Kultur Berlin - Kulturnews
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MUSEEN // BERLIN<br />
Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Michael Eissenhauer<br />
(*1956 in Stuttgart) war zunächst am Germanischen<br />
Nationalmuseum Nürnberg und am Deutschen<br />
Historischen Museum tätig, bis er 1995 die Leitung<br />
der Kunstsammlungen der Veste Coburg übernahm.<br />
2001 wurde er Direktor der Museumslandschaft<br />
Hessen Kassel. Seit 2008 verantwortet er als<br />
Generaldirektor die Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong>.<br />
Foto: © Staatliche Museen<br />
zu <strong>Berlin</strong>/Thomas Meyer<br />
<strong>Kultur</strong>//<strong>Berlin</strong>: Herr Eissenhauer, als Generaldirektor der Staat -<br />
lichen Museen zu <strong>Berlin</strong> sind Sie zugleich auch Bauherr einer der<br />
größten Dauerbaustellen der Republik. Wann wird die Sanie -<br />
rung der Museumsinsel voraussichtlich abgeschlossen sein?<br />
Michael Eissenhauer: Der 1999 beschlossene Masterplan<br />
Mu seums insel sieht Baumaßnahmen für eine Dauer von fast<br />
30 Jahren vor. Gerade hat die Sanierung des Nordflügels des<br />
Pergamonmuseums begonnen, in den das Museum für Isla mi sche<br />
Kunst mit der berühmten Mschatta-Fassade einziehen wird. Die<br />
Fertigstellung ist für 2019 geplant.<br />
In einem zweiten Bauabschnitt<br />
wird ein vierter Flügel für das<br />
„Ein großer<br />
Gewinn für<br />
die Kunst und<br />
für <strong>Berlin</strong>“<br />
Michael Eissenhauer ist nicht nur<br />
Herr über die Museumsinsel, eine der bedeutendsten<br />
<strong>Kultur</strong>stätten Deutschlands, sondern auch<br />
Leiter des größten Museenverbundes des Landes.<br />
Interview: Axel Schock<br />
Pergamonmuseum errichtet. Zur<br />
Vollendung des Masterplans fehlt<br />
neben der Errichtung der James-<br />
Simon-Galerie, unserem zentralen<br />
Eingangsgebäude, noch die Grund -<br />
instandsetzung des Alten Museums<br />
mit Werken der Antikensammlung<br />
und der zweite Sanierungs abschnitt<br />
der Kolonnaden hinter dem Perga -<br />
mon museum.<br />
<strong>Kultur</strong>//<strong>Berlin</strong>: Die nächsten Groß -<br />
bau stellen werden bereits in Angriff<br />
genommen: die Generalsanierung<br />
der Neuen Nationalgalerie und der<br />
Umbau der Gemäldegalerie. Wie<br />
sehen die Planungen derzeit aus?<br />
Eissenhauer: Mit der Sanierung der<br />
Neuen Nationalgalerie, einer Ikone<br />
der modernen Architektur, werden<br />
wir voraussichtlich 2015 beginnen. Ob die Gemäldegalerie um -<br />
gebaut wird, ist noch offen. Es besteht allgemeiner Konsens,<br />
dass wir dringend ein weiteres Museumsgebäude benötigen, denn<br />
unsere Bestände der Kunst des 20. Jahrhunderts befinden sich<br />
größtenteils seit Jahrzehnten im Depot. Unser Vorschlag ist,<br />
diese Werke in den Räumen der Gemäldegalerie auszustellen. Das<br />
neue Gebäude würden wir lieber für die Alten Meister und im<br />
Umfeld der Museumsinsel errichten: Dort wurden die Ge mälde<br />
früher gemeinsam mit den Skulpturen gesammelt und ausgestellt,<br />
und an diese Tradition möchten wir gerne anknüpfen.<br />
<strong>Kultur</strong>//<strong>Berlin</strong>: Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass die<br />
Gemäldegalerie über eine der weltweit bedeutendsten Samm -<br />
lungen europäischer Malerei des 13. bis 18. Jahrhunderts verfügt.<br />
Müsste <strong>Berlin</strong> nicht genauso stolz auf Tizian, Caravaggio<br />
und Cranach sein wie auf Nofretete und den Pergamonaltar?<br />
Eissenhauer: Unbedingt! Keine andere Altmeistersammlung der<br />
Welt wurde so systematisch und enzyklopädisch aufgebaut wie<br />
unsere. Dies führt auch dazu, dass es kaum eine international<br />
bedeutsame Ausstellung gibt, in der nicht Leihgaben aus <strong>Berlin</strong><br />
vertreten sind. Mit mehr als 300 000 Besuchen im Jahr ist die<br />
Gemäldegalerie auch eine der bestbesuchten Altmeister samm -<br />
lungen in Deutschland. Und darauf sind wir tatsächlich sehr stolz!<br />
<strong>Kultur</strong>//<strong>Berlin</strong>: Wenn alles nach Plan<br />
läuft: Wie wird sich das <strong>Kultur</strong> -<br />
forum in fünf Jahren für den<br />
Besucher präsentieren?<br />
Eissenhauer: Schon heute ist das<br />
<strong>Kultur</strong>forum unsere zweite Mu -<br />
seum s insel und ein Zentrum für die<br />
europäische Kunst von der frühen<br />
Neuzeit bis in die Gegen wart. Hier<br />
sind aber nicht nur Ge mälde -<br />
galerie, Kupferstich kabinett, Kunst -<br />
bibliothek, Kunst gewerbe museum<br />
und Neue National galerie beheimatet,<br />
sondern auch das Staatliche<br />
Institut für Musik forschung mit<br />
dem Musik instru mentenmuseum,<br />
das Ibero-Ameri kanische Institut<br />
und die Staats bibliothek, die<br />
<strong>Berlin</strong>er Phil harmoniker sowie die<br />
St. Matthäus-Kirche. Bereits für den<br />
Sommer 2014 planen wir ein ge -<br />
meinsames großes Fest und arbeiten<br />
parallel gemeinsam mit der <strong>Berlin</strong>er Senatsverwaltung intensiv<br />
daran, das Gelände auch städtebaulich weiterzuentwickeln.<br />
<strong>Kultur</strong>//<strong>Berlin</strong>: Als Generaldirektor sind Sie Herr über 15 Samm -<br />
lungen. Finden Sie noch die Muße, sich ganz losgelöst von allen<br />
beruflichem Denken einer Ausstellung zu widmen?<br />
Eissenhauer: Ich gehe oft und sehr gerne ins Museum – auch,<br />
wenn ich mich dabei natürlich nicht komplett von beruflichem<br />
Denken lösen kann. Ihren Lesern kann ich aber aktuell das<br />
im März 2013 wiedereröffnete Museum Berggruen empfehlen.<br />
Es war einige Jahre geschlossen, und wir präsentieren in dem<br />
sehr schön sanierten und erweiterten Gebäude mit Werken von<br />
Picasso, Klee und Giacometti wunderbare Bestände der<br />
Klassischen Moderne aus der Sammlung Berggruen.<br />
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