann<br />

[7, 8] hängen die statischen mechanischen<br />

Eigenschaften vor allem vom Perlitgehalt<br />

ab, während die dynamischen mechanischen<br />

Eigenschaften überwiegend vom Carbidanteil<br />

im Gefüge abhängen und sich mit<br />

zunehmendem Carbidanteil vermindern.<br />

Durch steigende Siliciumgehalte wird die<br />

Bildung von carbidfreien Gefügestrukturen<br />

gefördert [10]. Auf Grund hoher Abkühlungsgeschwindigkeiten,<br />

bekannt als<br />

Weißeinstrahlung, können sich Fe 3 C-Carbide<br />

auch ohne Beteiligung von carbidbildenden<br />

Elementen ausscheiden. Silicium wirkt<br />

auch hier der Weißeinstrahlung entgegen.<br />

Der Einfluss von nennenswerten Gehalten<br />

an perlit- und carbidstabilisierenden<br />

Elementen wurde in mehreren Versuchen<br />

exemplarisch untersucht. Bei diesen Versuchen<br />

wurden Schmelzen erstellt und für<br />

die entsprechenden Elementgehalte, bei<br />

denen Carbidausscheidungen zu erwarten<br />

waren – max. 1,0 % Mn, max. 0,6 % Cr, max.<br />

0,26 % V und max. 0,17 % Ti – Y-2- (25 mm<br />

Dicke) und Y-4-Proben (75 mm Dicke) gegossen.<br />

Aus den Probekörpern wurden Zugstäbe<br />

und Schliffe herausgearbeitet und<br />

geprüft. Nach der Auswertung der metallographischen<br />

Untersuchungen wurden<br />

thermodynamische Berechnungen der Phasenanteile<br />

mit den bekannten chemischen<br />

Zusammensetzungen der Legierungsversuche<br />

durchgeführt, um anschließend<br />

Grenzgehalte simulieren zu können, bei<br />

denen Carbide in nennenswerten Anteilen<br />

im Gefüge auftreten.<br />

In Bild 30 sind die statischen mechanischen<br />

Eigenschaften der Legierungsversuche<br />

im Vergleich zum unlegierten Werkstoff<br />

dargestellt. Für die eingestellten Legierungsgehalte<br />

konnte in dem<br />

untersuchten Bereich kein signifikanter<br />

Einfluss der einzelnen Elemente auf die<br />

mechanischen Eigenschaften von getrennt<br />

gegossenen Proben im Vergleich zu den<br />

unlegierten Proben festgestellt werden. Eine<br />

Ausnahme bildet das Element Chrom.<br />

Bei einem Gehalt von 0,6 % Cr liegen die<br />

Bruchdehnungen mit 10 % bzw. 14 % niedriger<br />

als bei den unlegierten Schmelzen,<br />

die Normwerte nach DIN EN 1563 für<br />

EN-GJS-600-10 werden aber erfüllt.<br />

Die metallographischen Untersuchungen<br />

haben ergeben, dass sich in den untersuchten<br />

Legierungsbereichen bei keiner Probe<br />

Carbide ausgeschieden haben. In Bild 31<br />

ist das Grundgefüge für einen Legierungsgehalt<br />

von 1 % Mn wiedergegeben. Das<br />

Grundgefüge besteht zu 100 % aus Ferrit.<br />

Das Grundgefüge der Schmelze mit<br />

0,63 % Cr (Bild S. 34) enthält etwa 25 % Perlit,<br />

jedoch keine Carbideinschlüsse. Kom-<br />

46 Giesserei 100 07/2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!