ALPHA QUINTO Diplomarbeit - Landesarbeitsgemeinschaft anderes ...
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Weiter werden wichtige Begriffe (und deren Betrachtungsweise) wie beispielsweise<br />
funktionaler Analphabetismus, Literalität und Grundbildung von verschiedenen Interessengruppen<br />
zuweilen als Kampfbegriffe in bildungspolitischen Diskussionen verwendet<br />
und sind dadurch auch politisch geprägt (vgl. Hubertus 1998, S. 82). 10<br />
Primäre oder auch natürliche Illiterate hatten in ihrer Kindheit und Jugend nicht die<br />
Möglichkeit, lesen und schreiben zu lernen, oder haben nie eine Schule besucht. Dies<br />
kann z.B. an einem schlecht ausgebauten Schulsystem liegen. Im Allgemeinen tritt<br />
dieses Phänomen in Ländern auf, in denen keine allgemeine Schulpflicht besteht (oder<br />
die Schulpflicht nicht umfassend durchgesetzt wird), so wie es häufig in Entwicklungsländern<br />
der Fall ist. In diesen Ländern ist Analphabetismus keine Ausnahme, sondern<br />
der alltägliche Normalfall. „Wenn jemand wegen fehlenden Schulbesuchs nie lesen<br />
und schreiben gelernt hat, spricht man von primärem Analphabetismus“<br />
(Döbert/Hubertus 2000, S. 20, Hervorhebungen im Original). Durch Immigration von<br />
Menschen die in ihrem Heimatland weder schreiben noch lesen gelernt haben, werden<br />
aber auch die Industrienationen zunehmend mit dem Problem des primären Analphabetismus<br />
konfrontiert. Gelegentlich spricht man bei dieser Personengruppe auch von<br />
totalen Analphabeten, also von Menschen mit keinen Buchstabenkenntnissen. Aber<br />
nicht nur fehlender Schulbesuch bedingt totalen oder natürlichen Analphabetismus. Für<br />
Menschen mit körperlichen, geistigen oder anderen Behinderungen kann das Erlernen<br />
der Schriftsprache unmöglich sein (vgl. Döbert/Hubertus 2000, S. 20; vgl. Feldmeier<br />
2004, S. 107; vgl. Linde 2001, S. 6).<br />
Sekundärer Analphabetismus, auch als Vergessenseffekt bezeichnet, beschreibt<br />
den Prozess des Verlernens von vorher in der Schule erworbenen Fertigkeiten im Laufe<br />
der Zeit. Durch das Verlernen dieser Fertigkeiten fällt die betroffene Person hinter<br />
die gesellschaftlich geforderten Mindeststandards 11 zurück. Linde (Linde 2001, S. 6)<br />
und Hubertus (Hubertus 1995, S. 251) weisen in diesem Zusammenhang auf das<br />
Problem hin, dass gelegentlich die Begriffe funktionaler Analphabetismus und sekundärer<br />
Analphabetismus synonym gebraucht werden. Und dies obwohl „der sekundäre<br />
Analphabetismus ein Sonderfall des funktionalen Analphabetismus“ ist (Hubertus<br />
1995, S. 251).<br />
10 In Stark/Fitzner/Schubert (1997) werden die verschiedenen Ansichten zum Thema Grundbildung<br />
ausführlich behandelt.<br />
11 Zu Mindeststandards siehe die Definition von Drecoll (1981, S. 31).<br />
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