ALPHA QUINTO Diplomarbeit - Landesarbeitsgemeinschaft anderes ...
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Weiter führte die ökonomische Krise in den 80er Jahren zu einem verstärkten Konkurrenzkampf<br />
um Arbeitsplätze. Formale und allgemein akzeptierte Kriterien für die Auswahl<br />
von Bewerbern, wie z.B. die Rechtschreibfähigkeit, wurden verstärkt genutzt, was<br />
bei Illiteraten u.a. zu einer Suche nach Lernmöglichkeiten führte (vgl. Döbert/Hubertus<br />
2000, S. 18).<br />
Durch die Auflösung der DDR rückte das Thema Analphabetismus verstärkt in den<br />
Fokus im wiedervereinigten Deutschland. Offiziell gab es in der DDR keinen Analphabetismus,<br />
bis Mitte des Jahres 1989 existierten weder wissenschaftliche Publikationen<br />
noch Diskussionen über dieses Phänomen. Menschen mit keiner oder geringer Schriftsprachkompetenz<br />
waren, ebenso wie in der BRD, im Berufsleben, in Verbänden und<br />
Solidargemeinschaften integriert. Bis zu diesem Zeitpunkt ist diese Gruppe von Personen<br />
nicht auffällig gewesen. Die schon oben angesprochenen Veränderungen der Berufswelt<br />
und die Umstrukturierungen der Wirtschaft fanden in den neuen Bundesländern<br />
nach dem sog. Mauerfall dann um einiges rasanter statt. So wurde bald deutlich,<br />
dass es unter der Bevölkerung der ehemaligen DDR auch funktionale Illiterate gibt (vgl.<br />
Döbert/Hubertus 2000, S. 28; vgl. Huck/Schäfer 1991, S. 31; vgl. Nickel 2002, S. 1f.).<br />
Im Sommer 2000 wurde in 32 Ländern, wovon 28 Mitgliedsstaaten der OECD sind,<br />
die PISA-Studie (2000) durchgeführt. Diese Studie war die bis dahin größte Vergleichsstudie<br />
von Schülerleistungen; in die Untersuchung wurden in Deutschland 5000<br />
stichprobenartig ausgesuchte Schüler aus 219 Schulen einbezogen. 23<br />
Der Schwerpunkt<br />
der Studie lag bei der Überprüfung der Lesekompetenz sowie der mathematischen<br />
und naturwissenschaftlichen Grundbildung von 15-Jährigen. Literalität wurde<br />
hier in einem umfassenden Sinne aufgefasst, da auch Alltagsanforderungen 24 miteinbezogen<br />
worden sind. Nickel konstatiert: „Die Ergebnisse der PISA-Studie 2000 sind<br />
auch für die bildungstheoretische Diskussion im Bereich der Grundbildung von großer<br />
Bedeutung“ (Nickel 2002a, S. 7).<br />
Für die oben angesprochene Diskussion sind u.a. folgende Ergebnisse der PISA-<br />
Studie relevant:<br />
1. 23% der Schüler erreichen nur die erste Lesekompetenzstufe oder bleiben sogar<br />
unter diesem Niveau. Dies ist für Industriestaaten ein ungewöhnlich hoher<br />
Wert an schwachen oder sehr schwachen Lesern. Jugendliche, die die unterste<br />
Niveaustufe nicht erreichen, stammen meist aus Familien ungelernter Arbeiter<br />
und sind am meisten betroffen. Hier zeichnet sich die soziale Vererbbarkeit<br />
des funktionalen Analphabetismus ab.<br />
23 PISA-E, die nationale Ergänzungsprüfung in Deutschland, umfasst in der repräsentativen<br />
Stichprobe 50.000 Schüler aus 1.466 Schulen (vgl. Nickel 2002a, S. 7).<br />
24 Nickel (2002a, S. 7) nennt an dieser Stelle folgende Alltagsanforderungen: Informieren, Bewerten<br />
und Abgleichen.<br />
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