zum 50. Hochzeitstag - Bad Schmiedeberg
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Nr. 5/2010 - 11 -<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Schmiedeberg</strong><br />
Pretzsch (Elbe)<br />
Stadtsanierung in Pretzsch rückt vor<br />
Zurzeit wird die Stadtsanierung mit der Neugestaltung des Markplatzes<br />
fortgeführt.<br />
Im Vorfeld wurden im vergangenen Jahr die Kanäle für Abwasser<br />
und Regenwasser verlegt.<br />
Nun kommen die Pflasterer: Natursteinpflaster, auf die Gehwege<br />
kommen Klinkersteine.<br />
Der Markt war schon zu Zeiten der damaligen Burgherren der<br />
Fam. Loeser räumlicher Mittelpunkt der Stadt.<br />
In der „Stiftung der Fischer im Städtgen Prezsch von A. 1444“<br />
steht:<br />
Der Fischmarkt fand alle Freitage statt. Das Vorkaufsrecht hatten<br />
stets die Loesers.<br />
Meist waren es die Fischerfrauen, die ihre Ware verkauften.<br />
Neben kleineren Märkten wurden jährlich zwei große Märkte<br />
genannt: Palmsonntag und der Montag vor Weihnachten. Dazu<br />
kam später ein Herbstmarkt.<br />
Da die Loesers das Markrecht besaßen, baten die Pretzscher Bürger<br />
1567 den damaligen sächsischen Kurfürsten August (1526 -<br />
1586) um eine Genehmigung für einen öffentlichen Wochenmarkt.<br />
Die Antwort kam prompt:<br />
Nachdem um unsere lieben Getreuen, die Einwohner von Pretzsch,<br />
untertänigst gebeten haben, ihnen zur Aufnahme und Besserung<br />
ihrer Nahrung einen öffentlichen Wochenmarkt zu gestatten erteile<br />
ich die Genehmigung.<br />
Überliefert ist aus der Zeit um 1500, dass ein Bauer aus Ogkeln<br />
auf dem Markt durch den Verkauf seiner Produkte viele Taler in<br />
der Tasche hatte. Auf dem Heimweg in Richtung Golmer Weinberg<br />
wurde er erschlagen. Der Mörder wurde aber nicht gehängt,<br />
sondern durch ein Sühnekreuz konnte er sich freikaufen. Es ist<br />
das linke Sandsteinkreuz im ehemaligen Kurpark. Bis nach 1980<br />
stand es an der Mordstelle am Golmer Weg.<br />
Ehemals floss ein Arm des Mühlbach über den Marktplatz, der<br />
keilförmig mit einer Länge von 150 Metern und einer Breite von<br />
50 Metern angelegt war.<br />
Das älteste Haus am Platz ist das „ehemalige Forstamt“, auch<br />
altes Forsthaus genannt.<br />
Das Fachwerkhaus, mit dem offenen Balkon (Galerie) aus Holz<br />
zu Hofseite, wurde Mitte des 17. Jahrhunderts gebaut. Um 1800<br />
kaufte der Fleischermeister Robert Nicolai das Haus.<br />
Bis <strong>zum</strong> 30-jähngen Krieg hat auf dem Markt ein Rathaus gestanden.<br />
Die sächsische Kurfürstin Christiane Eberhardine wollte es<br />
im Jahr 1726 wieder aufbauen lassen. Doch dazu kam es nicht,<br />
sie starb 1727. Alle Bittschriften der Pretzscher an den Dresdener<br />
Hof blieben erfolglos. 1790 wurde die Bauruine abgerissen.<br />
Erst um 1800 bekamen die Pretzscher ihr jetziges Rathaus.<br />
Überliefert ist die Geschichte über den Kammerzwerg der Christiane<br />
Eberhardine Gürge Heraldt. Sein tölpelhafter Ritt über das<br />
unverkaufte Geschirr am Ende des Töpfermarktes war nicht nur<br />
ein Spaß für die Zuschauer. Die Kurfürstin bezahlte den Schaden<br />
immer und unterstützte damit die Existenz der Töpfer und Händler.<br />
Das schöne Barockbauwerk, das Wieckhaus, wurde vom Amtsinspektor<br />
Gotthard Demisch 1723 gebaut. Erkennbar in der Architektur<br />
des Gebäudes ist der Einfluss des Baumeisters Matthäus<br />
Daniel Pöppelmann. An der linken Seite des Hauses befindet sich<br />
eine Gedenktafel mit der Aufschrift, dass der berühmte Musikpädagoge<br />
Friedrich Wieck 1785 in diesem Gebäude geboren<br />
wurde. Die beiden Töchter Clara und Marie wollten damit ihren<br />
Vater ehren.<br />
Das ehrenwürdige Haus hat viel erlebt. So steht in der umfangreichen<br />
Chronik des Diakons Johann Gottlieb Tepohl:<br />
Am 15 May1821 ist der Kaufmann Friedrich Wilhelm Weber, Besitzer<br />
des Hauses nr. 85 am Markte in Folge eines ihm auf den Kopf<br />
gefallenen Zuckerhuts, welchen er auf einer Ladentreppe stehend<br />
herunterlangen wollen, gestorben.<br />
Aus dem Jahr 1780 wird berichtet, dass Joh. Heinr. Hilfert, Goldschmied<br />
aus <strong>Schmiedeberg</strong>, auf dem Markt falsche Gulden ausgegeben<br />
hat. Er wurde festgenommen und saß 3 Jahre lang in<br />
Pretzsch in Fronstrafe. Falschmünzer wurden <strong>zum</strong> Tode verurteilt.<br />
Sein Urteil lautete: Tod durch das Schwert. Der Kurfürst Friedrich<br />
August begnadigt ihn mit lebenslänglicher Zuchthausstrafe in Torgau.<br />
Bei einer günstigen Gelegenheit ist er jedoch dort entflohen<br />
und nicht wieder gesehen worden.<br />
Das Kriegerdenkmal, ein Sandsteinobelisk mit Inschrift und eisernem<br />
Reliefmedaillon von Kaiser Wilhelm I., erinnert an die Gefallenen<br />
der Kriege 1866 und 1870/71.<br />
Vor dem Kriegerdenkmal fanden bis 1945 fast in jedem Jahr<br />
Gedenkfeiern statt.<br />
Interessant ist ein Zeitungsbericht eines Kurgastes in der Lokalzeitung<br />
„Freiheit“, erschienen 1970:<br />
Imponiert hat mich das Ernst Thälmann Denkmal. Nur eins gefiel<br />
mir nicht, das Denkmal vom Kaiser Wilhelm, das auf dem Markt<br />
steht und die Inschrift trägt „Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben<br />
hat.“ Ich glaube, hier sollten sich Stadtväter etwas einfallen<br />
lassen, denn es hat doch absolut keine Existenzberechtigung mehr.<br />
Neben dem Denkmal wurde ebenfalls 1871 eine Friedenseiche<br />
gepflanzt. Robert Nicolai, der Vater von Frau Over, war mit dabei.<br />
Das damalige Bäumchen stammt aus dem Ochsengarten in Körbin.<br />
Fast hätte der Baum das Jahr 2002 nicht überlebt. Im Juni<br />
schlug ein Blitz in die Eiche. Der gesamte Markt war mit Blättern<br />
und abgesplittertem Holz bedeckt. Am Stamm schlitzte der Blitzschlag<br />
die Rinde von oben bis unten auf! Man legte einen Verband<br />
an und im darauf folgenden Frühjahr schlug die Eiche wieder<br />
aus.<br />
Gefeiert wurde viel in der ehemaligen Gaststätte zur Friedenseiche<br />
(Markt 3). An folgende Anekdote erinnern sich noch ältere<br />
Pretzscher Bürger:<br />
Der Vater des Besitzers der Gastwirtschaft „Zur Friedenseiche“<br />
in Pretzsch, Herr Heyer, zeigte einem Gast eine kleine Maschine,<br />
indem er eine Anfertigung von Fünfmarkscheinen vorführte. Der<br />
verblüffte Zuschauer konnte nicht begreifen, wie der kleine, höchst<br />
einfache Apparat völlig echte Fünfmarkscheine druckte. Herr Heyer<br />
arbeitet auch an der Herstellung von Hundertmarkscheinen. Der<br />
Gast, um den lieben Mitmenschen Schaden zu ersparen, brachte<br />
die unheimliche Papiergeldwerkstätte zur Staatsanwaltschaft,<br />
die eine Hausdurchsuchung nach falschem Gelde und den dazu<br />
benutzten Werkzeugen bei Herrn Heyer vornehmen und die aufgefundene<br />
Geldmaschine einziehen ließ.<br />
Wie möchten das Gesicht des Herrn Staatsanwalts beim Anblick<br />
des kleinen Apparates gesehen haben, mit dem vor langer Zeit<br />
ein Abgeordneter im Reichstage seine Kollegen belustigt hat und<br />
der ca. 15 Jahre zur Erheiterung der Gäste der „ Friedenseiche „<br />
diente.<br />
Das ganze Elbstädtchen lacht über den gelungenen Scherz des<br />
alten spaßhaften Herrn Heyer, der nach Herausgabe des eingezogenen<br />
Apparates damit hoffentlich noch recht oft seinen Gästen<br />
etwas vormachen wird.<br />
Zur Erklärung, der von Herrn Heyer in seiner Papierwerkstatt<br />
benutzten Maschine möge erwähnt sein, dass eine solche zu<br />
damaliger Zeit für einige Groschen auf der Leipziger Messe erworben<br />
werden konnte.<br />
In die kleine unscheinbare Maschine wurde von Herrn Heyer mit<br />
großer Geschicklichkeit ein richtiger Fünfmarkschein und ein ebenso<br />
großes Stück Papier hineingedreht. Während nun das Stück<br />
Papier in der Maschine verblieb, kam der Fünfmarkschein nach<br />
einigen Umdrehungen <strong>zum</strong> Vorschein. Die Geldscheinherstellung<br />
wirkte überzeugend, weil der Gastwirt Serien, also Scheine mit<br />
fortlaufenden Nummern, herstellen konnte. Die Serie neuer Fünfmarkscheine<br />
hatte ihm sein Sohn, der in Berlin Bankbeamter war,<br />
verschafft.<br />
1890 wurde der Markt neu gepflastert. Dies war ein großes Ereignis<br />
für die Pretzscher.<br />
Jeder passte auf, dass das neue Pflaster nicht beschädigt wird.